Teil IV - Die heiße Phase

Die Inder empfinden es anscheinend völlig normal, überall
und jederzeit laut beschallt zu werden.
Die vielen Menschen machen mich reizbar, der ewige
Lärmterror schlägt mir aufs Gemüt.
„Beware of thieves“ lautet eine Warnung im Gedränge der
Ortsmitte. Ein in Schwarz gekleideter Herr, bittet mich um
etwas Aufmerksamkeit.
Als Leiter eines Kinderheimes möchte er uns auf die Not
seiner Zöglinge aufmerksam machen, indem er uns ein
abgegriffenes Fotoalbum unter die Nase hält. Mittels
herzerweichender Bildern werden nun dramatische
Kindergeschichten untermalt. 22 Mäuler müssen von der
bescheidenen Pension des ehrwürdigen Mannes zehren, mit
einer zusätzlichen Unterstützung durch den Staat sei nicht
zu rechnen. Wir werden daraufhin um eine großzügige
Spende gebeten, zumal die Reisvorräte des Kinderheimes
bald zur Neige gehen.
Wer´s glaubt … – als ich den Samariter später in einem
Restaurant wieder entdecke, bin ich froh dass wir ihm
nichts gegeben haben.
Dem Kinderfreund fehlt es an rein gar nichts.
So wie er beim Zeitung Lesen an der Zigarre nuckelt und
Whisky schlürft, ist ihm weiß Gott keine Not anzusehen.
In der verdorrten Landschaft Tamil-Nadus bekommen wir
die Härte des alltäglichen Lebens hautnah zu spüren.
Zunächst packt mich in Tiruchendur ein heißes Fieber und
in Tuticorin eine große Wut. In der Absicht ein Trinkgeld
abzustauben bimmeln die Hotelboys unablässig an der
Zimmerklingel. Anscheinend sind sie fest davon überzeugt,
dass Hartnäckigkeit immer zum Ziel führt.
Erst als ich drohe das verdammte Ding aus der Wand zu
reißen, kehrt wieder Ruhe ein. Fast gleichzeitig versiegt
unsere Wasserversorgung und dass solange bis wir abreisen.
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