Ausgabe 12/2010 - Landesärztekammer Brandenburg
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Jede freie Minute für die<br />
Malerei<br />
„Obwohl ich mich schließlich für ein<br />
Medizinstudium in Jena entschieden<br />
habe, wollte ich die Kunst nicht so<br />
ganz ruhen lassen“, denkt der pensionierte<br />
Facharzt für Augenheilkunde zurück.<br />
„So schrieb ich mich kurzerhand<br />
gleichzeitig für ein Abendstudium der<br />
Malerei in Weimar ein und wurde nach<br />
einem strengen Auswahlverfahren<br />
Mitglied der Bezirksförderklasse Malerei<br />
und Grafik. In dieser Zeit nahm<br />
ich auch sehr erfolgreich an mehreren<br />
Kunstwettbewerben teil und erhielt<br />
den Grafikpreis der Becher-Festspiele<br />
Jena sowie das Kunstdiplom der Friedrich-Schiller-Universität<br />
Jena. Zurückblickend,<br />
war das eine sehr gute Entscheidung,<br />
denn auf diese Weise habe<br />
ich die Kunst und die Medizin für mich<br />
in Einklang gebracht. Und auch später<br />
im oft doch recht stressigen Berufsleben<br />
habe ich mir immer Zeiträume geschaffen,<br />
in denen ich malen konnte.<br />
So waren unsere Urlaube ausgefüllt mit<br />
künstlerischer Tätigkeit: Vor allem die<br />
Ostsee hat mich dabei inspiriert, von<br />
Vormittag bis Nachmittag mit der Staffelei<br />
am Strand zu sitzen.“<br />
Eine unverzichtbare Rolle nimmt die<br />
Kunst auch im Leben von Hasmik Hovsepyan<br />
ein: „Das Malen ist für mich<br />
nicht nur der beste Ausgleich zum Arbeitsalltag<br />
in der psychiatrischen Abteilung,<br />
sondern schafft gleichzeitig einen<br />
wichtigen sinnlichen Gegenpol zur<br />
materialistisch bestimmten Welt: Kunst<br />
KammerInformatIonen/GesundheItspolItIK<br />
bedeutet für mich Optimismus, Freude<br />
und Genuss am täglichen Sein. Darüber<br />
hinaus hilft sie mir, meinen nicht<br />
immer einfachen Lebensweg zu verarbeiten.<br />
Ich nutze jede freie Minute, um<br />
zu malen“, erzählt die Künstlerin, die<br />
vor Beginn ihrer Tätigkeit als Ärztin in<br />
der psychiatrischen Abteilung erfolgreich<br />
eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin<br />
absolviert hat.<br />
Ein Blick für Ästhetisches<br />
Eines haben die beiden Mediziner gemein:<br />
Die Inspiration für ihre Kunstwerke<br />
finden sie vor allem in der Natur.<br />
„Ich orientiere mich an der Malerei des<br />
späten französischen Impressionismus,<br />
der sehr eingängig für das ästhetische<br />
Empfinden war“, sagt Dr. Meinel. „Dabei<br />
spielt die Ostsee schon seit Jahrzehnten<br />
eine zentrale Rolle bei meiner<br />
Motivwahl. Durch mein ausgeprägtes<br />
optisches Gedächtnis als Augenarzt<br />
habe ich darüber hinaus noch viele andere<br />
Motive im Kopf, die ich in nächster<br />
Zeit auf die Staffelei bringen werde.<br />
Denn weitere Schwerpunkte meiner<br />
Kunst sind Porträts, Stillleben, Illustrationen<br />
und Karikaturen vor allem in Öl,<br />
Acryl, Aquarell und grafische Techniken,<br />
die ich bereits auf Ausstellungen<br />
in der ganzen Bundesrepublik gezeigt<br />
habe. In der <strong>Landesärztekammer</strong> sind<br />
davon 18 Werke zu Strandstudien und<br />
Natureindrücken ausgestellt.“<br />
Hasmik Hovsepyan präsentiert insgesamt<br />
neun Aquarelle mit Blumenmotiven<br />
und Landschaftsbildern aus Armenien.<br />
„Besonders in den farbenfrohen<br />
Landschaften spiegeln sich meine Heimatverbundenheit<br />
und ein Stück orientalisches<br />
Temperament wider. Außerdem<br />
verarbeite ich in meinen Bildern<br />
oft übersehene, scheinbar unbedeutsame<br />
Kleinigkeiten, die große Schönheit<br />
birgen – ein vom Wind angetriebenes<br />
tanzendes Blatt, unsichtbares Unkraut<br />
oder eine blühende Magnolienknospe.<br />
Diese Dinge erhalten so eine große Bedeutung<br />
in meinen Kunstwerken. Ich<br />
persönlich würde mir wünschen, dass<br />
auch andere Menschen die Kunst für<br />
sich entdecken, um aus ihr – wie ich<br />
– Kraft und Freude für den Alltag zu<br />
schöpfen.“<br />
Hinweis: Neben Dr. sc. med. Ulf Rüdiger<br />
Meinel und Hasmik Hovsepyan<br />
zeigen fünf weitere Mediziner ihre<br />
Kunstwerke in der Hauptgeschäftsstelle<br />
der <strong>Landesärztekammer</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
in Cottbus. Zwei von ihnen,<br />
SR Dr. med. Manfred Tarnick und Dr.<br />
med. Günter Schulze, wurden bereits<br />
in der Novemberausgabe des <strong>Brandenburg</strong>ischen<br />
Ärzteblattes vorgestellt. Im<br />
Januar 2011 geben wir den Lesern des<br />
Weiteren einen Einblick in das künstlerische<br />
Schaffen von Dr. med. Marina<br />
Brauer, Dr. med. Martina Flöter sowie<br />
Dr. med. Sabine Lerche näher vor.<br />
n Anne Barnitzke, 4iMEDIA<br />
Die Ausstellung „Ärzte als Künstler”<br />
ist noch bis 31. März 2011 in den<br />
Räumen der Hauptgeschäftsstelle der<br />
<strong>Landesärztekammer</strong> <strong>Brandenburg</strong> in<br />
der Dreifertstraße <strong>12</strong> in Cottbus für<br />
alle interessierten Besucher zu den<br />
Geschäftszeiten geöffnet.<br />
<strong>Brandenburg</strong>isches Ärzteblatt <strong>12</strong> • <strong>2010</strong> | 11<br />
Dr. sc. med.<br />
Ulf Rüdiger Meinel