Teil IV - Die heiße Phase

Mehr Kopfzerbrechen bereitet mir der Verkehrsterror auf
der Straße. Innerhalb nur weniger Kilometer geraten wir in
zwei Unfälle. Im ersten Fall wird der Verkehr von einem
umgestürzten Laster behindert, dessen Diesel auf die Straße
ausläuft. Beim nächsten Unglück passieren wir einen völlig
demolierten Kleinbus, dessen Insassen keinen Laut mehr
von sich geben. Mit einem Grausen im Nacken machen wir
stillschweigend Strecke.
Das Zimmer liegt im ersten Stock eines Betonklotzes. Es
ist sauber und nett, leidet aber unter dem üblichen Muff
des prächtig gedeihenden Schimmels. Ich bin gerade dabei
einige Räucherstäbchen anzuzünden, als mich ein dumpfes
Krachen zusammen fahren lässt. Vom Fenster erkenne ich
das Drama – ein Bus ist in die Menschenmenge gefahren,
weil er die scharfe Kurve im Ort zu flott genommen hat.
Es spielen sich entsetzliche Szenen ab, ein Dorfpolizist
versucht mit seiner Pfeife Ordnung in das Desaster zu
bringen. Überlebende stehen Hilflos um die Opfer herum.
Kein Krankenwagen lässt sich blicken, nur notdürftig
werden die Verletzten am Boden versorgt. Es dauert lange,
bis die Leichen weggekarrt worden sind, dann nimmt der
normale Wahnsinn wieder seinen Lauf.
Die Welt erscheint wieder in Ordnung.
Auf dem endlosen Asphaltband überqueren wir eine
lehmgespeiste Seenplatte. Mit uns strömen die Wogen um
die Wette, bei jedem Pedaltritt gluckst warmes Wasser aus
den Schuhen.
Die Gestalten welche uns hier begegnen, sehen in ihren
groben Sackkutten merkwürdig aus, sie erscheinen dem
Mittelalter entsprungen.
Wir sind in Kerala angekommen.
Dieser aus drei Fürstentümern zusammengefügte Staat ist
einer der wunderlichsten Flecken unserer Erde.
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