mole #2
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nämlich wenig Interesse an antifaschistischer<br />
„Unterstützung“. Es ist auch sehr verständlich,<br />
dass Betroffene kein Interesse haben, mit szenig<br />
auftretenden Aktivist*innen, die einen Slang<br />
sprechen, der oft in der Szene selbst in weiten<br />
Teilen nicht verstanden wird, zusammen<br />
zu arbeiten. Da die meisten Antifagruppen<br />
weiß, männlich und von Angehörigen der<br />
bürgerlichen Mittelschicht dominiert sind,<br />
sind Kontakte zu Betroffenen oft schlecht<br />
etabliert oder überhaupt nicht vorhanden.<br />
Oftmals werden antifaschistische Aktionen<br />
unter Zeitdruck geplant. Die Abstimmung mit<br />
den Opfern der rassistischen Zumutungen,<br />
gegen die gerade vorgegangen werden soll, fällt<br />
aufgrunddessen oft weg, da die Etablierung von<br />
Kontakten zu diesem Zweck ein langwieriger<br />
Prozess ist. Diese Erfahrung machten auch<br />
antifaschistische Aktivist*innen, als im Vorfeld<br />
der „Rosen auf den Weg gestreut“-Demo<br />
Kontaktversuche zu Betroffenen oder Vertreter*innen<br />
der Keupstraße fehlschlugen. Auch<br />
bei der Arbeit in der Initiative stellte sich mit<br />
dem Besuch von Joachim Gauck und anderen<br />
Größen des deutschen Staates ein Problem für<br />
uns als linksradikale Aktivist*innen. Für uns<br />
war völlig klar, das Gauck und co. mit einer<br />
tiefgehenden Aufarbeitung, die die Verstrickung<br />
des Staates in die NSU Affäre und die<br />
Rolle des bundesdeutschen Nationalismus<br />
bei der Konstitution des gesellschaftlichen<br />
Rassismus thematisieren würde, wenig am<br />
Hut haben. Allerdings gingen wir im Vorfeld<br />
des Festes auch davon aus, dass der Besuch des<br />
Bundespräsidenten zumindest von einem Teil<br />
der Betroffenen der Anschläge erwünscht sei.<br />
70