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Wochenblick Ausgabe 12/2016

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<strong>12</strong> REPORT<br />

Ein Einkaufsbummel der besonderen Art an der Grenze zu Tschechien<br />

Springmesser & Totschläger um 6 Euro:<br />

„Leichte Bewaffnung“ zum Diskontpreis<br />

Erschreckend: Jede<br />

Menge (erlaubte und<br />

unerlaubte) Waffen gibt<br />

es in den Einkaufszentren<br />

an der tschechischen<br />

Grenze zu<br />

erwerben.<br />

An der tschechischen Grenze gibt‘s<br />

Waffen aller Art im Supermarkt<br />

Springmesser in allen Größen<br />

Ebenfalls im Angebot: Nunchakos<br />

Knapp eine Million legale Lang- und Faustfeuerwaffen sind in<br />

Österreich derzeit registriert. Für viele Menschen käme eine<br />

derartige Bewaffnung nie und nimmer in Frage. Immer mehr<br />

Bürger greifen aber zu „leichter“ Bewaffnung wie Gas- oder<br />

Pfeffersprays, um ihr subjektives Sicherheitsgefühl zu erhöhen.<br />

Gleich hinter der tschechischen Grenze sind diese Sprays günstig<br />

zu haben – ebenso wie andere mehr oder weniger legale Waffen.<br />

Ein Lokalaugenschein des „<strong>Wochenblick</strong>s“.<br />

Fahrtrichtung Norden, eine<br />

knappe halbe Autostunde<br />

nach Linz ist die tschechische<br />

Grenze erreicht. Ein paar hundert<br />

Meter hinter dem ehemaligen<br />

Grenzbalken, im Dörfchen<br />

Studanky, tauchen die<br />

ersten Läden und Standln auf,<br />

die vornehmlich in der Hand<br />

von Vietnamesen sind. Neben<br />

jeder Menge Billig-Ramsch<br />

aus Fernost, gefälschter Markenkleidung<br />

und „original“<br />

Parfums gibt es hier auch ein<br />

umfassendes Sortiment an<br />

mehr oder weniger „leichter“<br />

Bewaffnung. Der ganz große<br />

Renner sind Reizgas- und Pfeffersprays,<br />

die in ganzen Paletten<br />

an der Kassa platziert sind<br />

und smarte fünf Euro kosten.<br />

„Jeder kaufen Spray“, sagt uns<br />

ein Händler in gebrochenem<br />

Deutsch. Stefanie (24), Kellnerin<br />

aus Wels, betätigt sich als<br />

Großeinkäuferin – sie nimmt<br />

gleich zehn Sprays mit: „Für<br />

Freundinnen. Die Dinger sind<br />

super, ich hab sie schon öfters<br />

benutzt. Funktionieren ganz<br />

leicht, sind eigentlich harmlos,<br />

geben mir aber Sicherheit,<br />

wenn ich alleine bin.“<br />

Stahlkugel-Schleudern<br />

Aber es gibt hier – in diesem<br />

ganz besonderen Supermarkt<br />

– noch viel mehr: Zwischen<br />

gefälschten Jeans und Billiguhren<br />

warten auch ziemlich<br />

gefährliche und bei uns verbotene<br />

Waffen auf Käufer. Da wären<br />

zum Beispiel Profi-Schleudern<br />

mit 8-mm-Stahlkugeln:<br />

Saugefährlich und mit einer<br />

Reichweite von bis zu 300 Metern.<br />

Bis 100 Meter lässt sich<br />

damit sogar punktgenau zielen<br />

– und was oder wen auch<br />

immer treffen. Nicht auszudenken,<br />

was man damit alles<br />

anstellen kann...<br />

Billigst-Totschläger<br />

Gleich daneben: Springmesser<br />

in großer Auswahl, die günstigeren<br />

Modelle gibt‘s bereits<br />

um sechs Euro. Ebenfalls hier<br />

überall zu haben: Schlagringe<br />

und martialisch anmutende<br />

Totschläger (6 Euro).<br />

Auch ausziehbare Stahlruten<br />

und die aus Jacky-Chan-Filmen<br />

bekannten „Nunchakos“<br />

– beides bei uns verboten,<br />

gibt‘s hier in formidabler Auswahl<br />

– sind neben Glasnudeln<br />

und Handyhüllen ein Verkaufsschlager.<br />

Elektroschocker<br />

sind ab zehn Euro auch<br />

im Sortiment vertreten. „Sind<br />

aber nicht empfehlenswert“,<br />

verrät uns der 19-jährige Stefan<br />

aus Linz. Die Dinger würden<br />

nicht ordentlich funktionieren.<br />

„Die meisten sind<br />

Schrott und kitzeln nur ein<br />

bisschen.“<br />

Aus der Unterwelt...<br />

Wer so einen Mist kauft? Anscheinend<br />

gar nicht so wenige:<br />

„Viele junge, aber auch Frau<br />

und alte Mann“, verrät uns der<br />

vietnamesische Händler gleichermaßen<br />

holprig wie grinsend.<br />

Na hoffen wir mal, dass<br />

dieses Zeugs nicht in falsche<br />

Hände gerät. Denn es liegt auf<br />

der Hand, dass nicht nur verängstigte<br />

junge Frauen hierher<br />

kommen um Pfefferspray zu<br />

kaufen...<br />

Fotos: <strong>Wochenblick</strong>

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