„Heinrich Hertz“ llmenau zu DDR-Zeiten - unesco-projekt-schulen ...
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forum 3/4–2003 UNESCO Assoziierte Schulen werden aktiv 37<br />
UNESCO-SCHULPROJEKT IN DER <strong>DDR</strong><br />
Engagiert für internationale Verständigung<br />
Die Beteiligung von Schulen der <strong>DDR</strong>1 am weltweiten Projekt der Assoziierten<br />
Schulen war mehr als ein Episode. Es war<br />
der Versuch, sich in den Prozess der internationalen<br />
Verständigung ein<strong>zu</strong>bringen, über<br />
Ländergrenzen hinweg Kontakte auf<strong>zu</strong>bauen<br />
und Gemeinsames <strong>zu</strong> suchen.<br />
Wenngleich die staatliche Regulierung hinsichtlich<br />
der Projektbeteiligung groß war,<br />
konnte für die Assoziierten Schulen jedoch<br />
ein Tor aufgestoßen werden, das bis dahin fest<br />
verschlossen schien. Bestanden Auslandskontakte<br />
von <strong>DDR</strong>-Schulen vorwiegend mit Bildungseinrichtungen<br />
in den ehemals sozialistisch-orientierten<br />
Ländern bzw. mit einigen<br />
Entwicklungsländern, gelang im Kontext des<br />
Assoziierten Schul<strong>projekt</strong>s nun auch eine<br />
Beteiligung an weltweiten Schulaktivitäten.<br />
Über die Jahre entwickelten sich die zwölf<br />
Assoziierten Schulen <strong>zu</strong> Modell<strong>schulen</strong>, die<br />
sich besonders intensiv dem Gedanken der<br />
Friedenserziehung bzw. der internationalen<br />
Erziehung verpflichtet fühlten und somit <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel für andere Schulen wurden.<br />
So ist der Rückblick auf die Schul- und<br />
Schüleraktivitäten im Rahmen der Projektbeteiligung<br />
aus Anlass von 50 Jahren UNESCO-<br />
Projekt der Assoziierten Schulen (ASPnet)<br />
<strong>zu</strong>gleich auch eine Möglichkeit, das oft recht<br />
undifferenziert gezeichnete Bild der <strong>DDR</strong>-<br />
Schule bzw. ihres Erziehungsauftrages –<br />
<strong>zu</strong>mindest ein Stück weit – nuancenreicher<br />
ab<strong>zu</strong>bilden.<br />
Der Anfang<br />
Zur Zeit der zwei bestehenden und auf<br />
allen Gebieten miteinander konkurrierenden<br />
Gesellschaftssysteme war die gegenseitige Verständigung<br />
und friedliche Zusammenarbeit<br />
zwischen den Staaten und Völkern unterschiedlichster<br />
gesellschaftlicher Ordnungen<br />
ein dringendes Gebot <strong>zu</strong>m Wohle der Menschen.<br />
In diesem Kontext gab die von der 18.<br />
Generalkonferenz der UNESCO im Jahre<br />
1974 angenommene „Empfehlung <strong>zu</strong>r Erziehung<br />
für internationale Verständigung,<br />
Zusammenarbeit und Frieden sowie Erziehung<br />
bezüglich der Menschenrechte und<br />
1 Die vorliegende Darstellung der Aktivitäten der<br />
UNESCO Assoziierten Schulen bezieht sich auf die<br />
Zeit seit des Beitritts der <strong>DDR</strong> <strong>zu</strong>r UNESCO im Jahr<br />
1972 bis <strong>zu</strong>r Wende.<br />
grundlegenden Freiheiten“ einen geeigneten<br />
Rahmen für die Verwirklichung einer humanistischen<br />
Bildung und Erziehung der Heranwachsenden<br />
innerhalb und außerhalb der<br />
Schule und <strong>zu</strong>gleich eine nützliche Orientierung<br />
für die friedensfördernde Tätigkeit von<br />
Schülern und Lehrern.<br />
In der <strong>DDR</strong> war zwar die Erziehung der<br />
Kinder und Jugendlichen für den Frieden von<br />
jeher ein erklärtes Erziehungsziel, welches seinen<br />
vielfältigen Ausdruck in Lehrplänen,<br />
Schulbüchern und verschiedensten Aktivitäten<br />
im Rahmen der Bildungseinrichtungen<br />
fand.<br />
„Friedenserziehung“ war jedoch sehr oft<br />
nur symbolisch und nur wenig diskursiv; inflationär<br />
behandelt wurde sie schnell <strong>zu</strong>m Lippenbekenntnis.<br />
Gleichwohl bildete diese<br />
staatlich legitimierte Bildungs- und Erziehungsabsicht<br />
die Grundlage für das Mitwirken<br />
von <strong>DDR</strong>-Schulen am weltweiten Projekt der<br />
Assoziierten Schulen im Sinne der im<br />
Abschnitt III der UNESCO-Empfehlung von<br />
1974 formulierten Grundsätze. 2<br />
Wenngleich sich die am UNESCO-Schulnetz<br />
beteiligten Schulen im Vergleich <strong>zu</strong> anderen<br />
Schulen durch eine inhaltsreichere Erziehung<br />
auf diesem Gebiet auszeichneten, verstanden<br />
sie sich dabei nicht als „besondere“<br />
Schulen, sondern als Schulen, die spezifische<br />
Formen und Methoden einer altersgerechten<br />
und weitgehend interessengeleiteten relevanten<br />
erzieherischen Arbeit entwickelten, die sie<br />
auch an andere Schulen weiter<strong>zu</strong>geben versuchten.<br />
Damit kreierten diese Schulen ein<br />
eigenes Profil, welches sich sowohl in der Wirkung<br />
nach innen als auch nach außen von<br />
anderen Schulen abhob, sich jedoch immer im<br />
staatlich vorgegebenen Rahmen bewegte.<br />
So setzte sich beispielsweise die Erweiterte<br />
Oberschule (EOS) Karl Liebknecht in Frankfurt/Oder<br />
– an der deutsch-polnischen Grenze<br />
gelegen – nicht nur aktiv mit Person und Wirken<br />
ihres Namensgebers auseinander, sondern<br />
pflegte auch sehr enge Beziehungen <strong>zu</strong>m polnischen<br />
Nachbarn. Getragen von der Verantwortung,<br />
aus der Geschichte <strong>zu</strong> lernen, bau-<br />
2 In diesem Sinne ist es sicherlich erwähnenswert, dass<br />
mit der damaligen Erweiterten Oberschule (EOS) Karl<br />
Liebknecht in Frankfurt/Oder bereits 1973 eine erste<br />
<strong>DDR</strong>-Bildungseinrichtung ‚Assoziierte’ Schule wurde,<br />
der im Jahre 1976 die EOS Käthe Kollwitz in Zwickau<br />
folgte.