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Balanceakt – berufsbegleitendes Studieren

Zur Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Privatleben Arbeitnehmerkammer Bremen

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8<br />

BALANCEAKT BERUFSBEGLEITENDES STUDIEREN<br />

im Teilzeitstudium oder berufsbegleitend.‹<br />

10<br />

Neben der Fachkräftedebatte steht<br />

auch das Thema der Chancengerechtigkeit<br />

<strong>–</strong> durch die nachholende Möglichkeit<br />

eines Studiums nach einer Berufsausbildung<br />

<strong>–</strong> auf der bildungspolitischen<br />

Agenda. 11 Auch darum stehen vor allem<br />

die <strong>Studieren</strong>den ohne Abitur im Fokus<br />

der Debatte.<br />

Hochschulzugang und Anrechnung<br />

beruflicher Kompetenzen<br />

Um Anpassungsprozesse der Hochschulen<br />

zu fördern, legte der Bund in den<br />

vergangenen Jahren vermehrt Programme<br />

und Initiativen auf. Die Anzahl<br />

berufsbegleitender Angebote soll erhöht<br />

und ein Studium für neue Zielgruppen<br />

attraktiver gestaltet werden. Zunächst<br />

wurde dafür auf struktureller Ebene der<br />

Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte<br />

ohne Abitur durch die Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) im Jahr 2009<br />

entscheidend erleichtert. 12 Alle Bundesländer<br />

haben seither entsprechende<br />

Regelungen in ihren Landeshochschulgesetzen<br />

getroffen.<br />

Anreize für die Aufnahme eines Studiums<br />

werden maßgeblich auch davon<br />

bestimmt, ob berufliche Kompetenzen<br />

auf ein Studium angerechnet werden<br />

können. Laut KMK-Beschluss des Jahres<br />

2002 können außerhochschulisch erworbene<br />

Kompetenzen auf bis zu 50 Prozent<br />

der Studienleistungen angerechnet<br />

werden. 13 Die Kann-Bestimmung der Anrechnung<br />

beziehungsweise Empfehlung<br />

führt dazu, dass einheitliche Vorgehensweisen<br />

und individuelle Anrechnungsverfahren<br />

kaum angewandt wurden. 14<br />

Im Rahmen der BMBF-Initiative ›ANKOM<br />

<strong>–</strong> Anrechnung beruflicher Kompetenzen<br />

auf Hochschulstudiengänge‹ wurden von<br />

2005 bis 2008 zwölf Entwicklungsprojekte<br />

an verschiedenen Hochschulen in<br />

Deutschland gefördert. 15 Unter der Projektleitung<br />

des Hochschul-Informations-<br />

Systems (HIS) haben unter anderem das<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB),<br />

aber auch der Verband der Ingenieure<br />

(VDI) mitgearbeitet. 16 In den Bereichen<br />

Gesundheit und Soziales, Ingenieurwissenschaften,<br />

Informationstechnologien<br />

sowie Wirtschaftswissenschaften wurden<br />

übertragbare Anrechnungsverfahren<br />

und -instrumente entwickelt, mit deren<br />

Hilfe beruflich erworbene Kompetenzen<br />

auf Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

angerechnet werden können. 17 Die breite<br />

Anwendung der entwickelten Verfahren<br />

steht allerdings noch aus. Aus der Initiative<br />

ANKOM geht hervor, dass transparente<br />

Anrechnungswege schon bei der Entwicklung<br />

von Studiengängen berücksichtigt<br />

werden sollten. 18 Mit neueren Regelungen,<br />

die die Hochschulen dazu verpflichten,<br />

im Rahmen der Akkreditierung von<br />

Studiengängen Verfahren und Kriterien<br />

zur Anrechnung außerhochschulisch<br />

erworbener Kompetenzen zu entwickeln,<br />

wird sich voraussichtlich langfristig die<br />

vorausschauendere Praxis durchsetzen. 19<br />

Ein durchgängiges Problem bei<br />

Anrechnungsverfahren ist es, genau zu<br />

definieren, was beruflich erworbene<br />

Kompetenzen sind. Eine Mehrheit der<br />

befragten Betriebe des Referenz-Betriebs-<br />

Systems befürwortet die Anrechnung<br />

von Inhalten und Kompetenzen, die sich<br />

allein aus dem Arbeitsalltag ergeben. In<br />

der Regel befürworten Betriebe informelle<br />

oder nicht formale Anrechnungsverfahren.<br />

20 Diese Herangehensweise fordert<br />

jedoch den Hochschulen eine hohe<br />

Flexibilität ab.<br />

Studienangebote<br />

Berufsbegleitendes <strong>Studieren</strong> ist noch<br />

immer eine ›Randerscheinung‹ 21 an deutschen<br />

Hochschulen. Vor allem berufsbegleitende<br />

Bachelorstudiengänge sind in<br />

Deutschland vergleichsweise selten, während<br />

das Angebot an berufsbegleitenden<br />

Masterstudiengängen weitaus größer ist.<br />

Nach der bisher einzigen bundesweiten<br />

Erhebung durch die HIS GmbH 22 , die sich<br />

auf das Angebot im Jahr 2009 bezieht,<br />

war zudem der weitaus größere Teil<br />

berufsbegleitender Bachelorstudiengänge<br />

an Fachhochschulen (86 Prozent) angesiedelt.<br />

40 Prozent der berufsbegleitenden<br />

Bachelorstudiengänge sehen dabei<br />

eine Studienzeit über drei Jahre vor. Die<br />

berufsbegleitenden Masterstudiengänge<br />

werden im Gegensatz zu den Bachelorstudiengängen<br />

geringfügig häufiger an<br />

Fachhochschulen als an Universitäten<br />

angeboten. Auffällig ist, dass sowohl an<br />

den Fachhochschulen als auch an den<br />

Universitäten die Wirtschaftswissenschaften<br />

den Schwerpunkt bilden. An den<br />

Fachhochschulen zählt hierzu nahezu<br />

jeder zweite und an den Universitäten

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