Rettl & friends 3 Herbst/Winter 2012/13
Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 3 Herbst/Winter 2012/13
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Interview<br />
Hühnerrupfen, nein danke!<br />
Wer kennt sie nicht? Die Glatze von Otto Retzer; ein Markenzeichen<br />
für sich und glänzendes Symbol für den Weg vom Kärntner<br />
Löllinger Graben in die Glitzerwelt des Filmes.<br />
Wort: Peter Umlauft, Bild: Simone Attisani<br />
Info:<br />
Das neue Buch von Otto Retzer<br />
„Kärnten wie es keiner kennt“<br />
gibt es im gutsortierten Buchhandel<br />
24 <strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong><br />
Otto Retzer ist bekannt wie der sprichwörtliche<br />
„Bunte Hund“. Was waren ihre Schritte, um<br />
im Filmbusiness Fuß zu fassen?<br />
Begonnen hat alles beim Werzer, wo ich als<br />
Zimmerkellner beschäftigt war. Als begeisterter<br />
Wasserschifahrer machte ich jedoch bald<br />
als Wasserschi fahrender Kellner auf mich aufmerksam.<br />
Inklusive präpariertem Tablett sprang<br />
ich über die Schanze. Anmerken möchte ich,<br />
dass ich erst nach zwei Jahren Wasserschisport<br />
schwimmen lernte. Dieses Können verschaffte<br />
mir sogar das Privileg, abends auf der Terrasse<br />
bei den Gästen zu sitzen. Grundsätzlich war<br />
dies für das Personal beim Werzer verboten. In<br />
meiner Funktion als DJ im Seefels trat ich auch<br />
mit Karl Spiehs in Kontakt. Nach einer „harten“<br />
Nacht mit Spiehs durfte ich bei Dreharbeiten mit<br />
Uschi Glas und Roy Black zusehen. Sozusagen<br />
als „Aufwecker“ wollte Spiehs eine Leberkässemmel<br />
mit Salzgurke essen. Ab ins Auto und<br />
schon war ich am Klagenfurter Markt, um diese<br />
gastronomische Köstlichkeit zu erstehen. Damit<br />
waren ein erster Kontakt und diverse Hilfsjobs<br />
verbunden.<br />
Was war so ein Hilfsjob?<br />
Einfach Mädchen für alles. Gut entsinne ich mich<br />
einer Gesangsszene von Anita und Roy, die unter<br />
einem Blätterbaum stattfinden sollte. Über Nacht<br />
sorgte Schlechtwetter für die Entlaubung des Baumes,<br />
worauf ich zwei Tage lang mit Klebestreifen<br />
die Blätter aufzukleben hatte. Die Szene war im<br />
Kasten. Der folgende <strong>Winter</strong> führte mich als DJ<br />
nach Kitz. Ein Anruf von Karl Spiehs lockte mich<br />
zurück nach Kärnten, wo wir von Mai bis Oktober<br />
insgesamt fünf Filme drehten. Ich werde das Jahr<br />
1970 nie vergessen, denn ab da gab es eine Gage<br />
von 250 Mark pro Woche.<br />
Was waren ihre weiteren Tätigkeiten?<br />
Zweiter Aufnahmeleiter, erster Aufnahmeleiter<br />
und letztlich Produktionsleiter. Bei insgesamt<br />
150 Spiehs-Produktionen war ich im Hintergrund<br />
dabei.<br />
Die erste Regie?<br />
Mit „Babystrich im Sperrbezirk“ lieferte ich<br />
1983 meine erste Regiearbeit ab. Bei Kosten<br />
von 20.000 Mark hatte der Film 1,4 Millionen<br />
Besucher. Leider verzichtete ich auf die Gewinnbeteiligung<br />
und gab mich mit (nur) 20.000<br />
Mark zufrieden. Es folgten zahlreiche Filme wie<br />
das „Schloss am Wörthersee“ und „Klinik unter<br />
Palmen“. In Summe bis zu 77 Filme, die ich bis<br />
heute gedreht habe.<br />
Neue Projekte?<br />
Mir hat es das Wilderer Milieu angetan. Ein<br />
Film über die Walder Brüder, sowie ein Film<br />
über Pepi Rauter, „der Mörder von Lölling“,<br />
schweben mir vor.<br />
Inzwischen gibt es Otto Retzer als Buchautor.<br />
Ja, eine weitere Leidenschaft von mir.<br />
Nach dem Buch „Mein Wörthersee“, erschien<br />
kürzlich „Kärnten wie es keiner kennt“. Eine<br />
Spurensuche im Land mit Anekdoten, traumhaften<br />
Bildern, Gastronomie und deren mehr. Die<br />
nächste Publikation unter dem Titel „Wer ist<br />
wass in Kärnten“ vermittelt mir den Dialog mit<br />
200 Menschen, die mich interessieren und die<br />
ihrerseits schreiben, wie sie Otto Retzer sehen.<br />
Haben sie noch Verbindung mit ihrer Löllinger<br />
Heimat?<br />
Ja, eine sehr intensive. Vor Jahren gestalteten<br />
wir mit Alt-Löllingern einen Dorfabend. Heinrich<br />
Harrer war ebenso da, wie Qualtinger, Harald<br />
Krassnitzer und Udo Jürgens. Nun bereiten<br />
wir einen nächsten „Löllinger-Dorfabend“ vor.<br />
Sie erwähnten im Gespräch, keine Lust zum<br />
Hühnerrupfen zu haben, warum?<br />
Ich war etwa sechs Jahre alt und meine Großmutter<br />
lebte im Waschhaus des Löllinger<br />
Schlosses. Der Besitzer Erzherzog Max v. Hohenberg,<br />
ein Nachfahre des Erzherzoges Franz<br />
Ferdinand, feierte auf dem Familiensitz seinen<br />
50. Geburtstag. Im Zuge der Vorbereitungen waren<br />
unzählige Hühner zu rupfen und ich musste<br />
mitarbeiten. Dort fasste ich den Entschluss; „ich<br />
werde in meinem Leben nie mehr Hühner rupfen,<br />
sondern zu jenen gehören, die sie essen.“