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Peter Bömmels - Weltkunst

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Man darf dieses Werk sicher als ein Schlüsselbild<br />

bezeichnen. Das Thema zieht sich durch das ganze Werk,<br />

in den vielen Zeichnungen in den schwarzen Heftchen,<br />

die <strong>Bömmels</strong> immer zur Hand hat und die inzwischen<br />

fast eine Anthologie seiner grazilen und zarten Blütenlese<br />

ausmachen. Als Autodidakt wagte sich <strong>Peter</strong> <strong>Bömmels</strong><br />

auf immer anderes unbekanntes Terrain – Dachpappe,<br />

Holzfurnier, Stein, Holz und zarte Materialien wie<br />

Haare, auch Glas waren Grund und Anlass genug, alle<br />

Zweifel und Gedanken in eine immer neue Formensprache<br />

umzusetzen.<br />

Steinerne<br />

„1987 experimentierte ich mit Stein,“ erinnert sich der<br />

Künstler, „das hatte ich nicht gelernt.“ Aber er klopfte so<br />

lange auf Sandsteinblöcken herum, bis er ihnen respektable<br />

archaisch anmutende Bildergeschichten abtrotzen<br />

konnte, etwa Der Schnitt (Abschiede sind Schlaraffenländer),<br />

1988/89 (Abb. 7). „Bei dieser Arbeit mit dem Stein,“<br />

sagt <strong>Bömmels</strong>, „habe ich gelernt, was Geduld ist. Das<br />

habe ich nie vergessen.“ Der Kölner Galerist Paul Maenz<br />

verfolgte sehr genau, was die einzelnen Mitglieder der<br />

Mülheimer Freiheit trieben. 1987 überließ er <strong>Peter</strong> <strong>Bömmels</strong><br />

seine exklusiven Räume für eine von mehreren Einzelausstellungen.<br />

„Sieben Steine zur Lage“ war der Titel<br />

und <strong>Bömmels</strong> wuchtete seine behauenen Sandsteine in<br />

das feine Galeriehaus und baute daraus eine neun Meter<br />

lange und ein Meter zwanzig Zentimeter hohe Mauer. Der<br />

Boden der Galerie ertrug erstaunlicherweise das tonnenschwere<br />

Werk und der Sammler <strong>Peter</strong> Ludwig kaufte es<br />

sofort. <strong>Bömmels</strong>: „Er interessierte sich damals besonders<br />

für präkolumbische Kunst und entdeckte, wie er mir<br />

sagte, in meinen Darstellungen eine aztekische Anmutung.“<br />

Die Steineklopferei hatte in diesem Maßstab bald ein<br />

Ende, auch weil der feingliedrige Körper von <strong>Bömmels</strong><br />

dem auf Dauer nicht gewachsen war. Aber es gab ja<br />

auch andere Formate und Materialien zu erkunden. So<br />

entstand 1993 die fast einen halben Meter hohe Fichtenskulptur<br />

mit dem Titel Der Künstler (Abb. 15). Der Kopf ist<br />

von einem Band umschlungen, das sich wie eine Spirale<br />

von der Stirn bis zum Hals herab ringelt. Die Augenhöhlen<br />

sind leer. Als Stellvertreter für den Blick nach<br />

außen ruhen Kugeln auf der Ummantelung der Skulptur.<br />

„Der Künstler, kann man deshalb sagen,“ schreibt der<br />

8<br />

Medientheoretiker Gregor Schwering anlässlich der Ausstellung<br />

„Gratkür-Bilder“ im Herbst 2006 in der Kirche<br />

St. Agnes in Köln, „sieht nichts. Allerdings ist er trotzdem<br />

nicht blind ... er gibt sich als ‚Künstler’ zu erkennen, der<br />

seinen Blick dem Anderen zuweist. Zuerst sehe ich mit<br />

den Augen des Anderen, mein Blick ist das Resultat der<br />

Welt, aus der er aufsteigt und in der er sich bewegt. Das<br />

genau impliziert das Wort Bereitschaft, mit dem <strong>Bömmels</strong><br />

sein Verfahren der Wahrnehmung bezeichnet. Es<br />

ist die Bereitschaft, vor allem aufzunehmen, die Bereitschaft,<br />

das Gegenüber zur Entfaltung kommen zu lassen,<br />

ihm Raum zuzugestehen, das Ich zurückzunehmen.“ 8<br />

Wenn man in die schönen, lakonisch-klugen Augen von<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Bömmels</strong> schaut, kann man diese Interpretation<br />

durchaus nachvollziehen. Im Werk des Künstlers gibt es<br />

allerdings keinen offenen Blick auf den Betrachter. Die<br />

Augen seiner Protagonisten sind meistens abgewandt,<br />

geschlossen oder in sich hinein gekehrt oder aber auf<br />

ein unsichtbares Ziel gerichtet. Aber so ist es ja auch<br />

gemeint: beim Betrachten der bedächtig und langsam<br />

entstehenden Bilder liegt der Ball letztlich immer im<br />

Feld des Betrachters. Die Bilder, die <strong>Bömmels</strong> für die<br />

komplexe Befindlichkeit, auch für die Fremdheit der<br />

Geschlechter fand, hat der frühere Rhetorik-Professor<br />

Bazon Brock in einem ausführlichen Essay bereits 1983<br />

gewürdigt. Jenseits des Spaß- und Randalefaktors der<br />

Truppe der Mülheimer Freiheit dechiffrierte Bazon Brock<br />

für „Ikonographie – am Beispiel einiger Arbeiten von<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Bömmels</strong>“ 9 die Zeichen und Symbole in der zeitgenössischen<br />

Kunst, das Spezifikum im Werk von <strong>Bömmels</strong>.<br />

Neben Hubert Winkels war es wieder ein Mann,<br />

der eher über den Intellekt, die Sprache und deren Klang<br />

sieht und hört, dem das Werk <strong>Bömmels</strong>‘ so interessant<br />

schien. Bazon Brock setzte sich darin ausführlich mit<br />

der Frage auseinander, ob ein Bild mehr beschreibe als<br />

eine Bildbeschreibung. Er kommt zu dem Schluss: „Die<br />

Bildbeschreibung ist ihrerseits nur möglich, soweit der<br />

Beschreibende bereits zu Thematisierungen fähig ist.<br />

Denn: Nicht die Augen sehen, sondern das Gehirn. Was<br />

beschreibt das Bild mehr als unsere Beschreibung des<br />

Bildes?<br />

Sehende<br />

Antwort: Das Bild, natürlich der Maler, beschreibt<br />

den Anlass zur Ausbildung vieler anderer Thematisie-

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