ewe-aktuell 1/2016
Mitglieder- und Sponsoren-Magazin des eine-welt-engagement.de
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März <strong>2016</strong><br />
Unsere<br />
Freiwilligen zum<br />
Jahreswechsel<br />
WEITERE THEMEN IN DIESER AUSGABE:<br />
Daniel stellt sich vor Mein bisher schönstes Fest Mazabuka – Süßester Ort der Nation
Seite 2<br />
Editorial<br />
Liebe Leser,<br />
als ich vor fünfzehn Jahren als Freiwilliger in<br />
Sambia war, war Monze als Bischofssitz<br />
nicht nur das Zentrum des Bistums, sondern<br />
auch des <strong>ewe</strong>-Austauschs. Dort hatte alles<br />
angefangen, und die meisten Freiwilligen<br />
verbrachten auch die längste Zeit ihres Einsatzes<br />
dort. Als ich damals nach Mazabuka<br />
kam, war dort noch niemand vor mir g<strong>ewe</strong>sen.<br />
Umso mehr freut es mich, dass nun immer<br />
wieder deutsche<br />
Freiwillige in Mazabuka<br />
zum Einsatz kommen<br />
– genauso wie in<br />
vielen anderen Gemeinden<br />
an der Peripherie<br />
des Bistums.<br />
Grund genug, sich die<br />
einzelnen Gemeinden<br />
des Bistums einmal ein bisschen genauer<br />
anzuschauen. Dies wollen wir von nun an in<br />
der <strong>ewe</strong> <strong>aktuell</strong> regelmäßig tun – und beginnen,<br />
da nun sowohl unsere deutsche<br />
Freiwillige Helen dort ist als auch unser neuer<br />
sambischer Freiwilliger Daniel von dort<br />
stammt, mit Mazabuka, der Heimat des<br />
sambischen Zuckers. Beim Kennenlernen<br />
des Bistums Monze und den aufweckenden<br />
Geschichten der sambischen und deutschen<br />
Freiwilligen wünscht Euch und Ihnen viel<br />
Freude,<br />
Johann Müller<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
3<br />
6<br />
8<br />
Unser neuer sambischer Freiwilliger<br />
stellt sich vor<br />
Momente aus meinem Freiwilligendienst<br />
4<br />
Sambias Wirtschaft schwächelt<br />
Viele Herausforderungen<br />
vor den Präsidentschaftswahlen<br />
Unsere deutsche Freiwillige berichten<br />
10 Und es schlägt Halbzeit!<br />
Gemeinden im Bistum Monze<br />
Mazabuka – Der süßeste Ort der Nation<br />
7<br />
Unsere sambischen Freiwillige berichtet<br />
Vergleich zwischen Sambia und Deutschland<br />
Impressum<br />
Herausgeber: eine-welt-engagement (<strong>ewe</strong>) e.V.<br />
Internet: www.eine-welt-engagement.de<br />
Redaktion: Johann Müller<br />
E-Mail: johann.mueller@eine-welt-engagement.de<br />
Postfach 100523, 52305 Düren<br />
Layout/Satz: Type Art, Herzogenrath<br />
Druck: saxoprint.de<br />
Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.<br />
„<strong>ewe</strong> <strong>aktuell</strong>“ ist im Abonnement gegen eine Spende<br />
erhältlich. Info unter Telefon 02421- 8 79 88<br />
oder unter: info@eine-welt-engagement.de<br />
ViSdP: Guido Schürenberg
Seite 3<br />
Unser neuer sambischer Freiwilliger stellt sich vor:<br />
Ich heiße Daniel<br />
Maimbo Chinyama<br />
Nanja und bin<br />
der Älteste von<br />
4 Geschwistern.<br />
Ich bin am 29. Oktober<br />
1997 im<br />
nördlichen Sambia<br />
geboren (in der<br />
Muchinga Provinz).<br />
Die ersten drei Jahre ging ich dort zur<br />
Grundschule, bis mein Vater nach Mazabuka,<br />
in die südliche Provinz, versetzt wurde.<br />
Von der 4. bis zur 7. Klasse besuchte ich die<br />
Kkuti Privatschule, und meine sieben Prüfungen<br />
am Ende waren sehr gut, sodass ich auf<br />
eine weiterführende Schule gehen konnte.<br />
Ich machte an der Mukasa Seminarschule<br />
in Choma noch einmal alle Prüfungen<br />
und war einer der Wenigen, der angenommen<br />
wurde. Die Schule machte es mir leicht,<br />
mich willkommen zu fühlen, und ich<br />
gewöhnte mich schnell an die neue Umgebung.<br />
Hier lernte ich auch Volleyball spielen<br />
und machte mit im Junior Ingenieur Club, in<br />
dem ich lernte, kreativ zu sein und Projekte<br />
zu machen.<br />
Auch in den nächsten neun Prüfungen<br />
waren meine Ergebnisse sehr gut, und ich<br />
konnte an der Schule bleiben.<br />
Ich habe dort auch gerne mit im Schulchor<br />
gesungen und war ab der 11. Klasse<br />
der Chorleiter. Vorher hatte ich schon einige<br />
leitende Funktionen als Schüler, z.B. als stellvertretender<br />
Schulsprecher.<br />
Im letzten Jahr schrieb ich meine letzten<br />
Prüfungen zum Abitur. Ich bin sehr glücklich,<br />
dass diese gut genug waren, um Medizin zu<br />
studieren. Ich habe immer davon geträumt,<br />
eines Tages Arzt zu werden.<br />
Anfang <strong>2016</strong> war mir das Glück hold,<br />
und ich wurde als Teilnehmer ausgewählt,<br />
Sambia beim interkulturellen Austausch mit<br />
dem EWE zu vertreten. Ich freue mich sehr,<br />
nach Deutschland zu gehen, ich habe viel<br />
über die europäische Geschichte in meiner<br />
Schulzeit gelesen. Ich bin bei so einer Chance<br />
aber auch wirklich ein wenig ängstlich.<br />
Alles, was ich tue, ist, es in Gottes Hand zu<br />
lassen.<br />
Daniel Nanja<br />
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Seite 4<br />
Momente aus meinem Freiwilligendienst<br />
Für mich ist interkultureller Austausch die<br />
Idee, Menschen aus unterschiedlichen<br />
Kulturen und mit unterschiedlichen Ansichten<br />
zusammen zu bringen. Wir können voneinander<br />
lernen und einen Teil anderer<br />
Kulturen verinnerlichen. Es gibt viele Situationen,<br />
in denen mir die Unterschiede<br />
zwischen der sambischen und der deutschen<br />
Lebensweise bewusst werden, aber<br />
genau das macht es spannend. Von diesen<br />
Situationen möchte ich jetzt erzählen.<br />
Die deutsche Sprache<br />
In meiner Gastfamilie kommen manchmal<br />
lustige Missverständnisse in Bezug auf die<br />
deutsche Sprache zustande. Die Geschichte<br />
der Mützen und Handschuhe war für uns<br />
die witzigste Unterhaltung, die bisher vorgekommen<br />
ist. Anstatt das Wort „Mütze“ zu<br />
benutzen, nannte ich sie „Kopfsocke“, was<br />
meine Gasteltern sehr verwunderte. Ebenso<br />
war ich überrascht, dass „Handschuhe“<br />
Handschuhe heißen. Letztlich haben wir<br />
glücklicherweise verstanden, was wir uns<br />
sagen wollen.<br />
Weihnachten und Neujahr<br />
Die beiden Feste haben mir gut gefallen.<br />
Weihnachten hat sich für mich nicht wirklich<br />
von dem, was ich aus Sambia kenne, unterschieden.<br />
Der einzige Unterschied war, dass<br />
es hier an Weihnachten kalt ist und es echte<br />
Weihnachtsbäume gibt anstatt künstliche.<br />
Silvester wird hier etwas anders gefeiert als<br />
bei uns. Die Menschen bleiben wach, bis es<br />
endlich Neujahr ist und veranstalten ein großes<br />
Feuerwerk. Bei uns in Sambia geht es<br />
da etwas ruhiger zu.
Seite 5<br />
Schade, dass es Karneval in Sambia<br />
nicht gibt. Für mich war es bisher das<br />
schönste Fest in Deutschland. Ich werde es<br />
vermissen!<br />
Besuch im Museum in Bonn<br />
Mit anderen ausländischen Freiwilligen war<br />
ich zu Besuch im Haus der Geschichte in<br />
Bonn. Es war sehr spannend für mich, mehr<br />
über die deutsche Geschichte zu lernen und<br />
Karneval<br />
Nach Neujahr kam Karneval, für viele eine<br />
wichtige Zeit. Darunter konnte ich mir nicht<br />
vorstellen, wie dieses Fest gefeiert wird, bis<br />
ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Es<br />
ist die Zeit, in der Menschen rumalbern und<br />
sich über das soziale Leben und die Politik<br />
amüsieren. Ich war sehr beeindruckt, mit<br />
wie viel Spaß nicht nur Erwachsene, sondern<br />
auch Kinder an den bunten Karnevalsumzügen<br />
teilhaben und zuschauen.<br />
An Weiberfastnacht verkleiden sich nicht<br />
nur die Leute, die feiern, auch diejenigen,<br />
die arbeiten müssen. Dieser Tag ist so<br />
besonders! Auch in meiner Einsatzstelle,<br />
dem Seniorenzentrum in Wickrath haben<br />
wir gefeiert. Es gab mehrere Tanz- und<br />
Theatergruppen und alle Bewohner und<br />
Kollegen hatten Spaß.<br />
Einen Tag vor Weiberfastnacht habe in<br />
einer Aufführung in unserer Gemeinde mitgemacht.<br />
Schon Tage vorher war ich sehr<br />
aufgeregt und machte mir Gedanken darüber,<br />
ob ich meinen Auftritt auf Deutsch<br />
meistern würde. Ich habe es geschafft und<br />
keinen Fehler gemacht.<br />
die Maschinen und Gegenstände zu begutachten,<br />
die im 2. Weltkrieg verwendet wurden.<br />
Ich habe mich gefühlt, als wäre ich in<br />
einer anderen Zeit. Der Besuch hat mich<br />
etwas nachdenklich gemacht und mein<br />
Interesse für unsere Weltgeschichte nur<br />
noch verstärkt.<br />
EWE vielen Dank, dass ihr es mir ermöglicht<br />
habt, all diese Momente erleben zu<br />
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Seite 6<br />
Gemeinden im Bistum Monze<br />
Heute: Mazabuka – Der süßeste Ort der Nation<br />
Fährt man von Sambias Hauptstadt Lusaka<br />
Richtung Süden, wird es selten langweilig.<br />
Zunächst überquert man den Kafue-<br />
Fluss, dann kommt man zur Banana<br />
Junction und muss sich entscheiden, ob<br />
man Richtung Süden will, sich also Richtung<br />
Simbabwe aufmacht, oder ob man rechts<br />
abbiegt, um zunächst durch die Kaffeeplantagen<br />
der Munali Hills zu kommen und<br />
dann alsbald Sambias Gemeinden zu streifen,<br />
die sich an der Fernstraße T1 bis nach<br />
Livingstone und die Viktoria-Fälle schlängeln.<br />
Etwa 120 km nach Verlassen Lusakas<br />
wird man von einem Straßenschild begrüßt:<br />
„Welcome to the sweetest place of the<br />
nation!“ Willkommen im süßesten Ort der<br />
Nation! Der Sambier weiß dann längst, dass<br />
er in Mazabuka ist. Denn Mazabuka ist die<br />
Heimat des sambischen Zuckerrohrs, das<br />
auch an Ort und Stelle weiter verarbeitet<br />
wird und dementsprechend viele Arbeiter<br />
aus allen Landesteilen anzieht<br />
– auf den Straßen hört<br />
man daher nicht nur viel Chitonga,<br />
es wird auch Bemba,<br />
Nyanja und Lozi gesprochen.<br />
Wegen der „süßen“<br />
Zuckerindustrie ist Mazabuka<br />
infrastrukturell verhältnismäßig<br />
gut versorgt. So verfügt<br />
die Stadt z.B. über mehrere<br />
klimatisierte Supermärkte.<br />
Wer von Lusaka kommend<br />
nicht rechtzeitig<br />
bremst – und die zahlreichen<br />
Ausbeulungen im Zaun legen ein<br />
stummes Zeugnis darüber ab, dass gerade<br />
größeren Lastwägen dies nicht immer<br />
gelingt – der landet direkt vor den Tiefkühlregalen<br />
einer südafrikanischen Supermarktkette.<br />
Mazabuka ist auch der in den letzten<br />
Jahren einzige Ort außerhalb Lusakas, des<br />
Kupfergürtels und den Städten dazwischen<br />
(Kabwe), die hin und wieder mit einem<br />
Team in Sambias höchster Fußballiga vertreten<br />
ist – mit den Nakambala Leopards.<br />
Nakambala ist Mazabukas Ortsteil mit den<br />
Zuckerrohrplantagen. Aufgrund der Kontrollen<br />
bei Ein- und Ausfahrt – es soll ja kein<br />
Zuckerrohr geschmuggelt werden – ist<br />
Nakambala praktisch eine Stadt in der Stadt.<br />
Dementsprechend gibt es auch zwei katholische<br />
Gemeinden in Mazabuka. Beide<br />
haben inzwischen schon deutsche Freiwillige<br />
beherbergt. Zum einen der Assumption<br />
Parish, auf der linken Seite an der Ausfallstraße<br />
Richtung Monze gelegen, zum anderen<br />
St. Paul in Nakambala.<br />
Aufgrund der vielen Arbeitsmöglichkeiten<br />
wächst Mazabuka konstant an. Man<br />
kann von mittlerweile 150.000 Einwohnern<br />
ausgehen. Zählt man noch die weiteren Orte<br />
des Distrikts zusammen, der auch noch die<br />
Gemeinden Kaleya und Magoye umfasst,<br />
sind es laut Zensus von 2010 bereits<br />
230.000.<br />
Johann Müller<br />
Fotonachweise<br />
The Guardian; Photobucket;<br />
Helen Hermens 3;<br />
Irmela Kuhlen 3;<br />
Fam. Heidenfels 4;<br />
Electoral Commission of Zambia
Seite 7<br />
Sambias Wirtschaft schwächelt<br />
Viele Herausforderungen ein halbes Jahr<br />
vor den erneuten Präsidentschaftswahlen<br />
Bereits am 11. August dieses Jahres<br />
werden die Sambier wieder an die<br />
Wahl urne gebeten. Nachdem Präsident<br />
Edgar Lungu nach dem plötzlichen Tod<br />
Lungu nun wenig Zeit, sich in seinem<br />
neuen Amt zu profilieren. Die<br />
Wählerregistrierung ist bereits<br />
abgeschlossen. Präsident Lungu<br />
verkündete bereits, wieder<br />
im Tandem mit der amtierenden<br />
Vize-Präsidentin Inonge<br />
Wina antreten zu wollen,<br />
doch dringende Probleme<br />
hat das Land andere: Wie<br />
so viele afrikanische Länder,<br />
die mit ihrem Ressourcenreichtum vom wirtschaftlichen<br />
Aufschwung in den Schwellenländern,<br />
allen voran in China, profitierten,<br />
hadert Sambia nun mit seiner Exportabhängigkeit.<br />
Denn das nachlassende Wirtschaftswachstum<br />
in Fernost bringt auch Sambia an<br />
den Rand einer Rezession. Bis vor Kurzem<br />
war noch ein Wachstum von 7 % für <strong>2016</strong><br />
vorausgesagt worden, nun rechnen Analysten<br />
nur noch mit 3,7 %. Der sambische<br />
Kwacha verlor in den letzten Monaten<br />
massiv an Wert, was Importe teurer macht<br />
und die Inflation anheizt. Zuletzt wurden<br />
Spitzenwerte von über 20 % erreicht. Die<br />
internationalen Finanzmärkte sehen die<br />
Entwicklung in Sambia mit Skepsis. Aufgrund<br />
der anhaltend schlechten Ratings<br />
erhöhen sich die Zinsen für die Aufnahme<br />
weiterer Kredite.<br />
Wahlwerbung bei den außerordentlichen Präsidentschaftswahlen 2015<br />
seines Vorgängers Michael Sata im Dezember<br />
2014 nur für die restlichen 18 Monate<br />
von Satas Amtszeit gewählt worden war, hat<br />
Die Stimmung ist sechs Monate vor den<br />
erneuten Präsidentschaftswahlen entsprechend<br />
angespannt. Immer häufiger auftretende<br />
Stromausfälle zeigen den Sambiern<br />
auch im Alltag immer wieder den großen Investitionsbedarf.<br />
Eine weitere Herausforderung<br />
ist die aufgrund des Klimaphänomens<br />
El Nino auftretende Dürre, die vielen afrikanischen<br />
Ländern derzeit zu schaffen macht<br />
und die auch in Sambia einen deutlichen<br />
Rückgang der Agrarproduktion mit sich<br />
bringt. Es dürfte also ein anstrengender<br />
Wahlkampf für Edgar Lungu werden. Angesichts<br />
der engen Ausgangslage – Herausforderer<br />
Hakainde Hichilema darf sich diesmal<br />
wohl ernsthafte Hoffnungen auf den Einzug<br />
ins State House machen – vielleicht aber<br />
auch ein Wahlkampf, der die Nöte der Menschen<br />
wirklich ernst nimmt.<br />
Johann Müller<br />
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Seite 8<br />
Aus dem Freiwilligenleben: Unsere s<br />
Vergleich zwischen<br />
Sambia und Deutschland<br />
Das Leben ist<br />
jetzt für mich ein<br />
Stück einfacher geworden,<br />
seitdem ich<br />
die deutsche Sprache<br />
lerne und<br />
improvisieren kann,<br />
sowohl zuhause als auch im Krankenhaus.<br />
Wenn ich jetzt in die Kirche gehe, singe<br />
ich die Lieder mit und verstehe sie auch. Das<br />
Besuch im Wuppertaler Zoo<br />
war nicht so einfach, weil hier Gesangbücher<br />
benutzt werden.<br />
Im Krankenhaus habe ich gelernt, Blutdruck<br />
zu messen und Insulininjektionen zu<br />
geben. Ich kann einen Patienten – egal ob<br />
Mann oder Frau – inzwischen allein im Bad<br />
oder auch im Badezimmer waschen. Es ist<br />
aber auch gut, dass wir viele Patienten<br />
haben, die dies alleine können.<br />
Manchmal muss ich zehn Tage hintereinander<br />
arbeiten<br />
und habe danach<br />
vier Tage frei. Jetzt<br />
habe ich auch den<br />
Spätdienst kennengelernt<br />
von 12h48<br />
bis 21h, aber es war<br />
nicht so gut, allein<br />
im Dunkeln zum<br />
Bahnhof zum Zug<br />
zu gehen, ich war<br />
dort die ganze Zeit<br />
allein.<br />
Wenn ich in<br />
Deutschland irgendwohin<br />
mit dem Zug<br />
oder Bus fahre, ist<br />
dieser immer pünktlich,<br />
auch wenn nur<br />
eine Person mitfährt.<br />
Nur im Winter gibt<br />
es schon mal Verspätungen<br />
von fünf<br />
bis zehn Minuten.<br />
Das ist in Sambia<br />
ganz anders, der<br />
Bus fährt erst los,<br />
wenn alle Plätze besetzt<br />
sind.<br />
In Deutschland<br />
sieht man normalerweise<br />
kein Papier<br />
oder Plastik in den<br />
„Mir gefällt das<br />
saubere Deutschland<br />
sehr gut.“<br />
Straßen herumfliegen. Und alles wird zuhause<br />
sortiert, Müllwagen holen es ab und es<br />
wird recycelt. Mir gefällt das saubere<br />
Deutschland sehr gut. In Sambia fliegt viel<br />
Papier und Plastik über alle Straßen.<br />
Hier gibt es viel Arbeit. Ich arbeite knapp<br />
acht Stunden am Tag. Die Leute sind sehr<br />
auf die Arbeit fokussiert, sodass sie manchmal<br />
nicht einmal eine Begrüßung beantworten.<br />
In den Pausen spielt fast jeder mit<br />
seinem Handy.
Seite 9<br />
sambischen Freiwilligen berichten<br />
„Die Leute sind<br />
sehr auf die Arbeit<br />
fokussiert, sodass sie<br />
manchmal nicht<br />
einmal eine Begrüßung<br />
beantworten.“<br />
In Deutschland fahren auch Frauen<br />
große Busse und Taxis, und einmal habe ich<br />
auch eine weibliche Lokomotivführerin gesehen.<br />
Ich war schockiert, weil in Sambia<br />
nur Männer Züge und große Busse fahren<br />
und – nicht zu vergessen – Taxis.<br />
Hier sprechen die Leute im Bus oder Zug<br />
nicht miteinander, wenn sie sich nicht kennen,<br />
die meisten jungen Leute sind mit ihren<br />
Handys beschäftigt. In Sambia reden wir<br />
miteinander und lernen so mehr über die<br />
anderen, während wir reisen.<br />
Hier gibt es viel Obst, und deshalb trinke<br />
ich gerne vor dem Schlafengehen einen<br />
leckeren und entspannenden Früchtetee.<br />
Auch die Obstkuchen schmecken lecker,<br />
zubereitet mit viel Milch und Quark.<br />
Besuch bei Haribo in Bonn<br />
In diesem interkulturellen Austausch<br />
sind fünf Seminare vorgesehen. Dort treffe<br />
ich eine Woche lang zwanzig junge Leute.<br />
Wir kochen zusammen und reden über unsere<br />
Erfahrungen und Herausforderungen an<br />
den Arbeitsstellen. Die meisten arbeiten im<br />
Krankenhaus, einige im Altenheim. Eine Herausforderung<br />
war, Männer zu waschen, aber<br />
der Gruppenleiter riet dazu, uns vorzustellen,<br />
einem Verwandten zu helfen und damit<br />
war es für uns alle danach möglich.<br />
Wir haben auch Freizeit zum Schlafen<br />
oder Sport treiben. Ich habe Volleyball und<br />
Tischtennis gespielt. Wir wandern auch in<br />
der Gruppe, um die Stadt zu entdecken, in<br />
der wir sind.<br />
Danke <strong>ewe</strong>!<br />
Nelly Kabila<br />
Winterferien
Seite 10<br />
Aus dem Freiwilligenleben: Unsere<br />
Und es schlägt Halbzeit!<br />
Weitere drei Monate sind vorbei, und<br />
nun schlägt die Uhr Halbzeit. Ich bin<br />
bestimmt nicht die erste Freiwillige, der das<br />
halbe Jahr so rasend vorkommt, so unglaublich<br />
kurz und doch so voll von tausend Eindrücken.<br />
Direkt nach meinem Bericht, den ich im<br />
November geschrieben habe, kam noch<br />
mehr Leben in unser Haus. Für zwei Monate<br />
zog meine ältere Schwester aus Lusaka zurück<br />
in ihr Elternhaus, um ihr Kind hier in<br />
Mazabuka zur Welt zu bringen. Es ist hier<br />
Tradition, zur Geburt eines Kindes nach Hause<br />
zu kommen. So wird der Mutter die Arbeit<br />
mit dem Neugeborenen erleichtert, und die<br />
ganze Familie kann ihr im ersten Monat<br />
unter die Arme greifen. Unsere Nichte wurde<br />
Ende November geboren und wir waren alle<br />
sehr überrascht, dass wir eine Nichte und<br />
keinen Neffen bekamen. Die Ärzte hatten<br />
nämlich vorher gesagt, dass es ein Junge<br />
werden würde, und da wir in unserer Familie<br />
bereits viele Mädchen haben und die<br />
Anzahl von Jungen eher bescheiden ist, waren<br />
wir alle der festen Überzeugung, dass<br />
meine Schwester einen Jungen bekommen<br />
würde. So stand ich eines Nachts senkrecht<br />
im Bett, als meine Tante, die einen Anruf aus<br />
dem nahen Krankenhaus bekommen hatte,<br />
durch das Haus rief: „It’s a girl, it’s a girl!“ (Es<br />
ist ein Mädchen!). Sie kam in unser Zimmer<br />
gerannt, machte das Licht an und holte uns<br />
aus den Betten. Die Überraschung, aber<br />
auch die Freunde stand uns allen ins<br />
Gesicht geschrieben, und wir waren plötzlich<br />
hellwach. Obwohl es erst um die fünf<br />
Uhr morgens war, machten wir uns auf, um<br />
unsere Schwester und ihr Kind im Krankenhaus<br />
zu sehen. Für mich war das eines der<br />
schönsten Erlebnisse. Wenig später hatten<br />
wir ein Baby im Haus, ebenfalls ein<br />
„Mzungu“ (Weiße), da die Babys<br />
noch sehr hellhäutig sind wenn sie<br />
frisch geboren werden.<br />
Mit Babys hatte ich dann auch<br />
die Zeit im Dezember zu tun, da die<br />
Behindertenschule für die Weihnachtsferien<br />
schloss und ich so<br />
meine Arbeitsstelle wechselte und<br />
im Krankenhaus auf der Station für<br />
Babys und schwangere Frauen<br />
anfing zu arbeiten. Hier war immer<br />
unglaublich viel los, jeden Tag standen<br />
Frauen vor dem Gebäude und<br />
warteten darauf, dass ihre Kinder<br />
gewogen wurden, dass Impfungen<br />
verteilt wurden und so weiter. Oft<br />
war es der Fall, dass die Frauen länger<br />
warteten als meine Arbeitszeit<br />
ging und ich probierte, ein bisschen<br />
deutsche Zügigkeit in die Arbeitsweise<br />
zu bringen. Doch andererseits<br />
wissen die Krankenschwestern<br />
die Wartezeit gut zu füllen. Manchmal<br />
unterrichten sie die wartenden Frauen über<br />
Themen wie HIV oder Malaria und machen<br />
somit ein Aufklärungsprogramm, das für alle<br />
zugänglich ist.<br />
Nebenbei fing die Adventszeit an, und<br />
die Vorbereitungen für Weihnachten liefen<br />
auf Hochtouren –hier jedoch in etwas anderer<br />
Art als ich es aus Deutschland kenne. Die<br />
Jahre zuvor war die Adventszeit für mich immer<br />
vollgestopft mit Weihnachtsfeiern, Plätzchen<br />
backen, Weihnachtsmarkt besuchen,<br />
Geschenke kaufen, Türchen öffnen, Weihnachtsbaum<br />
kaufen und schmücken und,<br />
und, und – der typische Weihnachtsstress,<br />
der einen manchmal ganz schön „zudröhnen“<br />
kann, so dass man nach Weihnachten<br />
nur allzu gerne die ganze blinkende Deko<br />
wieder im Schrank verschwinden lässt und<br />
„Last Christmas“ kein weiteres Mal ertragen<br />
kann. Hier gibt es keinen Weihnachtsmarkt<br />
oder Geschenkestress. Hier wird die<br />
Adventszeit ganz spirituell gefeiert. Im<br />
Advent wird auf Jesus gewartet, da werden<br />
Exerzitien gehalten, auf denen gebetet wird,<br />
da wird mal etwas öfter in die Messe gegangen<br />
und sich nachmittags getroffen, um<br />
christliche Weihnachtslieder zu singen. Diese<br />
Lieder wurden am vierten Advent dann<br />
vorgeführt: Alle kleinen Gemeinden in der<br />
Gemeinde trafen sich in unserer Kirche und
Seite 11<br />
deutsche Freiwillige berichtet<br />
„Hier wird die<br />
Adventszeit<br />
ganz spirituell<br />
gefeiert.“<br />
feierten zusammen. Jede Gruppe führte Lieder<br />
und Tänze vor, natürlich meistens in der<br />
lokalen Sprache und mit den traditionellen<br />
Trommeln. Auch ich sang in meiner Jugendgruppe<br />
mit , und die Leute waren total aus<br />
dem Häuschen, als sie mich in ihrer lokalen<br />
Sprache singen hörten. Ich war total stolz<br />
dabei sein zu dürfen. Weihnachten an sich<br />
war dann auch sehr schön. Ich hatte mir<br />
extra für die Messe ein Kleid aus einem<br />
Chitengematerial schneidern lassen und<br />
fühlte mich so richtig sambisch. In der Christmette<br />
tanzten die Stella-Kinder, zu denen<br />
auch meine kleine Schwester gehört, und<br />
die Atmosphäre war unglaublich schön. Mit<br />
ausreichend Essen und Getränken feierten<br />
wir die nächsten Tage, und es gab sogar<br />
Pudding und Kuchen – und selbstgebackene<br />
Weihnachtsplätzchen. Die hatte ich nämlich<br />
zuvor mit meiner Schwester gebacken,<br />
und meine Mutter hatte sie sorgsam versteckt,<br />
so dass ja niemand vor Heiligabend<br />
die Plätzchen aufessen konnte. Allgemein<br />
habe ich es sehr genossen, Weihnachten<br />
mal ein bisschen anders zu feiern als in<br />
Aachen, ein bisschen näher dran zu sein an<br />
dem wahren Weihnachtsgrund. Vielleicht<br />
kann ich davon nächstes Jahr etwas in mei-<br />
ne deutsche Familie tragen, so dass der<br />
typische Weihnachtsstress ein bisschen<br />
ausbleibt.<br />
Nach Weihnachten fing dann meine<br />
erste große Reise an: Ich fuhr mit dem Bus<br />
ins 2000 Kilometer entfernte Dar Es Salaam<br />
(Tansania) und von dort mit der Fähre nach<br />
Sansibar. Wir waren zu vielen Freiwilligen<br />
unterwegs, die alle unterschiedliche Dienste<br />
in verschiedenen ostafrikanischen Ländern<br />
verrichten. Zusammen besuchten wir nach<br />
unserem kleinen Urlaub auf der Gewürzinsel<br />
das Seminar in Dar Es Salaam, welches sehr<br />
interessant gestaltet war. Ich genoss es<br />
noch einmal, viel Deutsch reden zu können<br />
und andere Geschichten aus anderen Projekten<br />
zu hören. Zurück nach Sambia fuhr<br />
ich mit der berühmten Tazara, einem Zug,<br />
der zwischen Dar Es Salaam und dem sambischen<br />
Kapiri Mposhi pendelt. Wir hatten<br />
schon viele Geschichten über den Zug<br />
gehört: Dass er manchmal Tage auf sich<br />
warten ließ, dass Elefanten die Schienen<br />
blockierten oder auch dass diese weggeschwemmt<br />
waren und der Zug sich gar<br />
nicht mehr von der Stelle b<strong>ewe</strong>gt hatte. Zu<br />
unserer Überraschung fuhr der Zug pünktlich<br />
los, und unterwegs gab es keine weiteren<br />
Komplikationen. 60 Stunden später hatten<br />
wir dann das sambische Kapiri Mposhi<br />
erreicht, 60 Stunden voller wunderbarer<br />
Landschaft und Gesellschaft. Zurück in<br />
Mazabuka wurde ich herzlich mit Umarmungen<br />
und sogar einem „Welcome home“-<br />
Kuchen begrüßt. Ja, auch wenn mir mein<br />
Leben hier in Mazabuka während meines<br />
dreiwöchigen Urlaubs weit weg von der<br />
Heimat wie ein Traum vorgekommen war,<br />
war ich von einem auf den nächsten Moment<br />
wieder zuhause, wirklich zuhause.<br />
Wenn ich sehe, wie sehr sich alle gefreut<br />
haben, als ich wieder daheim war, möchte<br />
ich gar nicht an meine Rückreise denken.<br />
Doch davor habe ich ja noch sechs Monate<br />
vor mir, sechs Monate, in denen ich noch so<br />
viel sehen und erleben möchte!<br />
Helen Hermens
Bitte<br />
vormerken!<br />
28. Juni <strong>2016</strong>:<br />
Mitgliederversammlung<br />
des <strong>ewe</strong>