Peter Bömmels - Weltkunst
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wegen der Kuppel auch „Zitronenpresse“, blieb während<br />
des großen Bombardements am Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs trotz der exponierten Lage stehen. Für <strong>Bömmels</strong><br />
ist das ein idealer Ort zum Arbeiten und Zeichnen.<br />
Gemälde entstehen eigentlich nur noch in den Semesterferien.<br />
Mängelwesen<br />
„Schönere Mängelwesen als die, welche <strong>Peter</strong> <strong>Bömmels</strong><br />
seit den 80er Jahren auf die Leinwand, das Papier, auf<br />
Holz bannt oder aus Holz und Stein herausmeißelt, lassen<br />
sich kaum erfinden auf der Suche nach einem Bildbegriff<br />
von Existenz“, findet Annelie Pohlen. 7 Sie fährt<br />
fort: „Um ... die verhärtete gesellschaftliche Wirklichkeit<br />
wenigstens für Momente intensiver Wahrnehmung im<br />
Bildgeschehen außer Kraft zu setzen.“ Dabei verweist sie<br />
auf ein Zitat von <strong>Bömmels</strong> zu seiner Arbeit: „Sich finden<br />
durch Um-Erfinden“. Ein Meisterstück dieses Umbaus<br />
als Erlösung für Geist und Körper hängt in <strong>Bömmels</strong><br />
Berliner Atelier, die zwei Meter mal ein Meter große<br />
Kreidezeichnung mit Acryl auf Leinwand Wandelnder Sich<br />
von 1999. Ein Alter Ego vielleicht, das nicht zum Verkauf<br />
steht. Es ist in Umrissen das Porträt eines Mannes, der<br />
auf drei Krücken lehnt. Auf einer davon steht, an die linke<br />
Wange geschmiegt, sein gestiefeltes Bein. Vielleicht ist<br />
es auch eine Prothese, ein Haltegriff, eine Hoffnung, ein<br />
Neuanfang. Der Körper indes scheint sich zu immaterialisieren,<br />
in Luft aufzulösen, um sich möglicherweise ganz<br />
neu zu fassen, in seinem Selbstverständnis anders zu<br />
buchstabieren und zusammenbauen zu können. Auf dieser<br />
Arbeit herrscht innere Ruhe und Kontemplation, der<br />
Blick ist nur auf das eine Subjekt gerichtet und ganz eins<br />
mit ihm. „Sich neu erschaffen. Überhaupt das Sich schaffen.<br />
Sich sichtbar machen,“ heißt es im <strong>Bömmels</strong>schen<br />
Grundlagenappell. „Sich aus der Mit-Welt herauspellen.<br />
Gefühlte Zustände sich und anderen (sich als anderen<br />
und die anderen als Sichs) mittels sinn(en)trächtiger<br />
Bild-Form vorrätig machen, zur Auseinandersetzung<br />
preisgeben. Dieses Bild-Wollen, diese Arbeit an der Präzisierung<br />
einer geronnenen Sicht auf Welt, gewonnen<br />
aus erlittener und geglückter Erfahrung, durchzuckt von<br />
unser aller Glanz und Elend, möge in eine Bildpoesie verwandelt<br />
werden, die sich auf den Pfiff der Nachtigall versteht:<br />
das Wesentliche zauberhaft enthüllen, ohne etwas<br />
zu verpfeifen.“<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Bömmels</strong><br />
6 Deutsches Leben (Aussitzen), 1984<br />
Haare und Öl auf Leinwand, 240 x 120 cm<br />
Sammlung Ludwig<br />
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