FLUG REVUE 07/2016

Perlan 2, ein Hightech-Segelflugzeug mit Druckkabine, soll im
Sommer im Wellenflug höher steigen als je ein Flächen flugzeug zuvor:
auf 90 000 Fuß oder 27 430 Meter Höhe.
Verbindung mit einer schwachen Tropopause
könne der ideale Wind, der Polar
Night Jet, dann in der Höhe mit bis zu
480 km/h blasen, erklärt Austin. Bei
diesen Bedingungen will Perlan 2 seine
Rekordhöhe erreichen.
Den Druckkabinen-Doppelsitzer dafür
hat der Amerikaner Grec Cole konstruiert.
Der Segler ist 10,16 Meter lang,
hat eine Spannweite von 25,55 Metern
und eine Gleitzahl von 1 : 43 (ein Meter
Höhenverlust auf 43 Meter Flugstrecke).
Gebaut wurde Perlan 2 bei Windward
Performance in Bend, Oregon. Die
Höhenbedingungen sind extrem: In
90 000 Fuß Höhe – die Atmosphäre erreicht
hier nur noch zwei Prozent der
Dichte an der Erdoberfläche und ähnelt
jener des Mars – fliegt die Perlan 2 mit
nur 81,5 km/h IAS, also angezeigter Geschwindigkeit.
Tatsächlich ist sie jedoch
mit einer wahren Geschwindigkeit von
555 km/h oder Mach 0.6 unterwegs.
Bei Höhenflügen gefürchtet ist die
sogenannte „Coffin Corner“, die „Sargecke“.
Sie bezeichnet das mit der Höhe
immer schmaler werdende sichere Geschwindigkeitsband
zwischen der Stall
Speed, also der Geschwindigkeit, bei der
die Strömung abreißt und das Flugzeug
abkippt, und der Vne, der absoluten Maximalgeschwindigkeit,
oberhalb derer
das Flugzeug zerbrechen kann. Bei der
Perlan 2 liegen diese Werte zwischen 68
km/h und 96 km/h IAS.
Erst frühestens zehn Tage vorher
kann man erkennen, ob sich überhaupt
eine rekordtaugliche Wetterlage bildet.
Deswegen wird Perlan 2 im Juni nach
El Calafate gebracht und steht dort, von
einer rotierend besetzten freiwilligen
Bodenmannschaft – auf deren eigene
Nur mit Hilfe eines
Schleppers kommt die
Perlan 2 in die Luft.
Fotos: perlan project, Sebastian Steinke
www.flugrevue.de FLUG REVUE Juli 2016 73