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NEUE MOBILITÄT 18

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www.bem-ev.de | 8,50 € ISSN 2191-5636<br />

Herbstausgabe 2015<br />

SEPTEMBER 2015<br />

Das Image der Elektroautos verbessern<br />

Pilotprojekt eFlotte zeigt,<br />

was jetzt in der Markthochlaufphase nötig ist<br />

66. IAA Pkw Frankfurt<br />

17. bis 27. September 2015<br />

Alltagstauglichkeit<br />

der Neuen Mobilität..?<br />

Über den Tellerrand geschaut<br />

Ein internationaler Vergleich<br />

Endlich eAutos in in Deutschland Serie:<br />

eAutos im Vergleich<br />

Innovation oder Stillstand?<br />

Vernetztes Fahren<br />

von morgen<br />

Neue Mobilität in der Schule<br />

Was lernen unsere Kinder?<br />

Neue Mobilität 1


GRUSSWORT<br />

Renault ZOE<br />

<br />

Deutschland<br />

auf der<br />

Überholspur<br />

BEM-PRÄSIDENT KURT SIGL AUF DER AUTOMECHANIKA<br />

1<br />

ab <br />

49,– € 2<br />

Jetzt 5.000,– € Elektrobonus sichern. 3<br />

1<br />

<br />

2 <br />

<br />

3 <br />

<br />

<br />

renault.de<br />

Es geht um viel beim Thema Elektromobilität. Von der Reputation<br />

Deutschlands als Leitmarkt und Leitanbieter im<br />

Bereich der neuen Technologie über die Sicherung von Arbeitsplätzen<br />

durch die Gewährleistung des anhaltenden<br />

Erfolgs der deutschen Automobilbranche bis hin zum Faktor<br />

Umweltschutz, um nur einige der Aspekte zu nennen. Das haben<br />

nun glücklicherweise auch die führenden Vertreter aus<br />

Politik und Industrie verstanden. Einstimmig erklärten Sie<br />

auf der Nationalen Konferenz Elektromobilität in Berlin, dass<br />

man weiterhin an den selbstgesteckten Zielen im Bereich<br />

Elektromobilität festhalten werde und bereits heute auf der<br />

Überholspur fahre. Daimler-Chef Dieter Zetsche unterstrich<br />

die positive Bilanz mit dem Ausspruch: »Unsere Aufgabe war<br />

es, Weltmarktführer auf der Angebotsseite zu werden. Das<br />

haben wir erreicht.« Bravo. Gute Nachrichten für die Branche.<br />

Das aktuell vermehrt von Lieferproblemen beim Elektro-<br />

Smart gesprochen wird, ist sicherlich nur ein ungünstiger Zufall<br />

und tut der deutschen Erfolgsstory keinen Ablass. Oder<br />

doch? So hat etwa der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland<br />

e.V. (ASB) für seinen Fuhrpark acht smart fortwo electric drive<br />

bestellt. Leider konnte Daimler nur drei davon liefern. Die<br />

restlichen fünf sollen voraussichtlich Anfang 2016 nachgeliefert<br />

werden. Das zumindest hoffen die Verantwortlichen beim<br />

ASB. Auf Nachfrage von Journalisten, die der Sache nachgegangen<br />

sind, wurde von Konzernseite verkündet, dass man<br />

die Produktion des Elektroautos eingestellt habe, um konventionelle<br />

Fahrzeuge auf der Produktionslinie für den Export<br />

nach China und in die USA zu fertigen. Neue Elektromodelle<br />

würden erst in der zweiten Jahreshälfte 2016 vorgestellt<br />

werden. Kein Problem, gut Ding will schließlich Weile haben.<br />

Wir haben ja Zeit.<br />

Auf der bevorstehenden IAA in Frankfurt werden die deutschen<br />

Automobilbauer sicherlich zeigen, was Sie in Sachen<br />

Elektromobilität in petto haben. Und das mit einem Paukenschlag.<br />

Wo, wenn nicht hier, wäre die optimale Plattform, um<br />

sich auch international entsprechend zu positionieren? Im<br />

Rahmen des neuen Ausstellungsbereichs New Mobility World<br />

soll außerdem eine Plattform geschaffen werden, die den Menschen<br />

mit seinen sich ändernden individuellen Mobilitätsbedürfnissen<br />

in den Mittelpunkt stellt und die Themen Elektromobilität,<br />

automatisiertes Fahren sowie urbane Mobilität<br />

umfassend darstellt. Die Veranstalter haben anscheinend erkannt,<br />

das die demotivierende eMobilitäts-Ausstellung vor<br />

zwei Jahren den deutschen Ambitionen im Bereich Elektromobilität<br />

bei weitem nicht gerecht wurde. Toll.<br />

Laut aktuellem Electric Vehicle Index gehören wir neben Japan<br />

und China zu den wichtigsten Herstellerländern für Elektrofahrzeuge.<br />

Ein Erfolg auch auf internationaler Ebene für die<br />

deutsche Industrie. Vor dem Hintergrund muss die Tatsache,<br />

dass wir auf Marktseite weit abgeschlagen auf Platz 10 rangieren,<br />

sicherlich nicht beunruhigen. Wenn erst all die so genannten<br />

Tesla Fighter deutscher Automobilhersteller auf dem<br />

Markt sind, werden auch die premium-verwöhnten deutschen<br />

Kunden das Elektroauto ihrer Wahl finden. Ab 20<strong>18</strong> soll<br />

es so weit sein. Bleibt zu hoffen, dass Tesla, Google & Co. in<br />

der Zwischenzeit nicht eine weitere Revolution im Automobilmarkt<br />

anschieben..<br />

Kurt Sigl<br />

Präsident, Bundesverband eMobilität e.V.<br />

Neue Mobilität<br />

3


INHALTS-<br />

ANGABE<br />

COVER / eFlotte<br />

Ein Projekt von PP:AGENDA &<br />

Bundesverband eMobilität<br />

<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> <strong>18</strong> »<br />

DAS MAGAZIN VOM BUNDESVERBAND e<strong>MOBILITÄT</strong><br />

ausgabe zur iaa / SEPTEMBER 2015<br />

UNSERE<br />

<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong><br />

eAUTOS<br />

IN DEUTSCHLAND<br />

3 GruSSwort<br />

kUrt Sigl, BEM-Präsident<br />

6 Wieso, weshalb, warum..?<br />

Editorial, Christian heep<br />

90 Köpfe der Branche<br />

92 Reinschauen lohnt sich..!<br />

Lese-Tipps der Redaktion<br />

94 Glossar<br />

96 BEM-Mitglieder<br />

98 Impressum<br />

42 Geschichte der<br />

Elektroautos<br />

44 Volkswagen abseits<br />

DES Verbrenners<br />

Dipl.-Ing. Frank K. Urban<br />

47 eAuto-Markt aus Sicht<br />

DEr OEMs<br />

Kommentar Renault & Nissan<br />

48 Neue Generation: Mitsubishi<br />

PHEV Outlander<br />

Erfahrungsbericht<br />

50 Davon profitieren alle<br />

Corporate Carsharing Shaggo<br />

72 Mobiles Schulungszentrum<br />

Elektromobilität<br />

74 Interview: Berliner Klima<br />

Schulen<br />

Mark Rackles & Christian Gäbler<br />

76 Zukunft lernen<br />

eMobilität in Fahrschulen<br />

78 Interview: Neues kommt<br />

VON Neugier<br />

Wettbewerb »Jugend Forscht«<br />

BEM-Kalender<br />

www.cymage-media-verlag.com<br />

kalender@cymage.com<br />

ÜBER DEN<br />

TELLERRAND<br />

GESCHAUT<br />

10 Electric Vehicle Index<br />

12 Deutschland im internatio-<br />

NALEN Vergleich<br />

Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />

16 California Dreaming<br />

Prof. Dr. Andreas Knie<br />

20 In Norwegen fährt die<br />

Zukunft<br />

Jens Schabacher<br />

24 Ländervergleich Smart<br />

Cities<br />

Natalie Zag<br />

28 Schweiz: Vom Innovator zum<br />

Nachzügler?<br />

Dr. Jörg Beckmann<br />

31 DLR-Studie<br />

»STROMbegleitung«<br />

32 China: Hoch gepokert<br />

Mirjam Meissner<br />

36 eMobilität im<br />

INTErnationalen Vergleich<br />

Roland Berger Index<br />

Elektromobilität<br />

52 Interview: Das A und O der<br />

Nachhaltigkeits-Branche<br />

Christian Halm<br />

54 Interview: Einfach kann<br />

jeder<br />

Heinz-Harald Frentzen<br />

56 Praxistipps zum eAuto-Kauf<br />

René Auberger<br />

58 Titelstory: Hessen fährt<br />

VOraus<br />

Pilotprojekt »eFlotte«<br />

62 Im Model S von Trossingen<br />

NACH Berlin<br />

Erfahrungsbericht<br />

64 Elektromobile Realität<br />

kann so schön sein<br />

Erfahrungsbericht<br />

<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong><br />

IN DER SCHULE<br />

68 Interview: Projekttag<br />

Elektromobilität<br />

Norbert Rost<br />

70 Elektromobilität macht<br />

Schule<br />

AVU-Schuldialog<br />

ausflug in die<br />

zukunft<br />

82 kurz & knapp<br />

86 Elektromobilität in die Luft<br />

GEBracht<br />

Brennstoffzellenflugzeug<br />

Antares DLR-H2<br />

88 Solarflieger überquert<br />

Alpen<br />

Elektra One Solar<br />

Hallo & Viel Vergnügen beim Lesen der »Neuen Mobilität.<br />

Gemeinsam mit einigen Experten haben wir für Sie in der<br />

Septemberausgabe einmal über den Tellerrand geschaut<br />

und zeigen Ihnen, wie das Thema Neue Mobilität im Ausland<br />

umgesetzt wird. Von unterschiedlichen Fördermodellen,<br />

über die Kundenakzeptanz bis hin zu Forschungsbemühungen<br />

beleuchten wir für Sie die unterschiedlichsten<br />

Aspekte und prüfen, wie Deutschland sich im internationalen<br />

Vergleich macht.<br />

Mitte September zeigt die Automobilindustrie auf der IAA,<br />

was sie unter Innovation versteht. Ob dazu auch das Thema<br />

eMobilität gehört und wie ernst es insbesondere die deutschen<br />

Hersteller mit der Neuen Mobilität meinen, haben wir<br />

mit Branchenexperten debattiert.<br />

In unserem dritten Themenschwerpunkt haben wir uns die<br />

Frage gestellt, ob Elektromobilität bereits im Klassenzimmer<br />

angekommen ist. Mit verschiedenen Lehrern, Pädagogen<br />

und Projektverantwortlichen haben wir darüber gesprochen,<br />

ob die Themen Erneuerbare Energien und Neue<br />

Mobilität bereits standardmäßig in den Lehrplänen verankert<br />

sind und wie unsere Kinder sich diesen spannenden<br />

Aspekten nähern können.<br />

Gemeinsam mit einer Handvoll von Ingenieuren haben wir<br />

in der vorliegenden Ausgabe außerdem einen Ausblick in<br />

die Zukunft gewagt. Wann fliegen wir elektrisch von Berlin<br />

nach New York? Wie ist der aktuelle Stand der Technik bei<br />

Elektroflugzeugen? In welchen Bereichen bieten sich Potenziale<br />

der Elektrifizierung?<br />

Viel Spaß beim Lesen..!<br />

Juliane Ahrens, ehem. Girke<br />

Redaktionsleiterin der <strong>NEUE</strong>N <strong>MOBILITÄT</strong>


Editorial - Christian Heep<br />

Editorial - Christian Heep<br />

Wieso, weshalb, warum..?<br />

Editorial von Christian Heep, Vize-Präsident im Bundesverband eMobilität und<br />

Chefredakteur der <strong>NEUE</strong>N <strong>MOBILITÄT</strong><br />

Kinderfragen. Kinder antworten. Nur eine Frage der Zeit.<br />

Denn aus kleinen Kindern werden große. Bei genauer Betrachtung<br />

ist es also so, dass wir zuerst ganz viele Fragen<br />

stellen, weil wir ja die Welt verstehen und alles wissen wollen.<br />

Die Entdeckung der vielen kleinen Wunder im Alltag.<br />

Wolken, die Zahnfee, Schmetterlinge und der Schatz am<br />

Regenbogen. Wer, wie, was..? Plitsch, platsch und warum<br />

dreht sich das..? Etwas später, zwischen Kindergarten und<br />

Schule werden wir gefragt, warum es in der Stadt so laut ist<br />

und warum diese stinkenden Mopeds nicht verboten werden..?<br />

Und wie der Strom aus der Steckdose kommt. Und<br />

natürlich warum wir eigentlich jetzt schon ins Bett müssen.<br />

Na, weil das eben so ist. Und basta.<br />

Und wenn wir dann größer sind, dann sind wir diejenigen mit<br />

eben diesen klugen Antworten. In diesem theoretischen Zeitsprung<br />

könnten wir uns unsere Fragen also auch gleich selbst<br />

beantworten. Und wir könnten uns eigentlich auch gleich mit<br />

den Fragezeichen beschäftigen, die unsere Kinder an uns<br />

richten werden, wenn sie selbst bereits den Wissensdurst<br />

ihres eigenen Nachwuchses stillen müssen. Da sind immer<br />

mehr richtig schwere Fragen bei, die mit der Verantwortung<br />

einer globalen Welt zunehmend auf uns lasten und eine einfache<br />

Antwort nicht mehr so ohne weiteres gelten lassen.<br />

Fragestellungen zu Themen wie Hunger, Krieg, Ausbeutung,<br />

Dualismus, Unterdrückung und all den Missständen in unserer<br />

Welt. Fragen zu unserem Wohlstand und wie wir uns<br />

für die anderen einsetzen, denen es nicht so gut geht und<br />

wenn nicht, wieder dieses warum..<br />

Eine passende Ausrede haben wir nicht. Eine Mischung aus<br />

peinlich berührtem bis genervtem Wegsehen und hilfloser<br />

Betroffenheit ohne jegliche erkennbare Konsequenz im eigenen<br />

Handeln wäre wohl eine mögliche Diagnose, würde<br />

man uns denn eines Tages bewerten wollen.<br />

Diese ganzen Warums, die vielen Fragen und die teilweise<br />

katastrophalen Zustände können einen schon ganz schön<br />

auf die Palme bringen. Allerdings nicht, weil wir einen bestimmten<br />

Sachverhalt wissenstechnisch nicht begreifen oder<br />

erklären können, sondern weil es so viele Situationen und<br />

Zustände gibt, die sich entweder der Logik gänzlich entziehen<br />

oder anderweitig nicht toleriert und akzeptiert werden<br />

können. Womöglich liegt das daran, dass wir schon recht genau<br />

wissen, dass wir uns entlang einer Doppelmoral bewegen,<br />

die die Grenzen von Ethik und Moral nach Belieben verändert<br />

und den Bedürfnissen unserer Gesellschaft anpasst.<br />

Eine Metaebene, die eine Fragequalität offenbart, die nicht<br />

mehr zufriedenstellend beantwortet werden kann, da sie<br />

auf der Konsequenz nicht getroffener Entscheidungen in der<br />

Vergangenheit beruht und somit das Dilemma um Rechtfer-<br />

tigungsfragen erweitert. Warum habt ihr das zugelassen..?<br />

Warum habt ihr nichts dagegen gemacht..? Wie konnte das<br />

passieren..? Und dann kommt die moralische Keule, mit der<br />

wir uns mehr denn je beschäftigen müssen: Obwohl. Obwohl<br />

ihr es besser wusstet. Obwohl ihr die Möglichkeiten hattet.<br />

Das ist keine Frage mehr. Das ist ein Vorwurf, der sich nur<br />

noch als Frage tarnt. Ein Vorwurf, der einfach nicht verstehen<br />

will, warum denn wider besseren Wissens und nachhaltigerer<br />

Technologie weiterhin auf Atomkraft gesetzt wird,<br />

fossile Ressourcen verschwendet werden, die Atmosphäre<br />

verpestet wird, emissionsarme Antriebskonzepte sich nicht<br />

deutlich schneller durchsetzen und Erneuerbaren Energien<br />

so unglaublich viel Widerstand entgegengebracht wird.<br />

Diese Aufzählung ist beliebig erweiterbar und das ist beschämend.<br />

Und zwar insbesondere für die Eliten der angeblich<br />

so fortschrittlichen Zivilisationen. Für uns.<br />

Aber wie erklären wir denn nun unseren Kleinen, wenn sie<br />

mal größer sind, warum wir gemacht haben, was wir gemacht<br />

haben, bzw. warum wir so viel nicht gemacht haben,<br />

was wir hätten machen können müssen.. Aber wir haben<br />

doch ganz viel gemacht, sagen wir dann. Wir haben Eis erfunden<br />

und Freibäder, Sandkästen, Fahrräder, Buntstifte,<br />

Bioläden, Vegetarier, Jutetüten, das Dosenpfand und, ja und<br />

Autos. Aber Papa, warum stinken die so..?<br />

Weil, ja weil.. Was will man dazu sagen, wenn man mehr<br />

oder weniger nichts dazu gelernt hat und immer noch so<br />

vieles falsch macht. Am besten: Basta. Und ab ins Bett..<br />

Es geht im Kern eben nicht um Humanität, Nachhaltigkeit,<br />

intergenerative Gerechtigkeit, um Klima- und Umweltschutz<br />

oder gar um eine zügige Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende.<br />

Ich habe auch noch nie in einem Nachrichtenkanal<br />

gehört, dass die westliche Welt beschlossen hätte,<br />

den Hunger in der Welt abzuschaffen. Es geht vielmehr um<br />

den Erhalt tradierter Strukturen eines längst nicht mehr<br />

durchschaubaren globalen Finanzkapitalismus und damit<br />

eben um diese Eliten, über die wir uns doch gerade noch<br />

so geschämt haben. Womöglich sind hier tatsächlich primär<br />

die in der Hauptverantwortung, die über die entsprechenden<br />

Macht- und Einflusssphären verfügen.<br />

Stellt sich am Ende nur wieder eine W-Frage: Und warum<br />

habt ihr dieses überaus ungeeignete System so lange gewähren<br />

lassen..? Und wieder werden wir nicht aus der Verantwortung<br />

entlassen.<br />

Tja. Ene mene muh und raus bist Du..!<br />

Christian Heep // christian.heep@bem-ev.de<br />

6 Neue Mobilität Neue Mobilität 7


ÜBER DEN<br />

TELLERRAND<br />

GESCHAUT:<br />

EIN<br />

INTERNATIONALER<br />

VERGLEICH<br />

Grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit ist<br />

nötig, um E-Mobilität<br />

voran zu bringen!<br />

Abonnieren Sie den Newsletter von www.vonberlinnach.amsterdam<br />

und Sie sind immer bestens über aktuelle Projekte informiert.<br />

Wo steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?<br />

+31 (0) 546 49 29 97 www.vonberlinnach.amsterdam www.vanberlijnnaar.amsterdam<br />

Neue Mobilität<br />

9


Über den Tellerrand geschaut<br />

Über den Tellerrand geschaut<br />

Ergebnisse des aktuellen<br />

Electric Vehicle Index<br />

Japan, China und Deutschland wichtigste Herstellerländer -<br />

Norwegen auf Marktseite führend<br />

China hat Deutschland beim Ranking der wichtigsten Herstellerländer<br />

für Elektrofahrzeuge knapp überholt und liegt<br />

nun hinter Japan auf Platz 2. Auf der Marktseite konnte Norwegen<br />

seine dominierende Position weiter ausbauen - über<br />

5% der dort seit 2010 verkauften Autos haben einen Elektromotor<br />

unter der Haube. Dies sind die zentralen Ergebnisse<br />

des aktuellen Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey, in<br />

dem die Unternehmensberatung die Entwicklung der eMobilität<br />

in den wichtigsten Ländern misst.<br />

Die größere Bedeutung der eMobilität in China macht sich nun<br />

auch im Ranking bemerkbar. Steigende Produktionsprognosen<br />

sowie die gute Positionierung bei der Produktion wichtiger<br />

Komponenten wie eMotor und Batterie führen dazu, dass<br />

China Deutschland knapp überholt hat. »Deutsche Hersteller<br />

bleiben aber weltweit führend in der Produktion für Elektro-<br />

fahrzeuge«, sagt Thomas Luk, eAutoexperte von McKinsey.<br />

Rund 36% aller weltweit produzierten eFahrzeuge werden die<br />

deutschen Hersteller im Jahr 2020 vom Band laufen lassen,<br />

so die Prognose.<br />

Während die USA auf der Industrieseite zurückfallen, bleiben<br />

sie weiterhin einer der spannendsten Märkte für eFahrzeuge.<br />

Über 300.000 Elektroautos wurden dort seit 2010 verkauft -<br />

Japan (113.000 Autos), China (75.000) und Deutschland<br />

(34.000) folgen weit dahinter. »Wir sehen bei den Verkäufen<br />

einen zunehmend internationaleren Markt. Während in den<br />

vergangenen Jahren oft nur die eFahrzeuge heimischer Hersteller<br />

in den jeweiligen Ländern erfolgreich waren, werden<br />

die Verkaufsstatistiken immer internationaler. Der Markt für<br />

eFahrzeuge gleicht sich in dieser Hinsicht dem normalen Fahrzeugmarkt<br />

an«, so Luk.<br />

Markt EVI<br />

Industrie EVI<br />

Markt EVI<br />

Rang<br />

Land<br />

Rang<br />

Land<br />

Ergebnisse<br />

5<br />

1 Norwegen<br />

1 Japan<br />

2 Niederlande<br />

2 China<br />

3 Frankreich<br />

3 Deutschland<br />

4 USA<br />

4 USA<br />

5 Dänemark<br />

5 Korea<br />

6 GB<br />

6 Frankreich<br />

7 Japan<br />

7 Italien<br />

4<br />

3<br />

Norwegen<br />

Niederlande<br />

8<br />

China<br />

9<br />

Korea<br />

2<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

Deutschland<br />

Irland<br />

Portugal<br />

Italien<br />

Spanien<br />

1<br />

Dänemark<br />

GB<br />

Italien<br />

Portugal<br />

Ireland<br />

Spanien<br />

Frankreich<br />

Korea<br />

USA<br />

China<br />

Deutschland<br />

Japan<br />

Ergebnisse des aktuellen Electric Vehicle Index (EVI) von McKinsey (Stand Juli 2015)<br />

0<br />

1 2 3 4 5<br />

Industrie EVI<br />

10 Neue Mobilität<br />

Neue Mobilität<br />

11


Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />

Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />

Elektromobilität<br />

in Deutschland und im<br />

internationalen Vergleich<br />

Analyse und Ursachenforschung im deutschen Markt<br />

Es läuft nicht planmäßig mit der eMobilität in Deutschland.<br />

Auf dem Weg zum Leitmarkt scheint der Motor zu stocken.<br />

Politik, Industrie und Öffentlichkeit schieben sich den<br />

»schwarzen Peter« für die Ursache gegenseitig zu. In der öffentlichen<br />

Wahrnehmung sind eAutos technisch noch nicht<br />

ausgereift und zu teuer. Von »Käuferstreik« ist die Rede.<br />

Die Autoindustrie fordert deutlich mehr Förderung von den<br />

Politikern. Letztere verweisen auf enge Kassen und auf die<br />

weltweit starke Rolle der deutschen Autoindustrie. Alle miteinander<br />

sind gerade dabei ein insbesondere für die deutsche<br />

Autoindustrie entscheidendes Zukunftsfeld nachhaltig<br />

zu zerreden und aufzugeben.<br />

Dieser Beitrag möchte den Versuch wagen, die Fakten über<br />

die Entwicklung des deutschen Marktes für Elektromobilität<br />

zu analysieren und Ursachenforschung auf Basis aktueller<br />

Entwicklungen zu unternehmen.<br />

Die Elektromobilität ist da. Sie wird auch nie wieder weg gehen.<br />

Der Bestand an eAutos weltweit wird in diesem Jahr die<br />

Milionengrenze durchstoßen. Ein Blick in die Verkaufsstatistiken<br />

zeigt, dass im letzten Jahr weltweit ca. 290.000 Fahrzeuge<br />

mit Stecker verkauft wurden. Die Entwicklung geht<br />

dynamisch weiter. Mit Wachstumsraten zwischen 100-200%<br />

gegenüber 2014 entwickeln sich gerade China, England und<br />

Frankreich zu neuen Boommärkten für Elektroautos.<br />

Deutschland hinkt dieser Entwicklung hinterher. Nicht nur,<br />

dass der deutsche Markt weit abgeschlagen auf Platz 8 im<br />

weltweiten Vergleich liegt. Auch hat es 2014 nur ein einziges<br />

Elektroauto aus deutscher Produktion (BMW i3) in die Top<br />

zehn der weltweit verkauften eAutos geschafft. Das ist immerhin<br />

ein Achtungserfolg und beweist generell den Erfolg<br />

von BMW´s Produktstrategie, jedoch auch wieder vor dem<br />

Hintergrund der sonst auf dem Weltmarkt sehr erfolgreichen<br />

deutschen Autoindustrie, leider nicht sehr ruhmreich.<br />

Schaut man sich nun die jüngere Entwicklung des deutschen<br />

Marktes im 1. Halbjahr 2015 genauer an, so wirkt das Gesamtbild<br />

zwar noch recht positiv, da bereits bis Juni 80% der<br />

Verkaufszahlen des Vorjahres erreicht wurden. Allerdings<br />

scheinen die deutschen Autohersteller bereits schon wieder<br />

auf dem Rückzug zu sein.<br />

Zulassungen Plug-In Deutschland 1. Halbjahr 2015: Deutsche Hersteller im Rückzug<br />

So hat der Mitsubishi Outlander PHEV »locker« den zweiten<br />

Platz erobert. Auch der Kia Soul ist im Markt exzellent angekommen<br />

und nimmt dem Platzhirsch i3 mächtig Kunden<br />

weg. Insbesondere dieses Auto beweist, dass dessen besseres<br />

Preis-Leistungsverhältnis und seine überlegene Effizienz<br />

durchaus deutsche (Stamm-) Marken wie BMW und VW<br />

schlagen kann.<br />

eGolf, eUP!, i3 und andere deutsche Elektroautos liegen zum<br />

Halbjahr in ihren Zulassungszahlen bereits deutlich hinter<br />

dem letzten Jahr zurück, wobei alle diese Fahrzeuge erst 2014<br />

im deutschen Markt eingeführt wurden.<br />

Besonders peinlich ist es, dass Daimler die Produktion seines<br />

»Marktführers« smart ed bereits im Dezember 2014<br />

»heimlich« eingestellt hat. Somit konnten 2015 lediglich<br />

schon auf Halde produzierte Autos an Kunden verkauft werden.<br />

Der Bestand ist nun allerdings gänzlich in der Hand der<br />

Kunden, die das Auto zwar lieben und nun aber noch ganze<br />

2 Jahre warten müssen, bis auch der neue smart als Elektroauto<br />

angeboten wird! Auch vom »viel gelobten« Mercedes<br />

B-Cell aus dem Hause Daimler wird 2015 nicht viel Wachstum<br />

zu erwarten sein. So konnte BMW zum Vergleich fast<br />

genau so viele, aber dreimal so teure Supersportwagen i8 in<br />

Deutschland verkaufen.<br />

Die Plug-in Hybride, als Hoffnungsträger der deutschen Autoindustrie,<br />

wurden alle erst in der zweiten Jahreshälfte oder<br />

gegen Ende 2014 in den deutschen Markt eingeführt.<br />

Verkaufszahlen Elektroautos weltweit 2014: Deutschland weder Leitmarkt noch Leitanbieter<br />

Top 10 eAuto Märkte<br />

USA 1<strong>18</strong>.682<br />

Top 10 Elektroautos<br />

Nissan Leaf 61.027<br />

VW Golf GTE*<br />

Mitsubishi Outlander PI<br />

Audi A3etron*<br />

Tesla Model S<br />

Nissan Leaf<br />

696<br />

680<br />

872<br />

85%<br />

74%<br />

190%<br />

1.244 229%<br />

1.<strong>18</strong>3 113%<br />

China 53.082<br />

Japan 30.390<br />

Norwegen 23.390<br />

Holland 15.089<br />

Frankreich 15.045<br />

Mitsubishi Outlander 31.689<br />

Tesla S 31.623<br />

Chevrolet Volt 21.293<br />

Toyota Prius PI 19.0<strong>18</strong><br />

BMW i3 (incl. Rex) 16.052<br />

VW eGolf<br />

BMW i3rex<br />

Kia Soul*<br />

Renault Zoe<br />

smart ed**<br />

BMW i3<br />

VW eUP!<br />

Mercedes B E-Cell*<br />

310<br />

269<br />

594<br />

549<br />

49%<br />

55%<br />

528 2.400%<br />

505 34%<br />

485 31%<br />

440 35%<br />

45%<br />

192%<br />

Summe: 11.492<br />

(entspricht ca. 80%<br />

des Gesamtjahres 2014)<br />

x%<br />

Prozent Stückzahl 1. Hj 2015<br />

im Vergleich zu 2014 gesamt<br />

Deutschland<br />

UK 14.5<strong>18</strong><br />

Kanada 5.062<br />

Schweden 4.938<br />

Quelle: inside ev<br />

13.049<br />

Ford Fusion Energi<br />

BYD Qin 14.747<br />

11.719<br />

Renault Zoe 11.323<br />

Kandi EV 10.022<br />

Summe: 293.245*<br />

*incl. 64.732 Fahrzeuge nicht<br />

in Top 10<br />

BMW i8<br />

Mercedes S PI*<br />

Porsche Cayenne PI*<br />

Porsche Panamera PI<br />

Mitsubishi iMiev<br />

Ford Focus electric<br />

Quelle: kba-zulassungsstatistiken<br />

259<br />

244<br />

65%<br />

349%<br />

<strong>18</strong>5 150%<br />

84<br />

51<br />

49%<br />

42%<br />

10 39%<br />

* Fahrzeug wurde erst im 4.<br />

Quartal 2014 in den Markt<br />

eingeführt (Vergleichbarkeit<br />

mit 2014 begrenzt)<br />

** Produktion wurde Ende<br />

2014 eingestellt (nur noch<br />

Haldenfahrzeuge werden neu<br />

zugelassen)<br />

12 Neue Mobilität Neue Mobilität 13


Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />

Über den Tellerrand geschaut - Deutschland im internationalen Vergleich<br />

Da es sich meist um teure Premium-Fahrzeuge handelt, greift<br />

der deutsche Kunde aber offensichtlich lieber zum echten<br />

Elektroauto von Tesla. Der US Hersteller hat es in diesem Jahr<br />

geschafft mehr Premium-Elektroautos zu verkaufen als Mercedes<br />

und Porsche zusammen!<br />

Scheinbar liegt mindestens ein Grund für den schwächelnden<br />

deutschen eAuto-Markt darin, dass das Angebot an eAutos<br />

deutscher Produktion insbesondere für die sehr anspruchsvollen<br />

deutschen Autofahrer(-in) immer noch nicht passend zu<br />

sein scheint. Absolut gesehen ist das Angebot insgesamt viel<br />

zu klein, da es nur vier reine Elektroautos (BEV´s) aus deutscher<br />

Produktion in Deutschland zu kaufen gibt. Darüber hinaus<br />

scheint z.B. der recht teure BMW i3 wohl doch nicht so<br />

ganz den Geschmack in Deutschland zu treffen. Das Design<br />

dieses eAutos polarisiert stark. Dagegen konnte BMW im ersten<br />

Halbjahr in den USA knapp 4.500 Stück absetzen. Immerhin<br />

viereinhalb mal so viele als im Heimatland der Marke.<br />

Von VW verkauft sich der eUP! In Deutschland deutlich schlechter<br />

als ein vergleichbarer Renault Zoe, der allerdings trotz zusätzlicher<br />

Rabattaktionen seitens des Herstellers weit hinter<br />

den Erwartungen zurückfällt. Der eGolf wird vom Nissan Leaf<br />

geschlagen obwohl er einen ganz klaren Marken-/ Heimvorteil<br />

haben müsste. Hier hat wohl die - aus der Sicht von VW -<br />

zu konservative Preisgestaltung des Autos die Kauflaune bei<br />

den Kunden eher zu den Wettbewerbern (Nissan, Kia, BMW)<br />

gelenkt, obwohl das Fahrzeug an sich sehr gute Noten bekommt<br />

und effizienter als der aufwändige (Carbon) BMW i3<br />

zu sein scheint.<br />

Insgesamt muss man die Kaufzurückhaltung bei eAutos der<br />

deutschen Autofahrer(-innen) im jeweiligen Segment genauer<br />

analysieren. So ist z.B. Tesla ohne eigene aktive Werbung in<br />

Deutschland im Oberklasse-Segment mit Porsche, BMW und<br />

VW auf gleiche Augenhöhe gekommen und hat dabei viele<br />

Wettbewerber »locker« überholt. In diesem Segment spielen<br />

mögliche staatliche Subventionen überhaupt keine Rolle bei<br />

der Kaufentscheidung. D.h. hätten die deutschen Hersteller<br />

zum Model S jetzt vergleichbare eFahrzeuge, würden sie auch<br />

genügend Käufer finden. Leider wird man in Deutschland mindestens<br />

noch drei Jahre warten müssen, bis man ein dann<br />

hoffentlich (noch) besseres Auto aus deutscher Marke/ Produktion<br />

kaufen kann. Die Plug-In Hybrid-Technologie hat zwar<br />

schon niedrige Anteile, wird aber erst dann wirklich erfolgreich<br />

sein, wenn auch die rein elektrischen Reichweiten zu<br />

gleichen Kosten auf einem Niveau um die 50-80 km liegen.<br />

Im mittleren Segment beherrschen in Deutschland die SUVs<br />

mehr und mehr die Szenerie. Hier gibt es zwar schon ein Plug-<br />

In Angebot (z.B. Q7, X5, Cayenne) allerdings beherrscht der<br />

Platzhirsch Mitsubishi Outlander als in Deutschland zweitbest<br />

verkauftes Elektroauto überhaupt den Markt. Die Kunden<br />

bewerten die deutschen Plug-In SUVs als noch nicht<br />

wettbewerbsfähig im Preis-/ Leistungsverhältnis und der<br />

rein elektrischen Reichweite. Im zweiten Halbjahr 2015 muss<br />

14 Neue Mobilität<br />

man gespannt sein, wie sich das neue Tesla Model X auch in<br />

Deutschland verkaufen wird.<br />

Im Budget-Segment und bei den Stadtautos beherrscht natürlich<br />

die Diskussion um den Preis (relativ zu Verbrennern)<br />

und damit auch die staatliche Förderung die Szenerie. Gerne<br />

wird hier Norwegen oder auch Holland als Vergleich heran gezogen.<br />

In beiden Ländern wird die Elektromobilität stark gefördert<br />

und die eAutos haben bereits in ihren jeweiligen Segmenten<br />

stattliche Anteile (z.B. Norwegen >30%). Aber wenn<br />

man das Preisniveau nach Förderung mit den Preisen vergleicht,<br />

die ein deutscher Autokäufer in Deutschland z.B. für<br />

einen eGolf bezahlen muss, so sind die Unterschiede gering.<br />

Zulassung Oberklasse Deutschland 1. Halbjahr 2015:<br />

Tesla auf der Überholspur<br />

Mercedes S<br />

Audi A/S8<br />

Porsche<br />

Panamera<br />

BMW 7er<br />

VW Phaeton<br />

Tesla Model S<br />

Bentley<br />

Continental<br />

Jaguar XJ<br />

Maserati<br />

Quattroporte<br />

Lexus LS<br />

15<br />

934<br />

864<br />

796<br />

696<br />

233 0%<br />

123<br />

93<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

9%<br />

0%<br />

0%<br />

100%<br />

1.963<br />

3.884<br />

Genauer gesagt wird ein Benzin-Golf in Norwegen durch Zulassungsteuern<br />

(bis zu 100%!), 25% MwSt., etc. so teuer, dass<br />

ein eGolf, bei dem der Staat auf die Steuern verzichtet, für umgerechnet<br />

ca. 16.000 Euro weniger als ein vergleichbarer Benziner<br />

erworben werden kann. Vergleicht man dann diesen Preis<br />

allerdings mit dem deutschen Listenpreis für einen eGolf, so<br />

sind die Unterschiede lediglich auf dem Niveau gehobener<br />

Ausstattungs-Komponenten (z.B. Lederausstattung).<br />

Das VW offensichtlich Spielraum bei der Preisgestaltung hat,<br />

zeigt ein Vergleich der Listenpreise. So kostet in den USA ein<br />

eGolf umgerechnet 27.000 Euro. In Deutschland muss man erstaunlicherweise<br />

ca. 10.000 Euro mehr auf den Tisch des VW-<br />

Händlers legen.<br />

0%<br />

Januar-Mai<br />

Juni<br />

0% Anteil Plug-In<br />

6%<br />

Festzuhalten ist, dass die deutschen Elektroautos hierzulande<br />

noch zu teuer sind. Deshalb würde eine staatliche Förderung<br />

sicher speziell im Budget-Segment für Impulse sorgen können.<br />

Allerdings wird das alleine nicht zu exorbitanten Wachstumsraten<br />

führen, wenn nicht auch die deutsche Autoindustrie<br />

endlich mehr an ihren Kosten (und den Preisen) arbeitet.<br />

Hier scheint allerdings im Budget-Segment auch in den<br />

nächsten Jahren wenig bis gar keine Innovation aus Deutschland<br />

zu kommen. BMW, Daimler und VW/Audi werden vor<br />

2020 keine neuen reinen BEV mehr entwickeln und auf den<br />

Markt bringen und beim wesentlichen Kostenelement eines<br />

Elektroautos, der Batterie, hat sich die deutsche Autoindustrie<br />

bereits komplett in die Abhängigkeit der asiatischen Lieferanten<br />

begeben. Ein »Befreiungsschlag« à la Tesla mit seiner<br />

Gigafabrik (-30% Kosten!) ist offensichtlich in deutschen<br />

Industrie-Strukturen unmöglich.<br />

130<br />

Statt hier eine klare Strategie vorzulegen, betreibt der VDA lediglich<br />

Selbstbetrug durch »Karteileichen Statistik«. Im Rahmen<br />

der NPE werden seitens Verband völlig wirklichkeitsferne<br />

Zahlen in Umlauf gebracht, die beweisen sollen, dass die<br />

deutsche Autoindustrie ihre »Hausaufgaben gemacht habe«.<br />

Opel Ampera, smart ed, Ford Focus electric und dazu viele<br />

extrem teure »Prototypen«-Sportwagen werden zur Rechtfertigung<br />

»man sei ja Leitanbieter« heran gezogen. Allein es<br />

fehlt die Möglichkeit als Kunde diese eAutos auch zu kaufen!<br />

Den »schwarzen Peter« einfach an die Politik zu »reichen«<br />

und nach Subventionen zu rufen, springt leider zu kurz. Trotzdem<br />

braucht es auch Förderung. Insbesondere beim Ausbau<br />

der Langstrecken-Infrastruktur sollte der Staat nicht weiter<br />

zögern hier kräftig in Schnelllade-Stationen entlang der Autobahnen<br />

zu investieren. Heute verfügt in Deutschland lediglich<br />

und ausgerechnet Tesla über ein funktionierendes Hochleistungs-Fernstrecken-Ladenetz.<br />

Wahrscheinlich mit ein Grund<br />

für den relativen Erfolg beim Verkauf seiner eAutos.<br />

Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />

Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates im<br />

Bundesverband eMobilität<br />

<br />

Quelle: kba-zulassungsstatistiken für Brüder?<br />

<br />

!<br />

N<br />

1 <br />

2<br />

<br />

NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) Messverfahren ECE R101, Gesamt verbrauch Plug-in Hybrid Outlander: Stromverbrauch (kombiniert)<br />

13,4 kWh / 100 km; Kraftstoffverbrauch (kom biniert) 1,8 l / 100 km; CO 2 Die tatsächlichen<br />

Werte zum Verbrauch elektrischer Energie / Kraftstoff bzw. zur Reichweite hängen ab von individueller Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen,<br />

Außentemperatur, Klimaanlagen einsatz etc., dadurch kann sich die Reich weite reduzieren.<br />

1 | Quellen: www.automobile-propre.com/europe-vente-vehicules-electriques-premier-trimestre-2015; AID Newsletter 15 05, 20.03.2015<br />

2 | Unverbindliche Preisempfehlung (UPE) der MMD Automobile GmbH ab Importlager, zuzüglich Überführungskosten.<br />

Veröffentlichung der MMD Automobile GmbH, 65428 Rüsselsheim.


Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />

Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />

California Dreaming<br />

Oder wie lange taugt das Verbrennerauto als deutsches Exportmodell noch?<br />

Deutschland will zugleich Leitanbieter und Leitmarkt für<br />

elektrische Fahrzeuge sein. Ein ambitionierter Wunsch. Hintergrund<br />

der Idee der Nationalen Plattform Elektromobilität<br />

ist, dass Exportmärkte nur dann erfolgreich bearbeitet werden<br />

können, wenn die Produkte und Dienstleistungen glaubwürdig<br />

erscheinen. Gemeint ist damit, dass die Produkte,<br />

die anderen Ländern angeboten werden sollen, auch auf<br />

den heimischen Märkten Teil des mobilen Lebens sind. Das<br />

Schicksal der Magnetschnellbahn Transrapid, die von der<br />

deutschen Industrie den chinesischen Verantwortlichen als<br />

die fortschrittlichste Transporttechnik überhaupt angeboten<br />

wurde, war in dem Moment besiegelt, als sich Bund und<br />

Länder gegen die Einführung in Deutschland entschieden.<br />

Ein Produkt, dass - aus welchen Gründen auch immer - nicht<br />

selbst genutzt wird, kann von der Industrie nicht glaubwürdig<br />

im Export vermarktet werden. Man kann also - so die erste<br />

Erkenntnis - nur dann etwas wirklich gut verkaufen, wenn<br />

man durch die stetige Selbstnutzung glaubhaft für das eigene<br />

Produkt wirbt und in anderen Märkten dieses Modell<br />

auch adaptierbar ist. Insofern ist der Ansatz der Nationalen<br />

Plattform plausibel.<br />

Blicken wir vor diesem Hintergrund auf den deutschen Markt<br />

für elektrische Straßenfahrzeuge, dann erkennt man schnell,<br />

dass hier nicht viel los ist. Die nicht einmal 35.000 reinen batterieelektrischen<br />

Fahrzeuge sind in der Regel Flottenfahrzeuge<br />

in und um Forschungsvorhaben herum sowie das Hobby<br />

einiger, weniger Pioniere. In Berlin und Stuttgart sind immerhin<br />

mittlerweile einige Hundert Fahrzeuge im elektrischen<br />

Carsharing unterwegs. Alles in allem wirkt der Betrieb von<br />

eFahrzeugen in Deutschland doch noch sehr künstlich, noch<br />

sehr experimentell, noch sehr bemüht, er ist weit davon entfernt,<br />

Teil einer breiten gesellschaftlichen Praxis zu sein. Jedenfalls<br />

sind dies keine Signale, die einen Aufbruch Deutschlands<br />

in eine neue Form der Mobilität präsentieren. Wie sollte<br />

es auch anders sein? Im privaten Gebrauch ist ein eAuto immer<br />

noch mehr als doppelt so teuer wie ein gewohntes Fahrzeug<br />

und die Nutzung muss auch erst erlernt werden. Die<br />

zweite Erkenntnis im Spätsommer 2015 in Deutschland ist<br />

daher auch völlig klar: Forschungsprojekte sind gut, aber für<br />

den operativen Betrieb gibt es hierzulande keine Hilfe: wer<br />

elektrisch fährt, ist selbst schuld. Teil eines neuen Lebensstils<br />

sind elektrische Fahrzeuge in Deutschland jedenfalls<br />

noch nicht.<br />

Aus Sicht der deutschen Industrie ist dies aber auch nicht<br />

weiter schlimm, da weltweit das mit einem Verbrennungsmotor<br />

betriebene Auto weiter das Maß der Dinge ist. Und hier<br />

sendet Deutschland die genau richtigen Signale: Weiter mit<br />

dem Bestehenden. Mittlerweile sind über 44 Mio. Fahrzeuge<br />

alleine als Personenkraftwagen in Deutschland zugelassen.<br />

Das passt in die Welt. Denn hier haben sich die Fahrzeugzahlen<br />

von 66 Mrd. Einheiten in 2011 auf mittlerweile über<br />

78 Mrd. im Jahre 2014 erhöht! Während Afrika, Europa sowie<br />

Nord- und Südamerika zwar eher stagnieren, sind es vor<br />

allen Dingen die asiatischen Märkte - insbesondere China -<br />

die boomen. Für Daimler, BMW und Volkswagen ist der chinesische<br />

Markt der mittlerweile mit Abstand größte Einzelmarkt.<br />

Insofern sieht aus Sicht der deutschen Industrie mit<br />

dem Blick auf den wichtigsten Exportmarkt der Welt das Verhalten<br />

völlig konsistent aus. Also lautet die dritte Erkenntnis:<br />

Die deutsche Autoindustrie macht alles richtig. Der<br />

Mainstream setzt klar auf Verbrenner! Hier ist die heimische<br />

Praxis völlig kompatibel mit den Interessen der Industrie.<br />

Es erscheint alles aus einem Guss, man ist glaubhaft unterwegs<br />

und langsam begreift man, warum in Deutschland bei<br />

den politischen Rahmenbedingungen zur Unterstützung von<br />

Elektroautos nichts passiert.<br />

Das sind sicherlich zutreffende Momentaufnahmen. Schaut<br />

man sich in den einzelnen Staaten etwas genauer um, dann<br />

ergibt sich ein differenzierteres Bild. Grundsätzlich lässt sich<br />

erkennen, dass in vielen verschiedenen Regionen der Welt<br />

am Ausstieg aus dem Paradigma des Verbrennerfahrzeuges<br />

gearbeitet wird. Am weitesten vorangekommen sind dabei<br />

sicherlich die skandinavischen Länder mit Norwegen an der<br />

Spitze. In einem Mix von Nutzervorteilen und steuerlichen<br />

Nachlässen sind hier die Zulassungszahlen elektrischer Fahr-<br />

Internationale Rahmenbedingungen für Elektromobilität<br />

USA<br />

Frankreich<br />

Deutschland<br />

China<br />

Japan<br />

Norwegen<br />

Niederlande<br />

Dänemark<br />

Steuererleichterung<br />

*<br />

Fünf wichtige Automobilnationen<br />

Quelle: expertenschätzung<br />

Nachteilsausgleich<br />

Dienstwagen<br />

starke Ausprägung<br />

monetäre Anreize<br />

Kaufprämie<br />

Aktivierung Leitmarkt<br />

mittlere Ausprägung<br />

Vergünstigung<br />

Fahrstrom<br />

zeuge vergleichsweise hoch. Diese Staaten, in denen vor allen<br />

Dingen die sogenannten »post-materialistischen Werte«<br />

gelebt werden, sind in puncto staatlicher Interventionstiefe<br />

am weitesten fortgeschritten. Hierzu zählen in Europa noch<br />

die Niederlande und die Schweiz. Entscheidend für den Umbruch<br />

bzw. die Neuausrichtung der »Spielregeln« für den<br />

Verkehr sind die Kommunen. Hier entscheidet sich, ob die im<br />

nationalen Recht eingeräumten Spielräume auch tatsächlich<br />

wahrgenommen bzw. ob eventuell sogar ganz neue Gestaltungsräume<br />

für einen Wandel der Verkehrspolitik deklariert<br />

werden. Helsinki hat in dieser Hinsicht die Spitze übernommen<br />

und möchte eine Stadt werden, in der kein Bürger mehr<br />

ein Auto besitzen muss. Alles funktioniert über den Sharing-<br />

Modus. Die Fahrzeuge selbst sollen allesamt »decarbonisiert«<br />

sein, sprich mit elektrischen Antrieben fahren und miteinander<br />

vernetzt werden. Kopenhagen, Oslo, Paris verfolgen<br />

ähnliche Pläne. Selbst London - völlig im Kontrast zum<br />

übrigen Land - möchte den privaten Kfz-Verkehr zurückdrängen<br />

und Automobile mit alternativen Antrieben weiter bevorzugen.<br />

Allerdings fehlt diesen Initiativen und Ansätzen noch die<br />

Strahlkraft. London und Paris stellen zwar international stark<br />

beachtete Referenzräume dar, aber die getroffenen bzw.<br />

die geplanten Maßnahmen sind noch nicht wirklich sichtbar.<br />

In Asien wiederum passiert auf der Förderschiene sehr<br />

viel. Japan hat schon seit Jahrzehnten eine hohe Kultur des<br />

Experimentierens entwickelt und ist hinsichtlich Antriebe,<br />

Batterieentwicklung sowie der Integration der Fahrzeuge in<br />

intelligente Energiespeicherlandschaften - Stichworte Micro<br />

Smart Grid - mit Abstand führend. Allerdings sind hier die<br />

gesellschaftlichen Voraussetzungen völlig andere. Die Wertestruktur,<br />

die Verhaltensdispositionen und auch die politische<br />

Interventionskultur sind noch konservativ-konventionell<br />

ausgeprägt.<br />

nichtmonetäre<br />

Anreize<br />

Sondernutzungsrechte<br />

und<br />

Privilegierung<br />

Drei Länder mit aktuell hoher Nachfrage und ohne nennenswerte eigene Automobilindustrie<br />

nicht vorhanden<br />

LIS<br />

Auf- und<br />

Ausbau<br />

öffentliche<br />

Forschungsförderung<br />

Aktivierung Leitanbieter<br />

* Steuererleichterung = Steuerbefreiung (z.B. KfZ-Steuer, MWST, Luxussteuer, Anmeldesteuer) und verringerte Steuersätze<br />

Ausbildung<br />

und Qualifizierung<br />

Investitionsförderung<br />

16 Neue Mobilität Neue Mobilität 17


Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />

Über den Tellerrand geschaut - California Dreaming<br />

1000.000<br />

50.000<br />

0<br />

2013<br />

2014<br />

Hohe Dynamik in den Elektromobilitätsmärkten ist weltweit zu erkennen<br />

Zuwachs in Deutschland im 1. Quartal 2015: 4.500 eFahrzeuge (˜100%)<br />

+23%<br />

-7%<br />

Quelle: kba, polk<br />

137% -31%<br />

+164%<br />

+14%<br />

In China liegen ohne Zweifel die größten Hebelwirkungen. In<br />

dem Land, in dem fast 25% der Weltbevölkerung wohnt, sind<br />

die Perspektiven klar abgesteckt: die Zukunft der Fahrzeuge<br />

wird elektrisch sein! Aber die gesellschaftlichen, technischinfrastrukturellen<br />

und auch politischen Rahmenbedingungen<br />

sind landesweit noch zu wenig entwickelt, wenngleich in einzelnen<br />

Städten wie in Shanghai bereits ganze Quartiere für<br />

Verbrennerfahrzeuge verboten sind. Doch in der Summe sind<br />

asiatische Staaten doch zu sehr adaptive Gesellschaften, Entwicklungen<br />

werden nicht proaktiv vorangetrieben, sondern<br />

vielmehr kopiert. Dann allerdings mit einer sehr durchschlagenden<br />

Wirkung.<br />

Die vierte Erkenntnis aus diesem kurzen internationalen Überflug<br />

zeigt, dass trotz vielerlei erfolgversprechender Initiativen<br />

und Perspektiven in keinem internationalen Markt die<br />

Strahlkraft für eine Wende in der Verkehrspolitik erkennbar<br />

ist und daher die deutsche Autoindustrie mit dem »Modell<br />

Deutschland« und dem privaten Automobil mit Verbrennungsmotor<br />

im Rücken noch immer richtig zu liegen scheint. Noch<br />

werden mit diesem Lebens- und Konsumstil keine entscheidenden<br />

Exportmärkte verpasst.<br />

Es bleibt aber noch an eine Region im Weltautomobilmarkt zu<br />

erinnern, die in den letzten Jahren zwar weniger durch automobiltechnische<br />

Innovationen aufgefallen ist, die aber durch<br />

ihren medial inszenierten Lebens- und Technikstil immer noch<br />

der Welt den Stempel aufdrückt. Vordergründig repräsentieren<br />

die USA ein Land mit einem überwiegend technisch wenig<br />

anspruchsvollen Fahrzeugpark. Aber in Kalifornien hat sich<br />

das Bild bereits geändert. Im digitalen Zeitalter stellen Unternehmen<br />

wie Google, Facebook und Apple das Maß der<br />

+66%<br />

+140%<br />

USA Japan Norwegen Niederlande China Frankreich Deutschland Dänemark<br />

96949<br />

26936 8564 22785 10857 14728 8354 566<br />

119067 25031 20326 15835 28612 16843 13836 1355<br />

Erstmalig 2.000 eFahrzeuge in<br />

einem Monat (März) zugelassen<br />

Hoher Zuwachs insbesondere<br />

bei PHEV (+400%)<br />

Besonders hohe Marktdynamik<br />

in Märkten mit unterstützenden<br />

Rahmenbedingungen<br />

Dinge dar und prägen den modernen »Business Style«. Zum<br />

offenen Hemd gehört eben auch ein Tesla vor der Tür. Bereits<br />

jetzt ist der »Newcomer aus dem Internet« im Premiumsegment<br />

führend und dient vor allen Dingen als Imageträger.<br />

Im letzten Jahr sind geschätzt ein Drittel der deutschen DAX<br />

Vorstände ins »Valley« geflogen, um den besonderen »Spirit«<br />

zu spüren. In Kalifornien werden nach wie vor die Bilder der<br />

Zukunft gemalt und elektrische Fahrzeuge spielen dabei eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Was immer gerne vergessen wird: Kalifornien hat auch eine<br />

lange Tradition in der Suche nach Alternativen zum Verbrennungsmotor<br />

und den dazu notwendigen Regulierungsansätzen.<br />

Die Renaissance elektrischer Fahrzeuge nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg startete nirgendwo anders als in Kalifornien.<br />

Der größte US-amerikanische Bundesstaat ist nicht nur der<br />

größte Automarkt in den USA, die Einwohner leiden aufgrund<br />

seiner topographischen Situation auch ganz besonders an<br />

den Emissionen. In Kalifornien wurde schon in den 1960er<br />

Jahren der Zusammenhang von Fahrzeugabgasen und Smogbildungen<br />

nachgewiesen. Das in der Hauptstadt Sacramento<br />

angesiedelte »California Air Resources Board« verkündete<br />

im 1990 modifizierten Clean Air Act erstmals, das ab dem Jahr<br />

1998 von allen in Kalifornien zugelassenen Automobilflotten<br />

mindestens 2% sogenannte »Zero-Emission Vehicles« sein<br />

mussten, der Anteil sollte im Jahre 2003 auf 10% steigen.<br />

Noch heute wird immer wieder gemutmaßt, warum die kalifornische<br />

Umweltbehörde einen so mutigen, viele Kommentatoren<br />

meinten sogar übermütigen, Vorschlag unterbreiten<br />

konnten. Doch das CARB war bereits in den 1970er und 1980er<br />

Jahre immer wieder Vorreiter bei der Setzung und Einklagung<br />

von Emissionsstandards und daher im Kampf mit der Automobilindustrie<br />

durchaus erfahren. Der Entschluss zur ZEV<br />

Verkündung ruhte einem immer wieder gemachten Versprechen<br />

seitens der US-amerikanischen Industrie - der »Big3« -<br />

jederzeit in der Lage zu sein, ein »Null-Emissions-Auto« zu<br />

bauen, wenn man denn nur wollte. Besonders tat sich Roger<br />

Smith, damaliger CEO von General Motors, in solchen Ankündigungen<br />

hervor. Die kalifornische Behörde nahm die<br />

Autohersteller daher nur beim Wort. Heraus kamen dann<br />

eine Reihe halbherziger Modelle wie der Toyota EV RAV4, der<br />

Ford Electric Ranger oder Nissan Altra sowie der erstmals als<br />

»Purpose Design« entwickelte EV 1. Ein Fahrzeug, das zwischen<br />

1996 und 1999 immerhin in 1.200 Einheiten produziert<br />

wurde. Privatpersonen konnten das Fahrzeug für 499 Dollar im<br />

Großraum Los Angeles leasen, insgesamt wurden dazu 350<br />

Ladepunkte installiert. Bereits damals war der EV1 der Liebling<br />

Hollywoods und hatte unter anderem mit Mel Gibson und<br />

Tom Hanks prominente Nutzer und Unterstützer.<br />

Die fünfte Erkenntnis zeigt damit, dass in Deutschland alle<br />

Augen nach China gerichtet sind und hier die Entwicklungen<br />

mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt werden. Dabei liegt die<br />

»Prägeanstalt der Moderne« in Kalifornien. Kalifornien hat<br />

nicht nur eine lange Tradition in der Verabschiedung extrem<br />

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ambitionierter Zero-Emission-Verordnungen, hier beginnen<br />

elektrische Autos Autos auch mehr und mehr Teil einer modernen<br />

Lebensführung zu werden. Die Kraft dieser Bilder wirkt.<br />

Das selbstfahrende Auto hat durch das Google Car ein erstes<br />

Gesicht erhalten, die Gerüchte über das Apple Car wollen gar<br />

nicht mehr verstummen. Entscheidend scheint, dass es weniger<br />

um einen technologischen Durchbruch geht, sondern<br />

um eine Neuinterpretation des Autos als langsam fahrendes<br />

»Robocar«, eingebettet in einer Smart City Landschaft.<br />

Das Auto ist nicht mehr der Fixpunkt des Universums, es<br />

wird Teil dessen: Das Internet kommt nicht ins Auto, sondern<br />

das Auto wird Teil des Internets der Dinge.<br />

Wenn also das selbstfahrende, vernetzte, elektrische Auto<br />

ähnlich wie Google und Facebook das Maß der Dinge wird,<br />

dann sieht die deutsche Welt mit ihrer ingenieurwissenschaftlichen<br />

Gründlichkeit, aber auch mit ihrer Behäbigkeit,<br />

doch etwas altbacken aus. Es heißt also, vorsichtig zu schauen,<br />

ob wir mit dem Verbrennungsmotor auch zukünftig noch<br />

die richtigen Bilder und Lebensstile bedienen oder ob wir<br />

uns nicht doch langsam umstellen sollten.<br />

Prof. Dr. Andreas Knie<br />

Wissenschaftlicher Beirat im Bundesverband eMobilität<br />

<br />

<strong>18</strong> Neue Mobilität Neue Mobilität 19


Über den Tellerrand geschaut - Norwegen<br />

Über den Tellerrand geschaut - Norwegen<br />

In Norwegen fährt<br />

die Zukunft<br />

Ein Gastkommentar von Jens Schabacher<br />

Tesla Model S im Sonnenuntergang<br />

quelle: Bjørn Nyland<br />

20 Neue Mobilität<br />

Neue Mobilität<br />

21


Über den Tellerrand geschaut - norwegen<br />

Über den Tellerrand geschaut - norwegen<br />

Hoch im Norden zwischen Bergen und Fjorden liegt das Land<br />

der Elektroautos - Norwegen. Das skandinavische Königreich<br />

hat die Krone auf, wenn es um die Zukunft des Automobils<br />

geht. Hier gibt es weltweit die mit Abstand höchsten Marktanteile<br />

von Elektroautos. Im ersten Halbjahr 2015 war fast<br />

jeder fünfte Neuwagen mit einem Elektromotor ausgestattet.<br />

Insgesamt fahren über 2% aller Autos in Norwegen bereits<br />

elektrisch.<br />

Das konsequente Fördersystem war erfolgreicher als gedacht.<br />

Es sollte spätestens 2017 oder bei der Marke von 50.000 zugelassenen<br />

Elektroautos enden. Dieses Ziel wurde schon im<br />

April 2015 erreicht, ohne dass Preise und Technologie wettbewerbsfähig<br />

genug sind. Anders als in deutschen Medien zu<br />

lesen war, ist dies aber lange nicht das Ende. Im Gegenteil,<br />

die finanzielle Unterstützung bleibt bis zum Wahljahr 2017<br />

unverändert. Und ab 20<strong>18</strong> geht es mit moderaten Kürzungen<br />

weiter.<br />

Wenn die Batterien der Elektroautos in Norwegens langen<br />

Wintern halten, klappt Elektromobilität überall. Was sind die<br />

Gründe für den Erfolg?<br />

Das norwegische Fördersystem und seine Wirkungen<br />

Das Geheimnis des norwegischen Elektroautowunders ist einfach<br />

erklärt. Die Kaufpreise und die Haltungskosten sind niedriger<br />

als die von fossilen Pkw. Zusätzlich gibt es Privilegien im<br />

Straßenverkehr. Das großzügige Fördersystem wurde in den<br />

letzten 20 Jahren für einen nationalen Nischenmarkt mit Autos<br />

von in Norwegen ansässigen Firmen entwickelt. 2012 wurde<br />

es Teil eines ehrgeizigen Klimaprogramms der Regierung. Der<br />

Durchbruch der Elektroautos aber kam erst mit den marktreifen<br />

Modellen von traditionellen Herstellern wie Nissan. Und<br />

endgültig mit Tesla, dem führenden Elektroauto-Hersteller im<br />

Herbst 2013. Im November des gleichen Jahres wurde erstmals<br />

eine zweistellige Zulassungsrate erreicht.<br />

Elektromobilität ist bereits Alltag in Norwegen<br />

quelle: Ståle Frydenlund elbil.no<br />

Befreit von der Mehrwertsteuer und der Zulassungsabgabe<br />

verringert sich der Listenpreis bis um die Hälfte. Die in Deutschland<br />

unbekannte Zulassungsabgabe setzt sich zusammen<br />

aus Gewicht, Leistung und der Höhe der umweltschädlichen<br />

Abgase. Die Preise werden im Ergebnis gleich hoch oder niedriger<br />

als die fossil angetriebener Modelle.<br />

Diese Steuervorteile sind laut der Umfrage »Elektroautofahrer<br />

2015« der norwegischen Elektroautovereinigung für über<br />

70% der Käufer, wie die niedrigeren Betriebskosten, die entscheidenden<br />

Anreize. Auf weniger als 200 Kronen pro Monat,<br />

entsprechend 23 Euro, belaufen sich die Stromkosten fürs<br />

elektrische Fahren. Die Befreiung von Mautgebühren ist für<br />

die Hälfte der Befragten für den Kauf wichtig.<br />

Für die Nutzer von Elektroautos sind Privilegien im Straßenverkehr<br />

offenbar nicht wesentlich, wie auch andere Studien<br />

zeigen. Kostenfreies Parken ist für 70% nicht entscheidend,<br />

nachrangig für den Kauf sind demnach ebenfalls kostenloses<br />

Aufladen an öffentlichen Ladestationen (72%), Fahren auf<br />

der Busspur (78%) und das kostenfreie Nutzen von Fähren<br />

(82%). Erwartungsgemäß ist in Metropolregionen wie Oslo<br />

das Nutzen der Busspur beliebt, und an der Westküste mit ihren<br />

vielen Inseln das kostenfreie Fahren mit den Fähren.<br />

Anpassung der Förderung<br />

Die neuen Gesetze sollen ab 2017 wirksam werden. Unabhängig<br />

von der Antriebstechnik sind Nullemissionsautos in<br />

ihnen explizit wirtschaftlich besser gestellt. Über die Befreiung<br />

von der Zulassungsabgabe wird jeweils 2020 und 2030<br />

vor dem Hintergrund der Erreichung der Klimaziele entschieden.<br />

Um 40% will Norwegen bis 2030 seine Treibhausgasemissionen<br />

verringern - der Autoverkehr soll dazu seinen anteiligen<br />

Beitrag leisten. Die derzeitige Mehrwertsteuer von<br />

0% kann ab 20<strong>18</strong> schrittweise und an die technologische Entwicklung<br />

angepasst durch Zuschüsse mit Maximalbeträgen<br />

ersetzt werden.<br />

Lokal soll zukünftig über die umstrittene Busspurnutzung, das<br />

gratis Parken und Laden entschieden werden können. Die<br />

Regierung hat zudem angekündigt, eine niedrige Gebühr an<br />

Mautstationen und Fähren zu prüfen. Eine weitere Einschränkung<br />

stellt die Besteuerung von elektrischen Firmenwagen<br />

ab 20<strong>18</strong> dar. Ebenso kann Nullemissionsautos dann die halbe<br />

und von 2020 an die volle Kfz-Steuer auferlegt werden.<br />

Mehrwertsteuerfrei ist seit Juli 2015 hingegen das Leasen<br />

von Elektroautos, das bis zu 4.800 Euro Ersparnis bringt. Insbesondere<br />

Flottenbetreiber werden hiervon profitieren. Das<br />

Überwachungsorgan des Europäischen Wirtschaftsraums, die<br />

EFTA Surveillance Authority, hat die norwegischen Fördergesetze<br />

anerkannt, die daher von der Regierung in Oslo umgesetzt<br />

werden mussten. Schon vorher ging im wahrsten Sinne<br />

des Wortes die norwegische Post ab, die im Juni 300 Renault<br />

Kangoo zu ihren 900 bereits genutzten Elektroautos bestellte.<br />

Marktentwicklung<br />

Mit 13.665 Elektroautos im ersten Halbjahr 2015 festigt sich die<br />

Zulassungsrate bei <strong>18</strong>,4 % auf einem noch höheren Niveau,<br />

als bei den durchschnittlich 12,5% vom Vorjahr. Ein wesentlicher<br />

Grund für diese Steigerung sind die elektrischen Modelle<br />

deutscher Hersteller, die stark von der Kundenbindung<br />

profitieren. Waren Nissan und Tesla die Erfolgsmodelle in den<br />

letzen beiden Jahren, haben mit Volkswagen die deutschen<br />

Autos stark aufgeholt. E-Golf und e-up! vereinen mit 35 und<br />

6%, der BMWi3 und die Mercedes B-Klasse mit fünf beziehungsweise<br />

mit 4% Marktanteil die Hälfte aller elektrischen<br />

Zulassungen auf sich. Tesla liegt bei 20%, Nissan und Renault<br />

haben etwa 12 beziehungsweise 8% Anteil.<br />

Die Studie »Electric vehicles - environmental, economic and<br />

practical aspects (TØI Report 1329/2014)« vom Norwegian<br />

Center for Transport Research aus dem Jahr 2014 zeigt, dass<br />

die meisten Elektroautos als Ersatz für einen fossilen Zweitwagen<br />

gekauft werden. Doch schon ein Viertel der Haushalte<br />

mit Elektroauto nutzen nur ein einziges elektrisches Auto<br />

als Familienwagen. In jedem Fall werden sie im Alltag mit<br />

gleicher Laufleistung wie ein Auto mit Verbrennungsmotor<br />

mit nur geringen Einschränkungen bezüglich der Reichweite<br />

genutzt.<br />

Die Studie zeigt weiter auf, dass sich immer weitere Käuferschichten<br />

für Elektroautos interessieren. Mittlerweile erwägt<br />

ein Drittel der Besitzer eines Autos mit Verbrennungsmotor ein<br />

elektrisches zu erwerben. Trotz geringerer Reichweiten werden<br />

niedrige Betriebskosten, ökologische Vorteile und die<br />

Alltagstauglichkeit so hoch bewertet, dass sich 87% der bisherigen<br />

Käufer wieder ein Elektroauto kaufen wollen. Noch<br />

sind es immer eher technikaffine und umweltbewusste Trendsetter<br />

- Familienväter zwischen 35 und 54 Jahren mit hohem<br />

Einkommen, überdurchschnittlicher Bildung, mit mehreren<br />

Kindern - die sich in Norwegen ein Elektroauto kaufen.<br />

Von Norwegen lernen<br />

Elektromobilität funktioniert. Alltagstauglichkeit und Reichweite<br />

in schwereren klimatischen Bedingungen - ist alles kein<br />

Problem. Die Kunden sind zufrieden, die Absatzzahlen steigen.<br />

Während Deutschland noch forscht, geht es in Norwegen<br />

in die nächste Runde. In den kommenden Jahren entscheidet<br />

sich dort exemplarisch für andere Märkte, ob im Massenmarkt<br />

in den höheren Segmenten Elektroautos mit mittlerer<br />

Reichweite oder Plug-in Hybride das Rennen machen.<br />

Die norwegische Förderpolitik konzentriert sich auf klassische<br />

Autokäufer und die Subventionen sind hoch. Im Vergleich<br />

müssten in Deutschland 2015 rund 600.000 Elektroautos<br />

zugelassen werden. Eine Größenordnung, die die deutsche<br />

Industrie beim besten Willen noch nicht bedienen kann. Das<br />

Fördermodell muss daher schrittweise übertragen werden.<br />

Die für die Verbreitung so wichtigen persönlichen Erfahrungen<br />

und die Sichtbarkeit funktionieren am schnellsten im Zusammenspiel<br />

mit über 2,5 Millionen Pedelecs, elektrischem<br />

ÖPNV, elektrischem Carsharing und öffentlichen und privaten<br />

Fuhrparks in einer Strategie zusammen mit Städten und<br />

Gemeinden.<br />

Die elektromobile Verkehrswende braucht ein koordiniertes<br />

und verlässliches Rahmenwerk, genau wie die Energiewende.<br />

Im Unterschied zu Norwegen bestimmt die Industrienation<br />

und der Autostandort Deutschland die Preise für Batterien<br />

und Elektroautos selbst. Norwegen zeigt: Sind die Kosten<br />

wettbewerbsfähig, können deutsche Unternehmen ganze<br />

Märkte neu erobern - im Jahrhundert der Elektromobilität.<br />

Mit Weltneuheiten bestätigt Norwegen seinem Ruf auch als elektromobile Seefahrernation<br />

Die »Viking Lady« von Eidesvik ist das erste kommerzielle Schiff mit Brennstoffzellenunterstützung. Sie ist ein Versorger<br />

aus dem Jahre 2008, welcher mit einem Großakku nachgerüstet wurde. Das Low Loss Hybrid (LLH) System von Wärtsilä<br />

ist seit letzem Jahr marktreif. Auch der Technikkonzern ABB forscht an Hybridantrieben mit Marintek an Norwegens<br />

Technisch-Naturwissenschaftlicher Universität, der NTNU. Schon nächstes Jahr soll der erste hybride Versorger vom Stapel<br />

laufen. Denn Treibstoffeinsparungen bis 15% sind mit solchen Schiffen möglich. Die weltweit erste vollelektrische<br />

Binnenlandautofähre, die MF »Ampere« fährt seit Jahresbeginn im Sognefjord. Nach nur 5 Jahren wäre es laut Siemens<br />

und Bellona rentabel, von <strong>18</strong>0 Inlandsfähren 84 durch elektrische und 43 durch hybride Modelle zu ersetzen. Im Juli von<br />

Selfa Arctic zu Wasser gelassen wurde der weltweit erste Fischkutter mit Hybridantrieb, der Selfa Elmax 1099.<br />

Dass Elektromobilität in der Schifffahrt mehr als der Austausch des Antriebes sein kann, zeigt das revolutionäre Konzept<br />

»Short Sea Pioneer« der North Sea Container Line. Es sieht ein Mutterschiff mit Hybridantrieb und ein vollelektrisches<br />

Tochterschiff für die kleineren Häfen an der Küste vor. Autonomes Fahren im Short-Sea Shipping testet die DNV GL Group<br />

aktuell mit der NTNU an einem 1:20 Modell der »ReVolt«. Das geplante sechzig Meter lange Konzeptschiff soll mit einer<br />

drei Megawattstunden Batterie vollelektrisch hundert nautische Meilen weit fahren können, hundert Container tragen<br />

und im Vergleich zu einem bemannten Dieselschiff jährlich eine Millionen Euro einsparen.<br />

22 Neue Mobilität Neue Mobilität 23


Über den Tellerrand geschaut: - Ein Ländervergleich internationaler Smart Vergleich Cities -<br />

Über den Tellerrand geschaut - Ländervergleich Smart Cities<br />

Smart Cities<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen für Elektromobilität - was Deutschland für das<br />

EmoG II lernen kann<br />

Urbanisierung ist ein weltweiter Trend. Mit dem Städtewachstum<br />

geht die Herausforderung einher, die steigende<br />

Einwohnerzahl und damit verbundene Probleme der Luftreinhaltung,<br />

des Wohnungsbaus und intelligenter Transportsysteme<br />

zu bewältigen. Dieses Ziel verfolgt auch die Smart<br />

Cities-Initiative in Europa, durch die Emissionen aller Art im<br />

städtischen Bereich reduziert werden sollen, um so die Lebensqualität<br />

zu erhöhen.<br />

Ein Hoffnungsträger der Smart Cities-Initiative ist die Elektromobilität.<br />

Die Vorteile der Elektromobilität sind bekannt und<br />

vielfältig: Die lokalen Schadstoff- und Lärmemissionen sind<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Antriebsarten geringer, sie<br />

ist unabhängig vom Rohstoff Öl und die relativ neue Technik<br />

birgt eine gute Chance für die Automobilindustrie und weitere<br />

Wirtschaftszweige, sich im internationalen Wettbewerb<br />

zu positionieren und dabei Arbeitsplätze zu erhalten und<br />

auszubauen.<br />

Vorteile sind eine Sache - die tatsächliche Umsetzung eine andere.<br />

Hohe Investitionen der letzten Jahre in Forschung und<br />

Entwicklung haben zu erheblichen Fortschritten der Elektromobilität<br />

in technischer Hinsicht beigetragen. Bis Jahresende<br />

werden wohl alleine von deutschen Automobilherstellern 29<br />

Modelle mit Elektroantrieb angeboten.<br />

Technisches Angebot alleine genügt jedoch nicht für den Erfolg.<br />

Es müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

bestehen, um es zu nützen. Zudem ist Elektromobilität in den<br />

Augen der Verbraucher noch eine junge Technologie, deren<br />

Vorzüge es erst zu verstehen und schätzen gilt.<br />

Die öffentliche Debatte in Deutschland konzentriert sich derzeit<br />

auf eine kritische Bestandsaufnahme. Waren die bislang<br />

unternommenen Anstrengungen von Politik und Wirtschaft<br />

ausreichend, um genügend Vertrauen und Interesse in der<br />

Bevölkerung bzw. bei Unternehmen zu wecken, so dass von<br />

echter Akzeptanz die Rede sein kann?<br />

Angesichts der überschaubaren Anzahl zugelassener Neufahrzeuge<br />

mit Elektroantrieb sind weitere Maßnahmen dringend<br />

erforderlich. Nach Angaben der Bundesregierung sind<br />

in Deutschland derzeit rund 30.000 Elektrofahrzeuge unterwegs.<br />

Der folgende Blick auf die verschiedenen rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen zeigt, dass weitere Maßnahmen möglich<br />

wären, um die zurückhaltende Marktdurchdringung in<br />

Zukunft zu steigern.<br />

eMobilität im europäischen Ausland auf nationaler Ebene<br />

Unsere europäischen Nachbarländer haben verschiedene<br />

Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität ergriffen.<br />

Die nationalen Ausprägungen variieren natürlich. Ihnen ist<br />

jedoch gemeinsam, dass sie im Gegensatz zu Deutschland -<br />

zumindest unter anderem - auf direkte Kaufanreize setzen.<br />

Norwegen<br />

Besondere Aufmerksamkeit kommt hier bereits seit Jahren<br />

den Fördermaßnahmen in Norwegen zu, das immerhin etwa<br />

ein Prozent der Fahrzeuge durch Elektromobilität bestreitet.<br />

Fahrer von Elektroautos dürfen nicht nur Busspuren mitbenützen,<br />

sie finden auch eine gute Ladeinfrastruktur vor, die sie<br />

in Oslo sogar kostenlos verwenden dürfen. Kostenlose Lademöglichkeiten<br />

bieten neben der öffentlichen Hand auch<br />

viele private Arbeitgeber an. Mit einer Befreiung von der City-<br />

Maut, der Mehrwertsteuer und der Sondersteuer für Autokäufer<br />

bestehen weitere direkt spürbare finanzielle Anreize.<br />

Sie führen insgesamt dazu, dass der Gesamtpreis eines Neuwagens<br />

mit elektrischem Antrieb gegenüber herkömmlichen<br />

Antriebsarten um etwa ein Drittel geringer ist. Zudem hat<br />

Norwegen kürzlich beschlossen, keine Mehrwertsteuer mehr<br />

für das Leasing von Elektroautos und deren Batterien zu erheben.<br />

EU-Länder<br />

Auch in den Nachbarstaaten der EU werden ähnliche Kaufanreize<br />

angeboten. Eine Prämienzahlung im mittleren vierstelligen<br />

Bereich ist etwa in Spanien, Portugal und Frankreich üblich.<br />

Spanien gewährt zudem mit seinem Programm »PIVE«<br />

eine Art »Abwrackprämie« in Höhe von 2.000 Euro beim Kauf<br />

von Neuwagen mit elektrischem Antrieb. Die britische Regierung<br />

hat zuletzt entschieden, von 2015 bis 2020 weitere 500<br />

Millionen Pfund in Elektromobilität zu investieren. Städte erhalten<br />

für Emissionssparpläne und elektromobilitätsfreundliche<br />

Infrastruktur finanzielle Unterstützung und es soll die<br />

Lade- und Infrastruktur weiter ausgebaut werden. All diese<br />

Anreize haben dazu geführt, dass Großbritannien in der EU<br />

im vergangenen Jahr größter Neuzulassungsmarkt für eFahrzeuge<br />

war, vor Deutschland und den Niederlanden.<br />

Maßnahmen auf EU-Ebene<br />

Green Cars-Initiative<br />

Bereits 2009 wurde mit der Green Cars-Initiative ein Projekt<br />

auf europäischer Ebene ins Leben gerufen, mit dem Ziel der<br />

Erforschung und Entwicklung einer sicheren, effizienten und<br />

umweltfreundlichen Mobilität, insbesondere der Elektromobilität,<br />

und der dazu benötigten Technologien und Infrastrukturen,<br />

wie smart grids und smart meter.<br />

Richtlinie über den Ausbau der Infrastruktur für alternative<br />

Kraftstoffe (2014/94/EU)<br />

Die Richtlinie 2014/94/EU ist ein wichtiger Schritt auf europäischer<br />

Ebene zur Förderung alternativer Antriebe, einschließlich<br />

der Elektromobilität. Sie ist Teil der sogenannten<br />

Clean Power for Transport-Initiative. Die Richtlinie dient der<br />

Vereinheitlichung von Steckerstandards für öffentlich zugängliche<br />

Ladeeinrichtungen. Hierdurch soll einerseits Investoren<br />

Investitionssicherheit beim Ausbau der so wichtigen Ladeinfrastruktur<br />

gegeben werden. Von einer verstärkten Investition<br />

in die Ladeinfrastruktur erhoffen sich die EU-Staaten<br />

24 Neue Mobilität<br />

Neue Mobilität 25


Über den Tellerrand geschaut - Ländervergleich Smart Cities<br />

Über den Tellerrand geschaut - Ländervergleich Smart Cities<br />

andererseits eine höhere Akzeptanz alternativer Antriebe in<br />

der Bevölkerung. Die meist noch geringe Reichweite des reinen<br />

Elektroantriebs wird in Verbindung mit ungenügender<br />

Ladeinfrastruktur als eines der großen Probleme angesehen.<br />

Gleichzeitig wird betont, dass die Ladeinfrastruktur nicht nur<br />

durch die öffentliche Hand sichergestellt werden kann, sondern<br />

auch private Anbieter hierbei mitwirken können und<br />

sollen.<br />

Deutschland hat als erster Mitgliedstaat innerhalb des 24-monatigen<br />

Umsetzungszeitraums seinen nationalen Strategierahmen<br />

für die Marktentwicklung bei alternativen Kraftstoffen<br />

im Verkehrsbereich (National Policy Framework) entwickelt<br />

und die Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. Derzeit sind<br />

in Deutschland rund 4.800 Ladepunkte an etwa 2.400 Standorten<br />

vorhanden sowie rund 150 Schnellladepunkte. Bis<br />

2017 sollen nach derzeitigen Angaben der Bundesregierung<br />

rund 400 weitere Elektroladesäulen an Autobahnraststätten<br />

entstehen.<br />

Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität in Deutschland<br />

Eine Million Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf deutschen Straßen<br />

bis zum Jahr 2020 - das ist das erklärte Ziel der aktuellen<br />

Bundesregierung. Der deutsche Förderansatz unterscheidet<br />

sich im Wesentlichen dadurch von denjenigen im<br />

Ausland, dass Verbraucher derzeit keine direkten finanziellen<br />

Förderungen beim Kauf erhalten. Das am 12. Juni 2015 bis<br />

30. Juni 2030 befristet in Kraft getretene Elektromobilitätsgesetz<br />

(EmoG) setzt Kaufanreize, indem elektrisch betriebene<br />

Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr Sonderrechte erhalten.<br />

Das EmoG wird flankiert durch eine Vielzahl weiterer Maßnahmen.<br />

Die Förderung der Elektromobilität erfasst daneben<br />

auch andere Verkehrsmittel als den Pkw.<br />

EmoG<br />

Die zentrale Vorschrift des EmoG ist § 2, der den Begriff<br />

»elektrisch betriebenes Fahrzeug« definiert. Von den Vergünstigungen<br />

profitieren (i) reine Batterieelektrofahrzeuge<br />

(BEV), (ii) Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) sowie (iii) Plugin<br />

Hybridfahrzeuge (PHEV), die höchstens 50g CO 2<br />

/km ausstoßen<br />

oder über eine rein elektrische Mindestreichweite von<br />

mehr als 30 km (bzw. mehr als 40 km ab dem 1. Januar 20<strong>18</strong>)<br />

verfügen.<br />

Erfüllt ein Fahrzeug diese Voraussetzungen, kann es grundsätzlich<br />

von den Bevorrechtigungen profitieren. Hierzu zählen<br />

nicht-monetäre Anreize wie Parkbevorrechtigungen in<br />

der Nähe von Ladestationen, Ausnahmen von Zufahrtsbeschränkungen<br />

oder Durchfahrtsverboten und die Benutzung<br />

von Busspuren in Innenstädten sowie Parkgebührenermäßigungen<br />

oder -befreiungen als einzigen monetären Anreiz.<br />

Das EmoG alleine räumt den Autofahrern die Vorzüge aber<br />

noch nicht ein. Gesetzestechnisch ist das EmoG ein Vehikel,<br />

das es diversen Bundesministerien erlaubt, eine Rechtsverordnung<br />

zu erlassen, mit der zunächst einmal die Kennzeichnung<br />

der privilegierten Fahrzeuge geregelt wird. Ebenfalls<br />

durch Rechtsverordnung soll der Katalog der zugelassenen<br />

Bevorrechtigungen näher ausgestaltet werden. Von den so<br />

ausgestalteten Bevorrechtigungen können einige oder alle<br />

in der jeweiligen Stadt zugelassen werden. Das EmoG ist<br />

damit ein erster Schritt, es ist jedoch noch weiterer Verwaltungsaufwand<br />

erforderlich, bevor die Vergünstigungen konkret<br />

genützt werden können.<br />

Letztlich ist es auch die Entscheidung jedes einzelnen Fahrers,<br />

ob er ein entsprechendes Kennzeichen gebührenpflichtig beantragt.<br />

Es besteht keine Pflicht zur Kennzeichnung, ohne<br />

Kennzeichnung aber auch kein Recht dazu, die Vergünstigungen<br />

zu nützen. Auch ausländische BEV, FCEV bzw. PHEV<br />

sollen von den Vorzügen profitieren können. Einziger Unterschied:<br />

zur Kennzeichnung erhalten diese eine Plakette statt<br />

eines Kennzeichens. Ob und wie viele Fahrzeughalter im Inund<br />

Ausland von den Vergünstigungen Gebrauch machen<br />

werden, bleibt abzuwarten.<br />

Bereits im Gesetzgebungsprozess war von verschiedenen<br />

Seiten Kritik am EmoG laut geworden. Allen voran die Kommunen,<br />

deren Hilfe maßgeblich erforderlich ist, um die Regelungen<br />

des EmoG im Alltag umzusetzen, waren und sind<br />

skeptisch. Die Bevorrechtigungen laufen den planerischen<br />

Zielen der Kommunen, Verkehrsberuhigung der Innenstädte<br />

durch eine Verringerung des Durchgangsverkehrs und des<br />

Parksuchverkehrs, zumindest teilweise zuwider.<br />

Die Kommunen werden zudem mit einem Großteil der Umsetzungskosten<br />

belastet. Dies reicht von erhöhtem Verwaltungsaufwand<br />

bei den Zulassungsbehörden bis hin zu Einnahmen,<br />

die ihnen entgehen, wenn sie für die kostenlos oder<br />

vergünstigt parkenden Fahrzeuge mit Elektroantrieb keine<br />

Parkgebühren mehr erheben können. Eine Ausgleichszahlung<br />

an die Kommunen ist trotz der Kritik im Gesetzgebungsprozess<br />

auch in der verkündeten Fassung des EmoG nicht<br />

enthalten.<br />

Zudem könnte das Regel-Ausnahme-Verhältnis der Sonderrechtszonen<br />

umgekehrt werden und damit der Anreiz sinken,<br />

den öffentlichen Nahverkehr statt des eigenen Autos zu nutzen,<br />

wenn nun die Busspur zur Verfügung steht. Dies hatte im<br />

Gesetzgebungsprozess auch zu Forderungen von Seiten des<br />

Bundesrates geführt, Elektromobilität im ÖPNV zu stärken<br />

oder Anreize für die Umstellung gewerblicher Fahrzeugflotten<br />

auf Elektromobilität zu setzen. Eingang in das EmoG fanden<br />

diese Regelungen zwar nicht, sie sind nunmehr jedoch in Planung<br />

im Rahmen weiterer Förderungen.<br />

Kraftfahrzeugsteuerbefreiung<br />

BEV und FCEV - nicht jedoch PHEV - sind zudem nach § 3d<br />

KraftStG von der Kraftfahrzeugsteuer befreit. Diese Befrei-<br />

ung beträgt 10 Jahre bei Erstzulassung zwischen dem <strong>18</strong>. Mai<br />

2011 und dem 31. Dezember 2015 oder 5 Jahre bei Erstzulassung<br />

ab 1. Januar 2016 bis 31. Dezember 2020 oder vor dem<br />

<strong>18</strong>. Mai 2011.<br />

Änderung der Dienstwagenbesteuerung<br />

Wer in der Vergangenheit ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen<br />

genützt hat, hatte hierbei erhöhte Kosten. Dies lag darin<br />

begründet, dass ein vom Arbeitgeber kostenlos oder verbilligt<br />

zur Verfügung stehender Dienstwagen zum arbeitsrechtlich<br />

relevanten Einkommen zählt und als solches im Rahmen<br />

der Einkommensteuer zu versteuern ist. Die Höhe der Steuerbelastung<br />

wird dabei nach der sogenannten »Ein-Prozent-<br />

Methode« ermittelt, wonach für die Besteuerung ein Prozent<br />

des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs bei Erstzulassung zugrunde<br />

gelegt wird. Elektrofahrzeuge sind derzeit, bedingt<br />

durch die Batterien, teurer als vergleichbare konventionelle<br />

Kraftfahrzeuge. Dieser einkommensteuerliche Nachteil soll<br />

nunmehr ausgeglichen werden, indem der höhere Listenpreis<br />

von Elektrofahrzeugen um den Batteriepreis bereinigt wird.<br />

Förderung von Hybridbussen im Nahverkehr<br />

Seit dem 12. Dezember 2014 liegt zudem eine Verwaltungsrichtlinie<br />

zur Forderung von diesel-elektrischen Hybridbussen<br />

im öffentlichen Nahverkehr vor. Danach fördert das Bundesumweltministerium<br />

durch gezielte Investitionszuschüsse<br />

solche Verkehrsbetriebe, die Hybridbusse beschaffen und im<br />

Linienbetrieb einsetzen.<br />

Förderung »Nationaler Radverkehrsplan 2020«<br />

Elektromobilität bietet nicht nur bei Kraftfahrzeugen eine<br />

große Chance für Smart Cities. Mit dem »Nationalen Radverkehrsplan<br />

2020« wurde ein Projekt im Bereich des Elektroradverkehrs<br />

gefördert. Ideen im Themenfeld Elektromobilität<br />

konnten bis zum 1. August 2015 eine finanzielle Förderung in<br />

Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses als Anteilsfinanzierung<br />

erhalten.<br />

Details unter:<br />

www.evolutionm.eu<br />

Ausblick<br />

Auf dem Gipfel zur Elektromobilität Anfang Juni diesen Jahres<br />

übte die Industrie Kritik am derzeitigen Elektrostandort<br />

Deutschland. Die milliardenschweren Investitionen der<br />

Unternehmen sind getätigt; zuletzt durch das Projekt HV-<br />

ModAL, einen Zusammenschluss deutscher Konzerne und<br />

Wirtschaftseinrichtungen, um ein Baukastensystem für Elektroantriebe<br />

zu schaffen und so die Kosten zu senken.<br />

Der große Erfolg der Elektromobilität ist bisher aber<br />

ausgeblieben. Die Bundesregierung wurde daher<br />

erneut dazu aufgefordert, weitere Anreize zu erwägen,<br />

um die Nachfrage anzukurbeln. Entsprechend<br />

räumte nun auch die Bundeskanzlerin ein, dass weitere<br />

Förderungen erforderlich seien.<br />

Im Gespräch sind derzeit z.B. Sonderabschreibungen für Firmenwagen,<br />

ein Ausbau der Ladeinfrastruktur, indem Autobahnraststätten<br />

mit Schnellladesäulen ausgerüstet werden<br />

sollen, sowie die Förderung der Anschaffung von Bussen mit<br />

Elektroantrieb, insbesondere auch im Rahmen der öffentlichen<br />

Beschaffung. Ein zweiter Teil des Elektromobilitätsgesetzes<br />

(EmoG II) wird nun geplant und soll ab 2016 diskutiert<br />

werden. Der Vergleich mit den ausländischen Förderungen<br />

zeigt, vor allem die Reichweite und die Anschaffungskosten<br />

von Elektrofahrzeugen sind zentrale Stellschrauben für den<br />

Erfolg. An diesen Stellschrauben werden Politik und Industrie<br />

gemeinsam weiter drehen müssen.<br />

Natalie Zag<br />

LL.M. (Wellington)<br />

Rechtsanwältin<br />

www.smartcities.osborneclarke.com<br />

Zukunftskongress Neue Mobilität<br />

Im Rahmen der <strong>18</strong>. Mainauer Mobilitätsgespräche<br />

Grenzenlose E-Mobilität in<br />

der Vierländerregion Bodensee<br />

:: Impulse für 05. den Oktober Umstieg 2015<br />

Wie gelingt Insel der Mainau Sprung am in die Bodensee E-Realität?<br />

:: Intelligenter Betrieb<br />

Wie Ladeinfrastruktur und Abrechnungssysteme<br />

zusammenspielen müssen<br />

:: Intermodale Mobilitätszukunft im ländlichen Raum<br />

Das muss Vernetzung leisten können –<br />

Status quo und Herausforderungen<br />

26 Neue Mobilität Veranstalter:<br />

Partner:<br />

Neue Mobilität<br />

Energieagentur<br />

27<br />

Kreis Konstanz


Über den Tellerrand geschaut - Schweiz<br />

Über den Tellerrand geschaut - Schweiz<br />

Vom Innovator zum<br />

Nachzügler?<br />

Die Schweiz und ihre aktuelle Elektromobilitätspolitik<br />

Dr. Jörg Beckmann<br />

Geschäftsführer des Verbandes Swiss eMobility<br />

www.swiss-emobility.ch<br />

Quelle: Lupo / pixelio.de<br />

Wer in der mittlerweile umfassenden Literatur zu den Perspektiven<br />

der Elektromobilität die Referenzen durchforstet,<br />

stößt nicht selten auf den Techniksoziologen Rogers. Dieser<br />

steht mit seiner Diffusionstheorie regelmässig Pate bei der<br />

Differenzierung unterschiedlicher Elektroautonutzergruppen<br />

in beispielsweise »Innovatoren« und »Nachzügler«.<br />

Jenseits des Elektroautonutzermonitorings bieten diese Kategorien<br />

allenfalls auch hilfreiche Metaphern im Rahmen eines<br />

Politmonitorings Elektromobilität. Welche Länder Europas<br />

gehören heute zu den elektromobilen Innovatoren und<br />

welche hinken als Nachzügler hinterher? Oder wie im hier<br />

vorliegenden Fall gefragt: Ist die Schweiz heute noch ein Innovator<br />

oder ist sie im Kontext einer globalen »E-volution«<br />

zu einem Nachzügler geworden?<br />

Noch um die Jahrtausendwende galt die Schweiz als das Pionierland<br />

der Elektromobilität - spätestens seit dem Großversuch<br />

in Mendrisio in den 90er Jahren. Während sich in Ländern<br />

wie Deutschland die nationale Automobilindustrie in ihrer<br />

Pfadabhängigkeit gegenüber dem Verbrennungsmotor festfuhr,<br />

scharte das Elektrofahrzeug in der Schweiz einen wachsenden<br />

Unterstützerkreis um sich. Ausgelöst durch das Engagement<br />

von Bund und Kantonen, geführt von kreativen<br />

Köpfen aus der Forschung und vorangetrieben von einer innovationsfreudigen<br />

Privatwirtschaft, entstand in der Schweiz<br />

mit Park&Charge schon in den 90er Jahren eine Basisladeinfrastruktur<br />

samt webbasiertem Ladestellenfinder, wuchsen<br />

Start-Ups aus der Elektrotechnik und dem Fahrzeugbau zu<br />

erfolgreichen mittelständischen Unternehmen heran, wie<br />

die BRUSA Elektronik AG und Protoscar, und hielten frühe<br />

Elektrofahrzeuge, vom Twike bis zum Think, Einzug in den<br />

Straßenverkehr. Markiert wurde dieser Innovationsgeist dann<br />

nochmals 2008 durch das Unikat »Mindset«, das es dann<br />

auch fast im Kontext des deutschen Konjunkturprogramms<br />

Elektromobilität bis zur Serienproduktion geschafft hätte.<br />

Danach wurde es stiller in der elektromobilen Schweiz. Dies<br />

auch, weil es um sie herum lauter wurde und der internationale<br />

Automobilsektor begann, sich umfassend zu transformieren.<br />

Im Kontext einer ökologischen Modernisierung<br />

und im Sog einer globalen Finanzkrise suchten Investoren,<br />

Unternehmensführer und Politiker in den großen Industrienationen<br />

gleichermaßen nach neuen Technologien und politischen<br />

Zielbildern mit denen sich ein gesellschaftlicher<br />

Erneuerungsprozess vorantreiben lässt - und wurden in der<br />

Elektromobilität fündig.<br />

Während in vielen europäischen Ländern die wirtschaftlichen<br />

und politischen Entscheidungsträger dem Elektroantrieb<br />

mit immer neuen Initiativen, Forschungsprogrammen und<br />

Subventionsplänen auf die Sprünge helfen, hält sich das eidgenössische<br />

»Polit-Management« mit einem eindeutigen<br />

Bekenntnis und einer weitreichenden nationalen Strategie,<br />

wie wir sie in unterschiedlichen Ausprägungen aus Deutschland,<br />

Frankreich und Norwegen kennen, zurück. In kurzer Zeit<br />

erfuhr der elektrische Antrieb so einen weltweiten politischen<br />

und industriellen Aufschwung, der letztlich dafür sorgte, dass<br />

die Schweiz als einstmalige »elektromobile Innovationsschmiede«<br />

international an Aufmerksamkeit einbüßte. Zu<br />

Unrecht allerdings, denn obwohl heute in der Schweiz politisch<br />

nicht gleich mit der großen Kelle angerichtet wird,<br />

realisiert sie nach wie vor Initiativen mit absolutem Vorbildcharakter.<br />

Allen voran der rein privatwirtschaftliche Aufbau der nationalen<br />

Schnellladeinfrastruktur »EVite«. Die elektromobilen<br />

Marktführer aus der Automobilwirtschaft, gemeinsam mit<br />

innovativen Schweizer Energieunternehmen und vorausdenkenden<br />

Erdölimporteuren versuchen so seit Ende 2012 mit<br />

vereinten Kräften das zu schaffen, was in anderen europäischen<br />

Ländern im Interesse des Gemeinwohls mit massiven<br />

staatlichen Subventionen gestemmt wird - die Schaffung<br />

eines öffentlichen Ladenetzes, verstanden als staatliche Infrastrukturvorleistung<br />

für eine ökologisch, ökonomisch und<br />

sozial nachhaltige Mobilität. Mittlerweile wurden so mehr<br />

als 50 Schnellladepunkte in der Schweiz geschaffen! Trotz<br />

dieses großen privatwirtschaftlichen und branchenverbandspolitischen<br />

Einsatzes beim Aufbau der Infrastruktur erstaunt<br />

allerdings, dass sich hierzulande sowohl der Bundesrat als<br />

auch einflussreiche Lobbies gegen eine aktivere eFörderpolitik<br />

aussprechen.<br />

In der ersten Jahreshälfte 2015 hatte die eidgenössische Regierung<br />

die historische Chance, die Schweiz wieder zu einem<br />

»Hotspot« für Elektromobilität werden zu lassen und gleichsam<br />

einen großen Schritt in Richtung eines effizienteren,<br />

schadstoffärmeren und leiseren Straßenverkehrssystems<br />

zu gehen. Die Steilvorlage dazu kam bereits 2013 aus dem<br />

Nationalrat, der mit der Motion zum »Masterplan Elektromobilität«<br />

klar und unbestritten auf die Nachhaltigkeitsgewinne<br />

des elektrischen Antriebs verweist und von der<br />

Bundesverwaltung einen wegweisenden Handlungsplan mit<br />

konkreten Maßnahmen einforderte. Das Bundesamt für Energie<br />

(BfE) nahm diesen raumöffnenden Pass durchaus elanvoll<br />

auf und erstellte einen umfassenden Bericht zur Motion<br />

»Masterplan Elektromobilität«, der als Grundlage für eine<br />

von Stände- und Nationalrat gewünschte nationale Strategie<br />

hätte dienen können. Doch es kam anders und der Bundesrat<br />

entschied sich Mitte Mai diesen Jahres gegen die Erstellung<br />

eines »Masterplans Elektromobilität«. Selbst die Tatsache,<br />

28 Neue Mobilität Neue Mobilität 29


Über den Tellerrand geschaut - Schweiz<br />

Über den Tellerrand geschaut - STUDIE »STROMbegleitung«<br />

dass die für das Thema zuständige Bundesrätin Doris Leuthard<br />

ihre Dienstfahrten mit einem rein elektrischen Auto absolviert,<br />

konnte den Bundesrat nicht für einen Masterplan<br />

begeistern.<br />

Aus Sicht der Branche hat der Bundesrat mit dem Entscheid<br />

die große Chance verpasst, ein wegweisendes Maßnahmenpaket<br />

zur Förderung der Elektromobilität zu entwickeln. Konsequenterweise<br />

legte der Verband Swiss eMobility dann im<br />

Rahmen des ersten Schweizer Tages der Elektromobilität im<br />

Juni 2015 mit der »via electra« einen eigenen alternativen<br />

Masterplan vor.<br />

Die via electra hebt elf Schlüsselmaßnahmen heraus und<br />

bündelt diese in zwei Aktionspaketen - dem eAuto-Anreizpaket<br />

und dem Ladeinfrastrukturprogramm. Nur durch eine<br />

derartig eindeutige Prioritätensetzung, gepaart mit dem politischen<br />

Willen diese auch durchzusetzen, können Bund, Kantone,<br />

Städte und Gemeinden den motorisierten Individualverkehr<br />

in den kommenden Jahren nachhaltig modernisieren<br />

und so dank des elektrischen Antriebsstrangs im Automobil<br />

einen wichtigen Etappensieg bei der Erreichung ihrer umwelt-<br />

und klimapolitischen Ziele erlangen.<br />

Als wichtigen Meilenstein sieht der Verband die Schaffung eines<br />

mehrstufigen Bonus-Malus-Systems auf kantonaler Ebene<br />

zur Förderung emissionsarmer Autos unter 95g, 60g und<br />

30g CO 2<br />

. Umweltschonende Neuwagen werden hier vergünstigt,<br />

dafür umweltbelastende verteuert. Dieses System wäre<br />

aufkommensneutral zu gestalten und Anpassungen der Zahlungshöhen<br />

über die Zeit, wenn mehr emissionsarme Fahrzeuge<br />

unterwegs sind, vorzusehen, damit der Druck auf eine<br />

weitere Verbesserung der Ökobilanz der Fahrzeuge aufrecht<br />

erhalten bleibt. Wichtig: ein solches System führt zu keinem<br />

zusätzlichen Einsatz öffentlicher Mittel und wirkt dennoch<br />

als eine Form des Kaufzuschusses für emissionsarme Fahrzeuge.<br />

Doch auch diese Forderung nach einem stärkeren Förderengagement<br />

der Kantone hat jüngst erst im Kanton Tessin einen<br />

basisdemokratischen Dämpfer erfahren - als die Wahlbürger<br />

einen bereits vom Tessiner Parlament beschlossenen »Cash-<br />

Bonus« von rund 1500.- CHF pro Sitz bei der Neuzulassung<br />

eines reinelektrischen Autos im Rahmen einer Volksabstimmung<br />

wieder kippten.<br />

Während dieser negative Entscheid insbesondere aufgrund<br />

der aktiven Einflussnahme eines Tessiner Erdölimporteurs<br />

und eines Vertragshändlers einer deutschen Automarke zustande<br />

kam, weht der Schweizer Elektromobilitätswirtschaft<br />

auf Bundesebene ein »ökoideologischer« Wind entgegen.<br />

Nach wie vor sind die medialen Debatten auf nationaler Ebene<br />

von Fundamentalpositionen um die Rolle des Elektroantriebs<br />

bei der ökologischen Modernisierung des MIV im<br />

Bahnland Schweiz beeinflusst. Wenn aus dem vermeintlichen<br />

Saulus Automobil mit dem eAntrieb nun ein Paulus<br />

wird, rüttelt das an den Grundfesten so mancher alternativer<br />

Verkehrsverbände. Ein Ausdruck dafür, wie schwer sich die<br />

Schweizer Umweltlobby mit dem Elektromobil noch tut, ist<br />

die aus Deutschland importierte Autoumweltliste, in der Äpfel<br />

mit Birnen verglichen und Elektroautos auf eine separate Liste<br />

verbannt werden anstatt hier endlich einen Well-to-Wheel<br />

Vergleich vorzunehmen, der aufgrund des Schweizer Strommixes<br />

unweigerlich zu einer Vergabe der obersten Listenplätze<br />

an elektrisch angetriebene Fahrzeuge führen würde.<br />

Ungeachtet dieser »Résistance« gegenüber dem Elektroantrieb<br />

im Anti-Autolager haben die Schweizer Grünen jüngst<br />

noch mit einem eigenen Aktionsplan zur Elektromobilität<br />

überrascht. Die Grünen stützen ihre Position auf die umfänglichen<br />

Studien der EMPA, die klar zeigen, dass die Gesamtumweltbilanz<br />

des Elektroautos deutlich positiver ist, als die<br />

eines verbrennungsmotorisch betriebenen Wagens. Werden<br />

dann noch die absehbaren Technologiesprünge bei der Batterieentwicklung<br />

und die Neuentstehung ressourcensparender<br />

Recyclingregime für Lithium-Ionen-Batterien berücksichtigt,<br />

sollten selbst die letzten ideologischen Zweifel am<br />

Umweltbeitrag der Elektromobilität eigentlich fallen.<br />

Bei diesen Debatten wird jedoch letztlich eines deutlich: Unter<br />

dem Strich herrscht auch in der Schweiz ein breiter gesellschaftlicher<br />

Konsens darüber, dass der elektrische Antrieb<br />

eben keine Zukunftstechnologie mehr ist, sondern über die<br />

laufenden Großserienproduktionen von eBikes, eScootern<br />

und eAutos als nachhaltige Mobilität in der Gegenwart angekommen<br />

ist. Viele große Schweizer Unternehmen haben das<br />

mittlerweile erkannt und suchen mit wachsendem Erfolg nach<br />

neuen, nachhaltigen Geschäftsmodellen, um sich im heimischen<br />

Elektromobilitätsmarkt erfolgreich zu positionieren.<br />

Trotz der - vielleicht auch typisch schweizerischen<br />

- politischen Zurückhaltung auf Bundes-<br />

und Kantonseben gilt es jetzt, eine eMobilitätspolitik<br />

zu formulieren, die ihren Namen<br />

verdient und den einstmaligen Ruf der Schweiz<br />

als elektromobiler Innovator wiederbelebt.<br />

Ein Meilenstein dahin könnte der jüngste Vorstoß sein, über<br />

ein quantitatives Elektroautoziel nach dem deutschem Vorbild<br />

neue Türen für die Schweizer Exekutive aufzustoßen. So<br />

müsste sich die Schweiz mit ihren derzeit rund 5.000 zugelassenen<br />

Steckerfahrzeugen nicht mehr unterstellen lassen,<br />

dass sie von einem einstmaligen Innovator zu einem elektromobilen<br />

Nachzügler geworden ist - was angesichts des anhaltenden<br />

Engagement der Wirtschaft ohnehin nicht stimmt.<br />

Wie geht die Entwicklung<br />

im Elektromobilitätsbereich<br />

weiter?<br />

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat gemeinsam<br />

mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,<br />

Energie (WI) in der Studie »STROMbegleitung« Technologien,<br />

Perspektiven und Ökobilanzen elektrifizierter Pkw untersucht.<br />

Die Studie gibt einen umfassenden Einblick in den<br />

aktuellen Stand der Technik, identifiziert Trends und analysiert<br />

die Ökobilanz unterschiedlicher Fahrzeugkonzepte.<br />

Gleichzeitig ordnet sie die deutschen Aktivitäten im Bereich<br />

Elektromobilität in einen globalen Kontext ein.<br />

Für die Studie entwickelten die Wissenschaftler eine Datenbank,<br />

in der sie sämtliche elektrifizierte Personenkraftwagen<br />

erfassten und bis auf Bauteilebene analysierten - von bereits erhältlichen<br />

Serienfahrzeugen bis hin zu Prototypen und Forschungsfahrzeugen.<br />

Für den Zeitraum von 2000 bis 2013 zählten<br />

sie weltweit mehr als 500 elektrifizierte Pkw-Konzepte.<br />

Aktuell nimmt die Automobilindustrie in Japan und den USA<br />

bei der Entwicklung marktreifer Fahrzeugmodelle eine Vorreiterrolle<br />

ein und produziert die am Markt erfolgreichsten Modelle.<br />

Im Jahr 2013 wurden weltweit 210.000 Fahrzeuge mit<br />

externer Lademöglichkeit für die Batterie (Plug-in Hybride<br />

und batterieelektrische Fahrzeuge) verkauft, rund die Hälfte<br />

davon in den USA, dem derzeit größten Markt.<br />

Was die Forschung und Entwicklung von Schlüsseltechnologien<br />

betrifft, sieht die Studie Deutschland im Hintertreffen,<br />

besonders im Bereich der Leistungselektronik. Die Technologieentwicklung<br />

treiben hier vor allem japanische Unternehmen<br />

voran. »Die Leistungselektronik spielt eine zentrale<br />

Rolle im Elektroauto: Sie steuert und lenkt den elektrischen<br />

Energiefluss im Fahrzeug und ist ausschlaggebend, um den<br />

Antriebsstrang weiter zu optimieren. Die Forschung zu Bauteilen<br />

und Materialien für die Leistungselektronik sollte deshalb<br />

in Deutschland verstärkt gefördert werden«, fasst Matthias<br />

Klötzke zusammen, Projektkoordinator der Studie beim DLR-<br />

Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart. Stark aufgestellt sei<br />

Deutschland hingegen bei der Aufbau- und Verbindungstechnik<br />

sowie der Systemintegration, so Klötzke weiter. Ein weiteres<br />

Kennzeichen des Elektromobilitätssektors in Deutsch-<br />

land sei zudem die enge Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen,<br />

Herstellern und mittelständischen<br />

Unternehmen, die es weiter zu fördern gelte. Ausgehend<br />

von laufenden und angekündigten Förderprogrammen weist<br />

Deutschland bereits heute die europaweit höchsten Investitionen<br />

in die Forschung und Entwicklung im Bereich Elektromobilität<br />

auf.<br />

Wie geht die Entwicklung im Elektromobilitätsbereich weiter?<br />

Quelle: DLR<br />

Weitere Informationen rund um die Studie finden Sie unter<br />

www.dlr.de<br />

30 Neue Mobilität Neue Mobilität 31


Über den Tellerrand geschaut - china<br />

Über den Tellerrand geschaut - china<br />

Hoch gepokert<br />

Warum China unbedingt elektrisch fahren will<br />

Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien, der neue,<br />

ambitionierte Ziele und die staatliche Förderung von eMobilität<br />

bis mindestens 2020 festlegt. Bis Ende 2015 sollen<br />

demnach 500.000, bis 2020 gar fünf Millionen Elektrofahrzeuge<br />

auf Chinas Straßen rollen. Mit der Umsetzung und Ausarbeitung<br />

der konkreten Fördermaßnahmen befasst sich<br />

seitdem eine ministerielle Experten-Kommission, in der alle<br />

wichtigen Ministerien vertreten sind. Die ersten konkreten<br />

Maßnahmen traten im Herbst 2013 in Kraft. Seitdem schnellen<br />

die Verkaufszahlen von Elektroautos nach oben: Alleine<br />

2014 stieg die Zahl der verkauften Fahrzeuge um rund 400 %<br />

im Vergleich zu 2013. Im ersten Halbjahr 2015 wurden bereits<br />

so viele Elektroautos verkauft wie im gesamten Jahr 2014.<br />

müssen sie ihre Produktionskosten stückweise reduzieren,<br />

um die sinkenden Subventionen abzufedern. Sie können sich<br />

also nicht auf ihrem heutigen Technologiestand ausruhen.<br />

Für die chinesischen Kunden machen Subventionen und Steuernachlässe<br />

Elektrofahrzeuge zwar erschwinglich, aber immer<br />

noch nicht günstig. Sie sind daher nach wie vor zurückhaltend.<br />

Die fehlende Infrastruktur ist ein weiterer Grund, ebenso<br />

wie die Sorge um die Sicherheit der eAutos. Zwar weisen<br />

Umfragen zuletzt auf eine gestiegene Bereitschaft hin, ein<br />

Auto mit elektrischem Antrieb zu kaufen, eine solide Basis für<br />

eine schnelle Marktentwicklung ist das aber noch lange nicht.<br />

In China verkaufte Elektrofahrzeuge 2011-2014<br />

Mirjam Meissner<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Mercator Institut für China Studien (MERICS) in Berlin<br />

80.000<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

74.763<br />

29.715<br />

Chinas Autobauern geht es schlecht. Trotz jahrelanger Kooperationen<br />

in politisch erzwungenen Joint Ventures mit<br />

den größten Automobilkonzernen der Welt bleibt es dabei:<br />

Sie haben es über drei Jahrzehnte nicht geschafft, eigene<br />

attraktive Fahrzeuge zu entwickeln und damit zumindest<br />

auf dem heimischen Markt erfolgreich zu sein. Wenn ein<br />

chinesischer Kunde es sich leisten kann, kauft er kein chinesisches<br />

Fabrikat, sondern wählt ein deutsches Auto. Im<br />

Zweifelsfall ist selbst für die Japan-skeptischen Chinesen<br />

ein japanisches Auto immer noch attraktiver als ein chinesisches.<br />

Die Konkurrenz, der sich chinesische Automarken<br />

gegenübersehen, scheint kaum überwindbar. Punkten können<br />

sie nur bei den Kunden, die sich nichts Besseres leisten<br />

können. Und dann auch nur, wenn sie deutlich günstigere<br />

Preise anbieten. Das wiederum geht auf Kosten von Qualität<br />

und technischer Weiterentwicklung. Ein Teufelskreis,<br />

der schwer zu durchbrechen ist.<br />

Genau an dieser Stelle kommt die Elektromobilität ins Spiel.<br />

In Ländern wie Deutschland ist die Förderung von Elektroautos<br />

vor allem eine Frage des Umweltschutzes und der Reduzierung<br />

des CO 2<br />

-Ausstoßes. In China ist das anders. Dort ist<br />

die Förderung von Elektroautos in erster Linie Industriepolitik.<br />

Umweltverschmutzung und Energiesicherheit spielen<br />

eine deutlich untergeordnete Rolle. Die chinesische Regierung<br />

fördert Elektroautos, weil sie darin die Chance sieht, den<br />

Teufelskreis aus schlechter Qualität und niedrigen Preisen<br />

zu durchbrechen, in dem chinesische Autobauer gefangen<br />

sind. Elektromobilität soll chinesischen Autobauern den Rücken<br />

stärken, ihnen Absatzmärkte verschaffen, Investitionen<br />

in technologischen Fortschritt befördern und sie langfristig<br />

zu national wie international starken Anbietern machen. Die<br />

chinesische Regierung pokert hoch, um diese Ziele zu erreichen.<br />

Ein milliardenschweres Förderpaket für Elektroautos<br />

soll den Weg ebnen. Schätzungen zufolge wird der Staat alleine<br />

zwischen 2015 und 2020 mit mehr als 400 Milliarden CNY<br />

(rund 60 Mrd. EUR) Elektrofahrzeuge subventionieren. Ob<br />

sich dieses Investment auszahlt, ist alles andere als sicher.<br />

Milliardenschweres Förderprogramm<br />

Die Förderung der Elektromobilität ist in China nicht vollkommen<br />

neu. 2009 führte das Land unter Federführung des Ministeriums<br />

für Wissenschaft und Technologie zum ersten Mal<br />

Pilotprojekte für Elektromobilität ein, steckte sich Ziele für<br />

die Ausweitung der Elektromobilität - und scheiterte auf ganzer<br />

Linie. Nicht einmal annähernd erreichte China die anvisierten<br />

500.000 eFahrzeuge bis 2011. Doch während internationale<br />

Medien die Elektromobilität in China schon für<br />

gescheitet erklärten, entwickelte sich bereits eine neue politische<br />

Initiative unter Führung wesentlich stärkerer Kräfte:<br />

Das Industrieministerium nahm sich der Sache an und veröffentlichte<br />

2012 einen industriellen Entwicklungsplan für<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

8.159<br />

2.580<br />

5.579<br />

2011<br />

12.791<br />

1.416<br />

Plug-in Hybrid-Elektrofahrzeuge<br />

Quelle: China Association of Automobile Manufacturers<br />

Die offensichtlichste Ursache hierfür sind hohe Subventionen<br />

und Steuererleichterungen für Elektrofahrzeuge. Alles<br />

in allem können Kunden mit Preisnachlässen von bis zu 50%<br />

auf den Herstellerpreis von Elektroautos rechnen. 2015 beträgt<br />

der staatliche Zuschuss beim Kauf eines Pkw mit rein elektrischem<br />

Antrieb umgerechnet bis zu 16.000 EUR. Hinzu kommt<br />

die für Elektrofahrzeuge abgeschaffte Verkaufssteuer, was<br />

einem weiteren Preisnachlass von rund 10% des Herstellerpreises<br />

entspricht. Das Besondere an Chinas Subventionsprogramm<br />

ist dabei die Langfristigkeit. Der Staat garantiert Subventionen<br />

für Elektroautos bis mindestens 2020. Die Höhe<br />

der Subventionen nimmt schrittweise ab, die Zahlen hierfür<br />

sind jedoch bereits heute bekannt. Für chinesische Autobauer<br />

bedeutet das ein geringeres Investitionsrisiko. Gleichzeitig<br />

17.642<br />

3.038<br />

11.375 14.604<br />

2012 2013 2014<br />

Elektrofahrzeuge<br />

45.048<br />

Deswegen setzt die Regierung gegenwärtig auch kaum auf<br />

das Privatkundengeschäft. Stattdessen soll öffentliche Beschaffung<br />

die Lücke füllen und die Nachfrage nach elektrischen<br />

Antrieben ankurbeln.<br />

Die Ziele, die die Regierung festgelegt hat, sind äußerst ambitioniert.<br />

Bereits bis Ende 2015 sollen 30% aller neu gekauften<br />

Fahrzeuge im öffentlichen Sektor elektrisch angetrieben sein.<br />

Bis 2019 soll diese Quote in Städten wie Peking bereits bei<br />

80% liegen. Städte, die die zentralstaatlichen Zielvorgaben<br />

nicht erfüllen, müssen mit schmerzhaften finanziellen Einbußen<br />

rechnen. Ob im öffentlichen Nahverkehr, in Taxiflotten,<br />

bei der Straßenreinigung, der Post oder bei der Polizei - allein<br />

die schiere Größe des öffentlichen Sektors in China macht<br />

32 Neue Mobilität Neue Mobilität 33


Über den Tellerrand geschaut - china<br />

Über den Tellerrand geschaut - china<br />

die öffentliche Beschaffung zu einem mächtigen Instrument.<br />

Der hohe zentralstaatliche Druck, der auf den Städten lastet,<br />

macht eine Nicht-Erfüllung nahezu undenkbar. Das Risiko<br />

bleibt jedoch hoch, dass der Dreiklang aus öffentlicher Beschaffung,<br />

Subventionen und Steuererleichterungen zu erheblicher<br />

Überproduktion führt, die auch langfristig nicht annähernd<br />

in Relation zur tatsächlichen Marktnachfrage steht.<br />

Benachteiligung internationaler Autobauer<br />

Doch dieses Risiko scheint aus Sicht der chinesischen Regierung<br />

geringer zu sein als das Risiko, den chinesischen Automobilmarkt<br />

langfristig an nicht-chinesische Autobauer zu<br />

verlieren. In der Förderung von Elektrofahrzeugen sieht sie<br />

trotz aller Kosten die große Chance, heimische Hersteller zu<br />

stärken. Und diese Rechnung scheint bislang aufzugehen.<br />

Zwar ist die Begeisterung der Kunden für ein Tesla Model S<br />

oder einen BMW i3 ungebremst. Doch die verkauften eFahrzeuge<br />

stammen zu 75% von chinesischen Autobauern. Allen<br />

voran der private Autobauer BYD, gefolgt von Geely und dem<br />

Pekinger Staatsunternehmen BAIC, dessen Fahrzeuge zunehmend<br />

in den Pekinger Taxiflotten zum Einsatz kommen.<br />

Die Ursache für diesen hohen Marktanteil chinesischer Autobauer<br />

ist die konsequente Benachteiligung von eAutos internationaler<br />

Unternehmen, die nicht in China gebaut wurden.<br />

Diese Fahrzeuge profitieren nicht von Subventionen und Steuererleichterungen<br />

und sind auch von öffentlicher Beschaffung<br />

ausgeschlossen. Doch bislang scheuen die internationalen<br />

Autobauer davor zurück, ihre durchaus auch für viele chinesische<br />

Kunden attraktiven eFahrzeuge in China zu produzieren,<br />

um von der chinesischen Förderung profitieren zu können.<br />

Denn dafür ist aufgrund des herrschenden Joint Venture-<br />

Zwangs eine Kooperation mit einem chinesischen Partner notwendig.<br />

Doch mit einem chinesischen Partner die neue und<br />

noch besonders sensible Technologie ihrer eFahrzeuge zu<br />

teilen, kommt bislang für viele der internationalen Autobauer<br />

nicht in Frage. Die einzige Option bleiben daher Fahrzeug-Importe.<br />

Dafür müssen die Autobauer jedoch hohe Importzölle<br />

in Kauf nehmen. Die Elektroautos von Tesla, BMW, VW und Co.<br />

kosten dadurch nicht nur deutlich mehr als in Deutschland<br />

oder den USA, sie sind auch bis zu viermal teurer als die<br />

stark subventionierten Elektroautos ihrer chinesischen Konkurrenten.<br />

Schneller Ausbau von Ladeinfrastruktur mit eigenen Standards<br />

Ein weiterer kritischer Punkt für internationale Autobauer ist<br />

der chinesische Ladestandard. Denn für den Schellladestandard<br />

(DC) setzt China auf einen eigenen Standard. Wer chinesische<br />

Infrastruktur nutzen wolle, müsse sich an den chinesischen<br />

Standard anpassen, heißt es von den verantwortlichen<br />

Stellen. China will sich keine internationalen Standards mehr<br />

diktieren lassen. Produktanpassungen und damit höhere Kosten<br />

sind die Folge für alle internationalen Anbieter, die nicht<br />

wie Tesla gleich ein eigenes Netz an Ladestationen aufbauen<br />

wollen. Doch die Debatte um den chinesischen Schnellladestandard<br />

dürfte auch jenseits der Kosten für die Produktanpassung<br />

langfristige Implikationen haben. Chinesische<br />

Industriepolitik war in der Vergangenheit immer dann erfolgreich,<br />

wenn sie Industrien gefördert hat, die von Infrastruktur<br />

abhängig sind. Denn die Integration in eine Infrastruktur<br />

erweitert die Palette der Möglichkeiten für staatliche Eingriffe:<br />

von der Standardsetzung über die Regulierung des Netzzugriffs<br />

bis hin zur öffentlichen Beschaffung. Der Zugang zur<br />

chinesischen Ladeinfrastruktur wird daher ein Knackpunkt<br />

sein. An ihm wird sich entscheiden, ob nicht-chinesische Elektroautos<br />

langfristig auf dem chinesischen Markt für Elektromobilität<br />

eine Chance haben.<br />

Doch während noch über den chinesischen Ladestandard<br />

diskutiert wird, schafft China bereits Fakten. Der massive<br />

Ausbau der Ladeinfrastruktur ist ein zentrales Element der<br />

politischen Zielvorgaben. Provinzen, Städte und die verantwortlichen<br />

Staatsunternehmen - allen voran der Stromkonzern<br />

State Grid - haben sich selbst Ziele gesteckt und sind verpflichtet,<br />

diese zu erfüllen. Unter Hochdruck installieren Städte im<br />

ganzen Land Ladestationen. Die ersten Autobahnen hat State<br />

Grid bereits mit Ladesäulen ausgestattet. Ein Plan der Zentralregierung<br />

zur Ausweitung der Ladeinfrastruktur steht kurz<br />

vor der Verabschiedung und dürfte diese Entwicklung noch<br />

weiter beschleunigen. Die Finanzierung des Infrastruktur-Ausbaus<br />

ist zwar auch in China eine Herausforderung, die nicht<br />

zu unterschätzen ist. Im Vergleich zu anderen Ländern kann<br />

der staatlich gewollte und koordinierte Ausbau jedoch zu einem<br />

entscheidenden Vorteil werden.<br />

Mit stärkeren Einschnitten bei Verbrennern ist zu rechnen<br />

Langfristig werden sich die hohe staatliche Anschubhilfe für<br />

eMobilität und die massiven Investitionen in die notwendige<br />

Ladeinfrastruktur jedoch nur lohnen, wenn der chinesische<br />

Privatkunde mitzieht. Noch scheint diese Hürde nahezu unüberwindbar.<br />

eAutos internationaler Marken finden chinesische<br />

Kunden attraktiv, aber aufgrund der immensen Kosten,<br />

können sich nur wenige ein solches Auto leisten. Doch bevor<br />

sie ein durch staatliche Subventionen vergünstigtes eAuto<br />

eines chinesischen Herstellers kaufen, wählen sie dann doch<br />

lieber den Verbrenner. Die einzige Chance, für eAutos in das<br />

chinesische Privatkundengeschäft vorzudringen, wären daher<br />

harte Einschnitte bei Preis und Nutzung von Fahrzeugen<br />

mit Verbrennungsmotor.<br />

Während dieser Schritt in Deutschland bislang vollkommen<br />

undenkbar ist, handelt es sich dabei in China schon heute nicht<br />

mehr um reine Zukunftsmusik. Acht große chinesische Städte,<br />

darunter Peking und Shanghai, seit Anfang 2015 auch Shenzhen,<br />

beschränken bereits die Zahl der Fahrzeugzulassungen.<br />

Weitere Städte werden diesem Beispiel folgen. In den betroffenen<br />

Städten ist es mittlerweile schwierig und zeitaufwändig,<br />

ein Auto mit Verbrennungsmotor anzumelden. eAutos sind<br />

die einzige Ausnahme, denn die sind von den Zulassungsbeschränkungen<br />

nicht betroffen. Für viele Kunden ist das der<br />

Hauptgrund dafür, eines der subventionierten chinesischen<br />

eAutos zu kaufen.<br />

Doch auch darüber hinaus dürften weitere Einschnitte bevorstehen,<br />

die die Nutzung von Verbrennern teurer machen. Eine<br />

Erhöhung der - staatlich regulierten - Benzinpreise ist zwar<br />

auch in China unpopulär. Dennoch geht der Trend in diese<br />

Richtung. So hielt China den Benzinpreis trotz des niedrigen<br />

globalen Ölpreises zuletzt konstant hoch, um die Entwicklung<br />

der Elektromobilität nicht zu gefährden. In Zukunft ist mit weiteren<br />

Preissteigerungen zu rechnen. Und die Konzepte der<br />

Planer in der Pekinger Zentralregierung gehen bereits einen<br />

Schritt weiter. So steht etwa die Einführung eines Handels mit<br />

Emissionsrechten für Fahrzeuge zur Debatte. Die Durchsetzung<br />

eines solchen Emissionshandels wäre aufwendig und<br />

würde nicht von heute auf morgen gelingen. Alleine die Diskussion<br />

darüber zeigt jedoch, dass die chinesische Führung<br />

im Zweifelsfall durchaus bereit ist, massive Eingriffe in die<br />

Preisstruktur des Automobilsektors vorzunehmen, um Elektroautos<br />

den Weg zu ebnen.<br />

Fahrzeugart<br />

Elektrofahrzeuge<br />

Plug-In Hybrid-<br />

Elektrofahrzeuge<br />

Fahrzeugmodell<br />

Quelle: China Monitor No 17, Mercator Institute for China Studies<br />

Erfolg nur mit attraktiven eAutos chinesischer Autobauer<br />

Die chinesische Regierung lässt keinen Zweifel daran, dass<br />

Elektromobilität die Zukunft des chinesischen Automobilsektors<br />

sein soll. Der politische und finanzielle Einsatz, mit<br />

dem sie dieses Ziel verfolgt, ist enorm. Es steht kaum in Frage,<br />

dass auf dieser Grundlage die Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge<br />

in China weiter rasant steigen wird. Ob sich eMobilität<br />

in China jedoch langfristig durchsetzt, wird sich am chinesischen<br />

Autokäufer entscheiden. Denn erst wenn die Mehrheit<br />

bereit ist, ein eAuto chinesischer Hersteller zu kaufen,<br />

besteht die Chance, dass die Rechnung der chinesischen Regierung<br />

aufgeht und sich ihr Investment in die Entwicklung<br />

dieser Industrie auszahlt. Dafür wiederum muss es chinesischen<br />

Autobauern gelingen, mit Hilfe der staatlichen Starthilfe<br />

in den kommenden Jahren attraktive Modelle für ihre<br />

Kunden zu entwickeln. Bis dahin wird der Staat jedoch weiter<br />

investieren - und alles dafür tun, dass internationale Autobauer<br />

davon möglichst wenig profitieren.<br />

Was kostet ein Elektroauto in Peking? 1<br />

Ursprünglicher<br />

Verkaufspreis<br />

(in CNY)<br />

Beiqi E150EV 220.800-230.800<br />

BYD E6<br />

BMW i3 (Import)<br />

Tesla Model S (Import)<br />

BYD Qin<br />

Roewe 550 Plug-In<br />

Chevrolet Volt (Import)<br />

309.800-369.800<br />

450.000<br />

648.000-852.500<br />

<strong>18</strong>9.800-209.800<br />

248.800-259.800<br />

498.000<br />

Verkaufspreis unter Einbeziehung<br />

aller Vergünstigungen (gerundet) 2<br />

106.900-116.100<br />

169.300-224.200<br />

450.000<br />

648.000-852.500<br />

140.350-158.650<br />

194.250-204.350<br />

498.000<br />

12.800-14.000<br />

20.300-26.900<br />

54.000<br />

77.800-102.300<br />

16.900-19.100<br />

23.300-24.600<br />

1<br />

Eigene Berechnungen auf Grundlage von www.auto.sina.com.cn/calculator/<br />

2<br />

Höhe der Subvention abhängig von Fahrzeugart sowie von der Reichweite des Fahrzeugs; die Höhe der lokal gezahlten Subventionen ist<br />

von Stadt zu Stadt unterschiedlich; Subventionen gelten für das Jahr 2014. Bis 2016 werden die Subventionen im Jahresrhythmus schrittweise<br />

gesenkt. Importierte Fahrzeuge profitieren nicht von den staatlichen Subventionen. Auch von der Reduzierung der Verkaufssteuer<br />

sind sie bislang ausgeschlossen.<br />

CNY<br />

Euro<br />

59.800<br />

34 Neue Mobilität Neue Mobilität 35


Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />

Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />

Elektromobilität<br />

im internationalen Vergleich<br />

An die Elektromobilität wurden hohe Erwartungen gestellt,<br />

die sich bis heute aber nicht erfüllt haben. Von einigen wenigen<br />

Staaten wie Holland und Norwegen abgesehen, die<br />

mit hohen steuerlichen oder direkten Förderungen den Umstieg<br />

auf batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) oder Plug-In-<br />

Hybride (PHEV) fördern, spielen die Zulassungszahlen für<br />

BEV und PHEV in den großen Automobilnationen praktisch<br />

keine Rolle.<br />

Aber heißt das, die Elektromobilität ist gescheitert, wie sich<br />

bereits die eine oder andere Stimme vernehmen lässt?<br />

Zulassungszahlen für BEV und PHEV Januar bis Juni 2015<br />

Emissionziele in g co 2<br />

/km 2020 und 2025<br />

127<br />

Wir meinen nein. Allerdings ist sie bislang im Wesentlichen<br />

getrieben durch die Emissionsgesetzgebung, vor allem in<br />

Europa, aber auch in den USA, dort vor allem durch das California<br />

Air Ressource Board (CARB). Ähnliche Ziele wurden<br />

auch in China und Japan definiert.<br />

Um Strafzahlungen zu vermeiden, müssen die Hersteller bis<br />

2025 die CO 2<br />

-Emissionen ihrer Flotten (und damit auch den<br />

Verbrauch) gegenüber 2013 um 26% bis 44% reduzieren, mit<br />

einem signifikanten ersten Schritt bereits bis 2020/2021.<br />

Deutschland Frankreich Italien Nordamerika Japan<br />

9.746 11.920 1.469 54.177 11.442<br />

EU Japan USA China<br />

> Corporate CO 2<br />

emission<br />

target (g/km)<br />

> Fuel efficiency targets<br />

(km/l)<br />

-41% -26% 178 -43% 169 -44%<br />

154<br />

132<br />

114<br />

116<br />

94 1) 101<br />

75 5)<br />

t.d.b.<br />

> CAFE 2) (mpg or g/mi)<br />

> Additional ZEV regulation CARB<br />

15.1 km/l 20.3 km/l<br />

286 g/mi 213 g/mi 163 g/mi<br />

> Potential 4) corporate CO 2<br />

emission targets (g/km)<br />

> Additional potential fleet<br />

xEV target share<br />

2013 >2021 2025 2013 2020 2025 2013 2020 2025 2013 2020 2025<br />

1) Average weight depended CO 2<br />

emission target, 2) EPA & NHTSA estimates of g/mi for passenger cars and light trucks combined, driving cycle compensated,<br />

3) End customer pull for low CO 2<br />

emission/low fuel consumption powertrain and/or alternative powertrains, 4) No decision made yet, 5) 68-78 g/km under<br />

discussion<br />

95<br />

Quelle: faw; epa; eu; inovar; roland berger<br />

Für die Hersteller bedeutet das nach mittlerem Flottengewicht<br />

angepasste europäische Ziel für 2020/2021 von 95g<br />

CO 2<br />

/km (entsprechend einem Verbrauch von ca. 4l Benzin<br />

bzw. 3,5l Diesel pro 100 km) eine Reduktion von 25% bis 30%<br />

gegenüber 2012. Diese können zu einem großen Teil durch<br />

Optimierungsmaßnahmen im Verbrennungsmotor und Antriebsstrang,<br />

durch Reduktion von Luft- und Rollwiderstand<br />

sowie durch Start-Stop-Systeme und konstruktiven Leichtbau<br />

erreicht werden. Je nach Hersteller verbleibt jedoch eine<br />

Lücke von 3g bis 10g, die nur durch Einführung eines Anteils<br />

elektrischer Fahrzeuge geschlossen werden kann.<br />

Bei heutigen Kosten von ca. 4.500 bis 5.000 Euro für eine 20<br />

kWh Batterie, die eine (aus Kundensicht immer noch zu geringe<br />

Reichweite) von real 150 bis 200 km für ein kleineres BEV<br />

erlaubt, müssen diese immer noch deutlich teurer als ein<br />

vergleichbares konventionelles Fahrzeug verkauft werden.<br />

Obwohl der Absatz von Elektrofahrzeugen in diesem Jahr gestiegen<br />

ist, gibt es daher noch keinen sich selbst tragenden<br />

Volumenmarkt für BEV und PHEV in Deutschland.<br />

Akzeptanzbestimmende Faktoren für den Kauf von Elektrofahrzeugen<br />

in unterschiedlichen Kundengruppen in Deutschland<br />

Kaufpreis/TCO<br />

Kaufpreis<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Technologie<br />

Umgebungseinflüsse<br />

Infrastruktur/<br />

Laden BEV<br />

Quelle: roland berger<br />

Privatkunden<br />

Kaufpreis<br />

Dienstwagennutzer<br />

Gewerbliche<br />

Käufer<br />

Keine Bedeutung für Kaufentscheidung<br />

TCO<br />

Sehr große Bedeutung für Kaufentscheidung<br />

Die Marktentwicklung in Deutschland verläuft nach wie vor<br />

sehr schleppend und nicht parallel zum steigenden Angebot<br />

an Elektrofahrzeugen, der angestrebte Markthochlauf auf<br />

kumuliert 1 Mio. Elektrofahrzeuge bis 2020 scheint mit den<br />

heute vorhandenen Rahmenbedingungen nicht erreichbar.<br />

Damit in Deutschland für Elektrofahrzeuge ein selbsttragender<br />

Markt entsteht, muss deren Akzeptanz in der Breite<br />

sichergestellt werden. Diese basiert vor allem auf vier Einflussfaktoren,<br />

die durch geeignete positive Rahmenbedingungen<br />

und Anreizsysteme beeinflusst werden können:<br />

• Kaufpreis: ist die Einschätzung von Privatkunden (ca. 40%<br />

Anteile) und Dienstwagennutzern bzw. gewerblichen Nutzern<br />

(je ca. 30 % Anteil) zum Mehrpreis von Elektrofahrzeugen<br />

• umgebungseinflüsse: umfassen z.B. den Einfluss von<br />

Nachbarn/Freunden, Pressemeinung, gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

• Leistungsfähigkeit Technologie: umfasst das Wissen über<br />

Elektromobilität sowie die subjektive Nutzereinschätzung<br />

der Leistungsfähigkeit von Elektrofahrzeugen<br />

• Infrastruktur/Laden BEV: umfasst die wahrgenommene<br />

Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten und die Einfachheit<br />

des Ladens (nur bei BEV von hoher Bedeutung)<br />

Von diesen haben Kaufpreis bzw. Gesamtkosten bei allen<br />

Nutzergruppen die größte Bedeutung.<br />

Aus unseren Analysen geht hervor, dass ohne subventionierende<br />

Maßnahmen (z.B. steuerliche Förderung) der Anteil von<br />

Elektrofahrzeugen am deutschen Fahrzeugbestand nur zwischen<br />

500.000 und 600.000 Fahrzeugen liegen wird, so dass<br />

die Hersteller zu deutlichen Preisnachlässen gezwungenwürden,<br />

um die aus regulatorischer Sicht notwendigen Flottenanteile<br />

zu erzielen. Die zu erwartende weitere Kostenreduktion<br />

für eFahrzeug-Komponenten - insbesondere der<br />

Batterie, die 2020 etwa 150 bis 170 Euro pro kWh kosten<br />

dürfte - wird diese notwendigen Nachlässe noch nicht kompensieren.<br />

Und wo steht Deutschland heute im internationalen Vergleich?<br />

Elektromobilität im Vergleich: Japan führend, gefolgt von<br />

USA und Frankreich<br />

Im gemeinsam mit der fka (Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen<br />

mbH Aachen) herausgegeben »Index Elektromobilität«<br />

vergleichen wir periodisch die relative Wettbewerbsposition<br />

einzelner Automobilnationen mittels drei zentraler<br />

Indikatoren: Technologie, Industrie und Markt.<br />

Die einzelnen Indikatoren werden von Roland Berger Strategy<br />

Consultants und fka gewichtet und im Index Elektromobilität<br />

zusammengeführt. Der Index zeigt, in welchem Maße<br />

einzelne Nationen an dem durch Elektromobilität entstehenden<br />

Markt teilhaben können. Die angewandten Kriterien<br />

werden dabei wie folgt bewertet:<br />

1. Technologie<br />

• Technologische Leistungsfähigkeit und Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis aktuell am Markt erhältlicher sowie zur zeitnahen<br />

Markteinführung vorgestellter Elektrofahrzeuge<br />

36 Neue Mobilität Neue Mobilität 37


Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />

Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />

• Nationale F&E-Programme im Bereich Elektromobilität.<br />

Ausschließliche Berücksichtigung von Forschungsförderung<br />

(keine Industriekreditprogramme, Budgets für Kaufanreize<br />

etc.)<br />

2. Industrie<br />

• Nationale Fahrzeugproduktion (Pkw, leichte Nutzfahrzeuge)<br />

kumuliert 2013-2017 unter Berücksichtigung von BEV<br />

und PHEV<br />

• Nationale Batteriezellenproduktion (kWh) kumuliert 2013-<br />

2017<br />

3. Markt<br />

Aktueller Marktanteil von Elektrofahrzeugen am Gesamtfahrzeugmarkt<br />

(Betrachtungszeitraum 12 Monate)<br />

gen in der Förderung bei gleichbleibend günstigem Preis-<br />

Leistungsverhältnis der heimischen Fahrzeuge zu und rückt<br />

damit auf den ersten Platz vor. China verbessert sich bei weiterhin<br />

sehr hohen Fördersummen technologisch leicht. In<br />

China führt dabei die Einführung vollwertiger Elektrofahrzeuge<br />

aus heimischer Fertigung zu einer nachhaltigen Aufwertung<br />

in diesem Indexparameter.<br />

In Bezug auf die staatliche Förderung von Elektromobilität<br />

sind in den USA, Deutschland, Italien und Korea zum Jahresende<br />

2014 eine Vielzahl von Förderprogrammen ausgelaufen.<br />

Einzig Japan bildet hier eine Ausnahme, da seitens der Regierung<br />

neue (wenn auch nur kleinere) Förderprogramme aufgesetzt<br />

wurden. In China und Frankreich bleibt die Höhe der<br />

insgesamt zur Verfügung stehenden Fördermittel konstant.<br />

da sich koreanische Hersteller insbesondere bei europäischen<br />

OEM weitere Zuliefervolumina sichern konnten. Der<br />

bereits in der letzten Ausgabe des Index Elektromobilität<br />

(Q3/2014) erkennbare Trend eines deutlich wachsenden<br />

Wertschöpfungsanteils Chinas setzt sich, gestützt durch die<br />

weiter gestiegene inländische Nachfrage nach Zellen aus<br />

(primär) lokaler Fertigung, fort. Sofern japanische oder koreanische<br />

Zellhersteller nicht mittelfristig eine Lokalisierung<br />

ihrer Zellproduktionen in Europa anstreben, bleibt eine signifikante<br />

Teilhabe Europas an der globalen Zellwertschöpfung<br />

weiterhin unwahrscheinlich. Der stärkere Preisverfall von<br />

Lithium-Ionen-Zellen führt, trotz wachsender Nachfrage, zu<br />

einem gegenüber dem letzten Betrachtungszeitraum insgesamt<br />

stabil bleibenden Marktvolumen.<br />

Im Indikator Markt entwickeln sich die Absatzzahlen von BEV<br />

und PHEV in allen Märkten deutlich positiv, wenngleich auf<br />

niedrigem Niveau. Während sich in China der Absatz von Elektrofahrzeugen<br />

im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt<br />

hat, verzeichnen Deutschland und Frankreich mit 27% bzw.<br />

13% jeweils zweistellige Zuwächse. Die einzige Ausnahme<br />

bildet Korea, welches einen Absatzrückgang von ca. 22% verbucht.<br />

Frankreich behauptet mit dem höchsten relativen Anteil<br />

von Elektrofahrzeugen an den Gesamtverkäufen um ein<br />

weiteres Mal die Spitzenposition und vergrößert gleichzeitig<br />

wieder den Abstand zu den Verfolgern USA und Japan,<br />

welche jeweils nur im hohen einstelligen Bereich wachsen.<br />

Deutschland schließt weiter zu den führenden Nationen auf,<br />

jedoch noch immer mit deutlichem Abstand.<br />

Förderprogramme im Vergleich<br />

Ranking führender Automobilnationen im Überblick (Index Elektromobilität, Q1 2015)<br />

Industrie Technologie Markt<br />

Japan 3,8 Japan 3,1 Frankreich<br />

5,0<br />

USA 3,3 Frankreich 3,0 Japan<br />

5,0<br />

China 2,5 Korea 3,0 USA<br />

5,0<br />

Korea 2,0 Deutschland 2,6 Deutschland<br />

3,2<br />

China<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Korea<br />

Italien<br />

Japan<br />

(Mio.EURO) (% des BIP) 1)<br />

7.684 0,114<br />

47 0.000<br />

1.025<br />

0,041<br />

925 0,046<br />

105 0,012<br />

0 0,000<br />

171 0,004<br />

Deutschland 1,4 China 1,9 China<br />

1,7<br />

1) Relativbezug der Fördermaßnahmen jeweils auf aktuelles BIP (2014)<br />

Frankreich 1,0 USA 0,7 Italien<br />

0,9<br />

Zellproduzenten und Volumen (Fahrzeugzellen) nach Ländern bis 2017<br />

Italien 0,0 Italien 0,2 Korea<br />

0,4<br />

Erwarteter globaler Marktanteil, 2017 1)<br />

Inländische Zellproduktion, 2013-2017 (MWh)<br />

Gesamtbewertung: 1. Japan, 2. Frankreich, 3. USA<br />

Quelle: roland berger<br />

Im Indikator Technologie rutscht Deutschland im Vergleich<br />

zum Ende letzten Jahres vom ersten auf den vierten Platz ab.<br />

Das von deutschen OEMs angekündigte breitere Ausrollen von<br />

Elektrofahrzeugen in die Volumensegmente der Mittelklasse,<br />

und der damit einhergehende Anteilsgewinn von BEV und<br />

PHEV mit verhältnismäßig geringerem Ausstattungsniveau im<br />

Modellmix sind hierfür genauso verantwortlich wie das Auslaufen<br />

eines großen Teils der staatlichen Förderprogramme.<br />

Gleichzeitig nimmt der technologische Reifegrad aber weiterhin<br />

zu. Korea verliert aus dem gleichen Grund und liegt nun drittplatziert<br />

hinter Japan und Frankreich. Ein Fortbestehen der Förderprogramme<br />

sowie eine weitere Verschiebung des französischen<br />

Flottenmix in Richtung technisch höherwertiger<br />

Fahrzeuge begünstigt diese Entwicklung. Japan legt hinge-<br />

Im Bereich Industrie schließen die USA weiter deutlich zu Japan<br />

auf; auch China legt stark zu. Als die einzigen Nationen<br />

mit hohem nationalem Wertschöpfungsanteil sowohl in der<br />

Fahrzeug- als auch in der Zellfertigung liegen diese drei Länder<br />

deutlich vor den anderen Automobilnationen. Die hohe<br />

Konzentration der Nachfrage auf die Märkte USA und Japan<br />

schlägt sich weiterhin zu Ungunsten europäischer Volumen-<br />

OEM nieder. Maßgeblich hierfür ist, dass die in Europa neu<br />

eingeführten Fahrzeuge im US-Modellmix eine verhältnismäßig<br />

kleine Rolle spielen.<br />

In der Zellfertigung bleibt die globale Verteilung der nationalen<br />

Wertschöpfung im Vergleich zum vorhergehenden Betrachtungszeitraum<br />

weitgehend stabil. Korea gewinnt leicht,<br />

Panasonic<br />

SANYO<br />

SAMSUNG<br />

AESC<br />

LG Chem<br />

GSYUASA<br />

BYD<br />

SK-Innovation<br />

Japan<br />

Korea<br />

Japan<br />

Korea<br />

Japan<br />

China<br />

Korea<br />

1%<br />

6%<br />

5%<br />

<strong>18</strong>%<br />

17%<br />

22%<br />

26%<br />

Japan<br />

Korea<br />

China<br />

USA<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

1) Marktwert 2017 auf Basis USD wie folgt abgeleitet: 490 USD/kWh für PHEWs und 350 USD/kWh für EVs, 2) Mit Anteil Primearth<br />

Quelle: fka, roland berger lib marktmodell, stand q1/2014<br />

100<br />

0<br />

0<br />

4.700<br />

4.600<br />

8.900<br />

19.200<br />

> Führender Zellproduzent<br />

> Panasonic führend bei Consumer-Zellen<br />

> Vor allem LG Chem und Samsung<br />

> SK-Innovation wird Korea-Footprint zugerechnet<br />

> Vor allem BYD, Lishen und andere »local for<br />

local« Player<br />

> Weiterhin vor allem A123 und japanische Hersteller<br />

mit lokaler Produktion (AESC)<br />

> Vor allem LiTec; Produktion wird 2015 eingestellt<br />

> Keine signifikante Zellproduktion<br />

> Keine signifikante Zellproduktion<br />

38 Neue Mobilität Neue Mobilität 39


Über den Tellerrand geschaut - Roland Berger Index Elektromobilität<br />

Erwartete Produktion von EV und PHEV bis 2017<br />

Inlandsproduktion EV/PHEV ('000 Fzg.)<br />

Japan 441<br />

USA 545<br />

Deutschland 292<br />

China 307<br />

Frankreich 250<br />

Korea 11<br />

Keine signifikante EV/PHEV-Produktion in Italien erwartet<br />

Quelle: fka, roland berger<br />

Top 3 Modelle je Land<br />

Mitsubishi Outlander PHEV, Nissan Leaf EV, Toyota<br />

Prius PHEV<br />

Nissan Leaf EV, Tesla Model S, Chevrolet Volt PHEV<br />

BMW i3, VW Passat PHEV, Porsche Panamera PHEV<br />

BYD Qin, Kandi KD, Chery QQEV<br />

Renault ZOE Z.E., smart fortwo ED, Renault Kangoo Z.E.<br />

Kia Soul EV, Kia Ray EV, Chevrolet Spark EV<br />

eAUTOS<br />

IN<br />

DEUTSCHLAND:<br />

INNOVATION<br />

Elektromobilität 2030: BEV und PHEV werden zur Normalität<br />

BEV und PHEV werden bis 2030 die Mehrzahl der globalen<br />

Fahrzeugregistrierungen darstellen. Während BEV insbesondere<br />

in den Städten herkömmliche Verbrennungsmotoren<br />

verdrängen und insbesondere vom stark wachsenden Trend<br />

zum Carsharing profitieren, werden PHEV, aber auch die<br />

ersten Brennstoffzellenfahrzeuge den Langstreckeneinsatz<br />

dominieren.<br />

Bereits in den nächsten 8 bis 10 Jahre ist davon auszugehen,<br />

dass diese Technologien für viele Kunden eine wirtschaftlich<br />

attraktive Alternative darstellen. Dabei spielen insbesondere<br />

weiter deutlich sinkende Batteriekosten und Skaleneffekte<br />

durch neue, »purpose design« PHEV Architekturen eine<br />

wichtige Rolle. Die aufgezeigten regulatorischen Maßnahmen<br />

werden diesen Trend zusätzlich beschleunigen.<br />

Trotz niedrigerer Kosten stellen batterieelektrische Fahrzeuge<br />

für die Masse der Kunden auch in den nächsten 10 bis<br />

12 Jahren keine wirtschaftlich attraktive Option dar, insbesondere<br />

mit Carsharing Systemen als kostengünstige Alternative<br />

zum Besitz eines Zweitwagens für den Stadtverkehr.<br />

Dort finden BEV aber den perfekten Einsatzfall. Mit hoher<br />

jährlicher Laufleistung, insbesondere im Stadtverkehr und<br />

der komfortablen Nutzung induktiver Ladesysteme ist ihr<br />

Einsatz gegenüber konventionellen Fahrzeugen schnell<br />

amortisiert.<br />

Bis 2025 werden erste modulare Architekturen, die speziell<br />

auf PHEV abgestimmt sind zum Einsatz kommen. Treiber hierfür<br />

ist die verstärkte Kundennachfrage insbesondere in Nordamerika,<br />

sowie die Notwendigkeit eines signifikant höheren<br />

Einsatzes von BEV und PHEV, um die bis 2025 zu erwartenden<br />

Emissionsgrenzwerte, insbesondere in China und Europa<br />

zu erreichen. In Europa beispielsweise wird ein 75 g Ziel<br />

BEV/PHEV-Anteile von über 30% an den jährlichen Zulassungszahlen<br />

erfordern.<br />

Diese neuen, »purpose designed« Architekturen werden das<br />

Potenzial elektrischer Motoren voll ausnutzen und mit kostengünstigeren<br />

Verbrennungsmotoren und Getrieben auskommen.<br />

Neben PHEV profitieren auch BEV und Brennstoffzellenfahrzeuge<br />

von den zu erwartenden Skaleneffekten.<br />

Noch wichtiger für weitere Kostenreduktionen ist der Fortschritt<br />

in der Speichertechnologie. Die nächsten Batteriegenerationen<br />

werden eine weiter steigende spezifische Energie<br />

aufweisen. Durch Einführung neuer Elektrodenmaterialien<br />

(sog. Hochenergie-NCM- und Hoch-Volt-Spinell-Katoden in<br />

Verbindung mit Silizium-Karbon-Anoden) ist von einem Absinken<br />

der Preise für die Gesamtbatterie auf ca. 100 Euro pro<br />

kWh bis 2025 auszugehen. Bis 2030 können neue Batterien<br />

mit sog. Konversionsmaterialien weitere steigende Energiedichten<br />

und Kosten auch unter 100 Euro pro kWh erlauben.<br />

Fazit: Der Elektromobilität gehört die Zukunft<br />

Als Fazit bleibt festzuhalten: Mit überzogenen Erwartungen<br />

gestartet, entwickelt sich die Elektromobilität langsam, aber<br />

unaufhaltsam weiter und wird bis 2030 zur dominierenden<br />

Antriebstechnologie werden, insbesondere auch getrieben<br />

durch neue Mobilitätskonzepte, die kontinuierlich Marktanteile<br />

gewinnen. Die deutsche Industrie ist hier im Wettbewerb<br />

gut aufgestellt, droht allerdings insbesondere in der<br />

Speichertechnologie den Anschluss zu verlieren, wenn gute<br />

Forschungskonzepte nicht auch in die industrielle Massenfertigung<br />

umgesetzt werden.<br />

Dr. Wolfgang Bernhart<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

www.rolandberger.com<br />

ODER<br />

STILLSTAND<br />

DER AUTOMOBILINDUSTRIE?<br />

Experten-Meinungen und Erfahrungsberichte aus dem Alltag<br />

40 Neue Mobilität


eAutos in Deutschland<br />

Geschichte der Elektroautos<br />

Von der Entwicklung der Batterie bis hin zur zukunftsweisenden Mobilität von heute<br />

1900<br />

<strong>18</strong>96 - 1912<br />

Blütezeit der Elektromobilität<br />

Rund 34.000 Elektrofahrzeuge werden allein in<br />

den USA registriert. Weltweit gibt es über 565<br />

verschiedene Marken von Elektroautos.<br />

Radnabenmotor<br />

Auf der Weltausstellung in Paris wird<br />

der Lohner-Porsche, der durch zwei<br />

elektrische Radnabenmotoren angetrieben<br />

wird, der Weltöffentlichkeit<br />

präsentiert.<br />

ab 1912<br />

Elektrofahrzeuge als Nischenprodukte<br />

Durch Fließbandarbeit, höhere Reichweiten und<br />

die Einführung des elektrischen Starters wird<br />

der Verbrennungsmotor mehr und mehr zur dominierenden<br />

Antriebsart.<br />

Elektroautos verschwinden aber nie ganz von der<br />

Bildfläche: es gab immer wieder neue Modelle,<br />

Prototypen oder Kleinserien mit einem rein- oder<br />

teilelektrischen Antrieb.<br />

seit 2003<br />

Renaissance der Elektromobilität<br />

Kleine unabhängige Unternehmen produzieren<br />

eigene Elektrofahrzeuge oder bauen konventionelle<br />

Serienfahrzeuge um. Tesla Motors setzt<br />

2006 mit dem Tesla Roadster neue Maßstäbe in<br />

der Elektromobilität.<br />

<strong>18</strong>80<br />

Blei-Akku<br />

Der Blei-Akku erhält Serienreife<br />

und kann industriell hergestellt<br />

werden.<br />

2015<br />

<strong>18</strong>51<br />

eAutos in Deutschland<br />

Elektrofahrzeuge als Teil der Mobilität von heute<br />

Hybrid- und Elektroautos werden von allen großen<br />

Automobilherstellern als Serienfahrzeuge angeboten.<br />

Die Zeichen für eine erneute Renaissance der<br />

Elektromobilität stehen erstmals wieder gut..<br />

Schienenverkehr<br />

Das erste große Schienenfahrzeug mit<br />

Elektroantrieb erreicht eine Spitzengeschwindigkeit<br />

von 31 km/h.<br />

<strong>18</strong>99<br />

Elektro-Rennwegen knackt 100 km/h<br />

Als erstes Straßenfahrzeug erreicht der<br />

Elektro-Rennwagen La Jamais Contente<br />

eine Geschwindigkeit von mehr als 100<br />

km/h.<br />

<strong>18</strong>88<br />

Flocken Elektrowagen<br />

Das weltweit erste Elektroauto - ein<br />

hochrädriger Kutschwagen - verfügt<br />

über einen Elektromotor mit 0,7 kW<br />

Leistung. Die Kraftübertragung erfolgt<br />

über Lederriemen auf die Hinterachse.<br />

<strong>18</strong>81<br />

Trouvé Tricycle<br />

Der Franzose Gustave Trouvé<br />

präsentiert sein »Trouvé<br />

Tricycle« mit Elektromotor<br />

und Blei-Akku.<br />

<strong>18</strong>21<br />

Grundstein für die Elektroindustrie<br />

Michael Faraday demonstriert erstmals die<br />

Bewegung durch Elektromagnetismus.<br />

<strong>18</strong>35<br />

Patent auf Elektromotor<br />

Entwicklung des ersten elektrischen<br />

Schienenfahrzeugs von Thomas Davenport.<br />

<strong>18</strong>00<br />

Volta'sche Säule<br />

Der Italiener Alessandro Giuseppe<br />

Antonio Anastasio Volta erfindet<br />

die erste Batterie.<br />

42 Neue Mobilität<br />

Neue Mobilität 43


eAutos in Deutschland - VOLKSWAGEN ABSEITS DES VERBRENNERS<br />

eAutos in Deutschland - VOLKSWAGEN ABSEITS DES VERBRENNERS<br />

Volkswagen abseits<br />

des Verbrenners<br />

Der neue Schaltplan der Automobilindustrie<br />

Dipl.-Ing. Frank K. Urban<br />

Geschäftsführer<br />

time2 Business Consulting GmbH<br />

www.time2.de<br />

Die Elektromobilität in Deutschland kommt sieben Jahre<br />

nach Gründung der Nationalen Plattform Elektromobilität<br />

kaum voran. Trotz der Nachteile der Stromer gegenüber Autos<br />

mit Verbrennungsmotoren gehen Politik und Industrie<br />

weiter davon aus, dass die Elektrofahrzeuge ab 2020 mehr<br />

Käufer erobern. Dann sollen laut Plan der Bundesregierung<br />

eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs<br />

sein. Die Autohersteller tragen durch ihre Margensysteme<br />

eine Mitschuld am schleppenden Absatz von Elektroautos.<br />

Sie bieten den Händlern und damit den Endkunden zu wenig<br />

Anreiz. In anderen Ländern führte eine massive Förderung<br />

zum Erfolg.<br />

Bis 20<strong>18</strong> will der Volkswagen Konzern Marktführer in der<br />

eMobilität sein. Vor einem Jahr waren insgesamt 14 Modelle<br />

mehrerer Konzern-Marken mit Elektro- oder Hybridantrieben<br />

verfügbar. Der Plan war bei entsprechender Nachfrage bis zu<br />

40 neue Modelle mit alternativen Antrieben auszurüsten. Der<br />

Volkswagen-Ansatz für die Mobilitätzukunft ist ein breites<br />

Spektrum von hocheffizienten, umweltfreundlichen Diesel-,<br />

Benzin- und Erdgasmotoren bis hin zu klassischen Hybriden<br />

sowie reinen Batteriefahrzeugen und Plug-In Hybriden.<br />

Seit den 1970er-Jahren hat der Volkswagen-Konzern mindestens<br />

drei größere Anläufe unternommen, Elektroautos unters<br />

Volk zu bringen. Ein Beispiel dafür ist die eAuto-Modellreihe<br />

CityStromer - leider ohne Erfolg. Wie es gerade auch Daimler<br />

wiederholt mit technischen Innovationen erlebt hatte, waren<br />

die Wolfsburger mit ihren Elektrofahrzeugen zu früh. Wolfsburg<br />

unternimmt aktuell mit dem E-Up, die rein batteriegetriebene<br />

Variante des Kleinwagens - den nächsten Versuch. Neben<br />

dem E-Up und dem E-Golf gibt es im Konzern den Audi<br />

R8 E-Tron. Einen elektrischen Skoda Citigo, wird es vorerst<br />

nicht geben. In weiteren deutschen Automobilfabriken laufen<br />

bei BMW der i3, bei Ford der Focus Electric, bei Smart der<br />

eletric drive und bei Daimler die B-Klasse Electric Drive vom<br />

Band.<br />

Diese und weitere Entwicklungen sowie die vielfältigen Verbindungen<br />

in der Elektro-Automobilentwicklung werden im folgenden<br />

beschrieben. Dabei werden Kooperationen, Allianzen,<br />

Projekte und Konsortien fünf ausgewählten Kompetenzfeldernder<br />

Elektromobilität (Elektromotorisierung, Batterietechnologie,<br />

Ladetechnologie, Leichtbau sowie Mobilitätslösungen)<br />

zugeordnet. Dies verschafft einen Überblick und<br />

ist ein Ausschnitt aus der Fachstudie »Elektromobilität - Der<br />

neue Schaltplan der Automobilindustrie: Teil 3 - Volkswagen<br />

AG« der time2 Business Consulting GmbH, Berlin.<br />

Kompetenzfeld Elektromobilisierung<br />

Volkswagen und Toshiba Corporation kooperieren bei der<br />

Entwicklung von Elektroantrieben und der dazugehörigen<br />

Leistungselektronik für die geplante New Small Family von<br />

Volkswagen. In China sollen zwei Elektroautos, in Zusammenarbeit<br />

mit seinen zwei Joint-Venture-Partnern FAW-<br />

Volkswagen und Shanghai-Volkswagen entwickelt werden.<br />

Mit seinem chinesischen Partner SAIC hat Volkswagen beschlossen,<br />

das Stammwerk des Joint Venture SVW für die neuen<br />

Herausforderungen bezüglich der lokalen Produktion von Elektroautos<br />

auszubauen. Und in Deutschland hat Volkswagen<br />

das Know-how für eMotoren und Batteriesysteme in den eigenen<br />

Komponentenwerken massiv aufgebaut.<br />

Kompetenzfeld Batterietechnologie<br />

Bezüglich der Batterietechnologien, gibt es nach wie vor erheblichen<br />

Bedarf an technologischer Grundlagenforschung.<br />

Anzahl und inhaltlicher Fokus von Kooperationen und Startups<br />

liefern hierzu Hinweise. Bei der Entwicklung von neuen,<br />

hocheffizienten Lithium-Ionen-Akkus arbeitet Volkswagen mit<br />

den japanischen Konzernen Toshiba und Sanyo, sowie dem<br />

chinesischen Unternehmen BYD zusammen. Die Volkswagen<br />

Konzernforschung arbeitet bei der Entwicklung von neuen Batteriezellen<br />

für Elektrofahrzeuge aber auch noch mit der Universität<br />

Münster zusammen. Ende 2014 hat sich Volkswagen<br />

darüber hinaus mit 5% am US-Startup Quantum Scape beteiligt,<br />

welches neuartige, sogenannte Feststoffbatterien mit vergleichbar<br />

hoher Energiedichte entwickelt, wie man sie von fossilen<br />

Brennstoffen kennt. Eine Entscheidung über die Zukunft<br />

der Feststoffbatterien in seinen Fahrzeugen will Volkswagen<br />

aber erst noch treffen. Auch wenn diese Technologie auch<br />

für eine Verbesserung der Kostensituation bei Akkus vielversprechend<br />

scheint, versucht Volkswagen weiterhin seine<br />

Produktionskompetenzen bei der etablierten Batterietechnologie<br />

auszubauen. Im Joint Venture Volkswagen Varta Forschungsgesellschaft<br />

wollen Volkswagen und Varta Microbattery<br />

Kompetenzen in der Zellenfertigung aufbauen und diese<br />

Schlüsseltechnologie auch in Deutschland ansiedeln.<br />

Kompetenzfeld Ladetechnologie<br />

Für die Energierückgewinnung während der Fahrt haben die<br />

Volkswagen-Techniker drei sogenannte Rekuperationsstufen<br />

programmiert. Sie bestimmen, wie viel Strom der zum Generator<br />

umgepolte Elektro-Motor im Leerlauf und beim Bremsen<br />

erzeugt und wieder in die Batterie einspeist. Jenseits von<br />

zu Hause oder vom Arbeitsplatz sind feste Ladestationen<br />

selten und anwenderfreundliche Bezahlsysteme fehlen. RWE<br />

stattet Standorte von Volkswagen mit Ladesäulen aus. Die<br />

Technik dafür liefert die RWE Effizienz GmbH. Und Aldi eröffnet<br />

Stromtankstellen in Kooperation mit RWE. Volkswagen<br />

will Elektrofahrzeuge mit dem neuen »Combined Charging<br />

System« ausrüsten. Das System entstammt einer Kooperation<br />

aller deutschen Fahrzeughersteller mit General Motors<br />

und Ford und beendet den Steuer- und Adapter-Wirrwarr.<br />

Den passenden Ökostrom liefert die Volkswagen Bank<br />

GmbH gemeinsam mit LichtBlick SE. Die Energie im neuen<br />

»BluePower«-Tarif wird komplett emissionsfrei und klimaneutral<br />

erzeugt und stammt ausschließlich aus Wasserkraftwerken<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

Kompetenzfeld Leichtbau<br />

Volkswagen und Ford wollen gemeinsam mit anderen Partnern<br />

die Entwicklung von besonders leichten Karosserien für<br />

Elektroautos vorantreiben. Sie haben ein Forschungskonsortium<br />

gegründet um eine für Großserien taugliche Karosserie<br />

zu entwerfen. Dabei sollen besonders leichte Materialien verwendet<br />

und ressourcensparende Verfahren eingesetzt werden.<br />

An dem von der deutschen Bundesregierung im Rahmen<br />

des Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität geförderten<br />

Projekt sind insgesamt 14 Partner beteiligt, darunter<br />

auch ThyssenKrupp, Hydro Aluminium und die Technische<br />

Hochschule Aachen. Koordiniert wird das Konsortium von<br />

Volkswagen. Gewichtsreduzierende, crashkompatible Komponenten<br />

aus textilverstärkten Thermoplasten für den Einsatz<br />

in Autos näher unter die Lupe zu nehmen, ist das Ziel einer<br />

Forschungskooperation zwischen dem ILK der Technischen<br />

Universität Dresden und der Volkswagen AG. Beim E-Up zum<br />

Beispiel bleibt Volkswagen aber bei klassischem Stahl.<br />

Kompetenzfeld Mobilitätslösungen<br />

Um die Elektromobiltät als attraktives Angebot dem Kunden<br />

schmakhafter zu machen, gibt es von Volkswagen das Rundum-sorglos-Paket:<br />

Dazu gehören Mietangebote und besondere<br />

Finanzierungen, eine eMobilitäts-Garantie für Liegenbleiber<br />

damit sie zur Ladestation kommen, eine Garantie auf<br />

die Batterie, das Laden mit Ökostrom, die Möglichkeit einer<br />

Fernbedienung per Smartphone, spezielle Ladeprozesse und<br />

»Stromtankstellen«. Mit »Think Blue. Share a Volkswagen«<br />

stehen an der Technischen Universität Braunschweig, der<br />

Technischen Universität Clausthal sowie der Ostfalia Hochschule<br />

38 E-Up! für das Carsharing zur Verfügung, um an einem<br />

energieeffizienten Konzept für das Elektrofahrzeug-Sharing<br />

zu forschen. Und Quicar kooperiert mit Großraum-Verkehr<br />

Hannover (GVH) »Quicar - Share a Volkswagen« dem Verkehrsverbund<br />

im ÖPNV in der Region Hannover.<br />

Fazit<br />

Wir befinden uns nach dem Fahrplan zum Leitmarkt Elektromobilität<br />

der Bundesregierung am Ende der Phase 2 dem<br />

Markthochlauf. Dafür wird immer noch sehr viel geforscht und<br />

das notwendigerweise. Laut der 10. Automotive-Innovations-<br />

Studie 2015 des Center of Automotive Management standen<br />

2014 die Innovationen in der Automobilindustrie quantitativ<br />

auf einem neuen Höhepunkt. Insgesamt wurden 1.220 Innovationen<br />

bei <strong>18</strong> Automobilkonzernen und ihren 53 Marken<br />

gelistet. Nach 1.023 Innovationen im Jahr 2013 ein neuer<br />

Rekordwert. Dabei stammen von deutschen Autoherstellern<br />

37% aller Innovationen, von japanischen Autobauern <strong>18</strong>% und<br />

von amerikanischen Konzernen 17%. Ernüchterung kehrt ein<br />

bei alternativen Antriebsinnovationen und hier vor allem bei<br />

der eMobilität, im Jahr 2014 gab es nur elf. Das ist seit 2008<br />

der niedrigste Stand und kann nach Einschätzung der Studie<br />

den Schluss zulassen, dass »kurzfristig kaum mit signifikanten<br />

Markterfolgen« bei den Elektroautos der kommenden<br />

Generation (höhere Reichweite, niedrigere Batteriekosten)<br />

44 Neue Mobilität Neue Mobilität 45


intercharge<br />

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eAutos in Deutschland - VOLKSWAGEN ABSEITS DES VERBRENNERS<br />

eAutos in Deutschland - Kommentar Renault & Nissan<br />

zu rechnen sein wird. Auch bei den Hybridantrieben gab es<br />

2014 im Vergleich zu 2013 einen Rückgang um 19%. Dagegen<br />

gab es einen leichten Zuwachs bei den Innovationen im<br />

Bereich der Brennstoffzelle.<br />

Die größten Autobauer entziehen sich mittlerweile unbemerkt<br />

dem Elektro-Hype. Sie wenden mehr Geld für die Weiterentwicklung<br />

sparsamer Verbrennungsmotoren auf als für die<br />

batteriebetriebene eMobilität. Wie aus einer aktuellen Studie<br />

von KPMG hervorgeht, planen dreiviertel der Hersteller<br />

aus Europa, den USA und Japan bis 2019 die größten Investitionen<br />

für die Entwicklung von sparsameren Verbrennungsmotoren.<br />

Batterie- und Hybrid-Antriebe spielen dagegen nur<br />

eine Nebenrolle. Bei den Konzernen der zweiten Reihe z.B. aus<br />

China, Indien oder Russland gestaltet es sich anders: Dort<br />

konzentrieren sich nur 30% Hersteller auf den Benzin- oder<br />

Dieselmotor. 40% der Unternehmen planen ihre größten Investitionen<br />

in den nächsten fünf Jahren entweder für reine<br />

Elektroautos oder für Plug-In Hybride.<br />

Der immer noch weltgrößte Autobauer Toyota wird 2015 ein<br />

erstes Brennstoffzellen-Auto auf den Markt bringen. Der Verkaufsstart<br />

in Deutschland ist auf Ende des Jahres geplant. Der<br />

Wagen hat einen Elektro-Antrieb, und der Strom dafür wird<br />

mit Brennstoffzellen-Technologie erzeugt. In den Tank kommt<br />

Wasserstoff. Die Volkswagen AG unterzeichnete Anfang März<br />

eine Vereinbarung mit dem kanadischen Brennstoffzellenhersteller<br />

Ballard Power Systems. Es geht dabei um die Entwicklung<br />

von Brennstoffzellen für Demonstrationsfahrzeuge<br />

(Volkswagen HyMotion). Der Vorteil ist, dass in die Umwelt nur<br />

Wasserdampf ausgestoßen wird. Der Nachteil ist aber die energieaufwendige<br />

Herstellung des Wasserstoffes. Er hat gegenüber<br />

den heute verfügbaren Akkumulatoren zwar den Vorteil<br />

einer höheren Energiedichte und damit Reichweite. Dieser<br />

wird jedoch von dem noch sehr dürftigen Tankstellennetz konterkariert.<br />

Weil Wasserstoff bei Unfällen im Straßenverkehr<br />

erhebliche Risiken birgt, ist abzuwarten, ob es sich dabei um<br />

eine echte Alternative zu batteriebetriebenen Fahrzeugen<br />

handelt.<br />

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um den mittlerweile dritten<br />

Teil aus der Fachstudie »Elektromobilität - Der neue Schaltplan<br />

der Automobilindustrie«. Der erste Teil mit Fokus auf Daimler erschien<br />

bereits im April 2013 in der <strong>NEUE</strong>N <strong>MOBILITÄT</strong> 11, im Oktober<br />

2013 folgte dann in Ausgabe 13 der zweite Teil mit der Betrachtung<br />

rund um BMW.<br />

Der eAuto-Markt aus Sicht<br />

der Automobilhersteller<br />

Wie ernst meint es die deutsche Automobilindustrie mit der<br />

Neuen Mobilität? Im September lädt die Automobilbranche<br />

zur Internationalen Automobil Ausstellung nach Frankfurt.<br />

Nach der eher enttäuschenden eMobility-Ausstellungsfläche<br />

vor zwei Jahren, haben wir mit Reinhard Zirpel von Renault<br />

und Joachim Köpf von Nissan darüber gesprochen, was sie<br />

sich in diesem Jahr von der Messe erwarten und wie sie selbst<br />

die aktuelle Entwicklung auf dem eAuto-Markt einschätzen.<br />

Reinhard Zirpel<br />

renault<br />

Joachim Köpf<br />

nissan<br />

Genug von Ihrer<br />

Insellösung?<br />

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Meet us @<br />

Reinhard Zirpel, Vorstand Kommunikation, Renault<br />

»Renault ist einer der ersten Automobilhersteller gewesen,<br />

der eine komplette Modellpalette von Elektrofahrzeugen angeboten<br />

hat. Nach der Präsentation der ersten rein elektrischen<br />

Concept Cars auf der IAA 2009 ist die Elektromobilität<br />

heute ein Serienbestandteil unseres Angebots - und so integrieren<br />

wir sie auch auf dem Renault Messestand in Halle<br />

8. Dort erwarten wir ein höheres Besucherinteresse als 2011<br />

und 2013, da die Elektromobilität einen höheren gesellschaftlichen<br />

Stellenwert eingenommen hat. Ebenso erwarten wir<br />

eine große Nachfrage bei den IAA-Probefahrten mit unseren<br />

Elektrofahrzeugen in Halle 10.<br />

Renault verzeichnet seit Einführung eines Elektrobonus von<br />

5.000 Euro eine deutliche Erhöhung der Kaufanträge für<br />

Elektrofahrzeuge. Damit ist der Beweis erbracht, dass potenzielle<br />

Kunden den höheren Kaufpreis von Elektrofahrzeugen<br />

als Kaufhindernis ansehen und weniger Einschränkungen bei<br />

der Reichweite. Wir brauchen daher dringend eine staatliche<br />

Kaufprämie für Elektrofahrzeuge und weitere Investitionen in<br />

eine flächendeckende Ladeinfrastruktur.«<br />

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Neue Angebote für<br />

Ladestationsbetreiber<br />

bis 31.12.2015<br />

Werden Sie Teil von<br />

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Europas Ladenetzwerk<br />

Joachim Köpf, Manager eMobility, NISSAN<br />

»Wir sind dieses Jahr mit spannenden Neuigkeiten auf der<br />

IAA. Gemeinsam mit Kooperationspartnern zeigen wir, wie<br />

sich unsere Fahrzeuge schon heute in das Stromnetz integrieren<br />

lassen - mit gesteuerter Ladung und mit Vehicle to Grid<br />

Technologie. Die Rückspeisefähigkeit des Fahrzeugs (Vehicle<br />

to Grid) ist Bestandteil des CHAdeMO Schnellladestandards<br />

und macht Nissan Elektrofahrzeuge zu rollenden Batteriepufferspeichern.<br />

Das überwältigende Kundenfeedback nach<br />

unseren Ankündigungen im Laufe des vergangenen Jahres<br />

haben uns gezeigt, dass der Markt in Deutschland reif ist für<br />

diese Technologie. Und auch die Energiewende, die sinkenden<br />

Rückspeisevergütungen und der steigende Anteil an Strom<br />

aus fluktuativen Energiequellen machen Deutschland zu einem<br />

idealen Land für gesteuertes Laden und Vehicle to Grid<br />

Anwendungen. Aus unserer Sicht ermöglicht diese Technologie<br />

zum ersten Mal in der Geschichte des Automobils einen<br />

fundamental neuen Einsatzzweck des Fahrzeugs und damit<br />

vollkommen neuartige Geschäftsmodelle, welche die Kosten<br />

für Elektromobilität signifikant senken können.<br />

Bezüglich der Entwicklungen auf dem eAuto Markt erwarten<br />

wir, dass die Kombination aus stetig größer werdenden Batterien,<br />

niedrigeren Preisen für Elektrofahrzeuge und steigenden<br />

Preisen für fossile Kraftstoffe der Elektromobilität in den<br />

nächsten Jahren in zahlreichen Fahrzeug- und Kundensegmenten<br />

zum Durchbruch verhelfen wird. In der Branche wird<br />

gerne die Metapher von Popcorn verwendet. Das Öl wird<br />

schon bald die richtige Temperatur erreicht haben.«<br />

www.hubject.com/ohne-insel<br />

#hubject<br />

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Neue Mobilität<br />

47


eAutos in Deutschland - Neue Generation: Mitsubishi PHEV Outlander<br />

eAutos in Deutschland - Neue Generation: Mitsubishi PHEV Outlander<br />

In voller Fahrt zur<br />

ganzheitlichen Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltig und vielfach kompatibel: der neue Plug-in Hybrid Outlander<br />

Japan ist in Sachen Elektromobilität bekanntlich weiter als<br />

Europa. Mitsubishi in Deutschland versucht folgerichtig das<br />

Know-how des Mutterkonzerns aus Fernost auf die hiesigen<br />

Bedingungen zu übertragen. Zur Einführung des neuen Mitsubishi<br />

Plug-in Hybrid Outlander betont man erneut, dass<br />

der Plug-in-SUV als Baustein eines rundum nachhaltigen<br />

Alltagkonzepts verstanden werden soll. Doch wie alltagstauglich<br />

ist das Fahrzeug wirklich?<br />

Schon als der Mitsubishi Plug-in Hybrid Outlander vor zwei<br />

Jahren seine Deutschlandpremiere feierte, wurden die vielseitigen<br />

Möglichkeiten des Modells herausgehoben, das damals<br />

als weltweit erster SUV-Hybrid mit Plug-in-Technologie<br />

auf den Markt kam. Und tatsächlich, Geräumigkeit, Komfort,<br />

sowie eine Gesamtreichweite von über 800 km sprechen für<br />

eine Empfehlung als flexibles Familienauto mit Allradantrieb.<br />

Dagegen werfen andere Features nach wie vor Fragen<br />

auf. Welchen konkreten Vorteil etwa bietet die Nutzung des<br />

Autos als Stromspeicher?<br />

Bidirektionales Laden eröffnet Sparpotenzial<br />

Das Fahrzeug wird zum Pufferspeicher. Gut, aber abgesehen<br />

von der Kaffeemaschine, die beim Picknick auf der Waldwiese<br />

mit Strom aus dem Auto versorgt wird, scheint diese Einsatzmöglichkeit<br />

nicht herausragend zu sein. MMD Automobile<br />

(MMDA) argumentiert dagegen. Das bidirektionale Laden sei<br />

beispielsweise für Hausbesitzer mit Photovoltaik-Anlage äußerst<br />

lukrativ. Diese können den Plug-in Hybrid Outlander<br />

mit überschüssigem Strom aus der Anlage im Grunde ohne<br />

Stromkosten betreiben und zudem im Bedarfsfall eingespeicherte<br />

Energie zurück ins Hausstromnetz speisen. Auch wer<br />

auf Kraft-Wärme-Kopplung setzt, hat die Möglichkeit von diesen<br />

Einsparpotenzialen umfangreich zu profitieren, erzeugt<br />

doch die Wärmegewinnung jede Menge Energie. Die Schnittstelle<br />

zur Umwandlung des Gleichstroms aus dem Fahrzeug<br />

in Wechselstrom ist eine bidirektionale Ladestation, die erstmals<br />

die Einbindung von Serienfahrzeugen in SmartGrids,<br />

also in intelligente Stromnetze ermöglicht.<br />

Durchschnittlich gibt ein deutscher Privathaushalt<br />

monatlich über 400 Euro für Energie aus,<br />

inklusive Autofahrten. Wer im eigenen Haushalt<br />

Erneuerbare Energien nutzt, spart unter Umständen<br />

enorme Summen. Das Aufladen eines<br />

Elektroautos mit selbst erzeugtem Strom, potenziert<br />

die Effizienz der eigenen Anlage um ein<br />

Vielfaches.<br />

Diese Argumentation verdeutlicht, wie man bei Mitsubishi<br />

in Deutschland das smarte Vorzeigeauto einordnet: Als wirkungsvollen<br />

Beschleuniger einer Entwicklung, die ausgesuchte<br />

Technologien miteinander vernetzt - mit dem Ziel, eine ganzheitlich-nachhaltige<br />

Lebensgestaltung zu ermöglichen. Man<br />

vermarktet den neuen Plug-in Hybrid Outlander daher auch<br />

nicht einfach als Mitsubishi Modell, sondern als Mitsubishi<br />

Green Mobility Modell.<br />

Kooperationen, die Mehrwerte schaffen<br />

Unter dem Dach Green Mobility bietet MMDA neben dem<br />

hybriden SUV noch das Electric Vehicle an, ein reines Stromauto.<br />

Weitere Modelle werden in den kommenden Jahren folgen.<br />

2020 sollen 20% der Gesamtproduktion in das Segment<br />

Elektromobilität fallen. Doch wie bereits angedeutet, steht<br />

Green Mobility für mehr: Gezielt geht Mitsubishi in Deutschland<br />

Kooperationen mit Unternehmen ein, die ebenfalls nachhaltige<br />

Produkte und/oder Dienstleistungen anbieten, die auch<br />

als Ergänzung oder Erweiterung der Green Mobility Modell-<br />

Vorzüge begriffen werden können. Das klingt zunächst ein wenig<br />

theoretisch, aber wie schon das Beispiel bidirektionales<br />

Laden zeigt, handelt es sich bei diesen Ergänzungen und Erweiterungen<br />

um greifbare Mehrwerte, die herkömmliche Autos<br />

eben nicht bieten und die weit über eine konventionelle<br />

Alltagstauglichkeit hinausreichen. So gesehen ist der neue<br />

Plug-in Hybrid Outlander vor allem eins: alltagstauglich! Zumal<br />

die Bedienung des Wagens völlig unkompliziert ist und<br />

im Grunde der eines reinen Benzin- oder Dieselfahrzeugs entspricht.<br />

Wobei viele der besonderen Funktionen über eine<br />

spezielle App gesteuert werden. Wer z. B. morgens in ein<br />

vorgewärmtes Fahrzeug steigen will, kann über die App eine<br />

entsprechende Uhrzeit zur Aktivierung der Standheizung bestimmen.<br />

Das neue Modell bietet zahlreiche Optimierungen<br />

Entsprechend stolz präsentiert MMDA die neue Generation<br />

des Plug-in Hybrid Outlander. Der Wagen wird 2016 laut<br />

Hersteller mit über 130 Änderungen und Neuerungen aufwarten.<br />

Das klingt viel, doch ein solcher Zahlenwert ist nicht<br />

ungewöhnlich, zumal es sich in diesem Fall um die erste Neuauflage<br />

des Modells handelt. Optimiert wurde unter anderem<br />

das Design. Cockpit und Interieur sind eine Spur ergonomischer<br />

ausgefallen - vom Vierspeicherlenkrad bis zur<br />

übersichtlicheren Mittelkonsole. Mithilfe eines 40-Punkte-<br />

Maßnahmenpakets konnten die Schwingungsübertragung<br />

sowie Geräuscheinflüsse durch Reifen, Antrieb, Fahrtwind und<br />

Karosserie nochmals deutlich minimiert werden. Auch die<br />

elektrischen Antriebskomponenten wurden bearbeitet und<br />

sorgen im Zusammenspiel mit einer neu abgestimmten Motorsteuerung<br />

für eine verbesserte Gesamteffizienz. Der CO 2<br />

-<br />

Ausstoß im kombinierten Zyklus konnte zudem leicht gesenkt<br />

und die Aktiv-Sicherheitsausstattung um zwei weitere Assistenzfunktionen<br />

ergänzt werden. Es sind aber nicht nur diese<br />

und weitere Neuerungen, die die Aufmerksamkeit auf den<br />

neuen Plug-in Hybrid Outlander lenken.<br />

Die Plug-in Technologie wird mitunter kritisch gesehen.<br />

Die Ladezeit ist mit rund 5 Stunden tatsächlich<br />

eher lang. Wer die Fahrbatterie allerdings zu Hause<br />

im Eigenheim auflädt, kann dies bequem über Nacht<br />

tun. Zudem stehen deutschlandweit über 3.000 Ladestationen<br />

bereit und das Netz wird stetig ausgebaut.<br />

Schnellladestationen benötigen zudem für 80%<br />

der Batteriekapazität nur rund 30 Minuten Ladezeit.<br />

Zwei Elektromotoren und ein Benzinmotor<br />

Die Kombination aus permanentem Allradantrieb, unabhängiger<br />

Energieerzeugung und umweltfreundlichem Elektroantrieb<br />

mit der Reichweite konventioneller Motorisierungen<br />

beeindruckt. Die Lithium-Ionen-Fahrbatterie wird einfach an<br />

einer regulären Haushaltssteckdose oder einer öffentlichen<br />

Ladestation aufgeladen. Zusätzlich generieren der Schubbetrieb<br />

sowie Bremsvorgänge elektrische Energie. Das regenerative<br />

Bremssystem ist über sechs Stufen einstellbar.<br />

In Sachen Effizienz überzeugt die Plug-in-Hybrid-<br />

Technologie auf ganzer Strecke. Mit Benzin und<br />

Strom in Kombination fährt man mit dem neuen<br />

Plug-in Hybrid Outlander locker nonstop von<br />

Hamburg nach München.<br />

Zwei unabhängige Elektromotoren ergänzen die Arbeit eines<br />

2,0-l-Benziner-Frontmotors. Den Fahrmodus wählt das Auto<br />

situativ aus und setzt die einzelnen Antriebskomponenten entsprechend<br />

ein. Das elektronische Betriebssystem registriert<br />

hierfür die jeweils angeforderte Leistung. Vor allem im Stadtverkehr<br />

wird rein elektrisch gefahren. Bis zu 52 km* schafft<br />

der Plug-in Hybrid Outlander ohne Benzin - d. h. emissionsfrei<br />

und ohne Motorgeräusch. Wird mehr Kraft beansprucht, etwa<br />

auf Autobahnen, kommt auch der Verbrennungsmotor zum<br />

Einsatz, der zudem als zusätzlicher Generator zur Energieerzeugung<br />

genutzt werden kann. Die Gesamtreichweite liegt<br />

dann bei über 800 km*. Eine Zahl, die als weiterer Beleg der<br />

von Mitsubishi behaupteten Alltagstauglichkeit gewertet<br />

werden kann.<br />

* NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) Messverfahren ECE R101:<br />

Plug-in Hybrid Outlander Stromverbrauch (kWh/100 km) kombiniert<br />

13,4. Gesamtverbrauch (l/100 km) kombiniert 1,8. CO 2<br />

-Emission<br />

kombiniert 42 g/km. Effizienzklasse A+.<br />

** Electric Vehicle Stromverbrauch (kWh/100km) kombiniert 12,5.<br />

CO 2<br />

-Emission (kombiniert) 0 g/km. Effizienzklasse A+. Die tatsächlichen<br />

Werte zum Verbrauch elektrischer Energie bzw. zur Reichweite<br />

hängen ab von individueller Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen,<br />

Außentemperatur, Klimaanlageneinsatz etc., dadurch<br />

kann sich die Reichweite reduzieren.<br />

48 Neue Mobilität Neue Mobilität 49


eAutos in Deutschland - CORPORATE CARSHARING<br />

eAutos in Deutschland - CORPORATE CARSHARING<br />

Davon profitieren alle<br />

Corporate Carsharing mit integrierter Elektromobilität<br />

Die Umwelt geht uns alle an. Beachtliches Potenzial für ihren<br />

Schutz bietet der Mobilitätssektor. Denn Stop-and-go während<br />

der Rushhour und Staus sind mobiler Alltag auf deutschen<br />

Straßen. Ein Brennpunkt, der Unternehmen, Städte<br />

und Kommunen zunehmend beschäftigt und umdenken<br />

lässt. Immer mehr entdecken das Teilen von Fahrzeugen für<br />

sich. Mit Shaggo setzt Fuhrwerk Plus modernes Corporate<br />

Carsharing intelligent um - und bindet Elektromobilität effizient<br />

ein.<br />

Mobilität ist eine tragende Säule der Wirtschaft. Daran wird<br />

sich auch in Zukunft nichts ändern. Dennoch kann sie verantwortungsvoller<br />

und umweltbewusster gestaltet werden.<br />

»Das Bewusstsein und der Wille sind da«, weiß Joern Fischer,<br />

Geschäftsführer der Fuhrwerk Plus, aus Gesprächen mit<br />

Unternehmen und kommunalen Einrichtungen. Was fehlt,<br />

sind Lösungskonzepte, um dieser Verantwortung effizient<br />

nachzukommen. »Genau hier setzen wir mit Shaggo an.« Als<br />

Kooperationspartner für die technische Basis wurde die<br />

Ametras rentconcept ins Boot geholt. »Mit ihr haben wir<br />

einen Spezialisten an unserer Seite, der seit Langem erfolgreich<br />

im Bereich Rental und Carsharing unterwegs ist und<br />

fundierte Erfahrungen in der eMobilität hat«, so Fischer.<br />

Konzipiert als webbasierte Corporate-Carsharing-Lösung,<br />

bildet Shaggo alle Mobilitätsprozesse transparent ab. Als<br />

markenunabhängiger Mobilitätsanbieter werden vorhandene<br />

Flotten ebenso integriert wie eAutos auf Langzeit- oder<br />

Leasingbasis; die bei Bedarf von kooperierenden Partnern gestellt<br />

werden. Vom eBike bis zum Transporter schafft Shaggo<br />

so die notwendige Flexibilität. Die Fahrzeugreservierung erfolgt<br />

über das Online-Buchungsportal via Web oder Smartphone-App,<br />

der Fahrzeugzugang mit Führerscheinprüfung<br />

über Smartphone, RFID oder Schlüsselschrank. Alle Reisedaten<br />

werden im elektronischen Fahrtenbuch erfasst und zur<br />

Abrechnung und Auswertung bereitgestellt.<br />

»Diese Abläufe sind beim Corporate Carsharing weitgehend<br />

Standard. Zusätzlich bieten wir unseren Kunden einen Auftritt<br />

in ihrer CI und ein Full-Service-Angebot«, ergänzt Geschäftsführer<br />

Fischer. Eine Besonderheit ist das Anzeigen alternativer<br />

Buchungszeiträume, welches zu einer höheren Auslastung<br />

beiträgt, die durch Privatfahrten weiter gesteigert<br />

werden kann.<br />

Wer seine Mitarbeiter noch umweltfreundlicher auf die Straße<br />

bringen will, integriert Elektroautos in die Fahrzeugflotte.<br />

»In der Anschaffung sind sie teurer als Verbrenner, dafür aber<br />

wartungsarm und weniger reparaturanfällig. Mit einer Batteriereichweite<br />

von circa 150 bis 200 km sind sie ideal für<br />

Fahrten im Nahverkehr«, führt Klaus Heller, Geschäftsführer<br />

der AMETRAS rentconcept, Kriterien an, die es bei der Ent-<br />

scheidung aktiv einzubinden gilt. Heller ist Experte auf dem<br />

Gebiet der eMobilität, seit Jahren engagiert sich sein Unternehmen<br />

als Partner im Spitzencluster Elektromobilität Süd-<br />

West für das Vorantreiben der Industrialisierung der Elektromobilität<br />

durch integrierte Technologiekompetenz.<br />

»Die begrenzte Reichweite von Elektroautos führt zu einer<br />

gewissen Unsicherheit«, wissen Heller und Fischer. Klarheit<br />

schafft die von AMETRAS rentconcept entwickelte Durchdringungsanalyse,<br />

bei der Fuhrpark und Fahrverhalten analysiert<br />

werden. Das Ergebnis sind detaillierte Aussagen über<br />

das Potenzial von Corporate Carsharing, die Zahl benötigter<br />

Poolfahrzeuge und den möglichen Anteil an eMobilen. Auch<br />

werden Empfehlungen zum Flottenmix oder zur Ladesäuleninfrastruktur<br />

ausgesprochen. Durch das Simulieren verschiedener<br />

Varianten auf Basis einer Kosten-Nutzen-Betrachtung<br />

wird die optimale Fuhrparklösung ermittelt.<br />

Eine zentrale Herausforderung bei der Umsetzung von eMobilitätskonzepten<br />

ist die hohe, rentable Auslastung von ePoolfahrzeugen.<br />

Diese wird über den Shaggo Reichweitenplaner<br />

sichergestellt. Bei der Reservierung gibt der Mitarbeiter die<br />

ungefähre Streckenlänge ein, anhand derer das System die<br />

passenden und verfügbaren Autos gezielt auswählt. Für<br />

e-Fahrzeuge werden bei der automatisierten Selektion mit<br />

Ladestatus der Batterie, Außentemperatur und Topografie<br />

der Fahrstrecke weitere Faktoren herangezogen, die sich auf<br />

die Reichweite auswirken. Die nahe Zukunft der eMobilität<br />

sieht Joern Fischer durch technologische Entwicklungen,<br />

politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Trends<br />

charakterisiert. Eine zunehmend wachsende Modellauswahl<br />

sowie in Aussicht gestellte Konzepte machen neugierig auf<br />

die Technik und neue Entwicklungen, Skaleneffekte werden<br />

zu spürbar sinkenden Batteriepreisen führen.«<br />

Eine Chance sieht Fischer im Technologie-Wettbewerb: Im<br />

Bereich der Elektromotoren gut platziert, bei Leistungselektronik<br />

und Fahrzeugen auf Augenhöhe, sind im Batteriebereich<br />

derzeit asiatische und nordamerikanische Hersteller<br />

den deutschen voraus. Hier sind die klassischen Rollen im<br />

Ranking der Fahrzeughersteller noch verschoben. Entwick-<br />

Eva Hellwig, Mitarbeiterin von AMETRAS mit Joern Fischer, Geschäftsführer<br />

Fuhrwerk Plus GmbH<br />

lungsfortschritte werden zudem die Wertschöpfungskette<br />

verändern, in welcher bisher der Verbrennungsmotor den<br />

größten Anteil darstellt. »Als unbedingte Voraussetzungen<br />

müssen neben zuverlässiger Technik die benötigte Ladeinfrastruktur<br />

gelöst und vor allem die Form der Bezahlung des<br />

Stroms geklärt werden, damit sich eMobilität in unserer Gesellschaft<br />

fest etablieren kann«, ergänzt Klaus Heller.<br />

Für die Zukunft sehen beide Unternehmer das klassische Automobil<br />

als eine Verkehrsoption unter vielen. Eine wachsende<br />

Zahl von Menschen wird das Auto künftig eher rationell und<br />

gleichberechtigt neben verschiedene Formen der Mobilität<br />

nutzen. Gesellschaftliche Trends und ökologische Motivatoren<br />

werden zu einem Perspektivenwechsel beitragen.<br />

»Hierfür sind nutzungsorientierte Konzepte wie Corporate<br />

Carsharing geradezu prädestiniert - und elektromobile Lösungen<br />

das Sahnehäubchen«, ist Joern Fischer von Fuhrwerk<br />

Plus überzeugt. »Mit Shaggo bieten wir Unternehmen schon<br />

jetzt neue Wege für ein cleveres Mobilitätsmanagement mit<br />

integrierter eMobilität, von der alle profitieren.«<br />

Weitere Informationen zum Corporate Carsharing finden Sie<br />

unter www.shaggo.de und www.rentconcept.com<br />

www.rentconcept.com<br />

[EMPOWERING CORPORATE CAR SHARING]<br />

<br />

ist ein Schwerpunkt, mit dem Ametras rentconcept sich sowohl im<br />

Rahmen von Forschungsprojekten als auch in Kundenprojekten intensiv<br />

auseinandersetzt. Know-how, mit dem wir Flottenanalysen für<br />

E-Projekte mit Kosten-Nutzen-Aussagen durchführen oder Komplettlösungen<br />

für E-Mobilitätskonzepte umsetzen.<br />

<strong>MOBILITÄT</strong>SKONZEPTE FÜR IHRE FAHRZEUGFLOTTE<br />

Mobilitätsmanagement,<br />

das sich rechnet.<br />

<br />

und große Fuhrparks.<br />

Fuhrwerk Plus.<br />

Intelligente Lösungen für<br />

moderne Fuhrparks.<br />

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Fahrzeugzugang per RFID,<br />

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Elektronisches<br />

Reichweitenberechnung,<br />

Smartphone oder integriertem<br />

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Fahrtenbuch und<br />

50 Neue Mobilität Rental Carpooling Carsharing eMobility<br />

Ladesäulen integrierbar<br />

Schlüsselschrank<br />

und Abrechnung<br />

Führerscheinkontrolle<br />

Neue Mobilität 51<br />

www.shaggo.de


eAutos in Deutschland - Interview Christian Halm<br />

eAutos in Deutschland - Interview Christian Halm<br />

Verbraucherinformation:<br />

Das A und O der<br />

Nachhaltigkeits-Branche<br />

Mit Christian Halm, dem Geschäftsführer der CHamäleon<br />

Green Solutions GmbH, haben wir über die Aufklärung der Verbraucher<br />

in Sachen Nachhaltigkeit und Elektromobilität sowie<br />

die eigene Motivation dahinter gesprochen. Lesenswert..!<br />

Mit Ihrer Agentur setzen Sie sich für eine nachhaltige Zukunft<br />

ein. Was genau treibt Sie persönlich an?<br />

Ich persönlich vertrete die Meinung, dass es an der Zeit ist,<br />

dass wir alle uns in einem gewissen Maß Gedanken darüber<br />

machen müssen, wie unsere Zukunft morgen aussehen soll.<br />

Das hier und jetzt ist natürlich wichtig, aber es sollte auch<br />

ein Blick auf die Entwicklungen und sich abbildenden Prozesse<br />

in unserer Umwelt von morgen geworfen werden, von<br />

uns allen. Wie wird die Welt und unser Alltag in 10 oder gar 50<br />

Jahren aussehen, wenn wir weitermachen wie bisher und<br />

nichts an unserem Denken und Handeln ändern. Um weitreichende<br />

Veränderungen zu bewirken, wird es einerseits an<br />

Entscheidungen und Veränderungen von höheren und übergeordneten<br />

Stellen im politischen und wirtschaftlichen Bereich<br />

bedürfen, dessen bin ich mir sicher. Andererseits sind<br />

wir aber auch in der Lage viel zu bewirken, wenn jeder Einzelne<br />

von uns etwas an seiner Denk- und Lebensweise verändert<br />

und wir so eine breite Masse schaffen.<br />

Und hier kommen wir ins Spiel. Unser Ziel ist es, dem Endverbraucher,<br />

also den Menschen wie Sie und ich, Mittel und Wege<br />

an die Hand zu geben und Ihnen aufzuzeigen, wie in Zukunft<br />

ein nachhaltigeres und auch umweltbewussteres Leben aussehen<br />

kann. Und ihnen vor allem bewusst zu machen, das<br />

nachhaltig nicht gleichbedeutend ist mit Einschränkungen<br />

oder gar Rückschritt. Der Markt bietet hierfür inzwischen auf<br />

fast allen Sektoren eine Vielzahl von spannenden Technologien<br />

und Produkten. Im nächsten Schritt, müssen diese jedoch<br />

noch besser erklärt und für den Endverbraucher noch transparenter<br />

dargestellt werden, um sein Interesse, seine Akzeptanz<br />

und vor allem auch seine Kaufbereitschaft zu gewinnen.<br />

Nur so finden diese Entwicklungen und Technologien einen<br />

festen und nachhaltigen Platz am Markt.<br />

Im Fokus Ihrer Arbeit stehen neben dem Nachhaltigkeitsmanagement<br />

vor allem auch die Themen Verbraucherinformation<br />

und -Aufklärung. Was genau machen Sie da?<br />

Unser Hauptaugenmerk liegt vor allem darauf, für den Endverbraucher<br />

und aktuellen Konsumenten am Markt, die Produkte<br />

und Technologien der »Zukunft« transparenter und damit<br />

verständlicher darzustellen und ihm so die Vorteile für sich,<br />

aber auch für die Umwelt aufzuzeigen. Im Vorfeld haben wir<br />

ein wenig das Konsumverhalten, bzw. den aktuellen Kenntnisstand<br />

der Menschen, bezüglich eMobilität, Erneuerbare<br />

Energien und weiteren Bereichen zum Thema Nachhaltigkeit,<br />

hinterfragt. Bei den Umfragen sind wir immer wieder auf spannende,<br />

hintergründige aber ungeklärte Fragen gestoßen, die<br />

wohl auch ein Grund dafür sind, dass viele Produkte noch<br />

nicht nachhaltig den Weg in unsere Mitte gefunden haben.<br />

Diese Fragen beziehen sich nicht nur auf die Mobilität der Zukunft,<br />

sondern auch auf den Bereich des nachhaltigen Konsums<br />

im Nahrungssektor oder den vielfältigen Bereich der<br />

Erneuerbaren Energien. Unser Ziel ist es, eine Plattform zu<br />

schaffen, auf der man ganz ungezwungen eben diese Fragen<br />

stellen kann, auf der man Antworten von Profis erhält, die so<br />

aufgebaut sind, dass es Spaß macht zuzuhören und die für<br />

den potentiellen Endverbraucher so verständlich sind, dass<br />

er bereit ist, sich im Anschluss aktiv mit den Produkten auseinanderzusetzen<br />

und sie gegebenenfalls auch in seinen Alltag<br />

wie selbstverständlich zu integrieren.<br />

Eines Ihrer aktuellen Projekte ist das Messe- und Konzert-<br />

Event FuN! Fair und Nachhaltig. Welche Idee steckt dahinter?<br />

Ziel der »FuN! - Fair und Nachhaltig« soll es sein, genau so<br />

eine Plattform für die Fragen der Endverbraucher zu schaffen,<br />

die ich eben beschrieben habe. Es handelt sich dabei in erster<br />

Linie, um eine Endverbrauchermesse, auf der die Besucher<br />

eingeladen und angehalten sind, den Fachleuten aus den Bereichen<br />

WUNDER (das sind bei uns die Bereiche: Wasser, Umwelt,<br />

Nahrung, Denken, Energie, Recycling) all ihre ungeklärten<br />

Fragen zu stellen, die Sie aktuell noch zögern lassen, sich<br />

mehr mit den Produkten auseinanderzusetzen. Dabei geht es<br />

darum, die Produkte und Technologien für jeden begreifbar zu<br />

machen, deshalb gilt auf unserer Messe also auch, die Dinge<br />

anzufassen, auszuprobieren, um so zu lernen und zu verstehen.<br />

Natürlich bietet sich auch für die Fachleute eine Möglichkeit,<br />

sich weiter zu vernetzen und auszutauschen und so<br />

womöglich ganz neue Potentiale zu erschließen und Ideen<br />

zu entwickeln. Nur mit einem gemeinsamen Ziel können wir<br />

langfristig noch effektiver arbeiten.<br />

Nach einem langen Tag voll mit Informationen, soll aber auch<br />

der Fun-Faktor nicht zu kurz kommen. Darum möchten wir<br />

am Abend zu der eigentlichen Bedeutung des Wortes »Fun«,<br />

nämlich dem Spaß zurückkommen und den Tag, jeweils mit<br />

einem Konzert, gemeinsam mit unseren Besuchern ausklingen<br />

lassen. Aber auch der Grundgedanke unserer Messe soll<br />

hier nicht aus den Augen verloren werden. So setzen wir zum<br />

einen auf Künstler, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, aber<br />

auch im Bereich Verpflegung und Infrastruktur findet sich das<br />

Thema wieder. Über Food-Trucks mit regionalem Speisenangebot,<br />

die Bechersammler von Viva con Agua, bis hin zu den<br />

Goldeimern, einer kompostierbaren Festivaltoilette als Pendant<br />

zum Dixie-Klo. Als I-Tüpfelchen stellen wir während der<br />

Konzerte sechs Projekte aus den Bereichen WUNDER vor, denen<br />

wir eine Spende zukommen lassen wollen. Das funktioniert<br />

ganz einfach. Dabei soll eine vorab definierte Summe<br />

eines jeden verkauften Tickets als Investition in eines der Proekte<br />

fließen. Das Besondere: Der Ticketinhaber selbst kann<br />

aufgrund der Vorstellung am Abend und mittels eines Barcodes<br />

auf seinem Ticket dann entscheiden, wo sein Teil hineinfließen<br />

soll. So hat jeder Besucher die Möglichkeit, seine<br />

Spende da zu platzieren, wo er sich am ehesten mit identifizieren<br />

kann. Die FuN! ist somit ein rund um stimmiges Event,<br />

wo Endverbraucher, wie auch Fachleute auf Ihre Kosten kommen,<br />

um gemeinsam zu erleben und zu verstehen.<br />

Neben den Themenschwerpunkten Upcycling und Erneuerbare<br />

Energien spielt vor allem auch die Elektromobilität<br />

eine große Rolle im Rahmen der Veranstaltung. Warum?<br />

Der Bereich Elektromobilität ist einer der zentralen Bereiche<br />

der Zukunft, mit maximalem Potential. Aber gerade hier ist<br />

aufgefallen, dass viel Unsicherheit herrscht. Gehen wir von<br />

der damals ausgelobten Zahl der Fahrzeuge mit Erstzulassung<br />

bis 2020 aus, welche unsere Bundesregierung auf den<br />

deutschen Straßen sehen wollte, so wissen wir schon lange,<br />

dass diese Zahl nicht mehr haltbar ist. Das liegt daran, dass<br />

die Aufklärung noch nicht ausgereift ist und noch zu wenig<br />

auf die Alltagsprobleme eingegangen wird. Von A wie Aufladung<br />

der Autos, über E und R wie Entsorgung der Batterien<br />

und Reichweiten während der Fahrt, bis hin zu Z für Zuschüsse<br />

bei der Anschaffung der Wagen, es besteht noch einiges<br />

an Optimierungsbedarf. Uns ist klar, dass das eine Menge Arbeit<br />

bedeutet und wir dazu nicht nur die Hilfe der Regierung,<br />

des Bundesverbandes eMobilität und der Autohersteller benötigen,<br />

sondern vor allem die Mithilfe der Endverbraucher.<br />

Mit der Messe FuN! soll ein erster Schritt gegangen werden,<br />

um mehr für das Verständnis und den Absatzmarkt zu tun.<br />

Christian Halm //Geschäftsführer<br />

CHamäleon Green Solutions GmbH<br />

www.chamaeleon-green-solutions.com<br />

Christian Halm weiSS,<br />

wo der Frosch die Locken hat<br />

52 Neue Mobilität Neue Mobilität 53


eAutos in Deutschland - Interview Heinz-Harald Frentzen<br />

eAutos in Deutschland - Interview Heinz-Harald Frentzen<br />

Einfach kann jeder<br />

Vor sieben Jahren läutete er das Zeitalter des Hybridantriebs im Rennsport ein<br />

Frentzen in seinem umgebauten Hybrid-Sportwagen des Typs Gumpert Apollo<br />

Sie waren Key-Note Speaker auf dem Automotive Allstars<br />

Kongress in Köln. Was haben Sie von der Veranstaltung hinsichtlich<br />

der Mobilitätswende mitgenommen?<br />

Das war für mich wie ein Fernglas mit Blick auf die Zukunft<br />

der Mobilität. Wenn man sich beispielsweise, mit wem auch<br />

immer, darüber unterhält, dass 2020 autonomes Fahren im<br />

Alltag möglich sein wird, erntet man normalerweise eher ungläubiges<br />

Staunen. Auf dem Automotive Allstars Kongress<br />

hingegen herrschte eine Aufbruchstimmung, dass man sich<br />

eher fragte, warum das eigentlich erst 2020 geht und nicht früher.<br />

Geradezu fasziniert war ich von dem Vortrag von Florian<br />

Feise von Local Motors. Ein komplettes Auto aus dem 3D-<br />

Drucker. Wissen Sie, ich bin mit Star Treck groß geworden,<br />

da gab es den Replikator. Und heute erzählt mir jemand was<br />

von Autos aus dem Drucker. Sagenhaft.<br />

Sie setzen sich nicht nur im Sport für alternative Antriebe<br />

ein, sondern fahren auch privat ein Elektroauto und wohnen<br />

in einem energieautarken Haus. Wieso?<br />

Einfach kann jeder. Als ich 2003 meine Formel-1-Karriere beendete,<br />

suchte ich eine neue Herausforderung. Und die Technik<br />

von Rennwagen hatte mich schon seit jeher fasziniert. Zudem<br />

hatte ich schon damals so eine Ahnung, dass, wenn der<br />

Motorsport auch in Zukunft akzeptiert werden will, er mehr<br />

bieten müsse als brüllende Motoren und quietschendes Reifengummi.<br />

Motorsport, besser gesagt Motorsporttechnik,<br />

muss nach meinem Verständnis immer Avantgarde sein. Was<br />

liegt da näher, als sich Gedanken im Energiebereich zu machen,<br />

die große automobile Herausforderung. Ich habe für<br />

mich diese Herausforderung angenommen und auf eigene<br />

Kosten einen Hybrid-Boliden für das 24 Stunden-Rennen auf<br />

dem Nürburgring konstruiert. Bei aller Bescheidenheit, aber<br />

da war ich besonders auf dem Gebiet der Batterien ein Pionier.<br />

Und wie so oft im Leben, wer A sagt, muss dann auch B<br />

sagen. Nachdem ich erst einmal eine fliegende Runde auf<br />

dem alten Ring ausschließlich im Elektro-Betrieb absolviert<br />

hatte, bekam ich Lust auf mehr. Mir war klar: Baue ich jemals<br />

ein eigenes Haus, dann muss dieses Haus auch als Tankstelle<br />

für meine eFahrzeuge dienen. Wer sich über die Ölpreise<br />

der Scheichs aufregt, muss halt für Alternativen sorgen.<br />

Sie sind in Ihrer Karriere für eine Reihe bekannter Autohersteller<br />

gefahren, welche heute auch Elektroautos auf dem<br />

Markt anbieten. Für welches Elektroauto haben Sie sich privat<br />

entschieden? Und warum?<br />

Meine Frau und ich fahren zu Hause einen Tesla Model S<br />

und einen BMW i3. Beide Fahrzeuge passen perfekt in unseren<br />

täglichen mobilen Bedarf. Das Model S hat schon über<br />

40.000 Kilometer auf dem Tacho, ohne jemals liegengeblieben<br />

zu sein. Und meine Frau hat auch schon über 10.000 Kilometer<br />

absolviert - innerhalb eines knappen Jahres. Auch<br />

hier ohne jegliche Probleme, die Vorteile eines eFahrzeugs<br />

sind halt ihre einfache und wartungsarme Technik. Klar, der<br />

Anschaffungs-Preis ist höher. Aber wenn sie auf den Preis<br />

eines konventionellen Pkw die Benzinrechnungen der kommenden<br />

zehn Jahre addieren, dann sieht dieser Preis auch<br />

anders aus. Bei uns zuhause gehören eFahrzeuge und ein<br />

Haus mit eigener Energie-Produktion einfach zu einem Gesamt-Konzept.<br />

Wie nutzen Sie Ihr Elektroauto? Gibt es im alltäglichen Einsatz<br />

Schwierigkeiten?<br />

Na täglich, wir haben ja nichts anderes als die beiden eFahrzeuge,<br />

mal von einem alten Porsche Turbo abgesehen, der in<br />

der Garage steht und darauf wartet, dass ich einen Rückfall<br />

bekomme. Bislang vergeblich. Und noch eins, weder meine<br />

Frau noch ich sind reine Stadt-Fahrer, wir nutzen die eFahrzeuge<br />

auch auf langen Strecken bis tief in den europäischen<br />

Süden. Klappt alles.<br />

Gibt es in Ihrem Umfeld Menschen, die Ihr Engagement<br />

belächeln und Ihnen entgegnen dass die Elektromobilität<br />

noch nicht alltagstauglich sei?<br />

Und ob. Immer noch. Bei mir war es früher ja nicht anders.<br />

Erst als ich mich mit meinem Hybrid intensiv befasste, realisierte<br />

ich, was da an Möglichkeiten zu entdecken sind. Und<br />

wenn sie erst einmal rein elektrisch über den alten Ring brettern,<br />

ist eh Schluss mit spöttischem Lächeln.<br />

Eine logische Konsequenz wäre da doch ein eigenes Team<br />

in der Formel E aufzubauen, um die Talente aus dem Rheinland<br />

in der emissionsarmen Rennserie zu platzieren. Wäre<br />

das etwas für Sie?<br />

Soll ich Ihnen mal erzählen, was mich mein eigener Hybrid-<br />

Renner gekostet hat? In einer, nennen wir sie mal Vor-Tesla<br />

Zeit. Damals Sponsoren zu finden, war mehr als schwierig.<br />

Glauben sie mir, ich und mein damaliges Team haben an vielen<br />

Türen geklopft, aber eine solche Technik wurde einfach<br />

nicht ernst genommen in Deutschland. Erst mit Jean Todt und<br />

der FIA im Hintergrund konnte man die Formel E mit einem<br />

großen Investor ins Leben rufen. Na klar, ein eigenes Team zu<br />

haben, wäre bestimmt sehr spannend. Also, wenn Sponsoren<br />

Lust hätten, nur zu, über meine Homepage kann man mich<br />

jederzeit kontaktieren.<br />

Weitere Informationen rund um den ehemaligen Rennfahrer<br />

und seine Aktivitäten finden Sie unter www.frentzen.de<br />

54 Neue Mobilität Neue Mobilität 55


eAutos in Deutschland - Praxistipps zum eAuto-Kauf<br />

eAutos in Deutschland - Praxistipps zum eAuto-Kauf<br />

Praxistipps zum Kauf<br />

eines Elektroautos<br />

Vor jedem Autokauf sollte man sich über einige Fragen Gedanken machen - beim<br />

Elektroauto sind es zum Teil andere als bei einem Verbrenner. Wer noch nicht über<br />

einen längeren Zeitraum elektrisch gefahren ist, dem sind die technologieabhängigen<br />

Fragen bezüglich eines Elektroautos vielleicht gar nicht bewusst. Es sind nur<br />

vier wesentliche Punkte, die spezifisch für ein Elektroauto sind. Sie sind nicht sehr<br />

kompliziert - man muss sie nur kennen und mal darüber nachdenken.<br />

Welche Reichweite brauche ich?<br />

Oft höre ich: 400 km. Realistisch betrachtet stimmt das meist<br />

nicht. Das erste Bauchgefühl kommt häufig vom Auto mit<br />

Verbrennungsmotor oder von der längsten anzunehmenden<br />

Strecke, auch wenn man sie nur einmal im Jahr oder seltener<br />

fährt. Die Reichweitenfrage ist oft daran gekoppelt, ob es noch<br />

ein weiteres Auto gibt, ob große Strecken anders zurück gelegt<br />

werden können, ob man vielleicht doch bereit ist, auf langen<br />

Strecken einen oder mehr Ladestopps in Kauf zu nehmen<br />

oder ob man sich ein Tesla Model S mit Praxisreichweite von<br />

400 bis 500 km leisten kann.<br />

Sind wir ehrlich, dann haben die meisten am Tag weniger als<br />

100 km zu fahren. Ausnahme ist vor allem der Urlaub. Alternativen<br />

dafür sind der Zweitwagen mit Verbrennungsmotor<br />

(haben laut ADAC Statistik immerhin 12 Mio. deutsche Haushalte),<br />

Mietwagen, Zug oder gar Autotausch über eine Börse<br />

oder mit Bekannten. Aktuelle eAutos bieten in der Praxis<br />

Reichweiten von 100 bis 170 km (Ausnahme eben das Tesla<br />

Model S), je nach Modell, Streckenprofil, Jahreszeit und<br />

Fahrweise.<br />

Wo werde ich vor allem aufladen?<br />

Liegt der Arbeitsweg dicht an der Praxisreichweite oder gar<br />

darüber, braucht man eine Lademöglichkeit am Arbeitsplatz<br />

oder auf dem Weg. Am Arbeitsplatz ist dies sicher am attraktivsten,<br />

denn hier steht das Auto sowieso. Hat der Arbeitgeber<br />

noch keine Ladestation, ist er vielleicht bereit eine zu<br />

installieren. Fragen kostet nichts. Es gibt Firmen, die den Arbeitgeber<br />

dabei unterstützen und sogar die Abrechnung des<br />

Stroms übernehmen.<br />

Will man zu Hause laden, stellt sich die Frage: welche elektrische<br />

Leistung kann man abrufen? Schuko-Steckdosen sind<br />

nicht empfehlenswert. Zum einen dauert der Ladevorgang<br />

recht lang, zum anderen wird die Steckdose dauerhaft an ihrer<br />

Grenze belastet, was nicht gut ist. Eine Ladestation zu<br />

Hause sollte es schon sein. Die gibt es entweder fest montiert<br />

(Wallbox) oder mobil.<br />

Vorteil der mobilen Box ist, dass man sie auf längeren Fahrten<br />

nutzen kann, falls es dort keine öffentlichen Ladesäulen<br />

gibt. Sie wird an Drehstrom- oder Campingsteckdosen angeschlossen<br />

und erweitert damit die Lademöglichkeiten unterwegs.<br />

Hauptvorteil der Wallbox: sie kann nicht so leicht<br />

entwendet werden - für Carportbesitzer ein wichtiger Punkt.<br />

Wallboxen kann man entweder über den Hersteller des Autos<br />

oder von vielen anderen Anbietern beziehen. Auswahlkriterium<br />

sollte neben dem Preis vor allem die elektrische<br />

Leistung sein, die das Auto aufnehmen kann.<br />

Kann man nicht zu hause laden, braucht man eine öffentliche<br />

Lademöglichkeit in der Nähe. Es gibt gute Verzeichnisse<br />

im Internet, über die man schnell herausfindet, welche Ladesäulen<br />

in der Nähe sind und auf den typischen Wegen liegen,<br />

die man häufig fährt. Sehr umfangreich ist das Verzeichnis<br />

von goingelectric.de, ein Klassiker seit 1997 ist LEMnet.<br />

Ladetechnik: Geschwindigkeit und Standards - was brauche<br />

ich?<br />

Beim Laden mit Wechselstrom nutzt das Auto den überall<br />

gängigen Wechselstrom und hat selbst einen Gleichrichter<br />

eingebaut, der daraus Gleichstrom macht mit dem der Akku<br />

geladen wird. Andererseits gibt es Laden mit Gleichstrom,<br />

da braucht das Auto keinen Gleichrichter mehr, dafür muss<br />

er in der Ladesäule eingebaut sein, was diese teurer macht.<br />

Um zu hause im Bereich 30 bis 120 Minuten schnell voll zu<br />

laden, bietet sich Wechselstrom an. Je nach Hausanschluss<br />

nimmt man eine Ladestation mit 43 kW bis 11 kW - je nach dem<br />

welche Leistung das Auto aufnehmen kann. Gleichstromladung<br />

scheidet für zu hause meist aus, diese Ladeboxen beginnen<br />

bei 16.000 Euro netto.<br />

Alle Fahrzeuge mit Gleichstromlader können auch Wechselstrom<br />

laden - nur langsamer, so dass man 5 Stunden oder<br />

mehr für eine Ladung einplanen muss. Wer zu hause nicht<br />

schnell laden muss und mit einem Auto mit Gleichstromlader<br />

liebäugelt, sollte in einem der Stromtankstellen-Verzeichnisse<br />

schauen, ob es Gleichstromladesäulen auf häufig genutzten<br />

Strecken, am Wohnort oder an beliebten Zielorten gibt. Damit<br />

kann man im Bedarfsfall nach kurzer Pause weiter. Wichtig: es<br />

gibt zwei unterschiedliche Standards beim Gleichstromladen.<br />

CHAdeMO und Combinded Charging System (CCS). Stecker<br />

und Kommunikation zwischen Auto und Ladesäule unterscheiden<br />

sich, so dass ein CCS-Fahrzeug nicht an einer<br />

CHAdeMO-Säule laden kann und umgekehrt. Viele Gleichstromsäulen<br />

unterstützen aber beides, sogenannte Triple-<br />

Charger bieten Wechselstrom, CHAdeMO und CCS in einer<br />

Säule an und können damit von allen Autos genutzt werden.<br />

Akku: Miete oder Kauf?<br />

Je nach Autohersteller kann man den Akku nur kaufen, nur<br />

mieten oder man kann als Kunde wählen was man möchte.<br />

Beides hat Vor- und Nachteile, die jeder für seine Bedürfnisse<br />

bewerten muss.<br />

Akkumiete verlagert das Risiko eines Defekts auf den Autohersteller,<br />

von dem man den Akku mietet. Geht der Akku kaputt<br />

oder fällt seine Kapazität unter eine bestimmte Grenze<br />

(meist 75%), bekommt man als Kunde einen neuen. Statt eines<br />

hohen Kaufpreises für den Akku vorab hat man die monatlichen<br />

Raten zu bezahlen. Ein Mietakku eröffnet die Möglichkeit<br />

auf einen relativ einfachen Akkutausch, wenn für ein<br />

Fahrzeug mal Akkus mit größerer Kapazität verfügbar sind.<br />

Ob es diese Option geben wird, ist derzeit unter Elektroau-<br />

Verschiedene Faktoren müssen beim eAuto-Kauf berücksichtigt<br />

werden<br />

quelle: kaboompics<br />

tofahrern umstritten, noch gibt es keine offiziellen Ankündigungen<br />

dazu.<br />

Beim Akkukauf muss man zwar selbst das Risiko eines Ausfalls<br />

tragen, aber erst nach der Garantiezeit. Die liegt meist<br />

zwischen 5 und 8 Jahren, teilweise mit Kilometerbegrenzung.<br />

Ein Vorteil ist, dass man nicht an den Vermieter gebunden ist,<br />

der einen im schlimmsten Fall nach Ablauf der Mietzeit mit<br />

Auto ohne Akku stehen lassen könnte. Das wird meines Erachtens<br />

zwar kein Autohersteller tun, schon allein wegen des<br />

Imageschadens, aber 100% ausschließen lässt es sich nicht.<br />

Theorie: schön und gut - wie sieht’s in der Praxis aus?<br />

Wichtig ist noch, dass das Auto auch in der Praxis zum Fahrer<br />

passt. Deshalb sollte man das Auto in einem richtigen Praxistest<br />

kennen lernen. Also nicht eine Stunde Probefahrt, sondern<br />

vielleicht mal übers Wochenende. So kann man gleich ausprobieren<br />

wie das Auto aufgeladen wird und bekommt ein<br />

viel besseres Gefühl für die Praxisreichweite auf seinen eigenen<br />

typischen Strecken.<br />

Die genannten Punkte gibt es alle noch einmal übersichtlich<br />

in einer Checkliste zum Ausdrucken auf www.zoe-elektrisierend.de/checkliste.<br />

Im Blog zoe-elektrisierend.de und in 140 Zeichen auf twitter.<br />

com/Elektrisierend veröffentlicht René Auberger Erfahrungen<br />

und Kommentare zur Elektromobilität.<br />

56 Neue Mobilität Neue Mobilität 57


eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />

eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />

Hessen fährt voraus<br />

Das Pilotprojekt »eFlotte« des hessischen Wirtschaftsministeriums und des Bundesverbandes<br />

eMobilität zeigt eindrucksvoll, wie Elektroautos bei der Bevölkerung<br />

wirklich ankommen<br />

Eine Million Elektroautos im Jahr 2020, das sei unter den<br />

heutigen Bedingungen völlig unrealistisch, sagte Daimler-<br />

Chef Dieter Zetsche im Mai dieses Jahres. Ein zentraler Grund<br />

für die noch immer mangelnde Akzeptanz und die Vorbehalte<br />

auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger ist die bisherige Förderungspolitik<br />

in Deutschland. Maßnahmen wie die Schaufenster<br />

Elektromobilität oder auch das Elektromobilitätsgesetz<br />

geben zwar wertvolle Impulse, greifen aber einen entscheidenden<br />

Faktor nicht auf - die Emotionen der Menschen. Doch<br />

diese sind für den Markterfolg einer neuen Technologie maßgeblich,<br />

besonders im Automobilbereich. Die Ergebnisse des<br />

Pilotprojekts »eFlotte - elektromobil unterwegs« in Hessen<br />

zeigen, was in der Markthochlaufphase nötig ist: die Menschen<br />

durch Erlebbarkeit von Elektromobilität im Alltag<br />

endlich auch emotional anzusprechen. Denn alltagstaugliche<br />

Fahrzeuge gibt es mittlerweile genug.<br />

Mehr als 1.600 kleine und mittelgroße hessische Unternehmen<br />

hatten sich beworben, um im Rahmen des von der<br />

Agentur PP:AGENDA konzipierten und umgesetzten Projektes<br />

14 Tage lang kostenlos Elektroautos im betrieblichen Alltag<br />

zu testen. »Diese große Resonanz auf das Projekt ist ein<br />

ermutigendes Zeichen für die zukünftige Entwicklung der<br />

Elektromobilität und damit für den Übergang zu einem nachhaltigen<br />

Verkehrssystem«, sagte Staatssekretär Mathias<br />

Samson. »Elektroautos sind leise und sehr effizient. Wir haben<br />

den Unternehmen die Möglichkeit gegeben, dies selbst<br />

zu erfahren und festzustellen, ob sich Elektrofahrzeuge für<br />

ihren Bedarf eignen.«<br />

Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen<br />

eFlotte-Testerin Gerlach (Kur- und KongreSS-<br />

GmbH Bad Homburg) im Gespräch<br />

mit Staatssekretär Mathias Samson (HMWEVL)<br />

Verband/ Verein<br />

Unternehmensberatung/ Coaching/ Consulting<br />

sonstige Dienstleistungen/ weitere<br />

SHK<br />

öffentlicher Dienst/ Verwaltung<br />

Logistik/ Transport/ Versand<br />

Kommunikation/ Medien/ PR/ Kreativ/ Verlag<br />

Kirche/ Naturschutz/ Soziales<br />

Justiz/ Recht<br />

Ingenieur/ Maschinenbau/ Technik<br />

Industrie/ produzierendes/ verarbeitendes<br />

Immobilien<br />

Handwerk<br />

Groß-/ Einzelhandel/ Vertrieb/ e.Commerce<br />

Gutachten/ Zertifizierung<br />

Gesundheit/ Medizien<br />

Gastronomie/ Hotellerie/ Tourismus<br />

Garten/ Landschaft/ Forst<br />

Friseur/ Kosmetik/ Schönheit/ Wellness/ Sport<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Events/ Kultur/ Veranstaltungen<br />

Energie/ Strom/ Solar/ PV/ Wind<br />

Elektro<br />

Druck/ Print/ Werbetechnik<br />

Computer/ IT/ EDV/ Telekommunikation<br />

Bildung/ Lehre/ Schule/ Uni<br />

Bau/ Sanierung<br />

Bank/ Finanzen/ Versicherungen<br />

Automobil/ Fahrschule/ KFZ<br />

Augenoptik/ Hörgeräteakustik/ Zahntechnik<br />

Architektur/ Raumausstattung<br />

Architektur/ Pharma<br />

0 2 4 6 8<br />

58 Neue Mobilität<br />

Neue Mobilität 59


eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />

eAutos in Deutschland - eFlotte - TITELSTORY<br />

Von dieser Möglichkeit machten 60 ausgewählte Unternehmen<br />

aus rund 30 verschiedenen Branchen vom Dachdecker<br />

über den Personalberater bis hin zu sozialen Einrichtungen,<br />

Verwaltungen und sogar einem Rettungspiloten intensiven<br />

Gebrauch. Insgesamt legten die <strong>18</strong>4 Fahrerinnen und Fahrer im<br />

Testzeitraum rund 64.000 km elektromobil zurück - drei Viertel<br />

saßen dabei zum ersten Mal überhaupt in einem Elektroauto.<br />

Die meisten waren mehrmals täglich elektrisch unterwegs und<br />

nutzten das Fahrzeug zum Pendeln zwischen Wohnort und<br />

Arbeit, für Fahrten zu Kunden, zwischen Firmenstandorten, für<br />

den Transport von Waren oder Personen. Diese Nutzung entspricht<br />

dem normalen Einsatz der Fahrzeuge im Alltag. Die<br />

eingesetzten Autos erfüllten dabei die unterschiedlichsten<br />

Anforderungen - vom smarten Geschäftswagen für den Berater<br />

bis hin zum Kastenwagen mit großem Laderaum für das<br />

Handwerk. Vertreten waren die jeweils aktuellen Modelle<br />

der Marken AUDI, Citroën, BMW, Mitsubishi, Nissan, Renault<br />

und Volkswagen.<br />

Zu welchem Zweck haben Sie das Auto vor allem genutzt?<br />

Pendeln zur/von der...<br />

Fahrten zuKunden<br />

Unternehmensinterne Fahrten<br />

Personentransport<br />

Warentransport<br />

Sonstiges<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

»Elektroauto ist schon lange nicht mehr einfach Elektroauto«,<br />

sagte Kurt Sigl, Präsident des Bundesverband eMobilität in<br />

Berlin. »Es gibt inzwischen eine große Bandbreite, die einer<br />

Vielzahl an Bedürfnissen gerade auch für kleine und mittlere<br />

Unternehmen in den Fuhrparks gerecht werden. Studien<br />

zeigen zudem, dass sich ihr Einsatz lohnt. Das ist vielen aber<br />

noch nicht bewusst.« Dementsprechend erlebte manches<br />

Unternehmen bereits beim Abholen des Testfahrzeuges die<br />

erste positive Überraschung: »Wir hätten nicht gedacht, dass<br />

da ein normal aussehendes und sogar sportliches Auto vor<br />

uns stehen würde«, berichtete der Angestellte einer Filmund<br />

TV-Produktion.<br />

Wie finden Sie Aktionen wie eFlotte, die ein Testen ermöglichen?<br />

sehr<br />

gut<br />

86,00%<br />

86<br />

gut neutral weniger<br />

gut<br />

12,00%<br />

12<br />

2,00%<br />

2<br />

0,00%<br />

0<br />

schlecht<br />

0,00%<br />

0<br />

Gesamt<br />

Gewichteter<br />

Mittelwert<br />

100 1,16<br />

Dieser Eindruck setzte sich für viele Unternehmen positiv<br />

im täglichen Betrieb fort. In einer Befragung nach Abschluss<br />

der Testphase gaben mit 92% nahezu alle an, mit dem Fahrspaß<br />

»sehr« oder »ziemlich« zufrieden zu sein. Dabei erwiesen<br />

sich die Fahreigenschaften durchweg als praxistauglich<br />

im Unternehmensalltag. Aspekte wie die Geschwindigkeit<br />

(88%), die einfache Bedienung des Fahrzeuges (85%) sowie<br />

die geringeren Betriebskosten (78%) stießen ebenfalls auf<br />

Zustimmung. Das durchaus notwendige Umdenken fiel den<br />

Unternehmen leicht und sie integrierten die Eigenheiten der<br />

Elektromobilität rasch in den Alltag. Zahlreiche Fahrer waren<br />

fasziniert davon, sich mit Unterstützung der Elektronik eine<br />

ökologisch effizientere Fahrweise anzugewöhnen. Andere erfragten<br />

rasch routinemäßig Lademöglichkeiten bei Kunden<br />

und Geschäftspartnern - was dort stets positiv aufgenommen<br />

wurde. Elektromobilität stellte sich erneut als positiver<br />

Imagefaktor heraus.<br />

Tatsächlich gilt der Umweltschutz vielen Unternehmen (72%)<br />

weiterhin als der entscheidende Vorteil eines Elektrofahrzeuges,<br />

der bei fast allen Kontakten im Alltag ausgesprochen<br />

positive Reaktionen auslöste. Ein Mitarbeiter eines international<br />

tätigen Maschinenbauers berichtete: »Wir haben<br />

sogar erlebt, dass Passanten und andere Autofahrer Beifall<br />

klatschen. Wenn man anhält, kommen Leute, schauen sich<br />

das Auto an und stellen Fragen.« Das nahezu geräuschfreie<br />

Fahren kommt besonders gut an - und zahlt nach Meinung<br />

der Tester positiv auf das Image des Unternehmens ein.<br />

Allerdings ist dies auch ein Aspekt, der die Fahrer vor Herausforderungen<br />

stellte: Andere Verkehrsteilnehmer sind noch<br />

nicht auf Elektroautos eingestellt und hörten das Fahrzeug<br />

mehrfach nicht. Potenzial und teilweise auch die Notwendigkeit<br />

für weitere Entwicklungen sehen die Tester weiterhin bei<br />

der Ladedauer (71%), der Reichweite (62%) und den Lademöglichkeiten<br />

(57%).<br />

Unter dem Strich fiel die Einschätzung bezüglich Elektromobilität<br />

jedoch positiv aus. Die einhellige Meinung: Gerade in<br />

kleineren Großstädten mit eher kürzeren Distanzen ist Elektromobilität<br />

schon heute eine alltagstaugliche Alternative für<br />

Unternehmen - und wegweisender Bestandteil nachhaltiger<br />

Verkehrskonzepte. 60% der Befragten sagten sogar, sie würden<br />

nach dem Test »sicher« oder »vielleicht« ein Elektroauto<br />

Ja<br />

anschaffen. Neben der Nutzung in der Firmenflotte ist für sie<br />

auch ein privater Einsatz denkbar. Mehr als 80% sind entsprechend<br />

der Meinung, solche Praxistests könnten dazu<br />

beitragen, dass insgesamt mehr Menschen auf Elektromobilität<br />

umsteigen.<br />

Kann eine solche Aktion Ihrer Meinung nach dazu beitragen, dass<br />

mehr Menschen Elektroautos nutzen?<br />

Nein<br />

Vielleicht<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Den Herstellern schreiben die hessischen Unternehmen ins<br />

Aufgabenbuch: Reichweite weiter erhöhen und Preise reduzieren.<br />

Zwar gaben 60% an, ein Elektrofahrzeug dürfe zehn<br />

oder sogar 20% teurer sein als ein konventionell angetriebener<br />

Wagen. Allerdings zeigt der Anteil von 36% derjenigen,<br />

die nicht bereit sind, mehr zu bezahlen, dass der Preis weiterhin<br />

ein kritischer Faktor bei der Akzeptanz im Markt bleiben<br />

wird. Auch die Politik kann mit einer gezielten Gestaltung der<br />

Rahmenbedingungen zum angestrebten Erfolg der Elektromobilität<br />

beitragen. Kaufprämien oder subventionierte Leasingangebote<br />

würden laut Befragung 60 bzw. 56% der Unternehmen<br />

dazu bringen, ein Elektroauto »ganz sicher« oder<br />

»wahrscheinlich« in Betracht zu ziehen. Und auch die Ladeinfrastruktur<br />

muss weiter ausgebaut werden. Sonderrechte<br />

wie die Nutzung von Busspuren, kostenloses Parken in Innenstädten<br />

oder kostenloses Carsharing würden nur teilweise<br />

einen wirkungsvollen Anreiz setzen. Dabei steht die<br />

Parkmöglichkeit für die Hälfte an erster Stelle.<br />

Das hessische Projekt eFlotte ist mit über 25 Millionen erzielten<br />

Medienkontakten die bisher erfolgreichste Einzelaktion<br />

zur Image- und Akzeptanzsteigerung von Elektromobilität in<br />

Deutschland. Das hessische Wirtschaftsministerium adressiert<br />

nun gezielt alle 1.600 Unternehmen, die sich beworben<br />

hatten und intensiviert so den Dialog rund um Elektromobilität<br />

weiter. Die Erfahrung zeigt erneut, was nötig ist, um<br />

Deutschland bis 2020 zum Leitmarkt und Leitanbieter für<br />

Elektromobilität zu machen: Wir brauchen breit angelegte<br />

Gesellschaftskampagnen, die im Verbund von Politik, Verwaltung,<br />

Institutionen, Medien und Herstellern bürgernah und<br />

niederschwellig erlebbar den konkreten Nutzen, die Alltagstauglichkeit<br />

und die Faszination von Elektromobilität zeigen.<br />

Michael Tschakert<br />

Direktor Consulting & Management<br />

PP:AGENDA<br />

www.pp-agenda.de<br />

60 Neue Mobilität Neue Mobilität 61


eAutos in Deutschland - Erfahrungsbericht<br />

eAutos in Deutschland - Erfahrungsbericht<br />

Im Model S von Trossingen<br />

nach Berlin<br />

Christian Klaiber<br />

Leiter Initiative Zukunftsmobilität<br />

www.zukunftsmobilitaet.de<br />

Die ersten Teslas kommen im Berliner Regierungsviertel an<br />

quelle: Imrö Straubing / ISFotografie<br />

Christian Klaiber, der Leiter der Initiative Zukunftsmobilität,<br />

ist anlässlich der Nationalen Konferenz Elektromobilität Mitte<br />

Juni 2015 mit seinem Tesla Model S vom baden-württembergischen<br />

Trossingen nach Berlin gefahren. Und das nicht<br />

allein - sondern mit einer Reihe Gleichgesinnter im selben<br />

Elektrofahrzeug. In einem interessanten Erfahrungsbericht<br />

lässt er uns daran teilhaben, wie der Tesla-Tross die Strecke<br />

nach Berlin - aus praktischer Sicht - bewältigt hat, warum<br />

er sich für ein Model von Tesla entschieden hat und wie er<br />

vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen die aktuelle<br />

Rolle der deutschen Automobilhersteller einschätzt.<br />

Die Nationale Konferenz der Bundesregierung zum Thema<br />

Elektromobilität stand vor der Tür. Als Experte für nachhaltige<br />

Mobilität im Ländlichen Raum wollte ich natürlich daran teilnehmen.<br />

Dann erreichte mich der Aufruf einiger Teslafahrer<br />

zur Europasternfahrt nach Berlin. Es lag also auf der Hand, die<br />

Anlässe zu verbinden. Meine Reiseplanung bestand vor allem<br />

darin, die Fahrtroute und vor allem die Abfahrtszeiten an den<br />

Superchargern zu planen. Nicht dass ich dies für erforderlich<br />

hielt, um ans Ziel zu kommen, sondern weil ich die Zeiten im<br />

Internet veröffentlichen wollte, damit sich andere anschließen<br />

konnten. Reiseplanung? Diesen Begriff habe ich wohl<br />

noch nie verwendet seit ich Model S fahre. Aber ich wollte<br />

mich ja unterwegs mit anderen treffen und so ist eine gewisse<br />

Planung eben sinnvoll. Was das damit zu tun hat, dass ich<br />

elektrisch fahre? Nichts!<br />

So startete ich dann auch pünktlich um 7.15 Uhr in Trossingen,<br />

um nach 40 km direkt den ersten Supercharger anzufahren.<br />

Wie immer habe ich den kurzen Halt genutzt, um Strom<br />

zu laden. Ob dringend erforderlich oder nicht, es gehört nach<br />

80.000 km mit dem Model S zur Gewohnheit. Was diese Berlinfahrt<br />

von meinen Alltagsfahrten unterschied, war, dass ich<br />

dieses Mal alle Supercharger am Weg angefahren bin. Nicht<br />

wegen der Notwendigkeit, den Akku zu laden, sondern um<br />

meiner Reiseplanung gerecht zu werden und mich mit anderen<br />

»Teslanauten« zu treffen. Am Supercharger in Satteldorf<br />

wurde ich bereits erwartet und zum ersten Mal in meinem<br />

Tesla-Leben mit der Frage konfrontiert, mit wieviel kW mein<br />

Auto denn gerade laden würde. Meine Alltagswährung für<br />

Supercharger-Pausen ist, einen Kaffee zu trinken und während<br />

dessen zwei eMails zu schreiben.<br />

Nach 20 Minuten ging es dann zusammen mit einer Handvoll<br />

weiterer Model S weiter nach Münchberg. Dort wollten<br />

wir auf die Gruppe treffen, die im Raum München gestartet<br />

war. Alles verlief nach Plan und in Münchberg erwartete uns<br />

schon Michael, einer der Organisatoren der Sternfahrt, der<br />

mit seiner Rekordfahrt durch Europa und einer Gegenüber-<br />

stellung von realen Kosten zwischen dem Model S und einem<br />

Vergleichsfahrzeug einen gewissen Bekanntheitsgrad,<br />

nicht nur unter Teslafahrern, erlangt hatte.<br />

Apropos Kosten: meine eigene Entscheidung für das Model<br />

S habe ich im Herbst 2013 auch mit Kostenabschätzungen<br />

hinterlegt. Ich war davon ausgegangen, dass ein Model S 85<br />

bei meiner Fahrleistung unwesentlich teurer sein würde als<br />

mein BMW X3 2.0d, den ich direkt davor im Einsatz hatte. Nach<br />

65.000 km Fahrleistung in den ersten 11 Monaten wies meine<br />

Buchhaltung Mehrkosten mit dem Model S von 30 Euro pro<br />

Monat aus. Auch nochmaliges Nachrechnen half nicht, das<br />

Model S kostet trotz der deutlich höheren Anschaffungskosten<br />

bei hoher Fahrleistung nicht mehr als ein Mittelklassewagen.<br />

Umso verwunderlicher ist für mich das allgegenwärtige<br />

Argument, Elektromobilität sei teuer.<br />

Nachdem alle Fahrzeuge mit Sternfahrt-Aufklebern versehen<br />

waren, ging es wieder auf die Autobahn nach Nempitz. Mindestens<br />

ein Duzend Teslas vor und hinter sich auf der Autobahn<br />

zu haben, ist schon ein besonderes Erlebnis. Die Kolonne<br />

wirkte sehr harmonisch, und wenn ein Fahrzeug nach<br />

dem anderen auf der Autobahn zum Überholen ansetzte,<br />

wirkte die Kolonne wie eine Schlange, die sich leise durchs<br />

Gebüsch schlängelt. Mich beschlich ein Gefühl von Leichtigkeit<br />

des Fahrens, das durch das Dahingleiten mit meinem Model<br />

S erzeugt und vom optischen Eindruck der Tesla-Schlange<br />

verstärkt wurde. Unweigerlich dachte ich an die Kollegin, die<br />

tags zuvor ihre erste Fahrt mit einem Model S angetreten<br />

hatte, ebenfalls aus Baden-Württemberg nach Berlin. Sie rief<br />

mich während eines Ladestopps an und war begeistert vom<br />

entspannten Fahren mit dem Model S, gerade auf langen<br />

Strecken. Die Dame kennt das Fahrgefühl in hochmotorisierten<br />

Autos deutscher Premiummarken, ist aber seit ihrer Berlinfahrt<br />

vom Elektro-Virus infiziert.<br />

In Nempitz wollten dann 40 Model S geladen werden, was<br />

natürlich ein gewisses Maß an Organisation erforderte. Nempitz?<br />

Als Teslafahrer bewegt man sich im Koordinatensystem<br />

der Supercharger, die oft an wenig bekannten Orten stehen.<br />

Am nächsten Tag dann so etwas wie ein Kulturschock! Während<br />

sich etwa 100 Teslas vor dem Paul-Löbe-Haus in Berlin<br />

versammelten, erreichte mich die Pressemeldung des VDA anlässlich<br />

der Nationalen Konferenz: »Deutsche Hersteller sind<br />

Leitanbieter für Elektrofahrzeuge« ließ Herr Wissmann pünktlich<br />

zum Branchentreff verkünden. Folgerichtig habe ich mich<br />

am Tagungsort nach den Lademöglichkeiten für mein Elektrofahrzeug<br />

erkundigt: Fehlanzeige, offensichtlich ist die Branche<br />

in Deutschland noch weit von der Realität entfernt.<br />

62 Neue Mobilität Neue Mobilität 63


eAutos in Deutschland - ERFAHRUNGSBERICHT<br />

eAutos in Deutschland - ERFAHRUNGSBERICHT<br />

Elektromobile Realität kann<br />

so schön sein<br />

Ein Erfahrungsbericht von BEM-Präsident Kurt Sigl<br />

Die Aufgabe hätte kaum schöner sein können: Das Tesla<br />

Model S im Alltag erfahren - und das auch noch im Urlaub in<br />

den Bergen. Um wirklich realitätsnah berichten zu können,<br />

nutzten meine Familie und ich keinen Testwagen von Tesla,<br />

sondern ein gebrauchtes Modell des BEM-Mitgliedsunternehmens<br />

KOCO AG aus Rimsting am Chiemsee. Der Eigentümer<br />

des Fahrzeugs selbst wies mich mit folgenden Worten<br />

ein: »Ich erklär Dir am Besten gar nichts, denn alles ist<br />

selbsterklärend.« Und er sollte Recht behalten, wie sich in<br />

den darauffolgenden Testtagen herausstellte.<br />

Zuerst ging es bei traumhaftem Wetter den Chiemsee entlang.<br />

Das Schiebedach per Touchscreen auf 70% geöffnet,<br />

die Ladeanzeige im Visier und mit einem weiteren Fingerwisch<br />

auf dem Bildschirm die Gewissheit, dass der nächste<br />

Supercharger lediglich 70 km entfernt war - Entspannung pur.<br />

Ich habe in meinem Leben schon einige Fahrzeuge bewegen<br />

dürfen - selten war ich von Anfang an so beeindruckt. Beim<br />

Fahren kamen mir die Unkenrufe einiger deutscher Motorjournalisten<br />

in den Sinn. So seien Verarbeitung und Haptik<br />

angeblich nicht nach deutschen Standards.<br />

Ein Urteil, das ich auf keinen Fall teilen kann. Unser Testwagen<br />

hatte zum Zeitpunkt der Probefahrt bereits 55.000 km<br />

auf der Uhr und nichts klapperte oder sah verschlissen aus.<br />

Selbst die Ledernähte, egal ob am Armaturenträger oder an<br />

den Sitzen sowie auch die Carbon-Teile waren perfekt verarbeitet.<br />

Und selbst der deutschen Ingenieure liebstes Kind,<br />

die Spaltmaße, gaben keinen Grund zur Beanstandung.<br />

Über Kössen ging es dann weiter ins Pillerseetal ins malerische<br />

Tirol. Kaum angekommen wollte meine komplette Familie<br />

natürlich sofort mitfahren. Auf der ersten gemeinsamen<br />

Spritztour erklärten mir meine Söhne noch schnell, was man<br />

mit dem Bordcomputer in der Mittelkonsole noch so alles anstellen<br />

kann - einfach faszinierend. Am Tag darauf ging es nach<br />

kurzem Nachladen in der eigenen Garage in Richtung Salzburg.<br />

Bei 37 Grad ging das natürlich nur mit eingeschalteter<br />

Klimaanlage - wir wollten das Model S ja schließlich auch auf<br />

Herz und Nieren testen. Während wir meine Frau zum Einkaufsbummel<br />

verabschiedeten, beschlossen meine Söhne<br />

und ich den Tesla-Supercharger in Anif am Kaiserhof aufzusuchen,<br />

um uns zu überzeugen, dass das Laden tatsächlich<br />

auch so einfach und unkompliziert funktioniert, wie es immer<br />

beschrieben wird.<br />

Während wir uns im Biergarten bei ein paar kühlen Getränken<br />

vergnügten, war das Model S bereits nach kurzer Zeit wieder<br />

voll geladen. Überwachen konnten wir den Ladestand problemlos<br />

und ohne unseren Schattenplatz verlassen zu müssen<br />

über die eigens dafür installierte App. »Wahnsinnig cool«<br />

fand das mein <strong>18</strong> jähriger Sohn, der daraufhin auch gleich<br />

über die App die Klimaanlage einschaltete. »Wir wollen ja<br />

schließlich nicht in ein völlig überhitztes Auto steigen, oder<br />

Papa?«.<br />

vergleichbaren Audi oder BMW. Hinzu kommt, dass wir uns<br />

mit dem Elektroauto mit Naturstrom der Salzburger Wasserwerke<br />

fortbewegen - das ist nicht nur günstiger als mit Benzin<br />

oder Diesel sondern auch noch besser fürs Gewissen.<br />

Das überzeugte auch sie.<br />

Zurück in St. Ulrich am Pillersee hatte sich unser neues Familienfahrzeug<br />

bereits herumgesprochen. Ein paar unserer<br />

Nachbarn und Freunde erwarteten uns bereits. Zwei von<br />

ihnen nahm ich direkt mit nach Kitzbühel zum neuen Tesla-<br />

Supercharger beim Klinik-Express von Klaus Monitzer. Ein<br />

Macher, der Tesla solange penetriert hat, bis er endlich eine<br />

eigene Ladesäule des kalifornischen Automobilherstellers<br />

vor seinem Unternehmen stehen hatte, um die Elektrofahrzeuge<br />

seines Klinik-Fahrservices besser laden zu können.<br />

Drei Tage Tesla Model S haben mich und meine Familie restlos<br />

begeistert. Die Automobilbauer, die in den letzten Monaten<br />

vermehrt so genannte Tesla Fighter angekündigt haben, sollten<br />

sich warm anziehen und ihre Hausaufgaben lieber ordentlich<br />

machen. Hier gilt es einiges aufzuholen, um den<br />

Anschluss nicht zu verpassen. Denn Tesla hat mit dem Model<br />

S gezeigt, dass Elektromobilität nicht erst morgen ohne<br />

Kompromisse im Premium-Segment angekommen ist.<br />

xxx<br />

Achtung vor dem Tesla Fighter?<br />

Und was setzen die etablierten Automobilhersteller dem<br />

Erfolg von Tesla entgegen? Lange fehlte etwa bei Audi<br />

eine strikte Elektroauto-Strategie, nun setzen die Ingolstädter<br />

auf Angriffskurs. In Genf zeigte Audi erstmals seinen<br />

Elektro-R8 mit 450 km Reichweite. Der so genannte<br />

Tesla Fighter soll nun tatsächlich in Serie gebaut werden<br />

- allerdings nur auf Kundennachfrage. Mehr als 100<br />

Stück pro Jahr lassen sich so kaum verkaufen, schätzen<br />

Analysten. Mercedes hat sich mit dem SLS E-Cell bereits<br />

im Elektro-Premium-Markt versucht - ein Riesenerfolg war<br />

das 416.000 Euro teure Auto mit 250 km Reichweite aber<br />

nicht. Doch nun nimmt Daimler neuen Anlauf - wenn auch<br />

nicht gerade im Überholspur-Tempo. Tesla habe gezeigt,<br />

dass es einen Markt für Luxus-Elektroautos geben könne,<br />

gab Daimler-Chef Dieter Zetsche in Genf zu. »Wenn<br />

das eine Möglichkeit ist, untersuchen wir sie gerade«,<br />

meinte er - und deutete an, an einer Elektro-Limousine zu<br />

arbeiten. Porsche arbeitet dem Vernehmen nach ebenfalls<br />

an einem Tesla Fighter. Die Zuffenhausener planen eine<br />

kleinere Version des Viertürers Panamera, die rein elektrisch<br />

fährt - mit Reichweiten von mindestens 350 bis<br />

400 km. Das Auto soll 20<strong>18</strong> auf den Markt kommen - also<br />

erst in 3 Jahren..<br />

Der neue Tesla-Supercharger mitten in Kitzbühel<br />

Danach ging es wieder in Richtung City, um meine Frau einzusammeln.<br />

Auch sie war vom Fahrgefühl begeistert. Ihrer Rolle<br />

als Finanzminister der Familie treu bleibend, kam prompt<br />

die Frage, was das Auto denn kosten würde. Ich erklärte ihr,<br />

das ich mit dem Model S unter dem Strich bei meinen ca.<br />

40.000 km im Jahr günstiger kommen würde, als mit einem<br />

64 Neue Mobilität


<strong>NEUE</strong><br />

<strong>MOBILITÄT</strong><br />

»Gerade vor dem Hintergrund ausländischer Konkurrenten<br />

können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt keine reaktionäre<br />

Vogel-Strauß-Taktik mehr erlauben, wenn wir am Standort<br />

Deutschland künftig wirtschaftlich vom Zukunftsmarkt<br />

Elektromobilität profitieren wollen.«<br />

Kurt Sigl<br />

IN DER<br />

SCHULE-<br />

WAS LERNEN UNSERE KINDER?<br />

Bundesverband eMobilität<br />

Wir setzen uns dafür ein, die Mobilität langfristig mit dem Einsatz<br />

Erneuerbarer Energien auf elektrische Antriebsarten umzustellen, um<br />

so den Weg in eine postfossile Gesellschaft aktiv zu begleiten.<br />

www.bem-ev.de<br />

emobilität und Erneuerbare Energien auf dem Stundenplan<br />

66 Neue Mobilität Neue Mobilität 67


Neue Mobilität in der Schule - Projekttag Elektromobilität<br />

Neue Mobilität in der Schule - Projekttag Elektromobilität<br />

Anbieters teilAuto begeistert aufgrund der Stille des Fahrzeugs<br />

dann letztlich alle. Und im Energiedialog, den ich mit<br />

den Schülern mache, setze ich oft Lernkarten ein, deren Inhalt<br />

sich die Schüler selbst erarbeiten sollen. Es ist die Mischung,<br />

die nicht allein auf Frontalunterricht setzt.<br />

Projekttag Elektromobilität<br />

Maßgeschneidertes Unterrichtsmodul für Klassenstufe 6 bis 12<br />

Und was sagen die Schüler? Wie haben sie das Thema Neue<br />

Mobilität aufgenommen?<br />

Wir kriegen regelmäßig sehr gute Bewertungen von den<br />

Schülern, auch wenn längst nicht alle aktiv mitarbeiten. Interesse<br />

an der Zukunft ihrer eigenen Mobilität ist definitiv<br />

vorhanden, spätestens das Erleben der geräuschlosen Fahrt<br />

im Carsharing-Fahrzeug in der Region Dresden zeigt den jungen<br />

Menschen, dass sie da ein Stück Zukunft erleben.<br />

Debatten rund um die bevorstehende Energie- und Mobilitätswende<br />

anzustoßen, gehört zu Ihrer täglichen Arbeit.<br />

Lernen unsere Kinder diesbezüglich genug in der Schule?<br />

Was die Energiefrage betrifft: Definitiv nicht. Energiedurchsatz<br />

hält unsere Zivilisation am Leben, doch die Konsequenzen,<br />

auf fossile Rohstoffe verzichten zu müssen, wird grundsätzlich<br />

zu wenig thematisiert: nicht nur in der Schule. Was<br />

die Energiewende am Ende wirklich bedeutet und warum wir<br />

sie wirklich brauchen, muss zur gesellschaftlichen Debatte<br />

werden. Schule ist da ein Raum, längst nicht der einzige.<br />

Norbert Rost, Vorstand beim Forum für Energiewende und regionale<br />

Entwicklung im Elbland e.V.<br />

quelle: Transition Bielefeld<br />

»Wir wollen mit und im Elbland-Forum einen Entwicklungsprozess<br />

anstoßen, der die komplexen globalen Herausforderungen<br />

in ihren Wirkungen auf unser Leben und Lebensumfeld<br />

greifbar macht und Lösungen finden lässt, wie wir<br />

aus unseren eigenen Fähigkeiten und Potentialen heraus<br />

diesen Entwicklungen Handeln entgegensetzen können«,<br />

so Norbert Rost, Vorstand des Elbland-Forum. Dafür werden<br />

in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Energie und<br />

Mobilität Debatten angestoßen, Akteure vernetzt, Projekte<br />

initiiert und Projektarbeit unterstützt und gefördert.<br />

»Wir konzentrieren uns dabei auf unsere Region, weil die lokale<br />

und regionale Ebene im Einflussbereich eines jeden von<br />

uns liegt und weil wir mit allen Bürgerinnen und Bürgern und<br />

regionalen Akteuren diesen Prozess aktiv gestalten wollen:<br />

mit Kommunen und Unternehmern, mit Vereinen, Verwaltungen<br />

und Bildungseinrichtungen. Der kürzere Name Elbland-<br />

Forum steht dabei für die Zielrichtung unserer Arbeit, die<br />

einen Ort für Debatten, Diskussionen und Austausch sowie<br />

einen Treffpunkt für Akteure schaffen will, die sich mit uns<br />

gemeinsam für eine Energiewende und für Regionale Entwicklung<br />

engagieren wollen«, erklärt Rost.<br />

In Zusammenarbeit mit der Mittelschule Radebeul hat das<br />

Elbland-Forum für Energiewende und regionale Entwicklung<br />

einen Projekttag »Elektromobilität« für Schulen entwickelt. Mit<br />

Norbert Rost haben wir über die Idee dahinter gesprochen.<br />

Ein Projekttag rund um das Thema Elektromobilität. Wie<br />

kam es zu dieser Aktion?<br />

Mein Interesse für die Grenzen der Ölförderung stieß bei Vereinsgründung<br />

2009 auf die Elektro-Karts an der Mittelschule<br />

Radebeul und den Physiker Manfred Bauer, der Modellbau-<br />

Autos mit Photovoltaik-Zellen im Programm hat. Zeitgleich<br />

suchte die Sächsische Energieagentur SAENA nach Projektpartnern,<br />

die Bildung an Schulen durchführten - und wir<br />

brachten all dies zusammen.<br />

War Elektromobilität in Schulen bereits ein Thema oder haben<br />

Sie im Rahmen Ihres Projekttages völliges Neuland bei<br />

den Schülern betreten?<br />

Für die meisten Schüler ist das Neuland. Auf meine regelmäßige<br />

Frage, wer schon einmal elektromobil unterwegs war,<br />

heben meist nur wenige Schüler die Hand. Dieselbe Frage<br />

beantworten wenig später alle Schüler anders, denn wir thematisieren,<br />

dass eMobilität natürlich in Form von Zügen und<br />

Straßenbahn alles andere als neu ist - und erst dann erkennen<br />

die Schüler, dass sie schon längst damit in Berührung kamen.<br />

Wie wurde das doch recht komplexe Thema aufgearbeitet,<br />

um auch ein jüngeres Publikum zu begeistern?<br />

Das Basteln des Modell-Autos stößt von Klassenstufe 6 bis<br />

12 auf großes Interesse. Mit den Händen zu arbeiten, passiert<br />

im Schulunterricht viel zu selten und wird dankbar<br />

aufgenommen. Eine Fahrt mit dem eAuto des Carsharing-<br />

Welche Projekte stehen vor diesem Hintergrund aktuell<br />

oder in naher Zukunft auf Ihrer Agenda?<br />

Wir arbeiten an einem Video, mit dem wir die verbrennungsmotorfreie<br />

Stadt hörbar machen wollen: eMobilität spürbar<br />

machen für jene, die sich noch nicht an die Technik rangetraut<br />

haben - und die Brücke zur Stadtplanung schlagen. Sponsoren<br />

willkommen! Und wir werkeln an einem Zukunftsprozess,<br />

bei dem die Energiewende mal vom Ende her gedacht<br />

werden soll: Was bedeutet ihre Vollendung für Städte wie<br />

Dresden, Meißen oder Radebeul?<br />

Elbland-Forum<br />

Das Forum für Energiewende und Regionale Entwicklung<br />

Elbland e.V. - kurz: Elbland-Forum - hat sich aus der Initiative<br />

vieler bereits regional Engagierter aus Politik<br />

und Gesellschaft am 16. Mai 2009 in Radebeul gegründet<br />

und strebt nach der Energiewende und regionalen<br />

Entwicklung der Elblandregion.<br />

www.elbland-forum.de<br />

Unterrichtsmodul Elektromobilität für Schulen<br />

Das Unterrichtsmodul ist über die Sächsische Energieagentur SAENA zu beantragen, jegliche Kosten übernimmt die<br />

SAENA. Ein solcher Projekttag enthält sowohl theoretische wie auch praktische Aspekte.<br />

• Die Schüler können während des Projekttages mit den Elektro-Karts des E-Kart-Projekts der Mittelschule Radebeul<br />

fahren und so Elektromobilität hautnah erleben.<br />

• Die Schüler bauen unter Anleitung kleine solarbetriebene Fahrzeug-Modelle, um das Zusammenspiel zwischen Photovoltaikzelle<br />

und Elektromotor zu erfahren.<br />

• Die Initiatoren verstehen diese Projekttage als Teil ihrer Bildungsarbeit zur Energiewende. Die Schüler von heute<br />

sind die Techniker, Ingenieure und Fahrzeugnutzer von morgen. Deshalb ist es ihnen ein besonderes Anliegen, dieses<br />

wichtige Thema auf diesem Wege in den Schulen thematisieren zu können.<br />

68 Neue Mobilität Neue Mobilität 69


Neue Mobilität in der Schule - AVU-Schuldialog<br />

Neue Mobilität in der Schule - AVU-Schuldialog<br />

Elektromobilität macht Schule<br />

Jörg Prostka<br />

Pressesprecher der AVU Aktiengesellschaft<br />

für Versorgungs-Unternehmen<br />

www.avu.de<br />

Wann wird der Durchbruch der Elektromobilität gekommen<br />

sein? Das werden wir wohl erst im Nachhinein feststellen.<br />

Fakt ist: Elektroautos haben zurzeit noch nicht die Marktposition,<br />

die diese sinnvolle Technologie eigentlich einnehmen<br />

sollte. Für Energieversorger ist das Autofahren mit Strom<br />

(oder auch mit Erdgas) aber mehr als ein Trendthema. Es ist<br />

ein Muss - in Zeiten der Energiewende und des notwendigen<br />

Umbaus ihrer Geschäftsmodelle.<br />

Die AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen -<br />

Grundversorger und Netzbetreiber in sieben Kommunen des<br />

Ennepe-Ruhr-Kreises (NRW) - hat Elektromobilität seit gut<br />

fünf Jahren in seine Marketing-Aktivitäten integriert. Und es<br />

liegt nahe, ein neues, unbekanntes Thema mit bewährten Kommunikationsformen<br />

zu kombinieren: Der AVU-Schuldialog ist<br />

seit Jahren mit gutem Ruf bei Lehrern anerkannt. Bereits vor<br />

vier Jahren hat es eine erste Kooperation mit der Deutschen<br />

Umwelthilfe e.V. (DUA) gegeben, um das Thema Elektromobilität<br />

für die Jahrgänge 4 bis 6 zu vermitteln. Und das mit großem<br />

Erfolg: 90 Klassen aus 35 Schulen haben sich damals<br />

angemeldet - das waren insgesamt rund 3.000 Schülerinnen<br />

und Schüler!<br />

Aktuell bietet das Unternehmen mit der DUA wieder Unterrichtseinheiten<br />

an. Die rund 40 weiterführenden Schulen im<br />

Versorgungsgebiet wurden über diese Möglichkeit informiert:<br />

Pro Stadt übernimmt die AVU die Kosten an einer Schule für<br />

die DUA-Pädagogen. Jetzt, nach den Sommerferien steht dann<br />

das Thema auf dem Stundenplan der Jahrgangsstufen 6 bis<br />

8. Insgesamt nehmen sieben Schulen aus den Städten Breckerfeld,<br />

Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen und Sprockhövel<br />

teil. Die Lerninhalte sind pädagogisch aufgebaut:<br />

• Wer kennt umweltfreundliche Autos?<br />

• Wie funktioniert welche Antriebstechnik?<br />

• Wie und wo kann man eAutos aufladen?<br />

• Zusammenhang mit Speichermöglichkeiten und Erneuerbaren<br />

Energien<br />

Lernziel ist es, den notwendigen Umbau der Energieversorgung<br />

auf Erneuerbare Energien und die Bedeutung der eMobilität<br />

zu vermitteln. Das soll altersgerecht und alltagstauglich<br />

erfolgen. Und natürlich praxisnah: Ein eAuto steht zur<br />

Verfügung. Selbst wenn die Schülerinnen und Schüler selbst<br />

noch nicht ans Lenkrad dürfen, kann man über den geräuschlosen<br />

Betrieb und einen Blick in die Motorhaube den Unterschied<br />

zu einem Benziner oder Diesel anschaulich machen.<br />

Und hier spielt die Netzwerk-Arbeit der AVU eine Rolle. Denn<br />

das Unternehmen hat sein Engagement für die Region Ennepe-<br />

Ruhr in den Unternehmenszielen festgeschrieben. So kommt<br />

bei den DUA-Unterrichtseinheiten erstmals eine Kooperation<br />

mit einer anderen Schule zum Tragen - einer Fahrschule. Auch<br />

hier gibt es Interesse, die neue - vielen noch unbekannte -<br />

Antriebsform zu nutzen und künftigen Autofahrerinnen und -<br />

fahrern zu vermitteln.<br />

Der AVU-Kooperationspartner Verkehrsbildungsgesellschaft<br />

mbH Ennepe-Ruhr (Ennepetal) nutzt seit diesem Sommer einen<br />

E-Golf zur Ausbildung. Die Kooperation entstand durch<br />

die Zusammenarbeit bei einer jährlichen Großveranstaltung:<br />

Das »AVU-Familienfest« stellt die Themen Mobilität und Familien-Unterhaltung<br />

in den Mittelpunkt. Dort sind neben Autohäusern<br />

auch die VBG-Fahrschule und die AVU mit ihren<br />

Elektro- und Erdgasfahrzeugen präsent.<br />

Diese Aktivitäten für die Elektromobilität sind nur dann sinnvoll,<br />

wenn sie mit Infrastruktur-Maßnahmen und konkreter<br />

Kunden-Ansprache einhergehen. So hat die AVU in jeder Stadt<br />

des Versorgungsgebiets eine öffentliche Ladesäule errichtet.<br />

Hier gibt es wieder eine Besonderheit: In Ennepetal befindet<br />

sich die »Stromtankstelle« direkt am Berufskolleg des Ennepe-<br />

Ruhr-Kreises. So können die Auszubildenden in ihrem Unterricht<br />

das Thema Elektromobilität ganz praktisch vor der<br />

Schule ausprobieren. Natürlich gab es auch Input vom Fuhrpark<br />

der AVU für angehende Kfz-Mechatroniker. Auch bei anderen<br />

Aktivitäten des AVU-Ausbildungsmarketing wird das<br />

Thema Elektromobilität integriert, so zum Beispiel bei einem<br />

MINT-Camp im Juni dieses Jahres, bei dem Schülerinnen und<br />

Schüler für die Unterrichtsfächer (und die möglichen Ausbildungsberufe)<br />

aus den Bereichen Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft und Technik begeistert wurden.<br />

Begeistert sind nicht nur die Kinder und Jugendlichen<br />

über die Strom-Autos. Auch Besitzer von eAutos<br />

äußern sich positiv über die Nutzung, wie eine<br />

Befragung des Deutschen Instituts für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) herausgefunden hat.<br />

Und diese Einschätzung bestätigen auch die AVU-Kunden:<br />

Sie werden mit einem Geldbetrag für eine Ladesäule in der<br />

heimischen Garage gefördert. Das ist die konkrete Unterstützung<br />

für interessierte Kunden, den private Autofahrer<br />

ebenso wie Gewerbebetriebe oder Fuhrparks z.B. von Stadtbetrieben<br />

zunehmend in Anspruch nehmen.<br />

Elektromobilität macht also Schule - sowohl im Klassenzimmer<br />

als auch im alltäglichen Straßenbild. Der Durchbruch zum<br />

Massengeschäft ist noch nicht geschafft. Noch sieht man in<br />

TV-Werbespots, wie Kinder die Begeisterung über technische<br />

Gimmicks der Autoindustrie ihren Vätern vermitteln. Bald ist<br />

es hoffentlich soweit, dass Kids auch staunend vor einem batteriegetriebenen<br />

eAuto stehen. Und das als Werbung zur besten<br />

Sendezeit im Fernsehen.<br />

Auch in der Berufsschule steht Elektromobilität auf dem<br />

Stundenplan: Oliver von der Ley, Fuhrpark-Leiter der AVU Netz,<br />

zeigt angehenden Kfz-Mechatronikern die Ladesäule.<br />

quelle: AVU/Henkel<br />

• Autonutzung im Alltag<br />

• Abgase und deren Umweltfolgen, Auswirkungen auf den<br />

Klimawandel<br />

70 Neue Mobilität Neue Mobilität 71


Neue Mobilität in der Schule - Mobiles Schulungszentrum emobilität<br />

Mobiles Schulungszentrum<br />

Elektromobilität<br />

www.mse-ta.de<br />

Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Die Fahrzeuge selbst<br />

sind dabei nur Teil eines umfassenden Wandels. Das Projekt<br />

»Mobiles Schulungszentrum Elektromobilität« der Technischen<br />

Akademie will Jugendlichen Lust darauf machen.<br />

Mit dem Mobilen Schulungszentrum Elektromobilität (MSE)<br />

soll die weitere Ausrichtung der beruflichen Ausbildung und<br />

der Nachwuchssicherung in allen Technologiebereichen der<br />

Elektromobilität unterstützt werden. Es sollen im Schwerpunkt<br />

Schüler und Jugendliche erreicht werden, die in Vollzeit<br />

berufsorientierte Schulen besuchen oder sich in einer vergleichbaren<br />

Ausbildungsphase befinden. Für diese Zielgruppe<br />

werden mit modernster Präsentationstechnik die wesentlichen<br />

Inhalte der Elektromobilität und der angrenzenden<br />

Technologien im Sinne der Berufsorientierung und Berufsentscheidung<br />

vermittelt. Begleitet wird das Projekt von einer<br />

wissenschaftlichen Untersuchung, in der weitere notwendige<br />

Ausbildungsinhalte analysiert werden sollen, um das zunehmend<br />

breitere Spektrum an technologischen und sonstigen<br />

Anforderungen aus der Einführung der Elektromobilität<br />

langfristig abzudecken.<br />

Das Schulungslabor ist Teil des »LivingLab BWe mobil«. Das<br />

Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

gefördert. Es bietet für Schüler und Jugendliche von<br />

der Jahrgangsstufe 8 bis zum Berufseintritt eine multimediale<br />

Präsentation der Elektromobilität und eine herausfordernde<br />

Experimentierwelt. Das Mobile Schulungszentrum besteht aus<br />

vier Containermodulen, in denen ein Forum zur multimedialen<br />

Präsentation der Elektromobilität und der angrenzenden<br />

Technologien sowie eine Experimentierwerkstatt installiert<br />

sind. Von Mai 2013 bis Oktober 2015 wird das MSE in ausgewählten<br />

Regionalzentren in Baden-Württemberg für jeweils 6<br />

Wochen aufgestellt. Dadurch sollen Lust und Neugier auf die<br />

neuen Technologien sowie die damit verknüpften Arbeitsbzw.<br />

Ausbildungsmöglichkeiten geweckt werden.<br />

In Gruppen von maximal 25 Teilnehmern können Jugendliche<br />

in die Welt der Elektromobilität eintauchen, ohne Leistungsdruck,<br />

dafür mit Touchscreens und Apps. Die Schüler sollen<br />

Elektromobilität zunächst medial kennenlernen. So gibt es im<br />

MSE eine große Multivisionswand, auf der die neusten Elektroautos,<br />

eBikes und Pedelecs in Kurzfilmen vorgestellt werden.<br />

Weil ein Achtklässler einen anderen Wissensstand als<br />

ein Kfz-Mechatroniker hat, werden die jeweiligen Lerninhalte<br />

dem Alter und Wissen der Schüler angepasst.<br />

In der Experimentierwerkstatt können die Schüler selbst nach<br />

Antworten auf technische Fragen suchen: Wie funktioniert<br />

ein Brennstoffzellenauto? Wie wird eigentlich eine elektrische<br />

Zahnbürste aufgeladen? Und was hat das mit Elektromobilität<br />

zu tun? Auch der Spaß kommt im MSE nicht zu kurz -<br />

die Kinder und Jugendlichen dürfen mit eMountainbikes und<br />

Elektro-Go-Karts über den Schulhof düsen.<br />

Seit dem Projektstart im Jahr 2013 machte das Mobile Schulungszentrum<br />

Elektromobilität (MSE) bereits Station an beruflichen<br />

Schulzentren in Esslingen, Backnang, Ellwangen und<br />

Fellbach. Im April 2014 war das MSE auf der Hannover Messe,<br />

im Anschluss daran auf der Landesgartenschau in Schwäbisch<br />

Gmünd und im Februar 2015 auf Einladung des BMBF<br />

in Berlin auf dem Gelände der TU Berlin. Seit Frühjahr 2015<br />

folgen nun weitere Schulzentren in Baden-Württemberg.<br />

Begleitet wird das Projekt von einer wissenschaftlichen Untersuchung,<br />

in der weitere notwendige Ausbildungsinhalte analysiert<br />

werden sollen, um das zunehmend breitere Spektrum<br />

an technologischen und sonstigen Anforderungen aus der<br />

Einführung der Elektromobilität langfristig abzudecken. So<br />

entstehen neue Ausbildungsinhalte, mit denen die technischen<br />

Herausforderungen der Elektromobilität in der beruflichen<br />

und sozialen Welt gemeistert werden können. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt der wissenschaftlichen Begleitung folgt<br />

neuen Untersuchungsergebnissen, nach denen sich die Einstellung<br />

der Jugendlichen zur Mobilität insgesamt in einem<br />

Wandel befindet. Diese Trends sollen im Rahmen des Evaluierungsprozesses<br />

mittels Fragebögen und Interviews noch<br />

ausführlicher untersucht werden, um die Auswirkungen auf<br />

die zukünftigen Mobilitätskonzepte und Ausbildungsinhalte<br />

abbilden zu können.<br />

72 Neue Mobilität


Neue Mobilität in der Schule - Berliner Klima Schulen<br />

Neue Mobilität in der Schule - Berliner Klima Schulen<br />

Schulwettbewerb<br />

Berliner Klima Schulen<br />

Staatssekretäre Mark Rackles und Christian Gaebler bei der Preisverleihung zum Schulwettbewerb Berliner Klima Schulen.<br />

Quelle: Berliner Klima Schulen/Photo: Frank Peters<br />

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen<br />

für uns Menschen, die es jemals gab. Er betrifft uns persönlich<br />

- und wir alle können etwas zum Schutz des Klimas tun.<br />

Mit welchen Verkehrsmitteln wir uns bewegen, wie wir mit<br />

Strom und Wasser umgehen, wie wir konsumieren, leben<br />

und arbeiten: All das hat Auswirkungen auf unser Klima und<br />

auf die Zukunft unseres Planeten. Durch den sparsamen<br />

Umgang mit Energie, den Einsatz effizienter und innovativer<br />

Technologien und den konsequenten Umstieg auf Erneuerbare<br />

Energien können wir unsere Lebensqualität erhalten<br />

und auf eine zukunftsfähige Grundlage stellen.<br />

Klimaschutz kann jeder und ist immer und überall ein Thema.<br />

Aber wie genau geht Klimaschutz? Von der persönlichen<br />

Ebene bis hinauf in die hohe Politik stellen sich immer<br />

dieselben zwei Aufgaben: Erkennen, was man konkret tun<br />

kann. Und andere motivieren, dabei mitzumachen. Um vor<br />

diesem Hintergrund kreative Ideen und Aktivitäten rund um<br />

den Klimaschutz zu fördern, wurde der Wettbewerb »Berliner<br />

Klima Schulen« ins Leben gerufen, der unter anderem von den<br />

Senatsverwaltungen für Bildung, Jugend und Wissenschaft<br />

sowie Stadtentwicklung und Umwelt getragen wird. Die folgenden<br />

Fragen beantworten Mark Rackles, Staatssekretär<br />

für Bildung, und Christian Gäbler, Staatssekretär für Verkehr<br />

und Umwelt.<br />

Wofür steht der Wettbewerb »Berliner Klima Schulen«?<br />

Wer oder was wird hier ausgezeichnet?<br />

Rackles: Die »Berliner Klima Schulen« sind ein Landesschulwettbewerb<br />

zum Klimaschutz in Berlin. Zusammen mit<br />

unseren Partnern, der GASAG und dem BUND Berlin e.V.,<br />

zeichnen wir Schülergruppen aus Berliner Schulen für ihre<br />

Projekte zum Klimaschutz aus. Das sind Klassen, AGs, Kurse<br />

oder auch mal eine ganze Schulgemeinschaft. Als Schulverwaltung<br />

möchten wir das Thema Klimaschutz im Unterricht<br />

und im Schulalltag verankern. Es geht also sowohl um inhaltliche<br />

Arbeit als auch um praktisch gelebten Klimaschutz,<br />

zum Beispiel durch den bewussten Umgang mit Heizenergie<br />

im Schulgebäude oder auch um Klimaschutzaspekte bei der<br />

Zubereitung des Schulessens. Der Wettbewerb ist ein wichtiger<br />

Baustein dazu, ebenso wie das Schulsiegel »Berliner<br />

Klima Schule«, das wir an besonders engagierte Schulen in<br />

diesem Bereich verleihen.<br />

Wie erfolgt die Bewertung der eingereichten Beiträge?<br />

Gaebler: Die Bewertung der eingereichten Vorschläge erfolgt<br />

anhand eines Kriterienkataloges, den wir gemeinsam<br />

mit der GASAG und dem BUND erarbeitet haben. Alle Beiträge<br />

eines Schuljahres werden von einer Jury begutachtet und<br />

bewertet. In der Jury sind neben den Initiatoren, Klimaschutzexperten<br />

aus Wissenschaft und Verbänden sowie Schülerinnen<br />

und Schüler vertreten. Zunächst einmal gilt es, formale Kriterien<br />

einzuhalten, dazu zählen: Teilnehmen können alle<br />

Berliner Schulen; es muss ein deutlicher Bezug zum Klimaschutz<br />

erkennbar sein und es sollen mindestens drei Schülerinnen<br />

und Schüler an der Projekterarbeitung beteiligt sein.<br />

In die Bewertung fließen die Kriterien Nachhaltigkeit, Partizipation,<br />

Originalität und das Innovationspotenzial ein - neben<br />

den Aspekten der Verbreitung guter Projekte und Ideen.<br />

Beispielsweise: Wie stark haben die Schülerinnen und<br />

Schüler eigene Ideen eingebracht? Kann die Arbeit öffentliche<br />

Wirkung erzielen, etwa in der Schulgemeinschaft und im<br />

Schulumfeld? Da sich alle Schulen und auch alle Klassenstufen<br />

am Wettbewerb beteiligen können, ist es natürlich auch<br />

erforderlich, Aspekte der Inklusion, Mehrsprachigkeit und<br />

Begrüßungsklassen zu berücksichtigen. Wenn sich die Jurymitglieder<br />

ein Bild zu all den Fragen gemacht haben, finden<br />

die gemeinsame Bewertung, Diskussion und Entscheidungsfindung<br />

statt.<br />

Auch in diesem Jahr wurden viele kreative Ideen zum Klimaschutz<br />

ausgezeichnet. Darunter auch zwei Elektromobilitätsprojekte.<br />

Was genau wurde hier von den Schülern<br />

ausgearbeitet?<br />

Gaebler: Ja, die Beiträge waren spannend. In diesem Jahr<br />

wurden zum ersten Mal zwei vollwertige dritte Preise verliehen.<br />

Wir mussten dafür das Preisgeld aufstocken und beide<br />

Preise gingen an Mobilitätsprojekte, die die Jury gleichermaßen<br />

überzeugt haben. Das Besondere war: Eines dieser<br />

Projekte kam von einer Grundschule, das Andere aus einem<br />

Leistungskurs der Oberstufe. Die Viertklässler von der Gustav-<br />

Falke-Grundschule hatten sich eine Leitfrage gestellt: »Kann<br />

ein Auto überhaupt umweltfreundlich sein?« Davon ausgehend<br />

haben sie Umfragen in der Schule gemacht, sich über<br />

Technologien wie die Elektromobilität informiert, einen Autofahrer-Musik-Rap<br />

erarbeitet und noch verschiedene kreative<br />

Arbeiten vorgelegt. Mein Favorit: »Das Autoquartett verkehrt<br />

herum«, bei dem die niedrigsten Werte gewinnen. Ein toller<br />

Denkanstoß! Die andere Gruppe, ein Physik-Leistungskurs<br />

der Robert-Havemann-Schule, hat ein Kettcar zum Elektroauto<br />

umgebaut, das jetzt für zukünftige Unterrichtsprojekte zur<br />

Verfügung steht. Und die Schüler haben sich noch mehr vorgenommen.<br />

In Zukunft sollen eine Solartankstelle und weitere<br />

Elektrofahrzeuge folgen. Das alles läuft neben dem normalen<br />

Schulbetrieb, häufig auf Initiative von Einzelnen aus<br />

der Schulgemeinschaft. Das ist schon sehr beeindruckend.<br />

Woher kommen die Ideen der Schüler? Werden sie dabei<br />

von ihren Lehrern angeleitet?<br />

Rackles: Meistens ist es ein kreatives Geben und Nehmen.<br />

Wir erleben da ganz verschiedene Möglichkeiten im Projekt.<br />

Und ich gebe meinem Kollegen Recht, häufig sind es Einzelne,<br />

die ein Projekt ins Rollen bringen. Eine Lehrerin oder ein<br />

Lehrer, oder einzelne Schülerinnen und Schüler, die mit dem<br />

Wettbewerbsbüro Kontakt aufgenommen und sich dann erst<br />

Betreuung im Lehrerkollegium gesucht haben. Zum Thema<br />

Ideen: Es war uns von Anfang an wichtig, dass die »Berliner<br />

Klima Schulen« ein formal offener Wettbewerb sind. Filmbeiträge<br />

oder Musik sind zum Beispiel ebenso willkommen, wie<br />

technische Energieprojekte. Denn der Klimaschutz ist ein<br />

Querschnittthema, das überall im Alltag relevant ist. Auf die<br />

Schule übertragen heißt das: Alle Fächer und AG's können<br />

und sollten sich mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen<br />

und sind herzlich eingeladen, sich an unserem<br />

Wettbewerb zu beteiligen!<br />

Wie relevant ist das Thema Neue Mobilität in den letzten Jahren<br />

bei den eingereichten Wettbewerbsprojekten gewesen?<br />

Gaebler: Mobilität ist tatsächlich ein gutes Beispiel, um die<br />

Alltagsrelevanz des Klimaschutzes zu illustrieren und die<br />

Auswirkungen des Klimawandels im Verkehrsbereich zu begrenzen.<br />

Als wir den Wettbewerb »Berliner Klima Schulen«<br />

zum Schuljahr 2008/2009 gestartet haben, waren viele Projekte<br />

noch sehr auf reine Energiesparthemen fokussiert. Es<br />

gab in der ersten Zeit hin und wieder mal ein Projekt, das auch<br />

Mobilitätsaspekte aufgegriffen hat. Meistens ging es dabei<br />

um einen auch sehr wichtigen Aspekt, nämlich den Schulweg.<br />

Im Jahr 2013 gab es deutlich mehr Mobilitätsprojekte.<br />

Einen ganz ähnlichen Effekt gab es übrigens auch beim Thema<br />

Ernährung und Klimaschutz. Ich denke man kann sagen,<br />

dass je stärker diese Themen in der Gesellschaft als relevant<br />

wahrgenommen werden, desto mehr sind sie auch an den<br />

Schulen präsent. Diesen Effekt spiegelt unser Wettbewerb<br />

durchaus wieder und kann ihn positiv verstärken.<br />

Berliner Klima Schulen - der Wettbewerb<br />

Träger des Wettbewerbs sind die Berliner Senatsverwaltungen<br />

für Bildung, Jugend und Wissenschaft und für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt, die GASAG Berliner Gaswerke<br />

Aktiengesellschaft sowie der BUND Berlin e.V.. Seit dem<br />

Schuljahr 2008/2009 haben über 14.000 Schülerinnen<br />

und Schüler am Wettbewerb teilgenommen.<br />

www.berliner-klimaschulen.de<br />

74 Neue Mobilität Neue Mobilität 75


Neue Mobilität in der Schule - eMobilität in Fahrschulen<br />

Neue Mobilität in der Schule - eMobilität in Fahrschulen<br />

Zukunft lernen<br />

Fahrschulen bieten einen einfachen Einstieg in die Welt der emissionsfreien<br />

Mobilität<br />

www.academy-fahrschulen.de<br />

Mit dem Elektrofahrzeug auf der Übungsstrecke<br />

quelle: Daimler AG<br />

Frei nach dem Motto »Elektromobilität kann man lernen«<br />

startet die Daimler AG gemeinsam mit der ACADEMY Holding<br />

AG ein Pilotprojekt mit fünf ausgewählten ACADEMY Fahrschulen<br />

im Großraum Stuttgart zur Integration von Elektrofahrzeugen<br />

in die Führerscheinausbildung. Der Startschuss<br />

für das Projekt erfolgte am 10. April 2015 in der Stuttgarter<br />

Mercedes-Benz Niederlassung gemeinsam mit dem<br />

Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Fahrlehrer, Bildungsexperten<br />

und Vertreter der Wirtschaft diskutierten<br />

dabei das Thema »Elektromobilität in der Fahrschule im<br />

Rahmen der aktuellen Fahrerlaubnisverordnung«.<br />

Die Fahrschulen bieten ihren Schülern seit April einen einfachen<br />

und zeitgemäßen Einstieg in die Welt der modernen und<br />

lokal emissionsfreien Mobilität. Das eigens entwickelte Schulungskonzept<br />

rund um die eMobilität ist einzigartig: Im Fokus<br />

stehen das Kennenlernen, Erleben und der richtige Umgang mit<br />

der alternativen Antriebsform. Ziel der Initiative ist es, eFahrzeuge<br />

in den Fahrschulalltag zu integrieren, um so - gerade<br />

bei jungen Menschen - Begeisterung für eMobility zu wecken.<br />

Gleichzeitig soll die Initiative Fahrschülern den Start in den<br />

Straßenverkehr deutlich erleichtern. Statt sich in den ersten<br />

Fahrstunden auf ein Schaltfahrzeug konzentrieren zu müssen,<br />

beginnen sie mit einem Elektrofahrzeug - dank Automatik-Getriebe<br />

entfallen Kuppeln und Schalten und die Fahrschüler<br />

können sich voll und ganz mit dem Wesentlichen befassen:<br />

dem Straßenverkehr. Sobald eine erste Fahrroutine<br />

erreicht ist, lernen sie auf einem Schaltwagen mit Verbrennungsmotor<br />

weiter. So können die Fahrschüler am Ende ihrer<br />

Ausbildung einen vollwertigen Pkw-Führerschein der Klasse B<br />

oder BF17 machen und erhalten zusätzlich die eDriverLicence.<br />

Auch das Thema Laden ist Bestandteil der Ausbildung<br />

quelle: Daimler AG<br />

Die theoretischen Unterrichtsinhalte zu alternativen Antrieben<br />

und Mobilitätskonzepten werden im Umfang einer Doppelstunde<br />

in den Theorieunterricht integriert, in der unter anderem<br />

Grundlagen über alternativ angetriebene Fahrzeuge<br />

und Informationen zu Mobilitätsdienstleistungen vermittelt<br />

werden. Themen wie Ladezeit, Reichweite, Beschleunigungsverhalten,<br />

Rekuperation und die Wahrnehmung der leisen<br />

eFahrzeuge von anderen Verkehrsteilnehmern stehen dabei<br />

im Mittelpunkt.<br />

Die Ausbildung eDriverLicence unterstützt die Führerscheinausbildung<br />

zur Klasse B und BF17 rund um das Thema Elektromobilität.<br />

Mit der sogenannten eDriverLicence können junge<br />

Fahrer ab dem <strong>18</strong>. Lebensjahr sofort nach ihrer bestandenen<br />

Prüfung car2go nutzen und sind elektrisch mobil. Sie können<br />

sich unmittelbar und ohne Registrierungskosten bei car2go<br />

anmelden und erhalten einmalig 100 Freiminuten. Ein weiteres<br />

eDriverLicence Angebot für Interessierte mit vorhandener<br />

Fahrerlaubnis bietet auch »alten Hasen« Gelegenheit,<br />

die eDriverLicence abzulegen - mit professioneller Betreuung<br />

durch die Pilot-Fahrschulen. Nach zwei Fahrstunden<br />

und einer Doppelstunde Theorie kann der Kunde elektrisch<br />

durchstarten. Auch diesen Teilnehmern stehen dann einmalig<br />

100 Freiminuten ohne Registrierungsgebühr bei car2go<br />

zur Verfügung.<br />

Die Daimler AG stellt fünf ausgewählten ACADEMY Fahrschulen<br />

im Großraum Stuttgart insgesamt zehn Elektrofahrzeuge<br />

mit Fahrschulausstattung gegen eine monatliche Miete<br />

zur Verfügung. Jede Fahrschule bekommt einen smart fortwo<br />

electric drive und eine Mercedes-Benz B-Klasse Electric<br />

Drive. Neben den Fahrzeugen ist jede an dem Pilotprojekt<br />

teilnehmende Fahrschule mit einer Ladestation für schnelles<br />

Laden ausgerüstet.<br />

Die ACADEMY Fahrschulen sind, im Rahmen eines erfolgreichen<br />

Franchise-Systems, der größte Verbund selbständiger<br />

Fahrschulen in der Bundesrepublik. Das breite Leistungsangebot<br />

der ACADEMY-Unternehmensgruppe geht von der<br />

Fahrlehreraus- und weiterbildung über die Unternehmensberatung<br />

bis hin zum Factoring für Fahrschulen. Gesteuert wird<br />

das Projekt von der Mercedes-Benz Driving Academy, die<br />

Fahranfänger fit für den Straßenverkehr macht. Das im Jahr<br />

2009 als Pilotprojekt in London gestartete Fahrschulkonzept<br />

hat sich mittlerweile in verschiedenen Ländern auf drei Kontinenten<br />

erfolgreich etabliert. In der bis dato einzigen international<br />

operierenden Fahrschule eines Automobilherstellers<br />

werden heute Fahrschüler in Europa, Nordamerika und<br />

Asien von hochqualifizierten Fahrlehrern unterrichtet.<br />

76 Neue Mobilität Neue Mobilität 77


Neue Mobilität in der Schule - Jugend forscht<br />

Wettbewerb »Jugend Forscht«<br />

im Kontext der Energie- und<br />

Mobilitätswende<br />

Jugend forscht ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb.<br />

Ziel ist, Jugendliche für Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, Talente<br />

zu finden und zu fördern. Pro Jahr gibt es bundesweit mehr<br />

als 100 Wettbewerbe. Teilnehmen können Jugendliche ab<br />

der 4. Klasse bis zum Alter von 21 Jahren. Wer mitmachen<br />

will, sucht sich selbst eine interessante Fragestellung für<br />

sein Forschungsprojekt. Welche Rolle das wachsende Bewusstsein<br />

der teilnehmenden Schüler hinsichtlich der<br />

Energie- und Mobilitätswende dabei spielt, haben wir mit<br />

Dr. Daniel Giese, Leiter Kommunikation & Public Affairs bei<br />

der Stiftung Jugend forscht e.V. debattiert.<br />

Seit nunmehr 50 Jahren werden im Rahmen des Wettbewerbs<br />

»Jugend forscht« herausragende Forschungsprojekte<br />

von Schülern ausgezeichnet. Wie hat sich der Wettbewerb<br />

in den Jahren verändert? Was ist gleich geblieben?<br />

Drei Dinge prägen Jugend forscht, heute wie vor 50 Jahren:<br />

Erstens ist Jugend forscht ein Ideenwettbewerb, bei dem sich<br />

die Jungforscher selbst eine interessante wissenschaftliche<br />

Fragestellung suchen. Zweitens stehen die Jungforscherinnen<br />

und Jungforscher im Mittelpunkt. Bei Jugend forscht werden<br />

diese jungen Talente individuell und nachhaltig gefördert.<br />

Drittens wäre Jugend forscht nicht denkbar ohne das große<br />

Netzwerk aus Unternehmen, Ministerien, Forschungsorganisationen,<br />

Verbänden sowie ehrenamtlich tätigen Juroren,<br />

Projektbetreuern und Wettbewerbsleitern. Dieses Netzwerk<br />

ist über die Jahre stark gewachsen. Aus der zündenden Idee<br />

des Jugend forscht Gründers und ehemaligen stern-Chefredakteurs<br />

Henri Nannen entwickelte sich in fünf Jahrzehnten<br />

die größte öffentlich-private Partnerschaft ihrer Art in<br />

Deutschland. Das ist vermutlich eine der augenfälligsten<br />

Veränderungen.<br />

Wie läuft der Wettbewerbsprozess ab? Wie entscheidet die<br />

Jury?<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reichen zunächst eine<br />

schriftliche Ausarbeitung zu ihrem Wettbewerbsbeitrag ein.<br />

Beim Wettbewerb präsentieren sie ihr Forschungsprojekt an<br />

einem selbst gestalteten Ausstellungsstand der Jury. Bei der<br />

Beurteilung der Arbeiten sind dann die Kreativität und die Eigenständigkeit<br />

bei der Umsetzung wie auch die Qualität der<br />

Ergebnisse von entscheidender Bedeutung. In die Bewertung<br />

der Fachjury fließt aber auch die Präsentationsleistung der<br />

Jungforscher ein.<br />

Wie hat sich das wachsende Bewusstsein hinsichtlich der<br />

Energie- und Mobilitätswende auf die vorgestellten Themen<br />

ausgewirkt? Werden solche Themen nun häufiger von den<br />

Schülern aufgegriffen?<br />

Prinzipiell spiegeln sich die jeweils aktuellen Trends in Forschung<br />

und Wissenschaft immer auch in den Fragestellungen<br />

der Jugend forscht Projekte dieser Zeit wider. So war nach<br />

der Gründung 1965 zum Beispiel zunächst die Raumfahrt im<br />

Kontext des Apollo-Programms und des Wettlaufs zum Mond<br />

auch bei Jugend forscht ein großes Thema. Spätestens ab der<br />

zweiten Hälfte der 1970er Jahre befassten sich immer mehr<br />

Jungforscher mit den Folgen der Umweltverschmutzung. Heute,<br />

im Zeitalter des Klimawandels, stehen vermehrt Projekte<br />

zu den Themenbereichen »Erneuerbare Energien« und »Umwelttechnik«<br />

auf der Agenda der Nachwuchsforscher.<br />

Gibt es Unterschiede bei der Themenwahl in den zwei Alterssparten?<br />

Natürlich gibt es hier altersbedingte Unterschiede. Gerade<br />

die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer befassen sich<br />

in der Juniorensparte Schüler oftmals mit Fragestellungen,<br />

die sich in ihrem Alltag oder ihrem direkten Lebensumfeld<br />

ergeben. In der Sparte Jugend forscht findet sich dann die<br />

gesamte Bandbreite an wissenschaftlichen Themenstellungen,<br />

die allgemein auf der Agenda von Forschung und Wissenschaft<br />

stehen, wobei die jungen Forscher diese dann mit<br />

den spezifischen Mitteln bearbeiten, die ihnen etwa in der<br />

Schule zur Verfügung stehen.<br />

Welche Rolle spielt das Thema Elektromobilität bei den eingereichten<br />

Forschungsprojekten?<br />

Die Elektromobilität ist ein Thema, das die Jungforscherinnen<br />

78 Neue Mobilität Neue Mobilität 79


Neue Mobilität in der Schule - Jugend forscht<br />

und Jungforscher bereits seit vielen Jahren beschäftigt. Einige<br />

Projekte haben es in den vergangenen Jahren bis ins Bundesfinale<br />

geschafft. Im Mittelpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

der Jugendlichen stand und steht dabei<br />

sowohl ein verbesserter Wirkungsgrad des Solarantriebs als<br />

auch die Optimierung der Fahrzeugtechnik.<br />

Vom elektrisch angetriebenen Buggy bis hin zur Entwicklung<br />

neuartiger Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge war<br />

auch in diesem Jahr das ein oder andere eMobilitäts-Thema<br />

unter den eingereichten Forschungsprojekten. Welches dieser<br />

Projekte ist Ihnen persönlich in den letzten Jahren am<br />

meisten in Erinnerung geblieben?<br />

Das ist vermutlich Philipp Sinnewe mit seinem umweltfreundlichen<br />

Solarmobil. Der Saarländer hatte ein Kettcar<br />

mit einer Solarzelle ausgestattet, die einen Ladestrom von<br />

30 Watt lieferte. Das über einen Elektromotor angetriebene<br />

Solarmobil verfügte über drei Gänge, die mit einer Fahrradnabenschaltung<br />

geschaltet wurden. In Erinnerung geblieben ist<br />

mir Philipp zum einen auch wegen seines Alters, denn mit nur<br />

13 Jahren errang er beim Bundesfinale 2012 den fünften Preis<br />

im Fachgebiet Technik, zum anderen wegen seines späteren<br />

TV-Auftritts in der Fernsehshow »tv total« von Stefan Raab.<br />

Wie kommen die Schüler auf ihre Ideen? Werden sie hier u. a.<br />

auch von ihren Lehrern unterstützt? Oder kommt die Motivation<br />

ganz unabhängig vom regulären Lehrplan?<br />

Nicht selten entstehen Jugend forscht Projekte aus dem<br />

Unterricht heraus. Oder sie wurden zunächst als Seminararbeit<br />

konzipiert. Entscheidend ist aber die persönliche Ebene,<br />

nämlich das besondere Verhältnis zwischen Schüler und<br />

Lehrkraft. Bei Jugend forscht unterstützen die Projektbetreuer<br />

die Schüler nicht nur bei der Formulierung ihrer Fragestellung.<br />

Vielmehr beraten und coachen sie diese auch<br />

»auf Augenhöhe« während der fordernden und häufig mehrmonatigen<br />

Projektarbeit. Jugend forscht Projekte entstehen<br />

jedoch nicht nur an Schulen, auch außerschulische Lernorte<br />

wie etwa Schülerforschungszentren spielen eine immer größere<br />

Rolle.<br />

Sie haben ein großes Alumni-Netzwerk. Wie aktiv wird das<br />

im Nachgang der Wettbewerbsteilnahme von den jungen<br />

Forschern genutzt?<br />

In 50 Jahren hat sich knapp eine Viertelmillion junger Forscher<br />

und Erfinder an Jugend forscht beteiligt. Viele von ihnen<br />

engagieren sich später als Juroren, Projektbetreuer oder<br />

Förderer. Die Stiftung Jugend forscht e.V. hat es sich zum Ziel<br />

gesetzt, Alumni auf allen Ausbildungs- und den ersten Karrierestufen<br />

durch eine Vielzahl attraktiver Angebote wie<br />

Stipendien oder Graduiertenprogramme gezielt zu fördern.<br />

Besonders beliebt sind seit Jahren die sogenannten PerspektivForen,<br />

bei denen sich Fachleute von heute mit den<br />

Experten von morgen über gesellschaftliche Herausforderungen<br />

und Zukunftsfragen austauschen.<br />

AUSFLUG<br />

IN<br />

DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Schüler experimentiereN<br />

Quelle: Stiftung Jugend Forscht e.V.<br />

Der Traum vom elektrischen Fliegen<br />

80 Neue Mobilität Neue Mobilität 81


Kurz<br />

&<br />

knapp<br />

e-Genius: Batterie-Flugzeug<br />

überquert die Alpen<br />

Airbus will Elektroflugzeug<br />

in Serie bauen<br />

»e-Genius« im eINSATZ<br />

quelle: IFB<br />

320 km in gut zwei Stunden - am 4. Juli 2015 hat das batteriebetriebene<br />

Flugzeug »e-Genius« die Alpen überquert. Teil<br />

der Route war ein Steigflug auf 4.000 Meter, dennoch brauchte<br />

der Flieger kaum Energie. Das Elektroflugzeug in dem zwei<br />

Piloten Platz finden, ist gerade mal 8,1 Meter lang, hat eine<br />

Flügelspannweite von 16,9 Metern und wiegt etwa 850 kg.<br />

Entwickelt wurde das Elektroflugzeug vom Institut für Flugzeugbau<br />

(IFB) der Universität Stuttgart. Die Akkus seien laut<br />

Uni-Angaben nach der Landung innerhalb weniger Stunden<br />

wieder aufgeladen gewesen. Das Flugzeug konnte noch am<br />

gleichen Tag zurückfliegen. Mit 365 km war der Rückweg allerdings<br />

etwas länger als der Hinweg. Um ausreichend Zeit<br />

für den anstehenden Steigflug zu haben, mussten die Piloten<br />

einen kleinen Umweg über den Gotthardpass fliegen.<br />

Auf Hin- und Rückweg verbrauchte »e-Genius« nach Angaben<br />

der Universität zusammen nur 83 kWh - das entspreche<br />

der Energie von 9,2 l Benzin.<br />

Airbus hat angekündigt, 100 Exemplare des Elektrofliegers<br />

E-Fan 2.0 herzustellen. Gut 500 kg wiegt das knapp sieben<br />

Meter kurze Flugzeug, nur ein Bruchteil normaler Maschinen<br />

dieser Größe. Die beiden 20 kW-Motoren des Zweisitzers machen<br />

zusammen lediglich knapp ein Vierzigstel des Gewichts<br />

aus. Bereits bei gut 100 km/h hebt die E-Fan ab, das zeigen<br />

Flüge mit dem Prototypen, der seit mehr als einem Jahr getestet<br />

wird. Das größte Problem der Pioniertechnologie ist<br />

aktuell noch ihre geringe Reichweite. So muss die E-Fan nach<br />

einer knappen Dreiviertelstunde landen, dann ist der Strom<br />

verbraucht. Das 160 km/h schnelle Flugzeug könnte sich<br />

aber bereits heute als Zubringer eignen, beispielsweise für<br />

Inseln. Airbus testet jedoch bereits ein Nachfolgermodell mit<br />

einem kleinen motorgetriebenen Ladegerät, dass die Batterien<br />

während des Flugs laden und die Flugdauer auf mehr als<br />

drei Stunden verlängern soll. Der E-Fan 4.0 soll neben dem<br />

Piloten drei Passagiere befördern können.<br />

E-Fan: Airbus will 100 Exemplare herstellen.<br />

Quelle: Airbus Group/ EADS/ EIVI<br />

Airbus verliert Wettlauf um Ärmelkanalquerung<br />

im Elektroflugzeug<br />

US-Hochschulen: Designwettbewerb<br />

für Elektroflugzeuge<br />

In solch einem Flugzeug gelang Duval der Rekordflug<br />

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat es um einen Tag<br />

verpasst, für den ersten erfolgreichen Flug eines Elektroflugzeugs<br />

über den Ärmelkanal in die Geschichtsbücher einzugehen.<br />

Als der »E-Fan« von Airbus am 10. Juli 2015 den 74 km<br />

langen Flug von Lydd in England ins französische Calais antrat,<br />

hatte der französische Pilot Hugues Duval den historischen<br />

Flug bereits absolviert. Wie der britische Telegraph<br />

berichtet, flog Duval am 09. Juli 2015 in seinem elektrischen<br />

Kleinflugzeug des Typs CriCri von Calais nach England und<br />

wieder zurück. Ein CriCri wiegt beim Start insgesamt weniger<br />

als 200 kg. Dem britischen Telegraph zufolge ist Duval<br />

ein französischer Stuntpilot, der den Flug bereits jahrelang<br />

vorbereitet hatte.<br />

Um neue Ideen für elektrisch betriebene Flugzeuge zu sammeln,<br />

schrieb die US-Raumfahrtbehörde Nasa einen Designwettbewerb<br />

für US-Hochschulen aus. Die Vorgaben zur Teilnahme<br />

waren eng definiert: Das Flugzeug sollte bis 2020 in<br />

Serie gehen können und gegenüber konventionellen Fluggeräten<br />

mit Verbrennungsmotoren wettbewerbsfähig sein. Über<br />

mindestens vier Plätze sollte der Flieger verfügen, genauso<br />

wie über mindestens <strong>18</strong>0 kg Zuladung, eine Reichweite von<br />

mindestens 920 km ohne Zwischenlandung und eine Reisegeschwindigkeit<br />

von 240 km/h. Studenten von insgesamt 20<br />

Universitäten schickten ihre Wettbewerbsbeiträge ein. Gewonnen<br />

hat Tom Neuman von der Technischen Universität<br />

Atlanta mit seinem Flugzeugprojekt vom Vapor.<br />

Der Vapor der Technischen Uni Atlanta gewann den ersten Preis<br />

Quelle: Tom Neuman/Georgia Institute of Technology<br />

82 Neue Mobilität<br />

Neue Mobilität<br />

83


Der Ce-Liner: Das Regionalflugzeug der Zukunft?<br />

Weltrekordversuch: Mit dem Solarflugzeug um die Welt<br />

Ein Flugzeug, das für 190 Passagiere und eine Reichweite<br />

von knapp 1.667 km ausgelegt ist, die Spannweite der<br />

Tragflächen von 36 Meter nicht überschreitet und innerhalb<br />

einer halben Stunde am Boden abzufertigen ist. Das waren<br />

die Vorgaben, mit denen bei Bauhaus Luftfahrt das Konzept<br />

des Ce-Liners entwickelt wurde. Der Ce-Liner sieht einem<br />

heutigen Flugzeug tatsächlich recht ähnlich. Auffällig sind<br />

jedoch die Flügel: Die vorderen Flügel haben die Form eines<br />

C. Die hinteren Flügel mit dem Höhenleitwerk hingegen fehlen.<br />

An ihrem Platz sitzen zwei Mantelpropeller. Die Triebwerke<br />

sind wegen ihrer Größe nach hinten gewandert: Aus<br />

Gründen der Effizienz haben sie einen großen Durchmesser,<br />

weswegen sie nicht unter den Flügel passen.<br />

Die Akkus konnten die Konstrukteure jedoch nicht - wie den<br />

Treibstoff im herkömmlichen Flugzeug - in der Tragfläche<br />

oder nahe den Verbrauchern unterbringen, um Kabel und<br />

damit Gewicht zu sparen. Die Lösung war, die Akkus als<br />

Container in den Frachtraum zu stecken, die dann wie herkömmliche<br />

Frachtcontainer ein- und ausgeladen werden können.<br />

Die Ingenieure haben so ein Konzept-Elektroflugzeug<br />

entwickelt, das etwa 50 % schwerer ist, als ein konventioneller<br />

Flieger, aber dennoch effizienter: Das vollelektrische<br />

Flugzeug benötigt laut Bauhaus Luftfahrt pro Passagier<br />

24% weniger Energie. Einziger Haken: Noch ist das Konzept<br />

Zukunftsmusik, da es sich nur mit Akkus realisieren ließe,<br />

deren Energiedichte fast zehnmal so groß ist, wie die heutiger<br />

Akkus. Deren Energiedichte beträgt aktuell etwa 220<br />

Wh/kg. Ein Flugzeug wie der Ce-Liner benötigt aber knapp<br />

unter 2.000 Wh/kg.<br />

Seit dem 9. März 2015 sind Borschberg und Piccard, die beiden<br />

Gründer von Solar Impulse, in einem Solarflugzeug unterwegs.<br />

In zwölf Etappen wollen sie einmal um den Globus<br />

fliegen. Und das abwechselnd, da im Cockpit lediglich Platz<br />

für einen Piloten ist. Die Solar Impulse HB-SIB, auch kurz<br />

Si2 genannt, hat eine Spannweite von 72 Metern. Eine Boeing<br />

747 hat zum Vergleich knapp 69 Meter, ein Airbus A380<br />

knapp 80 Meter Spannweite. Doch das Leichtflugzeug wiegt<br />

nur einen Bruchteil der Verkehrsmaschinen: gerade einmal<br />

2,3 Tonnen. Angetrieben wird es von vier Elektromotoren<br />

mit einer Maximalleistung von jeweils 15 kW. Den Strom<br />

dafür liefern über 17.000 Solarzellen, die auf der Oberseite<br />

der Tragflächen angebracht sind. So schafft das Flugzeug<br />

in 8.500 Metern Höhe eine Höchstgeschwindigkeit von 140<br />

km/h. Die Reisegeschwindigkeit liegt zwischen 50 und 100<br />

km/h. Knapp die Hälfte der Strecke haben die beiden Abenteurer<br />

geschafft, nun muss die Reise wegen technischer Probleme<br />

bis kommendes Frühjahr unterbrochen werden. Beim<br />

fünf Tage und fünf Nächte langen Rekordflug von Japan nach<br />

Hawaii sind die Batterien des Solarflugzeugs überhitzt worden.<br />

Die ambitionierten Piloten und ihre Helfer werden nach<br />

den Reparaturen gewiss auch die andere Hälfte gut über die<br />

Bühne bringen.<br />

Thanks for pioneering spirit..<br />

»Solar Impulse« im Landeanflug auf Hawaii (am 3. Juli 2015)<br />

Aktueller Standort:<br />

Hawaii (USA)<br />

11<br />

12<br />

Stopp in Südeuropa<br />

oder Nordafrika<br />

8<br />

9<br />

10<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Die Route von André Borschberg und Bertrand Piccard<br />

1 09.03.2015: Abu Dhabi (VAE) nach Maskat (Oman) - 772 km in 13 Std. und 1 Min.<br />

2 10.03.2015: Maskat nach Ahmedabad (Indien) - 1593 km in 15 Std. und 20 Min.<br />

T<br />

3 <strong>18</strong>.03.2015: Ahmedabad nach Varanasi (Indien) - 1170 km in 13 Std. und 15 Min.<br />

4 <strong>18</strong>.03.2015: Varanasi nach Mandalay (Burma) - 1536 km in 13 Std. und 29 Min.<br />

5 29.03.2015: Mandalay nach Chongqing (China) - 1450 km in 20 Std. und 29 Min.<br />

6 21.04.2015: Chongqing nach Nanjing (China) - 1241 km in 17 Std. und 22 Min.<br />

7 30.05.2015: Nanjing nach Nagoya (Japan) - 2852 km in 44 Std. und 9 Min.<br />

8 28.06.2015: Nagoya nach Kalaeloa, Hawaii (USA) - 8300 km in 120 Std.<br />

9 - 12 Geplante weitere Route<br />

Der Ce-Liner ist das Konzept für ein Regionalflugzeug mit Elektroantrieb.<br />

Quelle: Bauhaus Luftfahrt<br />

weltrekord: mit dem solarflugzeug um die welt. Die flugroute der »solar impulse 2«<br />

quelle: solarimpulse<br />

84 Neue Mobilität Neue Mobilität<br />

85


Ausflug in die Zukunft - Antares DLR-H2<br />

Ausflug in die Zukunft - Antares DLR-H2<br />

Elektromobilität in die Luft<br />

gebracht<br />

Prof. Rolf Henke<br />

Vorstand für den Bereich Luftfahrt<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

www.dlr.de<br />

Die Behälter unter der Tragfläche enthalten das Brennstoffzellensystem sowie den Wasserstofftank<br />

Quelle: DLR /Ernsting<br />

Beim Thema Elektromobilität denken viele an Elektroautos,<br />

die in den kommenden Jahren die Straßen erobern sollen.<br />

Elektroautos haben viele Vorteile: Sie fahren effizient, leise<br />

und - wenn mit Ökostrom betankt - nahezu emissionsfrei.<br />

Diese Vorteile lassen sich prinzipiell auch auf die Luftfahrt<br />

übertragen. Allerdings sind die Herausforderungen in der<br />

Luftfahrt sehr viel größer als auf der Straße.<br />

Mit Batterie und Brennstoffzelle in der Luft<br />

Die Antares DLR-H2, ein kleiner einsitziger Motorsegler, war<br />

2009 das erste Flugzeug, das ausschließlich mit Brennstoffzellen<br />

angetrieben wurde. Mit an Bord: ein Wasserstofftank,<br />

eine Brennstoffzelle und ein sehr effizienter Elektromotor, der<br />

das Flugzeug in Bewegung setzte. Bei den ersten Starts hob die<br />

Antares nur mit Mühe ab und gewann sehr langsam an Höhe.<br />

Der Grund dafür: Die Leistung der hocheffizienten Brennstoffzelle<br />

ist für den Reiseflug auf konstanter Höhe ausgelegt.<br />

Sie wandelt die Energie, die in der elektrochemischen Reaktion<br />

von Wasserstoff und Sauerstoff frei wird, in elektrische<br />

Energie um. Dies geschieht in einer sehr gleichmäßigen Reaktion,<br />

die Brennstoffzelle kann daher kaum die Lastspitzen<br />

liefern, die man zum Abheben eines Flugzeugs braucht.<br />

Andererseits hat ein Brennstoffzellenantrieb große Vorteile:<br />

Aufgrund der hohen Energiedichte von Wasserstoff wird nur<br />

ein kleiner Tank benötigt, um einen Motorsegler über eine lan-<br />

ge Zeit mit elektrischer Energie zu versorgen. Eine Batterie<br />

kann dagegen sehr hohe elektrische Leistungen bereitstellen,<br />

das allerdings nur für eine relativ kurze Zeit.<br />

Bei der Weiterentwicklung des Forschungsflugzeugs setzten<br />

die DLR-Forscher daher schnell auf einen Hybridantrieb und<br />

nahmen eine Batterie mit an Bord. Damit konnten sie die Vorteile<br />

der beiden Systeme vereinen: Die Brennstoffzelle liefert<br />

eine zuverlässige Leistungsabgabe, um die Maschine in der<br />

Luft zu halten. Die Batterie bedient Leistungsspitzen wie sie<br />

beim Start oder im Steigflug vorkommen. Zudem bietet ein<br />

Hybridantrieb einen weiteren Vorteil für die Luftfahrt: Der<br />

Einsatz von zwei Leistungsquellen erhöht die Zuverlässigkeit.<br />

Fällt ein System aus, können sich Brennstoffzellen- und<br />

Batterieantrieb kurzzeitig gegenseitig ersetzen.<br />

Einsatz der Brennstoffzelle in Verkehrsflugzeugen<br />

Eine große Herausforderung in der Luftfahrt ist es, technische<br />

Systeme für den sicheren Einsatz in einem Flugzeug<br />

weiterzuentwickeln, denn dort müssen sie luftfahrtrelevanten<br />

Bedingungen wie Druck- und Temperaturschwankungen,<br />

ständige Vibration und Beschleunigung standhalten. Wenngleich<br />

die Brennstoffzelle in absehbarer Zeit als primäre Energiequelle<br />

für den Antrieb von Verkehrsflugzeugen nicht in<br />

Frage kommt, kann sie einen großen Anteil der Stromversorgung<br />

an Bord übernehmen. Im DLR-Forschungsflugzeug Airbus<br />

A320-ATRA wurde eine Brennstoffzelle getestet, die beim<br />

Ausfall der Triebwerke die Notstromversorgung übernehmen<br />

kann, um beispielsweise den Hydraulikdruck zum Bewegen<br />

der Ruder zu erzeugen. Am Boden können Brennstoffzellen<br />

zudem den Betrieb der Hilfstriebwerke ersetzen und<br />

Energie für die elektrischen Systeme und Druckluftsysteme,<br />

inklusive der Klimaanlage an Bord eines Flugzeugs liefern.<br />

Erfolgreich getestet hat das DLR auch den Einsatz eines<br />

brennstoffzellenbetriebenen Bugrades, womit sich Lärm<br />

und Abgase an Flughäfen im Bodenbetrieb an Flughäfen<br />

vermeiden lassen. Ein Ziel der Forschungsarbeiten sind<br />

Brennstoffzellensysteme, die in der kommerziellen Luftfahrt<br />

als zuverlässige Bordstromversorgung eingesetzt werden<br />

können. Für solche Tests und Qualifizierungen dient der Motorsegler<br />

Antares DLR-H2 als kostengünstiges und flexibles<br />

fliegendes Testlabor.<br />

Weiterentwicklungen<br />

Nicht nur das DLR entwickelt kleine Propellermaschinen, die<br />

mit elektrischer Energie fliegen. Bertrand Piccard will in diesen<br />

Monaten mit seinem Flugzeug »Solar Impuls 2« beweisen,<br />

dass es möglich ist, allein mit Energie der Sonne um die<br />

Erde zu fliegen. Dabei wird die Energie der Photovoltaikzellen<br />

in einer Batterie gespeichert und das Flugzeug mit einem<br />

Elektromotor angetrieben. Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus<br />

entwickelt mit dem E-Fan derzeit ein zweisitziges Elektro-<br />

flugzeug und die Firma AutoGyro in Hildesheim verzeichnete<br />

im Juni 2015 mit ihrem eGyro den ersten rein elektrisch<br />

angetriebenen Tragschrauberflug.<br />

Das DLR hat sein Konzept zum elektrischen Fliegen seit dem<br />

Erstflug der Antares DLR-H2 inzwischen weiterentwickelt und<br />

arbeitet an einem mehrsitzigen Flugzeugkonzept. Durch den<br />

Einsatz von Elektroflugzeugen auf Regionalflughäfen könnte<br />

zwischen manchen Städten die Reisedauer im Vergleich zur<br />

Bahn deutlich reduzieren werden. Derzeit stößt das elektrische<br />

Fliegen jedoch ganz klar an seine Grenzen und bleibt für die<br />

Luftfahrtforschung noch geraume Zeit eine Herausforderung.<br />

Neue Flugzeugkonzepte werden möglich<br />

Gleichzeitig eröffnet die Entwicklung neuer elektrischer Antriebsstränge<br />

Freiräume für andersartige Flugzeugkonzepte<br />

und Designs: Die Antriebsmotoren werden wesentlich leichter<br />

als heutige Verbrennungsmaschinen sein. Zudem müssen<br />

sie nicht mehr zwingend nah an der Leistungsquelle angebracht<br />

sein. Stattdessen können Batterien und Brennstoffzellen<br />

so in das Flugzeugdesign integriert werden, dass sie<br />

sich möglichst vorteilhaft auf Aerodynamik und Auftrieb auswirken.<br />

Auch wird erwartet, dass in der Luftfahrt, in den kommenden<br />

Jahren erheblich leichtere Materialien eingesetzt<br />

werden können. Entwicklungen wie diese werden auch dem<br />

Fortschritt beim Fliegen mit Elektroantrieb zugutekommen.<br />

86 Neue Mobilität Neue Mobilität 87


Ausflug in die Zukunft - Elektra One Solar<br />

Ausflug in die Zukunft - Elektra One Solar<br />

Solarflieger überquert Alpen<br />

280 Solarzellen auf den Flügeln des Ultraleichtflugzeugs sowie ein 11.5 kWh Akku<br />

im Rumpf der Maschine machen es möglich: Elektra One Solar hat die Alpen überquert.<br />

Calin Gologan, Geschäftsführer der Firmen PC-Aero GmbH und Elektra UAS GmbH<br />

Dem Solarflieger Elektra One Solar ist Ende Juni 2015 die<br />

erfolgreiche doppelte Alpenüberquerung mit weniger als<br />

<strong>18</strong> kWh Energieverbrauch gelungen. In Unterwössen, Traunstein,<br />

gestartet, ging es 200 km über den Großglockner in<br />

die österreichische Stadt Lienz in Osttirol. Rund zweieinhalb<br />

Stunden benötigte der Solarflieger für die Strecke.<br />

Nach der erfolgreichen Alpenüberquerung machte sich<br />

Elektra One Solar einige Tage später bei schwierigen Wetterbedingungen<br />

und einer Höhe von über 3.000 m auf den<br />

Rückweg. Trotz Gegenwind und starken Böen landete das<br />

Flugzeug nach etwa zwei Stunden und 190 geflogenen Kilometern<br />

wie geplant auf dem Flugplatz im österreichischen<br />

Zell am See.<br />

Möglich machen das emissionsfreie und geräuschlose Fliegen<br />

280 Solarzellen auf den Flügeln des Ultraleichtflugzeugs<br />

sowie ein 11.5 kWh Akku im Rumpf der Maschine. In der<br />

Luft produzieren die Zellen etwa 30% der zum Fliegen benötigten<br />

Energie in Echtzeit. Zum Einsatz kommen hier die<br />

gleichen Solarzellen wie sie in den Solarmodulen der Firma<br />

SolarWorld verbaut werden. Insgesamt kommt die Elektra<br />

One Solar mit ihrer Batteriegröße auf eine Reichweite von<br />

bis zu 500 Kilometern. Die Maschine wurde von der PC-Aero<br />

GmbH hergestellt, einem Unternehmen im Allgäu, das auf<br />

die Entwicklung von Solarflugzeugen spezialisiert ist. Die<br />

deutsche Ultraleichtzulassung der »Elektra One Solar« wird<br />

bis Ende 2015 erwartet. Es gibt verschiedene Elektra-Prototypen.<br />

Mit an Bord war eine Spezialkamera zur Produktion von hochauflösenden<br />

3D-Aufnahmen. Das System wurde von der<br />

Partnerfirma Elektra UAS GmbH entwickelt und in den<br />

Elektro-/Solarflieger integriert. »Für saubere Mobilität müssen<br />

wir das Flugzeug nicht neu erfinden, wir müssen nur<br />

vorhandene Technologien optimal kombinieren und integrieren«,<br />

sagt Calin Gologan, Geschäftsführer der Firmen PC-<br />

Aero GmbH und Elektra UAS GmbH.<br />

Selten wurden so viele Zukunftstechnologien in einem<br />

Produkt wie der Elektra One Solar integriert:<br />

• Leichtbau<br />

• hocheffiziente Elektromotoren und Steuerung<br />

• moderne Li-Ion Batterien<br />

• Solarsysteme<br />

• 3D Kamera<br />

• autonomes Fliegen<br />

Die SolarWorld Elektra One Solar im Überblick<br />

• Max. Startgewicht 300 kg<br />

• Leergewicht (ohne Batterien) 120 kg<br />

• Batteriegewicht 60 kg<br />

• Nutzlast 100 kg<br />

• Spannweite 13 m<br />

• Flügelfläche 10 m2<br />

• Motorleistung 16 kW<br />

• Max. Reichweite bis zu 500 km<br />

• Max. Flugdauer über 5 Stunden<br />

• Reisegeschwindigkeit 100 km/h<br />

• Streckung 16.9<br />

• Gleitzahl über 30<br />

• Zertifizierung Ultralight Class Germany (LTF-UL)<br />

Kurz & knapp<br />

6 Fragen an den Erfinder der Elektra One Solar Calin Gologan<br />

Was ist heute im Bereich elektrisch Fliegen bereits machbar?<br />

Hier ist bereits heute einiges möglich. Das reicht von der<br />

Sport- und Freizeitfliegerei über Schulungsflugzeuge, Stratosphärenflüge<br />

- sowohl bemannt als auch unbemannt bis hin<br />

zu unbemannten Tag und Nacht Missionen zu Forschungsund<br />

Kommunikationszwecken.<br />

Welche technischen Hürden müssen noch überwunden werden?<br />

Es gibt praktisch keine technische Hürden. Die Batterien<br />

sind schon jetzt gut genug, wenn die Struktur des Flugzeuges<br />

sehr leicht ist und die Aerodynamik hochwertig.<br />

Was zeichnet die Elektra One Solar aus?<br />

Alltagstauglichkeit, Energieeffizienz, Umweltfreundlichkeit,<br />

eine hochwertige Aerodynamik, niedrige Betriebskosten sowie<br />

ein sehr geringes Gewicht von 120 kg ohne Batterien.<br />

Wie lange Dauert der Ladevorgang?<br />

In zwei Stunden ist es möglich die Elektra One Solar zu laden.<br />

Wird es Ihrer Meinung nach irgendwann elektrisch angetriebene<br />

Passagierflugzeuge geben?<br />

Ja, ich denke in 20 bis 30 Jahren ist es soweit. In einem ersten<br />

Schritt wird sich im Bereich der Passagierflugzeuge aber<br />

erst einmal die Hybridtechnologie durchsetzen.<br />

Wie werden wir künftig fliegen?<br />

Elektrisch natürlich.<br />

88 Neue Mobilität Neue Mobilität 89


Köpfe der Branche<br />

Köpfe der Branche<br />

Köpfe der Branche<br />

Auf ein Wort mit den relevanten Akteuren im Bereich der Neuen Mobilität<br />

Steffen Bilger<br />

MdB, CDU<br />

Henk Meiborg<br />

Emodz BV und BEM<br />

Frank Markus Scheibe Kreise<br />

SolarAllianz Red Zac Kreisel Network GmbHSAN<br />

SAN GmbH GmbH<br />

Mag. Dr. Mark Gundel Steffen Perschler<br />

Walcher<br />

Energie smartlab Steiermark Innovationsgesellschaft<br />

Mobilitäts<br />

GmbH<br />

GmbH<br />

Dr. Peter Eva-Maria Siegert Ritter<br />

eAuto-Fahrerin<br />

MMD Automobile GmbH<br />

xxx Joachim Andreas Köpf Pfeffer<br />

xxx NISSAN Wulf Gaertner Autoparts AG<br />

Steffen Bilger, MdB, CDU<br />

Deutschland ist bei der Elektromobilität auf einem guten<br />

Weg. Aber um unser Ziel »Leitmarkt und Leitanbieter« zu erreichen,<br />

müssen wir uns noch mehr anstrengen. Leitanbieter<br />

sind wir schon. Um aber auch eine Spitzenstellung beim<br />

Leitmarkt zu werden, brauchen wir jetzt passgenaue Lösungen,<br />

um insbesondere Elektro-Flotten voranzubringen. Da<br />

kann ich mir neben einer Sonder-AfA (beispielsweise ähnlich<br />

dem Beschluss des Bundesrates) ebenfalls KfW-Kredite<br />

mit Tilgungszuschuss vorstellen. Wichtig sind alle zeitnahen<br />

Maßnahmen, die den Markthochlauf voranbringen. Daran<br />

arbeiten wir in der CDU/CSU.<br />

www.steffen-bilger.de<br />

Henk Meiborg,<br />

Emodz BV und BEM-Landesvertreter Niederlande<br />

Die Kombination zwischen Erneuerbaren Energien und Elektromobilität<br />

ist das was, mich antreibt. Selbst über Phovoltaik-<br />

Module Strom zu erzeugen, um damit in einem Elektrofahrzeug<br />

von A nach B zu fahren, halte ich für mehr als sinnvoll.<br />

Eine große Herausforderung besteht noch darin, die Fahrzeugbatterien<br />

nebenbei als Stromspeicher einzusetzen -<br />

sogenannte V zu X Lösungen müssen vor diesem Hintergrund<br />

entwickelt und vermarktet werden. Es gibt bereits<br />

interessante Konzepte, die in der Praxis umgesetzt werden.<br />

Um diese technischen Lösungen weiter zu entwicklen und<br />

die Business Modelle noch interessanter zu gestalten, ist<br />

eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nötig. Deshalb<br />

engagiere ich mich seit September 2013 als BEM-Landesvertreter<br />

in den Niederlanden und kümmere mich um die Interessen<br />

der niederländischen Mitgliedsunternehmen unseres<br />

Verbandes. Wie BEM-Präsident Kurt Sigl immer sagt: »Nur<br />

gemeinsam können wir eMobilität weiter voran bringen«.<br />

www.bem-ev.de<br />

Markus Kreise, Geschäftsführer Red Zac Kreisel GmbH<br />

eMobilität bringt für die Zukunft neue wirtschaftliche Chancen<br />

für Unternehmen, die das Potenzial erkennen. Wir selbst<br />

kommen von der Consumer Electronic und konnten in der<br />

Vergangenheit bereits sehr oft miterleben, wie schnell sich<br />

neue Technologien durchsetzen und sich Gewohnheiten ändern.<br />

Zum Beispiel vor gut 10 Jahren war uns wichtig, dass<br />

ein Handy kompakt bzw. klein ist und der Akku mindestens<br />

1 Woche hält. Nun können die Displays gar nicht groß genug<br />

sein und wir sind es gewohnt, dass der Akku gut einen Tag<br />

hält. Ist der Akku einmal leer, sind Adapter und Ladekabel<br />

immer dabei. Bereits in den nächsten 2 bis 3 Jahren wird die<br />

eMobilität in manchen Bereichen massiv wachsen, hauptsächlich<br />

im innerstädtischen Logistik- und Personentransport<br />

und im Kommunalfahrzeug-Bereich. Wichtig für diese<br />

Bereiche sind alltagstaugliche Lösungen, garantierte sichere<br />

Reichweiten von min. 200 bis 300 km bzw. Laufleistungen von<br />

bis zu 8 Stunden pro Tag und entsprechend schnelle Lademöglichkeiten.<br />

eFahrzeuge mit täglichem Einsatz und höheren<br />

jährlichen Kilometer-Leistungen pro Jahr sind kosteneffizienter<br />

als Verbrenner.<br />

www.kreisel.cc<br />

Mag. Gundel Perschler,<br />

Geschäftsführerin Energie Steiermark Mobilitäts GmbH<br />

Strom bewegt! Im wahrsten Sinne des Wortes ist es die Elektrizität<br />

- am besten nachhaltig erzeugt - die uns eine Chance<br />

bietet, unser aller Mobilitätsverhalten in die richtigen Bahnen<br />

zu lenken. Als »grüne« Vorhut dient die Elektromobilität<br />

als Wegweiser, die sich mit solch aktuellen Themen wie CO 2<br />

-<br />

Problematik, Smart- oder Shared-Mobility befasst und positive<br />

Alternativen bietet. Bereits heute sind auf Steiermarks<br />

Straßen an die 1.000 ein- und zweispurigen Elektrofahrzeuge<br />

unseres Unternehmens unterwegs. Zusammen mit dem<br />

Bundesverband eMobilität möchten wir diese Entwicklung<br />

auch außerhalb Österreichs unterstützen.<br />

www.e-steiermark.com<br />

Dr. Eva-Maria Ritter, eAuto-Fahrerin<br />

Per Smartphone mobil und schnell ins Netz. Mit Strom im<br />

Tank elektrisch durch die Innenstadt. WLAN und Akku. Die<br />

Vernetzung in der Kommunikation und die Mobilität - sie haben<br />

unser Leben in den letzten Jahren verändert. Technologische<br />

Veränderungsprozesse rufen neue Bedürfnisse hervor<br />

und führen zur Digitalisierung ganzer Lebensbereiche.<br />

In der Elektromobilität entsteht durch die Verbindung von<br />

Auto und Energie ein neues Lebensgefühl - mit Bedarf nach<br />

alternativen Formen der Erzeugung und Verbrauch von Energie<br />

und Vernetzung im Alltag. Ich wünsche dem BEM, dass<br />

es ihm gelingt, diesen Bedarf zu wecken und Elektromobilität<br />

als Baustein in einer neuen Energiewelt für viele Menschen<br />

nutzbar zu machen.<br />

Andreas Pfeffer,<br />

Leiter Business Development, Wulf Gaertner Autoparts AG<br />

Die Elektromobilität ist dem Verbrenner technologisch haushoch<br />

überlegen. Sie erlegt uns auf, uns konsequent mit der<br />

Speicherung von Energie auseinanderzusetzen. Sie ist das<br />

entscheidende und noch fehlende Puzzleteil in der Energiewende<br />

und bringt, gepaart mit dem autonomen Fahren, einen<br />

tiefgreifenden Strukturwandel. Der BEM und starke Mitglieder<br />

werden unbedingt gebraucht, um auf allen Ebenen<br />

darauf aufmerksam zu machen, dass Deutschland seine Möglichkeiten<br />

bei Weitem nicht nutzt, um eine Vorreiterrolle in<br />

der Elektromobilität einzunehmen.<br />

www.meyle.com<br />

90 Neue Mobilität Neue Mobilität 91


Buchvorstellungen<br />

Buchvorstellungen<br />

Reinschauen lohnt sich..!<br />

Lese-Tipps der Redaktion<br />

Eckhard Fahlbusch (Hrsg.)<br />

Batterien als Energiespeicher<br />

Beispiele, Strategien, Lösungen<br />

Beuth Wissen<br />

Preis: 88,00 Euro<br />

Anton Karle<br />

Elektromobilität<br />

Grundlagen und Praxis<br />

Carl Hanser Verlag<br />

Preis: 29,99 Euro<br />

Der Stefan neue Bretscher BAEDEKER Reiseführer<br />

Deutschland Elektromobilität - Erneuerbare ist die Gegenwart Energien<br />

erleben Edition Winterwork<br />

Mairdumont Preis: 12,90 Euro 2014<br />

Preis: 16,99 Euro<br />

Mike Wolfgang Hulme Schreiber<br />

Streitfall but the winner Klimawandel will be<br />

Oekom DIE SOLARENERGIE<br />

Verlag München 2014<br />

Preis: Verlagshaus 24,95 Euro Schlusser<br />

Preis: 9,90 Euro<br />

Die Energiewende ist eine enorme Chance und Herausforderung<br />

für Deutschland, auch um die selbst beanspruchte Führungsrolle<br />

noch stärker zu übernehmen. In diesem Buch wird<br />

dargelegt, dass sich trotz des immer weiter steigenden Energiehungers<br />

die Unabhängigkeit von endlichen fossilen Energieträgern<br />

in einem »vernünftigen« Zeitfenster erreichen<br />

lässt.<br />

Der Herausgeber hat eine Vielzahl von Experten der deutschen<br />

Wirtschaft als Kapitelautoren gewinnen können, die<br />

zeigen, dass eine ganzheitlich vernetzte Energiewende mit<br />

den Sektoren Erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität<br />

sowie Energiespeicherung & Energieeffizienz technisch möglich<br />

und nach dem Marktdurchbruch der Produkte wirtschaftlich<br />

ist.<br />

Dieses Lehrbuch vermittelt die physikalischen und ingenieurtechnischen<br />

Grundlagen von Elektromobilen im Vergleich<br />

zu Autos mit Verbrennungsmotoren. Für Kernaussagen werden<br />

Berechnungsgrundlagen und Simulationen erarbeitet.<br />

Der Einfluss von gesetzlichen Vorgaben und die Verzahnung<br />

zur Energiewende werden diskutiert. Anhand von auf<br />

dem Markt angebotenen Fahrzeugen und einer Kostenrechnung<br />

werden die Vor- und Nachteile der Elektrofahrzeuge<br />

vorgestellt. Die weiteren Entwicklungen werden mit Chancen<br />

und Risiken abgeschätzt.<br />

Durch eine fundierte Darstellung der technischen Grundlagen,<br />

des Marktes und der gesellschaftlichen Randbedingungen<br />

ergibt sich eine sachliche Gesamtbetrachtung.<br />

Der Ausbau Erneuerbarer Energien lässt sich gut mit Freizeitgestaltung<br />

Elektromobilität und Tourismus ist in aller kombinieren. Munde. Dabei Vom ist Offshore-Windpark<br />

Technik an uralt. der Küste Schon bis vor zur über regenerativ 100 Jahren versorgten waren die Wanderhütte Elektroau-<br />

die innovative<br />

in tos den einmal Alpen ihren - in benzingetriebenen Deutschland gibt es Artgenossen in Sachen Erneuerbare<br />

voraus, bis<br />

Energien sich die stinkenden viel zu entdecken. Kisten letztendlich Der neue Baedeker durchgesetzt Reiseführer haben.<br />

»Erneuerbare Und dennoch, Energien ganz tot erleben« war das Elektroauto verbindet moderne nie. Immer Technik wiemit<br />

der spannenden gab es, in kleinen Reise-Erlebnissen Stückzahlen und produzierte verknüpft Elektrofahrzeuge.<br />

Freizeit-Spaß. Stefan Bretscher Der Autor fuhr des schon Reiseführers, elektrisch, bevor Fachjournalist der heu-<br />

Klimaschutz<br />

mit<br />

und tige Trend Geograph zur Elektromobilität Martin Frey, hat einsetzte. für die Neuauflage Mit seiner Fahrt rund über 50<br />

neue 2.000 Reiseziele km quer ausgewählt. durch Deutschland Neben interessanten gewährt uns Einblicken interessante<br />

verschiedene Einblicke. Aspekte Der Autor der Energiewende vermittelt so sowie Fachkenntnisse<br />

den neues-<br />

in<br />

ten auf Stand leichtem klimafreundlicher Weg. Technologien werden über 190<br />

Energieziele für Familien und Entdecker vorgestellt. Man erfährt<br />

Mit viel auf Humor einer spannenden macht die Lektüre Entdeckungsreise Lust, sich selbst alles über einmal die<br />

aufregendsten hinter das Steuer Zeitenwende eines Elektroautos unserer zu Generation: setzen. den Umstieg<br />

auf 100% Erneuerbare Energien. Kurz und knapp, verständlich<br />

geschrieben und schnell nachzuschlagen. Wissenswertes<br />

zum gesellschaftlichen Kontext und der Notwendigkeit,<br />

die Energieversorgung zukünftig erneuerbar zu gestalten<br />

findet man im Kapitel Hintergrund. Der Baedeker-Reiseführer<br />

lädt dazu ein, spannende Energieprojekte aus nächster<br />

Nähe kennenzulernen.<br />

Über kaum etwas wird so viel diskutiert wie über Treibhauseffekt<br />

Der Autor und sieht Klimawandel sich seit der - leider ersten oft Stunde ohne sinnvolle mit Widerständen Ergebnisse.<br />

konfrontiert, Für Mike die Hulme der konsequenten ist der Klimawandel Nutzung weit der mehr Solarenergie als ein<br />

naturwissenschaftliches im Wege stehen. Die offiziellen Phänomen. Statements Er ist ein der Medienspektakel,<br />

fossile ein und Zankapfel atomare verschiedener Zeitalter zu beenden Regierungen und in und das Lobby-<br />

der Er-<br />

Politik, das<br />

isten, neuerbaren zu dem Energien man je überführen nach Werte-Kodex, zu wollen, Sozialstatus sieht er in oder<br />

Konfession Realität stark unterschiedlicher behindert. Die Marktwirtschaft, Meinung sein gedankenloses<br />

kann. Zu allererst<br />

Mitläufertum ist jedoch sowie eine die kulturelle Neigung, Herausforderung Problemlösungen - in weshalb die Zutechnische<br />

kunft zu verschieben, Ansätze zu sind seiner die eigentlichen »Lösung« zu Antagonisten. kurz greifen und Da-<br />

Konferenzen bei wird die Macht zur »Rettung der Energie-Konzerne der Welt« reihenweise über die Politik ins Leere und<br />

laufen. den sich Hulme’s nur oberflächlich Fazit: Die großen interessierenden ethischen, und politischen manipulierbaren<br />

Bürger offensichtlich.<br />

Differenzen bezüglich des Klimawandels ma-<br />

und<br />

ideologischen<br />

chen eine einfache Lösung des Problems nahezu unmöglich.<br />

Seiner Eine kurzweilige Meinung nach Auseinandersetzung können wir einen mit Konsens dem drängendsten<br />

Problem sondern unseres müssen Planeten. gewisse Differenzen aushalten<br />

nicht erzwingen,<br />

und versuchen, mit diesen umzugehen. Dann können wir<br />

aus dem gesellschaftlichen Diskurs zum Klimawandel sogar<br />

etwas über das Wesen des Menschen lernen. Das Buch hilft<br />

zu verstehen, was uns am erfolgreichen Handeln hindert<br />

und plädiert für eine Neubewertung des Phänomens Klimawandel.<br />

BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS!<br />

Mit 150 Euro jährlich für eine Einzelmitgliedschaft.<br />

FÖRDERMITGLIEDSCHAfT<br />

Im<br />

BUNDESVERbAND e<br />

MObILITÄT<br />

DANKE.<br />

Mit einer Fördermitgliedschaft unterstützen Sie aktiv unsere Arbeit<br />

und ermöglichen auch für zukünftige Generationen Individualmobilität<br />

im gewohnten Ausmaß - ohne Ressourcenverschwendung,<br />

ohne Abhängigkeit von Erdölimporten aus zumeist instabilen Regionen,<br />

emissionsarm und nachhaltig.<br />

Die Vorteile einer Fördermitgliedschaft finden Sie unter:<br />

www.bem-ev.de/foerdermitgliedsantrag<br />

92 Neue Mobilität Neue Mobilität 93


GLOSSAR<br />

Dez 14<br />

Jun 14<br />

Dez 13<br />

Jun 13<br />

Dez 12<br />

BDEW-Erhebung zum Ausbau der<br />

Ladeinfrastruktur S. 26<br />

Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladepunkte<br />

4.454<br />

4.386<br />

3.819<br />

5.553 (davon 102 DC-Ladepunkte)<br />

4.720 (davon 33 DC-Ladepunkte)<br />

7.497<br />

10.401<br />

13.548<br />

26.006 (davon 7.058 PHEV)<br />

20.450 (davon 4.106 PHEV)<br />

Brennstoffzellenantrieb S. 26<br />

In wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen kommt die<br />

Brennstoffzelle als Antriebstechnologie zum Einsatz.<br />

In ihr reagieren Wasserstoff und Sauerstoff in einem<br />

chemischen Prozess. Dabei wird die Energie, die im Wasserstoff<br />

gespeichert ist, als Strom freigegeben. Beim<br />

Betrieb wird lediglich etwas Wasserdampf freigesetzt.<br />

Die Brennstoffzelle ist ein sehr effizienter Antrieb mit<br />

einem Systemwirkungsgrad von bis zu 65 %. Zum Vergleich:<br />

Beim Benzinmotor liegt dieser bei 25-35%. Dadurch<br />

ist der Gesamtwirkungsgrad Glossar<br />

von der Produktion<br />

des Treibstoffs bis zum Tank (Well-to-Wheel) bei einem<br />

Brennstoffzellenfahrzeug, trotz des Energieaufwandes<br />

für die Produktion des Wasserstoffs, bereits heute höher<br />

als bei einem herkömmlichen Pkw. Die Systeme sind<br />

bereits leistungsfähig und ermöglichen Reichweiten von<br />

bis zu 700 km. Jetzt gilt es, die Produktionskosten weiter<br />

zu senken, um die Markteinführung zu realisieren.<br />

Hybridauto (HEV) S. 43<br />

Ein Hybridelektrokraftfahrzeug (Im Englischen: Hybrid<br />

Electric Vehicle, HEV) ist ein Kraftfahrzeug, das von mindestens<br />

einem Elektromotor und einem weiteren Energiewandler<br />

angetrieben wird. Es bezieht die Energie<br />

aus einer Speichereinrichtung (im Fahrzeug) für elektrische<br />

Energie und aus einem Betriebskraftstofftank. Meist<br />

Plug-in Hybrid (PHEV) S. 13, 26, 35, 36, 48<br />

Ein Plug-in Hybrid, auch Steckdosenhybrid genannt, ist<br />

ein Kraftfahrzeug mit Hybridantrieb, dessen Akkumulator<br />

zusätzlich über das Stromnetz extern geladen werden<br />

kann. Meist hat er einen größeren Akkumulator als ein<br />

wird nur von Hybridfahrzeug, Hybridauto oder Fahrzeug<br />

mit Hybridantrieb gesprochen. Ein Hybridantrieb wird im<br />

Serienautomobilbau eingesetzt, um die Effizienz zu verbessern,<br />

den fossilen Kraftstoffverbrauch zu verringern<br />

oder die Leistung im niedrigen Drehzahlbereich zu steigern.<br />

Das Fahrzeug kann nicht rein elektrisch fahren.<br />

reiner Hybrid (»Vollhybrid«) und stellt so eine Mischform<br />

zwischen letzterem und einem Elektroauto dar. Die<br />

übliche Abkürzung ist PHEV (im Englischen: Plug-in Hybrid<br />

Electric Vehicle).<br />

Jun 12<br />

Dez 11<br />

2.821<br />

2.241<br />

4.356<br />

6.138<br />

Citystromer von VW S. 44<br />

EVs<br />

Ladepunkte<br />

QUELLE: KBa/vda<br />

Range Extender (REEV)<br />

Da Batterien mit großer Kapazität zurzeit noch relativ kostenintensiv<br />

sind, statten viele Hersteller reine Elektrofahrzeuge<br />

zusätzlich mit einem Range Extender aus (REEV =<br />

»Range Extended Electric Vehicle«), der ihre Reichweite<br />

verlängert. Der Range Extender ist ein kleiner Verbrennungsmotor<br />

mit Generator, der nur dann anspringt, wenn<br />

der Batteriestrom zur Neige geht. Er liefert Strom für die<br />

Batterie, treibt das Fahrzeug jedoch nicht direkt an (im Gegensatz<br />

zum PHEV).<br />

Von den Golf I Citystromern wurden 20 Testfahrzeuge gebaut.<br />

Von außen sah der erste E-Golf von 1976 aus wie ein<br />

normaler Golf der ersten Generation. Angetrieben wurde<br />

das Elektroauto von einem 20 PS starken Elektromotor.<br />

Im Heck befanden sich die schweren Bleiakkus, die für<br />

maximal 50 km Reichweite bei einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 80 km/h sorgten. Ab 1989 gab es mit dem Golf<br />

II Citystromer einen Nachfolger in Kleinserie (50 Stück).<br />

Energiekonzerne bekamen die Elektro-Golfs für ihren Kun-<br />

Elektroauto (BEV) S. 13, 26, 35, 36, 42, 59<br />

dendienst von VW spendiert. So konnten nützliche Erfahrungen<br />

in der Praxis gesammelt werden. Die Leistung: 25<br />

PS und 100 km/h Höchstgeschwindigkeit bei einer Reichweite<br />

von 56 km. Ab 1993 wurden etwa 120 Stück vom<br />

27 PS starken Golf III Citystromer gebaut, der ebenfalls zu<br />

Test- und PR-Zwecken an Energiekonzerne ging. Die durften<br />

das Auto anschließend als Gebrauchtwagen an Privatpersonen<br />

weiterverkaufen - einige davon fahren bis heute.<br />

Reine Elektrofahrzeuge sind ausschließlich mit einem<br />

Elektromotor ausgestattet und erhalten ihre Energie aus<br />

einer Batterie im Fahrzeug, die ihrerseits über das Stromnetz<br />

aufgeladen wird. Die Batterie kann zurückgewonnene<br />

Bremsenergie speichern (Rekuperation). Da Fahrzeuge<br />

mit rein elektrischem Antrieb im Englischen »Battery<br />

Electric Vehicle« genannt werden, hat sich mittlerweile<br />

auch im Deutschen die Abkürzung BEV eingebürgert.<br />

Schweizer eMobilitäts-Großversuch in Mendrisio S. 28<br />

Das Bundesamt für Energiewirtschaft lancierte Anfang<br />

der 1990er Jahre ein Pilot- und Demonstrationsprogramm<br />

für Elektrofahrzeuge, aus welchem 1991 die Idee für einen<br />

Großversuch mit Leichtelektrofahrzeugen hervorging. Zwischen<br />

1994 und 2001 wurden so im Rahmen des Projektes<br />

»VEL-1 Mendrisio« 400 Elektrofahrzeuge an private Kunden<br />

verkauft und 80 Ladestationen aufgebaut. Deren Einsatz<br />

wurde über mehrere Jahre begleitet und erforscht.<br />

Den Synthesebericht zum Großversuch finden Sie als Teil<br />

des Jahresberichtes des Bundesamts für Energie 2001 im<br />

Internet.<br />

Der vielfältige und sinnvolle Einsatz von Elektrofahrzeugen<br />

konnte mit dem Großversuch in Mendrisio demonstriert<br />

und nachgewiesen werden. Im Kanton Tessin folgte<br />

direkt auf den Großversuch das Projekt VEL2 (2001-2004).<br />

Dieses zielte ebenfalls auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung<br />

für energieeffiziente Fahrzeuge ab. Damit wird<br />

eine Senkung des Energieverbrauchs respektive eine<br />

Reduktion der CO 2<br />

-Emissionen angestrebt. Das Folgeprojekt<br />

zum Großversuch sollte die Brücke schlagen zu<br />

VEL3 (2005-2013), dass einen selbstragenden, neutralen<br />

Bonus-Malus vorsieht.<br />

94 Neue Mobilität Neue Mobilität 95


BEM-<br />

MITGLIEDER<br />

Bitte Unterstützen Sie uns auch weiterhin mit Ihren Ideen,<br />

Projekten und Ihrer Begeisterung. Zeigen Sie sich und Ihr<br />

Engagement für EINE <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong>.<br />

Vorteile einer Mitgliedschaft im Bundesverband eMobilität e.V.<br />

Castellan AG<br />

Innovation@Work<br />

FAMILY OF POWER<br />

MEDIA UG<br />

Allgemein<br />

• Möglichkeit der aktiven Teilnahme an einem ständig wachsenden<br />

Netzwerkpool emobilitätsbegeisterter Unternehmer<br />

• Branchenübergreifender und interdisziplinärer Austausch<br />

mit den relevanten Playern der Branche<br />

• Vernetzung mit Politik, Wirtschaft, Medien, anderen Verbänden,<br />

Forschungseinrichtungen und Instituten<br />

• Teilnahme an verschiedenen BEM-Veranstaltungen: BEM-<br />

Roundtable, BEM eMobile Runde, Galaveranstaltungen, Konferenzen,<br />

Symposien u.a.<br />

• Imagefördernde Positionierung als Vorreiter, Innovationsträger<br />

und aktiver eMobilitätsplayer<br />

• BEM-Gemeinschaftsstand auf Messen und Veranstaltungen<br />

• Präsentation auf Veranstaltungen und Konferenzen<br />

• Zugang zu Fachkompetenz im Bereich Elektromobilität:<br />

kompetente Einführung in die Thematik der Neuen Mobilität<br />

für Ihre Kunden und Mitarbeiter<br />

• Zugang zu Partnerverbänden und Kooperationspartnern<br />

• Regionale Vernetzung über unsere Landesvertretungen in<br />

Bayern, Hessen, Mitteldeutschland, Baden-Württemberg,<br />

NRW, Norddeutschland, Rheinland-Pfalz und Saarland<br />

• Professionelle Beratung, Unterstützung und wertvolle Netzwerkkontakte<br />

beim Aufbau Erster Elektrofahrzeug-Flotten<br />

• Sichtbare Einbindung in BEM eRoadshow und »Wir elektromobilisieren<br />

den Bundestag«<br />

Mediale Einbindung<br />

• Nutzung des Partnerlogos »Mitglied im BEM«<br />

• Unternehmensdarstellung und Verlinkung auf BEM-Webseite<br />

und auf der XING-Gruppe <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> mit über<br />

2.800 Teilnehmern<br />

• Sonderkonditionen bei Anzeigenschaltung bundesweiter<br />

Printmedien im Rahmen zahlreicher Medienkooperationen<br />

• Einbindung in die vom BEM versandten Pressemitteilungen<br />

• Regelmäßige Einbindung Ihrer Pressemitteilungen in den<br />

BEM-Medien und bundesweite mediale Aufmerksamkeit:<br />

eNewsletter, BEM eMobile-Ticker, BEM-Webseite, XING-<br />

Gruppe <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong>, Facebook, Twitter, Google & Co.<br />

• Kostenlose Teilnahme an Veranstaltungen und Kongressen<br />

über die Medienkooperationen vom BEM<br />

Politisches Netzwerk<br />

• Aktive Gestaltung & Förderung der Branchenziele auf politischer<br />

Ebene für eine nachhaltige Neue Mobilität<br />

• Vernetzung mit politischen Entscheidungsträgern auf<br />

Regional-, Bundes- und EU-Ebene / Brüssel / International<br />

• Zugang zu den Experten im Parlamentarischen Beirat<br />

• Gemeinsame Stellungnahmen zu politischen Entscheidungen,<br />

Projekten und Gesetzgebungsverfahren<br />

• Nähe zu Ministerien auf Landes- und Bundesebene<br />

Politische Kernarbeit im BEM: Parlamentarischer Beirat, politische Hintergrundgespräche, Jury IKT II, Lenkungs- und Arbeitskreise,<br />

eMobile Talk, Europa-Sektion, EU-Repräsentanz in Brüssel mit Dr. Ingo Friedrich, Lebenswelt Elektromobilität,<br />

int. Delegationen, China-Repräsentant Dr. Huang in Shanghai, Automechanika, elektromobiles Spezialistennetzwerk,<br />

Legal Corner, ePendler, eFlotte, eMobility Nights, etc.<br />

+ - W a l<br />

Bundesverband eMobilität e.V.<br />

BEM eMobile Oranienplatz Ticker 5<br />

Jetzt im 10999 App-Store. Berlin<br />

www.bem-ev.de<br />

Wir danken unseren Mitgliedern für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement für eine Neue Mobilität.<br />

96 Neue Mobilität Neue Mobilität 97


<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong><br />

IMPRESSUM<br />

<br />

<br />

<br />

Herausgeber<br />

CYMAGE MEDIA VERLAG UG<br />

(haftungsbeschränkt)<br />

Oranienplatz 5<br />

10999 Berlin<br />

Fon 030 616 58 511<br />

Fax 030 616 58 526<br />

www.cymage-media-verlag.de<br />

magazin@cymage.com<br />

Chefredaktion V.i.S.d.P.<br />

Christian Heep<br />

christian.heep@cymage.com<br />

Redaktionsleitung<br />

Juliane Ahrens, ehem. Girke<br />

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Fon 030 3464 950 92<br />

Anzeigenredaktion/Abo-Service<br />

Sandrine Frideres<br />

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Marketing & Sales<br />

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Konzept, Layout & Druck<br />

CYMAGE MEDIA UG<br />

Oranienplatz 5<br />

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Mediadaten Stand 06/2015<br />

www.neue-mobilitaet.info<br />

Layout, Satz, DTP, Grafik<br />

Joanna Wojciechowska<br />

Christian Heep<br />

Falk Bege<br />

Josephine Fechtner<br />

Druckerei<br />

primeline.print Berlin<br />

Auflage<br />

50.000 Stück<br />

Erscheinung September 2015<br />

<strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> / ISSN 2191-5636<br />

Titelbild /Cover eFlotte<br />

Die <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> erscheint in<br />

Kooperation mit dem Bundesverband<br />

eMobilität e.V. (BEM)<br />

www.bem-ev.de<br />

BEM-Vorstand / Präsidium<br />

Kurt Sigl / Präsident<br />

Christian Heep / Vize-Präsident<br />

Michael Hofmann / Finanzvorstand<br />

Markus Emmert / Vorstand<br />

EU-Repräsentant<br />

Dr. Ingo Friedrich<br />

China-Repräsentant<br />

Dr. Huang Zhiming<br />

Parlamentarischer Beirat<br />

MdB Wolfgang Tiefensee, SPD<br />

MdL Markus Rinderspacher, SPD<br />

MdB Dr. Reinhard Brandl, CSU<br />

ehem. MdA Volker Ratzmann, GRÜNE<br />

MdB Dr. Valerie Wilms, GRÜNE<br />

MdEP Ulrike Müller, FREIE WÄHLER<br />

MdB Dr. Hans.-J. Schabedoth, SPD<br />

MdB Andreas Rimkus, SPD<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />

Prof. Dr. Andreas Knie<br />

Matthias Groher<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Voy<br />

Andreas Serra<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Heiko Herchet<br />

Dipl. Ing. M.S. Tim Baack<br />

Dr. Gregor Matthies<br />

Dr. Dr. Reinhard Löser<br />

Josef Maier<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. J. G. Friedrich<br />

Prof. Dr. habil. Wolfgang Seiler<br />

Dipl. Ing. Eckhard Fahlbusch<br />

Tim Ruhoff<br />

Dr. Mark Steffen Walcher<br />

Prof. Dr.-Ing. Gunter Schweiger<br />

Dr. Jan Fritz Rettberg<br />

Uwe Hahner<br />

Dr. Jan Peter Korthals<br />

Gunnar Balkow<br />

Dr. Michael W. Müller<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Tölsner<br />

Prof. Dr. Roland Tiedemann<br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Lienkamp<br />

Christian J. Weiss<br />

Dipl.-Ing. Andreas Pfeffer<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die <strong>NEUE</strong> <strong>MOBILITÄT</strong> erscheint alle drei Monate und publiziert Artikel, Beiträge, Informationen, Interviews, Termine und Kommentare zum Themenspektrum<br />

Elektromobilität & Erneuerbare Energien in den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Umwelt, Wirtschaft, Politik, Medien und Lifestyle.<br />

©2009-2015 CYMAGE MEDIA VERLAG UG. Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Urheberrechte bei namentlichen Beiträgen<br />

liegen ausschließlich bei den Autoren. Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers, bzw. der Redaktion oder des BEM wieder. Für die<br />

Richtigkeit von Angaben, Daten, Behauptungen, etc. in den Autorenbeiträgen kann der Herausgeber, bzw. die Redaktion keine Haftung und Gewährleistung<br />

übernehmen. Eine kommerzielle, entgeltliche Weiterverwertung, direkt oder indirekt, ist ausdrücklich untersagt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung vom Verlag. Honorare nur nach Vereinbarung. Alle Rechte vorbehalten.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Der Bundesverband eMobilität e.V. vernetzt die Akteure aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Politik und Medien miteinander,<br />

fördert die öffentliche Wahrnehmung der Neuen Mobilität und unterstützt bei der Verbesserung der gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für den Ausbau der Elektromobilität als nachhaltiges und zukunftsweisendes Mobilitätskonzept.<br />

Es ist unverzichtbar, sich gemeinsam und verstärkt den Herausforderungen der Elektromobilität zu stellen, um einen nachhaltigen<br />

Aufschwung im gesamten Marktumfeld zu sichern. Diese Aufgabe erfordert eine aktive Teilnahme der innovativsten<br />

Unternehmen Deutschlands, starker Persönlichkeiten und das kooperative Zusammenwirken aller beteiligten Akteure,<br />

sowie das Engagement jedes einzelnen Bürgers.<br />

Dafür ist Ihr Engagement und Ihre Unterstützung notwendig..!

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