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ERFOLG Magazin

Erstausgabe vom ERFOLG Magazin gratis. Mit Richard Branson, Oliver Kahn, Robin Schulz, Eckart von Hirschhausen, Jürgen von der Lippe, Dirk Nowitzki, Sky du Mont, Carsten Maschmeyer, Donald Trump, Arnold Schwarzenegger uvm.

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Führung<br />

Jack<br />

Welch<br />

Auszug aus dem Buch „Setze dir größere Ziele“ von Dr. Rainer Zitelmann<br />

Bei Managern kann man zwei<br />

Typen beobachten: den harmoniebedürftigen<br />

„Kuschel-<br />

Chef “, dem es vor allem um<br />

Konsens geht und dessen<br />

oberstes Ziel es ist, dass seine Mitarbeiter<br />

ihn lieben. Und dann den Manager, dem es<br />

vor allem um den Erfolg und um die Sache<br />

geht, und der deshalb auch bereit ist, zur<br />

Not massive Konflikte in Kauf zu nehmen.<br />

Prototyp für den zweiten Managertyp ist<br />

Jack Welch, der in den Jahren 1981 bis<br />

2001, als er mit General Electric (GE) eines<br />

der weltweit größten Unternehmen führte,<br />

dessen Umsatz von 27 auf 130 Milliarden<br />

US-Dollar steigerte und den Jahresgewinn<br />

auf 12,7 Milliarden US-Dollar versiebenfachte.<br />

In der gleichen Zeit verringerte<br />

sich die Mitarbeiterzahl von 400.000 auf<br />

300.000 Mitarbeiter.<br />

Eine der hervorstechendsten Eigenschaften<br />

von Welch, der 1999 von Fortune<br />

zum „Manager des Jahrhunderts“ gewählt<br />

wurde, war dessen ausgeprägte Konfliktfähigkeit.<br />

Allein in den ersten beiden Jahren<br />

verkaufte er 71 Unternehmensbereiche,<br />

was zwar die Profitabilität des Unternehmens<br />

massiv steigerte, aber zu einer erheblichen<br />

Unruhe führte. Viele Manager<br />

hätten sich aus Angst vor dieser Unruhe gescheut,<br />

solch einschneidende Maßnahmen<br />

durchzuführen. Als Welch den Bereich der<br />

„kleinen Haushaltsgeräte“ verkaufte, gab<br />

es jede Menge empörte Beschwerdebriefe<br />

erboster Mitarbeiter: „Was für ein Mensch<br />

sind Sie? Wenn Sie das fertig bringen, sind<br />

Sie zu allem imstande!“ Welch legte sich<br />

nicht nur mit den Managern und Mitarbeitern<br />

des eigenen Unternehmens an,<br />

sondern auch mit Gewerkschaftsführern<br />

und Politikern, die ihn unter Druck setzen<br />

wollten. Als er den Gouverneur von Massachusetts<br />

besuchte, verlieh dieser seiner<br />

Hoffnung Ausdruck, dass GE hier mehr<br />

neue Arbeitsplätze schaffen werde. „Herr<br />

Gouverneur“, entgegnete Welch, „ich muss<br />

Ihnen leider sagen, dass Lynn der letzte Ort<br />

der Erde ist, an dem ich neue Arbeitsplätze<br />

schaffen werde.“ Der Grund lag darin, dass<br />

die Stadt der einzige Standort des Unternehmens<br />

war, der die nationale Vereinbarung,<br />

die GE mit den Gewerkschaften geschlossen<br />

hatte, ablehnte. „Warum sollte ich<br />

an einem solchen Ort Arbeitsplätze schaffen<br />

und Geld investieren, wenn ich Fabriken an<br />

Orten bauen kann, wo die Leute sie wollen<br />

»Für ihn zu arbeiten<br />

ist wie Krieg!«<br />

und sie verdienen?“<br />

Die Zeitschrift Fortune erklärte Welch<br />

schließlich zu einem der „zehn härtesten<br />

Bosse Amerikas“. In dem Artikel erklärten<br />

Mitarbeiter, die nicht wollten, dass ihr<br />

Name genannt wird: „Für ihn zu arbeiten<br />

ist wie ein Krieg. Viele Leute bleiben auf<br />

der Strecke, und die Überlebenden müssen<br />

in die nächste Schlacht ziehen.“ In dem<br />

Artikel hieß es, Welch attackiere die Menschen<br />

beinahe körperlich mit Fragen.<br />

Die Kritik prallte an Welch ab. In seiner Autobiografie<br />

erklärte er sogar: „Ich hätte nicht<br />

so viele Mitarbeiter mit mir herumschleppen<br />

müssen, die ihren Aufgaben nicht gewachsen<br />

sind. Rückblickend muss ich sagen, dass<br />

ich in all den Jahren vielfach zu vorsichtig<br />

war. Ich hätte die Strukturen früher zerschlagen<br />

und schwache Unternehmensbereiche<br />

rascher abstoßen müssen.“<br />

Kompromisslos war Welch auch gegen<br />

Mitarbeiter, die gegen die Werte des Unternehmens<br />

verstießen. Er gab allen Managern<br />

den Ratschlag, solche Mitarbeiter<br />

nicht „heimlich“ loszuwerden, etwa mit<br />

Ausflüchten wie „Charles hat aus persönlichen<br />

Gründen gekündigt, um mehr Zeit<br />

mit seiner Familie verbringen zu können.“<br />

Stattdessen solle man unumwunden<br />

öffentlich erklären, dass der Mitarbeiter<br />

gefeuert wurde, weil er gegen Werte des<br />

Unternehmens verstoßen habe.<br />

Nörgelnde Mitarbeiter, die ständig darüber<br />

klagen, mit was sie alles unzufrieden<br />

seien, was in der Firma falsch laufe und<br />

dass man sie nicht genügend anerkenne,<br />

waren Welch ebenfalls ein Gräuel. Chefs,<br />

die solche Mitarbeiter hätten, seien selbst<br />

schuld, weil sie eine falsche Anspruchshaltung<br />

geschaffen hätten. Die Mitarbeiter<br />

hätten nunmehr ein „ziemlich verqueres<br />

Bild von der Realität. Sie denken nämlich,<br />

Sie arbeiteten für Ihre Mitarbeiter“. Den<br />

SoftManagern hielt er entgegen: „Sie leiten<br />

ein Unternehmen, nicht das Sozialamt<br />

oder eine psychologische Beratungsstelle.“<br />

Er riet den Managern, die Unternehmenskultur<br />

rasch zu ändern, und forderte von<br />

ihnen Konfliktbereitschaft: „Zweifellos<br />

wird ein Aufschrei der Empörung durch<br />

die Flure hallen, während Sie Ihre Unternehmenskultur<br />

über Bord werfen. Es kann<br />

sogar sein, dass einige der Angestellten, die<br />

Sie persönlich mögen und deren Arbeit<br />

Sie schätzen, aus Protest das Unternehmen<br />

verlassen.<br />

Tragen Sie es<br />

mit Fassung und<br />

wünschen Sie den<br />

Leuten alles Gute<br />

für ihre weitere<br />

Zukunft.“<br />

Vor allem predigte<br />

Welch immer wieder<br />

eine offene<br />

Kommunikationskultur,<br />

damit jeder<br />

Mitarbeiter einschätzen<br />

könne, woran<br />

er sei und wie seine Leistungen bewertet<br />

würden. Viele Manager seien zu „lieb“<br />

oder zu „nett“, um ihren Leuten, „und zwar<br />

vor allem den echtern Versagern genau zu<br />

sagen, wo sie stehen“. Der Grund liege in<br />

der mangelnden Konfliktfähigkeit solcher<br />

„Soft-Manager“. Menschen spüren jedoch<br />

instinktiv, wenn ihr Gegenüber allzu harmoniebedürftig<br />

und konfliktscheu ist. Und<br />

sie bewerten dies zu Recht als Schwäche.<br />

In gut funktionierenden Unternehmen<br />

werden solche Menschen mit übergroßem<br />

Harmoniebedürfnis keine Führungsverantwortung<br />

übertragen bekommen.<br />

Erfolg magazin . Ausgabe 01/2016 . www.erfolg-magazin.de<br />

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