Evita-Magazin September-November 2016
Evita-Magazin Ausgabe September-November 2016
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GESUNDHEIT aktuell<br />
Hallux valgus –<br />
wenn der Schuh drückt<br />
Der „Ballenzeh“ oder Hallux valgus ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Mit der Zeit verursacht er Schmerzen bei jedem Schritt.<br />
Unsere Füße tragen uns jeden Tag. Die stärkste<br />
Belastung liegt dabei auf den sogenannten Sesambeinen,<br />
zwei kleinen Knöchelchen, auf denen<br />
der erste Mittelfußknochen ruht. Rutscht<br />
der seitlich herunter, tritt der Großzehenballen<br />
an der Fußinnenseite immer deutlicher hervor.<br />
Ein Hallux valgus bildet sich. Diese Deformation<br />
ist sehr verbreitet, zwei Drittel aller Frauen<br />
über 60 Jahre sind davon betroffen. Ursache<br />
ist eine Überlastung des Großzehengrundgelenks.<br />
Aber enge Schuhe alleine sind nicht der<br />
Hauptauslöser, wie häufig angenommen. Sie<br />
verstärken das Problem nur. Auch Naturvölker,<br />
die nie Schuhe tragen, entwickeln eine solche<br />
krankhafte Veränderung. „Dass der Hallux valgus<br />
so oft auftritt, ist vermutlich die Folge einer<br />
evolutionären Schwachstelle im Fuß bei unserer<br />
Entwicklung zum Zweibeiner“, erklärt. Dr. med.<br />
Vladimir Crnic, Chefarzt der Klinik für Endoprothetik<br />
und Gelenkchirurgie der Sana-Kliniken<br />
Bad Wildbad. In seltenen Fällen ist ein Hallux<br />
valgus auch angeboren.<br />
Leider wird die Fuß-Deformation gerade zu Beginn<br />
oft unterschätzt. Die Betroffenen finden sie<br />
zwar optisch unschön, gehen damit aber nicht<br />
zum Arzt. „Doch irgendwann beginnt so ein Hallux<br />
valgus wehzutun“, erklärt Dr. Vladimir Crnic.<br />
„Dann sind Gelenke und benachbarte Knochen<br />
leider oft schon irreversibel geschädigt.“<br />
Die Patienten sollten deshalb nicht warten,<br />
bis sich starke Beschwerden bemerkbar machen,<br />
sondern schon in einem frühen Stadium<br />
zum Fachmann gehen. „Nachhaltig korrigiert<br />
werden kann die Fehlstellung nicht mit einer<br />
Schiene, sondern nur durch eine Operation“,<br />
weiß der Experte.<br />
Für ein gutes Operationsergebnis ist aber immer<br />
zuerst eine genaue Untersuchung des<br />
Fußes nötig, um den Eingriff richtig planen zu<br />
können.<br />
Die Röntgenaufnahmen sollten im Stehen<br />
angefertigt werden, weil dann beide Füße so<br />
belastet sind wie im normalen Leben. Somit<br />
kann man manche Fehlstellungen erst deutlich<br />
abbilden und die verschiedenen Winkel,<br />
z. B. den Intermetatarsalwinkel bestimmen.<br />
Diese sind wichtig, um die richtige Operationsmethode,<br />
von denen es weit über 100 gibt,<br />
auszuwählen.<br />
Die eigentliche Korrektur des Hallux valgus<br />
findet in unserer Klinik meist in Regionalanästhesie<br />
statt, mit dem Vorteil der postoperativen<br />
Schmerztherapie über den einliegenden<br />
kleinen Katheter. Die Operation dauert ca. eine<br />
Stunde und ist davon abhängig, ob und wie<br />
viele Nachbarzehen mit behandelt werden<br />
müssen.<br />
Je nach Fehlstellung wird der Mittelfußknochen<br />
vorne oder hinten durchgesägt, in die<br />
richtige Position verschoben und mit kleinen<br />
Schrauben oder einer Titanplatte fixiert.<br />
Der Fuß kann in der Regel sofort belastet werden.<br />
Die Implantate müssen im Fuß enormen Kräften<br />
standhalten. Schon beim normalen Gehen<br />
wirkt darauf das doppelte Körpergewicht ein.<br />
Beim Springen und Rennen sogar ein Vielfaches<br />
davon. „Für ein optimales Ergebnis<br />
überprüfen wir noch während des Eingriffs<br />
die optimale Knochenposition und die Kräfteverteilung“,<br />
erklärt Dr. Crnic.<br />
Bei vielen Patienten ist es nötig, beide Füße zu<br />
operieren. Dabei wird ein Abstand von drei bis<br />
vier Monaten eingehalten, das minimiert das<br />
Risiko des Eingriffs zusätzlich.<br />
Die Schrauben und Platten müssen im Knochen<br />
verbleiben bis dieser ganz verheilt ist.<br />
Das dauert mindestens vier bis sechs Wochen.<br />
„In über 90 Prozent der Fälle können die Implantate<br />
im Fuß verbleiben, da sie keinerlei<br />
Probleme bereiten. Bei ca. zehn Prozent der<br />
Patienten treten lokale Irritationen auf. Die<br />
verschwinden schnell, wenn Schrauben und<br />
Platten bei einem Eingriff gleichzeitig auf beiden<br />
Seiten entfernt werden“, beschreibt Dr.<br />
Crnic das übliche Vorgehen.<br />
Dank dieser optimierten Diagnostik und Operationstechnik<br />
verläuft die Heilung messbar<br />
schneller und es kommt deutlich seltener zu<br />
Komplikationen.<br />
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