Teil IV - Die heiße Phase

Es ist das einzige Land, in dem eine kommunistische Partei
in freier Wahl an die Macht kam.
Es stellt den am dichtest bevölkerten Bundesstaat Indiens
dar und das ohne wuchernde Slums.
Der statistisch ärmste Staat zeigt die höchste Bildungsquote
Indiens und das bei einer Geburtenrate wie Mitteleuropa.
Dieses Land erscheint verliebt in den Widerspruch.
Kerala ist wie ein großes Dorf, die Menschen und Hütten
sind wie mit einer Gieskanne verteilt, es gibt hier keine
Ballungsräume. Am Rande der Lehmstrassen wird gelebt
und gewerkelt.
Der Schneider in Kottipuram berichtet uns, dass Berlin zur
Hauptstadt Deutschlands ernannt worden ist. Wir geben
ihm gleich zwei passende Fahnen in Auftrag.
Mit der Schwarzrotgoldenen am Lenker und der Zuversicht
jetzt nicht mehr ständig als Amerikaner zu gelten, treten wir
munter in die Pedale. Die bunten Wimpel zeigen bald ihre
Wirkung – John der Inder mit Motorrad spricht deutsch
und lädt uns ein.
Auf der Veranda seines Anwesens stopft er uns mit
Kuchen voll, während er in seinen Erinnerungen schwelgt.
Vierzehn Jahre hat er in Germany verbracht, seine Frau
arbeitet bisher immer noch als Krankenschwester dort.
„Ich habe mich in Deutschland wohlgefühlt, doch dann
ging meine Firma Pleite. Lange Zeit war ich ohne Job, nur
deshalb bin ich mit den Kindern nach Indien zurückgekehrt.
Unser Haus ist inzwischen prima hergerichtet,
wenn meine Frau heimkehrt, werden wir hier ein gutes,
wenn auch bescheidenes Leben führen können.“
An einem Sägewerk schauen wir den Elefanten bei der
schweren Arbeit zu, als ein Auto an uns vorbei braust, um
daraufhin gleich wieder im Rückwärtsgang zu erscheinen.
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