TE KW 43
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„Mit den Bauten kommen Arbeitsplätze“<br />
Gehaltsverhandlungen, Pflegestrukturplan und ärztliche Versorgung am Land<br />
Im RS-Exklusivinterview zeigt sich Landesrat Bernhard Tilg<br />
stolz, dass Tirol eine gut strukturierte und entwickelte Gesundheitslandschaft<br />
habe: „Das ist nicht selbstverständlich, weil im<br />
Bundesländervergleich teils enorme Finanzierungsprobleme zutage<br />
treten.“ So müssten in Kärnten über 150 Betten stillgelegt<br />
werden, da diese schlicht nicht mehr finanzierbar seien. „Wenn<br />
Sie das umzusetzen haben, wünsche ich Ihnen viel Spaß!“, zielt<br />
LR Tilg nicht ganz ironiefrei auf die momentan laufenden Gehaltsdiskussionen<br />
mit dem Ärzte- und Pflegepersonal ab.<br />
Von Thomas Parth<br />
„Ich denke, dass wir in Tirol gut<br />
wirtschaften. Das gilt sowohl für<br />
das Land als auch für die Gemeinden“,<br />
bricht Tilg eine Lanze für<br />
realistische Zahlen: „Man spricht<br />
bei den derzeitigen Verhandlungen<br />
nicht nur über Gehälter, sondern<br />
auch über viele dienstrechtliche<br />
Absprachen. Mein Appell: Bitte<br />
bei den Gehaltsverhandlungen den<br />
Hausverstand einschalten!“ Auch<br />
in Zukunft müsse das System finanzierbar<br />
sein. Für 2015/16 habe es<br />
eine Überbrückungsvereinbarung in<br />
Höhe von 16,7 Mio. Euro bei den<br />
Ärztegehältern gegeben. Dies sei für<br />
Land und Gemeinden in Tirol viel<br />
Geld. Ein 20-Millionen-Paket im<br />
Bereich Pflege sei bereits verhandelt,<br />
obwohl jüngst der Zentralbetriebsrat<br />
ein anderes Ergebnis erzielt habe,<br />
kommentiert Tilg. Ein erklärtes Ziel<br />
sei, die Gehaltssituation der Pflege<br />
in Sprengeln an jene der Pflege in<br />
Spitälern anzugleichen. „Gleiche Arbeit,<br />
gleiche Vergütung“, laute hier<br />
das Motto, so Tilg. Ein einheitliches<br />
Gehaltsschema müsse für Ärzte wie<br />
für die Pflegenden bis 2017 her.<br />
ZWEI MILLIARDEN EURO.<br />
In Tirol würden 1,7 Milliarden Euro<br />
für das Thema Gesundheit ausgegeben.<br />
Eine Milliarde davon fielen auf<br />
die Spitäler ab. 700 Millionen würden<br />
bei den niedergelassenen Ärzten<br />
schlagend. „Die Gesamtpflege in<br />
Sozialsprengeln und Heimen kostet<br />
rund 300 Millionen Euro. Wir in<br />
Tirol geben an die zwei Milliarden<br />
Euro für die Daseinsvorsorge aus“,<br />
bilanziert der Gesundheitslandesrat.<br />
An der Universitätsklinik in Innsbruck<br />
sowie an etlichen Spitälern im<br />
Land habe es Erweiterungsbauten<br />
gegeben, wie momentan in Zams.<br />
„Die kommenden zwei, drei Jahrzehnte<br />
sind wir dadurch gut aufgestellt,<br />
zumal mit den Bauten auch<br />
viel an medizinischem Know-how<br />
und Pflege kommen“, glaubt Tilg:<br />
„Viel Medizin plus Betreuung und<br />
300 neue Arbeitsplätze, was für die<br />
Bezirke Imst und Landeck ebenfalls<br />
von Bedeutung ist. Das Krankenhaus<br />
Zams ist schon jetzt wohl der<br />
größte Arbeitgeber.“<br />
ZWEIMAL NATIONALRAT.<br />
Es sei nach wie vor ein Anliegen der<br />
Tiroler Politik, die Kassenstellen für<br />
die Hausärzte, die praktischen Ärzte<br />
am Land, attraktiv zu gestalten.<br />
„Wie kann man Familie und Beruf,<br />
Bereitschaftsdienste am Wochenende<br />
und das Thema der Hausapotheken<br />
attraktivieren? Bei Letzterem,<br />
also den Hausapotheken, drängen<br />
wir gemeinsam mit anderen Bundesländern<br />
auf eine Novellierung im<br />
Nationalrat“, sieht Tilg die Gesundheitsministerin<br />
am Zug. Es könne<br />
(v.r.) Landesrat Bernhard Tilg stellte sich mit dem Imster LA Bgm. Stefan Weirather<br />
den Fragen von RUNDSCHAU-Imst-Redaktionsleiter Mag. Thomas O. Parth.<br />
nicht sein, dass sich die Kammern<br />
„matchen“, da die Entscheidung auf<br />
politischer Ebene getroffen werden<br />
müsse. Das zweite große Thema<br />
umfasst die „Primärversorgungszentren“.<br />
Hinter diesem sperrigen Wort<br />
verberge sich eine Drehscheibe, wo<br />
Ärzte plus Therapeuten plus Pflege<br />
gemeinsam in einer Region die<br />
medizinisch-pflegerischen Themen<br />
zuständig sind. Hier sieht sich Tilg<br />
noch starkem Gegenwind vonseiten<br />
der Ärztekammer ausgesetzt, wobei<br />
er den Rückhalt auf politischer Ebene<br />
als „recht groß“ einschätzt. Auch<br />
dies sei durch ein Bundesgesetz zu<br />
lösen, um letztlich die ärztliche Versorgung<br />
im ländlichen Bereich zu<br />
sichern.<br />
STRUKTUR S<strong>TE</strong>HT – NACH-<br />
FRAGE S<strong>TE</strong>IGT. Der Strukturplan<br />
Pflege 2022 sei nach wir vor gültig<br />
und an seiner Umsetzung werde laufend<br />
gearbeitet. Die „Mobile Dienste-Verdoppelung“<br />
und der Ausbau<br />
der stationären Pflege schreite weiter<br />
voran, so der Landesrat. „Die Langzeit-<br />
und Schwerpunktpflege in Hall<br />
wird dezentralisiert und an die regionalen<br />
Krankenhäuser angesiedelt.<br />
Kufstein, Zams und Lienz erhalten<br />
somit je 20 Betten für die schweren<br />
Pflegefälle“, weiß Tilg zu berichten.<br />
Alle Pflegeschulen würden weiter<br />
fleißig ausbilden und hätten um je<br />
eine Klasse aufgestockt. „Die Nachfrage<br />
nach betreutem Wohnen steigt<br />
stark an. Die Menschen sind weiter<br />
zuhause in den eigenen vier Wänden,<br />
aber dennoch gut betreut“, ist<br />
sich Tilg der steigenden Nachfrage<br />
bewusst: „Die Betreuungsstunden<br />
stiegen von 2010 von 629 auf 875 im<br />
Jahre 2014 um 39 Prozent.“<br />
„12 Trialog“ in Telfs<br />
Der „Psychosoziale Pflegedienst<br />
Telfs“ hält am Mittwoch, dem 28.<br />
Oktober, in der Kirchstraße 21 von<br />
15 Uhr bis 16.45 Uhr den „12. Trialog<br />
im Oberland“ ab. Es geht um das<br />
Thema „Angst und Einsamkeit. Die<br />
Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung<br />
ist nicht erforderlich. Infos:<br />
Telefon: 05262/62571 oder Mobil:<br />
0664/88348053; kontakt.telfs@psptirol.org<br />
bzw. www.psptirol.org<br />
RUNDSCHAU Seite 20<br />
21./22. Oktober 2015