Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen
Nr. 12 (IV-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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NATUR & UMWELT<br />
Ein historischer Wanderweg verbindet die Altstädte Osnabrücks<br />
und Tecklenburgs über eine Strecke von 21 Kilometern. Doch<br />
woher hat der Eselspatt seinen Namen? Viele glauben, dass an<br />
diesem Weg tatsächlich Esel stehen. Dem ist aber nicht so.<br />
Die Geschichte des Eselspatts geht bis<br />
ins Mittelalter zurück, als die Grafen von<br />
Tecklenburg im Bistum Osnabrück noch<br />
Herrschaftsrechte ausübten. Damals<br />
mussten die <strong>Osnabrücker</strong> Fleischer Tribut<br />
an das Grafenhaus zahlen. Das Fleisch<br />
durfte nicht verkauft werden, bevor nicht<br />
ein Bote aus Tecklenburg die Preise dafür<br />
bestimmt hatte. Der Legende nach erboste<br />
dies die Fleischerzunft im Jahr <strong>12</strong>21 so<br />
sehr, dass diese den Tecklenburger Boten<br />
ermordete, anschließend zerstückelte und<br />
in die Körbe des Esels packte. Der Esel<br />
wurde über die damals einzige direkte<br />
Verbindungsstrecke geschickt, um die<br />
Waren und Güter zum Grafenhaus nach<br />
Tecklenburg zu bringen. Diese grausame<br />
Botschaft der <strong>Osnabrücker</strong> Fleischerzunft<br />
führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen,<br />
in deren Verlauf die Grafen von<br />
Tecklenburg <strong>12</strong>36 ihre Herrschaftsrechte<br />
über das Bistum Osnabrück verloren.<br />
Heute ist der Eselspatt als historischer<br />
Wanderweg ausgezeichnet, der die Besucher<br />
über 21 Kilometer vom historischen<br />
Marktplatz Tecklenburgs zum <strong>Osnabrücker</strong><br />
Rathaus führt. Ein Schriftwechsel<br />
zwischen Osnabrück und Tecklenburg<br />
belegt, dass der Eselspatt 1955 hergerichtet<br />
und auch so bezeichnet wurde. Er führt<br />
durch die historische Altstadt Tecklenburgs<br />
und den Staatsforst Habichtswald<br />
- vorbei an dem alten Forsthaus, dem<br />
Jagdschlösschen Gut Rehorst und der<br />
Osterberger Mühle. Die Wanderer durchqueren<br />
zudem Osterberg, Gaste und Hellern.<br />
Der letzte Teil der Strecke ist gleichzeitig<br />
der Friedensweg X1648, auf dem die<br />
Wanderer schließlich zum historischen<br />
Rathaus Osnabrücks gelangen.<br />
Nicht nur auf der Karte, sondern auch in<br />
der Realität ist der Eselspatt durch eine<br />
Raute mit zwei parallelen weißen Strichen<br />
gekennzeichnet. Die Beschaffenheit des<br />
Weges variiert zwischen Asphalt, Schotter<br />
und Waldwegen - von Tecklenburg<br />
(143 m) bis Osnabrück (91) sind 52 Höhenmeter<br />
zu überwinden. „Manchmal ist<br />
es ein bisschen hügelig, aber nicht wie im<br />
Schwarzwald“, lacht Rainer König vom<br />
Verschönerungs- und Wanderverein von<br />
1835 e.V. Osnabrück (VWO).<br />
Die Wanderer können den Pfad, der regelmäßig<br />
gepflegt wird und gut ausgeschildert<br />
ist, in beide Richtungen gehen. „Geht<br />
ein Wanderer mit einer Geschwindigkeit<br />
von 4 bis 5 km/h und möchte zwischendurch<br />
eine Pause einlegen, dann entspricht<br />
die Wanderung auf dem Eselspatt einer<br />
Tagestour“, so Rainer König vom VWO.<br />
Wenn die Strecke am Ende geschafft ist,<br />
können sich die Wanderer sogar eine<br />
Urkunde vom Geschichts – und Heimatverein<br />
Tecklenburg e.V. ausstellen lassen,<br />
die die Wanderung des Eselspatts bestätigt.<br />
Nach Angaben der Tecklenburg Touristik<br />
GmbH ist das Interesse am Eselspatt groß.<br />
„Wir haben extra neue Flyer bedruckt“, so<br />
Petra Grimm. Wieso der Eselspatt als historischer<br />
Wanderweg so beliebt ist, erklärt<br />
Rainer König, der den Pfad selbst schon zu<br />
Teilen gewandert ist: „Der Eselspatt lässt<br />
erkennen, wie unterschiedlich die Landschaftsstrukturen<br />
sind und wie zersiedelt<br />
eine Landschaft aussehen kann. Der Pfad<br />
bietet viele unterschiedliche Eindrücke -<br />
große Höfe und Schlösser, aber auch kleine<br />
Bauernschaften. Er zeigt den Reiz des<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Landes.“ | LM<br />
Bilder © Frank Bosse<br />
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