mole #2
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BE-Positionen z.T. noch etwas grob. Das heißt<br />
nicht unklar, aber es werden Meinungen und<br />
Positionen von viel mehr Gruppen und dementsprechend<br />
Personen zusammengetragen.<br />
Da muss man gelegentlich, wenn es ins Detail<br />
geht, auch die verschiedenen Argumente<br />
und Meinungen innerhalb des Bündnisses<br />
darstellen, also Kompromisse finden. Es gibt<br />
aber natürlich Konsense, und das zunehmend.<br />
Wer trägt die Arbeit eigentlich? Mit wie<br />
vielen Leuten tragt Ihr das? Und geht das sehr<br />
auf Kosten Eurer anderen Arbeit vor Ort?<br />
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, wie ich finde.<br />
Kurz würde ich sagen: Mittlerweile bin ich<br />
persönlich und auch wir als Gruppe zufrieden<br />
mit der Beteiligung von ...ums Ganze!.<br />
Anfangs war es noch das Projekt weniger, die<br />
wirklich im Kern Arbeit dort reingesteckt<br />
haben. Das ist ja kein Novum. Doch mit der<br />
Zeit wurde die internationale Perspektive bei<br />
uns im Bündnis denke ich immer wichtiger<br />
und so begaben sich mehr und mehr Leute in<br />
den Prozess. Das ist sehr positiv. Bei BE läuft<br />
das ähnlich, das Interesse wird dort größer<br />
und die Arbeit verbindlicher. Aus Kölner Sicht<br />
gesprochen kann ich sagen, dass die Ressourcen,<br />
die in BE gesteckt werden, sicher woanders<br />
nun fehlen. Wir haben das aber bei uns weitestgehend<br />
geklärt und die Balance ist gut.<br />
Ich selbst habe internationale Zusammenarbeit<br />
oft als recht punktuell erlebt – inhaltlich und<br />
organisatorisch, also: Man solidarisiert sich,<br />
führt vielleicht mal zwei Diskussionen miteinander,<br />
aber eine kontinuierliche Arbeit leisten<br />
vor allem Leute, die man (etwas böse) als Kader<br />
bezeichnen könnte. Liegt darin nicht auch eine<br />
Gefahr? Weil die zusätzlich zum Know How<br />
auch noch die Kontakte aufrechterhalten?<br />
Absolut. Sowohl das Punktuelle, als auch die<br />
Kadergefahr. Viele ein wenig ältere GenossInnen,<br />
die ich z.B. in England erlebt habe, haben<br />
ähnliche Erfahrungen in Sachen internationale<br />
Politik gemacht und begegnen letzterer in<br />
Sachen Kontinuität deshalb mit Skepsis. Das<br />
haben wir auch auf dem Schirm und versuchen,<br />
dem so gut wir eben können entgegen zu<br />
wirken. Neben regelmäßigen Telekonferenzen<br />
ist es uns wichtig, auch physische Treffen und<br />
öffentliche Veranstaltungen zu organisieren,<br />
z.B. im Rahmen von „Bewegungskonferenzen“,<br />
wo dann auch neuere Leute dabei sind.<br />
Dazu kommt eben die Betonung gemeinsamer<br />
Aktionen, wobei das mehr Arbeit<br />
bedarf. Ein bloßes „Gipfelhopping“ ist, das<br />
zeigen die Erfahrungen in der Anti-Globalisierungs-Bewegung,<br />
zu wenig.<br />
Und zur Kadermentalität: Anfangs waren es<br />
wenige, und dementsprechend waren es im<br />
Laufe des Vernetzungsprozesses „gekaderte“<br />
Leute. Aber sowohl bei uns als uG als auch bei<br />
den Gruppen in Griechenland und England<br />
funktioniert die Wissensweitergabe. Es werden<br />
nun nach fast einem Jahr BE auch mal neue<br />
Gesichter zu Terminen geschickt. Ganz weg<br />
kriegt man so ein Experten- oder Kaderproblem<br />
aber glaube ich nur sehr langwierig. Vielleicht<br />
geht es aber auch nicht darum, verzweifelt<br />
zu versuchen, Kader oder Expertentum auszuschalten,<br />
sondern mit Informations- und<br />
Skillshierarchien so umzugehen, dass die<br />
Pyramiden nach unten hin abgebaut werden.<br />
Was hast Du eigentlich für Erfahrungen mit<br />
der Sprachbarriere gemacht? Ein Positionspapier<br />
zur EU zu diskutieren ist ja was anderes<br />
als auf Englisch eine Pizza zu bestellen…<br />
(lacht) Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.<br />
„Amtssprache“ bei BE ist klar englisch, alle,<br />
die im Kern mitarbeiten, beherrschen das auch.<br />
Aber es ist trotzdem hin und wieder vieles langsam,<br />
schwer zu verstehen und Ausgangspunkt<br />
für Missverständnisse. Ich persönlich habe das<br />
in Griechenland am krassesten erlebt; viele der<br />
Leute auf dem jährlichen Festival der Demokratie<br />
in Thessaloniki haben sichtlich wegen der<br />
Sprachbarriere den Kontakt gescheut. Glücklicherweise<br />
haben wir griechisch sprechende<br />
Leute in Der Gruppe. In England drehte sich<br />
für mich der Spieß um und ich war oft der, der<br />
nicht verstand. Dementsprechend lange dauern<br />
beispielsweise Textdiskussionen. Die müssen<br />
vom Netzwerk in die Gruppen gelangen, dort<br />
diskutiert werden und zurück und weiter<br />
diskutiert. Das ist schon ein irre langer Weg,<br />
durch die Sprachbarrieren nochmal verlängert.<br />
Ich könnte mit vorstellen, dass auch deshalb<br />
Sachen vor Ort wie Euer Stadtrundgang<br />
durch Köln so wichtig sind: Zum einen<br />
gibt‘s da ja wahrscheinlich informellen<br />
Talk, der einen leichteren Zugang bietet<br />
‒ und ich denke, das hat auch was<br />
für Eure Gruppe vor Ort gebracht...<br />
Genau: Wirkliche Vernetzung passiert Face-<br />
2Face. Klar sind Telekonferenzen wichtig, um<br />
den Draht zueinander zu halten und auch mal<br />
zu diskutieren. Aber von Angesicht zu Angesicht<br />
werden meiner Meinung nach die Karten<br />
auf den Tisch gelegt. Auch so ein Bierchen<br />
zusammen trinken am Abend gehört dazu,<br />
man lernt sich auch menschlich kennen und<br />
kann informeller reden. Das klingt vielleicht<br />
hippiehaft, ist aber, finde ich, tatsächlich die<br />
Substanz. Und so ein Spaziergang oder auch<br />
eine bloße Diskussionsveranstaltung endet<br />
meist nicht mit dem Schlusswort, sondern es<br />
bildet sich ein Pulk aus den Veranstaltungsteilnehmer<br />
und Referenten und man zieht weiter.