FINE Das Weinmagazin - 03-2015
Fine Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: SCHWEIZ
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Weinland Schweiz<br />
Ehret einheimisches Schaffen: Die Schweizer<br />
Im Wallis mit seinem Hauptort Sierre an der Rhône werden<br />
mehr als fünfzig verschiedene autochthone Rebsorten gehegt<br />
und gepflegt. Die Roccoli, Türme aus dem 19. Jahrhundert,<br />
die bis vor wenigen Jahrzehnten der Jagd auf Zugvögel dienten,<br />
prägen auch hier das Landschaftsbild.<br />
trinken ihre Weine selber. Dies führt dazu, dass<br />
die Gewächse von Genf bis Graubünden im Ausland<br />
kein Image geniessen – obwohl die Qualität in den<br />
letzten zwanzig Jahren sprunghaft gestiegen ist.<br />
Von Peter Keller<br />
Fotos Alex Habermehl<br />
Die Schweiz ist ein kleines Land. Vereinzelt ist das Selbstbewusstsein aber groß, auch in der Weinbranche. Nur so lässt sich erklären, dass<br />
kürzlich ein Edelwein namens »Electus« lanciert und preislich mit knapp 200 Franken an der oberen Schmerzgrenze positioniert wurde.<br />
Die ungewöhnliche Marketing-Idee hatte nicht ein besonders innovativer Kleinwinzer, sondern die Walliser Genossenschaft Provins, ein<br />
Großunternehmen, das nicht weniger als ein Zehntel der Schweizer Weinproduktion von rund hundert Millionen Litern erzeugt. Die<br />
dreitausendvierhundert Mitglieder der Kooperative bewirtschaften achthundertdreißig Hektar Rebland. »Electus« ist ein Reißbrett-<br />
Wein, der sieben Rebsorten aus den besten Lagen enthält. Er soll dereinst in der Liga anderer Ikonen mitspielen, wie Sassicaia, Vega Sicilia,<br />
Opus One und wie sie alle heißen.<br />
Ob das gelingt, steht auf einem anderen Blatt.<br />
»Electus«, eine abenteuerliche Assemblage<br />
aus den regionalen Sorten Cornalin<br />
und Humagne Rouge, den globalen Vertretern<br />
Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet<br />
Franc sowie der Neuzüchtung Diolinoir, verdeutlicht<br />
aber auch das Dilemma, in dem der Schweizer<br />
Weinbau steckt. Einerseits will man beweisen, dass<br />
das Land die klimatischen und geologischen Voraussetzungen<br />
mitbringt, um große Weine zu erzeugen.<br />
Andererseits wird mit dem Wein das Urteil zementiert,<br />
die Schweiz sei teuer und für Aus länder eh<br />
unerschwinglich. Immerhin liefert die Neu kreation<br />
den Beweis dafür, dass die einheimische Weinszene<br />
lebt – und das mehr denn je.<br />
Die Branche hat sich in den letzten fünfzehn,<br />
zwanzig Jahren markant verändert. Harmlose, säurearme<br />
Chasselas-Weine aus der Westschweiz, langweilige<br />
Beerliweine aus der Deutschschweiz sind<br />
hinweggefegt worden von hochwertigen, charaktervollen<br />
Kreszenzen, die selbst verwöhnte Kenner<br />
entzücken. Seit Anfang des neuen Jahrtausends der<br />
Heimatschutz für Schweizer Gewächse wegfiel und<br />
die während langer Zeit gepflegte Selbstgenügsamkeit<br />
einem neuen Denken Platz machte, wird nicht<br />
mehr von Quantität, sondern von Quali tät gesprochen.<br />
Selbstbewusste Winzer orientierten sich neu<br />
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<strong>FINE</strong> 3 | <strong>2015</strong> <strong>FINE</strong> Schweiz