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KÜCHENPLANER Ausgabe 9 2016

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Zielgruppe sind Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und die Küchenindustrie.

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Zielgruppe sind Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und die Küchenindustrie.

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Spülen + Armaturen<br />

entsprechende Produkte auch für<br />

die Küche. Vertriebsleiter Manfred<br />

Engel und sein Team suchten Kontakte<br />

zur Küchenmöbelindustrie<br />

und wurden bei allmilmö mit offenen<br />

Armen empfangen. Der damalige<br />

Designer Klaus Göcke suchte<br />

für das allmilmö-Fliesenprogramm<br />

passende Keramikmodule in 60 cm<br />

Breite. Engel konnte liefern.<br />

Auch Heinz Holste, Geschäftsführer<br />

des zu dieser Zeit noch eigenständigen<br />

Geräteherstellers<br />

imperial mit Sitz in Bünde, wurde<br />

auf die Keramik aus Siershahn<br />

aufmerksam. Holste suchte ein adäquates<br />

Umfeld für seine neuen<br />

Glaskeramikkochfelder, die er gerade<br />

aus den USA mitgebracht hatte.<br />

Damals hatte der Elektrogerätehersteller<br />

imperial auch Spülen und<br />

Armaturen im Programm. Erst nach<br />

einem Geschäftsführerwechsel<br />

Ende 1983 wurde dieses Geschäftsfeld<br />

aufgegeben. Für Manfred Engel<br />

war der Strategiewechsel bei imperial<br />

der Beginn für Kontakte mit<br />

dem Küchenfachhandel, denn die<br />

Handelsvertreter der Elektromarke<br />

hatten nun auch die Keramikspülen<br />

aus dem Wes terwald im Koffer.<br />

Von Feuerton zu Feinsteinzeug<br />

In höherwertigen Küchen sei<br />

Keramik schon Mitte der 1980er-<br />

Jahre etabliert gewesen, erinnert<br />

Manfred Engel. Besonders, wenn<br />

eine farbige Spüle gewünscht war.<br />

Die Alternative Emaille hatte den<br />

Nachteil der vergleichsweise empfindlichen<br />

Oberfläche. Kaum eine<br />

Emaille-Spüle, die den harten Küchenalltag<br />

ohne Abplatzungen<br />

überstand. „Andererseits war Keramik<br />

eher wulstig in der Gestaltung“,<br />

räumt Engel ein. „Damit<br />

konnte nicht jeder etwas anfangen.“<br />

Das sollte sich 1982 ändern. Und<br />

zwar mit dem Materialwechsel von<br />

Feuerton auf Feinsteinzeug – also<br />

dem Material, das im Unternehmen<br />

bereits von Beginn an für die<br />

Laboranwendungen genutzt wurde.<br />

Das besonders dichte und damit robuste<br />

Feinsteinzeug lässt sich im<br />

Vergleich zur Basis-Keramik mit<br />

engeren Radien und dünneren Rändern<br />

gestalten. Das kommt dem Designanspruch<br />

moderner Küchen<br />

entgegen. Allerdings ist der Preis<br />

von Feinsteinzug höher. Der resultiert<br />

aus dem aufwendigen Produktionsprozess.<br />

So verbringt eine<br />

Im Jahr 2012 investierte systemceram rund 15 Mio. Euro in eine neue<br />

6000 m 2 große Fertigungshalle und Produktionsanlagen nach neuesten<br />

Vorgaben des Energie-Effizienzprogrammes. Zentraler Bestandteil ist der<br />

90 Meter lange Tunnelofen (Foto) mit automatischer Beladung.<br />

Spüle aus Feinsteinzeug rund 20<br />

Stunden im Ofen. „Dafür reduziert<br />

sich die Wasseraufnahme von Feinsteinzeug<br />

auf kleiner drei Prozent“,<br />

schwärmt Gerhard Göbel von den<br />

Vorteilen des Feinsteinzeugs. Bei<br />

Produkten aus reinem Feuerton betrage<br />

der Anteil neun bis elf Prozent.<br />

Immer wieder im Verkaufsregal<br />

Den ersten Versuch, die Gießkeramik-Sparte<br />

zu verkaufen, startete<br />

KCH bereits Mitte der 1980er-<br />

Jahre. „Wir hätten schon damals<br />

die Technik und die Immobilien für<br />

3 Mio. Mark kaufen können“, berichtet<br />

Gerhard Göbel. Und er fährt<br />

fort: „Aber wir waren zu jung dafür.“<br />

Er selbst war gerade 35, Manfred<br />

Engel 37. Einige Jahre danach wurde<br />

es dann konkreter. Wenngleich<br />

zu anderen Preisen und unter ganz<br />

besonderen Begleiterscheinungen.<br />

Als die KCH-Mutter Gold schmidt<br />

1997 vom bayerischen Energieunternehmen<br />

Viag übernommen wurde,<br />

stand die Abteilung Gießkeramik<br />

erneut zur Disposition. Diesmal<br />

machten Gerhard Göbel als Prokurist<br />

und Spartenleiter, Vertriebsleiter<br />

Manfred Engel und Betriebsleiter<br />

Peter Noll Nägel mit Köpfen<br />

und erwarben den Geschäftsbereich.<br />

Inklusive Immobilien lag das<br />

Investitionsvolumen umgerechnet<br />

bei 12,5 Mio. Euro. „Allzu groß<br />

erschien uns das Risiko dennoch<br />

nicht“, berichtet der für Finanzen<br />

zuständige Gerhard Göbel. „Wir<br />

kannten die Zahlen, den Zustand<br />

der Firma, die Kunden, die Lieferanten<br />

und führten die Unternehmenssparte<br />

schon seit Jahren weitestgehend<br />

selbstständig.“<br />

Pikante Betriebsführungen<br />

Eine Idee beim Schoppen Wein<br />

auszuspinnen ist eine Sache, sie<br />

umgesetzt zu bekommen, eine<br />

ganz andere. Das erfuhren auch<br />

die potenziellen Neu-Unternehmer.<br />

Obwohl die Rahmenbedingungen<br />

top waren, ließ sich eine Finanzierung<br />

erst per Landesbürgschaft realisieren,<br />

und auch die Konzernleitung<br />

der KCH Keramchemie erwies<br />

sich im Verkaufsprozess als wenig<br />

kooperativ. „Das grenzte sogar an<br />

Neid, dass wir etwas Besonderes<br />

auf die Beine stellen könnten“, berichtet<br />

Gerhard Göbel. Ein pikantes<br />

Detail dabei: Nachdem die KCH-<br />

Geschäftsleitung durch die Offerte<br />

ihrer leitenden Mitarbeiter<br />

Geschmack an der Verkaufsidee<br />

gewonnen hatte, sollte der Betrieb<br />

an den Meistbietenden veräußert<br />

werden. So kamen Gerhard Göbel,<br />

Manfred Engel und Peter Noll in<br />

die Lage, direkte Konkurrenten<br />

aus der Branche durch den Betrieb<br />

führen und die Zahlen erläutern<br />

zu müssen. Wenn die beiden<br />

geschäftsführenden Gesellschafter<br />

heute von „zähen Verhandlungen<br />

mit dem KCH-Vorstand“, sprechen,<br />

dürfte dies eine ausgesprochen<br />

harmonische Beschreibung für einen<br />

kräftezehrenden Prozess gewesen<br />

sein.<br />

Bewusstes Zeichen gesetzt<br />

Mit dem sogenannten Management-buy-out<br />

waren Göbel, Engel<br />

und Noll über Nacht Unternehmer,<br />

hatten einen Berg Schulden<br />

und die Verantwortung für 110 Mitarbeiter.<br />

Was sich in dieser Phase<br />

verändert habe? „Nichts“, sagen<br />

Engel und Göbel mit einer Stimme.<br />

14 <strong>KÜCHENPLANER</strong> 9/<strong>2016</strong>

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