mole #2
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onen innerhalb des Kapitals ausgehen, wird<br />
nicht zuletzt davon abhängen, wie sich der<br />
Widerstand der beherrschten Klassen gegen<br />
die herrschende Politik entwickeln wird und<br />
in welche Richtung er weisen wird. Innerhalb<br />
der Linken besteht ja selbst keine Einigkeit in<br />
der Haltung zur weiteren Entwicklung der EU.<br />
Offen ist auch, ob die Interessen dieser subalternen<br />
Klassen in der EU eher von linken Parteien<br />
oder von rechten Parteien artikuliert werden<br />
können. Im Moment lässt sich nur feststellen,<br />
dass es Tendenzen in beide Richtungen, also<br />
eine stärkere politische Polarisierung gibt.<br />
Ein Ausscheiden eines Landes aus der Währungsunion<br />
wäre ein „Sündenfall“, der eine<br />
Kettenreaktion auslösen könnte. Denn das<br />
Vertrauen in die Haltbarkeit der Währungsunion<br />
wäre dann zerstört; die Spekulation über<br />
weitere Austritte würde sofort entflammen. Der<br />
„Grexit“, also das Ausscheiden Griechenlands<br />
aus der Währungsunion wäre ja auch keine<br />
Lösung für die grundlegenden Widersprüche<br />
– weder in Griechenland noch im Rest der<br />
Eurozone. Die neue griechische Währung<br />
würde stark abgewertet werden. Dies würde<br />
bedeuten, dass die in Griechenland aufgewendete<br />
Arbeit auf dem Weltmarkt weniger zählen<br />
würde. Die griechischen Waren würden relativ<br />
zu denen anderer Länder billiger werden, d.h.<br />
die griechischen Exporte würden gefördert werden,<br />
aber zugleich würden die Importe teurer<br />
werden. Angesichts der schwachen Industriestruktur<br />
Griechenlands und der geringen Zahl<br />
der international konkurrenzfähigen Branchen<br />
wäre keine Verbesserung der griechischen<br />
Zahlungsbilanz zu erwarten. Außerdem würde<br />
das Gewicht der internationalen (privaten und<br />
öffentlichen) Verschuldung Griechenlands noch<br />
wachsen, denn die Schulden sind ja vorwiegend<br />
in Euro oder in Dollar denominiert. Es müsste<br />
noch mehr Arbeit in Griechenland aufgewendet<br />
werden, um den Schuldendienst zu gewährleisten.<br />
Aber diese Schulden sind ja schon jetzt<br />
nicht bezahlbar; ein weiterer Schuldenschnitt<br />
ist ohnehin notwendig. Das Ausscheiden aus der<br />
Währungsunion würde auch den politischen<br />
Spielraum der Akteure in Griechenland nicht<br />
unbedingt erhöhen. Denn die Position Griechenlands<br />
in der internationalen Arbeitsteilung<br />
würde sich dadurch nicht verbessern; vielmehr<br />
würden eher die Möglichkeiten, die anderen<br />
Regierungen der Eurozone zu Zugeständnissen<br />
zu zwingen, geringer werden. Selbst eine linke<br />
Regierung hätte wenig Handlungsspielraum,<br />
wenn es nicht zu einem neuen Aufschwung der<br />
sozialen Bewegungen käme. Letzteres wäre aber<br />
genau meine Hoffnung: Falls es in Griechenland<br />
zur Bildung einer Regierung unter der Führung<br />
von SYRIZA kommt und diese Regierung in der<br />
Lage ist, ein Programm von Sofortmaßnahmen<br />
zur Verbesserung der sozialen Lage der Mehrheit<br />
der Bevölkerung umzusetzen, dann könnte<br />
dies die Lohnabhängigen in Griechenland<br />
ermutigen, für weitergehende Veränderungen<br />
zu kämpfen, weil klar werden würde, dass<br />
progressive Veränderungen tatsächlich möglich<br />
sind. Genau so war es unter der Regierung der<br />
Unidad Popular in Chile Anfang der 1970er<br />
Jahre. Griechenland hätte dann allerdings auch<br />
ähnlich wie Chile damals mit<br />
der geballten Gegenoffensive<br />
der kapitalistischen und<br />
imperialistischen Kräfte in<br />
jeder Form zu rechnen. Unter<br />
solchen Bedingungen könnte<br />
es tatsächlich notwendig<br />
werden, die Währungsunion<br />
zu verlassen – aber nicht<br />
vorher, nicht ohne einen breit<br />
getragenen Kampf für die Überwindung der<br />
kapitalistischen Produktionsweise. Meine<br />
Hoffnung wäre jedoch, dass ein solcher<br />
Politikwechsel in Griechenland (oder in<br />
einem anderen EU-Land) die Verhältnisse<br />
in der EU insgesamt zum Tanzen bringt.<br />
Die Fragen stellte Phillip Metzger.<br />
Die Konflikte, mit denen wir<br />
es in der EU zu tun haben,<br />
sind nicht primär Konflikte<br />
zwischen Ländern, sondern<br />
Klassenkonflikte.