Wochenblick Ausgabe 12/2016
Wochenblick Ausgabe 12/2016
Wochenblick Ausgabe 12/2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Exportschlager15<br />
BRAUCHTUM<br />
ein Mühlviertler Foto: pixabay<br />
Landesteil erinnert. Das Lateinisch-Deutsche<br />
Wörterbuch<br />
erlebte zahlreiche Auflagen,<br />
1913 wurde dem „Großen“ der<br />
„Kleine Stowasser“ zur Seite<br />
gestellt. Die völlig überarbeitete<br />
Neuausgabe von 1994, gestaltet<br />
von Univ. Prof. Dr. Fritz<br />
Losek, wurde um „Lateinische<br />
Begriffe und Redewendungen“,<br />
Datum, Zeitrechnung oder lateinische<br />
Abkürzungen erweitert.<br />
Ein Grund mehr, dass der<br />
„Stowasser“ in vielen privaten<br />
Büchereien als Nachschlagwerk<br />
überlebt.<br />
Den attraktiven Einband schuf<br />
übrigens der Künstler Friedensreich<br />
Hundertwasser, der<br />
als Nachfahre des Wörterbuch-Schöpfers<br />
ursprünglich<br />
Friedrich Stowasser hieß. Die<br />
erste Namenssilbe „sto“ bedeutet<br />
in vielen slawischen Sprachen<br />
eben die Zahl „100“.<br />
In Oberösterreich volkstümlich<br />
geworden ist Josef Maria<br />
Stowasser mit seinen lebendigen<br />
Übersetzungen antiker<br />
Gedichte. So verdanken wir<br />
ihm vierzeilige Gstanzln, die<br />
er im Mühlviertel kennenlernte.<br />
Mit seinen „Griechischen<br />
Schnadahüpfln, Proben<br />
zweisprachiger Umdichtung“<br />
hinterließ er uns ein von Humor<br />
und Einfühlsamkeit in<br />
die Volkssprache geprägtes literarisches<br />
Denkmal. Wobei<br />
er vom klassischen Distichon<br />
aus eine Brücke zum Mundart-Gstanzl<br />
baute.<br />
Schlussendlich sei ein Gedicht*)<br />
angeführt, in dem Stowasser<br />
an seine Liebschaften<br />
im Raum Freistadt erinnert:<br />
„Mei Ersti is d‘ Mirl vo Harrachstal<br />
gwen.<br />
Mei Zweiti war vo Sandl ar a<br />
Mirl – aba schen!<br />
Dö Dritti war d‘ Mirl von Roanbach,<br />
s‘ ist wahr.<br />
Dö vierti hoaßt Mirl aus da<br />
Freistöda Pfarr.<br />
Jas‘s is so mei Geschick, dass i<br />
lauta Mirln find,<br />
weil‘s mi Sepp und Marie tauft<br />
habnt als a kloans Kind.“<br />
*) Aus Harry Slapnicka: „Berühmte<br />
Persönlichkeiten aus<br />
dem Mühlviertel und Böhmerwald.<br />
Band I“. Edition Ge-<br />
schichte der Heimat.<br />
Foto: pixabay