Gesundheitskompetenz vulnerabler Bevölkerungsgruppen
QuenzelSchaeffer_GesundheitskompetenzVulnerablerGruppen_Ergebnisbericht_2016
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Services, ohne Jahr). Auch gibt es Hinweise, dass Menschen mit einer niedrigen<br />
<strong>Gesundheitskompetenz</strong> oft erst zu einem späteren Zeitpunkt das Versorgungswesen<br />
aufsuchen und infolge dessen auch meist kränker sind (Helmert 2000, 2001; Helmert<br />
et al. 2001; Hollederer und Brand 2006; Mielck und Helmert 2006; Richter und Hurrelmann<br />
2009; Schenk und Ellert 2008).<br />
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen<br />
(SVR 2012) kommt auf Basis der vorliegenden Evidenz zu dem Schluss, dass Investitionen<br />
in die Verbesserung des Gesundheitswissens und der Nutzerkompetenz einen<br />
positiven Effekt auf den Gesundheitsstatus und das Nutzungsverhalten haben.<br />
Dabei sollte das Ziel vor allem darin bestehen, die <strong>Gesundheitskompetenz</strong> in sozial<br />
benachteiligten <strong>Bevölkerungsgruppen</strong> zu erhöhen, um einer weiteren Zunahme gesundheitlicher<br />
Ungleichheit entgegenzuwirken (Kickbusch und Marstedt 2008;<br />
Schaeffer und Schmidt-Kaehler 2012). Internationale Studien zeigen, dass die <strong>Gesundheitskompetenz</strong><br />
in diesen <strong>Bevölkerungsgruppen</strong> besonders niedrig ist (ex.<br />
Sørensen et al. 2015). Für Deutschland liegen bisher jedoch keine repräsentativen<br />
Studien zur <strong>Gesundheitskompetenz</strong> von sozial benachteiligten Menschen vor. 2<br />
Um passgenaue Strategien zur Verbesserung der <strong>Gesundheitskompetenz</strong>, Gesundheitsförderung<br />
sowie zur bedarfsgerechten Gestaltung der Versorgung entwickeln zu<br />
können, in der informierte Entscheidungsfindung und -beteiligung nicht nur Postulat<br />
sind, sondern realisiert werden können, muss nicht nur das Ausmaß der vorhandenen<br />
<strong>Gesundheitskompetenz</strong> in verschiedenen sozial benachteiligten Gruppen bekannt<br />
sein. Vielmehr muss Klarheit über die Zusammenhänge von <strong>Gesundheitskompetenz</strong><br />
und Gesundheitsverhalten sowie dem Umgang mit dem Versorgungssystem<br />
bestehen (Schaeffer und Büscher 2009; Schaeffer, Ewers und Schmidt-Kaehler<br />
2014). Deswegen ist es zunächst notwendig, die Datenlage zu diesen Themen zu<br />
verbessern.<br />
Das vorliegende Projekt ist angetreten, einen Beitrag zur Verbesserung der Datenlage<br />
über die <strong>Gesundheitskompetenz</strong> benachteiligter <strong>Bevölkerungsgruppen</strong> zu leisten.<br />
In Anlehnung an den European Health Literacy Survey aus dem Jahr 2011 wurde<br />
eine Erhebung der <strong>Gesundheitskompetenz</strong> <strong>vulnerabler</strong> <strong>Bevölkerungsgruppen</strong> in<br />
Nordrhein-Westfalen konzipiert, in der ältere Menschen, (jüngere) Menschen mit<br />
niedrigem Bildungsgrad und geringen sozio-ökonomischen Ressourcen und Menschen<br />
mit Migrationshintergrund im Zentrum stehen.<br />
2 Im European Health Literacy Survey wurden in Anlehnung an das Vorgehen des Eurobarometers ausschließlich<br />
Menschen befragt, die zum Zeitpunkt der Erhebung Staatsbürger eines Mitgliedslandes der Europäischen<br />
Union waren. Da in Deutschland aufgrund der restriktiven Regelung doppelter Staatsangehörigkeit<br />
viele hier ansässige Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund nicht die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
besitzen, bestand hier eine Datenlücke, die jedoch mit der vorliegenden Untersuchung ein Stück<br />
weit geschlossen werden konnte.<br />
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