NEUE MOBILITÄT 18
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Herbstausgabe 2015<br />
SEPTEMBER 2015<br />
Das Image der Elektroautos verbessern<br />
Pilotprojekt eFlotte zeigt,<br />
was jetzt in der Markthochlaufphase nötig ist<br />
66. IAA Pkw Frankfurt<br />
17. bis 27. September 2015<br />
Alltagstauglichkeit<br />
der Neuen Mobilität..?<br />
Über den Tellerrand geschaut<br />
Ein internationaler Vergleich<br />
Endlich eAutos in in Deutschland Serie:<br />
eAutos im Vergleich<br />
Innovation oder Stillstand?<br />
Vernetztes Fahren<br />
von morgen<br />
Neue Mobilität in der Schule<br />
Was lernen unsere Kinder?<br />
Neue Mobilität 1
GRUSSWORT<br />
Renault ZOE<br />
<br />
Deutschland<br />
auf der<br />
Überholspur<br />
BEM-PRÄSIDENT KURT SIGL AUF DER AUTOMECHANIKA<br />
1<br />
ab <br />
49,– € 2<br />
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1<br />
<br />
2 <br />
<br />
3 <br />
<br />
<br />
renault.de<br />
Es geht um viel beim Thema Elektromobilität. Von der Reputation<br />
Deutschlands als Leitmarkt und Leitanbieter im<br />
Bereich der neuen Technologie über die Sicherung von Arbeitsplätzen<br />
durch die Gewährleistung des anhaltenden<br />
Erfolgs der deutschen Automobilbranche bis hin zum Faktor<br />
Umweltschutz, um nur einige der Aspekte zu nennen. Das haben<br />
nun glücklicherweise auch die führenden Vertreter aus<br />
Politik und Industrie verstanden. Einstimmig erklärten Sie<br />
auf der Nationalen Konferenz Elektromobilität in Berlin, dass<br />
man weiterhin an den selbstgesteckten Zielen im Bereich<br />
Elektromobilität festhalten werde und bereits heute auf der<br />
Überholspur fahre. Daimler-Chef Dieter Zetsche unterstrich<br />
die positive Bilanz mit dem Ausspruch: »Unsere Aufgabe war<br />
es, Weltmarktführer auf der Angebotsseite zu werden. Das<br />
haben wir erreicht.« Bravo. Gute Nachrichten für die Branche.<br />
Das aktuell vermehrt von Lieferproblemen beim Elektro-<br />
Smart gesprochen wird, ist sicherlich nur ein ungünstiger Zufall<br />
und tut der deutschen Erfolgsstory keinen Ablass. Oder<br />
doch? So hat etwa der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland<br />
e.V. (ASB) für seinen Fuhrpark acht smart fortwo electric drive<br />
bestellt. Leider konnte Daimler nur drei davon liefern. Die<br />
restlichen fünf sollen voraussichtlich Anfang 2016 nachgeliefert<br />
werden. Das zumindest hoffen die Verantwortlichen beim<br />
ASB. Auf Nachfrage von Journalisten, die der Sache nachgegangen<br />
sind, wurde von Konzernseite verkündet, dass man<br />
die Produktion des Elektroautos eingestellt habe, um konventionelle<br />
Fahrzeuge auf der Produktionslinie für den Export<br />
nach China und in die USA zu fertigen. Neue Elektromodelle<br />
würden erst in der zweiten Jahreshälfte 2016 vorgestellt<br />
werden. Kein Problem, gut Ding will schließlich Weile haben.<br />
Wir haben ja Zeit.<br />
Auf der bevorstehenden IAA in Frankfurt werden die deutschen<br />
Automobilbauer sicherlich zeigen, was Sie in Sachen<br />
Elektromobilität in petto haben. Und das mit einem Paukenschlag.<br />
Wo, wenn nicht hier, wäre die optimale Plattform, um<br />
sich auch international entsprechend zu positionieren? Im<br />
Rahmen des neuen Ausstellungsbereichs New Mobility World<br />
soll außerdem eine Plattform geschaffen werden, die den Menschen<br />
mit seinen sich ändernden individuellen Mobilitätsbedürfnissen<br />
in den Mittelpunkt stellt und die Themen Elektromobilität,<br />
automatisiertes Fahren sowie urbane Mobilität<br />
umfassend darstellt. Die Veranstalter haben anscheinend erkannt,<br />
das die demotivierende eMobilitäts-Ausstellung vor<br />
zwei Jahren den deutschen Ambitionen im Bereich Elektromobilität<br />
bei weitem nicht gerecht wurde. Toll.<br />
Laut aktuellem Electric Vehicle Index gehören wir neben Japan<br />
und China zu den wichtigsten Herstellerländern für Elektrofahrzeuge.<br />
Ein Erfolg auch auf internationaler Ebene für die<br />
deutsche Industrie. Vor dem Hintergrund muss die Tatsache,<br />
dass wir auf Marktseite weit abgeschlagen auf Platz 10 rangieren,<br />
sicherlich nicht beunruhigen. Wenn erst all die so genannten<br />
Tesla Fighter deutscher Automobilhersteller auf dem<br />
Markt sind, werden auch die premium-verwöhnten deutschen<br />
Kunden das Elektroauto ihrer Wahl finden. Ab 20<strong>18</strong> soll<br />
es so weit sein. Bleibt zu hoffen, dass Tesla, Google & Co. in<br />
der Zwischenzeit nicht eine weitere Revolution im Automobilmarkt<br />
anschieben..<br />
Kurt Sigl<br />
Präsident, Bundesverband eMobilität e.V.<br />
Neue Mobilität<br />
3
INHALTS-<br />
ANGABE<br />
COVER / eFlotte<br />
Ein Projekt von PP:AGENDA &<br />
Bundesverband eMobilität<br />
<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> <strong>18</strong> »<br />
DAS MAGAZIN VOM BUNDESVERBAND e<strong>MOBILITÄT</strong><br />
ausgabe zur iaa / SEPTEMBER 2015<br />
UNSERE<br />
<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong><br />
eAUTOS<br />
IN DEUTSCHLAND<br />
3 GruSSwort<br />
kUrt Sigl, BEM-Präsident<br />
6 Wieso, weshalb, warum..?<br />
Editorial, Christian heep<br />
90 Köpfe der Branche<br />
92 Reinschauen lohnt sich..!<br />
Lese-Tipps der Redaktion<br />
94 Glossar<br />
96 BEM-Mitglieder<br />
98 Impressum<br />
42 Geschichte der<br />
Elektroautos<br />
44 Volkswagen abseits<br />
DES Verbrenners<br />
Dipl.-Ing. Frank K. Urban<br />
47 eAuto-Markt aus Sicht<br />
DEr OEMs<br />
Kommentar Renault & Nissan<br />
48 Neue Generation: Mitsubishi<br />
PHEV Outlander<br />
Erfahrungsbericht<br />
50 Davon profitieren alle<br />
Corporate Carsharing Shaggo<br />
72 Mobiles Schulungszentrum<br />
Elektromobilität<br />
74 Interview: Berliner Klima<br />
Schulen<br />
Mark Rackles & Christian Gäbler<br />
76 Zukunft lernen<br />
eMobilität in Fahrschulen<br />
78 Interview: Neues kommt<br />
VON Neugier<br />
Wettbewerb »Jugend Forscht«<br />
BEM-Kalender<br />
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ÜBER DEN<br />
TELLERRAND<br />
GESCHAUT<br />
10 Electric Vehicle Index<br />
12 Deutschland im internatio-<br />
NALEN Vergleich<br />
Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />
16 California Dreaming<br />
Prof. Dr. Andreas Knie<br />
20 In Norwegen fährt die<br />
Zukunft<br />
Jens Schabacher<br />
24 Ländervergleich Smart<br />
Cities<br />
Natalie Zag<br />
28 Schweiz: Vom Innovator zum<br />
Nachzügler?<br />
Dr. Jörg Beckmann<br />
31 DLR-Studie<br />
»STROMbegleitung«<br />
32 China: Hoch gepokert<br />
Mirjam Meissner<br />
36 eMobilität im<br />
INTErnationalen Vergleich<br />
Roland Berger Index<br />
Elektromobilität<br />
52 Interview: Das A und O der<br />
Nachhaltigkeits-Branche<br />
Christian Halm<br />
54 Interview: Einfach kann<br />
jeder<br />
Heinz-Harald Frentzen<br />
56 Praxistipps zum eAuto-Kauf<br />
René Auberger<br />
58 Titelstory: Hessen fährt<br />
VOraus<br />
Pilotprojekt »eFlotte«<br />
62 Im Model S von Trossingen<br />
NACH Berlin<br />
Erfahrungsbericht<br />
64 Elektromobile Realität<br />
kann so schön sein<br />
Erfahrungsbericht<br />
<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong><br />
IN DER SCHULE<br />
68 Interview: Projekttag<br />
Elektromobilität<br />
Norbert Rost<br />
70 Elektromobilität macht<br />
Schule<br />
AVU-Schuldialog<br />
ausflug in die<br />
zukunft<br />
82 kurz & knapp<br />
86 Elektromobilität in die Luft<br />
GEBracht<br />
Brennstoffzellenflugzeug<br />
Antares DLR-H2<br />
88 Solarflieger überquert<br />
Alpen<br />
Elektra One Solar<br />
Hallo & Viel Vergnügen beim Lesen der »Neuen Mobilität.<br />
Gemeinsam mit einigen Experten haben wir für Sie in der<br />
Septemberausgabe einmal über den Tellerrand geschaut<br />
und zeigen Ihnen, wie das Thema Neue Mobilität im Ausland<br />
umgesetzt wird. Von unterschiedlichen Fördermodellen,<br />
über die Kundenakzeptanz bis hin zu Forschungsbemühungen<br />
beleuchten wir für Sie die unterschiedlichsten<br />
Aspekte und prüfen, wie Deutschland sich im internationalen<br />
Vergleich macht.<br />
Mitte September zeigt die Automobilindustrie auf der IAA,<br />
was sie unter Innovation versteht. Ob dazu auch das Thema<br />
eMobilität gehört und wie ernst es insbesondere die deutschen<br />
Hersteller mit der Neuen Mobilität meinen, haben wir<br />
mit Branchenexperten debattiert.<br />
In unserem dritten Themenschwerpunkt haben wir uns die<br />
Frage gestellt, ob Elektromobilität bereits im Klassenzimmer<br />
angekommen ist. Mit verschiedenen Lehrern, Pädagogen<br />
und Projektverantwortlichen haben wir darüber gesprochen,<br />
ob die Themen Erneuerbare Energien und Neue<br />
Mobilität bereits standardmäßig in den Lehrplänen verankert<br />
sind und wie unsere Kinder sich diesen spannenden<br />
Aspekten nähern können.<br />
Gemeinsam mit einer Handvoll von Ingenieuren haben wir<br />
in der vorliegenden Ausgabe außerdem einen Ausblick in<br />
die Zukunft gewagt. Wann fliegen wir elektrisch von Berlin<br />
nach New York? Wie ist der aktuelle Stand der Technik bei<br />
Elektroflugzeugen? In welchen Bereichen bieten sich Potenziale<br />
der Elektrifizierung?<br />
Viel Spaß beim Lesen..!<br />
Juliane Ahrens, ehem. Girke<br />
Redaktionsleiterin der <strong>NEUE</strong>N <strong>MOBILITÄT</strong>
Editorial - Christian Heep<br />
Editorial - Christian Heep<br />
Wieso, weshalb, warum..?<br />
Editorial von Christian Heep, Vize-Präsident im Bundesverband eMobilität und<br />
Chefredakteur der <strong>NEUE</strong>N <strong>MOBILITÄT</strong><br />
Kinderfragen. Kinder antworten. Nur eine Frage der Zeit.<br />
Denn aus kleinen Kindern werden große. Bei genauer Betrachtung<br />
ist es also so, dass wir zuerst ganz viele Fragen<br />
stellen, weil wir ja die Welt verstehen und alles wissen wollen.<br />
Die Entdeckung der vielen kleinen Wunder im Alltag.<br />
Wolken, die Zahnfee, Schmetterlinge und der Schatz am<br />
Regenbogen. Wer, wie, was..? Plitsch, platsch und warum<br />
dreht sich das..? Etwas später, zwischen Kindergarten und<br />
Schule werden wir gefragt, warum es in der Stadt so laut ist<br />
und warum diese stinkenden Mopeds nicht verboten werden..?<br />
Und wie der Strom aus der Steckdose kommt. Und<br />
natürlich warum wir eigentlich jetzt schon ins Bett müssen.<br />
Na, weil das eben so ist. Und basta.<br />
Und wenn wir dann größer sind, dann sind wir diejenigen mit<br />
eben diesen klugen Antworten. In diesem theoretischen Zeitsprung<br />
könnten wir uns unsere Fragen also auch gleich selbst<br />
beantworten. Und wir könnten uns eigentlich auch gleich mit<br />
den Fragezeichen beschäftigen, die unsere Kinder an uns<br />
richten werden, wenn sie selbst bereits den Wissensdurst<br />
ihres eigenen Nachwuchses stillen müssen. Da sind immer<br />
mehr richtig schwere Fragen bei, die mit der Verantwortung<br />
einer globalen Welt zunehmend auf uns lasten und eine einfache<br />
Antwort nicht mehr so ohne weiteres gelten lassen.<br />
Fragestellungen zu Themen wie Hunger, Krieg, Ausbeutung,<br />
Dualismus, Unterdrückung und all den Missständen in unserer<br />
Welt. Fragen zu unserem Wohlstand und wie wir uns<br />
für die anderen einsetzen, denen es nicht so gut geht und<br />
wenn nicht, wieder dieses warum..<br />
Eine passende Ausrede haben wir nicht. Eine Mischung aus<br />
peinlich berührtem bis genervtem Wegsehen und hilfloser<br />
Betroffenheit ohne jegliche erkennbare Konsequenz im eigenen<br />
Handeln wäre wohl eine mögliche Diagnose, würde<br />
man uns denn eines Tages bewerten wollen.<br />
Diese ganzen Warums, die vielen Fragen und die teilweise<br />
katastrophalen Zustände können einen schon ganz schön<br />
auf die Palme bringen. Allerdings nicht, weil wir einen bestimmten<br />
Sachverhalt wissenstechnisch nicht begreifen oder<br />
erklären können, sondern weil es so viele Situationen und<br />
Zustände gibt, die sich entweder der Logik gänzlich entziehen<br />
oder anderweitig nicht toleriert und akzeptiert werden<br />
können. Womöglich liegt das daran, dass wir schon recht genau<br />
wissen, dass wir uns entlang einer Doppelmoral bewegen,<br />
die die Grenzen von Ethik und Moral nach Belieben verändert<br />
und den Bedürfnissen unserer Gesellschaft anpasst.<br />
Eine Metaebene, die eine Fragequalität offenbart, die nicht<br />
mehr zufriedenstellend beantwortet werden kann, da sie<br />
auf der Konsequenz nicht getroffener Entscheidungen in der<br />
Vergangenheit beruht und somit das Dilemma um Rechtfer-<br />
tigungsfragen erweitert. Warum habt ihr das zugelassen..?<br />
Warum habt ihr nichts dagegen gemacht..? Wie konnte das<br />
passieren..? Und dann kommt die moralische Keule, mit der<br />
wir uns mehr denn je beschäftigen müssen: Obwohl. Obwohl<br />
ihr es besser wusstet. Obwohl ihr die Möglichkeiten hattet.<br />
Das ist keine Frage mehr. Das ist ein Vorwurf, der sich nur<br />
noch als Frage tarnt. Ein Vorwurf, der einfach nicht verstehen<br />
will, warum denn wider besseren Wissens und nachhaltigerer<br />
Technologie weiterhin auf Atomkraft gesetzt wird,<br />
fossile Ressourcen verschwendet werden, die Atmosphäre<br />
verpestet wird, emissionsarme Antriebskonzepte sich nicht<br />
deutlich schneller durchsetzen und Erneuerbaren Energien<br />
so unglaublich viel Widerstand entgegengebracht wird.<br />
Diese Aufzählung ist beliebig erweiterbar und das ist beschämend.<br />
Und zwar insbesondere für die Eliten der angeblich<br />
so fortschrittlichen Zivilisationen. Für uns.<br />
Aber wie erklären wir denn nun unseren Kleinen, wenn sie<br />
mal größer sind, warum wir gemacht haben, was wir gemacht<br />
haben, bzw. warum wir so viel nicht gemacht haben,<br />
was wir hätten machen können müssen.. Aber wir haben<br />
doch ganz viel gemacht, sagen wir dann. Wir haben Eis erfunden<br />
und Freibäder, Sandkästen, Fahrräder, Buntstifte,<br />
Bioläden, Vegetarier, Jutetüten, das Dosenpfand und, ja und<br />
Autos. Aber Papa, warum stinken die so..?<br />
Weil, ja weil.. Was will man dazu sagen, wenn man mehr<br />
oder weniger nichts dazu gelernt hat und immer noch so<br />
vieles falsch macht. Am besten: Basta. Und ab ins Bett..<br />
Es geht im Kern eben nicht um Humanität, Nachhaltigkeit,<br />
intergenerative Gerechtigkeit, um Klima- und Umweltschutz<br />
oder gar um eine zügige Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende.<br />
Ich habe auch noch nie in einem Nachrichtenkanal<br />
gehört, dass die westliche Welt beschlossen hätte,<br />
den Hunger in der Welt abzuschaffen. Es geht vielmehr um<br />
den Erhalt tradierter Strukturen eines längst nicht mehr<br />
durchschaubaren globalen Finanzkapitalismus und damit<br />
eben um diese Eliten, über die wir uns doch gerade noch<br />
so geschämt haben. Womöglich sind hier tatsächlich primär<br />
die in der Hauptverantwortung, die über die entsprechenden<br />
Macht- und Einflusssphären verfügen.<br />
Stellt sich am Ende nur wieder eine W-Frage: Und warum<br />
habt ihr dieses überaus ungeeignete System so lange gewähren<br />
lassen..? Und wieder werden wir nicht aus der Verantwortung<br />
entlassen.<br />
Tja. Ene mene muh und raus bist Du..!<br />
Christian Heep // christian.heep@bem-ev.de<br />
6 Neue Mobilität Neue Mobilität 7
ÜBER DEN<br />
TELLERRAND<br />
GESCHAUT:<br />
EIN<br />
INTERNATIONALER<br />
VERGLEICH<br />
Grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit ist<br />
nötig, um E-Mobilität<br />
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Neue Mobilität<br />
9
Über den Tellerrand geschaut<br />
Über den Tellerrand geschaut<br />
Ergebnisse des aktuellen<br />
Electric Vehicle Index<br />
Japan, China und Deutschland wichtigste Herstellerländer -<br />
Norwegen auf Marktseite führend<br />
China hat Deutschland beim Ranking der wichtigsten Herstellerländer<br />
für Elektrofahrzeuge knapp überholt und liegt<br />
nun hinter Japan auf Platz 2. Auf der Marktseite konnte Norwegen<br />
seine dominierende Position weiter ausbauen - über<br />
5% der dort seit 2010 verkauften Autos haben einen Elektromotor<br />
unter der Haube. Dies sind die zentralen Ergebnisse<br />
des aktuellen Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey, in<br />
dem die Unternehmensberatung die Entwicklung der eMobilität<br />
in den wichtigsten Ländern misst.<br />
Die größere Bedeutung der eMobilität in China macht sich nun<br />
auch im Ranking bemerkbar. Steigende Produktionsprognosen<br />
sowie die gute Positionierung bei der Produktion wichtiger<br />
Komponenten wie eMotor und Batterie führen dazu, dass<br />
China Deutschland knapp überholt hat. »Deutsche Hersteller<br />
bleiben aber weltweit führend in der Produktion für Elektro-<br />
fahrzeuge«, sagt Thomas Luk, eAutoexperte von McKinsey.<br />
Rund 36% aller weltweit produzierten eFahrzeuge werden die<br />
deutschen Hersteller im Jahr 2020 vom Band laufen lassen,<br />
so die Prognose.<br />
Während die USA auf der Industrieseite zurückfallen, bleiben<br />
sie weiterhin einer der spannendsten Märkte für eFahrzeuge.<br />
Über 300.000 Elektroautos wurden dort seit 2010 verkauft -<br />
Japan (113.000 Autos), China (75.000) und Deutschland<br />
(34.000) folgen weit dahinter. »Wir sehen bei den Verkäufen<br />
einen zunehmend internationaleren Markt. Während in den<br />
vergangenen Jahren oft nur die eFahrzeuge heimischer Hersteller<br />
in den jeweiligen Ländern erfolgreich waren, werden<br />
die Verkaufsstatistiken immer internationaler. Der Markt für<br />
eFahrzeuge gleicht sich in dieser Hinsicht dem normalen Fahrzeugmarkt<br />
an«, so Luk.<br />
Markt EVI<br />
Industrie EVI<br />
Markt EVI<br />
Rang<br />
Land<br />
Rang<br />
Land<br />
Ergebnisse<br />
5<br />
1 Norwegen<br />
1 Japan<br />
2 Niederlande<br />
2 China<br />
3 Frankreich<br />
3 Deutschland<br />
4 USA<br />
4 USA<br />
5 Dänemark<br />
5 Korea<br />
6 GB<br />
6 Frankreich<br />
7 Japan<br />
7 Italien<br />
4<br />
3<br />
Norwegen<br />
Niederlande<br />
8<br />
China<br />
9<br />
Korea<br />
2<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Deutschland<br />
Irland<br />
Portugal<br />
Italien<br />
Spanien<br />
1<br />
Dänemark<br />
GB<br />
Italien<br />
Portugal<br />
Ireland<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Korea<br />
USA<br />
China<br />
Deutschland<br />
Japan<br />
Ergebnisse des aktuellen Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey (Stand Juli 2015)<br />
0<br />
1 2 3 4 5<br />
Industrie EVI<br />
10 Neue Mobilität<br />
Neue Mobilität<br />
11
Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />
Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />
Elektromobilität<br />
in Deutschland und im<br />
internationalen Vergleich<br />
Analyse und Ursachenforschung im deutschen Markt<br />
Es läuft nicht planmäßig mit der eMobilität in Deutschland.<br />
Auf dem Weg zum Leitmarkt scheint der Motor zu stocken.<br />
Politik, Industrie und Öffentlichkeit schieben sich den<br />
»schwarzen Peter« für die Ursache gegenseitig zu. In der öffentlichen<br />
Wahrnehmung sind eAutos technisch noch nicht<br />
ausgereift und zu teuer. Von »Käuferstreik« ist die Rede.<br />
Die Autoindustrie fordert deutlich mehr Förderung von den<br />
Politikern. Letztere verweisen auf enge Kassen und auf die<br />
weltweit starke Rolle der deutschen Autoindustrie. Alle miteinander<br />
sind gerade dabei ein insbesondere für die deutsche<br />
Autoindustrie entscheidendes Zukunftsfeld nachhaltig<br />
zu zerreden und aufzugeben.<br />
Dieser Beitrag möchte den Versuch wagen, die Fakten über<br />
die Entwicklung des deutschen Marktes für Elektromobilität<br />
zu analysieren und Ursachenforschung auf Basis aktueller<br />
Entwicklungen zu unternehmen.<br />
Die Elektromobilität ist da. Sie wird auch nie wieder weg gehen.<br />
Der Bestand an eAutos weltweit wird in diesem Jahr die<br />
Milionengrenze durchstoßen. Ein Blick in die Verkaufsstatistiken<br />
zeigt, dass im letzten Jahr weltweit ca. 290.000 Fahrzeuge<br />
mit Stecker verkauft wurden. Die Entwicklung geht<br />
dynamisch weiter. Mit Wachstumsraten zwischen 100-200%<br />
gegenüber 2014 entwickeln sich gerade China, England und<br />
Frankreich zu neuen Boommärkten für Elektroautos.<br />
Deutschland hinkt dieser Entwicklung hinterher. Nicht nur,<br />
dass der deutsche Markt weit abgeschlagen auf Platz 8 im<br />
weltweiten Vergleich liegt. Auch hat es 2014 nur ein einziges<br />
Elektroauto aus deutscher Produktion (BMW i3) in die Top<br />
zehn der weltweit verkauften eAutos geschafft. Das ist immerhin<br />
ein Achtungserfolg und beweist generell den Erfolg<br />
von BMW´s Produktstrategie, jedoch auch wieder vor dem<br />
Hintergrund der sonst auf dem Weltmarkt sehr erfolgreichen<br />
deutschen Autoindustrie, leider nicht sehr ruhmreich.<br />
Schaut man sich nun die jüngere Entwicklung des deutschen<br />
Marktes im 1. Halbjahr 2015 genauer an, so wirkt das Gesamtbild<br />
zwar noch recht positiv, da bereits bis Juni 80% der<br />
Verkaufszahlen des Vorjahres erreicht wurden. Allerdings<br />
scheinen die deutschen Autohersteller bereits schon wieder<br />
auf dem Rückzug zu sein.<br />
Zulassungen Plug-In Deutschland 1. Halbjahr 2015: Deutsche Hersteller im Rückzug<br />
So hat der Mitsubishi Outlander PHEV »locker« den zweiten<br />
Platz erobert. Auch der Kia Soul ist im Markt exzellent angekommen<br />
und nimmt dem Platzhirsch i3 mächtig Kunden<br />
weg. Insbesondere dieses Auto beweist, dass dessen besseres<br />
Preis-Leistungsverhältnis und seine überlegene Effizienz<br />
durchaus deutsche (Stamm-) Marken wie BMW und VW<br />
schlagen kann.<br />
eGolf, eUP!, i3 und andere deutsche Elektroautos liegen zum<br />
Halbjahr in ihren Zulassungszahlen bereits deutlich hinter<br />
dem letzten Jahr zurück, wobei alle diese Fahrzeuge erst 2014<br />
im deutschen Markt eingeführt wurden.<br />
Besonders peinlich ist es, dass Daimler die Produktion seines<br />
»Marktführers« smart ed bereits im Dezember 2014<br />
»heimlich« eingestellt hat. Somit konnten 2015 lediglich<br />
schon auf Halde produzierte Autos an Kunden verkauft werden.<br />
Der Bestand ist nun allerdings gänzlich in der Hand der<br />
Kunden, die das Auto zwar lieben und nun aber noch ganze<br />
2 Jahre warten müssen, bis auch der neue smart als Elektroauto<br />
angeboten wird! Auch vom »viel gelobten« Mercedes<br />
B-Cell aus dem Hause Daimler wird 2015 nicht viel Wachstum<br />
zu erwarten sein. So konnte BMW zum Vergleich fast<br />
genau so viele, aber dreimal so teure Supersportwagen i8 in<br />
Deutschland verkaufen.<br />
Die Plug-in Hybride, als Hoffnungsträger der deutschen Autoindustrie,<br />
wurden alle erst in der zweiten Jahreshälfte oder<br />
gegen Ende 2014 in den deutschen Markt eingeführt.<br />
Verkaufszahlen Elektroautos weltweit 2014: Deutschland weder Leitmarkt noch Leitanbieter<br />
Top 10 eAuto Märkte<br />
USA 1<strong>18</strong>.682<br />
Top 10 Elektroautos<br />
Nissan Leaf 61.027<br />
VW Golf GTE*<br />
Mitsubishi Outlander PI<br />
Audi A3etron*<br />
Tesla Model S<br />
Nissan Leaf<br />
696<br />
680<br />
872<br />
85%<br />
74%<br />
190%<br />
1.244 229%<br />
1.<strong>18</strong>3 113%<br />
China 53.082<br />
Japan 30.390<br />
Norwegen 23.390<br />
Holland 15.089<br />
Frankreich 15.045<br />
Mitsubishi Outlander 31.689<br />
Tesla S 31.623<br />
Chevrolet Volt 21.293<br />
Toyota Prius PI 19.0<strong>18</strong><br />
BMW i3 (incl. Rex) 16.052<br />
VW eGolf<br />
BMW i3rex<br />
Kia Soul*<br />
Renault Zoe<br />
smart ed**<br />
BMW i3<br />
VW eUP!<br />
Mercedes B E-Cell*<br />
310<br />
269<br />
594<br />
549<br />
49%<br />
55%<br />
528 2.400%<br />
505 34%<br />
485 31%<br />
440 35%<br />
45%<br />
192%<br />
Summe: 11.492<br />
(entspricht ca. 80%<br />
des Gesamtjahres 2014)<br />
x%<br />
Prozent Stückzahl 1. Hj 2015<br />
im Vergleich zu 2014 gesamt<br />
Deutschland<br />
UK 14.5<strong>18</strong><br />
Kanada 5.062<br />
Schweden 4.938<br />
Quelle: inside ev<br />
13.049<br />
Ford Fusion Energi<br />
BYD Qin 14.747<br />
11.719<br />
Renault Zoe 11.323<br />
Kandi EV 10.022<br />
Summe: 293.245*<br />
*incl. 64.732 Fahrzeuge nicht<br />
in Top 10<br />
BMW i8<br />
Mercedes S PI*<br />
Porsche Cayenne PI*<br />
Porsche Panamera PI<br />
Mitsubishi iMiev<br />
Ford Focus electric<br />
Quelle: kba-zulassungsstatistiken<br />
259<br />
244<br />
65%<br />
349%<br />
<strong>18</strong>5 150%<br />
84<br />
51<br />
49%<br />
42%<br />
10 39%<br />
* Fahrzeug wurde erst im 4.<br />
Quartal 2014 in den Markt<br />
eingeführt (Vergleichbarkeit<br />
mit 2014 begrenzt)<br />
** Produktion wurde Ende<br />
2014 eingestellt (nur noch<br />
Haldenfahrzeuge werden neu<br />
zugelassen)<br />
12 Neue Mobilität Neue Mobilität 13
Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />
Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />
Da es sich meist um teure Premium-Fahrzeuge handelt, greift<br />
der deutsche Kunde aber offensichtlich lieber zum echten<br />
Elektroauto von Tesla. Der US Hersteller hat es in diesem Jahr<br />
geschafft mehr Premium-Elektroautos zu verkaufen als Mercedes<br />
und Porsche zusammen!<br />
Scheinbar liegt mindestens ein Grund für den schwächelnden<br />
deutschen eAuto-Markt darin, dass das Angebot an eAutos<br />
deutscher Produktion insbesondere für die sehr anspruchsvollen<br />
deutschen Autofahrer(-in) immer noch nicht passend zu<br />
sein scheint. Absolut gesehen ist das Angebot insgesamt viel<br />
zu klein, da es nur vier reine Elektroautos (BEV´s) aus deutscher<br />
Produktion in Deutschland zu kaufen gibt. Darüber hinaus<br />
scheint z.B. der recht teure BMW i3 wohl doch nicht so<br />
ganz den Geschmack in Deutschland zu treffen. Das Design<br />
dieses eAutos polarisiert stark. Dagegen konnte BMW im ersten<br />
Halbjahr in den USA knapp 4.500 Stück absetzen. Immerhin<br />
viereinhalb mal so viele als im Heimatland der Marke.<br />
Von VW verkauft sich der eUP! In Deutschland deutlich schlechter<br />
als ein vergleichbarer Renault Zoe, der allerdings trotz zusätzlicher<br />
Rabattaktionen seitens des Herstellers weit hinter<br />
den Erwartungen zurückfällt. Der eGolf wird vom Nissan Leaf<br />
geschlagen obwohl er einen ganz klaren Marken-/ Heimvorteil<br />
haben müsste. Hier hat wohl die - aus der Sicht von VW -<br />
zu konservative Preisgestaltung des Autos die Kauflaune bei<br />
den Kunden eher zu den Wettbewerbern (Nissan, Kia, BMW)<br />
gelenkt, obwohl das Fahrzeug an sich sehr gute Noten bekommt<br />
und effizienter als der aufwändige (Carbon) BMW i3<br />
zu sein scheint.<br />
Insgesamt muss man die Kaufzurückhaltung bei eAutos der<br />
deutschen Autofahrer(-innen) im jeweiligen Segment genauer<br />
analysieren. So ist z.B. Tesla ohne eigene aktive Werbung in<br />
Deutschland im Oberklasse-Segment mit Porsche, BMW und<br />
VW auf gleiche Augenhöhe gekommen und hat dabei viele<br />
Wettbewerber »locker« überholt. In diesem Segment spielen<br />
mögliche staatliche Subventionen überhaupt keine Rolle bei<br />
der Kaufentscheidung. D.h. hätten die deutschen Hersteller<br />
zum Model S jetzt vergleichbare eFahrzeuge, würden sie auch<br />
genügend Käufer finden. Leider wird man in Deutschland mindestens<br />
noch drei Jahre warten müssen, bis man ein dann<br />
hoffentlich (noch) besseres Auto aus deutscher Marke/ Produktion<br />
kaufen kann. Die Plug-In Hybrid-Technologie hat zwar<br />
schon niedrige Anteile, wird aber erst dann wirklich erfolgreich<br />
sein, wenn auch die rein elektrischen Reichweiten zu<br />
gleichen Kosten auf einem Niveau um die 50-80 km liegen.<br />
Im mittleren Segment beherrschen in Deutschland die SUVs<br />
mehr und mehr die Szenerie. Hier gibt es zwar schon ein Plug-<br />
In Angebot (z.B. Q7, X5, Cayenne) allerdings beherrscht der<br />
Platzhirsch Mitsubishi Outlander als in Deutschland zweitbest<br />
verkauftes Elektroauto überhaupt den Markt. Die Kunden<br />
bewerten die deutschen Plug-In SUVs als noch nicht<br />
wettbewerbsfähig im Preis-/ Leistungsverhältnis und der<br />
rein elektrischen Reichweite. Im zweiten Halbjahr 2015 muss<br />
14 Neue Mobilität<br />
man gespannt sein, wie sich das neue Tesla Model X auch in<br />
Deutschland verkaufen wird.<br />
Im Budget-Segment und bei den Stadtautos beherrscht natürlich<br />
die Diskussion um den Preis (relativ zu Verbrennern)<br />
und damit auch die staatliche Förderung die Szenerie. Gerne<br />
wird hier Norwegen oder auch Holland als Vergleich heran gezogen.<br />
In beiden Ländern wird die Elektromobilität stark gefördert<br />
und die eAutos haben bereits in ihren jeweiligen Segmenten<br />
stattliche Anteile (z.B. Norwegen >30%). Aber wenn<br />
man das Preisniveau nach Förderung mit den Preisen vergleicht,<br />
die ein deutscher Autokäufer in Deutschland z.B. für<br />
einen eGolf bezahlen muss, so sind die Unterschiede gering.<br />
Zulassung Oberklasse Deutschland 1. Halbjahr 2015:<br />
Tesla auf der Überholspur<br />
Mercedes S<br />
Audi A/S8<br />
Porsche<br />
Panamera<br />
BMW 7er<br />
VW Phaeton<br />
Tesla Model S<br />
Bentley<br />
Continental<br />
Jaguar XJ<br />
Maserati<br />
Quattroporte<br />
Lexus LS<br />
15<br />
934<br />
864<br />
796<br />
696<br />
233 0%<br />
123<br />
93<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
9%<br />
0%<br />
0%<br />
100%<br />
1.963<br />
3.884<br />
Genauer gesagt wird ein Benzin-Golf in Norwegen durch Zulassungsteuern<br />
(bis zu 100%!), 25% MwSt., etc. so teuer, dass<br />
ein eGolf, bei dem der Staat auf die Steuern verzichtet, für umgerechnet<br />
ca. 16.000 Euro weniger als ein vergleichbarer Benziner<br />
erworben werden kann. Vergleicht man dann diesen Preis<br />
allerdings mit dem deutschen Listenpreis für einen eGolf, so<br />
sind die Unterschiede lediglich auf dem Niveau gehobener<br />
Ausstattungs-Komponenten (z.B. Lederausstattung).<br />
Das VW offensichtlich Spielraum bei der Preisgestaltung hat,<br />
zeigt ein Vergleich der Listenpreise. So kostet in den USA ein<br />
eGolf umgerechnet 27.000 Euro. In Deutschland muss man erstaunlicherweise<br />
ca. 10.000 Euro mehr auf den Tisch des VW-<br />
Händlers legen.<br />
0%<br />
Januar-Mai<br />
Juni<br />
0% Anteil Plug-In<br />
6%<br />
Festzuhalten ist, dass die deutschen Elektroautos hierzulande<br />
noch zu teuer sind. Deshalb würde eine staatliche Förderung<br />
sicher speziell im Budget-Segment für Impulse sorgen können.<br />
Allerdings wird das alleine nicht zu exorbitanten Wachstumsraten<br />
führen, wenn nicht auch die deutsche Autoindustrie<br />
endlich mehr an ihren Kosten (und den Preisen) arbeitet.<br />
Hier scheint allerdings im Budget-Segment auch in den<br />
nächsten Jahren wenig bis gar keine Innovation aus Deutschland<br />
zu kommen. BMW, Daimler und VW/Audi werden vor<br />
2020 keine neuen reinen BEV mehr entwickeln und auf den<br />
Markt bringen und beim wesentlichen Kostenelement eines<br />
Elektroautos, der Batterie, hat sich die deutsche Autoindustrie<br />
bereits komplett in die Abhängigkeit der asiatischen Lieferanten<br />
begeben. Ein »Befreiungsschlag« à la Tesla mit seiner<br />
Gigafabrik (-30% Kosten!) ist offensichtlich in deutschen<br />
Industrie-Strukturen unmöglich.<br />
130<br />
Statt hier eine klare Strategie vorzulegen, betreibt der VDA lediglich<br />
Selbstbetrug durch »Karteileichen Statistik«. Im Rahmen<br />
der NPE werden seitens Verband völlig wirklichkeitsferne<br />
Zahlen in Umlauf gebracht, die beweisen sollen, dass die<br />
deutsche Autoindustrie ihre »Hausaufgaben gemacht habe«.<br />
Opel Ampera, smart ed, Ford Focus electric und dazu viele<br />
extrem teure »Prototypen«-Sportwagen werden zur Rechtfertigung<br />
»man sei ja Leitanbieter« heran gezogen. Allein es<br />
fehlt die Möglichkeit als Kunde diese eAutos auch zu kaufen!<br />
Den »schwarzen Peter« einfach an die Politik zu »reichen«<br />
und nach Subventionen zu rufen, springt leider zu kurz. Trotzdem<br />
braucht es auch Förderung. Insbesondere beim Ausbau<br />
der Langstrecken-Infrastruktur sollte der Staat nicht weiter<br />
zögern hier kräftig in Schnelllade-Stationen entlang der Autobahnen<br />
zu investieren. Heute verfügt in Deutschland lediglich<br />
und ausgerechnet Tesla über ein funktionierendes Hochleistungs-Fernstrecken-Ladenetz.<br />
Wahrscheinlich mit ein Grund<br />
für den relativen Erfolg beim Verkauf seiner eAutos.<br />
Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />
Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates im<br />
Bundesverband eMobilität<br />
<br />
Quelle: kba-zulassungsstatistiken für Brüder?<br />
<br />
!<br />
N<br />
1 <br />
2<br />
<br />
NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) Messverfahren ECE R101, Gesamt verbrauch Plug-in Hybrid Outlander: Stromverbrauch (kombiniert)<br />
13,4 kWh / 100 km; Kraftstoffverbrauch (kom biniert) 1,8 l / 100 km; CO 2 Die tatsächlichen<br />
Werte zum Verbrauch elektrischer Energie / Kraftstoff bzw. zur Reichweite hängen ab von individueller Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen,<br />
Außentemperatur, Klimaanlagen einsatz etc., dadurch kann sich die Reich weite reduzieren.<br />
1 | Quellen: www.automobile-propre.com/europe-vente-vehicules-electriques-premier-trimestre-2015; AID Newsletter 15 05, 20.03.2015<br />
2 | Unverbindliche Preisempfehlung (UPE) der MMD Automobile GmbH ab Importlager, zuzüglich Überführungskosten.<br />
Veröffentlichung der MMD Automobile GmbH, 65428 Rüsselsheim.
Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />
Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />
California Dreaming<br />
Oder wie lange taugt das Verbrennerauto als deutsches Exportmodell noch?<br />
Deutschland will zugleich Leitanbieter und Leitmarkt für<br />
elektrische Fahrzeuge sein. Ein ambitionierter Wunsch. Hintergrund<br />
der Idee der Nationalen Plattform Elektromobilität<br />
ist, dass Exportmärkte nur dann erfolgreich bearbeitet werden<br />
können, wenn die Produkte und Dienstleistungen glaubwürdig<br />
erscheinen. Gemeint ist damit, dass die Produkte,<br />
die anderen Ländern angeboten werden sollen, auch auf<br />
den heimischen Märkten Teil des mobilen Lebens sind. Das<br />
Schicksal der Magnetschnellbahn Transrapid, die von der<br />
deutschen Industrie den chinesischen Verantwortlichen als<br />
die fortschrittlichste Transporttechnik überhaupt angeboten<br />
wurde, war in dem Moment besiegelt, als sich Bund und<br />
Länder gegen die Einführung in Deutschland entschieden.<br />
Ein Produkt, dass - aus welchen Gründen auch immer - nicht<br />
selbst genutzt wird, kann von der Industrie nicht glaubwürdig<br />
im Export vermarktet werden. Man kann also - so die erste<br />
Erkenntnis - nur dann etwas wirklich gut verkaufen, wenn<br />
man durch die stetige Selbstnutzung glaubhaft für das eigene<br />
Produkt wirbt und in anderen Märkten dieses Modell<br />
auch adaptierbar ist. Insofern ist der Ansatz der Nationalen<br />
Plattform plausibel.<br />
Blicken wir vor diesem Hintergrund auf den deutschen Markt<br />
für elektrische Straßenfahrzeuge, dann erkennt man schnell,<br />
dass hier nicht viel los ist. Die nicht einmal 35.000 reinen batterieelektrischen<br />
Fahrzeuge sind in der Regel Flottenfahrzeuge<br />
in und um Forschungsvorhaben herum sowie das Hobby<br />
einiger, weniger Pioniere. In Berlin und Stuttgart sind immerhin<br />
mittlerweile einige Hundert Fahrzeuge im elektrischen<br />
Carsharing unterwegs. Alles in allem wirkt der Betrieb von<br />
eFahrzeugen in Deutschland doch noch sehr künstlich, noch<br />
sehr experimentell, noch sehr bemüht, er ist weit davon entfernt,<br />
Teil einer breiten gesellschaftlichen Praxis zu sein. Jedenfalls<br />
sind dies keine Signale, die einen Aufbruch Deutschlands<br />
in eine neue Form der Mobilität präsentieren. Wie sollte<br />
es auch anders sein? Im privaten Gebrauch ist ein eAuto immer<br />
noch mehr als doppelt so teuer wie ein gewohntes Fahrzeug<br />
und die Nutzung muss auch erst erlernt werden. Die<br />
zweite Erkenntnis im Spätsommer 2015 in Deutschland ist<br />
daher auch völlig klar: Forschungsprojekte sind gut, aber für<br />
den operativen Betrieb gibt es hierzulande keine Hilfe: wer<br />
elektrisch fährt, ist selbst schuld. Teil eines neuen Lebensstils<br />
sind elektrische Fahrzeuge in Deutschland jedenfalls<br />
noch nicht.<br />
Aus Sicht der deutschen Industrie ist dies aber auch nicht<br />
weiter schlimm, da weltweit das mit einem Verbrennungsmotor<br />
betriebene Auto weiter das Maß der Dinge ist. Und hier<br />
sendet Deutschland die genau richtigen Signale: Weiter mit<br />
dem Bestehenden. Mittlerweile sind über 44 Mio. Fahrzeuge<br />
alleine als Personenkraftwagen in Deutschland zugelassen.<br />
Das passt in die Welt. Denn hier haben sich die Fahrzeugzahlen<br />
von 66 Mrd. Einheiten in 2011 auf mittlerweile über<br />
78 Mrd. im Jahre 2014 erhöht! Während Afrika, Europa sowie<br />
Nord- und Südamerika zwar eher stagnieren, sind es vor<br />
allen Dingen die asiatischen Märkte - insbesondere China -<br />
die boomen. Für Daimler, BMW und Volkswagen ist der chinesische<br />
Markt der mittlerweile mit Abstand größte Einzelmarkt.<br />
Insofern sieht aus Sicht der deutschen Industrie mit<br />
dem Blick auf den wichtigsten Exportmarkt der Welt das Verhalten<br />
völlig konsistent aus. Also lautet die dritte Erkenntnis:<br />
Die deutsche Autoindustrie macht alles richtig. Der<br />
Mainstream setzt klar auf Verbrenner! Hier ist die heimische<br />
Praxis völlig kompatibel mit den Interessen der Industrie.<br />
Es erscheint alles aus einem Guss, man ist glaubhaft unterwegs<br />
und langsam begreift man, warum in Deutschland bei<br />
den politischen Rahmenbedingungen zur Unterstützung von<br />
Elektroautos nichts passiert.<br />
Das sind sicherlich zutreffende Momentaufnahmen. Schaut<br />
man sich in den einzelnen Staaten etwas genauer um, dann<br />
ergibt sich ein differenzierteres Bild. Grundsätzlich lässt sich<br />
erkennen, dass in vielen verschiedenen Regionen der Welt<br />
am Ausstieg aus dem Paradigma des Verbrennerfahrzeuges<br />
gearbeitet wird. Am weitesten vorangekommen sind dabei<br />
sicherlich die skandinavischen Länder mit Norwegen an der<br />
Spitze. In einem Mix von Nutzervorteilen und steuerlichen<br />
Nachlässen sind hier die Zulassungszahlen elektrischer Fahr-<br />
Internationale Rahmenbedingungen für Elektromobilität<br />
USA<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
China<br />
Japan<br />
Norwegen<br />
Niederlande<br />
Dänemark<br />
Steuererleichterung<br />
*<br />
Fünf wichtige Automobilnationen<br />
Quelle: expertenschätzung<br />
Nachteilsausgleich<br />
Dienstwagen<br />
starke Ausprägung<br />
monetäre Anreize<br />
Kaufprämie<br />
Aktivierung Leitmarkt<br />
mittlere Ausprägung<br />
Vergünstigung<br />
Fahrstrom<br />
zeuge vergleichsweise hoch. Diese Staaten, in denen vor allen<br />
Dingen die sogenannten »post-materialistischen Werte«<br />
gelebt werden, sind in puncto staatlicher Interventionstiefe<br />
am weitesten fortgeschritten. Hierzu zählen in Europa noch<br />
die Niederlande und die Schweiz. Entscheidend für den Umbruch<br />
bzw. die Neuausrichtung der »Spielregeln« für den<br />
Verkehr sind die Kommunen. Hier entscheidet sich, ob die im<br />
nationalen Recht eingeräumten Spielräume auch tatsächlich<br />
wahrgenommen bzw. ob eventuell sogar ganz neue Gestaltungsräume<br />
für einen Wandel der Verkehrspolitik deklariert<br />
werden. Helsinki hat in dieser Hinsicht die Spitze übernommen<br />
und möchte eine Stadt werden, in der kein Bürger mehr<br />
ein Auto besitzen muss. Alles funktioniert über den Sharing-<br />
Modus. Die Fahrzeuge selbst sollen allesamt »decarbonisiert«<br />
sein, sprich mit elektrischen Antrieben fahren und miteinander<br />
vernetzt werden. Kopenhagen, Oslo, Paris verfolgen<br />
ähnliche Pläne. Selbst London - völlig im Kontrast zum<br />
übrigen Land - möchte den privaten Kfz-Verkehr zurückdrängen<br />
und Automobile mit alternativen Antrieben weiter bevorzugen.<br />
Allerdings fehlt diesen Initiativen und Ansätzen noch die<br />
Strahlkraft. London und Paris stellen zwar international stark<br />
beachtete Referenzräume dar, aber die getroffenen bzw.<br />
die geplanten Maßnahmen sind noch nicht wirklich sichtbar.<br />
In Asien wiederum passiert auf der Förderschiene sehr<br />
viel. Japan hat schon seit Jahrzehnten eine hohe Kultur des<br />
Experimentierens entwickelt und ist hinsichtlich Antriebe,<br />
Batterieentwicklung sowie der Integration der Fahrzeuge in<br />
intelligente Energiespeicherlandschaften - Stichworte Micro<br />
Smart Grid - mit Abstand führend. Allerdings sind hier die<br />
gesellschaftlichen Voraussetzungen völlig andere. Die Wertestruktur,<br />
die Verhaltensdispositionen und auch die politische<br />
Interventionskultur sind noch konservativ-konventionell<br />
ausgeprägt.<br />
nichtmonetäre<br />
Anreize<br />
Sondernutzungsrechte<br />
und<br />
Privilegierung<br />
Drei Länder mit aktuell hoher Nachfrage und ohne nennenswerte eigene Automobilindustrie<br />
nicht vorhanden<br />
LIS<br />
Auf- und<br />
Ausbau<br />
öffentliche<br />
Forschungsförderung<br />
Aktivierung Leitanbieter<br />
* Steuererleichterung = Steuerbefreiung (z.B. KfZ-Steuer, MWST, Luxussteuer, Anmeldesteuer) und verringerte Steuersätze<br />
Ausbildung<br />
und Qualifizierung<br />
Investitionsförderung<br />
16 Neue Mobilität Neue Mobilität 17
Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />
Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />
1000.000<br />
50.000<br />
0<br />
2013<br />
2014<br />
Hohe Dynamik in den Elektromobilitätsmärkten ist weltweit zu erkennen<br />
Zuwachs in Deutschland im 1. Quartal 2015: 4.500 eFahrzeuge (˜100%)<br />
+23%<br />
-7%<br />
Quelle: kba, polk<br />
137% -31%<br />
+164%<br />
+14%<br />
In China liegen ohne Zweifel die größten Hebelwirkungen. In<br />
dem Land, in dem fast 25% der Weltbevölkerung wohnt, sind<br />
die Perspektiven klar abgesteckt: die Zukunft der Fahrzeuge<br />
wird elektrisch sein! Aber die gesellschaftlichen, technischinfrastrukturellen<br />
und auch politischen Rahmenbedingungen<br />
sind landesweit noch zu wenig entwickelt, wenngleich in einzelnen<br />
Städten wie in Shanghai bereits ganze Quartiere für<br />
Verbrennerfahrzeuge verboten sind. Doch in der Summe sind<br />
asiatische Staaten doch zu sehr adaptive Gesellschaften, Entwicklungen<br />
werden nicht proaktiv vorangetrieben, sondern<br />
vielmehr kopiert. Dann allerdings mit einer sehr durchschlagenden<br />
Wirkung.<br />
Die vierte Erkenntnis aus diesem kurzen internationalen Überflug<br />
zeigt, dass trotz vielerlei erfolgversprechender Initiativen<br />
und Perspektiven in keinem internationalen Markt die<br />
Strahlkraft für eine Wende in der Verkehrspolitik erkennbar<br />
ist und daher die deutsche Autoindustrie mit dem »Modell<br />
Deutschland« und dem privaten Automobil mit Verbrennungsmotor<br />
im Rücken noch immer richtig zu liegen scheint. Noch<br />
werden mit diesem Lebens- und Konsumstil keine entscheidenden<br />
Exportmärkte verpasst.<br />
Es bleibt aber noch an eine Region im Weltautomobilmarkt zu<br />
erinnern, die in den letzten Jahren zwar weniger durch automobiltechnische<br />
Innovationen aufgefallen ist, die aber durch<br />
ihren medial inszenierten Lebens- und Technikstil immer noch<br />
der Welt den Stempel aufdrückt. Vordergründig repräsentieren<br />
die USA ein Land mit einem überwiegend technisch wenig<br />
anspruchsvollen Fahrzeugpark. Aber in Kalifornien hat sich<br />
das Bild bereits geändert. Im digitalen Zeitalter stellen Unternehmen<br />
wie Google, Facebook und Apple das Maß der<br />
+66%<br />
+140%<br />
USA Japan Norwegen Niederlande China Frankreich Deutschland Dänemark<br />
96949<br />
26936 8564 22785 10857 14728 8354 566<br />
119067 25031 20326 15835 28612 16843 13836 1355<br />
Erstmalig 2.000 eFahrzeuge in<br />
einem Monat (März) zugelassen<br />
Hoher Zuwachs insbesondere<br />
bei PHEV (+400%)<br />
Besonders hohe Marktdynamik<br />
in Märkten mit unterstützenden<br />
Rahmenbedingungen<br />
Dinge dar und prägen den modernen »Business Style«. Zum<br />
offenen Hemd gehört eben auch ein Tesla vor der Tür. Bereits<br />
jetzt ist der »Newcomer aus dem Internet« im Premiumsegment<br />
führend und dient vor allen Dingen als Imageträger.<br />
Im letzten Jahr sind geschätzt ein Drittel der deutschen DAX<br />
Vorstände ins »Valley« geflogen, um den besonderen »Spirit«<br />
zu spüren. In Kalifornien werden nach wie vor die Bilder der<br />
Zukunft gemalt und elektrische Fahrzeuge spielen dabei eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Was immer gerne vergessen wird: Kalifornien hat auch eine<br />
lange Tradition in der Suche nach Alternativen zum Verbrennungsmotor<br />
und den dazu notwendigen Regulierungsansätzen.<br />
Die Renaissance elektrischer Fahrzeuge nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg startete nirgendwo anders als in Kalifornien.<br />
Der größte US-amerikanische Bundesstaat ist nicht nur der<br />
größte Automarkt in den USA, die Einwohner leiden aufgrund<br />
seiner topographischen Situation auch ganz besonders an<br />
den Emissionen. In Kalifornien wurde schon in den 1960er<br />
Jahren der Zusammenhang von Fahrzeugabgasen und Smogbildungen<br />
nachgewiesen. Das in der Hauptstadt Sacramento<br />
angesiedelte »California Air Resources Board« verkündete<br />
im 1990 modifizierten Clean Air Act erstmals, das ab dem Jahr<br />
1998 von allen in Kalifornien zugelassenen Automobilflotten<br />
mindestens 2% sogenannte »Zero-Emission Vehicles« sein<br />
mussten, der Anteil sollte im Jahre 2003 auf 10% steigen.<br />
Noch heute wird immer wieder gemutmaßt, warum die kalifornische<br />
Umweltbehörde einen so mutigen, viele Kommentatoren<br />
meinten sogar übermütigen, Vorschlag unterbreiten<br />
konnten. Doch das CARB war bereits in den 1970er und 1980er<br />
Jahre immer wieder Vorreiter bei der Setzung und Einklagung<br />
von Emissionsstandards und daher im Kampf mit der Automobilindustrie<br />
durchaus erfahren. Der Entschluss zur ZEV<br />
Verkündung ruhte einem immer wieder gemachten Versprechen<br />
seitens der US-amerikanischen Industrie - der »Big3« -<br />
jederzeit in der Lage zu sein, ein »Null-Emissions-Auto« zu<br />
bauen, wenn man denn nur wollte. Besonders tat sich Roger<br />
Smith, damaliger CEO von General Motors, in solchen Ankündigungen<br />
hervor. Die kalifornische Behörde nahm die<br />
Autohersteller daher nur beim Wort. Heraus kamen dann<br />
eine Reihe halbherziger Modelle wie der Toyota EV RAV4, der<br />
Ford Electric Ranger oder Nissan Altra sowie der erstmals als<br />
»Purpose Design« entwickelte EV 1. Ein Fahrzeug, das zwischen<br />
1996 und 1999 immerhin in 1.200 Einheiten produziert<br />
wurde. Privatpersonen konnten das Fahrzeug für 499 Dollar im<br />
Großraum Los Angeles leasen, insgesamt wurden dazu 350<br />
Ladepunkte installiert. Bereits damals war der EV1 der Liebling<br />
Hollywoods und hatte unter anderem mit Mel Gibson und<br />
Tom Hanks prominente Nutzer und Unterstützer.<br />
Die fünfte Erkenntnis zeigt damit, dass in Deutschland alle<br />
Augen nach China gerichtet sind und hier die Entwicklungen<br />
mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt werden. Dabei liegt die<br />
»Prägeanstalt der Moderne« in Kalifornien. Kalifornien hat<br />
nicht nur eine lange Tradition in der Verabschiedung extrem<br />
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ambitionierter Zero-Emission-Verordnungen, hier beginnen<br />
elektrische Autos Autos auch mehr und mehr Teil einer modernen<br />
Lebensführung zu werden. Die Kraft dieser Bilder wirkt.<br />
Das selbstfahrende Auto hat durch das Google Car ein erstes<br />
Gesicht erhalten, die Gerüchte über das Apple Car wollen gar<br />
nicht mehr verstummen. Entscheidend scheint, dass es weniger<br />
um einen technologischen Durchbruch geht, sondern<br />
um eine Neuinterpretation des Autos als langsam fahrendes<br />
»Robocar«, eingebettet in einer Smart City Landschaft.<br />
Das Auto ist nicht mehr der Fixpunkt des Universums, es<br />
wird Teil dessen: Das Internet kommt nicht ins Auto, sondern<br />
das Auto wird Teil des Internets der Dinge.<br />
Wenn also das selbstfahrende, vernetzte, elektrische Auto<br />
ähnlich wie Google und Facebook das Maß der Dinge wird,<br />
dann sieht die deutsche Welt mit ihrer ingenieurwissenschaftlichen<br />
Gründlichkeit, aber auch mit ihrer Behäbigkeit,<br />
doch etwas altbacken aus. Es heißt also, vorsichtig zu schauen,<br />
ob wir mit dem Verbrennungsmotor auch zukünftig noch<br />
die richtigen Bilder und Lebensstile bedienen oder ob wir<br />
uns nicht doch langsam umstellen sollten.<br />
Prof. Dr. Andreas Knie<br />
Wissenschaftlicher Beirat im Bundesverband eMobilität<br />
<br />
<strong>18</strong> Neue Mobilität Neue Mobilität 19
Über den Tellerrand geschaut - Norwegen<br />
Über den Tellerrand geschaut - Norwegen<br />
In Norwegen fährt<br />
die Zukunft<br />
Ein Gastkommentar von Jens Schabacher<br />
Tesla Model S im Sonnenuntergang<br />
quelle: Bjørn Nyland<br />
20 Neue Mobilität<br />
Neue Mobilität<br />
21
Über den Tellerrand geschaut - norwegen<br />
Über den Tellerrand geschaut - norwegen<br />
Hoch im Norden zwischen Bergen und Fjorden liegt das Land<br />
der Elektroautos - Norwegen. Das skandinavische Königreich<br />
hat die Krone auf, wenn es um die Zukunft des Automobils<br />
geht. Hier gibt es weltweit die mit Abstand höchsten Marktanteile<br />
von Elektroautos. Im ersten Halbjahr 2015 war fast<br />
jeder fünfte Neuwagen mit einem Elektromotor ausgestattet.<br />
Insgesamt fahren über 2% aller Autos in Norwegen bereits<br />
elektrisch.<br />
Das konsequente Fördersystem war erfolgreicher als gedacht.<br />
Es sollte spätestens 2017 oder bei der Marke von 50.000 zugelassenen<br />
Elektroautos enden. Dieses Ziel wurde schon im<br />
April 2015 erreicht, ohne dass Preise und Technologie wettbewerbsfähig<br />
genug sind. Anders als in deutschen Medien zu<br />
lesen war, ist dies aber lange nicht das Ende. Im Gegenteil,<br />
die finanzielle Unterstützung bleibt bis zum Wahljahr 2017<br />
unverändert. Und ab 20<strong>18</strong> geht es mit moderaten Kürzungen<br />
weiter.<br />
Wenn die Batterien der Elektroautos in Norwegens langen<br />
Wintern halten, klappt Elektromobilität überall. Was sind die<br />
Gründe für den Erfolg?<br />
Das norwegische Fördersystem und seine Wirkungen<br />
Das Geheimnis des norwegischen Elektroautowunders ist einfach<br />
erklärt. Die Kaufpreise und die Haltungskosten sind niedriger<br />
als die von fossilen Pkw. Zusätzlich gibt es Privilegien im<br />
Straßenverkehr. Das großzügige Fördersystem wurde in den<br />
letzten 20 Jahren für einen nationalen Nischenmarkt mit Autos<br />
von in Norwegen ansässigen Firmen entwickelt. 2012 wurde<br />
es Teil eines ehrgeizigen Klimaprogramms der Regierung. Der<br />
Durchbruch der Elektroautos aber kam erst mit den marktreifen<br />
Modellen von traditionellen Herstellern wie Nissan. Und<br />
endgültig mit Tesla, dem führenden Elektroauto-Hersteller im<br />
Herbst 2013. Im November des gleichen Jahres wurde erstmals<br />
eine zweistellige Zulassungsrate erreicht.<br />
Elektromobilität ist bereits Alltag in Norwegen<br />
quelle: Ståle Frydenlund elbil.no<br />
Befreit von der Mehrwertsteuer und der Zulassungsabgabe<br />
verringert sich der Listenpreis bis um die Hälfte. Die in Deutschland<br />
unbekannte Zulassungsabgabe setzt sich zusammen<br />
aus Gewicht, Leistung und der Höhe der umweltschädlichen<br />
Abgase. Die Preise werden im Ergebnis gleich hoch oder niedriger<br />
als die fossil angetriebener Modelle.<br />
Diese Steuervorteile sind laut der Umfrage »Elektroautofahrer<br />
2015« der norwegischen Elektroautovereinigung für über<br />
70% der Käufer, wie die niedrigeren Betriebskosten, die entscheidenden<br />
Anreize. Auf weniger als 200 Kronen pro Monat,<br />
entsprechend 23 Euro, belaufen sich die Stromkosten fürs<br />
elektrische Fahren. Die Befreiung von Mautgebühren ist für<br />
die Hälfte der Befragten für den Kauf wichtig.<br />
Für die Nutzer von Elektroautos sind Privilegien im Straßenverkehr<br />
offenbar nicht wesentlich, wie auch andere Studien<br />
zeigen. Kostenfreies Parken ist für 70% nicht entscheidend,<br />
nachrangig für den Kauf sind demnach ebenfalls kostenloses<br />
Aufladen an öffentlichen Ladestationen (72%), Fahren auf<br />
der Busspur (78%) und das kostenfreie Nutzen von Fähren<br />
(82%). Erwartungsgemäß ist in Metropolregionen wie Oslo<br />
das Nutzen der Busspur beliebt, und an der Westküste mit ihren<br />
vielen Inseln das kostenfreie Fahren mit den Fähren.<br />
Anpassung der Förderung<br />
Die neuen Gesetze sollen ab 2017 wirksam werden. Unabhängig<br />
von der Antriebstechnik sind Nullemissionsautos in<br />
ihnen explizit wirtschaftlich besser gestellt. Über die Befreiung<br />
von der Zulassungsabgabe wird jeweils 2020 und 2030<br />
vor dem Hintergrund der Erreichung der Klimaziele entschieden.<br />
Um 40% will Norwegen bis 2030 seine Treibhausgasemissionen<br />
verringern - der Autoverkehr soll dazu seinen anteiligen<br />
Beitrag leisten. Die derzeitige Mehrwertsteuer von<br />
0% kann ab 20<strong>18</strong> schrittweise und an die technologische Entwicklung<br />
angepasst durch Zuschüsse mit Maximalbeträgen<br />
ersetzt werden.<br />
Lokal soll zukünftig über die umstrittene Busspurnutzung, das<br />
gratis Parken und Laden entschieden werden können. Die<br />
Regierung hat zudem angekündigt, eine niedrige Gebühr an<br />
Mautstationen und Fähren zu prüfen. Eine weitere Einschränkung<br />
stellt die Besteuerung von elektrischen Firmenwagen<br />
ab 20<strong>18</strong> dar. Ebenso kann Nullemissionsautos dann die halbe<br />
und von 2020 an die volle Kfz-Steuer auferlegt werden.<br />
Mehrwertsteuerfrei ist seit Juli 2015 hingegen das Leasen<br />
von Elektroautos, das bis zu 4.800 Euro Ersparnis bringt. Insbesondere<br />
Flottenbetreiber werden hiervon profitieren. Das<br />
Überwachungsorgan des Europäischen Wirtschaftsraums, die<br />
EFTA Surveillance Authority, hat die norwegischen Fördergesetze<br />
anerkannt, die daher von der Regierung in Oslo umgesetzt<br />
werden mussten. Schon vorher ging im wahrsten Sinne<br />
des Wortes die norwegische Post ab, die im Juni 300 Renault<br />
Kangoo zu ihren 900 bereits genutzten Elektroautos bestellte.<br />
Marktentwicklung<br />
Mit 13.665 Elektroautos im ersten Halbjahr 2015 festigt sich die<br />
Zulassungsrate bei <strong>18</strong>,4 % auf einem noch höheren Niveau,<br />
als bei den durchschnittlich 12,5% vom Vorjahr. Ein wesentlicher<br />
Grund für diese Steigerung sind die elektrischen Modelle<br />
deutscher Hersteller, die stark von der Kundenbindung<br />
profitieren. Waren Nissan und Tesla die Erfolgsmodelle in den<br />
letzen beiden Jahren, haben mit Volkswagen die deutschen<br />
Autos stark aufgeholt. E-Golf und e-up! vereinen mit 35 und<br />
6%, der BMWi3 und die Mercedes B-Klasse mit fünf beziehungsweise<br />
mit 4% Marktanteil die Hälfte aller elektrischen<br />
Zulassungen auf sich. Tesla liegt bei 20%, Nissan und Renault<br />
haben etwa 12 beziehungsweise 8% Anteil.<br />
Die Studie »Electric vehicles - environmental, economic and<br />
practical aspects (TØI Report 1329/2014)« vom Norwegian<br />
Center for Transport Research aus dem Jahr 2014 zeigt, dass<br />
die meisten Elektroautos als Ersatz für einen fossilen Zweitwagen<br />
gekauft werden. Doch schon ein Viertel der Haushalte<br />
mit Elektroauto nutzen nur ein einziges elektrisches Auto<br />
als Familienwagen. In jedem Fall werden sie im Alltag mit<br />
gleicher Laufleistung wie ein Auto mit Verbrennungsmotor<br />
mit nur geringen Einschränkungen bezüglich der Reichweite<br />
genutzt.<br />
Die Studie zeigt weiter auf, dass sich immer weitere Käuferschichten<br />
für Elektroautos interessieren. Mittlerweile erwägt<br />
ein Drittel der Besitzer eines Autos mit Verbrennungsmotor ein<br />
elektrisches zu erwerben. Trotz geringerer Reichweiten werden<br />
niedrige Betriebskosten, ökologische Vorteile und die<br />
Alltagstauglichkeit so hoch bewertet, dass sich 87% der bisherigen<br />
Käufer wieder ein Elektroauto kaufen wollen. Noch<br />
sind es immer eher technikaffine und umweltbewusste Trendsetter<br />
- Familienväter zwischen 35 und 54 Jahren mit hohem<br />
Einkommen, überdurchschnittlicher Bildung, mit mehreren<br />
Kindern - die sich in Norwegen ein Elektroauto kaufen.<br />
Von Norwegen lernen<br />
Elektromobilität funktioniert. Alltagstauglichkeit und Reichweite<br />
in schwereren klimatischen Bedingungen - ist alles kein<br />
Problem. Die Kunden sind zufrieden, die Absatzzahlen steigen.<br />
Während Deutschland noch forscht, geht es in Norwegen<br />
in die nächste Runde. In den kommenden Jahren entscheidet<br />
sich dort exemplarisch für andere Märkte, ob im Massenmarkt<br />
in den höheren Segmenten Elektroautos mit mittlerer<br />
Reichweite oder Plug-in Hybride das Rennen machen.<br />
Die norwegische Förderpolitik konzentriert sich auf klassische<br />
Autokäufer und die Subventionen sind hoch. Im Vergleich<br />
müssten in Deutschland 2015 rund 600.000 Elektroautos<br />
zugelassen werden. Eine Größenordnung, die die deutsche<br />
Industrie beim besten Willen noch nicht bedienen kann. Das<br />
Fördermodell muss daher schrittweise übertragen werden.<br />
Die für die Verbreitung so wichtigen persönlichen Erfahrungen<br />
und die Sichtbarkeit funktionieren am schnellsten im Zusammenspiel<br />
mit über 2,5 Millionen Pedelecs, elektrischem<br />
ÖPNV, elektrischem Carsharing und öffentlichen und privaten<br />
Fuhrparks in einer Strategie zusammen mit Städten und<br />
Gemeinden.<br />
Die elektromobile Verkehrswende braucht ein koordiniertes<br />
und verlässliches Rahmenwerk, genau wie die Energiewende.<br />
Im Unterschied zu Norwegen bestimmt die Industrienation<br />
und der Autostandort Deutschland die Preise für Batterien<br />
und Elektroautos selbst. Norwegen zeigt: Sind die Kosten<br />
wettbewerbsfähig, können deutsche Unternehmen ganze<br />
Märkte neu erobern - im Jahrhundert der Elektromobilität.<br />
Mit Weltneuheiten bestätigt Norwegen seinem Ruf auch als elektromobile Seefahrernation<br />
Die »Viking Lady« von Eidesvik ist das erste kommerzielle Schiff mit Brennstoffzellenunterstützung. Sie ist ein Versorger<br />
aus dem Jahre 2008, welcher mit einem Großakku nachgerüstet wurde. Das Low Loss Hybrid (LLH) System von Wärtsilä<br />
ist seit letzem Jahr marktreif. Auch der Technikkonzern ABB forscht an Hybridantrieben mit Marintek an Norwegens<br />
Technisch-Naturwissenschaftlicher Universität, der NTNU. Schon nächstes Jahr soll der erste hybride Versorger vom Stapel<br />
laufen. Denn Treibstoffeinsparungen bis 15% sind mit solchen Schiffen möglich. Die weltweit erste vollelektrische<br />
Binnenlandautofähre, die MF »Ampere« fährt seit Jahresbeginn im Sognefjord. Nach nur 5 Jahren wäre es laut Siemens<br />
und Bellona rentabel, von <strong>18</strong>0 Inlandsfähren 84 durch elektrische und 43 durch hybride Modelle zu ersetzen. Im Juli von<br />
Selfa Arctic zu Wasser gelassen wurde der weltweit erste Fischkutter mit Hybridantrieb, der Selfa Elmax 1099.<br />
Dass Elektromobilität in der Schifffahrt mehr als der Austausch des Antriebes sein kann, zeigt das revolutionäre Konzept<br />
»Short Sea Pioneer« der North Sea Container Line. Es sieht ein Mutterschiff mit Hybridantrieb und ein vollelektrisches<br />
Tochterschiff für die kleineren Häfen an der Küste vor. Autonomes Fahren im Short-Sea Shipping testet die DNV GL Group<br />
aktuell mit der NTNU an einem 1:20 Modell der »ReVolt«. Das geplante sechzig Meter lange Konzeptschiff soll mit einer<br />
drei Megawattstunden Batterie vollelektrisch hundert nautische Meilen weit fahren können, hundert Container tragen<br />
und im Vergleich zu einem bemannten Dieselschiff jährlich eine Millionen Euro einsparen.<br />
22 Neue Mobilität Neue Mobilität 23
Über den Tellerrand geschaut: - Ein Ländervergleich internationaler Smart Vergleich Cities -<br />
Über den Tellerrand geschaut - Ländervergleich Smart Cities<br />
Smart Cities<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen für Elektromobilität - was Deutschland für das<br />
EmoG II lernen kann<br />
Urbanisierung ist ein weltweiter Trend. Mit dem Städtewachstum<br />
geht die Herausforderung einher, die steigende<br />
Einwohnerzahl und damit verbundene Probleme der Luftreinhaltung,<br />
des Wohnungsbaus und intelligenter Transportsysteme<br />
zu bewältigen. Dieses Ziel verfolgt auch die Smart<br />
Cities-Initiative in Europa, durch die Emissionen aller Art im<br />
städtischen Bereich reduziert werden sollen, um so die Lebensqualität<br />
zu erhöhen.<br />
Ein Hoffnungsträger der Smart Cities-Initiative ist die Elektromobilität.<br />
Die Vorteile der Elektromobilität sind bekannt und<br />
vielfältig: Die lokalen Schadstoff- und Lärmemissionen sind<br />
im Vergleich zu herkömmlichen Antriebsarten geringer, sie<br />
ist unabhängig vom Rohstoff Öl und die relativ neue Technik<br />
birgt eine gute Chance für die Automobilindustrie und weitere<br />
Wirtschaftszweige, sich im internationalen Wettbewerb<br />
zu positionieren und dabei Arbeitsplätze zu erhalten und<br />
auszubauen.<br />
Vorteile sind eine Sache - die tatsächliche Umsetzung eine andere.<br />
Hohe Investitionen der letzten Jahre in Forschung und<br />
Entwicklung haben zu erheblichen Fortschritten der Elektromobilität<br />
in technischer Hinsicht beigetragen. Bis Jahresende<br />
werden wohl alleine von deutschen Automobilherstellern 29<br />
Modelle mit Elektroantrieb angeboten.<br />
Technisches Angebot alleine genügt jedoch nicht für den Erfolg.<br />
Es müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
bestehen, um es zu nützen. Zudem ist Elektromobilität in den<br />
Augen der Verbraucher noch eine junge Technologie, deren<br />
Vorzüge es erst zu verstehen und schätzen gilt.<br />
Die öffentliche Debatte in Deutschland konzentriert sich derzeit<br />
auf eine kritische Bestandsaufnahme. Waren die bislang<br />
unternommenen Anstrengungen von Politik und Wirtschaft<br />
ausreichend, um genügend Vertrauen und Interesse in der<br />
Bevölkerung bzw. bei Unternehmen zu wecken, so dass von<br />
echter Akzeptanz die Rede sein kann?<br />
Angesichts der überschaubaren Anzahl zugelassener Neufahrzeuge<br />
mit Elektroantrieb sind weitere Maßnahmen dringend<br />
erforderlich. Nach Angaben der Bundesregierung sind<br />
in Deutschland derzeit rund 30.000 Elektrofahrzeuge unterwegs.<br />
Der folgende Blick auf die verschiedenen rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen zeigt, dass weitere Maßnahmen möglich<br />
wären, um die zurückhaltende Marktdurchdringung in<br />
Zukunft zu steigern.<br />
eMobilität im europäischen Ausland auf nationaler Ebene<br />
Unsere europäischen Nachbarländer haben verschiedene<br />
Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität ergriffen.<br />
Die nationalen Ausprägungen variieren natürlich. Ihnen ist<br />
jedoch gemeinsam, dass sie im Gegensatz zu Deutschland -<br />
zumindest unter anderem - auf direkte Kaufanreize setzen.<br />
Norwegen<br />
Besondere Aufmerksamkeit kommt hier bereits seit Jahren<br />
den Fördermaßnahmen in Norwegen zu, das immerhin etwa<br />
ein Prozent der Fahrzeuge durch Elektromobilität bestreitet.<br />
Fahrer von Elektroautos dürfen nicht nur Busspuren mitbenützen,<br />
sie finden auch eine gute Ladeinfrastruktur vor, die sie<br />
in Oslo sogar kostenlos verwenden dürfen. Kostenlose Lademöglichkeiten<br />
bieten neben der öffentlichen Hand auch<br />
viele private Arbeitgeber an. Mit einer Befreiung von der City-<br />
Maut, der Mehrwertsteuer und der Sondersteuer für Autokäufer<br />
bestehen weitere direkt spürbare finanzielle Anreize.<br />
Sie führen insgesamt dazu, dass der Gesamtpreis eines Neuwagens<br />
mit elektrischem Antrieb gegenüber herkömmlichen<br />
Antriebsarten um etwa ein Drittel geringer ist. Zudem hat<br />
Norwegen kürzlich beschlossen, keine Mehrwertsteuer mehr<br />
für das Leasing von Elektroautos und deren Batterien zu erheben.<br />
EU-Länder<br />
Auch in den Nachbarstaaten der EU werden ähnliche Kaufanreize<br />
angeboten. Eine Prämienzahlung im mittleren vierstelligen<br />
Bereich ist etwa in Spanien, Portugal und Frankreich üblich.<br />
Spanien gewährt zudem mit seinem Programm »PIVE«<br />
eine Art »Abwrackprämie« in Höhe von 2.000 Euro beim Kauf<br />
von Neuwagen mit elektrischem Antrieb. Die britische Regierung<br />
hat zuletzt entschieden, von 2015 bis 2020 weitere 500<br />
Millionen Pfund in Elektromobilität zu investieren. Städte erhalten<br />
für Emissionssparpläne und elektromobilitätsfreundliche<br />
Infrastruktur finanzielle Unterstützung und es soll die<br />
Lade- und Infrastruktur weiter ausgebaut werden. All diese<br />
Anreize haben dazu geführt, dass Großbritannien in der EU<br />
im vergangenen Jahr größter Neuzulassungsmarkt für eFahrzeuge<br />
war, vor Deutschland und den Niederlanden.<br />
Maßnahmen auf EU-Ebene<br />
Green Cars-Initiative<br />
Bereits 2009 wurde mit der Green Cars-Initiative ein Projekt<br />
auf europäischer Ebene ins Leben gerufen, mit dem Ziel der<br />
Erforschung und Entwicklung einer sicheren, effizienten und<br />
umweltfreundlichen Mobilität, insbesondere der Elektromobilität,<br />
und der dazu benötigten Technologien und Infrastrukturen,<br />
wie smart grids und smart meter.<br />
Richtlinie über den Ausbau der Infrastruktur für alternative<br />
Kraftstoffe (2014/94/EU)<br />
Die Richtlinie 2014/94/EU ist ein wichtiger Schritt auf europäischer<br />
Ebene zur Förderung alternativer Antriebe, einschließlich<br />
der Elektromobilität. Sie ist Teil der sogenannten<br />
Clean Power for Transport-Initiative. Die Richtlinie dient der<br />
Vereinheitlichung von Steckerstandards für öffentlich zugängliche<br />
Ladeeinrichtungen. Hierdurch soll einerseits Investoren<br />
Investitionssicherheit beim Ausbau der so wichtigen Ladeinfrastruktur<br />
gegeben werden. Von einer verstärkten Investition<br />
in die Ladeinfrastruktur erhoffen sich die EU-Staaten<br />
24 Neue Mobilität<br />
Neue Mobilität 25
Über den Tellerrand geschaut - Ländervergleich Smart Cities<br />
Über den Tellerrand geschaut - Ländervergleich Smart Cities<br />
andererseits eine höhere Akzeptanz alternativer Antriebe in<br />
der Bevölkerung. Die meist noch geringe Reichweite des reinen<br />
Elektroantriebs wird in Verbindung mit ungenügender<br />
Ladeinfrastruktur als eines der großen Probleme angesehen.<br />
Gleichzeitig wird betont, dass die Ladeinfrastruktur nicht nur<br />
durch die öffentliche Hand sichergestellt werden kann, sondern<br />
auch private Anbieter hierbei mitwirken können und<br />
sollen.<br />
Deutschland hat als erster Mitgliedstaat innerhalb des 24-monatigen<br />
Umsetzungszeitraums seinen nationalen Strategierahmen<br />
für die Marktentwicklung bei alternativen Kraftstoffen<br />
im Verkehrsbereich (National Policy Framework) entwickelt<br />
und die Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. Derzeit sind<br />
in Deutschland rund 4.800 Ladepunkte an etwa 2.400 Standorten<br />
vorhanden sowie rund 150 Schnellladepunkte. Bis<br />
2017 sollen nach derzeitigen Angaben der Bundesregierung<br />
rund 400 weitere Elektroladesäulen an Autobahnraststätten<br />
entstehen.<br />
Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität in Deutschland<br />
Eine Million Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf deutschen Straßen<br />
bis zum Jahr 2020 - das ist das erklärte Ziel der aktuellen<br />
Bundesregierung. Der deutsche Förderansatz unterscheidet<br />
sich im Wesentlichen dadurch von denjenigen im<br />
Ausland, dass Verbraucher derzeit keine direkten finanziellen<br />
Förderungen beim Kauf erhalten. Das am 12. Juni 2015 bis<br />
30. Juni 2030 befristet in Kraft getretene Elektromobilitätsgesetz<br />
(EmoG) setzt Kaufanreize, indem elektrisch betriebene<br />
Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr Sonderrechte erhalten.<br />
Das EmoG wird flankiert durch eine Vielzahl weiterer Maßnahmen.<br />
Die Förderung der Elektromobilität erfasst daneben<br />
auch andere Verkehrsmittel als den Pkw.<br />
EmoG<br />
Die zentrale Vorschrift des EmoG ist § 2, der den Begriff<br />
»elektrisch betriebenes Fahrzeug« definiert. Von den Vergünstigungen<br />
profitieren (i) reine Batterieelektrofahrzeuge<br />
(BEV), (ii) Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) sowie (iii) Plugin<br />
Hybridfahrzeuge (PHEV), die höchstens 50g CO 2<br />
/km ausstoßen<br />
oder über eine rein elektrische Mindestreichweite von<br />
mehr als 30 km (bzw. mehr als 40 km ab dem 1. Januar 20<strong>18</strong>)<br />
verfügen.<br />
Erfüllt ein Fahrzeug diese Voraussetzungen, kann es grundsätzlich<br />
von den Bevorrechtigungen profitieren. Hierzu zählen<br />
nicht-monetäre Anreize wie Parkbevorrechtigungen in<br />
der Nähe von Ladestationen, Ausnahmen von Zufahrtsbeschränkungen<br />
oder Durchfahrtsverboten und die Benutzung<br />
von Busspuren in Innenstädten sowie Parkgebührenermäßigungen<br />
oder -befreiungen als einzigen monetären Anreiz.<br />
Das EmoG alleine räumt den Autofahrern die Vorzüge aber<br />
noch nicht ein. Gesetzestechnisch ist das EmoG ein Vehikel,<br />
das es diversen Bundesministerien erlaubt, eine Rechtsverordnung<br />
zu erlassen, mit der zunächst einmal die Kennzeichnung<br />
der privilegierten Fahrzeuge geregelt wird. Ebenfalls<br />
durch Rechtsverordnung soll der Katalog der zugelassenen<br />
Bevorrechtigungen näher ausgestaltet werden. Von den so<br />
ausgestalteten Bevorrechtigungen können einige oder alle<br />
in der jeweiligen Stadt zugelassen werden. Das EmoG ist<br />
damit ein erster Schritt, es ist jedoch noch weiterer Verwaltungsaufwand<br />
erforderlich, bevor die Vergünstigungen konkret<br />
genützt werden können.<br />
Letztlich ist es auch die Entscheidung jedes einzelnen Fahrers,<br />
ob er ein entsprechendes Kennzeichen gebührenpflichtig beantragt.<br />
Es besteht keine Pflicht zur Kennzeichnung, ohne<br />
Kennzeichnung aber auch kein Recht dazu, die Vergünstigungen<br />
zu nützen. Auch ausländische BEV, FCEV bzw. PHEV<br />
sollen von den Vorzügen profitieren können. Einziger Unterschied:<br />
zur Kennzeichnung erhalten diese eine Plakette statt<br />
eines Kennzeichens. Ob und wie viele Fahrzeughalter im Inund<br />
Ausland von den Vergünstigungen Gebrauch machen<br />
werden, bleibt abzuwarten.<br />
Bereits im Gesetzgebungsprozess war von verschiedenen<br />
Seiten Kritik am EmoG laut geworden. Allen voran die Kommunen,<br />
deren Hilfe maßgeblich erforderlich ist, um die Regelungen<br />
des EmoG im Alltag umzusetzen, waren und sind<br />
skeptisch. Die Bevorrechtigungen laufen den planerischen<br />
Zielen der Kommunen, Verkehrsberuhigung der Innenstädte<br />
durch eine Verringerung des Durchgangsverkehrs und des<br />
Parksuchverkehrs, zumindest teilweise zuwider.<br />
Die Kommunen werden zudem mit einem Großteil der Umsetzungskosten<br />
belastet. Dies reicht von erhöhtem Verwaltungsaufwand<br />
bei den Zulassungsbehörden bis hin zu Einnahmen,<br />
die ihnen entgehen, wenn sie für die kostenlos oder<br />
vergünstigt parkenden Fahrzeuge mit Elektroantrieb keine<br />
Parkgebühren mehr erheben können. Eine Ausgleichszahlung<br />
an die Kommunen ist trotz der Kritik im Gesetzgebungsprozess<br />
auch in der verkündeten Fassung des EmoG nicht<br />
enthalten.<br />
Zudem könnte das Regel-Ausnahme-Verhältnis der Sonderrechtszonen<br />
umgekehrt werden und damit der Anreiz sinken,<br />
den öffentlichen Nahverkehr statt des eigenen Autos zu nutzen,<br />
wenn nun die Busspur zur Verfügung steht. Dies hatte im<br />
Gesetzgebungsprozess auch zu Forderungen von Seiten des<br />
Bundesrates geführt, Elektromobilität im ÖPNV zu stärken<br />
oder Anreize für die Umstellung gewerblicher Fahrzeugflotten<br />
auf Elektromobilität zu setzen. Eingang in das EmoG fanden<br />
diese Regelungen zwar nicht, sie sind nunmehr jedoch in Planung<br />
im Rahmen weiterer Förderungen.<br />
Kraftfahrzeugsteuerbefreiung<br />
BEV und FCEV - nicht jedoch PHEV - sind zudem nach § 3d<br />
KraftStG von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. Diese Befrei-<br />
ung beträgt 10 Jahre bei Erstzulassung zwischen dem <strong>18</strong>. Mai<br />
2011 und dem 31. Dezember 2015 oder 5 Jahre bei Erstzulassung<br />
ab 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2020 oder vor dem<br />
<strong>18</strong>. Mai 2011.<br />
Änderung der Dienstwagenbesteuerung<br />
Wer in der Vergangenheit ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen<br />
genützt hat, hatte hierbei erhöhte Kosten. Dies lag darin<br />
begründet, dass ein vom Arbeitgeber kostenlos oder verbilligt<br />
zur Verfügung stehender Dienstwagen zum arbeitsrechtlich<br />
relevanten Einkommen zählt und als solches im Rahmen<br />
der Einkommensteuer zu versteuern ist. Die Höhe der Steuerbelastung<br />
wird dabei nach der sogenannten »Ein-Prozent-<br />
Methode« ermittelt, wonach für die Besteuerung ein Prozent<br />
des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs bei Erstzulassung zugrunde<br />
gelegt wird. Elektrofahrzeuge sind derzeit, bedingt<br />
durch die Batterien, teurer als vergleichbare konventionelle<br />
Kraftfahrzeuge. Dieser einkommensteuerliche Nachteil soll<br />
nunmehr ausgeglichen werden, indem der höhere Listenpreis<br />
von Elektrofahrzeugen um den Batteriepreis bereinigt wird.<br />
Förderung von Hybridbussen im Nahverkehr<br />
Seit dem 12. Dezember 2014 liegt zudem eine Verwaltungsrichtlinie<br />
zur Forderung von diesel-elektrischen Hybridbussen<br />
im öffentlichen Nahverkehr vor. Danach fördert das Bundesumweltministerium<br />
durch gezielte Investitionszuschüsse<br />
solche Verkehrsbetriebe, die Hybridbusse beschaffen und im<br />
Linienbetrieb einsetzen.<br />
Förderung »Nationaler Radverkehrsplan 2020«<br />
Elektromobilität bietet nicht nur bei Kraftfahrzeugen eine<br />
große Chance für Smart Cities. Mit dem »Nationalen Radverkehrsplan<br />
2020« wurde ein Projekt im Bereich des Elektroradverkehrs<br />
gefördert. Ideen im Themenfeld Elektromobilität<br />
konnten bis zum 1. August 2015 eine finanzielle Förderung in<br />
Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses als Anteilsfinanzierung<br />
erhalten.<br />
Details unter:<br />
www.evolutionm.eu<br />
Ausblick<br />
Auf dem Gipfel zur Elektromobilität Anfang Juni diesen Jahres<br />
übte die Industrie Kritik am derzeitigen Elektrostandort<br />
Deutschland. Die milliardenschweren Investitionen der<br />
Unternehmen sind getätigt; zuletzt durch das Projekt HV-<br />
ModAL, einen Zusammenschluss deutscher Konzerne und<br />
Wirtschaftseinrichtungen, um ein Baukastensystem für Elektroantriebe<br />
zu schaffen und so die Kosten zu senken.<br />
Der große Erfolg der Elektromobilität ist bisher aber<br />
ausgeblieben. Die Bundesregierung wurde daher<br />
erneut dazu aufgefordert, weitere Anreize zu erwägen,<br />
um die Nachfrage anzukurbeln. Entsprechend<br />
räumte nun auch die Bundeskanzlerin ein, dass weitere<br />
Förderungen erforderlich seien.<br />
Im Gespräch sind derzeit z.B. Sonderabschreibungen für Firmenwagen,<br />
ein Ausbau der Ladeinfrastruktur, indem Autobahnraststätten<br />
mit Schnellladesäulen ausgerüstet werden<br />
sollen, sowie die Förderung der Anschaffung von Bussen mit<br />
Elektroantrieb, insbesondere auch im Rahmen der öffentlichen<br />
Beschaffung. Ein zweiter Teil des Elektromobilitätsgesetzes<br />
(EmoG II) wird nun geplant und soll ab 2016 diskutiert<br />
werden. Der Vergleich mit den ausländischen Förderungen<br />
zeigt, vor allem die Reichweite und die Anschaffungskosten<br />
von Elektrofahrzeugen sind zentrale Stellschrauben für den<br />
Erfolg. An diesen Stellschrauben werden Politik und Industrie<br />
gemeinsam weiter drehen müssen.<br />
Natalie Zag<br />
LL.M. (Wellington)<br />
Rechtsanwältin<br />
www.smartcities.osborneclarke.com<br />
Zukunftskongress Neue Mobilität<br />
Im Rahmen der <strong>18</strong>. Mainauer Mobilitätsgespräche<br />
Grenzenlose E-Mobilität in<br />
der Vierländerregion Bodensee<br />
:: Impulse für 05. den Oktober Umstieg 2015<br />
Wie gelingt Insel der Mainau Sprung am in die Bodensee E-Realität?<br />
:: Intelligenter Betrieb<br />
Wie Ladeinfrastruktur und Abrechnungssysteme<br />
zusammenspielen müssen<br />
:: Intermodale Mobilitätszukunft im ländlichen Raum<br />
Das muss Vernetzung leisten können –<br />
Status quo und Herausforderungen<br />
26 Neue Mobilität Veranstalter:<br />
Partner:<br />
Neue Mobilität<br />
Energieagentur<br />
27<br />
Kreis Konstanz
Über den Tellerrand geschaut - Schweiz<br />
Über den Tellerrand geschaut - Schweiz<br />
Vom Innovator zum<br />
Nachzügler?<br />
Die Schweiz und ihre aktuelle Elektromobilitätspolitik<br />
Dr. Jörg Beckmann<br />
Geschäftsführer des Verbandes Swiss eMobility<br />
www.swiss-emobility.ch<br />
Quelle: Lupo / pixelio.de<br />
Wer in der mittlerweile umfassenden Literatur zu den Perspektiven<br />
der Elektromobilität die Referenzen durchforstet,<br />
stößt nicht selten auf den Techniksoziologen Rogers. Dieser<br />
steht mit seiner Diffusionstheorie regelmässig Pate bei der<br />
Differenzierung unterschiedlicher Elektroautonutzergruppen<br />
in beispielsweise »Innovatoren« und »Nachzügler«.<br />
Jenseits des Elektroautonutzermonitorings bieten diese Kategorien<br />
allenfalls auch hilfreiche Metaphern im Rahmen eines<br />
Politmonitorings Elektromobilität. Welche Länder Europas<br />
gehören heute zu den elektromobilen Innovatoren und<br />
welche hinken als Nachzügler hinterher? Oder wie im hier<br />
vorliegenden Fall gefragt: Ist die Schweiz heute noch ein Innovator<br />
oder ist sie im Kontext einer globalen »E-volution«<br />
zu einem Nachzügler geworden?<br />
Noch um die Jahrtausendwende galt die Schweiz als das Pionierland<br />
der Elektromobilität - spätestens seit dem Großversuch<br />
in Mendrisio in den 90er Jahren. Während sich in Ländern<br />
wie Deutschland die nationale Automobilindustrie in ihrer<br />
Pfadabhängigkeit gegenüber dem Verbrennungsmotor festfuhr,<br />
scharte das Elektrofahrzeug in der Schweiz einen wachsenden<br />
Unterstützerkreis um sich. Ausgelöst durch das Engagement<br />
von Bund und Kantonen, geführt von kreativen<br />
Köpfen aus der Forschung und vorangetrieben von einer innovationsfreudigen<br />
Privatwirtschaft, entstand in der Schweiz<br />
mit Park&Charge schon in den 90er Jahren eine Basisladeinfrastruktur<br />
samt webbasiertem Ladestellenfinder, wuchsen<br />
Start-Ups aus der Elektrotechnik und dem Fahrzeugbau zu<br />
erfolgreichen mittelständischen Unternehmen heran, wie<br />
die BRUSA Elektronik AG und Protoscar, und hielten frühe<br />
Elektrofahrzeuge, vom Twike bis zum Think, Einzug in den<br />
Straßenverkehr. Markiert wurde dieser Innovationsgeist dann<br />
nochmals 2008 durch das Unikat »Mindset«, das es dann<br />
auch fast im Kontext des deutschen Konjunkturprogramms<br />
Elektromobilität bis zur Serienproduktion geschafft hätte.<br />
Danach wurde es stiller in der elektromobilen Schweiz. Dies<br />
auch, weil es um sie herum lauter wurde und der internationale<br />
Automobilsektor begann, sich umfassend zu transformieren.<br />
Im Kontext einer ökologischen Modernisierung<br />
und im Sog einer globalen Finanzkrise suchten Investoren,<br />
Unternehmensführer und Politiker in den großen Industrienationen<br />
gleichermaßen nach neuen Technologien und politischen<br />
Zielbildern mit denen sich ein gesellschaftlicher<br />
Erneuerungsprozess vorantreiben lässt - und wurden in der<br />
Elektromobilität fündig.<br />
Während in vielen europäischen Ländern die wirtschaftlichen<br />
und politischen Entscheidungsträger dem Elektroantrieb<br />
mit immer neuen Initiativen, Forschungsprogrammen und<br />
Subventionsplänen auf die Sprünge helfen, hält sich das eidgenössische<br />
»Polit-Management« mit einem eindeutigen<br />
Bekenntnis und einer weitreichenden nationalen Strategie,<br />
wie wir sie in unterschiedlichen Ausprägungen aus Deutschland,<br />
Frankreich und Norwegen kennen, zurück. In kurzer Zeit<br />
erfuhr der elektrische Antrieb so einen weltweiten politischen<br />
und industriellen Aufschwung, der letztlich dafür sorgte, dass<br />
die Schweiz als einstmalige »elektromobile Innovationsschmiede«<br />
international an Aufmerksamkeit einbüßte. Zu<br />
Unrecht allerdings, denn obwohl heute in der Schweiz politisch<br />
nicht gleich mit der großen Kelle angerichtet wird,<br />
realisiert sie nach wie vor Initiativen mit absolutem Vorbildcharakter.<br />
Allen voran der rein privatwirtschaftliche Aufbau der nationalen<br />
Schnellladeinfrastruktur »EVite«. Die elektromobilen<br />
Marktführer aus der Automobilwirtschaft, gemeinsam mit<br />
innovativen Schweizer Energieunternehmen und vorausdenkenden<br />
Erdölimporteuren versuchen so seit Ende 2012 mit<br />
vereinten Kräften das zu schaffen, was in anderen europäischen<br />
Ländern im Interesse des Gemeinwohls mit massiven<br />
staatlichen Subventionen gestemmt wird - die Schaffung<br />
eines öffentlichen Ladenetzes, verstanden als staatliche Infrastrukturvorleistung<br />
für eine ökologisch, ökonomisch und<br />
sozial nachhaltige Mobilität. Mittlerweile wurden so mehr<br />
als 50 Schnellladepunkte in der Schweiz geschaffen! Trotz<br />
dieses großen privatwirtschaftlichen und branchenverbandspolitischen<br />
Einsatzes beim Aufbau der Infrastruktur erstaunt<br />
allerdings, dass sich hierzulande sowohl der Bundesrat als<br />
auch einflussreiche Lobbies gegen eine aktivere eFörderpolitik<br />
aussprechen.<br />
In der ersten Jahreshälfte 2015 hatte die eidgenössische Regierung<br />
die historische Chance, die Schweiz wieder zu einem<br />
»Hotspot« für Elektromobilität werden zu lassen und gleichsam<br />
einen großen Schritt in Richtung eines effizienteren,<br />
schadstoffärmeren und leiseren Straßenverkehrssystems<br />
zu gehen. Die Steilvorlage dazu kam bereits 2013 aus dem<br />
Nationalrat, der mit der Motion zum »Masterplan Elektromobilität«<br />
klar und unbestritten auf die Nachhaltigkeitsgewinne<br />
des elektrischen Antriebs verweist und von der<br />
Bundesverwaltung einen wegweisenden Handlungsplan mit<br />
konkreten Maßnahmen einforderte. Das Bundesamt für Energie<br />
(BfE) nahm diesen raumöffnenden Pass durchaus elanvoll<br />
auf und erstellte einen umfassenden Bericht zur Motion<br />
»Masterplan Elektromobilität«, der als Grundlage für eine<br />
von Stände- und Nationalrat gewünschte nationale Strategie<br />
hätte dienen können. Doch es kam anders und der Bundesrat<br />
entschied sich Mitte Mai diesen Jahres gegen die Erstellung<br />
eines »Masterplans Elektromobilität«. Selbst die Tatsache,<br />
28 Neue Mobilität Neue Mobilität 29
Über den Tellerrand geschaut - Schweiz<br />
Über den Tellerrand geschaut - STUDIE »STROMbegleitung«<br />
dass die für das Thema zuständige Bundesrätin Doris Leuthard<br />
ihre Dienstfahrten mit einem rein elektrischen Auto absolviert,<br />
konnte den Bundesrat nicht für einen Masterplan<br />
begeistern.<br />
Aus Sicht der Branche hat der Bundesrat mit dem Entscheid<br />
die große Chance verpasst, ein wegweisendes Maßnahmenpaket<br />
zur Förderung der Elektromobilität zu entwickeln. Konsequenterweise<br />
legte der Verband Swiss eMobility dann im<br />
Rahmen des ersten Schweizer Tages der Elektromobilität im<br />
Juni 2015 mit der »via electra« einen eigenen alternativen<br />
Masterplan vor.<br />
Die via electra hebt elf Schlüsselmaßnahmen heraus und<br />
bündelt diese in zwei Aktionspaketen - dem eAuto-Anreizpaket<br />
und dem Ladeinfrastrukturprogramm. Nur durch eine<br />
derartig eindeutige Prioritätensetzung, gepaart mit dem politischen<br />
Willen diese auch durchzusetzen, können Bund, Kantone,<br />
Städte und Gemeinden den motorisierten Individualverkehr<br />
in den kommenden Jahren nachhaltig modernisieren<br />
und so dank des elektrischen Antriebsstrangs im Automobil<br />
einen wichtigen Etappensieg bei der Erreichung ihrer umwelt-<br />
und klimapolitischen Ziele erlangen.<br />
Als wichtigen Meilenstein sieht der Verband die Schaffung eines<br />
mehrstufigen Bonus-Malus-Systems auf kantonaler Ebene<br />
zur Förderung emissionsarmer Autos unter 95g, 60g und<br />
30g CO 2<br />
. Umweltschonende Neuwagen werden hier vergünstigt,<br />
dafür umweltbelastende verteuert. Dieses System wäre<br />
aufkommensneutral zu gestalten und Anpassungen der Zahlungshöhen<br />
über die Zeit, wenn mehr emissionsarme Fahrzeuge<br />
unterwegs sind, vorzusehen, damit der Druck auf eine<br />
weitere Verbesserung der Ökobilanz der Fahrzeuge aufrecht<br />
erhalten bleibt. Wichtig: ein solches System führt zu keinem<br />
zusätzlichen Einsatz öffentlicher Mittel und wirkt dennoch<br />
als eine Form des Kaufzuschusses für emissionsarme Fahrzeuge.<br />
Doch auch diese Forderung nach einem stärkeren Förderengagement<br />
der Kantone hat jüngst erst im Kanton Tessin einen<br />
basisdemokratischen Dämpfer erfahren - als die Wahlbürger<br />
einen bereits vom Tessiner Parlament beschlossenen »Cash-<br />
Bonus« von rund 1500.- CHF pro Sitz bei der Neuzulassung<br />
eines reinelektrischen Autos im Rahmen einer Volksabstimmung<br />
wieder kippten.<br />
Während dieser negative Entscheid insbesondere aufgrund<br />
der aktiven Einflussnahme eines Tessiner Erdölimporteurs<br />
und eines Vertragshändlers einer deutschen Automarke zustande<br />
kam, weht der Schweizer Elektromobilitätswirtschaft<br />
auf Bundesebene ein »ökoideologischer« Wind entgegen.<br />
Nach wie vor sind die medialen Debatten auf nationaler Ebene<br />
von Fundamentalpositionen um die Rolle des Elektroantriebs<br />
bei der ökologischen Modernisierung des MIV im<br />
Bahnland Schweiz beeinflusst. Wenn aus dem vermeintlichen<br />
Saulus Automobil mit dem eAntrieb nun ein Paulus<br />
wird, rüttelt das an den Grundfesten so mancher alternativer<br />
Verkehrsverbände. Ein Ausdruck dafür, wie schwer sich die<br />
Schweizer Umweltlobby mit dem Elektromobil noch tut, ist<br />
die aus Deutschland importierte Autoumweltliste, in der Äpfel<br />
mit Birnen verglichen und Elektroautos auf eine separate Liste<br />
verbannt werden anstatt hier endlich einen Well-to-Wheel<br />
Vergleich vorzunehmen, der aufgrund des Schweizer Strommixes<br />
unweigerlich zu einer Vergabe der obersten Listenplätze<br />
an elektrisch angetriebene Fahrzeuge führen würde.<br />
Ungeachtet dieser »Résistance« gegenüber dem Elektroantrieb<br />
im Anti-Autolager haben die Schweizer Grünen jüngst<br />
noch mit einem eigenen Aktionsplan zur Elektromobilität<br />
überrascht. Die Grünen stützen ihre Position auf die umfänglichen<br />
Studien der EMPA, die klar zeigen, dass die Gesamtumweltbilanz<br />
des Elektroautos deutlich positiver ist, als die<br />
eines verbrennungsmotorisch betriebenen Wagens. Werden<br />
dann noch die absehbaren Technologiesprünge bei der Batterieentwicklung<br />
und die Neuentstehung ressourcensparender<br />
Recyclingregime für Lithium-Ionen-Batterien berücksichtigt,<br />
sollten selbst die letzten ideologischen Zweifel am<br />
Umweltbeitrag der Elektromobilität eigentlich fallen.<br />
Bei diesen Debatten wird jedoch letztlich eines deutlich: Unter<br />
dem Strich herrscht auch in der Schweiz ein breiter gesellschaftlicher<br />
Konsens darüber, dass der elektrische Antrieb<br />
eben keine Zukunftstechnologie mehr ist, sondern über die<br />
laufenden Großserienproduktionen von eBikes, eScootern<br />
und eAutos als nachhaltige Mobilität in der Gegenwart angekommen<br />
ist. Viele große Schweizer Unternehmen haben das<br />
mittlerweile erkannt und suchen mit wachsendem Erfolg nach<br />
neuen, nachhaltigen Geschäftsmodellen, um sich im heimischen<br />
Elektromobilitätsmarkt erfolgreich zu positionieren.<br />
Trotz der - vielleicht auch typisch schweizerischen<br />
- politischen Zurückhaltung auf Bundes-<br />
und Kantonseben gilt es jetzt, eine eMobilitätspolitik<br />
zu formulieren, die ihren Namen<br />
verdient und den einstmaligen Ruf der Schweiz<br />
als elektromobiler Innovator wiederbelebt.<br />
Ein Meilenstein dahin könnte der jüngste Vorstoß sein, über<br />
ein quantitatives Elektroautoziel nach dem deutschem Vorbild<br />
neue Türen für die Schweizer Exekutive aufzustoßen. So<br />
müsste sich die Schweiz mit ihren derzeit rund 5.000 zugelassenen<br />
Steckerfahrzeugen nicht mehr unterstellen lassen,<br />
dass sie von einem einstmaligen Innovator zu einem elektromobilen<br />
Nachzügler geworden ist - was angesichts des anhaltenden<br />
Engagement der Wirtschaft ohnehin nicht stimmt.<br />
Wie geht die Entwicklung<br />
im Elektromobilitätsbereich<br />
weiter?<br />
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat gemeinsam<br />
mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,<br />
Energie (WI) in der Studie »STROMbegleitung« Technologien,<br />
Perspektiven und Ökobilanzen elektrifizierter Pkw untersucht.<br />
Die Studie gibt einen umfassenden Einblick in den<br />
aktuellen Stand der Technik, identifiziert Trends und analysiert<br />
die Ökobilanz unterschiedlicher Fahrzeugkonzepte.<br />
Gleichzeitig ordnet sie die deutschen Aktivitäten im Bereich<br />
Elektromobilität in einen globalen Kontext ein.<br />
Für die Studie entwickelten die Wissenschaftler eine Datenbank,<br />
in der sie sämtliche elektrifizierte Personenkraftwagen<br />
erfassten und bis auf Bauteilebene analysierten - von bereits erhältlichen<br />
Serienfahrzeugen bis hin zu Prototypen und Forschungsfahrzeugen.<br />
Für den Zeitraum von 2000 bis 2013 zählten<br />
sie weltweit mehr als 500 elektrifizierte Pkw-Konzepte.<br />
Aktuell nimmt die Automobilindustrie in Japan und den USA<br />
bei der Entwicklung marktreifer Fahrzeugmodelle eine Vorreiterrolle<br />
ein und produziert die am Markt erfolgreichsten Modelle.<br />
Im Jahr 2013 wurden weltweit 210.000 Fahrzeuge mit<br />
externer Lademöglichkeit für die Batterie (Plug-in Hybride<br />
und batterieelektrische Fahrzeuge) verkauft, rund die Hälfte<br />
davon in den USA, dem derzeit größten Markt.<br />
Was die Forschung und Entwicklung von Schlüsseltechnologien<br />
betrifft, sieht die Studie Deutschland im Hintertreffen,<br />
besonders im Bereich der Leistungselektronik. Die Technologieentwicklung<br />
treiben hier vor allem japanische Unternehmen<br />
voran. »Die Leistungselektronik spielt eine zentrale<br />
Rolle im Elektroauto: Sie steuert und lenkt den elektrischen<br />
Energiefluss im Fahrzeug und ist ausschlaggebend, um den<br />
Antriebsstrang weiter zu optimieren. Die Forschung zu Bauteilen<br />
und Materialien für die Leistungselektronik sollte deshalb<br />
in Deutschland verstärkt gefördert werden«, fasst Matthias<br />
Klötzke zusammen, Projektkoordinator der Studie beim DLR-<br />
Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart. Stark aufgestellt sei<br />
Deutschland hingegen bei der Aufbau- und Verbindungstechnik<br />
sowie der Systemintegration, so Klötzke weiter. Ein weiteres<br />
Kennzeichen des Elektromobilitätssektors in Deutsch-<br />
land sei zudem die enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen,<br />
Herstellern und mittelständischen<br />
Unternehmen, die es weiter zu fördern gelte. Ausgehend<br />
von laufenden und angekündigten Förderprogrammen weist<br />
Deutschland bereits heute die europaweit höchsten Investitionen<br />
in die Forschung und Entwicklung im Bereich Elektromobilität<br />
auf.<br />
Wie geht die Entwicklung im Elektromobilitätsbereich weiter?<br />
Quelle: DLR<br />
Weitere Informationen rund um die Studie finden Sie unter<br />
www.dlr.de<br />
30 Neue Mobilität Neue Mobilität 31
Über den Tellerrand geschaut - china<br />
Über den Tellerrand geschaut - china<br />
Hoch gepokert<br />
Warum China unbedingt elektrisch fahren will<br />
Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien, der neue,<br />
ambitionierte Ziele und die staatliche Förderung von eMobilität<br />
bis mindestens 2020 festlegt. Bis Ende 2015 sollen<br />
demnach 500.000, bis 2020 gar fünf Millionen Elektrofahrzeuge<br />
auf Chinas Straßen rollen. Mit der Umsetzung und Ausarbeitung<br />
der konkreten Fördermaßnahmen befasst sich<br />
seitdem eine ministerielle Experten-Kommission, in der alle<br />
wichtigen Ministerien vertreten sind. Die ersten konkreten<br />
Maßnahmen traten im Herbst 2013 in Kraft. Seitdem schnellen<br />
die Verkaufszahlen von Elektroautos nach oben: Alleine<br />
2014 stieg die Zahl der verkauften Fahrzeuge um rund 400 %<br />
im Vergleich zu 2013. Im ersten Halbjahr 2015 wurden bereits<br />
so viele Elektroautos verkauft wie im gesamten Jahr 2014.<br />
müssen sie ihre Produktionskosten stückweise reduzieren,<br />
um die sinkenden Subventionen abzufedern. Sie können sich<br />
also nicht auf ihrem heutigen Technologiestand ausruhen.<br />
Für die chinesischen Kunden machen Subventionen und Steuernachlässe<br />
Elektrofahrzeuge zwar erschwinglich, aber immer<br />
noch nicht günstig. Sie sind daher nach wie vor zurückhaltend.<br />
Die fehlende Infrastruktur ist ein weiterer Grund, ebenso<br />
wie die Sorge um die Sicherheit der eAutos. Zwar weisen<br />
Umfragen zuletzt auf eine gestiegene Bereitschaft hin, ein<br />
Auto mit elektrischem Antrieb zu kaufen, eine solide Basis für<br />
eine schnelle Marktentwicklung ist das aber noch lange nicht.<br />
In China verkaufte Elektrofahrzeuge 2011-2014<br />
Mirjam Meissner<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Mercator Institut für China Studien (MERICS) in Berlin<br />
80.000<br />
70.000<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
74.763<br />
29.715<br />
Chinas Autobauern geht es schlecht. Trotz jahrelanger Kooperationen<br />
in politisch erzwungenen Joint Ventures mit<br />
den größten Automobilkonzernen der Welt bleibt es dabei:<br />
Sie haben es über drei Jahrzehnte nicht geschafft, eigene<br />
attraktive Fahrzeuge zu entwickeln und damit zumindest<br />
auf dem heimischen Markt erfolgreich zu sein. Wenn ein<br />
chinesischer Kunde es sich leisten kann, kauft er kein chinesisches<br />
Fabrikat, sondern wählt ein deutsches Auto. Im<br />
Zweifelsfall ist selbst für die Japan-skeptischen Chinesen<br />
ein japanisches Auto immer noch attraktiver als ein chinesisches.<br />
Die Konkurrenz, der sich chinesische Automarken<br />
gegenübersehen, scheint kaum überwindbar. Punkten können<br />
sie nur bei den Kunden, die sich nichts Besseres leisten<br />
können. Und dann auch nur, wenn sie deutlich günstigere<br />
Preise anbieten. Das wiederum geht auf Kosten von Qualität<br />
und technischer Weiterentwicklung. Ein Teufelskreis,<br />
der schwer zu durchbrechen ist.<br />
Genau an dieser Stelle kommt die Elektromobilität ins Spiel.<br />
In Ländern wie Deutschland ist die Förderung von Elektroautos<br />
vor allem eine Frage des Umweltschutzes und der Reduzierung<br />
des CO 2<br />
-Ausstoßes. In China ist das anders. Dort ist<br />
die Förderung von Elektroautos in erster Linie Industriepolitik.<br />
Umweltverschmutzung und Energiesicherheit spielen<br />
eine deutlich untergeordnete Rolle. Die chinesische Regierung<br />
fördert Elektroautos, weil sie darin die Chance sieht, den<br />
Teufelskreis aus schlechter Qualität und niedrigen Preisen<br />
zu durchbrechen, in dem chinesische Autobauer gefangen<br />
sind. Elektromobilität soll chinesischen Autobauern den Rücken<br />
stärken, ihnen Absatzmärkte verschaffen, Investitionen<br />
in technologischen Fortschritt befördern und sie langfristig<br />
zu national wie international starken Anbietern machen. Die<br />
chinesische Regierung pokert hoch, um diese Ziele zu erreichen.<br />
Ein milliardenschweres Förderpaket für Elektroautos<br />
soll den Weg ebnen. Schätzungen zufolge wird der Staat alleine<br />
zwischen 2015 und 2020 mit mehr als 400 Milliarden CNY<br />
(rund 60 Mrd. EUR) Elektrofahrzeuge subventionieren. Ob<br />
sich dieses Investment auszahlt, ist alles andere als sicher.<br />
Milliardenschweres Förderprogramm<br />
Die Förderung der Elektromobilität ist in China nicht vollkommen<br />
neu. 2009 führte das Land unter Federführung des Ministeriums<br />
für Wissenschaft und Technologie zum ersten Mal<br />
Pilotprojekte für Elektromobilität ein, steckte sich Ziele für<br />
die Ausweitung der Elektromobilität - und scheiterte auf ganzer<br />
Linie. Nicht einmal annähernd erreichte China die anvisierten<br />
500.000 eFahrzeuge bis 2011. Doch während internationale<br />
Medien die Elektromobilität in China schon für<br />
gescheitet erklärten, entwickelte sich bereits eine neue politische<br />
Initiative unter Führung wesentlich stärkerer Kräfte:<br />
Das Industrieministerium nahm sich der Sache an und veröffentlichte<br />
2012 einen industriellen Entwicklungsplan für<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
8.159<br />
2.580<br />
5.579<br />
2011<br />
12.791<br />
1.416<br />
Plug-in Hybrid-Elektrofahrzeuge<br />
Quelle: China Association of Automobile Manufacturers<br />
Die offensichtlichste Ursache hierfür sind hohe Subventionen<br />
und Steuererleichterungen für Elektrofahrzeuge. Alles<br />
in allem können Kunden mit Preisnachlässen von bis zu 50%<br />
auf den Herstellerpreis von Elektroautos rechnen. 2015 beträgt<br />
der staatliche Zuschuss beim Kauf eines Pkw mit rein elektrischem<br />
Antrieb umgerechnet bis zu 16.000 EUR. Hinzu kommt<br />
die für Elektrofahrzeuge abgeschaffte Verkaufssteuer, was<br />
einem weiteren Preisnachlass von rund 10% des Herstellerpreises<br />
entspricht. Das Besondere an Chinas Subventionsprogramm<br />
ist dabei die Langfristigkeit. Der Staat garantiert Subventionen<br />
für Elektroautos bis mindestens 2020. Die Höhe<br />
der Subventionen nimmt schrittweise ab, die Zahlen hierfür<br />
sind jedoch bereits heute bekannt. Für chinesische Autobauer<br />
bedeutet das ein geringeres Investitionsrisiko. Gleichzeitig<br />
17.642<br />
3.038<br />
11.375 14.604<br />
2012 2013 2014<br />
Elektrofahrzeuge<br />
45.048<br />
Deswegen setzt die Regierung gegenwärtig auch kaum auf<br />
das Privatkundengeschäft. Stattdessen soll öffentliche Beschaffung<br />
die Lücke füllen und die Nachfrage nach elektrischen<br />
Antrieben ankurbeln.<br />
Die Ziele, die die Regierung festgelegt hat, sind äußerst ambitioniert.<br />
Bereits bis Ende 2015 sollen 30% aller neu gekauften<br />
Fahrzeuge im öffentlichen Sektor elektrisch angetrieben sein.<br />
Bis 2019 soll diese Quote in Städten wie Peking bereits bei<br />
80% liegen. Städte, die die zentralstaatlichen Zielvorgaben<br />
nicht erfüllen, müssen mit schmerzhaften finanziellen Einbußen<br />
rechnen. Ob im öffentlichen Nahverkehr, in Taxiflotten,<br />
bei der Straßenreinigung, der Post oder bei der Polizei - allein<br />
die schiere Größe des öffentlichen Sektors in China macht<br />
32 Neue Mobilität Neue Mobilität 33
Über den Tellerrand geschaut - china<br />
Über den Tellerrand geschaut - china<br />
die öffentliche Beschaffung zu einem mächtigen Instrument.<br />
Der hohe zentralstaatliche Druck, der auf den Städten lastet,<br />
macht eine Nicht-Erfüllung nahezu undenkbar. Das Risiko<br />
bleibt jedoch hoch, dass der Dreiklang aus öffentlicher Beschaffung,<br />
Subventionen und Steuererleichterungen zu erheblicher<br />
Überproduktion führt, die auch langfristig nicht annähernd<br />
in Relation zur tatsächlichen Marktnachfrage steht.<br />
Benachteiligung internationaler Autobauer<br />
Doch dieses Risiko scheint aus Sicht der chinesischen Regierung<br />
geringer zu sein als das Risiko, den chinesischen Automobilmarkt<br />
langfristig an nicht-chinesische Autobauer zu<br />
verlieren. In der Förderung von Elektrofahrzeugen sieht sie<br />
trotz aller Kosten die große Chance, heimische Hersteller zu<br />
stärken. Und diese Rechnung scheint bislang aufzugehen.<br />
Zwar ist die Begeisterung der Kunden für ein Tesla Model S<br />
oder einen BMW i3 ungebremst. Doch die verkauften eFahrzeuge<br />
stammen zu 75% von chinesischen Autobauern. Allen<br />
voran der private Autobauer BYD, gefolgt von Geely und dem<br />
Pekinger Staatsunternehmen BAIC, dessen Fahrzeuge zunehmend<br />
in den Pekinger Taxiflotten zum Einsatz kommen.<br />
Die Ursache für diesen hohen Marktanteil chinesischer Autobauer<br />
ist die konsequente Benachteiligung von eAutos internationaler<br />
Unternehmen, die nicht in China gebaut wurden.<br />
Diese Fahrzeuge profitieren nicht von Subventionen und Steuererleichterungen<br />
und sind auch von öffentlicher Beschaffung<br />
ausgeschlossen. Doch bislang scheuen die internationalen<br />
Autobauer davor zurück, ihre durchaus auch für viele chinesische<br />
Kunden attraktiven eFahrzeuge in China zu produzieren,<br />
um von der chinesischen Förderung profitieren zu können.<br />
Denn dafür ist aufgrund des herrschenden Joint Venture-<br />
Zwangs eine Kooperation mit einem chinesischen Partner notwendig.<br />
Doch mit einem chinesischen Partner die neue und<br />
noch besonders sensible Technologie ihrer eFahrzeuge zu<br />
teilen, kommt bislang für viele der internationalen Autobauer<br />
nicht in Frage. Die einzige Option bleiben daher Fahrzeug-Importe.<br />
Dafür müssen die Autobauer jedoch hohe Importzölle<br />
in Kauf nehmen. Die Elektroautos von Tesla, BMW, VW und Co.<br />
kosten dadurch nicht nur deutlich mehr als in Deutschland<br />
oder den USA, sie sind auch bis zu viermal teurer als die<br />
stark subventionierten Elektroautos ihrer chinesischen Konkurrenten.<br />
Schneller Ausbau von Ladeinfrastruktur mit eigenen Standards<br />
Ein weiterer kritischer Punkt für internationale Autobauer ist<br />
der chinesische Ladestandard. Denn für den Schellladestandard<br />
(DC) setzt China auf einen eigenen Standard. Wer chinesische<br />
Infrastruktur nutzen wolle, müsse sich an den chinesischen<br />
Standard anpassen, heißt es von den verantwortlichen<br />
Stellen. China will sich keine internationalen Standards mehr<br />
diktieren lassen. Produktanpassungen und damit höhere Kosten<br />
sind die Folge für alle internationalen Anbieter, die nicht<br />
wie Tesla gleich ein eigenes Netz an Ladestationen aufbauen<br />
wollen. Doch die Debatte um den chinesischen Schnellladestandard<br />
dürfte auch jenseits der Kosten für die Produktanpassung<br />
langfristige Implikationen haben. Chinesische<br />
Industriepolitik war in der Vergangenheit immer dann erfolgreich,<br />
wenn sie Industrien gefördert hat, die von Infrastruktur<br />
abhängig sind. Denn die Integration in eine Infrastruktur<br />
erweitert die Palette der Möglichkeiten für staatliche Eingriffe:<br />
von der Standardsetzung über die Regulierung des Netzzugriffs<br />
bis hin zur öffentlichen Beschaffung. Der Zugang zur<br />
chinesischen Ladeinfrastruktur wird daher ein Knackpunkt<br />
sein. An ihm wird sich entscheiden, ob nicht-chinesische Elektroautos<br />
langfristig auf dem chinesischen Markt für Elektromobilität<br />
eine Chance haben.<br />
Doch während noch über den chinesischen Ladestandard<br />
diskutiert wird, schafft China bereits Fakten. Der massive<br />
Ausbau der Ladeinfrastruktur ist ein zentrales Element der<br />
politischen Zielvorgaben. Provinzen, Städte und die verantwortlichen<br />
Staatsunternehmen - allen voran der Stromkonzern<br />
State Grid - haben sich selbst Ziele gesteckt und sind verpflichtet,<br />
diese zu erfüllen. Unter Hochdruck installieren Städte im<br />
ganzen Land Ladestationen. Die ersten Autobahnen hat State<br />
Grid bereits mit Ladesäulen ausgestattet. Ein Plan der Zentralregierung<br />
zur Ausweitung der Ladeinfrastruktur steht kurz<br />
vor der Verabschiedung und dürfte diese Entwicklung noch<br />
weiter beschleunigen. Die Finanzierung des Infrastruktur-Ausbaus<br />
ist zwar auch in China eine Herausforderung, die nicht<br />
zu unterschätzen ist. Im Vergleich zu anderen Ländern kann<br />
der staatlich gewollte und koordinierte Ausbau jedoch zu einem<br />
entscheidenden Vorteil werden.<br />
Mit stärkeren Einschnitten bei Verbrennern ist zu rechnen<br />
Langfristig werden sich die hohe staatliche Anschubhilfe für<br />
eMobilität und die massiven Investitionen in die notwendige<br />
Ladeinfrastruktur jedoch nur lohnen, wenn der chinesische<br />
Privatkunde mitzieht. Noch scheint diese Hürde nahezu unüberwindbar.<br />
eAutos internationaler Marken finden chinesische<br />
Kunden attraktiv, aber aufgrund der immensen Kosten,<br />
können sich nur wenige ein solches Auto leisten. Doch bevor<br />
sie ein durch staatliche Subventionen vergünstigtes eAuto<br />
eines chinesischen Herstellers kaufen, wählen sie dann doch<br />
lieber den Verbrenner. Die einzige Chance, für eAutos in das<br />
chinesische Privatkundengeschäft vorzudringen, wären daher<br />
harte Einschnitte bei Preis und Nutzung von Fahrzeugen<br />
mit Verbrennungsmotor.<br />
Während dieser Schritt in Deutschland bislang vollkommen<br />
undenkbar ist, handelt es sich dabei in China schon heute nicht<br />
mehr um reine Zukunftsmusik. Acht große chinesische Städte,<br />
darunter Peking und Shanghai, seit Anfang 2015 auch Shenzhen,<br />
beschränken bereits die Zahl der Fahrzeugzulassungen.<br />
Weitere Städte werden diesem Beispiel folgen. In den betroffenen<br />
Städten ist es mittlerweile schwierig und zeitaufwändig,<br />
ein Auto mit Verbrennungsmotor anzumelden. eAutos sind<br />
die einzige Ausnahme, denn die sind von den Zulassungsbeschränkungen<br />
nicht betroffen. Für viele Kunden ist das der<br />
Hauptgrund dafür, eines der subventionierten chinesischen<br />
eAutos zu kaufen.<br />
Doch auch darüber hinaus dürften weitere Einschnitte bevorstehen,<br />
die die Nutzung von Verbrennern teurer machen. Eine<br />
Erhöhung der - staatlich regulierten - Benzinpreise ist zwar<br />
auch in China unpopulär. Dennoch geht der Trend in diese<br />
Richtung. So hielt China den Benzinpreis trotz des niedrigen<br />
globalen Ölpreises zuletzt konstant hoch, um die Entwicklung<br />
der Elektromobilität nicht zu gefährden. In Zukunft ist mit weiteren<br />
Preissteigerungen zu rechnen. Und die Konzepte der<br />
Planer in der Pekinger Zentralregierung gehen bereits einen<br />
Schritt weiter. So steht etwa die Einführung eines Handels mit<br />
Emissionsrechten für Fahrzeuge zur Debatte. Die Durchsetzung<br />
eines solchen Emissionshandels wäre aufwendig und<br />
würde nicht von heute auf morgen gelingen. Alleine die Diskussion<br />
darüber zeigt jedoch, dass die chinesische Führung<br />
im Zweifelsfall durchaus bereit ist, massive Eingriffe in die<br />
Preisstruktur des Automobilsektors vorzunehmen, um Elektroautos<br />
den Weg zu ebnen.<br />
Fahrzeugart<br />
Elektrofahrzeuge<br />
Plug-In Hybrid-<br />
Elektrofahrzeuge<br />
Fahrzeugmodell<br />
Quelle: China Monitor No 17, Mercator Institute for China Studies<br />
Erfolg nur mit attraktiven eAutos chinesischer Autobauer<br />
Die chinesische Regierung lässt keinen Zweifel daran, dass<br />
Elektromobilität die Zukunft des chinesischen Automobilsektors<br />
sein soll. Der politische und finanzielle Einsatz, mit<br />
dem sie dieses Ziel verfolgt, ist enorm. Es steht kaum in Frage,<br />
dass auf dieser Grundlage die Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge<br />
in China weiter rasant steigen wird. Ob sich eMobilität<br />
in China jedoch langfristig durchsetzt, wird sich am chinesischen<br />
Autokäufer entscheiden. Denn erst wenn die Mehrheit<br />
bereit ist, ein eAuto chinesischer Hersteller zu kaufen,<br />
besteht die Chance, dass die Rechnung der chinesischen Regierung<br />
aufgeht und sich ihr Investment in die Entwicklung<br />
dieser Industrie auszahlt. Dafür wiederum muss es chinesischen<br />
Autobauern gelingen, mit Hilfe der staatlichen Starthilfe<br />
in den kommenden Jahren attraktive Modelle für ihre<br />
Kunden zu entwickeln. Bis dahin wird der Staat jedoch weiter<br />
investieren - und alles dafür tun, dass internationale Autobauer<br />
davon möglichst wenig profitieren.<br />
Was kostet ein Elektroauto in Peking? 1<br />
Ursprünglicher<br />
Verkaufspreis<br />
(in CNY)<br />
Beiqi E150EV 220.800-230.800<br />
BYD E6<br />
BMW i3 (Import)<br />
Tesla Model S (Import)<br />
BYD Qin<br />
Roewe 550 Plug-In<br />
Chevrolet Volt (Import)<br />
309.800-369.800<br />
450.000<br />
648.000-852.500<br />
<strong>18</strong>9.800-209.800<br />
248.800-259.800<br />
498.000<br />
Verkaufspreis unter Einbeziehung<br />
aller Vergünstigungen (gerundet) 2<br />
106.900-116.100<br />
169.300-224.200<br />
450.000<br />
648.000-852.500<br />
140.350-158.650<br />
194.250-204.350<br />
498.000<br />
12.800-14.000<br />
20.300-26.900<br />
54.000<br />
77.800-102.300<br />
16.900-19.100<br />
23.300-24.600<br />
1<br />
Eigene Berechnungen auf Grundlage von www.auto.sina.com.cn/calculator/<br />
2<br />
Höhe der Subvention abhängig von Fahrzeugart sowie von der Reichweite des Fahrzeugs; die Höhe der lokal gezahlten Subventionen ist<br />
von Stadt zu Stadt unterschiedlich; Subventionen gelten für das Jahr 2014. Bis 2016 werden die Subventionen im Jahresrhythmus schrittweise<br />
gesenkt. Importierte Fahrzeuge profitieren nicht von den staatlichen Subventionen. Auch von der Reduzierung der Verkaufssteuer<br />
sind sie bislang ausgeschlossen.<br />
CNY<br />
Euro<br />
59.800<br />
34 Neue Mobilität Neue Mobilität 35
Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />
Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />
Elektromobilität<br />
im internationalen Vergleich<br />
An die Elektromobilität wurden hohe Erwartungen gestellt,<br />
die sich bis heute aber nicht erfüllt haben. Von einigen wenigen<br />
Staaten wie Holland und Norwegen abgesehen, die<br />
mit hohen steuerlichen oder direkten Förderungen den Umstieg<br />
auf batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) oder Plug-In-<br />
Hybride (PHEV) fördern, spielen die Zulassungszahlen für<br />
BEV und PHEV in den großen Automobilnationen praktisch<br />
keine Rolle.<br />
Aber heißt das, die Elektromobilität ist gescheitert, wie sich<br />
bereits die eine oder andere Stimme vernehmen lässt?<br />
Zulassungszahlen für BEV und PHEV Januar bis Juni 2015<br />
Emissionziele in g co 2<br />
/km 2020 und 2025<br />
127<br />
Wir meinen nein. Allerdings ist sie bislang im Wesentlichen<br />
getrieben durch die Emissionsgesetzgebung, vor allem in<br />
Europa, aber auch in den USA, dort vor allem durch das California<br />
Air Ressource Board (CARB). Ähnliche Ziele wurden<br />
auch in China und Japan definiert.<br />
Um Strafzahlungen zu vermeiden, müssen die Hersteller bis<br />
2025 die CO 2<br />
-Emissionen ihrer Flotten (und damit auch den<br />
Verbrauch) gegenüber 2013 um 26% bis 44% reduzieren, mit<br />
einem signifikanten ersten Schritt bereits bis 2020/2021.<br />
Deutschland Frankreich Italien Nordamerika Japan<br />
9.746 11.920 1.469 54.177 11.442<br />
EU Japan USA China<br />
> Corporate CO 2<br />
emission<br />
target (g/km)<br />
> Fuel efficiency targets<br />
(km/l)<br />
-41% -26% 178 -43% 169 -44%<br />
154<br />
132<br />
114<br />
116<br />
94 1) 101<br />
75 5)<br />
t.d.b.<br />
> CAFE 2) (mpg or g/mi)<br />
> Additional ZEV regulation CARB<br />
15.1 km/l 20.3 km/l<br />
286 g/mi 213 g/mi 163 g/mi<br />
> Potential 4) corporate CO 2<br />
emission targets (g/km)<br />
> Additional potential fleet<br />
xEV target share<br />
2013 >2021 2025 2013 2020 2025 2013 2020 2025 2013 2020 2025<br />
1) Average weight depended CO 2<br />
emission target, 2) EPA & NHTSA estimates of g/mi for passenger cars and light trucks combined, driving cycle compensated,<br />
3) End customer pull for low CO 2<br />
emission/low fuel consumption powertrain and/or alternative powertrains, 4) No decision made yet, 5) 68-78 g/km under<br />
discussion<br />
95<br />
Quelle: faw; epa; eu; inovar; roland berger<br />
Für die Hersteller bedeutet das nach mittlerem Flottengewicht<br />
angepasste europäische Ziel für 2020/2021 von 95g<br />
CO 2<br />
/km (entsprechend einem Verbrauch von ca. 4l Benzin<br />
bzw. 3,5l Diesel pro 100 km) eine Reduktion von 25% bis 30%<br />
gegenüber 2012. Diese können zu einem großen Teil durch<br />
Optimierungsmaßnahmen im Verbrennungsmotor und Antriebsstrang,<br />
durch Reduktion von Luft- und Rollwiderstand<br />
sowie durch Start-Stop-Systeme und konstruktiven Leichtbau<br />
erreicht werden. Je nach Hersteller verbleibt jedoch eine<br />
Lücke von 3g bis 10g, die nur durch Einführung eines Anteils<br />
elektrischer Fahrzeuge geschlossen werden kann.<br />
Bei heutigen Kosten von ca. 4.500 bis 5.000 Euro für eine 20<br />
kWh Batterie, die eine (aus Kundensicht immer noch zu geringe<br />
Reichweite) von real 150 bis 200 km für ein kleineres BEV<br />
erlaubt, müssen diese immer noch deutlich teurer als ein<br />
vergleichbares konventionelles Fahrzeug verkauft werden.<br />
Obwohl der Absatz von Elektrofahrzeugen in diesem Jahr gestiegen<br />
ist, gibt es daher noch keinen sich selbst tragenden<br />
Volumenmarkt für BEV und PHEV in Deutschland.<br />
Akzeptanzbestimmende Faktoren für den Kauf von Elektrofahrzeugen<br />
in unterschiedlichen Kundengruppen in Deutschland<br />
Kaufpreis/TCO<br />
Kaufpreis<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Technologie<br />
Umgebungseinflüsse<br />
Infrastruktur/<br />
Laden BEV<br />
Quelle: roland berger<br />
Privatkunden<br />
Kaufpreis<br />
Dienstwagennutzer<br />
Gewerbliche<br />
Käufer<br />
Keine Bedeutung für Kaufentscheidung<br />
TCO<br />
Sehr große Bedeutung für Kaufentscheidung<br />
Die Marktentwicklung in Deutschland verläuft nach wie vor<br />
sehr schleppend und nicht parallel zum steigenden Angebot<br />
an Elektrofahrzeugen, der angestrebte Markthochlauf auf<br />
kumuliert 1 Mio. Elektrofahrzeuge bis 2020 scheint mit den<br />
heute vorhandenen Rahmenbedingungen nicht erreichbar.<br />
Damit in Deutschland für Elektrofahrzeuge ein selbsttragender<br />
Markt entsteht, muss deren Akzeptanz in der Breite<br />
sichergestellt werden. Diese basiert vor allem auf vier Einflussfaktoren,<br />
die durch geeignete positive Rahmenbedingungen<br />
und Anreizsysteme beeinflusst werden können:<br />
• Kaufpreis: ist die Einschätzung von Privatkunden (ca. 40%<br />
Anteile) und Dienstwagennutzern bzw. gewerblichen Nutzern<br />
(je ca. 30 % Anteil) zum Mehrpreis von Elektrofahrzeugen<br />
• umgebungseinflüsse: umfassen z.B. den Einfluss von<br />
Nachbarn/Freunden, Pressemeinung, gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
• Leistungsfähigkeit Technologie: umfasst das Wissen über<br />
Elektromobilität sowie die subjektive Nutzereinschätzung<br />
der Leistungsfähigkeit von Elektrofahrzeugen<br />
• Infrastruktur/Laden BEV: umfasst die wahrgenommene<br />
Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten und die Einfachheit<br />
des Ladens (nur bei BEV von hoher Bedeutung)<br />
Von diesen haben Kaufpreis bzw. Gesamtkosten bei allen<br />
Nutzergruppen die größte Bedeutung.<br />
Aus unseren Analysen geht hervor, dass ohne subventionierende<br />
Maßnahmen (z.B. steuerliche Förderung) der Anteil von<br />
Elektrofahrzeugen am deutschen Fahrzeugbestand nur zwischen<br />
500.000 und 600.000 Fahrzeugen liegen wird, so dass<br />
die Hersteller zu deutlichen Preisnachlässen gezwungenwürden,<br />
um die aus regulatorischer Sicht notwendigen Flottenanteile<br />
zu erzielen. Die zu erwartende weitere Kostenreduktion<br />
für eFahrzeug-Komponenten - insbesondere der<br />
Batterie, die 2020 etwa 150 bis 170 Euro pro kWh kosten<br />
dürfte - wird diese notwendigen Nachlässe noch nicht kompensieren.<br />
Und wo steht Deutschland heute im internationalen Vergleich?<br />
Elektromobilität im Vergleich: Japan führend, gefolgt von<br />
USA und Frankreich<br />
Im gemeinsam mit der fka (Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen<br />
mbH Aachen) herausgegeben »Index Elektromobilität«<br />
vergleichen wir periodisch die relative Wettbewerbsposition<br />
einzelner Automobilnationen mittels drei zentraler<br />
Indikatoren: Technologie, Industrie und Markt.<br />
Die einzelnen Indikatoren werden von Roland Berger Strategy<br />
Consultants und fka gewichtet und im Index Elektromobilität<br />
zusammengeführt. Der Index zeigt, in welchem Maße<br />
einzelne Nationen an dem durch Elektromobilität entstehenden<br />
Markt teilhaben können. Die angewandten Kriterien<br />
werden dabei wie folgt bewertet:<br />
1. Technologie<br />
• Technologische Leistungsfähigkeit und Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis aktuell am Markt erhältlicher sowie zur zeitnahen<br />
Markteinführung vorgestellter Elektrofahrzeuge<br />
36 Neue Mobilität Neue Mobilität 37
Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />
Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />
• Nationale F&E-Programme im Bereich Elektromobilität.<br />
Ausschließliche Berücksichtigung von Forschungsförderung<br />
(keine Industriekreditprogramme, Budgets für Kaufanreize<br />
etc.)<br />
2. Industrie<br />
• Nationale Fahrzeugproduktion (Pkw, leichte Nutzfahrzeuge)<br />
kumuliert 2013-2017 unter Berücksichtigung von BEV<br />
und PHEV<br />
• Nationale Batteriezellenproduktion (kWh) kumuliert 2013-<br />
2017<br />
3. Markt<br />
Aktueller Marktanteil von Elektrofahrzeugen am Gesamtfahrzeugmarkt<br />
(Betrachtungszeitraum 12 Monate)<br />
gen in der Förderung bei gleichbleibend günstigem Preis-<br />
Leistungsverhältnis der heimischen Fahrzeuge zu und rückt<br />
damit auf den ersten Platz vor. China verbessert sich bei weiterhin<br />
sehr hohen Fördersummen technologisch leicht. In<br />
China führt dabei die Einführung vollwertiger Elektrofahrzeuge<br />
aus heimischer Fertigung zu einer nachhaltigen Aufwertung<br />
in diesem Indexparameter.<br />
In Bezug auf die staatliche Förderung von Elektromobilität<br />
sind in den USA, Deutschland, Italien und Korea zum Jahresende<br />
2014 eine Vielzahl von Förderprogrammen ausgelaufen.<br />
Einzig Japan bildet hier eine Ausnahme, da seitens der Regierung<br />
neue (wenn auch nur kleinere) Förderprogramme aufgesetzt<br />
wurden. In China und Frankreich bleibt die Höhe der<br />
insgesamt zur Verfügung stehenden Fördermittel konstant.<br />
da sich koreanische Hersteller insbesondere bei europäischen<br />
OEM weitere Zuliefervolumina sichern konnten. Der<br />
bereits in der letzten Ausgabe des Index Elektromobilität<br />
(Q3/2014) erkennbare Trend eines deutlich wachsenden<br />
Wertschöpfungsanteils Chinas setzt sich, gestützt durch die<br />
weiter gestiegene inländische Nachfrage nach Zellen aus<br />
(primär) lokaler Fertigung, fort. Sofern japanische oder koreanische<br />
Zellhersteller nicht mittelfristig eine Lokalisierung<br />
ihrer Zellproduktionen in Europa anstreben, bleibt eine signifikante<br />
Teilhabe Europas an der globalen Zellwertschöpfung<br />
weiterhin unwahrscheinlich. Der stärkere Preisverfall von<br />
Lithium-Ionen-Zellen führt, trotz wachsender Nachfrage, zu<br />
einem gegenüber dem letzten Betrachtungszeitraum insgesamt<br />
stabil bleibenden Marktvolumen.<br />
Im Indikator Markt entwickeln sich die Absatzzahlen von BEV<br />
und PHEV in allen Märkten deutlich positiv, wenngleich auf<br />
niedrigem Niveau. Während sich in China der Absatz von Elektrofahrzeugen<br />
im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt<br />
hat, verzeichnen Deutschland und Frankreich mit 27% bzw.<br />
13% jeweils zweistellige Zuwächse. Die einzige Ausnahme<br />
bildet Korea, welches einen Absatzrückgang von ca. 22% verbucht.<br />
Frankreich behauptet mit dem höchsten relativen Anteil<br />
von Elektrofahrzeugen an den Gesamtverkäufen um ein<br />
weiteres Mal die Spitzenposition und vergrößert gleichzeitig<br />
wieder den Abstand zu den Verfolgern USA und Japan,<br />
welche jeweils nur im hohen einstelligen Bereich wachsen.<br />
Deutschland schließt weiter zu den führenden Nationen auf,<br />
jedoch noch immer mit deutlichem Abstand.<br />
Förderprogramme im Vergleich<br />
Ranking führender Automobilnationen im Überblick (Index Elektromobilität, Q1 2015)<br />
Industrie Technologie Markt<br />
Japan 3,8 Japan 3,1 Frankreich<br />
5,0<br />
USA 3,3 Frankreich 3,0 Japan<br />
5,0<br />
China 2,5 Korea 3,0 USA<br />
5,0<br />
Korea 2,0 Deutschland 2,6 Deutschland<br />
3,2<br />
China<br />
USA<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Korea<br />
Italien<br />
Japan<br />
(Mio.EURO) (% des BIP) 1)<br />
7.684 0,114<br />
47 0.000<br />
1.025<br />
0,041<br />
925 0,046<br />
105 0,012<br />
0 0,000<br />
171 0,004<br />
Deutschland 1,4 China 1,9 China<br />
1,7<br />
1) Relativbezug der Fördermaßnahmen jeweils auf aktuelles BIP (2014)<br />
Frankreich 1,0 USA 0,7 Italien<br />
0,9<br />
Zellproduzenten und Volumen (Fahrzeugzellen) nach Ländern bis 2017<br />
Italien 0,0 Italien 0,2 Korea<br />
0,4<br />
Erwarteter globaler Marktanteil, 2017 1)<br />
Inländische Zellproduktion, 2013-2017 (MWh)<br />
Gesamtbewertung: 1. Japan, 2. Frankreich, 3. USA<br />
Quelle: roland berger<br />
Im Indikator Technologie rutscht Deutschland im Vergleich<br />
zum Ende letzten Jahres vom ersten auf den vierten Platz ab.<br />
Das von deutschen OEMs angekündigte breitere Ausrollen von<br />
Elektrofahrzeugen in die Volumensegmente der Mittelklasse,<br />
und der damit einhergehende Anteilsgewinn von BEV und<br />
PHEV mit verhältnismäßig geringerem Ausstattungsniveau im<br />
Modellmix sind hierfür genauso verantwortlich wie das Auslaufen<br />
eines großen Teils der staatlichen Förderprogramme.<br />
Gleichzeitig nimmt der technologische Reifegrad aber weiterhin<br />
zu. Korea verliert aus dem gleichen Grund und liegt nun drittplatziert<br />
hinter Japan und Frankreich. Ein Fortbestehen der Förderprogramme<br />
sowie eine weitere Verschiebung des französischen<br />
Flottenmix in Richtung technisch höherwertiger<br />
Fahrzeuge begünstigt diese Entwicklung. Japan legt hinge-<br />
Im Bereich Industrie schließen die USA weiter deutlich zu Japan<br />
auf; auch China legt stark zu. Als die einzigen Nationen<br />
mit hohem nationalem Wertschöpfungsanteil sowohl in der<br />
Fahrzeug- als auch in der Zellfertigung liegen diese drei Länder<br />
deutlich vor den anderen Automobilnationen. Die hohe<br />
Konzentration der Nachfrage auf die Märkte USA und Japan<br />
schlägt sich weiterhin zu Ungunsten europäischer Volumen-<br />
OEM nieder. Maßgeblich hierfür ist, dass die in Europa neu<br />
eingeführten Fahrzeuge im US-Modellmix eine verhältnismäßig<br />
kleine Rolle spielen.<br />
In der Zellfertigung bleibt die globale Verteilung der nationalen<br />
Wertschöpfung im Vergleich zum vorhergehenden Betrachtungszeitraum<br />
weitgehend stabil. Korea gewinnt leicht,<br />
Panasonic<br />
SANYO<br />
SAMSUNG<br />
AESC<br />
LG Chem<br />
GSYUASA<br />
BYD<br />
SK-Innovation<br />
Japan<br />
Korea<br />
Japan<br />
Korea<br />
Japan<br />
China<br />
Korea<br />
1%<br />
6%<br />
5%<br />
<strong>18</strong>%<br />
17%<br />
22%<br />
26%<br />
Japan<br />
Korea<br />
China<br />
USA<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
1) Marktwert 2017 auf Basis USD wie folgt abgeleitet: 490 USD/kWh für PHEWs und 350 USD/kWh für EVs, 2) Mit Anteil Primearth<br />
Quelle: fka, roland berger lib marktmodell, stand q1/2014<br />
100<br />
0<br />
0<br />
4.700<br />
4.600<br />
8.900<br />
19.200<br />
> Führender Zellproduzent<br />
> Panasonic führend bei Consumer-Zellen<br />
> Vor allem LG Chem und Samsung<br />
> SK-Innovation wird Korea-Footprint zugerechnet<br />
> Vor allem BYD, Lishen und andere »local for<br />
local« Player<br />
> Weiterhin vor allem A123 und japanische Hersteller<br />
mit lokaler Produktion (AESC)<br />
> Vor allem LiTec; Produktion wird 2015 eingestellt<br />
> Keine signifikante Zellproduktion<br />
> Keine signifikante Zellproduktion<br />
38 Neue Mobilität Neue Mobilität 39
Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />
Erwartete Produktion von EV und PHEV bis 2017<br />
Inlandsproduktion EV/PHEV ('000 Fzg.)<br />
Japan 441<br />
USA 545<br />
Deutschland 292<br />
China 307<br />
Frankreich 250<br />
Korea 11<br />
Keine signifikante EV/PHEV-Produktion in Italien erwartet<br />
Quelle: fka, roland berger<br />
Top 3 Modelle je Land<br />
Mitsubishi Outlander PHEV, Nissan Leaf EV, Toyota<br />
Prius PHEV<br />
Nissan Leaf EV, Tesla Model S, Chevrolet Volt PHEV<br />
BMW i3, VW Passat PHEV, Porsche Panamera PHEV<br />
BYD Qin, Kandi KD, Chery QQEV<br />
Renault ZOE Z.E., smart fortwo ED, Renault Kangoo Z.E.<br />
Kia Soul EV, Kia Ray EV, Chevrolet Spark EV<br />
eAUTOS<br />
IN<br />
DEUTSCHLAND:<br />
INNOVATION<br />
Elektromobilität 2030: BEV und PHEV werden zur Normalität<br />
BEV und PHEV werden bis 2030 die Mehrzahl der globalen<br />
Fahrzeugregistrierungen darstellen. Während BEV insbesondere<br />
in den Städten herkömmliche Verbrennungsmotoren<br />
verdrängen und insbesondere vom stark wachsenden Trend<br />
zum Carsharing profitieren, werden PHEV, aber auch die<br />
ersten Brennstoffzellenfahrzeuge den Langstreckeneinsatz<br />
dominieren.<br />
Bereits in den nächsten 8 bis 10 Jahre ist davon auszugehen,<br />
dass diese Technologien für viele Kunden eine wirtschaftlich<br />
attraktive Alternative darstellen. Dabei spielen insbesondere<br />
weiter deutlich sinkende Batteriekosten und Skaleneffekte<br />
durch neue, »purpose design« PHEV Architekturen eine<br />
wichtige Rolle. Die aufgezeigten regulatorischen Maßnahmen<br />
werden diesen Trend zusätzlich beschleunigen.<br />
Trotz niedrigerer Kosten stellen batterieelektrische Fahrzeuge<br />
für die Masse der Kunden auch in den nächsten 10 bis<br />
12 Jahren keine wirtschaftlich attraktive Option dar, insbesondere<br />
mit Carsharing Systemen als kostengünstige Alternative<br />
zum Besitz eines Zweitwagens für den Stadtverkehr.<br />
Dort finden BEV aber den perfekten Einsatzfall. Mit hoher<br />
jährlicher Laufleistung, insbesondere im Stadtverkehr und<br />
der komfortablen Nutzung induktiver Ladesysteme ist ihr<br />
Einsatz gegenüber konventionellen Fahrzeugen schnell<br />
amortisiert.<br />
Bis 2025 werden erste modulare Architekturen, die speziell<br />
auf PHEV abgestimmt sind zum Einsatz kommen. Treiber hierfür<br />
ist die verstärkte Kundennachfrage insbesondere in Nordamerika,<br />
sowie die Notwendigkeit eines signifikant höheren<br />
Einsatzes von BEV und PHEV, um die bis 2025 zu erwartenden<br />
Emissionsgrenzwerte, insbesondere in China und Europa<br />
zu erreichen. In Europa beispielsweise wird ein 75 g Ziel<br />
BEV/PHEV-Anteile von über 30% an den jährlichen Zulassungszahlen<br />
erfordern.<br />
Diese neuen, »purpose designed« Architekturen werden das<br />
Potenzial elektrischer Motoren voll ausnutzen und mit kostengünstigeren<br />
Verbrennungsmotoren und Getrieben auskommen.<br />
Neben PHEV profitieren auch BEV und Brennstoffzellenfahrzeuge<br />
von den zu erwartenden Skaleneffekten.<br />
Noch wichtiger für weitere Kostenreduktionen ist der Fortschritt<br />
in der Speichertechnologie. Die nächsten Batteriegenerationen<br />
werden eine weiter steigende spezifische Energie<br />
aufweisen. Durch Einführung neuer Elektrodenmaterialien<br />
(sog. Hochenergie-NCM- und Hoch-Volt-Spinell-Katoden in<br />
Verbindung mit Silizium-Karbon-Anoden) ist von einem Absinken<br />
der Preise für die Gesamtbatterie auf ca. 100 Euro pro<br />
kWh bis 2025 auszugehen. Bis 2030 können neue Batterien<br />
mit sog. Konversionsmaterialien weitere steigende Energiedichten<br />
und Kosten auch unter 100 Euro pro kWh erlauben.<br />
Fazit: Der Elektromobilität gehört die Zukunft<br />
Als Fazit bleibt festzuhalten: Mit überzogenen Erwartungen<br />
gestartet, entwickelt sich die Elektromobilität langsam, aber<br />
unaufhaltsam weiter und wird bis 2030 zur dominierenden<br />
Antriebstechnologie werden, insbesondere auch getrieben<br />
durch neue Mobilitätskonzepte, die kontinuierlich Marktanteile<br />
gewinnen. Die deutsche Industrie ist hier im Wettbewerb<br />
gut aufgestellt, droht allerdings insbesondere in der<br />
Speichertechnologie den Anschluss zu verlieren, wenn gute<br />
Forschungskonzepte nicht auch in die industrielle Massenfertigung<br />
umgesetzt werden.<br />
Dr. Wolfgang Bernhart<br />
Roland Berger Strategy Consultants<br />
www.rolandberger.com<br />
ODER<br />
STILLSTAND<br />
DER AUTOMOBILINDUSTRIE?<br />
Experten-Meinungen und Erfahrungsberichte aus dem Alltag<br />
40 Neue Mobilität
eAutos in Deutschland<br />
Geschichte der Elektroautos<br />
Von der Entwicklung der Batterie bis hin zur zukunftsweisenden Mobilität von heute<br />
1900<br />
<strong>18</strong>96 - 1912<br />
Blütezeit der Elektromobilität<br />
Rund 34.000 Elektrofahrzeuge werden allein in<br />
den USA registriert. Weltweit gibt es über 565<br />
verschiedene Marken von Elektroautos.<br />
Radnabenmotor<br />
Auf der Weltausstellung in Paris wird<br />
der Lohner-Porsche, der durch zwei<br />
elektrische Radnabenmotoren angetrieben<br />
wird, der Weltöffentlichkeit<br />
präsentiert.<br />
ab 1912<br />
Elektrofahrzeuge als Nischenprodukte<br />
Durch Fließbandarbeit, höhere Reichweiten und<br />
die Einführung des elektrischen Starters wird<br />
der Verbrennungsmotor mehr und mehr zur dominierenden<br />
Antriebsart.<br />
Elektroautos verschwinden aber nie ganz von der<br />
Bildfläche: es gab immer wieder neue Modelle,<br />
Prototypen oder Kleinserien mit einem rein- oder<br />
teilelektrischen Antrieb.<br />
seit 2003<br />
Renaissance der Elektromobilität<br />
Kleine unabhängige Unternehmen produzieren<br />
eigene Elektrofahrzeuge oder bauen konventionelle<br />
Serienfahrzeuge um. Tesla Motors setzt<br />
2006 mit dem Tesla Roadster neue Maßstäbe in<br />
der Elektromobilität.<br />
<strong>18</strong>80<br />
Blei-Akku<br />
Der Blei-Akku erhält Serienreife<br />
und kann industriell hergestellt<br />
werden.<br />
2015<br />
<strong>18</strong>51<br />
eAutos in Deutschland<br />
Elektrofahrzeuge als Teil der Mobilität von heute<br />
Hybrid- und Elektroautos werden von allen großen<br />
Automobilherstellern als Serienfahrzeuge angeboten.<br />
Die Zeichen für eine erneute Renaissance der<br />
Elektromobilität stehen erstmals wieder gut..<br />
Schienenverkehr<br />
Das erste große Schienenfahrzeug mit<br />
Elektroantrieb erreicht eine Spitzengeschwindigkeit<br />
von 31 km/h.<br />
<strong>18</strong>99<br />
Elektro-Rennwegen knackt 100 km/h<br />
Als erstes Straßenfahrzeug erreicht der<br />
Elektro-Rennwagen La Jamais Contente<br />
eine Geschwindigkeit von mehr als 100<br />
km/h.<br />
<strong>18</strong>88<br />
Flocken Elektrowagen<br />
Das weltweit erste Elektroauto - ein<br />
hochrädriger Kutschwagen - verfügt<br />
über einen Elektromotor mit 0,7 kW<br />
Leistung. Die Kraftübertragung erfolgt<br />
über Lederriemen auf die Hinterachse.<br />
<strong>18</strong>81<br />
Trouvé Tricycle<br />
Der Franzose Gustave Trouvé<br />
präsentiert sein »Trouvé<br />
Tricycle« mit Elektromotor<br />
und Blei-Akku.<br />
<strong>18</strong>21<br />
Grundstein für die Elektroindustrie<br />
Michael Faraday demonstriert erstmals die<br />
Bewegung durch Elektromagnetismus.<br />
<strong>18</strong>35<br />
Patent auf Elektromotor<br />
Entwicklung des ersten elektrischen<br />
Schienenfahrzeugs von Thomas Davenport.<br />
<strong>18</strong>00<br />
Volta'sche Säule<br />
Der Italiener Alessandro Giuseppe<br />
Antonio Anastasio Volta erfindet<br />
die erste Batterie.<br />
42 Neue Mobilität<br />
Neue Mobilität 43
eAutos in Deutschland - VOLKSWAGEN ABSEITS DES VERBRENNERS<br />
eAutos in Deutschland - VOLKSWAGEN ABSEITS DES VERBRENNERS<br />
Volkswagen abseits<br />
des Verbrenners<br />
Der neue Schaltplan der Automobilindustrie<br />
Dipl.-Ing. Frank K. Urban<br />
Geschäftsführer<br />
time2 Business Consulting GmbH<br />
www.time2.de<br />
Die Elektromobilität in Deutschland kommt sieben Jahre<br />
nach Gründung der Nationalen Plattform Elektromobilität<br />
kaum voran. Trotz der Nachteile der Stromer gegenüber Autos<br />
mit Verbrennungsmotoren gehen Politik und Industrie<br />
weiter davon aus, dass die Elektrofahrzeuge ab 2020 mehr<br />
Käufer erobern. Dann sollen laut Plan der Bundesregierung<br />
eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs<br />
sein. Die Autohersteller tragen durch ihre Margensysteme<br />
eine Mitschuld am schleppenden Absatz von Elektroautos.<br />
Sie bieten den Händlern und damit den Endkunden zu wenig<br />
Anreiz. In anderen Ländern führte eine massive Förderung<br />
zum Erfolg.<br />
Bis 20<strong>18</strong> will der Volkswagen Konzern Marktführer in der<br />
eMobilität sein. Vor einem Jahr waren insgesamt 14 Modelle<br />
mehrerer Konzern-Marken mit Elektro- oder Hybridantrieben<br />
verfügbar. Der Plan war bei entsprechender Nachfrage bis zu<br />
40 neue Modelle mit alternativen Antrieben auszurüsten. Der<br />
Volkswagen-Ansatz für die Mobilitätzukunft ist ein breites<br />
Spektrum von hocheffizienten, umweltfreundlichen Diesel-,<br />
Benzin- und Erdgasmotoren bis hin zu klassischen Hybriden<br />
sowie reinen Batteriefahrzeugen und Plug-In Hybriden.<br />
Seit den 1970er-Jahren hat der Volkswagen-Konzern mindestens<br />
drei größere Anläufe unternommen, Elektroautos unters<br />
Volk zu bringen. Ein Beispiel dafür ist die eAuto-Modellreihe<br />
CityStromer - leider ohne Erfolg. Wie es gerade auch Daimler<br />
wiederholt mit technischen Innovationen erlebt hatte, waren<br />
die Wolfsburger mit ihren Elektrofahrzeugen zu früh. Wolfsburg<br />
unternimmt aktuell mit dem E-Up, die rein batteriegetriebene<br />
Variante des Kleinwagens - den nächsten Versuch. Neben<br />
dem E-Up und dem E-Golf gibt es im Konzern den Audi<br />
R8 E-Tron. Einen elektrischen Skoda Citigo, wird es vorerst<br />
nicht geben. In weiteren deutschen Automobilfabriken laufen<br />
bei BMW der i3, bei Ford der Focus Electric, bei Smart der<br />
eletric drive und bei Daimler die B-Klasse Electric Drive vom<br />
Band.<br />
Diese und weitere Entwicklungen sowie die vielfältigen Verbindungen<br />
in der Elektro-Automobilentwicklung werden im folgenden<br />
beschrieben. Dabei werden Kooperationen, Allianzen,<br />
Projekte und Konsortien fünf ausgewählten Kompetenzfeldernder<br />
Elektromobilität (Elektromotorisierung, Batterietechnologie,<br />
Ladetechnologie, Leichtbau sowie Mobilitätslösungen)<br />
zugeordnet. Dies verschafft einen Überblick und<br />
ist ein Ausschnitt aus der Fachstudie »Elektromobilität - Der<br />
neue Schaltplan der Automobilindustrie: Teil 3 - Volkswagen<br />
AG« der time2 Business Consulting GmbH, Berlin.<br />
Kompetenzfeld Elektromobilisierung<br />
Volkswagen und Toshiba Corporation kooperieren bei der<br />
Entwicklung von Elektroantrieben und der dazugehörigen<br />
Leistungselektronik für die geplante New Small Family von<br />
Volkswagen. In China sollen zwei Elektroautos, in Zusammenarbeit<br />
mit seinen zwei Joint-Venture-Partnern FAW-<br />
Volkswagen und Shanghai-Volkswagen entwickelt werden.<br />
Mit seinem chinesischen Partner SAIC hat Volkswagen beschlossen,<br />
das Stammwerk des Joint Venture SVW für die neuen<br />
Herausforderungen bezüglich der lokalen Produktion von Elektroautos<br />
auszubauen. Und in Deutschland hat Volkswagen<br />
das Know-how für eMotoren und Batteriesysteme in den eigenen<br />
Komponentenwerken massiv aufgebaut.<br />
Kompetenzfeld Batterietechnologie<br />
Bezüglich der Batterietechnologien, gibt es nach wie vor erheblichen<br />
Bedarf an technologischer Grundlagenforschung.<br />
Anzahl und inhaltlicher Fokus von Kooperationen und Startups<br />
liefern hierzu Hinweise. Bei der Entwicklung von neuen,<br />
hocheffizienten Lithium-Ionen-Akkus arbeitet Volkswagen mit<br />
den japanischen Konzernen Toshiba und Sanyo, sowie dem<br />
chinesischen Unternehmen BYD zusammen. Die Volkswagen<br />
Konzernforschung arbeitet bei der Entwicklung von neuen Batteriezellen<br />
für Elektrofahrzeuge aber auch noch mit der Universität<br />
Münster zusammen. Ende 2014 hat sich Volkswagen<br />
darüber hinaus mit 5% am US-Startup Quantum Scape beteiligt,<br />
welches neuartige, sogenannte Feststoffbatterien mit vergleichbar<br />
hoher Energiedichte entwickelt, wie man sie von fossilen<br />
Brennstoffen kennt. Eine Entscheidung über die Zukunft<br />
der Feststoffbatterien in seinen Fahrzeugen will Volkswagen<br />
aber erst noch treffen. Auch wenn diese Technologie auch<br />
für eine Verbesserung der Kostensituation bei Akkus vielversprechend<br />
scheint, versucht Volkswagen weiterhin seine<br />
Produktionskompetenzen bei der etablierten Batterietechnologie<br />
auszubauen. Im Joint Venture Volkswagen Varta Forschungsgesellschaft<br />
wollen Volkswagen und Varta Microbattery<br />
Kompetenzen in der Zellenfertigung aufbauen und diese<br />
Schlüsseltechnologie auch in Deutschland ansiedeln.<br />
Kompetenzfeld Ladetechnologie<br />
Für die Energierückgewinnung während der Fahrt haben die<br />
Volkswagen-Techniker drei sogenannte Rekuperationsstufen<br />
programmiert. Sie bestimmen, wie viel Strom der zum Generator<br />
umgepolte Elektro-Motor im Leerlauf und beim Bremsen<br />
erzeugt und wieder in die Batterie einspeist. Jenseits von<br />
zu Hause oder vom Arbeitsplatz sind feste Ladestationen<br />
selten und anwenderfreundliche Bezahlsysteme fehlen. RWE<br />
stattet Standorte von Volkswagen mit Ladesäulen aus. Die<br />
Technik dafür liefert die RWE Effizienz GmbH. Und Aldi eröffnet<br />
Stromtankstellen in Kooperation mit RWE. Volkswagen<br />
will Elektrofahrzeuge mit dem neuen »Combined Charging<br />
System« ausrüsten. Das System entstammt einer Kooperation<br />
aller deutschen Fahrzeughersteller mit General Motors<br />
und Ford und beendet den Steuer- und Adapter-Wirrwarr.<br />
Den passenden Ökostrom liefert die Volkswagen Bank<br />
GmbH gemeinsam mit LichtBlick SE. Die Energie im neuen<br />
»BluePower«-Tarif wird komplett emissionsfrei und klimaneutral<br />
erzeugt und stammt ausschließlich aus Wasserkraftwerken<br />
in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
Kompetenzfeld Leichtbau<br />
Volkswagen und Ford wollen gemeinsam mit anderen Partnern<br />
die Entwicklung von besonders leichten Karosserien für<br />
Elektroautos vorantreiben. Sie haben ein Forschungskonsortium<br />
gegründet um eine für Großserien taugliche Karosserie<br />
zu entwerfen. Dabei sollen besonders leichte Materialien verwendet<br />
und ressourcensparende Verfahren eingesetzt werden.<br />
An dem von der deutschen Bundesregierung im Rahmen<br />
des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität geförderten<br />
Projekt sind insgesamt 14 Partner beteiligt, darunter<br />
auch ThyssenKrupp, Hydro Aluminium und die Technische<br />
Hochschule Aachen. Koordiniert wird das Konsortium von<br />
Volkswagen. Gewichtsreduzierende, crashkompatible Komponenten<br />
aus textilverstärkten Thermoplasten für den Einsatz<br />
in Autos näher unter die Lupe zu nehmen, ist das Ziel einer<br />
Forschungskooperation zwischen dem ILK der Technischen<br />
Universität Dresden und der Volkswagen AG. Beim E-Up zum<br />
Beispiel bleibt Volkswagen aber bei klassischem Stahl.<br />
Kompetenzfeld Mobilitätslösungen<br />
Um die Elektromobiltät als attraktives Angebot dem Kunden<br />
schmakhafter zu machen, gibt es von Volkswagen das Rundum-sorglos-Paket:<br />
Dazu gehören Mietangebote und besondere<br />
Finanzierungen, eine eMobilitäts-Garantie für Liegenbleiber<br />
damit sie zur Ladestation kommen, eine Garantie auf<br />
die Batterie, das Laden mit Ökostrom, die Möglichkeit einer<br />
Fernbedienung per Smartphone, spezielle Ladeprozesse und<br />
»Stromtankstellen«. Mit »Think Blue. Share a Volkswagen«<br />
stehen an der Technischen Universität Braunschweig, der<br />
Technischen Universität Clausthal sowie der Ostfalia Hochschule<br />
38 E-Up! für das Carsharing zur Verfügung, um an einem<br />
energieeffizienten Konzept für das Elektrofahrzeug-Sharing<br />
zu forschen. Und Quicar kooperiert mit Großraum-Verkehr<br />
Hannover (GVH) »Quicar - Share a Volkswagen« dem Verkehrsverbund<br />
im ÖPNV in der Region Hannover.<br />
Fazit<br />
Wir befinden uns nach dem Fahrplan zum Leitmarkt Elektromobilität<br />
der Bundesregierung am Ende der Phase 2 dem<br />
Markthochlauf. Dafür wird immer noch sehr viel geforscht und<br />
das notwendigerweise. Laut der 10. Automotive-Innovations-<br />
Studie 2015 des Center of Automotive Management standen<br />
2014 die Innovationen in der Automobilindustrie quantitativ<br />
auf einem neuen Höhepunkt. Insgesamt wurden 1.220 Innovationen<br />
bei <strong>18</strong> Automobilkonzernen und ihren 53 Marken<br />
gelistet. Nach 1.023 Innovationen im Jahr 2013 ein neuer<br />
Rekordwert. Dabei stammen von deutschen Autoherstellern<br />
37% aller Innovationen, von japanischen Autobauern <strong>18</strong>% und<br />
von amerikanischen Konzernen 17%. Ernüchterung kehrt ein<br />
bei alternativen Antriebsinnovationen und hier vor allem bei<br />
der eMobilität, im Jahr 2014 gab es nur elf. Das ist seit 2008<br />
der niedrigste Stand und kann nach Einschätzung der Studie<br />
den Schluss zulassen, dass »kurzfristig kaum mit signifikanten<br />
Markterfolgen« bei den Elektroautos der kommenden<br />
Generation (höhere Reichweite, niedrigere Batteriekosten)<br />
44 Neue Mobilität Neue Mobilität 45
intercharge<br />
everywhere<br />
eAutos in Deutschland - VOLKSWAGEN ABSEITS DES VERBRENNERS<br />
eAutos in Deutschland - Kommentar Renault & Nissan<br />
zu rechnen sein wird. Auch bei den Hybridantrieben gab es<br />
2014 im Vergleich zu 2013 einen Rückgang um 19%. Dagegen<br />
gab es einen leichten Zuwachs bei den Innovationen im<br />
Bereich der Brennstoffzelle.<br />
Die größten Autobauer entziehen sich mittlerweile unbemerkt<br />
dem Elektro-Hype. Sie wenden mehr Geld für die Weiterentwicklung<br />
sparsamer Verbrennungsmotoren auf als für die<br />
batteriebetriebene eMobilität. Wie aus einer aktuellen Studie<br />
von KPMG hervorgeht, planen dreiviertel der Hersteller<br />
aus Europa, den USA und Japan bis 2019 die größten Investitionen<br />
für die Entwicklung von sparsameren Verbrennungsmotoren.<br />
Batterie- und Hybrid-Antriebe spielen dagegen nur<br />
eine Nebenrolle. Bei den Konzernen der zweiten Reihe z.B. aus<br />
China, Indien oder Russland gestaltet es sich anders: Dort<br />
konzentrieren sich nur 30% Hersteller auf den Benzin- oder<br />
Dieselmotor. 40% der Unternehmen planen ihre größten Investitionen<br />
in den nächsten fünf Jahren entweder für reine<br />
Elektroautos oder für Plug-In Hybride.<br />
Der immer noch weltgrößte Autobauer Toyota wird 2015 ein<br />
erstes Brennstoffzellen-Auto auf den Markt bringen. Der Verkaufsstart<br />
in Deutschland ist auf Ende des Jahres geplant. Der<br />
Wagen hat einen Elektro-Antrieb, und der Strom dafür wird<br />
mit Brennstoffzellen-Technologie erzeugt. In den Tank kommt<br />
Wasserstoff. Die Volkswagen AG unterzeichnete Anfang März<br />
eine Vereinbarung mit dem kanadischen Brennstoffzellenhersteller<br />
Ballard Power Systems. Es geht dabei um die Entwicklung<br />
von Brennstoffzellen für Demonstrationsfahrzeuge<br />
(Volkswagen HyMotion). Der Vorteil ist, dass in die Umwelt nur<br />
Wasserdampf ausgestoßen wird. Der Nachteil ist aber die energieaufwendige<br />
Herstellung des Wasserstoffes. Er hat gegenüber<br />
den heute verfügbaren Akkumulatoren zwar den Vorteil<br />
einer höheren Energiedichte und damit Reichweite. Dieser<br />
wird jedoch von dem noch sehr dürftigen Tankstellennetz konterkariert.<br />
Weil Wasserstoff bei Unfällen im Straßenverkehr<br />
erhebliche Risiken birgt, ist abzuwarten, ob es sich dabei um<br />
eine echte Alternative zu batteriebetriebenen Fahrzeugen<br />
handelt.<br />
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um den mittlerweile dritten<br />
Teil aus der Fachstudie »Elektromobilität - Der neue Schaltplan<br />
der Automobilindustrie«. Der erste Teil mit Fokus auf Daimler erschien<br />
bereits im April 2013 in der <strong>NEUE</strong>N <strong>MOBILITÄT</strong> 11, im Oktober<br />
2013 folgte dann in Ausgabe 13 der zweite Teil mit der Betrachtung<br />
rund um BMW.<br />
Der eAuto-Markt aus Sicht<br />
der Automobilhersteller<br />
Wie ernst meint es die deutsche Automobilindustrie mit der<br />
Neuen Mobilität? Im September lädt die Automobilbranche<br />
zur Internationalen Automobil Ausstellung nach Frankfurt.<br />
Nach der eher enttäuschenden eMobility-Ausstellungsfläche<br />
vor zwei Jahren, haben wir mit Reinhard Zirpel von Renault<br />
und Joachim Köpf von Nissan darüber gesprochen, was sie<br />
sich in diesem Jahr von der Messe erwarten und wie sie selbst<br />
die aktuelle Entwicklung auf dem eAuto-Markt einschätzen.<br />
Reinhard Zirpel<br />
renault<br />
Joachim Köpf<br />
nissan<br />
Genug von Ihrer<br />
Insellösung?<br />
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Reinhard Zirpel, Vorstand Kommunikation, Renault<br />
»Renault ist einer der ersten Automobilhersteller gewesen,<br />
der eine komplette Modellpalette von Elektrofahrzeugen angeboten<br />
hat. Nach der Präsentation der ersten rein elektrischen<br />
Concept Cars auf der IAA 2009 ist die Elektromobilität<br />
heute ein Serienbestandteil unseres Angebots - und so integrieren<br />
wir sie auch auf dem Renault Messestand in Halle<br />
8. Dort erwarten wir ein höheres Besucherinteresse als 2011<br />
und 2013, da die Elektromobilität einen höheren gesellschaftlichen<br />
Stellenwert eingenommen hat. Ebenso erwarten wir<br />
eine große Nachfrage bei den IAA-Probefahrten mit unseren<br />
Elektrofahrzeugen in Halle 10.<br />
Renault verzeichnet seit Einführung eines Elektrobonus von<br />
5.000 Euro eine deutliche Erhöhung der Kaufanträge für<br />
Elektrofahrzeuge. Damit ist der Beweis erbracht, dass potenzielle<br />
Kunden den höheren Kaufpreis von Elektrofahrzeugen<br />
als Kaufhindernis ansehen und weniger Einschränkungen bei<br />
der Reichweite. Wir brauchen daher dringend eine staatliche<br />
Kaufprämie für Elektrofahrzeuge und weitere Investitionen in<br />
eine flächendeckende Ladeinfrastruktur.«<br />
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Joachim Köpf, Manager eMobility, NISSAN<br />
»Wir sind dieses Jahr mit spannenden Neuigkeiten auf der<br />
IAA. Gemeinsam mit Kooperationspartnern zeigen wir, wie<br />
sich unsere Fahrzeuge schon heute in das Stromnetz integrieren<br />
lassen - mit gesteuerter Ladung und mit Vehicle to Grid<br />
Technologie. Die Rückspeisefähigkeit des Fahrzeugs (Vehicle<br />
to Grid) ist Bestandteil des CHAdeMO Schnellladestandards<br />
und macht Nissan Elektrofahrzeuge zu rollenden Batteriepufferspeichern.<br />
Das überwältigende Kundenfeedback nach<br />
unseren Ankündigungen im Laufe des vergangenen Jahres<br />
haben uns gezeigt, dass der Markt in Deutschland reif ist für<br />
diese Technologie. Und auch die Energiewende, die sinkenden<br />
Rückspeisevergütungen und der steigende Anteil an Strom<br />
aus fluktuativen Energiequellen machen Deutschland zu einem<br />
idealen Land für gesteuertes Laden und Vehicle to Grid<br />
Anwendungen. Aus unserer Sicht ermöglicht diese Technologie<br />
zum ersten Mal in der Geschichte des Automobils einen<br />
fundamental neuen Einsatzzweck des Fahrzeugs und damit<br />
vollkommen neuartige Geschäftsmodelle, welche die Kosten<br />
für Elektromobilität signifikant senken können.<br />
Bezüglich der Entwicklungen auf dem eAuto Markt erwarten<br />
wir, dass die Kombination aus stetig größer werdenden Batterien,<br />
niedrigeren Preisen für Elektrofahrzeuge und steigenden<br />
Preisen für fossile Kraftstoffe der Elektromobilität in den<br />
nächsten Jahren in zahlreichen Fahrzeug- und Kundensegmenten<br />
zum Durchbruch verhelfen wird. In der Branche wird<br />
gerne die Metapher von Popcorn verwendet. Das Öl wird<br />
schon bald die richtige Temperatur erreicht haben.«<br />
www.hubject.com/ohne-insel<br />
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Neue Mobilität<br />
47
eAutos in Deutschland - Neue Generation: Mitsubishi PHEV Outlander<br />
eAutos in Deutschland - Neue Generation: Mitsubishi PHEV Outlander<br />
In voller Fahrt zur<br />
ganzheitlichen Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltig und vielfach kompatibel: der neue Plug-in Hybrid Outlander<br />
Japan ist in Sachen Elektromobilität bekanntlich weiter als<br />
Europa. Mitsubishi in Deutschland versucht folgerichtig das<br />
Know-how des Mutterkonzerns aus Fernost auf die hiesigen<br />
Bedingungen zu übertragen. Zur Einführung des neuen Mitsubishi<br />
Plug-in Hybrid Outlander betont man erneut, dass<br />
der Plug-in-SUV als Baustein eines rundum nachhaltigen<br />
Alltagkonzepts verstanden werden soll. Doch wie alltagstauglich<br />
ist das Fahrzeug wirklich?<br />
Schon als der Mitsubishi Plug-in Hybrid Outlander vor zwei<br />
Jahren seine Deutschlandpremiere feierte, wurden die vielseitigen<br />
Möglichkeiten des Modells herausgehoben, das damals<br />
als weltweit erster SUV-Hybrid mit Plug-in-Technologie<br />
auf den Markt kam. Und tatsächlich, Geräumigkeit, Komfort,<br />
sowie eine Gesamtreichweite von über 800 km sprechen für<br />
eine Empfehlung als flexibles Familienauto mit Allradantrieb.<br />
Dagegen werfen andere Features nach wie vor Fragen<br />
auf. Welchen konkreten Vorteil etwa bietet die Nutzung des<br />
Autos als Stromspeicher?<br />
Bidirektionales Laden eröffnet Sparpotenzial<br />
Das Fahrzeug wird zum Pufferspeicher. Gut, aber abgesehen<br />
von der Kaffeemaschine, die beim Picknick auf der Waldwiese<br />
mit Strom aus dem Auto versorgt wird, scheint diese Einsatzmöglichkeit<br />
nicht herausragend zu sein. MMD Automobile<br />
(MMDA) argumentiert dagegen. Das bidirektionale Laden sei<br />
beispielsweise für Hausbesitzer mit Photovoltaik-Anlage äußerst<br />
lukrativ. Diese können den Plug-in Hybrid Outlander<br />
mit überschüssigem Strom aus der Anlage im Grunde ohne<br />
Stromkosten betreiben und zudem im Bedarfsfall eingespeicherte<br />
Energie zurück ins Hausstromnetz speisen. Auch wer<br />
auf Kraft-Wärme-Kopplung setzt, hat die Möglichkeit von diesen<br />
Einsparpotenzialen umfangreich zu profitieren, erzeugt<br />
doch die Wärmegewinnung jede Menge Energie. Die Schnittstelle<br />
zur Umwandlung des Gleichstroms aus dem Fahrzeug<br />
in Wechselstrom ist eine bidirektionale Ladestation, die erstmals<br />
die Einbindung von Serienfahrzeugen in SmartGrids,<br />
also in intelligente Stromnetze ermöglicht.<br />
Durchschnittlich gibt ein deutscher Privathaushalt<br />
monatlich über 400 Euro für Energie aus,<br />
inklusive Autofahrten. Wer im eigenen Haushalt<br />
Erneuerbare Energien nutzt, spart unter Umständen<br />
enorme Summen. Das Aufladen eines<br />
Elektroautos mit selbst erzeugtem Strom, potenziert<br />
die Effizienz der eigenen Anlage um ein<br />
Vielfaches.<br />
Diese Argumentation verdeutlicht, wie man bei Mitsubishi<br />
in Deutschland das smarte Vorzeigeauto einordnet: Als wirkungsvollen<br />
Beschleuniger einer Entwicklung, die ausgesuchte<br />
Technologien miteinander vernetzt - mit dem Ziel, eine ganzheitlich-nachhaltige<br />
Lebensgestaltung zu ermöglichen. Man<br />
vermarktet den neuen Plug-in Hybrid Outlander daher auch<br />
nicht einfach als Mitsubishi Modell, sondern als Mitsubishi<br />
Green Mobility Modell.<br />
Kooperationen, die Mehrwerte schaffen<br />
Unter dem Dach Green Mobility bietet MMDA neben dem<br />
hybriden SUV noch das Electric Vehicle an, ein reines Stromauto.<br />
Weitere Modelle werden in den kommenden Jahren folgen.<br />
2020 sollen 20% der Gesamtproduktion in das Segment<br />
Elektromobilität fallen. Doch wie bereits angedeutet, steht<br />
Green Mobility für mehr: Gezielt geht Mitsubishi in Deutschland<br />
Kooperationen mit Unternehmen ein, die ebenfalls nachhaltige<br />
Produkte und/oder Dienstleistungen anbieten, die auch<br />
als Ergänzung oder Erweiterung der Green Mobility Modell-<br />
Vorzüge begriffen werden können. Das klingt zunächst ein wenig<br />
theoretisch, aber wie schon das Beispiel bidirektionales<br />
Laden zeigt, handelt es sich bei diesen Ergänzungen und Erweiterungen<br />
um greifbare Mehrwerte, die herkömmliche Autos<br />
eben nicht bieten und die weit über eine konventionelle<br />
Alltagstauglichkeit hinausreichen. So gesehen ist der neue<br />
Plug-in Hybrid Outlander vor allem eins: alltagstauglich! Zumal<br />
die Bedienung des Wagens völlig unkompliziert ist und<br />
im Grunde der eines reinen Benzin- oder Dieselfahrzeugs entspricht.<br />
Wobei viele der besonderen Funktionen über eine<br />
spezielle App gesteuert werden. Wer z. B. morgens in ein<br />
vorgewärmtes Fahrzeug steigen will, kann über die App eine<br />
entsprechende Uhrzeit zur Aktivierung der Standheizung bestimmen.<br />
Das neue Modell bietet zahlreiche Optimierungen<br />
Entsprechend stolz präsentiert MMDA die neue Generation<br />
des Plug-in Hybrid Outlander. Der Wagen wird 2016 laut<br />
Hersteller mit über 130 Änderungen und Neuerungen aufwarten.<br />
Das klingt viel, doch ein solcher Zahlenwert ist nicht<br />
ungewöhnlich, zumal es sich in diesem Fall um die erste Neuauflage<br />
des Modells handelt. Optimiert wurde unter anderem<br />
das Design. Cockpit und Interieur sind eine Spur ergonomischer<br />
ausgefallen - vom Vierspeicherlenkrad bis zur<br />
übersichtlicheren Mittelkonsole. Mithilfe eines 40-Punkte-<br />
Maßnahmenpakets konnten die Schwingungsübertragung<br />
sowie Geräuscheinflüsse durch Reifen, Antrieb, Fahrtwind und<br />
Karosserie nochmals deutlich minimiert werden. Auch die<br />
elektrischen Antriebskomponenten wurden bearbeitet und<br />
sorgen im Zusammenspiel mit einer neu abgestimmten Motorsteuerung<br />
für eine verbesserte Gesamteffizienz. Der CO 2<br />
-<br />
Ausstoß im kombinierten Zyklus konnte zudem leicht gesenkt<br />
und die Aktiv-Sicherheitsausstattung um zwei weitere Assistenzfunktionen<br />
ergänzt werden. Es sind aber nicht nur diese<br />
und weitere Neuerungen, die die Aufmerksamkeit auf den<br />
neuen Plug-in Hybrid Outlander lenken.<br />
Die Plug-in Technologie wird mitunter kritisch gesehen.<br />
Die Ladezeit ist mit rund 5 Stunden tatsächlich<br />
eher lang. Wer die Fahrbatterie allerdings zu Hause<br />
im Eigenheim auflädt, kann dies bequem über Nacht<br />
tun. Zudem stehen deutschlandweit über 3.000 Ladestationen<br />
bereit und das Netz wird stetig ausgebaut.<br />
Schnellladestationen benötigen zudem für 80%<br />
der Batteriekapazität nur rund 30 Minuten Ladezeit.<br />
Zwei Elektromotoren und ein Benzinmotor<br />
Die Kombination aus permanentem Allradantrieb, unabhängiger<br />
Energieerzeugung und umweltfreundlichem Elektroantrieb<br />
mit der Reichweite konventioneller Motorisierungen<br />
beeindruckt. Die Lithium-Ionen-Fahrbatterie wird einfach an<br />
einer regulären Haushaltssteckdose oder einer öffentlichen<br />
Ladestation aufgeladen. Zusätzlich generieren der Schubbetrieb<br />
sowie Bremsvorgänge elektrische Energie. Das regenerative<br />
Bremssystem ist über sechs Stufen einstellbar.<br />
In Sachen Effizienz überzeugt die Plug-in-Hybrid-<br />
Technologie auf ganzer Strecke. Mit Benzin und<br />
Strom in Kombination fährt man mit dem neuen<br />
Plug-in Hybrid Outlander locker nonstop von<br />
Hamburg nach München.<br />
Zwei unabhängige Elektromotoren ergänzen die Arbeit eines<br />
2,0-l-Benziner-Frontmotors. Den Fahrmodus wählt das Auto<br />
situativ aus und setzt die einzelnen Antriebskomponenten entsprechend<br />
ein. Das elektronische Betriebssystem registriert<br />
hierfür die jeweils angeforderte Leistung. Vor allem im Stadtverkehr<br />
wird rein elektrisch gefahren. Bis zu 52 km* schafft<br />
der Plug-in Hybrid Outlander ohne Benzin - d. h. emissionsfrei<br />
und ohne Motorgeräusch. Wird mehr Kraft beansprucht, etwa<br />
auf Autobahnen, kommt auch der Verbrennungsmotor zum<br />
Einsatz, der zudem als zusätzlicher Generator zur Energieerzeugung<br />
genutzt werden kann. Die Gesamtreichweite liegt<br />
dann bei über 800 km*. Eine Zahl, die als weiterer Beleg der<br />
von Mitsubishi behaupteten Alltagstauglichkeit gewertet<br />
werden kann.<br />
* NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) Messverfahren ECE R101:<br />
Plug-in Hybrid Outlander Stromverbrauch (kWh/100 km) kombiniert<br />
13,4. Gesamtverbrauch (l/100 km) kombiniert 1,8. CO 2<br />
-Emission<br />
kombiniert 42 g/km. Effizienzklasse A+.<br />
** Electric Vehicle Stromverbrauch (kWh/100km) kombiniert 12,5.<br />
CO 2<br />
-Emission (kombiniert) 0 g/km. Effizienzklasse A+. Die tatsächlichen<br />
Werte zum Verbrauch elektrischer Energie bzw. zur Reichweite<br />
hängen ab von individueller Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen,<br />
Außentemperatur, Klimaanlageneinsatz etc., dadurch<br />
kann sich die Reichweite reduzieren.<br />
48 Neue Mobilität Neue Mobilität 49
eAutos in Deutschland - CORPORATE CARSHARING<br />
eAutos in Deutschland - CORPORATE CARSHARING<br />
Davon profitieren alle<br />
Corporate Carsharing mit integrierter Elektromobilität<br />
Die Umwelt geht uns alle an. Beachtliches Potenzial für ihren<br />
Schutz bietet der Mobilitätssektor. Denn Stop-and-go während<br />
der Rushhour und Staus sind mobiler Alltag auf deutschen<br />
Straßen. Ein Brennpunkt, der Unternehmen, Städte<br />
und Kommunen zunehmend beschäftigt und umdenken<br />
lässt. Immer mehr entdecken das Teilen von Fahrzeugen für<br />
sich. Mit Shaggo setzt Fuhrwerk Plus modernes Corporate<br />
Carsharing intelligent um - und bindet Elektromobilität effizient<br />
ein.<br />
Mobilität ist eine tragende Säule der Wirtschaft. Daran wird<br />
sich auch in Zukunft nichts ändern. Dennoch kann sie verantwortungsvoller<br />
und umweltbewusster gestaltet werden.<br />
»Das Bewusstsein und der Wille sind da«, weiß Joern Fischer,<br />
Geschäftsführer der Fuhrwerk Plus, aus Gesprächen mit<br />
Unternehmen und kommunalen Einrichtungen. Was fehlt,<br />
sind Lösungskonzepte, um dieser Verantwortung effizient<br />
nachzukommen. »Genau hier setzen wir mit Shaggo an.« Als<br />
Kooperationspartner für die technische Basis wurde die<br />
Ametras rentconcept ins Boot geholt. »Mit ihr haben wir<br />
einen Spezialisten an unserer Seite, der seit Langem erfolgreich<br />
im Bereich Rental und Carsharing unterwegs ist und<br />
fundierte Erfahrungen in der eMobilität hat«, so Fischer.<br />
Konzipiert als webbasierte Corporate-Carsharing-Lösung,<br />
bildet Shaggo alle Mobilitätsprozesse transparent ab. Als<br />
markenunabhängiger Mobilitätsanbieter werden vorhandene<br />
Flotten ebenso integriert wie eAutos auf Langzeit- oder<br />
Leasingbasis; die bei Bedarf von kooperierenden Partnern gestellt<br />
werden. Vom eBike bis zum Transporter schafft Shaggo<br />
so die notwendige Flexibilität. Die Fahrzeugreservierung erfolgt<br />
über das Online-Buchungsportal via Web oder Smartphone-App,<br />
der Fahrzeugzugang mit Führerscheinprüfung<br />
über Smartphone, RFID oder Schlüsselschrank. Alle Reisedaten<br />
werden im elektronischen Fahrtenbuch erfasst und zur<br />
Abrechnung und Auswertung bereitgestellt.<br />
»Diese Abläufe sind beim Corporate Carsharing weitgehend<br />
Standard. Zusätzlich bieten wir unseren Kunden einen Auftritt<br />
in ihrer CI und ein Full-Service-Angebot«, ergänzt Geschäftsführer<br />
Fischer. Eine Besonderheit ist das Anzeigen alternativer<br />
Buchungszeiträume, welches zu einer höheren Auslastung<br />
beiträgt, die durch Privatfahrten weiter gesteigert<br />
werden kann.<br />
Wer seine Mitarbeiter noch umweltfreundlicher auf die Straße<br />
bringen will, integriert Elektroautos in die Fahrzeugflotte.<br />
»In der Anschaffung sind sie teurer als Verbrenner, dafür aber<br />
wartungsarm und weniger reparaturanfällig. Mit einer Batteriereichweite<br />
von circa 150 bis 200 km sind sie ideal für<br />
Fahrten im Nahverkehr«, führt Klaus Heller, Geschäftsführer<br />
der AMETRAS rentconcept, Kriterien an, die es bei der Ent-<br />
scheidung aktiv einzubinden gilt. Heller ist Experte auf dem<br />
Gebiet der eMobilität, seit Jahren engagiert sich sein Unternehmen<br />
als Partner im Spitzencluster Elektromobilität Süd-<br />
West für das Vorantreiben der Industrialisierung der Elektromobilität<br />
durch integrierte Technologiekompetenz.<br />
»Die begrenzte Reichweite von Elektroautos führt zu einer<br />
gewissen Unsicherheit«, wissen Heller und Fischer. Klarheit<br />
schafft die von AMETRAS rentconcept entwickelte Durchdringungsanalyse,<br />
bei der Fuhrpark und Fahrverhalten analysiert<br />
werden. Das Ergebnis sind detaillierte Aussagen über<br />
das Potenzial von Corporate Carsharing, die Zahl benötigter<br />
Poolfahrzeuge und den möglichen Anteil an eMobilen. Auch<br />
werden Empfehlungen zum Flottenmix oder zur Ladesäuleninfrastruktur<br />
ausgesprochen. Durch das Simulieren verschiedener<br />
Varianten auf Basis einer Kosten-Nutzen-Betrachtung<br />
wird die optimale Fuhrparklösung ermittelt.<br />
Eine zentrale Herausforderung bei der Umsetzung von eMobilitätskonzepten<br />
ist die hohe, rentable Auslastung von ePoolfahrzeugen.<br />
Diese wird über den Shaggo Reichweitenplaner<br />
sichergestellt. Bei der Reservierung gibt der Mitarbeiter die<br />
ungefähre Streckenlänge ein, anhand derer das System die<br />
passenden und verfügbaren Autos gezielt auswählt. Für<br />
e-Fahrzeuge werden bei der automatisierten Selektion mit<br />
Ladestatus der Batterie, Außentemperatur und Topografie<br />
der Fahrstrecke weitere Faktoren herangezogen, die sich auf<br />
die Reichweite auswirken. Die nahe Zukunft der eMobilität<br />
sieht Joern Fischer durch technologische Entwicklungen,<br />
politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Trends<br />
charakterisiert. Eine zunehmend wachsende Modellauswahl<br />
sowie in Aussicht gestellte Konzepte machen neugierig auf<br />
die Technik und neue Entwicklungen, Skaleneffekte werden<br />
zu spürbar sinkenden Batteriepreisen führen.«<br />
Eine Chance sieht Fischer im Technologie-Wettbewerb: Im<br />
Bereich der Elektromotoren gut platziert, bei Leistungselektronik<br />
und Fahrzeugen auf Augenhöhe, sind im Batteriebereich<br />
derzeit asiatische und nordamerikanische Hersteller<br />
den deutschen voraus. Hier sind die klassischen Rollen im<br />
Ranking der Fahrzeughersteller noch verschoben. Entwick-<br />
Eva Hellwig, Mitarbeiterin von AMETRAS mit Joern Fischer, Geschäftsführer<br />
Fuhrwerk Plus GmbH<br />
lungsfortschritte werden zudem die Wertschöpfungskette<br />
verändern, in welcher bisher der Verbrennungsmotor den<br />
größten Anteil darstellt. »Als unbedingte Voraussetzungen<br />
müssen neben zuverlässiger Technik die benötigte Ladeinfrastruktur<br />
gelöst und vor allem die Form der Bezahlung des<br />
Stroms geklärt werden, damit sich eMobilität in unserer Gesellschaft<br />
fest etablieren kann«, ergänzt Klaus Heller.<br />
Für die Zukunft sehen beide Unternehmer das klassische Automobil<br />
als eine Verkehrsoption unter vielen. Eine wachsende<br />
Zahl von Menschen wird das Auto künftig eher rationell und<br />
gleichberechtigt neben verschiedene Formen der Mobilität<br />
nutzen. Gesellschaftliche Trends und ökologische Motivatoren<br />
werden zu einem Perspektivenwechsel beitragen.<br />
»Hierfür sind nutzungsorientierte Konzepte wie Corporate<br />
Carsharing geradezu prädestiniert - und elektromobile Lösungen<br />
das Sahnehäubchen«, ist Joern Fischer von Fuhrwerk<br />
Plus überzeugt. »Mit Shaggo bieten wir Unternehmen schon<br />
jetzt neue Wege für ein cleveres Mobilitätsmanagement mit<br />
integrierter eMobilität, von der alle profitieren.«<br />
Weitere Informationen zum Corporate Carsharing finden Sie<br />
unter www.shaggo.de und www.rentconcept.com<br />
www.rentconcept.com<br />
[EMPOWERING CORPORATE CAR SHARING]<br />
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ist ein Schwerpunkt, mit dem Ametras rentconcept sich sowohl im<br />
Rahmen von Forschungsprojekten als auch in Kundenprojekten intensiv<br />
auseinandersetzt. Know-how, mit dem wir Flottenanalysen für<br />
E-Projekte mit Kosten-Nutzen-Aussagen durchführen oder Komplettlösungen<br />
für E-Mobilitätskonzepte umsetzen.<br />
<strong>MOBILITÄT</strong>SKONZEPTE FÜR IHRE FAHRZEUGFLOTTE<br />
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50 Neue Mobilität Rental Carpooling Carsharing eMobility<br />
Ladesäulen integrierbar<br />
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Neue Mobilität 51<br />
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eAutos in Deutschland - Interview Christian Halm<br />
eAutos in Deutschland - Interview Christian Halm<br />
Verbraucherinformation:<br />
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Nachhaltigkeits-Branche<br />
Mit Christian Halm, dem Geschäftsführer der CHamäleon<br />
Green Solutions GmbH, haben wir über die Aufklärung der Verbraucher<br />
in Sachen Nachhaltigkeit und Elektromobilität sowie<br />
die eigene Motivation dahinter gesprochen. Lesenswert..!<br />
Mit Ihrer Agentur setzen Sie sich für eine nachhaltige Zukunft<br />
ein. Was genau treibt Sie persönlich an?<br />
Ich persönlich vertrete die Meinung, dass es an der Zeit ist,<br />
dass wir alle uns in einem gewissen Maß Gedanken darüber<br />
machen müssen, wie unsere Zukunft morgen aussehen soll.<br />
Das hier und jetzt ist natürlich wichtig, aber es sollte auch<br />
ein Blick auf die Entwicklungen und sich abbildenden Prozesse<br />
in unserer Umwelt von morgen geworfen werden, von<br />
uns allen. Wie wird die Welt und unser Alltag in 10 oder gar 50<br />
Jahren aussehen, wenn wir weitermachen wie bisher und<br />
nichts an unserem Denken und Handeln ändern. Um weitreichende<br />
Veränderungen zu bewirken, wird es einerseits an<br />
Entscheidungen und Veränderungen von höheren und übergeordneten<br />
Stellen im politischen und wirtschaftlichen Bereich<br />
bedürfen, dessen bin ich mir sicher. Andererseits sind<br />
wir aber auch in der Lage viel zu bewirken, wenn jeder Einzelne<br />
von uns etwas an seiner Denk- und Lebensweise verändert<br />
und wir so eine breite Masse schaffen.<br />
Und hier kommen wir ins Spiel. Unser Ziel ist es, dem Endverbraucher,<br />
also den Menschen wie Sie und ich, Mittel und Wege<br />
an die Hand zu geben und Ihnen aufzuzeigen, wie in Zukunft<br />
ein nachhaltigeres und auch umweltbewussteres Leben aussehen<br />
kann. Und ihnen vor allem bewusst zu machen, das<br />
nachhaltig nicht gleichbedeutend ist mit Einschränkungen<br />
oder gar Rückschritt. Der Markt bietet hierfür inzwischen auf<br />
fast allen Sektoren eine Vielzahl von spannenden Technologien<br />
und Produkten. Im nächsten Schritt, müssen diese jedoch<br />
noch besser erklärt und für den Endverbraucher noch transparenter<br />
dargestellt werden, um sein Interesse, seine Akzeptanz<br />
und vor allem auch seine Kaufbereitschaft zu gewinnen.<br />
Nur so finden diese Entwicklungen und Technologien einen<br />
festen und nachhaltigen Platz am Markt.<br />
Im Fokus Ihrer Arbeit stehen neben dem Nachhaltigkeitsmanagement<br />
vor allem auch die Themen Verbraucherinformation<br />
und -Aufklärung. Was genau machen Sie da?<br />
Unser Hauptaugenmerk liegt vor allem darauf, für den Endverbraucher<br />
und aktuellen Konsumenten am Markt, die Produkte<br />
und Technologien der »Zukunft« transparenter und damit<br />
verständlicher darzustellen und ihm so die Vorteile für sich,<br />
aber auch für die Umwelt aufzuzeigen. Im Vorfeld haben wir<br />
ein wenig das Konsumverhalten, bzw. den aktuellen Kenntnisstand<br />
der Menschen, bezüglich eMobilität, Erneuerbare<br />
Energien und weiteren Bereichen zum Thema Nachhaltigkeit,<br />
hinterfragt. Bei den Umfragen sind wir immer wieder auf spannende,<br />
hintergründige aber ungeklärte Fragen gestoßen, die<br />
wohl auch ein Grund dafür sind, dass viele Produkte noch<br />
nicht nachhaltig den Weg in unsere Mitte gefunden haben.<br />
Diese Fragen beziehen sich nicht nur auf die Mobilität der Zukunft,<br />
sondern auch auf den Bereich des nachhaltigen Konsums<br />
im Nahrungssektor oder den vielfältigen Bereich der<br />
Erneuerbaren Energien. Unser Ziel ist es, eine Plattform zu<br />
schaffen, auf der man ganz ungezwungen eben diese Fragen<br />
stellen kann, auf der man Antworten von Profis erhält, die so<br />
aufgebaut sind, dass es Spaß macht zuzuhören und die für<br />
den potentiellen Endverbraucher so verständlich sind, dass<br />
er bereit ist, sich im Anschluss aktiv mit den Produkten auseinanderzusetzen<br />
und sie gegebenenfalls auch in seinen Alltag<br />
wie selbstverständlich zu integrieren.<br />
Eines Ihrer aktuellen Projekte ist das Messe- und Konzert-<br />
Event FuN! Fair und Nachhaltig. Welche Idee steckt dahinter?<br />
Ziel der »FuN! - Fair und Nachhaltig« soll es sein, genau so<br />
eine Plattform für die Fragen der Endverbraucher zu schaffen,<br />
die ich eben beschrieben habe. Es handelt sich dabei in erster<br />
Linie, um eine Endverbrauchermesse, auf der die Besucher<br />
eingeladen und angehalten sind, den Fachleuten aus den Bereichen<br />
WUNDER (das sind bei uns die Bereiche: Wasser, Umwelt,<br />
Nahrung, Denken, Energie, Recycling) all ihre ungeklärten<br />
Fragen zu stellen, die Sie aktuell noch zögern lassen, sich<br />
mehr mit den Produkten auseinanderzusetzen. Dabei geht es<br />
darum, die Produkte und Technologien für jeden begreifbar zu<br />
machen, deshalb gilt auf unserer Messe also auch, die Dinge<br />
anzufassen, auszuprobieren, um so zu lernen und zu verstehen.<br />
Natürlich bietet sich auch für die Fachleute eine Möglichkeit,<br />
sich weiter zu vernetzen und auszutauschen und so<br />
womöglich ganz neue Potentiale zu erschließen und Ideen<br />
zu entwickeln. Nur mit einem gemeinsamen Ziel können wir<br />
langfristig noch effektiver arbeiten.<br />
Nach einem langen Tag voll mit Informationen, soll aber auch<br />
der Fun-Faktor nicht zu kurz kommen. Darum möchten wir<br />
am Abend zu der eigentlichen Bedeutung des Wortes »Fun«,<br />
nämlich dem Spaß zurückkommen und den Tag, jeweils mit<br />
einem Konzert, gemeinsam mit unseren Besuchern ausklingen<br />
lassen. Aber auch der Grundgedanke unserer Messe soll<br />
hier nicht aus den Augen verloren werden. So setzen wir zum<br />
einen auf Künstler, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, aber<br />
auch im Bereich Verpflegung und Infrastruktur findet sich das<br />
Thema wieder. Über Food-Trucks mit regionalem Speisenangebot,<br />
die Bechersammler von Viva con Agua, bis hin zu den<br />
Goldeimern, einer kompostierbaren Festivaltoilette als Pendant<br />
zum Dixie-Klo. Als I-Tüpfelchen stellen wir während der<br />
Konzerte sechs Projekte aus den Bereichen WUNDER vor, denen<br />
wir eine Spende zukommen lassen wollen. Das funktioniert<br />
ganz einfach. Dabei soll eine vorab definierte Summe<br />
eines jeden verkauften Tickets als Investition in eines der Proekte<br />
fließen. Das Besondere: Der Ticketinhaber selbst kann<br />
aufgrund der Vorstellung am Abend und mittels eines Barcodes<br />
auf seinem Ticket dann entscheiden, wo sein Teil hineinfließen<br />
soll. So hat jeder Besucher die Möglichkeit, seine<br />
Spende da zu platzieren, wo er sich am ehesten mit identifizieren<br />
kann. Die FuN! ist somit ein rund um stimmiges Event,<br />
wo Endverbraucher, wie auch Fachleute auf Ihre Kosten kommen,<br />
um gemeinsam zu erleben und zu verstehen.<br />
Neben den Themenschwerpunkten Upcycling und Erneuerbare<br />
Energien spielt vor allem auch die Elektromobilität<br />
eine große Rolle im Rahmen der Veranstaltung. Warum?<br />
Der Bereich Elektromobilität ist einer der zentralen Bereiche<br />
der Zukunft, mit maximalem Potential. Aber gerade hier ist<br />
aufgefallen, dass viel Unsicherheit herrscht. Gehen wir von<br />
der damals ausgelobten Zahl der Fahrzeuge mit Erstzulassung<br />
bis 2020 aus, welche unsere Bundesregierung auf den<br />
deutschen Straßen sehen wollte, so wissen wir schon lange,<br />
dass diese Zahl nicht mehr haltbar ist. Das liegt daran, dass<br />
die Aufklärung noch nicht ausgereift ist und noch zu wenig<br />
auf die Alltagsprobleme eingegangen wird. Von A wie Aufladung<br />
der Autos, über E und R wie Entsorgung der Batterien<br />
und Reichweiten während der Fahrt, bis hin zu Z für Zuschüsse<br />
bei der Anschaffung der Wagen, es besteht noch einiges<br />
an Optimierungsbedarf. Uns ist klar, dass das eine Menge Arbeit<br />
bedeutet und wir dazu nicht nur die Hilfe der Regierung,<br />
des Bundesverbandes eMobilität und der Autohersteller benötigen,<br />
sondern vor allem die Mithilfe der Endverbraucher.<br />
Mit der Messe FuN! soll ein erster Schritt gegangen werden,<br />
um mehr für das Verständnis und den Absatzmarkt zu tun.<br />
Christian Halm //Geschäftsführer<br />
CHamäleon Green Solutions GmbH<br />
www.chamaeleon-green-solutions.com<br />
Christian Halm weiSS,<br />
wo der Frosch die Locken hat<br />
52 Neue Mobilität Neue Mobilität 53
eAutos in Deutschland - Interview Heinz-Harald Frentzen<br />
eAutos in Deutschland - Interview Heinz-Harald Frentzen<br />
Einfach kann jeder<br />
Vor sieben Jahren läutete er das Zeitalter des Hybridantriebs im Rennsport ein<br />
Frentzen in seinem umgebauten Hybrid-Sportwagen des Typs Gumpert Apollo<br />
Sie waren Key-Note Speaker auf dem Automotive Allstars<br />
Kongress in Köln. Was haben Sie von der Veranstaltung hinsichtlich<br />
der Mobilitätswende mitgenommen?<br />
Das war für mich wie ein Fernglas mit Blick auf die Zukunft<br />
der Mobilität. Wenn man sich beispielsweise, mit wem auch<br />
immer, darüber unterhält, dass 2020 autonomes Fahren im<br />
Alltag möglich sein wird, erntet man normalerweise eher ungläubiges<br />
Staunen. Auf dem Automotive Allstars Kongress<br />
hingegen herrschte eine Aufbruchstimmung, dass man sich<br />
eher fragte, warum das eigentlich erst 2020 geht und nicht früher.<br />
Geradezu fasziniert war ich von dem Vortrag von Florian<br />
Feise von Local Motors. Ein komplettes Auto aus dem 3D-<br />
Drucker. Wissen Sie, ich bin mit Star Treck groß geworden,<br />
da gab es den Replikator. Und heute erzählt mir jemand was<br />
von Autos aus dem Drucker. Sagenhaft.<br />
Sie setzen sich nicht nur im Sport für alternative Antriebe<br />
ein, sondern fahren auch privat ein Elektroauto und wohnen<br />
in einem energieautarken Haus. Wieso?<br />
Einfach kann jeder. Als ich 2003 meine Formel-1-Karriere beendete,<br />
suchte ich eine neue Herausforderung. Und die Technik<br />
von Rennwagen hatte mich schon seit jeher fasziniert. Zudem<br />
hatte ich schon damals so eine Ahnung, dass, wenn der<br />
Motorsport auch in Zukunft akzeptiert werden will, er mehr<br />
bieten müsse als brüllende Motoren und quietschendes Reifengummi.<br />
Motorsport, besser gesagt Motorsporttechnik,<br />
muss nach meinem Verständnis immer Avantgarde sein. Was<br />
liegt da näher, als sich Gedanken im Energiebereich zu machen,<br />
die große automobile Herausforderung. Ich habe für<br />
mich diese Herausforderung angenommen und auf eigene<br />
Kosten einen Hybrid-Boliden für das 24 Stunden-Rennen auf<br />
dem Nürburgring konstruiert. Bei aller Bescheidenheit, aber<br />
da war ich besonders auf dem Gebiet der Batterien ein Pionier.<br />
Und wie so oft im Leben, wer A sagt, muss dann auch B<br />
sagen. Nachdem ich erst einmal eine fliegende Runde auf<br />
dem alten Ring ausschließlich im Elektro-Betrieb absolviert<br />
hatte, bekam ich Lust auf mehr. Mir war klar: Baue ich jemals<br />
ein eigenes Haus, dann muss dieses Haus auch als Tankstelle<br />
für meine eFahrzeuge dienen. Wer sich über die Ölpreise<br />
der Scheichs aufregt, muss halt für Alternativen sorgen.<br />
Sie sind in Ihrer Karriere für eine Reihe bekannter Autohersteller<br />
gefahren, welche heute auch Elektroautos auf dem<br />
Markt anbieten. Für welches Elektroauto haben Sie sich privat<br />
entschieden? Und warum?<br />
Meine Frau und ich fahren zu Hause einen Tesla Model S<br />
und einen BMW i3. Beide Fahrzeuge passen perfekt in unseren<br />
täglichen mobilen Bedarf. Das Model S hat schon über<br />
40.000 Kilometer auf dem Tacho, ohne jemals liegengeblieben<br />
zu sein. Und meine Frau hat auch schon über 10.000 Kilometer<br />
absolviert - innerhalb eines knappen Jahres. Auch<br />
hier ohne jegliche Probleme, die Vorteile eines eFahrzeugs<br />
sind halt ihre einfache und wartungsarme Technik. Klar, der<br />
Anschaffungs-Preis ist höher. Aber wenn sie auf den Preis<br />
eines konventionellen Pkw die Benzinrechnungen der kommenden<br />
zehn Jahre addieren, dann sieht dieser Preis auch<br />
anders aus. Bei uns zuhause gehören eFahrzeuge und ein<br />
Haus mit eigener Energie-Produktion einfach zu einem Gesamt-Konzept.<br />
Wie nutzen Sie Ihr Elektroauto? Gibt es im alltäglichen Einsatz<br />
Schwierigkeiten?<br />
Na täglich, wir haben ja nichts anderes als die beiden eFahrzeuge,<br />
mal von einem alten Porsche Turbo abgesehen, der in<br />
der Garage steht und darauf wartet, dass ich einen Rückfall<br />
bekomme. Bislang vergeblich. Und noch eins, weder meine<br />
Frau noch ich sind reine Stadt-Fahrer, wir nutzen die eFahrzeuge<br />
auch auf langen Strecken bis tief in den europäischen<br />
Süden. Klappt alles.<br />
Gibt es in Ihrem Umfeld Menschen, die Ihr Engagement<br />
belächeln und Ihnen entgegnen dass die Elektromobilität<br />
noch nicht alltagstauglich sei?<br />
Und ob. Immer noch. Bei mir war es früher ja nicht anders.<br />
Erst als ich mich mit meinem Hybrid intensiv befasste, realisierte<br />
ich, was da an Möglichkeiten zu entdecken sind. Und<br />
wenn sie erst einmal rein elektrisch über den alten Ring brettern,<br />
ist eh Schluss mit spöttischem Lächeln.<br />
Eine logische Konsequenz wäre da doch ein eigenes Team<br />
in der Formel E aufzubauen, um die Talente aus dem Rheinland<br />
in der emissionsarmen Rennserie zu platzieren. Wäre<br />
das etwas für Sie?<br />
Soll ich Ihnen mal erzählen, was mich mein eigener Hybrid-<br />
Renner gekostet hat? In einer, nennen wir sie mal Vor-Tesla<br />
Zeit. Damals Sponsoren zu finden, war mehr als schwierig.<br />
Glauben sie mir, ich und mein damaliges Team haben an vielen<br />
Türen geklopft, aber eine solche Technik wurde einfach<br />
nicht ernst genommen in Deutschland. Erst mit Jean Todt und<br />
der FIA im Hintergrund konnte man die Formel E mit einem<br />
großen Investor ins Leben rufen. Na klar, ein eigenes Team zu<br />
haben, wäre bestimmt sehr spannend. Also, wenn Sponsoren<br />
Lust hätten, nur zu, über meine Homepage kann man mich<br />
jederzeit kontaktieren.<br />
Weitere Informationen rund um den ehemaligen Rennfahrer<br />
und seine Aktivitäten finden Sie unter www.frentzen.de<br />
54 Neue Mobilität Neue Mobilität 55
eAutos in Deutschland - Praxistipps zum eAuto-Kauf<br />
eAutos in Deutschland - Praxistipps zum eAuto-Kauf<br />
Praxistipps zum Kauf<br />
eines Elektroautos<br />
Vor jedem Autokauf sollte man sich über einige Fragen Gedanken machen - beim<br />
Elektroauto sind es zum Teil andere als bei einem Verbrenner. Wer noch nicht über<br />
einen längeren Zeitraum elektrisch gefahren ist, dem sind die technologieabhängigen<br />
Fragen bezüglich eines Elektroautos vielleicht gar nicht bewusst. Es sind nur<br />
vier wesentliche Punkte, die spezifisch für ein Elektroauto sind. Sie sind nicht sehr<br />
kompliziert - man muss sie nur kennen und mal darüber nachdenken.<br />
Welche Reichweite brauche ich?<br />
Oft höre ich: 400 km. Realistisch betrachtet stimmt das meist<br />
nicht. Das erste Bauchgefühl kommt häufig vom Auto mit<br />
Verbrennungsmotor oder von der längsten anzunehmenden<br />
Strecke, auch wenn man sie nur einmal im Jahr oder seltener<br />
fährt. Die Reichweitenfrage ist oft daran gekoppelt, ob es noch<br />
ein weiteres Auto gibt, ob große Strecken anders zurück gelegt<br />
werden können, ob man vielleicht doch bereit ist, auf langen<br />
Strecken einen oder mehr Ladestopps in Kauf zu nehmen<br />
oder ob man sich ein Tesla Model S mit Praxisreichweite von<br />
400 bis 500 km leisten kann.<br />
Sind wir ehrlich, dann haben die meisten am Tag weniger als<br />
100 km zu fahren. Ausnahme ist vor allem der Urlaub. Alternativen<br />
dafür sind der Zweitwagen mit Verbrennungsmotor<br />
(haben laut ADAC Statistik immerhin 12 Mio. deutsche Haushalte),<br />
Mietwagen, Zug oder gar Autotausch über eine Börse<br />
oder mit Bekannten. Aktuelle eAutos bieten in der Praxis<br />
Reichweiten von 100 bis 170 km (Ausnahme eben das Tesla<br />
Model S), je nach Modell, Streckenprofil, Jahreszeit und<br />
Fahrweise.<br />
Wo werde ich vor allem aufladen?<br />
Liegt der Arbeitsweg dicht an der Praxisreichweite oder gar<br />
darüber, braucht man eine Lademöglichkeit am Arbeitsplatz<br />
oder auf dem Weg. Am Arbeitsplatz ist dies sicher am attraktivsten,<br />
denn hier steht das Auto sowieso. Hat der Arbeitgeber<br />
noch keine Ladestation, ist er vielleicht bereit eine zu<br />
installieren. Fragen kostet nichts. Es gibt Firmen, die den Arbeitgeber<br />
dabei unterstützen und sogar die Abrechnung des<br />
Stroms übernehmen.<br />
Will man zu Hause laden, stellt sich die Frage: welche elektrische<br />
Leistung kann man abrufen? Schuko-Steckdosen sind<br />
nicht empfehlenswert. Zum einen dauert der Ladevorgang<br />
recht lang, zum anderen wird die Steckdose dauerhaft an ihrer<br />
Grenze belastet, was nicht gut ist. Eine Ladestation zu<br />
Hause sollte es schon sein. Die gibt es entweder fest montiert<br />
(Wallbox) oder mobil.<br />
Vorteil der mobilen Box ist, dass man sie auf längeren Fahrten<br />
nutzen kann, falls es dort keine öffentlichen Ladesäulen<br />
gibt. Sie wird an Drehstrom- oder Campingsteckdosen angeschlossen<br />
und erweitert damit die Lademöglichkeiten unterwegs.<br />
Hauptvorteil der Wallbox: sie kann nicht so leicht<br />
entwendet werden - für Carportbesitzer ein wichtiger Punkt.<br />
Wallboxen kann man entweder über den Hersteller des Autos<br />
oder von vielen anderen Anbietern beziehen. Auswahlkriterium<br />
sollte neben dem Preis vor allem die elektrische<br />
Leistung sein, die das Auto aufnehmen kann.<br />
Kann man nicht zu hause laden, braucht man eine öffentliche<br />
Lademöglichkeit in der Nähe. Es gibt gute Verzeichnisse<br />
im Internet, über die man schnell herausfindet, welche Ladesäulen<br />
in der Nähe sind und auf den typischen Wegen liegen,<br />
die man häufig fährt. Sehr umfangreich ist das Verzeichnis<br />
von goingelectric.de, ein Klassiker seit 1997 ist LEMnet.<br />
Ladetechnik: Geschwindigkeit und Standards - was brauche<br />
ich?<br />
Beim Laden mit Wechselstrom nutzt das Auto den überall<br />
gängigen Wechselstrom und hat selbst einen Gleichrichter<br />
eingebaut, der daraus Gleichstrom macht mit dem der Akku<br />
geladen wird. Andererseits gibt es Laden mit Gleichstrom,<br />
da braucht das Auto keinen Gleichrichter mehr, dafür muss<br />
er in der Ladesäule eingebaut sein, was diese teurer macht.<br />
Um zu hause im Bereich 30 bis 120 Minuten schnell voll zu<br />
laden, bietet sich Wechselstrom an. Je nach Hausanschluss<br />
nimmt man eine Ladestation mit 43 kW bis 11 kW - je nach dem<br />
welche Leistung das Auto aufnehmen kann. Gleichstromladung<br />
scheidet für zu hause meist aus, diese Ladeboxen beginnen<br />
bei 16.000 Euro netto.<br />
Alle Fahrzeuge mit Gleichstromlader können auch Wechselstrom<br />
laden - nur langsamer, so dass man 5 Stunden oder<br />
mehr für eine Ladung einplanen muss. Wer zu hause nicht<br />
schnell laden muss und mit einem Auto mit Gleichstromlader<br />
liebäugelt, sollte in einem der Stromtankstellen-Verzeichnisse<br />
schauen, ob es Gleichstromladesäulen auf häufig genutzten<br />
Strecken, am Wohnort oder an beliebten Zielorten gibt. Damit<br />
kann man im Bedarfsfall nach kurzer Pause weiter. Wichtig: es<br />
gibt zwei unterschiedliche Standards beim Gleichstromladen.<br />
CHAdeMO und Combinded Charging System (CCS). Stecker<br />
und Kommunikation zwischen Auto und Ladesäule unterscheiden<br />
sich, so dass ein CCS-Fahrzeug nicht an einer<br />
CHAdeMO-Säule laden kann und umgekehrt. Viele Gleichstromsäulen<br />
unterstützen aber beides, sogenannte Triple-<br />
Charger bieten Wechselstrom, CHAdeMO und CCS in einer<br />
Säule an und können damit von allen Autos genutzt werden.<br />
Akku: Miete oder Kauf?<br />
Je nach Autohersteller kann man den Akku nur kaufen, nur<br />
mieten oder man kann als Kunde wählen was man möchte.<br />
Beides hat Vor- und Nachteile, die jeder für seine Bedürfnisse<br />
bewerten muss.<br />
Akkumiete verlagert das Risiko eines Defekts auf den Autohersteller,<br />
von dem man den Akku mietet. Geht der Akku kaputt<br />
oder fällt seine Kapazität unter eine bestimmte Grenze<br />
(meist 75%), bekommt man als Kunde einen neuen. Statt eines<br />
hohen Kaufpreises für den Akku vorab hat man die monatlichen<br />
Raten zu bezahlen. Ein Mietakku eröffnet die Möglichkeit<br />
auf einen relativ einfachen Akkutausch, wenn für ein<br />
Fahrzeug mal Akkus mit größerer Kapazität verfügbar sind.<br />
Ob es diese Option geben wird, ist derzeit unter Elektroau-<br />
Verschiedene Faktoren müssen beim eAuto-Kauf berücksichtigt<br />
werden<br />
quelle: kaboompics<br />
tofahrern umstritten, noch gibt es keine offiziellen Ankündigungen<br />
dazu.<br />
Beim Akkukauf muss man zwar selbst das Risiko eines Ausfalls<br />
tragen, aber erst nach der Garantiezeit. Die liegt meist<br />
zwischen 5 und 8 Jahren, teilweise mit Kilometerbegrenzung.<br />
Ein Vorteil ist, dass man nicht an den Vermieter gebunden ist,<br />
der einen im schlimmsten Fall nach Ablauf der Mietzeit mit<br />
Auto ohne Akku stehen lassen könnte. Das wird meines Erachtens<br />
zwar kein Autohersteller tun, schon allein wegen des<br />
Imageschadens, aber 100% ausschließen lässt es sich nicht.<br />
Theorie: schön und gut - wie sieht’s in der Praxis aus?<br />
Wichtig ist noch, dass das Auto auch in der Praxis zum Fahrer<br />
passt. Deshalb sollte man das Auto in einem richtigen Praxistest<br />
kennen lernen. Also nicht eine Stunde Probefahrt, sondern<br />
vielleicht mal übers Wochenende. So kann man gleich ausprobieren<br />
wie das Auto aufgeladen wird und bekommt ein<br />
viel besseres Gefühl für die Praxisreichweite auf seinen eigenen<br />
typischen Strecken.<br />
Die genannten Punkte gibt es alle noch einmal übersichtlich<br />
in einer Checkliste zum Ausdrucken auf www.zoe-elektrisierend.de/checkliste.<br />
Im Blog zoe-elektrisierend.de und in 140 Zeichen auf twitter.<br />
com/Elektrisierend veröffentlicht René Auberger Erfahrungen<br />
und Kommentare zur Elektromobilität.<br />
56 Neue Mobilität Neue Mobilität 57
eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />
eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />
Hessen fährt voraus<br />
Das Pilotprojekt »eFlotte« des hessischen Wirtschaftsministeriums und des Bundesverbandes<br />
eMobilität zeigt eindrucksvoll, wie Elektroautos bei der Bevölkerung<br />
wirklich ankommen<br />
Eine Million Elektroautos im Jahr 2020, das sei unter den<br />
heutigen Bedingungen völlig unrealistisch, sagte Daimler-<br />
Chef Dieter Zetsche im Mai dieses Jahres. Ein zentraler Grund<br />
für die noch immer mangelnde Akzeptanz und die Vorbehalte<br />
auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger ist die bisherige Förderungspolitik<br />
in Deutschland. Maßnahmen wie die Schaufenster<br />
Elektromobilität oder auch das Elektromobilitätsgesetz<br />
geben zwar wertvolle Impulse, greifen aber einen entscheidenden<br />
Faktor nicht auf - die Emotionen der Menschen. Doch<br />
diese sind für den Markterfolg einer neuen Technologie maßgeblich,<br />
besonders im Automobilbereich. Die Ergebnisse des<br />
Pilotprojekts »eFlotte - elektromobil unterwegs« in Hessen<br />
zeigen, was in der Markthochlaufphase nötig ist: die Menschen<br />
durch Erlebbarkeit von Elektromobilität im Alltag<br />
endlich auch emotional anzusprechen. Denn alltagstaugliche<br />
Fahrzeuge gibt es mittlerweile genug.<br />
Mehr als 1.600 kleine und mittelgroße hessische Unternehmen<br />
hatten sich beworben, um im Rahmen des von der<br />
Agentur PP:AGENDA konzipierten und umgesetzten Projektes<br />
14 Tage lang kostenlos Elektroautos im betrieblichen Alltag<br />
zu testen. »Diese große Resonanz auf das Projekt ist ein<br />
ermutigendes Zeichen für die zukünftige Entwicklung der<br />
Elektromobilität und damit für den Übergang zu einem nachhaltigen<br />
Verkehrssystem«, sagte Staatssekretär Mathias<br />
Samson. »Elektroautos sind leise und sehr effizient. Wir haben<br />
den Unternehmen die Möglichkeit gegeben, dies selbst<br />
zu erfahren und festzustellen, ob sich Elektrofahrzeuge für<br />
ihren Bedarf eignen.«<br />
Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen<br />
eFlotte-Testerin Gerlach (Kur- und KongreSS-<br />
GmbH Bad Homburg) im Gespräch<br />
mit Staatssekretär Mathias Samson (HMWEVL)<br />
Verband/ Verein<br />
Unternehmensberatung/ Coaching/ Consulting<br />
sonstige Dienstleistungen/ weitere<br />
SHK<br />
öffentlicher Dienst/ Verwaltung<br />
Logistik/ Transport/ Versand<br />
Kommunikation/ Medien/ PR/ Kreativ/ Verlag<br />
Kirche/ Naturschutz/ Soziales<br />
Justiz/ Recht<br />
Ingenieur/ Maschinenbau/ Technik<br />
Industrie/ produzierendes/ verarbeitendes<br />
Immobilien<br />
Handwerk<br />
Groß-/ Einzelhandel/ Vertrieb/ e.Commerce<br />
Gutachten/ Zertifizierung<br />
Gesundheit/ Medizien<br />
Gastronomie/ Hotellerie/ Tourismus<br />
Garten/ Landschaft/ Forst<br />
Friseur/ Kosmetik/ Schönheit/ Wellness/ Sport<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Events/ Kultur/ Veranstaltungen<br />
Energie/ Strom/ Solar/ PV/ Wind<br />
Elektro<br />
Druck/ Print/ Werbetechnik<br />
Computer/ IT/ EDV/ Telekommunikation<br />
Bildung/ Lehre/ Schule/ Uni<br />
Bau/ Sanierung<br />
Bank/ Finanzen/ Versicherungen<br />
Automobil/ Fahrschule/ KFZ<br />
Augenoptik/ Hörgeräteakustik/ Zahntechnik<br />
Architektur/ Raumausstattung<br />
Architektur/ Pharma<br />
0 2 4 6 8<br />
58 Neue Mobilität<br />
Neue Mobilität 59
eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />
eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />
Von dieser Möglichkeit machten 60 ausgewählte Unternehmen<br />
aus rund 30 verschiedenen Branchen vom Dachdecker<br />
über den Personalberater bis hin zu sozialen Einrichtungen,<br />
Verwaltungen und sogar einem Rettungspiloten intensiven<br />
Gebrauch. Insgesamt legten die <strong>18</strong>4 Fahrerinnen und Fahrer im<br />
Testzeitraum rund 64.000 km elektromobil zurück - drei Viertel<br />
saßen dabei zum ersten Mal überhaupt in einem Elektroauto.<br />
Die meisten waren mehrmals täglich elektrisch unterwegs und<br />
nutzten das Fahrzeug zum Pendeln zwischen Wohnort und<br />
Arbeit, für Fahrten zu Kunden, zwischen Firmenstandorten, für<br />
den Transport von Waren oder Personen. Diese Nutzung entspricht<br />
dem normalen Einsatz der Fahrzeuge im Alltag. Die<br />
eingesetzten Autos erfüllten dabei die unterschiedlichsten<br />
Anforderungen - vom smarten Geschäftswagen für den Berater<br />
bis hin zum Kastenwagen mit großem Laderaum für das<br />
Handwerk. Vertreten waren die jeweils aktuellen Modelle<br />
der Marken AUDI, Citroën, BMW, Mitsubishi, Nissan, Renault<br />
und Volkswagen.<br />
Zu welchem Zweck haben Sie das Auto vor allem genutzt?<br />
Pendeln zur/von der...<br />
Fahrten zuKunden<br />
Unternehmensinterne Fahrten<br />
Personentransport<br />
Warentransport<br />
Sonstiges<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
»Elektroauto ist schon lange nicht mehr einfach Elektroauto«,<br />
sagte Kurt Sigl, Präsident des Bundesverband eMobilität in<br />
Berlin. »Es gibt inzwischen eine große Bandbreite, die einer<br />
Vielzahl an Bedürfnissen gerade auch für kleine und mittlere<br />
Unternehmen in den Fuhrparks gerecht werden. Studien<br />
zeigen zudem, dass sich ihr Einsatz lohnt. Das ist vielen aber<br />
noch nicht bewusst.« Dementsprechend erlebte manches<br />
Unternehmen bereits beim Abholen des Testfahrzeuges die<br />
erste positive Überraschung: »Wir hätten nicht gedacht, dass<br />
da ein normal aussehendes und sogar sportliches Auto vor<br />
uns stehen würde«, berichtete der Angestellte einer Filmund<br />
TV-Produktion.<br />
Wie finden Sie Aktionen wie eFlotte, die ein Testen ermöglichen?<br />
sehr<br />
gut<br />
86,00%<br />
86<br />
gut neutral weniger<br />
gut<br />
12,00%<br />
12<br />
2,00%<br />
2<br />
0,00%<br />
0<br />
schlecht<br />
0,00%<br />
0<br />
Gesamt<br />
Gewichteter<br />
Mittelwert<br />
100 1,16<br />
Dieser Eindruck setzte sich für viele Unternehmen positiv<br />
im täglichen Betrieb fort. In einer Befragung nach Abschluss<br />
der Testphase gaben mit 92% nahezu alle an, mit dem Fahrspaß<br />
»sehr« oder »ziemlich« zufrieden zu sein. Dabei erwiesen<br />
sich die Fahreigenschaften durchweg als praxistauglich<br />
im Unternehmensalltag. Aspekte wie die Geschwindigkeit<br />
(88%), die einfache Bedienung des Fahrzeuges (85%) sowie<br />
die geringeren Betriebskosten (78%) stießen ebenfalls auf<br />
Zustimmung. Das durchaus notwendige Umdenken fiel den<br />
Unternehmen leicht und sie integrierten die Eigenheiten der<br />
Elektromobilität rasch in den Alltag. Zahlreiche Fahrer waren<br />
fasziniert davon, sich mit Unterstützung der Elektronik eine<br />
ökologisch effizientere Fahrweise anzugewöhnen. Andere erfragten<br />
rasch routinemäßig Lademöglichkeiten bei Kunden<br />
und Geschäftspartnern - was dort stets positiv aufgenommen<br />
wurde. Elektromobilität stellte sich erneut als positiver<br />
Imagefaktor heraus.<br />
Tatsächlich gilt der Umweltschutz vielen Unternehmen (72%)<br />
weiterhin als der entscheidende Vorteil eines Elektrofahrzeuges,<br />
der bei fast allen Kontakten im Alltag ausgesprochen<br />
positive Reaktionen auslöste. Ein Mitarbeiter eines international<br />
tätigen Maschinenbauers berichtete: »Wir haben<br />
sogar erlebt, dass Passanten und andere Autofahrer Beifall<br />
klatschen. Wenn man anhält, kommen Leute, schauen sich<br />
das Auto an und stellen Fragen.« Das nahezu geräuschfreie<br />
Fahren kommt besonders gut an - und zahlt nach Meinung<br />
der Tester positiv auf das Image des Unternehmens ein.<br />
Allerdings ist dies auch ein Aspekt, der die Fahrer vor Herausforderungen<br />
stellte: Andere Verkehrsteilnehmer sind noch<br />
nicht auf Elektroautos eingestellt und hörten das Fahrzeug<br />
mehrfach nicht. Potenzial und teilweise auch die Notwendigkeit<br />
für weitere Entwicklungen sehen die Tester weiterhin bei<br />
der Ladedauer (71%), der Reichweite (62%) und den Lademöglichkeiten<br />
(57%).<br />
Unter dem Strich fiel die Einschätzung bezüglich Elektromobilität<br />
jedoch positiv aus. Die einhellige Meinung: Gerade in<br />
kleineren Großstädten mit eher kürzeren Distanzen ist Elektromobilität<br />
schon heute eine alltagstaugliche Alternative für<br />
Unternehmen - und wegweisender Bestandteil nachhaltiger<br />
Verkehrskonzepte. 60% der Befragten sagten sogar, sie würden<br />
nach dem Test »sicher« oder »vielleicht« ein Elektroauto<br />
Ja<br />
anschaffen. Neben der Nutzung in der Firmenflotte ist für sie<br />
auch ein privater Einsatz denkbar. Mehr als 80% sind entsprechend<br />
der Meinung, solche Praxistests könnten dazu<br />
beitragen, dass insgesamt mehr Menschen auf Elektromobilität<br />
umsteigen.<br />
Kann eine solche Aktion Ihrer Meinung nach dazu beitragen, dass<br />
mehr Menschen Elektroautos nutzen?<br />
Nein<br />
Vielleicht<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Den Herstellern schreiben die hessischen Unternehmen ins<br />
Aufgabenbuch: Reichweite weiter erhöhen und Preise reduzieren.<br />
Zwar gaben 60% an, ein Elektrofahrzeug dürfe zehn<br />
oder sogar 20% teurer sein als ein konventionell angetriebener<br />
Wagen. Allerdings zeigt der Anteil von 36% derjenigen,<br />
die nicht bereit sind, mehr zu bezahlen, dass der Preis weiterhin<br />
ein kritischer Faktor bei der Akzeptanz im Markt bleiben<br />
wird. Auch die Politik kann mit einer gezielten Gestaltung der<br />
Rahmenbedingungen zum angestrebten Erfolg der Elektromobilität<br />
beitragen. Kaufprämien oder subventionierte Leasingangebote<br />
würden laut Befragung 60 bzw. 56% der Unternehmen<br />
dazu bringen, ein Elektroauto »ganz sicher« oder<br />
»wahrscheinlich« in Betracht zu ziehen. Und auch die Ladeinfrastruktur<br />
muss weiter ausgebaut werden. Sonderrechte<br />
wie die Nutzung von Busspuren, kostenloses Parken in Innenstädten<br />
oder kostenloses Carsharing würden nur teilweise<br />
einen wirkungsvollen Anreiz setzen. Dabei steht die<br />
Parkmöglichkeit für die Hälfte an erster Stelle.<br />
Das hessische Projekt eFlotte ist mit über 25 Millionen erzielten<br />
Medienkontakten die bisher erfolgreichste Einzelaktion<br />
zur Image- und Akzeptanzsteigerung von Elektromobilität in<br />
Deutschland. Das hessische Wirtschaftsministerium adressiert<br />
nun gezielt alle 1.600 Unternehmen, die sich beworben<br />
hatten und intensiviert so den Dialog rund um Elektromobilität<br />
weiter. Die Erfahrung zeigt erneut, was nötig ist, um<br />
Deutschland bis 2020 zum Leitmarkt und Leitanbieter für<br />
Elektromobilität zu machen: Wir brauchen breit angelegte<br />
Gesellschaftskampagnen, die im Verbund von Politik, Verwaltung,<br />
Institutionen, Medien und Herstellern bürgernah und<br />
niederschwellig erlebbar den konkreten Nutzen, die Alltagstauglichkeit<br />
und die Faszination von Elektromobilität zeigen.<br />
Michael Tschakert<br />
Direktor Consulting & Management<br />
PP:AGENDA<br />
www.pp-agenda.de<br />
60 Neue Mobilität Neue Mobilität 61
eAutos in Deutschland - Erfahrungsbericht<br />
eAutos in Deutschland - Erfahrungsbericht<br />
Im Model S von Trossingen<br />
nach Berlin<br />
Christian Klaiber<br />
Leiter Initiative Zukunftsmobilität<br />
www.zukunftsmobilitaet.de<br />
Die ersten Teslas kommen im Berliner Regierungsviertel an<br />
quelle: Imrö Straubing / ISFotografie<br />
Christian Klaiber, der Leiter der Initiative Zukunftsmobilität,<br />
ist anlässlich der Nationalen Konferenz Elektromobilität Mitte<br />
Juni 2015 mit seinem Tesla Model S vom baden-württembergischen<br />
Trossingen nach Berlin gefahren. Und das nicht<br />
allein - sondern mit einer Reihe Gleichgesinnter im selben<br />
Elektrofahrzeug. In einem interessanten Erfahrungsbericht<br />
lässt er uns daran teilhaben, wie der Tesla-Tross die Strecke<br />
nach Berlin - aus praktischer Sicht - bewältigt hat, warum<br />
er sich für ein Model von Tesla entschieden hat und wie er<br />
vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen die aktuelle<br />
Rolle der deutschen Automobilhersteller einschätzt.<br />
Die Nationale Konferenz der Bundesregierung zum Thema<br />
Elektromobilität stand vor der Tür. Als Experte für nachhaltige<br />
Mobilität im Ländlichen Raum wollte ich natürlich daran teilnehmen.<br />
Dann erreichte mich der Aufruf einiger Teslafahrer<br />
zur Europasternfahrt nach Berlin. Es lag also auf der Hand, die<br />
Anlässe zu verbinden. Meine Reiseplanung bestand vor allem<br />
darin, die Fahrtroute und vor allem die Abfahrtszeiten an den<br />
Superchargern zu planen. Nicht dass ich dies für erforderlich<br />
hielt, um ans Ziel zu kommen, sondern weil ich die Zeiten im<br />
Internet veröffentlichen wollte, damit sich andere anschließen<br />
konnten. Reiseplanung? Diesen Begriff habe ich wohl<br />
noch nie verwendet seit ich Model S fahre. Aber ich wollte<br />
mich ja unterwegs mit anderen treffen und so ist eine gewisse<br />
Planung eben sinnvoll. Was das damit zu tun hat, dass ich<br />
elektrisch fahre? Nichts!<br />
So startete ich dann auch pünktlich um 7.15 Uhr in Trossingen,<br />
um nach 40 km direkt den ersten Supercharger anzufahren.<br />
Wie immer habe ich den kurzen Halt genutzt, um Strom<br />
zu laden. Ob dringend erforderlich oder nicht, es gehört nach<br />
80.000 km mit dem Model S zur Gewohnheit. Was diese Berlinfahrt<br />
von meinen Alltagsfahrten unterschied, war, dass ich<br />
dieses Mal alle Supercharger am Weg angefahren bin. Nicht<br />
wegen der Notwendigkeit, den Akku zu laden, sondern um<br />
meiner Reiseplanung gerecht zu werden und mich mit anderen<br />
»Teslanauten« zu treffen. Am Supercharger in Satteldorf<br />
wurde ich bereits erwartet und zum ersten Mal in meinem<br />
Tesla-Leben mit der Frage konfrontiert, mit wieviel kW mein<br />
Auto denn gerade laden würde. Meine Alltagswährung für<br />
Supercharger-Pausen ist, einen Kaffee zu trinken und während<br />
dessen zwei eMails zu schreiben.<br />
Nach 20 Minuten ging es dann zusammen mit einer Handvoll<br />
weiterer Model S weiter nach Münchberg. Dort wollten<br />
wir auf die Gruppe treffen, die im Raum München gestartet<br />
war. Alles verlief nach Plan und in Münchberg erwartete uns<br />
schon Michael, einer der Organisatoren der Sternfahrt, der<br />
mit seiner Rekordfahrt durch Europa und einer Gegenüber-<br />
stellung von realen Kosten zwischen dem Model S und einem<br />
Vergleichsfahrzeug einen gewissen Bekanntheitsgrad,<br />
nicht nur unter Teslafahrern, erlangt hatte.<br />
Apropos Kosten: meine eigene Entscheidung für das Model<br />
S habe ich im Herbst 2013 auch mit Kostenabschätzungen<br />
hinterlegt. Ich war davon ausgegangen, dass ein Model S 85<br />
bei meiner Fahrleistung unwesentlich teurer sein würde als<br />
mein BMW X3 2.0d, den ich direkt davor im Einsatz hatte. Nach<br />
65.000 km Fahrleistung in den ersten 11 Monaten wies meine<br />
Buchhaltung Mehrkosten mit dem Model S von 30 Euro pro<br />
Monat aus. Auch nochmaliges Nachrechnen half nicht, das<br />
Model S kostet trotz der deutlich höheren Anschaffungskosten<br />
bei hoher Fahrleistung nicht mehr als ein Mittelklassewagen.<br />
Umso verwunderlicher ist für mich das allgegenwärtige<br />
Argument, Elektromobilität sei teuer.<br />
Nachdem alle Fahrzeuge mit Sternfahrt-Aufklebern versehen<br />
waren, ging es wieder auf die Autobahn nach Nempitz. Mindestens<br />
ein Duzend Teslas vor und hinter sich auf der Autobahn<br />
zu haben, ist schon ein besonderes Erlebnis. Die Kolonne<br />
wirkte sehr harmonisch, und wenn ein Fahrzeug nach<br />
dem anderen auf der Autobahn zum Überholen ansetzte,<br />
wirkte die Kolonne wie eine Schlange, die sich leise durchs<br />
Gebüsch schlängelt. Mich beschlich ein Gefühl von Leichtigkeit<br />
des Fahrens, das durch das Dahingleiten mit meinem Model<br />
S erzeugt und vom optischen Eindruck der Tesla-Schlange<br />
verstärkt wurde. Unweigerlich dachte ich an die Kollegin, die<br />
tags zuvor ihre erste Fahrt mit einem Model S angetreten<br />
hatte, ebenfalls aus Baden-Württemberg nach Berlin. Sie rief<br />
mich während eines Ladestopps an und war begeistert vom<br />
entspannten Fahren mit dem Model S, gerade auf langen<br />
Strecken. Die Dame kennt das Fahrgefühl in hochmotorisierten<br />
Autos deutscher Premiummarken, ist aber seit ihrer Berlinfahrt<br />
vom Elektro-Virus infiziert.<br />
In Nempitz wollten dann 40 Model S geladen werden, was<br />
natürlich ein gewisses Maß an Organisation erforderte. Nempitz?<br />
Als Teslafahrer bewegt man sich im Koordinatensystem<br />
der Supercharger, die oft an wenig bekannten Orten stehen.<br />
Am nächsten Tag dann so etwas wie ein Kulturschock! Während<br />
sich etwa 100 Teslas vor dem Paul-Löbe-Haus in Berlin<br />
versammelten, erreichte mich die Pressemeldung des VDA anlässlich<br />
der Nationalen Konferenz: »Deutsche Hersteller sind<br />
Leitanbieter für Elektrofahrzeuge« ließ Herr Wissmann pünktlich<br />
zum Branchentreff verkünden. Folgerichtig habe ich mich<br />
am Tagungsort nach den Lademöglichkeiten für mein Elektrofahrzeug<br />
erkundigt: Fehlanzeige, offensichtlich ist die Branche<br />
in Deutschland noch weit von der Realität entfernt.<br />
62 Neue Mobilität Neue Mobilität 63
eAutos in Deutschland - ERFAHRUNGSBERICHT<br />
eAutos in Deutschland - ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Elektromobile Realität kann<br />
so schön sein<br />
Ein Erfahrungsbericht von BEM-Präsident Kurt Sigl<br />
Die Aufgabe hätte kaum schöner sein können: Das Tesla<br />
Model S im Alltag erfahren - und das auch noch im Urlaub in<br />
den Bergen. Um wirklich realitätsnah berichten zu können,<br />
nutzten meine Familie und ich keinen Testwagen von Tesla,<br />
sondern ein gebrauchtes Modell des BEM-Mitgliedsunternehmens<br />
KOCO AG aus Rimsting am Chiemsee. Der Eigentümer<br />
des Fahrzeugs selbst wies mich mit folgenden Worten<br />
ein: »Ich erklär Dir am Besten gar nichts, denn alles ist<br />
selbsterklärend.« Und er sollte Recht behalten, wie sich in<br />
den darauffolgenden Testtagen herausstellte.<br />
Zuerst ging es bei traumhaftem Wetter den Chiemsee entlang.<br />
Das Schiebedach per Touchscreen auf 70% geöffnet,<br />
die Ladeanzeige im Visier und mit einem weiteren Fingerwisch<br />
auf dem Bildschirm die Gewissheit, dass der nächste<br />
Supercharger lediglich 70 km entfernt war - Entspannung pur.<br />
Ich habe in meinem Leben schon einige Fahrzeuge bewegen<br />
dürfen - selten war ich von Anfang an so beeindruckt. Beim<br />
Fahren kamen mir die Unkenrufe einiger deutscher Motorjournalisten<br />
in den Sinn. So seien Verarbeitung und Haptik<br />
angeblich nicht nach deutschen Standards.<br />
Ein Urteil, das ich auf keinen Fall teilen kann. Unser Testwagen<br />
hatte zum Zeitpunkt der Probefahrt bereits 55.000 km<br />
auf der Uhr und nichts klapperte oder sah verschlissen aus.<br />
Selbst die Ledernähte, egal ob am Armaturenträger oder an<br />
den Sitzen sowie auch die Carbon-Teile waren perfekt verarbeitet.<br />
Und selbst der deutschen Ingenieure liebstes Kind,<br />
die Spaltmaße, gaben keinen Grund zur Beanstandung.<br />
Über Kössen ging es dann weiter ins Pillerseetal ins malerische<br />
Tirol. Kaum angekommen wollte meine komplette Familie<br />
natürlich sofort mitfahren. Auf der ersten gemeinsamen<br />
Spritztour erklärten mir meine Söhne noch schnell, was man<br />
mit dem Bordcomputer in der Mittelkonsole noch so alles anstellen<br />
kann - einfach faszinierend. Am Tag darauf ging es nach<br />
kurzem Nachladen in der eigenen Garage in Richtung Salzburg.<br />
Bei 37 Grad ging das natürlich nur mit eingeschalteter<br />
Klimaanlage - wir wollten das Model S ja schließlich auch auf<br />
Herz und Nieren testen. Während wir meine Frau zum Einkaufsbummel<br />
verabschiedeten, beschlossen meine Söhne<br />
und ich den Tesla-Supercharger in Anif am Kaiserhof aufzusuchen,<br />
um uns zu überzeugen, dass das Laden tatsächlich<br />
auch so einfach und unkompliziert funktioniert, wie es immer<br />
beschrieben wird.<br />
Während wir uns im Biergarten bei ein paar kühlen Getränken<br />
vergnügten, war das Model S bereits nach kurzer Zeit wieder<br />
voll geladen. Überwachen konnten wir den Ladestand problemlos<br />
und ohne unseren Schattenplatz verlassen zu müssen<br />
über die eigens dafür installierte App. »Wahnsinnig cool«<br />
fand das mein <strong>18</strong> jähriger Sohn, der daraufhin auch gleich<br />
über die App die Klimaanlage einschaltete. »Wir wollen ja<br />
schließlich nicht in ein völlig überhitztes Auto steigen, oder<br />
Papa?«.<br />
vergleichbaren Audi oder BMW. Hinzu kommt, dass wir uns<br />
mit dem Elektroauto mit Naturstrom der Salzburger Wasserwerke<br />
fortbewegen - das ist nicht nur günstiger als mit Benzin<br />
oder Diesel sondern auch noch besser fürs Gewissen.<br />
Das überzeugte auch sie.<br />
Zurück in St. Ulrich am Pillersee hatte sich unser neues Familienfahrzeug<br />
bereits herumgesprochen. Ein paar unserer<br />
Nachbarn und Freunde erwarteten uns bereits. Zwei von<br />
ihnen nahm ich direkt mit nach Kitzbühel zum neuen Tesla-<br />
Supercharger beim Klinik-Express von Klaus Monitzer. Ein<br />
Macher, der Tesla solange penetriert hat, bis er endlich eine<br />
eigene Ladesäule des kalifornischen Automobilherstellers<br />
vor seinem Unternehmen stehen hatte, um die Elektrofahrzeuge<br />
seines Klinik-Fahrservices besser laden zu können.<br />
Drei Tage Tesla Model S haben mich und meine Familie restlos<br />
begeistert. Die Automobilbauer, die in den letzten Monaten<br />
vermehrt so genannte Tesla Fighter angekündigt haben, sollten<br />
sich warm anziehen und ihre Hausaufgaben lieber ordentlich<br />
machen. Hier gilt es einiges aufzuholen, um den<br />
Anschluss nicht zu verpassen. Denn Tesla hat mit dem Model<br />
S gezeigt, dass Elektromobilität nicht erst morgen ohne<br />
Kompromisse im Premium-Segment angekommen ist.<br />
xxx<br />
Achtung vor dem Tesla Fighter?<br />
Und was setzen die etablierten Automobilhersteller dem<br />
Erfolg von Tesla entgegen? Lange fehlte etwa bei Audi<br />
eine strikte Elektroauto-Strategie, nun setzen die Ingolstädter<br />
auf Angriffskurs. In Genf zeigte Audi erstmals seinen<br />
Elektro-R8 mit 450 km Reichweite. Der so genannte<br />
Tesla Fighter soll nun tatsächlich in Serie gebaut werden<br />
- allerdings nur auf Kundennachfrage. Mehr als 100<br />
Stück pro Jahr lassen sich so kaum verkaufen, schätzen<br />
Analysten. Mercedes hat sich mit dem SLS E-Cell bereits<br />
im Elektro-Premium-Markt versucht - ein Riesenerfolg war<br />
das 416.000 Euro teure Auto mit 250 km Reichweite aber<br />
nicht. Doch nun nimmt Daimler neuen Anlauf - wenn auch<br />
nicht gerade im Überholspur-Tempo. Tesla habe gezeigt,<br />
dass es einen Markt für Luxus-Elektroautos geben könne,<br />
gab Daimler-Chef Dieter Zetsche in Genf zu. »Wenn<br />
das eine Möglichkeit ist, untersuchen wir sie gerade«,<br />
meinte er - und deutete an, an einer Elektro-Limousine zu<br />
arbeiten. Porsche arbeitet dem Vernehmen nach ebenfalls<br />
an einem Tesla Fighter. Die Zuffenhausener planen eine<br />
kleinere Version des Viertürers Panamera, die rein elektrisch<br />
fährt - mit Reichweiten von mindestens 350 bis<br />
400 km. Das Auto soll 20<strong>18</strong> auf den Markt kommen - also<br />
erst in 3 Jahren..<br />
Der neue Tesla-Supercharger mitten in Kitzbühel<br />
Danach ging es wieder in Richtung City, um meine Frau einzusammeln.<br />
Auch sie war vom Fahrgefühl begeistert. Ihrer Rolle<br />
als Finanzminister der Familie treu bleibend, kam prompt<br />
die Frage, was das Auto denn kosten würde. Ich erklärte ihr,<br />
das ich mit dem Model S unter dem Strich bei meinen ca.<br />
40.000 km im Jahr günstiger kommen würde, als mit einem<br />
64 Neue Mobilität
<strong>NEUE</strong><br />
<strong>MOBILITÄT</strong><br />
»Gerade vor dem Hintergrund ausländischer Konkurrenten<br />
können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt keine reaktionäre<br />
Vogel-Strauß-Taktik mehr erlauben, wenn wir am Standort<br />
Deutschland künftig wirtschaftlich vom Zukunftsmarkt<br />
Elektromobilität profitieren wollen.«<br />
Kurt Sigl<br />
IN DER<br />
SCHULE-<br />
WAS LERNEN UNSERE KINDER?<br />
Bundesverband eMobilität<br />
Wir setzen uns dafür ein, die Mobilität langfristig mit dem Einsatz<br />
Erneuerbarer Energien auf elektrische Antriebsarten umzustellen, um<br />
so den Weg in eine postfossile Gesellschaft aktiv zu begleiten.<br />
www.bem-ev.de<br />
emobilität und Erneuerbare Energien auf dem Stundenplan<br />
66 Neue Mobilität Neue Mobilität 67
Neue Mobilität in der Schule - Projekttag Elektromobilität<br />
Neue Mobilität in der Schule - Projekttag Elektromobilität<br />
Anbieters teilAuto begeistert aufgrund der Stille des Fahrzeugs<br />
dann letztlich alle. Und im Energiedialog, den ich mit<br />
den Schülern mache, setze ich oft Lernkarten ein, deren Inhalt<br />
sich die Schüler selbst erarbeiten sollen. Es ist die Mischung,<br />
die nicht allein auf Frontalunterricht setzt.<br />
Projekttag Elektromobilität<br />
Maßgeschneidertes Unterrichtsmodul für Klassenstufe 6 bis 12<br />
Und was sagen die Schüler? Wie haben sie das Thema Neue<br />
Mobilität aufgenommen?<br />
Wir kriegen regelmäßig sehr gute Bewertungen von den<br />
Schülern, auch wenn längst nicht alle aktiv mitarbeiten. Interesse<br />
an der Zukunft ihrer eigenen Mobilität ist definitiv<br />
vorhanden, spätestens das Erleben der geräuschlosen Fahrt<br />
im Carsharing-Fahrzeug in der Region Dresden zeigt den jungen<br />
Menschen, dass sie da ein Stück Zukunft erleben.<br />
Debatten rund um die bevorstehende Energie- und Mobilitätswende<br />
anzustoßen, gehört zu Ihrer täglichen Arbeit.<br />
Lernen unsere Kinder diesbezüglich genug in der Schule?<br />
Was die Energiefrage betrifft: Definitiv nicht. Energiedurchsatz<br />
hält unsere Zivilisation am Leben, doch die Konsequenzen,<br />
auf fossile Rohstoffe verzichten zu müssen, wird grundsätzlich<br />
zu wenig thematisiert: nicht nur in der Schule. Was<br />
die Energiewende am Ende wirklich bedeutet und warum wir<br />
sie wirklich brauchen, muss zur gesellschaftlichen Debatte<br />
werden. Schule ist da ein Raum, längst nicht der einzige.<br />
Norbert Rost, Vorstand beim Forum für Energiewende und regionale<br />
Entwicklung im Elbland e.V.<br />
quelle: Transition Bielefeld<br />
»Wir wollen mit und im Elbland-Forum einen Entwicklungsprozess<br />
anstoßen, der die komplexen globalen Herausforderungen<br />
in ihren Wirkungen auf unser Leben und Lebensumfeld<br />
greifbar macht und Lösungen finden lässt, wie wir<br />
aus unseren eigenen Fähigkeiten und Potentialen heraus<br />
diesen Entwicklungen Handeln entgegensetzen können«,<br />
so Norbert Rost, Vorstand des Elbland-Forum. Dafür werden<br />
in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Energie und<br />
Mobilität Debatten angestoßen, Akteure vernetzt, Projekte<br />
initiiert und Projektarbeit unterstützt und gefördert.<br />
»Wir konzentrieren uns dabei auf unsere Region, weil die lokale<br />
und regionale Ebene im Einflussbereich eines jeden von<br />
uns liegt und weil wir mit allen Bürgerinnen und Bürgern und<br />
regionalen Akteuren diesen Prozess aktiv gestalten wollen:<br />
mit Kommunen und Unternehmern, mit Vereinen, Verwaltungen<br />
und Bildungseinrichtungen. Der kürzere Name Elbland-<br />
Forum steht dabei für die Zielrichtung unserer Arbeit, die<br />
einen Ort für Debatten, Diskussionen und Austausch sowie<br />
einen Treffpunkt für Akteure schaffen will, die sich mit uns<br />
gemeinsam für eine Energiewende und für Regionale Entwicklung<br />
engagieren wollen«, erklärt Rost.<br />
In Zusammenarbeit mit der Mittelschule Radebeul hat das<br />
Elbland-Forum für Energiewende und regionale Entwicklung<br />
einen Projekttag »Elektromobilität« für Schulen entwickelt. Mit<br />
Norbert Rost haben wir über die Idee dahinter gesprochen.<br />
Ein Projekttag rund um das Thema Elektromobilität. Wie<br />
kam es zu dieser Aktion?<br />
Mein Interesse für die Grenzen der Ölförderung stieß bei Vereinsgründung<br />
2009 auf die Elektro-Karts an der Mittelschule<br />
Radebeul und den Physiker Manfred Bauer, der Modellbau-<br />
Autos mit Photovoltaik-Zellen im Programm hat. Zeitgleich<br />
suchte die Sächsische Energieagentur SAENA nach Projektpartnern,<br />
die Bildung an Schulen durchführten - und wir<br />
brachten all dies zusammen.<br />
War Elektromobilität in Schulen bereits ein Thema oder haben<br />
Sie im Rahmen Ihres Projekttages völliges Neuland bei<br />
den Schülern betreten?<br />
Für die meisten Schüler ist das Neuland. Auf meine regelmäßige<br />
Frage, wer schon einmal elektromobil unterwegs war,<br />
heben meist nur wenige Schüler die Hand. Dieselbe Frage<br />
beantworten wenig später alle Schüler anders, denn wir thematisieren,<br />
dass eMobilität natürlich in Form von Zügen und<br />
Straßenbahn alles andere als neu ist - und erst dann erkennen<br />
die Schüler, dass sie schon längst damit in Berührung kamen.<br />
Wie wurde das doch recht komplexe Thema aufgearbeitet,<br />
um auch ein jüngeres Publikum zu begeistern?<br />
Das Basteln des Modell-Autos stößt von Klassenstufe 6 bis<br />
12 auf großes Interesse. Mit den Händen zu arbeiten, passiert<br />
im Schulunterricht viel zu selten und wird dankbar<br />
aufgenommen. Eine Fahrt mit dem eAuto des Carsharing-<br />
Welche Projekte stehen vor diesem Hintergrund aktuell<br />
oder in naher Zukunft auf Ihrer Agenda?<br />
Wir arbeiten an einem Video, mit dem wir die verbrennungsmotorfreie<br />
Stadt hörbar machen wollen: eMobilität spürbar<br />
machen für jene, die sich noch nicht an die Technik rangetraut<br />
haben - und die Brücke zur Stadtplanung schlagen. Sponsoren<br />
willkommen! Und wir werkeln an einem Zukunftsprozess,<br />
bei dem die Energiewende mal vom Ende her gedacht<br />
werden soll: Was bedeutet ihre Vollendung für Städte wie<br />
Dresden, Meißen oder Radebeul?<br />
Elbland-Forum<br />
Das Forum für Energiewende und Regionale Entwicklung<br />
Elbland e.V. - kurz: Elbland-Forum - hat sich aus der Initiative<br />
vieler bereits regional Engagierter aus Politik<br />
und Gesellschaft am 16. Mai 2009 in Radebeul gegründet<br />
und strebt nach der Energiewende und regionalen<br />
Entwicklung der Elblandregion.<br />
www.elbland-forum.de<br />
Unterrichtsmodul Elektromobilität für Schulen<br />
Das Unterrichtsmodul ist über die Sächsische Energieagentur SAENA zu beantragen, jegliche Kosten übernimmt die<br />
SAENA. Ein solcher Projekttag enthält sowohl theoretische wie auch praktische Aspekte.<br />
• Die Schüler können während des Projekttages mit den Elektro-Karts des E-Kart-Projekts der Mittelschule Radebeul<br />
fahren und so Elektromobilität hautnah erleben.<br />
• Die Schüler bauen unter Anleitung kleine solarbetriebene Fahrzeug-Modelle, um das Zusammenspiel zwischen Photovoltaikzelle<br />
und Elektromotor zu erfahren.<br />
• Die Initiatoren verstehen diese Projekttage als Teil ihrer Bildungsarbeit zur Energiewende. Die Schüler von heute<br />
sind die Techniker, Ingenieure und Fahrzeugnutzer von morgen. Deshalb ist es ihnen ein besonderes Anliegen, dieses<br />
wichtige Thema auf diesem Wege in den Schulen thematisieren zu können.<br />
68 Neue Mobilität Neue Mobilität 69
Neue Mobilität in der Schule - AVU-Schuldialog<br />
Neue Mobilität in der Schule - AVU-Schuldialog<br />
Elektromobilität macht Schule<br />
Jörg Prostka<br />
Pressesprecher der AVU Aktiengesellschaft<br />
für Versorgungs-Unternehmen<br />
www.avu.de<br />
Wann wird der Durchbruch der Elektromobilität gekommen<br />
sein? Das werden wir wohl erst im Nachhinein feststellen.<br />
Fakt ist: Elektroautos haben zurzeit noch nicht die Marktposition,<br />
die diese sinnvolle Technologie eigentlich einnehmen<br />
sollte. Für Energieversorger ist das Autofahren mit Strom<br />
(oder auch mit Erdgas) aber mehr als ein Trendthema. Es ist<br />
ein Muss - in Zeiten der Energiewende und des notwendigen<br />
Umbaus ihrer Geschäftsmodelle.<br />
Die AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen -<br />
Grundversorger und Netzbetreiber in sieben Kommunen des<br />
Ennepe-Ruhr-Kreises (NRW) - hat Elektromobilität seit gut<br />
fünf Jahren in seine Marketing-Aktivitäten integriert. Und es<br />
liegt nahe, ein neues, unbekanntes Thema mit bewährten Kommunikationsformen<br />
zu kombinieren: Der AVU-Schuldialog ist<br />
seit Jahren mit gutem Ruf bei Lehrern anerkannt. Bereits vor<br />
vier Jahren hat es eine erste Kooperation mit der Deutschen<br />
Umwelthilfe e.V. (DUA) gegeben, um das Thema Elektromobilität<br />
für die Jahrgänge 4 bis 6 zu vermitteln. Und das mit großem<br />
Erfolg: 90 Klassen aus 35 Schulen haben sich damals<br />
angemeldet - das waren insgesamt rund 3.000 Schülerinnen<br />
und Schüler!<br />
Aktuell bietet das Unternehmen mit der DUA wieder Unterrichtseinheiten<br />
an. Die rund 40 weiterführenden Schulen im<br />
Versorgungsgebiet wurden über diese Möglichkeit informiert:<br />
Pro Stadt übernimmt die AVU die Kosten an einer Schule für<br />
die DUA-Pädagogen. Jetzt, nach den Sommerferien steht dann<br />
das Thema auf dem Stundenplan der Jahrgangsstufen 6 bis<br />
8. Insgesamt nehmen sieben Schulen aus den Städten Breckerfeld,<br />
Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen und Sprockhövel<br />
teil. Die Lerninhalte sind pädagogisch aufgebaut:<br />
• Wer kennt umweltfreundliche Autos?<br />
• Wie funktioniert welche Antriebstechnik?<br />
• Wie und wo kann man eAutos aufladen?<br />
• Zusammenhang mit Speichermöglichkeiten und Erneuerbaren<br />
Energien<br />
Lernziel ist es, den notwendigen Umbau der Energieversorgung<br />
auf Erneuerbare Energien und die Bedeutung der eMobilität<br />
zu vermitteln. Das soll altersgerecht und alltagstauglich<br />
erfolgen. Und natürlich praxisnah: Ein eAuto steht zur<br />
Verfügung. Selbst wenn die Schülerinnen und Schüler selbst<br />
noch nicht ans Lenkrad dürfen, kann man über den geräuschlosen<br />
Betrieb und einen Blick in die Motorhaube den Unterschied<br />
zu einem Benziner oder Diesel anschaulich machen.<br />
Und hier spielt die Netzwerk-Arbeit der AVU eine Rolle. Denn<br />
das Unternehmen hat sein Engagement für die Region Ennepe-<br />
Ruhr in den Unternehmenszielen festgeschrieben. So kommt<br />
bei den DUA-Unterrichtseinheiten erstmals eine Kooperation<br />
mit einer anderen Schule zum Tragen - einer Fahrschule. Auch<br />
hier gibt es Interesse, die neue - vielen noch unbekannte -<br />
Antriebsform zu nutzen und künftigen Autofahrerinnen und -<br />
fahrern zu vermitteln.<br />
Der AVU-Kooperationspartner Verkehrsbildungsgesellschaft<br />
mbH Ennepe-Ruhr (Ennepetal) nutzt seit diesem Sommer einen<br />
E-Golf zur Ausbildung. Die Kooperation entstand durch<br />
die Zusammenarbeit bei einer jährlichen Großveranstaltung:<br />
Das »AVU-Familienfest« stellt die Themen Mobilität und Familien-Unterhaltung<br />
in den Mittelpunkt. Dort sind neben Autohäusern<br />
auch die VBG-Fahrschule und die AVU mit ihren<br />
Elektro- und Erdgasfahrzeugen präsent.<br />
Diese Aktivitäten für die Elektromobilität sind nur dann sinnvoll,<br />
wenn sie mit Infrastruktur-Maßnahmen und konkreter<br />
Kunden-Ansprache einhergehen. So hat die AVU in jeder Stadt<br />
des Versorgungsgebiets eine öffentliche Ladesäule errichtet.<br />
Hier gibt es wieder eine Besonderheit: In Ennepetal befindet<br />
sich die »Stromtankstelle« direkt am Berufskolleg des Ennepe-<br />
Ruhr-Kreises. So können die Auszubildenden in ihrem Unterricht<br />
das Thema Elektromobilität ganz praktisch vor der<br />
Schule ausprobieren. Natürlich gab es auch Input vom Fuhrpark<br />
der AVU für angehende Kfz-Mechatroniker. Auch bei anderen<br />
Aktivitäten des AVU-Ausbildungsmarketing wird das<br />
Thema Elektromobilität integriert, so zum Beispiel bei einem<br />
MINT-Camp im Juni dieses Jahres, bei dem Schülerinnen und<br />
Schüler für die Unterrichtsfächer (und die möglichen Ausbildungsberufe)<br />
aus den Bereichen Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft und Technik begeistert wurden.<br />
Begeistert sind nicht nur die Kinder und Jugendlichen<br />
über die Strom-Autos. Auch Besitzer von eAutos<br />
äußern sich positiv über die Nutzung, wie eine<br />
Befragung des Deutschen Instituts für Luft- und<br />
Raumfahrt (DLR) herausgefunden hat.<br />
Und diese Einschätzung bestätigen auch die AVU-Kunden:<br />
Sie werden mit einem Geldbetrag für eine Ladesäule in der<br />
heimischen Garage gefördert. Das ist die konkrete Unterstützung<br />
für interessierte Kunden, den private Autofahrer<br />
ebenso wie Gewerbebetriebe oder Fuhrparks z.B. von Stadtbetrieben<br />
zunehmend in Anspruch nehmen.<br />
Elektromobilität macht also Schule - sowohl im Klassenzimmer<br />
als auch im alltäglichen Straßenbild. Der Durchbruch zum<br />
Massengeschäft ist noch nicht geschafft. Noch sieht man in<br />
TV-Werbespots, wie Kinder die Begeisterung über technische<br />
Gimmicks der Autoindustrie ihren Vätern vermitteln. Bald ist<br />
es hoffentlich soweit, dass Kids auch staunend vor einem batteriegetriebenen<br />
eAuto stehen. Und das als Werbung zur besten<br />
Sendezeit im Fernsehen.<br />
Auch in der Berufsschule steht Elektromobilität auf dem<br />
Stundenplan: Oliver von der Ley, Fuhrpark-Leiter der AVU Netz,<br />
zeigt angehenden Kfz-Mechatronikern die Ladesäule.<br />
quelle: AVU/Henkel<br />
• Autonutzung im Alltag<br />
• Abgase und deren Umweltfolgen, Auswirkungen auf den<br />
Klimawandel<br />
70 Neue Mobilität Neue Mobilität 71
Neue Mobilität in der Schule - Mobiles Schulungszentrum emobilität<br />
Mobiles Schulungszentrum<br />
Elektromobilität<br />
www.mse-ta.de<br />
Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Die Fahrzeuge selbst<br />
sind dabei nur Teil eines umfassenden Wandels. Das Projekt<br />
»Mobiles Schulungszentrum Elektromobilität« der Technischen<br />
Akademie will Jugendlichen Lust darauf machen.<br />
Mit dem Mobilen Schulungszentrum Elektromobilität (MSE)<br />
soll die weitere Ausrichtung der beruflichen Ausbildung und<br />
der Nachwuchssicherung in allen Technologiebereichen der<br />
Elektromobilität unterstützt werden. Es sollen im Schwerpunkt<br />
Schüler und Jugendliche erreicht werden, die in Vollzeit<br />
berufsorientierte Schulen besuchen oder sich in einer vergleichbaren<br />
Ausbildungsphase befinden. Für diese Zielgruppe<br />
werden mit modernster Präsentationstechnik die wesentlichen<br />
Inhalte der Elektromobilität und der angrenzenden<br />
Technologien im Sinne der Berufsorientierung und Berufsentscheidung<br />
vermittelt. Begleitet wird das Projekt von einer<br />
wissenschaftlichen Untersuchung, in der weitere notwendige<br />
Ausbildungsinhalte analysiert werden sollen, um das zunehmend<br />
breitere Spektrum an technologischen und sonstigen<br />
Anforderungen aus der Einführung der Elektromobilität<br />
langfristig abzudecken.<br />
Das Schulungslabor ist Teil des »LivingLab BWe mobil«. Das<br />
Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
gefördert. Es bietet für Schüler und Jugendliche von<br />
der Jahrgangsstufe 8 bis zum Berufseintritt eine multimediale<br />
Präsentation der Elektromobilität und eine herausfordernde<br />
Experimentierwelt. Das Mobile Schulungszentrum besteht aus<br />
vier Containermodulen, in denen ein Forum zur multimedialen<br />
Präsentation der Elektromobilität und der angrenzenden<br />
Technologien sowie eine Experimentierwerkstatt installiert<br />
sind. Von Mai 2013 bis Oktober 2015 wird das MSE in ausgewählten<br />
Regionalzentren in Baden-Württemberg für jeweils 6<br />
Wochen aufgestellt. Dadurch sollen Lust und Neugier auf die<br />
neuen Technologien sowie die damit verknüpften Arbeitsbzw.<br />
Ausbildungsmöglichkeiten geweckt werden.<br />
In Gruppen von maximal 25 Teilnehmern können Jugendliche<br />
in die Welt der Elektromobilität eintauchen, ohne Leistungsdruck,<br />
dafür mit Touchscreens und Apps. Die Schüler sollen<br />
Elektromobilität zunächst medial kennenlernen. So gibt es im<br />
MSE eine große Multivisionswand, auf der die neusten Elektroautos,<br />
eBikes und Pedelecs in Kurzfilmen vorgestellt werden.<br />
Weil ein Achtklässler einen anderen Wissensstand als<br />
ein Kfz-Mechatroniker hat, werden die jeweiligen Lerninhalte<br />
dem Alter und Wissen der Schüler angepasst.<br />
In der Experimentierwerkstatt können die Schüler selbst nach<br />
Antworten auf technische Fragen suchen: Wie funktioniert<br />
ein Brennstoffzellenauto? Wie wird eigentlich eine elektrische<br />
Zahnbürste aufgeladen? Und was hat das mit Elektromobilität<br />
zu tun? Auch der Spaß kommt im MSE nicht zu kurz -<br />
die Kinder und Jugendlichen dürfen mit eMountainbikes und<br />
Elektro-Go-Karts über den Schulhof düsen.<br />
Seit dem Projektstart im Jahr 2013 machte das Mobile Schulungszentrum<br />
Elektromobilität (MSE) bereits Station an beruflichen<br />
Schulzentren in Esslingen, Backnang, Ellwangen und<br />
Fellbach. Im April 2014 war das MSE auf der Hannover Messe,<br />
im Anschluss daran auf der Landesgartenschau in Schwäbisch<br />
Gmünd und im Februar 2015 auf Einladung des BMBF<br />
in Berlin auf dem Gelände der TU Berlin. Seit Frühjahr 2015<br />
folgen nun weitere Schulzentren in Baden-Württemberg.<br />
Begleitet wird das Projekt von einer wissenschaftlichen Untersuchung,<br />
in der weitere notwendige Ausbildungsinhalte analysiert<br />
werden sollen, um das zunehmend breitere Spektrum<br />
an technologischen und sonstigen Anforderungen aus der<br />
Einführung der Elektromobilität langfristig abzudecken. So<br />
entstehen neue Ausbildungsinhalte, mit denen die technischen<br />
Herausforderungen der Elektromobilität in der beruflichen<br />
und sozialen Welt gemeistert werden können. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt der wissenschaftlichen Begleitung folgt<br />
neuen Untersuchungsergebnissen, nach denen sich die Einstellung<br />
der Jugendlichen zur Mobilität insgesamt in einem<br />
Wandel befindet. Diese Trends sollen im Rahmen des Evaluierungsprozesses<br />
mittels Fragebögen und Interviews noch<br />
ausführlicher untersucht werden, um die Auswirkungen auf<br />
die zukünftigen Mobilitätskonzepte und Ausbildungsinhalte<br />
abbilden zu können.<br />
72 Neue Mobilität
Neue Mobilität in der Schule - Berliner Klima Schulen<br />
Neue Mobilität in der Schule - Berliner Klima Schulen<br />
Schulwettbewerb<br />
Berliner Klima Schulen<br />
Staatssekretäre Mark Rackles und Christian Gaebler bei der Preisverleihung zum Schulwettbewerb Berliner Klima Schulen.<br />
Quelle: Berliner Klima Schulen/Photo: Frank Peters<br />
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen<br />
für uns Menschen, die es jemals gab. Er betrifft uns persönlich<br />
- und wir alle können etwas zum Schutz des Klimas tun.<br />
Mit welchen Verkehrsmitteln wir uns bewegen, wie wir mit<br />
Strom und Wasser umgehen, wie wir konsumieren, leben<br />
und arbeiten: All das hat Auswirkungen auf unser Klima und<br />
auf die Zukunft unseres Planeten. Durch den sparsamen<br />
Umgang mit Energie, den Einsatz effizienter und innovativer<br />
Technologien und den konsequenten Umstieg auf Erneuerbare<br />
Energien können wir unsere Lebensqualität erhalten<br />
und auf eine zukunftsfähige Grundlage stellen.<br />
Klimaschutz kann jeder und ist immer und überall ein Thema.<br />
Aber wie genau geht Klimaschutz? Von der persönlichen<br />
Ebene bis hinauf in die hohe Politik stellen sich immer<br />
dieselben zwei Aufgaben: Erkennen, was man konkret tun<br />
kann. Und andere motivieren, dabei mitzumachen. Um vor<br />
diesem Hintergrund kreative Ideen und Aktivitäten rund um<br />
den Klimaschutz zu fördern, wurde der Wettbewerb »Berliner<br />
Klima Schulen« ins Leben gerufen, der unter anderem von den<br />
Senatsverwaltungen für Bildung, Jugend und Wissenschaft<br />
sowie Stadtentwicklung und Umwelt getragen wird. Die folgenden<br />
Fragen beantworten Mark Rackles, Staatssekretär<br />
für Bildung, und Christian Gäbler, Staatssekretär für Verkehr<br />
und Umwelt.<br />
Wofür steht der Wettbewerb »Berliner Klima Schulen«?<br />
Wer oder was wird hier ausgezeichnet?<br />
Rackles: Die »Berliner Klima Schulen« sind ein Landesschulwettbewerb<br />
zum Klimaschutz in Berlin. Zusammen mit<br />
unseren Partnern, der GASAG und dem BUND Berlin e.V.,<br />
zeichnen wir Schülergruppen aus Berliner Schulen für ihre<br />
Projekte zum Klimaschutz aus. Das sind Klassen, AGs, Kurse<br />
oder auch mal eine ganze Schulgemeinschaft. Als Schulverwaltung<br />
möchten wir das Thema Klimaschutz im Unterricht<br />
und im Schulalltag verankern. Es geht also sowohl um inhaltliche<br />
Arbeit als auch um praktisch gelebten Klimaschutz,<br />
zum Beispiel durch den bewussten Umgang mit Heizenergie<br />
im Schulgebäude oder auch um Klimaschutzaspekte bei der<br />
Zubereitung des Schulessens. Der Wettbewerb ist ein wichtiger<br />
Baustein dazu, ebenso wie das Schulsiegel »Berliner<br />
Klima Schule«, das wir an besonders engagierte Schulen in<br />
diesem Bereich verleihen.<br />
Wie erfolgt die Bewertung der eingereichten Beiträge?<br />
Gaebler: Die Bewertung der eingereichten Vorschläge erfolgt<br />
anhand eines Kriterienkataloges, den wir gemeinsam<br />
mit der GASAG und dem BUND erarbeitet haben. Alle Beiträge<br />
eines Schuljahres werden von einer Jury begutachtet und<br />
bewertet. In der Jury sind neben den Initiatoren, Klimaschutzexperten<br />
aus Wissenschaft und Verbänden sowie Schülerinnen<br />
und Schüler vertreten. Zunächst einmal gilt es, formale Kriterien<br />
einzuhalten, dazu zählen: Teilnehmen können alle<br />
Berliner Schulen; es muss ein deutlicher Bezug zum Klimaschutz<br />
erkennbar sein und es sollen mindestens drei Schülerinnen<br />
und Schüler an der Projekterarbeitung beteiligt sein.<br />
In die Bewertung fließen die Kriterien Nachhaltigkeit, Partizipation,<br />
Originalität und das Innovationspotenzial ein - neben<br />
den Aspekten der Verbreitung guter Projekte und Ideen.<br />
Beispielsweise: Wie stark haben die Schülerinnen und<br />
Schüler eigene Ideen eingebracht? Kann die Arbeit öffentliche<br />
Wirkung erzielen, etwa in der Schulgemeinschaft und im<br />
Schulumfeld? Da sich alle Schulen und auch alle Klassenstufen<br />
am Wettbewerb beteiligen können, ist es natürlich auch<br />
erforderlich, Aspekte der Inklusion, Mehrsprachigkeit und<br />
Begrüßungsklassen zu berücksichtigen. Wenn sich die Jurymitglieder<br />
ein Bild zu all den Fragen gemacht haben, finden<br />
die gemeinsame Bewertung, Diskussion und Entscheidungsfindung<br />
statt.<br />
Auch in diesem Jahr wurden viele kreative Ideen zum Klimaschutz<br />
ausgezeichnet. Darunter auch zwei Elektromobilitätsprojekte.<br />
Was genau wurde hier von den Schülern<br />
ausgearbeitet?<br />
Gaebler: Ja, die Beiträge waren spannend. In diesem Jahr<br />
wurden zum ersten Mal zwei vollwertige dritte Preise verliehen.<br />
Wir mussten dafür das Preisgeld aufstocken und beide<br />
Preise gingen an Mobilitätsprojekte, die die Jury gleichermaßen<br />
überzeugt haben. Das Besondere war: Eines dieser<br />
Projekte kam von einer Grundschule, das Andere aus einem<br />
Leistungskurs der Oberstufe. Die Viertklässler von der Gustav-<br />
Falke-Grundschule hatten sich eine Leitfrage gestellt: »Kann<br />
ein Auto überhaupt umweltfreundlich sein?« Davon ausgehend<br />
haben sie Umfragen in der Schule gemacht, sich über<br />
Technologien wie die Elektromobilität informiert, einen Autofahrer-Musik-Rap<br />
erarbeitet und noch verschiedene kreative<br />
Arbeiten vorgelegt. Mein Favorit: »Das Autoquartett verkehrt<br />
herum«, bei dem die niedrigsten Werte gewinnen. Ein toller<br />
Denkanstoß! Die andere Gruppe, ein Physik-Leistungskurs<br />
der Robert-Havemann-Schule, hat ein Kettcar zum Elektroauto<br />
umgebaut, das jetzt für zukünftige Unterrichtsprojekte zur<br />
Verfügung steht. Und die Schüler haben sich noch mehr vorgenommen.<br />
In Zukunft sollen eine Solartankstelle und weitere<br />
Elektrofahrzeuge folgen. Das alles läuft neben dem normalen<br />
Schulbetrieb, häufig auf Initiative von Einzelnen aus<br />
der Schulgemeinschaft. Das ist schon sehr beeindruckend.<br />
Woher kommen die Ideen der Schüler? Werden sie dabei<br />
von ihren Lehrern angeleitet?<br />
Rackles: Meistens ist es ein kreatives Geben und Nehmen.<br />
Wir erleben da ganz verschiedene Möglichkeiten im Projekt.<br />
Und ich gebe meinem Kollegen Recht, häufig sind es Einzelne,<br />
die ein Projekt ins Rollen bringen. Eine Lehrerin oder ein<br />
Lehrer, oder einzelne Schülerinnen und Schüler, die mit dem<br />
Wettbewerbsbüro Kontakt aufgenommen und sich dann erst<br />
Betreuung im Lehrerkollegium gesucht haben. Zum Thema<br />
Ideen: Es war uns von Anfang an wichtig, dass die »Berliner<br />
Klima Schulen« ein formal offener Wettbewerb sind. Filmbeiträge<br />
oder Musik sind zum Beispiel ebenso willkommen, wie<br />
technische Energieprojekte. Denn der Klimaschutz ist ein<br />
Querschnittthema, das überall im Alltag relevant ist. Auf die<br />
Schule übertragen heißt das: Alle Fächer und AG's können<br />
und sollten sich mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen<br />
und sind herzlich eingeladen, sich an unserem<br />
Wettbewerb zu beteiligen!<br />
Wie relevant ist das Thema Neue Mobilität in den letzten Jahren<br />
bei den eingereichten Wettbewerbsprojekten gewesen?<br />
Gaebler: Mobilität ist tatsächlich ein gutes Beispiel, um die<br />
Alltagsrelevanz des Klimaschutzes zu illustrieren und die<br />
Auswirkungen des Klimawandels im Verkehrsbereich zu begrenzen.<br />
Als wir den Wettbewerb »Berliner Klima Schulen«<br />
zum Schuljahr 2008/2009 gestartet haben, waren viele Projekte<br />
noch sehr auf reine Energiesparthemen fokussiert. Es<br />
gab in der ersten Zeit hin und wieder mal ein Projekt, das auch<br />
Mobilitätsaspekte aufgegriffen hat. Meistens ging es dabei<br />
um einen auch sehr wichtigen Aspekt, nämlich den Schulweg.<br />
Im Jahr 2013 gab es deutlich mehr Mobilitätsprojekte.<br />
Einen ganz ähnlichen Effekt gab es übrigens auch beim Thema<br />
Ernährung und Klimaschutz. Ich denke man kann sagen,<br />
dass je stärker diese Themen in der Gesellschaft als relevant<br />
wahrgenommen werden, desto mehr sind sie auch an den<br />
Schulen präsent. Diesen Effekt spiegelt unser Wettbewerb<br />
durchaus wieder und kann ihn positiv verstärken.<br />
Berliner Klima Schulen - der Wettbewerb<br />
Träger des Wettbewerbs sind die Berliner Senatsverwaltungen<br />
für Bildung, Jugend und Wissenschaft und für Stadtentwicklung<br />
und Umwelt, die GASAG Berliner Gaswerke<br />
Aktiengesellschaft sowie der BUND Berlin e.V.. Seit dem<br />
Schuljahr 2008/2009 haben über 14.000 Schülerinnen<br />
und Schüler am Wettbewerb teilgenommen.<br />
www.berliner-klimaschulen.de<br />
74 Neue Mobilität Neue Mobilität 75
Neue Mobilität in der Schule - eMobilität in Fahrschulen<br />
Neue Mobilität in der Schule - eMobilität in Fahrschulen<br />
Zukunft lernen<br />
Fahrschulen bieten einen einfachen Einstieg in die Welt der emissionsfreien<br />
Mobilität<br />
www.academy-fahrschulen.de<br />
Mit dem Elektrofahrzeug auf der Übungsstrecke<br />
quelle: Daimler AG<br />
Frei nach dem Motto »Elektromobilität kann man lernen«<br />
startet die Daimler AG gemeinsam mit der ACADEMY Holding<br />
AG ein Pilotprojekt mit fünf ausgewählten ACADEMY Fahrschulen<br />
im Großraum Stuttgart zur Integration von Elektrofahrzeugen<br />
in die Führerscheinausbildung. Der Startschuss<br />
für das Projekt erfolgte am 10. April 2015 in der Stuttgarter<br />
Mercedes-Benz Niederlassung gemeinsam mit dem<br />
Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Fahrlehrer, Bildungsexperten<br />
und Vertreter der Wirtschaft diskutierten<br />
dabei das Thema »Elektromobilität in der Fahrschule im<br />
Rahmen der aktuellen Fahrerlaubnisverordnung«.<br />
Die Fahrschulen bieten ihren Schülern seit April einen einfachen<br />
und zeitgemäßen Einstieg in die Welt der modernen und<br />
lokal emissionsfreien Mobilität. Das eigens entwickelte Schulungskonzept<br />
rund um die eMobilität ist einzigartig: Im Fokus<br />
stehen das Kennenlernen, Erleben und der richtige Umgang mit<br />
der alternativen Antriebsform. Ziel der Initiative ist es, eFahrzeuge<br />
in den Fahrschulalltag zu integrieren, um so - gerade<br />
bei jungen Menschen - Begeisterung für eMobility zu wecken.<br />
Gleichzeitig soll die Initiative Fahrschülern den Start in den<br />
Straßenverkehr deutlich erleichtern. Statt sich in den ersten<br />
Fahrstunden auf ein Schaltfahrzeug konzentrieren zu müssen,<br />
beginnen sie mit einem Elektrofahrzeug - dank Automatik-Getriebe<br />
entfallen Kuppeln und Schalten und die Fahrschüler<br />
können sich voll und ganz mit dem Wesentlichen befassen:<br />
dem Straßenverkehr. Sobald eine erste Fahrroutine<br />
erreicht ist, lernen sie auf einem Schaltwagen mit Verbrennungsmotor<br />
weiter. So können die Fahrschüler am Ende ihrer<br />
Ausbildung einen vollwertigen Pkw-Führerschein der Klasse B<br />
oder BF17 machen und erhalten zusätzlich die eDriverLicence.<br />
Auch das Thema Laden ist Bestandteil der Ausbildung<br />
quelle: Daimler AG<br />
Die theoretischen Unterrichtsinhalte zu alternativen Antrieben<br />
und Mobilitätskonzepten werden im Umfang einer Doppelstunde<br />
in den Theorieunterricht integriert, in der unter anderem<br />
Grundlagen über alternativ angetriebene Fahrzeuge<br />
und Informationen zu Mobilitätsdienstleistungen vermittelt<br />
werden. Themen wie Ladezeit, Reichweite, Beschleunigungsverhalten,<br />
Rekuperation und die Wahrnehmung der leisen<br />
eFahrzeuge von anderen Verkehrsteilnehmern stehen dabei<br />
im Mittelpunkt.<br />
Die Ausbildung eDriverLicence unterstützt die Führerscheinausbildung<br />
zur Klasse B und BF17 rund um das Thema Elektromobilität.<br />
Mit der sogenannten eDriverLicence können junge<br />
Fahrer ab dem <strong>18</strong>. Lebensjahr sofort nach ihrer bestandenen<br />
Prüfung car2go nutzen und sind elektrisch mobil. Sie können<br />
sich unmittelbar und ohne Registrierungskosten bei car2go<br />
anmelden und erhalten einmalig 100 Freiminuten. Ein weiteres<br />
eDriverLicence Angebot für Interessierte mit vorhandener<br />
Fahrerlaubnis bietet auch »alten Hasen« Gelegenheit,<br />
die eDriverLicence abzulegen - mit professioneller Betreuung<br />
durch die Pilot-Fahrschulen. Nach zwei Fahrstunden<br />
und einer Doppelstunde Theorie kann der Kunde elektrisch<br />
durchstarten. Auch diesen Teilnehmern stehen dann einmalig<br />
100 Freiminuten ohne Registrierungsgebühr bei car2go<br />
zur Verfügung.<br />
Die Daimler AG stellt fünf ausgewählten ACADEMY Fahrschulen<br />
im Großraum Stuttgart insgesamt zehn Elektrofahrzeuge<br />
mit Fahrschulausstattung gegen eine monatliche Miete<br />
zur Verfügung. Jede Fahrschule bekommt einen smart fortwo<br />
electric drive und eine Mercedes-Benz B-Klasse Electric<br />
Drive. Neben den Fahrzeugen ist jede an dem Pilotprojekt<br />
teilnehmende Fahrschule mit einer Ladestation für schnelles<br />
Laden ausgerüstet.<br />
Die ACADEMY Fahrschulen sind, im Rahmen eines erfolgreichen<br />
Franchise-Systems, der größte Verbund selbständiger<br />
Fahrschulen in der Bundesrepublik. Das breite Leistungsangebot<br />
der ACADEMY-Unternehmensgruppe geht von der<br />
Fahrlehreraus- und weiterbildung über die Unternehmensberatung<br />
bis hin zum Factoring für Fahrschulen. Gesteuert wird<br />
das Projekt von der Mercedes-Benz Driving Academy, die<br />
Fahranfänger fit für den Straßenverkehr macht. Das im Jahr<br />
2009 als Pilotprojekt in London gestartete Fahrschulkonzept<br />
hat sich mittlerweile in verschiedenen Ländern auf drei Kontinenten<br />
erfolgreich etabliert. In der bis dato einzigen international<br />
operierenden Fahrschule eines Automobilherstellers<br />
werden heute Fahrschüler in Europa, Nordamerika und<br />
Asien von hochqualifizierten Fahrlehrern unterrichtet.<br />
76 Neue Mobilität Neue Mobilität 77
Neue Mobilität in der Schule - Jugend forscht<br />
Wettbewerb »Jugend Forscht«<br />
im Kontext der Energie- und<br />
Mobilitätswende<br />
Jugend forscht ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb.<br />
Ziel ist, Jugendliche für Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, Talente<br />
zu finden und zu fördern. Pro Jahr gibt es bundesweit mehr<br />
als 100 Wettbewerbe. Teilnehmen können Jugendliche ab<br />
der 4. Klasse bis zum Alter von 21 Jahren. Wer mitmachen<br />
will, sucht sich selbst eine interessante Fragestellung für<br />
sein Forschungsprojekt. Welche Rolle das wachsende Bewusstsein<br />
der teilnehmenden Schüler hinsichtlich der<br />
Energie- und Mobilitätswende dabei spielt, haben wir mit<br />
Dr. Daniel Giese, Leiter Kommunikation & Public Affairs bei<br />
der Stiftung Jugend forscht e.V. debattiert.<br />
Seit nunmehr 50 Jahren werden im Rahmen des Wettbewerbs<br />
»Jugend forscht« herausragende Forschungsprojekte<br />
von Schülern ausgezeichnet. Wie hat sich der Wettbewerb<br />
in den Jahren verändert? Was ist gleich geblieben?<br />
Drei Dinge prägen Jugend forscht, heute wie vor 50 Jahren:<br />
Erstens ist Jugend forscht ein Ideenwettbewerb, bei dem sich<br />
die Jungforscher selbst eine interessante wissenschaftliche<br />
Fragestellung suchen. Zweitens stehen die Jungforscherinnen<br />
und Jungforscher im Mittelpunkt. Bei Jugend forscht werden<br />
diese jungen Talente individuell und nachhaltig gefördert.<br />
Drittens wäre Jugend forscht nicht denkbar ohne das große<br />
Netzwerk aus Unternehmen, Ministerien, Forschungsorganisationen,<br />
Verbänden sowie ehrenamtlich tätigen Juroren,<br />
Projektbetreuern und Wettbewerbsleitern. Dieses Netzwerk<br />
ist über die Jahre stark gewachsen. Aus der zündenden Idee<br />
des Jugend forscht Gründers und ehemaligen stern-Chefredakteurs<br />
Henri Nannen entwickelte sich in fünf Jahrzehnten<br />
die größte öffentlich-private Partnerschaft ihrer Art in<br />
Deutschland. Das ist vermutlich eine der augenfälligsten<br />
Veränderungen.<br />
Wie läuft der Wettbewerbsprozess ab? Wie entscheidet die<br />
Jury?<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reichen zunächst eine<br />
schriftliche Ausarbeitung zu ihrem Wettbewerbsbeitrag ein.<br />
Beim Wettbewerb präsentieren sie ihr Forschungsprojekt an<br />
einem selbst gestalteten Ausstellungsstand der Jury. Bei der<br />
Beurteilung der Arbeiten sind dann die Kreativität und die Eigenständigkeit<br />
bei der Umsetzung wie auch die Qualität der<br />
Ergebnisse von entscheidender Bedeutung. In die Bewertung<br />
der Fachjury fließt aber auch die Präsentationsleistung der<br />
Jungforscher ein.<br />
Wie hat sich das wachsende Bewusstsein hinsichtlich der<br />
Energie- und Mobilitätswende auf die vorgestellten Themen<br />
ausgewirkt? Werden solche Themen nun häufiger von den<br />
Schülern aufgegriffen?<br />
Prinzipiell spiegeln sich die jeweils aktuellen Trends in Forschung<br />
und Wissenschaft immer auch in den Fragestellungen<br />
der Jugend forscht Projekte dieser Zeit wider. So war nach<br />
der Gründung 1965 zum Beispiel zunächst die Raumfahrt im<br />
Kontext des Apollo-Programms und des Wettlaufs zum Mond<br />
auch bei Jugend forscht ein großes Thema. Spätestens ab der<br />
zweiten Hälfte der 1970er Jahre befassten sich immer mehr<br />
Jungforscher mit den Folgen der Umweltverschmutzung. Heute,<br />
im Zeitalter des Klimawandels, stehen vermehrt Projekte<br />
zu den Themenbereichen »Erneuerbare Energien« und »Umwelttechnik«<br />
auf der Agenda der Nachwuchsforscher.<br />
Gibt es Unterschiede bei der Themenwahl in den zwei Alterssparten?<br />
Natürlich gibt es hier altersbedingte Unterschiede. Gerade<br />
die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer befassen sich<br />
in der Juniorensparte Schüler oftmals mit Fragestellungen,<br />
die sich in ihrem Alltag oder ihrem direkten Lebensumfeld<br />
ergeben. In der Sparte Jugend forscht findet sich dann die<br />
gesamte Bandbreite an wissenschaftlichen Themenstellungen,<br />
die allgemein auf der Agenda von Forschung und Wissenschaft<br />
stehen, wobei die jungen Forscher diese dann mit<br />
den spezifischen Mitteln bearbeiten, die ihnen etwa in der<br />
Schule zur Verfügung stehen.<br />
Welche Rolle spielt das Thema Elektromobilität bei den eingereichten<br />
Forschungsprojekten?<br />
Die Elektromobilität ist ein Thema, das die Jungforscherinnen<br />
78 Neue Mobilität Neue Mobilität 79
Neue Mobilität in der Schule - Jugend forscht<br />
und Jungforscher bereits seit vielen Jahren beschäftigt. Einige<br />
Projekte haben es in den vergangenen Jahren bis ins Bundesfinale<br />
geschafft. Im Mittelpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
der Jugendlichen stand und steht dabei<br />
sowohl ein verbesserter Wirkungsgrad des Solarantriebs als<br />
auch die Optimierung der Fahrzeugtechnik.<br />
Vom elektrisch angetriebenen Buggy bis hin zur Entwicklung<br />
neuartiger Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge war<br />
auch in diesem Jahr das ein oder andere eMobilitäts-Thema<br />
unter den eingereichten Forschungsprojekten. Welches dieser<br />
Projekte ist Ihnen persönlich in den letzten Jahren am<br />
meisten in Erinnerung geblieben?<br />
Das ist vermutlich Philipp Sinnewe mit seinem umweltfreundlichen<br />
Solarmobil. Der Saarländer hatte ein Kettcar<br />
mit einer Solarzelle ausgestattet, die einen Ladestrom von<br />
30 Watt lieferte. Das über einen Elektromotor angetriebene<br />
Solarmobil verfügte über drei Gänge, die mit einer Fahrradnabenschaltung<br />
geschaltet wurden. In Erinnerung geblieben ist<br />
mir Philipp zum einen auch wegen seines Alters, denn mit nur<br />
13 Jahren errang er beim Bundesfinale 2012 den fünften Preis<br />
im Fachgebiet Technik, zum anderen wegen seines späteren<br />
TV-Auftritts in der Fernsehshow »tv total« von Stefan Raab.<br />
Wie kommen die Schüler auf ihre Ideen? Werden sie hier u. a.<br />
auch von ihren Lehrern unterstützt? Oder kommt die Motivation<br />
ganz unabhängig vom regulären Lehrplan?<br />
Nicht selten entstehen Jugend forscht Projekte aus dem<br />
Unterricht heraus. Oder sie wurden zunächst als Seminararbeit<br />
konzipiert. Entscheidend ist aber die persönliche Ebene,<br />
nämlich das besondere Verhältnis zwischen Schüler und<br />
Lehrkraft. Bei Jugend forscht unterstützen die Projektbetreuer<br />
die Schüler nicht nur bei der Formulierung ihrer Fragestellung.<br />
Vielmehr beraten und coachen sie diese auch<br />
»auf Augenhöhe« während der fordernden und häufig mehrmonatigen<br />
Projektarbeit. Jugend forscht Projekte entstehen<br />
jedoch nicht nur an Schulen, auch außerschulische Lernorte<br />
wie etwa Schülerforschungszentren spielen eine immer größere<br />
Rolle.<br />
Sie haben ein großes Alumni-Netzwerk. Wie aktiv wird das<br />
im Nachgang der Wettbewerbsteilnahme von den jungen<br />
Forschern genutzt?<br />
In 50 Jahren hat sich knapp eine Viertelmillion junger Forscher<br />
und Erfinder an Jugend forscht beteiligt. Viele von ihnen<br />
engagieren sich später als Juroren, Projektbetreuer oder<br />
Förderer. Die Stiftung Jugend forscht e.V. hat es sich zum Ziel<br />
gesetzt, Alumni auf allen Ausbildungs- und den ersten Karrierestufen<br />
durch eine Vielzahl attraktiver Angebote wie<br />
Stipendien oder Graduiertenprogramme gezielt zu fördern.<br />
Besonders beliebt sind seit Jahren die sogenannten PerspektivForen,<br />
bei denen sich Fachleute von heute mit den<br />
Experten von morgen über gesellschaftliche Herausforderungen<br />
und Zukunftsfragen austauschen.<br />
AUSFLUG<br />
IN<br />
DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Schüler experimentiereN<br />
Quelle: Stiftung Jugend Forscht e.V.<br />
Der Traum vom elektrischen Fliegen<br />
80 Neue Mobilität Neue Mobilität 81
Kurz<br />
&<br />
knapp<br />
e-Genius: Batterie-Flugzeug<br />
überquert die Alpen<br />
Airbus will Elektroflugzeug<br />
in Serie bauen<br />
»e-Genius« im eINSATZ<br />
quelle: IFB<br />
320 km in gut zwei Stunden - am 4. Juli 2015 hat das batteriebetriebene<br />
Flugzeug »e-Genius« die Alpen überquert. Teil<br />
der Route war ein Steigflug auf 4.000 Meter, dennoch brauchte<br />
der Flieger kaum Energie. Das Elektroflugzeug in dem zwei<br />
Piloten Platz finden, ist gerade mal 8,1 Meter lang, hat eine<br />
Flügelspannweite von 16,9 Metern und wiegt etwa 850 kg.<br />
Entwickelt wurde das Elektroflugzeug vom Institut für Flugzeugbau<br />
(IFB) der Universität Stuttgart. Die Akkus seien laut<br />
Uni-Angaben nach der Landung innerhalb weniger Stunden<br />
wieder aufgeladen gewesen. Das Flugzeug konnte noch am<br />
gleichen Tag zurückfliegen. Mit 365 km war der Rückweg allerdings<br />
etwas länger als der Hinweg. Um ausreichend Zeit<br />
für den anstehenden Steigflug zu haben, mussten die Piloten<br />
einen kleinen Umweg über den Gotthardpass fliegen.<br />
Auf Hin- und Rückweg verbrauchte »e-Genius« nach Angaben<br />
der Universität zusammen nur 83 kWh - das entspreche<br />
der Energie von 9,2 l Benzin.<br />
Airbus hat angekündigt, 100 Exemplare des Elektrofliegers<br />
E-Fan 2.0 herzustellen. Gut 500 kg wiegt das knapp sieben<br />
Meter kurze Flugzeug, nur ein Bruchteil normaler Maschinen<br />
dieser Größe. Die beiden 20 kW-Motoren des Zweisitzers machen<br />
zusammen lediglich knapp ein Vierzigstel des Gewichts<br />
aus. Bereits bei gut 100 km/h hebt die E-Fan ab, das zeigen<br />
Flüge mit dem Prototypen, der seit mehr als einem Jahr getestet<br />
wird. Das größte Problem der Pioniertechnologie ist<br />
aktuell noch ihre geringe Reichweite. So muss die E-Fan nach<br />
einer knappen Dreiviertelstunde landen, dann ist der Strom<br />
verbraucht. Das 160 km/h schnelle Flugzeug könnte sich<br />
aber bereits heute als Zubringer eignen, beispielsweise für<br />
Inseln. Airbus testet jedoch bereits ein Nachfolgermodell mit<br />
einem kleinen motorgetriebenen Ladegerät, dass die Batterien<br />
während des Flugs laden und die Flugdauer auf mehr als<br />
drei Stunden verlängern soll. Der E-Fan 4.0 soll neben dem<br />
Piloten drei Passagiere befördern können.<br />
E-Fan: Airbus will 100 Exemplare herstellen.<br />
Quelle: Airbus Group/ EADS/ EIVI<br />
Airbus verliert Wettlauf um Ärmelkanalquerung<br />
im Elektroflugzeug<br />
US-Hochschulen: Designwettbewerb<br />
für Elektroflugzeuge<br />
In solch einem Flugzeug gelang Duval der Rekordflug<br />
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat es um einen Tag<br />
verpasst, für den ersten erfolgreichen Flug eines Elektroflugzeugs<br />
über den Ärmelkanal in die Geschichtsbücher einzugehen.<br />
Als der »E-Fan« von Airbus am 10. Juli 2015 den 74 km<br />
langen Flug von Lydd in England ins französische Calais antrat,<br />
hatte der französische Pilot Hugues Duval den historischen<br />
Flug bereits absolviert. Wie der britische Telegraph<br />
berichtet, flog Duval am 09. Juli 2015 in seinem elektrischen<br />
Kleinflugzeug des Typs CriCri von Calais nach England und<br />
wieder zurück. Ein CriCri wiegt beim Start insgesamt weniger<br />
als 200 kg. Dem britischen Telegraph zufolge ist Duval<br />
ein französischer Stuntpilot, der den Flug bereits jahrelang<br />
vorbereitet hatte.<br />
Um neue Ideen für elektrisch betriebene Flugzeuge zu sammeln,<br />
schrieb die US-Raumfahrtbehörde Nasa einen Designwettbewerb<br />
für US-Hochschulen aus. Die Vorgaben zur Teilnahme<br />
waren eng definiert: Das Flugzeug sollte bis 2020 in<br />
Serie gehen können und gegenüber konventionellen Fluggeräten<br />
mit Verbrennungsmotoren wettbewerbsfähig sein. Über<br />
mindestens vier Plätze sollte der Flieger verfügen, genauso<br />
wie über mindestens <strong>18</strong>0 kg Zuladung, eine Reichweite von<br />
mindestens 920 km ohne Zwischenlandung und eine Reisegeschwindigkeit<br />
von 240 km/h. Studenten von insgesamt 20<br />
Universitäten schickten ihre Wettbewerbsbeiträge ein. Gewonnen<br />
hat Tom Neuman von der Technischen Universität<br />
Atlanta mit seinem Flugzeugprojekt vom Vapor.<br />
Der Vapor der Technischen Uni Atlanta gewann den ersten Preis<br />
Quelle: Tom Neuman/Georgia Institute of Technology<br />
82 Neue Mobilität<br />
Neue Mobilität<br />
83
Der Ce-Liner: Das Regionalflugzeug der Zukunft?<br />
Weltrekordversuch: Mit dem Solarflugzeug um die Welt<br />
Ein Flugzeug, das für 190 Passagiere und eine Reichweite<br />
von knapp 1.667 km ausgelegt ist, die Spannweite der<br />
Tragflächen von 36 Meter nicht überschreitet und innerhalb<br />
einer halben Stunde am Boden abzufertigen ist. Das waren<br />
die Vorgaben, mit denen bei Bauhaus Luftfahrt das Konzept<br />
des Ce-Liners entwickelt wurde. Der Ce-Liner sieht einem<br />
heutigen Flugzeug tatsächlich recht ähnlich. Auffällig sind<br />
jedoch die Flügel: Die vorderen Flügel haben die Form eines<br />
C. Die hinteren Flügel mit dem Höhenleitwerk hingegen fehlen.<br />
An ihrem Platz sitzen zwei Mantelpropeller. Die Triebwerke<br />
sind wegen ihrer Größe nach hinten gewandert: Aus<br />
Gründen der Effizienz haben sie einen großen Durchmesser,<br />
weswegen sie nicht unter den Flügel passen.<br />
Die Akkus konnten die Konstrukteure jedoch nicht - wie den<br />
Treibstoff im herkömmlichen Flugzeug - in der Tragfläche<br />
oder nahe den Verbrauchern unterbringen, um Kabel und<br />
damit Gewicht zu sparen. Die Lösung war, die Akkus als<br />
Container in den Frachtraum zu stecken, die dann wie herkömmliche<br />
Frachtcontainer ein- und ausgeladen werden können.<br />
Die Ingenieure haben so ein Konzept-Elektroflugzeug<br />
entwickelt, das etwa 50 % schwerer ist, als ein konventioneller<br />
Flieger, aber dennoch effizienter: Das vollelektrische<br />
Flugzeug benötigt laut Bauhaus Luftfahrt pro Passagier<br />
24% weniger Energie. Einziger Haken: Noch ist das Konzept<br />
Zukunftsmusik, da es sich nur mit Akkus realisieren ließe,<br />
deren Energiedichte fast zehnmal so groß ist, wie die heutiger<br />
Akkus. Deren Energiedichte beträgt aktuell etwa 220<br />
Wh/kg. Ein Flugzeug wie der Ce-Liner benötigt aber knapp<br />
unter 2.000 Wh/kg.<br />
Seit dem 9. März 2015 sind Borschberg und Piccard, die beiden<br />
Gründer von Solar Impulse, in einem Solarflugzeug unterwegs.<br />
In zwölf Etappen wollen sie einmal um den Globus<br />
fliegen. Und das abwechselnd, da im Cockpit lediglich Platz<br />
für einen Piloten ist. Die Solar Impulse HB-SIB, auch kurz<br />
Si2 genannt, hat eine Spannweite von 72 Metern. Eine Boeing<br />
747 hat zum Vergleich knapp 69 Meter, ein Airbus A380<br />
knapp 80 Meter Spannweite. Doch das Leichtflugzeug wiegt<br />
nur einen Bruchteil der Verkehrsmaschinen: gerade einmal<br />
2,3 Tonnen. Angetrieben wird es von vier Elektromotoren<br />
mit einer Maximalleistung von jeweils 15 kW. Den Strom<br />
dafür liefern über 17.000 Solarzellen, die auf der Oberseite<br />
der Tragflächen angebracht sind. So schafft das Flugzeug<br />
in 8.500 Metern Höhe eine Höchstgeschwindigkeit von 140<br />
km/h. Die Reisegeschwindigkeit liegt zwischen 50 und 100<br />
km/h. Knapp die Hälfte der Strecke haben die beiden Abenteurer<br />
geschafft, nun muss die Reise wegen technischer Probleme<br />
bis kommendes Frühjahr unterbrochen werden. Beim<br />
fünf Tage und fünf Nächte langen Rekordflug von Japan nach<br />
Hawaii sind die Batterien des Solarflugzeugs überhitzt worden.<br />
Die ambitionierten Piloten und ihre Helfer werden nach<br />
den Reparaturen gewiss auch die andere Hälfte gut über die<br />
Bühne bringen.<br />
Thanks for pioneering spirit..<br />
»Solar Impulse« im Landeanflug auf Hawaii (am 3. Juli 2015)<br />
Aktueller Standort:<br />
Hawaii (USA)<br />
11<br />
12<br />
Stopp in Südeuropa<br />
oder Nordafrika<br />
8<br />
9<br />
10<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Die Route von André Borschberg und Bertrand Piccard<br />
1 09.03.2015: Abu Dhabi (VAE) nach Maskat (Oman) - 772 km in 13 Std. und 1 Min.<br />
2 10.03.2015: Maskat nach Ahmedabad (Indien) - 1593 km in 15 Std. und 20 Min.<br />
T<br />
3 <strong>18</strong>.03.2015: Ahmedabad nach Varanasi (Indien) - 1170 km in 13 Std. und 15 Min.<br />
4 <strong>18</strong>.03.2015: Varanasi nach Mandalay (Burma) - 1536 km in 13 Std. und 29 Min.<br />
5 29.03.2015: Mandalay nach Chongqing (China) - 1450 km in 20 Std. und 29 Min.<br />
6 21.04.2015: Chongqing nach Nanjing (China) - 1241 km in 17 Std. und 22 Min.<br />
7 30.05.2015: Nanjing nach Nagoya (Japan) - 2852 km in 44 Std. und 9 Min.<br />
8 28.06.2015: Nagoya nach Kalaeloa, Hawaii (USA) - 8300 km in 120 Std.<br />
9 - 12 Geplante weitere Route<br />
Der Ce-Liner ist das Konzept für ein Regionalflugzeug mit Elektroantrieb.<br />
Quelle: Bauhaus Luftfahrt<br />
weltrekord: mit dem solarflugzeug um die welt. Die flugroute der »solar impulse 2«<br />
quelle: solarimpulse<br />
84 Neue Mobilität Neue Mobilität<br />
85
Ausflug in die Zukunft - Antares DLR-H2<br />
Ausflug in die Zukunft - Antares DLR-H2<br />
Elektromobilität in die Luft<br />
gebracht<br />
Prof. Rolf Henke<br />
Vorstand für den Bereich Luftfahrt<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />
www.dlr.de<br />
Die Behälter unter der Tragfläche enthalten das Brennstoffzellensystem sowie den Wasserstofftank<br />
Quelle: DLR /Ernsting<br />
Beim Thema Elektromobilität denken viele an Elektroautos,<br />
die in den kommenden Jahren die Straßen erobern sollen.<br />
Elektroautos haben viele Vorteile: Sie fahren effizient, leise<br />
und - wenn mit Ökostrom betankt - nahezu emissionsfrei.<br />
Diese Vorteile lassen sich prinzipiell auch auf die Luftfahrt<br />
übertragen. Allerdings sind die Herausforderungen in der<br />
Luftfahrt sehr viel größer als auf der Straße.<br />
Mit Batterie und Brennstoffzelle in der Luft<br />
Die Antares DLR-H2, ein kleiner einsitziger Motorsegler, war<br />
2009 das erste Flugzeug, das ausschließlich mit Brennstoffzellen<br />
angetrieben wurde. Mit an Bord: ein Wasserstofftank,<br />
eine Brennstoffzelle und ein sehr effizienter Elektromotor, der<br />
das Flugzeug in Bewegung setzte. Bei den ersten Starts hob die<br />
Antares nur mit Mühe ab und gewann sehr langsam an Höhe.<br />
Der Grund dafür: Die Leistung der hocheffizienten Brennstoffzelle<br />
ist für den Reiseflug auf konstanter Höhe ausgelegt.<br />
Sie wandelt die Energie, die in der elektrochemischen Reaktion<br />
von Wasserstoff und Sauerstoff frei wird, in elektrische<br />
Energie um. Dies geschieht in einer sehr gleichmäßigen Reaktion,<br />
die Brennstoffzelle kann daher kaum die Lastspitzen<br />
liefern, die man zum Abheben eines Flugzeugs braucht.<br />
Andererseits hat ein Brennstoffzellenantrieb große Vorteile:<br />
Aufgrund der hohen Energiedichte von Wasserstoff wird nur<br />
ein kleiner Tank benötigt, um einen Motorsegler über eine lan-<br />
ge Zeit mit elektrischer Energie zu versorgen. Eine Batterie<br />
kann dagegen sehr hohe elektrische Leistungen bereitstellen,<br />
das allerdings nur für eine relativ kurze Zeit.<br />
Bei der Weiterentwicklung des Forschungsflugzeugs setzten<br />
die DLR-Forscher daher schnell auf einen Hybridantrieb und<br />
nahmen eine Batterie mit an Bord. Damit konnten sie die Vorteile<br />
der beiden Systeme vereinen: Die Brennstoffzelle liefert<br />
eine zuverlässige Leistungsabgabe, um die Maschine in der<br />
Luft zu halten. Die Batterie bedient Leistungsspitzen wie sie<br />
beim Start oder im Steigflug vorkommen. Zudem bietet ein<br />
Hybridantrieb einen weiteren Vorteil für die Luftfahrt: Der<br />
Einsatz von zwei Leistungsquellen erhöht die Zuverlässigkeit.<br />
Fällt ein System aus, können sich Brennstoffzellen- und<br />
Batterieantrieb kurzzeitig gegenseitig ersetzen.<br />
Einsatz der Brennstoffzelle in Verkehrsflugzeugen<br />
Eine große Herausforderung in der Luftfahrt ist es, technische<br />
Systeme für den sicheren Einsatz in einem Flugzeug<br />
weiterzuentwickeln, denn dort müssen sie luftfahrtrelevanten<br />
Bedingungen wie Druck- und Temperaturschwankungen,<br />
ständige Vibration und Beschleunigung standhalten. Wenngleich<br />
die Brennstoffzelle in absehbarer Zeit als primäre Energiequelle<br />
für den Antrieb von Verkehrsflugzeugen nicht in<br />
Frage kommt, kann sie einen großen Anteil der Stromversorgung<br />
an Bord übernehmen. Im DLR-Forschungsflugzeug Airbus<br />
A320-ATRA wurde eine Brennstoffzelle getestet, die beim<br />
Ausfall der Triebwerke die Notstromversorgung übernehmen<br />
kann, um beispielsweise den Hydraulikdruck zum Bewegen<br />
der Ruder zu erzeugen. Am Boden können Brennstoffzellen<br />
zudem den Betrieb der Hilfstriebwerke ersetzen und<br />
Energie für die elektrischen Systeme und Druckluftsysteme,<br />
inklusive der Klimaanlage an Bord eines Flugzeugs liefern.<br />
Erfolgreich getestet hat das DLR auch den Einsatz eines<br />
brennstoffzellenbetriebenen Bugrades, womit sich Lärm<br />
und Abgase an Flughäfen im Bodenbetrieb an Flughäfen<br />
vermeiden lassen. Ein Ziel der Forschungsarbeiten sind<br />
Brennstoffzellensysteme, die in der kommerziellen Luftfahrt<br />
als zuverlässige Bordstromversorgung eingesetzt werden<br />
können. Für solche Tests und Qualifizierungen dient der Motorsegler<br />
Antares DLR-H2 als kostengünstiges und flexibles<br />
fliegendes Testlabor.<br />
Weiterentwicklungen<br />
Nicht nur das DLR entwickelt kleine Propellermaschinen, die<br />
mit elektrischer Energie fliegen. Bertrand Piccard will in diesen<br />
Monaten mit seinem Flugzeug »Solar Impuls 2« beweisen,<br />
dass es möglich ist, allein mit Energie der Sonne um die<br />
Erde zu fliegen. Dabei wird die Energie der Photovoltaikzellen<br />
in einer Batterie gespeichert und das Flugzeug mit einem<br />
Elektromotor angetrieben. Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus<br />
entwickelt mit dem E-Fan derzeit ein zweisitziges Elektro-<br />
flugzeug und die Firma AutoGyro in Hildesheim verzeichnete<br />
im Juni 2015 mit ihrem eGyro den ersten rein elektrisch<br />
angetriebenen Tragschrauberflug.<br />
Das DLR hat sein Konzept zum elektrischen Fliegen seit dem<br />
Erstflug der Antares DLR-H2 inzwischen weiterentwickelt und<br />
arbeitet an einem mehrsitzigen Flugzeugkonzept. Durch den<br />
Einsatz von Elektroflugzeugen auf Regionalflughäfen könnte<br />
zwischen manchen Städten die Reisedauer im Vergleich zur<br />
Bahn deutlich reduzieren werden. Derzeit stößt das elektrische<br />
Fliegen jedoch ganz klar an seine Grenzen und bleibt für die<br />
Luftfahrtforschung noch geraume Zeit eine Herausforderung.<br />
Neue Flugzeugkonzepte werden möglich<br />
Gleichzeitig eröffnet die Entwicklung neuer elektrischer Antriebsstränge<br />
Freiräume für andersartige Flugzeugkonzepte<br />
und Designs: Die Antriebsmotoren werden wesentlich leichter<br />
als heutige Verbrennungsmaschinen sein. Zudem müssen<br />
sie nicht mehr zwingend nah an der Leistungsquelle angebracht<br />
sein. Stattdessen können Batterien und Brennstoffzellen<br />
so in das Flugzeugdesign integriert werden, dass sie<br />
sich möglichst vorteilhaft auf Aerodynamik und Auftrieb auswirken.<br />
Auch wird erwartet, dass in der Luftfahrt, in den kommenden<br />
Jahren erheblich leichtere Materialien eingesetzt<br />
werden können. Entwicklungen wie diese werden auch dem<br />
Fortschritt beim Fliegen mit Elektroantrieb zugutekommen.<br />
86 Neue Mobilität Neue Mobilität 87
Ausflug in die Zukunft - Elektra One Solar<br />
Ausflug in die Zukunft - Elektra One Solar<br />
Solarflieger überquert Alpen<br />
280 Solarzellen auf den Flügeln des Ultraleichtflugzeugs sowie ein 11.5 kWh Akku<br />
im Rumpf der Maschine machen es möglich: Elektra One Solar hat die Alpen überquert.<br />
Calin Gologan, Geschäftsführer der Firmen PC-Aero GmbH und Elektra UAS GmbH<br />
Dem Solarflieger Elektra One Solar ist Ende Juni 2015 die<br />
erfolgreiche doppelte Alpenüberquerung mit weniger als<br />
<strong>18</strong> kWh Energieverbrauch gelungen. In Unterwössen, Traunstein,<br />
gestartet, ging es 200 km über den Großglockner in<br />
die österreichische Stadt Lienz in Osttirol. Rund zweieinhalb<br />
Stunden benötigte der Solarflieger für die Strecke.<br />
Nach der erfolgreichen Alpenüberquerung machte sich<br />
Elektra One Solar einige Tage später bei schwierigen Wetterbedingungen<br />
und einer Höhe von über 3.000 m auf den<br />
Rückweg. Trotz Gegenwind und starken Böen landete das<br />
Flugzeug nach etwa zwei Stunden und 190 geflogenen Kilometern<br />
wie geplant auf dem Flugplatz im österreichischen<br />
Zell am See.<br />
Möglich machen das emissionsfreie und geräuschlose Fliegen<br />
280 Solarzellen auf den Flügeln des Ultraleichtflugzeugs<br />
sowie ein 11.5 kWh Akku im Rumpf der Maschine. In der<br />
Luft produzieren die Zellen etwa 30% der zum Fliegen benötigten<br />
Energie in Echtzeit. Zum Einsatz kommen hier die<br />
gleichen Solarzellen wie sie in den Solarmodulen der Firma<br />
SolarWorld verbaut werden. Insgesamt kommt die Elektra<br />
One Solar mit ihrer Batteriegröße auf eine Reichweite von<br />
bis zu 500 Kilometern. Die Maschine wurde von der PC-Aero<br />
GmbH hergestellt, einem Unternehmen im Allgäu, das auf<br />
die Entwicklung von Solarflugzeugen spezialisiert ist. Die<br />
deutsche Ultraleichtzulassung der »Elektra One Solar« wird<br />
bis Ende 2015 erwartet. Es gibt verschiedene Elektra-Prototypen.<br />
Mit an Bord war eine Spezialkamera zur Produktion von hochauflösenden<br />
3D-Aufnahmen. Das System wurde von der<br />
Partnerfirma Elektra UAS GmbH entwickelt und in den<br />
Elektro-/Solarflieger integriert. »Für saubere Mobilität müssen<br />
wir das Flugzeug nicht neu erfinden, wir müssen nur<br />
vorhandene Technologien optimal kombinieren und integrieren«,<br />
sagt Calin Gologan, Geschäftsführer der Firmen PC-<br />
Aero GmbH und Elektra UAS GmbH.<br />
Selten wurden so viele Zukunftstechnologien in einem<br />
Produkt wie der Elektra One Solar integriert:<br />
• Leichtbau<br />
• hocheffiziente Elektromotoren und Steuerung<br />
• moderne Li-Ion Batterien<br />
• Solarsysteme<br />
• 3D Kamera<br />
• autonomes Fliegen<br />
Die SolarWorld Elektra One Solar im Überblick<br />
• Max. Startgewicht 300 kg<br />
• Leergewicht (ohne Batterien) 120 kg<br />
• Batteriegewicht 60 kg<br />
• Nutzlast 100 kg<br />
• Spannweite 13 m<br />
• Flügelfläche 10 m2<br />
• Motorleistung 16 kW<br />
• Max. Reichweite bis zu 500 km<br />
• Max. Flugdauer über 5 Stunden<br />
• Reisegeschwindigkeit 100 km/h<br />
• Streckung 16.9<br />
• Gleitzahl über 30<br />
• Zertifizierung Ultralight Class Germany (LTF-UL)<br />
Kurz & knapp<br />
6 Fragen an den Erfinder der Elektra One Solar Calin Gologan<br />
Was ist heute im Bereich elektrisch Fliegen bereits machbar?<br />
Hier ist bereits heute einiges möglich. Das reicht von der<br />
Sport- und Freizeitfliegerei über Schulungsflugzeuge, Stratosphärenflüge<br />
- sowohl bemannt als auch unbemannt bis hin<br />
zu unbemannten Tag und Nacht Missionen zu Forschungsund<br />
Kommunikationszwecken.<br />
Welche technischen Hürden müssen noch überwunden werden?<br />
Es gibt praktisch keine technische Hürden. Die Batterien<br />
sind schon jetzt gut genug, wenn die Struktur des Flugzeuges<br />
sehr leicht ist und die Aerodynamik hochwertig.<br />
Was zeichnet die Elektra One Solar aus?<br />
Alltagstauglichkeit, Energieeffizienz, Umweltfreundlichkeit,<br />
eine hochwertige Aerodynamik, niedrige Betriebskosten sowie<br />
ein sehr geringes Gewicht von 120 kg ohne Batterien.<br />
Wie lange Dauert der Ladevorgang?<br />
In zwei Stunden ist es möglich die Elektra One Solar zu laden.<br />
Wird es Ihrer Meinung nach irgendwann elektrisch angetriebene<br />
Passagierflugzeuge geben?<br />
Ja, ich denke in 20 bis 30 Jahren ist es soweit. In einem ersten<br />
Schritt wird sich im Bereich der Passagierflugzeuge aber<br />
erst einmal die Hybridtechnologie durchsetzen.<br />
Wie werden wir künftig fliegen?<br />
Elektrisch natürlich.<br />
88 Neue Mobilität Neue Mobilität 89
Köpfe der Branche<br />
Köpfe der Branche<br />
Köpfe der Branche<br />
Auf ein Wort mit den relevanten Akteuren im Bereich der Neuen Mobilität<br />
Steffen Bilger<br />
MdB, CDU<br />
Henk Meiborg<br />
Emodz BV und BEM<br />
Frank Markus Scheibe Kreise<br />
SolarAllianz Red Zac Kreisel Network GmbHSAN<br />
SAN GmbH GmbH<br />
Mag. Dr. Mark Gundel Steffen Perschler<br />
Walcher<br />
Energie smartlab Steiermark Innovationsgesellschaft<br />
Mobilitäts<br />
GmbH<br />
GmbH<br />
Dr. Peter Eva-Maria Siegert Ritter<br />
eAuto-Fahrerin<br />
MMD Automobile GmbH<br />
xxx Joachim Andreas Köpf Pfeffer<br />
xxx NISSAN Wulf Gaertner Autoparts AG<br />
Steffen Bilger, MdB, CDU<br />
Deutschland ist bei der Elektromobilität auf einem guten<br />
Weg. Aber um unser Ziel »Leitmarkt und Leitanbieter« zu erreichen,<br />
müssen wir uns noch mehr anstrengen. Leitanbieter<br />
sind wir schon. Um aber auch eine Spitzenstellung beim<br />
Leitmarkt zu werden, brauchen wir jetzt passgenaue Lösungen,<br />
um insbesondere Elektro-Flotten voranzubringen. Da<br />
kann ich mir neben einer Sonder-AfA (beispielsweise ähnlich<br />
dem Beschluss des Bundesrates) ebenfalls KfW-Kredite<br />
mit Tilgungszuschuss vorstellen. Wichtig sind alle zeitnahen<br />
Maßnahmen, die den Markthochlauf voranbringen. Daran<br />
arbeiten wir in der CDU/CSU.<br />
www.steffen-bilger.de<br />
Henk Meiborg,<br />
Emodz BV und BEM-Landesvertreter Niederlande<br />
Die Kombination zwischen Erneuerbaren Energien und Elektromobilität<br />
ist das was, mich antreibt. Selbst über Phovoltaik-<br />
Module Strom zu erzeugen, um damit in einem Elektrofahrzeug<br />
von A nach B zu fahren, halte ich für mehr als sinnvoll.<br />
Eine große Herausforderung besteht noch darin, die Fahrzeugbatterien<br />
nebenbei als Stromspeicher einzusetzen -<br />
sogenannte V zu X Lösungen müssen vor diesem Hintergrund<br />
entwickelt und vermarktet werden. Es gibt bereits<br />
interessante Konzepte, die in der Praxis umgesetzt werden.<br />
Um diese technischen Lösungen weiter zu entwicklen und<br />
die Business Modelle noch interessanter zu gestalten, ist<br />
eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nötig. Deshalb<br />
engagiere ich mich seit September 2013 als BEM-Landesvertreter<br />
in den Niederlanden und kümmere mich um die Interessen<br />
der niederländischen Mitgliedsunternehmen unseres<br />
Verbandes. Wie BEM-Präsident Kurt Sigl immer sagt: »Nur<br />
gemeinsam können wir eMobilität weiter voran bringen«.<br />
www.bem-ev.de<br />
Markus Kreise, Geschäftsführer Red Zac Kreisel GmbH<br />
eMobilität bringt für die Zukunft neue wirtschaftliche Chancen<br />
für Unternehmen, die das Potenzial erkennen. Wir selbst<br />
kommen von der Consumer Electronic und konnten in der<br />
Vergangenheit bereits sehr oft miterleben, wie schnell sich<br />
neue Technologien durchsetzen und sich Gewohnheiten ändern.<br />
Zum Beispiel vor gut 10 Jahren war uns wichtig, dass<br />
ein Handy kompakt bzw. klein ist und der Akku mindestens<br />
1 Woche hält. Nun können die Displays gar nicht groß genug<br />
sein und wir sind es gewohnt, dass der Akku gut einen Tag<br />
hält. Ist der Akku einmal leer, sind Adapter und Ladekabel<br />
immer dabei. Bereits in den nächsten 2 bis 3 Jahren wird die<br />
eMobilität in manchen Bereichen massiv wachsen, hauptsächlich<br />
im innerstädtischen Logistik- und Personentransport<br />
und im Kommunalfahrzeug-Bereich. Wichtig für diese<br />
Bereiche sind alltagstaugliche Lösungen, garantierte sichere<br />
Reichweiten von min. 200 bis 300 km bzw. Laufleistungen von<br />
bis zu 8 Stunden pro Tag und entsprechend schnelle Lademöglichkeiten.<br />
eFahrzeuge mit täglichem Einsatz und höheren<br />
jährlichen Kilometer-Leistungen pro Jahr sind kosteneffizienter<br />
als Verbrenner.<br />
www.kreisel.cc<br />
Mag. Gundel Perschler,<br />
Geschäftsführerin Energie Steiermark Mobilitäts GmbH<br />
Strom bewegt! Im wahrsten Sinne des Wortes ist es die Elektrizität<br />
- am besten nachhaltig erzeugt - die uns eine Chance<br />
bietet, unser aller Mobilitätsverhalten in die richtigen Bahnen<br />
zu lenken. Als »grüne« Vorhut dient die Elektromobilität<br />
als Wegweiser, die sich mit solch aktuellen Themen wie CO 2<br />
-<br />
Problematik, Smart- oder Shared-Mobility befasst und positive<br />
Alternativen bietet. Bereits heute sind auf Steiermarks<br />
Straßen an die 1.000 ein- und zweispurigen Elektrofahrzeuge<br />
unseres Unternehmens unterwegs. Zusammen mit dem<br />
Bundesverband eMobilität möchten wir diese Entwicklung<br />
auch außerhalb Österreichs unterstützen.<br />
www.e-steiermark.com<br />
Dr. Eva-Maria Ritter, eAuto-Fahrerin<br />
Per Smartphone mobil und schnell ins Netz. Mit Strom im<br />
Tank elektrisch durch die Innenstadt. WLAN und Akku. Die<br />
Vernetzung in der Kommunikation und die Mobilität - sie haben<br />
unser Leben in den letzten Jahren verändert. Technologische<br />
Veränderungsprozesse rufen neue Bedürfnisse hervor<br />
und führen zur Digitalisierung ganzer Lebensbereiche.<br />
In der Elektromobilität entsteht durch die Verbindung von<br />
Auto und Energie ein neues Lebensgefühl - mit Bedarf nach<br />
alternativen Formen der Erzeugung und Verbrauch von Energie<br />
und Vernetzung im Alltag. Ich wünsche dem BEM, dass<br />
es ihm gelingt, diesen Bedarf zu wecken und Elektromobilität<br />
als Baustein in einer neuen Energiewelt für viele Menschen<br />
nutzbar zu machen.<br />
Andreas Pfeffer,<br />
Leiter Business Development, Wulf Gaertner Autoparts AG<br />
Die Elektromobilität ist dem Verbrenner technologisch haushoch<br />
überlegen. Sie erlegt uns auf, uns konsequent mit der<br />
Speicherung von Energie auseinanderzusetzen. Sie ist das<br />
entscheidende und noch fehlende Puzzleteil in der Energiewende<br />
und bringt, gepaart mit dem autonomen Fahren, einen<br />
tiefgreifenden Strukturwandel. Der BEM und starke Mitglieder<br />
werden unbedingt gebraucht, um auf allen Ebenen<br />
darauf aufmerksam zu machen, dass Deutschland seine Möglichkeiten<br />
bei Weitem nicht nutzt, um eine Vorreiterrolle in<br />
der Elektromobilität einzunehmen.<br />
www.meyle.com<br />
90 Neue Mobilität Neue Mobilität 91
Buchvorstellungen<br />
Buchvorstellungen<br />
Reinschauen lohnt sich..!<br />
Lese-Tipps der Redaktion<br />
Eckhard Fahlbusch (Hrsg.)<br />
Batterien als Energiespeicher<br />
Beispiele, Strategien, Lösungen<br />
Beuth Wissen<br />
Preis: 88,00 Euro<br />
Anton Karle<br />
Elektromobilität<br />
Grundlagen und Praxis<br />
Carl Hanser Verlag<br />
Preis: 29,99 Euro<br />
Der Stefan neue Bretscher BAEDEKER Reiseführer<br />
Deutschland Elektromobilität - Erneuerbare ist die Gegenwart Energien<br />
erleben Edition Winterwork<br />
Mairdumont Preis: 12,90 Euro 2014<br />
Preis: 16,99 Euro<br />
Mike Wolfgang Hulme Schreiber<br />
Streitfall but the winner Klimawandel will be<br />
Oekom DIE SOLARENERGIE<br />
Verlag München 2014<br />
Preis: Verlagshaus 24,95 Euro Schlusser<br />
Preis: 9,90 Euro<br />
Die Energiewende ist eine enorme Chance und Herausforderung<br />
für Deutschland, auch um die selbst beanspruchte Führungsrolle<br />
noch stärker zu übernehmen. In diesem Buch wird<br />
dargelegt, dass sich trotz des immer weiter steigenden Energiehungers<br />
die Unabhängigkeit von endlichen fossilen Energieträgern<br />
in einem »vernünftigen« Zeitfenster erreichen<br />
lässt.<br />
Der Herausgeber hat eine Vielzahl von Experten der deutschen<br />
Wirtschaft als Kapitelautoren gewinnen können, die<br />
zeigen, dass eine ganzheitlich vernetzte Energiewende mit<br />
den Sektoren Erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität<br />
sowie Energiespeicherung & Energieeffizienz technisch möglich<br />
und nach dem Marktdurchbruch der Produkte wirtschaftlich<br />
ist.<br />
Dieses Lehrbuch vermittelt die physikalischen und ingenieurtechnischen<br />
Grundlagen von Elektromobilen im Vergleich<br />
zu Autos mit Verbrennungsmotoren. Für Kernaussagen werden<br />
Berechnungsgrundlagen und Simulationen erarbeitet.<br />
Der Einfluss von gesetzlichen Vorgaben und die Verzahnung<br />
zur Energiewende werden diskutiert. Anhand von auf<br />
dem Markt angebotenen Fahrzeugen und einer Kostenrechnung<br />
werden die Vor- und Nachteile der Elektrofahrzeuge<br />
vorgestellt. Die weiteren Entwicklungen werden mit Chancen<br />
und Risiken abgeschätzt.<br />
Durch eine fundierte Darstellung der technischen Grundlagen,<br />
des Marktes und der gesellschaftlichen Randbedingungen<br />
ergibt sich eine sachliche Gesamtbetrachtung.<br />
Der Ausbau Erneuerbarer Energien lässt sich gut mit Freizeitgestaltung<br />
Elektromobilität und Tourismus ist in aller kombinieren. Munde. Dabei Vom ist Offshore-Windpark<br />
Technik an uralt. der Küste Schon bis vor zur über regenerativ 100 Jahren versorgten waren die Wanderhütte Elektroau-<br />
die innovative<br />
in tos den einmal Alpen ihren - in benzingetriebenen Deutschland gibt es Artgenossen in Sachen Erneuerbare<br />
voraus, bis<br />
Energien sich die stinkenden viel zu entdecken. Kisten letztendlich Der neue Baedeker durchgesetzt Reiseführer haben.<br />
»Erneuerbare Und dennoch, Energien ganz tot erleben« war das Elektroauto verbindet moderne nie. Immer Technik wiemit<br />
der spannenden gab es, in kleinen Reise-Erlebnissen Stückzahlen und produzierte verknüpft Elektrofahrzeuge.<br />
Freizeit-Spaß. Stefan Bretscher Der Autor fuhr des schon Reiseführers, elektrisch, bevor Fachjournalist der heu-<br />
Klimaschutz<br />
mit<br />
und tige Trend Geograph zur Elektromobilität Martin Frey, hat einsetzte. für die Neuauflage Mit seiner Fahrt rund über 50<br />
neue 2.000 Reiseziele km quer ausgewählt. durch Deutschland Neben interessanten gewährt uns Einblicken interessante<br />
verschiedene Einblicke. Aspekte Der Autor der Energiewende vermittelt so sowie Fachkenntnisse<br />
den neues-<br />
in<br />
ten auf Stand leichtem klimafreundlicher Weg. Technologien werden über 190<br />
Energieziele für Familien und Entdecker vorgestellt. Man erfährt<br />
Mit viel auf Humor einer spannenden macht die Lektüre Entdeckungsreise Lust, sich selbst alles über einmal die<br />
aufregendsten hinter das Steuer Zeitenwende eines Elektroautos unserer zu Generation: setzen. den Umstieg<br />
auf 100% Erneuerbare Energien. Kurz und knapp, verständlich<br />
geschrieben und schnell nachzuschlagen. Wissenswertes<br />
zum gesellschaftlichen Kontext und der Notwendigkeit,<br />
die Energieversorgung zukünftig erneuerbar zu gestalten<br />
findet man im Kapitel Hintergrund. Der Baedeker-Reiseführer<br />
lädt dazu ein, spannende Energieprojekte aus nächster<br />
Nähe kennenzulernen.<br />
Über kaum etwas wird so viel diskutiert wie über Treibhauseffekt<br />
Der Autor und sieht Klimawandel sich seit der - leider ersten oft Stunde ohne sinnvolle mit Widerständen Ergebnisse.<br />
konfrontiert, Für Mike die Hulme der konsequenten ist der Klimawandel Nutzung weit der mehr Solarenergie als ein<br />
naturwissenschaftliches im Wege stehen. Die offiziellen Phänomen. Statements Er ist ein der Medienspektakel,<br />
fossile ein und Zankapfel atomare verschiedener Zeitalter zu beenden Regierungen und in und das Lobby-<br />
der Er-<br />
Politik, das<br />
isten, neuerbaren zu dem Energien man je überführen nach Werte-Kodex, zu wollen, Sozialstatus sieht er in oder<br />
Konfession Realität stark unterschiedlicher behindert. Die Marktwirtschaft, Meinung sein gedankenloses<br />
kann. Zu allererst<br />
Mitläufertum ist jedoch sowie eine die kulturelle Neigung, Herausforderung Problemlösungen - in weshalb die Zutechnische<br />
kunft zu verschieben, Ansätze zu sind seiner die eigentlichen »Lösung« zu Antagonisten. kurz greifen und Da-<br />
Konferenzen bei wird die Macht zur »Rettung der Energie-Konzerne der Welt« reihenweise über die Politik ins Leere und<br />
laufen. den sich Hulme’s nur oberflächlich Fazit: Die großen interessierenden ethischen, und politischen manipulierbaren<br />
Bürger offensichtlich.<br />
Differenzen bezüglich des Klimawandels ma-<br />
und<br />
ideologischen<br />
chen eine einfache Lösung des Problems nahezu unmöglich.<br />
Seiner Eine kurzweilige Meinung nach Auseinandersetzung können wir einen mit Konsens dem drängendsten<br />
Problem sondern unseres müssen Planeten. gewisse Differenzen aushalten<br />
nicht erzwingen,<br />
und versuchen, mit diesen umzugehen. Dann können wir<br />
aus dem gesellschaftlichen Diskurs zum Klimawandel sogar<br />
etwas über das Wesen des Menschen lernen. Das Buch hilft<br />
zu verstehen, was uns am erfolgreichen Handeln hindert<br />
und plädiert für eine Neubewertung des Phänomens Klimawandel.<br />
BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS!<br />
Mit 150 Euro jährlich für eine Einzelmitgliedschaft.<br />
FÖRDERMITGLIEDSCHAfT<br />
Im<br />
BUNDESVERbAND e<br />
MObILITÄT<br />
DANKE.<br />
Mit einer Fördermitgliedschaft unterstützen Sie aktiv unsere Arbeit<br />
und ermöglichen auch für zukünftige Generationen Individualmobilität<br />
im gewohnten Ausmaß - ohne Ressourcenverschwendung,<br />
ohne Abhängigkeit von Erdölimporten aus zumeist instabilen Regionen,<br />
emissionsarm und nachhaltig.<br />
Die Vorteile einer Fördermitgliedschaft finden Sie unter:<br />
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92 Neue Mobilität Neue Mobilität 93
GLOSSAR<br />
Dez 14<br />
Jun 14<br />
Dez 13<br />
Jun 13<br />
Dez 12<br />
BDEW-Erhebung zum Ausbau der<br />
Ladeinfrastruktur S. 26<br />
Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladepunkte<br />
4.454<br />
4.386<br />
3.819<br />
5.553 (davon 102 DC-Ladepunkte)<br />
4.720 (davon 33 DC-Ladepunkte)<br />
7.497<br />
10.401<br />
13.548<br />
26.006 (davon 7.058 PHEV)<br />
20.450 (davon 4.106 PHEV)<br />
Brennstoffzellenantrieb S. 26<br />
In wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen kommt die<br />
Brennstoffzelle als Antriebstechnologie zum Einsatz.<br />
In ihr reagieren Wasserstoff und Sauerstoff in einem<br />
chemischen Prozess. Dabei wird die Energie, die im Wasserstoff<br />
gespeichert ist, als Strom freigegeben. Beim<br />
Betrieb wird lediglich etwas Wasserdampf freigesetzt.<br />
Die Brennstoffzelle ist ein sehr effizienter Antrieb mit<br />
einem Systemwirkungsgrad von bis zu 65 %. Zum Vergleich:<br />
Beim Benzinmotor liegt dieser bei 25-35%. Dadurch<br />
ist der Gesamtwirkungsgrad Glossar<br />
von der Produktion<br />
des Treibstoffs bis zum Tank (Well-to-Wheel) bei einem<br />
Brennstoffzellenfahrzeug, trotz des Energieaufwandes<br />
für die Produktion des Wasserstoffs, bereits heute höher<br />
als bei einem herkömmlichen Pkw. Die Systeme sind<br />
bereits leistungsfähig und ermöglichen Reichweiten von<br />
bis zu 700 km. Jetzt gilt es, die Produktionskosten weiter<br />
zu senken, um die Markteinführung zu realisieren.<br />
Hybridauto (HEV) S. 43<br />
Ein Hybridelektrokraftfahrzeug (Im Englischen: Hybrid<br />
Electric Vehicle, HEV) ist ein Kraftfahrzeug, das von mindestens<br />
einem Elektromotor und einem weiteren Energiewandler<br />
angetrieben wird. Es bezieht die Energie<br />
aus einer Speichereinrichtung (im Fahrzeug) für elektrische<br />
Energie und aus einem Betriebskraftstofftank. Meist<br />
Plug-in Hybrid (PHEV) S. 13, 26, 35, 36, 48<br />
Ein Plug-in Hybrid, auch Steckdosenhybrid genannt, ist<br />
ein Kraftfahrzeug mit Hybridantrieb, dessen Akkumulator<br />
zusätzlich über das Stromnetz extern geladen werden<br />
kann. Meist hat er einen größeren Akkumulator als ein<br />
wird nur von Hybridfahrzeug, Hybridauto oder Fahrzeug<br />
mit Hybridantrieb gesprochen. Ein Hybridantrieb wird im<br />
Serienautomobilbau eingesetzt, um die Effizienz zu verbessern,<br />
den fossilen Kraftstoffverbrauch zu verringern<br />
oder die Leistung im niedrigen Drehzahlbereich zu steigern.<br />
Das Fahrzeug kann nicht rein elektrisch fahren.<br />
reiner Hybrid (»Vollhybrid«) und stellt so eine Mischform<br />
zwischen letzterem und einem Elektroauto dar. Die<br />
übliche Abkürzung ist PHEV (im Englischen: Plug-in Hybrid<br />
Electric Vehicle).<br />
Jun 12<br />
Dez 11<br />
2.821<br />
2.241<br />
4.356<br />
6.138<br />
Citystromer von VW S. 44<br />
EVs<br />
Ladepunkte<br />
QUELLE: KBa/vda<br />
Range Extender (REEV)<br />
Da Batterien mit großer Kapazität zurzeit noch relativ kostenintensiv<br />
sind, statten viele Hersteller reine Elektrofahrzeuge<br />
zusätzlich mit einem Range Extender aus (REEV =<br />
»Range Extended Electric Vehicle«), der ihre Reichweite<br />
verlängert. Der Range Extender ist ein kleiner Verbrennungsmotor<br />
mit Generator, der nur dann anspringt, wenn<br />
der Batteriestrom zur Neige geht. Er liefert Strom für die<br />
Batterie, treibt das Fahrzeug jedoch nicht direkt an (im Gegensatz<br />
zum PHEV).<br />
Von den Golf I Citystromern wurden 20 Testfahrzeuge gebaut.<br />
Von außen sah der erste E-Golf von 1976 aus wie ein<br />
normaler Golf der ersten Generation. Angetrieben wurde<br />
das Elektroauto von einem 20 PS starken Elektromotor.<br />
Im Heck befanden sich die schweren Bleiakkus, die für<br />
maximal 50 km Reichweite bei einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 80 km/h sorgten. Ab 1989 gab es mit dem Golf<br />
II Citystromer einen Nachfolger in Kleinserie (50 Stück).<br />
Energiekonzerne bekamen die Elektro-Golfs für ihren Kun-<br />
Elektroauto (BEV) S. 13, 26, 35, 36, 42, 59<br />
dendienst von VW spendiert. So konnten nützliche Erfahrungen<br />
in der Praxis gesammelt werden. Die Leistung: 25<br />
PS und 100 km/h Höchstgeschwindigkeit bei einer Reichweite<br />
von 56 km. Ab 1993 wurden etwa 120 Stück vom<br />
27 PS starken Golf III Citystromer gebaut, der ebenfalls zu<br />
Test- und PR-Zwecken an Energiekonzerne ging. Die durften<br />
das Auto anschließend als Gebrauchtwagen an Privatpersonen<br />
weiterverkaufen - einige davon fahren bis heute.<br />
Reine Elektrofahrzeuge sind ausschließlich mit einem<br />
Elektromotor ausgestattet und erhalten ihre Energie aus<br />
einer Batterie im Fahrzeug, die ihrerseits über das Stromnetz<br />
aufgeladen wird. Die Batterie kann zurückgewonnene<br />
Bremsenergie speichern (Rekuperation). Da Fahrzeuge<br />
mit rein elektrischem Antrieb im Englischen »Battery<br />
Electric Vehicle« genannt werden, hat sich mittlerweile<br />
auch im Deutschen die Abkürzung BEV eingebürgert.<br />
Schweizer eMobilitäts-Großversuch in Mendrisio S. 28<br />
Das Bundesamt für Energiewirtschaft lancierte Anfang<br />
der 1990er Jahre ein Pilot- und Demonstrationsprogramm<br />
für Elektrofahrzeuge, aus welchem 1991 die Idee für einen<br />
Großversuch mit Leichtelektrofahrzeugen hervorging. Zwischen<br />
1994 und 2001 wurden so im Rahmen des Projektes<br />
»VEL-1 Mendrisio« 400 Elektrofahrzeuge an private Kunden<br />
verkauft und 80 Ladestationen aufgebaut. Deren Einsatz<br />
wurde über mehrere Jahre begleitet und erforscht.<br />
Den Synthesebericht zum Großversuch finden Sie als Teil<br />
des Jahresberichtes des Bundesamts für Energie 2001 im<br />
Internet.<br />
Der vielfältige und sinnvolle Einsatz von Elektrofahrzeugen<br />
konnte mit dem Großversuch in Mendrisio demonstriert<br />
und nachgewiesen werden. Im Kanton Tessin folgte<br />
direkt auf den Großversuch das Projekt VEL2 (2001-2004).<br />
Dieses zielte ebenfalls auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung<br />
für energieeffiziente Fahrzeuge ab. Damit wird<br />
eine Senkung des Energieverbrauchs respektive eine<br />
Reduktion der CO 2<br />
-Emissionen angestrebt. Das Folgeprojekt<br />
zum Großversuch sollte die Brücke schlagen zu<br />
VEL3 (2005-2013), dass einen selbstragenden, neutralen<br />
Bonus-Malus vorsieht.<br />
94 Neue Mobilität Neue Mobilität 95
BEM-<br />
MITGLIEDER<br />
Bitte Unterstützen Sie uns auch weiterhin mit Ihren Ideen,<br />
Projekten und Ihrer Begeisterung. Zeigen Sie sich und Ihr<br />
Engagement für EINE <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong>.<br />
Vorteile einer Mitgliedschaft im Bundesverband eMobilität e.V.<br />
Castellan AG<br />
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Allgemein<br />
• Möglichkeit der aktiven Teilnahme an einem ständig wachsenden<br />
Netzwerkpool emobilitätsbegeisterter Unternehmer<br />
• Branchenübergreifender und interdisziplinärer Austausch<br />
mit den relevanten Playern der Branche<br />
• Vernetzung mit Politik, Wirtschaft, Medien, anderen Verbänden,<br />
Forschungseinrichtungen und Instituten<br />
• Teilnahme an verschiedenen BEM-Veranstaltungen: BEM-<br />
Roundtable, BEM eMobile Runde, Galaveranstaltungen, Konferenzen,<br />
Symposien u.a.<br />
• Imagefördernde Positionierung als Vorreiter, Innovationsträger<br />
und aktiver eMobilitätsplayer<br />
• BEM-Gemeinschaftsstand auf Messen und Veranstaltungen<br />
• Präsentation auf Veranstaltungen und Konferenzen<br />
• Zugang zu Fachkompetenz im Bereich Elektromobilität:<br />
kompetente Einführung in die Thematik der Neuen Mobilität<br />
für Ihre Kunden und Mitarbeiter<br />
• Zugang zu Partnerverbänden und Kooperationspartnern<br />
• Regionale Vernetzung über unsere Landesvertretungen in<br />
Bayern, Hessen, Mitteldeutschland, Baden-Württemberg,<br />
NRW, Norddeutschland, Rheinland-Pfalz und Saarland<br />
• Professionelle Beratung, Unterstützung und wertvolle Netzwerkkontakte<br />
beim Aufbau Erster Elektrofahrzeug-Flotten<br />
• Sichtbare Einbindung in BEM eRoadshow und »Wir elektromobilisieren<br />
den Bundestag«<br />
Mediale Einbindung<br />
• Nutzung des Partnerlogos »Mitglied im BEM«<br />
• Unternehmensdarstellung und Verlinkung auf BEM-Webseite<br />
und auf der XING-Gruppe <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> mit über<br />
2.800 Teilnehmern<br />
• Sonderkonditionen bei Anzeigenschaltung bundesweiter<br />
Printmedien im Rahmen zahlreicher Medienkooperationen<br />
• Einbindung in die vom BEM versandten Pressemitteilungen<br />
• Regelmäßige Einbindung Ihrer Pressemitteilungen in den<br />
BEM-Medien und bundesweite mediale Aufmerksamkeit:<br />
eNewsletter, BEM eMobile-Ticker, BEM-Webseite, XING-<br />
Gruppe <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong>, Facebook, Twitter, Google & Co.<br />
• Kostenlose Teilnahme an Veranstaltungen und Kongressen<br />
über die Medienkooperationen vom BEM<br />
Politisches Netzwerk<br />
• Aktive Gestaltung & Förderung der Branchenziele auf politischer<br />
Ebene für eine nachhaltige Neue Mobilität<br />
• Vernetzung mit politischen Entscheidungsträgern auf<br />
Regional-, Bundes- und EU-Ebene / Brüssel / International<br />
• Zugang zu den Experten im Parlamentarischen Beirat<br />
• Gemeinsame Stellungnahmen zu politischen Entscheidungen,<br />
Projekten und Gesetzgebungsverfahren<br />
• Nähe zu Ministerien auf Landes- und Bundesebene<br />
Politische Kernarbeit im BEM: Parlamentarischer Beirat, politische Hintergrundgespräche, Jury IKT II, Lenkungs- und Arbeitskreise,<br />
eMobile Talk, Europa-Sektion, EU-Repräsentanz in Brüssel mit Dr. Ingo Friedrich, Lebenswelt Elektromobilität,<br />
int. Delegationen, China-Repräsentant Dr. Huang in Shanghai, Automechanika, elektromobiles Spezialistennetzwerk,<br />
Legal Corner, ePendler, eFlotte, eMobility Nights, etc.<br />
+ - W a l<br />
Bundesverband eMobilität e.V.<br />
BEM eMobile Oranienplatz Ticker 5<br />
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Wir danken unseren Mitgliedern für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement für eine Neue Mobilität.<br />
96 Neue Mobilität Neue Mobilität 97
<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong><br />
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Christian Heep<br />
Falk Bege<br />
Josephine Fechtner<br />
Druckerei<br />
primeline.print Berlin<br />
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Erscheinung September 2015<br />
<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> / ISSN 2191-5636<br />
Titelbild /Cover eFlotte<br />
Die <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> erscheint in<br />
Kooperation mit dem Bundesverband<br />
eMobilität e.V. (BEM)<br />
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BEM-Vorstand / Präsidium<br />
Kurt Sigl / Präsident<br />
Christian Heep / Vize-Präsident<br />
Michael Hofmann / Finanzvorstand<br />
Markus Emmert / Vorstand<br />
EU-Repräsentant<br />
Dr. Ingo Friedrich<br />
China-Repräsentant<br />
Dr. Huang Zhiming<br />
Parlamentarischer Beirat<br />
MdB Wolfgang Tiefensee, SPD<br />
MdL Markus Rinderspacher, SPD<br />
MdB Dr. Reinhard Brandl, CSU<br />
ehem. MdA Volker Ratzmann, GRÜNE<br />
MdB Dr. Valerie Wilms, GRÜNE<br />
MdEP Ulrike Müller, FREIE WÄHLER<br />
MdB Dr. Hans.-J. Schabedoth, SPD<br />
MdB Andreas Rimkus, SPD<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />
Prof. Dr. Andreas Knie<br />
Matthias Groher<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Voy<br />
Andreas Serra<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Heiko Herchet<br />
Dipl. Ing. M.S. Tim Baack<br />
Dr. Gregor Matthies<br />
Dr. Dr. Reinhard Löser<br />
Josef Maier<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. J. G. Friedrich<br />
Prof. Dr. habil. Wolfgang Seiler<br />
Dipl. Ing. Eckhard Fahlbusch<br />
Tim Ruhoff<br />
Dr. Mark Steffen Walcher<br />
Prof. Dr.-Ing. Gunter Schweiger<br />
Dr. Jan Fritz Rettberg<br />
Uwe Hahner<br />
Dr. Jan Peter Korthals<br />
Gunnar Balkow<br />
Dr. Michael W. Müller<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Tölsner<br />
Prof. Dr. Roland Tiedemann<br />
Prof. Dr.-Ing. Markus Lienkamp<br />
Christian J. Weiss<br />
Dipl.-Ing. Andreas Pfeffer<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
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Die <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> erscheint alle drei Monate und publiziert Artikel, Beiträge, Informationen, Interviews, Termine und Kommentare zum Themenspektrum<br />
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Der Bundesverband eMobilität e.V. vernetzt die Akteure aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Politik und Medien miteinander,<br />
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