Rettl & friends 3 Herbst/Winter 2012/13
Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 3 Herbst/Winter 2012/13
Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 3 Herbst/Winter 2012/13
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Porträt<br />
Ein Bär aus Kärnten<br />
für den König<br />
Die Bärenkinder von Brigitte Hafner haben Fans in der ganzen Welt:<br />
Eines der Kuscheltiere hat es sogar bis ins spanische Königshaus geschafft.<br />
Andere wiederum sitzen beim <strong>Rettl</strong> im Geschäft, wo sie zwischen feschen<br />
Gewändern gekonnt den Kärntner Kilt präsentieren.<br />
Wort: Evelyn Rupperti, Bild: Georg Pflügl<br />
Nun sind putzige Spielzeugbären aus Poggersdorf<br />
im <strong>Rettl</strong>ʼschen Geschäftslokal<br />
nicht unbedingt das Naheliegendste – was also<br />
haben die Pelztiere da zu schaffen? Das liegt<br />
wohl an der Bärenmama namens Brigitte Hafner<br />
einerseits und andererseits an der den <strong>Rettl</strong>s<br />
eigenen Offenheit für alles, was echt und handgemacht<br />
ist. Auf der Klagenfurter Messe stieß<br />
die Bärenmacherin auf der Suche nach dekorativen<br />
Stoffen auf das schöne Kärnten Karo am<br />
<strong>Rettl</strong>ʼschen Präsentationstisch. Aus einem raschen<br />
Kauf wurde damals nichts, weil nur Schürzen<br />
für die Gastronomie angeboten wurden und<br />
das nur en gros. Dafür aber erhielt Frau Hafner<br />
eine Einladung ins Geschäft nach Villach. Und<br />
seit damals tragen die schönsten Hafner Bären<br />
nicht nur feschen Kärnten Karo, einige von ihnen<br />
schmücken die <strong>Rettl</strong>´schen Räumlichkeiten<br />
und sind dort auch käuflich zu erwerben.<br />
Preisgekrönter Bärenmozart –<br />
oder Mozartbär?<br />
Bei Frau Hafner zu Hause in Poggersdorf ist<br />
die Auswahl allerdings bei Weitem größer: Ca.<br />
70 der kuscheligen Gesellen hocken in Vitrinen,<br />
auf Couchen und Kommoden und würde<br />
nicht so rege Nachfrage bestehen, würde das<br />
Haus schon überquellen vor Pelztieren. In allen<br />
Größen, Farben und Ausführungen sitzen sie<br />
herum – als leicht pikierter Karl Lagerfeld, als<br />
schwarz-weißer Panda, mit aprikosenfarbenen<br />
Pudellocken, mit Kärntner Dirndl und als Golfer.<br />
Sogar einige Preise hat die Bärenkünstlerin<br />
bei internationalen Bärenbörsen schon eingeheimst,<br />
davon zeugen die Urkunden, die dem<br />
Geschehen künstlerisches Gewicht verleihen.<br />
Mehrere Platzierungen brachten die Ausstellungen<br />
ein und ein bäriger Mozart mit Geige hat<br />
sogar den ersten Preis gewonnen.<br />
Liebevolle Handarbeit<br />
und königliche Fans<br />
Entdeckt hat Brigitte Hafner ihre Liebe schon<br />
vor ca. <strong>13</strong> Jahren. Als begeisterte Handarbeiterin<br />
beschäftigte sie sich mit Stricken, Sticken,<br />
Nähen und auch mit Porzellanarbeiten, bis sie<br />
eines Tages in einen „Bärenkurs“ rutschte. Von<br />
da an nutzte sie ihr Geschick nur noch zum<br />
Fertigen von Bärenkindern und gehäkelt und<br />
gestickt wurde höchstens noch für das putzige<br />
Bärengʼwand.<br />
Die Liebe zu den Bären schlummerte wohl schon<br />
länger in ihr, das verrät ein 70 Jahre alter Steiff-<br />
Bär, der unerkannt als Original zwischen seinen<br />
Nachfolgern sitzt – so gut erhalten, als wäre er<br />
erst gestern der Nähmaschine entschlüpft. Wahrscheinlich<br />
hat ihm die geschickte Bärenmami<br />
eine Verjüngungskur verpasst, denn Frau Hafner<br />
repariert auch, was der Zahn der Zeit oder unachtsame<br />
Kinderhände ruiniert haben.<br />
Ansonsten erfindet sie ihre Schützlinge von<br />
der Pike auf neu – von der Idee bis zum letzten<br />
Schnurrbarthaar. Sie entwirft den Schnitt,<br />
schneidet zu und näht – wenn das Material Leder<br />
oder Fell ist, auch mit der Hand. Gelenke<br />
machen die Gesellen beweglich, bei größeren<br />
Exemplaren wird sogar eine bärige Brummstimme<br />
in die Tiefen der schafwollenen Eingeweide<br />
versenkt. Dann wird Bär passend zur Grundidee<br />
gekleidet: Schürzchen, Jäckchen, Dirndl, Golfhose<br />
– oder ganz selten auch gar nix.<br />
Ihre Bären, in denen Arbeitszeiten zwischen 10<br />
Stunden und einer Woche stecken, finden jedenfalls<br />
reißenden Absatz, eine begeisterte Sammlerin<br />
hat ihr im Laufe der Jahre schon 35 Exemplare<br />
abgekauft.<br />
Den Rang des prominentesten Käufers aber hält<br />
unbestritten der spanische König Juan Carlos,<br />
der in Graz auf eines der Hafner`schen Bärenkinder<br />
stieß und es prompt erwarb. So kommt<br />
es, dass ein Bär aus Poggersdorf möglicherweise<br />
im Palacio Real in Madrid sitzt und sich mit<br />
den strengen Regeln der spanischen Hofetikette<br />
herumschlagen muss. Ob er da nicht ab und zu<br />
Heimweh nach dem beschaulichen Landleben in<br />
seiner Kärntner Heimat hat?<br />
<strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong><br />
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