PS 08/2016
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<strong>08</strong><br />
AUGUST<br />
<strong>2016</strong><br />
NEU<br />
YAMAHA<br />
MT-10<br />
APRILIA<br />
TUONO V4<br />
1100 FACTORY<br />
DUCATI<br />
MONSTER 1200 R<br />
TRIUMPH<br />
SPEED TRIPLE S<br />
TEST: ZWEI-, DREI-, VIERZYLINDER<br />
POWER<br />
NAKEDS<br />
TUNE-UP<br />
Die besten<br />
KAWASAKI<br />
ZX-10R<br />
YAMAHA<br />
YZF-R1<br />
2x BMW<br />
S 1000 RR<br />
1000er des Jahres<br />
WAHNSINN!<br />
<strong>PS</strong> FÄHRT<br />
SUTER<br />
MMX 500<br />
TEST HERTRAMPF<br />
Ducati 959 Panigale<br />
TEST TEAM WEST<br />
KTM 1290 Super Duke R<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000<br />
Deutschland € 4,20<br />
Österreich € 4,80; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,90; Dänemark DKR 47,00;<br />
Italien € 5,60; Slowenien € 5,60;<br />
Spanien € 5,60<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
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Professioneller Fahrer auf abgesperrter Rennstrecke.<br />
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INHALT 8/<strong>2016</strong><br />
88<br />
Jürgen<br />
Fuchs<br />
(links), Stefan Bradl<br />
und Jonas Folger:<br />
Deutsche Helden<br />
der 500er-Grand<br />
Prix und MotoGP-<br />
WM von gestern,<br />
heute und morgen<br />
Titelfotos: Markus Jahn (3), Suter, Jacek Bilski, Andreas Feulner; Inhaltfotos: Buenos Dias, 2snap (2)<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
Ducati 1199 Panigale-Umbau; Rossi-<br />
Videospiel; neue MV Agusta Brutale;<br />
e-Call-System für Motorräder<br />
TEST<br />
12 VERGLEICHSTEST<br />
Die neue Yamaha MT-10 im Kampf<br />
gegen die Power Naked-Konkurrenz<br />
28 FAHRBERICHT<br />
Zweitakt-Suter MMX 500: Wie ein<br />
Fahrrad mit Raketentriebwerk<br />
32 PREMIERE<br />
Yamaha Tracer 700: Tourensportler<br />
aus dem MT-07-Baukasten<br />
SERVICE<br />
62 LESERFRAGEN TECHNIK<br />
Sind Sturzpads zu empfehlen?<br />
72 TUNE-UP<br />
Optimiert: Streetfighter Z 1000<br />
SPORT<br />
80 PITLANE-NEWS<br />
88 GRAND PRIX-KÖNIGSKLASSE<br />
Rückblick: Die besten Deutschen<br />
96 SPORT-NEWS<br />
Grand Prix Assen; Tourist Trophy;<br />
Comeback von Markus Reiterberger<br />
RUBRIKEN<br />
64 MARKT<br />
71 LESERPOST<br />
86 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
34<br />
Vier getunte<br />
1000er mit verschiedenen<br />
Ansätzen<br />
stehen im Blickpunkt<br />
der TunerGP-Story. Dazu<br />
präsentieren wir eine Super<br />
Duke-Dampframme und eine<br />
959 Panigale R mit einem<br />
Fahrwerk zum Verlieben<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
GRÖSSE<br />
ZEIGEN<br />
Fotos: Markus Jahn, Hersteller<br />
WAS TUN, wenn die Ducati 1199 Panigale<br />
einen Motorschaden hat oder<br />
einem die Leistung schlicht nicht mehr<br />
reicht? Ducati-Händler hätten für Letzteres<br />
vielleicht ein Inzahlungsnahmeangebot<br />
und die 1299 vorrätig, aber im<br />
ersten Fall wird es schwierig. DSB in<br />
Berlin (www.dsb-berlin.de) hat eine<br />
Lösung. Die Spezialisten für Ducatis<br />
können nämlich aus jeder 1199 Panigale<br />
eine 1299 aufbauen. „Schon ein<br />
Kolbensatz kostet für die 1199 fast 2000<br />
Euro“, sagt DSB-Geschäftsführer Stephan<br />
Prieto. „Die bloße Reparatur eines<br />
Motorschadens geht schnell ins Geld.<br />
Unsere Umrüstung auf die 1299 bewegt<br />
sich in ähnlichem Rahmen.“ Das bedeutet<br />
insgesamt um die 5000 bis 5500<br />
Euro für die fertige 1299-Umrüstung,<br />
im Winter geht es laut DSB über<br />
Sonderkonditionen günstiger.<br />
Praktisch bedeutet die Hubraumerweiterung<br />
den Tausch der originalen<br />
Zylinderlaufbuchsen, Kolben und Pleuel<br />
gegen die Teile der 1299. Aufgebohrt<br />
werden muss nichts mehr. Das alles<br />
wird dann in das 1199-Motorgehäuse<br />
versenkt. Bei den Pleueln geht Techniker<br />
Mark Rittmeier auf Nummer sicher<br />
und bedient sich bei Carrillo. Alles andere<br />
ist original von Ducati. Da der Kopf<br />
der 1199 und der aus der 1299 etwas<br />
unterschiedlich sind, erhöht sich die<br />
Verdichtung durch die Umrüstaktion<br />
automatisch um etwa zehn Prozent.<br />
<strong>PS</strong> konnte solch einen Umbau<br />
testen, nachdem der Kunde aus reiner<br />
Lust an der Mehrleistung der Hubraumkur<br />
und anschließend einem <strong>PS</strong>-<br />
Testritt zustimmte. Der Power-Zuwachs<br />
ist dann auch sofort deutlich zu spüren,<br />
der umgebaute V2 liegt auf dem Niveau<br />
der 1299 Panigale (ca. 200 <strong>PS</strong>). Auch die<br />
Motorcharakteristik entspricht unseren<br />
Erfahrungen mit der 1299. Besseres<br />
Stadtbummeln als mit der 1199 gelingt<br />
auch ihr wohl nicht. Da wir aber mit der<br />
DSB-Erweiterung auf der Rennstrecke<br />
unterwegs waren, konnten wir die volle<br />
Power gerade bei höheren Drehzahlen<br />
voll genießen. Dabei lief der Motor<br />
seidenweich für einen Zweizylinder, die<br />
Gasannahme und das Ansprechverhalten<br />
waren einem Rennmotorrad würdig.<br />
Warum hat der Kunde aber auch ohne<br />
Motorschaden so viel Geld in die Hand<br />
genommen? „Weil‘s einfach geil ist“,<br />
sagt er – und hat einfach recht.<br />
Sieht von außen aus wie zuvor. Aber<br />
im Innern der 1199 Panigale lauert<br />
die Power der großen 1299-Schwester<br />
Die Nikasil-beschichteten Alu-Laufbuchsen<br />
der 1299 passen perfekt ins<br />
Motorgehäuse der 1199<br />
4 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Fotos: Hersteller<br />
COMIC-STORY VON BMW<br />
BIKER IM STURM<br />
Über das Design von BMW-Motorrädern<br />
lässt sich prima streiten. Aber für das<br />
neue Projekt der Münchner kann es nur<br />
ein Urteil geben: cool! Gemeinsam mit<br />
der Panini Verlags GmbH entsteht derzeit<br />
die Graphic Novel „Riders in the<br />
Storm“, deren Erscheinungstermin für<br />
Oktober <strong>2016</strong> geplant ist. Text und Story<br />
liefert der kroatische Autor und Illustrator<br />
Darko Macan. Als Zeichner der Limited<br />
Edition konnte der Italiener Riccardo<br />
Burchielli verpflichtet werden, der seit<br />
mehr als 15 Jahren für die größten<br />
Herausgeber der USA wie DC Comics,<br />
Marvel oder Dark Horse als Comic Book<br />
Artist tätig ist. Das Beste: Burchielli ist<br />
selbst ein begeisterter Motorradfahrer.<br />
Der Comic wird<br />
als limitierte<br />
Auflage<br />
erscheinen.<br />
Sammler sollten<br />
schnell<br />
zugreifen.<br />
Der Comic basiert auf<br />
einem wilden Stilmix aus<br />
Fantasy, Abenteuer und<br />
Mystery. Die Zweirad-DNA<br />
steht im Vordergrund<br />
Schneller starten statt lange warten<br />
DER SCHWEDISCHE AKKU-SPEZIALIST CTEK<br />
HAT SEIN NEUES „CT5 TIME TO GO“ VORGE-<br />
STELLT. ES ZEIGT BEIM VOLLAUTOMATISCHEN<br />
LADEN DES AKKUS AN, WENN DIE LEISTUNG<br />
FÜR EINEN ERSTEN STARTVERSUCH DES BIKES<br />
AUSREICHT. ZUSÄTZLICH ZEIGEN LED‘S DIE<br />
MOMENTANE LADEPHASE UND DIE NOCH<br />
VERBLEIBENDE DAUER FÜR EINE VOLLSTÄNDI-<br />
GE WIEDERAUFLADUNG AN. ES IST FÜR ALLE<br />
12-V-BLEIBATTERIEN GEEIGNET UND KOSTET<br />
107 EURO. WEITERE INFOS: WWW.CTEK.COM<br />
EDITORIAL<br />
ENDLICH UMDENKEN!<br />
Die Saison ist in vollem Gange, aber<br />
in der Branche redet alles schon von<br />
2017 und den neuen Modellen. Vielfach<br />
werden diese ihren ersten visuellen<br />
Aufschlag bereits auf der Kölner<br />
INTERMOT-Messe im Herbst haben.<br />
Spekuliert wird schon viel – auch<br />
bei den Sportlern, dem prestigeträchtigsten<br />
Segment. Oft ist bei solchen<br />
Diskussionen der Wunsch Vater des<br />
Gedankens. Schlagkräftige, pfeilschnelle<br />
und emotionsgeladene Antworten<br />
aus Japan auf die Europa-Dominanz<br />
bei den Superbikes beispielsweise.<br />
Aber haben Yamaha mit der R1<br />
und Kawasaki mit der ZX-10R nicht<br />
unlängst die passenden Antworten<br />
geliefert? Lesen Sie dazu unseren<br />
Superbike-Test vom diesjährigen<br />
<strong>PS</strong>-TunerGP ab Seite 38. Die Antwort<br />
könnte nicht klarer ausfallen. Die Japaner<br />
haben das Potenzial, drücken<br />
es aber vor lauter Zurückhaltung und<br />
Bedenken im Serientrimm wieder<br />
weg. Warum nur? Man muss den Projektmanagern<br />
die Frage stellen: Geht<br />
es jetzt um Superbikes oder Brotund-Butter-Mopeds?<br />
Warum etwa<br />
lässt Kawasaki auf der einen Seite eine<br />
gnadenlose H2 auf die Menschheit<br />
los, kastriert dafür aber das neue Serien-Superbike<br />
an vielen Stellen und<br />
vergibt so Sympathien bei den Supersport-Fans?<br />
Bitte, liebe japanische<br />
Hersteller: umdenken, Mut zeigen,<br />
Samurai statt Sushi-Wickler! Suzuki<br />
und Honda sind mit GSX-R 1000 und<br />
Fireblade die Nächsten, die uns vom<br />
Gegenteil überzeugen können. Das<br />
würde ich mir für 2017 wünschen!<br />
Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />
Foto: Hersteller<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Foto: Markus Jahn<br />
<strong>PS</strong>-LESER BEIM TUNERGP<br />
VOLLTREFFER<br />
„Ich habe in meinem Leben noch nie<br />
etwas gewonnen. Bis jetzt. Mit dem<br />
exklusiven Startplatz beim <strong>PS</strong>-TunerGP<br />
habe ich einen echten Volltreffer gelandet“,<br />
sagt Gewinner und MOTORRAD-<br />
Held Markus Brockmeyer. Der 37-jährige<br />
Hesse durfte auf dem TunerGP gemeinsam<br />
mit den <strong>PS</strong>-Jungs auf dem Lausitzring<br />
um die Kurven schleifen und sich<br />
von Rennprofi Pascal Eckhardt massenweise<br />
Tipps für bessere Rundenzeiten<br />
abholen. Mit Erfolg: Markus war gar<br />
nicht mehr von der extra für ihn bereitgestellten<br />
Suzuki GSX-R 750 zu trennen,<br />
drehte Runde um Runde, konnte<br />
die Kniffs in bessere Zeiten ummünzen<br />
und mit den <strong>PS</strong>-Testern auch jenseits<br />
der Piste auf Touren kommen. Markus<br />
brachte aus der Heimat als Gastgeschenk<br />
Doping mit: eine Kiste „Äppelwoi“.<br />
Cheers, Markus! Hat Spaß<br />
gemacht.<br />
Foto: fact<br />
<strong>PS</strong>-Leser Markus Brockmeyer<br />
war völlig begeistert vom<br />
<strong>PS</strong>-TunerGP, den Gesprächen<br />
mit Redakteuren und „Ecke“<br />
Foto: Hersteller<br />
ROSSI-VIDEOSPIEL<br />
DOKTORSPIELE<br />
Die italienische Spieleschmiede Milestone, bekannt für die<br />
MotoGP-Games, widmet dem Doktor ein eigenes Videospiel.<br />
Eigentlich handelt es sich dabei um das Game „MotoGP <strong>2016</strong>“ –<br />
allerdings im Valentino-Gewand. Entsprechend steht das<br />
gesamte Saisonaufgebot <strong>2016</strong> zur Verfügung, man kann Flat<br />
Track-Rennen auf Rossis Motor Ranch bestreiten und hinter<br />
dem Steuer von Rallye- und Drift-Cars Platz nehmen. Fans können<br />
epochale Rennereignisse des Doktors nachspielen, die von<br />
Rossi in Videos persönlich kommentiert werden. <strong>PS</strong> verlost das<br />
Spiel einmal für die <strong>PS</strong> 4 in<br />
der edlen Collector‘s Edition<br />
(mit VR46-Fahne und -Cap,<br />
zwei signierten A2-Postern,<br />
Spielerweiterungen uvm.),<br />
einmal für die XBox und einmal<br />
für PC (jeweils Standard-<br />
Edition). Für die Teilnahme<br />
am Gewinnspiel einfach eine<br />
E-Mail mit dem Betreff „46“,<br />
Namen und Anschrift an ps@<br />
motorpresse.de schicken.<br />
Weitere Infos zum Spiel:<br />
www.motogpvideogame.com<br />
ÜBEN UND BALLERN<br />
SUPERMOTO-GELÄNDE<br />
Eigentlich lernen auf dem Verkehrsübungsplatz<br />
in Birkhau am Fuße der Schwäbischen<br />
Alb Fahranfänger unter sachkundiger Anleitung<br />
den Umgang mit Kraftfahrzeugen bzw.<br />
Motorrädern. Eigentlich. Denn der Betreiber,<br />
der Motorsportclub Kirchheim/Teck e.V.,<br />
trainiert auf dem Kurs in der Sommerzeit<br />
unter anderem mit Supermotos. <strong>PS</strong> nutzt die<br />
Strecke auch für Supermoto-Tests (siehe <strong>PS</strong><br />
07). Externe können das Gelände für Veranstaltungen<br />
mieten. Infos unter www.vuep.de<br />
Foto: MSC Kirchheim/teck<br />
6 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
NEUES AUS DER KLEIDERKAMMER<br />
SUMMER-<br />
FEELING<br />
In der Hitze noch Motorradkleidung<br />
tragen? Sicher doch.<br />
Sieht nämlich auch cool aus.<br />
<strong>PS</strong> hätte da ein paar Vorschläge.<br />
MIT SUMMER-FLASH<br />
braucht niemand mehr<br />
mit dem T-Shirt zu<br />
fahren, sagt Hersteller<br />
Büse. Die Bikerjacke<br />
hat großflächige<br />
Mesh-Einsätze.<br />
Dank herausnehmbarer<br />
Humax-Klimamembran<br />
soll sie auch<br />
wasser-, winddicht<br />
und atmungsaktiv sein.<br />
179,95 Euro<br />
www.buese.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
DEN SHOEI GT-AIR<br />
gibt es ab sofort<br />
im Suzuki Ecstar<br />
MotoGP-Design. Der<br />
Helm bietet eine integrierte<br />
Sonnenblende<br />
und herausnehmbares<br />
Innenfutter. 1450<br />
Gramm, fünf Helmgrößen,<br />
599,95 Euro.<br />
Nur beim Suzuki-<br />
Händler. www.<br />
motorrad.suzuki.de<br />
„WEAR“ HEISSEN<br />
die Sommer-Sneaker<br />
von Stylmartin.<br />
Sie bieten reichlich<br />
luftdurchlässiges<br />
Mesh-Futter und<br />
Lederapplikationen.<br />
Größen von 36 bis 47,<br />
145 Euro www.<br />
grandcanyonbike.eu<br />
Foto: MV Agusta<br />
NEUE MV AGUSTA BRUTALE<br />
MIT KRAFT AUS DER KRISE?<br />
Wie es um die Zukunft der italienischen Traditionsmarke MV Agusta<br />
steht? Ungewiss. Ende März musste der Hersteller wegen unbezahlter<br />
Rechnungen Vergleichsantrag stellen. Ende Juli läuft die Frist ab,<br />
innerhalb welcher sich der Hersteller mit den Gläubigern einigen kann.<br />
Doch deshalb die Füße hochlegen? Keine Alternative. MV präsentiert<br />
aktuell eine Computer-Grafik einer neuen Vierzylinder-Brutale. Das<br />
Naked Bike soll 2018 auf den Markt kommen. Front und Heck erinnern<br />
an das Design der Rivale, die Drahtspeichenräder an die der Dragster<br />
800 RR. Der weiterentwickelte 1078-Kubik-Motor soll mit neuem Ventiltrieb<br />
stattliche 180 <strong>PS</strong> und 116 Nm Drehmoment leisten.<br />
70000<br />
EINZEL- UND MEHRTA-<br />
GES-TICKETS SIND<br />
BEREITS VERKAUFT<br />
WORDEN. DAS MOTOGP-<br />
WOCHENENDE AM<br />
SACHSENRING VOM 15.<br />
BIS 17. JULI KANN ALSO<br />
KOMMEN. DIE VERAN-<br />
STALTER SIND MIT DEM<br />
VORVERKAUF SEHR ZU-<br />
FRIEDEN. SIE HOFFEN<br />
AUF SUPER STIMMUNG<br />
UND GUTES WETTER.<br />
WIR ÜBRIGENS AUCH.<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 7
Feinste Komponenten<br />
für die MT-10<br />
Abbildung mit aufpreispflichtigen Extras<br />
Power-Day<br />
16.07.<strong>2016</strong>*<br />
Slip-on-Schalldämpfer, Titan<br />
Schnellschaltsatz “Quick-Shifter”<br />
Einstellbare Billet-Fußrastenanlage<br />
Kettenspanner<br />
Billet-Kupplungshebel<br />
Kurbelgehäuseschutz<br />
Die abgebildeten Teile für die MT-10 sind nur ein kleiner Querschnitt des umfangreichen<br />
Angebots edler Komponenten aus dem Yamaha Original Zubehörprogramm. Wie Ihr<br />
individuell gestaltetes Bike aussehen könnte - mit dem Bike-Konfigurator können Sie<br />
das online simulieren. Oder fragen Sie Ihren autorisierten Yamaha-Vertragshändler.<br />
*Bei Ihrem autorisierten Yamaha-Vertragshändler<br />
www.yamaha-motor.de
APRILIA-MOTORENPALETTE<br />
VORBEI MIT V2?<br />
Die Gerüchteküche brodelt:<br />
Mehrere, voneinander unabhängige<br />
Informanten haben mitgeteilt, dass<br />
Aprilia offenbar große Schwierigkeiten<br />
hat, die V2-Motoren für die<br />
Euro-4-Abgasnorm zu homologieren.<br />
Diese ist ab 2017 aber Pflicht.<br />
Sollten die Gerüchte zutreffen,<br />
hätte Aprilia künftig nur noch den<br />
bärenstarken V4-Motor im Regal.<br />
Ob das noch für eine vielfältige<br />
Modellpalette ausreicht?<br />
Cooles Bike –<br />
Foto: Jörg Künstle<br />
Stehen der 750er- (Shiver,<br />
Dorsoduro), der 850er-<br />
(Mana GT) und der 1200er-<br />
V2 (Caponord, Dorsoduro)<br />
vor dem Aus?<br />
passendes<br />
O u t fi t<br />
Reifen-Reparaturset<br />
REIFEN PLATT UND DER PANNENDIENST<br />
HAT KEINE ZEIT? DANN GREIFT MAN ZUM<br />
„AIRMAN RESQ TECH“. DER 7-BAR-<br />
KOMPRESSOR ENTHÄLT BEREITS REIFEN-<br />
DICHTMITTEL UND WIRD ÜBER EINE<br />
12-VOLT-STECKDOSE ANGESCHLOSSEN.<br />
DAS DICHTMITTEL SCHLIESST LÖCHER BIS<br />
ZU SECHS MILLIMETER UND EIGNET SICH<br />
AUCH FÜR PNEUS MIT REIFENDRUCK-<br />
KONTROLLSYSTEM (RDKS). IM SET FÜR 69<br />
EURO. WWW.<br />
KUNZER.DE<br />
Foto: Hersteller<br />
Für die MT-Serie gibt es auch<br />
ein umfangreiches Bekleidungsprogramm.<br />
Vom T-Shirt, über<br />
Sweat-Shirts und Hoodies bis hin<br />
zur Fahrerjacke findet man alles,<br />
was MT-Bikers Herz begehrt.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Foto: Archiv<br />
INTERMOT<br />
KURZ & KNAPP<br />
++ KAWASAKI DAYS ++<br />
Kawasaki-Fans versammeln<br />
sich dieses Jahr am 20. und<br />
21. August im Rahmen des<br />
Schottenring-GP<br />
in Schotten.<br />
In den letzten<br />
Jahren kamen<br />
jeweils bis zu<br />
20000 Besucher.<br />
Für Fachgespräche,<br />
Interviews<br />
und Autogrammstunden mit<br />
dabei: Ex-GP-Weltmeister<br />
Toni Mang und Superbike-<br />
Weltmeister Jonathan Rea.<br />
++ DUCATI DREAM TOUR ++<br />
Vom 22. bis 24. Juli und vom<br />
23. bis 25. September bietet<br />
Ducati eine 600-Kilometer-<br />
Tour durch die Toskana an.<br />
Start- und Endpunkt ist das<br />
Werksgelände in Bologna.<br />
Gefahren wird auf Mietmotorräder<br />
der <strong>2016</strong>er-Ducati-<br />
Modellpalette. Weitere Infos<br />
unter www.ducati.de<br />
++ INTERMOT-TICKETS ++<br />
Der Kartenvorverkauf für die<br />
INTERMOT hat begonnen.<br />
Die Fachmesse für Motorräder,<br />
Roller und E-Bikes findet<br />
vom 05. bis 09. Oktober in Köln<br />
statt. Im Vergleich zur Tageskasse<br />
kann man<br />
durch den vorzeitigen<br />
Ticketkauf bis zu<br />
zehn Euro sparen.<br />
www.intermot.de.<br />
++ YAMAHA-<br />
RÜCKRUF ++<br />
Wegen eines möglichen<br />
Bruchs des Ölpumpenantriebsrades<br />
und des Kupplungsdrucklagers<br />
hat Yamaha<br />
einen Rückruf für eine bestimmte<br />
Charge der Modelle<br />
MT-03 und YZF-R3 initiiert.<br />
Mehr Information unter www.<br />
yamaha-motor.de und beim<br />
Yamaha-Fachhändler.<br />
++ MESSE-TERMINE++<br />
26./27.11.<strong>2016</strong>: „Biker‘s<br />
World“ in Salzburg.<br />
20./21.01.2017: „Motorräder &<br />
Roller“ in Magdeburg. 10.02.-<br />
12.02.2017: „Berliner Motorrad<br />
Tage“. 24.02.-26.02.2017:<br />
„Hamburger Motorrad Tage“.<br />
Fotos: Hersteller<br />
Das System funktioniert<br />
in ganz Europa,<br />
außer in den<br />
Niederlanden. Es<br />
wird über eine App<br />
konfiguriert<br />
E-CALL-SYSTEM FÜR MOTORRÄDER<br />
BEI UNFALL NOTRUF<br />
Der Automobil-Zulieferer Digades hat das weltweit erste eCall-<br />
System für Motorräder vorgestellt. Das automatische Notrufsystem<br />
eignet sich für alle gängigen Motorräder und soll unkompliziert<br />
nachgerüstet werden können. Damit das System zwischen einem<br />
dynamischen Fahrstil und einem Unfall unterscheiden kann, hat das<br />
Unternehmen zigtausende Kilometer, auch auf Enduro-Pisten, absolviert.<br />
Bei einem Unfall setzt das System in der jeweiligen Landessprache<br />
über das GSM-Netz einen Notruf samt G<strong>PS</strong>-Position ab.<br />
Falls man auf einen gerade ereigneten Unfall zukommt, kann man<br />
über den roten „SOS“-Knopf manuell Alarm auslösen. Eine versehentliche<br />
Bedienung<br />
kann innerhalb von<br />
15 Sekunden widerrufen<br />
werden.<br />
Das Notruf-Modul<br />
kostet 479 Euro.<br />
www.dguard.com.<br />
HONDA CBR 600 RR<br />
EURO 4-OPFER<br />
Honda wird die Produktion der CBR 600 RR zum Ende dieses<br />
Jahres einstellen. Das berichten die britischen Kollegen von<br />
MCN mit Verweis auf japanische Quellen. Ein offizielles Statement<br />
von Honda gibt es derzeit noch nicht. Die Japaner haben<br />
aber offenbar zwischen Kosten<br />
und Nutzen abgewogen<br />
und entschieden, eine<br />
Homologation des 600er-<br />
Renners nach der ab nächstem<br />
Jahr gültigen Euro4-<br />
Norm nicht anzustreben.<br />
Die Entwicklungskosten<br />
seien dafür zu hoch, die<br />
Verkaufszahlen der vergangenen<br />
Jahre zu gering.<br />
Foto: Jörg Künstle<br />
10 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Foto: Hersteller<br />
NEUE SHARK-TÜTE<br />
VOLL IM TREND<br />
Hersteller Shark bringt mit dem DSX-7 einen<br />
neuen Endschalldämpfer auf den Markt. Die<br />
Kombination aus gebürstetem Edelstahl und<br />
Karbon-Endkappe entspricht dem momentanen<br />
Trend. Der Auspuff hat eine konische Form und<br />
verjüngt sich auf dem Weg zum Krümmer.<br />
Shark verspricht mit dem DSX-7 nicht nur einen<br />
kräftigen Sound, sondern auch „High Performance“.<br />
Er ist für zahlreiche Modelle von BMW,<br />
Ducati, Honda, Kawasaki, KTM, Suzuki und<br />
Yamaha erhältlich. Natürlich inklusive ABE.<br />
Preis: 449,95 Euro, www.fechter.de<br />
<strong>PS</strong>-Leserwahl: Der Gewinner<br />
DIE <strong>PS</strong>-LESERWAHL IST VORBEI UND<br />
DIE LOSTROMMEL HAT ENTSCHIEDEN.<br />
IM SÄCHSISCHEN PIRNA<br />
ÜBERGAB DUCATI-<br />
HÄNDLER BERND<br />
FÖRSTER DIE 959<br />
PANIGALE AN DEN<br />
28-JÄHRIGEN<br />
<strong>PS</strong>-LESER<br />
ROBIN HÖLZER<br />
AUS COTTBUS.<br />
WIR FREUEN<br />
UNS MIT IHM.<br />
GUTE FAHRT!<br />
Foto: Förster<br />
metzeler.de<br />
WET ROAD. DRY ROAD. JUST RIDE IT.<br />
<strong>2016</strong><br />
FAZIT: „Der M7 RR zeigt weder bei<br />
trockenen noch bei nassen Bedingungen<br />
Schwächen und kann selbst Rennstrecke<br />
richtig gut. Letzteres beweist er<br />
eindrücklich mit Bestzeit. ... Der Metzeler<br />
ist ein brandheißer Tipp für sportliche<br />
Treiber und unser Lieblings-Allrounder<br />
<strong>2016</strong>!“ (<strong>PS</strong>, Ausgabe: 7/<strong>2016</strong>)<br />
Platz 1: 267 Punkte<br />
SICHER DIR DEN AKTUELLEN<br />
FÜR EINE SPORTLICHE MOTORRADSAISON <strong>2016</strong>!
TEST<br />
VERGLEICH POWER-NAKEDS<br />
POWER<br />
PRESSING<br />
Angriffslustig dringt Yamaha mit der MT-10 ins Reich der<br />
muskelbepackten Nakeds. Postwendend steht die zwei-,<br />
drei- und vierzylindrige Konkurrenz auf der Matte – ein<br />
Kampf um die Vorherrschaft der Systeme.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Jacek Bilski<br />
12 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
YAMAHA MT-10<br />
DUCATI MONSTER 1200 R<br />
TRIUMPH SPEED TRIPLE S<br />
APRILIA TUONO V4 1100 FACTORY<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 13
FAHRASSISTENZ EINSTELLUNG<br />
Fahrmodus<br />
Standard<br />
Traktionskontrolle Stufe 2<br />
YAMAHA<br />
MT-10<br />
14 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Plötzlich ist der Typ aus dem<br />
Rückspiegel verschwunden.<br />
Gerade noch frech am Heck<br />
unserer Triumph Speed Triple<br />
S klebend, fährt der überraschte<br />
Husky-Treiber nach einer Wheelie-Einlage<br />
von Kollege Georg J. schnurstracks<br />
ins Off. Glück für den aufmüpfigen<br />
Local Hero: Die ausgiebigen Regenfälle<br />
in den Tagen zuvor im Allgäu<br />
bieten ihm und seinem Untersatz eine<br />
weiche Landung. Dumm nur, dass<br />
beide nun aussehen wie nach einer<br />
erstklassigen Fangobehandlung. „Verdammter<br />
Mist“, knurrt der Nuda 900-<br />
Pilot genervt, hievt die Fuhre aus der<br />
Pampe und braust Matsch und Gras<br />
spritzend auf und davon. Ein Bild<br />
für Götter. Lieber Nuda-Akrobat, falls<br />
du das jetzt liest: Du hast uns sehr<br />
viel Freude bereitet. Wenn wir wieder<br />
einmal in der Gegend sind, wirst du<br />
uns dann wieder mit solchen Einlagen<br />
beglücken?<br />
Schadenfreude ist bekanntlich die<br />
schönste Freude. Der Lokalmatador<br />
hätte sich eben andere Opfer aussuchen<br />
sollen. Außer der Speedy jagen<br />
auch Aprilias Tuono V4 1100 Factory,<br />
die Ducati Monster 1200 R und die<br />
brandneue Yamaha MT-10 durchs<br />
fremde Revier. Hier im Alpenvorland<br />
warten viele Kurven und eine herrliche,<br />
abwechslungsreiche Landschaft.<br />
Ideal, um dem Quartett so richtig die<br />
Sporen zu geben. Die Mission: herausfinden,<br />
welches der vier Konzepte am<br />
besten fürs Landstraßenglühen taugt.<br />
Zwei-, Drei- oder Vierzylinder?<br />
Letztere in V-Form (Aprilia) oder als<br />
Reihenmotor mit Crossplane-Technik<br />
(Yamaha).<br />
01 02 03<br />
01 Wirkt etwas schlicht, enthält jedoch sämtliche wichtigen Informationen: MT-10-Cockpit. Uhr einstellen und Tageskilometerzähler-Reset<br />
per Druckknopf 02 Deutlich zu sehen: Je mehr Elektronik im Bike steckt, desto überladener fallen die Schaltereinheiten<br />
aus 03 Wie die Gabel und das Federbein stammt auch der elektronisch angesteuerte Lenkungsdämpfer vom Superbike R1<br />
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<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 15
Yamaha MT-10:<br />
Reihenmotor goes V4<br />
In der MT-10 werkelt der Vierling aus<br />
dem Superbike R1. Abgestimmt für die<br />
Ansprüche eines sportlichen Nakeds,<br />
verspricht Yamaha für die Japanerin<br />
viel Schub unten und in der Mitte, dazu<br />
160 <strong>PS</strong> Spitzenleistung. Tatsächlich<br />
versammelt die Yam muntere 158 Gäule,<br />
die das Naked Bike kernig antreiben.<br />
Speziell ab 7000/min herrscht Leben<br />
in der Bude, und die Fuhre legt los wie<br />
Hölle – Achtung, Suchtgefahr! Berauschendes<br />
gibt’s auch für die Ohren.<br />
Prickelnder V4-Sound, hervorgerufen<br />
vom trickreichen Hubzapfenversatz<br />
der Kurbelwelle, untermalt die Beschleunigungsorgien.<br />
Auch Freunde<br />
des zünftigen Einrad-Tanzes kommen<br />
auf ihre Kosten. Die Yam ermöglicht<br />
Wheelies bis zum Horizont. Dabei hilft,<br />
dass sie im Fahrmodus „Standard“<br />
sanft, aber dennoch wunderbar direkt<br />
ans Gas geht. Auf „A“ fällt die Gasannahme<br />
abrupter aus, was man mögen<br />
muss. „B“ ist dagegen zu weichgespült,<br />
liefert jedoch auch die volle Leistung.<br />
Unabhängig vom Modus läuft der Antrieb<br />
sehr kultiviert und erzeugt bei<br />
höheren Drehzahlen ein willkommenes,<br />
kräftiges Pulsieren.<br />
Ein rundum gelungener Antrieb<br />
also? Fast. Denn bis zur Drehzahlmitte<br />
liefert das Triebwerk für ein Power-<br />
Naked nur durchschnittlichen Punch.<br />
Hier zeigt die Konkurrenz, wo der Hammer<br />
hängt. Im Verbund mit dem langen<br />
ersten Gang des unveränderten Superbike-Getriebes<br />
muss der MT-10-Pilot<br />
zudem die Kupplung beim Anfahren<br />
lang schleifen lassen, um artgerecht<br />
vom Fleck zu kommen. Dass sich die<br />
Kupplung bei schwungvollen Starts<br />
außerdem schlecht dosieren lässt und<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Warnleuchte statt Tankanzeige, doch sonst ist die Infozentrale komplett ausgestattet. Helligkeitsregulierung inklusive 02 Einen<br />
Quickshifter bietet die Duc selbst gegen Aufpreis nicht. Dafür führen die Italiener reichlich Karbonschnittchen als Zubehör<br />
03 Ebenfalls nur gegen Bares zu haben: klappbarer Brems- und Kupplungshebel. Im Testbike steckt Zierrat für über 1700 Euro<br />
16 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
im Extremfall zum Rupfen neigt, erschwert<br />
das Losfahren zusätzlich. Die<br />
um zwei Zähne kürzere Sekundärübersetzung<br />
vereinfacht diese Übung nicht<br />
wesentlich. Dazu könnten die Gangwechsel<br />
bei der neuen Yamaha etwas<br />
geschmeidiger ausfallen, das Durchladen<br />
fällt für eine japanische Schaltbox<br />
ungewohnt knochig aus.<br />
Trotz dieser Unzulänglichkeiten<br />
begeistert der charakterstarke Vierzylinderantrieb<br />
der MT-10. Er ist ein<br />
astreines Lustobjekt hauptsächlich<br />
für sportlich ambitionierte, drehzahlhungrige<br />
Zeitgenossen.<br />
Aprilia Tuono V4 1100 Factory:<br />
Mörder-Aggregat mit Punch<br />
Gleiches gilt auch für die Aprilia.<br />
Mit dem Unterschied, dass die Tuono<br />
vom Fleck weg mördermäßig marschiert.<br />
Außer ihrem maximalen Output<br />
von sagenhaften 172 <strong>PS</strong> verdankt sie<br />
das maßgeblich ihrer Übersetzung, die<br />
wegen der immensen Drehfreude des<br />
V4-Aggregats knackig-kurz ausfällt. Das<br />
treibt die Zugkraft, also jene Kraft, die<br />
die Fuhre anschiebt und die der Jockey<br />
beim Beschleunigen spürt, in astronomische<br />
Höhen. Das Diagramm auf Seite 22<br />
verdeutlicht die Unterschiede. Auch bei<br />
den Fahrleistungen bügelt die Furie aus<br />
Noale die Mitbewerber nach Belieben.<br />
Den Spurt von 0 auf 200 km/h erledigt<br />
sie in 8,3 Sekunden – ein Traumwert<br />
für ein Naked Bike. Fairerweise sei bemerkt,<br />
dass die Yamaha bei diesem Treiben<br />
mit 8,7 Sekunden nur 0,4 Sekunden<br />
auf die Aprilia einbüßt. Die Ducati<br />
erledigt die Aufgabe in 9,0 Sekunden,<br />
die Triumph benötigt 10,0 Sekunden.<br />
Was bedeutet das für die Tuono?<br />
Jenseits nüchterner Zahlen reißt die<br />
1100er mit ihrer hammermäßigen Leistungsentfaltung<br />
Sportfahrer regelrecht<br />
FAHRASSISTENZ EINSTELLUNG<br />
Fahrmodus<br />
Sport<br />
Traktionskontrolle Stufe 5<br />
ABS Stufe 1<br />
Motor-Mapping<br />
high<br />
DUCATI<br />
MONSTER 1200 R<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 17
FAHRASSISTENZ EINSTELLUNG<br />
Fahrmodus<br />
S<br />
Traktionskontrolle Stufe 4<br />
ABS Stufe 1<br />
Wheelie-Control<br />
off<br />
APRILIA<br />
TUONO V4<br />
1100 FACTORY<br />
18 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
von den Stühlen. Egal, bei welcher<br />
Drehzahl, der V4 liefert immer und<br />
überall Punch im Überfluss. Allerdings<br />
hängt er sehr aggressiv am Gas,<br />
wodurch der Pilot beim Wheelen viel<br />
Feingefühl benötigt. Als Einzige im<br />
Testfeld bietet die Aprilia serienmäßig<br />
einen Schaltautomaten. Dadurch gehen<br />
Gangwechsel äußerst fix und exakt<br />
vonstatten. Einfach unter Volllast<br />
durchladen, fertig – Superbike-Feeling<br />
pur! Fehlt nur die Blipper-Funktion.<br />
Omnipräsent ist dagegen das herrliche,<br />
bedrohlich-dumpfe Auspuffdonnern.<br />
Leider führt es die<br />
Aprilia in einer Lautstärke<br />
vor, die die Nerven nicht eingefleischter<br />
Fans gehörig strapaziert. Hier wäre<br />
weniger klar mehr. Wir sind gespannt<br />
auf die Euro-4-Version nächstes Jahr.<br />
Die anderen Bikes des Tests erfüllen<br />
diese Norm schon heute. Deshalb wird<br />
es <strong>2016</strong> möglicherweise eng für die<br />
Aprilia. Doch heute entscheidet der<br />
packende Tuono-Treibsatz die Motorenwertung<br />
noch klar für sich.<br />
Ducati Monster 1200 R:<br />
Power-V2 mit Feinschliff<br />
Dicht gefolgt vom V2 der Ducati. Der<br />
bietet zwar nicht die überbordende Power<br />
des V4, dennoch ist die Italienerin<br />
mit gemessenen 149 <strong>PS</strong> alles andere<br />
als untermotorisiert. Dass ihr mancher<br />
Vollgas-Junkie trotzdem mangelnde<br />
Spritzigkeit vorwirft, liegt an der ausgesprochen<br />
harmonischen Leistungsentfaltung,<br />
feinsten Manieren beim Gasanlegen<br />
und einer Laufkultur vom anderen<br />
Stern. Sittsamer Seelenstreichler<br />
statt ungehobelte Rappelkiste: Hier hat<br />
sich im Vergleich zu früheren Topmodellen<br />
der Monsterserie viel getan. Einziges<br />
Manko: die zu lange Übersetzung<br />
in den Gängen vier bis sechs. In der<br />
letzten Fahrstufe rennt die mit einer<br />
Höchstgeschwindigkeit von 255 km/h<br />
angegebene Duc theoretisch wahnwit-<br />
01 02 03<br />
01 In Sachen Ablesbarkeit unübertroffen: analoger Drehzahlmesser. Im Untermenü des Mäusekinos lassen sich die Fahrassistenzen<br />
einstellen 02 Gabel mit Ausgleichsbehälter inklusive Druckstufen-Versteller. Die Bremse erfordert hohe Handkräfte und wirkt<br />
etwas zahnlos. Hübsch, aber leider nur aus Guss: Räder in Rot 03 Das scharfe Heck spendierte das Superbike RSV4<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 19
zige 285 Sachen. In den ersten beiden<br />
Gängen fällt ihre Übersetzung dagegen<br />
angenehm kurz aus, wodurch sie beim<br />
Ampelstart und aus engen Ecken gewaltig<br />
lossprintet.<br />
Triumph Speed Triple S:<br />
Drilling-Kultur at it‘s best<br />
Einen etwas weniger dynamischen<br />
Auftritt bietet die Triumph. Mit 219 Kilo<br />
stemmt sie das höchste Gewicht des<br />
Quartetts auf die Waage, und mit<br />
134 <strong>PS</strong> schickt der Dreizylinder die<br />
geringste Leistung ans Getriebe. Trotz<br />
einiger Modifikationen seit seinem<br />
Debüt 2005 – die jüngsten Änderungen<br />
vollzogen die Briten für den aktuellen<br />
Jahrgang – merkt man dem 1050er sein<br />
fortgeschrittenes Alter an. Für ihn<br />
spricht seine unvermindert fantastische<br />
Laufruhe – Triple-Kultur at it’s<br />
best! Außerdem bekommen wir vom<br />
turbinenartigen Fauchen bei weit<br />
geöffneten Drosselklappen niemals genug.<br />
Auch der gleichmäßige Leistungsverlauf<br />
gefällt, dazu hängt der Drilling<br />
sauber und perfekt dosierbar am Gas.<br />
Allerdings rennt er wegen des Verbunds<br />
aus geringem Leistungsplateau<br />
und überschaubaren Drehzahlreserven<br />
mitunter überraschend in den Begrenzer.<br />
Insbesondere dann, wenn der Pilot<br />
dem Langhuber Feuer gibt. Auch bei<br />
den Fahrleistungen hinkt die Speedy<br />
etwas hinterher. Doch wer vorwiegend<br />
im Führerschein erhaltenden Modus<br />
unterwegs ist, vermisst garantiert<br />
keine Power. Erfreuliches gibt’s vom<br />
Getriebe zu berichten. Anders als<br />
in vergangenen Tagen, in denen der<br />
gestresste Schaltfuß die knöcherne<br />
Schaltbox überwinden musste, überzeugt<br />
diese heuer mit deutlich weicheren<br />
Gangwechseln.<br />
Ballern, ankern, abwinkeln:<br />
Fahrwerk & Bremsen<br />
Von der harten Seite zeigt sich dagegen<br />
das Federbein der Britin. Zwar<br />
spricht es bis zu einem gewissen Punkt<br />
ordentlich an und schluckt Unebenheiten<br />
sehr anständig. Doch gröbere<br />
Asphaltverwerfungen schickt der<br />
Mono shock direkt zum Rücken des<br />
20 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
TRIUMPH<br />
S<br />
FAHRASSISTENZ<br />
SPEED TRIPLE<br />
Fahrmodus<br />
Traktionskontrolle<br />
ABS<br />
Motor-Mapping<br />
EINSTELLUNG<br />
Rider<br />
Track<br />
Sport<br />
Sport<br />
01 02 03<br />
01 Mehr Infos wegen der elektronischen Fahrassistenzen. Dennoch wirkt die Anzeige nicht überladen. Top: Wie die Tuono bietet<br />
auch die Speedy einen analogen Drehzahlmesser 02 Leistungsfähiger dank neuer Komponenten: Bremsanlage der Speedy<br />
03 Das Federbein arbeitet über weite Strecken unauffällig. Auf miesem Geläuf wirkt es allerdings unkomfortabel<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 21
DATEN<br />
APRILIA TUONO V4<br />
1100 FACTORY<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-65-Grad-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 129,0 kW (175 <strong>PS</strong>) bei 11000/<br />
min*, 121 Nm bei 9000/min*, 1077 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 81,0/52,3 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
48-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,3 Grad, Nachlauf: 99,7 mm,<br />
Radstand: 1450 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 200/55 ZR 17,<br />
Erstbereifung: Pirelli Diablo Supercorsa<br />
SP, 320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
120,6 kW (164 <strong>PS</strong>) bei 227 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,3 s;<br />
0 –200 km/h: 8,3 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,1 s; 100 –150 km/h: 3,6 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
255 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2060/920/1210 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 825/990 mm, Lenkerbreite:<br />
735 mm, 214 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 49,1/50,9 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 9,1 Liter/<br />
100 km, Tankinhalt 18,5 Liter, Reichweite:<br />
203 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 29 mm,<br />
Druckstufe: 15 K offen, Zugstufe: 12 K<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 10 mm, Druckstufe:<br />
15 K offen, Zugstufe: 6 K offen, Niveau:<br />
Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
17 990 Euro (inkl. Neben kosten)<br />
DUCATI<br />
MONSTER 1200 R<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
112 kW (152 <strong>PS</strong>) bei 9250/<br />
min*, 131 Nm bei 7750/min*, 1198 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 106,0/67,9 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
56-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,7 Grad, Nachlauf: 89 mm, Radstand:<br />
1509 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
48 mm, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein mit<br />
Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Federweg vorn/hinten:<br />
130/159 mm, Leichtmetall-Schmiederäder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 200/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Pirelli Diablo Supercorsa SP,<br />
330-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
101 kW (137 <strong>PS</strong>) bei 243 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,4 s;<br />
0 –200 km/h: 9,0 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,4 s; 100 –150 km/h: 4,1 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT* 255 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2160/895/1195 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 825/1025 mm, Lenkerbreite:<br />
770 mm, 211 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 49,3/50,7 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,9 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17,5 Liter, Reichweite:<br />
253 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 38 mm,<br />
Druckstufe: 10 K offen, Zugstufe: 12 K<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe:<br />
14 K offen, Zugstufe: 15 K offen, Niveau:<br />
Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
18390 Euro, Test maschine: 20110 Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
TRIUMPH<br />
SPEED TRIPLE S<br />
ANTRIEB<br />
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
103 kW (140 <strong>PS</strong>) bei 9500/min*, 112<br />
Nm bei 7550/min*, 1050 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 79,0/71,4 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,3:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Doppelschleifenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 67,1 Grad, Nachlauf: 91<br />
mm, Radstand: 1445 mm, Upside-down-<br />
Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Federweg vorn/hinten: 120/130 mm,<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
190/55 ZR 17, Erstbereifung: Pirelli Diablo<br />
Super corsa SP, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 255-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
89,7 kW (122 <strong>PS</strong>) bei 250 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 5,8 s;<br />
0 –200 km/h: 10,0 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,5 s; 100 –150 km/h: 4,7 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
250 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2120/1070/1190 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 825/1005 mm, Lenkerbreite:<br />
725 mm, 219 kg vollgetankt, v./h.:<br />
50,5/49,5 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnittstestverbrauch:<br />
5,9 Liter/100 km, Tankinhalt<br />
15,5 Liter, Reichweite: 262 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: Standard,<br />
Druckstufe: 2 U offen, Zugstufe: 2,5 U<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: Standard,<br />
Druckstufe: 1,25 U offen, Zugstufe: 1,5 U<br />
offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
12 500 Euro (zzgl. Nebenkosten)<br />
22 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong><br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung
YAMAHA<br />
MT-10<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 118 kW (160 <strong>PS</strong>) bei 11 500/min*,<br />
111 Nm bei 9000/min*, 998 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 79,0/50,9 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
45-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,0 Grad, Nachlauf: 102 mm, Radstand:<br />
1400 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/120 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17,<br />
Erstbereifung: Bridgestone S 20 „W“,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
107,3 kW (146 <strong>PS</strong>) bei 230 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,5 s;<br />
0 –200 km/h: 8,7 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,0 s; 100 –150 km/h: 3,9 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
245 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2095/850/1270 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 830/1055 mm, Lenkerbreite:<br />
735 mm, 213 kg vollgetankt, v./h.:<br />
51,1/48,9 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 8,1 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 209 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 32 mm,<br />
Druckstufe: 20 K offen, Zugstufe: 10 K<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 20 mm, Druckstufe<br />
low/high: 15 K/komplett offen, Zugstufe:<br />
1 K offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
12995 Euro, (zzgl. Neben kosten)<br />
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140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Aprilia Tuono V4 1100 Factory<br />
126,2 kW (172 <strong>PS</strong>) bei 11300/min<br />
117 Nm bei 9300/min<br />
Ducati Monster 1200 R<br />
109,5 kW (149 <strong>PS</strong>) bei 9300/min<br />
124 Nm bei 7800/min<br />
Triumph Speed Triple S<br />
98,3 kW (134 <strong>PS</strong>) bei 9700/min<br />
110 Nm bei 7700/min<br />
Yamaha MT-10<br />
116,4 kW (158 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11600/min<br />
109 Nm bei 9300/min<br />
50<br />
70<br />
60<br />
40<br />
50<br />
120<br />
30 40<br />
110<br />
20<br />
30<br />
100<br />
20<br />
90<br />
10<br />
10<br />
80<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
ZUGKRAFT IM 2. GANG<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Mit 172 <strong>PS</strong> klarer Spitzenreiter<br />
in Sachen maximalem<br />
Output: Aprilia. Dazu verläuft<br />
ihre Leistungskurve<br />
sehr linear, was sich auch<br />
beim Fahren angenehm bemerkbar<br />
macht. Hubraum<br />
über alles: Die Monster<br />
puncht mit ihrem 1198er-<br />
Antrieb bei gleicher Drehzahl<br />
kräftiger als die hubraumschwächere<br />
Konkurrenz.<br />
Leistungsentfaltung,<br />
Ansprechverhalten und<br />
Laufkultur des V2 sind vom<br />
Feinsten. Die Triumph serviert<br />
ihren Punch ebenfalls<br />
sehr homogen. Außerdem<br />
glänzt sie mit einer wunderbar<br />
fülligen Drehmomentkurve.<br />
Beim Brennen bringt<br />
ihr das aber leider nicht<br />
viel, siehe unteres Diagramm.<br />
Der Reihenvierer<br />
der Yam wird erst ab 7000/<br />
min richtig munter, außerdem<br />
verläuft seine Kurve<br />
recht wellig. Prima hingegen:<br />
hohe Spitzenleistung.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Piloten. Dadurch neigt die Front auf<br />
drittklassigem Geläuf mangels Lenkungsdämpfer<br />
zum Zappeln. Das kann<br />
selbst die feine Gabel – die sensibelste<br />
im Testfeld – nicht verhindern. Am Kurveneingang<br />
sperrt sich die Speed Triple<br />
zudem etwas gegen Schräglage und<br />
verlangt einen entschlossenen Dompteur.<br />
Insgesamt fordert das Alter des<br />
Konzepts auch beim Fahrwerk seinen<br />
Tribut. Top aktuell ist hingegen die Ergonomie.<br />
Das Dreieck aus Bank, Lenker<br />
und Fußrasten bildet eine hervorragende<br />
Kombination aus Sport und Komfort.<br />
Eindeutig auf Attacke getrimmt ist<br />
die Ergonomie der Aprilia. Sie verfügt<br />
über den geringsten Abstand zwischen<br />
Lenker- und Sitzhöhe, die Basis jeder<br />
aktiven Sitzposition. Dadurch hat der<br />
Pilot das Bike perfekt im Griff. Zwar<br />
nicht überhandlich, doch extrem zielgenau<br />
und mit überragender Kurvenstabilität<br />
schießt die Italienerin durchs<br />
Geläuf. Das formidable Superbike<br />
RSV4, von dem die Tuono abstammt,<br />
lässt grüßen. Geht es um sportliches<br />
Treiben, ist die Nackte aus Noale klar<br />
die erste Wahl.<br />
Anders sieht die Sache beim Ankern<br />
aus. Zwar beißen die Brembos bei<br />
entsprechendem Druck am Hebel fest<br />
zu. Doch die dafür nötige Handkraft ist<br />
brutal. Feingefühl braucht’s wiederum<br />
im Regelbereich des Yamaha ABS. Tendenziell<br />
sportlich abgestimmt, lässt es selbst in<br />
früh regelnden Modi Triumph Stoppies zu, in<br />
der Hauptsache bergab. Da in diesen<br />
Modi das Regelverhalten Ducati nicht immer<br />
Aprilia<br />
Zugkraft in Newton<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Aprilia Tuono V4 1100 Factory<br />
Ducati Monster 1200 R<br />
Triumph Speed Triple S<br />
Yamaha MT 10<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Leistungs- und Drehmomentkurven bilden im Grunde nur die halbe Wahrheit ab. An<br />
ihnen lässt sich nicht zwingend erkennen, wie kraftvoll ein Bike zupackt. Warum? Weil<br />
die Gesamtübersetzung (Primär- und Sekundärübersetzung, Gangstufen, Hinterradumfang)<br />
in diesen Diagrammen nicht berücksichtigt werden kann. Anders bei der Zugkraft.<br />
Das ist jene Kraft (Einheit: Newton), die die Fuhre antreibt und die der Pilot spürt. Hier<br />
fließen diese wichtigen Parameter mit ein. Die Grafik zeigt die Zugkraft im zweiten Gang<br />
und dokumentiert, wie kräftig die Bikes beispielsweise aus engen Ecken herauspowern.<br />
In den ersten beiden Gängen ist die Ducati (rote Kurve) knackig-kurz übersetzt, wodurch<br />
sie teilweise ihre Nase vor der durchgängig kurz übersetzten Tuono (orange) hat.<br />
Ab der dritten Fahrstufe macht die Duc aber keinen Stich mehr gegen die Aprilia, die ab<br />
da einsam über der Konkurrenz schwebt. Im oberen Diagramm noch voll bei der Musik,<br />
leidet die Triumph (grün) unter ihrer langen Übersetzung und muss sich der Konkurrenz<br />
geschlagen geben. Deutlich kräftiger schiebt die Yamaha (blau) an. Da ihr Getriebe<br />
in den oberen Gängen schön eng gestuft ist, distanziert sie dort die Speed Triple und die<br />
Ducati immer klarer. Das ist auch der Grund für ihre guten Durchzugswerte.<br />
24 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
hundertprozentig gleich ausfällt, stellt<br />
man das System am besten auf Stufe<br />
eins. Vorteil: Das ABS regelt ultra spät<br />
und ist beim Ankern auf der letzten<br />
Rille besser einzuschätzen. Allerdings<br />
verlangt diese Position einen konzentrierten<br />
Piloten, ein Überschlag bei<br />
einer Schreckbremsung mit entsprechendem<br />
Grip ist nicht auszuschließen.<br />
Auch die Ducati bietet verschiedene<br />
ABS-Stufen. Obwohl das System<br />
etwas feiner regelt, geht unser Tipp in<br />
dieselbe Richtung: vorzugsweise eine<br />
spät regelnde Stufe wählen und konzentriert<br />
Ballern. Einstellempfehlungen<br />
der kompletten Fahrassistenzen sämtlicher<br />
Bikes stehen in Minitabellen in<br />
den jeweiligen Actionfotos. Vorsichtigere<br />
Naturen sollten zunächst zahmere<br />
Modi wählen und sich langsam ans<br />
eigene Optimum herantasten.<br />
Schon nahe am Optimum arbeiten<br />
die Stopper der Monster. Superbe<br />
Dosierbarkeit, klasse Bremswirkung,<br />
prickelnde Transparenz: Bis auf den<br />
anfangs leicht wandernden, dann aber<br />
stabilen Druckpunkt lassen die Ducati-<br />
Beißer keine Wünsche offen. Überragend<br />
auch das Handling der Bologneserin:<br />
Wunschlinie denken, leichten<br />
Zug am Lenker geben, easy abwinkeln,<br />
strahlen. Fantastisch auch, wie verlässlich<br />
sie auf Kurs bleibt. Darüber hinaus<br />
gefällt die Italienerin auch auf runzligem<br />
Untergrund. Anders als früher<br />
federt und dämpft das Topmodell sehr<br />
ausgewogen. Das Haar in der Suppe<br />
bildet die Abdeckung der Auspuffklap-<br />
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MONSTER 1200 R<br />
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SPEED TRIPLE S<br />
YAMAHA<br />
MT-10<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 8 8 7 8<br />
Durchzug 10 9 8 7 8<br />
Leistungsentfaltung 10 9 8 7 7<br />
Ansprechverhalten 10 8 10 8 8<br />
Lastwechselreaktion 10 8 9 8 8<br />
Laufkultur 10 8 9 9 8<br />
Getriebebetätigung 10 8 8 7 7<br />
Getriebeabstufung 10 10 7 8 7<br />
Kupplungsfunktion 10 8 8 8 7<br />
Traktionskontrolle 10 9 8 7 7<br />
Zwischensumme 100 85 83 76 75<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 9 8 7 8<br />
Handlichkeit 10 7 9 6 8<br />
Kurvenstabilität 10 10 8 7 8<br />
Rückmeldung 10 9 8 7 8<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 8 8 9 8<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 8 8 6 7<br />
Bremswirkung 10 8 9 8 7<br />
Bremsdosierung 10 7 9 8 7<br />
Aufstellmoment beim Bremsen 10 9 9 7 8<br />
ABS-Funktion 10 8 9 8 7<br />
Zwischensumme 100 83 85 73 76<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 9 7 8 7<br />
Windschutz 10 3 3 3 3<br />
Ausstattung 10 9 8 8 8<br />
Verbrauch 10 3 6 7 4<br />
Fahrspaß 10 9 8 7 8<br />
Zwischensumme 50 33 32 33 30<br />
GESAMTSUMME 250 201 200 182 181<br />
PLATZIERUNG 1. 2. 3. 4.<br />
26 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
pen-Steuerung. In scharf gefahrenen<br />
Rechtskurven setzt das Teil auf und<br />
hebelt die Fuhre im ungünstigsten<br />
Fall aus – Obacht! Außerdem sitzt man<br />
etwas inaktiv, Ducati-Treiber müssen<br />
sich leicht über den Tank zum Lenker<br />
strecken. Genießern gefällt dagegen<br />
diese lässige Haltung. Unterm Strich<br />
gibt sich die Duc von A bis Z überaus<br />
zivilisiert – was für eine bemerkenswerte<br />
Verwandlung!<br />
Umkrempeln musste sich die<br />
Yamaha MT-10 als Neuerscheinung<br />
nicht. Doch auch sie bietet eine eher<br />
komfortable denn sportliche Fahrerhaltung:<br />
Hohe Lenkstange mit großem<br />
Abstand zur Sitzhöhe, dazu ragt der<br />
Lenker am weitesten nach hinten<br />
Richtung Pilot, und die Fußrasten sitzen<br />
tief. Das schafft einen angenehmen<br />
Kniewinkel, allerdings schleifen<br />
die Ausleger der Rasten recht früh<br />
über den Asphalt.<br />
Auch die Bremsen laden nicht<br />
gerade zu forschem Fahrstil ein. Sie<br />
wirken stumpf und benötigen hohe<br />
Handkräfte. Dazu regelt das ABS vergleichsweise<br />
grob, bietet keine verschiedenen<br />
Einstellungen und lässt<br />
sich nicht abschalten. Grund zur Kritik<br />
liefert auch das Federbein. Obwohl<br />
wir die Highspeed-Druckstufendämpfung<br />
komplett öffneten, absorbiert es<br />
grobe Verwerfungen nur unzureichend.<br />
Die Gabel spricht dagegen<br />
ordentlich an, bietet einen weiten Einstellbereich<br />
und führt die Yam sicher<br />
und stabil durch die Radien – ein echter<br />
Lichtblick. Außerdem winkelt die<br />
MT-10 leichtfüßig ab, nur die Monster<br />
brettert noch einen Tick handlicher<br />
um die Ecken.<br />
Ein heikles Thema zum Schluss.<br />
Schönheit liegt bekanntlich im Auge<br />
des Betrachters. Doch was sich die<br />
Designer bei der zerklüfteten Front<br />
der MT-10 gedacht haben, bleibt ihr<br />
Geheimnis. Auffallen und Abheben<br />
von der Konkurrenz um jeden Preis<br />
FAZIT<br />
kann auch nach hinten losgehen. Natürlich<br />
wünschen wir das der Yamaha<br />
nicht und hoffen, dass sich viele Fans<br />
für sie entscheiden. Doch Lästermäuler<br />
behaupten, dass sich der eingangs<br />
erwähnte Nuda-Treiber nicht wegen<br />
des Triumph-Wheelies abgelegt hat,<br />
sondern beim Anblick der Yam!<br />
Das stimmt natürlich nicht. Ehrlich!<br />
APRILIA TUONO V4 1100 FACTORY Dem Verbund aus powervollem<br />
1. Antrieb, stabilem Superbike-Chassis und aktiver Sitzposition kann sich<br />
kein Sportpilot entziehen. Dazu sieht die Aprilia richtig gut aus. Mit bissigeren<br />
Bremsen und einer Blipperfunktion wäre das Glück vollkommen. Außerdem<br />
sollten bei diesem Preis geschmiedete Räder zum Serienumfang gehören.<br />
DUCATI MONSTER 1200 R Mit nur einem Punkt Rückstand landet die<br />
2. Ducati auf Platz zwei. Seine perfekten Umgangsformen zeichnen das<br />
Topmodell der Monsterreihe aus. Schlicht atemberaubend, wie geschmeidig<br />
und gleichzeitig kraftvoll der Motor loslegt. Auch das Fahrwerk begeistert<br />
mit seiner Ausgewogenheit, und die Bremsen bilden die Referenz. Dazu bietet<br />
die Duc eine bestens abgestimmte Elektronik. Ein rundum stimmiges Naked.<br />
TRIUMPH SPEED TRIPLE S Die Britin verzaubert nach wie vor mit ihrem<br />
3. wunderbar kultivierten Motor und dem typischen Dreizylinderfauchen.<br />
Trotz der jüngsten Überarbeitung merkt man der Speedy ihr in die Jahre<br />
gekommenes Konzept an. Sie ist ein Bike für Genießer und Liebhaber. Diese<br />
freuen sich zudem über den vergleichsweise günstigen Preis.<br />
YAMAHA MT-10 Die MT-10 kann deutlich mehr, als es ihre Platzierung<br />
4. vermuten lässt. Ihr charakterstarker Antrieb bietet speziell bei höheren<br />
Drehzahlen einen hohen Erlebniswert. Doch die Yam setzt in keiner Kategorie<br />
einen Glanzpunkt und verliert mit ihren Unzulänglichkeiten wertvolle Zähler –<br />
Stichworte Getriebe, Kupplung, Bremsen. Dazu ist sie ziemlich durstig. In diesem<br />
überwiegend hochpreisigen Testfeld steht sie etwas im Abseits.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 27
TEST<br />
SUTER MMX 500<br />
Einen 500er-Zweitakt-Supersportler<br />
zu fahren, ist wie ein<br />
Ritterschlag. Wer<br />
das Geld für eine<br />
Suter aufbringt,<br />
kann sich dauerhaft<br />
als Edelmann<br />
unter den<br />
Rennverrückten<br />
fühlen<br />
und etwas<br />
sehr<br />
Seltenes<br />
erleben.<br />
Text: Uwe Seitz;<br />
Fotos: Toni Börner<br />
RITTER-<br />
SCHLAG<br />
Valentino Rossi sagte einmal:<br />
„Man ist kein echter Racer,<br />
wenn man keine Zweitakt-<br />
500er gefahren ist.“ Das nagt<br />
an einem, denn wie soll man das heute<br />
beim stetig voranschreitenden Zweitaktsterben<br />
noch korrigieren? Doch<br />
jetzt hat Suter eine brandneue 500er,<br />
die MMX, die Ian Lougher auf der Isle<br />
of Man bei der diesjährigen Senior-TT<br />
als 34. ins Ziel brachte und ein beachtliches<br />
Rundenmittel von knapp 190<br />
km/h erreichte. Eine kleine Serie von<br />
99 Stück soll es davon geben. Und<br />
dann kam tatsächlich eine ex klusive<br />
Einladung: Als einziges Magazin in<br />
Deutschland durfte <strong>PS</strong> die Suter MMX<br />
500 am Lausitzring testen!<br />
28 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Schon das Aufwärmen des Vierzylinders<br />
– der Geruch, die Geräuschkulisse<br />
– sorgte für Gänsehaut pur.<br />
Schließlich war es so weit, Eskil Suter<br />
gab mir das Zeichen, und mit wummerndem<br />
Herz und etwas zittrigen<br />
Händen stieg ich in den Sattel. Denn<br />
was hat man nicht alles von den 500er-<br />
Helden wie Doohan, Schwantz oder<br />
Rossi über die „Biester“ gehört? Brutaler<br />
Leistungseinsatz, keinerlei Motorbremsmoment,<br />
furchtbare Abwürfe!<br />
Mit gehörigem Respekt geht es<br />
deshalb in die erste Runde. Durch das<br />
Auftakt-Geschlängel der Lausitzpiste<br />
fällt sofort das irre niedrige Gewicht<br />
der MMX auf. Knapp 130 Kilo sollen<br />
es sein, und man mag es anhand der<br />
nahezu widerstandslosen Richtungswechsel<br />
sofort glauben. Entsprechend<br />
leicht lässt sich die Suter in die letzte<br />
enge Links auf die Gegengerade<br />
dirigieren, wo ich dann erstmals entschlossen<br />
das Gas aufmache und mit<br />
allen Sinnen gespannt und gefasst auf<br />
das warte, was mir über fiese Zweitakt-<br />
500er erzählt wurde.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 29
Aber nichts passiert, oder vielmehr:<br />
Die Suter droht unter mir abzusterben.<br />
Aus reiner Vorsicht bin ich behutsam<br />
im zweiten Gang abgebogen, weshalb<br />
die Drehzahlen unter die Marke von<br />
8000/min gefallen sind. Daran scheint<br />
der Vierzylinder jetzt zu ersticken. Null<br />
Vortrieb, stattdessen ein Würgen aus<br />
Motor- und Auspuff-Pfeifen. In Panik<br />
ziehe ich leicht die Kupplung. Die Drehzahlen<br />
schießen wieder empor, überschreiten<br />
die 10 000/min, und als ich<br />
den Kraftschluss dann wieder völlig<br />
freigebe, reißt es mich wie vom Gummiband<br />
abgefeuert vorwärts – auf dem<br />
Hinterrad! Flugs per Schaltautomat den<br />
dritten Gang nachlegen, bevor sich<br />
was überschlägt! Beruhigen will sich<br />
die Suter aber nicht, steht weiter auf<br />
dem Hinterrad und peitscht mit irrem<br />
Kreischen wie vom Teufel verfolgt die<br />
Gerade entlang. Im Vierten schließlich<br />
setzt das Vorderrad wieder auf, gerade<br />
rechtzeitig, um den Fünfer einzulegen<br />
und dann erst mal konservativ früh<br />
vom Gas zu gehen und zu bremsen.<br />
Bremsmoment hat der Motor aber<br />
schon, wenn auch nicht annähernd so<br />
viel wie ein dicker Viertakt-1000er. Dafür<br />
schiebt das niedrige Gewicht auch<br />
nicht so brutal. Die Brembo-Stopper<br />
verzögern vorzüglich, die Gabel aber<br />
wirkt etwas schwammig. Sie vermittelt<br />
kein gutes Gefühl für das Vorderrad,<br />
als ich schließlich einbiege. Der folgende<br />
Richtungswechsel funktioniert ganz<br />
passabel, aber in der langen Links auf<br />
die nächste Gerade liefert das Motorrad<br />
wieder kein so krispes Feedback<br />
von vorn, wie man das von feinen<br />
Renneisen kennt. Dazu kommt die<br />
Zweitakt-Eigenheit, dass man entweder<br />
Gas gibt oder es geschlossen hält.<br />
Hängepartien mit Halbgas wie beim<br />
Viertakter quittiert die Suter zunächst<br />
mit Ignoranz, dann mit heftigem Springen.<br />
Mit der Zeit und einigen Runden<br />
Erfahrung wird es besser, aber ist das<br />
bereits alles? Techniker Alessandro<br />
Giussani klärt mich später in der Box<br />
auf: „Das ist noch Ians Abstimmung<br />
von der TT. Er senkte das Heck ab für<br />
mehr Stabilität auf den vielen schnellen<br />
und welligen Geradeaus-Passagen.<br />
Die Gasannahme gefiel dem alten<br />
Hasen eben so.“<br />
Das geht sicher noch besser<br />
Und dann brach Alessandro mit allem,<br />
was ich bisher von Zweitaktern kannte.<br />
Statt stundenlangem Heraustüfteln der<br />
richtigen Bedüsung, womit einem die<br />
Däng-däng-däng-Fraktion im Fahrerlager<br />
nachts den Schlaf raubte, stöpselte<br />
er das Laptop ins Steuer gerät,<br />
das die moderne Einspritzung regelt,<br />
fettete hier digital an, magerte dort<br />
digital ab und nickte schließlich, nachdem<br />
Kollege Reto Karrer das Fahrwerk<br />
der MMX angepasst hatte.<br />
Keine 20 Minuten später bügelte<br />
ich erneut über den Lausitzring und<br />
wusste bald, warum niemand ein<br />
echter Racer sein kann, der das nicht<br />
erlebt hat. Die Suter peitschte wie irr<br />
um den Ring, verzieh nun aber den<br />
einen oder anderen Viertakt-Schlendrian<br />
und verwöhnte mit einem<br />
Handling, einer Leichtigkeit und Präzision<br />
– ich wünschte mir, das würde<br />
nie mehr enden! Die Gänge perfekt gewählt,<br />
zog die MMX so mächtig aus den<br />
Ecken, dass es sie jedes Mal schon in<br />
Schräglage aufs Hinterrad stellte.<br />
Dabei war sie aber so stabil,<br />
dass ich immer furchtloser<br />
01 Feine Renngabel von Öhlins mit<br />
Gasdruckbehälter am Gabelfuß und<br />
fein einstellbarer Dämpfung. Links<br />
vom Kurzhubgasgriff ist der Ausknopf<br />
angebracht<br />
02 An der Suter gibt es kein „Old<br />
School“: moderner Schaltautomat<br />
mit Blipperfunktion<br />
03 Hätte ich nie gedacht, aber es<br />
stimmt – einigermaßen!<br />
am Gas bleiben konnte.<br />
Per Blipper ging es in<br />
den Bremszonen in die<br />
niedrigen Gänge,<br />
der Motor half<br />
beim Verzögern<br />
angemessen<br />
mit, die Gabel<br />
stemmte sich<br />
transparent<br />
gegen die<br />
Kräfte und<br />
die Bremse<br />
ließ sich per-
01 02 03<br />
fekt bis zum Scheitel dosieren. Dann<br />
wieder Gas auf, und der Wahnsinn<br />
nahm erneut seinen Lauf. Der Motor<br />
zieht jetzt überraschend kräftig durch<br />
und explodiert dann gewaltig über<br />
9000/min. Unnötig zu erwähnen, wie<br />
gierig der Vierzylinder dreht. Dabei<br />
vibriert er zwar feiner, als man das von<br />
einem Viertakt-V4 kennt, aber insgesamt<br />
ist dieser Power-Reaktor erstaunlich<br />
laufruhig.<br />
Interessant sind noch Retos Infos,<br />
dass sie auf der TT anfangs 13 Liter<br />
Sprit pro Runde (über 60 Kilometer)<br />
gebraucht haben, den Verbrauch aber<br />
nach und nach auf unter 11 Liter<br />
drückten. Beim Gemisch sind sie bei<br />
leicht über vier Prozent geblieben, aber<br />
die Suter käme sehr gut mit knapp drei<br />
aus. Revidiert müsse der Motor alle<br />
2500 Kilometer werden, was für eine<br />
echte Rennrakete relativ lange ist.<br />
Unvergesslich bleibt dieses Gefühl,<br />
wie auf einem Fahrrad mit Raketentriebwerk<br />
zu reiten. Das erfordert zwar<br />
höchste Konzentration, aber bei dem<br />
niedrigen Gewicht spart das enorm<br />
Körner gegenüber den schweren Viertakt-1000ern.<br />
Wie berechenbar die<br />
Suter nach Alessandros Digitalkur war,<br />
machte für mich dieses Faszinosum<br />
Zweitakt perfekt. 190 <strong>PS</strong> bei 130 Kilo<br />
abzufeuern, ist mit nichts zu vergleichen,<br />
was ich je auf einem Viertaktmotorrad<br />
erlebt habe. Damit gehöre ich<br />
jetzt wohl zu dem Personenkreis, den<br />
Rossi als echte Racer bezeichnet.<br />
Wenn auch nur für kurze Zeit, denn<br />
110 000 Euro für die Suter MMX 500<br />
sind für dieses fein gemachte Ding<br />
sicher gerechtfertigt, aber leider jenseits<br />
meiner Möglich keiten.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 31
PREMIERE<br />
YAMAHA TRACER 700<br />
VERNUNFT-FEILE<br />
Yamaha ergänzt den MT-07-Baukasten. Der neueste Ableger hört auf den Namen<br />
Tracer 700 und durfte sich bei der Präsentation rund ums Sella-Massiv beweisen.<br />
Text: Jens Möller-Töllner; Fotos: Yamaha<br />
Im Jahr 2014 hat Yamaha die MT-07<br />
erstmals vorgestellt. Ein Erfolgsmodell,<br />
schließlich liefen bis heute<br />
von ihr und vom später erschienenen<br />
Derivat XSR 700 95 000 Einheiten<br />
vom Band. Eine fette Hausnummer. Die<br />
soll nun mit der Tracer 700 noch ein<br />
wenig größer werden. Die ergänzt das<br />
nackte MT-07-Fundament um tourensporttaugliche<br />
Features. Genügen die,<br />
um das Herz des <strong>PS</strong>-Gasgebers für sich<br />
zu gewinnen?<br />
Obwohl die Leistung gleich blieb –<br />
der Motor werkelt als einzige Änderung<br />
nun getreu der Euro 4-Norm –, konserviert<br />
die Tracer 700 lässig noch eine<br />
weitere, wesentliche Eigenschaft der<br />
nackten MT-07. Die hört auf den Namen<br />
spielerische Leichtigkeit. Zwar ist die<br />
Tracer 700 mit 196 Kilo vollgetankt etwas<br />
schwerer als die MT-07 und ihre<br />
Schwinge fällt zudem für mehr Hochgeschwindigkeitsstabilität<br />
50 Millimeter<br />
länger aus, aber in ihren Grundzügen<br />
ist sie ebenso ein lässiges Spielmobil<br />
für den spaßigen Eckenwetz.<br />
Quicklebendig fällt die kleine Crossover-Yamaha<br />
in Schräglage. Auf jeder<br />
Geraden darf der 689-cm³-Twin zeigen,<br />
was in ihm steckt. Wer den Bogen raus<br />
hat, muss auf kurvigem Terrain nur wenig<br />
Gegner fürchten. Das liegt auch an<br />
den aus der MT-07 übernommenen<br />
Bremsen. Die packen nicht super -<br />
sportlich zu, lassen sich aber über den<br />
gut fühlbaren Druckpunkt fein dosieren.<br />
Selbst Bremsen bis zum Scheitelpunkt<br />
machen sie problemlos mit.<br />
Wer bergab richtig zupackt und<br />
forsch die Gänge nach unten durchsteppt,<br />
wird allerdings schon mal vom<br />
einem stempelnden Hinterrad überrascht.<br />
Eine Anti-Hopping-Kupplung<br />
könnte helfen. Genau wie ein Fahrwerk<br />
mit mehr Dämpfungsreserven. Wie bei<br />
der MT-07 arbeiten Gabel und Federbein<br />
trotz geänderter Abstimmung sehr<br />
komfortabel. Der eilige Treiber würde<br />
32 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
DATEN<br />
YAMAHA TRACER 700<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei Ventile/<br />
Zylinder, 55 kW (75 <strong>PS</strong>) bei 9000/min*, 68 Nm bei 6500/min*,<br />
689 cm³, Bohrung/Hub: 80,0/68,6 mm, Verdichtung: 11,5:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 38-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Brückenrahmen aus Stahlrohr, Lenkkopfwinkel: 65,2 Grad,<br />
Nachlauf: 90 mm, Radstand: 1450 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
41 mm, Federweg v./h.: 130/142 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 282-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 245-mm-<br />
Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 196 kg*<br />
Tankinhalt: 17,0 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
7895 Euro (zzgl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
Klein fällt das<br />
von der MT-07<br />
bekannte<br />
Cockpit aus,<br />
die wichtigsten<br />
Infos liegen<br />
aber gut<br />
im Blick. Mit<br />
142 Millimetern<br />
Arbeitsweg<br />
besitzt<br />
der Dämpfer<br />
etwas mehr<br />
Federweg als<br />
in der MT-07.<br />
An der kommoden<br />
Abstimmung<br />
ändert<br />
das nichts<br />
sich beim zügigen Kurvenritt ein härteres<br />
Setup wünschen. Aber Schwamm<br />
drüber, leben lässt es sich damit trotzdem<br />
prächtig.<br />
Und am Abend freut man sich darüber,<br />
dass nichts zwickt und zwackt.<br />
Gegenüber der MT-07 wuchs die Sitzhöhe<br />
um drei Zentimeter, der Lenker<br />
wanderte ebenfalls leicht nach oben. Da<br />
die Position der Fußrasten gleich blieb,<br />
ergibt das in Summe eine entspanntaufrechte<br />
Sitzhaltung mit passablem<br />
Windschutz. Beim günstigen Kurs ab<br />
7895 Euro bleiben vielleicht noch einige<br />
Taler übrig, um sich im Zubehörprogramm<br />
der kleinen Tracy auszutoben.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
TUNER-GP <strong>2016</strong><br />
AUFS NEUE<br />
34 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
Der bereits 13. <strong>PS</strong>-Bridgestone-TunerGP<br />
war gleichzeitig ein „Back to the roots“.<br />
Am Lausitzring konnten die Tester ausgiebig<br />
auf der WM-Strecke den pfeilschnellen Bikes<br />
auf den Zahn fühlen. Text: Uwe Seitz; Fotos: fact, Markus Jahn<br />
01 Zubehör-Spezialist Magura stellte nicht<br />
nur exklusive Teile aus, sondern beriet auch die<br />
exklusiven Trainingsgäste zu Tuning-Themen<br />
02 Von Anfang an dabei: Bridgestone liefert<br />
die schnellen Reifen... 03 ... und den Service<br />
seit dem ersten TunerGP 2004 04 Neu dabei:<br />
Ölspezialist Motorex aus der Schweiz<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 35
Traumbedingungen – die<br />
herrschten bei der jüngsten<br />
Auflage des <strong>PS</strong>-TunerGP.<br />
Nicht nur hielt der Dauerregen<br />
Anfang Juni an beiden Testtagen einmal<br />
komplett inne, auch Brandenburgs<br />
Sonne verwöhnte die Tester auf den<br />
schnellen Runden. Die sonstigen Rahmenbedingungen<br />
waren ebenfalls nicht<br />
zu toppen. Vom Lausitzring gab es<br />
zwei „Lärmtage“ für das Event, die Topspeed-Runden<br />
mit ungedrosselten IDM-<br />
Rennmotorrädern genauso zuließen<br />
wie den Einsatz infernalisch brüllender<br />
Tuning-Superbikes. Dazu gab es Fahrzeit<br />
ohne Ende, sodass wir erstmals<br />
seit Jahren wieder Rundenzeiten für die<br />
einzelnen Bikes ausweisen können.<br />
Für die zahlreichen 1000er erledigte<br />
das der ehemalige Grand Prix-Pilot<br />
Arne Tode, bei den „Exoten“ spannte<br />
Ex-IDM-Supersportler Pascal Eckhardt<br />
das Kabel. Die Zeitnahme steuerte<br />
TunerGP-Partner Bike Promotion bei.<br />
Dass der TunerGP auch nach dem<br />
Umzug in die Lausitz nichts an Attraktivität<br />
verloren hat und noch immer ein<br />
Fixpunkt der Szene ist, unterstrichen<br />
nicht nur die zahlreichen Bewerbungen<br />
für die Tests, sondern schließlich auch<br />
die ausgewählten Tuner. Einige sind<br />
durch die vorangegangenen TunerGPs<br />
bereits bekannte Größen, die mit ihrer<br />
Erfahrung und abgelieferten Qualitätsarbeit<br />
bei so einem Anspruch schließlich<br />
auch nicht fehlen dürfen. Aber es<br />
gibt auch <strong>2016</strong> wieder Neuzugänge,<br />
die unterstreichen, dass man aus sehr<br />
guten Serienbikes mit dem richtigen<br />
Know-how wunderschöne und vor<br />
allem noch viel schlagkräftigere Motorräder<br />
formen kann.<br />
01 02 03<br />
36 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Komplettiert wurde die Veranstaltung<br />
von exklusiven Tuner-Kunden und<br />
Gästen von Hauptsponsor Bridgestone,<br />
die mit ihren Bikes unzählige Runden<br />
drehen konnten, bis der persönliche<br />
Akku komplett leer war. Bei der abendlichen<br />
Grillparty gab es entsprechend<br />
nur glückliche Gesichter und Benzingespräche<br />
bis spät in die Nacht.<br />
Aber im Mittelpunkt standen natürlich<br />
die Motorräder der Tuner, von denen<br />
wir in dieser <strong>PS</strong>-Ausgabe die vier<br />
heißesten Superbikes mit Reihenvierzylinder<br />
vorstellen (siehe ab S. 36).<br />
Dazu kommen noch zwei Einzelstücke<br />
von KTM Team West und Hertrampf<br />
Ducati, die mit ihren V2 über die Piste<br />
donnerten. Bereits hier sei die nächste<br />
Ausgabe für alle V4-Fans angepriesen,<br />
in der wir uns intensiv um die Aprilia<br />
RSV4 kümmern werden. Gleich drei<br />
Exemplare der italienischen Schönheit<br />
kamen nämlich dieses Jahr zum <strong>PS</strong>-<br />
TunerGP, wobei die Zahl der Bewerbungen<br />
sogar noch höher war. Offenbar<br />
ist der V4-Renner nach der jüngsten<br />
Werksüberarbeitung eine perfekte<br />
Basis für pfeilschnelle Superbikes.<br />
Nach allem Testen, Messen und<br />
Auswerten sind wir uns schon sicher,<br />
dass es 2017 erneut einen <strong>PS</strong>-TunerGP<br />
geben wird, an dem wir dann auch <strong>PS</strong>-<br />
Lesern die Möglichkeit geben werden,<br />
mit uns an den Lausitzring zu pilgern.<br />
Die Plätze werden allerdings sehr streng<br />
limitiert sein, denn wir wollen auf keinen<br />
Fall die Traumbedingungen von diesem<br />
Jahr beschneiden – und die heißen<br />
in erster Linie Vollgas und Fahrzeit im<br />
Überfluss für alle, die dann 2017 dabei<br />
sind. Bewerbungen aus der Tuning-Szene<br />
werden bereits angenommen.<br />
01 Fotoproduktion und Filmaufnahmen<br />
sind elementarer Bestandteil des<br />
<strong>PS</strong>-TunerGP 02 Man hilft sich gegenseitig<br />
und tauscht Erfahrungen aus –<br />
der <strong>PS</strong>-TunerGP ist exklusiver<br />
Tummelplatz von Motorrad-Verrückten<br />
03 Die <strong>PS</strong>-Redaktion bei der Arbeit:<br />
das bedeutet vor Ort fahren, auswerten<br />
und die Eindrücke besprechen und<br />
protokollieren 04 Immer am Anschlag:<br />
Armand Motier und der Dynojet-Prüfstand<br />
05 Noch mehr Daten. Fahrzeuggewicht<br />
und Leistung werden von den<br />
<strong>PS</strong>-Redakteuren am PC streng überwacht<br />
06 Ex-Grand Prix-Pilot Arne<br />
Tode (links) ballerte auf dem Lausitzring<br />
die Rundenzeiten der Superbikes<br />
in den Asphalt<br />
04 06<br />
05<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 37
TUNERGP<br />
1000ER-SUPERBIKES<br />
FANTAS<br />
38 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Radikale Hardwareänderungen, findige Eingriffe in die Elektronik oder<br />
gekonnte Abstimmungsarbeit? Erst das Gesamtbild macht ein getuntes<br />
Superbike „fantastisch“. Hier kommen vier verschiedene Ansätze.<br />
Text: Tobias Münchinger; Fotos: Markus Jahn, fact<br />
TIC FOUR<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 39
BARTSCHAT-KAWASAKI ZX-10R<br />
Rundenzeit: 1.43,569 min<br />
BIKESHOP<br />
LÜCHOW<br />
Bergstraße 3<br />
29439 Lüchow<br />
www.bikeshopluechow.de<br />
Erster Aufschlag für die Kawasaki<br />
ZX-10R vom BikeShop<br />
Lüchow. In der Superbike-WM<br />
eilt das Kawasaki-Werksteam<br />
mit der Maschine von Sieg zu Sieg. Ein<br />
perfekter Imageträger – theoretisch.<br />
In der Praxis steht sich das Bike in den<br />
Showrooms aber die Reifen platt. Zwischen<br />
eigentlichem Potenzial der ZX-<br />
10R und ihrer Schlagkraft als Serienbike<br />
herrscht eine deutliche Diskrepanz.<br />
Bei bisherigen <strong>PS</strong>-Vergleichstests<br />
konnte die „Zehner“ einige Akzente<br />
setzen, hatte unterm Strich aber gegenüber<br />
der Konkurrenz das Nachsehen.<br />
Hauptkritikpunkte: zu müde im mittleren<br />
Drehzahlbereich, Handling nicht<br />
ganz auf Topniveau und dazu die<br />
Schwierigkeiten mit der Bremse (siehe<br />
<strong>PS</strong> 05 und 06/<strong>2016</strong>). Weitgehend hausgemachte<br />
Probleme, die mit überschaubarem<br />
Aufwand abstellbar sind, wie<br />
Karsten und Ole Bartschat mit ihrer ZX-<br />
10R beim TunerGP beweisen wollen.<br />
„Wir haben die Kawa hauptsächlich für<br />
Endurance-Rennen aufgebaut“, erzählt<br />
Karsten. „Man soll damit möglichst<br />
lange schnell und stressfrei fahren<br />
können. Im Vordergrund steht für uns<br />
die Funktion bei einem guten Preis-<br />
Leistungsverhältnis.“<br />
Zeit für den ersten Check. Die Ergonomie<br />
der Kawa verdient die volle<br />
40 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
eitung, Zündung und Einspritzung.<br />
Eingriffe in die Mechanik des Motors<br />
gibt es keine.<br />
Die erste Einschätzung nach einer<br />
Session: Das Teil marschiert, und wie!<br />
Aus dem mittleren Drehzahlbereich<br />
schiebt die Kawasaki mit einer Wucht,<br />
die an das Drehmoment eines Elektromotors<br />
erinnert. Konzentration ist gefragt,<br />
um das Vorderrad effektiv am Boden<br />
zu halten. Die Akrapovic-Komplettanlage<br />
aus Titan und Karbon lärmt nur<br />
mäßig, was das Elektro-Feeling zusammen<br />
mit dem weichen Motorlauf verstärkt.<br />
Ein Dreh am Gasgriff, und plötzlich<br />
verwischt die Umwelt links und<br />
rechts der Strecke, als säße man in<br />
einer Magnetschwebebahn. Während<br />
eines Langstreckenrennens könnte<br />
dieses meditativ ruhige Fahrzeugverhalten<br />
der Schlüssel zum Erfolg sein.<br />
Ein großes Lob geht an die Blipperfunktion<br />
des Schaltautomaten, die<br />
ebenfalls über das originale Steuerge-<br />
01<br />
02<br />
Punktzahl. Man sitzt für Racing-Verhältnisse<br />
wahrlich bequem. Aber wie<br />
schnell kann die ZX-10R mit dem<br />
unangetasteten Serienmotor schon<br />
sein? Karsten hat das Steuergerät<br />
geflasht (der „Raceflash“ kostet beim<br />
BikeShop Lüchow 499 Euro), die<br />
gangselektiven Drosseln entfernt und<br />
der Maschine dadurch die Fußfesseln<br />
abgenommen. Hinzu kommen Abstimmungsarbeiten<br />
an der Gemischaufbe-<br />
01 Bis auf die elektronische Entfernung<br />
der gangselektiven Drosselungen<br />
handelt es sich um einen<br />
komplett serienmäßigen Motor<br />
02 Die Kombi aus M50-Monoblocks<br />
mit der Brembo-Bremspumpe RCS<br />
17 und Z04-Belägen funktioniert top,<br />
auch mit aktiviertem ABS<br />
03 Der elektronische Serien-Öhlins-<br />
Lenkungsdämpfer wurde durch einen<br />
mechanischen ersetzt<br />
03<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 41
ät freigeschaltet wurde (kostet 299<br />
Euro). Supersoft gehen die kupplungsfreien<br />
Gangwechsel hoch und runter<br />
vonstatten. Das erinnert an Playstationzocken!<br />
Leider fällt die Gasannahme<br />
um 8000/min herum hart aus. Durch<br />
den Ruck kann es die Linie ganz schön<br />
verhageln, obwohl die ZX-10R mit dem<br />
mechanischen Öhlins-Lenkungsdämpfer<br />
ansonsten liegt wie ein Brett. Per<br />
Laptop glättet Karsten die Gasannahme<br />
im relevanten Drehzahlbereich ab.<br />
Richtig weich will die Kawa danach<br />
immer noch nicht ans Gas, auch wenn<br />
es besser geworden ist.<br />
Gefühlt müssten bei der ZX-10R wenigstens<br />
200 <strong>PS</strong> am Hinterrad versammelt<br />
sein, die unser Prüfstand vor Ort<br />
allerdings nicht bestätigt. Vermutlich<br />
hat sich beim Aufschneiden des Kabelbaums<br />
zur Abnahme des Drehzahlsignals<br />
ein Fehler eingeschlichen. Die<br />
Kawa fängt während der Leistungsmessung<br />
zu stottern an und liefert<br />
„nur“ 194 <strong>PS</strong> ab.<br />
In der Serienproduktion bitte<br />
zukünftig genau so<br />
Auf der Piste verhält sich die Sache anders.<br />
„Mir kommt das Ding brutal stark<br />
vor“, konstatiert auch <strong>PS</strong>-Racer Pascal<br />
Eckhardt. „Außerdem ist die Kawa auf<br />
der Bremse unfassbar stabil und lenkt<br />
dann sauber ein. Man hat praktisch freie<br />
Linienwahl und kann richtig enge<br />
Bögen fahren!“ Ihre Handlichkeit merkt<br />
man der Zehner schon nach den ersten<br />
Kurvenkombinationen an. Wo das Serienmotorrad<br />
partout nicht auf die angepeilte<br />
Linie zu bekommen wäre, wird mit<br />
der Bartschat-Kawa ein Kinderspiel daraus.<br />
Die reinste Freude, wie leicht man<br />
die Maschine abklappen und noch in<br />
der Kurve nachkorrigieren kann. Und in<br />
höchstem Maße unverständlich, warum<br />
42 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
HERZLICHKEIT AUF DER RENNSTRECKE:<br />
DENKT DRAN JUNGS, WER ALS ERSTER<br />
BREMST, IST DER WASCHLAPPEN!<br />
Kawasaki die ZX-10R in der Serie nicht<br />
gleich so ähnlich an den Start bringt.<br />
Um mehr Federweg nutzen zu können,<br />
erhielt die Kawa einen Gabelumbau<br />
mit einem geänderten Verhältnis<br />
von Öl zu Luftpolster sowie andere<br />
Shims. Das originale Federbein flog<br />
komplett raus und wurde durch ein<br />
Öhlins TTX-GP ersetzt. Außerdem wurde<br />
die originale Bremspumpe gegen eine<br />
Brembo RCS 17 getauscht, und man<br />
verbaute Z04-Racing-Bremsbeläge<br />
desselben Herstellers. Diese Kombination<br />
funktioniert mit den originalen<br />
M50-Bremszangen hervorragend, die<br />
ZX-10R verzögert satt und punktgenau.<br />
Am Hinterrad wurde das ABS mittels<br />
eines Dongle außer Kraft gesetzt. Vorne<br />
ist es jedoch aktiv. Heldenhafte Bremsmanöver<br />
mit erhobenem Hinterrad<br />
werden zugelassen, das ABS tritt kein<br />
einziges Mal negativ in Erscheinung.<br />
Unser Rundenzeitenbolzer, Ex-Moto2-<br />
Pilot Arne Tode, schaltet es für seine<br />
gezeitete Runde trotzdem über einen<br />
Knopf am Lenker komplett aus. Er hat<br />
da seine Prinzipien. Für eine Runde um<br />
den Lausitzring benötigt er 1.43,569<br />
Minuten. Eine Zeit, die der ZX-10R vom<br />
BikeShop Lüchow zu Ehren gereicht.<br />
Weiter geht es mit der YZF-R1 von<br />
Dominik Klein. Er verfolgt mit seinem<br />
Projekt eine andere Philosophie als die<br />
Bartschats mit der Langstrecken-Kawa.<br />
Die Yamaha soll rocken und es dem<br />
(sehr) ambitionierten Trackday-Hero<br />
so richtig spektakulär besorgen. Hier<br />
steckt alles drin, was gut und teuer ist.<br />
Hauptsache, es macht schnell und<br />
knallt! Vielleicht erinnert sich der ein<br />
oder andere Fan an das Design – es ist<br />
an Rossis M1 aus den Wintertests in<br />
Sepang von 2007 angelehnt. Die Startnummer<br />
41 gehört natürlich zu Haga.<br />
Sie ziert alle Bikes von Dominik.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 43
01 Highend-Material: Der Frontfender<br />
besteht aus Karbon, die Bremsanlage<br />
steuert Brembo bei (Sättel<br />
GP4-RX) und die Gabel kommt von<br />
K-Tech aus England<br />
02 Spezialanfertigung für Dominiks<br />
Über-R1: Titan-Komplettanlage<br />
von SC-Project. Der Sound reißt die<br />
stärksten Mauern ein<br />
03 Serienmäßiges Dashboard,<br />
Gabelbrücken von IMA-Racing<br />
02<br />
03<br />
01<br />
Vorab die beiden wichtigsten<br />
Daten: Vollgetankt bringt die R1 gerade<br />
einmal 177,3 Kilo auf die Waage – der<br />
Rekordwert des <strong>PS</strong>-TunerGP <strong>2016</strong>. Unser<br />
Prüfstand attestiert außerdem satte<br />
212 <strong>PS</strong> an der Kurbelwelle und zeichnet<br />
eine Leistungskurve wie mit dem<br />
Lineal gezogen. Zum geringen Gesamtgewicht<br />
der Maschine tragen sämtliche<br />
Verkleidungsteile inklusive Ram-Air<br />
aus Karbon (Macmoto) bei. Der originale<br />
Alutank wurde gebürstet und versiegelt.<br />
Die silber-matten OZ-Schmiederäder<br />
sind ebenfalls ein paar Gramm<br />
leichter als die originalen und fügen<br />
sich ausgezeichnet in die Gesamtoptik.<br />
Weiter geht die Hungerkur beim<br />
ABS. Es flog nämlich raus. Das ist zum<br />
einen konsequent (eine Fehlerquelle<br />
weniger) und spart zum anderen um<br />
die fünf Kilogramm Gewicht ein. Verbaut<br />
wurden weiterhin eine leichte<br />
LiFePo-Batterie und Titanschrauben<br />
ohne Ende. Die Magersucht gipfelt<br />
schließlich in der Titan-Komplettanlage<br />
von SC-Project. Eine Spezialanfertigung<br />
des italienischen Herstellers, extra für<br />
KLEIN-YAMAHA YZF-R1<br />
Rundenzeit: 1.42,380 min<br />
44 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Dominiks Über-R1. Sie sieht nicht nur<br />
zum Niederknien schön aus und ist<br />
augenscheinlich top verarbeitet. Aufgrund<br />
der vier Krümmer, die in zwei<br />
weiteren Rohren direkt am Endschalldämpfer<br />
zusammenlaufen, bekommt<br />
der Motor hinten raus mehr Volumen.<br />
Grundvoraussetzung für Power beim<br />
R1-Antrieb. Dann der Sound. So<br />
ähnlich muss die Begleitmusik der<br />
Apokalyptischen Reiter klingen! Der<br />
Big Banger bollert tief und bösartig<br />
vor sich hin, das sticht jede Ducati aus.<br />
Beim Aufsteigen schwingt auf jeden<br />
Fall eine gehörige Portion Respekt mit.<br />
Die Kupplung rückt beim Losrollen<br />
aufgrund der synthetischen Beläge<br />
(halten mehr Leistung aus) garstig ein.<br />
Man muss sich schon etwas konzentrieren.<br />
Vielleicht eine Art letzte Warnung,<br />
die dem Fahrer signalisiert:<br />
„Pass schön auf Kumpel, ich bin giftig“!<br />
Auf der Strecke jagt ein Aha-Erlebnis<br />
das nächste. Man hält das Vorderrad<br />
der R1 praktisch direkt in den Händen.<br />
Alles wirkt laserartig präzise und<br />
gnadenlos direkt. Vielleicht mit einer<br />
Ausnahme: Das Ansprechverhalten<br />
des Vierzylinders ist im unteren<br />
Drehzahlbereich etwas verwaschen,<br />
die Leistung setzt dann aber weich ein.<br />
Da rüber reagiert die R1 sauber und<br />
direkt auf jeden Millimeter mehr oder<br />
MOTORRAD<br />
KLEIN GMBH<br />
Röntgenstraße 5<br />
66763 Dillingen/Saar<br />
www.motorradklein.de<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 45
WILBERS TRIPLE<br />
TUNING GMBH<br />
Alfred-Mozer-Straße 82<br />
48527 Nordhorn<br />
www.wilbers-bmwracing.de<br />
www.tripletuning.de<br />
WILBERS-BMW S 1000 RR<br />
Rundenzeit: 1.42,780 min<br />
46 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
weniger Gasgriffstellung. Es gibt keine<br />
Dellen oder Einbrüche in der Leistungskurve,<br />
doch über 10 000/min<br />
wird die bombenstarke Drehzahlmitte<br />
nochmals mit einem Extraschub gekrönt.<br />
Auf der Gegengeraden des Lausitzrings<br />
macht die Klein-R1 noch im<br />
vierten Gang Power-Wheelies. Meine<br />
Güte, das Teil kostet Körner! Gut, dass<br />
die verbaute Verkleidungsscheibe<br />
(Ermax) sagenhaften Windschutz bietet.<br />
So kann man ein paar Augenblicke<br />
durchatmen, wenn das Vorderrad<br />
wieder Bodenkontakt hat.<br />
Ähnlich einer Cup-R6,<br />
nur mit monströser Leistung<br />
Die Leistung kommt nicht von ungefähr.<br />
Zu Beginn wurde der Motor komplett<br />
zerlegt, Klein hat das Lagerspiel<br />
sowie die Pleuel kontrolliert und optimiert.<br />
Anschließend wurden die<br />
Quetschkanten angepasst, Kanäle und<br />
Brennräume bearbeitet und Kit-Nockenwellen<br />
(andere Profile und Steuerzeiten)<br />
eingesetzt. Die Kit-Nockenwellen<br />
kosten mit Ventilfedern schlappe<br />
2000 Euro und bringen drei <strong>PS</strong>. Aber<br />
wer gründlich sein will, nimmt auch<br />
das mit. Zusammen mit der SC-Project-<br />
Anlage steigern die im unteren Bereich<br />
gekürzten Trichter weiterhin die Leistung.<br />
Für die Kühlung sorgt ein Kit-Gerät<br />
von H2O Performance. Auf der Elektronikseite<br />
setzt Dominik Klein auf den<br />
Kit-Kabelbaum von Yamaha, benutzt<br />
aber das geflashte Serien-Steuergerät.<br />
Das macht die Abstimmung schwieriger,<br />
schafft aber aufgrund der feineren<br />
Aufsplitterung verschiedener Parameter<br />
noch mehr Möglichkeiten beim Programmieren.<br />
So lässt sich etwa die<br />
Traktionskontrolle zu geringerem Eingreifen<br />
als Standardwert „1“ bewegen.<br />
Die Bremsanlage setzt den nächsten<br />
Höhepunkt. Sie ist mit der Magura-<br />
Bremspumpe HC³, den gefrästen Brembosätteln<br />
GP4-RX (etwa 1500 Euro!), T-<br />
Drive-Scheiben und Z04-Belägen ausgestattet.<br />
Bei der Bremsperformance<br />
liegen die ZX-10R vom BikeShop Lüchow<br />
und die R1 auf einem ähnlichen<br />
Level. Nur im harten Renneinsatz würde<br />
sich die Highend-Teilekombination<br />
der R1 wahrscheinlich als gleichmäßiger<br />
oder standfester erweisen.<br />
Widmen wir uns den Rundenzeiten.<br />
Zwei Probleme liegen vor. Erstens kostet<br />
die extreme Wheelieneigung der R1<br />
bis zum vierten Gang wertvolle Sekunden.<br />
Zweitens wird das Heck beim harten<br />
Anbremsen leicht, und die Maschine<br />
kommt ziemlich quer. Sie erinnert<br />
vom Fahrverhalten her stark an eine<br />
scharfe Cup-R6. Nur mit monströser<br />
Leistung! Für Arne Todes gezeitete<br />
Runde wird der Radstand leicht gekürzt,<br />
die Übersetzung geändert und<br />
über das Dashboard etwas mehr elektronische<br />
Motorbremse gegeben,<br />
damit die Maschine am Kurveneingang<br />
kontrollierbarer bleibt. Die Gabel<br />
kommt wie das Federbein von K-Tech<br />
aus England und wird gerne im Road<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Mittig: geschickt integrierter Ausgleichsbehälter<br />
für die Bremsflüssigkeit.<br />
Das Dashboard stammt wie das<br />
Data Recording-System von 2D<br />
02 Laut IDM-Reglement darf mechanisch<br />
wenig verändert werden, saubere<br />
Motorabstimmung ist wichtig<br />
03 Aufgefallen: Das Team fährt mit<br />
einem sehr harten Fahrwerkssetup.<br />
Sämtliche Dämpfer stammen natürlich<br />
von Wilbers<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 47
Racing verwendet. Sie bekommt etwas<br />
weniger Druckstufendämpfung, da sie<br />
Arne beim Eintauchen unten zu progressiv<br />
agiert und hart wird. Am Federbein<br />
nimmt Dominik etwas Vorspannung<br />
raus. Das Bike steht hinten jetzt<br />
tiefer, sodass sich der Reifen besser<br />
mit der Piste verzahnen kann. Nach<br />
einigen Runden zeigt die Uhr 1.42,380<br />
Minuten an, und ein zufriedener<br />
Arne Tode kehrt in die Box zurück.<br />
Die Wheelieneigung ist komplett verschwunden<br />
und das extreme Sliden<br />
abgestellt. Arne bringt es auf den<br />
Punkt: „Das Bike ist Emotion pur, da<br />
steckt echt der Spirit des Tuners drin.<br />
Wenn ich jetzt zu viel Geld hätte, würde<br />
ich das Teil sofort einladen.“ Dem ist<br />
nichts weiter hinzuzufügen.<br />
Im Profi-Rennsport steckt das<br />
Reglement die Grenzen ab<br />
Wenn für den „Hobbypiloten“ schon so<br />
viel geboten wird wie bei ZX-10R und<br />
R1 gesehen und erlebt, was hält dann<br />
der professionelle Rennsport für Asse<br />
bereit? Eine Antwort darauf liefert die<br />
BMW S 1000 RR der Wilbers Triple Tuning<br />
GmbH. Das Team fährt mit dem<br />
belgischen Piloten Bastien Mackels in<br />
der IDM Superbike. Unser Prüfstand<br />
bescheinigt seiner RR 217 <strong>PS</strong>, die Waage<br />
zeigt 179,9 Kilo vollgetankt. Es geht<br />
bei den meisten Rennmaschinen weniger<br />
um das, was technisch maximal<br />
möglich wäre. Sondern vielmehr um<br />
das, was das Reglement zulässt. In der<br />
IDM Superbike darf kein Bike leichter<br />
als 168 Kilo (trocken) sein. Die Wilbers-<br />
VIER FURIOSE VIERZYLINDER MIT UNTER-<br />
SCHIEDLICHEN CHARAKTEREIGENSCHAFTEN.<br />
GEMEINSAMKEIT: ALLE PFEILSCHNELL!<br />
48 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
BMW liegt knapp darunter, deshalb arbeitet<br />
das Team mit Zusatzgewichten,<br />
die möglichst günstig verteilt werden.<br />
Im Motor sind nur Nockenwellen, Steuerzeiten<br />
und die Verdichtung gemacht<br />
– mehr darf mechanisch nicht verändert<br />
werden.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg heißt deshalb<br />
Fahrbarkeit, was eine perfekte<br />
Abstimmung inklusive der Elektronik<br />
voraussetzt. Und tatsächlich, die BMW<br />
benimmt sich draußen auf der Strecke,<br />
als sei sie nur für den Lausitzring gebaut<br />
worden. Die HP-Race-Motorsportelektronik<br />
in Verbindung mit dem HP-<br />
Race-Calibration-Kit 3 Pro macht´s<br />
möglich. Kurvenselektiv verändern<br />
sich das Mapping und die Intervention<br />
von Traktionskontrolle und elektronischer<br />
Motorbremse spürbar. Handling,<br />
Stabilität, Brems- und Einlenkverhalten<br />
– alles vom Feinsten. Butterweich geht<br />
das Motorrad ans Gas, um danach jede<br />
Kurbelwellenumdrehung in effizienten,<br />
klinisch reinen Vortrieb zu verwandeln.<br />
Die BMW erinnert an einen Magnetzug,<br />
ähnlich wie bei der ZX-10R. Dann<br />
dieses chirurgisch genaue Getriebe.<br />
Quickshifter und Blipper könnten nicht<br />
besser funktionieren. „Auf diesem Niveau<br />
der Fahrbarkeit sind wir erst jetzt,<br />
nach sechs Jahren Erfahrung mit der<br />
Maschine angekommen“, erklärt Technikchef<br />
Burkhard Stember den Feinschliff<br />
der BMW.<br />
Die Dämpfung des Fahrwerks wirkt<br />
brutal straff (komplett Wilbers), wobei<br />
für manche Tester genau daraus die<br />
Präzision resultiert. Burkhard Stember<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 49
01<br />
01 High- und Lowspeed der Druckstufendämpfung<br />
lassen sich am Federbein<br />
auch mechanisch einstellen<br />
02 Das Touratech-Fahrwerk (vorne<br />
36-mm-Cartridge) funktioniert plug<br />
& play. Die Einstellungen laufen wie<br />
gehabt über das Seriencockpit<br />
03 Unter der Zubehörverkleidung<br />
befindet sich, bis auf den Lenkungsdämpfer<br />
als Teil des Touratech-Fahrwerks,<br />
kein weiteres Tuning mehr<br />
<strong>PS</strong>-Tester René Raub steigt dagegen<br />
von der RR ab und sagt in seiner<br />
nüchternen und sachlichen Art: „Ich<br />
glaube, das ist das beste Motorrad,<br />
das ich je gefahren habe.“ René<br />
scheint ein harter Typ zu sein.<br />
Vorhang auf für die fantastische<br />
Nummer vier im Bunde. Wiederum<br />
handelt es sich um eine BMW S 1000<br />
RR, und sie kommt mit einem semiaktiven<br />
Fahrwerk von Touratech. Richtig<br />
02<br />
03<br />
sagt, bei Rennen würde das Setup<br />
tendenziell sogar noch straffer gewählt.<br />
Denn das Bike muss knackig genug<br />
sein, um schnell umlegen zu können.<br />
Gleichzeitig muss es alle Wellen im Asphalt<br />
mitnehmen, um den maximalen<br />
Grip auszuschöpfen. Interessant ist folgende<br />
Einschätzung zum Thema Fahrwerk.<br />
Stember: „Wir haben aus 2013<br />
und 2014 so viel Erfahrung mit der<br />
HP4, dass wir nach Möglichkeit eher<br />
zum elektronischen als zum konventionellen<br />
Fahrwerk greifen würden. Leider<br />
geht das technisch nicht mehr. Zwischen<br />
den Modelljahren hat sich das<br />
Kommunikationssystem von CAN-Bus<br />
auf LIN-Bus geändert. BMW kann das<br />
entsprechende Steuergerät, das wir<br />
benötigen, momentan nicht liefern.“<br />
Laut Arne Tode gibt es zwei Arten<br />
von Fahrern. Die einen bevorzugen<br />
weichere Fahrwerke, die mehr arbeiten.<br />
Andere kommen mit strafferen Fahrwerken<br />
besser klar. Er selbst ist ein<br />
Fan der weicheren Variante. Seine Zeit<br />
mit der Wilbers-BMW: 1.42,780 min.<br />
50 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
gelesen! Der namhafte Reisezubehörund<br />
Umbauspezialist bietet nämlich<br />
mittlerweile mit der „Competition Line“<br />
Fahrwerke für Supersportler an. Zwar<br />
ist das semiaktive System bislang nur<br />
für BMWs verfügbar, die ab Werk mit<br />
DDC ausgestattet sind. Für weitere<br />
Marken und Modelle befindet es sich<br />
aber in Vorbereitung. Das Touratech-<br />
Fahrwerk (komplett 3398 Euro) kann<br />
bei der S 1000 RR „plug & play“ eingebaut<br />
(vorne Cartridge-Einheit) und<br />
ganz normal über das Dashboard bedient<br />
werden. Vorteil des von Touratech<br />
in Zusammenarbeit mit Tractive<br />
entwickelten Systems: Die Magnetventile<br />
öffnen und schließen dreimal<br />
schneller als die Ventile von Sachs/ZF<br />
(DDC von BMW). Im Übrigen kann die<br />
Druckstufendämpfung am Federbein<br />
(High- und Lowspeed) auch mechanisch<br />
eingestellt werden. Das semiaktive<br />
Fahrwerk von BMW stößt irgendwann<br />
an seine Grenzen, das von Touratech<br />
nicht, so lautet das Versprechen.<br />
Die Test- und Entwicklungsarbeit<br />
fand maßgeblich unter Ex-IDM-Racer<br />
Stefan Nebel statt. Stefan: „Wir haben<br />
uns eine serienmäßige S 1000 RR geschnappt<br />
und überlegt, welche sinnvollen<br />
Änderungen wir vornehmen können,<br />
um ein schnelles Motorrad für den<br />
Hobbyracer hinzustellen.“ Außer dem<br />
TOURATECH AG<br />
Auf dem Zimmermann 7-9<br />
78078 Niedereschach<br />
lars.wuerdemann@touratech.de<br />
TOURATECH-BMW S 1000 RR<br />
Rundenzeit: 1.43,751 min<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 51
Touratech-Fahrwerk Competition Linie<br />
trägt die BMW nur noch eine Rennverkleidung,<br />
eine Remus-Komplettanlage<br />
und eine Fußrastenanlage von TRW.<br />
Dazu sind Bremsscheiben von Motomaster,<br />
Bremsbeläge von Lucas und<br />
ein HP-Race-Calibration-Kit 3 verbaut.<br />
Vom ABS hat man sich verabschiedet.<br />
Technische Veränderungen am Motor<br />
gibt es keine, mit 2<strong>08</strong> <strong>PS</strong> steht der<br />
Antrieb allerdings gut im Futter.<br />
Erster Feldversuch. Die hohe<br />
Bremsstabilität der Touratech-BMW ist<br />
traumhaft. Man kann in die Bremse<br />
greifen wie der Teufel. Dann merkt<br />
man, wie die Druckstufendämpfung<br />
zu macht. Nach dem Lösen der Bremse<br />
verändert sich die Dämpfung, und das<br />
Motorrad lässt sich sofort scharf abklappen.<br />
„Wir versuchen, das Fahrgefühl<br />
so nah wie möglich an einem<br />
konventionellen Fahrwerk zu halten“,<br />
erklärt Lars Würdemann, der bei Touratech<br />
als Head of Business für die<br />
Fahrwerke zuständig ist. Das scheint<br />
soweit ganz gut geklappt zu haben!<br />
BARTSCHAT-ZX-10R<br />
GEWICHT <br />
182,8 kg<br />
VORN/HINTEN 53,3/46,7 %<br />
LEISTUNG <br />
194 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 12 000 Euro<br />
Motorleistung<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
210<br />
190<br />
170<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
Lüchow-Kawasaki<br />
ZX-10R<br />
142,7 kW (194 <strong>PS</strong>)<br />
bei 13300/min<br />
109 Nm<br />
bei 10900/min<br />
Drehmoment in Nm<br />
110<br />
100<br />
90<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Die Leistungskurve sieht ordentlich aus,<br />
in der Praxis beeindruckt der Motor aber<br />
noch viel mehr. Er läuft seidenweich und<br />
drückt ab mittleren Drehzahlen bullig an.<br />
Lüchow-Kawasaki Tuner GP<br />
KLEIN-YZF-R1<br />
GEWICHT <br />
177,3 kg<br />
VORN/HINTEN 54,4/45,6 %<br />
LEISTUNG <br />
212 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 25 000 Euro<br />
Motorleistung<br />
160<br />
140<br />
200<br />
Klein-Yamaha<br />
180 YZF-R1<br />
120<br />
160<br />
155,7 kW (212 <strong>PS</strong>)<br />
bei 14200/min<br />
114 Nm<br />
100 140 bei 12100/min<br />
120<br />
80<br />
100<br />
60<br />
80<br />
120<br />
110<br />
40 60<br />
100<br />
90<br />
40<br />
80<br />
20<br />
20<br />
70<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Klein Yamaha Tuner GP<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Charakterstarker Auftritt vom Big Banger.<br />
Wie am Gummiband zieht der R1-Motor<br />
heftig durchs ganze Drehzahlband,<br />
beweist dabei noch hohe Laufkultur.<br />
BARTSCHAT-<br />
KAWASAKI ZX-10R<br />
KLEIN-<br />
YAMAHA YZF-R1<br />
52 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
WILBERS-<br />
BMW S 1000 RR<br />
TOURATECH-<br />
BMW S 1000 RR<br />
WILBERS-S 1000 RR<br />
GEWICHT <br />
179,9 kg<br />
VORN/HINTEN 54,0/46,0 %<br />
LEISTUNG <br />
217 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 40 000 Euro<br />
Motorleistung<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
210<br />
190<br />
170<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
kW <strong>PS</strong><br />
Wilbers-BMW<br />
S 1000 RR<br />
159,7 kW (217 <strong>PS</strong>)<br />
bei 13100/min<br />
131 Nm<br />
bei 10100/min<br />
Drehmoment in Nm<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Kommando vorwärts bei der Wilbers-<br />
BMW. Hier wird klinisch reiner Vortrieb<br />
serviert, Wilbers-BMW ohne Rucken und Tuner Zucken. GP<br />
Die Leistungskurve spricht für sich.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
TOURATECH-S 1000 RR<br />
GEWICHT <br />
186,4 kg<br />
VORN/HINTEN 53,6/46,4 %<br />
LEISTUNG <br />
2<strong>08</strong> <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 9000 Euro<br />
Motorleistung<br />
160<br />
140<br />
200<br />
Touratech-BMW<br />
180 S 1000 RR<br />
120<br />
160<br />
152,9 kW (2<strong>08</strong> <strong>PS</strong>)<br />
bei 13400/min<br />
120 Nm<br />
100 140 bei 9600/min<br />
120<br />
80<br />
100<br />
60 80<br />
140<br />
120<br />
40 60<br />
100<br />
40<br />
80<br />
20<br />
20<br />
60<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Touratech-BMW Tuner GP<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Angesichts des unangetasteten Motors<br />
fällt die Leistungsausbeute üppig aus. Im<br />
Vergleich zu den anderen Bikes braucht<br />
die Touratech-BMW allerdings Drehzahl.<br />
Beim Herausbeschleunigen fing das<br />
Heck mit dem BMW-DDC gelegentlich<br />
zu pumpen an. Mit dem Touratech-<br />
Fahrwerk verhält sich die Hinterhand<br />
trotz Vollgas ruhig, es ist kein Pumpen<br />
zu beobachten. Sensible Naturen spüren<br />
dafür leichte Unruhe im Lenker,<br />
was dem jeweiligen Fahrstil geschuldet<br />
sein mag. Die <strong>PS</strong>-Rennfahrer Arne und<br />
Ecke sind sich immerhin einig: „Super<br />
Fahrbarkeit, tolle Balance. Das passt!“<br />
René Raub meint anerkennend: „Das<br />
Fahrwerk verzeiht den welligen Belag<br />
in Kurven echt gut. Vom Handling her<br />
gefällt mir das Motorrad fast so sehr<br />
wie eine 600er.“<br />
Für eine seriennahe S 1000 RR geht<br />
auf jeden Fall einiges, wie Arne Tode<br />
mit einer Rundenzeit von 1.43,751 min<br />
beweist. Wenn Entwicklungsfahrer Stefan<br />
Nebel selbst am Kabel seiner BMW<br />
zieht, steht sogar eine 1.42,155 auf der<br />
Uhr. Für 99 Prozent aller Hobbyfahrer<br />
dürfte aber schon Arnes Zeit als Messlatte<br />
genügen. Egal, mit welchem Motorrad<br />
und wie auch immer getunt.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 53
TUNERGP<br />
KTM TEAM WEST 1290 SUPER DUKE R<br />
Die Ruhrpott-Dampframme vom KTM Team West war der Bud Spencer unter den TunerGP-<br />
Bikes. Feinfühlig is nich, mehr wie der spencersche Hieb aufs Haupt.<br />
FAUSTKÄMP<br />
54 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
KTM TEAM WEST<br />
Kay Leeuw, Thomas<br />
Holte (von links)<br />
Pfälzerstraße 77<br />
46145 Oberhausen<br />
www.ktmteamwest.de<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: fact, Markus Jahn<br />
FER<br />
Dass die KTM 1290 Super<br />
Duke R eigentlich gar kein<br />
Renneisen ist, spielt jetzt<br />
mal überhaupt keine Rolle.<br />
Sie mag als Exot im TunerGP-Feld<br />
durchgehen, aber es gibt genügend<br />
Fans, die gern mit der kraftvollen 1290<br />
auf die Piste gehen – was zählen da<br />
die letzten Zehntelsekunden? Was aber<br />
elektrisiert, ist dieser bärige Antritt,<br />
das lustvoll erhobene Vorderrad aus<br />
den Ecken, die fiesen Schräglagen und<br />
dieses sonore Brummen. Mehr braucht<br />
man eigentlich nicht, um glücklich zu<br />
sein. Für Fans echter Renn-Skalpelle<br />
mag sich das nicht erschließen, aber<br />
Karl Lagerfeld kann mit Jogging-Buchsen<br />
auch nichts anfangen – trotzdem<br />
werden sie getragen.<br />
Thomas Holte vom KTM Team<br />
West aus Oberhausen greift<br />
dafür auch nicht zur Puderquaste.<br />
Lieber packt er<br />
die Super Duke an den<br />
entscheidenden Stellen<br />
und entlockt ihr<br />
noch mehr von dieser<br />
Faustkämpfer-<br />
Qualität, die schon<br />
die Serienmaschine<br />
auszeichnet.<br />
Mit dem Unterschied,<br />
dass das<br />
KTM Team West-<br />
Bike echte 180 <strong>PS</strong><br />
und fette 146 Nm<br />
Drehmoment auf die<br />
Prüfstandsrolle drückt.<br />
Unsere beste Serien-Super<br />
Duke schaffte gerade mal<br />
172 <strong>PS</strong>. Dazu braucht es gar nicht<br />
viel. Flugs die Airbox per Rottweiler<br />
Performance aus den USA vergrößert<br />
und einen Power Commander mit Autotune<br />
installiert, schon trabt der muskelbepackte<br />
Herzog auf dem Lausitzring<br />
los wie Bud Spencer zur Kneipenkeilerei.<br />
Dazu steuert die Akrapovic Evo-<br />
Auspuffanlage aus dem KTM-Sortiment<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 55
01<br />
02<br />
03<br />
ihren Teil bei – allerdings bearbeitet<br />
und jetzt ohne Kat. Die für die Einspritzung<br />
wichtige Lambda-Sonde musste<br />
Thomas dafür extra Titanbuchsen anfertigen<br />
lassen.<br />
Die Kraft aus dem dicken Twin fällt<br />
dermaßen wuchtig aus, dass die Jungs<br />
aus dem Pott die Kupplungsfedern entsprechend<br />
verstärkt haben. Am Ende<br />
knickte aber die ganze Kupplung unter<br />
der Drehmomentwelle ein und begann<br />
nach einigen Vollgasrunden unfreiwillig<br />
zu rutschen. Mangels Alternative<br />
vor dem Rundenzeiten-Bolzen büßte<br />
die KTM entsprechend Zeit ein. Da geht<br />
schon mehr.<br />
Dazu braucht es natürlich das passende<br />
Fahrwerk. Thomas und Werkstattmeister<br />
Kay Leeuw haben dazu<br />
das WP-Serienfahrwerk überarbeitet.<br />
An der Gabel per WP-Closed Cartridge,<br />
01 Der inaktivere Originallenker<br />
der Super Duke wurde gegen<br />
die flache Stange der 690 Duke R<br />
getauscht<br />
02 Viele Teile an der 1290er<br />
stammen aus dem Powerparts-<br />
Programm von KTM. Nicht so das<br />
eloxierte 520er-Kettenblatt. Das<br />
vertreibt das Team West exklusiv<br />
03 Die Karbonfelgen sind nicht nur<br />
chic, sondern auch teuer. Ohne<br />
sie wird die Team West-KTM gleich<br />
mal knapp 4000 Euro günstiger<br />
das WP-Competition-Federbein wurde<br />
entsprechend angepasst.<br />
Das Thema Fahrwerk ist allerdings<br />
etwas diffizil, denn die Grundkonstruktion<br />
der Super Duke ist für die Rennstrecke<br />
nicht ganz unproblematisch. Da<br />
reicht ein Blick auf das Seitenprofil der<br />
KTM. Das gesamte Gewicht liegt sehr<br />
weit vorn am Fahrzeug. Nimmt man mal<br />
das Kurbelwellengehäuse als Anhaltspunkt<br />
für die senkrechte Linie, liegt<br />
gerade noch der hintere Zylinder an<br />
ähnlicher Stelle. Alles andere bewegt<br />
sich eindeutig davor. Die Duke jetzt für<br />
Handlichkeit und in typischer Rennpistenmanier<br />
auf das Vorderrad zu stellen,<br />
sorgt entsprechend für Unruhe, denn<br />
die Front bekommt gewaltig Druck,<br />
während das Hinterrad tendenziell<br />
immer zu wenig Gewicht abbekommt.<br />
Am Kurvenausgang belastet dann die<br />
Drehmomentspülung die Balance zusätzlich,<br />
das Federbein muss gewaltig<br />
arbeiten. Den Rest erledigt der wellige<br />
Belag der Strecke.<br />
Das Resultat: Das Team West hatte<br />
alle Hände voll zu tun, Gabel und Federbein<br />
so abzustimmen, dass schnelle<br />
Runden drin waren. Mal drehten wir<br />
hinten die Zugstufe mehr zu, damit die<br />
Duke beim Umlegen in den kniffligen<br />
Wechselkurven nicht katapultartig<br />
ausfederte, dann brauchten wir an<br />
anderer Stelle davon wieder mehr, um<br />
genug Traktion zu generieren.<br />
Der Lenker rührte dabei mitunter<br />
kräftig und verlieh der Super Duke<br />
weder beim Rein noch beim Raus aus<br />
den Kurven die Ruhe, die für Top-Zeiten<br />
nötig gewesen wäre. Am Ende<br />
verhagelten uns die Kupplung und die<br />
wenige verbliebene Zeit das Experiment,<br />
radikaler in die Geometrie einzugreifen<br />
und beispielsweise das Heck<br />
abzusenken, Gewicht vom Vorderbau<br />
zu nehmen und es etwas auf die<br />
unkonventionelle Art zu probieren.<br />
An den superleichten Karbonrädern<br />
dürfte es wirklich nicht gelegen<br />
haben, und der niedrigere Lenker der<br />
690er-Duke R fühlt sich super an.<br />
Wie die Bremse – krisp und kraftvoll,<br />
sobald das ABS deaktiviert war.<br />
56 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
DATEN<br />
RUNDENZEIT <br />
1.51,601 min<br />
GEWICHT <br />
199 kg<br />
VORN/HINTEN 51,1/48,9 %<br />
LEISTUNG <br />
180 <strong>PS</strong><br />
PREIS<br />
28990 Euro<br />
140<br />
180 KTM Team West<br />
170 1290 Superduke<br />
120 160 132,4 kW (180 <strong>PS</strong>)<br />
150 bei 9200/min<br />
100<br />
140 146 Nm<br />
130 bei 5805/min<br />
120<br />
80 110<br />
100<br />
90<br />
60 80<br />
70<br />
170<br />
60<br />
40<br />
150<br />
50<br />
130<br />
40<br />
110<br />
20 30<br />
90<br />
20<br />
10<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Motorleistung<br />
Drehmoment in Nm<br />
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<strong>PS</strong>-TUNERGP<br />
HERTRAMPF-DUCATI 959<br />
PANIGALE R<br />
Der Multi-Händler und Tuner<br />
Hertrampf aus Emsbüren gehört<br />
quasi schon zum festen<br />
Inventar des <strong>PS</strong>-TunerGP. Seit<br />
über zehn Jahren ist er regelmäßig dabei<br />
und kredenzte uns so aufregende<br />
Umbauten wie eine Panigale R als radikalen<br />
Streetfighter oder messerscharfe<br />
Renneisen, für die das Hertrampf<br />
Racing Team die ganze Erfahrung aus<br />
jahrelangem IDM-Einsatz anzapfte.<br />
Prinzipiell gilt das auch für das Projekt-Bike<br />
zum diesjährigen TunerGP,<br />
doch dem Motor der 959 Panigale<br />
rückte Boss Denis Hertrampf nicht in<br />
gewohntem Umfang zu Leibe. „Unser<br />
Beitrag ist dieses Mal ein Charity-<br />
Motorrad für ein Kinderhilfsprojekt“,<br />
erklärt Denis. „Es soll im September für<br />
einen guten Zweck versteigert werden<br />
und entsprechend Interessierte ansprechen.<br />
Deshalb war es mir sehr<br />
wichtig, dass die Ducati auch auf der<br />
Straße gefahren werden kann.“<br />
Blinker, Spiegel und den Kennzeichenträger<br />
haben sie für den TunerGP<br />
dann freilich abgenommen. Aber zum<br />
Glück beschränkte sich das Tuning<br />
doch nicht nur darauf und auf die auffällige,<br />
von Kindern der Sünte-Marien-<br />
Schule in Wietmarschen gemachte<br />
Lackierung. Für diese Aktion wurde<br />
das ganze Motorrad foliert, sodass der<br />
spätere Besitzer die 959 auch ohne<br />
Kinderhandabdrücke im klassischen<br />
Ducati-Rot genießen könnte.<br />
Doch noch mal zurück zum Motor:<br />
Für eine schönere Leistungsausbeute<br />
und homogene Leistungsabgabe änderte<br />
Hertrampf die Steuerzeiten und<br />
passte das Mapping der Mitsubishi-<br />
Einspritzung an. Den arg diskutierten<br />
Serienauspuff löste eine Akrapovic<br />
Evo-Anlage ab, die eigentlich an die<br />
1299-Schwester gehört und für die 959<br />
entsprechend geändert werden musste.<br />
Tatsächlich nimmt das Bike das Gas<br />
Mittlerweile ist die<br />
kleinere Supersport-<br />
Schwester des Ducati-<br />
Superbikes quasi eine<br />
1000er. Schön ist da<br />
Tuning, das gut tut.<br />
58 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong><br />
WOHLT<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Markus Jahn, fact
ÄTER<br />
<strong>PS</strong><br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
8/<strong>2016</strong> 59
01 02 03<br />
HERTRAMPF<br />
Denis Hertrampf<br />
Magnusstraße 5<br />
48488 Emsbüren<br />
www.ducatiplus.de<br />
sehr feinfühlig an und liefert im mittleren<br />
Bereich zusätzlichen Schub. Im<br />
Vergleich mit der Serie pressen schon<br />
bei 4000/min satte 20 Nm mehr daher.<br />
Im Landstraßen-relevanten Bereich<br />
zwischen 5000 und 6000/min sind es<br />
gar 30 Nm plus.<br />
Dennoch bleibt der Twin als Ableger<br />
des Superbikes für einen Zweizylinder<br />
ein ungewohnt drehzahlorientierter<br />
Sportler, der gerade auf der<br />
Rennstrecke erst bei Umdrehungen<br />
jenseits der 8000 Touren so richtig zur<br />
Sache geht und wegen dem schon bald<br />
einsetzenden Begrenzer entsprechend<br />
genau geschaltet werden muss.<br />
Ein Fahrwerk zum Verlieben<br />
Doch trotz dieser Drehzahlgier bleibt<br />
die Hertrampf-959 verglichen mit dem<br />
1299er-Beast gerade für Hobbypiloten<br />
mit gelegentlichen Ausflügen auf die<br />
Rennstrecke immer berechen- und<br />
beherrschbar. Sauberes Linienfeilen,<br />
präzise Brems- und Beschleunigungspunkte<br />
finden, sich stetig an bessere<br />
Rundenzeiten heranarbeiten – und das<br />
mit hohem Spaßfaktor –, ist das Credo<br />
dieser 959.<br />
Ihren Big Point bei diesem Anliegen<br />
setzt die Hertrampf-Ducati beim Fahrwerk.<br />
Sie mag noch so sehr mit Alltagsqualitäten<br />
glänzen – mehr vielleicht, als<br />
60 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
01 Herrlich direkte Verzögerung,<br />
stabiler Druckpunkt und eine wunderbar<br />
transparente Progression im<br />
Bremshebel: die überarbeitete<br />
Bremse der Hertrampf-959 02 Mit<br />
relativ wenig Aufwand, aber gehörigem<br />
Know-how hat der Tuner dem<br />
Motor Beine gemacht 03 Ganz groß<br />
punktet das Charity-Bike mit dem<br />
modifizierten Fahrwerk<br />
einem auf TunerGP gebürsteten Tester<br />
lieb sein kann. Aber wie diese 959 abklappt,<br />
mit großartig ansprechenden<br />
Dämpfern sicher über die welligen Passagen<br />
des Lausitzrings hinwegbügelt<br />
und zu jeder Zeit vom Haftungswillen<br />
der Pirellis berichtet, ist ein Gedicht.<br />
Nicht zum ersten Mal zeichnen sich die<br />
Hertrampf-Bikes hier besonders aus<br />
und unterstreichen die Tuner-Kompetenz,<br />
die unter dem Kürzel HPC firmiert.<br />
Vorn bekam die FGRT-Gabel von<br />
Öhlins per speziellen Kolben das Überarbeitungsprogramm<br />
des Hauses. Dazu<br />
wurden unter anderem auch die Shims<br />
getauscht und kamen neue Top-out-Federn<br />
rein. Beim Federbein sind ebenfalls<br />
HPC-Power Kolben drin. Eingestellt<br />
wird über Ventile. Die Shims des Original-TTX-Federbeins<br />
wurden entfernt.<br />
Selbstredend steht die Panigale 959 mit<br />
der geänderten Serienumlenkung und<br />
dem etwas längeren Federbein etwas<br />
mehr auf dem Vorderrad, was das<br />
Handling gegenüber der Serie erheblich<br />
in Richtung Rennsport verbessert.<br />
Wie gut das funktioniert, konnten<br />
wir gleich nach dem ersten Test-Turn<br />
feststellen, als das Motorrad für unseren<br />
Geschmack etwas überhandlich<br />
wirkte und schon beim kleinsten Impuls<br />
extrem einbog. Damit landeten wir<br />
dann allzu schnell innen an den Curbs.<br />
Abhilfe schaffte das gerade einmal um<br />
wenige Millimeter abgesenkte Heck.<br />
Nun feilte die Hertrampf-„Zwerg-<br />
Panigale“ wie ein astreines Rennpferd<br />
um die Radien, glänzte mit Präzision<br />
DATEN<br />
RUNDENZEIT <br />
1.46,609 min<br />
GEWICHT <br />
187,7 kg<br />
VORN/HINTEN 52,7/47,3 %<br />
LEISTUNG <br />
151 <strong>PS</strong><br />
PREIS<br />
ca. 25 000 Euro<br />
Motorleistung<br />
120<br />
150 Hertrampf<br />
140 Ducati Panigale 959<br />
100 110,8 kW (151 <strong>PS</strong>)<br />
130<br />
bei 11304/min<br />
120<br />
102 Nm<br />
80 110 bei 8863/min<br />
100<br />
90<br />
60 80<br />
70<br />
110<br />
40<br />
60<br />
100<br />
50<br />
90<br />
40<br />
80<br />
20<br />
30<br />
20<br />
70<br />
10<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12 14<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Überschaubares Tuning, großer Effekt:<br />
Beim Drehmoment in der Mitte legte die<br />
959 merklich zu. Die leichte Delle bei etwa<br />
7000/min war im Test kaum spürbar.<br />
und Stabilität in Schräglagen, ohne die<br />
nötige Bremsstabilität dafür aufzugeben.<br />
Apropos Bremse: Wer auch immer<br />
die „Wohltäter-Panigale“ aus Emsbüren<br />
am Ende ersteigert, der kann sich an<br />
höchst zuverlässigen und feist verzögernden<br />
Stoppern erfreuen. Die Brembos<br />
hat Denis auch überarbeitet – weil<br />
es einfach gut tut, dort anzupacken,<br />
„wo es erst Mal Sinn macht“.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 61
TECHNIK<br />
LESERFRAGEN<br />
WERNER KOCH<br />
<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />
Motorrad-Flüsterer Werner „Mini“<br />
Koch tüftelt und bastelt ständig<br />
selbst in seiner eigenen Werkstatt,<br />
und kein Technik- Thema ist ihm zu<br />
verworren. Und weiß er tatsächlich<br />
mal selbst nicht weiter, weiß er<br />
genau, wo man fragen muss.<br />
Sie haben eine Technik-Frage,<br />
die Sie schon lange umtreibt?<br />
Im Forum behauptet jeder<br />
etwas anderes? Sie sind mit<br />
Ihrem Latein am Ende? Dann<br />
stellen Sie uns Ihre Frage.<br />
<strong>PS</strong> geht der Sache hier auf<br />
den Grund, erklärt die Zusammenhänge<br />
oder fragt<br />
die Experten der Industrie<br />
oder Rennteams. Fragen an:<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.de, bitte<br />
„Technik“ im Betreff angeben.<br />
Text: Werner Koch<br />
Fotos: fact (2), Henniges, Sdun,<br />
Wiessmann, Carbonadi.de, SW-Motech<br />
? Hallo <strong>PS</strong>-Team, sind Sturzpads in<br />
jedem Fall sinnvoll? Oder können<br />
diese die Folgen eines Sturzes sogar<br />
noch verschlimmern? Schützt die Verkleidung<br />
alleine Rahmen und Motor<br />
sogar besser? Johannes Hanfland<br />
GUTEN RUTSCH<br />
den an. Verhakte sich jedoch der<br />
Kunststoffzylinder in den Curbs oder<br />
Wasserablaufrinnen, knackte der lange<br />
Hebelarm die rahmenfeste Verschraubung<br />
mitsamt dem dahinterliegenden<br />
Motorgehäuse.<br />
Deshalb sollten Protektoren immer<br />
so dicht als möglich am Motorgehäuse<br />
oder Rahmen montiert sein. Grundsätzlich<br />
ist von Zubehör-Bauteilen abzuraten,<br />
die direkt am Motorbolzen mit langen<br />
Metallhülsen und weit abstehenden<br />
Kunststoffkappen über die Verkleidung<br />
ragen. Was auf den ersten Blick so<br />
aussieht, als ob diese ausladende Konstruktion<br />
tatsächlich die Verkleidungsseitenteile<br />
schützt, kann schon bei<br />
einem lässigen Umfaller einen teuren<br />
Schaden anrichten.<br />
Diese fehlerhaften Konstruktionen<br />
hat man heute meist durch Protektoren<br />
ersetzt, die über einen Zwischenadapter<br />
oder eine flexible Grundplatte verschraubt<br />
sind. So besteht die Möglichkeit,<br />
dass sich diese Zwischenplatten<br />
unter der Aufprallwucht verbiegen und<br />
die eingeleitete Energie vernichten.<br />
Einige Hersteller verbauen zwischen<br />
Verschraubung und Kunststoff-<br />
Protektor eine Art Stoßdämpfer aus<br />
weichem, elastischem Kunststoff, der<br />
den Aufprall abdämpfen kann. Allerdings<br />
geht der Trend derzeit auch zu<br />
eleganten, aber nicht immer sinnvollen<br />
rechteckigen Protektoren mit ausgeprägten<br />
Kanten. Schliddert das Motorrad<br />
in dem dafür vorgesehenen Winkel<br />
schön in Fahrtrichtung geradeaus,<br />
funktioniert dieses Design. Dreht sich<br />
das Motorrad aber quer zur Flugbahn –<br />
was ja in der Praxis nicht ganz unwahrscheinlich<br />
ist –, können die Kanten einhaken<br />
und über die Verschraubungspunkte<br />
Motor oder Rahmen beschädigen.<br />
Deshalb sind runde, kantenfreie<br />
<strong>PS</strong>-Antwort Tatsächlich können Sturzprotektoren<br />
massive Schäden anrichten,<br />
wenn sie zu starr am Rahmen oder<br />
Motor angeschraubt sind. Nicht selten<br />
haben solche Konstruktionen den Rahmen<br />
mitsamt Motorgehäuse irreparabel<br />
zerstört. Die früher oftmals selbst<br />
gebastelten Protektoren aus massivem<br />
Kunststoff-Rundmaterial wurden an<br />
den Motorbolzen verschraubt und ragten<br />
weit über die Silhouette des Motorrads<br />
hinaus. Solange das dann auf<br />
dem Asphalt entlang rutschte, richteten<br />
auch solche Protektoren wenig Schaund<br />
pilzförmige Schutzkappen die sinnvollere,<br />
wenn auch optisch nicht gerade<br />
elegantere Lösung.<br />
Um die Verkleidung bei einem Sturz<br />
tatsächlich vor Bodenkontakt zu<br />
schützen, müssen mindestens drei Kontaktpunkte<br />
über die Verkleidungs fläche<br />
hinausragen. Einer davon ist in den<br />
meisten Fällen ein Lenkerende, das<br />
mit elastisch eingesetzten Stahl- oder<br />
Kunststoff-Pfropfen den Aufprall dämpft<br />
und das einen ausreichenden Abstand<br />
zum Asphalt herstellt.<br />
An der Schwinge und an der Gabel<br />
schützen die an der Verlängerung der<br />
Achsen verschraubten Protektoren<br />
vor hässlichen Schleifspuren oder auch<br />
irreparablen Schäden an der Fahrwerksaufhängung.<br />
Durch den kurzen<br />
Hebel und die relativ große Auflagefläche<br />
richten solche Bauteile auch dann<br />
keinen Schaden an, wenn sie sich in<br />
der Straßenoberfläche verhaken.<br />
Bedingt durch den weit ausladenden<br />
Brückenrahmen der meisten Vierzylindermotorräder<br />
kommt man beim<br />
regelmäßigen und ernst gemeinten<br />
Einsatz auf der Rennstrecke nicht um<br />
die Rahmenschützer aus Karbon oder<br />
Kevlar/Karbon-Mix herum. Diese Ummantelung<br />
schützt den Rahmen zwar<br />
nicht vor einer Gewalteinwirkung beim<br />
Aufprall, doch beim horizontalen Ritt<br />
durchs Kiesbett bleibt die empfindliche<br />
Oberfläche der Alurahmen vom Kiesstrahlen<br />
und kleinen Dellen verschont.<br />
Bei straßenzugelassenen Maschinen<br />
ist das schon ein Totalschaden.<br />
Vor hässlichen Dellen und Macken<br />
sollte man auch die Schwinge schützen,<br />
indem in Höhe der Fußrasten kleine<br />
Protektoren aus Karbon, GFK oder Aluminium<br />
angebracht werden. Mit einer<br />
Schicht Silikon aufgeklebt, verhindert<br />
man, dass die beim Sturz nach innen<br />
62 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Diese Sturzpads sind nicht direkt am Rahmen, sondern an Adapterplatten<br />
befestigt, die sich beim Aufprall verbiegen können<br />
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Von solchen direkt verschraubten<br />
Pads mit großer<br />
Hebelwirkung ist abzuraten<br />
Karbonschalen schützen<br />
Rahmen und Schwinge vor<br />
dem „Kiesstrahlen“<br />
Sturzpads als Achsverlängerung<br />
schützen Gabelfuß oder<br />
Schwinge vor teuren Schäden<br />
Die Motorprotektoren (hier carbonadi.de)<br />
sind zwar zerfleddert,<br />
das Gehäuse aber dicht<br />
gebogene Fußrastenplatte den Schwingenholm<br />
beschädigt. Vor allem die bildschönen,<br />
gezogenen Alublech-Konstruktionen<br />
sollte man mit solchen Abdeckungen<br />
vor einer Beschädigung und damit einem<br />
Wertverlust schützen.<br />
Als aktive Sturzvorsorge gilt es, sämtliche<br />
Überlaufschläuche von Wasser, Öl<br />
(aus dem Luftfilterkasten) und Tank so zu<br />
verlegen, dass im Falle eines Falles die<br />
Flüssigkeiten nicht aufs Hinterrad gelangen.<br />
Leider werden viele Motorräder so<br />
ausgeliefert, dass ein ganzes Bündel an<br />
Schläuchen mittig hinter dem Motor endet.<br />
Speziell bei einem übervollen Tank ist es<br />
schnell passiert, dass sich Kraftstoff durch<br />
die Erwärmung ausdehnt und über den<br />
Überlauf den Weg ins Freie sucht. Ein<br />
Schwall Benzin raubt dem Reifen jegliche<br />
Haftung und kann selbst beim Geradeausbeschleunigen<br />
zum Sturz führen.<br />
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LESERPOST<br />
Foto: Jan Okruhari<br />
BEI VOLLGAS ZU LAUT<br />
Lärmkiller für BMW S 1000 RR gesucht<br />
In der Ausgabe 07/<strong>2016</strong> habt Ihr auf<br />
Seite 67 einen speziellen Lärmkiller für<br />
die BMW S 1000 RR erwähnt. Wie genau<br />
sieht dieser aus beziehungsweise<br />
ist es möglich, diesen zu beziehen?<br />
Da ich gerne am Bilster Berg fahre und<br />
dort auch mit originalem Auspuff der<br />
S 1000 RR zu laut bin (für Vollgas nach<br />
der Mutkurve), interessiert mich der<br />
spezielle db-Eater.<br />
Florian Kramer per E-Mail<br />
Den Eigenbau-Lärmkiller gibt‘s<br />
beim Renntrainings-Veranstalter<br />
Bike Promotion für 85,50 Euro. Er<br />
passt nur an die 2015er/<strong>2016</strong>er-<br />
Modelle der BMW S 1000 RR. Bei<br />
Interesse bitte eine E-Mail an<br />
01729379561@web.de und cc an<br />
thomas.thieme@bike-promotion.<br />
com schicken. Beim Slicktest haben<br />
wir aber festgestellt, dass der<br />
dB-Killer gefühlt 15 bis 20 <strong>PS</strong> Spitzenleistung<br />
kostet. Wenn das nicht<br />
stört, ist das Endstück interessant<br />
für Strecken mit strengen Lärmbestimmungen.<br />
Die Red.<br />
DAS BESTE HEFT<br />
Zur <strong>PS</strong>-Ausgabe 07/<strong>2016</strong><br />
Ich möchte mal loswerden, wie gut ich<br />
die Juliausgabe fand. Angefangen mit<br />
den üblichen, aber interessanten News<br />
aus der Mopedszene. Sehr gut gefallen<br />
hat mit der Artikel über den Vergleich<br />
der besten Twins. Es ist ein sehr schöner<br />
und unterhaltsamer, aber gleichzeitig<br />
informativer und unabhängiger<br />
Schreibstil. Sehr gut finde ich auch<br />
das Beschleunigungs-Diagramm!<br />
Am besten gefällt mir die Serie über<br />
den R6-Cup. Wenn man den Artikel<br />
liest, bekommt man einen perfekten<br />
Einblick in die Rennsportszene<br />
und fühlt sich, als wäre man direkt dabei.<br />
Nach dem Artikel habe ich sofort<br />
den Anreiz, bei solch einer Serie einmal<br />
mitzufahren! Als krönender Abschluss<br />
der Artikel mit Casey Stoner.<br />
Ich finde es großartig, wie ehrlich und<br />
offen er die MotoGP kritisiert<br />
Dieses Heft ist das mit Abstand beste,<br />
das ich bisher gelesen habe! Es verkörpert<br />
meiner Meinung nach alles,<br />
wofür “sportlich schnell motorradfahren”<br />
steht. Weiter so!<br />
Robert Behrendt per E-Mail<br />
HOHES GEWICHT<br />
Helmtest, <strong>PS</strong> 06/<strong>2016</strong><br />
Auf der Suche nach einem leichten<br />
Helm war ich auf den Shark Race-R Pro<br />
fixiert. In Eurem Test wurde der Race<br />
Pro aber mit einem deutlichen Unterschied<br />
zur Werksangabe gewogen.<br />
Auf meine Anfrage beim Hersteller/Importeur<br />
bekam ich die lapidare Antwort,<br />
dass das Gewicht abweichen<br />
könne und ich mich beim Händler vor<br />
Ort erkundigen solle.<br />
Bewaffnet mit einer digitalen Kofferwaage<br />
habe ich einen Race Pro Lorenzo<br />
in L gewogen. Dieser war mit bald<br />
1500 Gramm auch deutlich schwerer<br />
als angegeben. Der Helm einer anderen<br />
Beim Renntraining<br />
am Sachsenring<br />
gesichtet: Eigenbau-<br />
Lärmkiller für die<br />
2015er- und <strong>2016</strong>er-<br />
Modelle der BMW S<br />
1000 RR<br />
Marke zeigte auf 10 Gramm genau den<br />
am Helm angegebenen Wert.<br />
Meiner Meinung nach müsste es einen<br />
deutlichen Punktabzug geben, wenn<br />
die Gewichtsangabe nicht innerhalb<br />
des am Helm angegebenen Wertes<br />
von plus/minus 50 Gramm liegt, damit<br />
die Hersteller sich in Zukunft an ihre<br />
eigenen Angaben zum Gewicht halten.<br />
Dass es bei mir ein Helm eines anderen<br />
Herstellers geworden ist, liegt auch am<br />
mangelnden Service/Beratung des<br />
Herstellers/Importeurs.<br />
Joachim Grönert per E-Mail<br />
EXTREME ENTWICKLUNG<br />
Reifentest, <strong>PS</strong> 07/<strong>2016</strong><br />
Da mich weder Sommerregen noch<br />
scheibenkratzende Autofahrer im Winter<br />
von der Benutzung des Motorrads<br />
für den Weg zur Arbeit abschrecken<br />
können, entscheide ich mich bei den<br />
Reifen immer für einen Nassspezi. War<br />
der Bridgestone S20 noch „Testsieger<br />
nass“, fällt die Weiterentwicklung S21<br />
in dieser Kategorie total durch. Danke<br />
für Eure Tests, die solch extreme Weiterentwicklungen<br />
aufzeigen.<br />
Stephan Becker per E-Mail<br />
Für kommende Renntrainings ziehe ich<br />
es in Betracht, in einen Satz Regenreifen<br />
für meine <strong>08</strong>er-Daytona zu investieren.<br />
Gibt es einen Test der aktuellen<br />
Regenreifen-Generation, um sich über<br />
die Qualitäten oder Tücken dieser<br />
Reifen zu informieren? Wie alt sollten<br />
diese höchstens sein, sollte ich mich<br />
für einen angefahrenen, gebrauchten<br />
Satz entscheiden?<br />
Niklas Jansen per E-Mail<br />
Einen Test dazu haben wir nicht,<br />
wissen aber aus eigener Rennpraxis<br />
die Regenreifen etwa von Bridgestone<br />
sehr zu schätzen. Man kann Regenreifen<br />
natürlich auch gebraucht kaufen,<br />
allerdings ist es wichtig, dass sie<br />
nicht zu arg strapaziert wurden, etwa<br />
auf abgetrockneter Strecke. Aber<br />
das sieht man den Reifen eigentlich<br />
schnell an. Bei vernünftiger Lagerung<br />
kann auch ein zwei, drei Jahre alter<br />
Regenreifen noch gut funktionieren.<br />
Angefahren also ja, richtig gebraucht<br />
eher nicht kaufen! Und wichtig: Regenreifen<br />
nicht vorheizen! Die Red.<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
Facebook: <strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad Magazin
TUNEUP<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000<br />
Die Z 1000 von Kawasaki<br />
gilt als die Urform der<br />
nackten Straßenkämpfer.<br />
Aber auch die jüngsten<br />
Modelle kann man<br />
noch gewaltig optimieren.<br />
Viel muss man dafür<br />
eigentlich gar nicht tun.<br />
Text: Jens Hebisch; Fotos: Andreas Feulner<br />
Die Z 1000 ist vielleicht der<br />
Streetfighter von der Stange.<br />
Friede, Freude, Eierkuchen<br />
also in der Garage? Nicht<br />
ganz. Die ein oder andere Schwäche<br />
offenbart der Japan-Fighter doch.<br />
Zudem bietet gerade ein Charakterkopf<br />
wie die Z Anreize, den Style nachzuschärfen.<br />
REIFEN<br />
Hauptkritikpunkt seit Jahren: die Erstbereifung.<br />
Ein tatsächliches Problem,<br />
denn mit den Standardreifen Dunlop D<br />
72 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Eine martialische Optik besitzt die Z<br />
1000 von Kawasaki seit dem letzten<br />
Update 2014 schon von Haus aus. Man<br />
kann aber auch diese Z noch nachschärfen<br />
– optisch und fahrdynamisch<br />
214 in Sonderspezifikation „T“ fährt die<br />
Z recht indifferent durch Kurven und<br />
stellt sich auch ohne Bremse gern auf.<br />
Schon nach ein wenig Verschleiß wird<br />
es noch schlimmer.<br />
Aber welcher Gummi bringt denn<br />
nun Z-Fahrspaß? Wir haben uns gezielt<br />
drei Reifensätze aus dem riesigen Sortiment<br />
der Hersteller herausgesucht.<br />
Je ein Modell für einen entsprechenden<br />
Fahrmodus: Tourensport, engagierte<br />
Hausstrecke und volle Attacke. Allerdings<br />
bedeutet das nicht, dass dies die<br />
einzig tauglichen Paarungen sind,<br />
sondern lediglich Vorschläge von uns,<br />
von denen wir jetzt wissen, dass sie<br />
auf der Z 1000 funktionieren. Und hinsichtlich<br />
unseres Testverfahrens sei<br />
noch erwähnt, dass wir den Reifen im<br />
Alltagsbetrieb auf den Zahn gefühlt<br />
haben: bei Wind und Wetter, zwischen<br />
Top- Asphalt und hinterweltlicher<br />
Ruckelpiste, bei morgendlichen acht<br />
und sommerlichen 25 Grad.<br />
Starten wir mit dem Tourensportler<br />
und greifen wieder ins Dunlop-Regal.<br />
Der Erstausrüster des Fernost-Fighters<br />
zeigt mit seinem neuen Roadsmart III,<br />
dass er es eigentlich voll draufhat und<br />
längst Reifen anbietet, die jegliche Diskussion<br />
um „Schwächen bei der Erstbereifung“<br />
im Keim ersticken würden.<br />
Denn kaum ist die Wackel-Pelle in „T“<br />
runter und der frisch gebackene<br />
Roadsmart III auf den Felgen, läuft die<br />
Fuhre. Auf einmal fährt die Z einfach so,<br />
wie man es von einem aktuellen Motorrad<br />
erwartet. Linientreu, spurstabil und<br />
mit vernünftiger Rückmeldung hinsichtlich<br />
Gripniveau und Grenzbereich.<br />
Erst wenn es unter den Gummis<br />
richtig vogelwild zugeht und die<br />
Asphaltunebenheiten gen Schützengräben<br />
tendieren, muss man mit dem<br />
Roadsmart III minimal Wind aus den<br />
Segeln nehmen. Hier wirkt er ein wenig<br />
steif, und man wünscht sich etwas<br />
mehr Eigendämpfung. Nichtsdestotrotz,<br />
wer Laufleistung sucht und sich trotzdem<br />
beherztem Kurvenwetzen hingeben<br />
will, der kann hier zugreifen. Das<br />
gilt vor allem auch für die Bedingungen<br />
des neuen deutschen Sommers,<br />
also bei knappen 13 Grad und dem<br />
Wechsel zwischen Regen und richtig<br />
viel Regen. Nass- und Kaltgrip befinden<br />
sich auf absolutem Top-Niveau.<br />
KAWASAKI Z 1000<br />
Nächster Kandidat und damit der<br />
sportliche Angriff auf die Hausstrecke,<br />
der Metzeler M7RR. Mit unzähligen<br />
Testsieg-Trophäen und Lobeshymnen<br />
gesegnet, hat er jede einzelne von ihnen<br />
derzeit auch vollends verdient. Der<br />
M7 liefert permanent ab. Sei es hinsichtlich<br />
Grip, Feedback oder Handling.<br />
Der Pneu aus Breuberg zündet bereits<br />
nach wenigen Warmfahrkilometern voll<br />
durch und interessiert sich dabei herzlich<br />
wenig für die gespaltene Persönlichkeit<br />
des Sommers. Geschmeidig<br />
durch die Ecken, mit Feuer wieder raus<br />
und mit der Leichtigkeit des Seins<br />
durch die nächsten Kurvenkombinationen.<br />
Der M7 begeistert auf der Z 1000<br />
auf der ganzen sportlichen Linie, und<br />
selbst wenn sich die Himmelsschleusen<br />
zwischendurch wieder einmal öffnen,<br />
gibt es keinen Grund abzubrechen<br />
oder gar umzukehren. Natürlich steuert<br />
der M7-Pilot aufgrund des höheren<br />
Verschleißes die Werkstatt deutlich<br />
eher an als der Roadsmart III-Reiter,<br />
doch geht das aufgrund der dargebotenen<br />
Performance völlig in Ordnung.<br />
Dritter im Bunde und von uns ausgewählt,<br />
die Straße zum Track zu erklären,<br />
ist der brandneue Pirelli Diablo<br />
Rosso III. Gleich vorweg und bevor<br />
die Tomaten fliegen: Wir wissen, dass<br />
das für eine Z 1000 jetzt der ganz große<br />
Sport und man mit den beiden vorher<br />
beschriebenen Reifen vermutlich<br />
bestens bedient ist. Dennoch wollen<br />
wir – und sei es nur für eine kleine<br />
Minderheit – herausfinden, ob da nicht<br />
noch mehr geht.<br />
Kurz zur Weiterentwicklung des<br />
teuflischen Gummis: Im Vergleich zu<br />
seinem Vorgänger funktioniert er tatsächlich<br />
auch bei kühleren Bedingungen<br />
erstaunlich gut und baut ordentlich<br />
Temperatur auf. Selbst im Nassen<br />
zwingt einen der Rosso III nicht gleich<br />
zum Heimflug. Aber man muss auch<br />
eingestehen, dass unter den soeben<br />
genannten mittelmäßigen Bedingungen<br />
der M7 alles einen Tick besser kann<br />
und mehr Vertrauen weckt. Wir haben<br />
einige Anläufe genommen und waren<br />
kurz davor, den Rosso III wieder von<br />
den Felgen zu ziehen, da kommt dieser<br />
eine Nachmittag: 25 Grad, die Sonne<br />
hat den Asphalt tatsächlich aufgewärmt<br />
und sämtliche Agrarwirtschaftler<br />
scheinen auf der Demo in Brüssel<br />
zu sein. Hell yeah, wenn die Welt drum<br />
herum vollends passt, ist diese Pelle<br />
eine Waffe. Grip, Feedback, Handling –<br />
outstanding! Und du beginnst dich zu<br />
fragen, wann das Bundesverkehrsministerium<br />
endlich beschließt, Bordsteine<br />
rot-weiß anmalen zu lassen.<br />
Unser Tipp? Das Wichtigste ist<br />
sicher, dass man selbst realistisch<br />
bewertet, was für einen zählt und vor<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 73
REIFEN<br />
Der Einsatzzweck entscheidet über die Reifenwahl für die Z 1000. In jedem Fall funktionieren alle Testkandidaten besser<br />
als die Erstbereifung – das größte Manko des Kawasaki-Streetfighters<br />
allem, was man mit seiner Z vorhat.<br />
Den dazu passenden Reifen gibt es in<br />
unserem Test-Trio.<br />
Einen weiteren wichtigen Ratschlag<br />
haben wir dann aber doch noch zum<br />
Thema: unbedingt beim Reifenkauf, gerade<br />
bei Onlineschnäppchen, die DOT-<br />
Nummer auf der Reifenflanke checken!<br />
Die vierstellige Nummer gibt nämlich<br />
Aufschluss über den Produktionszeitpunkt<br />
des Gummis – die ersten zwei<br />
Stellen bezeichnen die Kalenderwoche,<br />
drei und vier stehen für das Kalenderjahr.<br />
Ein Beispiel: 2815 bedeutet, dass<br />
der Reifen in der 28. Kalenderwoche<br />
2015 gefertigt wurde. Motorradreifen<br />
gehören nach fünf bis sechs Jahren in<br />
die Tonne. Auch wenn das Profil noch<br />
was hergibt, denn der Gummi härtet<br />
aus, und was im Trockenen vielleicht<br />
noch läuft, kann im Nassen dann<br />
schnell zu unerwünschtem Bodenkontakt<br />
führen. Ruhig auch aktuell mal einen<br />
Blick auf die eigenen Reifenflanken<br />
werfen und die Nummer ablesen, das<br />
kann nicht schaden.<br />
SLIP-ON-DÄMPFER<br />
Nach dem Austausch der Gummis haben<br />
wir schon mal eine große Pflichtübung<br />
an der Z absolviert und gönnen<br />
uns nun etwas Kür. Wir widmen uns<br />
der Auspuffanlage. Krümmer und<br />
Sammler, welcher auch den Kat beinhaltet,<br />
bleiben dabei unangetastet.<br />
Doch hinsichtlich der Slip-ons gibt es<br />
einige äußerst ansprechende Angebote<br />
auf dem Zubehörmarkt. Die von uns<br />
vorgestellten vier Anlagen verfügen<br />
über volle Legalität dank EG-ABE und<br />
liefern ein eigenständiges Design und<br />
herzerfrischenden Sound.<br />
Den Auftakt machen die Slip-ons<br />
von Scorpion. Anders als beim Original<br />
entweichen hier die Abgase nicht aus<br />
vier Fanfaren, sondern nur aus zweien,<br />
jeweils eine rechts und eine links. Die<br />
beiden sauber verarbeiteten, runden,<br />
knackig kurzen und federleichten Titangebilde<br />
mit einer Dämpferhülle aus<br />
Karbon und Racingspirit-versprühenden<br />
Spannfedern wirken regelrecht Old<br />
School. Ihr Sound ist sonor, tief und fett,<br />
ohne dabei wirklich für Panik auf dem<br />
Messgerät zu sorgen. Kein Schnäppchen,<br />
aber wer auf den Style steht,<br />
sämtliche Platten von „Sisters of Mercy“<br />
sein Eigen nennt und Sinn für feinste<br />
Materialien hat, der wird sich hier<br />
jeden Euro wieder „reinfreuen“.<br />
Ebenfalls einmal rechts und einmal<br />
links lassen die Slip-ons von Remus<br />
das hochverdichtete und abgefackelte<br />
Gemisch entweichen – wobei die Hypercones<br />
aus Österreich die absoluten<br />
Prüfstandsexperte Armand Mottier von<br />
Micron in Fürth (r.) testete die ausgewählten<br />
Slip-on-Tüten und experimentierte<br />
mit Triplespeed-Techniker „Obi“ mit einem<br />
Power Commander bezüglich Leistung<br />
74 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
„Kings of Understatement“ sind. Wäre<br />
kein Remus-Schriftzug auf den mattschwarz<br />
beschichteten Edelstahldämpfern<br />
mit feiner Karbonendkappe angebracht,<br />
man müsste meinen, diese Teile<br />
hätten schon immer an dieses Bike gehört.<br />
Wer auf den Style der Z steht und<br />
diesen einfach nur stimmig abrunden<br />
möchte, der darf zu den Hypercones<br />
greifen. Sie passen mit ihrem kantigen<br />
Shape perfekt in das Gesamtbild und<br />
liefern zudem einen feinen sonoren<br />
Sound, der einem eher gänsehautför-<br />
Leistungssteigerungen<br />
sind mit den<br />
Nachrüst-Slip-ons<br />
nicht zu erwarten.<br />
Hier geht es mehr<br />
um das stimmige<br />
Äußere und den passenden<br />
Sound. Da<br />
keine Verlustleistung<br />
ausgewiesen<br />
ist, geben wir hier<br />
die Leistung am Hinterrad<br />
an<br />
Motorleistung am Hinterad<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Serie<br />
Hurric<br />
QD<br />
Remus<br />
Scorpion<br />
<strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
SLIP-ON AUSPUFF<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 75
RIZOMA<br />
ERMAX<br />
MRA<br />
Rund um die grimmige Serienmaske lässt sich die Z 1000 leicht weiter individualisieren<br />
und auch praktisch verbessern. Dazu zählen neben einem anderen Lenker<br />
ein Windschild und Spiegel für bessere Sicht<br />
dernd ins Ohr haucht, als wild um sich<br />
zu brüllen und für Krawall zu sorgen.<br />
Krawall ist das Stichwort für unseren<br />
dritten Satz Slip-ons. Dieser kommt<br />
von Hurric, heißt Pro 2, ist aus Edelstahl<br />
gefertigt und mattschwarz<br />
beschichtet. Er verzichtet auf Karbon<br />
oder sonstigen Schnickschnack, und<br />
bei dem Anblick der beidseitigen und<br />
doppelläufigen Fanfaren knallt einem<br />
unweigerlich Mad Max mit abgesägter<br />
Schrotflinte vor das innere Auge.<br />
Soundtechnisch passt das Bild ebenfalls,<br />
denn auch wenn der Pro 2 das<br />
Messgerät zwar nicht killt und im legalen<br />
Bereich bleibt, so kommt doch<br />
keiner der übrigen Probanden so rotzig<br />
und pöbelnd daher, wie diese db-geladene<br />
Pumpgun. Gas auf, Gas zu, Gas<br />
auf, Gas zu – das wird zum neuen Lieblingsfahrmodus<br />
mit einer derart bestückten<br />
Z. Vielleicht jetzt nicht gerade<br />
Everybody‘s Darling und politically<br />
ganz correct, aber unser persönlicher<br />
Liebling für den Ritt.<br />
Ebenfalls doppelläufig kommen die<br />
Slip-ons von QD daher und sind dabei<br />
doch ganz anders. Der Chic der „Power<br />
Guns“ ist eher so, als hätte Mad Max<br />
seinen Kampf um den letzten Tropfen<br />
Benzin an den Nagel gehängt und jetzt<br />
einen Job als eiskalter Auftragskiller in<br />
italienischem Maßanzug. Sie bestehen<br />
aus feinstem unbeschichtetem Edelstahl<br />
mit CNC-gefrästen Endstücken,<br />
die alleine wahre kleine Kunstwerke<br />
sind. Dazu gibt es auf jeder Seite noch<br />
eine Blende aus Sichtkarbon. Der<br />
76 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Sound ist ebenfalls etwas zurückhaltender<br />
als der des Hurric-Doppelläufers<br />
und passt damit perfekt zum edlen<br />
Style – eben eher Klang als Krawall.<br />
Alle vier Paarungen verzichten<br />
auf das Klappensystem des Originals,<br />
und so wittern wir schon ordentliche<br />
Leistungslöcher. Doch wir irren. Die<br />
Leistungskurven liegen allesamt dicht<br />
beieinander, und keiner der Probanden<br />
leistet sich nennenswerte Ausreißer –<br />
maximal der Hurric.<br />
Wir geben aber noch nicht auf und<br />
machen uns zusammen mit Armand<br />
Mottier und einem Power Commander<br />
auf die Suche nach eventuell verborgener<br />
Power. Und werden wieder überrascht.<br />
Der Reihenvierer läuft in seiner<br />
Basisabstimmung schon verdammt gut,<br />
und auch wenn sich die Gasannahme<br />
minimal durch den Einsatz des kleinen<br />
Kästchens verbessert, lohnt der finanzielle<br />
Aufwand und der Schritt in die<br />
„Illegalität“ bei diesem Bike kaum. Kurz<br />
An die Elektronik sollte man nur Fachleute heranlassen, bevor man sich den Elektro-Fips<br />
ins Haus beziehungsweise ins Bike holt. Am Ende musste auch die Triplespeed-Crew<br />
erkennen, dass die Z im Serientrimm eigentlich genug Power hat<br />
zur Info: Streng genommen führt der<br />
Einbau von Zubehör, welches das Abgasverhalten<br />
verändert, zum Erlöschen<br />
der Betriebserlaubnis. Sicher, wo kein<br />
Opfer, da kein Kläger, aber in diesem<br />
Fall auch keine Notwendigkeit. Also,<br />
Kohle sparen und das Budget anderweitig<br />
verbraten, zum Beispiel in eine<br />
neue Kommandobrücke.<br />
LENKER<br />
Der Originallenker ist sicher nicht<br />
„komplett daneben“, doch sorgt Material<br />
aus dem Zubehör mit etwas mehr<br />
Spannweite direkt für ein agileres<br />
Fahrverhalten. Wir montieren testweise<br />
den Cross Bar von LSL, welcher den<br />
Fahrer deutlich frontlastiger und damit<br />
aggressiver positioniert. Gefällt uns<br />
sehr gut für die Attacke auf der Hausstrecke<br />
und sorgt zudem für einen stilvollen<br />
und martialischen Auftritt des<br />
Gefährts. Wer es etwas entspannter<br />
mag, dem empfehlen wir den „Superbike”<br />
von LSL oder eine ähnlich gekröpfte<br />
Alternative aus dem Zubehör –<br />
super Handling und trotzdem Kilometerfressen<br />
sind das Ergebnis.<br />
Wenn wir schon einmal am Kommandostand<br />
arbeiten, gönnen wir uns<br />
direkt noch stilvolle Hebeleien. Der<br />
Syncro Evo von ABM passt nicht nur<br />
stilistisch perfekt zum Straßenkrieger,<br />
sondern ist auch im Abstand zum Lenker<br />
gut einstellbar und hat zudem ein<br />
sehr cooles Feature – austauschbare<br />
Hebelenden. Damit lässt sich ganz<br />
einfach zwischen langen und kurzen<br />
Hebeln variieren und man muss sich<br />
nicht schon beim Kauf direkt entscheiden,<br />
was einem besser gefällt.<br />
Zu guter Letzt noch Lenkerendspiegel<br />
von Highsider, die zum einen die<br />
BODYWORK<br />
Statt einen Power<br />
Commander zu<br />
installieren,<br />
investiert man an<br />
der Zett besser in<br />
praktische Dinge<br />
wie einstellbare,<br />
sportliche Rasten<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 77
BODYWORK<br />
läuft deshalb primär unter „optischem<br />
Tuning“.<br />
Mehr als nur Optik bietet der Windschild<br />
von Ermax, der dank seiner<br />
Größe und dem steileren Anstellwinkel<br />
tatsächlich etwas Druck vom Oberkörper<br />
des Fahrers nimmt. Zudem nimmt<br />
die Form stilvoll die Linie der Maske<br />
auf. Noch mehr „Windbrecher-Potenzial“,<br />
dafür aber auch mehr optische<br />
Masse, bietet der MRA Racing-Schild.<br />
Das Teil wird mit einem zusätzlichen<br />
Halter ausgeliefert, an dem auch das<br />
Standlicht montiert wird und somit<br />
etwas weiter nach unten wandert.<br />
Der Montageaufwand ist überschaubar<br />
und gut beschrieben, der Windschutz<br />
der spürbarste, das Teil aber auch am<br />
auffälligsten. Wer mit seiner Z ordentlich<br />
Meter machen will, ist hiermit gut<br />
bedient und lässt die meisten Eisdielen<br />
und damit die Gunst der Zuschauer<br />
sowieso links liegen.<br />
Sturzpads sind heute<br />
oft schon modisches<br />
Accessoire, sollten<br />
aber auf jeden Fall<br />
schützen, wenn<br />
es mal schiefgeht.<br />
Worauf dabei zu<br />
achten ist, steht auch<br />
auf Seite 62<br />
Optik pimpen, zum anderen aber auch<br />
für gute Sicht nach hinten sorgen, sofern<br />
man sich erst an den Blickwinkel<br />
unter den Armen hindurch gewöhnt<br />
hat. Ob an den Lenkerenden montiert<br />
oder regulär, die Originalspiegel gehören<br />
so oder so zeitnah in die Tonne.<br />
Denn spätestens, wenn man die Hebeleien<br />
tauglich einstellt – die auf den<br />
Hebeln aufliegenden Finger und der<br />
Unterarm sollten dabei eine Linie bilden<br />
–, sieht man meist nur noch den<br />
Luftraum, nicht aber die Verfolger, und<br />
hat auch keine Möglichkeit, dass Spiegelglas<br />
niedriger zu stellen.<br />
WINDSCHILD<br />
Das Rizoma-Teil kann man hierbei wohl<br />
am besten als „das kleine Schwarze“<br />
bezeichnen. Aber so wie das kurzgeschnittene<br />
Cocktailkleid bei der<br />
Damenwelt nicht wirklich viel Haut bedeckt,<br />
sorgt der Windschild aus Italien<br />
auch nicht für deutlich spürbaren<br />
Windschutz. Sieht halt chic aus und<br />
PROTEKTION<br />
Auch wenn der Big Block aussieht, als<br />
könnte er Mauern einreisen und metertiefe<br />
Krater schlagen, macht es durchaus<br />
Sinn, das Herz der Z mit entsprechender<br />
Protektion zu versehen.<br />
Weniger gegen den Highspeedabflug,<br />
der eh meist verheerende Spuren<br />
hinterlässt, als vielmehr gegen die<br />
„saublöden“ Situationen an der Ampel<br />
mit Rollsplitt oder der heimischen<br />
Garage mit wenig Spielraum.<br />
Die GSG-Motorschützer kommen<br />
schlicht, aber effektiv daher und können<br />
aufgrund ihrer schwarzen Halteplatten<br />
und den schwarzen Kunststoffprotektoren<br />
nahezu unsichtbar am Bike<br />
fixiert werden. Perfekt für den, der es<br />
safe, aber unauffällig haben möchte.<br />
Anders hingegen die Rizoma-Bügel<br />
Shape. Die aus Alu gefrästen und mit<br />
speziellen Kunststoffblöcken bestückten<br />
Sturzpads sehen nicht nur edel aus,<br />
sondern sind auch durchdacht – so<br />
werden die Bügel jeweils nur an der<br />
vorderen Fixierung fest verschraubt<br />
und sind an der hinteren auf eine<br />
Buchse inklusive O-Ring gesteckt, was<br />
dafür sorgt, dass das feine Bauteil<br />
nicht unter eventuellen Vibrationen leidet<br />
und man sich lange an der Eleganz<br />
des Teils erfreuen kann. Zusätzlich<br />
bieten die Italiener auch noch einen<br />
stil- und sinnvollen Lima- und Kupplungsdeckelschutz<br />
für die Z an.<br />
SCHALTUNG<br />
In der Serie wirkt die Schaltung ein<br />
wenig hakelig und verlangt gerne<br />
78 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
etwas Nachdruck. Wir wollen im<br />
TuneUp wissen, ob dem vielleicht mit<br />
einer Zubehör-Rastenanlage, welche<br />
das Spiel in der Anlenkung zur Getriebewelle<br />
auf ein Minimum reduziert,<br />
beizukommen ist. Dazu montieren wir<br />
testweise die Evo-Anlage von Rizoma.<br />
Und siehe da, die Gangwechsel gehen<br />
deutlich präziser und mit weniger Kraft<br />
vonstatten, wobei die Z immer noch<br />
nicht à la MotoGP „seamless“ durchs<br />
Getriebe steppt. Die Evo bietet über<br />
diese Funktionalität hinaus auch diverse<br />
Einstellmöglichkeiten, um Sitzposition,<br />
Knieschluss und Fußhebelstellung<br />
individuell anzupassen. Die Grundausrichtung<br />
ist aber in jedem Fall eher<br />
sportlich und damit super zum Landstraßenwetzen<br />
mit der Z 1000. Weitere<br />
passende „Trittbrett“-Alternativen<br />
haben wir in der Teileliste aufgeführt.<br />
VERKLEIDUNGSTEILE<br />
UND UMBAUKIT<br />
Wer seiner Z mehr sportlichen Look<br />
verpassen will, für den liefert Fechter<br />
mit seiner Bodystyle-Produktlinie feine<br />
und passgenaue Kunststoffteile, die auf<br />
Wunsch sogar in den jeweiligen Originalfarben<br />
lackiert ausgeliefert werden.<br />
Zudem besitzen die Teile eine ABE,<br />
was Diskussionen bei TÜV und Co. von<br />
vornherein ausschließt.<br />
Und zu guter Letzt noch ein Tune-<br />
Up-Tipp für alle Z-Krieger der frühen<br />
Jahre. Für die erste Baureihe von 2003<br />
bis 2006 bietet die Firma Deals and<br />
Wheels einen kompletten Umbaukit,<br />
welcher der etwas betagten Z definitiv<br />
zu einem zweiten Frühling verhilft. Mit<br />
neuem Stahltank, neuer Sitzbank, neuen<br />
Seiten- und Heckteilen sowie allen<br />
Parts zum Plug-and-ride-Umbau tritt<br />
der Straßenkrieger damit eine zweite<br />
Karriere als Retro Racer an. Er kehrt<br />
quasi zu seinen Wurzeln zurück, als<br />
Superbike der frühen 80er-Jahre. Verbauen<br />
konnten wir den Kit nicht, doch<br />
hatten wir die Möglichkeit, uns auf der<br />
Dortmunder Messe von der hohen Fertigungsqualität,<br />
der feinen Haptik und<br />
der Detailverliebtheit des Umbausatzes<br />
zu überzeugen. Die Parts werden allesamt<br />
mit Teilegutachten ausgeliefert,<br />
was eine Abnahme und Eintragung<br />
beim TÜV erfordert. 2017 soll auch ein<br />
Kit für die neueren Modelle folgen.<br />
KAWASAKI Z 1000 BJ. <strong>2016</strong><br />
BAUTEIL HERSTELLER BEZEICHNUNG PREIS ZULASSUNG BEZUGSQUELLE<br />
Reifen DUNLOP Roadsmart III k. A. Reifenfreigabe www.dunlop.eu<br />
Reifen METZELER M7RR k. A. Reifenfreigabe www.metzeler.com<br />
Reifen PIRELLI Diablo Rosso III k. A. Reifenfreigabe www.pirelli.com<br />
Slip-on SCORPION RP1 GP 949 Euro EG-ABE www.micronsystems.de<br />
Slip-on REMUS Hypercone black 1075 Euro EG-ABE www.remus-motorrad.de<br />
Slip-on HURRIC Pro 2 659 Euro EG-ABE www.fechter.de<br />
Slip-on QD EXHAUST Power Gun 980 Euro EG-ABE www.daniele-moto.de<br />
Motorelektronik DYNOJET Power Commander V 389 Euro keine Zulassung www.micronsystems.de<br />
Lenker LSL X00 Cross Bar 89 Euro TG* www.lsl.eu<br />
Hebeleien ABM Synto Evo 119 Euro ABE www.ab-m.de<br />
Lenkerendspiegel HIGHSIDER Ferrara 2 35 Euro e-geprüft www.polo-motorrad.de<br />
Scheibe ERMAX Naked Bike-Scheibe 99 Euro ABE www.fechter.de<br />
Scheibe MRA Racingscheibe NRM 102 Euro ABE www.mra.de<br />
Scheibe RIZOMA Headlight Fairing 129 Euro ABE www.rizoma.com<br />
Motorsturzpads GSG Streetline 128 Euro nicht notwendig www.gsg-mototechnik.de<br />
Motorsturzpads RIZOMA Shape 199 Euro nicht notwendig www.rizoma.com<br />
Limadeckelschutz RIZOMA Cover Guard 99 Euro nicht notwendig www.rizoma.com<br />
Kupplungsdeckelschutz RIZOMA Cover Protection 99 Euro nicht notwendig www.rizoma.com<br />
Fußrastenanlage RIZOMA Kit EVO 599 Euro TG* www.rizoma.com<br />
Kunststoffteile<br />
BODYSTYLE<br />
Umbaukit DEALS AND WHEELS<br />
ALTERNATIVEN**<br />
z.B. Bugspoiler,<br />
Hinterradabdeckung, etc.<br />
Z953 – inkl. Tank, Sitzbank,<br />
Kunststoffteile, etc.<br />
ab 119<br />
Euro<br />
ab 3195<br />
Euro<br />
ABE<br />
TG*<br />
www.fechter.de<br />
www.deals-and-wheels.de<br />
Fußrastenanlage GILLES TOOLING VCR 38 GT 539 Euro ABE www.gillestooling.com<br />
Fußrastenanlage LSL 2Slide-Performance 419 Euro TG* www.lsl.eu<br />
Fußrastenanlage ABM Targaflex 499 Euro TG* www.ab-m.de<br />
Fußrastenanlage LIGHTECH FTRKA002 422 Euro ABE www.lightech.it<br />
*Teilegutachten eintragungspflichtig<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 79
PITLANE<br />
NEWS<br />
02<br />
Fotos: trackriders.eu<br />
01<br />
01 Deutschlands schnellster Motorrad-<br />
Pressesprecher: Ulrich B. aus R. (natürlich<br />
links im Bild) 02 T-Cup-Cheffe Jörn<br />
Kaufmann (#96) mit neuem Kumpel Florian<br />
Müller 03 Der gar nicht mehr kleine<br />
Tim Holtz dominiert die hart umkämpfte<br />
T-Challenge. Es wird höchste<br />
Zeit für die IDM... 04 Polesetter Michael<br />
Tränklein auf Titelkurs in der Trofeo<br />
Italiano, weil sein härtester Konkurrent<br />
Dirk Fuhrmann vom Pech verfolgt wird<br />
03<br />
04<br />
LOVE BRÜNN!<br />
Brünn – der Traditionstermin für T-Cup, T-Challenge<br />
und die Trofeo Italiano. Oft vorentscheidend für die<br />
Meisterschaft. Ein heißes Pflaster.<br />
NEIN! Fragt man einen x-beliebigen Teilnehmer<br />
von T-Cup, T-Challenge oder<br />
Trofeo Italiano, ob er Lust hat auf die<br />
Reise ins hinterste Tschechien, stößt<br />
man auf wenig Begeisterung. Wenn dann<br />
aber häufig über 1000 Kilometer Reisefrust<br />
hinter einem liegen: breitestes<br />
Grinsen. Brünn ist in der Tat eine der<br />
wundervollsten Rennstrecken der Welt.<br />
Die Schräglagen sind irrwitzig, die Belastung<br />
der Reifen entsprechend und die<br />
After-Race-Biere schmecken deshalb<br />
nirgendwo so lecker wie hier. Weiß vor<br />
allem Michael „Fliege“ Tränklein, der<br />
Dominator der Trofeo Italiano, dem nach<br />
einem blitzsauberen Doppelsieg die<br />
Meisterschaft <strong>2016</strong> kaum noch zu nehmen<br />
sein wird. Sein Hauptkonkurrent<br />
Dirk Fuhrmann hat das Glück in dieser<br />
Saison einfach nicht gepachtet.<br />
Nach dem T-Cup fuhr überraschend<br />
Florian Müller ebenfalls mit maximaler<br />
Punkteausbeute gen Heimat. Der Meisterschaftsführende,<br />
Jörn Kaufmann,<br />
musste sich mit dem zweiten und dritten<br />
Rang zufriedengeben, da ihm in Brünn<br />
auch noch Uli Bonsels im zweiten Lauf<br />
davonzog. Kaufmann wird das gut<br />
verkraften und sich bestens präpariert<br />
für die nächsten Fights Ende Juli in<br />
Oschersleben präsentieren. Vier Rennen<br />
stehen noch auf dem Programm, da<br />
kann noch viel passieren. Das weiß auch<br />
der Führende der T-Challenge, Tim<br />
Holtz. Eigentlich wollte sich der junge,<br />
schnelle Nordmann ja in der IDM Supersport<br />
die Hörner abstoßen. Das sollte<br />
aber nicht sein. Und nun fährt Holtz eben<br />
nahezu alle Hobbyrennserien, die ihm<br />
sinn- und spaßvoll genug erscheinen<br />
und dominierte die T-Challenge in Brünn<br />
mit einem Doppelsieg vor den Youngstern<br />
Ole Bartschat und Finn Zeller bzw.<br />
dem fixen Youngtimer Jochen Schermuly,<br />
der in den 1990ern dem Hobby racing<br />
verfiel. Dass diese sympathischen Rennserien<br />
ein sehr hohes Suchpoten zial haben,<br />
dürfen Gaststarter in Oschersleben<br />
(23./24.7.) und beim Finale in Most<br />
(10./11.9.) erleben. Mehr Infos: trofeoitaliano.de<br />
und triumph-cup.de MS<br />
80 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Name:<br />
WILLKOMMEN<br />
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Name, Vorname<br />
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mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG<br />
Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses<br />
Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug<br />
IBAN<br />
BIC<br />
Geldinstitut<br />
Ich bezahle per Rechnung und erhalte nur eine GRATIS-Ausgabe zusätzlich<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />
an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages<br />
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an<br />
dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs.<br />
2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach,<br />
70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
GLEICH CLUBMITGLIED WERDEN: WWW.MOTORRAD-HELDEN.DE/5F3<br />
+49 (0)711 3206-8899 +49 (0)711 182-2550 ps@dpv.de <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart Bitte Bestell-Nr. angeben
PITLANE<br />
NEWS<br />
Fotos: Pers_Racing_L&S, Tobias Münchinger (2)<br />
02<br />
01 Drei Turns waren nicht viel, aber viel<br />
besser als nichts. Immerhin weiß ich<br />
jetzt, wo es auf der Strecke nach links<br />
oder rechts geht 02 Stets dabei: die<br />
Mappe mit allen Aufschrieben und Notizen<br />
zum Fahrwerkssetup 03 Ruck, zuck<br />
sind wieder zwanzig Liter Sprit weg<br />
TRAININGS MANÖVER<br />
Die Pause im Terminkalender der Cuppies<br />
neigt sich dem Ende zu. Bald wird Redakteur<br />
Tobias Münchinger wieder am Kabel ziehen.<br />
01<br />
03<br />
DAS LETZTE YAMAHA-CUP-RENNEN<br />
am Nürburgring läutete eine Durststrecke<br />
ein. Knapp zwei Monate Pause bis<br />
zur nächsten Veranstaltung im belgischen<br />
Zolder – wie soll man da nicht einrosten?<br />
Bis zum Doppellauf Mitte Juli in<br />
Belgien kann man als Cuppie nicht die<br />
Hände in den Schoß legen. Ich will meine<br />
bisherigen Ergebnisse auf jeden Fall<br />
verbessern und in die Punkte fahren.<br />
Nur kannte ich Zolder bis vor Kurzem<br />
nicht. Keine optimalen Voraussetzungen<br />
für meinen Plan mit den Punkterängen.<br />
An einem Rennwochenende (zwei freie<br />
Trainings, zwei Qualis) hat man kaum<br />
genügend Zeit, um in Ruhe nach der<br />
schnellsten Linie zu fahnden. Das bedeutet:<br />
Renntraining buchen, Urlaub<br />
nehmen, Ausrüstung und Motorrad zusammenpacken<br />
und nach Zolder pilgern.<br />
Raus auf die Strecke, Linie checken,<br />
Bremspunkte suchen. Drei Turns schaffe<br />
ich im Trockenen, dann steht plötzlich<br />
alles unter Wasser. Na, das hat sich ja<br />
gelohnt. Wenigstens gibt es in Belgien<br />
passables Bier und ich weiß jetzt, ob es<br />
auf der Strecke nach rechts oder links<br />
geht – besser als zu Hause einzurosten.<br />
Ende Juli gastiert der Yamaha R6-Dunlop-Cup<br />
mit der IDM in Schleiz. Dann<br />
folgt an den Wochenenden direkt darauf<br />
zweimal Assen, bevor das Finale in Hockenheim<br />
Ende September ansteht.<br />
Ganz schön straffer Zeitplan. Im August<br />
wird´s auch noch eng mit der Produktion<br />
der <strong>PS</strong>-Hefte. Ich höre schon die Unkenrufe:<br />
„Selbst schuld, du wolltest unbedingt<br />
Rennen fahren!“ Stimmt genau –<br />
wer A sagt muss halt auch Gas geben.<br />
Meisterschaft eingefahren<br />
IM DEUTSCHEN LANGSTRECKENCUP<br />
(DLC) HAT APRILIA GREBENSTEIN DEN<br />
MEISTERTITEL IN DER KLASSE 4 SCHON<br />
VORZEITIG EINGEFAHREN. DIE FAHRER<br />
RALPH UHLIG, ANDY SCHEFFEL UND<br />
JÜRGEN SCHEFFEL STARTEN MIT DER<br />
RSV4 ALS NÄCHSTES BEI DER SPEED<br />
WEEK VOM 25.<br />
BIS 28. AUGUST<br />
IN OSCHERS<br />
LEBEN.<br />
ERFOLGREICHE NACHWUCHSAKTION<br />
FASZINATION SPORTLER<br />
Binnen weniger Tage war der One25-Trackday in Hockenheim<br />
ausverkauft, bei dem 125er-Fahrer auf einem Testgelände<br />
den nächsten Schritt zu größeren Supersportlern<br />
machen und mit der Yamaha R3<br />
noch zusätzlich auf dem GP-<br />
Kurs ihre Runden drehen konnten.<br />
Die Aktion von Yamaha und<br />
dem MOTORRAD action team<br />
war so erfolgreich, dass 2017<br />
mehr dieser Events für Nachwuchsfahrer<br />
geplant sind.<br />
Konnten mit einem größeren Motorrad einmal GP-Luft<br />
schnuppern: die 125er-Piloten der One25-Aktion<br />
Fotos: Yamaha/René Unger<br />
82 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong><br />
Foto: Grebenstein
MEHR WISSEN,<br />
BESSER FAHREN<br />
Weil es immer noch ein bisschen<br />
besser geht. Der MOTORRAD COACH<br />
BESSER FAHREN <strong>2016</strong>, präsentiert<br />
von Europas größter Motorradzeitschrift,<br />
bietet die richtige Kombination<br />
aus Fahrtipps und Fachwissen. Dazu<br />
Helm-, Reifen- und Bekleidungstests<br />
sowie zahlreiche Schrauber-Tipps.<br />
JETZT AM<br />
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» DIREKTBESTELLUNG:<br />
MOTORRADONLINE.DE/SONDERHEFTE
V.I.P. AUF<br />
DER PISTE<br />
Foto: René Unger – Racepixx.de<br />
SACHSENRING. Bereits zum vierten Mal<br />
gab es Mitte Juni das V.I.P.-Event von<br />
<strong>PS</strong> in Kooperation mit dem MOTORRAD<br />
action team. Ziel der Veranstaltung ist<br />
es, <strong>PS</strong>-Lesern mit Ambitionen auf der<br />
Rennstrecke Tricks und Kniffe zu vermitteln,<br />
um danach selbstständig schneller,<br />
aber auch sicherer auf der abgesperrten<br />
Piste ordentlich am Kabel ziehen zu<br />
können. Dazu coachten die Rennfahrer<br />
und <strong>PS</strong>-Redakteure jeweils ganz kleine<br />
Gruppen mit maximal fünf Teilnehmern,<br />
die alle auf ähnlichem Niveau fahren.<br />
Als Trainer waren Ex-Grand Prix-<br />
Pilot Arne Tode, Ex-Supersport-WM-<br />
Fahrer Christian Kellner, der ehemalige<br />
R6-Cup-Sieger und IDM-Supersportler<br />
Pascal Eckhardt sowie die schnellste<br />
Frau Deutschlands, Nina Prinz, mit an<br />
Bord. Von der Redaktion stieg Uwe Seitz<br />
aufs Instruktor-Motorrad, und der<br />
schnelle Christof Muzsnai als action<br />
team-Instruktor vervollständigte das<br />
Kompetenzteam in Sachen Vollgas.<br />
Damit die Tipps richtig umgesetzt<br />
und die individuellen Fehler angesprochen<br />
werden konnten, wurden die Teilnehmer<br />
von den Coaches einzeln mit<br />
Kamera aufgezeichnet und die Runden<br />
in einem anschließenden Briefing analysiert.<br />
Dabei ging es von der Blickführung<br />
auf der komplizierten Strecke mit den<br />
vielen blinden Ecken über die perfekte<br />
Linie, die richtige Haltung auf dem<br />
Motorrad bis zu den Brems-, Einlenkund<br />
Beschleunigungspunkten.<br />
Die Fortschritte waren von Turn zu<br />
Turn sofort an den erreichten Rundenzeiten<br />
und den glücklichen Gesichtern<br />
der Teilnehmer abzulesen, bis selbst<br />
das meist ungeliebte Omega mit dem<br />
schwierigen Ausgang schließlich seinen<br />
Schrecken verlor. Zwischen den Turns<br />
und Analysen blieb dennoch genügend<br />
Zeit, um mit Redakteur oder Rennfahrer<br />
über den Testerjob, die aktuellen Supersportler<br />
oder das Renngeschehen in<br />
IDM, Superbike-WM oder MotoGP zu<br />
plaudern.<br />
Beim alljährlichen V.I.P.-Event auf dem Sachsenring zeigten<br />
Top-Rennfahrer und Redakteure den <strong>PS</strong>-Lesern die schnelle<br />
Linie, offenbarten Einblicke in die Testarbeit und mehr.<br />
Zwei Tage im Zeichen von sportlichem Motorradfahren.<br />
84 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
01<br />
02<br />
powered by<br />
Wer Lust hatte, konnte eine der vielen<br />
Testmaschinen von Yamaha für einen<br />
Coaching-Turn nutzen und probieren, ob<br />
die neue R1 vielleicht doch über ein besseres<br />
Handling verfügt als die eigene<br />
Maschine. Am zweiten Tag gab es dafür<br />
auch noch eine neue Kawasaki ZX-10R.<br />
Um das Fahrwerk der Teilnehmer<br />
kümmerte sich das Racespare-Team von<br />
GP-Crack Steve Jenkner. Für technische<br />
Probleme stand Eckis Rennservice bereit,<br />
musste aber kaum eingreifen und<br />
vor allem keine Sturzschäden beheben.<br />
Als Reifenpartner präsentierte Metzeler<br />
den Racetec als RR und als Slick,<br />
den die V.I.P.-Fahrer zu Sonderkonditionen<br />
einkaufen konnten. Der Metzeler-<br />
Rennsportmanager Björn Lohmann gab<br />
dann in lockerer Runde am Abend tiefe<br />
Einblicke in die Entwicklung von Supersport-<br />
und Rennreifen und verblüffte<br />
seine Zuhörer mit interessanten Zahlen<br />
und Anekdoten aus dem Rennbetrieb.<br />
Bei aller Unterhaltung vermittelte<br />
Lohmann aber auch wichtige Facts zum<br />
Umgang mit den Reifen und ihrem<br />
Einsatz auf der Rennstrecke.<br />
Wie gut die Stimmung in der Gruppe<br />
war, unterstrich das gemeinsame<br />
Abendessen mit Grillgut und dem einen<br />
oder anderen Bierchen, das für die<br />
Teilnehmer im Paket enthalten war.<br />
Übrigens auch das Mittagessen und die<br />
Getränkeversorgung an beiden Tagen.<br />
Entsprechend hoch war die Zufriedenheit<br />
aller, denn neben den hervorragenden<br />
Rahmenbedingungen und dem<br />
guten Wetter bot sich wieder einmal<br />
jedem die Chance, von seinem jeweiligen<br />
Niveau den entscheidenden nächsten<br />
Schritt zu machen. Beim abschließenden<br />
freien Fahren legten dann alle noch mal<br />
richtig los und hatten gewaltigen Spaß,<br />
das neu Gelernte sofort in die Tat umzusetzen.<br />
Wir sind sicher, auch 2017 wieder ein<br />
V.I.P.-Event aufzusetzen und zwei Tage<br />
lang entschlossen mit unseren Lesern<br />
am Kabel zu ziehen. Infos dazu bald auf<br />
www.actionteam.de<br />
Fotos: Björn Gramm<br />
01 Bei Problemen oder Fragen zum Fahrwerk half das Racespare-Team<br />
des ehemaligen Grand Prix-Fahrers Steve Jenkner<br />
02 Individuelle Analyse am Rechner: Jede Runde wurde per Kamera<br />
aufgenommen und anschließend ausführlich besprochen<br />
03 Handfeste Infos rund um das Thema Rennreifen gab es von Metzeler-<br />
Rennsportmanager Björn Lohmann<br />
03<br />
04<br />
04 Gute Instruktoren-Mischung aus<br />
Rennfahrer und <strong>PS</strong>-Redakteur, hier<br />
Christian Kellner und Uwe Seitz (v.l.)<br />
05 Yamaha bot den Teilnehmern die<br />
Möglichkeit von Probefahrten mit der<br />
neuen R1 oder der R6<br />
05<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 85
Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
TERMINE FREIES FAHREN<br />
15 Termine, sieben unterschiedliche Rennstrecken: Das beliebte<br />
‚DSK Hugo Emde Freie Fahren‘ findet <strong>2016</strong> seine Fortsetzung.<br />
05. März <strong>2016</strong> .......................Hockenheimring „GP-Strecke“<br />
07. April <strong>2016</strong> ...............................Nürburgring Nordschleife<br />
18. April <strong>2016</strong> .................................................... Bilster Berg<br />
17. Mai <strong>2016</strong> .....................Motorsport Arena Oschersleben*<br />
19. Mai <strong>2016</strong> ..........................................Spa-Francorchamps<br />
04. Juli <strong>2016</strong> .........................................................Zandvoort<br />
18. Juli <strong>2016</strong> ....................................Bilster Berg Drive Resort<br />
29. Juli <strong>2016</strong> ..................................Nürburgring Nordschleife<br />
22. August <strong>2016</strong> ..............................Bilster Berg Drive Resort<br />
09. September <strong>2016</strong> ....................................................Assen<br />
29. September <strong>2016</strong> ...............................Spa-Francorchamps<br />
10. Oktober <strong>2016</strong> .......................................... Oschersleben*<br />
31. Oktober <strong>2016</strong> ..........................Nürburgring-Nordschleife<br />
05. November <strong>2016</strong> ................................Spa-Francorchamps<br />
12. November <strong>2016</strong> .............Hockenheimring „Kleiner Kurs“<br />
Hinweis: Die Anmeldung ist online über www.dskev.de möglich.<br />
Langer Atem<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
EDITORIAL<br />
Kaum passiert was, schon<br />
brennen die Sicherungen<br />
durch. Nicht nur im Motorsport<br />
sondern in unserer Gesellschaft<br />
sind hektische Reaktionen<br />
inzwischen zum<br />
normalen Standard geworden.<br />
Das zieht sich von Terroranschlägen<br />
über Flüchtlingsfragen<br />
bis hin zur Schulreform.<br />
Natürlich ist es nicht immer<br />
leicht, die normale Abwägung<br />
zwischen sofort und später zu<br />
vollziehen. Manchmal sind<br />
rasche Entscheidungen unabdingbar,<br />
manchmal aber geraten sie zu einem unüberlegten<br />
Herumgehopse. ‚Vor lauter Dringendem<br />
kommen wir nicht mehr zum Wichtigen‘, lautet ein<br />
berühmter Lehrsatz im Management.<br />
Jeder Regelverstoß, jeder Unfall, jede Fehlentscheidung<br />
ist es wert, im Nachgang einer Analyse unterzogen<br />
zu werden. Im Motorsport sind dabei viele<br />
Akteure unterwegs, vom DMSB, vom Team, vom Aktiven<br />
oder vom Sportwart aus gesehen. Jeder hat<br />
seine eigene Sicht der Dinge. Ob es nun um die Entscheidungen<br />
zur berüchtigten ‚Balance of Performance‘ geht,<br />
um das Ausgleichen von konstruktionsbedingten Nachteilen<br />
oder um eine Häufung von typischen Regelverstößen, alles<br />
sollte man sich mit einer gewissen Distanz nochmal ansehen.<br />
Man nennt es den ‚langen Atem‘, also Abstand nehmen, drüber<br />
schlafen und dann sorgfältig nachdenken. Der neugeschaffene<br />
und sogleich wieder abgeschaffte Trainingsmodus<br />
der Formel 1 war genau solch ein Modell des unausgegorenen<br />
Herumgezackere. Jüngstes Beispiel sind die Diskussionen<br />
um die Kiesbetten und die Asphalt-Auslaufzonen. Auch<br />
der Rennstreckenbau und das Zuschauermanagement gehören<br />
dazu.<br />
Nur weil einmal etwas schiefgeht, nur weil etwas beim ersten<br />
Versuch nicht klappt, nur weil einer eine Lücke im Reglement<br />
ausnützt, heißt es noch lange nicht, dass man sofort<br />
alles über den Haufen wirft.<br />
Es hat uns noch allen nie geschadet, wenn wir ein Ereignis<br />
mit Abstand sorgfältig analysieren. Wenn dann ein prinzipieller<br />
Fehler entdeckt wird, sollte die Alternative entwickelt<br />
und durchdacht werden. Das Ergebnis kann man mit Kollegen<br />
und Experten nochmal diskutieren; keiner hat die Weisheit<br />
allein gepachtet. ‚Vier Augen sehen mehr als Zwei‘, da<br />
passen keine Alpha-Tierchen dazu, die glauben, nur sie alleine<br />
hätten die Wahrheit gepachtet.<br />
Leider laufen dazu im Motorsport zu viele Hektiker herum,<br />
die einen Fall sehen und sofort eine Änderung einfordern.<br />
Leute, bewahrt einen langen Atem; lasst uns erst mal gemeinsam<br />
Nachdenken, bevor wir wieder etwas kurzfristig<br />
umwerfen.<br />
Herzlichst Euer<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer Kreis<br />
e.V. die europaweit größte Vereinigung von aktiven Fahrern<br />
und Motorsport-Fans – und das mit langer Tradition. 1958<br />
wurde der DSK mit dem Ziel gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />
und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen und<br />
Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten Gründungsmitgliedern<br />
gehört Wolfgang Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte nach der Gründung, bestimmen<br />
auch die Themengebiete Sicherheit, Fairness und Zukunftsfähigkeit<br />
die Arbeit des DSK. Das elfköpfige Team rund<br />
um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat zusammen einen<br />
Erfahrungsschatz aus mehr als 250 Jahren Motorsport – ob<br />
als Fahrer bei Rundstrecken- oder Bergrennen, im Rallye-Sport<br />
oder als Funktionär hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder<br />
kennen sich in der Szene aus.<br />
Die Mitglieder profitieren in vielerlei Hinsicht von den Stärken<br />
des DSK: Regelmäßig führt der DSK das beliebte „Freie Fahren“<br />
auf deutschen Rennstrecken durch, und auf viele Eintrittskarten<br />
und die Produkte der Partner erhalten Mitglieder<br />
satte Rabatte. Zudem ist im Mitgliedsbeitrag ein Jahres-Abo<br />
der Fachzeitschriften „sport auto“, „<strong>PS</strong>“, „MotorKlassik“ oder<br />
„Motorsport XL“ enthalten.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie uns im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
Marcus Schiffer neuer Cheftrainer<br />
Jahr für Jahr treffen beim „FIM Motocross der Nationen“<br />
die weltbesten Motocrosser aufeinander. In<br />
diesem Jahr findet der Wettkampf der Nationen am<br />
24. und 25. September im italienischen Maggiora<br />
statt. Das deutsche Team geht mit Max Nagl, Ken<br />
Roczen, Henry Jacobi, Angus Heidecke, Brian Hsu<br />
und Dennis Ullrich an den Start – als neuer Cheftrainer<br />
steht ihnen Marcus ‚Skip’ Schiffer zur Seite, der<br />
2012 gemeinsam mit Nagl und Roczen MXoN-Weltmeister<br />
wurde und die begehrte Chamberlain Trophäe<br />
erstmals nach Deutschland holte. Zu den Aufgaben<br />
des Ex-Team-Weltmeisters zählen unter<br />
anderem die Fahrstilanalyse und Trainingstipps.<br />
®<br />
„Motocross bestimmt einen großen Teil meines Lebens.<br />
Ich sitze seit ich klein bin auf dem Bike, meine<br />
Passion hat sich also schon recht früh entwickelt“,<br />
sagt Schiffer zu seiner Berufung in den Trainerstab.<br />
„Daher freue ich mich sehr, dass man mir das Vertrauen<br />
schenkt und mir als Cheftrainer die Möglichkeit<br />
gibt, noch immer ins Renngeschehen involviert<br />
zu sein. Das macht mich sehr stolz.“<br />
Vor zwei Jahren nahm die Motocross-Karriere des<br />
28-Jährigen Schiffer nach einem Unfall ein jähes Ende.<br />
Seitdem engagiert er sich in der Nachwuchsförderung.<br />
Im vergangenen Jahr hat er seine Trainerlizenz<br />
gemacht.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
Superbike*IDM in bester Gesellschaft<br />
„Wie die hier auf dem Kurs aufdrehen, was die auf<br />
ihren Maschinen leisten und das alles ohne Knautschzone<br />
– das ist schon unglaublich. Das sind eigentlich<br />
die wahren Helden hier.“ DTM-Pilot und Ex-Formel-<br />
1-Fahrer Timo Glock war von den Rennen der<br />
Superbike*IDM-Akteure auf dem Lausitzring schwer<br />
angetan. Einem Großteil der insgesamt 67.500 Zuschauer<br />
auf dem Lausitzring wird es ähnlich ergangenen<br />
sein. Anfang Juni waren die Superbike*IDM-Protagonisten<br />
ein Teil des dortigen Motorsportfestivals.<br />
Gemeinsam mit den Zweiradakrobaten kämpften<br />
DTM-, ADAC GT Masters-, Porsche Carrera Cup- und<br />
Formel 4-Piloten um Siege und Punkte in ihren Meisterschaften.<br />
Nach 2014 und 2015 war es das dritte<br />
Aufeinandertreffen von zwei- und vierrädriger Renn-<br />
Action auf höchstem Niveau. Für die Organisatoren<br />
des speziellen Wochenendes am Lausitzring wahrlich<br />
keine leichte Aufgabe – nach den Reaktionen der<br />
zahlreichen Fans eine dafür aber umso lohnenswertere.<br />
Der Lausitzring ist auf dem besten Weg, die Tradition<br />
der legendären Eifel-Pokal-Rennen wieder aufleben<br />
zu lassen. Bis ins Jahr 1974 gingen auf dem Nürburgring<br />
Automobile und Motorräder gemeinsam an den<br />
Start. Die dritte Auflage des gemeinsamen Rennwochenendes<br />
von Motorrad- und Automobil-Rennserien<br />
auf dem Lausitzring stellte die vorangegangen Veranstaltungen<br />
noch einmal in den Schatten. „Es war ein<br />
Riesenerfolg. Wir hatten natürlich Bedenken wegen<br />
des engen Zeitrahmens. Aber es hat perfekt funktioniert.<br />
Wir hatten noch nie so viele Zuschauer“, bilanziert<br />
Josef Meier, vom Rennstreckenbetreiber und<br />
Promoter der Superbike*IDM MotorEvents. „Von unserer<br />
Seite aus kann man die Zusammenarbeit gerne<br />
ausbauen. Wir sind für alles offen, was die<br />
Superbike*IDM voranbringt.“<br />
Aufgrund des engen Zeitplans musste die<br />
Superbike*IDM von ihrem gewohnten Programm jedoch<br />
etwas abweichen. So gingen, wie bei den beiden<br />
gemeinsamen Veranstaltungen zuvor, lediglich<br />
die Piloten der Superbike- und Superstock 1000-Wertungen<br />
in zwei gemeinsamen Rennen an den Start -<br />
Superstock 600- und Sidecar-Piloten waren am ersten<br />
Juni-Wochenende nicht dabei.<br />
In beiden Rennen lieferten sich die Fahrer einen packenden<br />
Kampf. Am Samstag bestimmten Florian Alt,<br />
Marvin Fritz, Danny de Boer und Mathieu Gines das<br />
Geschehen an der Spitze. Die Rolle der direkten Verfolger<br />
übernahmen Roman Stamm, Luca Grünwald<br />
und Stefan Kerschbaumer. Während Alt im Verlauf<br />
des Rennens De Boer und Gines ziehen lassen musste,<br />
ereignete sich nach 15 Runden an Stamms Kawasaki<br />
ein Motorplatzer. Das Rennen wurde abgebrochen<br />
und nach der Reihenfolge in der 14. Runde gewertet:<br />
Rennsieger De Boer feierte vor Stamm und Grünwald<br />
den Sieg in der Superstock-Klasse, Gines siegte vor Alt<br />
und Fritz in der Superbike-Klasse.<br />
Ausgerechnet zum Start des zweiten Rennens, war es<br />
mit dem Sommerwetter vorbei. Temperaturen jenseits<br />
der 30 Grad hatten die Tage in der Lausitz bestimmt,<br />
doch am späten Sonntagnachmittag zogen<br />
dicke schwarze Wolken auf. Als sich das leichte Tröpfeln<br />
in einen kapitalen Starkregen entwickelte, entschied<br />
sich die Rennleitung zum Abbruch und nahm<br />
das Rennen nach Gesprächen mit Fahrern und Teams<br />
auch nicht wieder auf. Ein trauriger Abschluss eines<br />
eigentlich durch und durch gelungenen Rennwochenendes.<br />
Eines, dass die Fans in der Lausitz begeisterte<br />
und in Zukunft durchaus Schule machen könnte.<br />
Katrin Becker neu<br />
im DSK-Präsidium<br />
Das DSK-Präsidium bekommt fachkundige<br />
Unterstützung: Katrin Becker, Rallye Co-Pilotin<br />
und selbstständige Business-Trainerin,<br />
bringt sich künftig mit ihren Erfahrungen<br />
und Kompetenzen in die Arbeit des Präsidiums<br />
mit ein. Vor allem liegt der 35-Jährigen<br />
der Rallyesport am Herzen: „Der Rallyesport<br />
in Deutschland wird viel zu stiefmütterlich<br />
behandelt“, sagt sie. „Hier kann man<br />
viel bewegen und noch einiges für den<br />
Sport tun.“<br />
Im Rallye-Auto hat sie das Sagen – und das<br />
bereits seit 2001: Auf ihr Kommando hörte<br />
bereits Niki Schelle, mit dem sie 2004 Vizemeister<br />
in der Deutschen Rallye Meisterschaft<br />
wurde. Auch Ellen Lohr und Carsten<br />
Mohe vertrauten im Cockpit auf ihre Ansagen.<br />
Zu ihren größten Erfolgen zählen der<br />
Sieg im ADAC Rallye Junior Cup 2003 und<br />
der Gewinn der Deutschen Rallye Meisterschaft<br />
in der Kategorie 2WD 2011. Von<br />
2012 bis 2015 wurde sie an der Seite von<br />
Michael Böhm viermal in Folge Österreichische<br />
Staatsmeisterin. Aktuell hört ihr britischer<br />
Teamkollege Chris Ingram im Werks-<br />
Opel Adam R2 auf das, was Becker sagt.<br />
Gemeinsam bestreiten sie im Opel Rallye<br />
Junior Team die FIA Rallye Europameisterschaft.<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm<br />
Kissel Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-<br />
Walter Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer:<br />
Johannes Scheid, Peter Bonk, Katrin Becker Redaktion:<br />
Nicolaus Koretzky, Patrik Koziolek, Thorsten Schlottmann Fotografen:<br />
ADAC, Privat, SUPERBIKE*IDM, Andreas Weinand
KÖNIG<br />
SPORT<br />
GP-REPORTAGE<br />
HELDEN<br />
DER<br />
Text: Friedemann Kirn<br />
Auf Punktejagd in der<br />
Königsklasse: Alex<br />
Hofmann (links) in der<br />
Saison 2006 und Stefan<br />
Bradl letztes Jahr<br />
in Jerez (rechts oben)<br />
Fotos: 2snap, ptyszku - Fotolia<br />
Das tollste Wochenende in der MotoGP-Karriere<br />
von Stefan Bradl war zweifellos Laguna Seca 2013.<br />
Der Bayer glühte mit seiner LCR-Honda auf die<br />
Pole Position, führte das Rennen 19 Runden lang<br />
an und feierte am Ende seinen ersten Podestplatz in der<br />
Königsklasse. Nur Marc Márquez war noch schneller.<br />
Ein anderer unvergesslicher Moment kam beim Sachsenring-Grand<br />
Prix 2014, bei dem Bradl nach einem Nieselschauer<br />
als Einziger mit einer Regenabstimmung loslegte.<br />
Bradl führte überlegen und hätte wohl gewonnen, wenn es<br />
noch einmal geregnet hätte. Doch es blieb trocken, Bradl<br />
wurde vom Feld verschluckt und auf Platz 16 durchgereicht.<br />
Ende <strong>2016</strong> dreht Bradl der Königsklasse den Rücken und<br />
steigt voraussichtlich in die Superbike-WM um. Nach drei<br />
Jahren auf Honda, einem Jahr Yamaha und dem Finale auf<br />
Aprilia bleibt die Bilanz eines Außenseiters, der knapp dran<br />
war am großen Erfolg, ihn aber doch nie festhalten konnte.<br />
Damit reiht sich Bradl ein in eine bunte, verrückte<br />
Geschichte der Deutschen in der Königsklasse, in der es nie<br />
einen Weltmeister, aber trotzdem jede Menge Helden gab.<br />
Sie beginnt irgendwie mit Schorsch Meier, der mit seiner<br />
Kompressor-BMW 1939 als erster Nicht-Brite die Senior-TT<br />
auf der Isle of Man gewann. Die Straßen-WM gab es damals<br />
noch nicht. In Meiers Fußstapfen trat dann nach dem Krieg<br />
Walter Zeller, der 1956 in Assen und Belgien den zweiten
SKLASSE<br />
Die Ära von Stefan Bradl im MotoGP neigt sich dem Ende zu, Siege und Titel<br />
blieben ihm versagt. Für Highlights war er jedoch gut – wie viele andere Deutsche,<br />
die sich in der Königsklasse versucht haben. Eine kleine Geschichtsstunde in<br />
Sachen Rennsport.<br />
Platz erkämpfte und am Saisonende hinter MV Agusta-Pilot<br />
John Surtees Vizeweltmeister wurde.<br />
Der nächste Deutsche, der es zu internationalem Ansehen<br />
brachte, hieß Walter Scheimann. Mit einer Einzylinder-<br />
Norton Manx fuhr der gelernte Autolackierer aus Bremen so<br />
manchem Werksfahrer davon, machte das Yamaha-Werksteam<br />
auf sich aufmerksam und hatte in der Saison 1965 bereits<br />
einen unterschriftsreifen Werksvertrag auf dem Tisch,<br />
als er schwer stürzte und zwei Wochen lang im Koma lag.<br />
Walter Scheimann erholte sich von seinen Knochenbrüchen<br />
und Wirbelverletzungen, sicherte in der gleichen Saison<br />
noch den elften WM-Rang, blieb bis zu seinem Karriereende<br />
1970 aber Privatfahrer, der mit dem eigenen Kleintransporter<br />
und wenig Geld zu den Rennen durch Europa fuhr.<br />
Wie viel sich damals mit guten Ideen, eisernem Willen<br />
und technischer Sorgfalt gegen die Werke erreichen ließ,<br />
zeigt der Reihenvierzylinder URS, den Helmut Fath, Ingenieur<br />
aus Ursenbach bei Heidelberg, in den 60er-Jahren quasi<br />
im Alleingang baute. Mit einem in England gefertigten Rickman-Metisse-Chassis<br />
dazu holte der 46-jährige Karl Hoppe<br />
beim Hockenheim-GP 1969 hinter Agostini den zweiten Platz<br />
und schrieb als der „rasende Bürgermeister“ seiner Heimatgemeinde<br />
Diekholzen bei Hildesheim Rennsportgeschichte.<br />
Ein ähnliches Husarenstück gelang Dieter Braun in<br />
Spa-Francorchamps 1974. Damals war es üblich, dass Solo-<br />
Rennfahrer in mehreren Klassen antraten, unter anderem,<br />
um sich übers Preisgeld wieder einen Teil der Spesen<br />
zurückzuholen. Der 125er-Weltmeister von 1970 und 250er-<br />
Champion von 1973 war 1974 maßgeblich in der 250er- und<br />
350er-Klasse unterwegs, trat mit einer 354-cm³-Version seiner<br />
Zweizylinder-Yamaha aber auch gegen die Vierzylinder-<br />
Werksmaschinen in der 500er-Klasse an. „Mit versetzten<br />
Hubzapfen war das Motorrad leicht auf über 350 cm³ zu<br />
bringen und man konnte ganz weit vorne mitfahren, wenn<br />
alles super passte“, erinnert sich der Bayer Sepp Schlögl,<br />
damals Brauns Mechaniker. Die Yamaha OW 23 von Giacomo<br />
Agostini war der Papierform nach haushoch überlegen.<br />
„Die alte Spa-Strecke war eine Mutprobe. Der Dieter war auf<br />
solchen Kursen schnell und in der Lage, auf unterlegenem<br />
Material Super-Ergebnisse einzufahren.“ Tatsächlich klebte<br />
Braun im Rennen rundenlang in Agostinis Windschatten.<br />
Am Ende wurde er hinter Phil Read und Agostini Dritter –<br />
mit nur vier Sekunden Rückstand auf den Italiener.<br />
Beim deutschen Grand Prix auf dem Nürburgring war es<br />
zuvor bereits zu einem denkwürdigen deutschen Dreifachsieg<br />
gekommen. Der Bayer Edmund Czihak gewann dort vor<br />
Helmut Kassner und Walter Kaletsch, weil die Werksfahrer<br />
Read, Agostini und Bonera wegen Sicherheitsmängeln<br />
entlang der Nordschleife in den Streik getreten waren.<br />
Man hatte den Motorrad-Grand Prix zusammen mit dem<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 89
GEORG MEIER<br />
Fotos: BMW Group Archiv, Manfred Mothes, Archiv, Dieter Braun<br />
DIETER BRAUN<br />
TONI MANG<br />
REINHOLD ROTH<br />
GEORG MEIER war zwar kein GP-Pilot, steuerte aber<br />
eine 500er-BMW zu einem legendären deutschen TT-Sieg.<br />
DIETER BRAUN saß mit Superstar Giacomo Agostini<br />
nicht nur auf der Wiese, sondern jagte den Italiener nicht<br />
selten mit unterlegenem Material. TONI MANG als erfolgreichster<br />
deutscher GP-Pilot hatte die vermeintlich<br />
besten Karten für eine 500er-Karriere. Doch auch der<br />
Bayer kam nicht weit, weil das nötige Werksmaterial nicht<br />
geliefert wurde. REINHOLD ROTH war ebenfalls eine<br />
große deutsche Hoffnung. Er mischte in der 250er-Klasse<br />
ganz vorn mit und startete auch in der 500er-Klasse. Dann<br />
kam aber der furchtbare Unfall in Rijeka 1990<br />
Auto-Eifelrennen veranstaltet und aus Brandschutzgründen<br />
keine Strohballen aufgereiht, worauf die Zweiradstars vergeblich<br />
versuchten, neben ihren stolzen Startgeldern einen<br />
zusätzlichen Risikozuschlag zu erpressen. Während Agostini<br />
zu jener Zeit bereits 20 000 Mark Startgeld erhielt, trat Juniorenmeister<br />
Czihak für 400 Mark an. Czihaks Erfolg blieb der<br />
bisher einzige deutsche Sieg in der Königsklasse.<br />
Doch die überlegenen MV Agusta-Viertakter wurden<br />
von schlagkräftigeren Zweitaktern abgelöst. Schon die erste<br />
Generation der Yamaha TZ 500 hatte deutlich mehr Leistung<br />
als die 78 <strong>PS</strong> starke MV Agusta und bescherte den Japanern<br />
1974 den ersten Marken-WM-Titel, gefolgt von Agostinis<br />
Fahrertitel 1975. Neben Yamaha mischte auch Suzuki mit der<br />
RG 500 mit Square Four-Motor mit – ein simples, aber geniales<br />
Motorrad mit vier im Quadrat angeordneten Zylindern.<br />
Werksfahrer Barry Sheene löste Agostini ab und wurde<br />
mit der Maschine 1976 und 1977 Weltmeister. Zum Groll des<br />
Engländers wurden gleichzeitig baugleiche Motorräder als<br />
käufliche Production Racer unters Volk gestreut – denn für<br />
Suzuki war die Marken-Weltmeisterschaft bedeutender als<br />
der Ruhm eines einzelnen Superstars. Einziger Unterschied<br />
zu Sheenes Werksrenner waren ein paar Stahlschrauben<br />
statt teuren Titanteilen. Fahrwerk und der zunächst 110 <strong>PS</strong><br />
starke Motor waren hingegen gleich. Ein Privatfahrer mit<br />
einem Budget von 30 000 Mark konnte erstmals in der GP-<br />
Geschichte auf Augenhöhe mit den Werkspiloten antreten.<br />
Auch Dieter Braun erstand eine solche Maschine, und<br />
natürlich versuchte Techniker Schlögl, das Motorrad noch<br />
schneller und standfester zu machen. „Wir haben auch<br />
versucht, Stirnräder selbst herzustellen, doch da gab’s Probleme,<br />
und in Le Mans ging das Motorrad im Training kaputt.<br />
Barry Sheene hat uns dann Teile geliehen, damit wir im<br />
Rennen antreten konnten“, erinnert sich Schlögl.<br />
Beim Deutschland-GP auf dem Nürburgring 1976 lag<br />
Braun an zweiter Stelle, kam dem führenden Agostini<br />
bei Nieselregen näher und näher, bis er schließlich stürzte.<br />
Vier Wochen nach Niki Laudas berühmtem Feuerunfall zog<br />
sich Braun Armbrüche und eine schwere Gehirnerschütterung<br />
zu. Wie es damals unter den Fahrern zuging, zeigte<br />
der hinterherfahrende Philippe Coulon, der anhielt, auf einen<br />
Podestplatz verzichtete und seinem Kollegen Braun half.<br />
Braun konnte seine Karriere wegen Sehstörungen auf<br />
einem Auge nicht fortsetzen, doch der Siegeszug der Suzuki<br />
RG 500 ging weiter. Dieses Motorrad spülte eine ganze Generation<br />
von deutschen Privatfahrern in den GP. 1977 standen<br />
Helmut Kassner, Franz Heller, ein gewisser Anton Mang und<br />
der spätere Renn-Promoter Franz Rau in den Punktetabellen.<br />
1978 tauchte neben Jürgen Steiner erstmals auch Gerhard<br />
90 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Vogt in den Starterlisten auf. Vogt galt als „der Weltenbummler“<br />
der deutschen Motorradszene, ein Lebenskünstler und<br />
Verhandlungsgenie, der sich sein Zigeunerleben rund um<br />
den Globus durch clevere Deals erwirtschaftete. Zunächst<br />
auf Yamaha, stieg auch er 1979 auf Suzuki um und fuhr mit<br />
Sepp Hage und Gustav Reiner auf den gleichen Maschinen<br />
um die Wette. Reiner, ein gelernter Betonbauer aus Bietigheim,<br />
war aus ähnlichem Holz geschnitzt wie Braun, schnell<br />
und risikofreudig, wofür er im Regen von Spa mit dem vierten<br />
Platz entlohnt wurde.<br />
Immer mehr Deutsche versuchten in der Königsklasse<br />
ihr Glück. 1981 sind es Gustav Reiner, Gerhard Vogt, Günter<br />
Dreier, Klaus Klein und Peter Ammann. Acht Piloten zählt die<br />
deutsche Riege 1982: Reinhold Roth, Ernst Gschwender,<br />
Alfons Ammerschläger, Klaus Klein, Gerhard Treusch, Gustav<br />
Reiner, Toni Mang und Ulrich Lang. Wiederum acht tauchen<br />
1983 auf, neben Treusch, Klein, Ammerschläger, Gschwender<br />
und Mang ziehen Dieter Klopfer, Wolfgang Schwarz und<br />
Walter Hoffmann in den Kampf.<br />
Die Halbliterklasse erlebte eine Blütezeit, und es war eine<br />
Laune des Schicksals, dass ausgerechnet der erfolgreichste<br />
Deutsche, der zu diesem Zeitpunkt vierfache 250er- und<br />
350er-Weltmeister Toni Mang, beim Aufstieg zu den 500ern<br />
sang- und klanglos unterging. Vor der Saison 1983 erlitt er<br />
im Skiurlaub eine schwere Knieverletzung, die sich wegen<br />
einer Entzündung lange hinzog. Mang fiel für die Vorsaisontests<br />
ebenso aus wie für die ersten Rennen, konnte das Bein<br />
lange nicht abwinkeln und erst im August wieder antreten.<br />
Krank war auch die von Suzuki-Rennleiter Garry Taylor<br />
zugesagte Vorjahres-Werksmaschine, die sich mittlerweile<br />
deutlich von den käuflichen Standardmaschinen unterschied.<br />
Taylor nahm sein Versprechen kurzfristig zurück,<br />
ließ einen Production Racer liefern und erklärte dreist,<br />
dieses Motorrad komme auch aus dem Werk und sei deshalb<br />
als Werksmaschine zu werten. Schlögl reiste daraufhin<br />
nach England, um das zugesagte Werksmaterial persönlich<br />
einzufordern, und kehrte mit dem Wrack eines gebrauchten<br />
Werksmotors zurück, bei dem drei der vier Zylinder festgegangen<br />
waren. Doch Schlögl ließ sich nicht entmutigen: Er<br />
begann mit dem Wiederaufbau, sparte mit einem neuen Rahmen<br />
nebenher elf Kilogramm an Gewicht und baute eine solche<br />
Rakete, dass Werksfahrer Randy Mamola beim Schweden-Grand<br />
Prix staunend in die Box kam und sich nach der<br />
Herkunft der vermeintlichen Wunderteile erkundigte.<br />
Ohne Saisonvorbereitung und ohne die nötige Fitness<br />
blieb Mangs Halbliter-Abenteuer 1983 allerdings ein sportliches<br />
Fiasko. Dass er seinen Kollegen trotzdem jede Menge<br />
Respekt abnötigte, zeigte sich am Beispiel von Gustav Reiner.<br />
Der wollte Mang damals unbedingt schlagen – und stürzte<br />
dabei einmal vor Aufregung bereits in der Startaufstellung.<br />
In dem Jahr wurde Freddie Spencer auf der Dreizylinder-<br />
Honda NS 500 Weltmeister. Für die Saison darauf gab es das<br />
Motorrad als Production Racer RS 500 zu kaufen, mit dem<br />
der unvergessene Reinhold Roth auf WM-Rang 15 steuerte<br />
und dabei vier Punkte mehr einheimste als Reiner. Insgesamt<br />
neun deutsche 500er-Piloten standen 1984 auf den<br />
Startplätzen, neben Reiner und Roth waren Klaus Klein,<br />
Manfred Fischer, Dietmar Mayer, Georg-Robert Jung, Rainer<br />
Sautter, Andreas Woditsch, Gerold Fischer und Andy Leuthe<br />
mit von der Partie.<br />
ANDY LEUTHE<br />
GUSTAV REINER war ein Haudegen der besonderen Art. Sein Motto: „Pokal<br />
oder Spital“. Im 500er-GP war er von Pokalen aber leider immer weit entfernt.<br />
ERNST GSCHWENDER bekam auch durch die Production Racer die<br />
Chance, in der Königsklasse Grand Prix-Rennen zu fahren. Ein Abenteurer<br />
des 500er-GP war zweifellos ANDY LEUTHE. Seinen Highspeed-Crash in<br />
der Fahrerlagerkurve von Salzburg dokumentierte Kevin Schwantz‘ Vater<br />
ERNST GSCHWENDER<br />
GUSTAV REINER<br />
Fotos: Manfred Mothes<br />
<strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong> 91
MICHAEL RUDROFF<br />
Fotos: Manfred Mothes, Buonos Dias, Friedemann Kirn<br />
MICHAEL RUDROFF war nicht nur in seltsamen Klamotten unterwegs, der<br />
Racer vom Chiemsee sorgte neben heißen Rennen auch für besonders amüsante<br />
deutsche Highlights. Als Späteinsteiger machte JÜRGEN FUCHS große Karriere<br />
im GP und fuhr nach der 250er-WM auch bei den 500ern erfolgreich. RALF<br />
WALDMANN war irgendwie immer vom Pech verfolgt: knapp den 250er-Titel<br />
verpasst und in der 500er-WM auf unterlegenem Material chancenlos<br />
JÜRGEN FUCHS<br />
RALF WALDMANN<br />
Leuthe, aus Konstanz am Bodensee, war ein Abenteurer<br />
ganz besonderer Art, und das nicht nur, weil er mit Luxemburger<br />
Lizenz ausrückte. Nach den ersten drei Jahren auf<br />
einem Suzuki-Production Racer, einer Dreizylinder-Honda<br />
und einer alten Heron-Werks-Suzuki wagte er sich mit dem<br />
Italiener Giancarlo Librenti an den Eigenbau einer Square<br />
Four-Maschine mit Yamaha-Zylindern. Der erste Einsatz endete<br />
fast tödlich, als beim freien Training auf dem Salzburgring<br />
der Wasserschlauch von der Wasserpumpe rutschte.<br />
Jim Schwantz, der Vater von Kevin, stand mit einer Radarpistole<br />
auf dem Berg über dem Fahrerlager, der schnellsten<br />
und gefährlichsten Stelle der Strecke, und blitzte Leuthe, als<br />
er dort mit 252 km/h abflog. Leuthe endete in der Klinik,<br />
war aber drei Rennen später schon wieder zur Stelle.<br />
Zwei Jahre danach machte er sich mit Carlo Verona, einem<br />
anderen italienischen Techniker, an die nächste Neuentwicklung.<br />
Verona verdiente mit Zubehörteilen für alle möglichen<br />
Renngeräte sein Geld und hatte von Honda den Auftrag, Kühler<br />
für die Halbliter-Werksmaschine NSR 500 zu bauen. Als<br />
das Motorrad zu diesem Zweck bei Carlo Verona geparkt<br />
wurde, färbten einige der Fahrwerksdaten und Maße auf ein<br />
paar Blatt weißes Papier der Firma VRP ab – die Basis für<br />
die neue VRP500, bei der Leuthe selbst an Drehbank und<br />
Fräsmaschine stand, um Fahrwerksteile, Motorgehäuse,<br />
Zylinder und Getriebe herzustellen. Ohne Test ging es 1992<br />
zum ersten Grand Prix in Suzuka, wo das Bike im fünften<br />
Gang beim Herunterschalten festging und Leuthe von einem<br />
230-km/h-Sturz wie ein Wunder unverletzt davonwankte.<br />
Dass Leuthe solche Risiken auf sich nahm, hatte mit dem<br />
Ende der Blütezeit in der Königsklasse zu tun. Die Square<br />
Four-Suzuki war von einer modernen V4-Maschine abgelöst<br />
worden, neue Production Racer von Suzuki gab es nicht<br />
mehr. Auch die Honda RS 500 wurde nur bis 1987 produziert<br />
und war sehr teuer. Die Königsklasse erlitt einen heftigen<br />
Teilnehmerschwund. Deutsche Höhepunkte blieben selten.<br />
Einer davon war der dritte Platz des Bayern Michael Rudroff<br />
beim von allen Stars boykottierten Regen-GP in Misano<br />
1989. Ein anderer war das Duell zwischen Rudroff und dem<br />
Siegerländer Hans Becker in der Saison 1991. Rudroff fuhr<br />
immer noch seine alte Dreizylinder-Honda, Becker eine per<br />
Hummel-Kit auf 364 Kubik gebrachte Zweizylinder-Yamaha –<br />
mit der Idee, die offensichtlichen Leistungsnachteile durch<br />
überlegenen Kurvenspeed wettzumachen. Beim Spanien-GP<br />
in Jerez klappte das vortrefflich, Becker kam als 14., Rudroff<br />
als 15. ins Ziel. Doch insgesamt war Beckers Maschine zu<br />
langsam und zu anfällig, am Ende musste er sich zwei Plätze<br />
hinter Rudroff mit dem 20. Gesamtrang begnügen.<br />
Auf Initiative von Kenny Roberts ließ sich Yamaha dann<br />
erweichen, eine käufliche Variante des YZR 500-Werksmotors<br />
aufzulegen und europäischen Chassis-Herstellern zur<br />
Verfügung zu stellen. Für die Saison 1992 wurden sechs<br />
britische Harris-Yamaha und acht französische ROC-Yamaha<br />
gebaut, mit denen Privatfahrer wieder im Feld mitschwimmen<br />
konnten. Gegenüber den mit Millionenaufwand entwickelten<br />
Werksmaschinen waren die um bis zu 30 km/h langsameren<br />
Production Racer zwar technisch im Hintertreffen.<br />
Dafür ermöglichte eine neue Start- und Preisgeldgestaltung,<br />
mit den rund 200 000 Mark teuren Maschinen ohne Ruin<br />
durch eine Saison zu kommen.<br />
Rudroff trat 1992 auf einer Harris-Yamaha an, kam aber<br />
nicht dazu, es Becker ein für allemal zu zeigen: Dem war ein<br />
Sponsor abgesprungen und er gab auf. Zwei Jahre später<br />
92 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
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war allerdings auch bei Rudroff Schluss. Erst beim Deutschland-Grand<br />
Prix 1996 tauchte er noch einmal auf, mit einer<br />
Werksmaschine, die der engagierte Suzuki Deutschland-<br />
Chef Bert Poensgen für ihn losgeeist hatte. Der legendäre<br />
100 000 Mark-Einsatz ging allerdings früh zu Ende, weil Rudroff<br />
bereits in der Besichtigungsrunde einen Sturz baute.<br />
„Wahrscheinlich hat er da den Doohan gesehen und gedacht:<br />
Das ist meine Chance!“, spottete damals ein Insider.<br />
Der nächste Werkseinsatz eines deutschen Fahrers kam<br />
dann 1997. Jürgen Fuchs, vormalig Star des HB-Honda<br />
250-Teams, wurde als Teamkollege des Spaniers Juan Borja<br />
vom Elf 500-Team engagiert und fuhr trotz der Kinderkrankheiten<br />
der von einem Swissauto-V4 angetriebenen Maschine<br />
immer wieder Punkte ein. Am erfolgreichsten in Rio de Janeiro,<br />
wo er den sechsten Platz holte. Nach der Saison stellte Elf<br />
das Projekt ein.<br />
Mehr als Achtungserfolge vermochte auch Ralf Waldmann<br />
auf der Modenas KR3 nicht zu erzielen. 1997 hatte er<br />
den greifbar nahen 250er-Titel um einen Hauch von zwei<br />
Punkten an Max Biaggi verloren. Als die beiden großen Rivalen<br />
1998 in die Königsklasse aufstiegen, hatte der Italiener<br />
mit Kanemoto-Honda abermals die Nase vorn, während die<br />
Modenas unter <strong>PS</strong>-Mangel und Teamchef Kenny Roberts<br />
unter Budgetsorgen litt. Immerhin rettete Waldmann den 14.<br />
Gesamtrang und fuhr beim Deutschland-GP hinter seinem<br />
Teamkollegen Kenny Roberts jr. auf den siebten Platz.<br />
Der letzte Halbliter-Einsatz eines Deutschen fand dann<br />
2002 in Assen statt, wo Alex Hofmann im Red Bull Yamaha<br />
WCM-Team einsprang und Platz elf eroberte. Bis heute zählt<br />
dieser Einsatz auf der letzten Generation der rund 200 <strong>PS</strong><br />
starken Zweitakt-Raketen zu den schönsten Erinnerungen in<br />
Hofmanns Karriere, gemeinsam mit dem fünften Platz beim<br />
Regen-Grand Prix in Le Mans 2007, wo er Valentino Rossi<br />
um über vier Sekunden abhängte.<br />
Ein einsames Highlight, denn in fünf Jahren MotoGP-Viertakter<br />
saß auch Hofmann stets auf Außenseiter-Maschinen.<br />
Erst im von Harald Eckl geführten Kawasaki-Team als WM-<br />
23. Nach einem Facelift der Maschine mit Suter-Chassis und<br />
Bridgestone-Reifen für 2004 besserte sich die Situation,<br />
Hofmann holte den neunten Platz in Katar und den 15. WM-<br />
Rang, wurde im dritten Jahr 2005 aber wieder zurückgeworfen,<br />
diesmal von Verletzungen. Zwei Jahre im Ducati-Team<br />
von Luis d’Antin folgten, endeten aber mit einer schweren<br />
Handverletzung und einem Streit mit dem Teamchef. Danach<br />
begann aus deutscher Sicht eine fünfjährige Durststrecke,<br />
bis Stefan Bradl als Moto2-Weltmeister seinen Vertrag bei<br />
LCR-Honda unterzeichnete.<br />
Jetzt, vor dem Ende der Bradl-Ära, bereitet sich aber der<br />
nächste deutsche Kandidat auf den Absprung ins Ungewisse<br />
vor: Ab 2017 wird Jonas Folger im Tech3-Yamaha-Team<br />
Gas geben. „Ich bin so ein Yamaha-Fan, auch wegen Valentino<br />
Rossi. Nächstes Jahr auf der gleichen Maschine, einer M1<br />
zu sitzen, ist ein richtiger Traum“, erklärt Folger. „Ich freue<br />
mich für Jonas“, sagt Bradl. „Doch er muss sich auf einiges<br />
gefasst machen. Der Aufstieg ist noch schwieriger, die<br />
Leistungsdichte extremer, alles noch härter geworden.“<br />
Aber wer weiß, vielleicht weht bald doch mal in der Königsklasse<br />
die schwarz-rot-goldene Flagge ganz oben.<br />
ALEX HOFMANN konnte als deutscher GP-Pilot sowohl die 500er-Zweitakter als auch die<br />
Umstellung auf die Viertakter miterleben. In Le Mans bügelte er 2007 Superstar Valentino<br />
Rossi. STEFAN BRADL hatte sein wohl bestes MotoGP-Rennen 2013 in Laguna Seca, wo am<br />
Ende nur Marc Márquez schneller war. Ab 2017 schickt sich JONAS FOLGER im Tech3-Team<br />
von Hervé Poncharal an, die deutsche Fahne in der Königsklasse weiterzutragen<br />
STEFAN BRADL<br />
ALEX HOFMANN<br />
JONAS FOLGER<br />
Fotos: 2snap<br />
94 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
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NEWS<br />
Fotos: 2snap<br />
Valentino Rossi (#46) stürzte, Marc<br />
Márquez (#93) hielt sich zurück. Jack<br />
Miller (#43) setzte alles auf eine Karte<br />
– und gewann das MotoGP-Rennen<br />
PREMIEREN-PARTY<br />
Beim verregneten Grand Prix im niederländischen Assen wurden nach den<br />
Rennen aller drei Klassen neue Namen in die Siegerlisten eingetragen.<br />
MOTOGP-WM. Einmal ist immer das<br />
erste Mal – damit ging es schon beim<br />
Termin los. Die 86. Ausgabe der traditionsreichen<br />
Dutch TT geht als erste in<br />
die Geschichte ein, bei der die Rennen<br />
nicht samstags, sondern sonntags gefahren<br />
wurden. Und als bemerkenswerter<br />
Grand Prix, weil die Gewinner in allen<br />
drei Klassen erstmals die oberste Stufe<br />
des Siegertreppchens erobert hatten:<br />
Francesco Bagnaia in der Moto3-Kategorie,<br />
der nebenbei auch noch erster<br />
Sieger auf einer Maschine des indischen<br />
Herstellers Mahindra wurde, Takaaki<br />
Nakagami im Moto2-Lauf und Jack Miller<br />
in der Königsklasse MotoGP. Millers<br />
Erfolg hat freilich einiges damit zu tun,<br />
dass etliche Stars – wie Marc Márquez –<br />
angesichts des widrigen Wetters sehr<br />
vorsichtig zu Werke gingen oder – wie<br />
Valentino Rossi – Opfer der vom Regen<br />
gefluteten, völlig unberechenbaren Strecke<br />
wurden und stürzten. Das MotoGP-<br />
Rennen musste wegen akuter Aquaplaninggefahr<br />
nach 14 Runden sogar abgebrochen<br />
werden. Später wurde für zwölf<br />
Runden erneut gestartet und nur das<br />
Ergebnis dieses Sprints gewertet, in dem<br />
Rossi zunächst wie der sichere Sieger<br />
aussah, dann aber einen Fehler machte.<br />
Stefan Bradl, einziger deutscher Moto-<br />
GP-Pilot, kam auf der Aprilia als achter<br />
von nur 13 Fahrern ins Ziel. Trotz des Top<br />
Ten-Resultats hatte er keinen Grund<br />
zum Jubeln. Denn der Platz im Aprilia-<br />
Werksteam, um den er und Teamkollege<br />
Álvaro Bautista gekämpft hatten, geht an<br />
Aleix Espargaró. Das Ende für Bradls<br />
MotoGP-Karriere? Ein Wechsel in die<br />
Superbike-WM ist wahrscheinlich.<br />
WM-STÄNDE NACH ACHT<br />
VON 18 LÄUFEN<br />
MOTOGP: 1. Marc Márquez (E), Honda<br />
(145 Punkte); 2. Jorge Lorenzo (E), Yamaha<br />
(121); 3. Valentino Rossi (I), Yamaha<br />
(103); … 12. Stefan Bradl (D), Aprilia<br />
(37).<br />
MOTO2: 1. Johann Zarco (F), Kalex (126<br />
Punkte); 2. Alex Rins (E), Kalex (126); 3.<br />
Sam Lowes (GB), Kalex (121); … 7. Jonas<br />
Folger (D), Kalex (63); … 16. Marcel<br />
Schrötter (D), Kalex (22); … 19. Sandro<br />
Cortese (D), Kalex (14).<br />
MOTO3: 1. Brad Binder (RSA), KTM (151<br />
Punkte); 2. Jorge Navarro (E), Honda<br />
(103); 3. Romano Fenati (I), KTM (93); …<br />
15. Philipp Öttl (D), KTM (32).<br />
RED BULL ROOKIES CUP<br />
VOLLES PROGRAMM AM SACHSENRING<br />
Matthias Meggle (15 Jahre) und Kevin<br />
Orgis (16) sind die beiden deutschen Teilnehmer<br />
im diesjährigen Red Bull Rookies<br />
Cup, der Talentschmiede für künftige<br />
GP-Piloten. Nach den ersten vier Rennen<br />
liegt Meggle auf dem 16. Rang der<br />
Meister schaft, Orgis folgt auf Platz 17.<br />
Das sind für Anfänger im stark besetzten<br />
Cup, in dem viele Konkurrenten bereits<br />
ein Jahr Erfahrung haben oder hochklassige<br />
Rennserien wie die Moto3 Junior-<br />
WM bestreiten, respektable Resultate.<br />
Beim Sachsenring-GP (16./17. Juli) folgen<br />
die Cup-Läufe fünf und sechs. Beide<br />
Fahrer sind auch im Moto3 Northern Europe<br />
Cup eingeschrieben, der in Sachsen<br />
ebenfalls auf dem Programm steht. Auch<br />
im NEC-Rennen dürfen sie starten –<br />
aber nicht in den Trainings oder im Qualifying<br />
und deshalb nur vom letzten Platz.<br />
Foto: GEPA pictures/Red Bull<br />
Matthias Meggle (links) und Kevin Orgis<br />
könnten beim Sachsenring-GP gleich<br />
dreimal am Start stehen<br />
Foto: Orgis Racing Management<br />
96 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>
Foto: Tony Goldsmith Foto: Impact Images /Tim Keeton<br />
Insgesamt 14 TT-Siege: Ian Hutchinson<br />
Michael Dunlop (#6) siegte in Rekordzeit bei der Superbikeund<br />
der Senior-TT, in drei Läufen war Hutchinson erfolgreich<br />
TOURIST TROPHY AUF DER ISLE OF MAN<br />
EIN JAHR DER REKORDE<br />
Zwei Fahrer drückten der diesjährigen Rennwoche auf der Isle<br />
of Man ihre Stempel auf: Michael Dunlop und Ian Hutchinson.<br />
In jedem der fünf wichtigen Rennen in den Soloklassen stand<br />
einer der beiden ganz oben auf dem Podest. Bei den Superbikes<br />
und in der Senior-TT siegte Dunlop, in der Superstock-<br />
Klasse gewann Hutchinson. Der holte sich auch die Siegerkränze<br />
in den beiden Supersport 600-Läufen. Damit stockte<br />
Hutchinson die Zahl seiner TT-Siege auf 14 auf und zog mit<br />
Legende Mike Hailwood gleich und an Dunlop (13 Siege) vorbei.<br />
Der konterte dafür mit Rekordrunden. Im Superbike-Rennen<br />
schaffte er als Erster eine Runde unter 17 Minuten (Schnitt<br />
214,675 km/h), in der Senior-TT holte er sich den absoluten<br />
Rundenrekord in 15.53,929 Minuten (Schnitt 215,590 km/h).<br />
Die Liste der tödlich verunglückten TT-Teilnehmer wuchs <strong>2016</strong><br />
auf insgesamt 252 Namen seit 1911 an: Paul Shoesmith (50<br />
Jahre), Dwight Beare (27), Andrew Soar (32) und Ian Bell (58).<br />
8974786-77-4.QXD_Layout 1 03.05.16 16:44 Seite 1<br />
Foto: Bernd Fischer<br />
Foto: Freudenberg Racing<br />
SUPERBIKER MARKUS REITERBERGER<br />
LAUSITZ-COMEBACK<br />
Markus Reiterberger (Foto) ist nach seinem<br />
schweren Sturz im zweiten Lauf des WM-Meetings<br />
in Misano/I bereits dabei, sich für einen Start beim<br />
deutschen WM-Lauf vom 16. bis 18. September<br />
auf dem Lausitzring fit zu machen. Der<br />
Bayer hatte Kompressionsbrüche des<br />
zehnten und zwölften Brustwirbels<br />
erlitten, derzeit sind Rehamaßnahmen<br />
angesagt. „Dank der Sommerpause<br />
habe ich genügend Zeit, mich auf das<br />
Lausitz-Rennen vorzubereiten.“<br />
WILDCARDS FÜR GEORGI UND KAPPLER<br />
GRAND PRIX-START<br />
Ein Start beim Heimat-GP auf dem Sachsenring –<br />
für die beiden deutschen Nachwuchspiloten Tim<br />
Georgi (16 Jahre) und Max Kappler (18) wird dieser<br />
Traum am 17. Juli dank einer Wildcard fürs Moto3-<br />
Rennen Realität werden. Beide fahren dieses Jahr<br />
in Spanien in der Moto3 Junior-WM, wobei Platz 16<br />
für Kappler und Platz 18 für Georgi aus dem ersten<br />
Rennen in Valencia jedoch die besten Ergebnisse<br />
bei den bislang gefahrenen sieben Läufen blieben.<br />
Kappler hatte sich Top Ten-Plätze vorgenommen.<br />
Tim Georgi (#7) und Max Kappler (#97) dürfen<br />
auf dem Sachsenring Moto3-GP-Luft schnuppern<br />
Foto: racingvisual.com<br />
Foto: 2snap
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 09/<strong>2016</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH, 10. AUGUST <strong>2016</strong><br />
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WEITERE THEMEN<br />
<strong>PS</strong>-TUNERGP:<br />
Drei unterschiedliche<br />
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SPORT:<br />
Mat Oxley über<br />
die technischen<br />
Hintergründe<br />
der neuartigen<br />
Wing lets in der<br />
MotoGP-WM<br />
Charakterstudie zum Thema<br />
Rundungen im Asphalt.<br />
<strong>PS</strong> begibt sich mit einer<br />
Auswahl der heißesten<br />
Bikes <strong>2016</strong> auf die Suche<br />
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Raum<br />
ZONKOS<br />
ATTACKE:<br />
Die österreichische<br />
<strong>PS</strong>-Koryphäe<br />
fährt Freddie<br />
Spencers<br />
Honda RC 30<br />
YAMAHA-CUP:<br />
Spannende Neuigkeiten<br />
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Schleiz<br />
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98 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong><br />
Foto: Jacek Bilski Foto: Jörg Künstle<br />
IMPRESSUM<br />
MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />
Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
Postfachanschrift: 70162 Stuttgart<br />
Telefon 07 11/182-13 74 (Redaktion)<br />
Telefax 07 11/182-17 81 (Redaktion)<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de<br />
HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />
UND CHEFREDAKTEUR<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />
CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
LEITENDER REDAKTEUR Uwe Seitz M. A.<br />
REDAKTION Volkmar Jacob, Tobias Münchinger<br />
SCHLUSSREDAKTION Lothar Kutschera<br />
FOTOSTUNTS Volkmar Jacob, Jo Bauer<br />
GRAFIK UND PRODUKTION<br />
Jörg Rettenmayr (Ltg.), Andrea Lehre,<br />
Thomas Waldhauer<br />
MEDIENPRODUKTION<br />
Stefan Widmann (Ltg.), Catherine Pröschild (i.V.),<br />
Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert,<br />
Yvonne Hertler (verantwortl. Bild redaktion),<br />
Ralph Söhner (Archiv/Dokumen tation)<br />
SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />
FOTOS Jacek Bilski, fact, Rossen Gargolov,<br />
Markus Jahn, Friedemann Kirn, Jörg Künstle<br />
STÄNDIGE MITARBEITER Alan Cathcart, Friedemann<br />
Kirn, Mat Oxley, Jo Bauer, Pascal Eckhardt, Fritz<br />
„Zonko“ Triendl, Werner Koch<br />
LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />
Peter-Paul Pietsch<br />
STELLVERTRETENDE VERLAGSLEITUNG<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Eva-Maria Gerst<br />
BRANDMANAGER Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />
ANZEIGENLEITER<br />
Marcus Schardt, verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Iris Eifrig. Anzeigenpreisliste Nummer 61.<br />
Bei Anzeigen aus dem Ausland Vorkasse.<br />
Gerichtsstand Stuttgart.<br />
VERTRIEB EINZELVERKAUF<br />
Vertriebsleiter: Dirk Geschke,<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb,<br />
22773 Hamburg<br />
HERSTELLUNG Rainer Jüttner (verantwortlich)<br />
DRUCK Vogel Druck und Medienservice GmbH,<br />
97204 Höchberg<br />
<strong>PS</strong> erscheint monatlich mittwochs. Lieferung durch<br />
den Verlag, Post, Buch- und Zeitschriftenhandel.<br />
Höhere Gewalt entbindet den Verlag von der<br />
Lieferungspflicht. Ersatzansprüche können in einem<br />
solchen Fall nicht anerkannt werden. Alle Rechte<br />
vorbehalten © by Motor Presse Stuttgart GmbH &<br />
Co. KG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />
Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr<br />
übernommen.<br />
FOTOSERVICE/SYNDICATION/LIZENZEN<br />
Motor-Presse International, Telefon 07 11/182-01<br />
ABONNEMENT-SERVICE<br />
<strong>PS</strong> Abo-Service, 70138 Stuttgart,<br />
Telefon 07 11/32 06 88 99, Telefax 07 11/182-25 50,<br />
E-Mail: ps@dpv.de<br />
Einzelpreis 4,20 Euro; Jahresabonnement über<br />
12 Aus gaben frei Haus: 50,40 Euro im Inland<br />
(A: 54,50 Euro; CH: 84,00 sfr).<br />
Übriges Ausland auf Anfrage.<br />
Studenten erhalten gegen Vorlage einer<br />
Immatrikula tionsbescheinigung das Abo mit einem<br />
Preisvorteil von 40% gegenüber dem Kioskkauf zum<br />
Preis von 30,24 Euro (A: 34,56 Euro; CH: 51,84 sfr);<br />
weitere Auslandspreise auf Anfrage. ps-online.de/<br />
student<br />
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Telefon 07 11/32 06 88 99,<br />
Telefax 07 11/182-25 50<br />
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UND GENUSSVOLLE MOTORRADSAISON <strong>2016</strong>.