Sparkassen im Hochsauerlandkreis - Sauerländer Heimatbund e.V.
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SAUERLAND NR. 4/2009 171<br />
dem Herrn über Leben und Tod vorgreifen<br />
zu können.<br />
Da der Friedhof nun <strong>im</strong> Regelfall nahe<br />
bei der Pfarrkirche lag oder die Pfarrkirche<br />
umgab – wie etwa in Helden und<br />
Wormbach – wurde er auch „Kirch hof“,<br />
<strong>im</strong> Englischen churchyard genannt. Er<br />
umklammerte Lebende und Tote und<br />
empfahl in diesem Verbund angelegentlich<br />
die Pflege des Grabes und das Gebet<br />
für die Toten. Zaun, Hecke oder<br />
Mauer grenzten den Friedhof von seiner<br />
Umgebung ab. Zudem galt für ihn (fast)<br />
derselbe Friede wie für die Kirche. Bis in<br />
die Neuzeit erstreckte sich das Asylrecht<br />
auch auf Friedhöfe. Wer gelyncht zu<br />
werden drohte, sah sich zunächst einmal<br />
gerettet, wenn er einen Friedhof erreicht<br />
hatte.<br />
Die Auslagerung der Friedhöfe<br />
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts<br />
wurden die Friedhöfe inmitten der Städte<br />
zum Problem. Sie wurden zu klein<br />
oder unterlagen hygienischen Vorstellungen.<br />
Die kommunalen Verwaltungen<br />
kamen mehr und mehr überein, zur antiken<br />
Situation zurückzukehren, eine<br />
„erregende und komplizierte Geschichte,<br />
die eine ganz entscheidende Seite<br />
der zeitgenössischen Sensibilität zu erkennen<br />
gibt“ (Philippe Ariès).<br />
Nun liegt der Friedhof außerhalb der<br />
Stadt (jedenfalls in ihren damaligen<br />
Grenzen). Er wird als Park oder öffentli-<br />
cher Garten entworfen. Ein Beispiel<br />
dafür ist der Melaten-Friedhof in Köln.<br />
Im Jahr 1804 hatte ein Dekret Napo -<br />
leons zum Entsetzen der Kölner die Beerdigung<br />
in Städten, Dörfern und geschlossenen<br />
Gebäuden verboten. Damit<br />
war die Zeit der Bestattung auf dem<br />
Kirchhof vorbei – ein großer Schritt <strong>im</strong><br />
Säkularisierungsprozess. Melaten wurde<br />
nach dem Vorbild des Pariser Friedhofs<br />
Père Lachaise zugleich als Erholungs -<br />
stätte und öffentliche Grünanlage geplant.<br />
Mit seiner Einweihung 1810 wurden<br />
die Kirchhöfe innerhalb der Stadt<br />
geschlossen.<br />
Berühmter noch ist der Parkfriedhof<br />
in Hamburg-Ohlsdorf, eine Anlage, die<br />
historische Bauten und Gartendenk -<br />
mäler verbindet, mit 391 ha der größte<br />
Parkfriedhof der Welt, den zahlreiche<br />
Touristen jährlich besuchen, besonders<br />
zur Zeit der Rhododendronblüte.<br />
Die ursprüngliche Planung dieser<br />
Friedhöfe sah die Gräber verstreut <strong>im</strong><br />
Rasen vor. Das bringt eine ganz andere<br />
Bewertung des Todes zur Geltung, die<br />
weniger mit Religion und Glaube als mit<br />
dem privaten und öffentlichen Leben zu<br />
tun hat: Die Hinterbliebenen machen<br />
sich die vorher unbekannte Gewohnheit<br />
zu eigen, regelmäßig die Gräber ihrer<br />
Angehörigen zu besuchen. Deren Ein -<br />
bet tung in die Natur wird als tröstend<br />
empfunden.<br />
Dieses Leitbild hat sich seitdem nicht<br />
gewandelt, ist in seiner Ästhetik jedoch<br />
nicht intakt geblieben, denn in den meis -<br />
ten Fällen sind <strong>im</strong> Friedhofspark die<br />
Grünflächen geschwunden und bis zum<br />
letzten Fleck mit Gräbern besetzt worden.<br />
Der alte Friedhof in Attendorn<br />
kommt in seinem heutigen Zustand der<br />
ursprünglichen Idee wieder näher, wäh -<br />
rend der neue Waldfriedhof dort mit seinen<br />
Bäumen zwar „etwas Park“ s<strong>im</strong>uliert,<br />
aber ansonsten ein dicht an dicht<br />
besetztes Gräberfeld darstellt, dessen<br />
noch vorhandene Freifläche jedoch der<br />
gleichen Belegung zugedacht ist.<br />
Erhalten blieben die rund um die<br />
Pfarrkirche gelegenen Friedhöfe <strong>im</strong><br />
Sauerland nur in kleineren Dörfern. So<br />
in Wormbach, einer der „Urpfarreien“<br />
des Sauerlandes, in Helden oder in<br />
Kohlhagen …<br />
Neue Entwicklungen<br />
Die den Zeitgenossen oft unbewusst<br />
bleibenden Veränderungen ihrer eigenen<br />
Denkweisen und Glaubenshal tun g -<br />
en als auch der allgemeine Werte wandel<br />
in der Gesellschaft sowie die damit verbundenen<br />
Änderungen der Trau erkultur<br />
stellen sich auch auf den Friedhöfen<br />
dar. Der Anteil der Feuer bestattungen<br />
hat erheblich zugenommen; er liegt in<br />
Deutschland zwischen der Hälfte und<br />
zwei Dritteln aller Bestattungen. Auch<br />
werden pflegefreie Grabstätten und kür-