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mole #2

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woher der Name „movement<br />

136“ kommt. Allerdings wurden<br />

sie von der Ausschreibung<br />

der Wasserversorgung ohne<br />

Begründung ausgeschlossen,<br />

obwohl alle Voraussetzungen<br />

erfüllt wurden.<br />

Neben den aktuellen lokalen<br />

Protesten ist eine grenzüberschreitende<br />

Vernetzung eben<br />

dieser Proteste ein wichtiges<br />

Thema des Kongresses, da sich<br />

die Krise eben nicht nur in<br />

Griechenland niederschlägt.<br />

So findet z.B. ein internationales<br />

Treffen statt, an dem<br />

alle internationalen Gäste des<br />

Festivals teilnehmen können.<br />

Es hat weniger den Charakter<br />

eines Workshops, sondern<br />

ist eher ein Plenum. In einem<br />

Kreis von ca. 100 Teilnehmer*innen<br />

aus Griechenland,<br />

der Türkei, England, Bulgarien,<br />

Italien, Frankreich,<br />

Österreich und Deutschland<br />

wird die Frage diskutiert,<br />

welche Gemeinsamkeiten die<br />

lokal unterschiedlichen sozialen<br />

Proteste haben, wie diese<br />

zusammengeführt werden und<br />

sich gegenseitig unterstützen<br />

können.<br />

Schließlich steht zum Abschluss<br />

des Festivals der<br />

direkten Demokratie der Höhepunkt<br />

auf dem Programm:<br />

Eine Podiumsdiskussion zum<br />

Thema: „From the exception<br />

of state to the constituency of<br />

movements“ mit Vetreter*innen<br />

von A.K., der Bewegung<br />

gegen die Goldminen in Chalkidiki und der No<br />

TAV Bewegung aus dem norditalienischen Val<br />

di Susa. Durch das Val di Susa soll eine Bahnstrecke<br />

für Hochgeschwindigkeitszüge von<br />

Torino nach Lyon gebaut werden. Dies würde<br />

eine schwere Umweltzerstörung bedeuten, da<br />

Tunnel durch asbest- und uranhaltiges Gestein<br />

gebohrt werden müssten. Die wirtschaftlichen<br />

Grundlagen der Region sind hauptsächlich<br />

Landwirtschaft und Tourismus, somit wären<br />

diese Umweltzerstörungen besonders verheerend.<br />

Seit Beginn der Planungen vor 20 Jahren<br />

gibt es Widerstand gegen dieses Projekt und<br />

obwohl bereits mit den Bauarbeiten begonnen<br />

wurde, besteht immer noch die realistische<br />

Chance der Verhinderung.<br />

Bei dem Podium wird unter anderem der Frage<br />

nachgegangen, warum der Staat in der Krise<br />

derartige Großprojekte, wie z.B. den Bau des<br />

Flughafens Notre-Dame-des-Landes in der<br />

Bretagne oder auch die Castor-Transporte im<br />

Wendland (mit Einschränkungen) verstärkt<br />

umsetzt. Einerseits wird die These aufgestellt,<br />

dass der Staat hier nach außen Handlungsfähigkeit<br />

demonstriert und nach innen diese „Pilotprojekte“<br />

mit aller Gewalt durchsetzen will, um<br />

später ähnliche Projekte einfacher zu verwirklichen.<br />

Andererseits wird die Frage aufgeworfen,<br />

inwiefern diese gleichzeitige, exzessive Ausbeutung<br />

der Natur und der Menschen eine neue<br />

Form der Akkumulation darstellt, der mit neuen<br />

Handlungsstrategien begegnet werden muss.<br />

Zur Kenntnis genommen wird außerdem, dass<br />

das Handeln des Staates in solchen Situationen<br />

aber auch eine Radikalisierung der Protestbewegungen<br />

bewirkt. Somit werden auch Ziele<br />

formuliert, die weit über die Verhinderung der<br />

eigentlichen Projekte hinausgehen, wie an den<br />

Beispielen der No TAV Bewegung und deren<br />

Teilnahme an den Protesten gegen den EU-Jugendarbeitslosigkeitsgipfel<br />

in Torino im Juli<br />

2014 sowie der Vernetzung der Aktivist*innen<br />

in Chalkidiki mit anderen soziale Kämpfen<br />

gezeigt werden kann. Dies ist ein Schritt, der<br />

z.B. bei den Protesten gegen Stuttgart 21 nie<br />

erfolgt ist.<br />

Nach dieser ereignisreichen Zeit in Thessaloniki<br />

beschließen wir nach Chalkidiki zu fahren, um<br />

uns selbst ein Bild von der dortigen Situation zu<br />

machen – und auch um ein wenig entspannen<br />

zu können. Chalkidiki ist eine Region östlich<br />

von Thessaloniki, besteht aus drei Halbinseln<br />

und ist eine beliebte Touristenregion. In den<br />

direkt ans Meer anschließenden Bergen werden<br />

größere Mengen Gold vermutet. Diese Vorkommen<br />

sollten schon einmal vor etwa zehn Jahren<br />

ausgebeutet werden, was aber von der dortigen<br />

Bevölkerung verhindert wurde. Im Rahmen<br />

der Krise verkaufte der griechische Staat erneut<br />

Lizenzen, um das Gold abzubauen, welche von<br />

dem kanadischen Unternehmen Eldorado Gold<br />

gekauft wurden. Vor etwa zwei Jahren begannen<br />

die Aktivitäten des Unternehmens in der<br />

Region, welches das Gold in einem Tagebau<br />

fördern will, was verheerende Konsequenzen<br />

für die Region hätte. Aufgrund der eingesetzten<br />

Chemikalien wird eine Verseuchung des ohnehin<br />

schon knappen Grundwassers angenommen,<br />

was vielen Anwohner*innen die wirtschaftlichen<br />

Grundlagen entziehen würde, da<br />

diese ihr Geld überwiegend mit Landwirtschaft<br />

und Tourismus verdienen.<br />

Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, mit<br />

welcher Vehemenz die dortige Bevölkerung für<br />

die Verhinderung dieses Projekts kämpft. So ist<br />

es allein im letzten Jahr mehrfach zu massiven<br />

Ausschreitungen an den Baustellen und zur Zerstörung<br />

der Baugeräte gekommen. Seit Oktober<br />

2012 zeigt die Polizei in Lerissos keine Präsenz

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