Sparkassen im Hochsauerlandkreis - Sauerländer Heimatbund e.V.
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SAUERLAND NR. 4/2009 165<br />
Kommunionkind in Schliprüthen<br />
(April 1924)<br />
Quelle: Archiv Museum Eslohe<br />
Herzens wärme und Frömmigkeit birgt,<br />
wird überfahren. Das Problem sind bisweilen<br />
nicht die Priester, die fehlen, sondern<br />
die, die nach neuen Konzepten als<br />
überörtliche Kirchenmanager (bzw. mobile<br />
Sakramentenspender) ihren Dienst<br />
versehen und zwangsläufig in eine <strong>im</strong>mer<br />
größere Überlastung geraten. Unglückliche<br />
Seelsorger kann sich eine Kirche<br />
<strong>im</strong> Traditionsabbruch aber am allerwenigsten<br />
leisten. Die große Macht -<br />
konzentration be<strong>im</strong> Pfarrer, der überall<br />
das letzte Wort hat, wird von vielen Getauften<br />
außerdem als nicht mehr angemessen<br />
betrachtet.<br />
Gegen die Zerstörung der ortsnahen<br />
Gemeinde zugunsten von „Pastoral -<br />
plänen“, die eigentlich nichts anderes<br />
als Priestermangel-Anpassungspläne<br />
sind, protestieren <strong>im</strong> ganzen Land engagierte<br />
Gläubige. Im Erzbistum Freiburg,<br />
so berichtet das Konradsblatt vom 12.<br />
April 2009, fordern sie z.B., „dass jede<br />
Ge meinde einen eigenen Gemeindeleiter<br />
erhält – sei es einer der hauptamt -<br />
lichen Laien, ein Diakon oder aber ein<br />
bewährter Mann oder eine bewährte<br />
Frau“, und „setzen sich … für die Weihe<br />
von verheirateten Männern zu Priestern<br />
ein“. Sie können<br />
sich sogar auf Joseph<br />
Ratzinger beziehen,<br />
der 1970<br />
in seinem Buch<br />
„Glaube und Zukunft“<br />
meinte, die<br />
Kirche der Zukunft<br />
werde „neue Formen<br />
des Amtes<br />
kennen und bewährte<br />
Christen,<br />
die <strong>im</strong> Beruf stehen,<br />
zu Prie stern<br />
weihen“.<br />
Die Ortsbischöfe<br />
sind gut beraten,<br />
wenn sie auf die unermesslichenReichtümer<br />
der Men -<br />
schen schauen und<br />
nicht auf den Priestermangel.<br />
Im 19.<br />
Jahrhundert ka -<br />
men viele Saue r -<br />
länder Gemeinden<br />
während des Kul -<br />
tur kampfes auch<br />
ohne Priester aus.<br />
Es gab weiterhin<br />
Prozessionen und<br />
Gottesdienste. (Die<br />
zahllosen Kapellen gemeinden hatten<br />
ohnehin <strong>im</strong>mer ein eigenes Gebets -<br />
leben). Das Fest klammern an priesterzentrierten<br />
Kon zepten ist der dickste<br />
Brems klotz, der dem Wirken des Heiligen<br />
Geistes und dem Glück vieler Ge -<br />
meinden entgegensteht. Ein Bischof,<br />
der von diesem Irrweg ablässt, wird seinem<br />
Nachfolger vielleicht auch wieder<br />
mehr Priester bescheren. So oder so<br />
muss aber der Grundsatz walten: „Das<br />
Amt ist für die Menschen da, nicht die<br />
Menschen für das Amt.“<br />
Es kann also nicht darum gehen, dass<br />
den Gemeinden gnädig von oben zentralisierte<br />
Eucharistiefeiern am Sonntag<br />
in „zumutbarer Entfernung“ gewährt<br />
werden. Auf diese Weise würde die letzte<br />
Chance vertan, aus dem reichhaltigen<br />
Fundus des Überkommenen etwas Zukunftsträchtiges<br />
wachsen zu lassen. Die<br />
Kirche vor Ort lebt durch diejenigen, die<br />
den Kindern von Jesus erzählen, Menschen<br />
zusammenbringen, Einsame besuchen,<br />
für Krankenbetreuung Sorge tra-<br />
Deckblatt des <strong>Sauerländer</strong> He<strong>im</strong>atkalenders für 1924<br />
gen, Gotteslob und Hauskommunion<br />
feiern, Konflikte wahrnehmen und<br />
Schei ternden helfen, eine soziale Kom -<br />
munalpolitik mitgestalten, gemeinschaftliche<br />
Freude an der Musik ermöglichen …<br />
In die Hände dieser Christen – zumeist<br />
sind es Frauen – gehört auch die Gemeindeleitung.<br />
Die Kirche muss <strong>im</strong> Dorf<br />
bleiben. Sie ist keine Verwal tungs einheit.<br />
Der Umbruch erfordert, das gemeinsame<br />
Priestertum aller Getauften <strong>im</strong><br />
Sinne des II. Vaticanums endlich ernst<br />
zu nehmen. Der vermutlich letzten Gene<br />
ration der Milieukatholiken kommt<br />
aufgrund ihrer gefühlsmäßigen Behei -<br />
matung <strong>im</strong> Glauben der Früheren eine<br />
wichtige Rolle zu. In ihr gibt es eine gewisse<br />
Resistenz gegen fundamentalistische<br />
Versuchungen und ebenso das Bewusstsein,<br />
dass Kirche von unten lebt.<br />
Heute kommt es darauf an, dass die sogenannten<br />
„Laien“ wirklich einen eigenen<br />
– mündigen – Standort in der Glau -<br />
bensbezeugung einnehmen und als Ge-