Wochenblick Ausgabe 12/2016
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14 WIRTSCHAFT<br />
EU – Segen oder Fluch?<br />
Teil 2/3: Die EU bringt<br />
Vor- und Nachteile für Österreich.<br />
Ich halte weder<br />
eine kategorische Verurteilung<br />
noch eine kategorische<br />
Glorifi zierung für<br />
angebracht.<br />
Grundlegend<br />
sollte<br />
man die<br />
eigentlichen Funktionen<br />
der EU und die praktische<br />
Umsetzung unterschieden,<br />
die leider oft zu wünschen<br />
übrig lässt. Im zweiten Teil<br />
meines EU-Beitrags werde<br />
ich auf die Aspekte Außenpolitik<br />
und Innenpolitik eingehen.<br />
Außenpolitik<br />
International ist die EU als<br />
Gemeinschaft politisch,<br />
wirtschaftlich und militärisch<br />
ein Block, der die<br />
Chance hätte, seine Interessen<br />
mit mehr Gewicht<br />
gegenüber z.B. den USA<br />
oder Russland durchzusetzen,<br />
als dies ein einzelner<br />
EU-Staat könnte. Die Praxis<br />
mit TTIP und Ähnlichem<br />
sieht leider in manchen<br />
Fällen anders aus. Die europäischen<br />
Politiker scheinen<br />
oft mehr im Interesse<br />
von Lobbys zu handeln als<br />
im Interesse der Europäer.<br />
Militärisch dürften die<br />
USA klar die Führungsrolle<br />
behalten und binden<br />
vor allem NATO-Länder in<br />
einzelne militärische Operationen<br />
ein. Bei Sanktionen<br />
und diplomatischen<br />
Mitteln gegen Länder außerhalb<br />
der EU ist man<br />
um eine gemeinsame Linie<br />
bemüht. Diese scheint jedoch<br />
in vielen Fällen stark<br />
durch die USA geprägt zu<br />
werden.<br />
Dr. Herbert Samhaber<br />
herbert.samhaber@wochen-blick.at<br />
Innenpolitik<br />
EU-Regulatorien sind teils<br />
zahnlos oder scheinen von<br />
mächtigen Lobbys initiiert.<br />
Wenn ein Mitgliedsland<br />
keine Strafe fürchten muss<br />
(weil es keine<br />
gibt oder<br />
diese nicht<br />
weh tut oder<br />
diese einfach nicht zahlt),<br />
wird sich ein Mitgliedsland<br />
nur an EU-Bestimmungen<br />
halten, wenn es<br />
dem Land passt. In vielen<br />
Bereichen ist diese Zahnlosigkeit<br />
bereits bittere<br />
Realität. Die Obergrenze<br />
des Verschuldungsgrads<br />
von 60 Prozent des BIP<br />
laut Maastricht-Regeln ist<br />
hier ein prominentes Beispiel<br />
der Vergangenheit.<br />
Im Unternehmensbereich<br />
scheinen viele Regelungen<br />
große Unternehmen<br />
im Vergleich zu Klein- und<br />
Mittelunternehmen zu begünstigen.<br />
Klein- und Mittelunternehmen<br />
werden an<br />
den Rand der Überlebensfähigkeit<br />
gedrängt, weil<br />
die überbordenden Regularien<br />
immer größere Mindestgrößen<br />
erfordern. Am<br />
Ende werden ein paar wenige<br />
Großkonzerne übrig<br />
sein, die große politische<br />
Macht haben. Auch die<br />
unterschiedliche Einmischung<br />
in die Innenpolitik<br />
einzelner Länder erscheint<br />
mir als kritisches Thema.<br />
In einzelnen Ländern werden<br />
die demokratischen<br />
Prozesse eingeschränkt<br />
und die EU macht wenig<br />
bis nichts. In anderen Ländern<br />
gibt es wegen demokratisch<br />
legitimierter Politiker<br />
einen Aufschrei und<br />
Sanktionsandrohungen.<br />
Der Stowasser –<br />
Das Ende des Schuljahres<br />
naht, alsbald werden<br />
viele Kinder und Jugendliche<br />
ihre Schulbücher in<br />
eine Ecke schmeißen oder gar<br />
in ein Regal<br />
stellen. Unterrichtsbehelfe,<br />
die nur ein Jahr gelten, wandern<br />
vielleicht in den Altpapier-Behälter,<br />
mehrere Jahre<br />
gültige Werke werden aufgehoben,<br />
auch weit über die Schulzeit<br />
hinaus, wie zum Beispiel<br />
der „Stowasser“, das klassische<br />
Latein-Wörterbuch.<br />
Vorbei sind ja die Zeiten, in<br />
denen die Schulbücher noch<br />
gekauft werden mussten und<br />
daher wesentlich pfleglicher<br />
behandelt wurden als die heutigen<br />
Gratis-<strong>Ausgabe</strong>n. Die<br />
blauen Papiereinbände sind<br />
vielen noch ebenso in Erinnerung<br />
wie die Plastikfolien. Galt<br />
es doch, die abgelaufenen Bücher<br />
den Eltern jüngerer Schüler<br />
zu verkaufen, um mit dem<br />
Erlös zumindest einen Teil des<br />
Geldes für neue Bücher zu erwirtschaften.<br />
Beim „Stowasser“ stoßen wir<br />
bei der Frage nach dem Namensgeber<br />
des Lexikons auf<br />
den in Troppau geborenen<br />
Walter Höferl<br />
walter.hoeferl@wochen-blick.at<br />
Josef Maria Stowasser (1854 -<br />
1910), der nach dem in Wien<br />
absolvierten Studium der Klassischen<br />
Philologie drei Jahre<br />
am Gymnasium in Freistadt<br />
unterrichtete<br />
und in dieser<br />
Zeit sein Wörterbuch<br />
verfasste. Dieses hielt<br />
in der ganzen Monarchie in<br />
allen höheren Schulen Einzug<br />
und ist heute noch aktuell.<br />
Früher war es auch noch<br />
Brauch, dass viele Berichte<br />
über bemerkenswerte wie originelle<br />
Lehrer verfasst wurden.<br />
Das Freistädter Gymnasium<br />
besuchte dazumal der spätere<br />
Literaturhistoriker Eduard<br />
Castle, der uns folgendes Urteil<br />
hinterließ: „Mit Prof. Stowasser,<br />
der im August 1882 an das<br />
hiesige Gymnasium ernannt<br />
worden war, schied von uns<br />
ein Lehrer von hervorragender<br />
fachlicher Tätigkeit und<br />
umfassendem Wissen.“ Er war<br />
als unkonventioneller Pädagoge<br />
bekannt, der seine Schüler<br />
förmlich mitriss.<br />
1894 gaben zwei Verlage Stowassers<br />
Latein-Lexikon heraus,<br />
im Vorwort zur ersten Auflage<br />
wird mit „Lest im Mühlviertel,<br />
den 18. August 1893“ an den<br />
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