physio-Journal I 3/2015
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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />
Die Effektivität einer <strong>physio</strong>therapeutisch geleiteten Gruppentherapie zur Sturzprophylaxe<br />
Michael Meyer<br />
K Jedes Jahr ist einer von drei Erwachsenen,<br />
die älter als 65 Jahre sind, von einem Sturz<br />
betroffen. Die Folgen davon reichen von<br />
körperlichen bis hin zu psychosozialen Einschränkungen,<br />
wie z. B. verminderte gesellschaftliche<br />
Teilhabe. Aktuelle Studien haben<br />
gezeigt, dass Verletzungen, die durch Stürze<br />
verursacht wurden, 1,85-mal mehr Kosten<br />
verursachen als eine Implementierung einer<br />
Sturzprävention.<br />
Ziel dieser Übersichtsarbeit war es, <strong>physio</strong>therapeutisch<br />
geleitete Gruppentherapien<br />
mit einem traditionellen Einzelprogramm<br />
hinsichtlich der Outcomes Sturzrate, Gleichgewicht,<br />
körperliche Leistungsfähigkeit,<br />
Gesundheitsbezogene Lebensqualität und<br />
der Sturzangst bei älteren Erwachsenen zu<br />
vergleichen und die aktuelle Studienlage<br />
darzustellen.<br />
Die systematische Suche erfolgte in den<br />
gängigen medizinischen Datenbanken (Pub-<br />
Med, CINAHL) und folgte dem PRISMA-<br />
Schema. Dabei konnten insgesamt 213 Artikel<br />
identifiziert werden, wovon schließlich<br />
10 Artikel eingeschlossen wurden. Diese<br />
wurden mit Hilfe der PEDRO-Skala hinsichtlich<br />
ihrer Güte eingestuft.<br />
Zusammenfassend ist die Gruppentherapie<br />
gegenüber keiner Therapie überlegen. Neben<br />
einer Verminderung der Sturzfrequenz<br />
konnte sowohl das Gleichgewicht als auch<br />
die Lebensqualität gesteigert werden. Verglichen<br />
mit einem konventionellen Einzelprogramm<br />
für zu Hause zeigte die Gruppentherapie<br />
keine statistischen Unterschiede.<br />
Allerdings zeigten hierbei die Lebensqualität<br />
sowie die körperliche Funktionsfähigkeit<br />
fotolia: © Robert Kneschke<br />
eine Verbesserung. Es scheint, dass Gruppentherapie<br />
zu mehr Patientenzufriedenheit<br />
führt und eine größere Kontinuität bei der<br />
Durchführung der Übungen bedingt.<br />
Literatur<br />
Martin et al. (2013): The Effectiveness of Physical<br />
Therapist– Administered Group-Based Exercise<br />
on Fall Prevention: A Systematic Review of<br />
Randomized Controlled Trials. <strong>Journal</strong> of Geriatric<br />
Physical Therapy 36: 182–193.<br />
Welchen Nutzen haben intubierte Patienten auf einer Intensivstation von <strong>physio</strong>therapeutischen Maßnahmen?<br />
Anne Riethmüller<br />
K Kathy Stiller untersuchte in einer systematischen<br />
Literaturanalyse, inwiefern atemtherapeutische<br />
Maßnahmen sowie Mobilisationsübungen<br />
einen positiven Effekt für<br />
erwachsene, intubierte Patienten auf einer<br />
Intensivstation haben.<br />
Hierzu erfolgte eine Literaturrecherche<br />
in den Datenbanken PubMed, MEDLINE,<br />
CINAHL, Embase, Pedro und Cochrane<br />
Library. Im Allgemeinen wurden wissenschaftliche<br />
Studien ab dem Jahre 1999 in<br />
die systematische Übersichtsarbeit einbezogen.<br />
Darüber hinaus gab es keine weiteren Einschränkungen<br />
hinsichtlich Studiendesigns,<br />
Outcomes etc. – lediglich nicht-systematische<br />
Reviews wurden ausgeschlossen.<br />
Insgesamt konnten 55 klinische und 30<br />
nicht klinische Studien berücksichtigt werden.<br />
Randomisierte kontrollierte Studien<br />
zeigten auf, dass mithilfe einer frühzeitigen<br />
Mobilisation des Patienten sowohl der<br />
Aufenthalt auf der Intensivstation als auch<br />
der Krankenhausaufenthalt im Allgemeinen<br />
verkürzt werden konnten. Jedoch bedarf es<br />
hierbei weiterer Forschung, um die Intensität,<br />
Dauer und Frequenz der Mobilisierung<br />
für einen optimalen Therapieerfolg genau<br />
zu bestimmen. Darüber hinaus, zeigte sich<br />
kein nachweislicher Effekt für atemtherapeutische<br />
Maßnahmen bei einem intubierten<br />
Patienten.<br />
Somit lässt sich feststellen, dass frühzeitig<br />
begonnene <strong>physio</strong>therapeutische Maßnahmen<br />
zur Verhütung von Komplikationen des<br />
Bewegungsapparates und zur Senkung der<br />
Verweildauer im Krankenhaus nachweislich<br />
beitragen, jedoch atemtherapeutische<br />
Maßnahmen in diesem Bereich angezweifelt<br />
werden müssen.<br />
Literatur<br />
Stiller (2013): Physiotherapy in Intensive Care.<br />
An updated Systematic Review. Chest 144(3):<br />
825–847.<br />
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