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Balanceakt – berufsbegleitendes Studieren

Zur Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Privatleben Arbeitnehmerkammer Bremen

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BALANCEAKT BERUFSBEGLEITENDES STUDIEREN<br />

Im Masterprogramm setzt man auf eine<br />

hohe Selbstständigkeit der <strong>Studieren</strong>den.<br />

Das wird darauf zurückgeführt, dass<br />

auch die Jüngeren fast durchgängig berufspraktische<br />

Erfahrungen in Unternehmen<br />

gesammelt haben. Der Austausch<br />

zwischen den Berufserfahrenen und<br />

den Jüngeren ist rege. Lehrende fordern<br />

die <strong>Studieren</strong>den auf, ihre beruflichen<br />

Kompetenzen im Studium einzubringen,<br />

etwa in Form von Referaten oder eigenen<br />

Projekten. Frontalunterricht wird als<br />

Methode selten angewandt. Ein weiterer<br />

Bezug zur beruflichen Praxis wird über<br />

Projekte hergestellt, die die Hochschule<br />

zusammen mit Unternehmen durchführt.<br />

Beide Seiten profitieren davon. <strong>Studieren</strong>de<br />

können sich an neuer Technik<br />

ausprobieren und die Themenstellungen<br />

umfassen komplexe Probleme. Außerdem<br />

haben zwei Drittel der Abschlussarbeiten<br />

mit Themen zu tun, die die <strong>Studieren</strong>den<br />

aus den Unternehmen mitbringen. Ein<br />

zusätzliches Lehrangebot zur Förderung<br />

von beruflichen Schlüsselkompetenzen<br />

besteht für Teilzeitstudierende des<br />

konsekutiven Masterstudiengangs, deren<br />

Unternehmen einen Kooperationsvertrag<br />

mit der Hochschule abgeschlossen haben.<br />

E-Learning wird bisher nicht systematisch<br />

genutzt. Es gibt zwar eine Lehr- und<br />

Lernplattform, wo alle Materialien und<br />

Folien zur Verfügung gestellt werden.<br />

Dies unterstützt jedoch lediglich die<br />

Präsenzlehre, denn Erklärungen und Diskussionen<br />

des Stoffs kann die Plattform<br />

nicht ersetzen. Angemessene Formen des<br />

E-Learnings erfordern einen hohen konzeptionellen<br />

und technischen Aufwand,<br />

der mit den vorhandenen Kapazitäten für<br />

den Studiengang nicht zu leisten sei. 9<br />

Belastungssituation der<br />

berufsbegleitend <strong>Studieren</strong>den,<br />

Studienmotivation und berufliche<br />

Perspektiven <strong>–</strong> gemischte<br />

Studiengänge<br />

Im berufsbegleitenden Bachelorstudiengang<br />

sind die Berufstätigen in der Regel<br />

in Vollzeit erwerbstätig, da aufgrund<br />

finanzieller Verpflichtungen (Haus, Familie)<br />

ein reduziertes Einkommen nicht<br />

denkbar ist. Viele haben außerdem lange<br />

Anfahrtzeiten, da sie an einen festen<br />

Wohnort gebunden sind. Anscheinend<br />

ist ein ›Nachlassen‹ in der Erwerbsarbeit<br />

für die <strong>Studieren</strong>den nicht denkbar,<br />

teilweise übernehmen diese sogar schon<br />

während des Studiums mehr Verantwortung<br />

im Betrieb. Dies kann zu einer<br />

Mehrbelastung im Betrieb führen. Unter<br />

der gesamten Situation leidet die Familie.<br />

Häufig wird beklagt, dass die Unterstützung<br />

des familiären Umfelds im Laufe<br />

des Studiums nachlässt. Einige <strong>Studieren</strong>de<br />

berichten sogar von Trennungen.<br />

Auch dass man sich durch persönliche<br />

Entwicklungen im Studium mit Partnern<br />

›auseinanderlebt‹, ist schon thematisiert<br />

worden. Die Belastungen in der Zeit der<br />

Abschlussarbeit sind besonders hoch. Da<br />

die Bearbeitungszeit der Bachelorarbeiten<br />

durch die Studienordnung festgelegt<br />

ist, müssen die Berufstätigen entsprechend<br />

vorarbeiten, um den Abschluss in<br />

der vorgeschriebenen Zeit zu absolvieren.<br />

Außerdem fordern die Mathematik und<br />

der Stil der Veranstaltungen aus den<br />

Regelstudiengängen gerade die Meister<br />

kognitiv und kulturell stark heraus. Teilweise<br />

werden Vorlesungen als komplett<br />

unverständlich bezeichnet. Eine hohe<br />

Belastung für die <strong>Studieren</strong>den ist zudem<br />

der unmittelbare Zeitkonflikt durch diese<br />

Veranstaltungen, die tagsüber stattfinden.<br />

Eine Unterstützung durch Arbeitgeber<br />

ist eher selten. Deshalb haben wohl<br />

gerade die <strong>Studieren</strong>den, die versucht<br />

hatten, ohne Wissen des Betriebes zu<br />

studieren, abgebrochen. Insbesondere in<br />

der ersten Kohorte brach ein Teil nach<br />

einem Jahr ab.

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