Ausgabe Nr. 160 Spezial
Ausgabe Nr. 160 Spezial
Ausgabe Nr. 160 Spezial
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Nr</strong>. <strong>160</strong>, 08. KW, 22.02.2008, Seite 24 von 44<br />
Auch im Gespräch mit qualifizierten Szenebeobachtern stellt man Legendenbildungen fest, die mit den damaligen<br />
Realitäten für Insider wenig zu tun haben. Natürlich gab es in den 90er Jahren unseriöse Anbieter. Die sind inzwischen<br />
vom Markt verschwunden. Eine andere Kategorie von Sonder-Afa-Initiatoren hat sich mit Reichtum im privaten<br />
Vermögen und unter Sozialisierung der marktbedingten Verluste aus dem Geschäft zurückgezogen. Sie<br />
beobachten das Gewusel ihrer Wettbewerber, oft unter Einbringung großer Teile ihres inzwischen nicht mehr haftenden<br />
Privatvermögen, ihre Unternehmen am Leben zu erhalten, mit Grinsen.<br />
Allerdings war mancher Kampf am Ende doch vergeblich. In Berlin konnte sich eine neue Regierung an zugegebenermaßen<br />
nicht rechtsverbindlich fixierte alte Zusagen erinnern. In den neuen Ländern, speziell in Berlin oder<br />
Leipzig halbierten oder drittelten sich Marktmieten gegenüber den Mieten zum Konzeptionszeitpunkt. In Standorten,<br />
in denen die Gäste in den frühen 90er Jahren in privaten Kellern hausen mussten etablierten sich später in<br />
neuen Hotels Auslastungszahlen von 20-30%.<br />
Unser Team gehört zu den letzten, die den Bezug auf Marktveränderungen als Entschuldigungen fehlgegangener<br />
Prognosen gelten lassen. Mit Bezug auf Immobilien in den neuen Bundesländern gibt es eine Vielzahl von Veröffentlichungen<br />
in Der Platow Brief bzw. den Platow-Ostinformationen, die auf die völlig überzogenen Markterwartungen<br />
nahezu wöchentlich hinwiesen. Allerdings blieb unser Herausgeber damals Mahner in der Wüste. Die<br />
Euphorie bewegte sich gleichmäßig wie ein Tsunami über die Republik. Natürlich gab es einige und noch nicht<br />
einmal wenige Immobilienspezialisten, die damals die Meinung unseres Herausgebers zu Entwicklungen in den<br />
neuen Bundesländern teilten. Allerdings hat man von denen nie wieder was gehört, weil sie ja noch nicht einmal<br />
in der positiven Phase marktrelevant wurden.<br />
Und die wenigsten „Rechthaber“ haben wie Werner Rohmert die Möglichkeit, sich vor dem Spiegel mit Blick auf<br />
das damals Geschriebene auf die Schulter zu klopfen. Parallel setzt aber auch der dringende Wunsch ein, sich<br />
am liebsten mit Blick durch das damals durch intelligente Abstinenz eben nicht verdiente Geld woanders hinzutreten.<br />
Damit sollte man das Marktthema der damaligen Zeit abschließen.<br />
Damit bleibt nur die Frage nach der Seriosität. Und dabei ist nun einmal festzuhalten, dass die heute noch agierenden<br />
Matadore der 90er Jahre nun einmal die seriösesten der damaligen Szene sind. Aber gerade hier setzt<br />
unter den Junioren der Anlegerschutz- und Analystenszene, die oft noch nicht einmal eine Analyse-Dekade auf<br />
dem Buckel haben, eine negative Legendenbildung über die Initiatoren von damals ein. Motto: „Wo Rauch ist, ist<br />
Feuer. Wo Geld verloren wurde, war jemand unseriös.“ Unterstützt werden solche Legenden durch Anlegerschutz-Anwälte,<br />
die nach abgeschwächtem Vorbild amerikanischer Sammelklagen versuchen, hunderte oder tausende<br />
Anleger zur Abgabe von ein paar hundert Euro für ihre Interessenvertretung zu bewegen. Und tausendmal<br />
800 Euro sind auch 800 000 Euro für den Anwalt. Die Presse entblödet sich nicht, oft unkontrollierte Phantasien<br />
zu geführten oder gewonnenen Prozessen zu drucken.<br />
Bevor wir unser Statement feststellen, bitten wir alle Anleger-Anwälte, uns über ihre gewonnenen Prozesse<br />
gegen Initiatoren zu berichten. Deshalb lassen Sie uns einmal konkret und provokativ, aber sicherlich ebenso<br />
wenig durch uns kontrollierbar, festhalten:<br />
• Die Fonds der heute noch existierenden Initiatoren beinhalteten regelmäßig Projekten oder Projektentwicklungen,<br />
die der Initiator auf eigenes Risiko eingekauft hatte. Analysten, Vertriebe und Anlegern konnten Planungen<br />
und Projekte jederzeit kontrollieren und analysieren.<br />
• Die Fondskonstruktionen stellten sicher, dass eingezahlte Anlegergelder solange eingefroren blieben, bis die<br />
vorher definierten Meilensteine des Projektes erreicht waren.<br />
• Projektentwicklung, Zwischenfinanzierung, Vorfinanzierung der Prospektierungskosten und Vorfinanzierung<br />
der Vertriebskosten geschah ausnahmslos auf Risiko der Initiatoren.<br />
• Alle Objekte waren zum Vertriebszeitpunkt durchfinanziert. Das heißt, es gab eine Bank, die an Eckdaten und<br />
Erfolg des Projektes ebenso glaubte wie der Initiator. Risiken für den Anleger aus Projektstop etc. gab es nicht.<br />
• Alle im Immobilienbereich zugesagten steuerlichen Konsequenzen wurden realisiert. Selbst Übergangsmodelle,<br />
die mit Risiken behaftet waren, die wir selber deutlich aufzeigten, wurden steuerlich sanktioniert. Es gab<br />
keine Steuerflops.<br />
• Bei den heute noch existierenden Initiatoren wurden alle Projekte prospektgemäß realisiert. Der Anleger erhielt<br />
das zugesagte Produkt. Dass diese Immobilien vom Markt nicht mehr in der ursprünglich geplanten Form aufgenommen<br />
wurden, steht auf einem anderen Blatt.<br />
• Alle in dem Prospekt genannten Marktdaten waren regelmäßig durch Gutachten auf Basis von Ist-Mieten belegt.<br />
Wir machen kein Hehl daraus, dass man diese Gutachten mit Blick auf unsere eigenen Veröffentlichungen<br />
in ihren Prognosen natürlich auch hätte anders schreiben können. Aber damals herrschte die gleiche<br />
dümmliche Gläubigkeit an Gutachten wie heute an die meist ebenso schwachsinnigen Ratingberichte. Unsere<br />
Rating-Kritik hat sich ja inzwischen im Rahmen der Subprime-Krise bewahrheitet. Merken Sie sich bitte ein<br />
für allemal: Veröffentliche Gutachten unterstützen immer die Fakten desjenigen, der sie bezahlt. Der<br />
Bezug auf die Ist-Daten ist regelmäßig korrekt. Und die Zukunft lässt sich nun einmal „gut“achten.