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Jahrgang 21 - Dezember <strong>2018</strong><br />

Nur noch kurz die Welt retten<br />

WEITERE THEMEN IN DIESER AUSGABE<br />

Die Zeit vergeht<br />

Berichte der Freiwilligen<br />

Neues aus Sambia


Seite 2<br />

Editorial<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

ein letztes Mal begrüße ich euch und Sie zur Lektüre<br />

einer Ausgabe der <strong>ewe</strong>-<strong>aktuell</strong>. Keine Sorge, die<br />

Zeitung wird natürlich auch weiter den Weg in euren/<br />

Ihren (Mail)Briefkasten finden, die Verantwortung<br />

wird dann in den engagierten und kompetenten<br />

Händen von Yoko Kuchiba liegen, die seit der letzten<br />

Mitgliederversammlung auch<br />

Teil des Vorstands ist.<br />

Rückblickend kann ich sagen:<br />

Die Redaktion der Zeitschrift<br />

war eine schöne Aufgabe, die<br />

aus vielen Perspektiven sehr<br />

erfüllend war: Weil ich durch<br />

die enge Beschäftigung mit<br />

den Berichten der Freiwilligen<br />

auch viele Jahre nach<br />

meinem Freiwilligendienst<br />

noch ganz eng mit dem<br />

sambischen Kontext und der<br />

Freiwilligenarbeit verbunden blieb. Weil es Spaß macht,<br />

immer wieder engagierte Beiträge für die Zeitschrift zu<br />

bekommen.<br />

Und weil es auch immer wieder wichtige und innovative<br />

Anregungen zur Gestaltung der Zeitschrift aus dem<br />

Mitgliederkreis gab.<br />

So verlasse ich die virtuellen Redaktionsstuben auch<br />

nicht aus Amtsmüdigkeit (auch wenn ich mich schon<br />

jetzt auf die neuen Ideen von Yoko freue), sondern<br />

einfach, weil ich die frei werdende Zeit für meine<br />

Familie nutzen möchte und weil wir demnächst unseren<br />

Wohnsitz für einige Jahre ins Ausland verlagern werden<br />

(nein, tatsächlich nicht nach Afrika).<br />

So wünsche ich euch und Ihnen nun zum letzten Mal<br />

eine spannende Lektüre, freue mich aber darauf, mit<br />

vielen netten Menschen aus der <strong>ewe</strong>-Familie weiter in<br />

Kontakt zu bleiben.<br />

Es grüßt herzlich euer/Ihr<br />

Johann Heilmann<br />

2<br />

6<br />

14<br />

19<br />

23<br />

Jolina<br />

Ben Lukas<br />

Cecilia<br />

Neues aus Sambia<br />

Ein Wiedersehen<br />

Reunion<br />

Editorial<br />

Alisha<br />

Silja<br />

Edith<br />

Gemeinden im<br />

Bistum Monze<br />

3<br />

9<br />

16<br />

22<br />

24


Seite 3<br />

Nur noch kurz die Welt retten<br />

Just saving the world…<br />

Nachdem ich nun seit ungefähr drei Monaten wieder<br />

in Deutschland bin – zurückgekehrt aus Sambia mit<br />

einem Koffer voller Fotos, Tagebucheinträge und<br />

Erinnerungen in meinem Kopf – habe ich manchmal<br />

das Gefühl in zwei Parallelwelten zu sein.<br />

Auf der einen Seite hat nach einem entspannten<br />

Sommerurlaub und einigen Rückkehrer-Seminaren<br />

nun mein Studienalltag begonnen. Ganz schön<br />

ungewohnt und anstrengend, wieder so viel zu lernen.<br />

Aber auch aufregend – eine neue Stadt, ein neuer<br />

Alltag, neue Freunde und ganz viel zu entdecken.<br />

Auf der anderen Seite erinnern mich jeden Tag<br />

Whatsapp- und Facebook-Nachrichten an meine<br />

sambischen Freunde und an meine Familie. Ich<br />

liebe es, kleine Teile aus dem Leben in Sambia<br />

mitzubekommen, wo ich doch vor kurzem erst Teil<br />

davon war. Oft wünsche ich mir mehr Kontakt,<br />

vielleicht Bilder von den Babys, die ich so in mein<br />

Herz geschlossen habe, oder den <strong>aktuell</strong>en Gossip aus<br />

meinem Viertel.<br />

Was mich momentan sehr<br />

beschäftigt, ist das Wissen,<br />

dass die sambische Wirtschaft<br />

gerade nicht unbedingt glänzt.<br />

Von Freunden aus dem Land<br />

höre ich nach der typischen<br />

Begrüßungsfloskel „How are<br />

you?“ immer öfter nicht das<br />

erwartete „Am good.“, sondern<br />

Sätze aus denen schnell klar<br />

wird: Die Lebensmittel werden<br />

teurer, manche haben ihre Arbeit<br />

verloren, die sambische Politik<br />

zieht die Wirtschaft runter.<br />

Aber was genau passiert denn gerade in Sambia? Ich<br />

persönlich finde es sehr schwer nachzuvollziehen, was<br />

wirklich geschieht, da so wenige Nachrichtensender<br />

überhaupt über die Situation Sambias berichten, und<br />

die, die es tun, oftmals nicht sehr objektiv.<br />

Eine anderes Thema, das mir besonders als<br />

Rückkehrer in Deutschland am Herzen liegt, ist die<br />

Auseinandersetzung mit verschiedenen Arten von<br />

Freiwilligendiensten und dem Bild, welches gerade<br />

durch uns Rückkehrer an die Öffentlichkeit gebracht<br />

wird. Im Vordergrund steht dabei für mich die Frage:<br />

Machen Freiwillige überhaupt Sinn? Und wenn ja,<br />

Since I came back from my year in Zambia – with bags<br />

full of photographs, diary entries and memories in my<br />

head – already three months have passed. Sometimes,<br />

I feel like I am living in two parallel universes.<br />

On the one hand, I started going to college after having<br />

relaxed holidays in Italy with my family and meeting<br />

with other volunteers to reflect on our experiences.<br />

It can be tiring to study every day, trying to force so<br />

many new things in my head. But it is also exciting,<br />

being in a new town, having new challenges, finding<br />

new friends and exploring my new life.<br />

On the other hand, Whatsapp and Facebook messages<br />

remind me every day that my Zambian friends and<br />

family are still around.<br />

I love learning little things about what they do and<br />

how they feel, not long ago I was part of this life on<br />

the other side of the world. Often I would wish for<br />

more information, maybe photos of the babies that I<br />

learned to love so much to see how they have grown,<br />

or some gossip from my compound.<br />

In the recent days I admit I became a bit worried<br />

about Zambia’s economic situation. Asking many<br />

of my friends how they are doing I didn’t get the<br />

usual response like “Am good” or “The family is<br />

fine”. Instead, many reported that food is expensive,<br />

that people are losing their jobs and depend on one<br />

few persons earning the money for the family. But<br />

what is really happening in Zambia? What’s wrong<br />

with the economy, is it the hot weather or politics<br />

having a negative influence? Personally, I find it<br />

hard to understand these relations, since most news


Seite 4<br />

wem helfen wir mit unserem Einsatz wirklich?<br />

Um eines vorweg zu nehmen: Ja, ich finde Freiwillige<br />

machen in jedem Fall Sinn! Natürlich habe ich<br />

unglaublich viel gelernt und mitgenommen<br />

aus meinem Jahr in Sambia, zum Beispiel mehr<br />

Bewusstsein für mich selbst und Verständnis für<br />

Menschen aus anderen Kulturen in Deutschland, die<br />

sich vielleicht schwer tun damit, sich in unserem Land<br />

einzuleben und zu integrieren. Ich hoffe, dass ich auch<br />

Menschen in Sambia durch Gespräche, meine Arbeit<br />

und unser Zusammenleben auf die ein oder andere<br />

Art und Weise bereichert habe.<br />

Gerade als Rückkehrer spreche ich aber oft mit<br />

Menschen in meinem Alter, die auch schon im Ausland<br />

waren oder noch vorhaben, nach dem Abitur ein<br />

bisschen die Welt zu bereisen. Ein total verständlicher<br />

Wunsch, auch ich liebe das Reisen! Wovon ich mich<br />

aber immer mehr distanziere, ist der Gedanke, nach<br />

dem Abi „mal eben kurz die Welt zu retten“, indem<br />

man für zwei Monate in irgendein afrikanisches<br />

Land reist und den wirklich armen Menschen dort<br />

Häuser baut – überspitzt gesagt. Zum Glück haben<br />

wir im EWE von Anfang an die Idee einer sambischdeutschen<br />

Freundschaft auf Augenhöhe gehabt,<br />

die Idee von einem interkulturellen Austausch, für<br />

beide Seiten ein Blick über den eigenen Tellerrand.<br />

Es gibt aber trotzdem genug andere Organisationen,<br />

die jungen Menschen für Tausende von Euro ein<br />

Reisepaket anbieten aus Entwicklungsarbeit und<br />

Abenteuer. Weder an der Intention zu helfen, noch<br />

am Spaß am Abenteuer ist etwas Verwerfliches.<br />

Aber den Gedanken, man könne Menschen in<br />

Entwicklungsländern langfristig helfen, indem man<br />

für ein wenig Geld Häuser oder Sanitäranlagen baut,<br />

finde ich nicht sehr einleuchtend. Wenn es uns darum<br />

gehen würde zu helfen, wäre dann das Geld, welches<br />

wir für unsere eigenen Flüge und womöglich noch<br />

weitere Reisekosten beim Weltenbummeln ausgäben,<br />

nicht irgendwie an der falschen Stelle investiert?<br />

Was bringt es den Einheimischen, wenn die Weißen<br />

kommen, für zwei Wochen ein bisschen bauen und<br />

damit wichtige Arbeitsplätze nehmen, denn die<br />

Einheimischen bauen schließlich seit Jahrhunderten<br />

ihre Häuser selber? Und danach fliegen sie wieder<br />

weg, mit einem reinen Gewissen, lassen interessante<br />

Menschen zurück, mit denen man über so viel reden<br />

services actually don’t report about Zambia, and those<br />

reporting are not exactly neutral.<br />

Another subject that matters to me being an exvolunteer<br />

is the debate on different types of volunteer<br />

services and the picture we are drawing for the<br />

public. Reflecting on our experiences, me and other<br />

volunteers wondered: Do volunteer services make<br />

any sense at all? And if they make sense, who is being<br />

helped with us traveling to distant countries?<br />

To forestall one thing: Yes, in my opinion volunteer<br />

services definitely do make sense! Obviously I learned<br />

so many important things during my stay in Zambia,<br />

for example being more conscious about myself and<br />

developing a greater understanding for people with<br />

different cultural backgrounds. This also becomes<br />

important thinking of those people living in Germany<br />

but coming from other cultures, who eventually might<br />

have difficulties trying to be part of the German<br />

lifestyle. On the contrary I hope that also my friends<br />

in Zambia could benefit on my volunteer service in<br />

some way, maybe through learning about other people<br />

by talking, working and living with me.<br />

I talked a lot to other young adults who either spent a<br />

year abroad as well, or who are interested in traveling<br />

in the near future. I completely understand this desire<br />

to travel, I also love it! But it is different with the desire<br />

to “save the world” by spending a short period of time<br />

in some African country, building houses for the really<br />

poor people – speaking exaggerative. Luckily, right<br />

from the beginning the EWE had the idea of building<br />

a friendship instead of building houses. A both side<br />

relationship between Zambian and German youths,<br />

an intercultural exchange, to see beyond one’s nose.<br />

However, there are enough western organisations,<br />

who offer a combination of development work and<br />

adventure in exotic countries. There is nothing wrong<br />

with the intention to help, nor is there anything wrong<br />

with the wish to travel. But from my point of view,<br />

there is something wrong with the combination of<br />

helping people by building houses or sanitation on<br />

the one hand, but spending huge amounts of money<br />

for the own flights and other travel costs on the other<br />

hand. If somebody really would like to help, aren’t<br />

there better ways of investing money instead of flying<br />

somewhere, taking the jobs of the local people who<br />

have been building their own houses for centuries,


Seite 5<br />

könnte, und erzählen in der<br />

Heimat, wie sie die Welt verbessert<br />

haben? Noch viel gravierender als<br />

solche Entwicklungsprojekte sind<br />

für mich Organisationen, die kurze<br />

Freiwilligendienste beispielsweise<br />

in Kinderheimen an exotischen<br />

Orten anbieten. Die Kinder sind<br />

wohl diejenigen, die am wenigsten<br />

von diesen Kurzzeitfreiwilligen<br />

haben. Gerade eine Beziehung<br />

aufgebaut, Vertrauen zu einer<br />

neuen Person gefasst, da muss der<br />

Freiwillige schon wieder gehen<br />

und wird durch einen neuen ausgetauscht. Profit<br />

schlagen tun daraus vor allem die Organisationen, die<br />

sich teuer bezahlen lassen, und im besten Fall noch<br />

die Freiwilligen selbst, die immerhin etwas von der<br />

Welt gesehen haben, was sie vorher nur durch die<br />

Medien kannten.<br />

Ich finde es unglaublich wichtig, mit Menschen aus<br />

meinem Umkreis hier in Deutschland zu sprechen<br />

und ihnen zu verdeutlichen, dass es bei einem<br />

Freiwilligendienst im Prinzip um nichts anderes<br />

geht als bei einem Schüleraustausch auch. Eine<br />

Erweiterung des eigenen Horizonts, der Austausch<br />

mit Menschen anderer Kulturen und Länder, das<br />

Aufeinanderzugehen und Sich-Respektieren, und<br />

schließlich voneinander zu lernen. Ein Geben und<br />

Nehmen also, ohne dass sich die eine Seite über<br />

die andere stellt. Besonders in unserer <strong>aktuell</strong>en<br />

Situation auch in Europa, in der wir uns immer mehr<br />

mit Menschen anderer Länder beschäftigen, die bei<br />

uns Asyl suchen, sind Offenheit und Toleranz zwei<br />

wichtige Punkte auf dem Weg zu einer gelingenden<br />

Integration. Ein Freiwilligendienst fördert Werte wie<br />

diese in jedem Fall, immer und auf beiden Seiten.<br />

Deshalb hoffe ich sehr, dass der EWE auch in Zukunft<br />

Freiwillige nach Sambia und nach Deutschland<br />

entsenden kann, und dass die Idee unseres Vereins<br />

noch viel mehr in der Öffentlichkeit präsentiert und<br />

diskutiert werden kann. Und vielleicht können so am<br />

Ende alle Bürger unsere Welt ein bisschen verbessern,<br />

indem wir lernen, uns gegenseitig zuzuhören und uns<br />

zu verstehen. Das würde ich mir wünschen.<br />

Jolina Bilstein<br />

and then flying back home with a salved conscience<br />

and reports about how to save the world? Or even<br />

worse, who is really benefitting from 2-monthvolunteer<br />

work in children’s homes? Not the children,<br />

who are left alone from the volunteers as soon as they<br />

established a trustful relationship. The only profiteers<br />

are the organisations, making a lot of money, and at<br />

best the volunteers, who can experience parts of the<br />

world that they only knew through our media.<br />

For me, it is extremely important to talk to people<br />

in my environment and to point out to them that<br />

a volunteer service is actually nothing more than<br />

an extended exchange program in school. Goals<br />

should be to broaden one’s horizon, to exchange<br />

stories and values with people from other cultures<br />

and countries, to come together and to respect each<br />

other, and finally to learn from the others. It’s giving<br />

and taking, without one side being superior to the<br />

other. Especially in Europe, in our current situation<br />

in which we are engaged more and more with people<br />

from other countries seeking asylum, we need to be<br />

open and tolerant to achieve integration. Volunteer<br />

services support in any case these values, on both<br />

sides. That is why I hope and will work for the EWE<br />

sending more volunteers to Zambia and to Germany<br />

in the future, and for this topic and our idea will be<br />

promoted and discussed more in public. And maybe,<br />

in the end, we can really improve our world a little bit,<br />

being citizens of the world who have learnt to listen to<br />

and to understand each other. That is what I wish for.<br />

Jolina Bilstein


Seite 6<br />

„Erzähl doch mal!“ Eine<br />

Rückkehrerin berichtet…<br />

“How was it in Africa?” A returning<br />

volunteer reports…<br />

Vor drei Monaten bin ich zurück nach Deutschland<br />

gekommen. Das Studium hat schon angefangen und<br />

ich habe mich sehr schnell wieder in Deutschland<br />

eingelebt. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass<br />

ich bis vor drei Monaten in einer ganz anderen Welt<br />

gelebt habe: in Mazabuka mit meiner sambischen<br />

Familie. Mein Alltag sah so anders aus, als er es jetzt<br />

ist. Wenn ich mich an das Jahr in Sambia erinnere,<br />

kommt es mir vor wie in einem Traum. Denn es wirkt<br />

so weit weg, so unwirklich. Manchmal ist es schwer zu<br />

begreifen, dass es parallel zu der Welt in Deutschland<br />

auch noch eine ganz andere gibt, und zwar die in<br />

Mazabuka. Dort leben meine Familie, meine Freunde,<br />

Arbeitskollegen und all die Kinder, die ich in mein<br />

Herz geschlossen habe. Die Meisten haben noch<br />

genau denselben Alltag wie ich, als ich noch da war;<br />

nur dass ich jetzt eben nicht mehr dort lebe.<br />

Ich finde es erschreckend, dass ich jetzt auch einer<br />

dieser Menschen bin, die sagen: „Ein Jahr ist so kurz!“.<br />

Aber genau das ist es. Ich weiß noch genau, dass ich<br />

nach 4 Monaten in Sambia gedacht habe: „Noch 8<br />

Monate? Das ist noch so lang, wie soll ich das noch<br />

so lange machen?“ Und jetzt sitze ich vor meinem<br />

letzten Bericht und erinnere mich wehmütig an die<br />

kurze schöne Zeit, die ich in Sambia hatte.<br />

Am Flughafen in Düsseldorf war mir dieser viel zu voll,<br />

zu stressig und ich wollte schnell weg: zurück in mein<br />

Zuhause in Aachen. Wie erwartet habe ich die nächsten<br />

Tage den deutschen Stress sehr stark wahrgenommen.<br />

Ständig und überall hat meine Familie an mir herum<br />

genörgelt, ich solle endlich schneller machen; in<br />

Situationen, in denen es vollkommen unnötig war<br />

sich zu beeilen. Ich hatte auch generell ein Problem<br />

mit der Zeit hier in Deutschland. Alles war für mich<br />

so durcheinander. In Sambia haben sich alle nach<br />

den Mahlzeiten gerichtet: erst Frühstück zubereiten.<br />

Nach einer kurzen Pause ist es Zeit fürs Mittagsessen.<br />

Und dann wird schon das Abendessen vorbereitet.<br />

Aber hier in Deutschland esse ich nur dann, wenn ich<br />

Hunger habe, und gearbeitet wird bis spät in die Nacht.<br />

Daran musste ich mich erst mal wieder gewöhnen.<br />

Wofür ich aber gar keine Zeit brauchte, um mich<br />

wieder daran zu gewöhnen war, dass es zu jeder Zeit<br />

fließendes Wasser und Elektrizität gibt. Zum Kontrast<br />

Three months ago I came back to Germany. School has<br />

already started and I settled back into Germany very<br />

quickly. Sometimes I cannot believe that until three<br />

months ago I lived in a completely different world: in<br />

Mazabuka with my Zambian family. My everyday life<br />

looked so different than it is now. One year in Zambia<br />

seems like a dream to me because it is so far away,<br />

so unreal. Sometimes it‘s hard to realize that there is<br />

another, parallel world to the one in Germany, the one<br />

in Mazabuka. There live my family, my friends, work<br />

colleagues and all the children I have in my heart.<br />

Most are living the same everyday life as it was when I<br />

was there; but without me.<br />

It scares me that I am one of those people who say,<br />

„One year is so short!“. But that‘s how it is. I remember<br />

that after 4 months in Zambia I thought: „8 months<br />

left? This is still so long, how am I supposed to do that<br />

for so long? „And now I‘m sitting in front of my last<br />

report remembering wistfully the short time I had in<br />

Zambia.<br />

At the airport in Dusseldorf it was way too crowded,<br />

too stressful and I wanted to go back to my home in


Seite 7<br />

dagegen spüle ich aber bis heute immer noch<br />

mit der Hand. Manchmal vergesse ich sogar,<br />

dass wir eine Spülmaschine haben, weil es für<br />

mich einfach viel entspannter geworden ist,<br />

mit der Hand zu spülen.<br />

Im ersten Monat in Deutschland habe ich<br />

mich gefühlt, als würde ich in einer Art Blase<br />

stecken. Ich habe mich nicht wie ein aktiver<br />

Teilnehmer gefühlt, sondern eher als würde<br />

ich alles von oben herab beobachten, wie in<br />

einem Theater. Ich hatte das Gefühl, Sambia<br />

wäre nicht real aber Deutschland auch nicht.<br />

Ich habe am Anfang sehr viel geschlafen, um<br />

mit dem ganzen Stress fertig zu werden.<br />

Oft werde ich mit Fragen wie „Und? Wie<br />

war es denn in Afrika? Erzähl doch mal.“<br />

konfrontiert. Darunter gibt es auch Leute,<br />

die sich ernsthaft mit dem Thema Sambia und seiner<br />

Kultur auseinandersetzen wollen. Aber selten verspüre<br />

ich Lust detailgetreu zu erzählen, da ich es sehr<br />

anstrengend finde alles so zu erzählen, dass Sambia<br />

nicht mit Afrika gleich gesetzt wird. Auch möchte<br />

ich, das Klischee, dass „Afrika so arm ist“, nicht<br />

bestätigen, da ich so viele Menschen kennen gelernt<br />

habe, die überhaupt nicht arm waren und denen es<br />

an nichts gefehlt hat. Das interessiert aber viele Leute<br />

nicht. Sobald ich zum Beispiel davon erzähle, dass<br />

zu bestimmten Zeiten das Wasser ausgefallen ist,<br />

muss ich stundenlang versuchen, dieses klischeehafte<br />

Bild wieder zu korrigieren. Aber die Leute haben<br />

dann schon längst das gehört, was sie hören wollten.<br />

Darum erzähle ich nur sehr wenig über dieses Jahr.<br />

Bevor ich mich noch frustrieren lasse, behalte ich<br />

einiges einfach für mich. Schließlich war es mein Jahr<br />

mit meinen Erlebnissen, meinen Erfahrungen und<br />

meinen Gefühlen.<br />

Etwas was mir ein wenig Herzschmerz bereitet ist,<br />

dass ich keinen richtigen Kontakt mehr zu meiner<br />

sambischen Familie habe. Aus meiner Familie ist<br />

mein Vater der Einzige, mit dem ich über das Handy<br />

noch ab und zu schreibe, weil er der Einzige ist, der<br />

ein Whatsapp-fähiges Handy hat. Darum vermisse<br />

ich vor allem meine sambische Schwester sehr. Oft<br />

sind wir in dem Jahr aneinander gekracht, aber hatten<br />

genau so oft auch sehr schöne Momente miteinander<br />

und wir haben viel gelacht.<br />

Aachen. As expected, it was hard for me to deal with the<br />

German stress and time. Constantly and everywhere,<br />

my family complained to me that I do faster; in<br />

situations where it was completely unnecessary to<br />

hurry up. Everything was so confusing to me. In<br />

Zambia, people were planning their day according<br />

the times for meal: at first comes breakfast time. After<br />

a short break, it‘s time for lunch. And then dinner is<br />

prepared. But here in Germany I only eat when I‘m<br />

hungry and I work late into the night. In the first days I<br />

had to get used to it again. What I did not need time to<br />

get used to was that there is always running water and<br />

electricity. As a contrast to that, I still use my hands<br />

for washing dishes. Sometimes I even forget that we<br />

have a dishwasher in the house because it has become<br />

much easier for me to wash by hand.<br />

In the first month in Germany I felt like I was in a<br />

bubble. I did not feel like an active participant, but<br />

more like watching everything from the top down,<br />

like in a theatre. I had the feeling that Zambia was not<br />

real but neither Germany. I slept a lot in the beginning<br />

to cope with all the stress.<br />

Often people confront me with questions like „And?<br />

How was it in Africa? Tell me.“. There are people who<br />

seriously want to know about Zambia and its culture.<br />

But I rarely feel like telling in detail because I find it<br />

very exhausting telling everything in such a way that<br />

Zambia is not equated with Africa. And also I do not<br />

want to confirm the cliché that „Africa“ is so poor,


Seite 8<br />

Auch an Sister Chrisencia und Agnes denke ich<br />

manchmal, da wir Freiwilligen mit ihnen auch einige<br />

Zeit verbracht haben. Außerdem finde ich es sehr<br />

schade, dass ich dem Baby unserer Nachbarn nicht<br />

mehr beim Aufwachsen zuschauen kann. Ich wäre<br />

so gern dabei, wenn es sprechen lernt. Und auch<br />

die Kinder aus der Nachbarschaft und den Schulen<br />

vermisse ich sehr. Generell denke ich oft an meine<br />

Arbeit an der Vor- und Behindertenschule.<br />

Um es kurz zu halten: Ich erinnere mich gerne an<br />

das Jahr in Sambia zurück und<br />

würde gerne schon bald wieder<br />

in den Flieger steigen, um allen<br />

mal hallo zu sagen. Da sich<br />

aber ein Flug nach Sambia<br />

nicht mal so eben finanzieren<br />

lässt, hoffe ich einfach nur,<br />

dass ich in vielleicht zwei bis<br />

drei Jahren nochmal in mein<br />

zweites Zuhause in Mazabuka<br />

zurückkehren kann.<br />

Alisha Ernst<br />

since I got to know so many people<br />

who were not poor at all. But as soon<br />

as I tell them that at certain times<br />

the water has failed, so many people<br />

are not interested in that any longer.<br />

And then I try to talk back for hours<br />

but people have already heard what<br />

they wanted to hear. That‘s why I tell<br />

very little about this year. Before I get<br />

frustrated, I keep some things simply<br />

for me. After all, it was my year, with<br />

my experiences and my feelings.<br />

Something that causes me a little<br />

heartache is that I no longer have any<br />

real contact with my Zambian family.<br />

From my family my dad is the only<br />

one who has a phone which he can use<br />

to chat with me in Germany. That‘s<br />

why I especially miss my Zambian<br />

sister. Often we crashed into each other during the<br />

year but we also had very nice moments together and<br />

we laughed a lot.<br />

Sometimes I also miss Sister Chrisencia and Agnes<br />

because we as well spend much time together.<br />

I also miss watching the baby of our neighbours<br />

growing older. I would like to be there when the baby<br />

learns to speak. And I also miss the children from<br />

the neighbourhood and the schools. In general, I<br />

often think about my work at<br />

the preschool and the disabled<br />

school.<br />

To keep it short: I like to<br />

remember the year in Zambia<br />

and would like to return there<br />

soon to say hello. But since<br />

a flight to Zambia cannot be<br />

financed that easy, I hope in two<br />

to three years I can return to<br />

my second home in Mazabuka.<br />

Alisha Ernst


Seite 9<br />

Seit August sind Ben und Silja die neuen<br />

deutschen <strong>ewe</strong>-Freiwilligen in Sambia.<br />

Hier ihre <strong>aktuell</strong>en Berichte…<br />

Since August Ben and Silja are the new <strong>ewe</strong><br />

volunteers in Zambia.<br />

These are their accounts…<br />

Heute zwei Monate Gwembe<br />

Two months Gwembe now<br />

Ehrlich gesagt, kommt mir die Zeit sehr viel kürzer<br />

vor, weil schon so vieles hier passiert ist.<br />

Vor ungefähr zweieinhalb Monaten sind meine<br />

Mitfreiwillige Silja und ich nach einem emotionalen<br />

Abschied von der Familie und gefühlten Fünf-<br />

Minuten-Flügen über Paris und Nairobi in Lusaka am<br />

Kenneth Kaunda International Airport gelandet.<br />

Es lag vor allem an der Vorfreude, die ich auf das Jahr<br />

hatte, dass mir der Flug so kurz vorkam.<br />

Obwohl unser Hauptgepäck in Nairobi stecken<br />

geblieben war - was an einer kurzen Umsteigezeit dort<br />

lag - fühlten wir uns dank einer herzlichen<br />

Umarmung von Sister Chrisencia und den<br />

anderen Sisters of the Holy Spirit und einem<br />

leckerem Essen am Abend sehr wohl. Dass<br />

wir erst am Abend angekommen waren,<br />

hatte vor allem den Grund, dass eine große<br />

Baustelle auf einem Abschnitt der Strecke<br />

und ein Unfall uns den Weg versperrten.<br />

Diese mussten wir natürlich beim Abholen<br />

des Gepäcks nochmal passieren. Die lange<br />

Fahrt wurde jedoch durch wunderschöne<br />

Sonnenauf- und Sonnenuntergänge und<br />

nette Gespräche mit dem Fahrer der Sisters<br />

sehr verkürzt.<br />

Ansonsten durften wir erst mal entspannen<br />

und uns im Haus der Sisters einleben. Das<br />

„Touri-Gefühl“, dass ich immer ein bisschen<br />

habe, wenn ich in einem anderen Land<br />

ankomme, war natürlich da, verschwindet<br />

aber immer mehr, seit ich hier bin.<br />

Am Samstag stellte uns Sister Crisencia dann<br />

den Plan für die kommende Woche vor.<br />

Den Sonntag verbrachten wir in einer Messe<br />

in Gwembe, der Stadt, die ich heute mein<br />

zweites Zuhause nennen darf, und Chikuni,<br />

wo Silja ihre Familie das erste Mal live und in<br />

Farbe treffen konnte.<br />

Die anschließende Woche, die wir im<br />

To be honest, the time seems to pass by way quicker<br />

because so much has happened so far.<br />

About two and a half months ago my fellow volunteer<br />

Silja and I landed at Kenneth Kaunda International<br />

Airport in Lusaka after an emotional goodbye from<br />

our families and seemingly five minute flights via<br />

Paris and Nairobi.<br />

The time probably passed so quick due to my<br />

anticipation the year. Although our main luggage got<br />

stuck in Nairobi, because of our short transfer time<br />

there, we felt very welcomed thanks to a warm hug


Seite 10<br />

Gasthaus der Sisters verbrachten, war gefüllt<br />

mit Chitonga-Unterricht durch die herzliche Mrs.<br />

Mapanza, Einkäufen im lokalen Supermarkt, dem<br />

Kochen für die Sisters mit eigenen Menüs und vielem<br />

mehr. Dabei war der Unterricht nicht nur auf die<br />

Sprache beschränkt, sondern enthielt auch kulturelle<br />

Besonderheiten Sambias und einen Tag, an dem wir<br />

jedes mögliche Essen probieren und mitnehmen<br />

durften. Unsere Lehrerin, die aus der gleichen Stadt<br />

kommt, in der ich derzeit lebe, betonte dabei immer<br />

wieder, dass der Umgang jedoch in jeder Familie<br />

anders sei, womit sie Recht behalten sollte.<br />

Am letzten Tag zeigte sie uns dann noch ihre<br />

eigentliche Arbeitsstelle, ein Ort für Kleinkinder<br />

mit eigenem Platz für Vorschulunterricht und<br />

einem wunderschönen Gemälde von einem lokalen,<br />

befreundeten Künstler.<br />

Nachdem der Samstag erst mal zum Entspannen und<br />

Planen genutzt wurde, fuhren wir in den folgenden<br />

Tagen mit kleinerem Gepäck nach Livingstone, um<br />

dort die Viktoria-Wasserfälle mit der ehemaligen<br />

from Sister Chrisencia and the other Sisters of the<br />

Holy Spirit and a delicious dinner in the evening. The<br />

fact that we arrived in the evening was mainly caused<br />

by a big roadwork on our route and a car accident. Of<br />

course we had to pass it again when we were picking<br />

up our luggage. But the long trip was very much<br />

shortened by beautiful sunrises and sunsets and nice<br />

conversations with the driver of the Sisters.<br />

Apart from that we were allowed to relax and settle in<br />

at the house of the Sisters. The typical „tourist-feeling“<br />

that you get when you visit another country for the<br />

first time, was of course present, but it disappears<br />

more and more since I am here.<br />

On Saturday Sister Crisencia presented us the plan<br />

for the coming week. Sunday we spent at a mass in<br />

Gwembe, the city I can call my second home today,<br />

and Chikuni, where Silja could meet her family live<br />

and in colour for the first time.<br />

The following week, which we spent at the Sister’s<br />

guesthouse, was filledwith Chitonga lessons by<br />

the lovely Mrs. Mapanza, shopping at the local


Seite 11<br />

Freiwilligen Nina und ihrem Bruder zu bestaunen.<br />

Dabei durften wir dann auch nochmal richtig den<br />

Tourist/die Touristin spielen: Kamera, drei Kilo<br />

Sonnencreme im Gesicht und Kappe.<br />

Für uns beide ging es dann zu unserer großen<br />

Überraschung am Dienstag direkt in die Familien, in<br />

denen wir jetzt seit zwei Monaten leben.<br />

Ich fühle mich sehr wohl in meiner (Gast-)Familie, die<br />

aus meinen beiden Eltern, meiner älteren und jüngeren<br />

Schwester, meinem kleinen Bruder, dem Sohn meiner<br />

älteren Schwester und einer Cousine besteht, die<br />

derzeit mit uns hier lebt. Ein kleiner Anstieg also von 5<br />

auf 8 Personen. Am Anfang war ich mir noch unsicher,<br />

was für Aufgaben ich als einziger „Junge“ in der<br />

Familie übernehmen soll, da in den letzten Jahren kein<br />

Junge mit dem Ewe nach Sambia gereist war. Zudem<br />

liegt diese Einstellung im Nachhinein betrachtet<br />

vielleicht an einigen Vorurteilen, die ich – wenn<br />

auch unterbewusst – aus Deutschland mitgebracht<br />

habe. In meinem Kopf porträtierte sich die „typische<br />

afrikanische“ Familie mit einer traditionellen<br />

Rollenverteilung in patriarchaler Struktur: die<br />

Frauen waschen, kochen, putzen und kümmern sich<br />

um die Kinder; die Männer gehen arbeiten, treffen<br />

wichtige Entscheidungen und lassen sich bedienen.<br />

Obwohl ich von zu Hause viele Familien kenne,<br />

in denen es auch anders läuft, und ich auch selber<br />

nicht in solch einer konservativen Familienstruktur<br />

aufgewachsen bin, hatte ich diese Erwartungen an<br />

meine Gastfamilie. Ich denke, das liegt vor allem an<br />

einem rassistischen Vorurteil, dass die Abwesenheit<br />

von „westlicher“ Kultur häufig gleichgesetzt wird mit<br />

einer Abwesenheit von Fortschritt, unter anderem<br />

eben auch bei Geschlechterfragen. Auch wenn das<br />

etwas war, das unterbewusst in meinem Kopf ablief,<br />

bin ich froh, dass ich diesen sozialisierten Denkfehler<br />

entdeckt habe und mich jetzt aktiv gegen solche<br />

Gedanken wehren kann. Denn bis auf das Kümmern<br />

um die beiden kleinen Jungen mache ich eigentlich<br />

alles im Haushalt, wozu auch Kochen und Waschen<br />

gehört. Übrigens wird mit Waschpaste, Wasser, einer<br />

Wanne und den Händen gewaschen, was ich auch erst<br />

mal lernen musste und was gar nicht so einfach ist ,<br />

wie es sich anhört.<br />

Das Essen ist super lecker und unterscheidet sich<br />

im Aufbau und der Zusammensetzung nicht groß<br />

supermarket, cooking for the Sisters with our own<br />

menus and a lot of other activities. The lessons were<br />

not only limited to the language but also included<br />

cultural specialties of Zambia and on one day we<br />

were allowed to try all kinds of food. Our teacher,<br />

who comes from the same city where I live in at the<br />

moment, emphasized again and again that interaction<br />

in every family is different, which she should be<br />

absolutely right about.<br />

On the last day she showed us her actual job, a place<br />

for small children with its own space for preschool<br />

lessons and a beautiful painting by a local artist friend.<br />

After Saturday was used for relaxing and planning,<br />

we drove with smaller luggage to Livingston and the<br />

following days we could admire the Victoria Falls with<br />

a former volunteer Nina and her brother. And we<br />

were allowed to behave like typical tourists: camera,<br />

sunscreen, cap…<br />

To our surprise, we both went directly to the families<br />

on Tuesday, where we have been living for two months<br />

now.<br />

I feel very comfortable in my guest family, which<br />

consists of my two parents, my older and younger<br />

sisters, my little brother, the son of my older sister<br />

and a cousin who lives with us here at the moment. A<br />

small increase from 5 to 8 persons. At the beginning<br />

I was still unsure what tasks I should take over as the<br />

only „boy“ in the family, because in the past years<br />

no boy came to Zambia with the <strong>ewe</strong>. In retrospect,<br />

this attitude is perhaps due to some prejudices<br />

that I have brought with me from Germany, albeit<br />

subconsciously. In my head I portrayed the „typical<br />

African“ family with traditional role models of a<br />

patriarchal structure: the women wash, cook, clean<br />

and look after the children; the men go to work, make<br />

important decisions and are served. Although I know<br />

many families from home where things are different<br />

and I have not grown up in such a conservative family<br />

structure, I had these expectations of my host family.<br />

I think this is mainly due to a racist prejudice that the<br />

absence of „Western“ culture is often equated with an<br />

absence of progress, including gender issues. Even if<br />

this was something that happened unintentionally<br />

in my head, I am glad that I discovered this error of<br />

thinking that I got through socialization and I can<br />

now actively defend myself against such thoughts.


Seite 12<br />

von deutschem Essen. Die Zubereitung ist natürlich<br />

anders und was in Deutschland die Kartoffel ist, ist<br />

hier Nshima, ein fester Maisbrei, den man mit den<br />

Händen isst und mit dem man das Essen greift.<br />

Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder Reis,<br />

Kartoffeln oder Nudeln, die wir dann mit Messer und<br />

Gabel essen. Wie ich Nhima mit Besteck essen sollte,<br />

wüsste ich aber auch gar nicht.<br />

Meine Arbeit habe ich erst vor kurzem begonnen,<br />

da es einige kleine Organisationsschwierigkeiten<br />

gab, was vor allem daran liegt, dass ich der erste<br />

Freiwillige in Gwembe bin. Ich arbeite tagsüber im<br />

Krankenhaus und habe vor kurzem vom Empfang, an<br />

dem die Patienten/Patientinnen ankommen und ihre<br />

Karteikarten erhalten, zur Physiotherapie Abteilung<br />

g<strong>ewe</strong>chselt. Obwohl das Krankenhaus klein ist,<br />

besitzt es eigentlich alle nötigen Stationen. Nur für<br />

größere Operationen werden die Patienten mit einem<br />

Krankenwagen nach Monze oder Chikuni geschickt.<br />

Nach der Arbeit gibt es meistens erst mal etwas zu<br />

essen und ich gehe zur „Youth-Group“. Das ist quasi<br />

der Jugendtreff, der in Gwembe noch sehr jungen<br />

römisch-katholischen Kirchengemeinde.<br />

Mit der Gruppe hatte ich bereits zwei Auftritte mit<br />

Tanzen und Liedern in Chitonga und Englisch. Einer<br />

war bei dem monatlichen Konzert der Jugendgruppen,<br />

bei dem sie Geld sammeln und der andere in der<br />

Kirche. Was genau ich in Chitonga gesungen habe,<br />

weiß ich nicht, da mir das Lernen und Sprechen der<br />

Sprache schwerer fällt als gedacht. Ich versuche es aber<br />

inzwischen mit einer Lehrerin, die ich auf einem der<br />

Fahrradausflüge kennengelernt habe, zu denen mich<br />

der Auszubildende Bruder Paul mitnimmt.<br />

Ansonsten nutze ich meine Freizeit zum Treffen mit<br />

bereits gefundenen Freunden/ Freundinnen, mit denen<br />

ich dann Fußball oder Netball gucken gehe. Viele von<br />

ihnen habe ich in der Kirche kennengelernt. Ich habe<br />

auch vor, einem der vier großen Fußballvereine der<br />

Gwembe-League in naher Zukunft beizutreten.<br />

Abends gucken wir als Familie alle gemeinsam<br />

Fernsehen, was sich, glaube ich, nicht groß von<br />

typisch deutschen Abenden unterscheidet. Statt<br />

Tatort und anderen Serien gucken wir aber immer<br />

eine Bollywoodserie, die ich, wie ich zugeben muss,<br />

manchmal in ihren Handlungen und Dialogen besser<br />

als deutsches Fernsehen finde. Aber auch Serien von<br />

Because apart from taking care of the two little boys,<br />

I actually do everything in the household, including<br />

cooking and washing. By the way I wash with washing<br />

paste, water, a tub and my hands, which I had to learn<br />

first and which is not as easy as it sounds.<br />

The food is super tasty and does not differ much<br />

from German food in structure and composition. The<br />

preparation is of course different and what the potato<br />

means for a German means Nshima for a Zambian: a<br />

firm maize porridge that you eat with your hands and<br />

with which you grab the food. In between there are<br />

rice, potatoes or noodles, which we eat with a knife<br />

and fork. But I wouldn‘t know how to eat Nshima with<br />

my hands anyway.<br />

I started my work only recently, because there were<br />

some minor organization problems, which were<br />

mainly due to the fact that I am the first volunteer in<br />

Gwembe. I work in the hospital during the day and<br />

have recently moved from the registration, where<br />

patients arrive and receive their file cards, to the<br />

physiotherapy department. Although the hospital<br />

is small, it actually has all necessary wards. Only for<br />

larger surgeries patients are sent to Monze or Chikuni<br />

by ambulance.<br />

After work I go home and have lunch. And then I<br />

attend the local Youth Group, the youth club of the<br />

roman-catholic church in Gwembe which is still very<br />

young.<br />

With the group I already performed two times with<br />

dances and songs in Chitonga and English. One<br />

performance was at the monthly concert of the youth<br />

groups, where they collect money and the other<br />

one was in the church. What exactly I did sing in<br />

Chitonga, I don‘t know, because learning and speaking<br />

the language is more difficult than I thought. In the<br />

meantime I am trying to learn the language with<br />

a teacher whom I met on one of the bicycle trips to<br />

which Brother Paul, an apprentice, takes me.<br />

Furthermore, I use my free-time to meet with friends.<br />

Together we then go watch football and netball. I got<br />

to know many of them in church. I also plan to join<br />

one of the four big football clubs of the Gwembe-<br />

League in the near future.<br />

In the evenings we all watch television together as a<br />

family. This, I think, does not differ much from typical<br />

German evenings. But instead of crime scenes and


Seite 13<br />

sambischen oder namibischen Produktionsfirmen<br />

gibt es viele. Und obwohl es mir die Handlungen noch<br />

nicht so angetan haben, finde ich die Schauspieler/<br />

Schauspielerinnen hier häufig besser und<br />

überzeugender als bei amerikanischen Produktionen.<br />

Bis auf eine kleine Unterbrechung am Tag der<br />

deutschen Einheit, zu dem wir nach Lusaka in die<br />

deutsche Botschaft eingeladen wurden, lebe ich jetzt<br />

zwei Monate in Gwembe und fühle mich super wohl.<br />

Wie beschrieben unterscheidet sich mein Leben hier<br />

in vielen Dingen vom Leben in Deutschland, vieles<br />

ist aber auch gar nicht so anders, wie man sich das<br />

vorstellt. Trotzdem freue ich mich, weiter hier vieles zu<br />

lernen und mein weiteres Jahr in Sambia verbringen<br />

zu dürfen.<br />

Ben Lukas Koch<br />

other series we always watch Bollywood series, which<br />

I have to admit I like better than German television,<br />

when it comes to its plot and dialogues. But there are<br />

also many series by Zambian or Namibian production<br />

companies. And although I am not that much into the<br />

plot, I often think that the actors here are better and<br />

more convincing than in American productions.<br />

Apart from a small interruption on the Day of German<br />

Unity, to which we were invited by the German<br />

embassy in Lusaka, I now live in Gwembe for two<br />

months and feel super comfortable. As described, my<br />

life here differs in many ways from life in Germany, but<br />

many things are not as different as you might imagine.<br />

Nevertheless, I am happy to continue to learn a lot<br />

here and to be allowed to spend the continuing year<br />

in Zambia.<br />

Ben Lukas Koch


Seite 14<br />

Willkommen in Sambia<br />

Welcome to Zambia<br />

Nun bin ich schon etwas mehr als zwei Monate in<br />

Sambia und ich muss sagen, dass ich mich schon<br />

richtig gut eingelebt habe. Natürlich waren die ersten<br />

Tage ein kleiner Kulturschock, aber die Menschen<br />

haben uns sehr freundlich empfangen. Wir haben<br />

sogar die Viktoria Fälle gesehen. Auch wenn sie zu<br />

dieser Zeit eher wenig Wasser hatten, so waren sie<br />

doch sehr beeindruckend.<br />

Nach der Eingewöhnungswoche sind wir dann endlich<br />

zu unseren Familien gekommen. Ich war schon<br />

echt aufgeregt und der Empfang war sehr herzlich.<br />

Zudem habe ich einen leckeren Willkommenskuchen<br />

bekommen und wir haben viel geredet und gelacht. In<br />

meiner sambischen Schwester Martha habe ich eine<br />

I have been in Zambia for a little more than two months<br />

now and I have to say that I have already settled in<br />

pretty well. Of course, I experienced a moderate<br />

cultural shock in the first few days, but the people here<br />

have welcomed us in a very warm and friendly way.<br />

We even went to the Victoria Falls. Although they did<br />

not have a lot of water at that time, they were a very<br />

impressive sight to behold.<br />

After a week of settling in, we were sent to our host<br />

families. I was very excited and they received me<br />

very warmly. They made me a very tasty welcoming<br />

cake and we talked and laughed a lot. I have found a<br />

very good conversation buddy in my Zambian sister<br />

Martha. In my new Zambian family we have an open<br />

relation. My Tonga name is Chabilo,<br />

which means something like jubilee or<br />

cheering.<br />

Unfortunately I often have to face black<br />

outs and small availability of water, but<br />

we always find solutions to get through<br />

these hours.<br />

After the first few weeks of living with<br />

my Zambian family I had to choose a<br />

work place, and I picked working at the<br />

local hospital, which is why I am now<br />

working in the maternity ward. It is a<br />

very exciting and wonderful work.<br />

I have slowly started to learn Tonga,<br />

which is the most commonly spoken<br />

language in my region. So far, I only<br />

know how to greet people, but who<br />

knows how much I will know in a year.<br />

The people in Chikuni are very friendly.<br />

We are lucky, because we have a very<br />

talented seamstress living close by, and I<br />

have already gotten two very beautifully<br />

stunning dresses from her. The clothes<br />

are made from Chitenge, which is a cloth<br />

with colorful designs and patterns that<br />

the women here wear as a kind of skirt.<br />

It also serves as protection from dirt and<br />

it just looks beautiful.


Seite 15<br />

gute Gesprächspartnerin gefunden. Auch<br />

pflegen wir als Familie ein offenes Verhältnis.<br />

Mein Tonga-Name ist Chabilo, was so viel<br />

wie jubeln oder anfeuern bedeutet.<br />

Leider muss man sich sehr oft auf<br />

Stromausfälle und wenig Wasser einstellen,<br />

aber wir haben sehr gute Lösungen gefunden,<br />

um diese Stunden gut zu überbrücken.<br />

Nach den ersten paar Wochen zu Hause<br />

hatte ich die Wahl, mir eine Arbeitsstelle<br />

auszusuchen. Ich habe mich für das<br />

Krankenhaus entschieden und arbeite nun<br />

auf der Entbindungsstation. Es ist eine sehr<br />

spannende und wundervolle Arbeit.<br />

Langsam aber sicher fange ich an Tonga zu<br />

lernen. Tonga ist in unserer Region die am<br />

meisten gesprochene Sprache. Bis jetzt kann<br />

ich zwar nur die Begrüßung, aber wer weiß,<br />

wie es nach einem Jahr damit aussieht. Die<br />

Menschen in Chikuni sind sehr freundlich<br />

und haben mich gut empfangen. Wir haben<br />

das Glück, dass in unserer Nähe eine sehr<br />

gute Näherin wohnt und bis jetzt habe<br />

ich auch schon zwei sehr schöne Kleider<br />

genäht bekommen. Die Kleider werden aus<br />

Chitenge gemacht, einem bunt gemusterten<br />

Stoff, den die Frauen hier als eine Art Rock<br />

tragen. Zudem ist er als Schutz vor Staub<br />

gedacht und sieht sehr schön aus.<br />

Am 24. Oktober war der Independence Day in Sambia.<br />

Wir haben an diesem Tag zusammen Hähnchen<br />

gegrillt und zusammen getanzt. Die Feier ging bis<br />

in den Abend hinein und alle hatten eine Menge<br />

Spaß zusammen. Zudem habe ich viele neue Leute<br />

kennengelernt und viel geredet.<br />

Jetzt fängt so langsam die Regenzeit an und nach den<br />

heißen Tagen ist das eine schöne Abkühlung.<br />

Insgesamt habe ich mich sehr gut eingelebt und fühle<br />

mich sehr wohl. Ich freue mich schon auf viele neue<br />

Erfahrungen und Erlebnisse.<br />

On the 24th of October we celebrated Independence<br />

Day in Zambia. We all grilled chicken together on that<br />

day and danced. The party lasted well into the night<br />

and everyone had an amazing time. I also met a lot of<br />

new people. The rainy season is slowly starting which<br />

is a welcome relief after the hot days.<br />

All in all, I can say that I have settled in quite nicely<br />

and that I feel at home already. I look forward to lots<br />

of new experiences and adventures.<br />

Silja Thönnes<br />

Silja Thönnes


Seite 16<br />

Edith und Cecilia haben sich als sambische<br />

Freiwillige schon gut in Deutschland<br />

eingelebt. Dies haben sie zu berichten…<br />

The Zambian volunteers Edith and Cecilia<br />

enjoy their life in Germany. This is what<br />

they have to tell us…<br />

Worte von Amanda<br />

Words from Amanda<br />

Es schien fast für alle Ewigkeit, für einen Augenblick<br />

dachte ich, dass die Zeit angehalten wurde und ich<br />

einen Tag für immer und ewig lebe, aber es stimmt:<br />

„Die Zeit heilt Wunden“.<br />

Amanda: „Alles wird gut, lass dir Zeit und du wirst<br />

dich wohl daran gewöhnen.... „<br />

Es ist erstaunlich und überraschend, dass ich schon<br />

seit drei Monaten in Deutschland bin, mein Kopf<br />

scheint immer unternehmungslustiger zu werden,<br />

und ich möchte alles wissen.<br />

Aller Anfang ist schwer. Oft möchte man<br />

fast aufgeben. Denn alles, was man erlebt,<br />

hängt auch davon ab, mit wie viel Geduld<br />

man übt und wie einfach oder schwer der<br />

Zugang zum Lernen ist.<br />

Was kann ich über meine Arbeit sagen? Es<br />

wird jeden Tag besser und leichter. Obwohl<br />

ich noch nie im Krankenhaus gearbeitet<br />

habe, wird es mit der Zeit besser. Es war<br />

zunächst nicht so ganz einfach, aber mit<br />

der Unterstützung der Krankenschwestern<br />

und Studenten klappt es jetzt ganz gut.<br />

Hinzu kommt, dass meine Gastfamilie<br />

mich sehr unterstützt und immer hilfsbereit<br />

ist. Sie verpassen nie den Augenblick, mich<br />

zu fragen, wie es mir geht und wie es läuft.<br />

Gott segne diese Familie.<br />

Ich bin noch immer neugierig zu verstehen,<br />

warum die Deutschen Formulare so sehr<br />

lieben! Ich wundere mich manchmal, wie<br />

viele Papiere Studenten und Arbeiter, die in<br />

unterschiedlichen Branchen und Firmen<br />

arbeiten, besitzen und wie sie damit<br />

umgehen können, weil ich das nicht kann!<br />

Nichtsdestotrotz habe ich eine gute Zeit<br />

hier, ich mag es hier - bis auf die Kälte, die<br />

jeden Tag schlimmer wird. Und natürlich<br />

mag ich die vielen Brot- und Brötchensorten<br />

essen, die es so vielfältig jeden Tag gibt.<br />

It almost seemed forever, for a moment I thought time<br />

has stopped moving and I will live one day forever but<br />

it‘s true that „time heals all wounds“.<br />

Amanda: „Everything will be OK, just give it time you<br />

will eventually get used“.....<br />

Surprisingly amazing I have already been in<br />

Deutschland for three months, while my mind seems<br />

more and more adventurous every time and I want to<br />

know it all.


Seite 17<br />

Und dann die vielen Festivals und Events, auf die<br />

die Deutschen so sehr achtgeben und die sie nicht<br />

verpassen wollen. Ich muss sagen, dass ich die Art<br />

mag, sich so sehr zu engagieren bei allem,<br />

was um sie herum los ist. Obwohl – nicht<br />

bei allem.<br />

Jetzt hat mein vierter Monat begonnen,<br />

es bleiben noch acht weitere Monate und<br />

ich hoffe, dass es so gut weitergeht.<br />

Mummy, deine Gebete tun das ihre und<br />

ich bitte dich um mehr davon!!<br />

First time of everything is never good, a lot of times<br />

you might feel like giving up because of what you go to<br />

experience, it all goes up to with how much patience<br />

you exercise and how much is readily available to<br />

learn.<br />

My work, what can I say about it? It gets better and<br />

easier every day. Though didn‘t really place myself in<br />

such a workplace but it gets better with time I guess.<br />

Though it has not really been easy in the beginning,<br />

with the support of the nurses and students it all yields<br />

to good results.<br />

In addition to that my host family has been very<br />

supportive and helpful to me, they never miss a<br />

moment to ask how I am and how things are going at<br />

that moment. God bless this family.<br />

Cecilia Tatila<br />

Cecilias Arbeitsstätte


Seite 18<br />

I am still curious to why Germans respect paper work<br />

so much?? I sometimes wonder how much paper<br />

students and workers in different departments and<br />

companies possess and if they can handle it cause I<br />

myself can‘t!<br />

Nevertheless, I am having a good time and I like this<br />

place apart from the coldness which is getting worse<br />

by the day and of course eating all the different types<br />

of “Brot” and “Brötchen” you get a lot almost every<br />

day.<br />

All the festivals and events that Germans pay so<br />

much attention to and that they just don‘t want to<br />

miss!! I must say, I love the way they give in all their<br />

commitment to everything that takes place around<br />

them...... Though not everything!<br />

I am in the fourth month, eight more to go and I only<br />

hope for the best.<br />

Mummy your prayers are working I only ask for more<br />

please!!<br />

Cecilia Tatila


Seite 19<br />

Du lässt keine Trommel erschallen,<br />

um die Abschnitte deines<br />

Erwachsenseins zu markieren<br />

Nun bin ich seit mehr als drei Monaten in Deutschland<br />

und habe ganz verschiedene Stimmungen erlebt.<br />

Es gab glückliche Momente, traurige, einsame und<br />

solche voller Heimweh und dann auch glücklich sein<br />

und traurig sein zur gleichen Zeit.<br />

In meinem Bericht möchte ich über drei Dinge<br />

sprechen: über die Familie, in der ich lebe, meinen<br />

Arbeitsplatz und die erste Seminarwoche, die wir im<br />

September hatten.<br />

“You do not sound a drum to mark<br />

the stage of your adulthood“<br />

During my three months of staying in Deutschland,<br />

I have experienced different types of moods. I have<br />

experienced the mood of being happy, sad, lonely, and<br />

homesick and also the mood of being happy and sad<br />

at the same time.<br />

In my report I will talk about three things which are:<br />

family where am staying, work place and the seminar<br />

week which we had.<br />

In my host family I am really well settled. I have<br />

nothing to complain about it.<br />

The family where I am really<br />

accepted me with all their heart,<br />

because keeping someone who<br />

you do not know is not an easy<br />

thing. I really like the family<br />

because they really take good<br />

care of me. Not only that they<br />

gave me the right to say what I<br />

want and what I do not want.<br />

For the short period of time<br />

being with them, I have visited<br />

nice countries and places. I have<br />

been in the Netherlands where<br />

I saw a sea for the first time.<br />

I really enjoyed being there. I<br />

rode a bicycle in the Netherlands<br />

though it was cold for me. I have<br />

been also in Belgium where I<br />

saw a famous building called<br />

Belfort. In short, the family is<br />

keeping me well, therefore I have<br />

nothing bad to say about them. I<br />

would wish to spend my whole<br />

voluntary year with them if at all<br />

they are willing and also if it is<br />

possible.<br />

The working place is the place<br />

where I spend much of the time.<br />

Life at the hospital is good and<br />

is also bad when it comes to<br />

language barrier, because it is<br />

not everything that I understand<br />

in German language. Therefore,


Seite 20<br />

In meiner Gastfamilie bin ich inzwischen sehr gut<br />

angekommen, da kann ich mich überhaupt nicht<br />

beschweren.<br />

Diese Familie hat mich wirklich mit ganzem Herzen<br />

angenommen, es ist nicht so einfach jemand<br />

aufzunehmen, den man vorher gar nicht kennt. Ich<br />

mag diese Familie sehr, weil sie sich so gut um mich<br />

kümmert. Und das ist nicht alles, sie gibt mir immer<br />

auch die Gelegenheit über Dinge zu sprechen, die ich<br />

gerne mag und die ich nicht möchte. In der kurzen<br />

Zeit, in der ich jetzt bei ihr lebe, habe ich schon nette<br />

Orte und Länder kennengelernt. Ich bin in Holland<br />

g<strong>ewe</strong>sen, wo ich das erste Mal<br />

das Meer gesehen habe. Es hat<br />

mir wirklich gut gefallen, dort<br />

zu sein. Wir sind dort auch mit<br />

dem Fahrrad gefahren, obwohl<br />

es für mich ziemlich kalt war.<br />

Ich war auch in Belgien, wo<br />

ich ein berühmtes Gebäude<br />

gesehen habe, das man Belfort<br />

nennt. Kurz gesagt, die Familie<br />

kümmert sich gut um mich,<br />

und von meiner Seite würde ich<br />

gerne das ganze Jahr bei ihnen<br />

verbringen, wenn sie das auch<br />

wollen und es möglich ist.<br />

Am Arbeitsplatz verbringe<br />

ich sehr viel Zeit. Das Leben<br />

im Krankenhaus ist einerseits<br />

gut und andererseits auch<br />

schlecht, wenn die Sprache<br />

eine Hürde bildet, weil ich<br />

noch nicht alles auf Deutsch<br />

verstehe. Deshalb kommt es<br />

mir manchmal hart vor. Auch<br />

wenn es schwierig ist, alles auf<br />

Deutsch zu sagen, so versuche<br />

ich mit allen Mitteln, mich mit<br />

meinen Deutschkenntnissen<br />

auszudrücken. Meine Kollegen<br />

im Krankenhaus mögen mich,<br />

und ich mag sie auch genauso<br />

wie die Patienten, vor allem<br />

diejenigen, denen ich beim<br />

Baden und Essen helfe. Deshalb<br />

sometimes it seems to be hard for me. Even if it is<br />

hard to say everything in German I try by all means<br />

to say what I know in German. The people who work<br />

in the hospital love me and I also love them including<br />

the patients, especially those that I help bathing and<br />

feeding. Therefore I am getting used waking up early,<br />

because it was a bit challenge for me in the first days<br />

of starting working.<br />

The seminar week was good, because the people who<br />

were looking after us really considered our presence<br />

by trying their best to help us with the language.<br />

In my conclusion, life in Germany is good and is bad,


Seite 21<br />

gewöhne ich mich auch an das frühe Aufstehen, weil<br />

dies in den ersten Tagen meiner Arbeit schon eine<br />

große Herausforderung war.<br />

Die Seminarwoche war sehr schön, weil die<br />

Durchführenden immer berücksichtigt haben, dass<br />

wir noch nicht so gut Deutsch sprechen, und sie haben<br />

ihr Bestes gegeben, uns mit der Sprache zu helfen.<br />

So kann ich zusammenfassen, dass das Leben in<br />

Deutschland seine guten und seine schlechten Seiten<br />

hat, aber alles was ich tun kann ist stark und reif<br />

zu sein, wie das Sprichwort bei uns sagt „Du lässt<br />

keine Trommel erschallen, die die Abschnitte deines<br />

Erwachsenseins kennzeichnen“.<br />

Ich danke dem eine-welt-engagement (EWE), dass<br />

ich solch eine Gelegenheit habe, nach Deutschland zu<br />

kommen und das Leben hier zu sehen und die guten<br />

Dinge rundherum.<br />

but all what I can do is to be strong and matured as the<br />

proverb says „you do not sound a drum to mark the<br />

stage of your adulthood“. I will always thank the One<br />

World Engagement (EWE Organisation) for giving<br />

me such an opportunity of coming to Germany to<br />

learn how life is and see good things around.<br />

Thank you,<br />

Edith Nabbili.<br />

DANKE<br />

Edith Nabbili


Seite 22<br />

NEUES AUS SAMBIA<br />

Offiziell Offiziell gibt es in Sambia, anders als<br />

in vielen umliegenden Ländern, noch immer die<br />

Todesstrafe. De-facto wurde aber schon länger<br />

kein Todesurteil mehr unterschrieben. Bei den<br />

Vereinten Nationen bekräftigte Justizminister<br />

Given Lubinda, dass das Moratorium für die<br />

Todesstrafe aufrechterhalten wird.<br />

Die sambische Fußball-Nationalmannschaft<br />

hat die Qualifikation für die Afrika-Meisterschaft<br />

in Kamerun 2019 verpasst. Nach einem<br />

Heimsieg gegen Guinea-Bissau im Oktober<br />

kam vorübergehend Hoffnung aus, anschließend<br />

wurde jedoch nicht nur das Rückspiel in Bissau<br />

verloren, sondern auch der folgende Auswärtsauftritt<br />

in Mosambik. Die Chipolopolo Boys können selbst<br />

durch einen Sieg im abschließenden Gruppenspiel im<br />

März gegen Namibia nicht mehr auf einen der ersten<br />

beiden Plätze springen. 2012 hatte Sambia zum ersten<br />

und bisher einzigen Mal die Afrika-Meisterschaft<br />

gewonnen.<br />

Ende November besuchte der britische Prinz Harry<br />

Sambia. Der Herzog von Sussex wurde zunächst<br />

von Präsident Lungu im State Hous willkommen<br />

geheißen. Auf der Agenda standen anschließend die<br />

britisch-sambischen Beziehungen sowie ein Besuch<br />

der Burma Barracks, wo Harry der sambischen<br />

Veteranen der beiden Weltkriege gedachte und sich<br />

Wahlkampf der Opposition<br />

mit Kriegswitwen traf. Abschließend machte sich<br />

Harry zum BongoHive auf, dem ersten sambischen<br />

Technologie- und Innovationshub.<br />

Befürchtungen, dass sich die autoritären<br />

Tendenzen der Regierung verstärken, sind weiterhin<br />

berechtigt. Die Opposition fühlt sich weiter extrem<br />

gegängelt. In einem BBC-Interview am 11. November<br />

sprach der Vorsitzende der UPND (United Party<br />

for National Development), Hakainde Hichilema,<br />

der bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen<br />

Edgar Lungu nur knapp unterlegen war, von seiner<br />

Befürchtung, schon bald erneut inhaftiert zu werden.<br />

Hichilema hatte zuvor in einem Radiointerview<br />

darauf hingewiesen, dass die Regierung den Verkauf<br />

einer staatlichen Holzfirma an einen chinesischen<br />

Investor plane. Daraufhin war es in<br />

der Stadt Kitwe im Copperbelt zu<br />

Ausschreitungen gekommen. Die<br />

Regierung warf Hichilema vor, diese<br />

Ausschreitungen provoziert zu haben.


Seite 23<br />

Gemeinden im Bistum Monze - Heute: Choma<br />

Über viele Gemeinden im Bistum<br />

habe ich in den vergangenen<br />

Jahren berichtet, bis mir nun<br />

auffiel, dass die einwohnerstärkste<br />

Stadt des Bistums bisher noch<br />

unerwähnt geblieben ist: Choma.<br />

Choma war zunächst oft temporäre<br />

Heimat der <strong>ewe</strong>-Freiwilligen,<br />

weil diese schon in den frühen<br />

Jahren des Jahrtausends oft für<br />

einige Wochen in den Süden der<br />

Südprovinz kamen, um dort an<br />

der Förderschule St. Matthias<br />

Mulumba zu hospitieren, die<br />

der <strong>ewe</strong> auch zeitweilig durch<br />

Projektarbeit unterstützte. 2007<br />

verbrachte dann zum ersten Mal<br />

eine Freiwillige ihr gesamtes Jahr in der St. Mary’s-<br />

Gemeinde in Choma, weitere Freiwillige folgten<br />

seitdem.<br />

Choma liegt etwa 100 Kilometer südlich von Monze<br />

auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Lusaka und<br />

Livingstone. Choma hat auch für die katholische Kirche<br />

eine besondere Bedeutung, denn an der dortigen St<br />

Joseph Mukasa Minor Seminary School lernten viele<br />

<strong>aktuell</strong>e Priester des Bistums und machten dort ihren<br />

Schulabschluss, bevor sie anschließend ins nationale<br />

Priesterseminar nach Lusaka wechselten. Bekannt ist<br />

Choma auch für sein Museum, das einen interessanten<br />

Einblick in die sambische Geschichte gibt und<br />

insbesondere viele traditionelle Ausstellungsstücke<br />

und Handwerksgegenstände der Tonga zeigt.<br />

Im Januar 2016 sorgte der sambische Minister für<br />

tertiäre Bildung für Aufsehen mit dem Auftrag an<br />

die Verwaltung der Südprovinz, eine Universität<br />

in Choma zu errichten. Unter Präsident Michael<br />

Sata war Choma offiziell zur<br />

Provinzhauptstadt ernannt<br />

worden. Seitdem stagnieren die<br />

Pläne allerdings.<br />

Das Choma Museum


Seite 24<br />

Ein Wiedersehen<br />

Reunion – Coming home to Pemba<br />

Vor meiner vierwöchigen Reise nach Sambia war<br />

ich ganz schön aufgeregt und habe mich gefragt, was<br />

mich dort erwarten würde. Was hat sich verändert?<br />

Wer wird mich wohl wiedererkennen? Wie wird es<br />

sein, meine Gastfamilie wieder zu sehen?<br />

Ich hatte vorab nur meiner Gast-Oma erzählt, dass<br />

ich zu Besuch komme. Angekommen in Pemba<br />

stieg ich aus dem Bus aus, niemand bemerkte mich<br />

erst einmal, ich lief die Straße runter bis zu unserem<br />

Haus, der Kellner in unserem Restaurant fragte mich,<br />

wohin ich möchte und ich antwortete intuitiv „nach<br />

Hause“. „Nach Hause?“ Ein paar Momente Stille,<br />

bis es dann Klick machte. „Nina, das glaube ich<br />

nicht, bist du es? Wir dachten schon, du hättest uns<br />

vergessen, willkommen zuhause!“ Erleichterung. Es<br />

hat sich nichts verändert. Sofort kehrt das Gefühl von<br />

Zuhause wieder ein. Dieses Mal begleitete mich mein<br />

jüngerer Bruder auf meiner Reise, der Sambia bisher<br />

nur aus meinen lebhaften Erzählungen kannte. Einige<br />

Mitbewohner unseres Hauses musste ich enttäuschen,<br />

da es leider nicht mein Ehemann, sondern mein Bruder<br />

war. Auf den zweiten Blick lachten dann auch alle<br />

herzlich darüber, weil wir uns tatsächlich sehr ähnlich<br />

sehen. Meine Gastfamilie hat sich sehr darüber gefreut,<br />

nun ein weiteres Familienmitglied kennenzulernen.<br />

Mein Vater hatte mich mit fairreisen während meines<br />

Freiwilligendienstes besucht. Welcome, welcome<br />

Vincent. Schnell war er der neue Sohn, der Bruder<br />

und der ganze Stolz der Fußballmannschaft. Und<br />

ich? Ich konnte mich entspannt zurücklehnen und<br />

alle Eindrücke, einschließlich der Sonnenstrahlen<br />

einsaugen und viel erzählen.<br />

Trotz der regelmäßigen Kontakte gab es viel zu<br />

berichten. Wir hatten fünf Jahre aufzuholen. Meine<br />

Rückkehr nach Pemba war wie ein Nachhausekommen<br />

in den Familienalltag meiner zweiten Familie. Auch<br />

mit Solomon Phiri, dem Vorsitzenden unseres<br />

Vereins auf sambischer Seite, sprach ich über dieses<br />

Gefühl von Zuhause. Das ist auch eines der schönen<br />

Resultate unserer Vereinsarbeit, dass wir nicht nur<br />

den interkulturellen Austausch fördern, sondern<br />

dass durch das Zusammenleben der Freiwilligen<br />

mit den Gastfamilien und Gemeinden persönliche<br />

Begegnungen stattfinden, aus denen intensive<br />

Freundschaften und auch Familien entstehen, die auf<br />

lange Sicht hin zusammen halten.<br />

Before taking off to my four-weeks-journey to Zambia<br />

I have been very excited and I have been wondering<br />

I had to expect. What did change? Who is going to<br />

recognize me? How will it be to meet my host family<br />

again?<br />

Only my Zambian grandma knew in advance that<br />

I was going to visit. Arriving at Pemba I got out of<br />

the bus and at first nobody took notice of me. I went<br />

down the street to our house. The waiter in our<br />

restaurant asked where I wanted to go and I genuinely<br />

answered “home”. “Home?” For a few seconds there<br />

was silence. Then he realized: “Nina, I can`t believe<br />

it, is this really you? We already thought that you had<br />

forgotten us. Welcome back home!” Relieve. Nothing<br />

had changed. Immediately the feeling of being home<br />

came back again. This time my younger brother, who<br />

only knew about Zambia from my vivid descriptions,<br />

was accompanying me. Realizing that he was only<br />

my brother and not my husband some people at<br />

home were disappointed. But taking a second glance<br />

everybody started laughing because my brother and<br />

I actually look quite similar. My host family has been<br />

very delighted to finally meet another family member.<br />

During my stay as a volunteer my father had already<br />

visited us with a fair travel group. Welcome, welcome,<br />

Vincent. He quickly became the new son, brother<br />

and the pride of the football team. And me? I could<br />

lay back and relax, could suck in all the impressions<br />

including the warm sunbeams and could finally chat<br />

with my Zambian family.


Seite 25<br />

Ich für meinen Teil weiß, dass nun auch mein Bruder,<br />

den Kontakt zu meiner Gastfamilie aufrechterhalten<br />

wird und sicherlich nicht das letzte Mal dort war.<br />

Wenn ich auf die letzten fünf Jahre seit meiner<br />

Rückkehr von meinem Freiwilligendienst 2011/2012<br />

zurückschaue, dann merke ich immer wieder, wie<br />

mich dieses Jahr geprägt hat. Bezüglich meiner<br />

beruflichen Laufbahn hat mein Freiwilligendienst<br />

mich sehr positiv beeinflusst. Meine Erfahrungen vor<br />

Ort konnte ich während meines Ethnologiestudiums<br />

hilfreich anwenden und viele Dinge aus der Theorie<br />

in die Praxis übertragen. Ein Beispiel dafür ist,<br />

dass Vorstellungen von Erziehung kulturell sehr<br />

unterschiedlich sein können. So auch in Sambia, wo<br />

Kinder meist nicht nur durch die Kernfamilie, also<br />

in einem Haushalt bei Mutter und Vater aufwachsen,<br />

sondern in einem Mehrgenerationenhaushalt leben<br />

und Elternschaft sozial gesehen eine ganz andere<br />

Dimension hat. Verwandtschaft beruht nicht nur auf<br />

Blutsverwandtschaft, sondern auch andere Mitglieder,<br />

die in einem Haushalt leben, werden als Tante oder<br />

Onkel bezeichnet. Meine Erfahrungen in Sambia<br />

helfen mir auch bei meiner <strong>aktuell</strong>en Arbeit als<br />

Despite the periodic contact we had since I left, there<br />

was a lot to tell. We had to catch up five years after all.<br />

Returning to Pemba was coming back to my second<br />

family’s life and daily routines and it felt like coming<br />

home. I talked to Solomon Phiri, the chairman of the<br />

Zambian side of our <strong>ewe</strong>, about this feeling. Beside the<br />

support of intercultural exchange, one the beautiful<br />

results of our organisation’s work is that by living in<br />

host families and parishes our volunteers make many<br />

personal encounters from which close friendships as<br />

well as families develop that will last for a lifetime.<br />

For my part, I know that from now on my brother will<br />

keep in touch with my host family, too, and that it was<br />

not his last visit for sure.<br />

Looking back at five years that have passed since<br />

I finished my voluntary service and returned to<br />

Germany in 2012, I realize time and again that the year<br />

was a formative experience to me. Concerning my<br />

professional carrier, it influenced me in a positive way.<br />

During my studies of ethnology, I could helpfully apply<br />

many experiences that I made in Zambia and I could<br />

transfer theoretic aspects to practice. One example is<br />

that understandings of and attitudes towards education<br />

might be very different depending on one’s culture.<br />

The Zambian view on it differs from the German, for<br />

instance. In Zambia children are not only raised by<br />

the nuclear family - meaning by mother and father<br />

- but they grow up in multigenerational households.<br />

Parenthood has a different social dimension. Family<br />

relationships are not based on blood relation and<br />

other members that live in the same household are<br />

called “Auntie” and “Uncle”, too. In Germany, I work


Seite 26<br />

Sozialarbeiterin in einer Beratungsstelle für Menschen<br />

mit Migrationshintergrund. Ich habe in Sambia<br />

gelernt, was es heißt über den eigenen Tellerrand- die<br />

eigene Familie, die eigene Stadt, die Gesellschaft,<br />

den Kontinent hinauszuschauen und Wertesysteme,<br />

kulturelle Unterschiede, politische, soziale und<br />

historische Gegebenheiten wahrzunehmen, zu<br />

hinterfragen und zu akzeptieren. Während meines<br />

Freiwilligendienstes habe ich eine der wichtigsten<br />

Erkenntnisse in meinem Leben gehabt, nämlich nicht<br />

davon auszugehen und anderen zu vermitteln, dass<br />

eigene Vorstellungen und Werte, so wie sie mir durch<br />

meine Familie und die Institution Schule beigebracht<br />

wurden „die Richtigen“ und „die Normalen“ sind,<br />

sondern es immer auch noch andere Ansichten<br />

von etwas gibt. Interkulturelle Begegnungen sind<br />

komplex! Gerade in der heutigen Zeit von einseitiger<br />

Berichterstattung, Rechtspopulismus und politischen<br />

as a social worker at a counseling centre for people<br />

with migrant background. The experiences I made in<br />

Zambia are very helpful for that. During my year there<br />

I learned what it means to take a look beyond – beyond


Seite 27<br />

und wirtschaftlichen Veränderungen ist es immer<br />

wichtig die Gefahr einer einseitigen Geschichte nicht<br />

aus den Augen zu verlieren.<br />

Seit vier Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich für<br />

unseren Vorstand. Zum einen, weil ich es absolut<br />

sinnvoll finde, diese Art von persönlichem Austausch<br />

zu fördern und zum anderen, weil ich auf diese Art<br />

neben den Gesprächen mit meiner Gastfamilie<br />

mit Sambia in Kontakt bleibe. Ich möchte an dieser<br />

Stelle alle Leserinnen und Leser herzlich einladen, in<br />

unserem Vereinsvorstand mitzuwirken. Wir freuen<br />

uns über jedes Engagement. Bei Interesse informieren<br />

wir gerne über mögliche Aufgabenbereiche.<br />

Herzliche Grüße an alle!<br />

Nina Braun<br />

one’s own family, one’s own city, one’s society and the<br />

continent. I learned to see, question and accept value<br />

systems, cultural differences, and political, social and<br />

historical circumstances. During that year I made one<br />

of the most important realizations of my life: not to<br />

presume and not to convey that one’s own concepts<br />

and values taught by family and teachers are “right”<br />

or “normal”. There are always different views on the<br />

same thing. Intercultural encounters are complex!<br />

Especially today, in times of one-sided reporting,<br />

right-wing populism and many political as well as<br />

economic changes, it is most important to be aware of<br />

the danger of one-sided stories.<br />

For four years now I have been working voluntarily<br />

for our board. Firstly, because I consider the <strong>ewe</strong>’s<br />

kind of personal exchange very meaningful. Secondly,<br />

because it is a way to stay in contact with Zambia<br />

beyond the communication with my host family. At<br />

this point I would like to warmly invite everyone to<br />

join our organisation’s board. We are happy about<br />

everyone who gets involved. So, if you are interested<br />

we gladly provide more information.<br />

Greetings to<br />

everyone!<br />

Nina Braun

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