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Sparkassen im Hochsauerlandkreis - Sauerländer Heimatbund e.V.

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SAUERLAND NR. 4/2009 167<br />

Die<br />

Lebenden und die<br />

Toten<br />

Friedhöfe<br />

in<br />

Geschichte<br />

und<br />

Gegenwart<br />

is vor rund hunderttausend Jahren<br />

haben die Menschen – archäologischer<br />

Kenntnis zufolge –<br />

in ihren Toten kaum anderes gesehen<br />

als „ganz normale Kadaver“. Man fand<br />

ihre Knochen verstreut zwischen den<br />

Abfällen ihrer Lagerplätze. Das entspricht<br />

noch der Art, wie auch Pr<strong>im</strong>aten<br />

ihre Toten unbeachtet lassen. Aber bereits<br />

bei den Neandertalern differenziert<br />

sich das Verhalten. In der Regel begruben<br />

sie ihre Toten vollständig, doch<br />

kann daraus noch nicht geschlossen<br />

werden, dass sich mit diesen frühen Begräbnissen<br />

bereits ein Glaube an ein Leben<br />

nach dem Tode verbunden hat. Dazu<br />

gehört ein Abstraktionsvermögen,<br />

das Vergangen heit und Zukunft übergreift.<br />

Das archäologische Material erlaubt<br />

keine zweifelsfreien Schlüsse auf<br />

transzendente Vorstellungen.<br />

Vorgeschichtliche Bestattung<br />

Hinweise auf regelmäßige Beisetzun -<br />

gen stammen erst aus dem oberen<br />

Palä o li thikum. Bei Sungir, 200 Kilo -<br />

meter nordöstlich von Moskau, wurden<br />

vier gut erhaltene Gräber entdeckt, nach<br />

den Radiokarbon-Messungen zwischen<br />

25 500 bis 22 000 Jahre alt. Die Lei-<br />

chen, mit rotem Ocker bestreut, waren<br />

in sehr aufwendiger Kleidung und mit<br />

reichem Schmuck beerdigt worden, ein<br />

Mann, eine Frau und zwei heranwachsende<br />

Kinder. Diese und andere Gräber<br />

belegen zum ersten Mal den Wunsch,<br />

den sozialen Rang von Toten zu demons -<br />

trieren. Die Kindergräber lassen diesen<br />

Rang bereits erblich verstehen, so dass<br />

vermutlich damals schon die vollständig<br />

gleichberechtigte Gesellschaft ihr Ende<br />

gefunden hatte. Vor allem aber zeigt der<br />

Befund ein Denken über den Tod hinaus<br />

und die symbolische Ausstattung der Toten<br />

für ein jenseitiges Leben.<br />

Steinzeit<br />

Auch die gewaltigen Steingräber des<br />

Neolithikums bezeugen einen Totenkult,<br />

ohne dass wir sagen können, welche<br />

Rolle sie in ihren Gesellschaften einnahmen<br />

und welche Vorstellungen über ein<br />

Jenseits sich mit ihnen verbanden. Die<br />

Steingräber Nordeuropas enthielten reiche<br />

Grabbeigaben mit dekorierter Töp -<br />

ferware, Bernstein-Amuletten und wohl<br />

auch Speiseopfern. Natürlich waren diese<br />

Megalithgräber in ausgedehnte Kulte<br />

eingebunden. Dass der darin gefeierte<br />

Glaube sich auf Leben und Tod bezog,<br />

von Prof. Dr. Hubertus Halbfas<br />

darf unterstellt werden, aber keine St<strong>im</strong>me<br />

berichtet über nähere Inhalte. Welche<br />

Symbolik dem Stein zugehörte, der<br />

mit ungeheuren Anstrengungen über<br />

große Entfernungen herbeigeschafft<br />

wurde, wird in der Religionsgeschichte<br />

unterschiedlich beantwortet; mal werden<br />

ihm Dauer und majestätische Macht<br />

zugeschrieben, mal erscheint er, wie in<br />

Gen. 28, 17.19 oder in der Kaaba von<br />

Mekka als „Haus Gottes“, mal soll er<br />

Ahnenkraft verkörpern. Auch können<br />

sich Opferkulte damit verbunden haben,<br />

etwa um die Lebenskraft auf der Erde zu<br />

erneuern.<br />

Ägypten<br />

Die megalithische Kultur endete in<br />

Europa <strong>im</strong> 3. vorchristlichen Jahrtau -<br />

send. Seit 2800 v. Chr. wurden hier keine<br />

neuen Steinmonumente mehr errichtet.<br />

Um diese Zeit hatte die Frühzeit<br />

Ägyptens bereits begonnen (3100–<br />

2670), das Alte Reich schloss sich von<br />

2670 bis 2150 an. Mit der Geschichte<br />

Ägyptens beginnt ein Totenkult, der monumentale<br />

Grabbauten, die Schrift und<br />

die Idee der Unsterblichkeit verbindet.<br />

Nirgendwo sonst repräsentiert das Grab<br />

das Ganze einer Kultur, Diesseits und

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