Porträt 68 <strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong>
Porträt Ein Bär aus Kärnten für den König Die Bärenkinder von Brigitte Hafner haben Fans in der ganzen Welt: Eines der Kuscheltiere hat es sogar bis ins spanische Königshaus geschafft. Andere wiederum sitzen beim <strong>Rettl</strong> im Geschäft, wo sie zwischen feschen Gewändern gekonnt den Kärntner Kilt präsentieren. Wort: Evelyn Rupperti, Bild: Georg Pflügl Nun sind putzige Spielzeugbären aus Poggersdorf im <strong>Rettl</strong>ʼschen Geschäftslokal nicht unbedingt das Naheliegendste – was also haben die Pelztiere da zu schaffen? Das liegt wohl an der Bärenmama namens Brigitte Hafner einerseits und andererseits an der den <strong>Rettl</strong>s eigenen Offenheit für alles, was echt und handgemacht ist. Auf der Klagenfurter Messe stieß die Bärenmacherin auf der Suche nach dekorativen Stoffen auf das schöne Kärnten Karo am <strong>Rettl</strong>ʼschen Präsentationstisch. Aus einem raschen Kauf wurde damals nichts, weil nur Schürzen für die Gastronomie angeboten wurden und das nur en gros. Dafür aber erhielt Frau Hafner eine Einladung ins Geschäft nach Villach. Und seit damals tragen die schönsten Hafner Bären nicht nur feschen Kärnten Karo, einige von ihnen schmücken die <strong>Rettl</strong>´schen Räumlichkeiten und sind dort auch käuflich zu erwerben. Preisgekrönter Bärenmozart – oder Mozartbär? Bei Frau Hafner zu Hause in Poggersdorf ist die Auswahl allerdings bei Weitem größer: Ca. 70 der kuscheligen Gesellen hocken in Vitrinen, auf Couchen und Kommoden und würde nicht so rege Nachfrage bestehen, würde das Haus schon überquellen vor Pelztieren. In allen Größen, Farben und Ausführungen sitzen sie herum – als leicht pikierter Karl Lagerfeld, als schwarz-weißer Panda, mit aprikosenfarbenen Pudellocken, mit Kärntner Dirndl und als Golfer. Sogar einige Preise hat die Bärenkünstlerin bei internationalen Bärenbörsen schon eingeheimst, davon zeugen die Urkunden, die dem Geschehen künstlerisches Gewicht verleihen. Mehrere Platzierungen brachten die Ausstellungen ein und ein bäriger Mozart mit Geige hat sogar den ersten Preis gewonnen. Liebevolle Handarbeit und königliche Fans Entdeckt hat Brigitte Hafner ihre Liebe schon vor ca. <strong>13</strong> Jahren. Als begeisterte Handarbeiterin beschäftigte sie sich mit Stricken, Sticken, Nähen und auch mit Porzellanarbeiten, bis sie eines Tages in einen „Bärenkurs“ rutschte. Von da an nutzte sie ihr Geschick nur noch zum Fertigen von Bärenkindern und gehäkelt und gestickt wurde höchstens noch für das putzige Bärengʼwand. Die Liebe zu den Bären schlummerte wohl schon länger in ihr, das verrät ein 70 Jahre alter Steiff- Bär, der unerkannt als Original zwischen seinen Nachfolgern sitzt – so gut erhalten, als wäre er erst gestern der Nähmaschine entschlüpft. Wahrscheinlich hat ihm die geschickte Bärenmami eine Verjüngungskur verpasst, denn Frau Hafner repariert auch, was der Zahn der Zeit oder unachtsame Kinderhände ruiniert haben. Ansonsten erfindet sie ihre Schützlinge von der Pike auf neu – von der Idee bis zum letzten Schnurrbarthaar. Sie entwirft den Schnitt, schneidet zu und näht – wenn das Material Leder oder Fell ist, auch mit der Hand. Gelenke machen die Gesellen beweglich, bei größeren Exemplaren wird sogar eine bärige Brummstimme in die Tiefen der schafwollenen Eingeweide versenkt. Dann wird Bär passend zur Grundidee gekleidet: Schürzchen, Jäckchen, Dirndl, Golfhose – oder ganz selten auch gar nix. Ihre Bären, in denen Arbeitszeiten zwischen 10 Stunden und einer Woche stecken, finden jedenfalls reißenden Absatz, eine begeisterte Sammlerin hat ihr im Laufe der Jahre schon 35 Exemplare abgekauft. Den Rang des prominentesten Käufers aber hält unbestritten der spanische König Juan Carlos, der in Graz auf eines der Hafner`schen Bärenkinder stieß und es prompt erwarb. So kommt es, dass ein Bär aus Poggersdorf möglicherweise im Palacio Real in Madrid sitzt und sich mit den strengen Regeln der spanischen Hofetikette herumschlagen muss. Ob er da nicht ab und zu Heimweh nach dem beschaulichen Landleben in seiner Kärntner Heimat hat? <strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong> 69