Sparkassen im Hochsauerlandkreis - Sauerländer Heimatbund e.V.
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SAUERLAND NR. 4/2009 209<br />
in Brilon von 1952 bis 1960. Ann-Katrin<br />
Thomm: Von der Waldeinsamkeit<br />
zum Gemütswald. Ein Beitrag zum „Mythos<br />
Wald“ als romantische Sehnsuchts -<br />
landschaft und Werbemotiv. Werner<br />
Knoche: Die Kriegshandlungen <strong>im</strong><br />
Raum Arnsberg und Fredeburg. Aus<br />
den Erinnerungen eines Zeitzeugen. Dr.<br />
Johanna Junk: Wo Meister Papen den<br />
Alabaster holte. Exkursion des Kloster -<br />
museums Dalhe<strong>im</strong> in die Steinbrüche<br />
bei Giershagen – Drei neue Fundstücke<br />
für das Museum. Ursula Hennecke: Der<br />
Blutegel als Therapeut. Ein wiederentdecktes<br />
altherkömmliches Heilver fah -<br />
ren. Dr. Heike Plaß: Kirchenmalerei aus<br />
Oberschledorn. Das Familienunterneh -<br />
men Bergenthal. Herbert Somplatzki:<br />
Literarische Spurensuche zwischen He<strong>im</strong>at<br />
und Welt. Grenzüberschrei tungen<br />
<strong>im</strong> Wort. Anton Trippe: Von Braunshausen<br />
nach Wien. Die Erfolgs -<br />
geschichte der Brüder Knecht. Norbert<br />
Föckeler: Rückblick aus dem Kreis -<br />
archiv. Zahlen, Daten, Fakten. Ilse<br />
Schneider: Wunderbare Welt<br />
Herausgeber: Der Landrat des <strong>Hochsauerlandkreis</strong>es.<br />
Verlag und Vertrieb: Podszun-Verlag GmbH, Brilon<br />
2009, ISBN 978-3-86133-541-2<br />
Die Chronik eines<br />
Grafschafter Mönchs<br />
1772 – 1832<br />
Ein ganz besonderes<br />
Buch<br />
ist anzuzeigen:<br />
Der Benediktin<br />
e r m ö n c h<br />
Odilo Girsch<br />
hat die bewegte<br />
Zeit vom Ende<br />
des 18. bis<br />
in die ersten<br />
Jahr zehnte des<br />
19. Jahrhunderts<br />
ausführlich aufgezeichnet. Die Geschichte<br />
der Abtei Graf schaft und seine<br />
eigene Le bens geschichte als Geistlicher<br />
in verschiedenen Dörfern des Hochsauerlandes<br />
sind in seinem eng beschriebenen<br />
Tagebuch (467 S.) festgehalten,<br />
das <strong>im</strong> Pfarrarchiv von Kirch rarbach<br />
aufbewahrt wird. Nun hat Alfred Bruns,<br />
seit langem um die Erschließung von<br />
Quellen zur Geschichte des Sauer landes<br />
hochverdient, die Chronik des Odilo<br />
Girsch bearbeitet, und der He<strong>im</strong>at- und<br />
Geschichtsverein Schmallenberger<br />
Sauerland hat das schön gestaltete Buch<br />
für die historisch interessierte Leser -<br />
schaft zugänglich gemacht.<br />
Was zeichnet dieses einzigartige<br />
Werk aus? Zunächst bringt es Nachrichten<br />
über die Abtei Grafschaft, in die Odilo,<br />
1758 <strong>im</strong> hessischen Obertiefenbach<br />
bei L<strong>im</strong>burg geboren, achtzehnjährig<br />
eingetreten war und sich dort bald als<br />
Or gelspieler hervortat. Noch sind seine<br />
Eintragungen sehr knapp, aber sie werfen<br />
ein bezeichnendes Licht auf Span -<br />
nungen zwischen dem Kloster und Teilen<br />
der Schmallenberger Bevölkerung,<br />
die er „Canibalen“ nennt, aber auch auf<br />
die ersten Auseinandersetzungen in den<br />
Revolutionskriegen zwischen den kurkölnischen<br />
Truppen und den Franzosen,<br />
denn 1794 muss er notieren „Nun drohte<br />
auch der verderbliche Krieg mit den<br />
Franzosen den diesseits des Rheins gelegenen<br />
Ländern“ (S. 20). Seitdem ist<br />
seine Chronik ein fortlaufender Bericht<br />
über die Kriegsentwicklung in seiner<br />
Umwelt. Er zeichnet aber nicht nur die<br />
räuberischen, unaufhörlichen Belastungen<br />
der sauerländischen Bevölkerung<br />
durch die Truppen der Kriegführenden<br />
auf, sondern auch das allgemeine<br />
Kriegsge schehen, so dass man sich<br />
fragt, welche Zeitungen dieser aufmerksame,<br />
gut informierte Chronist jeweils<br />
heranziehen konnte. Schon 1797<br />
taucht auch der Name des „in Italien<br />
commandierenden Generals Bounaparte“<br />
auf und seine militärischen Aktionen<br />
gegen die Österreicher, denen Odilos<br />
ganze Sympathie gilt. Neben dem<br />
Kriegsgeschehen notiert er nun auch<br />
ständig die täglichen Wetter -<br />
nachrichten. Über Schnee und Frost lesen<br />
wir viel, auffallend sind besonders<br />
die häufigen Meldungen über außerordentliche<br />
oder schreckliche „Sturmwinde“,<br />
die damals das Sauerland offenbar<br />
<strong>im</strong>mer wieder he<strong>im</strong>gesucht haben. Seit<br />
1801 n<strong>im</strong>mt er eine Pfarrstelle in<br />
Kirchrarbach ein, wo er auch Schulunterricht<br />
erteilt und die Jugend für sich<br />
gewinnt. „Ich behandelte dieselbe so,<br />
wie man ein junges Bäumchen behandelt,<br />
wenn mans zu einem guten Baum<br />
haben will“ (S. 51). Sein Verhältnis zu<br />
den Erwachsenen, diesen „wiederspens -<br />
tigen Menschen“, ist offenbar schwieriger.<br />
1802 wechselt er nach Dorlar und<br />
amtiert dort als Pfarrer bis 1822. Große<br />
Ereignisse verändern in dieser Zeitspanne<br />
die Welt, vor allem das Ende der kurkölnischen<br />
und der Beginn der hessischen<br />
Herrschaft <strong>im</strong> Zuge der Säkularisation,<br />
in der die meisten sauerländischen<br />
Klöster aufgehoben wurden.<br />
Empört vermerkt der Chronist: „Diese<br />
grausame Art, Menschen ohnverdient<br />
von ihrem Eigentume zu verjagen, sich<br />
damit zu entschädigen, mögen jene nur<br />
gutheißen, welche öffentliche Diebstähle<br />
rechtfertigen können“ (S. 53). Auch<br />
den Auf- und Abstieg Kaiser Napoleons<br />
hält er ausführlich fest wie auch die Maß -<br />
nahmen der verhassten Hessen, die, wie<br />
er schreibt, bis zum Schluss die „West -<br />
phälinger“ durch ihre Besteuerung aussaugten.<br />
In einem eigenen Abschnitt<br />
„Bemerkung über das Benehmen der<br />
Hessen und des überhaupt angestellten<br />
Personals während der Besitznahme bis<br />
Ende 1816 den 15ten Julius“ schreibt er<br />
sich seinen Zorn über die herrschsüchtigen<br />
Hessen von der Seele, die nichts anderes<br />
bezweckten „als die Untertanen irre<br />
und die Advokaten gewissenlos zu<br />
machen“. Aber auch die neue preußische<br />
Regierung enttäuscht seine hoffnungsvollen<br />
Erwartungen, er erlebt<br />
nichts als Nachteile für die Geistlichkeit<br />
und die katholische Religion. Auch in<br />
Dorlar klagt er über das „widerspenstige<br />
Betragen des Kirchspiels“, so dass er<br />
von 1822 – 25 noch einmal Pfarrverweser<br />
in Kirchrarbach wird, ehe er dann<br />
mit viel Erfolg die Pfarrstelle in Altastenberg<br />
versieht, bis er 1833 in den Ruhestand<br />
geht. In Dorlar stirbt er hochbetagt<br />
1847. Mit seiner Chronik hat er uns<br />
nicht nur ein einzigartiges Zeugnis der<br />
Zeitge schichte hinterlassen, sondern<br />
auch das eindrucksvolle Bild eines nachdenklichen,<br />
kritisch-aufrechten und<br />
glaubensstarken Gottesmannes geschenkt.<br />
Dr. Erika Richter<br />
Die Chronik des Odilo Girsch 1772 – 1832, bearbeitet<br />
von Alfred Bruns. Herausgeber He<strong>im</strong>at- und Geschichtsverein<br />
Schmallenberger Sauerland e.V. 2009,<br />
175 S.<br />
Schliprüthen – ein<br />
Jubiläums-Kirchenführer<br />
Vor einem strahlendblauen Sommer -<br />
h<strong>im</strong>mel eine weiße Dorfkirche mit kräftigem,<br />
schiefergedecktem Turm – das<br />
farbige Titelbild st<strong>im</strong>mt froh. Es zeigt die