OPAC 2015 03
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ins licht gerückt<br />
von Maria Fellinger-Hauer<br />
Teresa Präauer<br />
Bild: Katharina Manojlovic<br />
<strong>OPAC</strong>: Sie galten als Favoritin beim diesjährigen<br />
Bachmann-Preis. Der Preis ging dann doch an<br />
eine andere Autorin. Enttäuscht?<br />
Nach dem ersten Abstimmungsergebnis hat es<br />
tatsächlich so ausgesehen. Dass es dann anders<br />
kam, lag auch am Modus. Na ja. Tant pis! 25.000<br />
Euro hab ich nicht bekommen, aber abgesehen<br />
davon lief es ja ziemlich gut für mich.<br />
<strong>OPAC</strong>: Die „Leichtfüßigkeit“ und „unglaubliche Lockerheit<br />
im Erzählen“, die Ihnen die Juroren attestieren,<br />
das Ironische und der Witz, kalkulieren Sie<br />
das oder ist das einfach Ihre Art, zu schreiben?<br />
Beides wahrscheinlich. Ich arbeite sehr genau und<br />
nicht sehr zufällig. Mit Lockerheit hat das im Arbeiten<br />
dann nicht so viel zu tun. Aber wenn es sich<br />
so liest, ist es gut, man will ja keine Krämpfe verursachen.<br />
Oder nur ein paar gezielte.<br />
<strong>OPAC</strong>: In dem Text „Oh Schimmi“, den Sie beim<br />
Bachmann Wettbewerb vorlesen, macht sich ein<br />
junger Mann im engen Sinn des Wortes „zum Affen“,<br />
weil er eine Frau beeindrucken will. Spielen Sie<br />
gerne mit Metaphern, überhaupt mit Sprache?<br />
Denken Sie noch eine Ecke weiter: Die Autorin<br />
macht sich im Vorlesen des Textes zu diesem jungen<br />
Mann, der sich wiederum ein Affenkostüm<br />
kauft, das ihm allerdings nicht wirklich passt. Das<br />
Ganze vor einer Jury und einem Fernsehpublikum.<br />
Wenn man die Bühnensituation mitdenkt, sind<br />
die Rollen x-mal gewendet. Ich mache es der Interpretation<br />
nicht zu leicht, und das ist ein ziemlicher<br />
Spaß. Insofern, ja, spiele ich gerne mit Sprache.<br />
<strong>OPAC</strong>: Recherchieren Sie oder schöpfen Sie mehr aus<br />
Erlebtem?<br />
Aus dem Erlebten, Gelesenen, Erhofften, Erdichteten,<br />
Befürchteten und so weiter.<br />
<strong>OPAC</strong>: Wie kommen Sie zu Ihren Themen?<br />
Mich interessiert eine bestimmte Ästhetik, fast so<br />
etwas wie ein „Look“. Ich will, dass ein Text „aussieht<br />
wie etwas“. Vielleicht könnte man das auch<br />
mit dem vergleichen, was im Film als „Atmosphäre“<br />
bezeichnet wird.<br />
<strong>OPAC</strong>: Ist Ihnen das Schreiben ein Vergnügen? Oder<br />
harte Arbeit?<br />
Viel Arbeit ist das Schreiben, aber die einzige Arbeit,<br />
die ich wirklich gerne mache – wenn ich einmal<br />
angefangen habe.<br />
<strong>OPAC</strong>: Gibt es Autorinnen/Autoren, die Sie in Ihrem<br />
Schreiben maßgeblich beeinflusst haben?<br />
Ja, da gibt es einige. Aber noch mehr sind es die<br />
bildenden Künstlerinnen und Künstler, Popmusik,<br />
Theater, Film. In „Johnny und Jean“ habe ich alle<br />
aufgezählt. Quasi mein Geschenk an die Leserinnen<br />
und Leser.<br />
<strong>OPAC</strong>: Ihren Roman Johnny und Jean siedeln Sie im<br />
Milieu der Künstler an. Ist das eine Auseinandersetzung<br />
mit eigenen Erfahrungen?<br />
Einerseits ja. Wenn Autoren über Kunst schreiben,<br />
merkt man meistens, dass sie keine Ahnung<br />
vom Umgang mit dem Material haben. Nicht,<br />
dass ich es so wichtig fände, alles ausprobiert zu<br />
haben, worüber man schreibt, aber wenn erklärt<br />
wird, wie der Maler den Pinsel so heilig auf die<br />
Leinwand setzt … – Außerdem habe ich manches<br />
übertrieben, auch Anekdoten von Kolleginnen und<br />
Freunden eingebaut und manches erfunden.<br />
<strong>OPAC</strong>: Sie haben Malerei und Germanistik studiert.<br />
Sehen Sie Verbindungen zwischen beiden Fächern<br />
und können Sie diese nutzen?<br />
Im Medium Buch kommt beides seit jeher zusammen,<br />
Text und Bild. Während des Studiums hab<br />
ich die Gemeinsamkeiten nicht gesucht, aber jetzt<br />
beim Arbeiten kommt beides doch immer mehr<br />
zusammen. Ich schreibe auch Texte zu Kunst, Theater,<br />
Mode. Und zeichne immer wieder für unterschiedliche<br />
Publikationen.<br />
<strong>OPAC</strong>: Wann und wie hat denn Ihre schriftstellerische<br />
Tätigkeit begonnen?<br />
Erst ein paar Jahre nach dem Studium, ich wollte<br />
ja eine bildende Künstlerin sein und vielleicht<br />
ein paar Essays schreiben, bin aber dauernd zu<br />
Lesungen gegangen und hab geglaubt, dort wären<br />
die spannenderen Leute. Die kochen aber<br />
auch, fast alle, nur mit Wasser, insofern hab ich<br />
selbst zu kochen begonnen, einmal pro Tag und<br />
ganz frisch.<br />
<strong>OPAC</strong>: Danke für das Gespräch. •<br />
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