OPAC 2015 03
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Bild: Wilfried Hösl<br />
André Müller<br />
(*25.2.1946)<br />
William Shakespeare<br />
(† 23.4.1616)<br />
Er hat die großen Literaten interviewt und<br />
nicht selten gerieten seine Gespräche selbst<br />
zu Literatur. Der österreichische Kulturjournalist<br />
André Müller wäre 2016 70 Jahre alt geworden.<br />
Müller wurde in Brandenburg als Sohn einer Österreicherin<br />
und eines französischen Soldaten,<br />
der die Mutter vergewaltigt hatte, geboren. Nach<br />
dem Studium der Philosophie, Germanistik und<br />
Geschichte in Wien begann er seine Karriere als<br />
Gerichtsreporter bei der „Kronenzeitung“. Ab 1975<br />
spezialisierte er sich auf Interviews, die in großen<br />
deutschsprachigen Publikationen vom SPIEGEL<br />
bis zur ZEIT erschienen. 1988 sorgte sein Interview<br />
mit Claus Peymann, in dem dieser halb Österreich<br />
beleidigte, für einen Skandal. Peymanns Rücktritt<br />
vom Direktorenposten des Burgtheaters wurde<br />
gefordert, auf einer Pressekonferenz verlas Peymann<br />
dann eine nicht minder provokante Erklärung<br />
von Thomas Bernhard. Müllers Interviews<br />
mit Showstars und Schriftsteller/innen, die vor<br />
allem in der ZEIT gedruckt wurden, handelten fast<br />
immer von Schmerz, Verzweiflung und Tod. Mit<br />
seiner direkten Art, nach den intimsten Dingen zu<br />
fragen, brachte er sein Gegenüber dazu, sich um<br />
Kopf und Kragen zu reden. Nicht selten versuchten<br />
Gesprächspartner/innen im Nachhinein eine<br />
Publikation zu verhindern. Müllers Gespräche mit<br />
Thomas Bernhard und Peter Handke erschienen<br />
beide als Bücher. Ein Interview mit seiner Mutter<br />
wurde unter dem Titel „Man lebt, weil man geboren<br />
wurde“ am Hamburger Thalia Theater als Bühnenstück<br />
aufgeführt.<br />
Posthum erschien sein literarisches Vermächtnis<br />
„Sie sind ja wirklich eine verdammte Krähe! Letzte<br />
Gespräche und Begegnungen“ mit einem Vorwort<br />
von Elfriede Jelinek. Interviews mit Dolly Buster<br />
und Helmut Berger sind ebenso dabei wie mit Leni<br />
Riefenstahl oder Tormann Harald Anton Schumacher.<br />
•<br />
Das Leben des begnadeten Dramatikers und<br />
Versdichters Shakespeare gibt bis heute zu<br />
Spekulationen Anlass. Kaum Persönliches<br />
ist überliefert. Nur das Werk ist ein Vermächtnis<br />
von zeitloser Genialität. Vermutlich am 23. April<br />
1564 (vielleicht auch am 21. od. 22.4.) wird er in<br />
Stratford-upon-Avon geboren und besuchte vermutlich<br />
in der Folge die dortige Lateinschule. Er<br />
dürfte ein relativ robustes Kind aus wohlhabendem<br />
Haus gewesen sein, denn zu dieser Zeit raffte<br />
die Pest ein Zehntel der Bevölkerung von Stratford<br />
dahin, wie der Biograph Peter Ackroyd berichtet.<br />
Ab 1589 dürfte sich Shakespeare im nahen London<br />
aufgehalten haben; dort war er Mitglied der Theatergruppe<br />
der „Chamberlains’s Men“, ab 1599 war<br />
Shakespeare Teilhaber des erfolgreichen „Globe<br />
Theatre“.<br />
Schon zu Lebzeiten galt Shakespeare als der führende<br />
Dramatiker Englands, auch wenn die Urheberschaft<br />
zahlreicher Werke bis heute angezweifelt<br />
wird. Zuletzt hatte der Innsbrucker Autor<br />
Walter Klier im Buch „Das Shakespeare-Komplott“<br />
argumentiert, dass nicht Shakespeare, sondern<br />
der 17. Graf von Oxford, Edward de Vere, der populäre<br />
Dramendichter gewesen sein könnte.<br />
Shakespeares Werke bedienen sich jedenfalls<br />
vielfach literarischer Vorlagen, zeichnen sich aber<br />
jedenfalls durch die Charakterzeichnung der Figuren,<br />
durch Psychologisierung sowie durch den<br />
Sprachreichtum aus. Shakespeares Werk bildet<br />
angesichts der Fülle von gegensätzlichen Figuren,<br />
miteinander kontrastierenden Handlungen und<br />
der Verquickung des Komischen und Tragischen,<br />
des Derben und Sentimentalen, des Pathetischen,<br />
des Grotesken und Satirischen eine auf sein Publikum<br />
bezogene Welt ab, wie sie sich an der Schwelle<br />
zur Neuzeit darstellt. Die bis heute wirkende<br />
Aussagekraft liegt in der Ausweitung der Stoffe<br />
auf universell-philosophische Fragen und das gesamte<br />
Spektrum menschlicher Empfindungen. •<br />
(Quelle: Brockhaus-Wissensservice)<br />
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