PS 01/2017
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<strong>01</strong><br />
JANUAR<br />
2<strong>01</strong>7<br />
NEUHEIT<br />
VERGLEICHSTEST<br />
Neue Kawasaki<br />
Z 1000 SX<br />
Suzuki<br />
GSX-S 1000 F<br />
IST KARBON<br />
DIE REVOLUTION?<br />
KAWASAKI<br />
ZX-10R<br />
SPEZIAL<br />
<strong>PS</strong> fährt Reas<br />
Weltmeister-<br />
Superbike<br />
Das perfekte<br />
Setup<br />
Die neue<br />
ZX-10RR<br />
NEUE SPORTREIFEN<br />
FÜR 2<strong>01</strong>7 IM TEST<br />
Michelin Power RS<br />
Dunlop GP Racer D212<br />
TUNE-UP FÜR<br />
NAKED BIKES<br />
Zubehör, Auspuff- und<br />
Fußrastenanlagen<br />
PREMIERE<br />
Ducati<br />
Monster 1200 S<br />
Deutschland 4,20 €<br />
Österreich 4,80 €; Schweiz 7,20 sFr;<br />
BeNeLux 4,90 €; Dänemark 47,00 dkr;<br />
Italien 5,60 €; Slowenien 5,60 €;<br />
Spanien 5,60 €<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
ducati.de<br />
Ducati Desmo Christmas 2<strong>01</strong>6<br />
Feiern Sie mit uns!<br />
Es ist wieder so weit: Das alljährliche Ducati Desmo Christmas steht vor der Tür und bringt leuchtende<br />
Farben in die dunkle Jahreszeit. Erwärmen Sie Ihr Herz bei uns und bestaunen Sie die aktuellsten Modelle<br />
aus Borgo Panigale. Zudem können Sie sich den einen oder anderen Weihnachtswunsch mit tollen<br />
Angeboten aus dem Ducati Zubehör- und Bekleidungsprogramm erfüllen. Teilnehmende Ducati Händler<br />
und ihre Desmo Christmas Termine finden Sie unter ducati.de
INHALT <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>7<br />
30<br />
Auf den letzten Drücker: Zonko düst mit der Yamaha MT-10 zum Blaskonzert.<br />
Bringt ihn das scharfe Naked noch rechtzeitig zum Auftritt?<br />
Titelfotos: BMW, Ducati, Dunlop, Andreas Feulner, Rossen Gargolov, Kawasaki (2), Michelin, Roberto Selmin, stockphoto-graf - Fotolia;<br />
Inhaltfotos: Marco Chila – dpsimaging.it, Andreas Riedmann<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
Honda CB 1100 TR-Studie; MotoGPund<br />
TT-Rückblick; MV Agusta-News<br />
TEST<br />
10 NEUHEITEN<br />
Nachschlag von der EICMA<br />
14 PREMIERE<br />
Aufgewertet: Ducati Monster 1200 S<br />
18 TEST & TECHNIK<br />
Mit Karbon-Chassis: BMW HP4 Race<br />
22 VERGLEICHSTEST<br />
Coole Tourensportler: Kawasaki Z<br />
1000 SX gegen Suzuki GSX-S 1000 F<br />
30 ZONKOS ATTACKE<br />
38 KAWASAKI ZX-10R SPEZIAL<br />
46 SPORTREIFEN-TEST<br />
SERVICE<br />
52 TECHNIK-FRAGEN<br />
Was bringt eine Trockenkupplung?<br />
54 TUNE-UP: YAMAHA MT-09<br />
66 WOHN-/TRANSPORTANHÄNGER<br />
Drei Modelle im Vergleich<br />
SPORT<br />
76 CLASSIC-ENDURANCE<br />
<strong>PS</strong> startete beim Vierstunden- Oldie-<br />
Event in Spa-Francorchamps<br />
84 PITLANE-NEWS<br />
88 SUPERBIKE-WM-HINTERGRUND<br />
96 SPORT-NEWS<br />
RUBRIKEN<br />
68 MARKT<br />
75 LESERPOST<br />
86 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
88<br />
Fahren die BMW S 1000 R und ihre nackten<br />
Schwestern bald um die Superbike-WM-Krone?<br />
Die Dorna schmiedet Pläne, <strong>PS</strong> fragte nach<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 3
SZENE<br />
NEWS<br />
IN DIESE<br />
RICHTUNG<br />
HONDA CB 1100 TR Als wir diese Studie<br />
auf der EICMA in Mailand auf dem Honda-Stand<br />
sahen, gerieten wir doch etwas<br />
in Erregung. Die TR holt sich zwar ihre<br />
Anleihen bei US-Trackern, bei denen sich<br />
auch die Retro-Gemeinde gern bedient –<br />
und diesem „Lifestyle“ huldigt natürlich<br />
auch die CB mit dem feingerippten Old-<br />
School-Motor. Aber angesichts des doch<br />
sehr soften und mittlerweile auch angestaubten<br />
Designs der CB 1000 R würde<br />
man sich doch wünschen, die Designer<br />
hätten hier die Blaupause<br />
für das nächste wuchtige<br />
Naked Bike mit 1000er-Vierzylinder<br />
und rund 160 bis<br />
180 <strong>PS</strong> gefunden. Die Linie<br />
vom Tank bis zum Monositz-Höcker<br />
wäre ein echter<br />
Hingucker. Da wäre ein<br />
hochwertiges Mono-<br />
Federbein dann<br />
auch kein Stilbruch,<br />
sondern<br />
ließe noch eine Einarmschwinge<br />
zu und einen<br />
schön gemachten Auspuff<br />
mit Euro 4-Werten.<br />
Vorn eine dicke, voll<br />
einstellbare Gabel rein,<br />
eine flache neue LED-<br />
Fotos: radioviktoria<br />
Hofmann und Mielke als Dreamteam<br />
vieler Fans wiedervereint<br />
MOTOGP-RÜCKBLICK<br />
DEUTSCHE EXPERTENSTIMMEN<br />
Der offizielle MotoGP-Rückblick auf die Saison 2<strong>01</strong>6 liegt jetzt in<br />
HD-Qualität vor und ist ab sofort für 19,90 Euro (DVD) oder 24,90<br />
Euro (Blu-ray) im <strong>PS</strong>-Shop unter www.ps-online.de zu haben.<br />
Moderiert wird diese spannende Saison, in der es in 18 Rennen<br />
neun verschiedene Sieger gab, vom Ex-MotoGP-Piloten und<br />
TV-Rennsport-Experten Alex Hofmann und Kommentator Eddie<br />
Mielke. Dabei gehen die beiden neben dem Renngeschehen rund<br />
um die Titelfights zwischen Honda und Yamaha auch auf die Fortschritte<br />
bei Suzuki und die Power der Ducatis und vieles mehr<br />
ein. Drei Stunden Racing pur – absolut empfehlenswert!<br />
4 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
EDITORIAL<br />
WIDER DIE GURKE<br />
Den mauen CB 1100er raus, einen<br />
echt sportlichen Motor rein, die<br />
58 dran lassen – machen!<br />
Lampe mit zarten Blinkern dazu, Brembo-Stopper<br />
dran mit Kurven-ABS und<br />
eines dieser neuen TFT-Displays. Elektronisch<br />
noch eine Traktionskontrolle<br />
und – gut, es muss ja sein – Spiegel<br />
und Kennzeichenhalter der etwas schöneren<br />
Art angeschraubt, fertig wäre die<br />
neue CB 1000 RR SP. Die TR-Studie<br />
kommt aus dem R&D-Büro von Honda<br />
in Rom. Die haben auch die erfolgreiche<br />
Africa Twin designtechnisch auf den<br />
Weg gebracht. Damit besteht ja doch<br />
noch Hoffnung, dass etwas von der TR<br />
Realität wird. Bitte machen Honda!<br />
Fotos: Honda<br />
Das erste Heft für das kommende ist<br />
bei uns traditionell auch das letzte<br />
Heft für das auslaufende Jahr. Der<br />
perfekte Zeitpunkt, um sich nochmals<br />
um- und dann vorauszuschauen. Im<br />
Sportmotorrad-Sektor war 2<strong>01</strong>6 ein<br />
schwaches Jahr. Echte Neuerscheinungen<br />
waren eigentlich nur die<br />
Kawasaki ZX-10R und im Sommer die<br />
Yamaha MT-10 als Naked Bike-Highlight.<br />
Ansonsten sprossen etwa viele<br />
neue Retro-Klassiker aus dem Boden<br />
und geriet die Motorradszene weiter<br />
in Wallung, was Café Racer aller<br />
Bauarten und -jahre angeht. Leider<br />
steht bei diesen Bikes allzu häufig<br />
aber der Lifestyle vor echten technischen<br />
Errungenschaften und Poser-<br />
Cruisen vor Dynamik und Fahrkönnen.<br />
Wenn das die Zukunft sein soll,<br />
wird man sich wahrscheinlich bald<br />
wieder für Schwarz-Weiß-Fernseher<br />
und Kassettenrekorder begeistern<br />
müssen. Gut also, dass die Messen<br />
für 2<strong>01</strong>7 gezeigt haben, dass Sportsgeist<br />
nicht nur neue Superbikes<br />
befeuert, sondern auch wieder viele<br />
neue Straßenbikes von der Suzuki<br />
GSX-R 125 bis zur Kawasaki Z 1000<br />
SX. Und dann haben die echten Supersportler<br />
wie die Ducati Superleggera<br />
und die BMW HP4 Race gezeigt,<br />
dass die Entwicklung neuer Materialien<br />
im Motorradbau nur über die<br />
Sportmotorräder funktioniert. Wir<br />
von <strong>PS</strong> werden das Thema „sportliches<br />
Motorradfahren“ auch 2<strong>01</strong>7<br />
weiter auf unsere Fahnen schreiben<br />
und die Begeisterung für „Gurken“<br />
anderen überlassen. Auf ein sportliches<br />
2<strong>01</strong>7!<br />
Foto: Louis<br />
Wintertraining<br />
MIT DEM DREH AM GASGRIFF IST<br />
ES GERADE SEHR SCHWIERIG, ABER<br />
BEI LOUIS KANN MAN ENTZUGSERSCHEI-<br />
NUNGEN MIT EINEM GERÄT IN FORM EINES<br />
FLASCHENÖFFNERS ENTGEGENWIRKEN. BEI<br />
GESTEIGERTEN TRAININGSEINHEITEN SOLLTE<br />
MAN BESSER AUF ALKOHOLFREIE GETRÄNKE<br />
ZURÜCKGREIFEN. WWW.LOUIS.DE, 19,99 EURO.<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
Uwe Seitz,<br />
leitender<br />
Redakteur<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
MARKENKAUF<br />
BSA AUS INDIEN<br />
Die indische Mahindra Group hat sich die<br />
Rechte an der traditionellen englischen<br />
Marke BSA gesichert und möchte damit<br />
die eigenen Zweiradprodukte in den<br />
westlichen Märkten etablieren. Bisher<br />
ist Mahindra hauptsächlich als Marke<br />
in der Moto3-Klasse ein Begriff, die<br />
anfangs auf eigene Faust ein Rennmotorrad<br />
baute – mit mäßigem Erfolg.<br />
Inzwischen fertigt Suter für Mahindra<br />
die GP-Chassis und Honda liefert die<br />
Motoren. Mit dem BSA-Label wollen die<br />
Inder jetzt lifestyligere Motorräder für<br />
Europa und USA bauen. Mit einem riesigen,<br />
15 Millionen Dollar teuren R&D-<br />
Zentrum in Pune und drei Scooter- und<br />
zwei Motorradmodellen für den asiatischen<br />
Markt soll jetzt mit BSA die<br />
große Zukunft als<br />
Premium-Motorradhersteller<br />
beginnen.<br />
Im Rennsport mäßig erfolgreich,<br />
soll Mahindra durch das Label<br />
BSA Premiumhersteller werden<br />
Fotos: Mahindra, Cathcart<br />
Fotos: Bernd Fischer-faceCatcher.com<br />
KALENDER 2<strong>01</strong>7<br />
IN ALLEN KLASSEN<br />
Bernd Fischer alias Facecatcher ist als Fotograf<br />
auf allen Motorradrennsport-Feldern unterwegs.<br />
2<strong>01</strong>6 reiste er nicht nur zu den GP-Rennen,<br />
sondern war auch auf der TT auf der Isle of<br />
Man und beim großen MX-<br />
Event in Teutschenthal.<br />
Von allen drei Rennvarianten<br />
hat er schöne Kalender<br />
für Motorradsport-<br />
Verstrahlte im Hochglanz-DIN-A2-Format<br />
herausgebracht.<br />
Stückpreis<br />
29,90<br />
Euro plus 4,50<br />
Euro Versand.<br />
Im Shop unter<br />
www.face<br />
catcher.com<br />
Leatherman<br />
GEDACHT ALS WERK-<br />
ZEUG FÜR RETTUNGS-<br />
KRÄFTE HAT LEATHER-<br />
MAN DAS SKELETOOL<br />
RX HERAUSGEBRACHT,<br />
DAS AUCH MOTOR-<br />
RADFAHRERN NÜTZ-<br />
LICH SEIN KANN.<br />
MIT KLINGE, ZAN-<br />
GE, DRAHT-<br />
SCHNEIDER,<br />
BITHALTER,<br />
SCHRAUBEN-<br />
DREHER UND<br />
MEHR PASST DAS MINI-TOOL IN<br />
JEDE JACKENTASCHE. COOLES<br />
TEIL, WENN AUCH MIT 129<br />
EURO KEIN SCHNÄPPCHEN.<br />
Foto: Leatherman<br />
6 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Foto: Driver13<br />
REIFENTASCHE 1<br />
ONE SIZE FITS ALL<br />
Unter www.driver13.de gibt es Reifentaschen für komplette<br />
Räder, die sich per Reißverschluss der Reifengröße<br />
anpassen. Für 69,99 Euro pro Stück bekommt<br />
man damit eine Tasche aus abwaschbarem Material<br />
mit Polsterung, die in der Tiefe variiert<br />
werden kann. Damit lassen sich<br />
sowohl ein 120er-Vorderrad<br />
mit Bremsscheiben und<br />
Reifenwärmer als auch ein<br />
200er-Hinterrad mit Kettenträger<br />
und Reifenwärmer<br />
sicher einpacken und transportieren.<br />
Die Ladung ist<br />
dann per Trage- und Schultergurt<br />
einfach am Mann<br />
zu bewegen. Die Tasche<br />
selbst wiegt 2,1 Kilo.<br />
Fotos: Racefoxx<br />
REIFENTASCHE 2<br />
FESTE GRÖSSE<br />
Von Racefoxx gibt es ebenfalls sehr stabile<br />
und tragbare Reifentaschen. Allerdings haben<br />
diese eine einheitliche Größe und<br />
passen bis 17 Zoll und 200er-Reifen.<br />
Der Satz kostet 149 Euro und kann auf<br />
Wunsch noch beschriftet werden. Wir<br />
haben die Taschen ausprobiert und finden<br />
sie für den zweiten Radsatz als eine<br />
absolut lohnenswerte Anschaffung,<br />
da die Polster vor allem Bremsscheiben<br />
und Radkränze im<br />
vollgestopften Transporter<br />
schützen. www.racefoxx.com<br />
MV AGUSTA-NEWS<br />
BEWEGUNG IN VARESE<br />
Die italienische Traditionsmarke MV Agusta hat 2<strong>01</strong>6<br />
leider hauptsächlich wegen finanzieller Schwierigkeiten<br />
auf sich aufmerksam gemacht. Im Frühjahr wurde eine<br />
drohende Insolvenz bekannt, danach gab es einen Sanierungsplan<br />
und im Werk in Varese standen die Bänder<br />
still. Unlängst ermittelte dann auch die Finanzpolizei<br />
gegen MV-Chef Giovanni Castiglioni, der nicht alle Sozialabgaben<br />
der Mitarbeiter gezahlt haben soll. In diesem<br />
Fall ging es um sieben Millionen Euro, was Castiglioni<br />
bestritt, der die Ermittlungen als typisch italienische<br />
Methoden erklärte.<br />
Jetzt präsentierte Castiglioni einen neuen Investor<br />
für MV Agusta. Der amerikanisch-russische Fonds<br />
Black Ocean soll bei MV mit einem nicht näher<br />
genannten Millionenbetrag einsteigen. Aber<br />
der MV-Chef sagte dazu: „Wir erreichen so<br />
eine Kapitalerhöhung, um unseren Sanierungsplan<br />
noch besser abzusichern.“ MV-Anteilseigner<br />
Mercedes-AMG äußert sich zur<br />
aktuellen Situation in Varese nicht. Dort scheinen<br />
aber wieder fleißig Motorräder produziert<br />
zu werden. Jüngst stellte die Marke<br />
die Euro 4-fitgemachte Brutale 800 RR<br />
vor. Die Updates betreffen darüber hinaus auch<br />
Design elemente als auch die Elektronik und einen<br />
einstellbaren Lenkungsdämpfer. Insgesamt will MV<br />
2<strong>01</strong>7 nur noch 5000 Motorräder bauen, wie es im<br />
Sanierungsplan heißt. Rennsport in der Supersportund<br />
Superbike-WM ist weiterhin vorgesehen.<br />
Foto: MV Agusta<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 7
KURZ & KNAPP<br />
++ ZURÜCKGEZOGEN ++<br />
BMW hat sämtliche G 310 R<br />
in Produktion und Auslieferung<br />
gestoppt. Das in Indien<br />
gefertigte Einzylindermodell<br />
macht technisch offensichtlich<br />
Probleme, weshalb auch<br />
Händlerfahrzeuge wieder<br />
eingesammelt und Probefahrten<br />
abgesagt wurden.<br />
Anfang 2<strong>01</strong>7 soll es nun aber<br />
laut BMW klappen.<br />
++ KORREKTUR ++<br />
In der Hektik vor der EICMA<br />
haben uns einige Hinweise<br />
der Hersteller nicht rechtzeitig<br />
erreicht bzw. lagen wir in<br />
<strong>PS</strong> 12 leider daneben. Der<br />
Tank der Standard-Fireblade<br />
ist nicht aus Titan, der Motor<br />
der kleinen Ducati Multistrada<br />
stammt aus der Hypermotard<br />
und die Suzuki GSX-R<br />
1000 wird viel günstiger und<br />
soll um 16 000 Euro kosten.<br />
Wir bitten um Entschuldigung.<br />
++ SPIELZEUG 1 ++<br />
Beim Filialisten Polo sind<br />
jetzt auch Kiddimotos zu<br />
haben. Die coolen Laufräder<br />
aus Holz für ganz junge<br />
Nachwuchsracer kosten dort<br />
ab 99 Euro.<br />
++ SPIELZEUG 2 ++<br />
Von Lego gibt es ab Januar<br />
2<strong>01</strong>7 das 603-teilige Modell<br />
der BMW R 1200 GS Adventure.<br />
Unken sagen, die Kleine<br />
wäre hübscher als das<br />
Original,<br />
auf jeden<br />
Fall ist sie<br />
mit 49,99 Euro<br />
deutlich<br />
billiger.<br />
KOMPRESSOR-VESPA GTS 300<br />
DAS KAMPFSCHWEIN<br />
Oliver Heda und sein Team von der Roller &<br />
MotorradBox in Stuttgart peppen Vespas –<br />
nicht nur bei ihnen gekaufte – mittels Tuninglabel<br />
„Porco Nero Power“ auf. Ihr jüngster<br />
Schwarzkittel hat einen riemengetriebenen<br />
Kompressor mit eigener Ölversorgung. Er<br />
kommt flott vom Fleck: In sechs Sekunden<br />
von null auf 100 und kurzen 3,3 Sekunden<br />
im Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h – wie<br />
eine S 1000 RR im Sechsten. Wow. Der 278-<br />
cm3-Single mit Variomatik drückt gemessen<br />
34 statt serienmäßig 17 <strong>PS</strong> am Hinterrad. Bei<br />
Tempo 128 ist leider Schluss, damit der Lader<br />
nicht überdreht. Klangstarker Akrapovic-<br />
Auspuff, Front-Federbein von HH-Racetech,<br />
gefräster Brembo-Vierkolbensattel und andere<br />
Goodies (alle einzeln erhältlich) machen<br />
das 18 666 Euro teure Kampfschwein edel<br />
und gut. Infos: www.roller-motorradbox.de<br />
Fotos: Jörg Künstle<br />
Platz da: Ladeluftkühler<br />
und Druckkompensator<br />
Klein und gemein: Kompressor<br />
mit 240 000/min!<br />
MOTORRADMESSE IN STUTTGART<br />
IN <strong>PS</strong>-TOWN DABEI<br />
Erstmals vom 10. bis 12. Februar 2<strong>01</strong>7 öffnet<br />
in Stuttgart die MOTORRAD live auf der Messe<br />
am Stuttgarter Flughafen. Gezeigt werden auf<br />
dieser neuen Ausstellung neben den Portfolios<br />
der Hersteller auch alle Neuheiten für 2<strong>01</strong>7.<br />
Da Stuttgart auch die Heimat von <strong>PS</strong> ist, werden<br />
wir selbstverständlich mit von der Partie sein.<br />
Wir sehen uns in <strong>PS</strong>-Town!<br />
Fotos: BMW<br />
Fotos: Jörg Künstle, Roland Halbe<br />
8 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
GEWINNSPIEL<br />
Am 9. Dezember erscheint mit „Jason<br />
Bourne“ der vierte Teil des Spionage-Thrillers<br />
um Hauptdarsteller Matt Damon auf<br />
DVD. Darin sucht der Ex-CIA-Agent Jason<br />
Bourne weiterhin nach seiner Vergangen<br />
heit und muss sich dabei vor gnadenlosen<br />
CIA-Killern in Acht nehmen. Da es in diesem<br />
jüngsten Teil auch eine wilde Motorrad-<br />
Verfolgungsjagd mit Drifts und Wheelies vom<br />
Feinsten gibt, verlosen wir zwei „Bourne-<br />
Sets“ mit allen vier Filmen. Wer uns bis zum<br />
24.12. eine E-Mail mit „Frohes Fest Jason“<br />
im Betreff an ps@motorpresse.de schickt,<br />
ist in der Verlosung dabei.<br />
Fotos: Universal Pictures<br />
KARBON, MARVEL UND STAR WARS<br />
NEUE HELME VON HJC<br />
Wer zur nächsten Saison eine sportive Kopfbedeckung<br />
im fetzigen Design sucht, sollte mal bei HJC vorbeischauen.<br />
Das neue Topmodell RPHA 11 gibt es in zwei<br />
abgefahrenen Star Wars- und Marvel-Looks sowie als<br />
Karbon-Version. Letztere konnten wir bereits ausprobieren.<br />
Sitz, Verarbeitung, einfache Visiermechanik<br />
und das breite Sichtfeld überzeugen soweit voll.<br />
Die Standard-Variante des RPHA 11 gibt es ab 449,90<br />
Euro, der Karbon-Helm kostet 549,90 Euro und die<br />
Star Wars- beziehungsweise Marvel-<br />
Exemplare werden für<br />
599,90 bis 699,90 Euro<br />
angeboten. Dunkles<br />
Visier und Antifog-<br />
Scheibe liegen den<br />
Helmen jeweils bei.<br />
TT-RÜCKBLICK<br />
HUTCHI-SPIELE<br />
Auf der aktuell erschienenen<br />
TT-DVD zu den Rennen 2<strong>01</strong>6<br />
spielt Ian Hutchinson als<br />
viermaliger Sieger eine ganz<br />
große Rolle. Der schüchterne<br />
Brite wird auf Supersportlern<br />
zum Tier und ließ in diesem Jahr McGuinness<br />
und Co. kaum eine Chance. Nur Michael Dunlop<br />
konnte Hutchi in der Senior-TT stoppen. Dazu<br />
gibt es auch die Sidecars, Onboard-Aufnahmen,<br />
Interviews und mehr. Von Futura, über 330 Minuten<br />
Laufzeit, DVD und Blu-ray ab 24,95 Euro.<br />
Foto: Futura<br />
Foto: HJC<br />
TT-HELD BEI DER CLASSIC-TT<br />
DUNLOP AUF ABWEGEN<br />
Die Classic-TT (19.8. bis 1.9.) lockt immer mehr aktuelle<br />
TT-Helden an. Neben John McGuinness fahren auch Bruce<br />
Anstey oder Ian Lougher schon seit Jahren dort auf älteren<br />
Bikes um Rennsiege, und auch Horst Saiger schwärmt<br />
vom besonderen Flair der Classic-TT, wenn es etwas ruhiger<br />
zugeht als bei der regulären TT im Frühjahr. 2<strong>01</strong>7<br />
feiern sie dort auch die erste 100-Meilen Runde, die 1957<br />
erreicht wurde. Der aktuelle Rekordhalter von einer Runde<br />
unter 17 Minuten, Michael Dunlop, wird dann die Gilera<br />
vom damaligen Rekordpiloten Bob McIntyre fahren.<br />
TT heute und gestern<br />
vereint – Dunlop<br />
und Gilera<br />
Foto: Dave Kneen/Pacemaker Press<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 9
NEUHEITEN<br />
NACHSCHLAG<br />
À LA<br />
MILANESE<br />
APRILIA<br />
SHIVER 900<br />
Die EICMA in Mailand bot wider<br />
Erwarten doch noch ein paar<br />
Überraschungen. Deshalb hier der<br />
Nachschlag an Neuheiten für 2<strong>01</strong>7.<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Aprilia, BMW, Honda, Husqvarna,<br />
Kawasaki, Moto Morini, Suzuki<br />
APRILIA<br />
DORSODURO<br />
900<br />
Die Shiver 900 unterscheidet<br />
sich bei den technischen Daten<br />
von der Supermoto-angehauchten<br />
Dorsoduro vor allem beim<br />
Gewicht (ca. 220 kg) und durch<br />
die niedrigere Sitzhöhe (810<br />
mm). Einen Preis gibt es auch<br />
für sie noch keinen<br />
DATEN<br />
Zweizylinder-V-Motor, 896 cm³,<br />
70 kW (95 <strong>PS</strong>) bei 8750/min, 90<br />
Nm bei 6500/min, Gitterrohrrahmen,<br />
Upside-down-Gabel<br />
mit Zugstufenverstellung,<br />
Sitzhöhe 900 mm, Gewicht vollgetankt<br />
ca. 206 kg, Preis: k. A.<br />
10 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
DATEN<br />
Einzylinder-Viertaktmotor, 373 cm³, 32 kW (44<br />
<strong>PS</strong>) bei 9000/min, 37 Nm bei 7000/min, Gitterrohrrahmen,<br />
Upside-down-Gabel, Sitzhöhe<br />
835 mm (Svartpilen), Gewicht:<br />
ca. 150 kg (Vitpilen). Preis: k. A.<br />
HUSQVARNA<br />
VITPILEN 4<strong>01</strong><br />
Während die Vitpilen 4<strong>01</strong> ein<br />
ul traleichtes, sehr handliches<br />
Naked sein soll, zitiert die<br />
Svartpilen Scrambler-<br />
Anleihen, auch wenn<br />
Husqvarna das<br />
bestreitet. Wann die<br />
„Pilen“ genau kommen,<br />
ist noch unklar<br />
Unangekündigt gesellte sich die Vitpilen<br />
4<strong>01</strong> Aero mit sportlichen Attributen<br />
zu den bereits im letzten Jahr noch als<br />
Studien vorgestellten Svart- und<br />
Vitpilen. Die Aero soll nicht bloß eine<br />
Café Racer-Version der Vitpilen<br />
mit Halbschale sein<br />
HUSQVARNA<br />
SVARTPILEN 4<strong>01</strong><br />
Direkt nach Redaktionsschluss<br />
der <strong>PS</strong>-Ausgabe 12 öffnete in<br />
Mailand die EICMA ihre Tore.<br />
Wir hatten vorab mit aller<br />
gebotenen journalistischen Sorgfalt<br />
sämtliche Hersteller abgeklappert, um<br />
die wichtigsten sportlichen Neuheiten<br />
für 2<strong>01</strong>7 bereits vorstellen zu können.<br />
Informationen und Fotos von neuen<br />
Modellen wie Ducati Superleggera,<br />
KTM Super Duke, Kawasaki Z 900 und<br />
Honda Fire blade trafen gerade noch<br />
rechtzeitig in der Redaktion ein, obwohl<br />
Geheimniskrämerei und pure<br />
Hektik im Messevorfeld stets schwierigste<br />
Umstände bedeuten. Wir mussten<br />
Stillschweigen schwören, damit uns<br />
die Presseabteilungen Bilder und spärliche<br />
Infos zu den Bikes überhaupt vor<br />
Eröffnung der Messe überließen. Ein<br />
paar Hersteller aber kommunizierten<br />
gar nichts, was normalerweise bedeutet:<br />
Wer nichts sagt, hat nichts.<br />
Aprilia doch mit Twin<br />
Zwei italienische Hersteller hatten<br />
dann allerdings doch etwas zu bieten.<br />
Allen voran Aprilia. Lange kam von<br />
dort nur die Aussage, dass man als<br />
kleiner Ableger des großen Piaggio-<br />
Konzerns keine Kapazitäten hätte, die<br />
Zweizylinder der beiden Dorsoduros<br />
(750 und 1200) und des Naked Bikes,<br />
der Shiver, bis 2<strong>01</strong>7 auch noch Euro<br />
4-fit zu machen. Damit hätte Aprilia<br />
komplett ohne Alternative zu den<br />
beiden V4-Bikes Tuono und RSV4 dagestanden<br />
– trotz neuer 125er-Tuono<br />
also eine arg schmale Produktpalette.<br />
Dann aber präsentierte Aprilia in<br />
Mailand doch frisch renovierte Dorsoduro-<br />
und Shiver-Modelle und wir erfuhren<br />
freudig erregt, dass beide im<br />
kommenden Jahr mit einem neuen<br />
900er-Zweizylinder und ein paar Retuschen<br />
tatsächlich kommen werden.<br />
Wann genau, blieb allerdings noch<br />
unklar. Jedenfalls dürfen sich Fans der<br />
Marke auf durchzugsstarke Twins freuen,<br />
denn das Drehmoment beider Motorräder<br />
stieg auf nominell 90 Nm bei<br />
6500/min. An der Spitzenleistung von<br />
95 <strong>PS</strong> änderte sich zum 750er-Vorgänger<br />
dagegen nichts, da haben die Euro<br />
4-Werte wohl die mögliche Ausbeute<br />
aus zusätzlichen 150 cm³ geschluckt.<br />
Fahrwerksseitig gab es für beide<br />
Modelle eine neue Upside-down-Gabel<br />
mit Zugstufen-Verstellung. In Sachen<br />
Elektronik haben Shiver und Dorsoduro<br />
jetzt eine dreistufige Traktionskontrolle<br />
bekommen, und das Cockpit besteht<br />
aus einem modernen TFT-Display.<br />
Der Rest ist Make-up, wie die neuen<br />
Seitendeckel und die Tankverkleidung.<br />
Die neue Auspuffanlage bei beiden<br />
Twins ist dagegen ebenfalls der Euro<br />
4-Norm geschuldet.<br />
Das ist auch der Fall bei der zweiten<br />
großen Überraschung in Mailand.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 11
NEUHEITEN<br />
DATEN<br />
MOTO MORINI<br />
CORSARO ZZ<br />
Zweizylinder-V-Motor,<br />
1187 cm³, Leistung: k. A.,<br />
Gitterrohrrahmen, voll<br />
einstellbare Upsidedown-Gabel,<br />
Sitzhöhe<br />
860 mm,<br />
Gewicht ohne<br />
Benzin 192 kg,<br />
Preis: k. A.<br />
Moto Morinis kräftiger, kurzhubiger<br />
1200er-Twin hat es nämlich auch ins<br />
Euro 4-Zeitalter geschafft und bekam<br />
auf Basis der Corsaro Veloce neue und<br />
schlankere Doppelendtöpfe von Zard<br />
unter die Sitzbank. Heißen wird das<br />
Naked Bike ab 2<strong>01</strong>7 Moto Morini<br />
Corsaro ZZ. Ob der faszinierende<br />
1187-cm³-Motor weiterhin 135 <strong>PS</strong> leistet<br />
und mit druckvollem Drehmoment<br />
von 122 Nm beeindruckt, war leider<br />
nicht zu erfahren. Genauso wenig wie<br />
nähere Infos zum Preis und wann genau<br />
die neue Morini über den Deutschland-Importeur<br />
(www.motorrad-bayer.<br />
de) zu haben sein wird. Ein Bosch-ABS<br />
hat sie jedenfalls bekommen und verfügt<br />
über eine Anti-Hopping-Kupplung<br />
wie auch einen neuen LED-Scheinwerfer<br />
und ein farbiges TFT-Cockpit.<br />
Husqvarna in Serienreife<br />
Zu Redaktionsschluss wussten wir zwar,<br />
dass Husqvarna die vor einem Jahr vor-<br />
Einzylinder-Viertaktmotor, 250<br />
cm³, 18 kW (25 <strong>PS</strong>) bei 8500/<br />
min, 23 Nm bei 6750/min, Doppelschleifenrahmen,<br />
Telegabel,<br />
Sitzhöhe 895 mm, Gewicht<br />
157 kg, Preis: k. A.<br />
HONDA<br />
CRF 250 RALLY<br />
BMW<br />
G 310 GS<br />
Einzylinder-Viertaktmotor,<br />
313 cm³, 25 kW (34 <strong>PS</strong>) bei<br />
9500/min, 28 Nm bei 7500/<br />
min, Gitterrohrrahmen,<br />
Sitzhöhe 835 mm, Gewicht<br />
170 kg, Preis: k. A.<br />
12 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Der druckvolle<br />
Motor mit den<br />
dicken Kolben<br />
hat es nach ein<br />
paar Änderungen<br />
ins Euro<br />
4-Zeitalter hinüber<br />
geschafft.<br />
Auch die Auspuffanlage<br />
von<br />
Zard wurde dazu<br />
neu gestaltet<br />
gestellten Studien Svartpilen und Vitpilen<br />
fertig entwickelt hat. Bildmaterial<br />
bekamen wir aber genauso wenig<br />
rechtzeitig wie handfeste Daten. Beides<br />
holte die Marke bei der Enthüllung der<br />
beiden Bikes in Mailand nach. Deshalb<br />
können wir jetzt die „echten“<br />
Serienbikes Svartpilen<br />
4<strong>01</strong>, eine Art Scrambler,<br />
und die nackte Vitpilen<br />
4<strong>01</strong> mit dem KTM-390-Single<br />
und 44 <strong>PS</strong> Spitzenleistung<br />
zeigen. Dazu gab es<br />
die Vitpilen Aero als Extra,<br />
die eine Halbschale als<br />
Verkleidung besitzt. Erst im<br />
Herbst soll das Trio aber<br />
zu den Händlern kommen.<br />
Kleinvieh macht auch Mist<br />
Bei den kleinen Motorrädern ist<br />
momentan ganz schön viel Bewegung<br />
drin. Das unterstrich auch die EICMA,<br />
auf der es einige neue Ein- und Zweizylinder<br />
unter 500 Kubik zu sehen gab.<br />
Wir wollen diese Randgruppe für<br />
<strong>PS</strong>-Leser der Vollständigkeit halber<br />
dennoch kurz auflisten.<br />
Den Anfang macht BMW mit der G<br />
310 GS, einer neuen Version des Einzylinders,<br />
den BMW-Partner TVS Motor<br />
Company in Indien baut. Unklar ist das<br />
Erscheinungsdatum, da die G 310 R<br />
gerade im großen Stil zurückgerufen<br />
wurde, noch bevor das Bike von Händlern<br />
an Kunden ausgegeben werden<br />
konnte (siehe Szene/News).<br />
Auch Kawasaki brachte ein kleines<br />
Adventure-Bike in Form der zweizylindrigen<br />
Versys-X 300. Der Paralleltwin leistet<br />
39 <strong>PS</strong> wie in der Ninja 300.<br />
Honda gibt sich in diesem<br />
Hubraumbereich Offroadsportlich<br />
und zeigte die<br />
CRF 250 Rally, eine kleine<br />
Dakar-Replika mit Single-<br />
Motor. Der Viertelliter-Einzylinder<br />
leistet 25 <strong>PS</strong> bei<br />
8500/min.<br />
Suzuki konnte in dem Segment<br />
der kleinen Motoren in Mailand sogar<br />
einen Supersportler enthüllen, der<br />
aber laut Suzuki-Chef Jan Breckwolt im<br />
deutschen Markt eine eher untergeordnete<br />
Rolle spielen soll. Der Paralleltwin<br />
der GSX-R 250 mit 248 cm³ und knapp<br />
25 <strong>PS</strong> ist dann auch nicht als Basis für<br />
die neue IDM-Serie mit 300ern geeignet.<br />
Dafür soll 2<strong>01</strong>8 etwas Passenderes<br />
von Suzuki kommen. Auch die V-Strom<br />
250, das vierte brandneue Adventure-<br />
Bike unter den Hubraumzwergen,<br />
besitzt denselben Motor wie die GSX-R<br />
250 und zielt eher auf andere Märkte<br />
als den in Deutschland ab. Preise gab<br />
es auch für diese Bikes noch keine.<br />
Damit dürften nun so gut wie alle<br />
Neuheiten für 2<strong>01</strong>7 feststehen. Aber<br />
was haben wir aus Mailand gelernt?<br />
Sag niemals nie – über Triumph etwa<br />
wird gemunkelt, dass eine Street Triple<br />
doch noch 2<strong>01</strong>7 neu kommen wird.<br />
KAWASAKI<br />
VERSYS-X 300<br />
SUZUKI<br />
V-STROM 250<br />
Zweizylinder-Reihenmotor,<br />
248 cm³, 18,4 kW (25 <strong>PS</strong>)<br />
bei 8000/min, 23 Nm bei<br />
6500/min, Stahl-Rückgratrahmen,<br />
Telegabel, Preis und<br />
Gewicht: k. A.<br />
SUZUKI<br />
GSX-R 250<br />
Zweizylinder-Reihenmotor,<br />
296 cm³, 29 kW (39 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11 000/min, 27 Nm bei<br />
10 000/min, Rohrrahmen<br />
mit Unterzügen, Telegabel,<br />
Preis: k. A.<br />
Zweizylindermotor, 248<br />
cm³, 18,4 kW (25 <strong>PS</strong>) bei<br />
8000/min, 23 Nm bei<br />
6500/min, Rückgratrahmen,<br />
Telegabel,<br />
Sitzhöhe 790 mm, 181<br />
kg, Preis: k. A.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 13
PREMIERE<br />
DUCATI MONSTER 1200 S<br />
14 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
EXTRA<br />
SCHARF<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Ducati<br />
Die Monster ist tot, lange lebe die Monster –<br />
so lautet das Motto 2<strong>01</strong>7 zum großen<br />
Naked Bike aus Bologna. An die 1200er<br />
wurde umfangreich Hand angelegt<br />
und alles noch einmal spürbar schärfer.<br />
Diese Monster ist nicht<br />
einfach nur ein aufgefrischtes<br />
Modell, die<br />
Monster 1200 für 2<strong>01</strong>7<br />
ist ein völlig neues Motorrad.“<br />
Stefano Tarabusi, der Projektmanager,<br />
wird nicht müde, das<br />
gleich zu Anfang der Präsentation<br />
immer wieder zu erwähnen.<br />
Da sind wir noch keinen Meter<br />
gefahren, haben noch nicht<br />
mal die technischen Details<br />
besprochen. Doch<br />
schon das Thema Chassis<br />
offenbart dann,<br />
dass Stefano recht<br />
und Ducati mehr gemacht<br />
hat, als ein<br />
bisschen Chichi hier<br />
und ein bisschen<br />
Lametta da. Bei der<br />
Geometrie fängt es<br />
an. Das neue, kürzere<br />
Heck mit dem jetzt<br />
daran montierten Kennzeichenhalter<br />
steht etwas<br />
steiler. Durch die neu<br />
entworfene, wuchtigere Einarmschwinge<br />
darunter ist<br />
der Radstand von 1511 Millimeter<br />
der Vorgängerin auf jetzt 1485<br />
Millimeter geschrumpft. Der Lenkkopfwinkel<br />
ist steiler, dementsprechend<br />
der Nachlauf kürzer.<br />
All das verspricht ein agileres<br />
Handling, und in den Seealpen des<br />
monegassischen Hinterlandes brennt<br />
sich dies schließlich nachdrücklich ins<br />
Tester-Empfinden – schon nach wenigen<br />
Kurven den Pass hinauf. In den engen<br />
180-Grad-Kehren macht die Monster<br />
keinerlei Mühe, klappt willig ums<br />
Eck, lässt sich prima in der Kurvenmitte<br />
wieder aufrichten und pfeilt dabei<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 15
<strong>01</strong><br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
<strong>01</strong> Neues TFT-Farbdisplay mit Anzeigen<br />
für Gang, Modi, TC und Wheelie-Control<br />
02 In der S-Variante kommen komplett<br />
Öhlins-Dämpfer zum Einsatz<br />
03 Die Brembo M50-Bremsanlage beißt<br />
sehr sportlich zu, der Leerweg am Hebel<br />
war anfangs aber etwas lang<br />
04 Die „Skischuh-Schnalle“ am Tank der<br />
1200er-Monster zitiert schön die erste<br />
Monster M 900 von 1993<br />
05 Der neue, schön flache Frontscheinwerfer<br />
mit LED-Daytime-Fahrlicht<br />
trotzdem stabil in der nächsten Bremszone<br />
auf den Scheitel zu. Unterstützt<br />
wird die Leichtfüßigkeit, Neutralität<br />
und Präzision von einem auch bei<br />
niedrigen Temperaturen hervorragend<br />
arbeitenden Pirelli Diablo Rosso III.<br />
Der Knieschluss am jetzt schmaleren<br />
Tank (ein Liter Fassungsvermögen<br />
ging dafür drauf) passt zur höheren<br />
Sportlichkeit. Auch langhaxige Piloten<br />
finden noch akzeptablen Platz auf den<br />
Fußrasten. Allerdings bleiben dem Fahrer<br />
nicht viel Sitzalternativen. Durch<br />
den steileren Anstieg der Bank wird<br />
man unweigerlich und permanent an<br />
den Tank gepresst.<br />
Leider gab es auf der Teststrecke<br />
keine schnellen Kurven mit langem<br />
Schräglagenanteil, um die neue Monster<br />
in ihrer deutlich sportlicheren Fahrbarkeit<br />
noch mehr herumpeitschen zu können.<br />
Auf jeden Fall aber fährt sie viel<br />
Vorderrad-orientierter als die Vorgängerin.<br />
Fast meint man, auf der Monster<br />
1200 R aus dem letzten Jahr zu sitzen,<br />
die es auch weiterhin als sportlichstes<br />
Naked Bike aus Bologna mit 160 <strong>PS</strong> unverändert<br />
geben wird (für 18 390 Euro).<br />
Die S lockt mit Luxusteilen<br />
Wir bewegen jedoch die 1200 S, im<br />
aufpreispflichtigen „Liquid Concrete<br />
Grey“ (200 Euro extra). Den hohen Preis<br />
von 17 090 Euro gegenüber der nur in<br />
Rot verfügbaren Standard-Monster<br />
(14 190 Euro) machen vor allem das<br />
Fahrwerk von Öhlins, die Brembo M50-<br />
Stopper, der Quickshifter mit Blipperfunktion,<br />
leichtere Räder und das vordere<br />
Karbonschutzblech aus.<br />
Das Fahrwerk macht seine Sache<br />
wirklich gut. Es ist insgesamt schön<br />
ausgewogen, und die 48er-Gabel (Standard-Monster<br />
mit 43er-Kayaba-Gabel)<br />
sorgt – Sportfans dürfen jubeln – für<br />
hohe Transparenz am Vorderrad. Im<br />
Ansprechverhalten scheint die Front<br />
auch etwas dem Öhlins-Federbein<br />
überlegen zu sein. Für Klickproben<br />
blieb auf der ersten Testfahrt allerdings<br />
keine Zeit. Einen Kritikpunkt<br />
muss Ducati an dieser Stelle einstecken:<br />
Dass ein jetzt noch sportlicheres<br />
Motorrad in diesem Preissegment<br />
ohne Lenkungsdämpfer auskommen<br />
muss, ist völlig unverständlich.<br />
Zumal der Testastretta-Motor auch<br />
noch an Leistung zugelegt haben soll.<br />
Sowohl für die Standard- als auch die<br />
S-Monster gibt Ducati im Prospekt 150<br />
<strong>PS</strong> an. Im Schein sind davon noch 147<br />
<strong>PS</strong> übrig. Drei Pferdchen hin oder her –<br />
Schwamm drüber, denn der jetzt Euro
4-konforme Twin mit neuen Drosselklappenkörpern<br />
legt einfach schöne<br />
Manieren an den Tag.<br />
Und das auch in den drei verschiedenen<br />
Modi, von denen uns „Sport“ am<br />
besten gefiel. Damit geht die 1200er<br />
knackig und dennoch ohne Bocken<br />
ans Gas und kommt selbst um die ganz<br />
engen Ecken herum, ohne in den abgesackten<br />
Drehzahlen um 3000/min zu<br />
hacken. Mit dem maximalen Drehmoment<br />
von 126 Nm geht es anschließend<br />
beherzt zur Sache – genau da fehlt der<br />
Lenkungsdämpfer, wenn man es mal<br />
wirklich ernst meint.<br />
Damit die Monster mit dem kräftigen<br />
Drehmoment ihren Reiter auch auf<br />
spätherbstlich kaltem Asphalt nicht in<br />
die Botanik feuert, hat sie ein umfangreiches<br />
Elektronikpaket bekommen.<br />
Sowohl Standard als auch S besitzen<br />
eine IMU und das Kurven-ABS 9.1M<br />
von Bosch. Die Traktionskontrolle lässt<br />
sich wie die Wheeliekontrolle in acht<br />
Stufen regeln, sie sind aber in den drei<br />
Fahrmodi auch schon mal entsprechend<br />
vorkonfiguriert. Gleiches gilt für<br />
das ABS, das drei Eingreifstufen bietet<br />
und ausgeschaltet werden kann.<br />
Der Knaller an der S ist der Schaltautomat,<br />
den man für das Standardmodell<br />
dazuordern kann. Mit der Blipperfunktion<br />
erlaubt er allerfeinste<br />
Sport-Action. Volle Konzentration auf<br />
den Bremspunkt, beim Schließen der<br />
Drosselklappen leicht auf den Schalthebel<br />
drücken, während die Hand das<br />
DATEN<br />
DUCATI MONSTER 1200 S<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 108 kW (147 <strong>PS</strong>) bei 9250/min, 126<br />
Nm bei 7750/min, Bohrung/Hub: 106,0/67,9<br />
mm, 1198 cm 3 , Verdichtung: 13,0:1, Zünd-/<br />
Einspritzanlage, 56-mm-Drosselklappen,<br />
hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,7 Grad, Nachlauf:<br />
86,5 mm, Radstand: 1485<br />
mm, Ø Gabelinnenrohr: 48<br />
mm (Standard 43 mm), Federweg<br />
v./h.: 130/149 mm<br />
linke Lenkerende weiter fest umschlossen<br />
hält, und mit hochschnellenden<br />
Drehzahlen und fettem Motorbremsmoment<br />
alle anderen am Kurveneingang<br />
stehen lassen. So könnte es auch im<br />
Test gegen die Konkurrenz laufen. Mal<br />
sehen, dann werden wir auch schnellere<br />
Strecken in Angriff nehmen!<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
190/55 ZR 17, 330-mm-Doppelscheibenbremse<br />
(Standard 320 mm) mit Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 245-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Festsattel hinten, Traktionskontrolle,<br />
Kurven-ABS<br />
GEWICHT<br />
211 kg vollgetankt (Standard 213 kg)<br />
Tankinhalt: 16,5 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
17 090 (Standard 14 190) Euro (zzgl. NK)<br />
Herstellerangaben<br />
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TEST & TECHNIK<br />
KARBON FÜR SUPERSPORTLER<br />
Die Enthüllung der BMW HP4<br />
Race war vielleicht DIE Überraschung<br />
der Mailänder<br />
Messe. Wusste die gut informierte<br />
Fachpresse schon im Vorfeld<br />
der EICMA vom Stapellauf der 1299<br />
Superleggera bei Ducati an selber<br />
Stelle und davon, dass das Bologna-<br />
Superbike mit Karbonrahmen und<br />
-schwinge das erste Serienmotorrad<br />
mit Karbon-Chassis sein wird, drang<br />
vom BMW-Projekt überhaupt nichts<br />
nach draußen. Allerdings haben die<br />
BMW-Verantwortlichen auch nach der<br />
Präsentation weiterhin nichts über<br />
das Motorrad verraten – außer dem<br />
Projektnamen. Staunend schlichen<br />
wir also um das schwarze Bike, dessen<br />
Basis unverkennbar die S 1000 RR<br />
ist. Doch der Rahmen zog sofort alle<br />
Aufmerksamkeit auf sich.<br />
Karbon gilt als extrem<br />
leichter, aber für tragende<br />
Konstruktionen<br />
an Motorrädern<br />
problematischer Werkstoff.<br />
Ist das angesichts<br />
der BMW HP4 Race<br />
und Ducati Superleggera<br />
jetzt anders?<br />
Text: Uwe Seitz<br />
Fotos: BMW, Ducati, fact<br />
Ein Rahmen komplett aus Karbon?<br />
Geht das? Wer erinnert sich nicht, dass<br />
Ducati im MotoGP mit dem extrem steifen<br />
Karbon-Monocoque von Valentino<br />
Rossis Desmosedici fürchterlich baden<br />
ging. Jetzt bauen die Italiener ein Kundenmotorrad<br />
aus dem schwarzen und<br />
leichten Edelstoff. „Wir bauen das<br />
vordere Chassisteil für Ducati“, erzählt<br />
Karsten Jerschke, Chef der 3C-Carbon<br />
Group, die von der Formel 1 bis zu<br />
Luft- und Raumfahrt viele Kunden mit<br />
hochentwickelten Karbonlösungen<br />
bedient. „Mit dem entsprechenden<br />
Knowhow ist es durchaus möglich, die<br />
Flexibilität eines Karbonrahmenteils zu<br />
beeinflussen. In der Formel 1 etwa gibt<br />
es Flügel aus Karbon, die man auf den<br />
Punkt so berechnen und konstruieren<br />
kann, dass sie sich ab einer gewissen<br />
Geschwindigkeit auf Wunsch in eine<br />
bestimmte Richtung verbiegen“, so<br />
der Experte weiter, der als Besitzer von<br />
Horex gerade auch im Motorradbau<br />
seit geraumer Zeit mit größter Anstrengung<br />
mit Karbon in der Chassis-<br />
Produktion arbeitet.<br />
„Die Produktion eines Kohlefaserrahmens<br />
erfordert aber neben großer<br />
Erfahrung bei der Be- und Verarbeitung<br />
der Fasern oder den Fügeprozessen<br />
sowie der Auswahl des passenden<br />
Produktionsverfahrens eine hohe Ingenieursqualität<br />
mit unendlich vielen<br />
Berechnungen und Testverfahren, für<br />
die man auch erst einmal die entsprechenden<br />
Programme braucht“, so<br />
Jerschke. „Wegen der hohen Belastung<br />
der Bauteile darf nichts schiefgehen –<br />
wir reden ja nicht von einer Karbonverkleidung<br />
oder einem Spoiler. Davon<br />
mal ganz abge sehen, dass die<br />
hochwertigen Fasern für einen solch<br />
empfindlichen Bereich wie das Chassis,<br />
wenn das auch in Serie sicher sein<br />
1 BREMSZANGE Während<br />
die neue Superleggera mit<br />
hochwertigen M50-Zangen<br />
ausgestattet ist, prangen<br />
am Prototyp HP4 Race allerfeinste<br />
Brembo-Stopper<br />
in Superbike-WM-Qualität<br />
10<br />
SCHWARZ<br />
WIE DIE<br />
ZUKUNFT<br />
6 MOTOR Im Stand lässt<br />
sich relativ wenig über den<br />
Motor der HP4 Race sagen.<br />
Sollte aus dem Prototypen<br />
aber je so etwas wie ein<br />
Serienbike – in welcher Auflage<br />
auch immer – werden,<br />
dürften die Münchner dem<br />
Vierzylinder aber deutlich<br />
mehr als 200 <strong>PS</strong> einhauchen<br />
18 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
2 GABEL Die Gabel allein<br />
kostet so viel wie ein schön<br />
gemachtes Hobby-Superbike<br />
komplett. Der HP4 Race-<br />
Projektverantwortliche<br />
Christian Gonschor war<br />
beim BMW-Superbike-WM-<br />
Team einst Leiter Chassis.<br />
So kommt man an die edlen<br />
Teile heran<br />
3 LENKKOPF Variables<br />
Gabel-Offset! So kann der<br />
Lenkkopfwinkel und damit<br />
das Einlenkverhalten maßgeblich<br />
verändert werden<br />
4 RAHMEN Der HP4 Race-<br />
Rahmen unterscheidet sich<br />
bei erster Betrachtung nicht<br />
wesentlich vom aktuellen<br />
S 1000 RR-Brückenrahmen<br />
aus Aluguss. Entsprechend<br />
hoch dürfte der Leichtbauanteil<br />
des Rahmens am<br />
HP4-Gesamtgewicht sein...<br />
Fortsetzung auf Seite 20<br />
5 TANK Unter der Karbonhülle<br />
sitzt am HP4-Racer<br />
noch der normale Stahltank<br />
der S 1000 RR. Der könnte<br />
am Nobel-Renner wie an der<br />
neuen Honda Fireblade SP<br />
dann eventuell aus Titan<br />
sein. Karbontanks sind<br />
heikel, weil Materialstöße<br />
sehr leicht undicht werden<br />
können und Tanks deshalb<br />
besser aus einem Stück<br />
gefertigt werden sollten<br />
3<br />
7<br />
5<br />
4<br />
8<br />
2<br />
6<br />
9<br />
1<br />
7 SITZ/HECK Wer sich das<br />
Heck und den Unterbau des<br />
Höckers genau angesehen<br />
hat, erkannte die Höhenverstellung<br />
für das aus<br />
ein em Stück bestehende<br />
Heck-Karbonteil<br />
8 FEDERBEIN Wie die<br />
Gabel ist auch das TTX Öhlins-Federbein<br />
der HP4 Race<br />
auf allerhöchstem Renn-<br />
Niveau der Superbike-WM<br />
9 SCHWINGE Im Gegensatz<br />
zur Ducati Superleggera,<br />
deren relativ kurze Einarmschwinge<br />
aus Karbon<br />
ge fertigt ist, sitzt in der<br />
HP4 Race eine Aluschwinge<br />
wie in der S 1000 RR<br />
10 RÄDER<br />
Räder aus<br />
Karbon<br />
sind besonders<br />
heikel,<br />
denn die wirkenden<br />
Kräfte<br />
und die Bruchgefahr<br />
bei kleinsten<br />
Verletzungen des Materials<br />
sind besonders hoch. Im<br />
Rennsport sind solche Räder<br />
verboten<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 19
Fortsetzung von Seite 19<br />
4 ...verglichen mit einem Serienchassis<br />
der S 1000 RR fallen am<br />
HP4 Race-Rahmen doch einige<br />
Details auf, die ihn als eigenständig<br />
ausweisen. Am auf fälligsten<br />
sind die großflächigen Seitenprofile<br />
mit den Motorhaltepunkten.<br />
Sie sitzen nicht exakt da, wo die<br />
Serienpunkte sitzen. Das deutet<br />
auf einen in der Geometrie abweichenden<br />
Rahmen hin. Außerdem<br />
sind überall Gewindeeinsätze<br />
sichtbar, und diverse Kantenübergänge<br />
zeugen von aufeinandertreffenden<br />
Einzelteilen<br />
muss, nicht leicht herzustellen sind<br />
und man sie auch nicht einfach irgendwo<br />
einkaufen kann.“<br />
Vom Ducati-MotoGP-Team 2<strong>01</strong>2<br />
heißt es gerüchteweise, dass man dem<br />
Hersteller der Karbon-Verkleidung das<br />
Rahmenteil der Desmosedici in die<br />
Hand gedrückt hat mit der Bitte, dieses<br />
aus Karbon zu bauen. Was der dann<br />
auch ohne das von Jerschke angeführte<br />
Fachwissen gemacht haben soll –<br />
mit dem bekannten Ausgang. Jetzt<br />
wissen wir also, dass 3C Carbon im<br />
Vergleich dazu einen gigantischen<br />
Aufwand von der Berechnung über<br />
die Entwicklung bis zur Herstellung<br />
betreibt, damit das in der Superleggera<br />
sicher funk tioniert. Aber gegenüber<br />
der BMW ist das Teil deutlich kleiner.<br />
Warum jetzt überhaupt bei Rahmen<br />
mit dem komplizierten Werkstoff Karbon<br />
entwickelt wird, liegt auf der Hand.<br />
Die Superleggera spart an dem relativ<br />
kleinen Stück von 3C Carbon satte 1,7<br />
Kilo gegenüber der Serien-Panigale.<br />
Wenn der zwölf Kilo schwere Alu-Gussrahmen<br />
der S 1000 RR von einer Karbonkonstruktion<br />
abgelöst würde, könnte<br />
BMW das Gewicht gewaltig nach unten<br />
drücken. Die Vorteile vom Handling<br />
bis zu Beschleunigungs- und Verzögerungswerten<br />
kann man sich vorstellen,<br />
wenn man davon ausgeht, dass CFK<br />
(Karbon) bei ähnlicher Baugröße<br />
gegenüber einem Aluteil nach Expertenmeinung<br />
zwischen 38 und 50<br />
Prozent an Gewicht sparen kann.<br />
Bei einem Brückenrahmen kann<br />
sich das durch die Komplexität der<br />
Konstruktion, bedingt durch die unterschiedlichsten<br />
Kräfte, die an Motorhalterungen,<br />
am Lenkkopf, den Profilteilen<br />
oder dem Schwingendrehpunkt<br />
wirken, noch verschieben. Aber acht<br />
Kilogramm Gesamtgewicht des BMW-<br />
Rahmens als vorsichtige Schätzung<br />
machen die Bedeutung deutlich. An<br />
aktuellen Superbikes sind nämlich im<br />
Bereich der Motoren und der Peripherieteile<br />
kaum noch größere Gewichtsreduzierungen<br />
möglich. Bleiben also<br />
Rahmen, Schwinge und Räder.<br />
Ist der BMW-Rahmen ein Fake?<br />
Allerdings stellt die BMW-Konstruktion<br />
wohl noch viel größere Ansprüche an<br />
das Karbon-Engineering als die Superleggera.<br />
Während nämlich das Ducati-<br />
Teil eine Art Monocoque darstellt,<br />
das den voll tragenden Motor mit dem<br />
Steuerkopf verbindet und so vor dem<br />
Motor sitzt, umschließt der BMW-Rahmen<br />
den Vierzylindermotor quasi<br />
vollständig. Damit ist er auch zusätzlich<br />
extrem hohen thermischen Belastungen<br />
ausgesetzt. Karbon wird damit<br />
allerdings viel schwieriger fertig als<br />
eine Alu-Konstruktion. Das betrifft<br />
nicht nur die Haltbarkeit und damit die<br />
Sicherheit, sondern auch grundsätzlich<br />
die Fahreigenschaften bei unterschiedlichen<br />
Bedingungen.<br />
Nicht zuletzt deshalb gab es auf der<br />
Messe in Mailand skeptische Stimmen,<br />
die das Schweigen von BMW zum HP<br />
4-Prototypen dahingehend auslegten,<br />
dass der Rahmen ein Fake sei und die<br />
Erbauer der HP4 lediglich einen Alurahmen<br />
mit Karbon überzogen hätten.<br />
Dazu haben wir uns das von BMW<br />
gelieferte Bild des nackten Rahmens<br />
extrem vergrößert und einmal genauer<br />
angesehen (siehe auch Bild oben).<br />
Dabei sind uns einige Dinge aufgefallen,<br />
die gegen die Theorie vom Messe-<br />
Fake sprechen und den Rahmen als<br />
bayerisches Marketing-Manöver gegen<br />
die Ducati Superleggera bezeichnen.<br />
An einigen Stellen ist der HP4-<br />
Rahmen CNC-bearbeitet, so hat man<br />
etwa das mehr lagige CFK-Laminat<br />
durchschnitten. Das spricht genauso<br />
gegen die Theorie wie die für CFK-<br />
Kons truktionen typischen Gewindeeinsätze,<br />
die beispielsweise im hinteren<br />
Bereich der Schwinge gut zu erkennen<br />
sind. Einzelne Kantenbeschaffenheiten<br />
deuten ebenso darauf hin, dass an der<br />
Konstruktion mehr geschehen ist, als<br />
lediglich ein paar Lagen Sichtkarbon<br />
über den S 1000 RR-Rahmen zu legen.<br />
20 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Dass dieser HP4-Rahmen deshalb<br />
bereits funktioniert, ist damit längst<br />
nicht gesagt. Wohl so ist das Schweigen<br />
von BMW aber zu interpretieren.<br />
Das in Mailand gezeigte Motorrad ist<br />
ein Versuchsträger, an dem gegenwärtig<br />
wohl noch heftig weiterentwickelt<br />
wird. Im Frühjahr, so erklärte Projektleiter<br />
Christian Gonschor, wird BMW<br />
mehr zum Projekt sagen. Dann hoffentlich,<br />
dass die BMW HP4 Race ein<br />
Modell der Zukunft ist, von dem einiges<br />
auch in Serie gehen und die Supersportler<br />
damit konstruktionstechnisch<br />
in ein neues Zeitalter feuern könnte.<br />
Bis dahin muss aber noch einiges<br />
geklärt werden. Wir wissen aus einem<br />
BMW-Patent von 2<strong>01</strong>3, dass man sich<br />
rund um ein Karbon-Chassis auch<br />
intensiv mit Schäden etwa nach einem<br />
Sturz auseinandersetzen muss. Während<br />
nämlich Metallrahmen wesentlich<br />
deutlichere Spuren nach Beschädigungen<br />
aufweisen und sich verformen,<br />
gibt Karbon nicht nach, treten Haarrisse<br />
wesentlich subtiler auf. Das Patent<br />
schlägt dazu etwa austauschbare,<br />
getrennt eingesetzte Längszüge aus<br />
CFK vor. Egal, ob der HP4-Rahmen<br />
auch das schon berücksichtigt oder<br />
nicht, es bleibt noch viel zu entwickeln,<br />
bis wir solche aufwendigen Chassis<br />
in Großserienmodellen sehen werden.<br />
„Eines ist sicher“, gibt Karsten Jerschke<br />
von 3C Carbon zu bedenken, „dieser<br />
enorme Aufwand und die komplizierte<br />
Bearbeitung werden auch auf längere<br />
Sicht nicht zum Schnäppchenpreis<br />
zu haben sein.“ Die 80 000 Euro für die<br />
Supperleggera geben ihm recht, und<br />
die HP4 Race dürfte auch auskonstruiert<br />
mit der Messe-Ausstattung diesen<br />
Preis locker sprengen.<br />
DUCATIS Schon 2<strong>01</strong>2 stellte uns<br />
Carbon-Sigl aus dem bayerischen<br />
Loitzendorf eine Panigale mit Karbon-<br />
Rahmenteilen in die Box des <strong>PS</strong>-<br />
TunerGP. Damals allerdings noch eine<br />
1199 (Foto oben). Bereits damals sank<br />
das Gewicht am Monocoque damit<br />
um ein Kilo. Mit dem ebenfalls selbst<br />
konstruierten Rahmenheck, dem Tank<br />
sowie den Rädern und der Peripherie<br />
wog die Sigl-Ducati sensationelle<br />
171,5 Kilo vollgetankt. Ganz unproblematisch<br />
zeigte sich das Motorrad<br />
beim Fahrverhalten jedoch nicht. Die<br />
Abstimmung des Fahrwerks war sehr<br />
aufwendig, was sicher am steifen<br />
Chassis lag. Ob es die 1299 Superleggera<br />
(Bild darunter) besser macht?<br />
Im Monocoque von 3C Carbon steckt<br />
jedenfalls exklusivstes Engineering,<br />
welches das Pendant der ersten 1199<br />
Superleggera aus Magnesium (Bild<br />
unten) noch mal beim Gewicht unterbieten<br />
kann.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 21
TEST<br />
VERGLEICH KAWASAKI Z 1000 SX UND SUZUKI GSX-S 1000 F
Die neue Kawasaki Z 1000 SX trifft die Suzuki GSX-S<br />
1000 F zum sprichwörtlich eiskalten Showdown. Wie viel<br />
Coolness versprühen die beiden Tourensportler?<br />
KALTFRONT<br />
Text: Tobias Münchinger<br />
Fotos: Rossen Gargolov<br />
Fahrt ins Allgäu“, haben sie<br />
gesagt. „Dort habt ihr schönes<br />
Wetter und super milde Temperaturen“,<br />
haben sie gesagt.<br />
Zwei fröstelnde Reiter jagen nun also<br />
Ende November auf ihren japanischen<br />
Kettenhunden über die Landstraßen<br />
östlich des Bodensees. Eiskalt hat er<br />
gelogen, der Wetter onkel. Bei um die<br />
zwei Grad und Hochnebel entpuppt<br />
sich der versprochene „warme Wind<br />
vom Alpenrand“ als garstiger Kaltföhn.<br />
Über den Tag hinweg bleiben viele<br />
Straßenzüge nass und rutschig. Geeignete<br />
<strong>PS</strong>-Fotospots zu finden, stellt sich<br />
bei diesen Verhältnissen als keine<br />
leichte Aufgabe heraus. Aus zwei Gründen<br />
soll uns das aber nicht weiter<br />
stören. Erstens sind wir natürlich harte<br />
Männer und lassen uns nicht von so<br />
einem bisschen Kälte beeindrucken.<br />
Und zweitens entspricht es praktisch<br />
dem Kernauftrag eines Tourensportlers,<br />
auch bei wahrhaftigem Mistwetter<br />
noch bitteschön eine möglichst gute<br />
Figur zu machen.<br />
Endlich finden wir eine geeignete<br />
Fotokurve. Schöner Verlauf, gut einsehbar<br />
und vor allem trocken. Los geht’s<br />
mit den Actionaufnahmen. Anfangs<br />
sträubt sich die neue Kawa Z 1000 SX<br />
gegen Schräglage. Die Maschine will<br />
nicht so richtig einlenken und stemmt<br />
sich übers Vorderrad vehement dagegen.<br />
Abwinkeln geht erst dann, wenn<br />
die Bridgestone S20 gewissenhaft<br />
durchgewärmt sind. Im Zuge der Modellpflege<br />
hat es der Hersteller leider<br />
verpasst, der SX einen Reifen ohne<br />
Sonderspezifikation (in diesem Fall „N“)<br />
zu spendieren, mit dem dieses Phänomen<br />
wohl nicht oder wenigstens vermindert<br />
auftreten würde. Nach wie vor<br />
kommt am Hinterrad das antiquierte<br />
Format 190/50 anstatt einem agileren<br />
55er-Querschnitt zum Einsatz. Bei der<br />
Suzuki GSX-S 1000 F verhält es sich<br />
mit der Erstbereifung Dunlop Sportmax<br />
D214 (Sonderspezifikation „B“) ähnlich.<br />
Jedoch lenkt sie zackiger und genauer<br />
ein als die Kawa. Ein Teil dieses schärferen<br />
Fahrverhaltens lässt sich der<br />
etwas aktiveren Sitzposition der Suzi<br />
zuschreiben. Sitz- und Lenkerhöhe fallen<br />
unseren Nachmessungen zufolge<br />
bei beiden Maschinen genau gleich<br />
aus. Dafür hat die Suzuki eine breitere<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 23
SUZUKI<br />
GSX-S 1000 F<br />
Lenkstange und positioniert ihren<br />
Piloten näher am Vorderrad. Zusätzlich<br />
sind die Fußrasten im Verhältnis zur<br />
Kawa ein Stück weiter zurückverlegt.<br />
Das ergonomische Dreieck, das sich<br />
aus der Positionierung des Lenkers,<br />
des Sitzes und der Fußrasten zusammensetzt,<br />
fällt daher insgesamt leicht<br />
sportlicher aus als bei der Z 1000 SX.<br />
Andererseits kann die Kawa ungeachtet<br />
der miesen Wetterverhältnisse<br />
am Testtag rasch punkten. Um die elektronischen<br />
Fahrhilfen auf den neuesten<br />
Stand zu heben, ist in der Reise-Zett<br />
jetzt eine IMU verbaut. Die Traktionskontrolle<br />
arbeitet in drei Stufen und<br />
regelt feinfühlig. Stufe drei benutzen wir,<br />
um bei dem kalten Asphalt Temperatur<br />
in den Hinterreifen zu bringen. Bei voll<br />
gespanntem Hahn blinkt das orangegelbe<br />
Lämpchen im Cockpit wie eine<br />
Discokugel. Vielleicht etwas zu viel Eingriff.<br />
Zeit für Stufe zwei. Bingo! Die Elektronik<br />
erlaubt deutlich mehr Schlupf,<br />
und der Pilot fühlt sich trotzdem noch<br />
vollkommen abflugsicher. Zwischen<br />
den Abstufungen kann man während<br />
der Fahrt hin und herspringen. Nur<br />
deaktivieren lässt sich die Traktionskontrolle<br />
ausschließlich im Stand. Übrigens<br />
eignet sich die Z 1000 SX vorzüglich<br />
zum Wheeliefahren, sofern die<br />
Traktionskontrolle ausgeschaltet ist.<br />
Ansonsten unterbindet das System ein<br />
steigendes Vorderrad frühzeitig.<br />
Schade eigentlich. Zwar gehört es<br />
nicht zur Pflichtaufgabe eines Tourensportlers,<br />
Tänze auf dem Hinterrad bis<br />
zum Horizont hinzulegen. Aber wenn<br />
eine IMU an Bord ist, hätte man wenigs-<br />
24 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
tens auf der ersten Traktionskontrollenstufe<br />
Wheelies erlauben können.<br />
Kawasaki war es auf der Elektronikseite<br />
wichtiger, ein Antiblockiersystem<br />
mit Kurvenfunktion unterzubringen,<br />
was das Vorhandensein feinfühliger<br />
Trägheitssensorik in Gestalt<br />
der IMU erfordert. Die Hardware der<br />
Bremsanlage gefällt mit gutem Biss<br />
und schöner Dosierbarkeit. Zugegebenermaßen<br />
haben wir nicht ausprobiert,<br />
ob die im Volksmund „Kurven-<br />
ABS“ genannte Stotterbremse den<br />
Einschlag von Ross und Reiter verhindert,<br />
wenn man bei voller Schräglage<br />
abrupt in die Vorderradbremse greifen<br />
würde. Bei sonst sportiver Fahrweise<br />
ist die Abstimmung allerdings wirklich<br />
gelungen. Das ABS greift nicht unnötig<br />
früh ein, würde Überschläge über den<br />
Lenker im Zweifelsfall trotzdem effektiv<br />
abwenden. Beim normalen Bremsen<br />
in Schräglage zeigt die Kawa trotz<br />
warmer Reifen ausgeprägtes Aufstellmoment<br />
übers Vorderrad.<br />
Neuzeitlicher Heilsbringer<br />
mit drei Buchstaben: IMU<br />
Bei der Suzuki GSX-S 1000 F gehören<br />
ABS (ohne Kurvenfunktion) und Traktionskontrolle<br />
ebenfalls zum Standardrepertoire.<br />
Eine IMU hat sie aber<br />
nicht. Die Regelintervalle der ebenfalls<br />
dreistufigen Traktionskontrolle fallen<br />
nicht ganz so subtil aus wie bei der<br />
Kawa. Dafür lässt sich die Traktionskontrolle<br />
der Suzi während der Fahrt<br />
nicht nur um-, sondern sogar ausschalten.<br />
Wheelies? Bei deaktivierter<br />
Traktionskontrolle immer gerne!<br />
Wenn es ans Ankern geht, muss<br />
die Suzi gegenüber der Kawa wieder<br />
zurückstecken. Zwar liegt die reine<br />
Verzögerungsleistung auf einem gefühlt<br />
ähnlichen Niveau, aber die Stopper<br />
der GSX-S 1000 F sind weniger<br />
gut dosierbar und liefern keinen so<br />
scharfen Initialbiss. Die Abstimmung<br />
des ABS geht in Ordnung, den Abgang<br />
über den Lenker verhindert es aber<br />
zumindest bergab nicht so zuverlässig,<br />
wie es die Kawa macht.<br />
Nachdem die Actionfotos im Kasten<br />
sind, geben wir den Kettenhunden<br />
über Land die Sporen. Wie eingangs<br />
erwähnt, lenkt die Suzuki präziser<br />
ein. Ihr Handling ist sportlicher als<br />
das der Kawa. Die Begeisterung hat<br />
aber nur Bestand, während man die<br />
GSX-S 1000 F über topfebenen Boden<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 25
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
<strong>01</strong><br />
05<br />
02<br />
06<br />
SUZUKI<br />
GSX-S 1000 F<br />
03<br />
07<br />
KAWASAKI Z 1000 SX<br />
04<br />
<strong>01</strong> Das Cockpit gefällt mit analogem<br />
Drehzahlmesser und Infos wie<br />
Ganganzeige und Lufttemperaturmesser<br />
02 Gut dosierbar und mit<br />
Biss gehen die Stopper zu Werke.<br />
ABS mit Kurvenfunktion ist an Bord<br />
03 Zwecks Euro 4 erhielt die Abgasanlage<br />
der SX größer dimensionierte<br />
Kats, der Sound bleibt bassig<br />
04 Zentralfederbein mit gutem<br />
Ansprechverhalten. Für die Federvorspannung<br />
gibt es ein Handrad<br />
SUZUKI GSX-S 1000 F<br />
08<br />
05 Suzuki-Arbeitsplatz mit Digitaltacho.<br />
Die breite Lenkstange vermittelt<br />
Sportler-Feeling 06 Die<br />
Bremsen beißen weniger scharf zu<br />
als bei der Kawasaki und das ABS<br />
regelt gröber<br />
07 Formschöner Stummelauspuff<br />
mit großem Sammler. Ob es nach<br />
dem Euro 4-Update dabei bleibt?<br />
08 Bei derben Kanten im Asphalt<br />
kommt das Federbein ans Limit,<br />
das Ansprechverhalten ist hart<br />
scheucht. Sobald ausgeprägte Wellen<br />
oder harte Asphaltaufbrüche ins Spiel<br />
kommen, kriegt der Fahrer den Hintern<br />
versohlt. Das Ansprechverhalten des<br />
Federbeins ist knüppelhart, und auch<br />
die Gabel macht’s nicht arg viel besser.<br />
Beim Bremsen bergab bekommt<br />
man im Extremfall dicke Unterarme,<br />
weil man den auskeilenden Lenker<br />
über Bodenwellen hinweg so fest halten<br />
muss. Das allgemein softer abgestimmte<br />
Fahrwerk der Z 1000 SX (das<br />
neue Modell hat ein Federbein mit<br />
geändertem Hebelsystem, flacherer<br />
Progression und vier Millimetern mehr<br />
Federweg als bei der Vorgängerin)<br />
arbeitet weicher und spricht viel besser<br />
an, ohne dass die Fuhre in einer<br />
bestimmten Fahrsituation Instabilität<br />
zeigen würde.<br />
26 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
DATEN<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000 SX<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 105 kW (142 <strong>PS</strong>) bei 10000/min,<br />
111 Nm bei 7300/min, Bohrung/Hub:<br />
77,0/56,0 mm, 1043 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
11,8:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
38-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Rückgratrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,5 Grad, Nachlauf: 102 mm,<br />
Radstand: 1445 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis und Zugstufe. Federweg vorn/<br />
hinten: 120/144 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70<br />
ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Bridgestone S 20 „N“, 300-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 250-mm-<br />
Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
SUZUKI<br />
GSX-S 1000 F<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 107 kW (145 <strong>PS</strong>) bei 10000/min,<br />
106 Nm bei 9500/min, Bohrung/Hub:<br />
73,4/59,0 mm, 999 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,2:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette,<br />
Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Nachlauf: 100 mm,<br />
Radstand: 1460 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis und Zugstufe. Federweg vorn/<br />
hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Dunlop D 214 „M“, 310-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
250-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
Neben der Euro 4-Konformität zielen<br />
die meisten weiteren Modellpflegemaßnahmen<br />
der SX vor allem darauf<br />
ab, das Motorrad reisetauglicher zu<br />
machen. Beispielsweise erhielt es eine<br />
Sitzbank mit größerer Polsterung für<br />
mehr Langstreckenkomfort und eine<br />
geänderte Frontverkleidung für besseren<br />
Windschutz. Ihre sportlichen Gene<br />
sind der Z 1000 SX deswegen aber<br />
nicht genommen. Wenn es der Pilot<br />
möchte, fliegt die Kawa sehr zackig<br />
von Kurve zu Kurve. Die SX besitzt jetzt<br />
eine Anti-Hopping-Kupplung, die sich<br />
dank Servounterstützung auch noch<br />
super leichtgängig und genau dosieren<br />
lässt. Bei der Suzi braucht es dagegen<br />
zur Kupplungsbetätigung fast schon<br />
Bärenkräfte, zudem lässt sie sich vergleichsweise<br />
schlecht dosieren.<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
92,7 kW (126 <strong>PS</strong>) bei 221 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,7 s;<br />
0 –200 km/h: 9,9 s<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 4,3 s; 100 –150 km/h: 4,3 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
249 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2090/940/1210 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe*: 805/1020 mm,<br />
Lenkerbreite*: 705 mm, Gewicht 236 kg<br />
vollgetankt*, Radlastverteilung v./h.:<br />
51,2/48,8 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts verbrauch: 7,6 Liter/100 km,<br />
Tankinhalt 19 Liter, Reichweite: 250 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 35 mm,<br />
Druckstufe: 1 U offen,<br />
Zugstufe: 2,25 U offen<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 33 mm,<br />
Zugstufe: 1,5 U offen<br />
GRUNDPREIS<br />
12 995 Euro, zzgl. Neben kosten<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
109 kW (148 <strong>PS</strong>) bei 224 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 3,0 s; 0 –150 km/h: 5,0 s;<br />
0 –200 km/h: 8,5 s<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 4,1 s; 100 –150 km/h: 4,2 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
240 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2160/825/1270 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe*: 805/1020 mm,<br />
Lenkerbreite*: 725 mm, Gewicht 214 kg<br />
vollgetankt*, Radlastverteilung v./h.:<br />
52,3/47,7 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnittsverbrauch: 6,6 Liter/100 km,<br />
Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 258 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 26 mm,<br />
Druckstufe: 13 K offen,<br />
Zugstufe: 7 K offen<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 22 mm,<br />
Zugstufe: 0,25 U offen<br />
GRUNDPREIS<br />
12 795 Euro, zzgl. 250 Euro Neben kosten<br />
Herstellerangaben; *<strong>PS</strong>-Messung; alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 27
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
Zugkraft in Newton<br />
Drehmoment in Nm<br />
Suzuki GSX-S 1000 F<br />
Mitte, was man besonders 115,6 kW (157 <strong>PS</strong>) bei 11300/min<br />
gut am Verlauf der Dreh- 111 Nm bei 9400/min<br />
momentkurven erkennt.<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
Außer ihrer Ausrichtung auf 99,9 kW (136 <strong>PS</strong>) bei 10200/min<br />
Schmalz in diesem Bereich, 108 Nm bei 7500/min<br />
macht sich auch ihr um 44<br />
Kubik größerer Hubraum bemerkbar.<br />
Dazu gibt die Kawa<br />
ihre Power gleichmäßiger ab<br />
als ihre Mitbewerberin, beim<br />
Fahren fällt das aber nicht<br />
weiter auf. Letztlich findet<br />
das wahre Leben auf der<br />
Straße statt, hierbei bieten<br />
die beiden unteren Grafiken<br />
interessante Einblicke.<br />
130<br />
An die Top-End-Power der<br />
170<br />
170 Suzuki GSX-S 1000 F<br />
kräftig im Futter stehenden<br />
160<br />
120<br />
160 115,6 kW (157 <strong>PS</strong>) bei 11300/min<br />
111 Nm bei 9400/min<br />
Suzuki reicht die Kawasaki<br />
150<br />
110 150<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
nicht heran – 157 zu 136 <strong>PS</strong><br />
140<br />
140<br />
100<br />
99,9 kW (136 <strong>PS</strong>) bei 10 200/min<br />
sind eine klare Ansage. Dafür<br />
130<br />
130<br />
108 Nm bei 7500/min<br />
hat die Grüne eine starke<br />
120<br />
90 120<br />
110<br />
80 110<br />
100<br />
100<br />
70<br />
90<br />
90<br />
80<br />
60 80<br />
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
70<br />
50 70<br />
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
120<br />
60<br />
60<br />
40<br />
110<br />
50<br />
50<br />
205<br />
100<br />
20040<br />
200 30 40<br />
195<br />
90<br />
19030<br />
190<br />
20<br />
30<br />
185<br />
80<br />
18020<br />
180 20<br />
175<br />
70<br />
170<br />
10<br />
10 170 10<br />
165<br />
60<br />
160<br />
160 kW <strong>PS</strong><br />
155<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
150<br />
150<br />
145<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
140<br />
140<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
135<br />
130<br />
130<br />
125<br />
Zugkraft im 2. Gang<br />
120<br />
120 ZUGKRAFT IM 2. GANG<br />
115<br />
110 110 Die Zugkraft berücksichtigt 3500<br />
105<br />
100<br />
100 zusätzlich zur Motorpower<br />
95<br />
3000<br />
90<br />
90 auch die Gesamtübersetzung,<br />
85<br />
80<br />
80 also Primär- und Sekundärübersetzung<br />
sowie die einzel-<br />
75<br />
2500<br />
70<br />
70<br />
65<br />
60<br />
60<br />
nen Gangübersetzungen und 2000<br />
55<br />
den Hinterradumfang. 0 10002000300040005000600070008000900<strong>01</strong>000<strong>01</strong>100<strong>01</strong>200<strong>01</strong>3000<br />
Sie<br />
50<br />
50<br />
45<br />
bildet jene Kraft ab, die an der 1500<br />
40<br />
40<br />
35<br />
Aufstandsfläche des Hinterreifens<br />
anliegt und die die<br />
Suzuki GSX-S 1000 F<br />
30<br />
30<br />
1000<br />
25<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
20<br />
20<br />
15<br />
Fuhre vorwärts treibt. Diese 500<br />
10<br />
10 Kraft spürt der Pilot beim<br />
5<br />
0<br />
0 Beschleunigen. Wie das Diagramm<br />
zeigt, liegt die Kurve<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
der Suzuki meist oberhalb jener<br />
der Kawasaki. Das Diagramm (zweiter Gang) steht stellvertretend für sämtliche Gangstufen,<br />
wobei der Unterschied in den oberen Gängen sogar noch etwas deutlicher ausfällt.<br />
Weil der Motor der GSX-S 1000 F höher dreht als der Kawa-Vierling (11 900 zu 10 700/min),<br />
konnte Suzuki sein Bike kürzer übersetzen. Mit Ausnahme des ersten Gangs, er fällt bei<br />
der Kawa etwas kürzer aus als bei der Suzi. Die Einheit der Zugkraft lautet Newton (N).<br />
BESCHLEUNIGUNG IM 2. GANG<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
Suzuki GSX-S 1000 F<br />
3<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Beschleunigung in m/s 2<br />
Beschleunigung im 2. Gang<br />
Kawasaki Z 1000 SX<br />
Noch deutlicher als bei der<br />
Suzuki GSX-S 1000 F<br />
Zugkraft kommen die Unterschiede<br />
beim Beschleunigungsdiagramm<br />
zum Tragen.<br />
Diese Werte werden rechnerisch<br />
ermittelt und berücksichtigen<br />
weder die Fahrwiderstände<br />
(Roll- und Luftwiderstand)<br />
noch die Geometrie<br />
der Bikes, Stichwort Wheelie-<br />
Neigung. Zusätzlich zu den<br />
Parametern der Zugkraft<br />
bezieht die berechnete Beschleunigung<br />
(Einheit: m/s²)<br />
auch das Gesamtgewicht von<br />
Bike und Fahrer ein. Satte 22 Kilo bringt die Kawasaki mehr auf die Waage als die Suzuki<br />
(236 zu 214 Kilo). Die GSX-S 1000 F liegt also nicht nur bei der Spitzenleistung und der<br />
Zugkraft vor der Z 1000 SX, sondern sie ist dank ihres geringeren Gewichts auch während<br />
des gesamten Drehzahlbereichs fühlbar spritziger. Hierfür sprechen auch die besseren<br />
Fahrleistungen. Ob Euro 4 an dieser Überlegenheit etwas ändert, bleibt abzuwarten.<br />
Wie schon beim Vorgängermodell<br />
leistet der Reihenvierer in der Kawa<br />
nominell 142 <strong>PS</strong> aus 1043 cm³ Hubraum.<br />
Mehr als 136 <strong>PS</strong> will unser Prüfstand<br />
jedoch nicht ausspucken. Wer<br />
sich jetzt die Fahrzeuggewichte und<br />
die Leistungsdaten ansieht, wird die<br />
Suzuki auf der Hausstrecke klar vor<br />
der Kawa sehen. Die SX wiegt satte 22<br />
Kilogramm mehr als die GSX-S 1000 F.<br />
Letztere übertrifft die Werksangabe<br />
auch noch bei Weitem und schickt fette<br />
157 <strong>PS</strong> an die Prüfstandswalze.<br />
Schachmatt? Nein, so schnell geht<br />
es nicht. Die Wahrheit ist: Man merkt in<br />
der Praxis sowohl vom Gewichts- als<br />
auch vom Leistungsnachteil der Kawasaki<br />
so gut wie nichts. Aufgrund ihrer<br />
Auslegung auf eine fette Drehzahlmitte<br />
geht die Post ab, wenn man der SX die<br />
Sporen gibt. Zwar läuft der Vierling<br />
etwas rau, zieht aber wunderbar durch<br />
und liegt im landstraßenrelevanten Bereich<br />
zwischen 5000 und 8000 Touren<br />
oberhalb der Suzi. Mit der vorhandenen<br />
Leistung Kawasaki der Kawa Z kann 1000 man SX auch<br />
unter sportlicher Betrachtung viel<br />
Spaß haben.<br />
Suzuki GSX-S 1000 F<br />
Der SX-Vierer powert im<br />
mittleren Drehzahlbereich<br />
In der Suzuki GSX-S 1000 F steckt<br />
außerdem noch der Euro 3-Motor aus<br />
der GSX-R K7. Inwiefern sich das kommende<br />
Euro 4-Update auf die Leistung<br />
auswirkt, wird sich zeigen. Laut Suzuki<br />
Deutschland ist die Maschine für Euro<br />
4 allerdings schon so weit präpariert,<br />
dass die Modellpflege nur minimale<br />
technische Änderungen erfordert. Im<br />
aktuellen Vergleich mit der Kawasaki<br />
besitzt die Suzuki dennoch nicht nur<br />
oben heraus mehr Power, sondern beweist<br />
auch eine höhere Laufkultur. Wie<br />
bereits gesagt fällt die Drehzahlmitte<br />
bei der Suzi weniger kräftig aus als<br />
bei ihrer Kontrahentin. Über 8000/min<br />
dreht die GSX-S 1000 F dafür deutlich<br />
schneller hoch. Im oberen Drehzahlbereich<br />
hat sie richtig Biss, da geht was!<br />
28 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
BEWERTUNG<br />
max.<br />
Punkte<br />
KAWA-<br />
SAKI<br />
Z 1000 SX<br />
SUZUKI<br />
GSX-S<br />
1000 F<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 7 8<br />
Durchzug 10 7 8<br />
Leistungsentfaltung 10 7 8<br />
Ansprechverhalten 10 8 8<br />
Lastwechselreaktion 10 8 6<br />
Laufkultur 10 7 7<br />
Getriebebetätigung 10 8 7<br />
Getriebeabstufung 10 8 9<br />
Kupplungsfunktion 10 9 7<br />
Traktionskontrolle 10 8 8<br />
Zwischensumme 100 77 76<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 8 8<br />
Handlichkeit 10 6 8<br />
Kurvenstabilität 10 7 8<br />
Rückmeldung 10 7 8<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 7 5<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 7 5<br />
Bremswirkung 10 8 7<br />
Bremsdosierung 10 8 7<br />
Aufstellmoment<br />
beim Bremsen<br />
10 6 8<br />
ABS-Funktion 10 9 8<br />
Zwischensumme 100 73 72<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 8 8<br />
Windschutz 10 9 7<br />
Ausstattung 10 8 7<br />
Verbrauch 10 5 6<br />
Fahrspaß 10 8 8<br />
Zwischensumme 50 38 36<br />
GESAMTSUMME 250 188 184<br />
PLATZIERUNG 1. 2.<br />
Bei Langsamfahrten durch innerstädtischen Verkehr<br />
fallen wiederum stark ausgeprägte Lastwechselreaktionen<br />
immer wieder negativ auf. Aus dem Schiebebetrieb<br />
heraus produziert die Suzuki beim Gasaufziehen<br />
stets ein ausgeprägtes Nickmoment, was auf die<br />
Dauer nervt.<br />
Die Kawasaki zeigt, wie es besser geht. Generell<br />
gefällt die Z 1000 SX mit ihrer Ausgewogenheit. Ihre<br />
Verarbeitung wirkt insgesamt hochwertig, was für die<br />
Suzuki nicht uneingeschränkt gilt. Bei der GSX-S 1000 F<br />
stolpert das Auge schon einmal über die eine oder<br />
andere derbe Schweißnaht an der Schwinge. Ziemlich<br />
offen verlegte Kabel, wie innenseitig im vorderen<br />
Bereich der Verkleidung verbaut, wirken unschön.<br />
Eine Abschlusskritik müssen sich beide Tourensportler<br />
anhören: Wie<br />
von selbst will der<br />
Schaltfuß sowohl bei der<br />
Suzi als auch bei der<br />
Kawa einen Quickshifter<br />
bedienen oder vor dem<br />
Kurveneingang die Gänge<br />
einfach ohne Kupplungsbetätigung<br />
per<br />
Blipper heruntersteppen<br />
– doch nichts passiert.<br />
Ein Schaltautomat ist<br />
weder bei der einen<br />
noch bei der anderen an<br />
Bord. Obwohl dieses<br />
Feature beiden Maschinen<br />
wirklich ausgezeichnet<br />
stehen würde.<br />
Damit ausgestattet könnte<br />
man dann noch rasanter<br />
reisen und in<br />
wärmere Gebiete entfliehen,<br />
um dem bevorstehenden<br />
Winter die kalte<br />
Schulter zu zeigen.<br />
FAZIT<br />
KAWASAKI Z 1000 SX Ihre<br />
1. bessere Ausstattung verhilft<br />
der Kawa zum knappen Sieg nach<br />
Punkten. Sie besitzt durch die<br />
neue Trägheitssensorik feinere<br />
Assistenzsysteme wie die gut abgestimmte<br />
Traktionskontrolle und<br />
ABS mit Kurvenfunktion. Außerdem<br />
legt sie durch die Anti-Hopping-Kupplung<br />
und das hochwertigere<br />
Fahrwerk vor.<br />
SUZUKI GSX-S 1000 F Verstecken<br />
braucht sich die Suzuki<br />
2.<br />
nicht. Dennoch ist ihre Elektronik<br />
mittlerweile nicht mehr auf dem<br />
neuesten Stand, und das Gesamtpaket<br />
wirkt im Vergleich mit der Z<br />
1000 SX weniger stimmig. Mal sehen,<br />
was das Euro 4-Update bringt.
WÜ<br />
STIMMG<br />
ZONKOS ATTACKE<br />
YAMAHA MT-10<br />
30 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Die nackte Rakete mit der<br />
bitterbösen Transformer-<br />
Front, dem göttlichen<br />
R1-Motor und den drei gekreuzten<br />
Stimmgabeln<br />
am Tank ist eindeutig die<br />
richtige Wahl für einen<br />
Musikanten wie mich, der<br />
meistens spät dran ist.<br />
Text: Zonko<br />
Fotos: andreasriedmann.at<br />
TENDE<br />
ABELN<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 31
Das passende<br />
Mapping im übersichtlichen<br />
Cockpit<br />
eingeloggt, Traktionskontrolle<br />
passend<br />
justiert, erster Gang<br />
rein – und ab geht’s<br />
zum Alpenjazz in die<br />
vollbesetzte Arche<br />
Na, diesmal war‘s aber wirklich<br />
knapp! Der erste Tenorhornist<br />
der Rinner Blasmusik-Kapelle<br />
hatte sich beim<br />
hektischen Ankleiden zu Hause die<br />
rechte Hand beim Zuschlagen der Garderobentür<br />
eingeklemmt und war bereits<br />
unterwegs ins Innsbrucker Krankenhaus.<br />
Der dort waltende Gips-Otto<br />
darf schon als Genie im Einrenken und<br />
Stabilisieren von Knochen gelten, aber<br />
an das flinke Bedienen der Ventile des<br />
Tenorhorns bei „Eine Gämse in den<br />
Bergen“ oder „Einzug der Gladiatoren“<br />
war trotzdem nicht zu denken.<br />
Ich musste also einspringen. Allerdings<br />
sollte das Konzert schon in weniger<br />
als einer Stunde im endlich wieder<br />
eröffneten Gasthof Arche stattfinden.<br />
Und trotz meiner ausgeprägten Routine<br />
im „Verdammt-spät-Dransein“ hatte ich<br />
leichte Zweifel, ob sich das noch ausgehen<br />
könnte. Zum Glück stand die japanische<br />
Freiland-Rakete MT-10 in der<br />
Garage. Wenn es denn eine Chance<br />
gab, rechtzeitig vor Ort zu sein, dann<br />
mit dem Super-Naked von Yamaha.<br />
Mörder Reihenvierer mit Prüfstand-beglaubigten<br />
160 <strong>PS</strong>, belastbares Fahrwerk,<br />
nicht ultrascharfes, sondern fast<br />
schon gutmütiges, flinkes Handling<br />
und eine mitteleuropäisch entspannte<br />
Sitzposition mit gutem Überblick. Und<br />
ganz abgesehen davon: Eine Maschine,<br />
deren Logo drei gekreuzte Stimmgabeln<br />
sind, muss doch Verständnis für<br />
einen Musikanten haben, dem der Hut<br />
brennt, wie man so sagt.<br />
Echte Marschmusik wird bei<br />
200 km/h gespielt<br />
Auf der Inntalautobahn versuchte<br />
ich mich zu beruhigen und summte<br />
das Volkslied „Die Tiroler sind lustig,<br />
die Tiroler sind froh“ in den Helm, aber<br />
ich wurde immer unrunder, bis ich zornig<br />
brüllte: „Die Tiroler haben einen<br />
Pecker, die Tiroler sind irr!“ Nicht zu<br />
fassen! Da fließt ein mörderbreites<br />
Asphaltband, das sich Autobahn nennt,<br />
durch das wunderbare Inntal, und<br />
man darf nur 100 km/h fahren!<br />
Mit den angezeigten 110 am Tacho<br />
war ich also schon im illegalen Modus.<br />
Ein Wahnsinn! Warum lassen sich die<br />
Tiroler diesen Irrsinn gefallen? Was<br />
ist aus den Nachfahren von Andreas<br />
Hofer und dem Speckbacher Josef<br />
geworden? Wo sind heute die Freiheitskämpfer?<br />
Es war zum Verzweifeln.<br />
Und als mir dann ein diszipliniert dahindümpelnder<br />
Herr im Bürgerkäfig<br />
mit Innsbrucker Kennzeichen empört<br />
den Vogel zeigte, weil ich mich vorbeischob,<br />
obwohl er ja exakt die vorgeschriebenen<br />
100 fuhr, reichte es.<br />
Ich hackte drei Gänge runter und<br />
ließ den Vierzylinder die Sinfonie der<br />
ungebremsten Freiheit in die Welt brüllen.<br />
Zornig und wild! Die schwarze Rakete<br />
beschleunigte dermaßen harsch,<br />
dass der streng nach Vorschrift popelnde<br />
Opelist wohl fürchtete, er hätte<br />
den Retourgang drinnen. Begleitet vom<br />
erregend scharfen Kreischen des Reihenvierers<br />
riss ich trotz des fehlenden<br />
Schaltautomaten nahezu blitzartig die<br />
32 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
BEI 100<br />
KM/H<br />
WERD’<br />
ICH IRR<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 33
Gänge durch und stieß in Sekundenschnelle<br />
in einen Geschwindigkeitsbereich<br />
vor, der meinen Führerschein im<br />
Falle einer Amtshandlung zu Konfetti<br />
machte. Ich werde diese Welt nie verstehen.<br />
In Deutschland bist du mit 200<br />
Sachen zu langsam, in Österreich nehmen<br />
sie dir Geld und Führerschein, in<br />
der Schweiz kassieren sie dein Motorrad<br />
und sperren dich sogar ein. Darüber<br />
könnte man lange nachdenken,<br />
aber es wird zu nichts führen – außer<br />
zur Erkenntnis, dass Gerechtigkeit nur<br />
eine moralisch durchdachte Idee mit<br />
gewaltigen, regionalen Unterschieden<br />
ist. Selbst im kleinen Mitteleuropa.<br />
Egal. Der Antritt der MT-10 mit der<br />
allmächtig bösen Transformer-Front<br />
war subjektiv einfach ein gottvoller<br />
Wahnsinn, und objektiv gibt es da ja<br />
auch keine Einwände: Laut <strong>PS</strong>-Messung<br />
marschiert die vollgetankt 213 Kilo<br />
leichte Yam echte 245 km/h, braucht<br />
von null auf 200 lediglich 8,7 Sekunden<br />
und von 150 auf 200 gerade einmal 3,2.<br />
3,2 Sekunden sind gar nichts. So lange<br />
brauchte der schimpfende Käfigbürger<br />
ja für den verwunderten Kontrollblick<br />
auf den Schaltknauf.<br />
Dass mein Zorn sehr schnell verrauchte<br />
und ich die Geschwindigkeit<br />
gleich wieder drosselte, lag dann aber<br />
gar nicht so sehr an Vernunft und<br />
Angst, die Lizenz zum Rasen zu verlieren,<br />
sondern an zwei nicht von der<br />
Hand zu weisenden Sachverhalten:<br />
Erstens spürte ich bei 200 so richtig<br />
klar, dass die MT-10 kein Supersportler,<br />
sondern ein Naked Bike ist, das den<br />
Piloten naturgemäß nicht besonders<br />
gut vor dem Fahrtwind schützt. Und<br />
zweitens fürchtete ich, dass der Gurt<br />
des Tenorhorns aufgeben könnte.<br />
Keine Frage, ich hätte das losgerissene<br />
Instrument schon gefunden und<br />
wahrscheinlich wäre es auch noch<br />
spielbar gewesen, aber der Kapellmeister<br />
hätte getobt, wenn ich mit dem verbeulten<br />
Blech angetreten wäre. In Gedanken<br />
spielte ich den Dialog durch:<br />
„Der Zustand deines Instrumentes ist<br />
eine ehrlose Frechheit!“ „Ich weiß. Tut<br />
mir leid. Ich habe es auf der Autobahn<br />
verloren. Der Gurt war wahrscheinlich<br />
keine ostdeutsche Handarbeit wie das<br />
Tenorhorn, das noch immer funktioniert<br />
und sauber stimmt, sondern ein<br />
Mist aus China. Die wissen dort nicht,<br />
dass echte Marschmusik bei 200 km/h<br />
stattfindet.“<br />
Torakusu orgelte gerne –<br />
aber nicht mit Vierzylindern<br />
Mit der mir größtmöglichen Contenance<br />
ließ ich die MT-10 durchs Inntal<br />
cruisen und freute mich auf die Kurven<br />
von Hall über das Kreuzhäusl nach Tulfes<br />
und in der Folge nach Rinn. Ich<br />
dachte an Herrn Torakusu Yamaha,<br />
dessen Name heute so viele<br />
unglaublich scharfe Eisen<br />
tragen. Er selber hatte damit<br />
nichts am Hut, sondern war<br />
ein genialer Techniker in der<br />
Welt der Musik. Als er 1887 in<br />
der Grundschule von Hamamatsu<br />
das amerikanische Harmonium<br />
reparierte, war er von<br />
der Funktionsweise und<br />
Machart so fasziniert, dass<br />
er ein ähnliches Instrument<br />
34 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
DATEN<br />
135<br />
120<br />
105<br />
90<br />
75<br />
60<br />
45<br />
30<br />
15<br />
0<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
Bei den Japanern sieht auch kein Heck mehr so aus wie das andere –<br />
auch wenn die Flügelchen leicht die R1-Überschwester zitieren und die<br />
kantige Lampe ein klares MT-Gruppenmerkmal ist<br />
140<br />
125<br />
110<br />
95<br />
80<br />
65<br />
50<br />
35<br />
20<br />
5<br />
145<br />
130<br />
115<br />
100<br />
85<br />
70<br />
55<br />
40<br />
25<br />
10<br />
nachbaute. Um 1900 folgte das erste<br />
Yamaha-Piano. Seine Instrumente waren<br />
so gut, dass er 1904 in den USA<br />
mit dem Honorary Grand Prize für<br />
Pianos und Harmonien ausgezeichnet<br />
wurde. In den nächsten 50 Jahren<br />
stand Yamaha auch für Mundharmonikas,<br />
Pfeifenorgeln, 1,3596 <strong>PS</strong> = 1 Phonographen, kW<br />
elektromechanische<br />
0,7355 kW Orgeln = 1 <strong>PS</strong> und akustische<br />
Gitarren. Erst 1954 wurde das erste<br />
Motorrad 205 gebaut. Da es auf Anhieb ein<br />
200<br />
200<br />
Renner im 195 Verkauf war, kam es 1955<br />
190<br />
190<br />
zur Gründung 185 und Ausgliederung eines<br />
eigenen 175 Tochterunternehmens:<br />
180<br />
180<br />
170<br />
170<br />
Yamaha 165Motor Company.<br />
160<br />
160<br />
155 Heute macht Yamaha mit<br />
150<br />
150<br />
145 Motoren rund dreimal so viel<br />
140<br />
140<br />
135 Umsatz wie mit Musikinstrumenten.<br />
Wobei aber<br />
130<br />
130<br />
125<br />
120<br />
120<br />
115 zum Beispiel ein Tenorhorn<br />
eine Lawine<br />
110 110<br />
105<br />
100<br />
100<br />
95 kostet: Das Topmodell<br />
YEP-842S steht<br />
90<br />
90<br />
85<br />
80<br />
80<br />
75 mit 8423 Euro in<br />
70<br />
70<br />
65 der Liste. Dafür bekommt<br />
man schon<br />
60<br />
60<br />
55<br />
50<br />
50<br />
45 eine 115 <strong>PS</strong> starke,<br />
40<br />
40<br />
35 fabrikneue MT-09.<br />
30<br />
30<br />
25 Eigentlich irr. Entweder<br />
sind Blech-<br />
20<br />
20<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5 instrumente sauteuer<br />
oder Motorräder<br />
0<br />
0<br />
unfassbar günstig.<br />
Über Konzertflügel darf<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
118 kW (160 <strong>PS</strong>) bei 11500/min, 111 Nm<br />
bei 9000/min, Bohrung/Hub: 79,0/50,9 mm,<br />
998 cm³, Verdichtungsverhältnis: 12,0:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 45-mm-Drosselklappen,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,0 Grad, Nachlauf: 102 mm, Radstand:<br />
1400 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
43 mm, einstellbar in Federbasis, Zugund<br />
Druckstufe. Zentralfederbein mit Umlenkung,<br />
einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />
Druckstufe. Federweg vorn/hinten: 120/120<br />
mm, Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55<br />
ZR 17, Erstbereifung: Bridgestone S 20 „W“,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG*<br />
107,3 kW (146 <strong>PS</strong>) bei 230 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG*<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,5 s;<br />
0 –200 km/h: 8,7 s<br />
DURCHZUG*<br />
50 –100 km/h: 4,0 s; 100 –150 km/h: 3,9 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT<br />
245 km/h<br />
GEWICHT<br />
213 kg vollgetankt, v./h.: 51,1/48,9 %,<br />
Tankinhalt: 17 Liter<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 32 mm, Druckstufe: 20 K<br />
offen, Zugstufe: 10 K offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 20 mm, Druckstufe low/<br />
high: 15 K/komplett offen, Zugstufe: 1 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
12995 Euro (zzgl. NK)<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
140<br />
180<br />
120 160<br />
100 140<br />
120<br />
80<br />
100<br />
60 80<br />
Yamaha MT-10<br />
117,8 kW (160 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11600/min<br />
110 Nm bei<br />
9300/min<br />
Drehmoment in Nm<br />
40<br />
60<br />
120<br />
40<br />
100<br />
20<br />
80<br />
20<br />
60<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Die gemessenen <strong>PS</strong> entsprechen exakt der<br />
Werksangabe. Richtig geht die Post dann<br />
über 7000/min ab – mit leichtem Hänger.<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />
statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks *<strong>PS</strong>-Messung<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250
EIN-<br />
NIETEN<br />
GEHT IMMER<br />
man in diesem Zusammenhang gar<br />
nicht nachdenken.<br />
Endlich: Die MT-10 feuerte<br />
durch die Radien<br />
Bei Hall konnte ich endlich die Folterautobahn<br />
verlassen und auf die Bergstraße<br />
nach Tulfes abbiegen. Und ich<br />
gab richtig Feuer. Einerseits, weil mir<br />
nurmehr fünfzehn Minuten bis zur Eröffnungspolka<br />
mit dem klingenden Titel<br />
„Auf froher Fahrt“ blieben, und andererseits,<br />
weil die MT-10 im freien Land<br />
einfach unfassbar herrlich agiert. Was<br />
sich mit den drei gekreuzten Stimmgabeln<br />
heutzutage aufführen lässt, davon<br />
konnte Yamaha-san nicht einmal träumen.<br />
Das Motoransprechverhalten hatte<br />
ich auf dem Standardmodus (A ist<br />
mir persönlich zu ruppig, B etwas zu<br />
mau), die Traktionskontrolle auf 2 und<br />
das Fahrwerk in dem von Jacko erarbeiteten<br />
<strong>PS</strong>-Setup (siehe Kasten). Im direkten<br />
Vergleich mit den anderen Top-<br />
Eisen der nackten Oberliga mag die<br />
MT-10 im unteren und mittleren Bereich<br />
nicht die Stärkste sein, aber der Punch<br />
des Reihenvierers mit der Crossplane-<br />
Konfiguration ist jedenfalls auch unter<br />
7000/min ein wirklicher Hammer. Oben<br />
zieht die Yam dann sowieso durch,<br />
dass einem die Luft wegbleibt.<br />
Irr, wie das heiser kreischende<br />
Triebwerk an der Kette reißt. Göttlich!<br />
Dass das Ansprechverhalten auch im<br />
Standardmodus sehr direkt ist und vor<br />
allem im unteren Drehzahlbereich nach<br />
einer sensiblen Gashand verlangt, ist<br />
eine auffällige Eigenheit der Yam, die<br />
aber nahezu gänzlich verschwindet,<br />
wenn man sich an die Maschine gewöhnt<br />
hat. Dann geht man am Scheitel<br />
wie selbstverständlich ans Gas und<br />
freut sich über den harschen Druck<br />
des Reihenvierers. Angenehm ist, dass<br />
die MT-10 eine Traktionskontrolle an<br />
Bord hat. So kann man kurvenausgangs<br />
trotz der gewaltigen Leistung<br />
entfesselt einnieten und muss sich<br />
nicht vor einem Highsider fürchten.<br />
Dass die Elektronik jetzt selbst bei<br />
dieser Fahrt unter hohem Termindruck<br />
aber nur einmal beruhigend eingreifen<br />
musste (weil ich eine herbstlich feuchte<br />
Stelle übersehen hatte), darf als Indiz<br />
für eine großartige, mechanische<br />
Traktion der nackten Rakete gelten.<br />
36 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
den Berg hinauf. Trotz der sehr entspannten<br />
und nicht besonders Vorderrad-orientierten<br />
Sitzposition hat man<br />
ein großartiges Gefühl für die Front<br />
und kann die Maschine präzise und<br />
zwanglos abwinkeln. Die sauber ansprechende<br />
und belastbare Gabel hält<br />
immer Bodenkontakt und führt den<br />
Vorderreifen souverän. Da entsteht großes<br />
Vertrauen.<br />
Auch mit dem Anker kam ich sehr<br />
gut zurecht. Zwar verlangt die Bremserei<br />
bei der MT-10 etwas mehr Handkraft,<br />
als man von den besten Supersportlern<br />
gewohnt ist, aber auf der<br />
Straße ist der ultraspäte Ankerwurf sowieso<br />
nicht meins. Gut finde ich auch,<br />
dass das nicht abschaltbare ABS spät<br />
eingreift. Selbst jetzt auf dem Weg zum<br />
Konzert löste es kein einziges Mal aus.<br />
Vor zwei Monaten am Pannoniaring allerdings<br />
war ich nicht ganz so begeistert.<br />
Das Regelverhalten war nämlich<br />
ähnlich wie das der Traktionskontrolle<br />
etwas grob. Keine Frage, man kann mit<br />
der MT-10 auch auf der Rennstrecke<br />
viel Freude haben, doch da wäre sie<br />
nicht meine erste Wahl. Im freien Land<br />
aber zählt sie zu meinen absoluten<br />
Favoriten. Auf der martialischen Japanerin<br />
kann mich niemand herrichten,<br />
es sei denn, er fährt eine Klasse besser<br />
als ich. Dagegen ist dann kein Kraut<br />
gewachsen. Eh klar.<br />
Ein Hoch auf den Huaber-Bauer<br />
und seine Puch DS 50<br />
Als ich dann äußerst knapp vor Konzertbeginn<br />
zwischen Tulfes und Rinn<br />
am Hotel Geisler vorbeiröhrte und mich<br />
mental auf den steil abfallenden „Sagmeister-Bichl“<br />
vorbereitete, entdeckte<br />
ich vor mir einen Lichtblick, der eine<br />
schlagartig entspannende Wirkung hatte:<br />
Was da zweihundert Meter vor mir<br />
wie in Zeitlupe knatternd rauchte, war<br />
der Huaber-Bauer mit seiner hellblauen<br />
Puch DS 50 – und der Tuba am Rücken.<br />
Alles klar! Ich war also noch nicht zu<br />
spät, sondern perfekt in der Zeit. Denn<br />
genauso, wie eine Oper erst dann aus<br />
ist, wenn die dicke Frau aufhört zu singen,<br />
fängt ein Blasmusik-Konzert erst<br />
an, wenn die Tuba da ist.<br />
FAZIT<br />
Allerdings war das Regelverhalten<br />
nicht rennorientiert sanft, sondern<br />
markant spürbar. Wie wenn mir die<br />
Yam sagen wollte: „Depperter, wenn<br />
du so weiterfährst, kommen wir<br />
nicht rechtzeitig an. Es kostet einfach<br />
Zeit, wenn du mich aus dem<br />
Herbstwald zerren musst!“<br />
Klasse Gabel,<br />
spät eingreifendes ABS<br />
Die Steigung nach dem Kreuzhäusl<br />
mit der scharfen Links, der schnelleren<br />
Rechts und der nach einer<br />
Zwischengeraden folgenden kehrenartigen<br />
Rechts nahmen die MT-10<br />
und ich bestmöglich. Die Linienwahl<br />
gelang wie selbstverständlich, die<br />
Rakete fraß sich zentimetergenau<br />
„WENN ICH ÜBER DIE<br />
MT-10 NACHDENKE ...<br />
… freue ich mich sehr, dass Japan 2<strong>01</strong>6 endlich<br />
eine nackte Rakete an den Start geschoben hat,<br />
die den Europäern die Stirn bieten kann. Japanische<br />
Motorräder haben jahrzehntelang die Fahne<br />
der Leistung hochgehalten, und dafür werde<br />
ich sie immer im Herzen tragen. Im freien Land<br />
muss sich die MT-10 vor niemandem fürchten,<br />
da teilt sie wirklich hart aus, da brennt sie ein<br />
Feuerwerk ab, das nichts für schwache Nerven<br />
ist. Dass sie auf der Rennstrecke nicht ganz auf<br />
Augenhöhe von Tuono V4 1100 und BMW S 1000<br />
R agiert, weil man aufrechter draufsitzt, etwas<br />
weniger Schräglagenfreiheit und eine nicht ganz<br />
so ausgeklügelte Elektronik hat, spielt für mich<br />
keine übergeordnete Rolle. Interessant wird<br />
sein, wie sich die brandneue MT-10 SP mit<br />
Quickshifter und semiaktivem Öhlins-Fahrwerk<br />
schlägt. Und abgesehen davon: Dass eine MT-09<br />
gleich viel kostet wie das Supertenorhorn von<br />
Yamaha – das packe ich einfach nicht.<br />
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TEST<br />
FAHRASSISTENZEN UND FAHRWERK DER KAWASAKI ZX-10R PERFEKT ABSTIMMEN<br />
38 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
GIB MIR<br />
SPEED<br />
In jedem aktuellen<br />
Superbike steckt<br />
das Potenzial für<br />
schnelle Rundenzeiten. Aber ohne die passenden Elektronikund<br />
Fahrwerkseinstellungen bleibt es ungeweckt. Diesmal<br />
unter der Lupe: die Kawasaki Ninja ZX-10R.<br />
Text: Tobias Münchinger; Fotos: Roberto Selmin, Yvonne Hertler (3), Jacek Bilski (1)<br />
Das Mäusekino der ZX-10R steht nicht<br />
für die beste Ablesbarkeit. In 2<strong>01</strong>6<br />
wirkt es zudem etwas Old-School<br />
Wir schreiben das Jahr 2<strong>01</strong>6. Die Kawasaki Heavy<br />
Industries legen endlich mit einem verschärften<br />
Superbike nach. In Sachen Trägheitssensorik<br />
kommt jetzt auch in der ZX-10R die sogenannte<br />
IMU (Inertial Measurement Unit) zum Einsatz. Zwei Drehwinkel<br />
und drei Beschleunigungssensoren arbeiten in der 40 Gramm<br />
leichten Bosch-Einheit. Anhand der Vielzahl von Informationen<br />
kann die Traktionskontrolle effizienter arbeiten. Im Wesentlichen<br />
stützen sich alle elektronischen Helfer mehr oder weniger<br />
auf die Infos, die über die IMU gesammelt und weiterverarbeitet<br />
werden. Dennoch verzichtet Kawasaki beispielsweise darauf,<br />
die Funktion von Traktions- und Wheeliekontrolle voneinander<br />
zu trennen. Dazu an anderer Stelle mehr.<br />
Fahrwerksmäßig legt die Neue ebenfalls einen drauf.<br />
Vom Rennsport inspirierte Showa-Komponenten sind für die<br />
Dämpfung verantwortlich. Die hochwertige Gabel erkennt man<br />
optisch sofort an den charakteristischen Ausgleichsbehältern,<br />
die als Stickstoffreservoir und zusätzliche Kühlfläche funktionieren.<br />
Das Federbein ist ähnlich aufgebaut. Weiterhin besteht<br />
die ABS-Bremsanlage aus edlem Material: Brembo M50-Monoblocks<br />
beißen in 330er-Scheiben.<br />
Um die optimalen Einstellungen für die Ninja herauszufiltern,<br />
treiben wir uns zuerst auf der Landstraße herum, danach<br />
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geht es weiter auf die Rennstrecke.<br />
Auf dem Track muss es richtig kleben:<br />
Für die Runden auf dem Automotodrom<br />
Grobnik bei Rijeka bekommt die<br />
Kawa einen Satz frische Pirelli Diablo<br />
Superbike anstatt der serienmäßigen<br />
Bridgestone Battlax RS10 aufgezogen.<br />
Bei den Pirelli-Slicks handelt es sich<br />
vorne um die härtere Mischung SC3<br />
und hinten um die softere SC2.<br />
Fahrwerk<br />
Zunächst kümmern wir uns um das<br />
Fahrwerks-Setup. Die Grundeinstellung<br />
der Gabel fällt straff aus. Beim<br />
Ein- und Ausfedern im Stand glaubt<br />
man kaum, dass sie sensibel anspricht.<br />
Genau das erledigt sie aber<br />
auf der Landstraße wie auf der Rennstrecke<br />
in allen Geschwindigkeitsbereichen<br />
mit Bravour. Für den Rennstreckeneinsatz<br />
reicht es aus, die Dämpfung<br />
nur etwas zu erhöhen, damit die<br />
Front beim harten Anbremsen nicht zu<br />
weit eintaucht. Das Einlenkverhalten<br />
ist präzise und das Gefühl fürs Vorderrad<br />
ordentlich. Geradeauslauf- sowie<br />
Bremsstabilität gehören außerdem zu<br />
den Stärken der Kawa. Das Federbein<br />
kann in seiner Performance der Gabel<br />
nicht das Wasser reichen. Während<br />
das Ansprechverhalten auf der Landstraße<br />
noch in Ordnung geht, fehlen<br />
auf dem Rundkurs Dämpfungsreserven.<br />
Unter Feuer am Kurvenausgang<br />
neigt das Heck zum abrupten Wegrutschen.<br />
Die Rennstrecke in Rijeka frisst mit ihrem rauen<br />
Asphalt gierig den Hinterreifen auf, was den Effekt über den<br />
Testtag hinweg verstärkt. Ambitionierte Trackday-Besucher<br />
sind also mit einem Zubehörfederbein gut beraten.<br />
ABS<br />
Oben: So sieht es aus, wenn der Pilot<br />
den KLCM-Modus (Launch Control) auf<br />
Stufe eins aktiviert. Dazu muss Start/<br />
Stopp am rechten Lenker nach links<br />
gedrückt und gleichzeitig die Select-<br />
Taste am linken Lenkerende betätigt<br />
werden. Nachdem der Drehzahlmesser<br />
dreimal aufblinkt, kann der Blitzstart<br />
mit der ZX-10R erfolgen<br />
Mit sanftem Pulsieren des Hebels legt das ABS-System<br />
sanfte Regelgüte an den Tag. Ein Eingreifen erfolgt auch auf<br />
der Rennstrecke erst, wenn der Pilot hart und unkontrolliert<br />
„reinhackt“. Wird der Bremsdruck langsam erhöht, stellt sich<br />
die ZX-10R vor dem Kurveneingang sogar aufs Vorderrad,<br />
ohne dass das ABS die Bremse öffnet. Dafür fällt die Dosierung<br />
nicht so glasklar aus, wie man es von einer Sportbremse<br />
erwartet. Nach dem Anlegen der Bremse beißen die Stopper<br />
im ersten Moment noch nicht so<br />
richtig zu. Elektronische Einstellmöglichkeiten<br />
für das ABS gibt es keine.<br />
Die Lösung heißt „ABS-Canceller“ und<br />
kostet beim Kawa-Dealer 30,50 Euro.<br />
Anstelle eines Blindsteckers wird der<br />
Stick im Heck angeschlossen. Er legt<br />
das ABS still und sorgt für ein direkteres<br />
Bremsgefühl. Für den Rennstreckeneinsatz<br />
bekommt der „Dongle“<br />
eindeutig den <strong>PS</strong>-Kauftipp.<br />
Leistungsmodi<br />
Für den Motor stehen die drei Leistungsmodi<br />
F (volle Leistung), M<br />
(etwa 80 Prozent der Leistung) und<br />
L (etwa 60 Prozent der Leistung) zur<br />
Verfügung. Klarer <strong>PS</strong>-Tipp für Landstraße<br />
und Rennstrecke: der F-Modus.<br />
Bei der Traktionskontrolle S-KTRC<br />
(Sport-Kawasaki Traction Control)<br />
kann der Pilot zwischen fünf Stufen<br />
wählen, zudem gibt‘s die Funktion<br />
„Off“. Fünf bedeutet die höchste, eins<br />
die geringste Intervention. Auf Stufe<br />
fünf wird Schlupf am Hinterrad im<br />
Ansatz unterbunden. In öffentlichen<br />
Gefilden bewegt sich der Pilot mit<br />
Stufe vier auf der abflugsicheren Seite.<br />
Unter besonders griffigen Verhältnissen<br />
ziehen wir Stufe drei vor. Das Intervenieren<br />
der S-KTRC erfolgt weich<br />
und unauffällig. Erst die orange-gelb<br />
aufflackernde Warnlampe im Cockpit<br />
signalisiert das Eingreifen. Für die<br />
Rennstrecke kristallisiert sich Stufe<br />
drei immer noch als guter Kompromiss aus Schlupf und Haftung<br />
heraus. In früheren Tests waren wir mit dieser Einstellung<br />
nicht ganz einverstanden, wenn es um schnelle Rundenzeiten<br />
gehen sollte. Aber hier in Rijeka gehen die Reifen<br />
früher in die Knie als auf anderen Strecken. Mit der Traktionskontrolle<br />
auf Stufe zwei befindet man sich am Nachmittag<br />
teilweise schon außerhalb der Komfortzone und belässt<br />
es lieber bei Stufe drei. Gut: Die S-KTRC lässt sich während<br />
der Fahrt umstellen. Nervig: Das System genehmigt sich<br />
nach Knopfdruck eine Gedenksekunde, bevor es den Modus<br />
wechselt. Der Gasgriff muss dabei vollständig geschlossen<br />
sein. Den angewählten Modus während der Fahrt zu erkennen<br />
gelingt nicht auf den ersten Blick, da die Abbildung der<br />
Zahlen im Cockpit winzig ausfällt.<br />
<strong>01</strong> Unterm Soziussitz versteckt sich der Anschluss<br />
für den ABS-Canceller. Hier zu sehen<br />
ist der serienmäßig montierte Blindstecker<br />
02 Bei der Stilllegung des ABS durch den<br />
Dongle tritt als positiver Nebeneffekt ein<br />
direkteres Gefühl und eine bessere Dosierbarkeit<br />
der Bremse auf 03 Für die Rennstrecke<br />
drehen wir die Druckstufendämpfung des<br />
Federbeins bis auf 1/8-Umdrehung zu<br />
04 Die Stellschrauben für Druck- und Zugstufe<br />
der feinen Showa-Gabel befinden sich unten<br />
<strong>01</strong> 02<br />
40 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Wheeliekontrolle<br />
Die Bordelektronik der ZX-10R kennt dieses Feature, um ein<br />
ansteigendes Vorderrad beim Beschleunigen zu regulieren.<br />
Allerdings existiert dafür keine separate Einstellmöglichkeit.<br />
Die Wheeliekontrolle funktioniert im Verbund mit dem ausgewählten<br />
Leistungsmodus und der S-KTRC. Bei voller Leistung<br />
und S-KTRC zwischen Stufe zwei und vier wird das<br />
steigende Vorderrad ziemlich früh und sanft wieder abgesetzt.<br />
Provozierte Wheelies unterbindet die S-KTRC schon im<br />
Ansatz.<br />
Kawasaki Engine Brake Control (KEBC)<br />
Die elektronische Motorbremse unterscheidet zwischen “Off”<br />
und “Light”. Am besten gefällt uns der standardmäßig eingestellte<br />
Light-Modus. Auf „Off“ erhöht sich das Motorbremsmoment<br />
stark und es fällt schwerer, die Kawa mit hohem Speed<br />
in die Kurven laufen zu lassen.<br />
Kawasaki Launch Control Mode (KLCM)<br />
Für optimale Rennstarts gibt es eine dreistufige Launch Control.<br />
Zum Aktivieren muss der Power-Modus „F“ ausgewählt<br />
sein. Danach bei laufendem Motor und eingelegtem ersten<br />
Gang die Select-Taste und den Start/Stopp-Schalter gleichzeitig<br />
betätigen, bis der Drehzahlmesser dreimal blinkt. Beim<br />
03 04<br />
Vollgasgeben reguliert die Elektronik die Motordrehzahl jetzt<br />
in den Stufen zwei und drei auf 8000/min und in Stufe eins<br />
auf 9000/min. Zwischen zwei und drei lässt sich höchstens<br />
ein minimaler Unterschied hineininterpretieren, und es wird<br />
relativ viel Drehmoment zurückgenommen. <strong>PS</strong>-Tipp: Mehr<br />
Power gibt es auf Stufe eins, ohne dass die Kupplungsdosierung<br />
wesentlich kniffliger ausfallen würde.<br />
Quickshifter (KQS)<br />
Drehzahl heißt das Zauberwort. Erst über 8000/min funktioniert<br />
der Schaltautomat richtig sauber, dann aber präzise<br />
und nicht weiter auffällig. Sonst bietet der Quickshifter keine<br />
weiteren Einstellmöglichkeiten (leider auch keine Blipperfunktion)<br />
außer „Off“. Wir lassen ihn selbstverständlich<br />
aktiviert, ziehen forsch am Gas und genießen den Speed!<br />
SETUP (TROCKENE BEDINGUNGEN)<br />
RENNSTRECKE LANDSTRASSE<br />
FAHRASSISTENZ<br />
ABS aus (Dongle) ein<br />
Traktionskontrolle (S-KTRC) 2 oder 3 3 oder 4<br />
Wheeliekontrolle - -<br />
Launch Control (KLCM) 1 –<br />
Fahrmodus F F<br />
FAHRWERK *<br />
Gabel<br />
Zugstufe 2 U 2,5 U<br />
Druckstufe 2 U 3,5 U<br />
stat. Negativfederweg 22 mm 22 mm<br />
Federbein<br />
Zugstufe 1 U 2 U<br />
Druckstufe 1/8 U 2 U<br />
stat. Negativfederweg 13 mm 13 mm<br />
Lenkungsdämpfer automatisch automatisch<br />
*alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer<br />
Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U = Umdrehungen; K = Klicks<br />
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FAHRBERICHT<br />
KAWASAKI-WERKS-SUPERBIKE UND ZX-10RR<br />
Morgens um neun Uhr<br />
ist es noch bitterkalt<br />
in Aragón. Bei dem Gedanken,<br />
jetzt gleich das<br />
Arbeitsgerät von Doppelweltmeister<br />
Jonathan<br />
Rea fahren zu<br />
dürfen, kann einem<br />
aber ganz<br />
schnell richtig<br />
heiß werden<br />
Biel Roda sitzt zusammen mit<br />
zwei Kollegen vor einer<br />
Handvoll internationaler Journalisten.<br />
Die Mimik des Marketing<br />
& PR-Managers von KRT (Kawasaki<br />
Racing Team) ist nicht bösartig,<br />
aber durchaus ernst und seine Worte<br />
klingen mahnend. Er sagt: „Und denkt<br />
daran, sollte einer von euch unser<br />
Motorrad hinwerfen, die Mechaniker<br />
haben schwere und harte Werkzeuge.<br />
Sie werden damit in der Box auf euch<br />
warten.“ Wie jedes Jahr beginnen die
AM ENDE DER<br />
NAHRUNGS-<br />
KETTE<br />
Fressen<br />
und gefressen<br />
werden heißt es im heiß<br />
umkämpften WM-Zirkus. Der Hauptgang ist angerichtet,<br />
<strong>PS</strong> steigt exklusiv für einige Runden in den<br />
Sattel des aktuell besten Superbikes des Planeten.<br />
Text: Tobias Münchinger; Fotos: Kawasaki<br />
Teams ihre Wintertests im spanischen<br />
Aragón. Und wie jedes Jahr dürfen<br />
einige wenige Journalisten vier Runden<br />
lang die Werks-Kawasaki-ZX-10R bewegen.<br />
Jonathan Rea gelang nur kurze<br />
Zeit vorher beim letzten Rennen in<br />
Katar das Kunststück, auf genau dieser<br />
Maschine seinen zweiten WM-Titel in<br />
Folge zu holen. Und ich darf gleich<br />
sein Bike fahren – was für eine Ehre!<br />
Die Kawasaki ZX-10R beschäftigt<br />
uns sowieso schon eine ganze Weile<br />
intensiv. Anfang des Jahres wurde das<br />
neue Serienmotorrad mit wichtigen<br />
Updates in Sepang vorgestellt. Dort<br />
gab es die Ninja zusätzlich als Kit-Bike<br />
mit Werkstuning zu fahren, was mächtig<br />
Eindruck hinterließ. Beim diesjährigen<br />
<strong>PS</strong>-TunerGP trat dann die ZX-10R<br />
vom Bike-Shop-Lüchow an und übertraf<br />
die Erwartungen aller Tester. Was<br />
für eine Maschine! Auch die von Kawasaki-Deutschland<br />
für den Kit-Bike-Test<br />
in <strong>PS</strong> 10/2<strong>01</strong>6 aufgebaute Zehner<br />
schlägt in diese Kerbe. Im Vergleich<br />
dazu zeigt das Serienmotorrad mit seiner<br />
Drehmomentschwäche aus dem<br />
unteren Drehzahlbereich heraus und<br />
seinem trägen Handling wenig von<br />
dem Potenzial, das es eigentlich besitzt.<br />
Ganz frisch betritt in 2<strong>01</strong>7 eine auf<br />
500 Stück limitierte ZX-10RR die Bühne.<br />
Sie dient dem Werksteam für die<br />
kommende Saison als Homologationsmodell.<br />
Auf der Rennstrecke soll die<br />
Doppel-R laut Prospekt eine bis zwei<br />
Sekunden pro Runde schneller sein als<br />
das Standardmodell. Dafür hat sie andere<br />
Nockenwellen mit mehr Hub und<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 43
<strong>01</strong> 02<br />
03<br />
<strong>01</strong> Die ZX-10RR wird durch eine Reihe von Sonderzubehör geadelt,<br />
dazu zählt der phänomenale Schaltautomat mit Blipper<br />
02 Standfest: Ein stabileres Kurbelgehäuse soll für Haltbarkeit sorgen<br />
03 In der Doppel-R sind härtere Ventilfedern als im Standardmodell verbaut<br />
04 Im Zylinderkopf musste erst Platz geschaffen werden, um die RR-Nockenwellen<br />
(Bild) mit mehr Hub unterbringen zu können<br />
04<br />
Tassenstößel mit DLC-Beschichtung,<br />
härtere Ventilfedern und ein verstärktes<br />
Kurbelgehäuse. Weiterhin besitzt<br />
die RR serienmäßig einen Quickshifter<br />
mit Blipperfunktion, und ihr Fahrwerk<br />
ist rennstreckenorientierter abgestimmt.<br />
Außerdem rollt sie auf leichten<br />
Alu-Schmiederädern von Marchesini.<br />
Wer 20 945 Euro plus Nebenkosten<br />
übrig hat, kann den Brenner ab sofort<br />
bestellen.<br />
Zum Einschießen auf die Strecke in<br />
Aragón und zur Vorbereitung auf die<br />
Runden mit der WM-Maschine von Rea<br />
steht uns eine ZX-10RR mit weiteren<br />
Kit-Teilen (ECU mit speziellem Mapping,<br />
Akrapovic-Komplettanlage, ABS<br />
ausgebaut, Fahrwerk nochmals angepasst)<br />
zur Verfügung. Ebenfalls exklusiv<br />
– eine gesonderte Pressevorstellung<br />
der RR wird es wohl nicht geben.<br />
Sie fährt ganz ähnlich wie die Zehner<br />
vom Bike-Shop-Lüchow oder das Kit-<br />
Bike aus <strong>PS</strong> 10/2<strong>01</strong>6: schlichtweg genial!<br />
Das Handling ist dank der leichten<br />
Räder extrem hoch, aber ausgewogen.<br />
Mit mächtigem Druck in allen Lebenslagen<br />
würde diese Ninja viele ambitionierte<br />
Hobbyracer glücklich machen.<br />
Manchmal denke ich in solchen<br />
Momenten: Jetzt muss der Höhepunkt<br />
erreicht sein. Viel besser kann es nicht<br />
mehr werden. Doch am oberen Ende<br />
der Nahrungskette kommt plötzlich so<br />
was wie die ZX-10R von Doppelweltmeister<br />
Jonathan Rea. Zirka 240 <strong>PS</strong><br />
treffen auf etwa 165 Kilo. Ein Biest?<br />
Weit gefehlt. Diese Bombe ist ein Musterbeispiel<br />
an Fahrbarkeit! Ich sitze<br />
44 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
ziemlich vorderradorientiert, habe die<br />
Achse über die weit nach außen<br />
gedrehten Lenkerstummel praktisch<br />
direkt in der Hand. Um in Schräglage<br />
abzutauchen, reicht der bloße Gedanke<br />
daran. Das eigentlich straffe Fahrwerk<br />
absorbiert Bodenwellen wie ein<br />
Schwamm. Superweich und doch direkt<br />
geht die Werksmaschine ans Gas.<br />
Sie drückt in wirklich jedem Drehzahlbereich<br />
wie irre. In den Kurven klingt<br />
der Reihenvierer beim Gasaufziehen<br />
sonderbar. Zwei Einspritzleisten steuern<br />
immer je zwei Drosselklappen unterschiedlich<br />
an und halten den Motor<br />
bei bester Laune. Nachdem ich mich<br />
am Ende der langen Geraden hinter<br />
der Verkleidungsscheibe hervorstrecke<br />
und der Wind brutal an mir zerrt,<br />
merke ich erst, was ich für einen wahnsinnigen<br />
Speed draufhaben muss. Dennoch<br />
bleibt die Maschine super kontrollierbar,<br />
in jeder Lebenslage. Nach<br />
vier Runden rolle ich wieder in die Box<br />
und weiß: Der T-Rex ganz oben in der<br />
Nahrungskette ist eigentlich ganz<br />
handzahm. Dass die Mechaniker ihre<br />
Werkzeuge heute nicht zücken müssen,<br />
ist ebenfalls eine gute Nachricht.<br />
05<br />
06<br />
05 Die Lenkerstummel an Reas Superbike sind auffällig weit nach außen<br />
gedreht, die Kontrolle über das Motorrad fällt damit erstaunlich leicht<br />
06 Ab 2<strong>01</strong>7 verboten: Diese Saison konnte das Team mit zwei Einspritzleisten<br />
arbeiten, die immer je zwei Drosselklappen unterschiedlich ansteuern<br />
07 Bremse und Fahrwerk der ZX-10R scheinen wie vom anderen Stern<br />
07<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
TEST<br />
NEUE SPORTREIFEN VON MICHELIN UND DUNLOP<br />
FRANZÖSIS<br />
EVOLUTION<br />
46 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Die Jungs und Mädels von<br />
Michelin bekommen das<br />
Grinsen gar nicht mehr aus<br />
dem Gesicht. „Der Power RS<br />
ist der sportlichste straßenzugelassene<br />
Reifen, den wir je entwickelt haben“,<br />
frohlockt Produktmanager Pierre-Yves<br />
Formagne. Große Worte eines Herstellers,<br />
der mit seinen Sportpellen in den<br />
letzten Jahren nur bedingt überzeugen<br />
konnte. Beispiel Pilot Power 3, Zitat aus<br />
dem Vergleichstest in Heft 07/2<strong>01</strong>6:<br />
„Sportliches Landstraßenfräsen steckt<br />
er zwar sehr ordentlich weg. Auf der<br />
Piste streicht er jedoch die Segel: vergleichsweise<br />
überschaubare Haftungsreserven,<br />
geringe Stabilität.“ Damals<br />
landete die Pelle auf dem vorletzten<br />
Platz. Natürlich wussten die Franzosen<br />
schon seit dem Stapellauf des Gummis<br />
2<strong>01</strong>3 um seine Schwächen. Daher<br />
arbeiteten sie zu dieser Zeit bereits am<br />
Nachfolger. „Das Kürzel RS klingt nach<br />
Racing, deshalb verwenden wir es“,<br />
verrät der Michelin-Mann. „Im Deutschen<br />
übersetzen wir es mit Rennsport.“<br />
Nach vierjähriger Entwicklung<br />
stellen die Franzosen den Pneu exklusiv<br />
einer Handvoll der schnellsten<br />
Journalisten vor. Selbstsicher ob der<br />
sportlichen Qualitäten des RS, lud der<br />
Hersteller auf die Rennstrecke im<br />
südspanischen Cartagena.<br />
„Wir möchten an dieser Stelle nicht<br />
so sehr auf die technische Seite des<br />
Reifens eingehen“, lächelt Formagne.<br />
„Das erledigen wir bei der offiziellen<br />
Präsentation nächsten März. Heute<br />
konzentrieren wir uns aufs Fahren.“<br />
CHEMichelin ist seit<br />
jeher urfranzösisch,<br />
und auch<br />
Dunlop entwickelt seine Sportpellen seit<br />
geraumer Zeit in der „Grande Nation“.<br />
Unabhängig voneinander präsentierten beide<br />
nun einem kleinen, erlauchten Kreis ihre<br />
jüngsten sportlichen Gummis. <strong>PS</strong> war dabei.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Michelin, Dunlop<br />
MICHELIN<br />
POWER RS<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 47
„DER POWER RS IST DER SPORT-<br />
LICHSTE STRASSENREIFEN, DEN<br />
MICHELIN JE ENTWICKELT HAT“<br />
Pierre-Yves Formagne, Produktmanager Michelin<br />
Geniale Ansage! Zumal sich jeder<br />
Schreiberling im Vorfeld zwei Konkurrenzprodukte<br />
aussuchen durfte, gegen<br />
die der Power RS antritt. Wir wählten<br />
die punktgleichen Sieger des Trockentests<br />
aus besagtem Vergleich: Bridgestone<br />
S 21 und Metzeler M7 RR. Die<br />
Jagd kann beginnen!<br />
Wow, der RS vermittelt schon beim<br />
leichten Wedeln in der Boxengasse eine<br />
Mörder-Stabilität. Kann so ein Gummi<br />
auch handlich? Mit kalten Schlappen<br />
geht’s vorsichtig in die Rechts nach<br />
Start/Ziel. Das Kaltlauf-Feeling überzeugt,<br />
und nach spätestens einer halben<br />
Runde ist die Pelle warm genug für eine<br />
schärfere Gangart. Kaum darauf eingeschossen,<br />
ist nach fünf Umläufen aber<br />
schon wieder Schluss. Der strenge Zeitplan<br />
sieht mehrere Wechsel zwischen<br />
den einzelnen Reifen vor. Sehr aufwendig,<br />
doch ideal für direkte Vergleiche.<br />
Die zeigen am Ende folgendes Bild:<br />
Der Michelin Power RS ist ein brutal<br />
stabiler Reifen, nichts bringt ihn aus<br />
der Ruhe – weder Ankern jenseits von<br />
Gut und Böse, noch kühn geöffnete<br />
Drosselklappen kurz hinterm Scheitelpunkt.<br />
Bei letztgenannter Übung<br />
Michelin will es ganz<br />
genau wissen, Briefing<br />
nach jedem Turn: Wie<br />
schlägt sich der Power RS<br />
in den unterschiedlichen<br />
Kriterien gegenüber den<br />
Mitbewerbern? Antwort:<br />
extrem konkurrenzfähig<br />
baut die Pelle zudem unglaublichen<br />
Grip auf. Die Test-BMW S 1000 RR<br />
marschiert brachial vorwärts, ohne<br />
ein geringstes Anzeichen von Slides<br />
oder übermäßigem Rühren am Heck.<br />
Unglaublich! Dabei bleibt offen, ob<br />
der Normalo diese Haftung überhaupt<br />
abrufen kann. Ungeachtet dessen liegt<br />
der Michelin in diesen Kapiteln vor<br />
dem Metzeler und noch etwas deutlicher<br />
vor dem Bridgestone. Wobei man<br />
sagen muss, dass wir den S 21 schlagkräftiger<br />
in Erinnerung haben. Ob<br />
Einzelfall oder Dauerzustand wird unser<br />
großer Vergleichstest 2<strong>01</strong>7 zeigen.<br />
Das Feedback des RS rangiert<br />
ebenfalls auf hohem Niveau. Einzig<br />
beim Handling lässt er ein paar Federn,<br />
beim Einlenken und am Kurvenausgang<br />
braucht er etwas Nachdruck für<br />
die Wunschlinie. Größte Schwäche des<br />
Franzosen ist jedoch sein deutliches<br />
Aufstellmoment beim Bremsen in<br />
Schräglage. Im Hinblick auf die sonstige<br />
Performance eine echte Lappalie.<br />
Michelin fertigt die Pelle in vielen<br />
Dimensionen, sogar eine fette 240er-<br />
Schluffe (Ducati Diavel) ist dabei. Der<br />
Power RS steht ab Januar beim freundlichen<br />
Händler, der Vorgänger Pilot<br />
Power 3 bleibt als „Second Line“, also<br />
günstige Alternative, weiterhin im<br />
Programm.<br />
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EVOLUTION,<br />
DIE ZWEITE<br />
Nur gut eine Woche vor seinem<br />
französischen Mitbewerber<br />
präsentierte Dunlop mit dem<br />
GP Racer D212 ebenfalls einen Sportgummi.<br />
Auch dieser Test fand auf abgesperrtem<br />
Terrain statt, aus gutem<br />
Grund. Denn die Pelle ist zwar straßenzugelassen,<br />
wird vom Hersteller allerdings<br />
nicht für diesen Zweck empfohlen.<br />
„Der GP Racer D212 ist ein Rennreifen,<br />
das Reglement diverser Serien<br />
verlangt eine Straßenzulassung“, erklärt<br />
Dmitri Talboom, Chefstratege von<br />
Dunlop Motorradreifen. „Allerdings<br />
wird sein Vorgänger, der GP Racer<br />
D211, vor allem in südlichen Ländern<br />
gerne auch auf öffentlichen Straßen bewegt.<br />
Vorwiegend aus Imagemotiven.“<br />
Stichwort Vorgänger. Der rollt bereits<br />
seit sieben (!) Jahren vom Band,<br />
höchste Zeit für den Nachfolger. Hierzulande<br />
dürfte das besonders die<br />
Jungs vom Yamaha-R6-Dunlop-Cup<br />
freuen, denn die komplett neu entwickelte<br />
Sohle soll dank spitzerer Kontur<br />
handlicher und trotz geringerer Aufstandsfläche<br />
(„Latsch“) schneller sein.<br />
„Hinten in der weicheren der beiden<br />
Mischungen und in den Dimensionen<br />
190/55 oder 200/55 zwischen 1,5 und<br />
maximal 2,5 Sekunden“, verspricht Talboom.<br />
Apropos Mischungen: Vorn ist<br />
der D212 in S (Soft) und M (Medium)<br />
erhältlich, hinten in M und E (Endurance<br />
= hart).<br />
Zielgruppe? Vorwiegend<br />
Trackday-Teilnehmer<br />
Außer den Racern diverser Rennserien<br />
hat Dunlop hauptsächlich Teilnehmer<br />
von Trackdays im Visier. „Der GP Racer<br />
D212 ist unkompliziert und braucht<br />
keine besondere Fahrwerksabstimmung“,<br />
verspricht der Hersteller. Dennoch<br />
rät er zu Heizdecken. Dem schließen<br />
wir uns uneingeschränkt an, denn<br />
grundsätzlich halten Reifenwärmer<br />
die Temperatur konstant und schonen<br />
damit die Pellen. Und das hält die<br />
Performance stabil.<br />
Nach sieben Jahren rollt endlich<br />
der Nachfolger des GP Racer<br />
D211 an den Start. Wie dieser ist<br />
der komplett neu entwickelte<br />
D212 ein Rennreifen, für die<br />
Straße nicht empfehlenswert<br />
DUNLOP<br />
GP RACER D212<br />
Doch jetzt zur wichtigsten Frage:<br />
Wie funktioniert der Neue? Super! Mit<br />
diesem Gummi winkelt sogar eine serienmäßig<br />
eher behäbige Kawasaki ZX-<br />
10R überaus flott ab und sticht dabei<br />
herrlich zielgenau durch die Ecken. Dazu<br />
liefert die Sohle viel Feedback und<br />
stellt sich beim Bremsen in Schräglage<br />
nullkommanull auf. Auch Grip bietet<br />
der Dunlop jede Menge, und bis auf ein<br />
minimales Rühren beim Beschleunigen<br />
in Schräglage bleiben sowohl die erwähnte<br />
Kawa als auch das andere Testbike,<br />
eine Yamaha R1, stabil auf Kurs.<br />
Wie die Pelle im Vergleich zur Konkurrenz<br />
abschneidet, ist allerdings unklar.<br />
Denn mit ihrer Ausrichtung steht<br />
sie zwischen straßenzugelassenen Hypersport-Sohlen<br />
(Beispiele: Pirelli Diablo<br />
Supercorsa SP, Bridgestone RS 10)<br />
und echten Profi-Rennreifen wie dem<br />
profilierten D212 GP Pro aus gleichem<br />
Haus. Vom letztgenannten Typ stammt<br />
der GP Racer übrigens ab, bis auf die<br />
Gummimischung sind beide absolut<br />
identisch. Evolution im besten Sinne.<br />
50 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
TECHNIK<br />
LESERFRAGEN<br />
KRAFT-<br />
SCHLUSS<br />
WERNER KOCH<br />
<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />
Motorrad-Flüsterer Werner<br />
„Mini“ Koch tüftelt und bastelt<br />
ständig selbst in seiner eigenen<br />
Werkstatt, und kein Technik-<br />
Thema ist ihm zu verworren.<br />
Und weiß er tatsächlich mal<br />
selbst nicht weiter, weiß er<br />
genau, wo man fragen muss.<br />
Sie haben eine<br />
Technik-Frage, die<br />
Sie schon lange<br />
umtreibt? Im Forum<br />
behauptet jeder<br />
etwas anderes?<br />
Sie sind mit Ihrem<br />
Latein am Ende?<br />
Dann stellen Sie uns<br />
Ihre Frage. <strong>PS</strong> geht<br />
der Sache hier auf<br />
den Grund, erklärt<br />
die Zusammenhänge<br />
oder fragt die<br />
Experten der Industrie<br />
oder Rennteams.<br />
Fragen an:<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.<br />
de, bitte „Technik“<br />
im Betreff angeben.<br />
Text: Werner Koch<br />
Fotos: Jacek Bilski, Katrin Sdun (2),<br />
Archiv, mps-Fotostudio, fact<br />
? <strong>PS</strong>-Leser und Ducati Panigale-<br />
Besitzer Daniel Fink fragt: „Welche<br />
Vorteile hat eine Trockenkupplung<br />
gegenüber einer Ölbadkupplung?“<br />
<strong>PS</strong>-Antwort Die Vorteile der Trockenkupplung<br />
haben sich im Lauf der Jahre<br />
drastisch reduziert. Bei den Rennzweitaktern<br />
und manchen Viertaktern der<br />
70er- und 80er-Jahre wurden sie verwendet,<br />
um die sogenannten Pantschverluste<br />
zu veringern. Diese entstehen,<br />
wenn die Kupplung im Ölbad rotiert<br />
und dadurch etwas an Leistung verloren<br />
geht. Zudem kann das Öl aufschäumen,<br />
wenn der rotierende Kupplungskorb<br />
Luft und Öl vermischt. Dieses<br />
Problem hat man bei modernen Ölbadkupplungen<br />
weitesgehend gelöst,<br />
indem die Kupplung hoch über dem<br />
Ölstand der Nasssumpfschmierung<br />
rotiert. Zudem sind die meisten Kupplungen<br />
durch Abschottungen vom<br />
Ölsumpf getrennt.<br />
Um dennoch eine sichere Ölzufuhr<br />
zu den Belägen zu garantieren, werden<br />
die meisten Ölbadkupplungen durch<br />
die Getriebewelle mit Drucköl versorgt,<br />
von wo es durch die Zentrifugalkraft<br />
nach außen in die Reibscheiben fließt<br />
und diese nicht nur schmiert (für ein<br />
weiches Einrücken der Kupplung), sondern<br />
auch kühlt. Allerdings muss die<br />
Ölmenge sorgfältig dosiert werden, damit<br />
die Kupplungsscheiben nicht durch<br />
Ölüberschuss miteinander verkleben<br />
und die Kupplung ungenügend trennt.<br />
Als Folge dieser verklebten Kupplungsbeläge<br />
kommt es oft zu einem harten,<br />
lauten Schaltschlag beim Einlegen des<br />
ersten Gangs, speziell bei kaltem, zähflüssigem<br />
Motoröl.<br />
Bei älteren Ölbadkupplungen mit<br />
Sintermetallbelägen bestand auch die<br />
Gefahr, dass harte Sinterpartikel in den<br />
Ölkreislauf gelangen und an den Gleitlagern<br />
Schäden verursachen. Deshalb<br />
werden heute meist organische oder<br />
semi-organische Belagmischungen<br />
verwendet, die beim normalen Verschleiß<br />
relativ weiche Partikel freisetzen,<br />
die an den Lagerstellen kaum<br />
Schaden anrichten und vom Ölfilter<br />
aufgefangen werden. Neigt eine Ölbadkupplung<br />
jedoch beim Startversuch<br />
oder durch einen zu geringen Federanpressdruck<br />
zum Durchrutschen unter<br />
Volllast, können die Beläge regelrecht<br />
verbrennen. Dann bilden sich oftmals<br />
harte und für die Motorlager sehr<br />
schädliche Kohlenstoffpartikel, die sich<br />
auch am Ölsieb absetzten und dieses<br />
verstopfen können. Ist eine Ölbadkupplung<br />
verbrannt, sollte der Motor sofort<br />
abgestellt und der komplette Ölsumpf<br />
im Motor gründlich gereinigt werden.<br />
Das kann bei der Trockenkupplung<br />
nicht passieren. Denn hier läuft der<br />
Kupplungskorb mitsamt Reibscheiben<br />
außerhalb des Ölbades. Eine kurze,<br />
52 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Einscheiben-Trockenkupplungen<br />
werden nur bei<br />
Motoren eingesetzt,<br />
bei denen die Kupplung<br />
direkt auf der<br />
Kurbelwelle sitzt<br />
und somit zwar mit<br />
hoher Drehzahl,<br />
aber weniger starkem<br />
Drehmoment<br />
beaufschlagt wird<br />
Wenn eine Mehrscheibenkupplung<br />
stark beansprucht<br />
wird,<br />
laufen die<br />
Stahlscheiben<br />
blau an und<br />
verziehen sich,<br />
während die organischen<br />
Beläge<br />
auf den Reibscheiben<br />
regelrecht verbrennen<br />
verzahnte Welle mit Simmerring stellt<br />
die Verbindung zum Primärantrieb,<br />
der im Ölbad läuft, her. Die Vorteile der<br />
Trockenkupplung sind der einfache<br />
und schnelle Wechsel der Beläge und<br />
der einfache Zugriff von außen, um<br />
mögliche Einstellungen am Anti-Hopping-System<br />
zu verändern. Für viele<br />
Technik-Freaks sorgt aber schon allein<br />
die mechanisch tolle Optik und das<br />
typische Rasseln der Beläge bei gezogener<br />
Kupplung für Begeisterung. Allerdings<br />
waren es gerade diese Klappergeräusche,<br />
die die Hersteller bei den<br />
strengen Geräuschvorschriften dazu<br />
zwangen, ihre Trockenkupplungen<br />
unter einem schallisolierenden Deckel<br />
zu verstecken. Weitere Nachteile der<br />
Trockenkupplungen sind die oftmals<br />
schlechte Dosierbarkeit beim Vollgasstart<br />
und die thermische Überlastung<br />
bei schleifender Kupplung, die auch<br />
zum Ausfall durch verbrannte Reibscheiben<br />
führen kann.<br />
Eine ganz spezielle, im Automobilbau<br />
aber übliche Art der Trockenkupplung<br />
ist die Ein-oder Zweischeiben-<br />
Bauart bei BMW-Boxer- oder Moto Guzzi-V2-Motoren.<br />
Da diese Kupplungen<br />
direkt auf der Kurbelwelle sitzen (keine<br />
Untersetzung der Antriebskraft durch<br />
den Primärantrieb), müssen sie weniger<br />
Drehmoment übertragen und kommen<br />
daher mit einer oder zwei Reibscheiben<br />
aus. Bei beiden Kupplungssystemen<br />
Links eine Anti-Hopping-Kupplung für einen Ducati-Motor, die die serienmäßige Trockenkupplung<br />
(Bauteile rechts) ersetzt. Die schöne mechanische Ausführung und das<br />
typische Rasselgeräusch machen diese Bauart in der Rennsportszene sehr beliebt<br />
hat sich die Lösung des Ruckdämpfers<br />
im Sekundärzahnrad zwischen Radnabe<br />
und Kupplungskorb bewährt. Dieser<br />
Dämpfer sitzt drehbar gelagert auf<br />
der Nabe und stützt sich auf Schraubenfedern<br />
oder Gummilagern ab. Jede<br />
harte Drehmomentspitze, die der Motor<br />
in den Antrieb jagt, bewirkt, dass der<br />
Kupplungskorb gegen den Federdruck<br />
diese Kraftspitzen abbaut. Zusätzlich<br />
dämpft ein leichter Schlupf (bis zu 100<br />
Kurbelwellenumdrehungen pro Minute<br />
bei maximalem Arbeitsdruck) in der<br />
Kupplung, also in den Reibscheiben,<br />
die Spitzen der Antriebskräfte. Nur so<br />
überleben Primärantrieb und Getrieberäder<br />
die Attacken der Verbrennungsmaschine<br />
auch über Zigtausende von<br />
Kilometern.<br />
Trocken- wie auch Ölbadkupplungen<br />
werden bei fast allen neuen Motorrädern<br />
mit einer Anti-Hopping-Funktion<br />
ausgestattet. Diese Technik, die<br />
lange Zeit nur bei teuren Nachrüstkupplungen<br />
für den Rennsport verfügbar<br />
war, nutzt die weiche, sanfte Kraftübertragung<br />
der acht und mehr Reibscheiben,<br />
um beim Gaswegnehmen das<br />
Motorbremsmoment zu reduzieren und<br />
Hinterradstempeln zu vermeiden.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 53
SERVICE<br />
<strong>PS</strong>-TUNEUP<br />
In der Werbung<br />
wird die MT-09<br />
als böser Bube<br />
dargestellt,<br />
tatsächlich<br />
ist sie ein sehr<br />
freundliches<br />
Motorrad. Wir<br />
schärfen sie<br />
ein wenig nach.<br />
Text: Jens Hebisch<br />
Fotos: Andreas Feulner<br />
Das „<strong>PS</strong>-TuneUp made by<br />
triplespeed headquarters“<br />
startet in seine zweite Saison.<br />
Bereits im ersten Jahr<br />
unserer Arbeit für die schnellste<br />
Leserschaft der Nation durften wir<br />
viel Lob einfahren, jedoch gab es<br />
durchaus auch Kritik. So wünschen<br />
sich zum Beispiel viele von euch einen<br />
schnelleren Überblick hinsichtlich<br />
des Gesamtergebnisses. Mit dem Start<br />
in die neue TuneUp-Saison kommen<br />
wir diesem Wunsch nach und präsentieren<br />
euch für die jeweilige Produktgruppe<br />
eine komplette Testübersicht<br />
inklusive Bewertung. An dieser Stelle<br />
folgt allerdings eine ganz große Bitte<br />
unsererseits: bleibt kritisch! Stürzt<br />
54 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Feine Frästeile und schwungvoll<br />
gebogene Rohre spielen die Hauptrolle<br />
bei diesem <strong>PS</strong>-TuneUp. Die Fußrasten-<br />
und Auspuffanlagen waren<br />
nicht immer einfach zu montieren<br />
euch nicht einfach nur auf den Testsieger,<br />
sondern nutzt die von uns<br />
erarbeiteten Ergebnisse für euer ganz<br />
persönliches Ranking und entscheidet<br />
selbst, welche Testkriterien für euch<br />
Priorität besitzen. Legen wir also los<br />
und starten durch mit dem „TuneUp<br />
2.0“ und einem absoluten Bestseller:<br />
der Yamaha MT-09, Modelljahr 2<strong>01</strong>6.<br />
RASTENANLAGEN<br />
Glaubt man den reißerischen Werbespots,<br />
mutiert man im Sattel einer MT-<br />
09 unweigerlich zum finsteren Asphaltkrieger.<br />
Die reale MT-09 fühlt sich hingegen<br />
an wie ein gemütlicher Fernsehsessel.<br />
Maßgeblich bestimmt wird die<br />
kommode Sitzposition von der Platzierung<br />
der Fußrasten. TRW, Lightech, LSL<br />
und Gilles treten an, euch die Angriffshaltung<br />
zu liefern, die dem Werbeslogan<br />
„Dark side of Japan“ entspricht.<br />
Alle vier Anlagen sind zugelassen,<br />
wobei TRW und LSL mit einem Teilegutachten<br />
geliefert werden, welches eine<br />
Vorführung beim Sachverständigen<br />
und eine Eintragung in die Papiere<br />
nach sich zieht (Kosten ca. 30 Euro).<br />
Lightech und Gilles kommen mit einer<br />
ABE und verursachen keinen weiteren<br />
bürokratischen Aufwand.<br />
Montageanleitung/Teileliste: Gilles<br />
und LSL zeigen, wie es sein sollte:<br />
Eine ausführliche und bebilderte Montageanleitung<br />
gehört zu jeder ordentlichen<br />
Nachrüstanlage. Gilles packt<br />
noch eine bebilderte Teileliste mit<br />
Teilenummern dazu – top. TRW liefert<br />
zwar auch Bilder und Infos zum Anbau,<br />
allerdings nicht modellbezogen. Gerade<br />
bei der MT-09 gestaltet sich der Anbau<br />
aber nicht ganz einfach, deshalb<br />
würde man sich eine fahrzeugspezifische<br />
Anleitung wünschen. Lightech<br />
liefert gar nur einen äußerst spärlichen<br />
Mix aus Teileliste und Detailzeichnung.<br />
Alle Hersteller weisen darauf hin, dass<br />
„der Eingriff von Fachpersonal notwendig<br />
ist“, und das können wir nach der<br />
ganzen Puzzelei unterschreiben. Die<br />
rea listische Einschätzung der eigenen<br />
Schrauberfähigkeiten bewahrt vor<br />
teurem und gefährlichem Pfusch.<br />
Montage: Denn unserer Meinung<br />
nach übersteigen die hier geforderten<br />
Fähigkeiten diejenigen eines reinen<br />
Hobbyschraubers mit erweitertem<br />
Bordwerkzeug. Zum einen muss die<br />
Schwingenachse entfernt werden, was<br />
die Entlastung des Hecks voraussetzt –<br />
zum Beispiel durch Aufhängen an einem<br />
Werkstattkran oder der Garagendecke.<br />
Zum anderen muss bei TRW,<br />
Lightech und LSL der mechanische<br />
Bremslichtschalter durch ein hydraulisches<br />
Pendant ersetzt werden, was<br />
sorgfältiges Entlüften des Bremssystems<br />
notwendig macht. Gilles zeigt<br />
in diesem Punkt, wie einfach es sein<br />
kann, und nutzt den originalen Schalter.<br />
Im Verbund mit der beispielhaften<br />
Montageanleitung und der Anlieferung<br />
im vormontierten Zustand ist Gilles das<br />
Maß der Dinge. Die TRW- wie auch die<br />
LSL-Anlage kommen ebenfalls vormontiert,<br />
wohingegen die Lightech in Einzelteilen<br />
geliefert wird und erst noch<br />
anhand der groben Skizze komplettiert<br />
werden muss. Aber egal, ob vormontiert<br />
oder in Einzelteilen, bei jeder<br />
Anlage müssen nach der Endmontage<br />
unbedingt alle Schrauben nachgezogen<br />
werden. Und hat man die endgültige<br />
Rastenposition gefunden, empfiehlt<br />
es sich, die Verschraubungen mit mittelfestem<br />
Schraubenkleber zu sichern.<br />
Haptik/Qualität/Passform: Alle vier<br />
Anlagen sind sehr sauber aus Alu<br />
gefräst und schwarz eloxiert, wobei die<br />
Eloxalfarben bei TRW und LSL zwischen<br />
den einzelnen Bauteilen bereits<br />
im Neuzustand leicht variieren. Zudem<br />
steht das Design bei LSL und TRW eher<br />
unter dem Motto „Form follows function“.<br />
Die Gilles-Anlage ist da schon feiner<br />
gezeichnet, einzig die knubbelige<br />
Rastenaufnahme vergeigt den Highscore<br />
auf der Styleskala. Den erreicht<br />
dafür die bildschöne Lightech, die unser<br />
klarer Sieger in dieser Rubrik wäre<br />
– gäbe es da nicht das Problem mit der<br />
Passform. Rechts stößt der Anlenkpunkt<br />
von Bremshebel und Bremspumpe<br />
auf den Serienschalldämpfer (in<br />
entlasteter Endstellung) – was die<br />
Funktion der Bremse allerdings nicht<br />
beeinträchtigt. Und links streift der Seitenständer<br />
beim Aus- und Einklappen<br />
jedes Mal am Schalthebel.<br />
Einstellmöglichkeiten: Bei allen<br />
vier Anlagen lässt sich die Rastenposition<br />
zugunsten der Sportlichkeit weiter<br />
nach hinten und oben verschieben.<br />
Dabei hat man die Wahl zwischen<br />
sechs Positionen bei Lightech, acht<br />
bei LSL, zwölf bei TRW und gar 24 bei<br />
Gilles. Das klingt beeindruckend, doch<br />
muss man der Fairness halber sagen,<br />
dass die millimeterweise Verstellerei<br />
kaum zu spüren ist und man auch sehr<br />
gut mit den sechs Wahlmöglichkeiten<br />
der Lightech leben kann, zumal die<br />
Einstellrange bei allen vier Anlagen<br />
ähnlich bemessen ist – bis zu 35 Millimeter<br />
in vertikaler und 45 in horizontaler<br />
Richtung. Abgesehen von der LSL<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 55
Wer richtig schrauben<br />
will, muss lesen. Und<br />
die Nachrüst- mit den<br />
Serienteilen vergleichen,<br />
um herauszufinden,<br />
was wohin gehört.<br />
Zubehör-Fußrastenanlagen<br />
sind eine überraschend<br />
komplexe<br />
Angelegenheit<br />
Besondere Sorgfalt ist<br />
geboten, wenn eine<br />
neue Fußrastenanlage<br />
mit einem ungewöhnlich<br />
gestalteten Auspuff<br />
kombiniert wird<br />
TRW<br />
bieten die Anlagen zudem eine Trittstückverstellung,<br />
wobei auch hier die<br />
Gilles mit zwei Bohrungen und exzentrischer<br />
Verstellmöglichkeit das Maximum<br />
vorgibt. „Nice to have“, aber auch<br />
nicht mehr und daher auch nur marginal<br />
in unsere Bewertung eingeflossen.<br />
Aufwand Positionsänderung:<br />
Wichtiger als unzählige Rastenpositionen<br />
ist der Aufwand, die passende<br />
Position zu finden, vor allem, wenn man<br />
erst einmal das ganze Verstellspektrum<br />
durchprobieren möchte. Bei TRW und<br />
LSL kann es sein, dass die Verbindungen<br />
zwischen Schaltstange und Hebel<br />
sowie Bremspumpe und Hebel gelöst<br />
werden müssen, um an die Befestigungsschrauben<br />
zu kommen. Will man<br />
die LSL auf die untere, vorderste Position<br />
setzen, muss man zudem das Ritzelcover<br />
aussparen (so der Hinweis in der<br />
Anleitung). Bei Gilles reicht das Lösen<br />
einer Schraube, es sei denn, man<br />
LSL<br />
RASTEN<br />
möchte in den zweiten, höheren Einstellradius<br />
wechseln. Dann müssen<br />
zwei weitere Schrauben auf. Und<br />
Lightech punktet mit der maximalen<br />
Einfachheit – Schraube lösen, Raste<br />
versetzen, festziehen.<br />
Schaltweg: LSL, Lightech und<br />
Gilles punkten hier allesamt mit kurzen<br />
Wegen à la Racing. Einzig TRW gönnt<br />
sich etwas mehr Weg, was für die<br />
öffentliche Straße noch okay ist, sportlich<br />
orientierte Fahrer aber auf Dauer<br />
nerven dürfte. Bei TRW besteht zudem<br />
die Gefahr von ungewollten Schaltvorgängen,<br />
weil die Schaltstange im Rastenbereich<br />
vor dem Fersenschutz liegt.<br />
Auf dem Track könnte das verheerende<br />
Folgen haben. LSL hat eine ähnliche<br />
Bauweise gewählt, doch ist hier das<br />
Risiko aufgrund des anderen Anlenkpunkts<br />
eher theoretischer Natur.<br />
Gilles und Ligh tech sind absolut safe.<br />
56 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
LIGHTECH<br />
GILLES<br />
Kraftaufwand: Knackig, präzise<br />
und ohne großen Kraftaufwand an der<br />
Zehenspitze, so lädt man bei LSL und<br />
Gilles die Gänge durch. Bei TRW kommt<br />
einem dies – vielleicht auch wegen des<br />
längeren Schaltwegs – etwas anstrengender<br />
vor und die Lightech fordert<br />
den höchsten Kraftaufwand.<br />
Rastengrip: Alle vier Anlagen bieten<br />
zuverlässigen Grip auf dem Rastenkörper.<br />
Auch hinsichtlich der Auflagelänge<br />
von rund 80 Millimetern gibt es<br />
keine Ausreißer.<br />
Umkehrschaltung: Die Teile dafür<br />
müssen bei Lightech extra bestellt werden.<br />
Bei LSL muss das Ritzelcover ausgespart<br />
oder entfernt werden. Bei TRW<br />
und Gilles hingegen ist der Umbau mit<br />
dem vorhandenen Material möglich.<br />
TRW liefert zudem eine zweite, längere<br />
Schaltstange mit, um auch extreme<br />
Rastenpositionen ohne funktionale Einschränkungen<br />
realisieren zu können,<br />
egal, ob im Standard- oder Reverse-Be-<br />
FUSSRASTENANLAGEN<br />
TESTPUNKT (SERIE)<br />
MAX.<br />
PUNKTE<br />
TRW LIGHTECH LSL GILLES<br />
Bezeichnung MCF104RAC FTRYA007 2-Slide RCT10GT-Y04<br />
Preis 359,95 € 440,00 € 479,00 € 499,00 €<br />
Bezugsquelle www.trwmoto.com www.lightech.it www.lsl.eu www.gillestooling.com<br />
Material/Gewicht inkl.<br />
Montagematerial<br />
(1600 g)<br />
Zulassung<br />
Alu, CNC-gefräst,<br />
schwarz eloxiert/<br />
1120 g<br />
Teilegutachten,<br />
eintragungspflichtig<br />
Alu, CNC-gefräst,<br />
schwarz eloxiert/<br />
1140 g<br />
ABE, zum Download<br />
auf der Herstellerseite<br />
Alu, CNC-gefräst,<br />
schwarz eloxiert/<br />
1200 g<br />
Teilegutachten,<br />
eintragungspflichtig<br />
Montageanleitung/ 20 10 5 18 20<br />
Teileliste<br />
Montage 20 5 5 15 20<br />
Haptik/Qualität/ 30 15 15 20 30<br />
Passform<br />
Einstellmöglichkeiten 20 15 15 15 20<br />
Aufwand<br />
20 5 10 5 8<br />
Positionsänderung<br />
Schaltweg 20 10 20 20 20<br />
Kraftaufwand Schaltung 20 15 10 20 20<br />
Rastengrip 10 20 20 20 20<br />
Umrüstung auf Reverse 10 10 0 5 10<br />
GESAMTPUNKTZAHL 170 105 100 138 168<br />
Fazit<br />
Gutes Material zu<br />
einem fairen Preis,<br />
nicht mehr, aber auch<br />
kein bisschen weniger.<br />
Siegerin der<br />
Stylomaten-Herzen,<br />
weil gerade in<br />
Verbindung mit der<br />
MT-09 eine wahre<br />
Augenweide – wären<br />
da nur nicht die<br />
Probleme mit der<br />
Passform.<br />
Schnörkellos und<br />
funktionsorientiert<br />
kommt die LSL in<br />
gewohnt hoher<br />
Qualität, aber auch<br />
ohne besondere<br />
Highlights daher.<br />
Alu, CNC-gefräst,<br />
schwarz eloxiert/<br />
1760 g<br />
ABE, liegt bei<br />
Das Maß der Dinge.<br />
Wenn überhaupt,<br />
könnte man die etwas<br />
„knubbelige“ Optik der<br />
Rastenaufnahme<br />
bemängeln, aber das<br />
wäre, als würde man<br />
sagen: „JLo hat ’nen<br />
dicken Hintern.“<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 57
Auf seinem Dynojet-<br />
Prüfstand misst<br />
Armand Mottier von<br />
Micron Systems die<br />
MT-09 mit allen vier<br />
Auspuffanlagen.<br />
Nicht jede konnte<br />
dabei überzeugen<br />
Attacke: Nach<br />
hinten und etwas<br />
nach oben verlegte<br />
Fußrasten<br />
ermöglichen<br />
dem sportlichen<br />
Fahrer eine aktive<br />
Sitzhaltung<br />
Zwischen den einzelnen<br />
Messungen<br />
musste Obi „mal<br />
eben“ die Auspuffanlagen<br />
wechseln<br />
– am heißgelaufenen<br />
Motorrad<br />
nicht das reinste<br />
Vergnügen<br />
trieb. Bei der LSL lässt sich die Lage<br />
der Schaltstange über Distanzstücke<br />
variieren, die Gilles-Anlage braucht<br />
derartiges Zubehör nicht.<br />
AUSPUFFANLAGEN<br />
Kommen wir zum zweiten großen<br />
Themengebiet dieses TuneUps, den<br />
Zubehör-Auspuffanlagen. Wer Samuraischwerter<br />
schwingend und im Auftrag<br />
der dunklen Seite Japans über<br />
den Asphalt zündet, sollte von standesgemäßen<br />
Fanfaren begleitet werden.<br />
Die Originalanlage ist in einem<br />
Stück gefertigt und so sind auch die<br />
straßenzugelassenen Systeme nur<br />
als Komplettpaket zu beziehen. Es gibt<br />
zwar Varianten, bei denen der Krümmer<br />
abgeflext und eine passende Krawalltüte<br />
montiert wird, doch dies wäre<br />
höchstens für den Track vertretbar.<br />
Gemein haben alle vier Systeme die<br />
EG-ABE inklusive Katalysator.<br />
In dieser Beziehung ist wegen der<br />
Euro 4-Homologation der 2<strong>01</strong>7er-MT-09<br />
und wegen neuer Verordnungen zu<br />
Nachrüstabgasanlagen Vorsicht geboten.<br />
Alle vier Systeme dieses Tests besitzen<br />
herausnehmbare dB-Eater, und<br />
die sind nur noch erlaubt, wenn eine<br />
Prüfung nach e27*94 vorliegt. Sie wären<br />
auf einer 2<strong>01</strong>7er-Maschine jedoch<br />
illegal; die Zulassung gilt nur für<br />
Modelle bis einschließlich 2<strong>01</strong>6. Drei<br />
Hersteller arbeiten derzeit mit Hochdruck<br />
an neuen Auspuffanlagen, Akrapovic<br />
kann bereits jetzt einen Auspuff<br />
mit voll verschweißtem dB-Eater für<br />
die nächst jährige MT-09 liefern.<br />
Optisch sind die Soundmaschinen<br />
völlig unterschiedlich. Die Akra-Anlage<br />
kommt stilvoll schlicht und mit ihren<br />
drei kleinen Auslässen in der Endkappe<br />
gar ein wenig avantgardistisch daher.<br />
Die kastenförmige Ixil bricht radikal<br />
mit dem Erscheinungsbild der übrigen<br />
Anlagen und passt damit perfekt<br />
zum Gesamtbild der MT-09. Die Zard<br />
hat einen sehr coolen Retro-Touch und<br />
gibt damit die weiteren Umbaumaßnahmen<br />
des Besitzers vor – zumindest,<br />
wenn ihr Style gewahrt bleiben soll.<br />
Im Vergleich zu den anderen wirkt die<br />
Spark eher unauffällig. Genau darin<br />
liegt ihr Reiz. Egal, ob man einen traditionellen<br />
Rundscheinwerfer oder einen<br />
futuristischen Halter für das Laserschwert<br />
als nächstes Zubehörteil an<br />
die MT steckt – sie würde mit beidem<br />
harmonieren.<br />
Alle vier geben dem in Serie eher<br />
zugeschnürten Triple-Sound endlich<br />
Freigang, ohne dabei das Trommelfell<br />
zu malträtieren – einen Soundcheck<br />
58 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
AKRAPOVIC<br />
ZARD<br />
SPARK<br />
IXIL<br />
AUSPUFF<br />
Auspuffanlagen – dieser Begriff ist ein verharmlosendes Synonym für den gas- und<br />
thermodynamischen Wahnsinn. Wie schwierig die Abstimmung sein kann, zeigen<br />
die Leistungs- und Drehmomentkurven. Keine Anlage konnte in allen Punkten<br />
überzeugen. Selbst die Akrapovic-Lösung geht mit leichten Drehmomentverlusten<br />
im mittleren Bereich einher. Hier ist nur die Spark-Anlage richtig gut dabei<br />
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
205<br />
200<br />
200<br />
195<br />
190<br />
190<br />
185<br />
180<br />
180<br />
liefert 175 unser TuneUp-Film auf Facebook<br />
165 oder auf www.triplespeed.de.<br />
170<br />
170<br />
160<br />
160<br />
155Lieferumfang: Bei allen Systemen<br />
150<br />
150<br />
ist 145(fast) alles Notwendige zur Montage<br />
140<br />
140<br />
dabei. 135 Spark und Akra legen jedoch<br />
130<br />
130<br />
keinen 125 Federspanner ins Paket, wie<br />
120<br />
120<br />
Zard 115 es tut. Ixil besitzt keine Zugfedern<br />
110 110<br />
und 105 braucht daher keinen. Noch ein<br />
100<br />
100<br />
Tipp: 95 Egal welche, die neue Anlage sollte<br />
85 mit neuen Auspuffdichtungen mon-<br />
90<br />
90<br />
80<br />
80<br />
tiert 75 werden. Erwähnenswert ist auch<br />
70<br />
70<br />
der 65 zweite, lautere dB-Eater im Lieferumfang<br />
55 der Ixil-Anlage. Er dient wohl<br />
60<br />
60<br />
50<br />
50<br />
zum 45 Herantasten ans Geräuschlimit<br />
40<br />
40<br />
beim 35 Renntraining. Falls jemand dort<br />
30<br />
30<br />
mit 25 der MT-09 antreten möchte.<br />
20<br />
20<br />
15Montageanleitung/Teileliste: Akra<br />
10<br />
10<br />
liefert 5 das komplette Programm von<br />
0<br />
0<br />
modellbezogener, bebildeter und<br />
äußerst detaillierter Montageanleitung<br />
Motorleistung<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Serie<br />
82,9 kW (113 <strong>PS</strong>) bei 10 600/min<br />
84,8 Nm bei 8300/min<br />
Akrapovic<br />
86,0 kW (117 <strong>PS</strong>) bei 10 600/min<br />
85,0 Nm bei 8400/min<br />
Ixil<br />
81,2 kW (110 <strong>PS</strong>) bei 10 000/min<br />
84,5 Nm bei 8500/min<br />
Spark<br />
82,8 kW (113 <strong>PS</strong>) bei 10 700/min<br />
84,4 Nm bei 8200/min<br />
Zard<br />
77,2 kW (105 <strong>PS</strong>) bei 10 700/min<br />
79,0 Nm bei 8100/min<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
60 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
is zur online verfügbaren Teileliste.<br />
Spark verzichtet komplett auf Hilfestellung.<br />
Ixil und Zard finden sich irgendwo<br />
dazwischen wieder.<br />
Montage: Grundsätzlich ist der Anbau<br />
kein Hexenwerk, für einen versierten<br />
Hobbyschrauber ist er problemlos<br />
zu schaffen. Natürlich geht alles leichter<br />
von der Hand, wenn man auf Literatur<br />
à la Akrapovic zurückgreifen kann,<br />
doch nach geduldigem Herumprobieren<br />
mit diversen Haltern und Schrauben<br />
bekommt man auch die anderen<br />
Systeme an ihren Platz.<br />
Haptik/Qualität/Passform: Wirkliche<br />
Schwächen in der Verarbeitung<br />
leistet sich keine der vier Anlagen.<br />
Unterschiede gibt es zwar schon, zum<br />
Beispiel die an Kunst grenzenden<br />
Schweißnähte von Akra. Weil jedes<br />
System optisch extrem eigenständig ist,<br />
kann aber jeder nach seinem persönlichen<br />
Stilempfinden entscheiden. Hinsichtlich<br />
der Passform müssen wir<br />
aber darauf hinweisen, dass die Zardsowie<br />
die Ixil-Anlage nicht ganz spannungsfrei<br />
montiert werden konnten.<br />
Ob und wie sich das im weiteren Leben<br />
mit der MT-09 auswirken könnte, oder<br />
ob sich das in der Hitze des Fahrens<br />
Seitlich herausblasen und dann vom Fahrtwind verwehen lassen: Das ungewöhnliche<br />
Design der Ixil-Auspuffanlage passt gut zum Erscheinungsbild der MT-09<br />
noch richtet, ließ sich bis Redaktionsschluss<br />
nicht ermitteln.<br />
Leistung und Drehmoment: Auf<br />
dem Dynojet-Prüfstand von Micron<br />
Systems in Fürth mussten die Zubehör-<br />
Auspuffanlagen im Vergleich zum Serienteil<br />
zeigen, ob sie nur den Schalldruck<br />
oder auch die Performance steigern<br />
können. Das Ergebnis ernüchtert.<br />
Die Ixil lässt im oberen Drehzahlbereich<br />
einiges an Federn, und die Zard<br />
wird ab 5000/min immer stärker gerupft.<br />
In der Spitze fehlen ihr acht <strong>PS</strong><br />
gegenüber der Serie, das ist schmerzhaft<br />
viel. Anders die Akrapovic. Sie gewinnt<br />
vier <strong>PS</strong> an Spitzenleistung, kann<br />
sich aber erst ab 9000/min absetzen.<br />
So muss letztlich jeder für sich entscheiden,<br />
wie viel Geld er für Abwärtstuning<br />
oder Drehmomentlöcher ausgibt,<br />
nur damit der Drilling ein wenig<br />
lauter röhrt. Eine Empfehlung für engagierte<br />
Landstraßenfahrer ist allenfalls<br />
die kräftige Mitte der Spark-Anlage.<br />
AUSPUFFANLAGEN<br />
TESTPUNKT (SERIE)<br />
MAX.<br />
PUNKTE<br />
AKRAPOVIC IXIL ZARD SPARK<br />
Bezeichnung Racing Line SX 1 Edelstahl Short Force Titanium<br />
Preis 1 161 € 899 € 849 € 1172 €<br />
Bezugsquelle www.akrapovic.com www.ixil.de www.zardauspuff.de www.partseurope.eu<br />
Material/Gewicht inkl.<br />
Montagematerial<br />
(8400 g)<br />
Titan/5680 g<br />
Edelstahl mit<br />
Karbonblende/7280 g<br />
Edelstahl/4660 g<br />
Zulassung EG-ABE EG-ABE EG-ABE EG-ABE<br />
Lieferumfang 10 8 8 10 8<br />
Montageanleitung/ 20 20 10 15 0<br />
Teileliste<br />
Montage 20 20 15 15 15<br />
Haptik/Qualität/ 30 30 20 25 30<br />
Passform<br />
Leistung (<strong>PS</strong>) 20 20 12 5 18<br />
Drehmoment (Nm) 20 18 12 10 20<br />
Titan-Dämpfer und<br />
Edelstahl-Krümmer/<br />
4600 g<br />
GESAMTPUNKTZAHL 120 116 77 80 91<br />
Fazit<br />
Klarer Sieger nach<br />
Punkten, aber mit<br />
In allen Bereichen<br />
verliert die Ixil – außer<br />
Wer die eigenständige<br />
(Retro-)Optik der Zard<br />
Leichtgewichtiges und<br />
unauffälliges Topmaterial.<br />
Einschränkungen beim bei der Coolness. Ein mag, kann vielleicht<br />
Wäre jetzt<br />
Drehmomentverlauf.<br />
Zwischen 4000 und<br />
7000/min herrscht<br />
Alltag, und hier büßt<br />
die Akra einiges gegen<br />
die Serie ein.<br />
krawalliger Auftritt<br />
mag andere beeindrucken,<br />
der Drehmomentverlauf<br />
wird<br />
den Reiter aber nicht<br />
erfreuen.<br />
über die fehlende<br />
Performance hinwegsehen<br />
– wir aber nicht!<br />
noch eine vernünftige<br />
Anbau anleitung an<br />
Bord, es wäre enger<br />
an der Spitze der<br />
Punktewertung<br />
geworden.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 61
VALTERMOTO<br />
NICE TO HAVE<br />
IXS<br />
Der an der Schwinge<br />
montierte Kennzeichenhalter<br />
von Valtermoto<br />
kommt als Teilepuzzle.<br />
Nacharbeit erforderlich<br />
NICE TO HAVE<br />
Kein TuneUp ohne feine Extrateile.<br />
Da wäre zunächst der schwingenfeste<br />
Kennzeichenhalter „King“ von Valtermoto.<br />
Das Teil bietet allen Besitzern der<br />
MT-09 bis Modelljahr 2<strong>01</strong>6 die Möglichkeit,<br />
an dieser Stelle mit der facegelifteten<br />
2<strong>01</strong>7er-MT-09 gleichzuziehen.<br />
Denn das Teil gibt dem Heck der MT<br />
einen atemberaubenden Look. Auch<br />
die Haptik des Bauteils überzeugt. Bei<br />
der Montage allerdings braucht es Leidensfähigkeit<br />
– der Kennzeichenhalter<br />
muss aus vielen Einzelteilen zusammengestückelt,<br />
etliche Gewinde nachgeschnitten<br />
werden. Plug-and-play<br />
sieht anders aus. Da sollte man sich<br />
Wer seine MT selbst aufbrezeln<br />
will, tut sich mit einer<br />
reichhaltigen Werkzeugausstattung<br />
deutlich leichter<br />
seiner Handwerkskunst schon sicher<br />
sein. Die neidischen Blicke und die Bewunderung<br />
beim nächsten Treffen der<br />
Samurai-Gemeinde entschädigen aber<br />
für die Fizzelei. Zu beziehen ab 229<br />
Euro unter www.valtermoto-store.de.<br />
Und zu guter Letzt ein bisschen<br />
Disco auf der Straße – die brandneuen<br />
LED-Lauflichtblinker von IXS. War dieses<br />
coole Gimmick bisher größtenteils<br />
dem vierrädrig motorisierten Volk<br />
vorbehalten, kann nun auch auf zwei<br />
Rädern extrem flashig der Spurwechsel<br />
oder Einkehrschwung angezeigt werden.<br />
Die Teile sind e-geprüft und damit<br />
zugelassen. Die Inbetriebnahme an<br />
der MT läuft mit dem vom Importeur<br />
empfohlenen Blinkerrelais problemlos,<br />
und die Augen freudig erregter<br />
TuneUp-Jünger funkeln im Widerschein<br />
der Lichtorgel. Ab 89 Euro pro Paar<br />
unter www. motochic.de erhältlich.<br />
Wir würden uns wundern, wenn hier<br />
nicht ein neuer Trend am Start wäre.<br />
COMING SOON<br />
Das TuneUp der MT-09 geht in die<br />
zweite Runde. In der kommenden Ausgabe<br />
werden wir das Fahrwerk nachschärfen<br />
und uns den Hebeleien auf<br />
der Kommandobrücke widmen. Und<br />
wer weiß, vielleicht finden wir auch<br />
noch ein paar Karbon-Wurfsterne, aus<br />
Damaststahl gefertigte Samuraiklingen<br />
oder anderen Stuff, der uns beim Ritt<br />
auf die dunkle Seite Japans sinn- und<br />
stilvoll begleitet. Stay tuned.<br />
62 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
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Foto: Artenauta - Fotolia<br />
Geschenkideen<br />
für Biker<br />
Bullet 1000<br />
Classic meets<br />
Hightech<br />
Die klassische „Bullet“-Form wurde<br />
über das klare Kellermanndesign<br />
neu definiert und mit der modernsten<br />
Elektronik ausgestattet. „Highlight“<br />
ist die neu ent wickelte Lichttechnik<br />
(Kellermann-HPT), die ein<br />
homogenes, ring förmiges Abstrahlen<br />
ermöglicht und erneut Zeichen<br />
setzt. Das international besetzte<br />
Experten gremium des „reddot design<br />
award“ prämierte den Bullet<br />
1000 mit der Auszeichnung „Red<br />
Dot: Best of the Best“ für höchste<br />
Designqualität und wegweisende<br />
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Bullet 1000<br />
Extreme<br />
Blinker mit extremer<br />
Lichtleistung<br />
Bullet 1000 PL<br />
Blinker mit gelbem<br />
Positionslicht<br />
Bullet 1000 PL<br />
Blinker mit weißem<br />
Positionslicht<br />
Bullet 1000 DF<br />
Blinker mit Bremsund<br />
Rücklicht<br />
Clever kombiniert – die Lederkombi<br />
Camaro von iXS.<br />
Eine Motorradkombi muss gut sitzen und eine erstklassige<br />
Sicherheitsausstattung haben. iXS bietet<br />
Euch mit der zweiteiligen Kombi Camaro<br />
aus Rindsnappaleder beides in Perfektion.<br />
Durch das weiche aber abriebfeste<br />
Leder hat die Kombi eine super ergonomische<br />
Passform und wird durch<br />
HighTec Materialen oder extra<br />
Features verstärkt, wo es drauf<br />
ankommt: Komfort-Zonen aus<br />
CORDURA® Stretch-Gewebe an<br />
Ärmeln und Kniekehlen, Lederaufdopplung<br />
am Gesäß, extra Steissbein<br />
Polsterung und Aramid-verstärktes<br />
Stretch-Gewebe im Schritt- und Leistenbereich.<br />
Ein weiteres Plus an Sicherheit geben<br />
Knieschleifer, reflektierende Einsätze, das<br />
zertifizierte GLADIATOR Protektorensystem und<br />
ein Rückenpolster aus TecnoFoam. Mit dem<br />
easy handhabbaren Verbindungsreißverschluss<br />
macht Ihr aus zwei Teilen ruckzuck eins.<br />
Die Camaro Motorradkombi von iXS ist erhältlich<br />
in den Größen 46 bis 60 und<br />
Langgrößen 98–118.<br />
Artikel Nr.: X70<strong>01</strong>2-319-110<br />
Alle Jahre wieder…<br />
… eine gute Geschenkidee. Gutscheine<br />
sorgen garantiert für Freude unter dem<br />
Weihnachtsbaum: Pünktlich zur Weihnachtszeit<br />
gibt es bei POLO Motorrad<br />
wieder GeschenkCards in der beliebten<br />
Xmas-Edition von 10 bis 100 Euro.<br />
Um das Bikerglück perfekt zu<br />
machen, sind für 2,99 Euro außerdem<br />
Geschenkboxen in verschiedenen<br />
Designs erhältlich.<br />
Egal ob für Freunde, Bekannte<br />
oder sich selbst: In über 95<br />
POLO Stores findet jeder genau<br />
das, was er für die kommende<br />
Saison braucht. Und<br />
wer in den kalten Tagen lieber vom Sofa<br />
aus einkauft, kann die XmasCard unter www.<br />
polo-motorrad.de natürlich auch online bestellen<br />
und einlösen. Aktuell umfasst das gesamte<br />
POLO Sortiment über 46000 Produkte,<br />
da sollte doch für jeden Biker etwas dabei sein.<br />
Empfohlener Verkaufspreis: 749,95 Euro<br />
Weitere Informationen:<br />
info@ixs.com<br />
www.ixs.com
Anzeige<br />
dguard ® – Sicherheit schenken<br />
Das automatische Notrufsystem dguard ® sorgt für erheblich mehr Sicherheit<br />
und lässt sich an allen gängigen Motorradmarken sowie -typen einfach<br />
nachrüsten. Das von der DEKRA geprüfte eCall-System erkennt dank ausgeklügelter<br />
Sensorik zuverlässig einen Unfall und setzt innerhalb von wenigen<br />
Sekunden automatisch einen Notruf an die Rettungsleitstelle ab. Diese hört<br />
dann eine gesprochene Nachricht in der jeweiligen Landessprache mit den<br />
exakten G<strong>PS</strong>-Koordinaten des Unfalls. Kommt der Motorradfahrer mit seinem<br />
dguard ® zu einer Unfallstelle hinzu, dann kann er die Rettungskräfte<br />
schnell und unkompliziert manuell rufen. In diesem Fall drückt er für mehrere<br />
Sekunden auf den roten, eindeutig gekennzeichneten SOS-Knopf, der gut<br />
sichtbar am Lenker angebracht ist. Ein fälschlicherweise abgesetzter Notruf<br />
kann innerhalb von 15 Sekunden wieder gestoppt werden.<br />
dguard ® funktioniert in ganz Europa, außer in den Niederlanden. Das komplette<br />
System lässt sich über eine App für Smartphone oder Tablet einfach<br />
bedienen und beinhaltet außerdem eine Diebstahlwarnfunktion – die dazugehörige<br />
App informiert den Motorradbesitzer zuverlässig, sobald das Bike<br />
bewegt wird.<br />
dguard ® ist für 479 Euro im Fachhandel<br />
oder im Webshop unter www.dguard.de/shop erhältlich<br />
Nicht nur für Rallye-Fans:<br />
AVENTURO Carbon<br />
Der AVENTURO Carbon ist speziell für die<br />
Ansprüche echter Entdecker entwickelt. Reale<br />
Fern reise-Erfahrungen bilden die Basis für die<br />
Kombination von Offroad-Genen mit absoluter<br />
Straßentauglichkeit. Dadurch ist der Helm<br />
luftig im Gelände, aero dynamisch auf der<br />
Straße und äußerst anpassungsfähig im<br />
gemischten Einsatz.<br />
Erhältlich in sechs Größen von XS bis XXL<br />
unter www.touratech.de<br />
Preis: ab 499,00 Euro
Anzeige<br />
Anzug Atlantis<br />
Dieser Tragekomfort überzeugt mit Sicherheit:<br />
Der Allwetter-Tourenanzug Atlantis aus<br />
hydrophobiertem Rind-Nubukleder bietet<br />
idealen Schutz durch die NP2-Protektoren an<br />
den Knien sowie am Rücken, an den Schultern,<br />
Ellenbogen und Hüften. Die natür liche<br />
Atmungsaktivität des Leders sowie Stretchzonen<br />
und eine individuelle Weiten verstellung<br />
an Taille sowie Arm- und Bein abschlüssen<br />
sorgen für einen idealen Klima komfort. Sie machen<br />
den Tourenanzug Atlantis zu einem idealen Begleiter<br />
– dank der wasserdichten Nähte und Membraneinsätze<br />
selbst dann, wenn auf der nächsten Tour das<br />
Wetter einmal nicht mitspielen sollte.<br />
Sparen Sie mit dem BMW Weihnachtsspecial bis zum<br />
07.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>7 10% auf den UVP**.<br />
Verfügbar in Anthrazit und in folgenden Größen:<br />
Damen: 34–48, 17–22 (kurz),<br />
72–88 (lang) Herren: 46–66, 24–32<br />
(Zwischengrößen), 98–118 (schlank)<br />
Ab UVP* 1635,– Euro<br />
Jacke San Diego<br />
Macht eine gute Figur auf und<br />
neben Ihrem Bike: die lässig<br />
geschnittene Herren- und<br />
Damenjacke SanDiego. Mit dem<br />
abriebfesten Rindleder im<br />
Ärmel- und Schulterbereich,<br />
den herausnehm baren NPL-<br />
Protektoren an den Gelenken<br />
und dem nachrüstbaren NPL-<br />
Rückenprotektor sind Sie bei<br />
jeder Fahrt auf alles vorbereitet.<br />
Und mit dem „Make Life<br />
a Ride“-Druck im Rücken<br />
kann sich die Jacke auch von<br />
innen sehen lassen.<br />
Sparen Sie mit dem BMW Weihnachtsspecial bis zum<br />
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Verfügbar in Braun (Herren Dunkelbraun,<br />
Damen Mittelbraun) und in folgenden<br />
Größen: Damen: 34 – 48, Herren: 46 – 60<br />
Ab UVP* 430,– Euro<br />
BMW Motorrad Navigator V<br />
Einer, der weiß, wo es langgeht: Der Navigator V führt Sie sicher und unkompliziert<br />
durch den größten Teil Europas. Für das eingespeicherte Offline-Kartenmaterial erhalten<br />
Sie lebenslang kostenlose Updates. Verfahren ist somit ausgeschlossen. Und<br />
Vertippen ebenfalls. Denn das brillante, berührungsempfindliche Widescreen-Display<br />
reagiert selbst auf dicke Winterhandschuhe und zeigt den Weg leicht verständlich an.<br />
Und mit einer Akkulaufzeit von bis zu vier Stunden (abhängig von Einstellungen und<br />
Nutzung) sind längere Ausfahrten auch dann kein Problem, wenn kein Bordnetzanschluss<br />
genutzt wird.<br />
In Kombination mit einem Bluetooth-Helm oder -Headset macht er jede Reise zum<br />
multimedialen Ereignis. Ob Navigationsansagen, Musik oder Telefongespräche – der<br />
Navigator V ist mehr als nur ein Wegweiser.<br />
Ab UVP* 750,– Euro<br />
inkl. Mount Cradle<br />
und lebenslangem<br />
kostenlosem<br />
Karten-Update<br />
(nüMaps LifetimeTM);<br />
zzgl.<br />
etwaiger fahrzeugspezifischer<br />
Anbauteile/Halterungen<br />
BMW Motorrad Systemhelm 6 EVO<br />
Der Systemhelm 6 EVO bietet eine hervorragende Symbiose<br />
von Komfort und Funktion bei einem Gewicht von ca. 1600<br />
Gramm. Dank einer Viergelenkmechanik ist der Helm auch<br />
im aufgeklappten Zustand sehr kompakt. Die stufenlos<br />
ver stellbare, kratzfeste Sonnenblende lässt sich schnell an<br />
wechselnde Lichtverhältnisse anpassen. Die Aerodynamik<br />
und -akustik gehören zu den besten auf dem Markt<br />
und machen den 6 EVO zu einem Helm, der in jeder<br />
Hinsicht voll überzeugt.<br />
• Doppelscheibenvisier: beschlaghemmende<br />
Innenscheibe, Außenscheibe<br />
beidseitig kratzfest<br />
beschichtet<br />
• Effektive Kopf- und Visierbelüftungsmöglichkeiten<br />
• Vorbereitet für den Einbau einer<br />
Kommunikationsanlage<br />
Sparen Sie mit dem BMW<br />
Weihnachtsspecial bis zum<br />
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Ab UVP* 495,– Euro<br />
Rucksack Function<br />
Egal, ob kurze Spritztour oder Wochenendtrip: Mit dem variablen Volumen von bis zu 35 l sind Sie auf alles bestens vorbereitet.<br />
Der Rucksack besticht durch die Vielseitigkeit seines wasserdichten Hauptfachs, das sich in zwei separat zugängliche Teile splitten<br />
lässt. Mit den vier Außentaschen und dem Netz-Innenfach finden Sie schnell alles, was griffbereit sein muss. Für den Laptop (bis<br />
15“) ist ein Extrafach integriert, und sogar der Helm findet Platz im Rucksack Function. Falls Sie doch mal etwas mehr Gepäck<br />
mitnehmen wollen: kein Problem dank der Fixiergurte für Zusatzgepäck. Dabei sitzt der Rucksack durch die einstellbaren Schultergurte<br />
und das ergonomisch geformte Rückenteil auch bei langen Toren immer bequem und fest. Und sollten Sie ihn mal nicht<br />
auf dem Rücken tragen wollen, lässt sich der Rucksack auch bequem als Gepäckrolle auf dem Motorrad befestigen.<br />
Obermaterial: strapazierfähiges Tarpaulin und Nylon, Farbe: Grau/Weiß/Rot/Schwarz<br />
UVP* 135,– Euro<br />
Mehr unter bmw-motorrad.de/shop<br />
*Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers<br />
**Nur bei teilnehmenden BMW Motorrad Partnern; nicht mit anderen Aktionen kombinierbar
SERVICE<br />
TRANSPORT-/WOHNANHÄNGER<br />
<strong>01</strong><br />
02<br />
SPORTCARAVAN SP 5000 PLUS<br />
<strong>01</strong> Der SP 5000 ist ein mächtiger Kasten,<br />
der dafür aber auch jede Menge<br />
Komfort für Mensch und Maschine bietet<br />
02 Die sogenannte Dinette kann rasch<br />
zum Doppelbett umfunktioniert werden<br />
DER WOHNSINN<br />
Eine Wohnwerkstattgarage als Anhänger ist eine fast ideale Unterkunft für die Fahrerlager<br />
dieser Welt. <strong>PS</strong> bat die Kollegen der Zeitschrift CARAVANING um Unterstützung<br />
und ließ drei geeignete Modelle testen. Text: Ralf Schneider; Fotos: Dieter S. Heinz, Ingolf Pompe<br />
Der All-inclusive-Super-Luxus-<br />
Trailer lieferte das Aufmachermotiv<br />
für diese Geschichte.<br />
Er heißt Sportcaravan<br />
SP 5000 Plus und wird von der<br />
Gross Anhänger GmbH gebaut. Wir<br />
sehen ihn hier mit dem aufpreispflichtigen<br />
Ladeschlittensystem und Seilwinde<br />
für 1999 Euro. Das Milwaukee-Schwermetall,<br />
welches der SP 5000 sich gerade<br />
reinzieht, ist zwar absolut kein Renner,<br />
beweist aber, dass er auch mit bis<br />
zu drei leichten, kompakten Sportmaschinen<br />
keine Probleme hat.<br />
Im Wohnbereich – vom Garagenteil<br />
abgetrennt – finden bis zu vier Personen<br />
Platz zum Essen und Schlafen. Nur<br />
nicht für beides zugleich. Ein Frischwassertank,<br />
ein Kocher und eine Badausstattung<br />
mit tragbarer Chemietoilette<br />
sind serienmäßig an Bord. Wer noch<br />
über den happigen Basispreis von<br />
24 499 Euro hinaus solvent ist, kann<br />
POWERED BY<br />
sich weitere Komfort-Extras bestellen.<br />
Auch die Befestigungssysteme für die<br />
Motorräder lassen sich an individuelle<br />
Bedürfnisse anpassen.<br />
Die Spezialisten von „Caravaning“<br />
lobten am 5000er-Sportcaravan die<br />
durchdachte Konstruktion, die gediegene<br />
Verarbeitung und die hochwertigen<br />
Materialien. Ein besonderer Clou ist der<br />
selbsttragende Aufbau aus GfK-Platten.<br />
Sie werden nicht mit einem Rahmen<br />
verschraubt oder vernietet, das vermeidet<br />
metallene Kältebrücken. Eine<br />
Voraussetzung für behagliches Wohnklima<br />
– auch dann, wenn beim Wintertraining<br />
auf südeuropäischen Rennstrecken<br />
die Nächte kalt werden. Ausführliche<br />
Detailinformationen über den SP<br />
5000 sowie den SP 3000 gibt der<br />
Hersteller auf www.sportcaravan.de.<br />
Kürzer, schmaler und niedriger als<br />
der Sportcaravan, repräsentiert der<br />
Knaus Deseo Transport Plus einen ver-<br />
Nur in diesem blitzsauberen Zustand ist<br />
der Crosser ein gern gesehener Gast im<br />
Knaus, da Wohnraum und Garage nicht<br />
getrennt sind. Links und rechts hinten<br />
werden Bänke und ein Tisch ausgeklappt<br />
66 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
DATEN<br />
SPORTCARAVAN<br />
SP 5000 PLUS<br />
AUFBAU<br />
Selbsttragender GfK-Kofferaufbau,<br />
PU-Schaumisolierung, Siebdruck-<br />
Bodenplatte 24 mm<br />
WOHNEN<br />
Bettenmaße: 200 x 185 cm,<br />
Sitzgruppe 185 x 110 cm,<br />
Bordtechnik: Heizlüfter, 125-Liter-Tank,<br />
Toilette, Kocher, Feuerlöscher<br />
MAβE UND GEWICHT<br />
Außenmaße: 650 x 240 x 270 cm,<br />
Leergewicht: 1350 kg,<br />
zul. Gesamtgewicht: 2700 kg,<br />
max. Auflastung: keine,<br />
Ladefläche: 265 x 185 x 205/128 cm,<br />
Türausschnitt: 205 x 185 cm,<br />
Heckklappe: dito,<br />
Transportzubehör: Wandschienen<br />
(199 Euro), Motorradschiene (119 Euro),<br />
Ladeschlitten (1999 Euro)<br />
GRUNDPREIS 24499 Euro<br />
Herstellerangaben<br />
SPORTCARAVAN REIFEN SP 3000 PLUS<br />
Weit weniger luxuriös bemessen und ausgestattet als der SP 5000 präsentiert sich der<br />
kleinere Gross-Bruder Sportcaravan SP 3000 Plus. Dafür kostet er auch nicht einmal die<br />
Hälfte. Zum Basispreis von 9499 Euro bekommt man Platz für zwei Motorräder und mit<br />
heruntergeklapptem Doppelbett einen Schlafplatz für zwei Personen. Ein Wassertank und<br />
ein Kochfeld gehören ebenfalls zur Serienausstattung. Wenn die Motorräder nicht zu hoch<br />
und lang geraten sind, können sie auch bei Nacht im Hänger stehen bleiben. Radklemmer<br />
mit Vorderradwippen kosten 119 Euro Aufpreis pro Stück, Zurrschienen an den Seitenwänden<br />
sind für 199 Euro extra zu haben. Ähnliche Schienen sind im <strong>PS</strong>-Transporter<br />
montiert, und sie haben sich auch zur Befestigung von Werkzeugkästen oder Benzinfässern<br />
bewährt. Dafür müssten sie allerdings etwas tiefer montiert sein als auf dem Foto.<br />
nünftigen Mittelweg zwischen dem SP<br />
5000 und dem SP 3000. Das gilt auch<br />
für den Preis von 15 590 Euro. Der<br />
Deseo setzt allerdings andere Akzente<br />
als die Gross-Trailer, ist mehr Wohn- als<br />
Werkstattanhänger. Wenn die Sitzbänke<br />
und der Tisch im hinteren Teil des<br />
Anhängers ausgeklappt werden sollen,<br />
müssen die Motorräder weichen. Für<br />
wartungsintensiven Renn- oder Renntrainingseinsatz<br />
empfiehlt sich der Kauf<br />
der Markise oder eines Vorzelts. Auch<br />
die bis zu zwei Transportschienen für<br />
Motorräder kosten jeweils 210 Euro<br />
mehr, eine Auffahrrampe ist für 280 Euro<br />
zu haben. Im Wohnbereich besteht<br />
ebenfalls Nachrüstbedarf; die Kollegen<br />
von Caravaning empfehlen für 2710 Euro<br />
das Heizungspaket und Küchenmodul<br />
(siehe zu den Sonderausstattungen<br />
auch www.knaus.com). Gut gefallen hat<br />
den Wohnwagenexperten das geringe<br />
Gewicht, das hohe Zuladung oder flotte<br />
Beschleunigung selbst mit weniger<br />
leistungsstarken Zugfahrzeugen ermöglicht.<br />
Die Verarbeitungsqualität könnte<br />
jedoch besser sein.<br />
KNAUS DESEO TRANSPORT PLUS<br />
DATEN<br />
KNAUS DESEO<br />
TRANSPORT PLUS<br />
AUFBAU<br />
Sandwich aus Hammerschlagblech,<br />
Styropor und Sperrholz. Dach: Glattblech<br />
WOHNEN<br />
Bettenmaße: Dinette mit Klappbänken<br />
140 x 188 cm, Hubbett 140 x 188 cm<br />
Bordtechnik: Truma-Heizung, 15-Liter-<br />
Wasserkanister, LED-Beleuchtung<br />
MAβE UND GEWICHT<br />
Außenmaße: 440 x 218 x 257 cm,<br />
Leergewicht: 977 kg,<br />
zul. Gesamtgewicht: 1500 kg,<br />
max. Auflastung: 1800 kg (480 Euro),<br />
Ladefläche 253 x 130 cm,<br />
Türausschnitt: 57 x 171 cm,<br />
Heckklappe: 135 x 154 cm,<br />
Transportzubehör: Auffahrrampe<br />
(280 Euro), Motorradschiene (210 Euro)<br />
GRUNDPREIS<br />
15590 Euro<br />
Herstellerangaben<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 67
MARKT<br />
MOTORRÄDER TEILE ZUBEHÖR BEKLEIDUNG REISEANGEBOTE WEBADRESSEN<br />
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LESERPOST<br />
WENIGER SEXISTISCH<br />
Zum Schreibstil in <strong>PS</strong><br />
Im Grunde bin ich sehr zufrieden mit<br />
Ihrem Heft, das ich schon seit Jahren<br />
abonniere. Natürlich kann man nicht<br />
mit allem und jedem Inhalt einverstanden<br />
sein, das ist auch nicht meine<br />
Erwartungshaltung. Aber man kann<br />
sich einerseits nicht empören über<br />
einen Präsidentschaftskandidaten<br />
(„Grab them by the pussy“), und dann<br />
leitet der Autor auf Seite 4 den Bericht<br />
zur BMW G 310 R ein: „Nein, hier geht<br />
es nicht um kaum auffindbare weibliche<br />
Stimulationszonen.“ Aber vielleicht<br />
hat sich der Autor auch nicht über den<br />
Trump-Spruch empört. Ich jedenfalls<br />
würde mich über eine deutlich weniger<br />
sexistische „Schreibe“ freuen. Sie<br />
haben sicher alternative journalistische<br />
Möglichkeiten und Fähigkeiten,<br />
um Neuheiten auf dem Motorradmarkt<br />
angemessen vorzustellen.<br />
Michael Kohlhaas per E-Mail<br />
WIRKLICH SO LEICHT?<br />
Honda Fireblade, <strong>PS</strong> 12/2<strong>01</strong>6<br />
Überall in der Fachpresse geistert<br />
bezüglich der neuen Honda Fireblade<br />
die sensationelle Gewichtsangabe<br />
von ca. 196 Kilo vollgetankt herum.<br />
Das scheint nicht zutreffend zu sein.<br />
Laut offiziellem Honda-Prospekt sind<br />
es 210/211 Kilogramm. Anbei übersende<br />
ich Ihnen Fotos vom Prospekt.<br />
Fred Eckhardt per E-Mail<br />
Da sind Sie einer Verwechslung<br />
aufgesessen. Ihr Prospekt zeigt die<br />
aktuell noch gehandelte Fireblade,<br />
von der es ebenfalls eine SP-<br />
Version gibt, die sich durch ein<br />
Öhlins-Fahrwerk auszeichnet. Am<br />
Foto auf der Prospekt-Titelseite<br />
kann man schön sehen, dass es<br />
sich um die SC 59 handelt, auch<br />
die HRC-Lackierung existiert<br />
bereits seit zwei Jahren so an<br />
dieser SP. Dieses Motorrad wiegt<br />
dann auch 211 Kilo. Die Gewichtsangabe<br />
von 196 Kilo, die Sie<br />
ansprechen, betrifft allerdings die<br />
kommende Fireblade, wie sie auf<br />
der INTERMOT in Köln gezeigt<br />
wurde und von der es noch keinen<br />
Prospekt gibt. <br />
Die Red.<br />
GENIALE BILDER<br />
Zum Brief von R. Saiger , <strong>PS</strong> 12/2<strong>01</strong>6<br />
Noch nie habe ich einen Leserbrief<br />
geschrieben. Als ich jedoch den<br />
Kommentar des Lesers Rolf Saiger las,<br />
fühlte ich mich dazu genötigt. Ist dieser<br />
Mann überhaupt ein Motorradfahrer?<br />
Ich wage das stark zu bezweifeln.<br />
Er vergleicht Eure Bilder mit Wheelies<br />
und Knie am Boden mit Primaten im<br />
Zoo und asozial. Unglaublich. Gott sei<br />
Dank habt Ihr Euch bis jetzt nicht<br />
durch solche spaßbremsenden Bürokraten<br />
und Weltverbesserer beeinflussen<br />
lassen. Es gibt genügend Mitbewerber,<br />
die konservativ und langweilig<br />
berichten. Soll er sich diese doch kaufen.<br />
Schließlich heißt Eure Zeitschrift<br />
„<strong>PS</strong>, sportlich schnell motorradfahren“.<br />
Macht bitte unbeirrt weiter so und<br />
bringt mehr dieser absolut genialen<br />
Bilder und Fahrszenen. Zum Thema<br />
„Je lauter desto besser“ habe ich meine<br />
eigene Meinung. Ein ordentlicher<br />
Sound gehört zu einem Motorrad, egal,<br />
ob Sportler oder Tourer, einfach dazu.<br />
Dass mittlerweile sogar auf Rennstrecken<br />
Lärmlimits gemessen werden und<br />
man selbst mit einer originalen Panigale<br />
Probleme bekommt, halte ich für absolut<br />
albern. Mittlerweile gibt es Autos<br />
in Serie, die lauter sind als Motorräder.<br />
Nur zur Info: Ich bin fast 50 und fahre<br />
seit 29 Jahren Motorrad! Fazit: Bitte<br />
vollzieht nicht die geforderte Wandlung<br />
vom Primaten zum Homo sapiens!<br />
Hubert Blum per E-Mail<br />
AUSGEBREMST<br />
Zur angekündigten Bremsen-Story<br />
In der Ausgabe 09/2<strong>01</strong>6 war in der<br />
Vorschau das Thema „Bremsen bis zum<br />
Umfallen“ angekündigt. Da ich mich<br />
sehr für Eure Zeitschrift interessiere<br />
und viele Berichte, Tipps und Tricks<br />
lese, die mir auch schon sehr viel zur<br />
Verbesserung auf der Renne gebracht<br />
haben, vermisse ich diesen Bericht<br />
sehr! Ich würde mich freuen, wenn ich<br />
Unsere Fotofahrer geben<br />
weiterhin ihr Bestes,<br />
um Leser wie Hubert<br />
Blum mit geiler Action<br />
zu erfreuen<br />
den Bericht bald lesen könnte. Ansonsten<br />
Daumen hoch.<br />
Milan Seitz per E-Mail<br />
Wir bedauern sehr, dass wir das<br />
Thema nicht wie vorgesehen bringen<br />
konnten. Bei der Recherche<br />
schien zunächst viel Input generiert<br />
werden zu können, vor allem,<br />
weil wir mit einem speziell präparierten<br />
Motorrad eines Herstellers<br />
gerechnet haben. Leider ist<br />
aber jenes Motorrad, mit dem wir<br />
Messungen gemacht und genaue<br />
Werte ermittelt hätten, mittlerweile<br />
wieder in Japan. Deshalb mussten<br />
wir das Thema streichen. Wir bleiben<br />
aber weiter am Ball. Die Red.<br />
WAS VERGESSEN<br />
Cup-Übersicht, <strong>PS</strong> 12/2<strong>01</strong>6<br />
Kennt der gute Tobi den RL-Cup am<br />
Nürburgring nicht? Diese vom MSC<br />
Dortmund toll organisierten Langstreckenrennen<br />
machen riesigen Spaß und<br />
haben einen guten Ruf. Wir konnten<br />
als Anfänger im letzten Jahr eine<br />
schöne Zeit im RL-Cup verbringen.<br />
Paul Heusch per E-Mail<br />
Foto: Jacek Bilski<br />
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REPORTAGE EUROPEAN CLASSIC SERIES<br />
Die European Classic Series zitiert als Zeitmaschine mit Vierstunden-Rennen für<br />
Oldies die legendären 24 Stunden von Lüttich und das Flair beim Bol d’Or auf dem<br />
Circuit Paul Ricard. Mittendrin in der Magie: der <strong>PS</strong>-Autor im Team Bike Side.<br />
Text: Thomas Schmieder; Fotos: Hubert Hecker (12), DG Sport (3), Bikerspix.com (1), TSR (1)<br />
DIE FANTAST<br />
76 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Samstag, 2. Juli, kurz vor halb<br />
acht abends. Halbzeit und<br />
Höhepunkt des Jahres 2<strong>01</strong>6.<br />
Ein recht kühler Sommerabend<br />
auf der Rennstrecke von Spa-<br />
Francorchamps. In langer Reihe stehen<br />
59 Motorräder zum Le-Mans-Start im<br />
45-Grad-Winkel zur Boxenmauer aufgereiht.<br />
Die Illusion ist real, die Zeitmaschine<br />
perfekt: Alles erinnert frappierend<br />
an die legendären 24 Stunden von<br />
Lüttich, damals, als diese Maschinen<br />
aus den späten 70ern und frühen<br />
80ern brandneu waren. Ihnen gegenüber<br />
stehen wir, 59 Männer in Rennmontur.<br />
Heroen, Haudegen und hochkarätige,<br />
kampferprobte Veteranen, wie<br />
die ehemaligen Endurance-Weltmeister<br />
Richard Hubin und Stéphane Mertens,<br />
aber auch Langstrecken-Greenhorns.<br />
Mittendrin, auf Startposition 25: ich<br />
selbst, fürs Team Bike Side.<br />
Noch 90 Sekunden bis zum Start!<br />
Die Spannung steigt. Der Blick schweift<br />
umher, Zuschauer stehen auf dem<br />
Dach der Formel 1-Boxengasse. Weit<br />
vorne, bei den besten Startplätzen,<br />
steht TT-Seriensieger John McGuinness.<br />
Der Insel-Recke fährt zum ersten Mal<br />
mit, zusammen mit Steven Neate auf einer<br />
RSC-Honda Bol d‘Or – mit 1123 Kubik,<br />
Trockenkupplung und Cantilever-<br />
Schwinge. Klaus Dony, unser Teamchef,<br />
hält seine grün-schwarze Kawasaki Z<br />
1000 J fest. Alu-Schmiedekolben, hohe<br />
Verdichtung, Doppelzündung, Web Cam<br />
Stage III-Nockenwellen, erleichterte<br />
Falicon-Kurbelwelle und 1260 Kubik<br />
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<strong>01</strong> Gewusel selbst in der Aufwärmrunde:<br />
herrlich, mit Stoff durch die<br />
Eau Rouge in Spa-Francorchamps<br />
zu donnern, eine der schönsten<br />
Kurven der Welt. Und dann Vollgas!<br />
02 Mann des Wortes gegen Mann<br />
des Pinsels: Autor Thomas Schmiepumpen<br />
den luftgekühlten Schlegel<br />
mächtig auf. Noch 30 Sekunden bis<br />
zum Start, das Herz pocht bis zum Hals!<br />
Du hörst nichts, bist ganz in dir<br />
selbst versunken. Es ist die Ruhe vor<br />
dem Sturm. Punkt 19.30 Uhr wird die<br />
belgische Flagge geschwenkt, alle<br />
hechten los, springen auf ihre Motorräder,<br />
drücken den Startknopf oder lassen<br />
sich am Ende des Felds anschieben.<br />
Das Spektakel beginnt – zum zweiten<br />
Mal, denn bei der Einführungsrunde<br />
zuvor war es genauso. Motoren<br />
bellen auf, der Boden erzittert. Es ist<br />
wie bei den Blues Brothers: „Heilige<br />
Mutter von der gesegneten Beschleunigung,<br />
verlass uns jetzt nicht!“ Plätze<br />
gutgemacht oder verloren? Schwer zu<br />
sagen. In die Spitzkehre von La Source<br />
stechen Dutzende Fahrer wie ein Hornissenschwarm<br />
hinein, jetzt bloß nicht<br />
mit jemandem kollidieren.<br />
Dann volle Lotte die alte Start-Ziel-<br />
Gerade runter, vierter Gang, fünfter.<br />
Links ist die gut besetzte Tribüne, aber<br />
es heißt rechts halten, eng an der historischen<br />
Boxenmauer. Rein in die Senke<br />
von Eau Rouge. Der tiefste Punkt<br />
dieser Traditionsstrecke ist eine der<br />
berühmtesten und schönsten Kurven<br />
der Welt. Weit links, ran an die Curbs!<br />
Das Motorrad federt voll in die Progression.<br />
Vor mir baut sich eine graue<br />
Wand auf, es geht steil bergauf. Willkommen<br />
in der Ardennen-Achterbahn,<br />
in der Rechts-Links-Kombination von<br />
Raidillon. Geht gut, die Bike Side-Kawa.<br />
Rund 140 <strong>PS</strong> hat Klaus Dony aus dem<br />
luftgekühlten Zweiventil-Vierzylinder<br />
gekitzelt. Respekt. Noch einfacher bieten<br />
vierventilige Suzuki-GSX-Motoren<br />
standfest Raum für viel Leistung.<br />
Mit Gefühl durchs Gewühl<br />
Abducken, mit Schmackes die lange<br />
Kemmel-Gerade rauf. An deren Ende<br />
heftig anbremsen – die AP-Racing-<br />
Bremssättel ankern gut. Mit Verve<br />
durch die Rechts-Links-Rechts, der<br />
Knieschleifer schrabbelt wieder. Nun<br />
ist die höchste Stelle der Motorsport-<br />
Kultstätte erreicht. In Form der endlosen<br />
180-Grad-Rechts namens „Bruxelles“<br />
auch eine der kniffligsten. Bereits<br />
in der ersten Runde gibt’s den ersten<br />
Sturz und Ausfall durch technischen<br />
Defekt. Selbst vier Stunden sind für<br />
über 30 Jahre alte Grundkonstruktionen<br />
von Fahrwerken und Antrieben<br />
eine echte Herausforderung. Übermotivierte<br />
Piloten fahren sehr weit innen<br />
und räumen einen Teil der Reflektoren<br />
ab, die bei völliger Dunkelheit den<br />
richtigen Weg weisen sollen.<br />
Der Geist der Endurance besteht<br />
seit dem ersten Bol d’Or im Jahr 1922.<br />
Doch die Faszination der European<br />
Classic Series macht der Charme traditioneller<br />
Motoren mit zeitgenössischer<br />
Technik und ästhetischen Formen aus!<br />
Das Ganze gepaart mit beherrschbarer<br />
Leistung, gefühlsecht serviert, kein<br />
ABS, keine Traktionskontrolle. Elektronisch<br />
ist hier allein die Zündung. Alles<br />
eingebunden in ein Team, ohne das du<br />
gar nichts bist – zum Reparieren und<br />
Präparieren, Tanken und Kochen. Dann<br />
das Fahren auf wunderschönen Kursen<br />
wie dem Circuit Paul Ricard, wo dieser<br />
Zirkus Halligalli im April unter warmer<br />
Sonne gastierte. Herrlich.<br />
Konzentration! Die schnelle Doppellinks<br />
Pouhon erlaubt diverse Radien.<br />
In Spa gibt es fast immer Kurvenkombinationen:<br />
lieber die korrekte Linie der<br />
ersten Kurve verlassen, um die zweite<br />
besser zu treffen. Continentals Radialreifen<br />
RoadAttack 2 CR (für „Classic<br />
Racing“) helfen dabei. Sie haften in den<br />
vorgeschriebenen schmalen 18-Zoll-<br />
Formaten (unsere beliebten Felgen<br />
stammen von der GSX-R 1100) wie der<br />
Teufel, rollen extrem präzise, zielgenau,<br />
haftstark und handlich. Die meisten<br />
Teams fahren auf Contis ab. Fühlt sich<br />
richtig gut an. Doch in mancher Kurve<br />
verhagelt Ölbindemittel über Schleifspuren<br />
die Ideallinie, Streckenposten<br />
halten gelb-rote Flaggen hoch. Merci!<br />
02<br />
03<br />
78 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
<strong>01</strong><br />
der (#76) im Sommer 2<strong>01</strong>5 im Clinch<br />
mit dem genialen, sonst stets schnelleren<br />
MOTORRAD-Cartoonisten<br />
Holger Aue auf Dynotec-Guzzi (#45)<br />
03 Simples Motto: schnell tanken!<br />
04 Konzentrierter Check oder Problem<br />
beim Spitzenteam Phase One?<br />
04<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 79
<strong>01</strong><br />
02<br />
Das Rennen ist traditionell eingebunden<br />
ins Dreitages-Spektakel Bikers‘<br />
Classics. Hunderte Klassiker sind beim<br />
freien Fahren über die Strecke gebrettert<br />
– Maschinen aus den 50ern oder<br />
60ern sind eben gerne mal inkontinent.<br />
Fürs Rennen ist jedoch eine geschlossene<br />
Ölwanne unterm Motor Pflicht.<br />
Die Rechts-Links-Kombination „Pif Paf“<br />
wird im Jargon nicht ohne Grund „Piff,<br />
paff, puff“ genannt. Auf der langen<br />
„Gegengeraden“ Blanchimont, die ja<br />
auch schnelle Knicks enthält, schiebt<br />
die Kawa klasse an. Jetzt heftig ankern,<br />
und von weit links in die Bus-Stopp-<br />
Schikane stechen, um gut auf die Start-<br />
Ziel-Gerade zu kommen.<br />
Das waren nur die ersten sieben Kilometer,<br />
Hunderte weitere folgen noch.<br />
Alle 45 Minuten ist Fahrerwechsel<br />
angesagt: In der Runde zuvor der Crew<br />
ein Zeichen geben, und dann in die
03<br />
04<br />
<strong>01</strong> Stargast: TT-Legende John McGuinness<br />
(44 Jahre) fuhr im Sommer 2<strong>01</strong>6 mit<br />
02 Ein Moment für die Ewigkeit: Bei<br />
diesem Vollmond Rennen fahren! 1a-Flair<br />
03 Pfeilschnelle Lokalmatadoren, selbst<br />
im Regen: Grégory Fastré/Richard Hubin<br />
04 Rivalen der Rennbahn: John McGuinness<br />
und die Ex-Weltmeister Stéphane<br />
Mertens und Richard Hubin (von links)<br />
05 Tribut ans historische Material: Der<br />
Autor in Spa, die Fehlersuche (Zündimpulsgeber)<br />
kostete im Training viel Zeit...<br />
Box. Unsere „Schnell“tankanlage verdient<br />
ihren Namen nicht, der Sprit rinnt<br />
viel zu langsam. Matthias, der zweite<br />
Teamchef, hält den Feuerlöscher, Chefmechaniker<br />
Mario checkt schnell noch<br />
das Bike. Ein „Pit-Steward“ überwacht<br />
alles – wir sind hier bei einer offiziellen<br />
Europameisterschaft. Gabriel übernimmt<br />
die Lenkerstummel, schnell<br />
noch sagen, wo es tricky sein kann,<br />
ein Klopfen auf die Schulter, weg ist er.<br />
Teil von etwas Großem sein<br />
Nun ist Zeit, die Atmosphäre in der Boxengasse<br />
zu inhalieren. Drei Teams teilen<br />
sich eine Formel-1-Box. Ruhe und<br />
Anspannung gehen Hand in Hand.<br />
Bang warten die Fahrer auf den Wechsel.<br />
Geht alles gut da draußen? Runde<br />
um Runde spulen die Maschinen ab.<br />
Kurz vor neun kommt Gabriel rein. Wieder<br />
Aufbocken, auftanken, Sichtkontrol-<br />
le. Klaus bricht auf, zu seiner Wettfahrt.<br />
Regel eins bei der Langstrecke: ankommen<br />
zählt. Regel zwei: mehr Mitstreiter<br />
überholen, als dich überholen. Schon<br />
Goethe wusste: „Mehr Licht!“ Bald ist es<br />
Nacht, ich bin wieder dran. Den Formationsflug<br />
bei Vollmond, der über der<br />
Strecke klebt, vergisst du dein ganzes<br />
Leben nicht mehr. Zum Glück gibt‘s<br />
diesmal nachts keinen Regen – das<br />
war in Spa auch schon ganz anders.<br />
Wie Finger aus Licht tasten die<br />
Scheinwerfer die Strecke ab. Ach was,<br />
hell wie Stadion-Flutlicht leuchten die<br />
LED-Scheinwerfer von Hella. Nomen<br />
est omen. Einst konstruiert für Traktoren,<br />
setzen die feinpixeligen Vierzylinder-Vibrationen<br />
den schweren Leuchten<br />
zu. Eine von beiden fällt aus. Bald<br />
folgt eine brenzlige Situation, nach der<br />
180-Grad-Rechts bergab: Weit voraus<br />
liegt eine Maschine mitten in der Sturz-<br />
05<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 81
<strong>01</strong><br />
zone, die beiden von der Bordelektrik<br />
unabhängigen Rücklichter leuchten<br />
noch. Uuupps, der Fahrer liegt rund<br />
150, 200 Meter davor, just vor meinem<br />
Vorderrad. Ich schlage 'nen Haken wie<br />
ein Hase auf der Flucht, um den armen<br />
Mitstreiter nicht zu überrollen. Zum<br />
Glück wiegt die Kawa vollgetankt nur<br />
moderate 215 Kilo.<br />
Finale in der Dunkelheit<br />
In der folgenden, langen Safety Car-<br />
Phase reiht sich das Feld brav in zwei<br />
Gruppen hinter den Autos ein – bis die<br />
Ambulanz den gestürzten Fahrer geborgen<br />
hat: Ex-Endurance-Weltmeister<br />
Richard Hubin. Während seiner aktiven<br />
Karriere hat sich der Belgier nie ernsthaft<br />
verletzt, doch heute bricht er sich<br />
bei dem Highsider Rippen und Schulter.<br />
Bis dahin lagen er und sein Teamkollege<br />
Grégory Fastré auf Harris-Suzuki<br />
in Führung. Als „engagierter Mittelklässler“<br />
kann man kaum glauben, an<br />
welchen Stellen und wie sehr die wirklich<br />
schnellen Jungs am Kabel ziehen.<br />
Meine beste jemals hier erzielte<br />
Rundenzeit: 2.53 Minuten, tagsüber.<br />
Für mich nicht schlecht. Aber (Ex-)Profis<br />
fahren hier um 2.40 Minuten, selbst<br />
nachts kaum langsamer. Sie gehen<br />
durchs Feld wie ein Messer durch heiße<br />
Butter. Leute wie Peter Linden (Meister<br />
2<strong>01</strong>3, Zweiter der ECS 2<strong>01</strong>4; ehemaliger<br />
Endurance-Weltmeister und einst<br />
500er-Europameister) vom Sweatshop<br />
Phase One Team sind das. Henk van<br />
der Mark war Endurance-WM-Fahrer<br />
und ist immer noch verdammt schnell<br />
unterwegs. Hier gewannen in Vorjahren<br />
auch schon Guzzis, vom französischen<br />
Team Moto Bel. Doch 2<strong>01</strong>6 sind sie<br />
nicht dabei, genau wie Holger Aue,<br />
Deutschlands flottester Cartoonist.<br />
Heftig flott fahren viele hier, wie das<br />
Team Alf oder Kaiser Racing, beide auf<br />
Kawasaki. Heuer fällt der Sieg an das<br />
Team Neate mit McGuinness – doch<br />
„McPint“ fuhr außer Konkurrenz. Deswegen<br />
rückt bei der Siegerehrung das holländische<br />
Roadrunner-Team auf Bakker-Suzuki<br />
vor auf Rang eins. Kaum<br />
Konkurrenz gibt es in der 750er-Klasse,<br />
hier wurde einst das deutsche Team Capelli<br />
Belli auf Ducati TT1 lässig Europameister.<br />
Exoten sind das Salz in der<br />
Suppe, Laverda und BMW, oder die<br />
Schweizer Gold Wing GL 1000 – schwer,<br />
nicht schnell, aber konstant, absolut zuverlässig<br />
und wassergekühlt.<br />
<strong>01</strong> Ab in die Nacht, zum letzten Turn...<br />
02 Rahmenprogramm: Die ECS-Läufe<br />
finden in buntem Umfeld statt, neben<br />
Hunderten Old-/Youngtimern samt Ex-<br />
GP-Stars, wie Agostini in Le Castellet/<br />
Paul Ricard beim Sunday Ride Classic<br />
03 Sind die Verfolger schon so nah?<br />
04 Sich wie Sieger fühlen: Das Team<br />
Bike Side hat es geschafft, ist im Mittelfeld<br />
angekommen. Die besten Mechaniker<br />
weit und breit treffen auf den<br />
klasse Teamchef Klaus Dony (2. v. r.)<br />
Vielen Japanern machen europäische<br />
Spezialfahrwerke Beine, von Egli<br />
und Martin, Harris und Nicco Bakker.<br />
Unsere Z 1000 J hat Mupo-Federbeine<br />
und eine 41er-Gabel einer SV 650 mit<br />
einstellbarem K-Tech-Cartridge-<br />
System. Sie gibt ein gutes Gefühl fürs<br />
Vorderrad. Klaus kommt nach gut vier<br />
Stunden im Mittelfeld ins Ziel. Streckenposten<br />
wedeln mit bunten Flaggen,<br />
Zuschauer applaudieren. Das geht unter<br />
die Haut. Überglücklich feiern wir<br />
die ganze Nacht. Die Mühen haben sich<br />
gelohnt. Bald treffen sich die Rivalen<br />
der Rennbahn wieder, zum nächsten<br />
magischen Vierstunden-Rennen.<br />
82 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
02<br />
WAS, REIFEN WIE, WO: ENDURANCE FÜR KLASSIKER<br />
03<br />
REGLEMENT UND INFORMATIONEN<br />
Schon seit zehn Jahren gibt es bei den<br />
Bikers Classics im belgischen Spa-<br />
Francorchamps Vierstunden-Rennen<br />
für klassische Motorräder – als Tribut<br />
an anfälliges Material zunächst noch<br />
aufgeteilt auf zwei Stunden am Samstag<br />
und zwei am Sonntag. Später folgten<br />
vier Stunden am Stück und 2<strong>01</strong>3 der<br />
Big Bang: Mit Unterstützung der UEM/<br />
FIM Europe etablierte DG Sport, Veranstalter<br />
der Bikers’ Classics und des 200<br />
Meilen von Imola-Revivals, die European<br />
Classic Series. Diese Endurance-<br />
Meisterschaft genießt den Status einer<br />
offiziellen Europameisterschaft! Und<br />
zwar für Maschinen mit mindestens<br />
zwei Zylindern in drei verschiedenen<br />
Klassen.<br />
1.) Die Klasse „750 TT“ lässt Viertakter<br />
mit zwei Ventilen pro Zylinder und maximal<br />
750 cm3 oder Zweitakt-Twins zwischen<br />
340 und 500 cm3 zu, die bis Ende<br />
1985 gebaut wurden. 2.) In der Klasse<br />
„Classic 1000“ starten Zweiventil-Viertakter<br />
bis 1000 Kubik und Vierventil-<br />
Vierzylinder bis maximal 750 Kubik,<br />
die bis Ende 1981 produziert wurden.<br />
3.) Für die „Maxi Classic“-Klasse sind<br />
Maschinen über 1000 Kubik und bis<br />
Ende 1982 zugelassen. Vorgeschrieben<br />
sind jeweils 18-Zoll-Räder mit maximal<br />
150er-Hinterreifen und Zweikolben-<br />
Bremssättel. Verboten sind Regenreifen,<br />
Upside-down-Gabeln und mehr<br />
Gänge als im Seriengetriebe. Gefahren<br />
werden drei Rennen pro Saison mit zwei<br />
bis drei Fahrern (B-Lizenz erforderlich)<br />
und rund 1450 Euro Nenngeld je Team.<br />
2<strong>01</strong>6 fanden die Rennen in Le Castellet/<br />
Paul Ricard (April), in Spa-Francorchamps<br />
(Juli) und in Aragón (Oktober)<br />
statt. Für 2<strong>01</strong>7 steht der Rennkalender<br />
noch nicht fest, nur Spa am ersten<br />
Juli-Wochenende ist bereits gesetzt.<br />
Infos: www.europeanclassicseries.eu<br />
Ähnliche Rennen starten beim Classic<br />
Endurance Cup CEC. Hier wird zwischen<br />
18. und 21. Mai 2<strong>01</strong>7 im Rahmen<br />
der Endurance Weltmeisterschaft in<br />
Oschersleben, am 17. Juni beim Vierstunden-Rennen<br />
am Anneau du Rhin<br />
im Elsass und bei noch einem weiteren<br />
Lauf um die Ehre gefahren.<br />
Infos: www.classic-endurance-cup.eu<br />
04<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 83
PITLANE<br />
NEWS<br />
Fotos: René Unger (2), Trackriders.eu (2)<br />
GAS & SPASS<br />
Auch 2<strong>01</strong>7 veranstaltet das MOTORRAD action<br />
team wieder die kultigen Rennserien T-Cup,<br />
T-Challenge und Trofeo Italiano.<br />
DER T-CUP GEHT 2<strong>01</strong>7 bereits ins<br />
zehnte Jahr, und auch die T-Challenge<br />
hat sich in der Hobbyracing-Szene<br />
fest etabliert. „In Sachen Fahrerniveau<br />
kommt die T-Challenge gleich hinter<br />
dem Yamaha-R6-Dunlop-Cup“, ist sich<br />
Matthias Schröter, Chef des action<br />
team, sicher. Neu zu den beiden Markencups<br />
gesellte sich 2<strong>01</strong>5 die Trofeo<br />
Italiano, die ebenfalls eine treue Fangemeinde<br />
hinter sich versammelt. Besonderheit:<br />
Bei den Italo-Bikes dürfen<br />
auch KTMs (Super Duke R) mitmischen,<br />
die Wertung läuft getrennt. Für alle drei<br />
Rennserien sind auch in der kommenden<br />
Saison wieder fünf Veranstaltungen<br />
mit je zwei Rennen vorgesehen. Aus<br />
Lautstärkegründen darf die Trofeo jedoch<br />
am Sachsenring (19. und 20. Juni)<br />
nicht starten. Momentan stimmen die<br />
Teilnehmer im Internet wegen eines<br />
Ersatztermins in Brünn am 24. und 25.<br />
Juni ab. Das Ergebnis gibt‘s in Kürze<br />
auf www.trofeo-italiano.de. Neben dem<br />
Sachsenring stehen auch die weiteren<br />
Termine schon fest: großer Kurs in<br />
Hockenheim am 27. und 28. Mai (Saisonstart),<br />
Oschersleben am 22. und 23.<br />
Juli, und am 12. und 13. August folgt<br />
der Lausitzring. Das Saisonfinale findet<br />
am 16. und 17. September in Most statt.<br />
Die Einschreibefrist für alle drei Klassen<br />
läuft bis Ende Februar. Schon vorher<br />
dürfte klar sein, ob die brandneue<br />
Street Triple 800 (erhältlich ab März)<br />
in einer getrennten Wertung im T-Cup<br />
mitmischen wird. Beste Chancen bestehen,<br />
wenn der deutsche Importeur<br />
ein attraktives Paket schnürt. Nähere<br />
Infos zur Trofeo unter erwähnter<br />
Homepage, T-Cupper und -Challenger<br />
gehen auf www.triumph-cup.de.<br />
84 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
QUERTREIBEN IN HOCKENHEIM<br />
Bereits zum vierten Mal findet am 18.<br />
und 19. März 2<strong>01</strong>7 das Supermoto-Wochenende<br />
in Hockenheim statt. Gedriftet<br />
wird wie gewohnt in verschiedenen Gruppen<br />
(Anfänger, Fortgeschrittene und<br />
Profis) in 20-Minuten-Turns. Besonders<br />
erwähnenswert ist der hohe Sicherheitsstandard<br />
der flüssigen, 1500 Meter langen<br />
Strecke. Dazu ist es möglich, den<br />
Offroadteil einfach zu umfahren. Die<br />
Freunde instabiler Fahrzustände können<br />
sich ab sofort unter www.motorradon<br />
line.de/actionteam anmelden. Eile ist<br />
geboten, denn das Training ist immer<br />
sehr schnell ausgebucht. Preis pro Teilnehmer:<br />
150 Euro.<br />
Foto: photo-2U<br />
Foto: Racepixx Foto: Michael Danz<br />
AM START SEIT 20 JAHREN<br />
DER MZ-CUP LEBT!<br />
In unserer Cup-Übersicht im letzten Heft ist er uns<br />
doch glatt durch die Lappen gegangen. Und das, obwohl<br />
der MZ-Cup 2<strong>01</strong>6 sogar sein 20-jähriges Jubiläum<br />
feiern konnte und im nächsten Jahr natürlich weitergeführt<br />
wird. Gefahren wird ausschließlich auf der MZ<br />
Skorpion mit Bridgestone-Einheitsreifen. Tuning ist<br />
nicht erlaubt, die Ersatzteilversorgung günstig und das<br />
Reglement übersichtlich. Mit 1600 Euro Nenngeld für<br />
sechs Veranstaltungen mit zwölf Sprintrennen plus ein<br />
Zweistundenrennen bleiben die Kosten überschaubar.<br />
Wer eine V-, C- oder B-Lizenz des DMSB besitzt, ist<br />
dabei. Mehr Infos gibt’s unter www.mzcup.de<br />
Haltung auf dem<br />
Bike statt Stuhlgang-Pose:<br />
Profis<br />
geben wertvolle<br />
Tipps<br />
Dirt Track rockt<br />
DAS VON <strong>PS</strong> MITORGANISIERTE<br />
DIRT TRACK IM RAHMEN DER<br />
KÖLNER INTERMOT WAR AN<br />
ALLEN TAGEN AUSGEBUCHT<br />
UND EIN VOLLER ERFOLG.<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH<br />
AN DEN 18-JÄHRIGEN CHRIS-<br />
TIAN KROG VOM MSC PORZ,<br />
DER DAS FINALE GEWANN!<br />
BADEN-AIRPARK<br />
PERFEKT ABWINKELN<br />
Das Schräglagentraining im Baden-Airpark richtet sich<br />
an zügig bis sportlich orientierte Motorradfahrer, die<br />
unter Anleitung erfahrener Instruktoren an ihrer Linie<br />
feilen wollen. Trainingsinhalte sind Fahren auf der Kreisbahn,<br />
Handling-, Fahr- und Bremsübungen, Sitzposition<br />
und Hanging-off-Technik. Noch gibt es an allen Terminen<br />
zwischen dem 3. und 5. Mai 2<strong>01</strong>7 freie Plätze.<br />
Bei Buchung bis zum 31. Januar 2<strong>01</strong>7 kostet das Eintagestraining<br />
349 Euro, das Zweitagestraining 679 Euro.<br />
Die Leistungen beinhalten Strecke, Instruktoren, technischen<br />
Service sowie Getränke und Obst. Anmelden unter:<br />
www.motorradonline.de/actionteam<br />
Foto: Pesamosca<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 85
Die europaweit größte Vereinigung von a<br />
Mitglied werden<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen<br />
Sie uns im Internet unter www.<br />
dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Website auf<br />
den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder<br />
scannen Sie mit Ihrem<br />
Mobiltelefon den<br />
hier abgedruckten Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
Förderpartner<br />
Editorial: Glückwunsch – 20 Jahre DMSB<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
2<strong>01</strong>7 jährt sich die Gründung des<br />
Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB)<br />
zum 20. Mal. Dazu möchten wir vom<br />
DSK herzlich gratulieren. DMSB und<br />
DSK verbindet ein kritisches, aber<br />
konstruktives Verhältnis. Während<br />
der DSK die Interessen der Aktiven<br />
vertritt, ist der DMSB als nationaler<br />
Sport-Dachverband für den gesamten<br />
Motorsport eine unverzichtbare Institution<br />
in der hiesigen Sportlandschaft. Ich<br />
durfte selbst mit dabei sein, als wir in<br />
den Gremien der heutigen Trägerverbände<br />
diesen entscheidenden Schritt<br />
beschlossen haben. Die Vorgänger-<br />
Einrichtungen ONS und OMK, die sich getrennt für den Automobil- und<br />
Motorradsport aufgestellt hatten, fanden unter dem Dach des DMSB zu<br />
einer schlagkräftigen Vertretung zusammen.<br />
Viele hatten bis dahin die Dachverbände als Motorsport-‚Behörde’<br />
wahrgenommen, Bürokraten, die weit weg von den wirklichen Problemen<br />
aus Frankfurt den Motorsport ‚regierten‘. Auch ich selbst als damals noch<br />
aktiver privater Motorsportler stand der ‚Behörde‘ skeptisch gegenüber<br />
und es hat eine Weile gebraucht, bis ich erkannte, dass der Motorsport<br />
in Deutschland eine starke Vertretung braucht. Und jetzt, zwanzig Jahre<br />
später, hat sich der DMSB seinen Platz in der Gemeinschaft der nichtolympischen<br />
Sportverbände erobert und diesen gefestigt.<br />
Der DMSB muss sich aber immer wieder auf seine ursprünglichen<br />
Aufgaben besinnen. Er setzt die Regeln, die manch einem nicht immer<br />
gefallen mögen; er ist der Fels in der Brandung der vielen individuellen<br />
Interessen. Wir brauchen einen starken DMSB, der auch gegenüber der<br />
Industrie seine Unabhängigkeit bewahrt. Er vergibt Lizenzen, sorgt für die<br />
Ausbildung der Sportwarte, er vertritt Deutschland in den internationalen<br />
Gremien, aber auch im DOSB. Der DMSB muss nach Auffassung von uns<br />
Motorsportlern aber auch immer Dienstleister sein. Er ist die Service-<br />
Einrichtung für Technik, Reglement und Lizenzen. Seine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter dienen dem Motorsport - und nicht umgekehrt. Und<br />
das muss ich auch mal lobend erwähnen – die Mentalität hat sich im<br />
Laufe der Jahre deutlich verändert. Der DMSB ist offen und transparent<br />
geworden, die Mitarbeiter sind über die Webseite gut identifizierbar und<br />
sie sind in aller Regel sehr bemüht und freundlich. Das schließt nicht aus,<br />
dass man sich auch mal ärgert. Der DMSB muss neutral, sachlich und fair<br />
bleiben. Eine verstohlene Hinterzimmerpolitik führt immer zu bösem Blut.<br />
Manchen Strauss haben wir miteinander ausgefochten, am Ende aber<br />
immer wieder zu einem konstruktiven Miteinander gefunden. Denn eines<br />
darf man nicht übersehen. Es geht um die schönste Nebensache der<br />
Welt, den Motorsport. Und da müssen wir alle an einem Strang ziehen.<br />
Deswegen gratulieren wir herzlich und bleiben dem DMSB ein kritischer,<br />
aber konstruktiver Begleiter.<br />
Herzlichst Euer<br />
Tune it! Safe! präsentiert<br />
spektakulären Mustang<br />
Partnerserien<br />
®<br />
Es war einer der großen Hingucker in den Essener<br />
Messehallen. Die Initiative TUNE IT! SAFE! – die<br />
vom Bundesverkehrsministerium, dem Verband der<br />
Automobil Tuner (VDAT), dem Deutschen Sportfahrer<br />
Kreis sowie zahlreichen weiteren Organisationen und<br />
Institutionen getragenen wird – enthüllte auf der Essen<br />
Motor Show ihr neues Kampagnenfahrzeug 2<strong>01</strong>7: ein<br />
Ford Mustang GT im Polizei-Look.<br />
Verantwortlich für das einzigartige Erscheinungsbild<br />
des Sportcoupés zeichnet unter anderem Wolf Racing:<br />
Frontspoiler, Frontsplitter, Seitenschwellersatz, Heckdiffusor,<br />
Heckflügel und eine zweiteilige Heckschürze<br />
machen den von Haus aus bulligen Mustang noch<br />
größer und aggressiver. Für den nötigen Klang sorgt die<br />
Sportauspuffanlage. Auf dem Dach sorgt die Sondersignalanlage<br />
für zusätzliche Aufmerksamkeit.<br />
Doch nicht nur optisch macht das neue Kampagnenfahrzeug<br />
was her. Auch unter der Haube weiß der GT<br />
zu überzeugen. Der fünf Liter V8 Motor leistet 455 <strong>PS</strong><br />
und beschleunigt den Mustang auf 268 km/h. Aus dem<br />
Stand knackt er die 100 km/h-Marke in 4,3 Sekunden.<br />
Wie seine Vorgänger steht der Mustang auf Reifen von<br />
Hankook.<br />
TUNE IT! SAFE! will dafür sensibilisieren, dass beim<br />
Tuning die Sicherheit nicht zu kurz kommt. Wichtig, da<br />
im Tuning-Markt neben vielen verantwortungsbewusst<br />
handelnden Unternehmen auch Anbieter von minderwertigen<br />
oder sogar illegalen Produkten zu finden sind.<br />
Mit der Polizei sowie Prüf- und Überwachungs-Organisationen<br />
als Partner leistet TUNE IT! SAFE! zudem<br />
wichtige Aufklärungsarbeit – ein Projekt, welches der<br />
DSK vom ersten Tag an fördert und unterstützt.<br />
Save the date:<br />
Mitgliederversammlung<br />
DSK-Mitglieder sollten sich bereits jetzt den 25.<br />
Februar 2<strong>01</strong>7 rot im Kalender markieren: An diesem<br />
Samstag findet die jährliche Mitgliederversammlung<br />
statt. Ort für die ‚MV‘ ist wie gewohnt das Dorint Hotel<br />
am Nürburgring. Auf der Tagesordnung, die wir in der<br />
nächsten Ausgabe veröffentlichen, stehen neben den<br />
Rechenschaftsberichten von DSK-Präsident Dr. Karl-<br />
Friedrich Ziegahn und Schatzmeister Reinhard Michel<br />
turnusmäßige Wahlen. Zur Wahl stehen bei der Mitgliederversammlung<br />
im kommenden Jahr die Positionen<br />
Präsident (aktuell Dr. Ziegahn), Vize-Präsident (aktuell<br />
Friedhelm Kissel), Schriftführer (aktuell Hans-Walter<br />
Kling) und zwei Beisitzer (aktuell Johannes Scheid und<br />
Kathrin Becker). Darüber hinaus verleiht der DSK auf<br />
der Mitgliederversammlung den ‚Bodo Grafenhorst<br />
Orden‘für außerordentliches und langjähriges ehrenamtliches<br />
Engagement. Die Auszeichnung wurde 2<strong>01</strong>5<br />
erstmalig verliehen
ktiven Fahrern und Motorsport-Fans mit fast 13 000 Mitgliedern<br />
Wir wünschen allen<br />
DSKlern, Freunden, Förderern<br />
und Lesern eine ruhige,<br />
besinnliche Weihnachtszeit<br />
und alles Gute für 2<strong>01</strong>7!<br />
DSK-Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn (rechts) und Vizepräsident Karl-Heinz Stümpert (links) überreichten in Essen die DSK-<br />
Sportpokale an die erfolgreichen Mitglieder, unter anderem an Frank Christian und Fabian Kreim.<br />
Highlights und Pokale: DSK feiert erfolgreiche<br />
Mitglieder auf der Essen Motor Show<br />
Die Essen Motor Show hat ihre Anziehungskraft auch<br />
im Jahr 2<strong>01</strong>6 nicht verloren. Nachdem Essens Oberbürgermeister<br />
Thomas Kufen und ADAC-Sportpräsident<br />
Hermann Tomczyk die 49. Ausgabe des <strong>PS</strong>-Festivals<br />
eröffnet hatten, strömten die Besucher nur so auf das<br />
Messegelände in Essen: 130.000 waren es am ersten<br />
Wochenende, weit über 300.000 sollten es am Ende<br />
werden. Mitten drin der Deutsche Sportfahrer Kreis. In<br />
der Halle 6 präsentierte sich der DSK unter dem Motto<br />
‚Sicherheit’ dem Messepublikum. Die zahlreichen Besucher<br />
ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, sich<br />
am Stand zu informieren, das in diesem Jahr in Kooperation<br />
und mit Unterstützung von Hyundai zum Leben<br />
erweckte ‚DSK Rallye Info-Mobil’ aus nächster Nähe<br />
zu betrachten und sich über die Messeneuheiten und<br />
den Motorsport bei eine Tasse Kaffee in Ruhe auszutauschen.<br />
Am ersten Tag der Messe gab es zudem jede<br />
Einer der jüngsten Sieger: Max Rosam<br />
Menge Grund zum Applaudieren. Denn zum zweiten<br />
Mal nutzte der DSK die Essen Motor Show, um seine<br />
erfolgreichen Mitglieder mit dem DSK-Sportpokal 2<strong>01</strong>6<br />
zu ehren.<br />
Zu den wohl prominentesten DSKlern zählten dabei die<br />
Deutschen Rallye Meister Fabian Kreim und sein Co-<br />
Pilot Frank Christian sowie die beiden VLN-Champions<br />
Michael Schrey und Alexander Mies. „Die Essen Motor<br />
Show ist ein würdiger Rahmen, die motorsportlichen<br />
Leistungen unserer aktiven Mitglieder zu würdigen“,<br />
sagte DSK-Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn. „Sie alle<br />
zählen in ihren Serien zu den Besten und wir sind stolz,<br />
dass sie die DSK-Flagge tragen.“<br />
Bei der ADAC 3-Städte-Rallye, der letzten von neun<br />
Stationen der DRM, durfte Kreim und Christian in ihrem<br />
Škoda Fabia R5 den Titel bejubeln. Bis die zwei erfolgreichen<br />
Rallye-Piloten den Erfolg allerdings so richtig<br />
realisiert hatten, dauerte es etwas. „Wir sind direkt im<br />
Anschluss nach Malaysia geflogen und dann bist du<br />
im Kopf schon mit der nächsten Rallye beschäftigt“,<br />
erzählt Kreim. „Erst danach habe ich so richtig realisiert,<br />
dass wir Deutscher Meister geworden sind.“ Sein Co-<br />
Pilot Frank Christian hat ein wenig länger gebraucht,<br />
diesen großartigen Erfolg so richtig zu genießen und<br />
zu realisieren. „Gerade hier auf der Essen Motor Show<br />
sprechen mich viele Leute an und gratulieren. Auch<br />
wenn es mir schon bewusst war – dadurch wird es<br />
einem noch viel bewusster.“<br />
Von großen Meisterschaften noch ganz weit entfernt,<br />
aber mit ambitionierten Zielen vor Augen ist Max Rosam<br />
derzeit unterwegs. Das Nachwuchs-Talent hat in<br />
gleich drei Serien den Titel geholt: In der WAKC World<br />
Formula, im ADAC Kart Cup und in der World Formula<br />
2<strong>01</strong>6 war der Elfjährige erfolgreich. Sein großes Vorbild<br />
ist – wie sollte es anders sein – ein DSKler: Sebastian<br />
Vettel. Sein großes Ziel ist natürlich die Formel 1, aber<br />
auch im Tourenwagensport könnte er sich eine Zukunft<br />
vorstellen, konkret im ADAC GT Masters.<br />
Kreim, Christian und Rosam stehen stellvertretend für<br />
insgesamt 31 Sportler, die in Essen mit dem DSK-<br />
Sportpokal geehrt wurden. Ein glänzender Auftakt in<br />
eine Messe-Woche, die die Besucher mit ihren vielen<br />
Neuheiten und Highlights einmal mehr restlos begeisterte.<br />
Über den DSK<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der<br />
Deutsche Sportfahrer Kreis e. V. die<br />
europaweit größte Vereinigung von<br />
aktiven Fahrern und Motorsport-<br />
Fans – und das mit langer Tradition.<br />
1958 wurde der DSK mit dem Ziel<br />
gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem<br />
– zu fördern und zu verbessern und<br />
als Bindeglied zwischen Fahrern,<br />
Organisationen und Funktionären<br />
zu agieren. Zu den prominentesten<br />
Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang<br />
Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie<br />
heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte<br />
nach der Gründung, bestimmen die<br />
Themengebiete Sicherheit, Fairness<br />
und Zukunftsfähigkeit die Arbeit<br />
des DSK. Das neunköpfige Team<br />
rund um Präsident Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn hat zusammen einen<br />
Erfahrungsschatz aus mehr als 250<br />
Jahren Motorsport – ob als Fahrer<br />
bei Rundstrecken- oder Bergrennen,<br />
im Rallye-Sport oder als Funktionär<br />
hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder<br />
kennen sich in der Szene<br />
aus.<br />
Impressum<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16,<br />
76694 Forst, Tel. 072 51/302 84-0, Telefax<br />
072 51/302 84-19 Internet: http://<br />
www.dskev.de E-Mail: info@dskev.<br />
de Präsident: Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert,<br />
Friedhelm Kissel Schatzmeister: Reinhard<br />
Michel Schriftführer: Hans-Walter Kling<br />
Präsidialmitglied z. b. V.: Armin Schwarz<br />
Beisitzer: Johannes Scheid, Peter Bonk,<br />
Katrin Becker Redaktion: Patrik Koziolek,<br />
Thorsten Schlottmann Fotografen: bystudio<br />
- Fotolia, Miguel Villa
SPORT<br />
NEUE KONZEPTE FÜR DIE SUPERBIKE-WM<br />
ZURÜCK IN DIE<br />
Die Superbike-WM verliert in der Gunst der Motorradsportfans immer mehr<br />
an Boden gegen den MotoGP. Die Dorna als Rechteinhaber beider Serien will<br />
die Rennen insgesamt attraktiver und die Bikes einfacher unterscheidbar<br />
machen – und denkt ernsthaft an ein Revival der nackten Superbikes.<br />
Text: Mat Oxley, Uwe Seitz, Imre Paulovits; Fotos: 2snap, Oxley, Shigeo Kibiki<br />
88 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
ZUKUNFT<br />
In der Superbike-WM gibt es großartige Fahrer und packendes<br />
Racing. Aber halbleere Ränge bei ganz vielen<br />
der 13 Rennwochenenden pro Saison machen deutlich,<br />
dass die Serie weiter in den Schatten des großen und<br />
glamouröseren Bruders, der MotoGP-WM, rutscht. Die<br />
„World-Superbike“ (WSBK) gehört seit 2<strong>01</strong>2 der Dorna, die<br />
schon lange den Grand Prix ausrichtet. Sie hat die Superbikes<br />
nicht, weil sie unbedingt wollte. Davor hielt die Infront<br />
Sports die Rechte an der Superbike-WM. Doch Dornas großer<br />
Eigner Bridgepoint kaufte sich Infront Sports wegen<br />
deren Rechte an Fußballspielen und bekam die WSBK quasi<br />
als Beifang. So steht die Dorna nun seit vier Jahren mit den<br />
zwei großen Rennserien da, und die WSBK ist seit diesem<br />
Besitzerwechsel alles andere als gewachsen. Liegt es daran,<br />
dass die Dorna nicht genug Geld in die Vermarktung der<br />
Superbike-WM steckt oder hat das ganz andere Gründe?<br />
Eines ist sicher: Die Dorna schmiedet jetzt große Umbaupläne<br />
für die WSBK. 2<strong>01</strong>7 kommt eine ganz neue 300-cm³-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 89
„OB NAKED BIKES, MINI-SCOO-<br />
TER ODER GROSSE ROLLER –<br />
WICHTIG IST, DASS RACING<br />
WIEDER ZIEHT, SONST GIBT ES<br />
BALD KEINE RENNEN MEHR“<br />
Xavier Alonso, Chef der Superbike-WM<br />
Supersportklasse. Und laut der jüngsten Idee soll die Supersport-WM<br />
in einigen Jahren (siehe auch Supersport-Kasten<br />
S. 94/95) durch Naked Bikes ersetzt werden. Das darf dann<br />
auch ruhig an die frühen Tage der Superbikes anknüpfen,<br />
als Fahrer vom Schlage eines Freddie Spencer und Eddie<br />
Lawson mit großen Straßenbikes an breiten und hohen<br />
Lenkern in Daytona spektakulär miteinander rangen. Diese<br />
beiden angesprochenen Klassen spiegeln die Marktentwicklung<br />
weltweit wider. Die Naked Bikes als Ableger der<br />
1000er-Supersportler werden immer populärer, und die<br />
kleineren Hubraumklassen verkaufen sich sehr erfolgreich<br />
in den boomenden Märkten Südostasiens.<br />
Sind diese neuen Klassen also ein Schritt vorwärts,<br />
um die WSBK als etwas völlig Eigenständiges neben dem<br />
MotoGP zu etablieren? Wahrscheinlich sind sich die beiden<br />
Serien gegenwärtig zu ähnlich, klingen die getunten Superbikes<br />
zu sehr nach MotoGP, die Supersportler sehr nach Moto2.<br />
Beim Hubraum gibt es gerade gar keinen Unterschied.<br />
Naked Bikes könnten also die Zukunft sein.<br />
Dornas WSBK-Direktor Xavier Alonso hat große Pläne.<br />
Nicht nur die Superbike-WM soll wieder wachsen, der<br />
Motorradrennsport insgesamt soll das tun. Im Endeffekt kontrolliert<br />
die Dorna nämlich das Renngeschehen überall auf<br />
dem Planeten, deshalb muss der Sport Wachstum erzeugen,<br />
damit sie weiter Geld verdienen können. Neben dem Grand<br />
Prix und der WSBK unterhält die spanische Firma die CEV<br />
Junior World Championship, den Red Bull Rookies Cup und<br />
den Asia Talent Cup. Außerdem sind sie an der MotoAmerica-Serie,<br />
dem US-Equivalent zur British Superbike beteiligt.<br />
„Was wir immer wieder den Herstellern sagen, ist: Lasst<br />
uns wissen, was ihr machen wollt. Die WSBK kann das sein,<br />
was immer ihr wollt“, sagt Alonso. „Wir sind für die Rennen<br />
da, aber auch, um den Herstellern dabei zu helfen, ihre<br />
Produkte zu verkaufen. Wenn sie also Naked Bikes wollen<br />
oder Underbones oder sogar eine Maxi-Scooter-Klasse, sind<br />
wir bereit, mit ihnen darüber zu sprechen und zu sehen,<br />
was zu tun ist. Alles ist möglich.“<br />
„Ich kann nicht genau sagen wann, aber wir werden sicher<br />
bald eine Naked Bike-Klasse statt der Supersport-WM<br />
haben. Das könnte die Zukunft sein. Zunächst soll die Klasse<br />
<strong>01</strong><br />
02<br />
KLEINE<br />
90 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
„WENN KAWASAKI MIR<br />
SAGEN WÜRDE, STELL DIE<br />
ZX-10RR INS MUSEUM UND<br />
SCHWINGE DICH AUF DIE<br />
VERSYS 1000 DA – ICH<br />
WÜRDE LOSLEGEN UND WIE<br />
IMMER GEWINNEN WOLLEN“<br />
Jonathan Rea, zweifacher Superbike-<br />
Weltmeister<br />
<strong>01</strong> In Italien wird bereits mit<br />
der Yamaha R3 erfolgreich<br />
Rennen gefahren. Die kleine<br />
Klasse der 300-cm³-Bikes<br />
auch von anderen Herstellern<br />
kommt 2<strong>01</strong>7 nicht nur in der<br />
Superbike-WM dazu. Auch in<br />
der IDM wird ab nächstem Jahr<br />
mit den kleinen Supersportlern<br />
gefahren. Der Rennsport soll<br />
damit vor allem für den Nachwuchs<br />
merklich billiger werden<br />
02 Für die boomenden Zweiradmärkte<br />
vor allem in Asien<br />
will die Dorna attraktiver<br />
werden. Schon heute finden in<br />
Thailand, Malaysia und Indonesien<br />
große Rennveranstaltungen<br />
mit „Underbones“, kleinen<br />
getunten 125er-Rollern statt<br />
KLASSEN?<br />
die Supersport ersetzen und wir werden dann beobachten,<br />
wie sich alles entwickelt. Es ist nun einmal Fakt, dass die<br />
Verkäufe aller Supersport-Motorräder zurückgehen, die 600er<br />
sind quasi nicht mehr existent. Aber neulich hatte ich ein<br />
Treffen mit dem Vizepräsidenten von Kawasaki, der mir versicherte,<br />
wie wichtig es für sie ist, Superbikes zu verkaufen,<br />
denn ihre gesamte Marketing-Strategie hebe darauf ab. Honda<br />
hat einen ähnlichen Ansatz mit der Fireblade“, erklärt Alonso.<br />
„Wir wollen die Dynamik verändern, um die Basis der Renn-<br />
Pyramide zu verbreitern. Wir möchten so viel Racing als möglich,<br />
nicht nur WSBK, sondern ganz allgemein. Der MotoGP<br />
funktioniert hervorragend, und wir haben überall auf der Welt<br />
ausgezeichnete Zuschauerzahlen. Aber wenn wir nicht daran<br />
arbeiten, dass sich das Interesse am Motorradrennsport überall<br />
auf der Welt steigert, wird es in 20 Jahren überhaupt kein<br />
Racing mit Motorrädern mehr geben.“<br />
Wichtig für Alonso ist dabei der Blick nach Asien: „Was<br />
wir in Thailand, Vietnam oder Indonesien beobachten können,<br />
ist unglaublich. Die sind da, wo wir Europäer vor 30 Jahren<br />
waren, als Racing boomte. Deshalb müssen wir dort hin. In<br />
diesem Teil der Welt werden gerade mehr und mehr Motorräder<br />
verkauft, deshalb ist das MotoGP-Rennen in Sepang<br />
mittlerweile immer ausverkauft und das WSBK-Rennen in<br />
Thailand entwickelt sich gigantisch. Dort liefern sich die Leute<br />
auf dem Parkplatz Samstagnacht Scooter-Rennen oder Drag-<br />
Races mit aberwitzigen Gefährten. Wir wollen diese jungen<br />
Leute zum echten Racing bringen.“<br />
Zu Europa bemerkt Alonso: „Hier ist es gut, dass sich<br />
etwas in den kleineren Klassen tut. Zum Beispiel kostet Rennfahren<br />
in Italien im dortigen Yamaha R3-Cup etwa 15 000 Euro<br />
für die ganze Saison inklusive Bike. Das können sich viele<br />
Eltern noch für ihre Kids leisten. Wenn eine Rennsaison aber<br />
200 000 Euro kostet, wie ein nationaler Moto3-Platz, dann ist<br />
die Gefahr viel größer, dass sie etwas anderes machen.“<br />
Sind die Superbike-Piloten bereit für die Nakeds?<br />
Sollte die Naked Bike-Klasse als Ersatz für die Supersport-<br />
WM ein Erfolg werden, wird die Superbike-Klasse dann auch<br />
mit nackten 1000ern bestritten? Die meisten Hersteller verkaufen<br />
heute tatsächlich mehr große Naked Bikes als Serien-<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 91
NAKED BIKES<br />
In den 80er- und 90er-Jahren<br />
sorgten vor allem US-Amerikaner<br />
wie Freddie Spencer (#19)<br />
mit dicken Vierzylinder-Nakeds<br />
dafür, dass sich neben dem GP<br />
überhaupt eine weitere international<br />
populäre Serie entwickelte.<br />
Warum also heute keine<br />
packenden WM-Rennen mit<br />
BMW S 1000 R, Suzuki GSX-S<br />
1000 oder Yamaha MT-10?<br />
Superbikes, aus denen die Motoren, Rahmen und die Elektronik<br />
der unverkleideten Ableger eigentlich stammen. Also<br />
gäbe es sicher einen Marketing-Anreiz für einen Wandel im<br />
Racing. Außerdem würden solche Nakeds der WSBK ein<br />
komplett eigenes Aussehen verleihen. Es würde sehr viel<br />
wilder, aber vor allem optisch ganz anders rüberkommen als<br />
der MotoGP. Oder ist das am Ende nur nostalgischer Nonsens<br />
von Leuten, die sich noch daran erinnern können, wie<br />
cool das damals in den 80ern war? Und macht es überhaupt<br />
Sinn, mit 200 <strong>PS</strong> starken Naked Bikes Rennen zu fahren?<br />
Doppelweltmeister Jonathan Rea ist nicht komplett dagegen,<br />
die Bikes auszutauschen. Zumindest nicht beim zweiten<br />
Nachdenken. „Als Fahrer ist es natürlich spitze, ein echtes,<br />
voll durchgetuntes Superbike fahren zu können. Warum<br />
sollte ich das also für so ein gezähmtes Motorrad drangeben<br />
wollen?“ fragt er nachvollziehbar. „Es mag ja cool und nostalgisch<br />
sein, aber wir haben 2<strong>01</strong>6. Es wäre echt schwer,<br />
diesen Umstieg zu akzeptieren, nur um sich vom MotoGP-<br />
Sport zu unterscheiden.“<br />
Doch Rea sieht auch die andere Seite. „Sollte es eine<br />
Naked Bike-Klasse geben, die Sinn macht, dann würde ich<br />
auftauchen, fahren und versuchen, das Ding zu gewinnen.<br />
Ich würde nicht wie ein beleidigtes Kind meine Spielsachen<br />
einpacken und nach Hause gehen, wenn mir Kawasaki sagen<br />
würde, wir stellen das Superbike 2<strong>01</strong>7 in die Ecke und<br />
fahren mit einer Versys in der ganz wichtigen Adventure-<br />
Bike-WM und springen auf der Gegengeraden in Jerez über<br />
einen Table, bevor es in der Dry Sack-Spitzkehre dann ins<br />
Offroad über die andalusischen Hügel geht“, lacht er.<br />
Ducati-Pilot Chaz Davies, der die letzten sieben Rennen<br />
der Superbike-Saison gewonnen hat, ist da weniger aufgeschlossen<br />
(aber er fährt auch nicht so begeistert Motocross<br />
wie Rea). „Naked Bikes in einer kleineren oder ergänzenden<br />
Klasse? Meinetwegen. Wenn die Hersteller das so wollen<br />
und es mehr Aufmerksamkeit für die ganze Veranstaltung<br />
bringt, ist mir das recht“, bemerkt der 29-jährige Brite. „Aber<br />
die WSBK ist kein Hobby-Cup. Ich bin damit aufgewachsen,<br />
echten Rennmotorrädern zuzusehen – von den 125ern bis<br />
zu Superbikes wie der Ducati 916. Naked-Superbikes finde<br />
ich jetzt nicht so aufregend. MotoGP ist ein riesiges Spekta-<br />
In Asien strömen die Zuschauer sowohl<br />
zur Superbike-WM als auch zum<br />
MotoGP. In Europa und USA knickt<br />
die Superbike-WM dagegen erheblich<br />
gegen die Zuschauerzahlen im MotoGP<br />
ein. Wenn Rossi und Co. zur Strecke<br />
bitten, tobt das Rennsportvolk. Können<br />
da neue Klassen nicht nur mehr<br />
Begeisterung beim Publikum für beide<br />
Serien auslösen, sondern auch neue<br />
Rennsportfans generieren?<br />
PUBLIKUM<br />
92 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
kel, die Crème de la Crème. Ich glaube nicht, dass die Leute<br />
deshalb nicht mehr so zahlreich zur Superbike-WM kommen,<br />
weil sie zu sehr dem MotoGP ähnelt. Die Regeln in der WSBK<br />
sind gerade sogar ganz gut, um die Serienbikes richtig zu<br />
promoten, denn wir sind seit diesem Jahr näher an der Serie<br />
als in den ganzen letzten Jahren. Außerdem ist es für die<br />
Hersteller sehr gut, dass wir dort die Elektronik weiterentwickeln<br />
können, was dann ziemlich direkt in die Serienproduktion<br />
mit einfließt. Der MotoGP mit der Einheitselektronik und<br />
den teuren Prototypen-Lösungen kann das niemals übernehmen.<br />
Die aktuelle Superbike-WM ist genau die Entwicklungsplattform,<br />
die die Hersteller auch brauchen.“<br />
Was muss getan werden?<br />
Die Superbike-WM zählt weltweit 40 Millionen Fernsehzuschauer<br />
– das sind nur ungefähr zehn Prozent der TV-Quote<br />
des MotoGP. Die Zuschauerzahlen an den Rennstrecken<br />
schneiden da im Vergleich zwar etwas besser ab, aber der<br />
Unterschied ist dennoch deutlich. 2<strong>01</strong>5 kamen 575 000 Fans<br />
an die Superbike-WM-Strecken gegenüber gut 2, 7 Millionen<br />
bei den Grand Prix. In den sozialen Medien verschieben sich<br />
die Zahlen dann richtig. Auf Twitter hat die WSBK 100 000<br />
Anhänger, der MotoGP 1,9 Millionen. Das liest sich dann so,<br />
als hingen die Kids eher am iPhone als an einer ZX-10R.<br />
Auch in Großbritannien hält sich die Begeisterung für<br />
die WM arg in Grenzen. Und das, obwohl die eigene Meisterschaft<br />
schon sehr stark ist und deren Fahrer schon immer<br />
sehr präsent waren in der Superbike-WM, wo sich zuletzt die<br />
Briten Rea, Sykes und Davies in spannenden Fights um die<br />
Krone balgten. Zur Zeit des Superbike-Königs Carl Fogarty<br />
pilgerten regelmäßig über 120 000 Fans nach Brands Hatch,<br />
um King Carl in Aktion zu sehen. 2<strong>01</strong>1 kamen dagegen nur<br />
64 000 Zuschauer nach Silverstone. 2<strong>01</strong>3 schrumpfte die<br />
Zahl bedrohlich auf 28 000 Besucher. Letzten September<br />
kamen aber 155 000 Fans zum MotoGP nach Silverstone.<br />
In Deutschland fällt der Vergleich noch krasser aus.<br />
Trotz eines heimischen Fahrers wie Markus Reiterberger auf<br />
einem deutschen Superbike kamen zum 2<strong>01</strong>6 wieder neu<br />
in die Lausitz geholten WSBK-Lauf nach offiziellen Angaben<br />
gerade mal 28 741 Fans. Das MotoGP-Wochenende am Sach-<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 93
senring ist dagegen mit über 200 000 Zuschauern eines der<br />
am besten besuchten Rennen überhaupt im GP-Kalender.<br />
Der Kontrast bei den Zuschauerzahlen könnte also nicht<br />
deutlicher ausfallen. Aber ist das der Gradmesser, der Handlungsbedarf<br />
signalisiert? Vielleicht ist stattdessen klein ja<br />
wirklich fein, wenn die Zuschauer einfacher an die Fahrer<br />
herankommen, ohne große Ticketschranken durchs Paddock<br />
schlendern und dabei den Teams ganz nah bei der Arbeit<br />
zusehen können? Chaz Davies meint sogar, dass die beiden<br />
Rennserien gar keine Grundlage für Vergleiche bieten:<br />
„WSBK und MotoGP sind grundverschieden. Die WM ist gar<br />
keine Rivalen-Serie, sondern eine Win-win-Serie.“ Jonathan<br />
Rea erläutert Davies‘ Argument, dass es einen Punkt pro Superbike<br />
gibt, den die Leute gar nicht auf dem Schirm haben:<br />
„Das große Plus an der WSBK ist ihre Nachhaltigkeit. Der<br />
Dorna mag das vielleicht gar nicht so bewusst sein. Für die<br />
Teams, die Fahrer und die Sponsoren ist das aber wichtig.<br />
Der Dorna ist die Atmosphäre<br />
im Fahrerlager der<br />
Superbike-WM wohl etwas<br />
zu harmonisch. Statt wie im<br />
MotoGP sich publikumsträchtig<br />
zu streiten und die<br />
Rivalität nicht nur auf der<br />
Strecke, sondern auch in<br />
der Öffentlichkeit auszutragen,<br />
setzen die Superbike-<br />
WM-Piloten auf einen fairen<br />
Umgang abseits der Piste.<br />
Ist das zu wenig Show für<br />
den Sport?<br />
RIVA<br />
„ICH GEHE JETZT GANZ BESTIMMT<br />
NICHT DURCHS FAHRERLAGER<br />
UND SUCHE UNBEDINGT NACH ÄRGER“<br />
Chaz Davies, WM-Superbiker und Laufsieger<br />
in Diensten von Ducati<br />
Muss mehr Rivalität sein?<br />
Vielleicht liegt es aber auch gar nicht an den Motorrädern,<br />
dass die WSBK kriselt. Liegt der Grund womöglich darin,<br />
dass die Fahrer so freundlich zueinander sind? Die Dorna<br />
weiß genau, welchen Einfluss erbitterte Rivalität und bis in<br />
die Pressekonferenzen hineingetragene Animositäten auf<br />
das Interesse der Zuschauer haben. Aus dem Grund hat der<br />
Promoter den Superbike-Piloten bereits nahegelegt, nicht<br />
ganz so kameradschaftlich miteinander umzugehen. „Alle<br />
Im MotoGP versucht der Promoter die privaten, unabhängigen<br />
Teams mit allen Mitteln nach vorn zu bringen und sie zu<br />
unterstützen. Dafür geht viel Geld drauf. Bei fast allen Teams<br />
in der Superbike-WM funktioniert das dagegen ganz gut<br />
und entsprechende Geldspritzen sind nicht nötig.“<br />
Für Davies würde besseres Marketing pro Superbike<br />
mehr Sinn machen: „Wir haben spannende Rennen, aber<br />
was wir brauchen, ist Hype und Promotion. Die Dorna überlässt<br />
viel davon den örtlichen Veranstaltern und oft funktioniert<br />
das nicht richtig, gelingt es den Leuten nicht, die nötige<br />
Aufmerksamkeit zu erzeugen. Also muss sich doch die Dorna<br />
darum kümmern und PR-Profis darauf ansetzen, damit<br />
das besser läuft und mehr Leute zu den Rennen kommen.<br />
Die Superbike-WM ist vielleicht nicht im besten Zustand,<br />
aber das Produkt, die Rennen, sind großartig. Bei einigen<br />
Events wie in Imola ist ganz schön was los, die Stimmung<br />
dort ist fantastisch. Aber an anderen Strecken müsste echt<br />
mehr geboten sein. In Jerez und Aragón merkt man gleich,<br />
dass die Superbike-WM in Spanien nicht wirklich existiert.“<br />
Ähnliches gilt laut Rea auch für die TV-Vermarktung:<br />
„Wenn die Superbike-WM so ein anderes Ding ist verglichen<br />
mit dem MotoGP, kann man doch auch nicht die gleichen<br />
Mechanismen anlegen wie etwa Bezahlfernsehen und nur<br />
eingeschränkte Medienrechte vergeben. So wird es dann<br />
schwierig, neue Fans anzulocken.“<br />
KEINE REIFENÜBERLEBENSCHANCE FÜR DIE SUPER<br />
Supersport-WM: einst eine der am härtesten umkämpften<br />
Klassen, heute vom Aussterben bedroht<br />
DIE MEINUNG DES ZUSTÄNDIGEN TECHNIK-EXPERTEN<br />
Der Markt der 600er-Supersportler ist stark zurückgegangen, bei<br />
der Dorna wird laut über einen Ersatz für diese WM-Klasse nachgedacht.<br />
Aber wie lange hat die kleinere Schwester der Superbike-WM<br />
noch eine Überlebenschance? „Die Hersteller haben sich darauf<br />
geeinigt, dass es noch für mindestens drei Jahre Ersatzteile für diese<br />
Motorräder geben wird“, lässt Scott Smart, der technische Direk-<br />
94 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
LITÄT<br />
Fahrer in der WSBK fühlen sich richtig wohl da. Die sollten<br />
aber viel mehr mit einander kämpfen. Das sage ich immer<br />
wieder“, erklärt Serienboss Xavier Alonso. „Das sind alles<br />
großartige Fahrer und tolle Burschen, aber wir wollen doch<br />
keine große glückliche Familie im Fahrerlager, sondern<br />
Racing in allen Lagen.“<br />
Der WM-Dritte Chaz Davies kann mit solchen Strategien<br />
aber nichts anfangen: „Die Dorna setzt sich mit uns hin und<br />
verlangt, dass wir miteinander streiten und uns gegenseitig<br />
hassen. Ich sitze dann neben Jonathan und die meinen, wir<br />
müssten mit solchen Methoden Aufmerksamkeit erregen. Ich<br />
verstehe schon, worauf sie hinaus wollen, aber ich bin dort,<br />
um meinen Job als Rennfahrer zu machen, und das heißt<br />
möglichst erfolgreich Rennen zu fahren. Dort ist es mir doch<br />
am Ende dann scheißegal, ob ich den Typ neben mir leiden<br />
kann oder nicht. Wenn einer sich mit mir streiten will – meinetwegen,<br />
denn ich gebe echt Gas, wenn mir was stinkt.<br />
Aber ich gehe ganz bestimmt nicht durchs Fahrerlager und<br />
suche unbedingt nach Ärger.“<br />
SPORT-WM?<br />
tor der Superbike-WM, hinter die Kulissen blicken. „Die Homologation<br />
der einzelnen Motorräder kann in jeder der drei Regionen auf<br />
dem Weltmarkt verlängert werden.“<br />
„Sicherlich spielt der Narzissmus der Käufer auch eine gewisse<br />
Rolle, aber das größte Problem der 600er ist, dass sie technisch<br />
nicht mehr attraktiv sind“, erklärt Smart. „Die Japaner haben während<br />
der Weltwirtschaftskrise die Entwicklungen völlig runtergefahren.<br />
Als sich der Markt erholte, wurden erst die Spitzenmodelle<br />
weiterentwickelt. Da kam zuerst eine neue R1, eine ZX-10 oder jetzt<br />
die neue Fireblade und die GSX-R 1000. So repräsentieren die meisten<br />
600er-Supersportler die Technik von vor acht oder neun Jahren.<br />
Die Tausender haben seither Digital-Displays, mehrere Fahrmodi,<br />
Traktionskontrolle, viele elektronische Gimmicks, modernere Fahrwerkstechnik<br />
und sind auch optisch viel ansprechender. Die 600er<br />
wirken dagegen altbacken.“ Ob diese Theorie stimmt, wird gerade<br />
im neuen Modelljahr ans Tageslicht kommen. Smart hat die Supersportklasse<br />
zumindest noch nicht abgeschrieben, auch die Hersteller<br />
noch nicht. „Yamaha hat jetzt die neue R6 auf den Markt gebracht,<br />
und es wird für alle ein interessanter Test, ob sich eine auf<br />
den neuesten Stand gebrachte 600er verkaufen lässt“, sagt Smart.<br />
Derzeit ist es laut Smart noch kein akutes Anliegen, die Klasse zu<br />
ersetzen: „Für drei weitere Jahre wird sie von den Herstellern unterstützt.<br />
Was dann passieren wird, ist jetzt noch nicht abzusehen.“<br />
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SPORT<br />
NEWS<br />
Maverick Viñales (links) dominierte die<br />
Tests, Jonas Folger (oben) überzeugte<br />
NACHSCHLAG<br />
Direkt nach dem Finale der MotoGP-WM begann in<br />
Valencia die Saison 2<strong>01</strong>7 – mit Testfahrten, deren<br />
Resultate überraschender waren als die der Rennen.<br />
MOTORRAD-STRASSEN-WM Weltbewegende<br />
Ereignisse waren beim Grand<br />
Prix-Finale in Valencia/Spanien nicht<br />
erwartet worden, da die Champions bereits<br />
vorher feststanden. Bemerkenswert<br />
waren lediglich die Überlegenheit von<br />
Jorge Lorenzo im MotoGP- und Brad Binder<br />
im Moto3-Rennen. Und das knallharte<br />
Duell, dass Franco Morbidelli sich mit<br />
Moto2-Champion Johann Zarco lieferte,<br />
um noch den Vizetitel zu gewinnen. Doch<br />
den schnappte sich Tom Lüthi, als er<br />
Morbidelli in der letzten Runde knackte.<br />
So richtete sich die Aufmerksamkeit<br />
von Fans und Berichterstattern auf die<br />
MotoGP-Testfahrten, die zwei Tage nach<br />
dem Finalrennen angesetzt waren. Wie<br />
würden die neuen Fahrer-/Motorradkombinationen<br />
für 2<strong>01</strong>7 funktionieren? Jorge<br />
Lorenzo auf Ducati, Maverick Viñales<br />
auf Lorenzos Yamaha, Andrea Iannone<br />
auf Suzuki und nicht zuletzt der erste<br />
MotoGP-Einsatz des deutschen Aufsteigers<br />
Jonas Folger?<br />
Der Mann der Stunde war Maverick<br />
Viñales, der auf der Werks-Yamaha an<br />
beiden Tagen die Bestzeit markierte und<br />
dabei nur eine halbe Sekunde auf die Zeit<br />
verlor, mit der Lorenzo vor dem Rennen<br />
die Pole Position erobert hatte. Auch<br />
Iannone machte mit der viertbesten Zeit<br />
von sich reden, ebenso Aleix Espargaró,<br />
der auf der ehemaligen Aprilia von Stefan<br />
Bradl Neuntschnellster war. Dass Lorenzo<br />
nach dem zweiten Testtag lediglich als<br />
Achter in der kombinierten Zeitenliste<br />
stand, hat wenig zu bedeuten. Fahrer wie<br />
Marc Márquez oder Valentino Rossi testeten<br />
teilweise noch unfertige Maschinen<br />
der Generation 2<strong>01</strong>7.<br />
Nicht so Jonas Folger, der die 2<strong>01</strong>6er-<br />
Yamaha des Tech 3-Teams fuhr und mit<br />
weniger als einer Sekunde Rückstand auf<br />
Viñales‘ Bestzeit Platz zehn erreichte –<br />
sehr respektabel.<br />
MOTO2-EM-FINALE IN VALENCIA<br />
TOLLE MOTO2-PREMIERE<br />
Die Moto3-Junioren-WM und die Moto2-EM haben die<br />
Talent-scouts der Grand Prix-Teams stets im Blick: Dort<br />
sind am ehesten Kandidaten für einen Aufstieg in die GP-<br />
Welt zu finden. Die deutschen Fahrer Max Kappler, Tim<br />
Georgie (Moto3) sowie Max Enderlein und Lukas Tulovic<br />
(Moto2) dürften ihnen 2<strong>01</strong>6 nicht sonderlich aufgefallen<br />
sein. Vielleicht aber Manou Antweiler. Der 21-Jährige hatte<br />
2<strong>01</strong>5 den Yamaha-R6-Cup gewonnen und war beim Besuch<br />
des Valencia-GP auf Vermittlung von TV-Kommentator<br />
Eddie Mielke zu einem Gaststart beim Moto2-EM-Finale<br />
eingeladen worden. Im Qualifying noch vier Sekunden<br />
hinter der Spitze, verkürzte er den Rückstand im Rennen<br />
auf zwei Sekunden und war schon 18., bevor er stürzte.<br />
Manou Antweiler:<br />
überraschender<br />
Moto2-EM-Start<br />
in Valencia<br />
Foto: Friedrich Weisse<br />
96 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7
Jorge Lorenzo kam mit der Ducati gut<br />
zurecht, fuhr aber keine Bestzeiten<br />
Motorrad-Straßen-WM 2<strong>01</strong>6: Endstand<br />
MotoGP: 1. Marc Márquez (E), Honda<br />
(298 Punte); 2. Valentino Rossi (I), Yamaha<br />
(249); 3. Jorge Lorenzo (E), Yamaha<br />
(233); … 16. Stefan Bradl (D), Aprilia (63).<br />
Moto2: 1. Johann Zarco (F), Kalex (276<br />
Punkte); 2. Tom Lüthi (CH), Kalex (234);<br />
3. Alex Rins (E), Kalex (214); … 7. Jonas<br />
Folger (D), Kalex (167); … 14. Marcel<br />
Schrötter (D), Kalex (64); 15. Sandro<br />
Cortese (D), Kalex (61).<br />
Moto3: 1. Brad Binder (RSA), KTM (319<br />
Punkte); 2. Enea Bastianini (I), Honda<br />
(177); 3. Jorge Navarro (E), Honda (150);<br />
… 12. Philipp Öttl (D), KTM (85).<br />
MotoGP-Tests in Valencia/E: Bestzeiten<br />
1. Maverick Viñales (E), Yamaha<br />
(1.29,975 min); 2. Marc Márquez (E),<br />
Honda (1.30,171); 3. Andrea Dovizioso (I),<br />
Ducati (1.30,443); 4. Andrea Iannone (I),<br />
Suzuki (1.30,599); 5. Dani Pedrosa (E),<br />
Honda (1.30,686); 6. Valentino Rossi (I),<br />
Yamaha (1.30,709); … 10. Jonas Folger<br />
(D), Yamaha (1.30,948).<br />
Fotos: 2snap<br />
MACAU-GRAND PRIX<br />
BMW EROBERT CHINA<br />
Michael Rutter (#2), Peter<br />
Hickman (#1): BMW dominierte<br />
Beim Macau-GP auf eine BMW<br />
S 1000 RR zu setzen, ist eine<br />
ziemlich gute Idee – wenn man aufs<br />
Podest fahren will. Schon 2<strong>01</strong>5 eroberten<br />
mit Peter Hickman, Martin<br />
Jessopp und Michael Rutter drei<br />
BMW-Piloten das Podium. Dieses<br />
Jahr lautete die Reihenfolge im Ziel<br />
Hickman, Rutter, Jessop und manifestierte<br />
erneut einen Dreifacherfolg<br />
der bayerischen Marke. Dabei<br />
hatte Jessopp eine Schrecksekunde<br />
erlebt, als sein Motor wenige Runden<br />
vor der Zielflagge kurzzeitig<br />
aussetzte. Der Österreicher Horst<br />
Saiger (Kawasaki) beendete seinen<br />
neunten Macau-Auftritt als Fünfter<br />
und wiederholte damit seine bisherige<br />
Bestmarke aus dem Jahr 2<strong>01</strong>2.<br />
Didier Grams aus Limbach-Oberfrohna<br />
steuerte seine BMW als<br />
Zwölfter ins Ziel, direkt vor dem<br />
Briten Danny Webb, der für das<br />
deutsche Penz13-BMW-Team sein<br />
Macau-Debüt gab.<br />
MOTO2-TESTFAHRTEN<br />
ARMBRUCH FÜR BRAD BINDER<br />
Moto3-Weltmeister Brad Binder<br />
hatte nur einen kurzen Einsatz bei<br />
den Tests der neuen Moto2-Werks-<br />
KTM, die er 2<strong>01</strong>7 im Team von Aki<br />
Ajo fahren wird. Nach einem Sturz<br />
krachte das Motorrad auf seinen linken<br />
Unterarm. Der Knochenbruch ist<br />
bereits operiert worden. Nicht ganz<br />
so schlimm erwischte es den aus<br />
der Moto3-Klasse ins Gresini-Moto2-<br />
Team aufgestiegenen Jorge Navarro:<br />
Brad Binder soll nach dem<br />
Armbruch bis Weihnachten fit sein<br />
Foto: Toni Börner<br />
„Ich fühlte beim Bremsen, wie<br />
sich die linke Schulter auskugelte –<br />
die Folge einer alten Verletzung.“<br />
Die wollte Navarro jedoch ohnehin<br />
Anfang Dezember behandeln lassen.<br />
Foto: Milagro<br />
Foto: Friedrich Weisse<br />
Marcel<br />
Schrötter auf<br />
Suter: fast so<br />
schnell wie<br />
in der GP-<br />
Qualifikation<br />
DYNAVOLT INTACT-GP-TEAM TESTET MOTO2-SUTER<br />
GELUNGENER PROBELAUF<br />
Eine Woche nach dem letzten Moto2-<br />
Grand Prix 2<strong>01</strong>6 in Valencia traf sich<br />
das für 2<strong>01</strong>7 neu formierte deutsche<br />
Intact-GP-Team erneut auf dem<br />
Circuit Ricardo Tormo. Stammpilot<br />
Sandro Cortese hat mit Marcel<br />
Schrötter einen neuen Teamkollegen<br />
bekommen, in der Technikermannschaft<br />
gab es Umbesetzungen und<br />
statt den deutschen Kalex-Motorrädern<br />
standen erstmals Suter-Bikes<br />
aus der Schweiz in der Box. Zumindest<br />
am ersten Tag spielte das Wetter<br />
mit. Auf trockener Bahn fuhr Cortese<br />
eine Bestzeit von 1.35,7 Minuten, über<br />
das Rennwochenende hatte er 1.35,6<br />
Minuten erreicht. Schrötter war mit<br />
1.35,8 Minuten kaum langsamer als<br />
im GP-Qualifying, wo er 1.35,4<br />
Minuten fuhr. Teamchef Jürgen Lingg:<br />
„Damit bin ich absolut zufrieden.<br />
Doch wir haben noch viel Arbeit.“<br />
<strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7 97
Foto: Kawasaki<br />
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 02/2<strong>01</strong>7 ERSCHEINT AM MITTWOCH, 11. JANUAR 2<strong>01</strong>7<br />
VOLL AUF ANGRIFF<br />
<strong>PS</strong> fährt die brandneue KTM 1290 Super Duke R erstmals auf der<br />
Landstraße und der Rennstrecke<br />
NEUE Z<br />
Erster Fahrbericht der Kawasaki<br />
Z 900 – dem neuen und starken<br />
Aggro-Naked in der Mittelklasse.<br />
Ebenfalls dabei: die Z 650<br />
WEITERE THEMEN<br />
TEST: Das erste Rennen<br />
2<strong>01</strong>7 – Ein-, Zwei-,<br />
Drei- und Vierzylinder<br />
rauf auf den Pass! Mit<br />
dabei: KTM, Ducati, MV<br />
Agusta und Kawasaki<br />
ZONKOS ATTACKE:<br />
Kann eine Moto Guzzi<br />
wirklich brennen? Die<br />
mörder Horvath-Guzzi<br />
kann’s, wie Zonko im<br />
nächsten Heft beweist<br />
YAMAHA MT-09<br />
Erheblich aufgefrischt wurde die<br />
neueste MT-09. Wir können sie<br />
parallel zum zweiten TuneUp-Teil<br />
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TUNE-UP, TEIL 2:<br />
Federbeine und Gabelumbauten<br />
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98 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7<br />
Foto: KTM/Rudi Schedl<br />
Foto: Yamaha/Alessio Barbanti<br />
IMPRESSUM<br />
MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />
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HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
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UND CHEFREDAKTEUR<br />
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CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
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LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />
Peter-Paul Pietsch<br />
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BRANDMANAGER Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />
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Iris Eifrig. Anzeigenpreisliste Nummer 61.<br />
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