24.10.2015 Aufrufe

mole #2

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

onen innerhalb des Kapitals ausgehen, wird<br />

nicht zuletzt davon abhängen, wie sich der<br />

Widerstand der beherrschten Klassen gegen<br />

die herrschende Politik entwickeln wird und<br />

in welche Richtung er weisen wird. Innerhalb<br />

der Linken besteht ja selbst keine Einigkeit in<br />

der Haltung zur weiteren Entwicklung der EU.<br />

Offen ist auch, ob die Interessen dieser subalternen<br />

Klassen in der EU eher von linken Parteien<br />

oder von rechten Parteien artikuliert werden<br />

können. Im Moment lässt sich nur feststellen,<br />

dass es Tendenzen in beide Richtungen, also<br />

eine stärkere politische Polarisierung gibt.<br />

Ein Ausscheiden eines Landes aus der Währungsunion<br />

wäre ein „Sündenfall“, der eine<br />

Kettenreaktion auslösen könnte. Denn das<br />

Vertrauen in die Haltbarkeit der Währungsunion<br />

wäre dann zerstört; die Spekulation über<br />

weitere Austritte würde sofort entflammen. Der<br />

„Grexit“, also das Ausscheiden Griechenlands<br />

aus der Währungsunion wäre ja auch keine<br />

Lösung für die grundlegenden Widersprüche<br />

– weder in Griechenland noch im Rest der<br />

Eurozone. Die neue griechische Währung<br />

würde stark abgewertet werden. Dies würde<br />

bedeuten, dass die in Griechenland aufgewendete<br />

Arbeit auf dem Weltmarkt weniger zählen<br />

würde. Die griechischen Waren würden relativ<br />

zu denen anderer Länder billiger werden, d.h.<br />

die griechischen Exporte würden gefördert werden,<br />

aber zugleich würden die Importe teurer<br />

werden. Angesichts der schwachen Industriestruktur<br />

Griechenlands und der geringen Zahl<br />

der international konkurrenzfähigen Branchen<br />

wäre keine Verbesserung der griechischen<br />

Zahlungsbilanz zu erwarten. Außerdem würde<br />

das Gewicht der internationalen (privaten und<br />

öffentlichen) Verschuldung Griechenlands noch<br />

wachsen, denn die Schulden sind ja vorwiegend<br />

in Euro oder in Dollar denominiert. Es müsste<br />

noch mehr Arbeit in Griechenland aufgewendet<br />

werden, um den Schuldendienst zu gewährleisten.<br />

Aber diese Schulden sind ja schon jetzt<br />

nicht bezahlbar; ein weiterer Schuldenschnitt<br />

ist ohnehin notwendig. Das Ausscheiden aus der<br />

Währungsunion würde auch den politischen<br />

Spielraum der Akteure in Griechenland nicht<br />

unbedingt erhöhen. Denn die Position Griechenlands<br />

in der internationalen Arbeitsteilung<br />

würde sich dadurch nicht verbessern; vielmehr<br />

würden eher die Möglichkeiten, die anderen<br />

Regierungen der Eurozone zu Zugeständnissen<br />

zu zwingen, geringer werden. Selbst eine linke<br />

Regierung hätte wenig Handlungsspielraum,<br />

wenn es nicht zu einem neuen Aufschwung der<br />

sozialen Bewegungen käme. Letzteres wäre aber<br />

genau meine Hoffnung: Falls es in Griechenland<br />

zur Bildung einer Regierung unter der Führung<br />

von SYRIZA kommt und diese Regierung in der<br />

Lage ist, ein Programm von Sofortmaßnahmen<br />

zur Verbesserung der sozialen Lage der Mehrheit<br />

der Bevölkerung umzusetzen, dann könnte<br />

dies die Lohnabhängigen in Griechenland<br />

ermutigen, für weitergehende Veränderungen<br />

zu kämpfen, weil klar werden würde, dass<br />

progressive Veränderungen tatsächlich möglich<br />

sind. Genau so war es unter der Regierung der<br />

Unidad Popular in Chile Anfang der 1970er<br />

Jahre. Griechenland hätte dann allerdings auch<br />

ähnlich wie Chile damals mit<br />

der geballten Gegenoffensive<br />

der kapitalistischen und<br />

imperialistischen Kräfte in<br />

jeder Form zu rechnen. Unter<br />

solchen Bedingungen könnte<br />

es tatsächlich notwendig<br />

werden, die Währungsunion<br />

zu verlassen – aber nicht<br />

vorher, nicht ohne einen breit<br />

getragenen Kampf für die Überwindung der<br />

kapitalistischen Produktionsweise. Meine<br />

Hoffnung wäre jedoch, dass ein solcher<br />

Politikwechsel in Griechenland (oder in<br />

einem anderen EU-Land) die Verhältnisse<br />

in der EU insgesamt zum Tanzen bringt.<br />

Die Fragen stellte Phillip Metzger.<br />

Die Konflikte, mit denen wir<br />

es in der EU zu tun haben,<br />

sind nicht primär Konflikte<br />

zwischen Ländern, sondern<br />

Klassenkonflikte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!