OPAC 2015 03
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info<br />
von Christian Enichlmayr<br />
Neben mehr als 750 neuzeitlichen Handschriften<br />
(davon ca. 470 Fragmente) verfügt die Oberösterreichische<br />
Landesbibliothek über einen Bestand<br />
von mehr als 360 mittelalterlichen Handschriften<br />
(davon ca. 160 Fragmente) und mehr als 940 Inkunabeln.<br />
BUCHMALEREI<br />
Die Buchmaler oder Illuminatoren waren dafür<br />
zuständig, die von den Schreibern kopierten oder<br />
den Buchdruckern gesetzten Textseiten mit Initialen<br />
– vergrößerten, farblich abgesetzten und<br />
ornamental gestalteten Anfangsbuchstaben – zu<br />
versehen, die den Beginn der verschiedenen Texte<br />
und deren größere Unterteilungen hervorhoben.<br />
Die Seitenränder sind häufig von mehr oder weniger<br />
langen und üppig beblätterten Ranken bedeckt,<br />
die den Initialen entwachsen.<br />
Die Illuminatoren mussten ihre Darstellungen in<br />
die von den Schreibern bzw. Buchdruckern jeweils<br />
dafür freigelassenen Flächen einpassen.<br />
Der Arbeit des Buchmalers ging meistens jene des<br />
Rubrikators (von lateinisch „ruber“: rot) voraus,<br />
der nicht selten mit dem Schreiber identisch war.<br />
Er war dafür verantwortlich, die roten Überschriften<br />
und die meistens in Rot und Blau gezeichneten<br />
Paragraphzeichen in die Textspalten einzufügen<br />
und die weiteren Unterteilungen der Bücher<br />
oder Kapitel durch rote oder andersfarbige Lombarden<br />
(kleine, unverzierte Initialen) zu markieren.<br />
PERGAMENT UND PAPIER<br />
Der verbreitetste Beschreibstoff des Mittelalters<br />
war das Pergament. Kalb-, Schaf- und Ziegenfelle<br />
waren das Grundmaterial. Es wurde erst ab dem<br />
späten Mittelalter nach und nach durch das in der<br />
Herstellung wesentlich billigere Papier verdrängt.<br />
In der Ausstellung sind Leihgaben des einzigen<br />
österreichischen Pergamenters, der Firma Edlauer<br />
aus Enns, zu sehen.<br />
Das Papier stammt ursprünglich aus China. Über<br />
die Seidenstraße kommt das Papier in die arabische<br />
Welt und gelangt von dort im zwölften<br />
Jahrhundert ins europäische Abendland. Die erste<br />
Papiermühle im deutschsprachigen Raum wurde<br />
erst 1390 in Nürnberg errichtet.<br />
Die grob gereinigten und zu kleinen Stücken zerrissenen<br />
Stoffe (Hadern) wurden gekocht, angefault<br />
und in mit Kreide oder Kalk versehenem<br />
Wasser zu Brei gestampft (Zeug). Die breiige Mischung<br />
verdünnte man in einer Bütte stark mit<br />
Wasser, verrührte die Masse kräftig und schöpfte<br />
mit einem Siebrahmen das Büttenpapier.<br />
Leihgaben aus dem Papiermachermuseum Steyrermühl<br />
veranschaulichen den Herstellungsprozess<br />
des handgeschöpften Papiers.<br />
BUCHDRUCK<br />
Schon vor Gutenberg wurde gedruckt. Aus Holz<br />
geschnittene Motive, die auf einer Holzplatte<br />
erhaben stehen blieben, wurden mit Druckerschwärze<br />
eingefärbt. Darauf wurde Papier gelegt<br />
und das Motiv wurde abgerieben – ein aufwendiges<br />
und langwieriges Verfahren.<br />
Johannes Gutenberg wollte die Kunst der Schreiber<br />
ohne Qualitätsverlust mechanisieren. Grundgedanke<br />
seiner Erfindung war die Zerlegung des<br />
Textes in alle Einzelelemente: Klein- und Großbuchstaben,<br />
Satzzeichen, Ligaturen und Abkürzungen<br />
wie sie in der mittelalterlichen Schreibtradition<br />
üblich waren. Diese Einzelelemente wurden<br />
als seitenverkehrte Lettern in beliebiger Anzahl<br />
gegossen, schließlich zu Wörtern, Zeilen und Seiten<br />
zusammengefügt. Urform oder Prototyp für<br />
jeden Buchstaben war der Stempel. Um den Guss<br />
einer Letter zu bewerkstelligen, entwickelte Gutenberg<br />
das Handgießinstrument. Das Gussmetall<br />
war eine Legierung aus Blei, Zinn und weiteren<br />
Beimischungen, die ein schnelles Erkalten und<br />
eine ausreichende Dauerhaftigkeit unter dem hohen<br />
Druck der Presse gewährleistete.<br />
Das Evangelische Kulturzentrum Fresach (K)<br />
stellt als Leihgabe den Nachbau einer Gutenberg-<br />
Druckerpresse zur Verfügung.<br />
BUCHBINDEREI<br />
Die ersten Bücher wurden bereits im zweiten Jahrhundert<br />
gebunden. Das Grundmaterial der Einbände<br />
war Holz, das oft mit Leder oder Pergament<br />
überzogen wurde. In der Frühzeit des Buchdrucks<br />
wurden Druckwerke meist ungebunden versandt<br />
und erst am Absatzort oder gar erst vom jeweiligen<br />
Kunden mit einem Einband versehen. Buchbinderwerkzeuge<br />
aus dem Oberösterreichischen<br />
Landesmuseum veranschaulichen die einzelnen<br />
Schritte dieses Handwerks. •<br />
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 bis 17 Uhr, Sa 10 bis 12 Uhr;<br />
Eintritt € 4,– Gruppentarif: € 18,– (ab 10 Personen);<br />
Schüler Innen in Begleitung einer Lehrperson frei;<br />
Kuratorinnen: Dr. Katharina Hranitzky; Dr. Michaela Schuller-<br />
Juckes; Mag. a Magdalena Wieser MAS<br />
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