Sparkassen im Hochsauerlandkreis - Sauerländer Heimatbund e.V.
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SAUERLAND NR. 4/2009 173<br />
• Auf den Grabstätten dürfen keine liegenden<br />
Grabplatten errichtet werden.<br />
• Um eine weitere Versiegelung von<br />
Flächen zu vermeiden und eine möglichst<br />
naturnahe Gestaltung des Fried hofs zu<br />
erhalten, ist eine Abdeckung auch von<br />
Teilen der Grabstätte mit Kies, Granulat<br />
oder ähnlichen Materialien nicht gestattet.<br />
Die mit den Grabmälern verbundene<br />
Symbolik verdient kaum diesen Namen.<br />
Wenn in billigem Bronzeguss ein Kreuz,<br />
die „betenden Hände“ oder die „Im -<br />
maculata“ auf den polierten Stein montiert<br />
werden, ist das eher Klischee zu nennen<br />
als Symbol, denn ein Symbol „gibt zu<br />
denken“, ein Klischee wiederholt nur das<br />
längst Verblasste und Abgegriffene.<br />
Neben den kommerziellen Produkten<br />
finden sich nur hin und wieder noch einzelne<br />
künstlerisch gestaltete Grabsteine,<br />
die unbedingten Wert haben, über die Ruhezeit<br />
hinaus erhalten zu werden. In Dänemark<br />
haben viele Friedhöfe dafür einen<br />
eigenen Ort reserviert, eher <strong>im</strong> Abseits.<br />
Es lässt sich aber auch denken, für<br />
solche Grabmale an hervorgehobenen<br />
Orten, sogar außerhalb des Fried hofs, einen<br />
sinnvollen Platz zu suchen.<br />
Der Friedhof von Marienthal<br />
An dieser Stelle ist allen, die sich für eine<br />
lebendige Friedhofskultur verantwortlich<br />
sehen, eine Fahrt nach Marien thal in<br />
der Gemeinde Hamminkeln, Landkreis<br />
Wesel zu empfehlen. Im Jahr 1924 wurde<br />
dorthin Augustinus Winkel mann<br />
(1881-1954) als Pfarrer versetzt. Bereits<br />
an seiner vorigen Stelle in Kleve suchte er<br />
Kontakt zu jungen Künstlern, wie auch<br />
mit Dichtern und anderen kreativen Menschen.<br />
Der kirchlichen Schein kunst von<br />
damals wollte er mit einer „von innen<br />
heraus geformten Kunst“ begegnen. Er<br />
fand nicht nur Künstler für die Ausgestaltung<br />
der Marienthaler Klo sterkirche, den<br />
Kreuzgang und die Mönchszellen, sondern<br />
auch für den Friedhof, der heute eine<br />
singuläre Er schei nung ist. Die Darstellung<br />
auf den Grabsteinen bevorzugt meistens<br />
die Namenspatrone der Verstorbenen,<br />
oder es wird ein Gleichnis dargestellt,<br />
das dem bäuerlichen und christlichen<br />
Leben vertraut ist. Ein großes Schieferrelief<br />
des <strong>Sauerländer</strong> Künstlers Eugen<br />
Senge-Platten zeigt die Szene Offb 11:<br />
Christus erscheint auf weißem Ross zum<br />
Gericht. Wir finden eine Pietà von Kurt<br />
Schwip pert aus dunkel glasierter Keramik,<br />
daneben an der Nordwand der Kirche<br />
ein Mosaik aus he<strong>im</strong>ischem Rheinkiesel<br />
von Franz Dinnendahl, Christus als<br />
Welten könig. Karl van Ackern ist vertreten<br />
mit einem in Kupfer getriebenem<br />
Lamm der Apokalypse, Eberhard Kahl<br />
zeigt den auferstehenden Christus. Die<br />
Figur des Sämanns verweist auf Sterben<br />
und Auferstehen; auch die „Jünglinge <strong>im</strong><br />
Feuerofen“ erzählen von österlicher<br />
Hoffnung. Die Emmaus szene gestaltet<br />
die Mahlgemeinschaft als Bild des Reiches<br />
Gottes. Die Heilung des Blinden verbindet<br />
sich mit der Bitte „Lass mich sehend<br />
werden“. Auch der Fisch, der Jonas<br />
aus dem Meeresgrab wieder ausspeit, ist<br />
ein Hoffnungs zeugnis. Die Erweckung<br />
des Jünglings von Na<strong>im</strong>, die Kundschafter,<br />
die mit einer großen Traube aus dem<br />
Gelobten Land zurückkehren – <strong>im</strong>merfort<br />
neue symbolische Geschichten, die<br />
zu denken geben, fern jeder leeren Konventionalität.<br />
Gegenüber diesem Friedhof, stecken<br />
die meisten heutigen Friedhöfe in einem<br />
Zustand klischeehafter religiöser Verarmung.<br />
Einerseits sind sie Ausdruck für<br />
das tragische Miss verhältnis zwischen<br />
moderner Kunst und Kirche, andererseits<br />
belegen sie, dass auch hier „der Glaube<br />
verdunstet“. Es wird nicht genügen, gärtnerische<br />
Pflege zu leisten und eine Friedhofsordnung<br />
zu haben, die der Unordnung<br />
wehrt, sowenig es genügt, Osterpredigten<br />
zu halten, wenn dies alles nicht<br />
zu einer neuen Sprache des Glaubens<br />
führt, die auf den Friedhöfen das Leben<br />
deutet.<br />
Die Inschriften<br />
Alles dies gilt auch für die Inschriften<br />
auf Grabmälern. So wie die Totenzettel<br />
<strong>im</strong> letzten Jahrhundert <strong>im</strong>mer dürftiger<br />
wurden und heute <strong>im</strong> Normalfall mit dem<br />
Namen nur noch Geburts- und Todestag<br />
verbinden, aber jede persönliche Gestal -<br />
tung vermissen lassen – sowohl in der<br />
Auswahl der vorgelegten Motive als auch<br />
<strong>im</strong> vielleicht noch abgedruckten Gebet – ,<br />
finden sich die Grabinschriften auf Name<br />
und Lebensdaten reduziert. Kaum noch<br />
ein Wort des Glaubens darüber hinaus.<br />
Auf dem Friedhof von Keitum auf Sylt bestehen<br />
noch die Grabmale der Familie