MANmagazin Truck 1_2016
In dieser Ausgabe des MANmagazin geht es um das breite Produktportfolio, das MAN 2016 auf der Baumesse bauma präsentiert. In unserem Themen-Special werfen wir einen Blick auf die langjährige Branchenkompetenz von MAN. Außerdem lesen Sie, warum die Truck-Trial Profis Marc Stegmaier und Marcel Schoch auf MAN vertrauen, lernen die beste Werkstatt der Welt kennen und begleiten Müllentsorger-Lkw in Hongkong und Macau.
In dieser Ausgabe des MANmagazin geht es um das breite Produktportfolio, das MAN 2016 auf der Baumesse bauma präsentiert. In unserem Themen-Special werfen wir einen Blick auf die langjährige Branchenkompetenz von MAN. Außerdem lesen Sie, warum die Truck-Trial Profis Marc Stegmaier und Marcel Schoch auf MAN vertrauen, lernen die beste Werkstatt der Welt kennen und begleiten Müllentsorger-Lkw in Hongkong und Macau.
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1/<strong>2016</strong><br />
Harte Probe: Dem Test-<br />
Lkw wird in der Sierra<br />
Nevada einiges abverlangt.<br />
Testet die MAN-Lkw auf Herz<br />
und Nieren: Philipp Freischlag,<br />
Erprobungsleiter TGL/TGM<br />
E<br />
s ist Nachmittag, 14 Uhr. In Granada<br />
klettert das Thermometer langsam<br />
an die 40-Grad-Marke. Wie<br />
nahezu jeden Tag im Hochsommer verwandelt<br />
sich Andalusien in einen Glutofen. Höchste<br />
Zeit für eine Siesta? Ganz im Gegenteil. Für<br />
Versuchsingenieurin Sabine Lützeler sind gerade<br />
dies die idealen Bedingungen, um ihren<br />
Laptop anzuwerfen. Gemeinsam mit Erprobungsleiter<br />
Philipp Freischlag startet sie eine<br />
weitere Testfahrt mit dem 15-Tonnen-TGM.<br />
Ihr Ziel: den MAN-Lkw an sein Limit bringen.<br />
Etwa 35 Kilometer geht es dazu hoch in die<br />
Sierra Nevada, eine heiße Kletterpartie von<br />
700 auf 2 500 Meter, auf engen Serpentinen<br />
mit Steigungen von bis zu 22 Prozent. Eine<br />
Her ausforderung für Fahrer und Fahrzeuge.<br />
Kraftvoll nimmt der TGM die Steigung.<br />
Am Straßenrand hat ein Pärchen sein Auto<br />
geparkt und fotografiert das pittoreske Panorama.<br />
Radfahrer quälen sich den Pass hoch.<br />
Leichter tut sich ein Steinbock, der mit geschickten<br />
Sprüngen ins Felsmassiv entschwindet.<br />
Für all dies haben die MAN-Tester<br />
heute keinen Blick. In ihrem Fokus steht neben<br />
dem sicheren Fahren auf den anspruchsvollen<br />
Serpentinen vor allem eine optimale<br />
Kraftstoffverbrennung bei konsequenter Einhaltung<br />
der neuen Euro 6c-Abgasnorm. Ab<br />
2017 wird diese verbindlich sein, bis dahin<br />
muss das letzte Motor-Set-up stehen. Bei<br />
MAN im österreichischen Steyr war der Motor<br />
des TGM zuvor mit zahlreichen Sonden<br />
und Messgeräten bestückt worden, die jetzt<br />
einen unaufhörlichen breiten Datenstrom<br />
erzeugen. So bekommt Sabine Lützeler unterwegs<br />
auf ihren Laptop eine Vielzahl von Grafiken<br />
zugespielt, aus denen die 33-jährige Entwicklungsingenieurin<br />
die unterschiedlichen<br />
Fahrsituationen ablesen und in Echtzeit verschiedene<br />
Parameter verändern kann. Zum<br />
Beispiel die Temperatur der Saugluft vor dem<br />
Verdichter und die Temperatur der Ladeluft<br />
nach dem Verdichter. „Das ist wie eine Operation<br />
am offenen Herzen“, sagt Lützeler.<br />
Die Sommererprobung ist – neben ihrem<br />
Pendant im nordschwedischen Winter – der<br />
letzte große Härtetest, bevor sich die neuen<br />
Fahrzeuge und ihre Technologie am Markt<br />
behaupten müssen. Bis dahin fließt viel Arbeit<br />
und Innovationskraft in die Technik.<br />
„Insgesamt sind bei MAN rund 250 Entwick-<br />
„Die Sommererprobung<br />
von<br />
MAN ist wie eine<br />
Operation am<br />
offenen Herzen.“<br />
Sabine Lützeler, Versuchsingenieurin bei MAN<br />
Fotos: Max Kratzer<br />
250<br />
Experten<br />
aus der MAN-Entwicklungsabteilung<br />
sind in Granada bei der Sommererprobung<br />
dabei.<br />
In Granada mit vor Ort:<br />
Georg Grüneißl, Erprobungsleiter<br />
TGX/TGS bei MAN<br />
lungsexperten in Granada vor Ort: Fahrer,<br />
Fahrzeugbetreuer, Werkstattmitarbeiter, Applikateure<br />
und Ingenieure“, berichtet Rainer<br />
Miksch. Der 50-Jährige verantwortet den Erprobungsbereich<br />
Gesamtfahrzeug <strong>Truck</strong> und<br />
Bus. Heute Morgen um acht Uhr hatte er gemeinsam<br />
mit Georg Grüneißl, seinem Erprobungsleiter<br />
TGX/TGS aus dem Bereich Engineering<br />
Vehicle Validation Coordination, das<br />
Testteam zusammengerufen. In der Fahrzeughalle<br />
in Granada haben sie mit den Ingenieuren,<br />
Werkstattmitarbeitern und Fahrern<br />
das Tagesprogramm durchgesprochen. In der<br />
Halle sind doppelstöckige Bürocontainer auf-<br />
gebaut, auf den Tischen darin stehen dicht an<br />
dicht aufgeklappte Laptops. Das Kabelgewirr<br />
zeigt, dass hier alle Fäden der Erprobung<br />
zusammenlaufen. In der Halle stehen Busse<br />
und Lkw aufgereiht – auf den ersten Blick<br />
alles bekannte Fahrzeuge aus den laufenden<br />
Serien. „Die Neuerungen stecken in diesem<br />
Jahr in den Motoren und Antriebssträngen“,<br />
sagt Grüneißl. Lediglich Schilder wie „Test<br />
Vehicle“ oder „Videoaufzeichnung Versuchsfahrzeug“<br />
lassen auf den speziellen Einsatzzweck<br />
schließen.<br />
„Auf unserer To-do-Liste der siebenwöchigen<br />
Sommererprobung stehen Funktions-<br />
und Dauerlauf-Härtetests für Motor<br />
und Getriebe, die Überprüfung und Justierung<br />
des Bremsenmanagements sowie die<br />
Funktionalität neuartiger Fahrerassistenzsysteme<br />
und GPS-gesteuerter Tempomate“,<br />
erklärt Rainer Miksch die Mission seiner<br />
Mannschaft. „Ein halbes Jahr“, so Miksch,<br />
„dauert allein die Vorbereitung auf die Erprobung.<br />
Die entscheidenden Parameter<br />
müssen definiert, alle Mess- und Kontrollpunkte<br />
bestimmt und eingerichtet werden.“<br />
Für Miksch ist es bereits die 19. Sommererprobung.<br />
„Angefangen haben wir mit zwei Mitarbeitern<br />
und vier Fahrzeugen“, erinnert sich<br />
der Testleiter. „Es ist schon beeindruckend,<br />
was daraus geworden ist.“<br />
Motor- und Getriebeanpassungen seien<br />
wie ein Puzzle, erklärt Miksch. „Alle Teile<br />
müssen am Ende zu 100 Prozent zusammenpassen.“<br />
Damit dies in einem „Feldversuch“<br />
fernab der Entwicklungsabteilungen mit<br />
ihren top ausgestatteten Prüfständen, Messanlagen<br />
und Ersatzteillagern reibungslos<br />
gelingen kann, bedarf es großer Erfahrung<br />
und einer ausgefeilten Erprobungslogistik.<br />
Mitverantwortlich dafür ist Josef Betz. Der<br />
50-jährige gelernte Landmaschinenmechaniker<br />
ist als einer der Organisatoren der<br />
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