O+P Fluidtechnik 10/2016
O+P Fluidtechnik 10/2016
O+P Fluidtechnik 10/2016
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5445<br />
<strong>10</strong> Oktober <strong>2016</strong><br />
ORGAN DES FORSCHUNGSFONDS<br />
FLUIDTECHNIK IM VDMA<br />
FLUIDTECHNIK<br />
ELEKTRONIK TRIFFT HYDRAULIK<br />
52 I Leistungsverstärker der<br />
nächsten Generation<br />
38 I SIMULATION<br />
Sicherheit beim<br />
Spritzgießen<br />
76 I FORSCHUNG UND<br />
ENTWICKLUNG<br />
Stick Slip: Berührende<br />
Dichtungen im Wechsel von<br />
Haft- zu Gleitreibung<br />
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
18 I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
- TEIL 2<br />
<strong>10</strong> I MENSCHEN<br />
UND MÄRKTE<br />
„Veränderungen als<br />
Chance begreifen!“<br />
Ralf Schrempp<br />
oup-fluidtechnik.de
TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />
R E P O R T<br />
ORGAN DES FORSCHUNGSFONDS<br />
FLUIDTECHNIK IM VDMA<br />
ORGAN DES FORSCHUNGSFONDS<br />
FLUIDTECHNIK IM VDMA<br />
KONSTRUKTIONS-JAHRBUCH<br />
9 Print-Ausgaben im Jahr<br />
+ Sonderausgabe <strong>O+P</strong> Report (1x jährlich)<br />
+ Sonderausgabe <strong>O+P</strong> Konstruktionsjahrbuch<br />
(1x jährlich)<br />
Community: Grundlagen:<br />
Produktkatalog:<br />
Deutsche<br />
<strong>Fluidtechnik</strong><br />
weltweit erfolgreich<br />
Antriebe<br />
Effektives Biegen<br />
und Umformen von Rohren<br />
INDUSTRIE<br />
<strong>10</strong>9. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
TEIL 1<br />
36 I Ist die <strong>Fluidtechnik</strong><br />
bereit für Industrie 4.0?<br />
Formelsammlung,<br />
Normen und<br />
Dissertationen<br />
ORGAN DES FORSCHUNGSFONDS<br />
FLUIDTECHNIK IM VDMA<br />
FLUIDTECHNIK<br />
70 I PRODUKTE UND<br />
ANWENDUNGEN<br />
Selbsthilfe auf hoher See<br />
- Leckagesicherheit bei<br />
Schiffen und Windparks<br />
96 I FORSCHUNG UND<br />
ENTWICKLUNG<br />
Öleinfluss auf den<br />
Wirkungsgrad von<br />
Hydraulikpumpen<br />
08 I MENSCHEN<br />
UND MÄRKTE<br />
Zwei Quereinsteiger<br />
zwischen den Welten<br />
Das gesamte Angebot der<br />
Hydraulik und Pneumatik<br />
in Tabellenform<br />
Das Basiskompendium<br />
für den Ingenieur in<br />
Planung, Konstruktion<br />
und Betrieb. Klar gegliedert.<br />
Mit allen Leisungsdaten.<br />
Firmenverzeichnis:<br />
Alle wichtigen<br />
Informationen von rund<br />
560 Anbietern<br />
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Überblick:<br />
Das aktuelle<br />
Produktangebot der<br />
<strong>Fluidtechnik</strong><br />
Welche Rolle spielt der<br />
Mensch in der Produktion<br />
der Zukunft?<br />
Produktgruppen:<br />
Pumpen und Pumpenaggregate<br />
Antriebe<br />
Experten aus Forschung<br />
und Industrie diskutieren<br />
Chancen und Risiken von<br />
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Ja, ich möchte die Zeitschrift „<strong>O+P</strong>“ abonnieren<br />
Das Jahresabonnement umfasst 9 Ausgaben und kostet € 159,- (Ausland € 179,- netto) inkl. Versandkosten. Als Begrüßungsgeschenk<br />
erhalte ich die Powerbank von VOLTKRAFT. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens<br />
4 Wochen zum Ende des Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird.<br />
Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen ohne Begründung bei der Vereinigte Fachverlage GmbH widerrufen werden. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung.<br />
Ihre Daten werden von der Vereinigten Fachverlage GmbH gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise von ausgewählten Unternehmen<br />
genutzt, um Sie über berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit schriftlich beim Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />
Name/Vorname<br />
Position<br />
Firma<br />
Abteilung<br />
Straße oder Postfach<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon/E-Mail<br />
Datum, Unterschrift<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach <strong>10</strong> 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-<strong>10</strong>0<br />
E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.engineering-news.net<br />
„<strong>O+P</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
TTIP? JA, BITTE!<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
vor einigen Tagen gingen erneut Zehntausende auf die Straßen, um<br />
gegen das Freihandelsabkommen TTIP zu demonstrieren. Die<br />
Protestierenden fürchten unter anderem die Einfuhr minderwertiger<br />
Nahrungsmittel oder Lockerungen beim Datenschutz. Zudem regiert<br />
die Wut über Intransparenz und mangelnde Teilhabe am Entscheidungsprozess.<br />
Nachvollziehbare Emotionen, wenn man das<br />
Abkommen auf diese Aspekte beschränkt und sich die Verhandlungspraxis<br />
betrachtet, wie ich finde.<br />
Was in der Debatte jedoch häufig zu kurz kommt, sind die Vorteile des<br />
Freihandelsabkommens, gerade für die Industrie und somit auch für<br />
die in dieser Branche Beschäftigten. Die Angleichung und gegenseitige<br />
Anerkennung von europäischen wie US-Standards wäre ein<br />
entscheidender Schritt zu mehr Wachstum für den Maschinen- und<br />
Anlagenbau sowie zur zukünftigen Entwicklung gemeinsamer<br />
Richtlinien und Vorschriften. Diese sind dringend nötig, denn die<br />
Mehrkosten bei der Einführung eines Produktes auf dem US-Markt<br />
betragen laut VDMA 5 bis 20 Prozent – ein enormer Wert. So enorm,<br />
dass Dr. Reinhold Festge, VDMA-Präsident, auf der Verbands-<br />
Homepage von einem „Drama“ spricht, sollte TTIP nicht abgeschlossen<br />
werden. Nicht weiter verwunderlich, stellt die USA doch den größten<br />
Absatzmarkt für den deutschen Maschinen außenhandel dar.<br />
Wie sehen Sie das Thema, liebe Leserinnen und<br />
Leser? Welche Emotionen ruft TTIP bei Ihnen<br />
hervor? Wie sieht es Ihr Unternehmen?<br />
Schlagen vielleicht zwei Herzen in Ihrer<br />
Brust – ein „privates“ anti TTIP und ein<br />
„geschäftliches“pro TTIP?<br />
Schreiben Sie es mir, ich<br />
freue mich darauf.<br />
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electronica / <strong>O+P</strong> München <strong>Fluidtechnik</strong> 9/<strong>2016</strong> SPS/IPC/Drives 3<br />
Halle B1 / Stand 325<br />
Halle 7A / Stand 130
INHALT<br />
18<br />
52<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
SERVICE<br />
BIG PICTURE<br />
06 Kombination aus Technologie<br />
und Leistung<br />
PERSONALIEN<br />
08 Jubiläum bei Zeppelin in Köln<br />
<strong>O+P</strong> LOUNGE<br />
<strong>10</strong> Ralf Schrempp: „Veränderungen<br />
als Chance begreifen!“<br />
SZENE<br />
12 Branchen- und Firmennews<br />
MESSE<br />
16 EuroBLECH: Smarte Fertigungsprozesse<br />
in der Blechbearbeitung<br />
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
18 1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-Gespräche - Teil 2<br />
28 Wenn Industrie 4.0 beflügelt<br />
und inspiriert<br />
03 Editorial<br />
40 Impressum<br />
44 Inserentenverzeichnis<br />
82 <strong>O+P</strong> Success<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
34 Mit dem „Fingerabdruck“ die<br />
Life Cycle Costs minimieren<br />
WETTLAUF GEGEN<br />
ERDBEBEN<br />
46 Gesamtsystem für<br />
Erdbebensimulatoren<br />
ALLES AUS EINER HAND<br />
50 Engineering, Hydraulik und<br />
Know-how für Antriebssystem<br />
TITEL ELEKTRONISCHE<br />
LEISTUNGSVERSTÄRKER<br />
BEREIT FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
52 Leistungsverstärker mit<br />
EtherCAT-Schnittstelle<br />
VON DEN MASCHINEN DARF<br />
KEINE GEFAHR AUSGEHEN<br />
56 Ventile minimieren Risiken<br />
RÜCKLAUF-SAUGFILTER<br />
REDUZIEREN KOSTEN<br />
58 Wirtschaftlichere Arbeitsmaschinen<br />
dank Rücklauf-Saugfilter<br />
HYDRAULIKÖL ERHÖHT<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT UND<br />
PRODUKTIVITÄT<br />
60 Zwei Produktneuheiten für<br />
stationäre und mobile Anlagen<br />
GEWAPPNET GEGEN<br />
KORROSION<br />
62 Ganzmetallsteckanschlüssen<br />
für Kühlwasseranwendungen<br />
RÜCKSTRÖMENDES ÖL IM<br />
TANK BERUHIGEN<br />
66 Rückstromverteiler beugen<br />
Bildung von Ölschaum vor<br />
BASICS<br />
68 Wie Doppelfilter die Standzeit<br />
erhöhen<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
STEUERUNGEN UND<br />
REGELUNGEN<br />
70 Fail operational controls for an<br />
independent metering valve<br />
DICHTUNGEN<br />
76 Stick Slip: Berührende<br />
Dichtungen im Wechsel von<br />
Haft- zu Gleitreibung<br />
70<br />
4 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
36<br />
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K <strong>2016</strong> – MESSE FÜR DIE KUNSTSTOFF-<br />
UND KAUTSCHUKINDUSTRIE<br />
SPECIAL / K<br />
36<br />
38<br />
42<br />
44<br />
DIE 5<br />
Highlights von Balluf zur K <strong>2016</strong> in Düsseldorf<br />
SICHERHEIT BEIM SPRITZGIESSEN<br />
Wie Sie das Gefahrenpotenzial außerplanmäßig austretender<br />
Druckluft ermitteln<br />
DAS GANZE IST MEHR ALS DIE SUMME SEINER TEILE“<br />
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MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
6 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Wie machen Sie mit<br />
Wasser einen guten<br />
Schnitt?<br />
» Mit Hochdruck.<br />
Mit Hochdruckwasserstrahlschneiden erleben<br />
Materialien wie Titanlegierungen und<br />
Verbundwerkstoffe einen wahren Höhenflug<br />
in der Luft- und Raumfahrt. Aus gutem<br />
Grund. Denn durch Hochdruckwasserstrahlschneiden<br />
bleiben aufgrund der minimalen<br />
Beanspruchung alle wichtigen Materialeigenschaften,<br />
beispielsweise die Stabilität,<br />
erhalten. Ein überzeugender Vorteil für<br />
die Fertigung von Flugzeugrümpfen und<br />
Motorenteilen.<br />
Maximator liefert für Hochdruckwasserstrahlschneide-Maschinen<br />
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und Rohren. Durch unsere passenden<br />
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Das Hauptaugenmerk der Stangendichtung FR200 liegt auf der<br />
Reduzierung der Reibung. Mit der besonderen Profil- und Dichtlippengeometrie<br />
wird im Vergleich mit anderen Stangendichtungen<br />
eine viel niedrigere Reibung erreicht. Dabei wird die sehr gute Dichtwirkung<br />
der FR200 jedoch nicht beeinträchtigt. Zudem wird eine<br />
zuverlässige Druckentlastungsfunktion sichergestellt. Im Vergleich<br />
mit Standard-Nutringen erzeugt die FR200 eine um bis zu 57%<br />
niedrigere Reibkraft bei unterschiedlichen Drücken und perfekter<br />
Dichtwirkung. Geringere Reibkraft führt zu höherer Energieeffizienz<br />
und längerer Lebensdauer des Hydrauliksystems.<br />
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PERSONALIEN<br />
ZUSATZINFORMATIONEN<br />
Mehr über das Jubiläum und<br />
Zeppelin in Köln können Sie<br />
hier lesen:<br />
bit.ly/ZeppelinKoeln<br />
50 JAHRE ZEPPELIN IN KÖLN<br />
Die Zeppelin Niederlassung in Köln, die sich auf den Vertrieb und Service von Baumaschinen fokussiert, wurde im Jahr 1966 eröffnet.<br />
Vor wenigen Wochen feierte das Unternehmen das 50-jährige Bestehen seiner Niederlassung in Köln, welche von Stefan Lanio geleitet<br />
wird (rechts im Bild). Festredner war Wolfgang Clement, ehemaliger Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens (links im Bild).<br />
www.zeppelin.com<br />
GUIDO JOURET<br />
HOLGER HANAU,<br />
BERTHOLD LEIBINGER,<br />
WILFRIED TREPELS<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
ist seit 1. Oktober <strong>2016</strong> Chief<br />
Digital Officer bei ABB. Er wird<br />
direkt an Ulrich Spiesshofer,<br />
CEO von ABB, berichten. Jouret<br />
wird die Entwicklung und<br />
Bereitstellung von ABBs<br />
digitalen Lösungen für Kunden<br />
weltweit vorantreiben. Nach<br />
seiner Promotion im<br />
Fachbereich Informatik war er<br />
20 Jahre bei Cisco tätig. Zuletzt<br />
übernahm er dort als General<br />
Manager den Geschäftsbereich<br />
Internet der Dinge<br />
Managing Director Switzerland<br />
bei Aventics, kümmert sich nun<br />
auch um den Vertrieb in<br />
Österreich. Mit Wirkung zum<br />
1. Juli <strong>2016</strong> wurde er zum<br />
Managing Director Austria<br />
ernannt. In seiner Doppelfunktion<br />
soll der 44-Jährige das<br />
Wachstum der Pneumatikspezialisten<br />
auf dem österreichischen<br />
Markt weiter vorantreiben.<br />
Hanau ist ein ausgewiesener<br />
Pneumatikexperte<br />
und verfügt über fundierte<br />
Erfahrung im Vertrieb. 2007<br />
wechselte er von Festo zu<br />
Aventics.<br />
Gesellschafter und ehemaliger<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der TRUMPF GmbH + Co.<br />
KG, wurde mit dem „Orden der<br />
Aufgehenden Sonne am<br />
Halsband, goldene Strahlen“<br />
ausgezeichnet. Der von der<br />
japanischen Regierung<br />
verliehene Preis würdigt damit<br />
seine „Verdienste zur Förderung<br />
des wirtschaftlichen<br />
Austausches und des gegenseitigen<br />
Verständnisses zwischen<br />
Japan und Deutschland“.<br />
wird mit Wirkung zum 1.<br />
Januar 2017 neuer Chief<br />
Financial Officer (CFO) und<br />
Vorstandsmitglied der Wacker<br />
Neuson SE. Herr Trepels folgt<br />
damit auf Herrn Günther C.<br />
Binder, der aus dem Vorstand<br />
ausscheidet. Trepels war zuvor<br />
über 11 Jahre CFO bei der<br />
SAF-HOLLAND Gruppe. Trepels<br />
ist Diplom-Kaufmann und<br />
studierte Betriebswirtschaftslehre<br />
sowie Energie- und<br />
Verfahrenstechnik an der<br />
Universität Aachen.<br />
8 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
SEMINARPROGRAMM<br />
ERHÄLTLICH<br />
Die Internationale Hydraulik<br />
Akademie bietet für 2017/2018<br />
insgesamt 28 verschiedene Seminare<br />
rund um das Thema<br />
Hydraulik an. Im aktuellen Seminarprogramm<br />
finden Sie neue und modifizierte<br />
Seminartypen, die gezielt, auf die sich<br />
stets verändernden Anforderungen des<br />
Marktes, entwickelt wurden. Diese<br />
erfahren Sie u. a. in den Seminaren:<br />
n Workshop und Auffrischung für zur<br />
Prüfung befähigte Personen der hydraulischen<br />
Leitungstechnik gem. BetrSichV<br />
n Druckspeicher in hydraulischen Anlagen<br />
mit Pflichten<br />
Um den Anforderungen für Unternehmer<br />
an Sicherheit und Gesundheitsschutz bei<br />
der Verwendung von Arbeitsmittel<br />
nachzukommen, entsprechen einige IHA-<br />
Seminartypen der DGUV Vorschrift 1, §4<br />
„Unternehmerische Unterweisungspflicht“.<br />
Die IHA hat Seminare und Seminarmodule<br />
für die Fluid- und Leitungstechnik<br />
entwickelt, welche von Praktikern für Praktiker<br />
durchgeführt werden. Neben den<br />
Grundlagenthemen gehören ebenso<br />
Angebote für Fortgeschrittene und Profis<br />
dazu. Nun wurde der erste Teil einer neuen<br />
Seminarschulungsheftreihe „Ventile der<br />
Hydraulik“ veröffentlicht:<br />
n Druckventile<br />
n Wegeventile<br />
n Stromventile<br />
n Sperrventile<br />
n 2-Wege-Einbauventile<br />
Die Seminare werden in der IHA Dresden,<br />
mehreren Standorten in Deutschland, in<br />
Österreich (Linz) und auf Wunsch auch<br />
beim Kunden durchgeführt. Außerdem<br />
besteht die Möglichkeit, sich aus den einzelnen<br />
Modulen ein Seminar individuell<br />
zusammenzustellen.<br />
www.hydraulik-akademie.de<br />
Kraft<br />
ist<br />
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antrieb<br />
Motek<br />
Halle 6 stand 6421<br />
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Prinzip ist zigtausendfach<br />
gleich geblieben.<br />
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VERÄNDERUNGEN ALS<br />
CHANCE BEGREIFEN!<br />
Ralf Schrempp ist seit 2009<br />
Geschäftsführer der Sauer Bibus GmbH<br />
in Neu-Ulm. Wir sprachen mit ihm über<br />
grenzüberschreitende Zusammenarbeit,<br />
berufliche Veränderungen und die<br />
Faszination <strong>Fluidtechnik</strong>.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Herr Schrempp, bitte<br />
stellen Sie sich kurz vor;<br />
wie sind Sie zu Ihrer<br />
derzeitigen Position<br />
gekommen?<br />
Ihr Unternehmen gehört<br />
zu einer Schweizer<br />
Holding; welche<br />
Besonderheiten ergeben<br />
sich aus Ihrer Sicht in der<br />
grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit?<br />
Nach meinem Studium zum Dipl.-Ing. (FH) habe ich meine ersten Erfahrungen in der<br />
Welt der hydrostatischen Antriebstechnik bei der Bosch Rexroth AG gewinnen können.<br />
Im nächsten Schritt vertiefte ich diese bei der Kramer Werke GmbH.<br />
Im Jahre 2005 hat mich die neue Herausforderung bei der Sauer Bibus GmbH gereizt,<br />
einem mittelständischen Unternehmen mit enormem Erfolgspotenzial, gerade im<br />
Bereich der Eigenentwicklungen. Seit 2009 stehe ich in der Verantwortung als Geschäftsführer<br />
und setze vor allem strategische Schwerpunkte im Bereich Innovation und<br />
Markenentwicklung.<br />
Das ist in der Tat eine sehr vitale Zusammenarbeit, die uns neben dem direkten Austausch<br />
mit der Schweiz auch vielfältige Kontakte mit allen der über 30 weltweiten Schwesterunternehmen<br />
der Holding eröffnet. So haben wir schnellen Zugang zu unterschiedlichsten<br />
Märkten und Machern und können sehr schnell wichtige Informationen aus erster Hand<br />
erhalten und austauschen. Und die regelmäßigen Treffen werden immer zu einem auch<br />
kulturell besonderen Erlebnis.<br />
Was die konkrete Zusammenarbeit mit den Schweizer Kollegen betrifft, kann ich diese nur<br />
als ausgesprochen wohltuend beschreiben. Meetings sind geprägt von hoher<br />
gegen seitiger Wertschätzung und Offenheit, auch für bisweilen kontroverse Standpunkte,<br />
die immer in Einklang gelöst werden.<br />
<strong>10</strong> <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 9/<strong>2016</strong>
„Mich begeistert das Innovationspotenzial<br />
der <strong>Fluidtechnik</strong> mit<br />
faszinierenden Perspektiven.“<br />
Ralf Schrempp<br />
Insofern kann man als Besonderheit sehr positiv sehen, dass immer ausreichend Zeit für<br />
einander gegeben ist, was in Deutschland bisweilen verloren gegangen scheint.<br />
Was war in Ihrem<br />
bisherigen Berufsleben<br />
die größte Veränderung?<br />
Ich denke, dass mein ganzer Werdegang von Veränderung geprägt war und mir deshalb auch<br />
die Zukunft keine Angst, sondern Freude bereitet. Von der praktischen Arbeit als Werkzeugmechaniker,<br />
über eine leitende Funktion in der Verwaltung bis zur heutigen Position als<br />
Geschäftsführer der Sauer Bibus GmbH galt es für mich immer, offen für Veränderung zu sein.<br />
Ich denke, dass dies auch in Zukunft gerade für junge Menschen eines der wichtigsten<br />
Erfolgsfaktoren sein wird: Keine Angst vor Veränderung, sondern diese als Chance begreifen!<br />
Was macht für Sie die<br />
Faszination <strong>Fluidtechnik</strong><br />
aus?<br />
Nun, da ist zum einen natürlich das enorme Innovationspotenzial dieser Branche mit<br />
faszinierenden Perspektiven, gerade auch für mittelständische Unternehmen wie die Sauer<br />
Bibus GmbH. Dazu gehört für mich als ein Bereich das autonome Fahren, in dem wir in<br />
einigen spannenden Projekten mit an Bord sind. Generell liegt die Faszination – aus Sicht eines<br />
Ingenieurs gesehen – in der enormen Kraftübertragung und der starken Verwandtschaft zur<br />
Steuer- und Regelungstechnik mit all ihren technologischen Facetten.<br />
www.sauerbibus.de<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 9/<strong>2016</strong> 11
SZENE<br />
JOBTRENDS <strong>2016</strong><br />
EIGENE WEBSITE FÜR DIE<br />
WASSERINDUSTRIE<br />
Das Staufenbiel Institut befragte von September bis<br />
November des vergangenen Jahres 297 Unternehmen rund<br />
um das Thema Absolventen und Einstellungskriterien.<br />
Wir haben für Sie die spannendsten Ergebnisse, die Ingenieure<br />
betreffen, ausgewählt.<br />
ENTWICKLUNG DER NACHFRAGE NACH<br />
INGENIEUREN IN DEN NÄCHSTEN 5 JAHREN<br />
2<br />
12<br />
29<br />
stark steigend<br />
57<br />
WELCHE INGENIEURS-ABSCHLÜSSE<br />
PRÄFERIEREN UNTERNEHMEN?<br />
steigend<br />
gleichbleibend<br />
rückläufig<br />
stark rückläufig<br />
Seine Lösungen für die Wasserindustrie präsentiert der Schweizer<br />
Druckmesstechnik-Hersteller Keller auf einer eigenen Website. Zu<br />
den Produkten des Anbieters für diese Sparte zählen z. B.<br />
Fernübertragungseinheiten, Pegelsonden und Datenlogger. Unter<br />
den vier Hauptfeldern Wasserversorgung, Abwasser, Grundwasser<br />
und Oberflächenwasser geben Anwendungsberichte einen<br />
Über blick über das Angebot und stellen die Zusammenarbeit mit<br />
den Kunden dar. Unter jedem Bericht findet sich eine Liste der<br />
Produkte, die für die Lösung verwendet wurden. Diese sind mit<br />
den Standard-Modellen auf der Keller-Internetseite verbunden.<br />
Website: www.keller-h2o.com.<br />
www.keller-druck.com<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Master<br />
Diplom (Universität)<br />
Diplom (FH) 58 %<br />
Bachelor<br />
Promotion<br />
MBA<br />
8 %<br />
15 %<br />
44 %<br />
65 %<br />
87 % 50 % 11 %<br />
94 %<br />
Mehrfachauswahl – maximal drei pro Fachrichtung – möglich<br />
WORAUF LEGEN UNTERNEHMEN BEIM<br />
STUDIUM DER INGENIEURE WERT?<br />
Studienschwerpunkte Examensnote Ruf der Hochschule<br />
(Universität bzw. FH)<br />
Mehrfachauswahl möglich<br />
Quelle: www.staufenbiel.de/jobtrends<br />
MSR-SPEZIALMESSE RHEIN-RUHR<br />
IN BOCHUM<br />
Eine sehr positive Bilanz zieht der Veranstalter Meorga für<br />
seine MSR-Spezialmessen, die im ersten Halbjahr <strong>2016</strong> in<br />
Frankfurt und Leverkusen stattfanden. Stetig steigende<br />
Besucherzahlen bestätigen das Konzept der Messe „vor der<br />
Haustüre“.<br />
Am 9. November veranstaltet die Meorga nun im Ruhrcongress<br />
Bochum eine regionale Spezialmesse für Mess-, Steuerungs- und<br />
Regeltechnik, Prozessleitsysteme und Automatisierungstechnik.<br />
165 Fachfirmen zeigen von 8 bis 16 Uhr Geräte und Systeme,<br />
Engineering- und Serviceleistungen sowie neue Trends im<br />
Bereich der Automatisierung. 36 begleitende Fachvorträge<br />
informieren den Besucher umfassend. Die Messe wendet sich an<br />
Fachleute und Entscheidungsträger, die in ihren Unternehmen<br />
für die Optimierung der Geschäfts- und Produktionsprozesse<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette verantwortlich<br />
sind. Der Eintritt zur<br />
Messe und die Teilnahme<br />
an den Fachvorträgen<br />
sind für die<br />
Besucher kostenlos und<br />
sollen ihnen Informationen<br />
und interessante<br />
Gespräche ohne Hektik<br />
oder Zeitdruck ermöglichen.<br />
www.meorga.de<br />
12 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
PIRTEK SCHUTZHANDSCHUH MIT INDUSTRIEPREIS PRÄMIERT<br />
PRODUKTION VON<br />
LENZE IN POLEN<br />
FEIERT JUBILÄUM<br />
SZENE<br />
Der Pirtek „Fluid Power Glove“ wurde mit dem Industriepreis<br />
in der Kategorie Antriebs- und <strong>Fluidtechnik</strong> als „Best of <strong>2016</strong>“<br />
ausgezeichnet und hat es damit unter die besten Innovationen<br />
von über 2000 Bewerbungen beim Wettbewerb<br />
geschafft. Der Handschuh soll über die bekannten Schutzfunktionen<br />
vor Kratzern, Stichen und Schnitten hinaus, auch<br />
vor gefährlichen Einschüssen von Flüssigkeiten wie z. B.<br />
Hydrauliköl schützten. Mehrere Schutzschichten eines<br />
neuartigen Materials aus einer Art Kevlar gewährleisten die<br />
hohe Schutzfunktion und Widerstandsfähigkeit des Handschuhs.<br />
Unabhängige Tests britischer Labore belegen eine<br />
Schutzwirkung bis zu einem Druck von 700 bar. Seit 2006<br />
wird der Industriepreis jährlich vergeben. Ziel dieser Veranstaltung<br />
ist es, Neuheiten und Innovationen der Branche<br />
auszuzeichnen.<br />
www.pirtek.de<br />
Seit 20 Jahren lässt die Lenze-<br />
Gruppe, Spezialist für Antriebsund<br />
Automatisierungstechnik, im<br />
polnischen Tarnów mechanische<br />
Komponenten für Getriebe<br />
produzieren und Getriebemotoren<br />
montieren. Das Jubiläum<br />
feierten die Unternehmerfamilie<br />
und der Vorstand Anfang<br />
September vor Ort mit Geschäftspartnern<br />
und den 160 Mitarbeitern<br />
des Werks. Die Produktion in<br />
Tarnów startete 1996 auf einer<br />
Fläche von 1 000 m 2 , die bis heute<br />
auf 7 000 m 2 angewachsen ist.<br />
Der Standort wurde im Laufe der<br />
Jahre schon mit mehreren<br />
Auszeichnungen bedacht, z. B.<br />
mit dem „Forbes Diamanten<br />
<strong>2016</strong>“, dem Titel „Investor des<br />
Jahres 2014“ oder die Auszeichnung<br />
„Business Gazelle“ in den<br />
Jahren 2013 und 2015. Die<br />
Unternehmensgruppe ist in Polen<br />
außerdem seit über 20 Jahren mit<br />
einer eigenen Vertriebsgesellschaft<br />
vertreten. Weltweit hat<br />
der Hersteller elf Produktionsstandorte,<br />
u.a. in Deutschland,<br />
Italien, Frankreich, China, USA<br />
und Indien.<br />
www.lenze.com
SOCIAL MEDIA,<br />
APPS & CO<br />
WEBSITE: SCHNELLER UND EINFACHER<br />
RS Components<br />
(RS), die Handelsmarke<br />
der Electrocomponents<br />
plc,<br />
der globale Distributor<br />
für Ingenieure<br />
und Techniker,<br />
hat tausende von<br />
Verbesserungen<br />
auf seiner Website<br />
umgesetzt, um sie<br />
noch schneller und<br />
ihre Handhabung<br />
für die Kunden<br />
noch einfacher zu<br />
machen. Eine<br />
große Zahl dieser Verbesserungen geht auf direktes Kunden-Feedback<br />
zurück. Auch viele Vorschläge zur Aktualisierung der Gestaltung der<br />
Website stammen direkt von Kunden. Die Maßnahmen unterstützen die<br />
strategische Priorität des Unternehmens, seinen Kunden und Lieferanten<br />
die bestmögliche Nutzererfahrung zu bieten.<br />
de.rs-online.com<br />
INSTANDHALTUNGSPLATTFORM<br />
FÜR INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />
WERKBLiQ betreibt eine herstellerunabhängige<br />
Instandhaltungsplattform für Maschinen im Mittelstand<br />
sowie in der Industrie. Erstmals finden damit<br />
Maschinenbetreiber, Serviceunternehmen, Zulieferer<br />
und Maschinenhersteller in einer gemeinsamen<br />
Online-Community zusammen – die Digitalisierung<br />
der Instandhaltung für die Industrie. U.a. lassen sich<br />
somit Serviceaufträge deutlich schneller und einfach<br />
beauftragen, abwickeln und dokumentieren.<br />
www.werkbliq.de<br />
FEUCHTERECHNER ALS APP<br />
SMARTER EINSTIEG INS<br />
LECKAGEMANAGEMENT<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Mit dem Online-Feuchterechner von E+E Elektronik können feuchtebezogene<br />
Messgrößen schnell und einfach ermittelt werden. Im<br />
Unterschied zu anderen Programmen lassen sich damit auch Messunsicherheiten<br />
berücksichtigen. Den E+E Feuchterechner gibt es jetzt<br />
auch als kostenlose App für mobile Endgeräte. Als zusätzliches Feature<br />
beinhaltet die App einen Drucktaupunktrechner.<br />
www.epluse.com<br />
Der Druckluft- und Pneumatikspezialist Mader bietet<br />
mit seiner Druckluft-Leckage-App einen „smarten“<br />
Einstieg ins Leckagemanagement. Druckluft-Leckagen<br />
werden papierlos und schnell per Smart Device erfasst<br />
und in Echtzeit dokumentiert, wirtschaftlich und<br />
ökologisch bewertet sowie entsprechend priorisiert.<br />
www.mader.eu<br />
14 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
SZENE<br />
VORTRÄGE ZU SENSORIK UND<br />
MESSTECHNIK GESUCHT<br />
Der Verband für Sensorik<br />
und Messtechnik AMA<br />
hat für seine Kongresse<br />
Sensor und IRS² im<br />
kommenden Jahr den<br />
Call for Papers gestartet.<br />
Gesucht werden<br />
Vorträge zu neuesten<br />
Forschungsergebnissen<br />
aus Sensorik und<br />
Messtechnik. Beide<br />
Kongresse finden parallel<br />
zur Messe Sensor+Test<br />
vom 30. Mai bis 1. Juni<br />
2017 in Nürnberg statt.<br />
Der Schwerpunkt beim<br />
Sensor-Kongress liegt auf<br />
der Entwicklung von Sensoren, Aktoren, Mess- und Prüftechnik.<br />
Beim IRS² werden aktuelle Entwicklungen von Infrarot-Sensoren<br />
und -Systemen präsentiert. Einsendeschluss für Vorträge ist der<br />
17. November <strong>2016</strong>.<br />
Mehr Infos unter: www.ama-science.org/direct/call-for-papers.<br />
www.ama-sensorik.de<br />
NACHRUF AUF PETER ZAHN,<br />
KRACHT GMBH<br />
Am 30. August <strong>2016</strong> ist<br />
der Unternehmer, Politiker<br />
und Vater Peter Zahn<br />
verstorben. Er starb im<br />
Alter von 77 Jahren. Peter<br />
Zahn lernte bei der<br />
örtlichen Stadtverwaltung<br />
in Werdohl und wechselte<br />
1959 zur Firma Kracht.<br />
Anfangs tätig in der<br />
Fertigungssteuerung,<br />
besetzte er schnell<br />
verschiedene Führungspositionen<br />
innerhalb des<br />
Unternehmens, bis er<br />
1984 als Geschäftsführer<br />
zur Firma Atomit-Pumpen<br />
wechselte. Im Jahr 1996 übernahm Peter Zahn die angeschlagene<br />
Kracht GmbH und führte die Firma zusammen mit seinem Sohn<br />
Heiko Zahn zum heutigen Erfolg. Neben seinem unternehmerischen<br />
Mut zeichneten ihn seine Aktivitäten als Kommunalpolitiker und<br />
leidenschaftlicher Jäger aus.<br />
www.kracht.eu<br />
PRODUKTION IN CHINA WIRD ERWEITERT<br />
Schaeffler baut einen neuen Produktionsstandort im chinesischen<br />
Xiangtan. Yilin Zhang, CEO Schaeffler Greater China und Günther<br />
Werner, COO Schaeffler Greater China, unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung<br />
mit Vertretern der Provinzregierung Hunan. Diese<br />
beinhaltet die Investition in einen neuen Produktionscampus. Der<br />
neue Standort soll schrittweise ausgebaut werden. Zunächst entsteht<br />
auf 20 ha ein Produktionswerk für Automobilteile und Präzisionslager.<br />
Die Inbetriebnahme ist für Ende 2018 geplant. In einer weiteren<br />
Ausbauphase ist die Errichtung eines zweiten Werkes, eines Logistikzentrums<br />
und einer Schulungseinrichtung vorgesehen.<br />
www.schaeffler.de<br />
Visualisieren<br />
aber sicher!<br />
interACT-VSX-Serie<br />
Display-Familie<br />
• Varianten von 7 bis 15 Zoll<br />
• SIL2-qualifizierte Hard- und<br />
Softwareplattform<br />
• Ausbaufähig durch Erweiterungsboards<br />
• Hohe Betrachtungswinkel<br />
• Graphisches Design- und Programmiertool<br />
Messetermine<br />
bauma China, Schanghai (CHN)<br />
22.11. – 25.11.<strong>2016</strong><br />
SPS/IPC/DRIVES, Nürnberg<br />
22.11. – 24.11.<strong>2016</strong><br />
Halle 7, Stand 150<br />
Sensor-Technik Wiedemann GmbH · Am Bärenwald 6 · 87600 Kaufbeuren · Deutschland · Telefon: +49 8341 9505-0<br />
Internet: www.sensor-technik.de
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
SMARTE FERTIGUNGSPROZESSE<br />
IN DER BLECHBEARBEITUNG<br />
16 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 9/<strong>2016</strong>
MESSE<br />
Die diesjährige 24. Internationale Technologiemesse für<br />
Blechbearbeitung, die vom 25. – 29. Oktober <strong>2016</strong> in<br />
Hannover stattfindet, steht ganz im Zeichen innovativer<br />
Produktion im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung.<br />
Zur Steigerung der Kosteneffizienz, Flexibilität und Prozess-<br />
Stabilität werden auf der EuroBLECH <strong>2016</strong> zahlreiche neue<br />
Lösungen entlang der gesamten Technologiekette der Blech -<br />
be arbeitung angeboten.<br />
www.euroblech.de<br />
EINE WACHSENDE FACHMESSE<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
<strong>10</strong>00<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1 455 Aussteller aus 43 Ländern<br />
1 505 Aussteller aus 39 Ländern<br />
2014<br />
2012<br />
20<strong>10</strong><br />
1 573 Aussteller aus 38 Ländern<br />
90.000m²<br />
80.000m²<br />
70.000m²<br />
60.000m²<br />
50.000m²<br />
40.000m²<br />
30.000m²<br />
20.000m²<br />
<strong>10</strong>.000m²<br />
0m²<br />
84 000m² Nettoausstellungsfläche<br />
86 500m² Nettoausstellungsfläche<br />
<strong>2016</strong><br />
2014<br />
2012<br />
89 000m² Nettoausstellungsfläche<br />
Insgesamt 1550 Ausstellerunternehmen aus 40 Ländern haben<br />
derzeit ihren Stand auf der weltweiten Leitmesse für die blechbearbeitende<br />
Industrie gebucht. Mit mehr als 89 000 m 2 Nettoausstellungsfläche<br />
kann die Messe gegenüber der Vorveranstaltung<br />
ein Flächenwachstum von gut 3 % verbuchen. „Viele<br />
Unternehmen präsentieren sich dieses Jahr auf vergrößerten<br />
Standflächen, und wir verzeichnen einen hohen Anteil von<br />
20 % an Neuausstellern. Insgesamt herrscht in der Branche also<br />
eine positive Stimmung. Neue Technologien rund um das<br />
Thema smarte Fertigungsprozesse sind die Treiber dafür, dass<br />
Unternehmen konkret vorausplanen, ihre Fertigungssysteme<br />
auf- und umrüsten und sich damit einen Wettbewerbsvorsprung<br />
sichern. Dass die Aussteller noch mehr Produkte auf<br />
ihren Messeständen vorführen und auch viele neue Unternehmen<br />
auf der Messe vertreten sind, zeigt, dass die Blechbearbeitung<br />
eine Branche ist, die sich dynamisch der Zukunft stellt,“<br />
erklärt Nicola Hamann, Geschäftsführerin des Veranstalters<br />
Mack Brooks Exhibitions.<br />
INTERAKTIVE MESSEVORSCHAU<br />
Eine umfangreiche Messevorschau mit Aussteller- und Produktbeschreibungen<br />
ist ab sofort auf der Messewebseite verfügbar.<br />
Zur Vorbereitung des Messebesuchs können Nutzer die Messevorschau<br />
nach Produktkategorien und Hallen sortieren und sich<br />
so ihre persönliche Vorschau zusammenstellen. Die einzelnen<br />
Beiträge der Messevorschau können erstmals auch in den sozialen<br />
Netzwerken geteilt werden.<br />
INDUSTRIE 4.0 – MEHR ALS EIN HYPE<br />
Das aktuelle EuroBLECH White Paper, das von den Autoren<br />
Dipl.-Ing. Nikolaus Fecht und Dr. Andreas Thoss im Auftrag der<br />
EuroBLECH erstellt wurde, beschreibt anhand von ausgewählten<br />
Beispielen den Stand der Digitalisierung in der blechbearbeitenden<br />
Industrie: „In der Theorie beschreibt Industrie 4.0 die<br />
vollständige Integration von Produktion und Kommunikationstechnik.<br />
Menschen, Maschinen und Prozesse werden durch<br />
Internettechnologien möglichst eng miteinander verbunden,<br />
um Kosteneffizienz, Flexibilität und Prozess-Stabilität weiter zu<br />
steigern. Wie sieht das in der Praxis der Blechbearbeitung aus?<br />
Industrie 4.0 ist mehr als ein Hype und viele Ideen daraus sind<br />
bereits implementiert. Gerade der Mittelstand hat viele Prozesse<br />
schon digitalisiert [...].“ Das vollständige White Paper zu<br />
Industrie 4.0 ist nach Registrierung kostenlos unter dieser<br />
Webadresse herunterzuladen:<br />
www.euroblech.com/deutsch/white-paper/<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 17
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
VON DER HERKÖMMLICHEN INSTANDHALTUNG ZU DATENBASIERTEN,<br />
VORAUSSCHAUENDEN WARTUNGSSTRATEGIEN IN DER FLUIDTECHNIK<br />
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
Die <strong>Fluidtechnik</strong> hat in Sachen Predictive<br />
Maintenance bereits einiges zu bieten. Das<br />
zeigte schon der erste Teil der 1<strong>10</strong>.<br />
<strong>O+P</strong>-Gespräche (nachzulesen in <strong>O+P</strong><br />
<strong>Fluidtechnik</strong>, Ausgabe 9, oder online, Link auf<br />
Seite 27). Im nun folgenden Teil 2 der<br />
Diskussionsrunde behandeln die Experten u.a.<br />
die Themen Standardisierung,<br />
Geschäftsmodelle sowie Datenverarbeitung<br />
und -speicherung.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
TEILNEHMER DER 1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong> GESPRÄCHE<br />
n Dr. Jan Bredau, Head of System Engineering,<br />
FESTO AG & Co. KG<br />
n Andreas Busch, Leiter Technischer Vertrieb,<br />
HYDAC FILTER SYSTEMS GmbH<br />
n Florian Fritz, Geschäftsentwicklung<br />
Vakuum-Komponenten, J. Schmalz GmbH<br />
n Roman Cecil Krähling, Leiter Condition<br />
Monitoring, Fluid Management & Elektronik,<br />
ARGO-HYTOS GMBH<br />
n Dieter Michalkowski, Global Account Management,<br />
AVENTICS GmbH<br />
n Dr.-Ing. Michael Richter, Technologiemanagement<br />
Hydraulische Pressen, Schuler Pressen GmbH<br />
n Peter-Michael Synek, Stellvertretender Geschäftsführer<br />
des Fachverbands <strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />
n Dr. Tapio Torikka, Senior Data Scientist, Bosch Rexroth AG<br />
n Prof. Dr.-Ing. Siegfried Helduser, ehemals<br />
Direktor des IFD der TU Dresden sowie Technisch-<br />
Wissenschaftlicher Beirat von <strong>O+P</strong><br />
n Michael Pfister, Redaktion <strong>O+P</strong><br />
n Peter Becker, Redaktion <strong>O+P</strong><br />
n Svenja Stenner, Redaktion <strong>O+P</strong>
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
WIE WEIT IST DIE FLUIDTECHNIK IN<br />
SACHEN PREDICTIVE MAINTENANCE?<br />
Wo und auf welchem Rechner sollen<br />
die CM-Daten gespeichert und<br />
analysiert werden? Die Analyse von<br />
CM-Daten muss nicht in Echtzeit<br />
erfolgen. Viele fluidtechnische<br />
Geräte, wie Regelventile und<br />
Ventilinseln, haben eine Onboard-<br />
Elektronik, die sich nutzen ließe. Die<br />
Maschinensteuerung, die SPS oder<br />
die CNC, oder ein separater Rechner<br />
vor Ort in der Maschine, bieten<br />
Möglichkeiten zur Datenspeicherung<br />
und Datenverarbeitung. Eine<br />
dritte Möglichkeit sind externe<br />
Rechner mit cloud-basierten<br />
Lösungen.<br />
R. C. Krähling: Parallele Systeme zu installieren bedeutet immer ein zusätzliches<br />
Investment. Die Steuerungstechnik ist mittlerweile so leistungsfähig, dass sie in der<br />
Lage ist, zusätzliche Informationen zu verarbeiten. Ein Investment für ein paralleles<br />
System lohnt sich nur für wirklich große Anlagen, wie Herr Dr. Richter sie beschrieben<br />
hat, oder für Systeme, die nachträglich installiert werden. Zuvor sollte man das<br />
Potenzial eines vorhandenen Bussystems nutzen und damit den Aufwand reduzieren.<br />
D. Michalkowski: Wenn SPS-Programmierer willens wären, CM oder PdM durchzuführen,<br />
dann könnten sie das schon seit 20 Jahren. Sie könnten alle vorhandene Sensoren<br />
und Daten nutzen und Zusatzinformationen generieren. Aber niemand hat das bisher<br />
gemacht; es gab niemals Zeit und Ressourcen für Programmentwicklungen, die nicht<br />
unmittelbar für die Maschinenfunktion notwendig sind. Ich erachte die Lösung mit<br />
dem zweiten Rechner nicht nur für große Anlagen als richtig. Das führt aus der Problematik<br />
heraus: Man stellt einen kleinen PC neben die Anlage oder nutzt bei einer<br />
modernen Steuerung mit Multicore-Architektur den 2., 3. oder 4. Kern für PdM. Die<br />
<strong>Fluidtechnik</strong>er stellen die Informationen in einer standardisierten Schnittstelle, zum<br />
Beispiel OPC-UA, zur Verfügung und der Endkunde kann die Informationen nutzen.<br />
Wenn wir uns als Komponentenhersteller, als die Spezialisten für <strong>Fluidtechnik</strong>, nicht in<br />
dieses Thema einbringen, dann treten wir die Datenverwertung an IT-Unternehmen ab,<br />
an Unternehmen wie SAP oder Google. Sie werden dem Nutzer der Maschine die<br />
Datenerfassung und -auswertung als Produktivität steigernden Mehrwert anbieten.<br />
F. Fritz: Es bedarf keines kompletten zweiten Busnetzes. Eine unserer Lösungen setzt<br />
direkt auf dem vorhandenen Bus auf und bildet dort eine Art Gateway, also einen<br />
Koppler, der die Datentrennung vornimmt. Mit IO-Link gibt es beispielsweise bereits<br />
eine Kommunikationsschnittstelle, welche die notwendigen Funktionalitäten mitbringt<br />
und die Datentrennung vornimmt. Bereits 2008 hat Schmalz den ersten<br />
Vakuum-Ejektor mit IO-Link auf den Markt gebracht. Damit stellen wir dem Anwender<br />
die CM-Daten frei zur Verfügung. Er kann die Daten abholen und die Auswertungen<br />
selbst durchführen.<br />
Dr. T. Torikka: Die parallele Architektur mit separater Steuerung bietet noch einen<br />
weiteren Vorteil: die Datensicherheit. Insbesondere bei Cloud-Systemen ist es von<br />
Vorteil, wenn man einen separaten Rechenknoten hat.<br />
Dr. J. Bredau: Es wird nicht nur eine Lösung geben, dafür gibt es einfach zu viele<br />
verschiedene Philosophien. Die Rechentechnik ist mittlerweile sehr leistungsfähig<br />
geworden. Was heute auf Feldebene an dezentraler Intelligenz in Ventilinseln eingebaut<br />
ist oder in Kleinsteuerungen vorhanden ist, reicht aus, um gerätespezifische<br />
CM-Daten zu speichern und Analysen durchzuführen. Das Domainwissen sollte beim<br />
Gerätehersteller bleiben, und das ist gewährleistet, wenn die Daten und ihre Auswertung<br />
im Gerät bleiben. Doch an irgendeiner Stelle endet das Geschäftsinteresse des<br />
Geräteherstellers, dann beginnt der Maschinenhersteller mit der Datenspeicherung<br />
und Auswertung – hier sind möglicherweise Cloud-Lösungen vorteilhaft.<br />
Vielleicht denken die <strong>Fluidtechnik</strong>er, allgemein die Hersteller von Technologiekomponenten,<br />
noch zu stark in Hardware. Ein Algorithmus mit Domainwissen erscheint<br />
sicherer, wenn er im eigenen Gerät läuft. Aber der kann, als Produkt, auch in einem<br />
parallelen Rechner oder in einer Cloud sicher laufen. Es wird in den nächsten Jahren<br />
sicher mehr und mehr derartige innovative Lösungen für die Hardware-Strukturen<br />
geben. Die großen IT-Firmen und einige große Forschungsinstitute arbeiten derzeit an<br />
den bereits erwähnten intelligenten Analytics-Methoden aus dem Bereich der künstli-<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 19
chen Intelligenz. Da ist derzeit nicht alles fertig, eine sichere Methodik, vorausschauend<br />
Fehler zu erkennen, ist noch nicht verfügbar. Doch wir sollten damit rechnen, dass hier<br />
demnächst neue Lösungen am Markt erscheinen.<br />
Dr. M. Richter: Die Vorverarbeitung von CM-Daten in den Geräten der <strong>Fluidtechnik</strong><br />
sehe ich als sinnvolle Entwicklung, welche die Arbeit der Maschinenbauer unterstützt<br />
und die Echtzeitübertragung aller Rohdaten vermeidet. Die Datenvorverarbeitung<br />
kann ein modulares Diagnosesystem einer Großanlage vereinfachen. Ich<br />
glaube aber nicht, dass man CM für eine Großanlage nur mit vorverarbeiteten<br />
Signalen aus Komponenten gestalten kann. Wenn wir identische Pressen haben,<br />
erleben wir, dass sie bei dem einen Kunden halten und beim anderen Defekte<br />
auftreten. Da spielt das Lastkollektiv im Betrieb eine große Rolle. Als Maschinenhersteller<br />
verstehen wir solche Informationen und können sie auswerten, wenn uns<br />
der Kunde die Daten dazu gibt.<br />
Solange die <strong>Fluidtechnik</strong>er CM und<br />
Diagnose bei ihren Geräten<br />
anbieten und vorverarbeitete<br />
Daten für weitere Analysen zur<br />
Verfügung stellen, ist dies bei den<br />
Maschinenherstellern sicherlich<br />
willkommen. Ändert sich die<br />
Situation, wenn die <strong>Fluidtechnik</strong>er<br />
Diagnose mit Hilfe intelligenter<br />
Messdaten-Analytics für funktionsrelevante<br />
Teilsysteme einer<br />
Maschine oder Anlage anbieten,<br />
beispielsweise der vorhin<br />
erwähnte Antriebsstrang einer<br />
Windenergieanlage oder das<br />
Antriebssystem für eine<br />
Förderanlage?<br />
Dr. T. Torikka: Nein, es wird nicht die gesamte Maschine überwacht. Wir überwachen<br />
die Subsysteme mit ihren hydraulischen Komponenten, aber nicht die komplette<br />
Maschine. Wir arbeiten mit den Anlagenbauern und den Endkunden eng zusammen<br />
und stehen nicht in Konkurrenz zu ihnen.<br />
Dr. J. Bredau: Das möchte ich unterstreichen. Wenn wir ein funktionsrelevantes<br />
Subsystem analysieren, dann stehen wir noch lange nicht in Konkurrenz zu einem<br />
Maschinenbauer. CM, PdM erfordert auch ein anderes Businessdenken als früher. Es<br />
gibt häufig eine Kooperation von Komponenten- und Maschinenhersteller sowie dem<br />
Endanwender; denn Applikationswissen gehört immer zu einer guten Lösung.<br />
R. C. Krähling: Der Wettbewerb besteht meines Erachtens nicht zwischen dem<br />
Maschinenbauer und der <strong>Fluidtechnik</strong> als Zulieferer, diese sind vielmehr Partner.<br />
Konkurrenz entsteht, wo Maschinendaten anderen Firmen zugänglich sind, die daraus<br />
Geschäftsmodelle entwickeln können und einen Zugang zum Endkunden haben. Dies<br />
trifft insbesondere auf IT-Unternehmen, wie Google, Facebook oder SAP zu, die in<br />
eigene Lösungen für web-basierte Datenverarbeitung investiert haben.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Echte PdM-Systeme sind in der<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> bisher praktisch kaum<br />
realisiert. Was sind die wichtigsten<br />
Hindernisse? Sind die Verschleißund<br />
Alterungsmechanismen nicht<br />
hinreichend bekannt oder nicht<br />
ausreichend in mathematischen<br />
Modellen beschrieben?<br />
Prof. S. Helduser: Fassen wir kurz zusammen: Stand der Technik bei hydraulischen<br />
und pneumatischen Systemen sind erste CM-Lösungen auf Komponenten- und<br />
Maschinenebene. Die Verarbeitung/Analyse der CM-Daten zu Informationen für Diagnose<br />
und Wartung erfolgt sowohl in der Feldebene, in Komponenten und Subsystemen<br />
mit Onboard-Elektronik (Ventilinseln, Regelpumpen oder kleine Controllen) als auch<br />
in der Maschinensteuerung. Vorteilhaft erscheint in vielen Fällen der Einsatz eines<br />
parallelen Rechnerns, was bei großen Anlagen und cloudbasierten Diagnosesystemen<br />
bereits Standard ist.<br />
F. Fritz: Für die Vakuumtechnik fehlen schlichtweg noch die Modelle der einzelnen<br />
Komponenten. Die Gründe sind vielfältig. Die Komplexität der Verschleißeigenschaften,<br />
der Materialeigenschaften sowie der Umgebungsbedingungen und unterschiedlichen<br />
Störeinflüsse ist enorm für rein physik-basierte Modelle. Für empirische Modelle fehlen<br />
uns bisher die Daten aus dem Feld. Zwar gibt es seit vielen Jahren eine entsprechende<br />
Funktionalität in unseren Komponenten, aber die Daten wurden nie gespeichert und<br />
nie analysiert, um daraus ein Modell abzuleiten, auch weil die Infrastruktur dafür<br />
nicht vorhanden war. Aber genau diesen Ansatz verfolgen wir zurzeit. Bei aktuellen<br />
Lebensdauertests unserer Komponenten suchen wir Korrelationen zwischen den verschiedenen<br />
Ein- und Ausgangsparametern. Die Untersuchungen beschränken sich<br />
nicht nur auf Laborversuche, denn dabei fehlen vielleicht wichtige Störeinflüsse aus<br />
den zugehörigen Prozessen, sie umfassen auch Tests mit ausgewählten Kunden und<br />
Partnern. Wir speichern alle Daten, wir produzieren erst einmal ein gewaltiges Datenvolumen<br />
(Big Data) und analysieren dieses im Nachgang mit dem Ziel, ein Vorhersagemodell<br />
abzuleiten.<br />
20 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
Dr. J. Bredau: Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir haben zur<br />
Beschreibung des Komponentenverhaltens gute physikalische Modelle als Grundlage.<br />
Aber wie schon gesagt, muss für PdM die Applikation berücksichtigt werden. Aus meiner<br />
Sicht fehlen neben den Vorhersagemodellen hier auch die Plattformen. Wir testen schon<br />
seit Jahren unsere Antriebssysteme unter bestimmten Belastungen im Versuch. Die<br />
Grenzen solcher Verschleißbetrachtungen zeigen sich im praktischen Einsatz beim<br />
Kunden. Um einen Schritt weiter in Richtung PdM gehen zu können, müssen wir verstehen,<br />
wie die Komponenten in einer Applikation belastet werden. Herr Dr. Richter hat dies<br />
vorhin bei den Pressen erläutert: Gleiche Pressen bei unterschiedlichen Kunden (Belastungen)<br />
haben unterschiedlichen Lebensdauervorrat. Wir brauchen Modelle, die Applikationswissen<br />
mit dem Einsatz der Komponente kombinieren. Die Modelle müssen beinhalten,<br />
wie die Anwendung auf die Komponente wirkt und die Lebensdauer verändert.<br />
Können Sie uns das an einem<br />
Beispiel erläutern?<br />
Dr. J. Bredau: Ein interessantes Beispiel aus dem Hause Festo sind Melkroboter: Hier<br />
arbeiten elektrische und pneumatische Achsen zusammen. Natürlich können wir für<br />
jeden Zylinder im Labor Verschleißuntersuchungen machen um vorherzusagen, ab wie<br />
viel km Verfahrweg sie verschleißen. Außerdem gibt es auch B<strong>10</strong>-Werte. Aber im realen<br />
Fall, wenn zum Beispiel die Kühe beim Melken angelernt werden, reagieren sie ganz<br />
anders und belasten das System ganz anders. Erst mit den Daten aus der Applikation ist<br />
eine Prädiktion möglich. Man benötigt zusätzlich eine Plattform, um qualifizierte Daten<br />
über eine längere Zeit zu sammeln, danach kann man Analysen machen.<br />
Dr. T. Torikka: Das ist in der Hydraulik nicht anders. Genaue Verschleißmodelle für PdM<br />
fehlen noch. Es sind zwar umfangreiche Untersuchungen gemacht worden, in Unternehmen<br />
und an Universitäten, aber die echten Umgebungsbedingungen sind im Betrieb halt<br />
anders als im Labor. Daher folgen wir bei Bosch Rexroth zusätzlich zu physikalischen<br />
Fehlermodellen auch einem datenbasierten Ansatz für die Modelle. Im ersten Schritt<br />
müssen wir die Daten schaffen (Big Data) und dann im zweiten Schritt die<br />
entsprechenden analytischen Vorhersagemodelle generieren. Dafür ist eine Plattform<br />
notwendig, wie das Herr Dr. Bredau bereits erläuterte. Allerdings gibt es heutzutage auch<br />
schon Software-Bausteine dafür. In der IT-Industrie hat sich der Bereich Big Data in den<br />
vergangenen fünf bis zehn Jahren enorm weiterentwickelt. In der Zwischenzeit kann<br />
man von der Cloud die Modelle auch auf die Komponenten spielen. Das ist auch in der<br />
IT-Industrie so passiert. Man hatte zunächst viele Dienste, die nur über die Cloud funktionierten.<br />
Jetzt kann man sie auch lokal, ohne Internetverbindung nutzen.<br />
P.-M. Synek: Wer über die Sonderausstellung „Predictive Maintenance“ im Rahmen der<br />
Hannover Messe <strong>2016</strong> gegangen ist, hat ein großes Getriebe einer Windenergieanlage<br />
gesehen, an dem Messungen des Frequenzgangs, der Lastzyklen, der Temperatur sowie eine<br />
Schwingungsanalyse von Lagern vorgenommen und auf einem Bildschirm angezeigt wurden.<br />
Zusammen mit dem Domainwissen des Lagerherstellers konnte sehr wohl eine Aussage<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 21
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Wie steht es um die Standardisierung,<br />
vor allem auf internationaler<br />
Ebene?<br />
über den Zustand des Lagers und seine voraussichtliche Restlebensdauer gemacht werden.<br />
Solche Diagnosemöglichkeiten sind in der Praxis schon vorhanden und werden auch eingesetzt.<br />
Ich halte es für möglich, dass man in der Pneumatik und der Hydraulik in der einen<br />
oder anderen Umgebung schon einen Schritt weiter ist, als hier im Moment diskutiert wird.<br />
F. Fritz: Es ist nicht unsere Zielsetzung nur aus großen Datenmengen (Big Data) eine<br />
Korrelation zum Betriebszustand abzuleiten. Das Prozesswissen ist zur Erstellung von<br />
Modellen extrem wichtig, und das unterscheidet uns von den großen IT-Unternehmen.<br />
Wir <strong>Fluidtechnik</strong>er haben das Wissen über die Prozesse und Komponenten; wir müssen<br />
uns nicht darauf beschränken, rein mathematische Korrelationen zwischen verschiedenen<br />
Ein- und Ausgangsdaten herzustellen; wir können Kausalitäten ableiten. Unser<br />
Domainwissen muss in die Modellerstellung einfließen. Sonst lassen wir uns die Vorteile<br />
nehmen, die wir als Maschinenbauer oder Komponentenhersteller haben. Bei rein<br />
mathematischen Vorhersagemodellen sind wahrscheinlich IT-Unternehmen im Vorteil.<br />
P.-M. Synek: Industrie 4.0 ist das bestimmende Thema für den Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Antriebs- und <strong>Fluidtechnik</strong> als wichtige Zulieferbranchen müssen sich mit den<br />
damit verbundenen Herausforderungen auseinandersetzen. Digitalisierung, Vernetzung<br />
der physikalischen und digitalen Welt, Kommunikation, Datenerfassung mit<br />
Verarbeitung und Speicherung, Zugriffsmöglichkeiten und Kommunikation setzen die<br />
Notwendigkeit einer weltweit eindeutigen und herstellerübergreifenden Identifikation<br />
voraus, ebenso die Festlegung von Vokabeln und Syntax sowie eines Kommunikationsstandards<br />
– hier besteht auf für die Zulieferbranchen Handlungsbedarf.<br />
Es gilt aus Sicht der Komponenten- oder Subsystemhersteller entsprechende Schnittstellen,<br />
Protokolle und Festlegungen bzw. Standards festzulegen. Aktiv müssen bestehende<br />
Gestaltungsmöglichkeiten genutzt werden.<br />
Ein wichtiger Baustein im Umfeld von Industrie 4.0 ist für die <strong>Fluidtechnik</strong> das Thema<br />
„Predictive Maintenance“. Damit kann demonstriert werden, dass Digitalisierung, Vernetzung,<br />
Kommunikation, Datenerfassung mit Verarbeitung und Speicherung sowie<br />
Zugriffsrechte bereits in den präventiven Zustandsüberwachungssystemen umgesetzt<br />
werden. Die Intelligenz und die Funktionen werden zukünftig hauptsächlich durch<br />
die IT bestimmt.<br />
Dr. T. Torikka: Das Wissen über die Physik der <strong>Fluidtechnik</strong> und ihre Komponenten<br />
spielt natürlich auch eine wichtige Rolle und bleibt Teil unseres Domainwissens. Wir<br />
haben den Vorteil, dass wir auch auf die Daten aus dem Big-Data-System zugreifen und<br />
datenbasierte Analysen durchführen können. Das ist sozusagen eine Kombination aus<br />
beiden Welten.<br />
Prof. S. Helduser: Ein praktisches Problem kann entstehen, wenn in den Maschinen<br />
und Anlagen Aktoren und Sensoren verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen<br />
Kommunikationstechnologien eingesetzt werden. Die Signale aller zur Überwachung<br />
eingesetzten Geräte müssen zur Auswertung und Interpretation der Daten an eine elektronische<br />
Auswerteeinheit weitergeleitet werden. Für die Kommunikation sind Hardwareund<br />
Software-Standards erforderlich (z. B. IO-Link, Industrial Ethernet). Außerdem<br />
erleichtert eine einheitliche Datenbasis die Entwicklung diagnostischer Systeme.<br />
P.-M. Synek: In Zusammenarbeit mit namhaften Firmen aus der Antriebstechnik und<br />
aus der <strong>Fluidtechnik</strong> wurde mittels des Einheitsblattes VDMA 24582 „Feldbusneutrale<br />
Referenzarchitektur für Condition Monitoring in der Fabrikautomation“, Ausgabe April<br />
2014, eine feldbusneutrale Referenzarchitektur für den Bereich CM in der Industrieautomation<br />
festgelegt bzw. standardisiert. Schwerpunkte sind Standards für die Feldebene<br />
(Sensoren, Aktoren, dezentrale Intelligenz) und die Maschinensteuerungsebene.<br />
Damit wurde unter anderem den Feldbusorganisationen eine Empfehlung an die Hand<br />
gegeben, wie Profile für die Übertragung von CM-Daten über einen entsprechenden<br />
Feldbus definiert werden können. Mittlerweile greifen namhafte Feldbus-Organisationen<br />
auf die getroffenen Festlegungen zu und erarbeiten entsprechende Protokolle. Die<br />
Mitgliedsfirmen des VDMA sehen auch die Notwendigkeit, diese Festlegungen als<br />
22 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
internationale Standards zu veröffentlichen. Erste Schritte sind initiiert: Das Thema wird<br />
in einer DKE-Arbeitsgruppe bearbeitet. Ziel ist es, mittelfristig einen IEC-Standard zu<br />
veröffentlichen. Der inhaltliche „back bone“ ist das VDMA-Einheitsblatt 24582.<br />
Dr. J. Bredau: Das VDMA-Einheitsblatt ist ein Leitfaden. Das Profil wurde bereits in die<br />
Profibus Nutzer Organisation (PNO) eingebracht und wird derzeit auf das physikalische<br />
Protokoll Profinet und Profibus umgesetzt. Es gibt auch Gespräche des VDMA-Arbeitskreises<br />
mit der OPC-UA-Foundation. Das sind aktuelle Schritte, um die Standardisierung<br />
von CM voranzubringen.<br />
Als Obmann des VDMA-Arbeitskreises möchte ich alle Firmen motivieren, sich an der<br />
praktischen Umsetzung zu beteiligen. Wenn wir <strong>Fluidtechnik</strong>er die informationstechnische<br />
Durchdringung von CM mit gestalten wollen, dann ist ein erster Schritt, dass<br />
CM-Informationen in unseren Geräten nach einheitlichen Mechanismen funktionieren,<br />
dass wir eine „Condition Monitoring Library“ in Funktionsblöcken erarbeiten, wie es das<br />
Einheitsblatt vorschlägt. Festo setzt bereits nach diesem Einheitsblatt CM-Funktionen<br />
für Komponenten und Handhabungssysteme um.<br />
Dr. M. Richter: Bei Schuler nutzen wir das Einheitsblatt bisher hauptsächlich, um in<br />
einigen Strukturen die Namensgebung zu übernehmen. Die Modelle sehen teilweise<br />
etwas anders aus. In unseren Maschinen befinden sich mehrere Bussysteme, mit denen<br />
man unterschiedliche Daten übertragen kann. In einem hydraulischen Beispiel haben<br />
wir 200 Messkanäle und bis zu 300 Grafiken, in denen wir die geeigneten Signale übereinanderlegen<br />
können, sodass man manuelles CM machen kann. Dazu braucht man<br />
einfach Strukturen; der Kunde muss sich im Maschinenmodell zurechtfinden. Das<br />
gelingt, wenn man sagt, es gibt Ventile, Elektromotoren, Pumpen, Filter, Speicher, und<br />
es gibt Druckmessung, Temperaturmessung, Drehzahlmessung. Bei so vielen Signalen<br />
braucht man ein Handwerkszeug, um sich beim Monitoring und bei der Diagnose<br />
zurechtzufinden. Im weiteren Verlauf unserer Entwicklungsarbeiten wird die<br />
Auswertung der Graphiken automatisch erfolgen.<br />
Prof. S. Helduser: In Gesprächen auf der Hannover Messe <strong>2016</strong> und auch in dieser<br />
Runde hört man von den <strong>Fluidtechnik</strong>ern häufig die Meinung: Wir werten die Daten<br />
zunächst lokal, vor Ort in der Elektronik unserer Komponenten aus und geben dann<br />
relevante Informationen und verdichtete Daten weiter an die Maschinensteuerung oder<br />
einen anderen Rechner. So sichern wir unser Know-how. Die großen IT-Firmen verfolgen<br />
eine andere Strategie: Sie offerieren die Cloud als Plattform für Maschinen- und<br />
Komponentenhersteller, auf der Daten gespeichert und ausgewertet werden können.<br />
Siemens und SAP agieren beispielsweise gemeinsam als Plattformanbieter. Die Datenanalyse<br />
wird ebenfalls bereits als Dienstleistung angeboten.<br />
Entwickelt sich hier ein neues<br />
Geschäftsmodell, und ist es für die<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
der <strong>Fluidtechnik</strong> hilfreich?<br />
D. Michalkowski: Die Aussage der Cloud-Anbieter, wir sammeln zunächst einmal die<br />
Daten, und die Auswertung läuft dann über Apps, die ein Nutzer wie Schuler, Aventics<br />
oder Argo-Hytos schreiben, ist für mich kein komplettes Geschäftsmodell. Damit würde<br />
sich eine IT-Firma auf eine reine Broker-Funktion beschränken: Sie stellt einen Rechner<br />
zur Verfügung auf den Kunden zugreifen können und nimmt als Entgelt die Daten. Aus
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Vielfach geht von erfolgreichen<br />
Pilotprojekten eine beispielgebende<br />
Wirkung aus, die zu<br />
weiteren neuen Anwendungen<br />
motiviert. Einige sehr interessante<br />
Exponate gab es bereits auf der<br />
Hannover Messe <strong>2016</strong> zu sehen.<br />
Können Sie eventuell einige<br />
weitere Leuchtturm-Projekte kurz<br />
skizzieren?<br />
meiner Sicht ist das zu kurz gesprungen. Die Strategie dahinter ist wohl eher, Big Data zu<br />
machen, Anomalie-Analysen durchzuführen und die Modelle, deren fehlen vorhin<br />
bemängelt wurde, auf datentechnischem Wege zu erzeugen.<br />
Prof. S. Helduser: Die Ergebnisse der Datenanalyse könnte das IT-Unternehmen dann<br />
mit dem vergleichen, was aufgrund des Domainwissens der Fachleute erarbeitet wird,<br />
und so die eigenen mathematischen Analysemethoden immer weiter verfeinern.<br />
D. Michalkowski: Ja, genau. Man erhält das Geschäftsmodell: Ich pflege alle Daten,<br />
mache die Analyse, gebe dem Endkunden Daten für PdM und gebe dem Komponentenhersteller<br />
Informationen, wie er seine Produkte verbessern kann – alles natürlich gegen<br />
Honorar. Letztendlich hat die IT-Firma dann die Kernkompetenz und bestimmt den Markt.<br />
Wenn die <strong>Fluidtechnik</strong>er sich jetzt nicht einbringen, besteht die Gefahr, dass sie zum<br />
reinen Komponentenlieferanten werden, der nur Hardware liefert und austauschbar wird.<br />
A. Busch: Es ist unbestritten, wir müssen bei Big Data mitgestalten. Aber wir müssen<br />
unseren Kunden erklären, was wir messen, wie wir messen und warum. Das muss für<br />
ihn greifbar sein, damit er den Nutzen sieht. Diese Kompetenz müssen wir verstärkt<br />
herausarbeiten.<br />
Dr. M. Richter: Das ist genau unser Weg bei Schuler. Wir haben irgendwann begonnen<br />
aus den Echtzeitsystemen Daten zu sammeln, ohne genau zu wissen, was wir damit<br />
eigentlich machen wollen. In einigen Fällen konnten wir im Nachhinein über Analysen<br />
und aufgrund unseres Fachwissens sagen, warum Schäden aufgetreten sind. Wir<br />
konnten alte Maschinen mit neuen Maschinen vergleichen und unsere Kunden beraten.<br />
Einige Kunden haben nach der dritten, vierten mobilen Messung entschieden, das<br />
Diagnosesystem fest zu installieren. Es gilt also, den Kunden vom Nutzen zu überzeugen,<br />
wobei die Kosten in Relation zum Investment überschaubar bleiben müssen.<br />
Prof. S. Helduser: Zeigt sich an diesem Beispiel nicht auch die Stärke physikalisch<br />
begründeter Modelle? Maschinenbauer und Kunde können das Geschehen nachvollziehen<br />
und verstehen. Mit den rein mathematischen Vorhersagemodellen der IT-<br />
Firmen dürfte das schwierig sein.<br />
D. Michalkowski: Ja, aber da sehe ich nur einen zeitlichen Vorsprung. Die mathematischen<br />
Vorhersagemodelle wachsen rapide, und was man mit Künstlicher Intelligenz<br />
zukünftig machen kann, bleibt abzuwarten. Ich würde nicht sagen, die rein analytischen<br />
Modelle haben auf Dauer keine Zukunft. Die Frage ist vielmehr, wie können wir als<br />
<strong>Fluidtechnik</strong>er uns dieses Wissen, das da entsteht, zunutze machen – darin liegt unsere<br />
große Chance.<br />
Jetzt ist der Zeitpunkt, wo wir uns als Deutscher Maschinenbau des Themas annehmen<br />
müssen. Das zeigten auch meine Gespräche auf unserem Predictive-Maintenance-Stand<br />
während der Hannover Messe <strong>2016</strong>. Es waren sehr viele asiatische Kunden auf dem Stand,<br />
die sich intensiv vorbereitet hatten und gezielte Fragen zu dem Thema gestellt haben. Man<br />
hat nicht nur in Deutschland erkannt, dass in den Themen „Industrie 4.0“ und „Predictive<br />
Maintenance“ ein gewaltiges technisches und kommerzielles Potenzial vorhanden ist.<br />
Dr. J. Bredau: Vor etwa sechs Jahren hat die Firma Festo mit der Integration von<br />
Diagnose für pneumatische Schweißzangen in der Automobilindustrie begonnen. In<br />
einem Karosseriewerk sind teilweise 500 bis <strong>10</strong>00 Zangen im Einsatz, und wir haben<br />
mittlerweile mehrere Werke weltweit ausgerüstet. In einem dezentralen<br />
Schweißzangen controller werden CM-Daten, wie Reibkräfte, Kraftaufbauzeit, Anzahl<br />
Schweißpunkte, Luftverbrauch gesammelt und modellbasiert analysiert. Das System<br />
leistet mehr als CM, aber ich würde es noch nicht als ein PdM-System bezeichnen. Jetzt<br />
im nächsten Schritt fangen die Automobilhersteller an, die Daten in der firmeneigenen<br />
Cloud zu sammeln. Wir arbeiten hier eng mit dem Automobilhersteller zusammen,<br />
unter anderem geht es darum, welche Daten wo verdichtet werden, wie Daten transportiert<br />
werden. Wir denken hier natürlich auch über die sich ergebenden Geschäftsmodelle<br />
nach, zum Beispiel Unterstützung für die Instandhaltung oder ähnliches.<br />
24 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
Dieses CM und Diagnosesystem kann aus meiner Sicht eine Erfolgsstory werden, denn der<br />
Kunde erwartet das System von uns im Lieferumfang der Schweißzange. Der Kunde sieht<br />
seinen Nutzen, und wir gewinnen wertvolle Informationen für die Produktverbesserung.<br />
R. C. Krähling: Aus Sicht von Argo-Hytos ist das Filtersystem hinsichtlich einer Zustandsdiagnose<br />
eine der interessantesten Komponenten im Hydrauliksystem; denn irgendwann<br />
fließt alles Öl durch das Filter. Früher verwendete man typischerweise einen einfachen<br />
Differenzdruck-Schalter zur Filterüberwachung und wechselte das Filterelement, wenn<br />
dieser ansprach. In vielen Applikationen ist es jedoch zweckmäßig, einen Sensor<br />
einzusetzen, der die zunehmende Schmutzaufnahme des Filters anzeigt. Aus dem<br />
Gradienten des Schmutzanstiegs lässt sich ableiten, wann das Filter gewechselt werden<br />
muss. Die Einsätze in Hydraulikanlagen auf Schiffen oder in Windenergieanlagen sind<br />
gute Beispiele für die Zweckmäßigkeit dieser Maßnahme, denn ein Filterwechsel ist<br />
immer an Nebenbedingungen gebunden: Ist ein Eingriff in den Betrieb der Anlage zum<br />
voraussichtlichen Zeitpunkt möglich? Ist ein Ersatzfilter vorhanden und ist Servicepersonal<br />
verfügbar? Die richtige, informations-basierte Planung des Filterwechsels reduziert damit<br />
die Instandhaltungskosten signifikant.<br />
Dr. T. Torikka: In einer Minen-Applikation überwacht Bosch Rexroth im Kundenauftrag<br />
mehrere langsam drehende Radialkolbenmotoren, die ein Förderband antreiben, das Erz<br />
im 24-h-Betrieb aus der Mine transportiert. Das darf nicht ausfallen; Stillstand ist sehr<br />
teuer. Wir überwachen online nicht nur die Motoren, sondern auch das Hydraulikaggregat.<br />
Die Systemsteuerung übernimmt eine Bosch Rexroth Steuerung. Parallel dazu ist ein<br />
eigener Rechner für die Datenerfassung vorhanden, der die Daten der Steuerung und<br />
zusätzlicher Sensoren erfasst. Die Datenerfassung ist mit dem Internet verbunden und<br />
schickt die Daten direkt an ein Serversystem bei Bosch. In diesem Big-Data-System<br />
werden die Daten gespeichert und mit Machine-Learning-Algorithmen ausgewertet, und<br />
sowohl wir als auch der Kunde kann sich die Daten und die Auswertergebnisse über ein<br />
Webportal anschauen. Das nutzen unsere Service-Mitarbeiter, um die Anlage für den<br />
Kunden zu überwachen. Wir haben das nicht als Softwarelösung verkauft, sondern als<br />
Wartungsvertrag, den wir mit dem Kunden abgeschlossen haben. Es ist ein technisches<br />
Werkzeug. Der Kunde bekommt regelmäßig einen Statusbericht zum Zustand seiner Anlage<br />
und Empfehlungen für notwenige Wartungsmaßnahmen. Die Verfügbarkeit der Anlage<br />
garantieren wir noch nicht, aber das ist ein Ziel und ein Kundenwunsch.<br />
Der VDMA hat in diesem Jahr<br />
bereits zwei Veranstaltungen<br />
erfolgreich durchgeführt, um<br />
Predictive Maintenance stärker in<br />
den Markt zu bringen. Sind noch<br />
weitere Aktivitäten geplant?<br />
P.-M. Synek: Der VDMA hat mit Sonderveranstaltungen auf der Hannover Messe das<br />
Thema Condition Monitoring mit einer großartigen Unterstützung der Mitgliedsfirmen in<br />
den Jahren 2005, 2007 und 2009 sehr erfolgreich in Szene gesetzt. Wir haben jetzt im Umfeld<br />
der Diskussionen über „Industrie 4.0“ das Thema „Predictive Maintenance“ aufgegriffen.<br />
Aus unserer Sicht ist es ganz wichtig, dass wir uns jetzt mit dem vorgenannten Thema in die<br />
I4.0-Philosophie einbringen. Am 23. Februar <strong>2016</strong> wurde der erste VDMA-Kongress<br />
„Predictive Maintenance 4.0“ durchgeführt. Diese Veranstaltung stieß auf hohes Interesse in<br />
der Industrie. Hochkarätige Referenten stellten Konzepte und Lösungen praxisnah vor. In<br />
den Beiträgen und den Diskussionen spiegelte sich die große Bedeutung des Themas für
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Komponenten- und Maschinenhersteller sowie Betreiber wider. Die Sonderveranstaltung „Predictive<br />
Maintenance 4.0“ auf der diesjährigen Hannover Messe, unterstützt von zehn Firmen, die mittels<br />
entsprechender Exponante individuelle Lösungen demonstrierten, stieß auf hohes Interesse bei<br />
den Besuchern. Auf der Hannover Messe 2017 wird es erneut eine Sonderausstellung über das<br />
Thema „Predictive Maintenance“ geben – erste diesbezügliche Gespräch wurden bereits mit den<br />
Firmen und der Deutsche Messe AG geführt. Selbstverständlich wird das Thema im MDA-Forum<br />
den Schwerpunkt bilden. Es zeigt sich, dass wir als Fluid- und Antriebstechnik-Branche mit dem<br />
Aufgreifen des Themas „Predictive Maintenance“ im Umfeld von I4.0 und dem Motto der Messe<br />
„Integrated Industry – Discover Solutions“ einen wichtigen Beitrag geleistet haben.<br />
Prof. S. Helduser: Die Themen Datensicherheit, Eigentumsrechte an Daten und Security (Schutz<br />
der Maschine vor unbefugtem Zugriff über eine elektronische Schnittstelle) werden zunehmend<br />
in den Fokus der Entwicklungen und Anwendungen von CM und Diagnosesystemen treten. Sie<br />
müssen mitbetrachtet werden, insbesondere wenn man die Daten nicht nur lokal speichert und<br />
auswertet, sondern über das Internet kommuniziert. Es könnte sonst plötzlich eine fremde<br />
Instanthaltungsfirma mit „meinen Daten“ dem Kunden Wettbewerbsangebote machen.<br />
Wie bewerten Sie diese<br />
Thematik?<br />
Dr. J. Bredau: Dies sind Themen, die auch im Rahmen von I4.0 zentrale Bedeutung haben.<br />
Allerdings stehen Datendiebstahl und Security im Moment bei vielen noch nicht so im Mittelpunkt<br />
der Arbeit – sind aber extrem wichtig. Das muss man unbedingt in Zukunft mitbetrachten,<br />
wenn Big Data und Vernetzung eine noch größere Rolle spielen als heute, wenn Rechennetz und<br />
Fabriknetz mehr und mehr zusammenwachsen.<br />
Dr. T. Torikka: Bei jedem Cloud-System ist Datensicherheit ein wichtiges Thema. Man muss auf<br />
dem aktuellen Stand bleiben und an jeder Stelle, wo Daten sind oder übertragen werden, dafür<br />
sorgen, dass alles sicher ist. Außerdem sollte man über Strategien verfügen, die sicherstellen,<br />
dass jemand, der sich ohne Genehmigung Zugang zu den Daten verschafft, nichts mit ihnen<br />
anfangen kann.<br />
F. Fritz: Da stimme ich zu. Die Sicherheitsproblematik ist extrem wichtig. Aber ich glaube, man<br />
sollte sich durch die potentiellen Risiken jetzt nicht in seinem Tun ausbremsen lassen. Wir sind<br />
hier noch im Anfangsstadium, es gibt zum Teil noch technische Hürden. Doch lassen Sie uns erst<br />
einmal das Bewusstsein für die Chancen der neuen Technik schaffen.<br />
P.-M. Synek: Eine Auswirkung der industriellen Umsetzung von Industrie 4.0 wird sein, dass<br />
klassische Geschäftsmodelle infolge der Digitalisierung in der bekannten Form nicht mehr geben<br />
wird. I4.0 hat zur Folge, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Hersteller noch<br />
stärker intensivieren wird. Produktinformationen und Dienstleistungen bzw. Services, beispielsweise<br />
Condition Monitoring, Teleservice aber auch Verfügbarkeit von Ersatzteilen, werden<br />
digitalisiert, lassen somit eine direkte Kommunikation und einen Datenaustausch unter den<br />
beteiligten Partnern zu, und führen zu neuen Geschäftsmodellen.
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE<br />
Meine Herren, unsere interessante, lebhafte Diskussion hat<br />
gezeigt: Condition Monitoring und Predictive Maintenance<br />
beginnen im Umfeld der Strategie „Industrie 4.0“ schnell an<br />
Bedeutung und technischer Machbarkeit zu gewinnen. Wartung<br />
und Instandhaltung werden sich in den nächsten Jahren verändern.<br />
Die <strong>Fluidtechnik</strong>er haben entdeckt, dass in den Systemen<br />
auch ohne zusätzliche Sensoren umfangreiche Daten vorhanden<br />
sind, deren Auswertung wertvolle Informationen über den<br />
Zustand einer Maschine oder Anlagen liefert. Die lokale Elektronik<br />
in den fluidtechnischen Geräten liefert die Basis für eine<br />
kostengünstige Auswertung der Daten und eine Schnittstelle für<br />
die Weiterleitung von vorverarbeiteten Daten und Informationen<br />
an die Maschinensteuerung oder andere parallele Rechner;<br />
denn eine komplette Maschinendiagnose in einem fluidtechnischen<br />
Subsystem erscheint unrealistisch.<br />
Ein großes Hindernis für prädiktive Instandhaltung in der<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> ist das Fehlen praxisgerechter Lebensdauer<br />
Vorhersagemodelle. Ob sich hier Modelle, die auf den physikalischen<br />
Grundlagen beruhen, oder rein mathematische Vorhersagemodelle<br />
aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz durchsetzen<br />
werden, bleibt derzeit noch offen. Wahrscheinlich<br />
erscheint eine Kombination aus beiden Methoden, da zahlreiche<br />
Verschleißvorgänge bisher kaum hinreichend genau durch<br />
physikbasierte Modelle mathematisch zu beschreiben sind. Mit<br />
dem Erfolg intelligenter analytischer Datenauswertung könnte<br />
auch der Erfolg von IT-Firmen verbunden sein, die datenbasierte<br />
Services zur Analyse des Gesamtzustands einer Maschine oder<br />
Anlage über cloudbasierte Plattformen anbieten. Die <strong>Fluidtechnik</strong>firmen<br />
werden diese Aktivitäten sorgfältig beobachten müssen<br />
und nach Möglichkeit für sich nutzen.<br />
Noch steckt auf dem Gebiet der datenbasierten Services vieles<br />
in den Kinderschuhen, aber es lohnt, sich in Position zu bringen.<br />
Im Namen der <strong>O+P</strong>-Redaktion danke ich Ihnen herzlich für die<br />
Teilnahme an den 1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-Gesprächen. ■<br />
EIN GROSSES<br />
HINDERNIS FÜR<br />
PRÄDIKTIVE<br />
INSTANDHALTUNG IN<br />
DER FLUIDTECHNIK IST<br />
DAS FEHLEN<br />
PRAXISGERECHTER<br />
LEBENSDAUER-<br />
VORHERSAGEMODELLE<br />
Prof. Dr.-Ing. Siegfried Helduser,<br />
Technisch-Wissenschaftlicher Beirat von <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong><br />
und Moderator der <strong>O+P</strong>-Gespräche<br />
1<strong>10</strong>. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE: TEIL 1<br />
Unter diesem Link können Sie den ersten<br />
Teil unserer Diskussion zu Predictive<br />
Maintenance in der <strong>Fluidtechnik</strong> lesen:<br />
bit.ly/OUP0916p32<br />
Prof. Dr.-Ing. Siegfried Helduser<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 27
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
SONDERAUSSTELLUNG<br />
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
WENN INDUSTRIE 4.0 BEFLÜGELT UND INSPIRIERT<br />
Von Sensoren erfasste und von Software ausgewertete Daten über<br />
Betriebszustände ermöglichen es dem Instandhalter nicht nur, den optimalen<br />
Wartungszeitpunkt und drohende Stillstandszeiten zu erkennen, um so<br />
Produktionsausfälle zu vermeiden. Dank der vorausschauenden Wartung mit<br />
Hilfe intelligenter Datenanalyse lassen sich auch Prozesse optimieren und<br />
beschleunigen. Die Sonderausstellung Predictive Maintenance auf der Hannover<br />
Messe Industrie beleuchtete den Stand der Dinge.<br />
Eine mutige, visionäre Premiere wagte der Fachverband<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA auf der Hannover Messe Industrie:<br />
Namhafte Firmen beleuchteten Predictive<br />
Maintenance aus unterschiedlichsten Blickwinkeln.<br />
Die Bandbreite der Exponate und Show Cases in der Halle 17<br />
reichte von der zuverlässigen Überwachung fluidtechnischer<br />
Anlagen, der Kontrolle von Vakuum-Komponenten bis zum<br />
intelligenten Windgetriebe.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
ZUKUNFTSTECHNOLOGIE – NAH AM MARKT<br />
„Bei Predictive Maintenance geht es darum, Intelligenz in die<br />
Mechanik und in die fluidtechnischen Komponenten zu bekommen“,<br />
erklärte Wilhelm Rehm, Mitglied des Vorstandes<br />
der ZF Friedrichshafen AG und Vorsitzender des Fachverbandes<br />
Antriebstechnik im VDMA auf der Hannover Messe.<br />
„Die Sonderschau ist eine hervorragende Plattform, um Beispiele<br />
für die Umsetzung von Predictive Maintenance zu sehen<br />
und das Thema weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.“<br />
„Es war ein Kraftakt, den wir aber gemeinsam mit der<br />
Deutsche Messe AG mit Bravour gestemmt haben“, ergänzte<br />
Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer<br />
und Geschäftsführer der Fachverbände Antriebstechnik<br />
und <strong>Fluidtechnik</strong>. „Traditionell sind wir mit der Antriebstechnik<br />
und <strong>Fluidtechnik</strong> nur alle zwei Jahre in Hannover auf<br />
der Motion, Drive & Automation MDA, der internationalen<br />
Leitmesse für Antriebs- und <strong>Fluidtechnik</strong>, vertreten.“ Doch<br />
das MDA-Präsidium habe sich auf der letzten Sitzung im November<br />
2015 klar dafür entschieden, auf der Hannover Messe<br />
mit der Sonderschau Predictive Maintenance 4.0 etwas zu<br />
zeigen, das „sehr nah am Markt und nah an der Umsetzung<br />
von Industrie 4.0 ist“. Rauen: „Quasi um das Thema „vorzuglühen“<br />
haben wir im Februar zusätzlich eine voll ausgebuchte<br />
Konferenz „Predictive Maintenance 4.0“ veranstaltet.“<br />
ZUM AUTOR<br />
Dieser Artikel wurde von Nikolaus Fecht,<br />
Fachjournalist aus Gelsenkirchen, im Auftrag<br />
des VDMA verfasst.<br />
28 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
HYDRAULIK – ALLES ANDERE ALS ALTBACKEN<br />
Predictive Maintenance ist auch für Christian H. Kienzle, CEO ARGO-HYTOS Group<br />
und des Vorstands des Fachverbandes <strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA, ein wichtiger Baustein<br />
von Industrie 4.0. Das Unternehmen aus Kraichtal-Menzingen entwickelt seit<br />
2008 maßgeschneiderte Lösungen zur Zustandsüberwachung von fluidtechnischen<br />
Systemen. Durch den Einsatz dieser Messsysteme sind Kunden in der Lage, Predictive<br />
Maintenance-Konzepte umzusetzen und die Betriebskosten von Maschinen effektiv<br />
zu senken. „Wir konzentrieren uns auf der Sonderausstellung auf das Condition<br />
Monitoring des Hydrauliköls“, erklärte der CEO. „Es handelt sich um Partikelzähler,<br />
die sich zum Beispiel in sehr teuren und wertvollen Geräten mit sehr viel<br />
Ölvolumen im Tank einsetzen lassen.“ Außerdem demonstrierte ARGO-HYTOS anhand<br />
von Ölzustandssensoren, wie sich der Zustand von Gesamthydrauliksystemen<br />
ermitteln lässt. „Hydrauliköl in der Hydraulikanlage ist wie Blut im menschlichen<br />
Körper: Die Analyse bringt wichtige Erkenntnisse über den Gesamtzustand“, so<br />
Kienzle.<br />
Für Kienzle war auf der Sonderausstellung auch wichtig, dass sich die Hydraulikbranche<br />
als moderner Industriezweig darstellt, der nicht als „old economy“ angesehen<br />
wird. Ein Gegenbeweis ist der neue ferro-magnetische Wear-Sensor, der eisenhaltige<br />
Partikeln aus dem Öl aufspürt. Dank einer CAN-Bus-Schnittstelle kann der<br />
Sensor Daten an ein übergeordnetes Informationsnetzwerk weiterleiten, das beispielsweise<br />
den Anwender per Smartphone rechtzeitig vor einem kurz bevorstehenden<br />
Getriebeausfall warnt. Dank derartiger vernetzter Technologie müssten Anwender<br />
nicht mehr wie früher Bauteile sicherheitshalber gemäß eines bestehenden<br />
Maintenance-Plans – oft viel zu früh – ausbauen und recyceln. Kienzle: „Wir können<br />
dank der „sprechenden Produkte“ und Predictive Maintenance Wartung besser planen<br />
und so die Verfügbarkeit von OEM-Komponenten erhöhen.<br />
RESTLEBENSDAUER PRÄZISER<br />
ABSCHÄTZEN<br />
Für Windenergieanlagen gedacht ist auch die auf<br />
der Ausstellung gezeigte hydraulische Rotorblattverstellung<br />
der HYDAC International GmbH aus<br />
Sulzbach/Saar: Sie besteht aus zwei hydraulischen<br />
Zylindern (für die Rotorblattverstellung) mit integriertem<br />
Wegmesssystem, aufgebautem Steuerblock<br />
mit Regelventil und Kolbenspeicher (für Notfunktionen)<br />
sowie elektronischer Regelung. „Wir sind<br />
hier, weil hier Predictive Maintenance als Umsetzung<br />
des Industrie 4.0-Gedankens praxisnah gezeigt<br />
wird“, bemerkte HYDAC-Produktmanager<br />
Christian Meindl. „Dazu stellen wir das Thema anhand<br />
der mit einer Fluidzustandsüberwachung<br />
ausgestatteten Einrichtung zur Rotorblattverstellung<br />
plakativ dar.“ Der Einfluss von Industrie 4.0<br />
zeige sich vor allem beim CM-Expert-System aus<br />
dem Hause HYDAC, einem Zustandsüberwachungs-,<br />
Messdatenarchivierungs- und Steuerungssystem<br />
für industrielle Anwendungen.<br />
Meindl: „Es bündelt die von Sensoren erfassten Anlagenzustands-,<br />
Betriebs- und Prozessdaten und<br />
korreliert diese zukünftig unter Zuhilfenahme neuartiger<br />
Algorithmen, mit deren Hilfe sich die „Restlebensdauer“<br />
von Anlagenkomponenten präziser<br />
abschätzen lässt.“<br />
Ein „remote-betriebenes“ CM-Expert eignet sich<br />
beispielsweise ideal für Windkraftanlagen und Off-<br />
Shore-Anwendungen, denn es informiert den Betreiber<br />
per Funk- oder LAN-Verbindung permanent<br />
über den aktuellen Zustand seiner Anlage und ermöglicht<br />
das gezielte Ableiten von Wartungsmaßnahmen.<br />
Meindl: „Hier kommt es darauf an, die<br />
richtigen Daten im Vorfeld aufzubereiten und dem<br />
Anwender handlungs- beziehungsweise maßnahmenorientiert<br />
zur Verfügung zu stellen.“<br />
DIE VORGESTELLTEN<br />
PRODUKTE UND<br />
KONZEPTE SIND SEHR<br />
NAH AM MARKT UND<br />
NAH AN DER<br />
UMSETZUNG VON<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Hartmut Rauen,<br />
stellv. VDMA-Hauptgeschäftsführer<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 29
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
WARTUNG PER APP<br />
Eng umlagert war auf der Sonderausstellung stets der Stand der IBG<br />
Robotronic GmbH aus Neuenrade, auf der Software-Entwickler Selim<br />
Gökbas demonstrierte, wie sich ein Roboter per Tablet und Android-App<br />
steuern und überwachen lässt. „Wir haben Predictive<br />
Maintenance in eine 3D-Benutzerschnittstelle - eine sogenannte<br />
HMI – integriert, mit der sich in Echtzeit alle Daten erfassen lassen“,<br />
betonte Gökbas. „Die App bildet die Roboterbewegung und die<br />
Sensorik der zu überwachenden Bauteile daher auch in Echtzeit<br />
ab.“ Die App meldet dem Anwender beim Klicken den aktuellen<br />
Status der Bauteile: So erfahre er bei einem gestörten Spannsystem,<br />
wie viele Hübe es gemacht hat und wie es zur Funktionsstörung<br />
kam. Die App informiert außerdem den Instandhalter der Anlage<br />
per Email oder SMS, das der Spanner ausgefallen ist.<br />
Doch wie reagiert das System auf Totalausfälle, die eine sofortige<br />
Aktion erfordern? „In diesem Fall kann der Anwender Lagerbestände<br />
abfragen, um nach einem Ersatzteil zu suchen“, erklärte Gökbas.<br />
„Wir denken sogar an<br />
eine Lösung, bei der<br />
sich die Maschine<br />
selbst ein Ersatzteil<br />
bestellt. Doch da gilt<br />
es noch rechtliche<br />
Fragen zu klären: Wer<br />
haftet beispielsweise<br />
dafür, wenn eine Maschine<br />
ein Bauteil bestellt,<br />
das dann doch<br />
nicht gebraucht<br />
wird?“ Es lassen sich<br />
aber auch Bedienungsanleitungen<br />
im<br />
System hinterlegen,<br />
die dem Instandhalter<br />
die Demontage des<br />
defekten Bauteils anhand<br />
einer 3D-Anleitung<br />
erklären.<br />
MODULARE SOFTWARE ZUR<br />
VORAUSSCHAUENDEN WARTUNG<br />
„Industry 4.0 ready“ ist auch die modulare Handhabungsplattform<br />
der Festo AG & Co. KG aus Esslingen, die sich mit spezifischen<br />
Front-Ends, Kameras, Sensoren und Schaltschrank erweitern lässt.<br />
Zu den Einsatzgebieten zählen Anwendungen mit höchsten Anforderungen<br />
an die Verfügbarkeit wie Schrauben, Testen oder Stapeln.<br />
„Wir zeigen nach den pneumatischen Lösungen der letzten Jahre,<br />
dass Festo auch das Geschäftsfeld elektrische Antriebe bedient“,<br />
stellte der Leiter Systems Engineering Dr. Jan Bredau fest. „Wir demonstrieren<br />
an einer typischen kleinen Handling-Anwendung für<br />
Großserienproduktion, warum man Condition Monitoring zwingend<br />
braucht, um die Verfügbarkeit der Anlage zu gewährleisten.“<br />
Das Unternehmen setzt dabei auf vorgefertigte Software-Bausteine<br />
zur vorbeugenden Wartung nach dem Einheitsblatt VDMA 24582:<br />
Wenn der Kunde diese Bausteine für Diagnose und Condition-Monitoring<br />
einsetzt, kann er damit durchgängig und feldbusneutral arbeiten.<br />
Dr. Bredau: „Das fängt schon ganz einfach mit den einheitlichen<br />
Statusmeldungen in den gleichen Farben an.“ Diesen Abschied<br />
von proprietären Systemen hin zu offenen Standards sieht er<br />
als einen wichtigen, neuen Trend bei Predictive Maintenance an.<br />
CLOUD-BASIERTE WARNMELDUNGEN<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Auf den Kundennutzen 4.0 setzt ein direkter Nachbar der Hannover-<br />
Messe: Die Aventics GmbH aus Laatzen präsentierte Pneumatik mit<br />
„Industry 4.0 ready“. Den Praxisnutzen demonstrierte Ernst Georg<br />
Tesch vom Aventics-Vertrieb Pneumatics Deutschland Region Nordost<br />
aus Langenhagen<br />
anhand von Anwendungsbeispielen.<br />
So<br />
führte der Vertriebsmanager<br />
vor, wie sich<br />
ein komplettes Pneumatiksystem<br />
überwachen<br />
lässt. Tesch:<br />
„Der Anwender gibt<br />
eine direkte Zykluszeit<br />
vor, um diese zu<br />
überwachen. Wenn<br />
das Zeitverhalten der<br />
Maschine von dieser<br />
Zykluszeit zu sehr abweicht,<br />
wird eine Meldung<br />
generiert. Diese<br />
Information kann<br />
dann über eine interne<br />
als auch externe<br />
Cloud abgerufen werden.“ Anhand dieser Info kann der Maschinenbauer<br />
ableiten, wann beispielweise eine Wartung geplant werden<br />
sollte. Damit werden ungeplante Anlagenstillstände vermieden und<br />
die Anlagenverfügbarkeit deutlich erhöht. Die Vorgehensweise demonstrierte<br />
Tesch in Hannover an einem kolbenstangenlosen Pneumatikzylinder<br />
mit einer bereits verschlissenen, hydraulischen Dämpfung.<br />
„Das Wartungspersonal könnte per SMS oder Email über den zu<br />
schnell arbeitenden Zylinder informiert und zum Austausch der<br />
Dämpfung aufgefordert werden“, erläuterte Tesch. Tesch weiter: „Wir<br />
haben es bei unserem System beispielsweise so eingestellt, dass die<br />
Meldung erst dann ausgelöst wird, wenn der Wert der Geschwindigkeit<br />
dauerhaft den definierten Bereich verlässt.“ Jeder Maschinenbauer<br />
kann sich die Werte in seiner Cloud individuell einstellen.“ So können<br />
frühzeitig optimierende Maßnahmen ergriffen werden.<br />
Auch bei der Luftaufbereitung und speziell bei der Luftmengenmessung<br />
können zusätzliche Informationen in Sachen Predictive Maintenance<br />
erzeugt werden. Dabei arbeiten die Pneumatikexperten<br />
eng mit der ifm electronic GmbH aus Essen zusammen. Ziel der gemeinsamen<br />
Aktionen ist es, alle Daten vollständig, sicher und unabhängig<br />
von der Maschinensteuerung online zu überwachen und zu<br />
analysieren, um so den Kundennutzen zu steigern. Durch die direkte<br />
Kommunikation der Sensor- und Pneumatik-Systeme können die<br />
Zustandsdaten der Maschine, beispielsweise der aktuelle Energieverbrauch,<br />
effektiver als bislang überwacht werden.<br />
30 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
INTELLIGENTES WINDGETRIEBE DER<br />
NÄCHSTEN GENERATION<br />
Zu den Pionieren der vorbeugenden<br />
Instandhaltung<br />
zählen die Hersteller<br />
von großen Getrieben,<br />
die bereits im Jahr 2005<br />
auf der ersten VDMA-Gemeinschaftsausstellung<br />
zum Condition Monitoring<br />
in Hannover von der<br />
Versicherung Allianz zertifizierte<br />
Online-Monitoring-Systeme<br />
für Komponenten<br />
in Windenergieanlagen<br />
(WEA) präsentierten.<br />
Im Zeichen von<br />
Predictive Maintenance<br />
stellte nun die ZF Friedrichshafen<br />
AG auf der Sonderausstellung als Weiterentwicklung das intelligente Windgetriebe<br />
vor, in dem laut Firmenaussage moderne Sensorik und Datenanalyse die Effizienz<br />
und Zuverlässigkeit von Windenergieanlagen erhöht.<br />
„Das integrierte Drehmomentmesssystem und das aktive Torque-Kontrollsystem ermöglichen<br />
dynamische Lastüberwachung und aktive Drehmomentregelung“, berichtete<br />
Dipl.-Ing. Marton Kurucz aus der Vorentwicklung der ZF Friedrichshafen AG. „Ein Telemetriesystem<br />
wie Openmatics kann die Daten in unsere Cloud weiterleiten. Anschließend<br />
werden die Daten entweder von unseren Experten oder durch entsprechende Algorithmen<br />
analysiert und ausgewertet.“<br />
Anhand dieser Bewertung erfährt der Anwender, ob die Windenergieanlage optimal<br />
läuft, eine Anpassung der Parameter ansteht oder Wartung nötig ist. Hinzu kommt eine<br />
spezielle Form der Schwingungsüberwachung, die das Kontrollieren des Zustandes<br />
der einzelnen mechanischen Elemente des Windgetriebes erlaubt. Dank der intelligenten<br />
Lastüberwachung lassen sich gleichzeitig Leistung und Getriebelebensdauer<br />
erhöhen. „Wir messen das Drehmoment sehr hoch aufgelöst“, ergänzte Dr.-Ing.<br />
Andreas Vath, Projektleiter Simulation Windenergie bei der ZF Industrieantriebe Witten<br />
GmbH aus Lohr am Main „Wir können nun die Dynamik des Windes erfassen, um<br />
dann die Anlage mit Hilfe des Generators innerhalb kurzer Zeit so zu steuern, dass die<br />
Belastung sinkt.“<br />
HYDRAULIKÖL IN DER<br />
HYDRAULIKANLAGE IST<br />
WIE BLUT IM MENSCH-<br />
LICHEN KÖRPER:<br />
DIE ANALYSE BRINGT<br />
WICHTIGE ERKENNTNISSE<br />
ÜBER DEN GESAMT-<br />
ZUSTAND<br />
Christian H. Kienzle, CEO ARGO-HYTOS Group<br />
DATA-MINING-SYSTEME<br />
SCHNELLER AUFBAUEN<br />
Mathematisch analytische Arbeitsweise ist auch<br />
eine Spezialität der Warwick Analytical Software<br />
Ltd aus London, einem Spin-off der Universität<br />
Warwick. „Wir haben Algorithmen für die automatische<br />
Datenanalyse und Vorhersage entwickelt,<br />
die bereits in führenden Branchen wie<br />
Luftfahrt- und Automobilindustrie zum Einsatz<br />
kommt“, berichtete Geschäftsführer Dan<br />
Somers. „Der größte Vorteil besteht in der automatischen<br />
Bewertung sehr heterogener Informationen<br />
im Big Data-Format.“ Mit den Algorithmen<br />
entsteht innerhalb kurzer Zeit maßgeschneiderte<br />
Analysesoftware für Predictive<br />
Maintenance. Somers: „Wir schafften den Aufbau<br />
eines komplexen Data-Mining-Systems innerhalb<br />
von zwei Wochen, sonst dauert es in der<br />
Regel sechs Monate.“ Warwick Analytics verwendete<br />
dabei ihre Automated Information Retrieval<br />
(AIR) Software, um sowohl den Freitext<br />
als auch strukturierten Text aus verschiedenen<br />
Quellen (etwa aus dem ERP-System) in strukturierte<br />
Daten für Analysezwecke zu wandeln. Für<br />
Experten: AIR verändert die Regeln und verwendet<br />
einen Top-Down-Ansatz ohne Annahmen.<br />
AUSFÄLLE MONATE IM<br />
VORAUS PROGNOSTIZIEREN<br />
Direkt neben der Sonderausstellung führten<br />
weitere Firmen und ein Fraunhofer-Institut<br />
ebenfalls Predictive Maintenance-Lösungen<br />
vor: „Scalable Condition Monitoring“ - Maschinenüberwachung,<br />
die sich auf Kundenbedürfnisse<br />
anpassen lässt - ist eine Spezialität der<br />
deutsch-dänischen Brüel & Kjær Vibro GmbH<br />
mit Sitz in Darmstadt und Kopenhagen. Sie hat<br />
ein Verfahren entwickelt, mit dem sich ein bestehendes<br />
Maschinenschutzsystem schnell und<br />
einfach mit Condition Monitoring aufrüsten<br />
lässt. Mit dieser Technik lässt sich das Verhalten<br />
von allen rotierenden mechanischen Systemen<br />
erfassen. „Doch das für uns wichtigste Thema ist<br />
Industrie 4.0“, sagte Produktmanager Sven Kiekbusch.<br />
„Unsere Condition Monitoring-Systeme<br />
schicken die Daten an eine Cloud, von wo sie<br />
per Fernzugriff von unseren Ingenieuren oder<br />
vom Kunden ausgewertet werden.“<br />
Sehr intelligente Messwerterfassung und Onboard-Diagnose<br />
ermöglicht ein Messsystem mit<br />
16 Kanälen. Mit diesem werden beispielsweise<br />
schon über 8000 Windturbinen und Antriebsstränge<br />
remote überwacht. Der Betreiber hat dabei<br />
Zugriff auf Aufzeichnungen und Analysen<br />
aus der gesamten Laufzeit der Maschine. Dank<br />
dieser Datenhistorie konnte die Vorhersagequalität<br />
deutlich verbessert werden. „Wir können<br />
nun den Ausfall eines Getriebes bis zu neun Monate<br />
vorher prognostizieren – also lange, bevor<br />
überhaupt ein erster Fehler auftritt“, so Kiekbusch.<br />
„Das Messsystem sowie die Messverfahren<br />
(Deskriptoren) werden durch permanente<br />
Messungen und Analysen im laufenden Betrieb<br />
verbessert.“<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 31
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
OPTIMIERTE FEHLERSUCHE<br />
VIA SMARTPHONE<br />
NFC-Technologie verwendet die J. Schmalz GmbH aus<br />
Glatten, die beim Datentausch unterschiedlicher Systeme<br />
außerdem auf den IO-Link setzt. Es handelt sich<br />
laut IO-Link-Konsortium aus Karlsruhe um den ersten,<br />
weltweit standardisierten Kommunikationsstandard<br />
(IEC 61131-9), mit dem Sensoren und Aktoren kommunizieren<br />
können. Der Hersteller von Vakuumtechnik-<br />
Produkten standardisiert mit IO-LINK die Kommunikation<br />
der Steuerung mit sogenannten „Smart Field Devices“,<br />
also mit intelligenten Vakuum-Komponenten.<br />
„Mit Hilfe von IO-LINK kann der Kunde Daten aus dem<br />
Prozess in der Steuerung sichtbar machen, auswerten<br />
und auslesen“, sagte Walter Dunkmann, Leiter Geschäftsentwicklung,<br />
Vakuum-Komponenten. „Über<br />
den neuen NFC-Kanal kann der Anwender nun auch<br />
Daten auf dem Smartphone lesen.“ Es lassen sich Daten<br />
und Kennwerte unterschiedlichster Art übertragen –<br />
von Prozessdaten, Geräteinformationen bis hin zu Bedienungsanleitungen.<br />
Diese Technik erleichtert Mitarbeitern<br />
auch die Inbetriebnahme von Komponenten.<br />
Predictive Maintenance hat aber auch die Leckagewerte<br />
im Visier. „Anhand dieser Parameter wird ermittelt,<br />
wie sich das Vakuum über einen bestimmten Zeitraum<br />
entwickelt“, konstatierte Dunkmann. Industrie 4.0<br />
sieht er dabei als treibenden Faktor an, „weil Daten<br />
sichtbar werden und sich beispielsweise in einer firmeneigenen<br />
Cloud speichern lassen“. Als optimal empfindet<br />
er, dass der Anwender nun auf die „werthaltigen Informationen<br />
zugreifen kann, um frühzeitig in den Prozessen<br />
einzugreifen“, wenn sich eine Verschlechterung<br />
abzeichne. Diese Weiterentwicklung sei eine erhebliche<br />
Erleichterung für den Service. Wenn bisher etwas<br />
ausfiel, dauerte nicht nur die Suche der ausgefallenen<br />
Komponente lange. „Der Servicetechniker weiß nicht,<br />
wie das Produkt heißt, von wem es stammt und welcher<br />
Fehler vorliegt“, sagte Walter Dunkmann. „Dann musste<br />
er die Komponente ausbauen und im Lager nach einem<br />
Ersatzteil suchen.“ Bei Predictive Maintenance<br />
liest er dagegen per Smartphone den Smartcode des<br />
Gerätes. Der Instandhalter weiß sofort, ob es sich reparieren<br />
lässt oder durch ein Ersatzteil ausgetauscht werden<br />
muss. In diesem Fall wird ihm auch der Lagerort<br />
genannt. Den Einbau des Ersatzgerätes erleichtert eine<br />
Bedienungsanleitung, die der Techniker auch aus der<br />
Cloud abruft.<br />
DATA MINING ERMÖGLICHT<br />
WARTUNGSEMPFEHLUNG<br />
Den Stellenwert von Predictive Maintenance bei der Bosch Rexroth AG aus Lohr<br />
am Main beweist ein Blick auf die Visitenkarte von Janette Kothe, die im Technical<br />
Sales Support Industry 4.0 arbeitet. In Hannover stellte sie das Dienstleistungspaket<br />
ODiN (Online Diagnostics Network) vor, das auf der Erfassung und<br />
Auswertung großer Datenmengen vernetzter Maschinen & Anlagen basiert. Das<br />
Leistungsangebot von Bosch Rexroth lässt sich dabei in drei aufeinander aufbauenden<br />
Ausbaustufen fassen: Gut skalierbare Lösungen zur Überwachung<br />
der Betriebszustände hydraulischer Systeme ermöglichen die schnelle Realisierung<br />
von Quick-Wins, erhalten durch ihre Flexibilität die Zukunftssicherheit und<br />
stellen den Anwender in den Mittelpunkt: „Wir können dank Internet-Technologie<br />
wesentlich komfortablere Lösungen für den Endkunden realisieren“, konstatierte<br />
die Expertin. „Neben der Datenerfassung mit dedizierten und virtuellen<br />
Sensoren entstehen in der zweiten Stufe mit dem Kunden auf seinen jeweiligen<br />
Anwendungsfall zugeschnittene Lösungen, die sich später ausbauen lassen. In<br />
der dritten Stufe nehmen wir das System nicht nur in Betrieb, sondern wir übernehmen<br />
auch die Haltung und Analyse der Daten.“ Diese dritte Ausbaustufe<br />
nennt sich „Predictive Maintenance<br />
as a Service“, die auf<br />
der Basis von ODiN arbeitet<br />
und auf einer Cloud abläuft.<br />
Die gesammelten Daten werden<br />
dann mittels Data Mining<br />
Algorithmen kontinuierlich<br />
ausgewertet, um einen Machining<br />
Health Index zu berechnen.<br />
Fällt dieser Indikator<br />
ab, wird der Kunde umgehend<br />
informiert. „Die passende<br />
Wartungsempfehlung<br />
bekommt er gleich mitgeliefert“,<br />
so Kothe.<br />
VERKNÜPFUNG VON FABRIK- UND ERP-EBENE<br />
Eine Ausnahmeposition unter Anbietern von Predictive Maintenance-Systemen<br />
nimmt die SCS Smart Connected Solutions GmbH aus Karlsruhe ein, denn<br />
sie vereint die technische Fabrikebene mit der kaufmännischen ERP-Welt. „Die<br />
früher üblichen fünf Ebenen der Automatisierung verschwinden zunehmend“,<br />
beobachtete der Geschäftsführer Robert Monsberger. „Übrig bleibt eine Shop-<br />
Floor- und eine Office-Floor-Ebene. Wir decken als einziger Anbieter beide<br />
Ebenen ab.“ Für den Shop-Floor entstand beispielsweise ein cloud-basiertes<br />
Modul „Intelligenter Service“, das auf allen Kommunikationsplattformen vom<br />
PC bis zum Smartphone läuft. Es dient etwa als cleverer Assistent für den Instandhalter,<br />
das ihn in allen Phasen seiner Arbeit unterstützt und sich automatisch<br />
mit der SCS Cloud synchronisiert – lückenlos vom ersten Serviceeinsatz<br />
bis hin zu den automatisierten Dokumentations- und Abrechnungsprozessen.<br />
SOFTWARE LERNT AUS TEXTAUSSAGEN<br />
Die Arbeitsweise eines sogenannten State-Loggers führte das Fraunhofer-Institut<br />
für Fabrikbetrieb und - automatisierung IFF aus Magdeburg unter anderem<br />
vor. „Dieses System wertet Sensordaten mit Hilfe von Fuzzy-Logik aus“, sagte<br />
der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Thomas Dinkel. „Die Fuzzy-Logik hilft, einer<br />
Software das Wissen eines Experten beizubringen.“ Dazu wird Wissen in<br />
Form von charakteristischen Textaussagen über ein System erfasst. Etwa in diesem<br />
Stil: Wenn die Maschine dauerhaft bei einer Temperatur von X Grad Celsius<br />
und einer Eigenfrequenz von Y Hertz betrieben wird, hält das Lager A nur<br />
noch Z Betriebsstunden. Anhand dieser Regeln lässt sich ein Vorhersage-Programm<br />
entwickeln, das dann beispielsweise sinngemäß warnt: „Achtung! Lager<br />
A fällt spätestens in acht Tagen aus und muss ausgewechselt werden.“ Dr. Dinkel:<br />
„Der Anwender kommt also dem Idealzustand sehr nahe, Bauteile möglichst<br />
lange ohne Produktstillstand einzusetzen.“<br />
32 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
DIE WERKZEUGMASCHINE 4.0<br />
Schon seit über 15 Jahren entwickelt die Schaeffler Technologies AG<br />
& Co. KG aus Schweinfurt Instandhaltungskonzepte weiter auf dem<br />
Weg zur Predictive Maintenance. Der Bereich Industrial Services<br />
bietet innovative Lösungen, Produkte und Dienstleistungen rund<br />
um Wälz- und Gleitlager an. „Hierbei konzentrieren wir uns auf das<br />
Thema zustandsbezogene Instandhaltung mit verschiedenen Sensoren<br />
und Aktoren“, sagte Dr.-Ing. Thomas Schumacher, Leiter Service<br />
Engineering bei Schaeffler. „Durch Industrie 4.0 erhält der Anwender<br />
einen anderen Blickwinkel auf den Umgang mit den Daten:<br />
Erkennen wir heute mit hoher Genauigkeit Maschinenzustände mit<br />
wenigen Parametern, können wir morgen – Stichwort Cloud – diese<br />
Informationen mit einer Vielzahl von anderen Daten korrelieren,<br />
um zum Beispiel den Produktionsprozess zu optimieren“ Auf der<br />
Sonderschau präsentierte das Unternehmen Lösungen für die<br />
„Werkzeugmaschine 4.0“. In einem Fräs-Dreh-Universal-Bearbeitungszentrum<br />
sind in nahezu allen für den Bearbeitungsprozess relevanten<br />
Lagerstellen zusätzliche Sensoren zur Messung von<br />
Schwingungen, Kräften, Temperaturen und Drücken integriert, um<br />
Echtzeit-Informationen über den Maschinenzustand zu erhalten.<br />
Damit die Daten allen zugänglich sind, ist ein maschineninternes<br />
Netzwerk eingerichtet, an das alle zusätzlichen Sensoren, Aktoren<br />
aber auch die Auswerteeinheiten angebunden sind. Diese Daten<br />
werden an der Maschine und zusätzlich in der Cloud vorgehalten.<br />
„Wir zeigen mit dem Exponat die Produkte, die Schaeffler für<br />
die Werkzeugmaschine anbietet“, meinte Dr. Schumacher. „Sie<br />
sind mit entsprechender Sensorik zur zustandsbezogenen Instandhaltung,<br />
Sicherung der Qualität und zur Optimierung der<br />
Maschine ausgestattet.“ Dazu zählt beispielsweise ein System,<br />
das die Schmierung von Linearführungen überwacht und<br />
mangelnde Versorgung automatisch abstellt. Die „Werkzeugmaschine<br />
4.0“ hat das Unternehmen zusammen mit der DMG<br />
Mori Aktiengesellschaft aus Bielefeld, einem der größten<br />
Werkzeugmaschinenhersteller Deutschlands, entwickelt. Ein<br />
Pendant dieser Maschine befindet sich in einem Schaeffler-<br />
Werk und lässt sich auch aus der Ferne überwachen. „Wir haben<br />
in Herzogenrath bei Aachen ein Online-Monitoring-Center,<br />
das weltweit den Zustand von Maschinen und Anlagen<br />
überwachen kann“, berichtete der Leiter Service Engineering.<br />
„Wir können also Kunden weltweit Datenanalysen über Fernzugriff<br />
und darüber hinaus Handlungsempfehlungen für die<br />
Instandhaltung anbieten.“<br />
ULTRASCHALLMESSUNG<br />
FÜR KLEINERE MASCHINEN<br />
Ultraschallwellen nicht nur hör-, sondern auch sichtbar macht die<br />
SONOTEC Ultraschallsensorik Halle GmbH. Das Unternehmen aus<br />
Halle (Saale) entwickelt kundenspezifische Ultraschallwandler und<br />
-sensoren sowie Prüfgeräte und Messtechnik für unterschiedlichste<br />
Branchen. „Unsere Ultraschallprüfgeräte erkennen sehr schnell Leckagen<br />
und kritische Zustände“, erläuterte der SONOTEC-Geschäftsführer<br />
Hans-Joachim Münch. „Weil wir höhere Frequenzen als die<br />
normale Schwingungsanalyse verwenden, lassen sich in einigen Anwendungsfällen<br />
Fehler bei kleinen Maschinen und Anlagen früher<br />
erkennen.“ Bewährt habe sich die Technik bereits bei Anwendern von<br />
Geräten wie Kompressoren, die mit Druckluft arbeiten. Für die Instandhaltung<br />
4.0 gedacht sind die neuen digitalen Ultraschallprüfgeräte,<br />
mit denen der Anwender auch die Größe einer Druckluftleckage<br />
ermitteln kann. Münch: „Der Anwender kann entscheiden, wie gefährlich<br />
und teuer das Leck ist.“ Weil die neuen Geräte auch Frequenzspektren<br />
in Echtzeit darstellen, erkennt der erfahrene Instandhalter<br />
sehr frühzeitig, wenn ein Lager bereits „etwas kratzt“ und sich<br />
daher ein Verschleiß ankündigt.<br />
WECKRUF FÜR PREDICTIVE<br />
MAINTENANCE 4.0<br />
Unterm Strich: Die Sonderausstellung und die in direkter Nachbarschaft<br />
ausstellenden Firmen, die das Thema Predictive Maintenance<br />
ebenfalls aufgriffen, erwiesen sich als echter Publikumsmagnet und<br />
übertrafen bei weitem die Erwartungen. „Das Ergebnis verdanken<br />
wir auch den seit 2005 von uns veranstalteten, ebenfalls erfolgreichen<br />
Sonderschauen zum Condition Monitoring“, freut sich rückblickend<br />
Peter-Michael Synek, VDMA-Projektleiter Predictive Maintenance<br />
und stellvertretender Geschäftsführer des Fachverbandes <strong>Fluidtechnik</strong><br />
im VDMA. „Wir werden das Thema auf der Leitmesse MDA 2017<br />
daher auf jeden Fall wieder aufgreifen. Die teilnehmenden Firmen<br />
haben schon heute ihr Interesse an einer erneuten Teilnahme an der<br />
Sonderschau angemeldet. Ich gehe davon aus, dass wir nach dem<br />
diesjährigen „Weckruf“ in Sachen Predictive Maintenance 4.0 sehr<br />
viele weitere namhafte Unternehmen für die zweite Ausgabe der<br />
Sonderschau begeistern werden. Mit Blick auf die Bedeutung und als<br />
"Einstimmung" auf das Thema wird es Anfang Februar 2017 den<br />
zweiten VDMA Kongress "Predictive Maintenance 4.0" geben."<br />
NACH DEM<br />
DIESJÄHRIGEN<br />
WECKRUF HOFFE<br />
ICH AUF VIELE<br />
WEITERE NAMHAFTE<br />
UNTERNEHMEN FÜR<br />
DIE ZWEITE AUSGABE<br />
DER SONDERSCHAU<br />
AUF DER HANNOVER<br />
MESSE 2017.<br />
Peter-Michael Synek, stellvertretender Geschäftsführer<br />
des Fachverbandes <strong>Fluidtechnik</strong><br />
im VDMA<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 33
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
MIT DEM „FINGERABDRUCK“<br />
DIE LIFE CYCLE COSTS MINIMIEREN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Das Fluid kann in einem Hydrauliksystem als<br />
Fingerabdruck bezeichnet werden, verrät der<br />
Zustand der Flüssigkeit doch viel über die<br />
Maschine oder Anlage. Systeme, die die<br />
Betriebsflüssigkeit kontinuierlich überwachen,<br />
können dabei helfen, die Verfügbarkeit zu<br />
steigern und die Gesamtkosten über die<br />
Lebensdauer der Maschine zu reduzieren.<br />
Wer den Schaden hat, hätte rechtzeitig etwas dagegen<br />
tun können – besser lässt sich der Hauptnutzen von<br />
Predictive Maintenance nicht beschreiben. Ein<br />
solches „zustandsorientiertes“ Konzept schafft die<br />
Voraussetzungen dafür, dass nachteilige Veränderungen in Hydraulikund<br />
Schmiersystemen frühzeitig erkannt und zeitnah<br />
Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Das Prinzip von<br />
Predictive Maintenance basiert auf drei Säulen:<br />
n Den Zustand eines „gesunden“ Systems permanent zu überwachen,<br />
um Verschleiß oder Abweichungen vom Normalzustand<br />
frühzeitig zu erkennen - Fluid Condition Monitoring<br />
n Ist eine Abweichung erkannt, gilt es im einfachsten Fall nur eine<br />
Alarmierung, besser aber die Restlaufzeit einer Komponente oder<br />
eines Subsystems zu bestimmen und auszugeben – im Sinne von<br />
Industrie 4.0<br />
n Basierend auf diesem „Zustand“ der Anlage kann nun sicher ein<br />
kostspieliger Stillstand vermieden und eine kostengünstige<br />
Wartung geplant werden.<br />
In nahezu allen fluidischen Systemen gibt es zahlreiche Möglichkeiten,<br />
den Fluidzustand konsequent zu überwachen und dadurch<br />
unnötige Kosten zu sparen.<br />
DER FINGERABDRUCK DES SYSTEMS<br />
In Hydraulik- und Schmiersystemen tragen Reibung, Verschleiß,<br />
Leckagen und Übertemperaturen zum Eindringen von Verschmut-<br />
34 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
zung in die Betriebsflüssigkeit bei. Dies können beispielsweise<br />
partikuläre Feststoffverschmutzung und Wasser sein. Diese<br />
Verschmutzungen, verursachen in der Folge Fehler in Komponenten,<br />
Subsystemen und letztendlich in der gesamten Anlage. Darüber<br />
hinaus bewirkt auch der normale Alterungsprozess des Fluids<br />
Leistungsverluste, die häufig zu Anlagenstillstandszeiten führen.<br />
Um diese aufwendigen und kostspieligen Konsequenzen zu verhindern,<br />
ist die Überwachung des Zustands der Betriebsflüssigkeit von<br />
großer Bedeutung. Der Zustand der Betriebsflüssigkeit ist mit einem<br />
„Fingerabdruck“ des gesamten Systemzustands vergleichbar.<br />
Systeme zum permanenten Überwachen von Fluiden (Online<br />
Fluid Condition Monitoring) werden in diesem Zusammenhang zu<br />
einem entscheidenden Systembaustein. Sie unterstützen sowohl<br />
Maschinenbetreiber als auch Hersteller in ihren Anstrengungen,<br />
die Maschinenverfügbarkeit zu erhöhen, möglichst nur geplante<br />
Wartungen durchzuführen und somit die Gesamtkosten der<br />
Maschinen während ihrer Lebensdauer zu reduzieren. Für zahlreiche<br />
Produktionsbetriebe entscheiden inzwischen die Life Cycle<br />
Costs (LCC), die Kosten über die gesamte Lebensdauer der<br />
Maschine, über Neu- oder Nichtanschaffung. Dadurch können<br />
letztlich die tatsächlichen Gesamtstückkosten reduziert werden,<br />
um im globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Um den<br />
heutigen Kundenanforderungen wie höherer Produktivität und<br />
Leistung gerecht zu werden, setzt die Industrie verstärkt auf<br />
Elektrohydraulik, höhere Systemdrücke und engere Spaltmaße.<br />
Diesem Trend geschuldet: die Maschinen werden immer<br />
empfindlicher gegen Ölverschmutzung. Werden die Reinheitsniveaus<br />
nicht kontrolliert und Verbesserungsmaßnahmen rechtzeitig<br />
getroffen, kann Verschleiß die Systemleistung schleichend vermindern.<br />
Dies kann durch den Einsatz von effizienten Fluid Condition<br />
Monitoring (FCM) Sensoren und Subsystemen verhindert werden.<br />
Diese erkennen die Abweichungen frühzeitig und ermöglichen<br />
dem Benutzer, vorausschauend Gegenmaßnahmen zu treffen.<br />
WAS KANN EIN FCM-SYSTEM LEISTEN?<br />
Die heutigen Marktanforderungen können sowohl für stationäre als<br />
auch für mobile Maschinen verallgemeinert werden. Die zwei<br />
grundlegenden Forderungen sind die unmittelbare Alarmierung<br />
bei schwerwiegenden Fehlern sowie die Reduzierung der Produkt-<br />
Stückkosten (wobei „Produkt“ ein maschinell hergestelltes Teil<br />
oder eine geförderte Tonnage pro Stunde sein kann).<br />
Um die oben genannten Forderungen zu erfüllen, reichen<br />
„reaktive“ (Betrieb bis zum Ausfall) oder „präventive“ (vorbeugende)<br />
Konzepte nicht aus. Nur ein „vorausschauendes” Konzept<br />
ermöglicht, die volle Lebensdauer aller kritischen Maschinenteile<br />
auszunutzen, indem es bereits zum frühstmöglichen, optimalen<br />
Zeitpunkt eine beginnenden (Fluid-)Abweichung vom Normalzustand<br />
erkennt. Dies ist die Basis für eine wesentliche Betriebskostenreduzierung<br />
durch die Minimierung teurer und ungeplanter<br />
Wartungs- und Stillstandskosten. Sobald eine beginnende<br />
Abweichung festgestellt wird, ist es möglich, die Restlebensdauer<br />
des entsprechenden Parameters oder der Komponente abzuschätzen<br />
und zur Weiterproduktion kontrolliert zu nutzen. Parallel<br />
können Ersatzteile beschafft und eine Wartung mit minimalen<br />
Kosten geplant werden. Durch die Reduzierung der Gesamtbetriebskosten<br />
lohnt sich für den Betreiber auch das anfängliche<br />
Invest in die Mehrkosten eines FCM-Systems.<br />
Ein weiterer Kostenvorteil des Fluid Condition Monitoring ergibt<br />
sich bereits bei der Konstruktion aus der besser angepassten<br />
Dimensionierungsmöglichkeit der Komponenten:<br />
n Komponenten müssen nicht mehr überdimensioniert und damit<br />
teurer werden.<br />
n Die Gefahr, dass Komponenten am Limit betrieben werden,<br />
entfällt.<br />
n Das System hat demzufolge einen höheren Wirkungsgrad.<br />
Der größte Vorteil von permanent installierten Fluid-Zustandssensoren<br />
und Subsystemen ist allerdings die Möglichkeit der Fluidzustandserfassung<br />
auf kontinuierlicher Basis nahezu in Echtzeit.<br />
Die wichtigsten zu überwachenden Systemeigenschaften und die<br />
geeigneten Sensoren (als Ergänzung zu den konventionellen<br />
Sensoren für Druck, Temperatur, Durchfluss, etc.) sind hier in<br />
absteigender Priorität aufgelistet.<br />
Eigenschaft<br />
Verschleiß<br />
Fluid-Quer-Verunreinigung durch<br />
falsche Fluidzugabe oder Leckage<br />
Wassereintritt durch<br />
Kondensation oder Leckage<br />
Fluidalterungszustand aufgrund<br />
von Hydrolyse oder<br />
Oxidation<br />
Sensor<br />
1. Feststoff-Partikelsensor<br />
2. Differenzdrucksensor<br />
für Filter<br />
3. Sensor für freies oder<br />
gelöstes Wasser<br />
4. Ölalterungssensor<br />
5. Differenzdrucksensor<br />
für Filter<br />
Für die Implementierung in ein vorausschauendes Wartungskonzept<br />
müssen die elektrischen Sensorausgänge folgende Bedingungen<br />
erfüllen. Die Ausgangssignale müssen es dem System oder<br />
dem Betreiber grundsätzlich ermöglichen, die Restlebensdauer<br />
einer Komponente oder eines Prozesses abzuschätzen, um eine<br />
geplante Wartung durchzuführen. Zudem sind reine Schalt ausgänge<br />
bei langsamen Prozessen in der Regel ausreichend. Analoge<br />
oder digitale Busausgänge sollten bevorzugt bei hochtransienten<br />
Prozessen eingesetzt werden. Unter diesen Voraussetzungen kann<br />
Predicitve Maintenance auf Basis des Fluids Kosten minimieren<br />
und den Nutzen maximieren.<br />
www.hydac.com<br />
Investition<br />
in Fluid<br />
Condition<br />
Monitoring<br />
Kosten<br />
Produktionsausfall<br />
<strong>10</strong>0%<br />
80%<br />
60%<br />
Gesamtkosten<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
■ Reaktive Wartung<br />
■ Vorbeugende Wartung<br />
■ Zustandsorientierte Wartung<br />
Typische Wartungskostenverteilung der drei Systeme<br />
Kosten<br />
geplanter<br />
Service<br />
Kosten<br />
ungeplanter<br />
Service<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 35
HIGHLIGHTS<br />
VON BALLUFF ZUR K <strong>2016</strong><br />
IN DÜSSELDORF<br />
SENSORLÖSUNGEN<br />
UND SYSTEME<br />
SPECIAL / K<br />
IO-LINK – ENABLER<br />
FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
36 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
SENSORLÖSUNGEN UND SYSTEME<br />
Vom 19. bis 26. Oktober präsentiert Balluff auf der Messe K <strong>2016</strong> in Düsseldorf in<br />
Halle <strong>10</strong>, Stand H59, unter anderem Sensorlösungen und Systeme. Zu sehen sind<br />
auch Sensoren für die Druckmessung und die Füllstandserfassung von Pulvern<br />
und Granulaten sowie effiziente Lösungen zur berührungslosen Wegmessung<br />
und Positionserfassung. Diese werden beispielsweise beim Spritzgießen oder<br />
Blasformen benötigt.<br />
www.balluff.com<br />
MIT MOLD-ID SPRITZGIESS-<br />
WERKZEUGEFFIZIENT NUTZEN<br />
IO-LINK – ENABLER FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
Wer sich für das Thema Industrie 4.0 interessiert, ist bei Balluff ebenfalls an der<br />
richtigen Adresse. Er kann sich auf der Messe umfassend über den Kommunikationsstandard<br />
IO-Link informieren. Gezeigt wird beispielsweise, wie der Einsatz von<br />
IO-Link die Installation einer Anlage vereinfacht, Kosten spart und intelligente<br />
Diagnose- und Parametrierungskonzepte schnell und kostengünstig Realität<br />
werden können. IO-Link gilt als Enabler-Technologie für Industrie 4.0.<br />
bit.ly/2bdSlt2<br />
MIT MOLD-ID SPRITZGIESSWERKZEUGE EFFIZIENT NUTZEN<br />
Ein Praxisbeispiel, wie auf einfache Weise Industrie 4.0 Einzug in die Produktion<br />
nehmen kann, ist Mold-ID von Balluff. Mittels Industrial RFID macht es den<br />
Einsatz von Spritzgießwerkzeugen rückverfolgbar, gewährleistet deren optimale<br />
Aus lastung und unterstützt die vorausschauende Instandhaltung (Predictive<br />
Maintenance). Der besondere Clou: Durch LAN, W-LAN oder Powerline können<br />
alle Mold-ID-Systeme per Webservices mit der Leitebene, einem ERP- bzw.<br />
MES-System verbunden werden. Dadurch besteht von überall Zugriff auf die<br />
Daten und Prozesse.<br />
bit.ly/2aFRx0r<br />
BEDIENERFREUNDLICHE<br />
SMARTCAMERA<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE<br />
POSITIONSERFASSUNG<br />
BEDIENERFREUNDLICHE SMARTCAMERA<br />
Die einfach zu bedienende SmartCamera ist die ideale Lösung, wenn vielfältige,<br />
anspruchsvolle Aufgaben in der industriellen Automatisierung, beispielsweise bei<br />
der Qualitätssicherung und Teileprüfung, mit zielgerichteten Werkzeugen schnell<br />
und flexibel zu lösen sind. Die Anbindung des umfassend mit Kommunikationsschnittstellen<br />
ausgestatteten Systems erfolgt über standardisierte M12-Steckverbinder.<br />
Der Zugriff erfolgt ortsunabhängig über gängige Webbrowser, die Bildverarbeitungssoftware<br />
läuft eigenständig in der Kamera und basiert auf der HALCON-<br />
Funktionsbibliothek. Dies garantiert allgemein anerkannte Funktionsroutinen. Die<br />
Ergebnisdaten lassen sich flexibel für die jeweilige Systemumgebung aufbereiten.<br />
Komplette Prüfberichte mit Bildern können auf einem FTP-Server abgelegt werden.<br />
bit.ly/2bv1n67<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE POSITIONSERFASSUNG<br />
Vorgestellt werden auch berührungslos und damit verschleißfrei arbeitende<br />
Positioniersysteme für die präzise Überwachung von linearen Maschinenbewegungen,<br />
etwa an Spritzgießmaschinen. Sie sind äußert robust und leicht in jede<br />
Anwendung zu integrieren. Typische Merkmale der offenen VARAN-Schnittstelle<br />
sind eine schnelle Datenübertragung in Echtzeit mit Zykluszeiten unter <strong>10</strong>0 µs,<br />
eine automatische Adressierung, ein Hot-Plug-in, eine hohe Ausfallsicherheit,<br />
geringe Implementierungskosten, eine einfache Wartung und ein schneller Service<br />
mit entsprechenden Service- und Diagnosetools.<br />
bit.ly/2aU40yp<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 37
SIMULATION<br />
SICHERHEIT BEIM<br />
SPRITZGIESSEN<br />
SPECIAL / K<br />
Dr. Jörg Sager<br />
Wenn beim Spritzgießen heiße Druckluft<br />
außerplanmäßig austritt, besteht das Risiko<br />
eines Schadens an der Maschine oder sogar<br />
ihrem Bediener. TÜV SÜD Industrie Service<br />
simulierte für einen Anlagenbetreiber die dabei<br />
auftretenden Lasten, um eine Schutzvorrichtung<br />
und deren Verankerungselemente zu<br />
dimensionieren.<br />
Druckluft ist branchenübergreifend für Produktionsprozesse<br />
attraktiv: Der Energieträger ist breit einsetzbar und<br />
vereint Geschwindigkeit, Kraft, Präzision und einfaches<br />
Handling – auch bei der Herstellung von Kunststoffteilen.<br />
Unter Druck stehende Fluide besitzen einen hohen Energiegehalt.<br />
Sicherheitsrisiken entstehen, wenn während der Produktionsprozesse<br />
zusätzlich hohe Temperaturen herrschen. Konstrukteure<br />
und Anlagenplaner stehen vor der Herausforderung, mögliche<br />
Risiken für Mensch und Umwelt richtig einzuschätzen und bei der<br />
Planung zu berücksichtigen – und dies nicht nur für den regulären<br />
Betrieb. Denn die Anlage kann vom geregelten Soll-Zustand abweichen<br />
und in einen kritischen Betriebszustand übergehen. Tritt ein<br />
solcher Fall ein, müssen Sicherheitsvorkehrungen greifen, damit<br />
komprimierte, heiße Fluide nicht zur Gefahr werden.<br />
Autor: Dr. Jörg Sager, Abteilung Strukturzuverlässigkeit / Energiesysteme, TÜV<br />
SÜD Industrie Service GmbH, Dresden<br />
Fluiddynamische Berechnungen und Simulationen sind die<br />
Grundlage für die Ermittlung des tatsächlichen Verhaltens und des<br />
Gefahrenpotenzials der Fluide während eines Störfallszenarios.<br />
Maßgebend dabei sind die physikalischen Eigenschaften der Fluide<br />
und die Betriebsparameter Druck, Temperatur und Volumen, die<br />
während der Produktionsprozesse herrschen. Anhand der Gasgesetze,<br />
der chemischen Gesetzmäßigkeiten und der Erhaltungssätze<br />
für Masse und Energie können die kritischen Zustände der<br />
Systeme numerisch simuliert und analysiert werden. Die Ergebnisse<br />
der Berechnungen bilden die Grundlage, um Schutzmaßnahmen<br />
festzulegen, die sicherstellen, dass auch im Störfall keine<br />
Gefahr von der Anlage und den Fluiden ausgeht.<br />
SICHERHEITSKONZEPT FÜR DIE ANLAGE<br />
Die Notwendigkeit für fluiddynamische Analysen wird deutlich am<br />
Beispiel einer Fertigungsanlage, die Komponenten für die Auto<br />
POINTIERT<br />
SICHERHEITSRISIKO: AUSTRITT<br />
VON HEISSER DRUCKLUFT<br />
ERMITTLUNG DES GEFAHRENPOTENZIALS<br />
MITTEL FLUIDDYNAMISCHER SIMULATION<br />
KONSTRUKTION EINER SCHÜRZE AUF<br />
GRUNDLAGE DIESER BERECHNUNGEN<br />
MEHR SICHERHEIT FÜR ANLAGE<br />
UND BEDIENER IST DIE FOLGE<br />
38 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
SIMULATION<br />
mobilindustrie aus Kunststoff herstellt: Im Herstellungsprozess wird<br />
flüssiger Kunststoff mit Hilfe von Druckluft in ein Presswerkzeug gefüllt.<br />
Bevor es sich wieder öffnet, wird die Druckluft über eine Entlastungsleitung<br />
kontrolliert abgelassen. Falls dies aber nicht geschieht,<br />
könnte die Druckluft explosionsartig entweichen und Personen in<br />
der Umgebung gefährden. Die Produktionsverantwortlichen sollten<br />
daher ein Sicherheitskonzept entwickeln, um Personenschäden,<br />
aber auch Schäden an der Anlage selbst zu vermeiden.<br />
Eine Schutzvorrichtung, eine sogenannte Schürze, sollte an dem<br />
Werkzeug angebracht werden, die den Luftstrom nach unten<br />
ablenkt und damit mögliche Gefahren abwendet. Doch welche<br />
Materialien sind am besten geeignet, um den Zweck zu erfüllen?<br />
Wie muss die Blende dimensioniert sein? Und welche Kräfte wirken<br />
auf die Befestigungspunkte?<br />
STRAHLKRÄFTE BERECHNEN<br />
Im Auftrag des Anlagenbetreibers beantworteten die Sachverständigen<br />
von TÜV SÜD Industrie Service diese Fragen. Mit fluiddynamischen<br />
Berechnungen ermittelten sie, welche Strahlkräfte auf die<br />
Schürze und ihre Befestigungspunkte im Störfall einwirken, und<br />
bewerten das ausgewählte Material sowie die Dimensionierung der<br />
Schürze und der Verankerung. Dabei waren zwei Parameter maßgebend.<br />
Die Strömungsgeschwindigkeit, mit der die Luft aus dem<br />
Werkzeug entweicht, und der damit im Zusammenhang stehende<br />
Luftmassestrom, also die Menge der austretenden Luft pro Zeiteinheit.<br />
Direkt nach dem Öffnen des Werkzeugs ist die Druckdifferenz<br />
zwischen dem Inneren des Werkzeugs und der Umgebung und somit<br />
die die Strömungsgeschwindigkeit am größten. Die maximale Austrittsgeschwindigkeit<br />
wird jedoch durch die Schallgeschwindigkeit,<br />
die eine Funktion des Drucks und der Dichte des eingeschlossenen<br />
Gases ist, begrenzt. Sie beträgt im vorliegenden Fall 340 m/s. Gleichzeitig<br />
ist der durch den Spalt austretende Luftmassestrom unmittelbar<br />
nach dem Öffnen aufgrund der schmalen Spaltbreite gering.<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 39<br />
Dietzel.indd 1 13.09.<strong>2016</strong> 14:43:06
SIMULATION<br />
01 Entwicklung der Strahlkräfte ...<br />
02 ... und des Ruhedrucks sowie der Strömungsgeschwindigkeit<br />
im Zeitverlauf<br />
Die Austrittsgeschwindigkeit bleibt die Schallgeschwindigkeit,<br />
bis das kritische Druckverhältnis unterschritten wird.<br />
Danach nimmt die Strömungsgeschwindigkeit ab, während<br />
der austretende Luftmassestrom mit größer werdender<br />
Austrittsöffnung noch weiter zunehmen kann, sodass die<br />
Maxima von Strömungsgeschwindigkeit und Luftmassestrom<br />
zeitversetzt eintreten. Während sich die Prozessabläufe qualitativ<br />
einfach beschreiben lassen, können quantitative und<br />
somit sicherheitsrelevante Bewertungen nur über fluiddynamische<br />
Simulationen erbracht werden. Die Ergebnisse<br />
der Simulation dieser gegenläufigen Prozesse zeigten, dass<br />
die gesamte Luft in weniger als einer Sekunde aus dem Werkzeug<br />
entweicht und mit entsprechender Krafteinwirkung auf<br />
die Schürze trifft.<br />
MEHR SICHERHEIT – AUCH IM STÖRFALL<br />
Die fluiddynamischen Simulationen lieferten die notwendigen<br />
Daten, um über die Impulsänderung die Strahlkräfte auf die Schutzkonstruktion<br />
zu ermitteln. So konnten die Experten die Schürze und<br />
die Verankerungselemente anforderungsgerecht dimensionieren.<br />
Unabhängige Dritte unterstützen Anlagenplaner und -betreiber auf<br />
diese Weise, angemessene Schutzmaßnahmen zu entwickeln und zu<br />
implementieren. Das bedeutet mehr Sicherheit – auch im Störfall.<br />
Foto: Aufmacher (links) Roger Tully/Getty Images, Aufmacher (rehts) TÜV SÜD<br />
Industrie Service GmbH<br />
www.tuev-sued.de/is<br />
IMPRESSUM<br />
SPECIAL / K<br />
FLUIDTECHNIK<br />
erscheint <strong>2016</strong> im 60. Jahrgang, ISSN 0341-2660<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfister<br />
Tel.: 06131/992-352, E-Mail: m.pfister@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Redaktion:<br />
Peter Becker B. A., Tel.: 06131/992-2<strong>10</strong>,<br />
E-Mail: p.becker@vfmz.de<br />
Svenja Stenner, Tel.: 06131/992-302,<br />
E-Mail: s.stenner@vfmz.de<br />
Redaktionsassistenz: Melanie Lerch,<br />
Tel.: 06131/992-261, E-Mail: m.lerch@vfmz.de,<br />
Angelina Haas, Gisela Kettenbach, Ulla Winter<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Herausgeber: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hubertus Murrenhoff,<br />
Institut für fluidtechnische Antriebe und Steuerungen<br />
der RWTH Aachen, Steinbachstr. 53, 52074 Aachen,<br />
Tel.: 0241/8027511, Fax: 0241/80-22194,<br />
E-Mail: mh@ifas.rwth-aachen.de,<br />
Internet: www.ifas.rwth-aachen.de<br />
Organ: Organ des Forschungsfonds des Fachverbandes<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA<br />
Gestaltung<br />
Mario Wüst, Doris Buchenau, Anette Fröder,<br />
Sonja Schirmer<br />
Chef vom Dienst<br />
Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />
Anzeigen<br />
Andreas Zepig, Tel. 06131/992-206,<br />
E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />
Annemarie Benthin, Anzeigenverwaltung<br />
Tel. 06131/992-250, E-Mail: a.benthin@vfmz.de<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 57: gültig ab 1. Oktober <strong>2016</strong><br />
Leserservice<br />
vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />
Große Hub <strong>10</strong>, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />
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(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />
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weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />
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Vereinigte Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2,<br />
55129 Mainz, Postfach <strong>10</strong>0465, 55135 Mainz<br />
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40 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
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<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 9/<strong>2016</strong> 41
RUBRIZIERUNGSEBENE<br />
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
"DAS GANZE IST<br />
MEHR ALS<br />
DIE SUMME<br />
SEINER TEILE"<br />
01 Rückschlagventile<br />
der<br />
Baureihe<br />
RKVE...-VD<br />
ermöglichen<br />
bei gleicher<br />
Druckdifferenz<br />
einen um<br />
50 Prozent<br />
höheren<br />
Durchfluss<br />
gegenüber<br />
der bisherigen<br />
Baureihe<br />
SPECIAL / K<br />
Mit globalisiertem Wettbewerb und hohem<br />
Kostendruck steigen auch die Erwartungen an<br />
Komponenten. Dabei rückt deren Auswirkung<br />
auf Wirtschaftlichkeit, Verfügbarkeit und<br />
Energieeffizienz der Gesamtmaschine in den<br />
Vordergrund. Es lohnt sich somit der Blick auf die<br />
Total Cost of Ownership bei kleinen<br />
Systemelementen wie einem Rückschlagventil:<br />
Denn dieses muss permanent und zuverlässig<br />
funktionieren, kompakt und leistungsstark sein.<br />
POINTIERT<br />
BEI GLEICHER DRUCKDIFFERENZ EINEN UM<br />
50 PROZENT HÖHEREN DURCHFLUSS<br />
ERWEITERUNG DER EINSATZMÖGLICHKEITEN<br />
AUF TEMPERATUREN VON -30 BIS +120 °C<br />
KLASSISCHE EINSATZGEBIETE: ERNTE-, BAU-<br />
UND KUNSTSTOFF-SPRITZGIESSMASCHINEN<br />
Rückschlagventile erlauben die Durchströmung in nur eine<br />
Richtung und verhindern den Rückfluss in die Gegenrichtung.<br />
Was sich so leicht nach „Einbahnstraßen-Prinzip“ anhört, ist<br />
tatsächlich eine ausgefeilte Technologie, die im Laufe der Zeit<br />
immer wieder verfeinert wurde. Bei der Entwicklung der neuen<br />
Baureihe von Rückschlagventilen aus dem Hause Bucher Hydraulics<br />
waren die Ziele eindeutig: Steigerung der Performance ohne Änderung<br />
der Druckdifferenz und Kostenoptimierung.<br />
Langjähriges, unternehmenseigenes Anwendungs-Know-how war<br />
ausschlaggebend für die Neukonstruktion eines einschraub baren<br />
Rückschlagventils auf Basis der bisherigen Typenreihe RKVE. Die technischen<br />
Möglichkeiten hin zu besserem Nutzen, mehr Leistung und<br />
höherer Verfügbarkeit der Gesamtmaschine wurden im Hinblick auf das<br />
Rückschlagventil ausgelotet. Ein weiterer Aspekt galt der Energieeffizienz,<br />
die in Zusammenhang mit dem Begriff „ECOdraulics“ in der<br />
Firmenphilosophie des Hydraulik spezialisten verankert ist.<br />
Meist integriert in hydraulische Steuerblöcke werden Rückschlagventile<br />
sowohl in stationären als auch mobilen Applikationen<br />
eingesetzt. Vom Bagger bis zur Spritzgießmaschine – sämtliche<br />
Anwendungsanforderungen sind mittlerweile geprägt von Superlativen<br />
wie kleiner, sparsamer, leistungsstärker. Aus diesem Grund<br />
ist es für Systemintegratoren sowie Endanwender ein Vorteil, wenn<br />
sie kleinere Ventile mit höherer Performance einbauen können. Die<br />
neuen Rückschlagventile verfügen über mehr Durchfluss-Volumen<br />
bei gleichen Abmessungen.<br />
KLEINE ÄNDERUNGEN – GROSSE WIRKUNG<br />
Die Entwickler bei Bucher Hydraulics stellten die bisherige Baureihen-Konstruktion<br />
auf den Prüfstand und hinterfragten deren<br />
42 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
Querschnitte, den Hub sowie die Bauweise der Ventilkugel. Bei<br />
solchen Kugelrückschlagventilen wird die Ventilkugel mithilfe einer<br />
Feder auf den Ventilsitz gedrückt und somit ein Durchfluss des Mediums<br />
verhindert. Um eine größere Abströmfläche und damit einen<br />
höheren Durchfluss erzielen zu können, verkleinerten die Entwickler<br />
zunächst den Durchmesser der Ventilkugel. Gleichzeitig wurde der<br />
Hub vergrößert, was für optimale Delta-P-Werte am Ventil sorgt. Das<br />
Ergebnis dieses konstruktiven Rundumschlags: Die neue Generation<br />
hydraulischer Rückschlagventile ermöglicht bei gleicher Druckdifferenz<br />
einen bis zu 50 Prozent höheren Durchfluss verglichen mit<br />
der bisherigen Baureihe. Die größere Durchflussmenge spart Energie<br />
und lässt in vielen Fällen den Einsatz kleinerer Ventil-Nenngrößen<br />
zu, was sich positiv auf Kosten und Einbauraum auswirkt.<br />
Spezifische sicherheitstechnische Aspekte standen bei einer<br />
weiteren Detailneuerung im Mittelpunkt. Obwohl ein Federbruch<br />
in Anwendungen nur unter extremen Belastungen vorkommen<br />
kann, wird das daraus resultierende Risiko nun deutlich minimiert:<br />
In allen neuen Rückschlagventilen mit federbelasteter Ventilkugel<br />
sind diese Federn nun gekammert, so dass sie selbst bei einem<br />
Federbruch innerhalb des Ventils verbleiben.<br />
GRÖSSERER EINSATZBEREICH,<br />
GERINGERER FERTIGUNGSAUFWAND<br />
Bei der Anhebung des Standards bezogen die Entwickler auch die<br />
Dichtungstechnik mit ein. Bei den kleineren Rückschlagventilen<br />
von NG04 bis NG16 werden die Ventile eingeschraubt und über<br />
eine Schneidkante metallisch abgedichtet. Während zuvor<br />
angewandte Weichdichtungen noch auf Temperatur und Art des<br />
Mediums abgestimmt werden mussten und teils Sonderlösungen<br />
erforderten, entfallen die Weichdichtungen bei den unteren Nenngrößen<br />
komplett. Damit erhöht sich das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten,<br />
so dass Anwender die Standardausführung der<br />
neuen Rückschlagventile bei Temperaturen von -30 bis +120 °C<br />
installieren können. Die vorgegebene metallische Dichtung<br />
minimiert gleichzeitig das Ausfallrisiko des Ventils, da eine fehlerhafte<br />
Auswahl des Dichtmaterials ausgeschlossen ist.<br />
Basierend auf den positiven Erfahrungen mit Rückschlagventilen<br />
NG04 bis NG16 (12 bis 120 l/min) komplettierte Bucher Hydraulics<br />
nun die Baureihe um Ventile der Nenngrößen NG25 bis NG40 mit<br />
einem Durchfluss von 2<strong>10</strong> bis 540 l/min. Die neue Generation hat<br />
Gewinde von G1/8“ bis G3/4“ und ist in der Bohrungsform 118°<br />
einsetzbar; bei den Gewinden G1“ bis G 1 ½“ sind die Ventile in der<br />
Bohrungsform 180 ° einsetzbar. Somit können dementsprechende<br />
bisherige Baureihen vollständig ausgetauscht werden. Durch die<br />
Nutzung derselben Einbau-Bohrungsform für Ventile, die in Einschraubrichtung<br />
öffnen (Ventilserie RKVG) bzw. umgedreht in Einschraubrichtung<br />
schließen, benötigen Anwender nur ein Werkzeug.<br />
OPTIMALE PRÜFUNG, VERFÜGBARKEIT ERHÖHEN<br />
Robustheit, Betriebssicherheit und Schmutzunempfindlichkeit sind<br />
bei Rückschlagventilen bedeutende Kriterien. Zwar hat die kleine<br />
Komponente nur einen geringen Anteil an einem Steuerblock, wird<br />
aber permanent hoch beansprucht. Deshalb hängt die Verfügbarkeit<br />
der Maschinen und Fahrzeuge unmittelbar mit der Ausfallsicherheit<br />
des eingesetzten Rückschlagventils zusammen. Hierbei gewährleistet<br />
ein hoher Qualitätsstandard lange Lebensdauer und minimiert<br />
kostspielige und zeitaufwändige Reparaturen. Hochwertige Rückschlagventile<br />
zahlen sich in Bezug auf Total Cost of Ownership somit<br />
für Blockhersteller und Endanwender gleichermaßen aus.<br />
Bucher Hydraulics setzt während der Entwicklungsphase jede<br />
Baureihe auf den Prüfstand und testet auf maximale Druckbelastung,<br />
das heißt die Ventile werden einem Dauertest mit<br />
1,5- fachem Durchfluss bei einem Druck von 350 bar unterzogen.<br />
Sie müssen 2 Millionen Zyklen mit Speichereinsatz standhalten,<br />
bevor sie freigegeben werden. Diese Prüfstandtests führen wiederum<br />
zu weiteren Erkenntnissen hinsichtlich Materialien oder<br />
Materialkombinationen. Darüber hinaus gilt die <strong>10</strong>0-Prozent-<br />
Kontrolle auf Dichtigkeit.<br />
Bucher Hydraulics auf der K: Halle 11 / C49<br />
www.bucherhydraulics.com<br />
02 Merkmale des Rückschlagventils sind: eine geführte<br />
Ventilkugel mit innenliegender Feder, ein reibschlüssiger<br />
Verbund von Gehäuse und Sitz sowie die Vergrößerung des<br />
Hubs zur Optimierung der Delta-P-Werte<br />
<strong>O+P</strong> – Ölhydraulik und Pneumatik 7-8/<strong>2016</strong> 43
MARKTPLATZ<br />
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Lackierschutz oder<br />
andere Anwendungen,<br />
die hohe Anforderungen<br />
an die Robustheit<br />
stellen. Gefertigt aus<br />
einem hitzebeständigen, weichmacherfreien TPE-Kunststoff, hält<br />
sie Temperaturen bis zu 150 °C stand. Farb- und Materialvarianten,<br />
individuelle Abmessungen und Sonderausführungen sind auf<br />
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www.en.engineering-news.net<br />
TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT<br />
Dr.-Ing. C. Boes, Böblingen<br />
Dipl.-Ing. M. Dieter, Sulzbach/Saar<br />
Prof. Dr.-Ing. A. Feuser, Lohr a. M.<br />
Dr.-Ing. M. Fischer, Kraichtal<br />
Dr.-Ing. G. R. Geerling, Elchingen<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Geimer, Karlsruhe<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. W. Haas, Stuttgart<br />
Dr.-Ing. W. Hahmann, Kempen<br />
Prof. Dr.-Ing. S. Helduser, Krefeld<br />
Frau Prof. Dr.-Ing. M. Ivantysynova,<br />
Purdue University<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. G. Jacobs, Aachen<br />
Dipl.-Ing. M. Knobloch, München<br />
Dr. L. Lindemann, Mannheim<br />
INSERENTENVERZEICHNIS HEFT <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
bolz, Rellingen83<br />
Bucher, Frutigen (CH)65<br />
Dietzel, Beerwalde39<br />
EKOMAT, Karben49<br />
KASTAS EUROPE, Quickborn13<br />
KELLER, Winterthur (CH) 4.US<br />
MAXIMATOR, Nordhausen7<br />
MEORGA, Nalbach51<br />
MICRO-EPSILON, Ortenburg3<br />
PH Industrie-Hydraulik, Sprockhövel41<br />
Prof. Dr.-Ing. P. U. Post, Esslingen<br />
Dr.-Ing. K. Roosen, Kaarst<br />
Dr.-Ing. P. Saffe, Hannover<br />
Dr.-Ing. MBA IMD A. W. Schultz,<br />
Memmingen<br />
Dipl.-Ing. E. Skirde, Neumünster<br />
Prof. Dr.-Ing. C. Stammen, Krefeld<br />
Dipl.-Ing. P.-M. Synek, Frankfurt<br />
Prof. Dr.-Ing. J. Weber, Dresden<br />
Der Vorsitzende und stellvertretende<br />
Vorsitzende des Forschungsfonds<br />
<strong>Fluidtechnik</strong> im VDMA:<br />
Prof. Dr.-Ing. P. U. Post, Esslingen<br />
Dr.-Ing. R. Rahmfeld, Neumünster<br />
Pöppelmann, Lohne45<br />
RKP-Servicezentrum, Uslar49<br />
Sensor-Technik Wiedemann,<br />
Kaufbeuren15<br />
SF Filter, Villingen-Schwenningen61<br />
SUN Hydraulik, Erkelenz5<br />
TOX, Weingarten9<br />
TRACTO-TECHNIK, Lennestadt49<br />
Beilagenhinweis:<br />
MEORGA, Nalbach (Teilbeilage)<br />
MASTERBATCHES IN ALLEN FACETTEN<br />
Kunststoffadditive für viele Anwendungen bietet Polytechs an,<br />
z. B. Antiblock-, Infrarot-, Prozessunterstützungs- und Beschlagschutz-Masterbatches<br />
sowie aufblasende, anorganische, antistatische,<br />
viskositätsändernde, gleitende und klebende Masterbatches.<br />
Das Top-Produkt ist PW60, ein Klebeadditiv-Masterbatch<br />
aus PIB mit hohem Molekulargewicht auf einem LLDPE-Träger. Es<br />
wird als Klebrigmacher bei der Herstellung von Folien aus LLDPE<br />
oder LDPE verwendet. In der Linie Clean X bietet der Hersteller<br />
nun auch Reinigungs-Compounds für Spritzgussanlagen an.<br />
Außerdem entwickelt er gerade eine Linie auf Basis von Silikon<br />
und Additiven nachwachsenden Ursprungs.<br />
K <strong>2016</strong>, Halle 5, Stand D04-01<br />
www.polytechs.fr<br />
MASCHINEN-SOFTWARE DEUTLICH<br />
SCHNELLER ENTWICKELN<br />
Wie die<br />
Entwicklung<br />
von Spritzgieß-,<br />
Extruder- oder<br />
Blasformanwendungen<br />
vereinfacht<br />
werden kann,<br />
zeigt B&R auf<br />
der K <strong>2016</strong>.<br />
Zudem lässt<br />
sich die<br />
Entwicklungszeit mit modularen Softwarebausteinen um durchschnittlich<br />
67 % reduzieren.<br />
Für wiederkehrende Aufgaben bietet B&R modulare Softwarebausteine,<br />
die mit wenigen Mausklicks parametriert sind. Diese mapp-<br />
Funktionen erleichtern die Programmierung jeglicher Maschinensoftware.<br />
„Mit speziellen mapp-Komponenten für Kunststoffmaschinen<br />
wird das Einsparpotential im Software- Engineering<br />
nun noch größer“, sagt Patrick Bruder, Branchen spezialist für die<br />
Kunststoffindustrie bei B&R. Industrie 4.0 verlangt nach einer<br />
Vernetzung von Maschinen und Anlagenteilen, die sich nur mit<br />
einer durchgängigen Kommunikation umsetzen lässt. Mit den<br />
neuen auf OPC UA basierten EUROMAP-Empfehlungen wird diese<br />
Forderung nach standardisierten Schnittstellen erfüllt. Hierfür<br />
stellt B&R neue mapp-Komponenten auf der K <strong>2016</strong> vor.<br />
K <strong>2016</strong>, Halle 12, Stand B16<br />
www.br-automation.com<br />
44 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
MARKTPLATZ<br />
3D-GEDRUCKTE SPRITZGUSSWERKZEUGE IN DER FERTIGUNG<br />
www.igus.de<br />
Als Spritzgussteil gespritzt oder in der additiven Fertigung gedruckt – igus<br />
bietet Anwendern Möglichkeiten, sein Kunststoff-Gleitlager in Wunschform<br />
zu erhalten. Dabei hat jede Fertigungsmethode ihre eigenen<br />
Vorteile. Nun hat igus zwei Verfahren miteinander kombiniert, um<br />
sowohl Freiheit in der Materialauswahl zu gewähren, als auch Sonderformen<br />
in größerer Stückzahl zu ermöglichen. Aufgrund des 3D-Drucks<br />
können individuelle Spritzgussformen aus Hochleistungskunststoffen in<br />
kurzer Zeit realisiert werden. Mit dem SLS-Verfahren kann das entsprechende<br />
Werkzeug produziert und direkt in der Spritzgussmaschine<br />
eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass es sich bei den gespritzten<br />
Teilen um einfache Geometrien handelt. Dem Anwender steht bei den<br />
Spritzgussteilen eine Auswahl an tribologisch-optimierten und online<br />
berechenbaren Werkstoffen aus dem iglidur-Programm zur Verfügung.<br />
K <strong>2016</strong>, Halle 5, Stand B36 sowie Halle 13, Stand D44<br />
SENSOREN FÜR DIE<br />
KUNSTSTOFFINDUSTRIE<br />
Gefran produziert Automations-,<br />
Antriebs- und Sensoriklösungen<br />
für die Kunststoffund<br />
Kautschukindustrie. Ein<br />
völlig neuartiges System aus<br />
kompakten Sensoren, Magnetadaptern<br />
und einem<br />
Anzeigegerät gestattet die<br />
direkte Messung und Anzeige<br />
von Düsendruck (IN Sensor)<br />
und Düsenanlagekraft (DAK<br />
Sensor) in Kunststoffspritzgießmaschinen<br />
– ganz ohne<br />
komplizierte Umrechnung.<br />
Zusätzlich wird ein Sensor<br />
gezeigt mit dem gleichzeitig<br />
sowohl die Messung der<br />
Schließkraft und des Werkzeuginnendrucks<br />
sowie die<br />
Formschutzüberwachung über<br />
die Holme realisiert werden<br />
kann. Der Hersteller setzt bei<br />
allen Produkten umweltverträgliche<br />
Materialien ein. So<br />
gibt es die Massedrucksensoren<br />
mit verschiedenen RoHSkonformen<br />
Füllmedien oder die<br />
Serie Impact völlig ohne<br />
Füllmedium. Die Sensoren sind<br />
nach PL ‚c‘ und SIL2 zertifiziert<br />
und entsprechen damit den<br />
Kriterien der Maschinenrichtlinie<br />
und von Produktnormen<br />
wie z.B. der Extrudernorm EN<br />
1114-1. Kombiniert mit den<br />
neuen Reglern des Herstellers<br />
können sämtliche Maschinendaten<br />
über Ethernetports<br />
aufgezeichnet und über das<br />
Internet allgemein zugänglich<br />
gemacht werden.<br />
K <strong>2016</strong>, Halle <strong>10</strong>, Stand F20<br />
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<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 45
WETTLAUF GEGEN ERDBEBEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Innerhalb eines Jahres wurde in Messina ein<br />
hochmodernes Erdbebenforschungs zentrum aus<br />
dem Boden gestampft. Ingenieure von Bosch<br />
Rexroth koordinierten das Projekt und legten das<br />
Gesamtsystem aus. Zudem lieferte das<br />
Unternehmen alle Komponenten für die<br />
Erdbebensimulatoren.<br />
Weltweit machen sich Forscher Gedanken, wie wir uns<br />
vor Erdbeben schützen können. Ein vielversprechender<br />
Ansatz sind seismische Isolatoren. Sie federn das<br />
Fundament bei Beben ab – wie ein Stoßdämpfer fürs<br />
Haus. Bruno Fazzari, Prüftechnikexperte bei Bosch Rexroth in<br />
Italien, erklärt hierzu: „Das Problem war, dass man die Isolatoren<br />
bisher verlässlich nur verkehrt herum testen konnte. Sie wurden am<br />
Fundament angebracht und hydraulische Kolben bewegten das<br />
Testhaus.“ In Wirklichkeit bewegt sich aber die Erde und nicht das<br />
Haus. Darum entstand an der Universität Messina auf Sizilien die<br />
Idee, einen Erdbebensimulator zu bauen, mit dem sich die Isolatoren<br />
endlich wie bei einem tatsächlichen Beben testen lassen.<br />
Bosch Rexroth gewann die Ausschreibung als technischer<br />
Ausstatter für die drei Test- und Forschungssysteme, und das italienische<br />
Projektteam unter der Leitung von Andrea Palopoli begann<br />
unverzüglich mit der Umsetzung, denn der Zeitplan war sehr eng.<br />
„Im Juni 2014 unterschrieb Bosch Rexroth in Italien den Vertrag.<br />
Der sah vor, das Labor bis Juli 2015 fertigzustellen und dann im<br />
September die Forscher zu schulen. Uns war klar, dass ein Jahr<br />
intensiver Arbeit vor uns lag“, so Jack Bergmans, der als Projektcoach<br />
bei Bosch Rexroth in den Niederlanden arbeitet und das<br />
italienische Projektteam unterstützte.<br />
EIN FELS AUF GRÜNEM FELD<br />
Neben der technischen Projektierung übernahm das Unternehmen<br />
sowohl die Verantwortung für das Gesamtsystem als auch die<br />
Gesamtkoordination der Bauarbeiten. „Als wir am Baugelände<br />
ankamen, fanden wir ein grünes Feld vor, und da, wo das Labor<br />
stehen sollte, lag ein riesiger Fels, der zuerst abgetragen werden<br />
musste“, erzählt Bruno Fazzari. Noch in derselben Woche im Juni<br />
46 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
ANTRIEBE<br />
01<br />
03<br />
02<br />
04<br />
01 Installation des Rütteltischs<br />
02 Präzision war beim Einsetzen des Rütteltischs durch das Dach gefragt<br />
03 Überprüfung des Hydraulikaggregats von Rexroth vor der Lieferung<br />
04 Nur ein Jahr dauerte es, bis das Forschungszentrum fertig war<br />
TESTSTATION FÜR<br />
SEISMISCHE ISOLATOREN<br />
Die Isolatoren liegen auf dem sogenannten Rütteltisch und<br />
werden mit einem variablen Druck von bis zu 2000 Tonnen<br />
an den oberen Stressbalken gepresst. Der Druck simuliert<br />
das Gewicht des Gebäudes. Vier hydraulische Zylinder mit<br />
zwei Millionen Newton maximaler Kolbendruckkraft<br />
bewegen den Tisch in X- und Y-Richtung. Insgesamt bietet<br />
das System Freiheitsgrade in sechs Bewegungsrichtungen.<br />
begannen die Experten von Bosch Rexroth, zusammen mit den Forschern<br />
der Universität Messina unter anderem die mathematischen<br />
Modelle für die Simulationen zu entwickeln und daraus die Software<br />
zu schreiben. Im August beauftragte Fazzaris Team italienische Zulieferer<br />
mit der Fertigung einzelner Komponenten. „Beim Rütteltisch<br />
mit seiner 3,70 auf 4,80 Meter großen Gitterfläche kam es auf präzise<br />
Schweißarbeiten an, Schweißungen an insgesamt rund 40 Tonnen<br />
Blech nahmen wir zum Schluss einzeln ab. Beim Stressbalken<br />
wiederum war es wichtig, einen Partner zu finden, der die schieren<br />
Dimensionen beherrscht. Denn das Bauteil besteht aus 37 Tonnen<br />
Stahl, ist 8,70 Meter lang, 2,<strong>10</strong> Meter breit und 1,60 Meter hoch.“ Die<br />
Hydraulikkomponenten wurden im selben Monat bei den Kollegen<br />
in Deutschland bestellt. Zum Einsatz kamen Hydraulikaggregate,<br />
Ventile und Motorpumpengruppen. Jack Bergmans fasst zu sammen:<br />
„Wir haben alles gleichzeitig gemacht.“ Bis Dezember hatte die Baufirma<br />
dann das Fundament gelegt und Außen- sowie Innenmauern<br />
hochgezogen.<br />
KURZ VOR WEIHNACHTEN NOCH DURCHS DACH<br />
Als es auf Weihnachten zuging, begann die Baufirma, das Dach zu<br />
schließen. „Das hatte laut Vertrag noch 2014 zu geschehen. Zuvor<br />
mussten aber noch Rütteltisch und Stressbalken an Ort und Stelle<br />
gebracht werden. Das war nur über das offene Dach möglich.“<br />
Bosch Rexroth organisierte die beiden Schwertransporte von Norditalien<br />
nach Messina und einen riesigen Lastenkran aus Palermo.<br />
„Dem Schwertransporter mit dem Tisch ist auf der Fahrt zweimal<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 47
ANTRIEBE<br />
ein Reifen geplatzt. Die Anspannung hielt bis zum Schluss“,<br />
berichtet Bruno Fazzari. In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember<br />
hievte dann der Kran im Scheinwerferlicht Tisch und Stressbalken<br />
ins Gebäude und das Dach konnte nach Weihnachten geschlossen<br />
werden. Bergmans ergänzt: „Kurz darauf wurde Sizilien zum ersten<br />
Mal seit Jahrzehnten komplett eingeschneit. Glücklicherweise war<br />
das Dach dann schon zu.“ Während der Bau weiterging, installierten<br />
die Mitarbeiter von Bosch Rexroth im Januar Tisch und Balken.<br />
Im Februar und März verlegten sie die Elektrik für die Hydraulik<br />
und montierten Kühler und Motorpumpen. Im Sommer wurde der<br />
Bau komplett fertiggestellt und im September nahm das Forschungslabor<br />
den Betrieb auf. „Wir hatten uns ganz auf unser Ziel<br />
fokussiert“, blickt Bruno Fazzari zurück. „Das weckte immer wieder<br />
neu unsere Leidenschaft für das Projekt. So konnten wir den engen<br />
Zeitplan meistern.“<br />
DIE HYDRAULIK IM DETAIL<br />
Das Hydraulikaggregat ist auf die kurzzeitige Erzeugung eines<br />
hohen Förderstroms ausgelegt. In der Leistungsspitze benötigt<br />
das System einen Volumenstrom von 20 000 l/min bei einem<br />
Druck von 22 bis zu 31,5 MPa. Da diese Leistung nur für wenige<br />
Zehntelsekunden abgerufen wird, hat Rexroth das Aggregat mit<br />
hydrau lischen Speichern mit einem kombinierten Fassungsvermögen<br />
von 1600 Litern Hydraulikmedium und 4480 Litern<br />
inertem Gas ausgerüstet. Die installierte elektrische Leistung<br />
des Aggregats beträgt 615 kW.<br />
Das Antriebssystem besteht aus vier vertikal wirkenden Zy lindern<br />
für die Z-Achse und vier horizontal wirkenden Zylindern für die<br />
X- und Y-Achse. Die vertikalen Zylinder sind sowohl mit einem<br />
hochauflösenden digitalen Wegsensor als auch einer Lastmessdose<br />
ausgestattet. Der maximale Hub beträgt 400 mm bei einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 55 mm/s. Die Zylinder sind auf geringste<br />
Reibung ausgelegt und verhindern den Stick-slip-Effekt. Sie werden<br />
von je zwei hochdynamischen, elektronisch geregelten 3-Wege-<br />
Servoventilen angesteuert. Ein Ventil mit großem Durchfluss übernimmt<br />
die Vorwärtsbewegung, eines mit kleinem Durchfluss den<br />
Rückzug. Die Ventile werden einzeln über die Steuerung bestätigt.<br />
In der Kolbenstange ist eine Lastmessdose integriert, die die Kraft<br />
misst, die der Kolben auf den Rütteltisch aufbringt. Der Wegmesssensor<br />
erfasst die Position Mikrometer genau.<br />
Die vier horizontal doppelt wirkenden Aktuatoren sind je paarweise<br />
parallel angeordnet. In der X-Achse sind vier hochdynamische<br />
Servoventile eingebaut, in der Y-Achse zwei. Die maximalen<br />
Geschwindigkeiten betragen in beiden Achsen bis zu 1<strong>10</strong>0 mm/s<br />
und erzeugen das Rütteln mit hoher Frequenz. Den Einrichtbetrieb<br />
übernehmen – wie auch bei den vertikalen Aktuatoren – die kleinen<br />
Servoventile.<br />
NACHGEFRAGT<br />
Warum kam bei diesem<br />
Projekt hydraulische<br />
Antriebs- und Steuerungstechnik<br />
zum Einsatz?<br />
Hydraulik bietet eine einzigartig hohe Kraftdichte, Zuverlässigkeit und Überlastfähigkeit.<br />
Sie erzeugt die in Erdbeben-Simulationssystemen notwendigen Kräfte weitestgehend<br />
verschleißfrei. Das sorgt für niedrige Lebenszykluskosten bei den auf jahrzehntelangen<br />
Betrieb ausgelegten Anlagen.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Welche speziellen<br />
steuerungs- und regelungstechnischen<br />
Anforderungen<br />
mussten gelöst werden und<br />
wie geschah dies?<br />
Die Regelung muss die acht Zylinder entsprechend der Simulationsvorgaben mit einer sehr<br />
geringen Zykluszeit koordinieren und hochdynamische Bewegungen in sechs Freiheitsgraden<br />
erzeugen. Ein typischer Test dauert nur wenige Sekunden.<br />
Das kinematische Modell der Simulationen hat Rexroth in eine Echtzeitsteuerung integriert.<br />
Sie errechnet die Sollwerte für die einzelnen Zylinder und gibt sie über<br />
Lichtwellenleiter an die digitalen Einschubkarten der Achsen weiter.<br />
Diese Motion Controller schließen den Regelkreis dezentral in<br />
Echt zeit mit einer Frequenz von 1 bis <strong>10</strong> kHz, je nach<br />
Versuchsanordnung. Die Regelung der vertikalen Kräfte<br />
übernimmt ein von Bosch Rexroth entwickelter Algorithmus.<br />
Er basiert auf einem kaskadierten Kraft- und Positions-<br />
Regelkreis. Der überlagernde Steuerungsparameter ist die<br />
Gesamtkraft, die Summe der vier Einzelkräfte der vertikalen<br />
Aktuatoren, die auf den Tisch einwirkt. Damit erzeugt das<br />
System die optimalen Tisch bewegungen bei hoher Systemstabilität.<br />
Diese Regelungsstrategie hat Bosch Rexroth speziell<br />
für Erdbebensimulations- Anlagen optimiert und bereits mehrfach<br />
eingesetzt.<br />
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Helmut Fischer ist Branchenleiter Energie,<br />
Testing und Transport bei Bosch Rexroth<br />
48 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
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STUFENLOSE DRUCKLUFTREGELUNG<br />
Mit seiner neuen Serie ITVH bietet SMC Deutschland einen elektropneumatischen<br />
Hochdruckregler für die präzise und stufenlose Druckluftregelung. Die<br />
Serie ITVH zeichnet sich aus durch das besonders stabile Halten des Drucks<br />
und verbessert damit die Eigenschaften der Serie ITVX. Im Vergleich zur Serie<br />
ITV# ist der Einstellbereich nach oben auf bis zu 2 MPa erweitert. Typische<br />
Anwendungsbeispiele der Serie ITVH sind Tank-Prüfdruck-Tests, bei denen der<br />
Druck schrittweise gesteigert wird, Dichtheitsprüfungen und Leckagetests,<br />
Fördermengensteuerung, Zugspannungsregelung sowie Druckkontrolle bei<br />
Klebstoffanwendungen.<br />
Die Druckregelung funktioniert proportional zu einem elektrischen Eingangssignal.<br />
Die Leistungsaufnahme beträgt nur maximal 3 W bei einem Einstelldruckbereich<br />
von 0,2 bis 2 MPa, einem Eingangsdruck bis zu 3 MPa und einem<br />
maximalen Durchfluss von 3 000 l/min (ANR). Die Stabilität beträgt maximal<br />
± 1 % vom Messbereich.<br />
Vorteilhaft sind die kompakte Bauweise (122 × 62 × 52 mm) und das geringe<br />
Gewicht (630 g) des Moduls – insbesondere, wenn der verfügbare Bauraum<br />
stark begrenzt ist, oder die Dynamik (z. B. bei der Montage auf einem Roboterarm)<br />
es erfordert. Die Optionen gerader Stecker/Winkelstecker sowie Befestigungsplatte/ L-Befestigungswinkel<br />
ermöglichen eine bedarfsgerechte Montage.<br />
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von Systemfehlern und der<br />
Überwachung einzelner<br />
Zustände in Prozessen und<br />
Systemen ermöglichen. Mit<br />
dem Sensor ist eine Überwachung<br />
über PC oder eine<br />
speicherprogrammierbare<br />
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Bewegungs- und Temperaturverlauf,<br />
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mit Druckzapfen lassen sich<br />
besser auf die Nutzung<br />
abstimmen. Druckzapfen mit<br />
Messing- oder Kunststoff-Fronten<br />
verhindern Beschädigungen<br />
dort, wo die Spannkraft in<br />
das Bauteil eingeleitet wird.<br />
Die gehärtete Druckzapfen-<br />
Spitze wiederum produziert<br />
einen klar definierten Druckpunkt.<br />
Als weitere Version<br />
steht ein Kugelzapfen zur<br />
Verfügung, der sich z. B. in<br />
einer Zentrierung findet. Der<br />
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verteilt die Druckkraft<br />
schonend auf eine vergrößerte<br />
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Aufbaus erreicht es in der Anwendung ein hohes<br />
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kompakte und robuste Einheiten. Für möglichst wenige<br />
Schnittstellen und kurze Zykluszeiten hat Voith im BWIL-<br />
Antrieb Hydraulikaggregat, Steuereinheit, Aktuator sowie<br />
Steuerelektronik und Applikationssoftware aufeinander<br />
abgestimmt. Die Prozesssteuerung ist bei diesen Antrieben sehr<br />
einfach und sicher. Sie erfolgt mit angebauten, hochdynamischen<br />
Schaltventilen. Von der engen Verbindung zwischen Maschinenund<br />
Antriebssystem profitieren Betreiber durch eine hohe<br />
Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Das System ist durch Mehrdruckkreisläufe<br />
und Speichertechnik energetisch effizient und<br />
verfügt über einen modularen Aufbau.<br />
Ein modularer Aufbau verbindet bewährte Komponenten<br />
entsprechend der jeweiligen Maschinenanforderung; so benötigt<br />
der BWIL-Antrieb eine kürzere Entwicklungszeit und ist<br />
schneller verfügbar. Der freiprogrammierbare Hochleistungsantrieb<br />
nutzt hochdynamische Servoventile zur Prozesssteuerung<br />
und ermöglicht so auch komplexe Umform- und<br />
Positionieraufgaben.<br />
Der anwendungsoptimierte elektrohydraulische BWIL-Antrieb<br />
ermöglicht bei Pressanwendungen Stanzkräfte bis 2 500 kN mit<br />
einer Zykluszeit von 400 ms bei 20 mm Hub. Bei Scheraufgaben<br />
sind 1 000 kN Kraft bei 200 mm Hub und Zykluszeiten von bis zu<br />
3 Sekunden möglich.<br />
Voith stattet das Aggregat mit IE3 Motorentechnik für den Antrieb<br />
der Innenzahnradpumpe aus. Die Förderleistung der Pumpe<br />
beträgt zwei Mal 125 l. In Verbindung mit der Speicherladetechnik<br />
und zusätzlichen dreimal 50 l Speicher ist diese Förderleistung<br />
ausreichend, um bei Bedarf auch lange dynamische Hübe zu<br />
realisieren. Die bekannten Speicherladesysteme von Voith und die<br />
effiziente Innenzahnradpumpe ermöglichen im Zusammenspiel<br />
eine gute Energieeinsparung.<br />
www.voith.de<br />
50 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
MARKTPLATZ<br />
METALLBALGKUPPLUNG FÜR DIE<br />
BLINDMONTAGE<br />
Die Metallbalgkupplung EWM von Enemac besteht aus zwei<br />
Teilen: Die längere Seite umfasst eine Aluminiumnabe, die mit<br />
einem Edelstahlbalg verbunden ist, am freien Balgende sitzt ein<br />
Zentrierbund mit konischer Nut. Die kürzere Seite besteht aus der<br />
zweiten Aluminiumnabe sowie einer konischen Mitnehmernase.<br />
Dieser Bund stellt eine exakte Fluchtung der beiden Nabenhälften<br />
sicher. Mit der Type EWM, verfügbar in neun Baugrößen von<br />
<strong>10</strong> bis 600 Nm, lässt sich bis zu 80 % der Montagezeit einsparen,<br />
im Falle einer Serienanwendung kann die Montage durch Einsatz<br />
eines Passrings noch weiter vereinfacht werden. Die Kupplung<br />
kann bereits vor Einbau des Motors auf den Motor aufgesteckt<br />
werden und wird später „zusammengefahren“. Auch im Falle,<br />
dass Nase und Nut nicht sofort zusammengeführt werden, wird<br />
der Balg (elastisch) um einige Millimeter gestaucht. Im Servicefall<br />
kann die Kupplung einfach „abgezogen“ werden.<br />
www.enemac.de<br />
SPEZIFISCH ANGEPASSTE KABELVERBINDUNGEN<br />
Individuelle Kabelverbindungen<br />
für die Industrie entwickelt<br />
und produziert Hellwig.<br />
Dazu gehören auch anspruchsvollste<br />
Verbindungslösungen<br />
für Prototypen und<br />
mittlere Serien. Eingesetzt<br />
für Verdrahtungen in Geräten<br />
und Anlagen, besonders der<br />
Messtechnik und der Medizin- und Automationstechnik, sind die<br />
spezifischen Kabel ebenso erhältlich wie konfektioniert mit<br />
beliebigen Steckverbindern. Das Angebot reicht bis hin zum<br />
kompletten Kabelbaum in kundenspezifischer Länge. Die<br />
Montage und Anspritzung von Steckverbindern aller Art ist eine<br />
Standard-Leistung des Herstellers. Dazu kommen Zertifizierungen<br />
nach DIN EN ISO 9001 und DIN EN ISO 14001.<br />
www.hellwig-ase.de<br />
NETZFUND<br />
DER LEISTUNGSSTÄRKSTE<br />
SERIEN-HYDRAULIKHAMMER DER WELT<br />
In unserem Netzfund sehen Sie, wie sich der leistungsstärkste<br />
Serien- Hydraulikhammer der Welt, der neue <strong>10</strong>-Tonnen Hammer<br />
HB <strong>10</strong>000 von Atlas Copco, durch das härteste Gestein Brisbanes,<br />
Australien, frisst. Der Link zum Video: bit.ly/OUP<strong>10</strong>16Netzfund<br />
Es ist eine Premiere,<br />
denn die<br />
Earthmoving<br />
Contractors Pty Ltd<br />
(EMC) ist das erste<br />
Unternehmen in<br />
Queensland, das<br />
den Hydraulikhammer<br />
einführte. Die<br />
enorme Produktivitätssteigerung,<br />
die<br />
mit dem Anbaugerät möglich ist, verdeutlichte ein Praxistest:<br />
EMC grenzte einen Abschnitt von <strong>10</strong> Kubikmetern Brisbane Tuff,<br />
dem härtesten Gestein, das in Brisbane vorkommt, und ging mit<br />
dem 7-Tonnen-Hammer HB 7000 auf höchste Stufe. Die Arbeit<br />
war innerhalb von <strong>10</strong> Minuten geschafft. Dann wurde der Test<br />
mit dem Zehntonner HB <strong>10</strong>000 von Atlas Copco wiederholt. Hier<br />
wurde das Ziel innerhalb von 5 Minuten erreicht.<br />
www.atlascopco.de<br />
E I N L A D U N G<br />
Mittwoch, 9. Nov. <strong>2016</strong><br />
8:00 bis 16:00 Uhr<br />
RuhrCongress Bochum<br />
Stadionring 20<br />
44791 Bochum<br />
Messtechnik Steuerungstechnik Regeltechnik Prozessleitsysteme Automatisierung<br />
Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und zeigen neue Trends im<br />
Bereich der Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an Fachleute und Entscheidungsträger die in ihren<br />
Unternehmen für die Automatisierung verantwortlich sind.<br />
Der Eintritt zur Messe und die Teilnahme an den Fachvorträgen ist für die Besucher kostenlos.<br />
MEORGA GmbH<br />
Sportplatzstraße 27<br />
66809 Nalbach<br />
Tel. 06838 / 8960035<br />
Fax 06838 / 983292<br />
www.meorga.de<br />
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<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 51
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
ELEKTRONISCHE LEISTUNGSVER-<br />
STÄRKER BEREIT FÜR INDUSTRIE 4.0<br />
Ulrich Walter<br />
In den vergangenen Jahrzehnten haben<br />
elektronische Leistungsverstärker die<br />
Weiterentwicklung von Hydraulik und<br />
Steuerungstechnik vorangetrieben. Eins ist aber<br />
bis heute immer gleich geblieben, die<br />
Standardansteuerung dieser Leistungsverstärker<br />
ist analog. Ist es nicht Zeit, dies zu ändern?<br />
Autor: Ulrich Walter, Geschäftsführer der W.E.St. Elektronik GmbH in<br />
Niederkrüchten<br />
Elektronische Leistungsverstärker sind ein notwendiges Übel<br />
zur Steuerung von Proportionalventilen, werden manche<br />
denken. Auf der anderen Seite sind es aber auch die Komponenten,<br />
welche die Weiterentwicklung in der Hydraulik und<br />
der Steuerungstechnik vorantreiben. Betrachtet man die Entwicklungsgeschichte<br />
dieser Produkte, so begann es in den 1970er Jahren<br />
mit voluminösen Geräten und viel Verlustleistung. Später in den<br />
1980ern verschwanden die großen Kühlkörper, und in den 1990ern<br />
konnten sie in die Proportionalventile (mal mehr und mal weniger<br />
gut gelungen) integriert werden. Nach 2000 begann dann ganz<br />
langsam die Digitalisierung der Leistungsverstärker.<br />
VOR- UND NACHTEILE<br />
VERSCHIEDENER BAUFORMEN<br />
Die heutigen Leistungsverstärker gibt es in vielfältigen Bauformen.<br />
Mal im klassischen Europakartenformat, mal als Snap-On<br />
Modul, mal als Steckerverstärker, mal integriert in Proportionalventilen<br />
(On-Board-Elektronik), aber auch integriert in<br />
verschiedenen SPSen.<br />
52 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
PWM-FREQUENZEINSTELLUNG<br />
Die PWM-Frequenzeinstellung wird bei vielen<br />
Produkten und Hydraulikherstellern auch als<br />
Dithereinstellung bezeichnet. Hierdurch kommt es<br />
oft zu Fehlinterpretationen.<br />
n Der Dither ist ein überlagertes Zittersignal<br />
(Brummsignal), wodurch die Hysterese des Ventils<br />
reduziert wird.<br />
n Das Zittersignal wird durch einen Wechselstromanteil<br />
im PWM-Signal generiert.<br />
Dies kann direkt durch das PWM-Signal erfolgen<br />
oder durch ein von der PWM-Frequenz unabhängiges<br />
amplitudenmoduliertes Signal, das über<br />
die Frequenz und die Amplitude an das Ventil<br />
angepasst wird.<br />
n Endstufen mit niedrigen PWM-Frequenzen,<br />
typisch < 300 Hz, generieren das Zittersignal<br />
direkt.<br />
n Endstufen mit hohen PWM-Frequenzen, typisch<br />
> 2000 Hz, benötigen einen zusätzlichen Dither.<br />
Welcher der beiden Lösungsansätze der bessere<br />
ist, hängt im Wesentlichen vom Ventil ab.<br />
Niedrige PWM-Frequenzen haben den generellen<br />
Nachteil, dass es zu einem relativ trägen<br />
Verhalten bei der Ventilansteuerung kommt und<br />
gleichzeitig eine zusätzlich große Totzeit durch<br />
die PWM-Frequenz (<strong>10</strong>0 Hz entspricht <strong>10</strong> ms<br />
Totzeit) vorhanden ist.<br />
POINTIERT<br />
INDUSTRIE 4.0 STELLT NEUE HERAUSFORDE-<br />
RUNGEN AUCH AN LEISTUNGSVERSTÄRKER<br />
MIT DER ETHERCAT-SCHNITTSTELLE HÄLT DIE<br />
DIGITALISIERUNG EINZUG<br />
ÜBERSCHAUBARE KOSTEN DANK NEUER<br />
MIKROPROZESSORFAMILIE<br />
Je nach Anforderungen hat jede Bauform ihre Vor- und Nachteile.<br />
Auf breiter Ebene haben sich heute die On-Board-Elektronik und<br />
die Snap-On-Modultechnik durchgesetzt. Das Europakartenformat<br />
ist durch den mechanischen Aufbau bedingt zu teuer, Steckerverstärker<br />
sind relativ einfach aufgebaut, aber auch eine preiswerte<br />
Alternative zur On-Board-Elektronik (besonders bei einmagnetigen<br />
Ventilen). Die meisten Leistungsverstärker, die in SPSen integriert<br />
sind, haben diverse technische Einschränkungen, und die Einsatzmöglichkeit<br />
muss vorab genau beurteilt werden.<br />
Die On-Board-Elektronik erleichtert den Einsatz, da eine<br />
optimierte Elektronik zusammen mit dem Ventil als eine Einheit<br />
geliefert und somit eine Austauschbarkeit im Wartungsfall ohne<br />
Fachpersonal ermöglicht wird. Die Anschaffungskosten sind jedoch<br />
meist hoch, da die Elektronik und das Elektronikgehäuse auf<br />
kritische Umgebungsbedingungen hin ausgelegt sein müssen.<br />
Dasselbe gilt für 6+PE Stecker plus das typische 7-polige Kabel.<br />
Viele dieser On-Board-Elektroniken (abhängig vom Hersteller)<br />
bieten gleichzeitig eine Möglichkeit der kundenspezifischen Parametrierung.<br />
Steht die einfache Austauschbarkeit im Wartungsfall<br />
im Vordergrund, so sollte auf diese Möglichkeit verzichtet werden,<br />
da durch eine anwendungsspezifische Parametereinstellung der<br />
technische Vorteil der OBE konterkariert wird.<br />
Die Snap-On-Technik bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />
die höchste Flexibilität und den besten Funktionsumfang, der heute<br />
für den Einsatz von Proportionalventilen wichtig ist. Neben dem<br />
platzsparenden Einsatz im Schaltschrank und der einfachen Verkabelung<br />
zum Ventil mit einem oder zwei DIN Würfelsteckern, der<br />
direkten und kurzen Verbindung zur SPS sind alle neueren<br />
Snap-On-Module digital aufgebaut und bieten eine erweiterte<br />
Funktionalität, wie sie mit der älteren, analogen Elektronik nicht<br />
möglich war. Ein weiterer und mit der wichtigste Vorteil der<br />
digitalen Realisierung besteht in der Möglichkeit, die Parametersätze<br />
zu speichern sowie zu drucken und so den Datenaustausch<br />
(besonders bei Serienanwendungen) zu erleichtern.<br />
UNIVERSELL UND ROBUST<br />
Nach fast 15 Jahren Erfahrung mit digitalen Leistungsverstärkern<br />
wurde die Baugruppe PAM-199-P der W.E.St. Elektronik GmbH<br />
als eines der universellsten und robustesten Geräte auf dem<br />
Hydraulikmarkt fertiggestellt. Konsequent entwickelt, um alle<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 53
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN TITEL<br />
01 PAM-199-P, Leistungsverstärker mit analoger Schnittstelle<br />
typischen Ventile der verschiedenen Hydraulikhersteller ansteuern<br />
zu können, ist eine flexible Einstellung aller relevanten<br />
Parameter möglich. Vorteilhaft: der Anwender muss sich nur<br />
einmal einarbeiteten.<br />
Die typischen Funktionen wie unterschiedliche Eingangssignale,<br />
Rampenbildner, MIN-MAX Einstellung ohne gegenseitige Beeinflussung,<br />
Kennlinienlinearisierung und Signalüberwachungen<br />
werden ergänzt durch eine funktional erweiterte Software zur<br />
Magnetansteuerung, die sowohl eine freie PWM-Frequenzeinstellung<br />
erlaubt, als auch die Möglichkeit eines zusätzlichen<br />
unabhängigen Dithers bietet. Darüber hinaus zeichnet sich die<br />
Baugruppe durch die folgenden Punkte aus:<br />
n Spannungsbereich von <strong>10</strong> V bis 30 V,<br />
n USB-Schnittstelle,<br />
n verschiedene Modi (zum Beispiel Ansteuerung von einem<br />
Wegeventil mit zwei Magneten oder von zwei getrennten Drosselventilen),<br />
n kurzschlussfest, übertemperaturfest.<br />
NEUE ANFORDERUNGEN DER INDUSTRIE 4.0<br />
Das Internet lehrt uns: Industrie 4.0 ist ein Organisationsgestaltungskonzept,<br />
das aus vier grundlegenden Organisationsgestaltungsprinzipien<br />
besteht: Vernetzung, Informationstransparenz (Die Fähigkeit,<br />
ein virtuelles Abbild der realen Welt zu erstellen), Technische<br />
Assistenz und Dezentrale Entscheidungen (Die Fähigkeit von cyberphysischen<br />
Systemen, eigenständige Entscheidungen zu treffen).<br />
Durch diese neuen Anforderungen ergeben sich auch neue<br />
Aufgaben und Möglichkeiten für die neuen Leistungsverstärker:<br />
n Vernetzung: Über die Busanbindung ist der Leistungsverstärker<br />
an die digitale Informationsautobahn der Automatisierung<br />
angeschlossen.<br />
n Informationstransparenz: Durch die Vernetzung ist der Leistungsverstärker<br />
keine undurchsichtige „Black Box“ mehr. Seine Parameter<br />
sind in der übergeordneten Maschinensteuerung ebenso<br />
sichtbar wie interne Diagnosedaten und zusätzliche Messgrößen<br />
(z.B. die Versorgungsspannung). Hierdurch kann der Maschinenbetreiber<br />
Fehlfunktionen leichter erkennen und schneller beheben.<br />
n Technische Assistenz: Die über den Bus abrufbaren Informationen<br />
bieten ein detailliertes Bild über den Zustand des Gerätes. Hier ist<br />
noch Raum für künftige Weiterentwicklungen, wie etwa Assistenten<br />
für eine noch leichtere Inbetriebnahme.<br />
n Dezentrale Entscheidungen: Die Sollwertaufbereitung durch<br />
Rampen und Kurvenfunktionen sind dezentrale Funktionen,<br />
ebenso wie die Magnetromregelung. Diese werden im Leistungsverstärker<br />
autonom und zeitoptimiert umgesetzt und belasten die<br />
übergeordnete Ebene nicht.<br />
Weiterhin wird die analoge Schnittstelle durch die digitale Schnittstelle<br />
ersetzt. Dies hat zur Folge, dass es durch die standardisierte<br />
Verkabelung zu weniger Fehlern kommt und dass die Signale<br />
gleichzeitig fehlerfrei übertragen werden.<br />
ABER IST DAS NICHT VIEL ZU TEUER?<br />
Die bisherigen Möglichkeiten der Feldbusankopplung – besonders<br />
wenn die Stückzahl nicht sehr hoch ist – kann als relativ teuer<br />
bezeichnet werden, nur der CAN-Bus, der in vielen Mikrokontrollern<br />
integriert ist, bot bisher ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Mit der Mikrocontroller-Familie XMC4000 kann dieses gute<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis auf Anwendungen mit Ethernet-<br />
Ankopplungen erweitert werden.<br />
Die mögliche Lösung ist in der XMC4000 Prozessorfamilie von<br />
Infinion zu finden. Diese Prozessoren sind von den technischen<br />
Daten her optimal für hydraulische<br />
Anwendungen (mobile Steuergeräte,<br />
On-Board-Elektronik aber<br />
auch für externe Lösungen)<br />
geeignet. Die Rechenleistung<br />
ist ca. 20fach höher, als<br />
für einen Leistungsverstärker<br />
nötig. Das heißt, es kann<br />
viel „Intelligenz“ für eine erweiterte<br />
Diagnose bzw. für zusätzliche<br />
Regelaufgaben implementiert werden. Das Besondere ist aber, dass<br />
der ARM CORTEX M4 Kern um eine EtherCAT-Schnittstelle<br />
erweitert wurde. Doch was bedeutet das?<br />
Die neu vorgestellten Derivate XMC4800 und die preiswertere Variante<br />
XMC4300 ermöglichen es nun, eine EtherCAT-Schnittstelle<br />
ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand einzusetzen. Durch die<br />
Integration von Ethernet-Schnittstellen, besonders von der EtherCAT<br />
aber auch der ProfiNet-Schnittstelle, kann die Feldbusankopplung<br />
mit nur geringen Mehrkosten gegenüber den bisherigen Baugruppen<br />
mit analogen Schnittstellen realisiert werden. Neben diesen Eigenschaften<br />
sind u.a. folgende Funktionen integriert:<br />
n ARM CORTEX M4 Prozessor, 144 MHz,<br />
n Floating Point Unit,<br />
54 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
n PWM-Ausgänge,<br />
n 2 x 8 analoge Eingänge mit 12 Bit,<br />
n 2 analoge Ausgänge mit 12 Bit,<br />
n Ethernet-Schnittstelle,<br />
n EtherCAT-Schnittstelle,<br />
n CAN Bus,<br />
n USB Schnittstelle,<br />
n verschiedene Derivate mit ausreichend Speicher.<br />
LEISTUNGSVERSTÄRKER MIT<br />
ETHERCAT-SCHNITTSTELLE<br />
Wie bereits angemerkt, findet zur Zeit der Wechsel von analogen<br />
Signalen hin zur Digitalisierung statt. Die Module der Firma W.E.St.<br />
waren schon immer digital, aber es fehlte die digitale Schnittstelle<br />
zur übergeordneten Maschinensteuerung. Dieser letzte Schritt wird<br />
nun mit der Integration einer EtherCAT-Schnittstelle vollzogen.<br />
Neben der sicheren und schnellen Sollwertübertragung stehen dem<br />
Anwender z. B. auch die aktuellen Stromwerte, der Ansteuerungsgrad<br />
des Ventils und Fehlerinformationen zur Verfügung. Ein weiterer<br />
und vielleicht der wichtigste Vorteil ist die Parametrierung direkt<br />
über die SPS. Dabei ist die Parametrierung selbst nicht auschlaggebend<br />
(sie könnte noch genauso über die W.E.St.-Bedienoberfläche<br />
WPC-300 erfolgen). Vielmehr ist es wichtig, dass die SPS die<br />
Parameter kennt und somit auch speichern kann. Im Fall eines Austausches<br />
des Leistungsverstärkers werden die richtigen Parameter<br />
von der SPS übertragen, und ohne weitere Parametrierung kann die<br />
Maschine wieder in Betrieb genommen werden. Stillstandszeiten<br />
werden so minimiert. Weitere Vorteile sind:<br />
n nahtlose Integration in das Automatisierungssystem: Der Verstärker<br />
wird zum integralen Bestandteil,<br />
n bessere Diagnose: Alle Signale/Informationen sind im Datenprotokoll<br />
verfügbar,<br />
n Verkabelung: einfache Verkabelung zu den Magneten und<br />
standardisierte Kabel auf der EtherCAT-Seite,<br />
n osteneinsparung auf der SPS-Seite: keine digitalen und analogen<br />
IOs erforderlich,<br />
n einfacher Austausch im Fehlerfall: Uber die Maschinensteuerung<br />
können die Module automatisch parametriert werden,<br />
n Ferndiagnose ist grundsätzlich möglich. Optional kann über<br />
einen WebServer der Zustand des Gerätes überwacht werden,<br />
n zusätzlich ist ein direktes Ansprechen des Geräts über WPC-300<br />
und Notebook möglich, so dass die Inbetriebnahme der verbundenen<br />
Achse auch unabhängig von der übergeordneten Steuerung erfolgen<br />
kann,<br />
n bessere Dynamik, da keine Wandlungszeiten für die Übertragung<br />
digital -> analog -> digital nötig sind.<br />
BEZAHLBAR IN DIE DIGITALE WELT<br />
Das Entwicklungsziel, einen Leistungsverstärker in derselben Preisklasse<br />
wie die analogen Leistungsverstärker zu realisieren, ist mit<br />
diesem Produkt gelungen. Die Bauform hat sich nicht geändert, nur<br />
ein paar neue Stecker sind hinzugekommen. Die serielle Schnittstelle<br />
(USB) wurde beibehalten, so dass man wie gewohnt und mit<br />
derselben Parametriersoftware (WPC-300) die Einstellungen<br />
vornehmen kann.<br />
Die Funktionen des Leistungsverstärkers sind identisch mit dem<br />
Standardprodukt PAM-199-P. Er lässt sich als Leistungsverstärker<br />
sowohl für Wegeventile mit zwei Magneten als auch als Leistungsverstärker<br />
für zwei unabhängige Druck- oder Drosselventile<br />
einsetzen. Der maximale Magnetstrom von 3 A dürfte für fast alle<br />
Anwendungen ausreichend sein.<br />
Wie Sie sehen: Mit diesem neuen Produkt kann der Schritt in die<br />
Digitalisierung bezahlbar vollzogen werden. Die Feldbusschnittstelle<br />
ist nicht nur den komplexen Achsreglern vorbehalten, auch<br />
einfachere Produkte wie die Standard-Leistungsverstärker lassen<br />
sich kostengünstig über digitale Schnittstellen ansteuern.<br />
www.w-e-st.de<br />
02 Mit der EtherCAT-Schnittstelle<br />
hält die Digitalisierung Einzug<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 55
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
MASCHINENSICHERHEIT<br />
VON DEN MASCHINEN DARF<br />
KEINE GEFAHR AUSGEHEN<br />
Eine Vielzahl verschiedener Normen und<br />
Richtlinien regeln für Maschinenhersteller und<br />
-betreiber die Bewertung von Arbeitsrisiken und<br />
den Umgang damit. Mit einer Reihe intelligenter<br />
Produkte, die inhärente Schutzfunktionen<br />
besitzen, unterstützt SMC das Ziel, Risiken zu<br />
minimieren und die Arbeitssicherheit zu<br />
erhöhen.<br />
Von Maschinen darf keine Gefährdung für Menschen<br />
ausgehen. „Sicheres Entlüften“, „Sicherer Stopp“,<br />
„Zweihandbetätigung“ oder „Schutz vor unerwartetem<br />
Anlaufen“ sind Funktionen, mit denen viele Ventil- und<br />
Regelsysteme von SMC dazu beitragen den genannten Grundsatz<br />
zu erfüllen. Zudem kann somit ein regelkonformer Betrieb<br />
ermöglicht werden.<br />
In Europa schreibt die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG in<br />
Verbindung mit der Norm EN ISO 13849 vor, dass z.B. beim Öffnen<br />
von Schutzumhausungen alle pneumatischen Antriebe zum<br />
Stillstand kommen. Bei der Entnahme von Ausschussteilen von<br />
einem Förderband, um ein zweites Beispiel zu nennen, müssen<br />
Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, damit alle an die<br />
Gefahren zone grenzenden Antriebe sicher stoppen, wenn eine<br />
Hand in den Gefahrenbereich greift. In der Regel liefert eine Lichtschranke<br />
das Signal. Für den Stopp müssen die Steuerung und intelligente<br />
Systeme sorgen. Gleichzeitig darf es während notwendiger<br />
Arbeiten im Gefahrenbereich zu keinem unerwarteten Anlaufen<br />
der Maschine kommen.<br />
GESICHERTE POSITION<br />
Mit dem Sicherheitsprinzip „Gesicherte Position“ unterstützen<br />
die Magnetventilserien VQC2000-X27, VQC4000-X17 sowie die<br />
Serie SY3000/5000/7000 von SMC genau diese Sicherheitsfunktion.<br />
Beide Serien verfügen über ein weichgedichtetes, bistabiles Ventil<br />
mit Raste (VQC-X77 und SY-X25). Das erfüllt die Vorgaben der EN<br />
ISO 13849 für den Betrieb in sicherheitsgerichteten Steuerungen.<br />
Systeme, die allein auf Reibung basieren, erfüllen diese Art des<br />
regelkonformen Schutzes nicht. Wichtig für die sichere Anwendung<br />
in der Praxis ist, dass die pneumatischen Ventile sowie die<br />
Diagnose mittels Druckschalter auf einer Ventilinsel platziert<br />
werden, um einem unbefugten Zugriff auf die Magnetventile<br />
vorzubeugen. Für die Diagnose hat SMC diverse Drucksensoren<br />
und Signalgeber zur Erkennung der Zylinderkolbenstellung im<br />
Produktportfolio.<br />
POINTIERT<br />
NORMEN UND RICHTLINIEN REGELN<br />
BEWERTUNG VON ARBEITSRISIKEN<br />
SMC BEGEGNET ANFORDERUNGEN MIT<br />
VERSCHIEDENEN SICHERHEITSKONZEPTEN<br />
VENTILSERIE ERFÜLLT EN ISO 13849 BEIM<br />
ÖFFNEN VON SCHUTZUMHAUSUNGEN<br />
MAGNETVENTILSERIE ZUR EIGENSTÄNDIGEN<br />
ENTLÜFTUNG BEI GEFÄHRDUNGSFALL<br />
56 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
MASCHINENSICHERHEIT<br />
01<br />
01 Die Dual Port<br />
Feldbussysteme EX600 mit<br />
QuickConnect-Funktion<br />
zeichnen sich in<br />
Anwendungen aus, in<br />
denen häufige Werkzeugwechsel<br />
vorkommen. Das<br />
Hochfahren und Verbinden<br />
mit EtherNet/<br />
IP-Netzwerken wird so<br />
optimiert<br />
02 Die Entlüftungsventilserie<br />
VP-X555 verfügt über<br />
eine direkte Überwachung<br />
und Softstartfunktion<br />
SICHERES ENTLÜFTEN<br />
Werden während des Betriebs einer Anlage die Schutzgittertüren<br />
geöffnet oder betritt eine Person einen definierten Gefährdungsbereich,<br />
in dem z.B. ein Roboterarm arbeitet, empfiehlt es sich<br />
pneumatische Systeme zu entlüften, um das pneumatische<br />
System bzw. den Roboter sicher zu stoppen. Ferner darf es bei<br />
fälligen Wartungsarbeiten im Gefahrenbereich zu keinem<br />
unerwarteten Anlaufen der Maschine oder des Roboters<br />
kommen. Die Ventile der Serie VP-X536, VP-X538, VP-X555 und<br />
VG342-X87 von SMC bieten diesen Schutz, indem sie im Gefährdungsfall<br />
eigenständig entlüften. Als Sicherheitsbauteil erfüllen<br />
sie die aktuell gültige Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Eine<br />
integrierte Schieber abfrage erreicht mittels eines Endschalters<br />
einen Diagnose deckungsgrad von 99 Prozent. Damit sind auch<br />
die Vorgaben der EN ISO 13849 erfüllt. Mit dem Zweihandsteuerventil<br />
VR51 ist zudem der Aufbau von rein pneumatischen<br />
Steuerungen zur Handbindung in Einlegestationen möglich.<br />
STARKER PARTNER<br />
Viele Normen und Regeln sorgen in Europa für eine hohe Sicherheit<br />
des Arbeitspersonals im Umgang mit Maschinen. So fordert<br />
die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG eine Risikobeurteilung nach<br />
der EN ISO 12<strong>10</strong>0, entsprechend der Risiken, die bewertet<br />
und gemindert werden müssen. Die harmonisierte Norm<br />
EN ISO 13849 beschreibt eine probabilistische Methode, um die<br />
Risiken von Steuerungen zu mindern. Sie gilt für mechanische,<br />
pneumatische, hydraulische und elektrische Steuerungen und<br />
hat sich im Maschinenbau bewährt. EN ISO 13849-1 beschreibt<br />
allgemeine Gestaltungsleitsätze und EN ISO 13849-2 die<br />
Vali dierung des Steuerungssystems sowie der Bauteile. SMC<br />
begegnet diesem Bündel an Anforderungen mit unterschiedlichen<br />
Sicherheitskonzepten, die Maschinenhersteller und -betreiber bei<br />
ihren An strengungen für einen sicheren Betrieb optimal<br />
unterstützen.<br />
Fotos: SMC Pneumatik<br />
www.smc.de<br />
02<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 57
WIRTSCHAFTLICHERE ARBEITSMASCHINEN<br />
DANK RÜCKLAUF-SAUGFILTER<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Insbesondere in selbstfahrenden<br />
Arbeitsmaschinen kann der Einsatz von<br />
Rücklauf-Saugfiltern vorteilhaft sein. Sie<br />
ersetzen die erforderlichen Saug- bzw.<br />
Druckfilter für die Füllpumpe des geschlossenen<br />
hydrostatischen Antriebes sowie den<br />
Rücklauffilter für die Arbeitshydraulik im<br />
offenen Kreis. So lassen sich Kosten reduzieren.<br />
In Radladern, Schwarzdeckenfertigern oder Mähgeräten, die mit<br />
hydrostatischem Antrieb (geschlossener Kreis) und kombinierter<br />
Arbeitshydraulik (offener Kreis) ausgerüstet sind, besteht das<br />
Filterkonzept häufig noch aus einem Rücklauffilter (Arbeitshydraulik)<br />
und einem Saug- oder Druckfilter (hydrostatischer<br />
Antrieb). Der Einsatz eines Rücklauf-Saugfilters bietet weitreichende<br />
funktionale Verbesserungen und z.B. folgende Vorteile:<br />
n Nur ein Filter für beide Kreisläufe.<br />
n In beiden Kreisläufen wird im Rücklauf der gesamte Volumenstrom<br />
gefiltert.<br />
n In der Rücklaufleitung fließt ständig mehr Öl, als über die Saugleitung<br />
entnommen wird.<br />
n Exzellentes Kaltstartverhalten, da die Füllpumpe durch ein<br />
Druckhalteventil vorgespanntes Öl saugt.<br />
n Die Füllpumpe wird immer mit gefiltertem Öl versorgt. Ein<br />
Druckbegrenzungsventil ist verbaut, um Wellendichtringe vor<br />
Überlastung zu schützen.<br />
WIE FUNKTIONIERT DER<br />
RÜCKLAUF-SAUGFILTER?<br />
Vom Systemrücklauf (R) kommendes Öl fließt durch das Filterelement<br />
(1) und gelangt durch ein Druckhalteventil (2) auf 0,5 bar<br />
vorgespannt zur Füllpumpe des hydrostatischen Antriebes (S). Der<br />
Überschuss zwischen Rücklauf- und Saugmenge strömt gefiltert in<br />
den Tank (T) ab. Die Vorspannung von 0,5 bar in der Saugleitung<br />
vermindert die Kavitationsgefahr in der Füllpumpe und ermöglicht<br />
somit exzellente Kaltstarteigenschaften.<br />
Ein im Filterelement (1) integriertes Bypassventil (3) verhindert<br />
einen unzulässig hohen Staudruck im Rücklauf (bspw. bei Kaltstart<br />
oder verschmutztem Filterelement). Ein Bypassventilschutzsieb<br />
stellt sicher, dass unter keinen Umständen ungefiltertes Öl in die<br />
Füllpumpe gelangt. Während beim Einsatz getrennter Filter beide<br />
Kreise unabhängig voneinander arbeiten, entstehen durch die<br />
Zusammenführung über ein Rücklauf-Saugfilter zwischen beiden<br />
Kreisläufen Wechselwirkungen. Unter Berücksichtigung der nachfolgend<br />
beschriebenen Auslegungskriterien kommen die Vorteile<br />
des Rücklauf-Saugfilter-Konzepts voll zur Geltung.<br />
58 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
FILTER<br />
POINTIERT<br />
RÜCKLAUF-SAUGFILTER SPART WEITERE<br />
FILTER UND SOMIT KOSTEN EIN<br />
OPTIMIERTES KALTSTARTVERHALTEN<br />
DANK VORGESPANNTEM ÖL<br />
AUCH FÜR DEN LEITUNGSEINBAU<br />
VERWENDBAR<br />
ERFORDERLICHER VOLUMENSTROM<br />
IM SYSTEMRÜCKLAUF<br />
Zur Aufrechterhaltung einer Vorspannung von ca. 0,5 bar am Anschluss<br />
zur Füllpumpe ist unter allen Betriebsbedingungen ein minimaler<br />
Überschuss zwischen Rücklauf- und Saugmenge erforderlich.<br />
n Bei Betriebstemperatur und Nenndrehzahl sollte der Füllpumpenvolumenstrom<br />
80% des Filter-Nennvolumenstromes nicht<br />
überschreiten (z.B. sollte bei einem Rücklauf-Saugfilter mit 200 l/<br />
min Nennvolumenstrom / Rücklaufmenge der Volumenstrom der<br />
Füllpumpe nicht höher als 160 l/min sein).<br />
n Bei extremen Kaltstarts (n = <strong>10</strong>00 mm²/s) und leicht erhöhter<br />
Leerlaufdrehzahl (n = <strong>10</strong>00 min-1) sollte der Füllpumpenvolumenstrom<br />
≤ 80% des Rücklaufstromes betragen.<br />
Unter diesen Kaltstartbedingungen darf der Druckverlust in den<br />
Saugleitungen 0,4 bar nicht überschreiten. Hierdurch ist sichergestellt,<br />
dass selbst bei teilverschmutztem Filterelement die Füllpumpe<br />
mit genügend Öl versorgt wird.<br />
Wird das Lecköl aus dem hydrostatischen Antrieb über das Filter<br />
geführt, sind zum Schutz der Radial-Wellendichtringe die<br />
zuläs-sigen Lecköldrücke zu beachten. Hierbei sind neben dem<br />
Staudruck des Filters auch die Druckverluste der Leckölleitungen<br />
und des Ölkühlers zu berücksichtigen. Je nach Anwendungsfall<br />
empfiehlt sich der Einsatz eines Kühlerumgehungsventils.<br />
FILTERFEINHEITEN UND ÖLREINHEITEN<br />
Standardmäßig stehen für alle Rücklauf-Saugfilter zwei ARGO-HYTOS-<br />
Filterfeinheiten zu Verfügung: <strong>10</strong>EX2 und 16EX2, beide mit dem<br />
patentierten EXAPOR MAX2-Aufbau. Folgende Ölreinheiten nach<br />
ISO 4406 sind damit erzielbar:<br />
n <strong>10</strong>EX2 18/15/11 … 14/11/7<br />
n16EX2 20/17/12 … 17/14/<strong>10</strong><br />
Von den Herstellern hydrostatischer Antriebe wird für Normalbetrieb<br />
meist eine Ölreinheit von 20/18/15 sowie eine 19/17/14 für<br />
erhöhte Anforderungen (t > 90 °C) empfohlen. Bereits mit der<br />
Filterfeinheit 16EX2 werden diese Forderungen zu <strong>10</strong>0 % erfüllt.<br />
R (Rücklauf)<br />
S (Saugleitung)<br />
T (Tankleitung)<br />
AUCH FÜR LEITUNGSEINBAU GEEIGNET<br />
Bisher wurden Rücklauf-Saugfilter nur als Version für den Tankaufbau<br />
(Tank top mounting) angeboten. Da insbesondere bei kompakten<br />
Maschinen der Tank meist schwer erreichbar ist, hat ARGO-HYTOS als<br />
bislang einziger Hersteller Rücklauf-Saugfilter für den Leitungseinbau<br />
entwickelt. Diese Leitungseinbau-Varianten können an gut zugänglicher<br />
Stelle in die Rücklauf- und Saugleitung integriert werden.<br />
Fotos: Aufmacher fotolia<br />
Funktionsweise des Rücklauf-Saugfilters<br />
www.argo-hytos.com<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 59
HYDRAULIKÖL ERHÖHT<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT UND PRODUKTIVITÄT<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Neue Technologien und veränderte Betriebsbedingungen<br />
stellen die Industrie von heute vor<br />
immer größere Herausforderungen. Daher bringt<br />
Shell jetzt zwei neue Hydrauliköle auf den Markt:<br />
Shell Tellus S2 MX für stationäre Anlagen und<br />
Shell Tellus S2 VX für mobile Anlagen. Beide Öle<br />
wurden entwickelt, um die Zuverlässigkeit und<br />
Produktivität hydraulischer Anlagen zu<br />
optimieren und dadurch Kosten zu senken.<br />
Jörg Spanke, Technical Manager Shell Lubricants Nord-West-<br />
Europa fasst einen Trend in der Hydraulik zusammen: „Viele<br />
Anlagen laufen oft unter größeren Lasten und höheren<br />
Temperaturen als früher. Das führt zu höheren Belastungen<br />
für das Hydrauliköl. Daher haben wir eine verbesserte Formulation<br />
entwickelt, die gegenüber früheren Produktgenerationen eine<br />
deutlich verbesserte Leistungsfähigkeit bietet.“<br />
DREIMAL HÖHERE ÖLSTANDZEIT<br />
So bieten die beiden neuen Produkte eine Ölstandzeit, die nachweislich<br />
die üblichen Anforderungen von Industrie und Erstausrüstern<br />
um das bis zu Dreifache übersteigt. Zudem weisen Shell Tellus S2 MX<br />
und Shell Tellus S2 VX eine verbesserte Filtrierbarkeit auf – auch<br />
unter feuchten Bedingungen. Dies bezieht sich auf den Grenzwert<br />
des Filtrierbarkeitstests ISO 13357-1. Dies senkt das Risiko von Filterverstopfungen<br />
und damit des Anlagenausfalls. So können Anwender<br />
das Maximum aus ihren hydraulischen Anlagen herausholen, die<br />
Produktivität durch längere Wartungszyklen steigern und dank<br />
effizienterem Betrieb Wartungs- und Betriebskosten senken.<br />
60 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
DRUCKFLÜSSIGKEITEN<br />
POINTIERT<br />
DIE ANFORDERUNGEN AN<br />
HYDRAULIKÖLE STEIGEN IMMER WEITER<br />
HYDRAULIKÖL HAT UNMITTELBAREN<br />
EINFLUSS AUF DIE LEISTUNG DER ANLAGE<br />
NEUENTWICKELTES FLUID ERHÖHT<br />
ÖLSTANDZEIT UND EFFIZIENZ<br />
Als eines der ersten Hydrauliköle im Markt erfüllt das neue Shell<br />
Tellus S2 MX für stationäre Anlagen bereits jetzt den neuen Freigabestandard<br />
von Bosch Rexroth nach Rating List RDE 90245. Damit<br />
beweist es optimierte Verschleißschutzeigenschaften – selbst unter<br />
härtesten Betriebsbedingungen. Shell Tellus S2 VX eignet sich<br />
speziell für mobile Hydraulikanlagen. Dabei garantiert ein hoher<br />
Viskositätsindex eine optimale Leistung über eine große Bandbreite<br />
an Betriebstemperaturen hinweg.<br />
URSACHEN FÜR BETRIEBSSTÖRUNGEN<br />
n Verschmutzung und Kontamination<br />
des Hydrauliköls<br />
n Unsachgemäße Fehlerdiagnose bzw.<br />
unsachgemäße Reparatur<br />
n Technische Ausfälle (Lagerschaden durch falsche<br />
Justierung, Dichtungsversagen, Verunreinigungen)<br />
n Systemkomponenten überschreiten<br />
empfohlene Grenzwerte für Geschwindigkeit,<br />
Druck oder Volumen<br />
n Sonstiges<br />
UNMITTELBARER EINFLUSS AUF LEISTUNG<br />
„Unser Ziel bei der Entwicklung von Shell Schmierstoffen ist es,<br />
unsere Kunden bestmöglich dabei zu unterstützen, die Gesamtbetriebskosten<br />
ihrer Anlagen durch verbesserte Schmierung zu<br />
senken. Die Qualität und der Zustand des Hydrauliköls haben<br />
unmittelbare Auswirkungen auf die Leistung der Anlagen“, so Jörg<br />
Spanke. „Deshalb liegt der Fokus für uns nicht nur darauf, neue,<br />
qualitativ hochwertige Schmierstoffe zu entwickeln, sondern außerdem<br />
unsere Kunden dabei zu unterstützen, dass diese korrekt angewendet<br />
werden. So entsteht die Basis für eine optimale Leistung.“<br />
Shell Tellus S2 MX und Shell Tellus S2 VX sind mit früheren Generationen<br />
des Shell Tellus Hydrauliköls sowie mit vielen handels <br />
üblichen Hydraulikölen auf Mineralölbasis kompatibel. Das macht<br />
es Anwendern besonders leicht, die Vorzüge der neuen Formulation<br />
in ihren hydraulischen Anlagen zu nutzen.<br />
www.shell.de/tellus<br />
HYDRAULIKÖLE MÜSSEN IMMER MEHR LEISTEN<br />
Die Anforderungen an Hydrauliköle sind immens gestiegen,<br />
wie die folgenden Aspekte zeigen.<br />
n Höhere Leistung: Maschinen u. Anlagen werden bei stärkeren Belastungen<br />
und höheren Temperaturen betrieben<br />
n Höhere Produktivität: Die Stillstandzeiten müssen auf ein Minimum<br />
reduziert werden<br />
n Bessere Effizienz: Optimierte Kraftübertragung ist ein Muss<br />
n Kleinere Sumpfgrößen: Die Leistung muss mit weniger Schmierstoff<br />
über das gesamte Ölwechselintervall erbracht werden<br />
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<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 61
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
GEWAPPNET GEGEN KORROSION<br />
01 02<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Korrosionsschäden durch aggressive Medien sind<br />
ein bekanntes Problem. Doch auch eine<br />
vermeintlich harmlose Flüssigkeit wie<br />
Kühlwasser verhält sich je nach regionaler oder<br />
lokaler Zusammensetzung aggressiv und kann<br />
zu schleichenden, aber auch zu schnell<br />
verlaufenden Korrosionsschäden an<br />
geschlossenen Kühlwasserkreisläufen führen.<br />
Kühlwasserkreisläufe stellen eigene Anforderungen an die<br />
verwendeten Anschlüsse und Leitungen. Um diesen<br />
gerecht zu werden, hat Eisele mit der Ganzmetallsteckanschlüssen<br />
Liquidline eine eigene Produktlinie für<br />
Kühlwasseranwendungen im Portfolio. Welche Materialien und<br />
Bauformen die richtigen sind, hängt dabei insbesondere von der<br />
Anwendung und den geförderten Medien ab. Um eine zuverlässige<br />
und langlebige Problemlösung zu konstruieren, müssen die<br />
Einsatzbedingungen genau unter die Lupe genommen werden.<br />
Die Bauform eines Kühlwasseranschlusses richtet sich u. a.<br />
nach dem abzuführenden Wärmestrom, der Einbausituation und<br />
der zu erwartenden Druckbeaufschlagung. Hinsichtlich des<br />
Materials gilt es die chemische Beständigkeit über die geplante<br />
Nutzungsdauer sicherzustellen. Hier stellt gerade ein scheinbar<br />
harmloses Medium wie Kühlwasser hohe Ansprüche, da die<br />
Korrosionsgefahr stark von den örtlichen Gegebenheiten und der<br />
Zusammensetzung des zur Verfügung stehenden Kühlwassers<br />
beeinflusst wird.<br />
DAS RICHTIGE MATERIAL AUSWÄHLEN<br />
Je nach Anwendungsfall können Kühlwasseranschlüsse aus<br />
Messing, Edelstahl oder Aluminium hergestellt werden. Die<br />
Messing anschlüsse Liquidline bestehen bei Medienkontakt aus<br />
entzink ungsbeständigem Material. Auf diese Weise ist ein hoher<br />
Korrosionsschutz in den meisten gängigen Anwendungen gegeben.<br />
Sie wurden für Einsatzfälle konzipiert, in denen die Verwendung<br />
teuren säurebeständigen Edelstahls noch nicht erforderlich ist.<br />
Denn Kühlwasser ist mit einem pH-Wert in einer Bandbreite von 5<br />
bis 6 nur leicht sauer. In der Pharmaindustrie oder in Lackierereien<br />
werden z.B. stärkere saure Substanzen verarbeitet, welche für die<br />
Edelstahlanschlüsse besser geeignet sind. In Kreisläufen, die mit<br />
Aluminiumkühlkörpern arbeiten, sind hingegen auch Anschlüsse<br />
aus Aluminium notwendig, damit es nicht zu elektrolytischer<br />
Korrosion am Aluminiumkühler kommt. Flüssigkeitskühler werden<br />
aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Materials häufig aus<br />
Aluminium hergestellt und sind auf eine Einsatzdauer von mehreren<br />
Jahren ausgelegt. Um über die gesamte Zeit eine sichere<br />
Anschlusstechnik zu garantieren, müssen miteinander verträgliche<br />
Werkstoffe eingesetzt werden. Die bewährten Konstruktionsprinzipien<br />
der Ganz metallsteckverschraubungen wie sie in der Serie<br />
2 500 der Liquidline verwirklicht sind, wurden für diese Anwendungen<br />
eigens auf korrosionsbeständiges Aluminium übertragen.<br />
Dafür verarbeitet Eisele das Sondermaterial EN AW-AlSi1MgMn.<br />
Herkömmliche Aluminiumlegierungen erreichen nicht die<br />
62 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
03<br />
POINTIERT<br />
SCHRAUB- UND STECKVERBINDUNGEN FÜR<br />
DEN EINSATZ IN KÜHLWASSERKREISLÄUFEN<br />
GEFERTIGT AUS ALUMINUM, EDELSTAHL<br />
ODER ENTZINKUNGSBESTÄNDIGEM MESSING<br />
DIE BAUART RICHTET SICH NACH DEM DRUCK<br />
UND DEM ABZUFÜHRENDEN WÄRMESTROM<br />
01 Die Serie 2500 der Liquidline umfasst Steckverschraubungen aus<br />
korrosionsbeständigem Aluminium, um elektrolytische Korrosion an<br />
Alukühlkörpern zu vermeiden<br />
02 Die Liquidline ist in entzinkungsbeständigem Messing verfügbar,<br />
da Korrosion durch Entzinkung bei bestimmten Kühlwasserzusammensetzungen<br />
ein Problem sein kann<br />
03 Der gekammerte O-Ring an der Gewindeseite gewährt Dichtheit<br />
bei geschlossenen Kühlwasserkreisläufen. Der Dichtring auf der<br />
Gegenseite sitzt gut geschützt in der Lösehülse<br />
gewünschte Wasser beständigkeit, weshalb auch die Hersteller von<br />
Flüssigkeitskühlern verstärkt dieses Material wählen.<br />
SICHERHEIT DURCH ABSOLUTE DICHTIGKEIT<br />
Kommt es, z.B. aus Sicherheitsgründen, auf absolute Dichtigkeit<br />
der Kühlwasserkreisläufe an, steht hier insbesondere die verwendete<br />
Anschlusstechnik im Blickpunkt: Gute Druck- und Temperaturbeständigkeit<br />
bei hohen Durchflussraten ist unabdingbar. Außerdem<br />
sollte die verwendete Technik gegen aggressive wässrige<br />
Medien sowie Lösemittel beständig sein. Die Einschraubanschlüsse<br />
der Serie 2600 sind mit einer Dichtung aus FPM (Viton) ausgestattet<br />
und alle Dichtstellen an Schlauch, Gewinde und Gehäuse sind auf<br />
Langlebigkeit ausgelegt. Die Anschlüsse der Serie 2400 verfügen<br />
sogar über zwei Dichtungen und sind für höhere Drücke bis zu 24<br />
bar konzipiert. Mit dieser Dichtungsausstattung kann die Liquidline<br />
u. a. sogar direkt in Schaltschränken oder in Reinräumen ihren<br />
Dienst verrichten.<br />
DER PROBLEMFALL ENTZINKUNG<br />
Entzinkung ist seit langem bekannt und kann u. a. zu<br />
Korrosions schäden an Kühlwasseranschlüssen führen. In Ausnahmefällen<br />
wird sie an Bauteilen aus Messing beobachtet, die<br />
in ständigem Kontakt mit Wasser stehen. Die angegriffene<br />
Stelle verfärbt sich hierbei kupferrot und weist dann praktisch<br />
keine Eigenfestigkeit mehr auf. Vereinfacht dargestellt lösen<br />
sich bei der Entzinkung die Hauptlegierungsbestandteile des<br />
Messings auf: Kupfer und Zink werden zu wasserlöslichen<br />
Salzen oxidiert. Das Zink wird vom Kühlwasserstrom weggeführt,<br />
das Kupfer dagegen als schwammartige Masse wieder<br />
abgeschieden. Die Voraussetzung für diesen Vorgang ist ein<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 63
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
04 Leicht saure Kühlwässer können schnell zu Korrosionsschäden<br />
an herkömmlichen Kühlwasseranschlüssen führen<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
stark chloridhaltiges und in der Regel weiches Wasser mit niedriger<br />
Karbonathärte.<br />
Man kann die Entzinkung durch sachgerechte Werkstoffwahl und<br />
die richtige Handhabung der Bauteile, z.B. durch Einhaltung der<br />
vorgeschriebenen Anzugsmomente, vermeiden. Die durchflussoptimierten<br />
Anschlüsse der Liquidline werden daher aus einer<br />
speziellen entzinkungsbeständigen Messinglegierung hergestellt.<br />
Entzinkungskorrosion durch hohen Chloridgehalt und niedrige<br />
Karbonathärte kann so ausgeschlossen werden. Die Entzinkungsbeständigkeit<br />
wird nach ISO 6509 überprüft. Die Metallsteckanschlüsse<br />
sind demnach in allen Brauchwässern, Wasserdampf,<br />
verschiedenen Salzlösungen und vielen organischen Flüssigkeiten<br />
gut beständig. Der Werkstoff ist bei Lloyd's Register für bestimmte<br />
Bauteile im Schiffbau zugelassen. Die Anschlüsse sind nickelfrei<br />
und stellen eine preiswerte Alternative zu Edelstahllösungen dar.<br />
WENN ES HART KOMMT: EDELSTAHL<br />
In Ausnahmefällen sind jedoch Kühlwasseranschlüsse aus Edelstahl<br />
vorzuziehen. Überall, wo die in der Anschlusstechnik gängigen<br />
Standardmaterialien wie Kunststoff, Messing und Aluminium<br />
an ihre Grenzen stoßen, steht mit der Eisele Inoxline eine<br />
wirtschaftliche Lösung aus Edelstahl zur Verfügung. Edelstahl<br />
bietet optimalen Korrosionsschutz auch bei aggressiven Medien<br />
und hohen Temperaturen. Anschlusskomponenten aus Edelstahl<br />
sind daher besonders langlebig und ausfallsicher. Sie können<br />
zudem problemlos mit allen anderen Werkstoffen kombiniert<br />
werden. Hinzu kommt ihre gute Reinigungsfähigkeit. Sie sind<br />
deshalb vor allem für den Einsatz in hygienesensiblen Bereichen<br />
hervorragend konzipiert. Edelstahl widersteht besonders gut sauren<br />
Medien und aggressiven Reinigern. Bei der Auswahl des richtigen<br />
Materials sind nicht nur die eingesetzten Medien, sondern auch<br />
die Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Atmosphäre zu<br />
beachten. Insbesondere bei pH-Werten unter 5 sind Anschlüsse aus<br />
Edelstahl erforderlich. Gleiches gilt, wenn im Medium selbst, in verwendeten<br />
Reinigungsmitteln oder in der Installationsumgebung<br />
Ammoniak oder sehr hohe Nitrat- und Chloridgehalte vorliegen.<br />
Speziell in Gegenden mit intensiver, landwirtschaftlicher Nutzung<br />
kann Nitrat zum Problem werden.<br />
DER PROBLEMFALL ELEKTROKORROSION<br />
Durch Elektrokorrosion können sich Kühlwasseranschlüsse aus<br />
Metall binnen kurzer Zeit regelrecht zersetzen, ohne dass es auf den<br />
ersten Blick einen Grund dafür gibt. Bei der Elektrokorrosion führen<br />
Gleichströme oder -stromanteile in Wechselspannungen zu<br />
Schäden an Leitungen und Armaturen. Werden zwei identische<br />
Metallelemente durch einen externen Strom zu einem galvanischen<br />
Element verbunden, wird das als Anode fungierende Metallteil<br />
abgebaut. Die Zersetzung beginnt mit dem unedelsten Legierungsbestandteil.<br />
Der Grund für Elektrokorrosion sind oft<br />
unbemerkte Erdungs- oder Fehlerströme. Lässt sich die Ursache<br />
solcher Probleme nicht ohne weiteres beseitigen, sollte ebenfalls<br />
auf Edelstahl zurückgegriffen werden.<br />
Generell sollten vor der Materialauswahl für Kühlwasser anschlüsse<br />
immer die konkret vorliegenden Gegebenheiten am Installationsort<br />
geprüft werden. Dabei sind nicht nur die eingesetzten Medien,<br />
sondern auch Umgebungsbedingungen wie Temperatur und<br />
Atmosphäre zu beachten. Es gilt: die richtige Materialwahl verhindert<br />
Korrosionsschäden durch Kühlwasser.<br />
www.eisele.eu<br />
64 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
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Kraftübertragung auch bei rauen Umgebungen mit Schmutz,<br />
Staub und Feuchtigkeit ausgelegt. Auch bei Hitze, Kälte, Dürre,<br />
Regen oder direkter Sonneneinstrahlung zeigen sie einen hohen<br />
Wirkungsgrad. Zudem kann mit ihnen auf Schmierung verzichtet<br />
werden. Der Hersteller hilft bei der Auslegung und Berechnung<br />
der Riementriebe. Diese werden im Zuge einer weltweiten<br />
Off-Highway-Initiative des Konzerns eingeführt.<br />
www.continental-corporation.com<br />
SYSTEMBAUKASTEN FÜR DIE BLECHUMFORMUNG<br />
Mit Augmented Reality macht<br />
Bosch Rexroth auf der<br />
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sichtbar. Am Beispiel einer<br />
mechanischen Servopresse<br />
wird ein Systembaukasten für<br />
effiziente Antriebs- und<br />
Steuerungslösungen für die<br />
Blechbearbeitung gezeigt. Die<br />
Schwerpunkte liegen auf<br />
vernetzten, energieeffizienten<br />
elektrohydraulischen und<br />
elektromechanischen<br />
Lösungen. Funktionsmodule<br />
werden zu einem durchgängigen<br />
Maschinenkonzept<br />
kombiniert, inklusive intelligenter Haupt- und Nebenfunktionen,<br />
Energiemanagement und Vernetzung. Das Energiemanagement<br />
basiert auf einer in Kooperation mit der TU Chemnitz entwickelte<br />
Augmented Reality-Anwendung.<br />
www.boschrexroth.com<br />
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Der Systemanbieter Weber-Hydraulik entwickelt in seiner Business Unit<br />
On-Road-Lösungen für u. a. Nutzfahrzeuge sowie diverse Sonderfahrzeuge.<br />
Gemeinsam mit dem Joint Venture Partner VSE präsentiert der Hydraulikspezialist<br />
auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge verschiedene Lenksysteme.<br />
Zudem werden Innovationen für die Positionsmessung präsentiert, welche<br />
den Hub exakt bestimmen und sich für den Einsatz in Ausschiebezylindern<br />
von Mobilkranen oder Kranaufbauten eignen. Das hydropneumatische<br />
Federungssystem DTS schafft die Voraussetzungen für guten Fahrkomfort<br />
und reagiert aktiv auf den benötigten Federungsbedarf. Ob voll beladen,<br />
mit Teillast oder leer: Hydraulische Zylinder tragen das Gewicht des<br />
Fahrzeugs. Für die Federung sorgen Akkumulatoren und integrierte<br />
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WEITERE SYSTEMKOMPONENTEN<br />
RÜCKSTRÖMENDES ÖL<br />
IM TANK BERUHIGEN<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Rückstromverteiler beugen der Bildung von<br />
Ölschaum vor und reduzieren Behältergeräusche.<br />
Sie bilden eine ideale Ergänzung zu<br />
Rücklauffiltern mit Gewindeauslauf und werden<br />
mittels Innengewinde direkt an die<br />
Rücklaufleitung oder den Filtertopf des<br />
Filtergehäuses angeschlossen.<br />
Die bedarfsgerechte Auslegung eines Behälters ist eine der<br />
Grundvoraussetzungen für einen störungsfreien Betrieb<br />
von Hydrauliksystemen. Denn ein gut konstruierter Tank<br />
versorgt nicht nur die Anlage mit der ausreichenden<br />
Menge an Druckflüssigkeit, sondern er verhindert durch geeignete<br />
Maßnahmen – wie z. B. dem Einsatz von Einfüll- und Belüftungsfiltern<br />
und ausreichender Tankvorspannung – gleichzeitig, dass<br />
Feststoffverschmutzung, Wasser und Luft in das Öl gelangen und<br />
die Funktionsweise empfindlicher Komponenten beeinträchtigen.<br />
Dies hat nicht selten den Austausch betroffener Bauteile zur Folge,<br />
was häufig mit kostenintensiven Stillständen und unplanmäßigen<br />
Ölwechseln verbunden ist.<br />
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist darüber<br />
hinaus Oberflächenschaum, der sich beim unkontrollierten Rück-<br />
01 Beim unkontrollierten Rückströmen von<br />
Hydrauliköl aus der Rücklaufleitung in den<br />
Tank kann sich Oberflächenschaum bilden<br />
66 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
WEITERE SYSTEMKOMPONENTEN<br />
strömen von Hydrauliköl aus der Rücklaufleitung in den Tank<br />
bilden und als Luft-in-Öl-Dispersion eine Reihe von Betriebsproblemen<br />
im gesamten System verursachen kann. Dazu gehören<br />
Effizienzverluste bei der Nutzung der eingesetzten Energie, das<br />
Auftreten von Betriebsstörungen und die Verkürzung der Lebensdauer<br />
des Öls. Dies kann zu einem spürbaren Ölverlust aufgrund<br />
von Überschäumungen führen. Durch Kavitation in der Pumpe,<br />
was im Extremfall zum Totalausfall und damit zum Anlagenstillstand<br />
führen kann, nimmt außerdem die Geräuschentwicklung<br />
im System drastisch zu.<br />
An dieser Stelle kommen Rückstromverteiler der Baureihe SRV<br />
von Stauff ins Spiel: Die Konstruktion der Bauteile basiert auf zwei<br />
konzentrischen Stahlrohren, deren perforierte Auslaufbereiche<br />
versetzt zueinander angeordnet sind und das rückströmende Öl so<br />
verlangsamen und effektiv beruhigen. Der Bildung von Ölschaum<br />
kann auf diesem Weg vorgebeugt und Behältergeräusche dauerhaft<br />
reduziert werden. Bei kleineren Tanks wird außerdem ein Aufwirbeln<br />
von Bodenablagerungen wirkungsvoll vermieden.<br />
Rückstromverteiler bilden eine ideale Ergänzung zu Rücklauffiltern<br />
mit Gewindeauslauf und werden mittels BSP- oder NPT-<br />
Innengewinde direkt an die Rücklaufleitung oder den Filtertopf des<br />
Filtergehäuses angeschlossen. Die Positionierung erfolgt vollständig<br />
unterhalb des Mindest-Flüssigkeitspegels des Behälters und<br />
idealerweise mit der geschlossenen Fläche des äußeren Stahlrohrs<br />
zur Pumpen-Saugseite weisend. Dank der umfangreichen Produktpalette<br />
eignen sich Rückstromverteiler von Stauff für maximale<br />
Betriebsdrücke bis 20 bar (in der Rücklaufleitung) und decken<br />
erforderliche Volumenströme bis 950 l/min lückenlos ab.<br />
BILDUNG VON ÖLSCHAUM<br />
VORGEBEUGT<br />
BEHÄLTERGERÄUSCHE DAUERHAFT<br />
REDUZIERT<br />
AUFWIRBELN VON ABLAGERUNGEN<br />
WIRKUNGSVOLL VERMIEDEN<br />
02 Rückstromverteiler<br />
aus Stahl mit perforierten<br />
Auslaufbereichen<br />
POINTIERT<br />
Werkbilder: Stauff Walter Stauffenberg GmbH & Co. KG<br />
www.stauff.com<br />
ÜBER STAUFF<br />
Seit mehr als 50 Jahren entwickelt, produziert<br />
und vertreibt die Stauff-Gruppe vom Stammsitz<br />
in Werdohl aus Leitungskomponenten und<br />
Hydraulikzubehör für den Maschinen- und<br />
Anlagenbau und die industrielle Instandhaltung.<br />
Zum Produktprogramm zählen aktuell etwa<br />
33000 Standardkomponenten sowie eine Vielzahl<br />
an Sonder- und Systemlösungen. Eigene Produktions-<br />
und Vertriebsniederlassungen in derzeit 18<br />
Ländern und die enge Zusammenarbeit mit<br />
einem flächendeckenden Netzwerk aus Handelspartnern<br />
und Werksvertretungen in sämtlichen<br />
Industrieländern stellen eine hohe Präsenz und<br />
Verfügbarkeit sicher und ermöglichen maximale<br />
Servicekompetenz vor Ort. Weltweit sind etwa<br />
1150 Mitarbeiter für Stauff tätig, davon etwa 350<br />
an drei Standorten in Deutschland: Werdohl<br />
(Verwaltung, Produktion), Plettenberg (Produktion)<br />
und Neuenrade (Logistik). Im Geschäftsjahr 2015<br />
haben die Unternehmen der Stauff-Gruppe einen<br />
Außenumsatz von über 230 Mio. Euro erwirtschaftet.<br />
03 Perfekte<br />
Kombination:<br />
Rücklauffiltergehäuse<br />
mit<br />
Rückstromverteiler<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 67
BASICS<br />
WIE DOPPELFILTER DIE STANDZEIT ERHÖHEN<br />
EFFIZIENTE FILTRIERUNG<br />
Die effiziente Filtrierung von Betriebsmedien hat einen erheblichen Einfluss auf die<br />
Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen. Dabei fallen zwei Aspekte wirtschaftlich<br />
ins Gewicht: die Standzeiten von Filterelementen und die Stillstandzeiten bei deren<br />
Austausch.<br />
Um die Wartungsmaßnahme geplant in einer Produktionspause auszuführen, fordern<br />
Endanwender die rechtzeitige Anzeige des Verschmutzungsgrades der Filterelemente.<br />
Bei kontinuierlichen Prozessen oder Drei-Schicht-Fertigungen, bei denen jeder<br />
Stillstand enorme Kosten verursacht, kommen Doppelfilter zum Einsatz, bei denen der<br />
Anwender im laufenden Betrieb vom verbrauchten Filterelement auf ein neues<br />
umschaltet. Die Kosten für die Filterelemente betragen in der Regel nur einen kleinen<br />
Teil einer Ausfallstunde. Darum fordern Endanwender außerdem möglichst lange<br />
Tauschintervalle.<br />
SAUBERE SACHE<br />
Filter sind stets darauf bedacht, ungelöste Fremdkörper in einem Druckmedium<br />
zurückzuhalten, um den Verschleiß an bewegten Teilen durch die Fremdkörper zu<br />
senken und somit die Lebensdauer der Geräte zu erhöhen. Aber auch Funktionsstörungen<br />
durch eventuelles Verstopfen sowie Hängenbleiben von Steuerkolben und<br />
die damit verbundenen Betriebsunterbrechungen sollen durch Filterung vermieden<br />
werden. Auch die Alterung der Druckflüssigkeit durch chemische Vorgänge als Folge<br />
von Verunreinigung kann auf diese Weise verlangsamt werden. Die verschiedenen<br />
Filterarten lassen sich nach verschiedenen Eigenschaften separieren: dem Arbeitsdruck,<br />
der Wirksamkeit, der Bauart und dem Einbauort. Neben den gängigen Filtern kommen<br />
in der Ölhydraulik auch Doppelfilter zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine<br />
Verbindung zweier Einfachfilter mit einer Umschalteinheit zum wahlweisen Durchlass<br />
des kompletten Volumenstroms durch einen der beiden Filter, während der andere<br />
gereinigt werden kann.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
EIN KONKRETES BEISPIEL<br />
Bosch Rexroth steigert die Standzeiten von<br />
Filterelementen mit einem ganzheitlichen<br />
modularen Konzept und Filterkonstruktionen mit<br />
Zykloneffekt. Das verringert den Wartungsaufwand<br />
und senkt die Betriebskosten. Die Doppelfilter-Baureihe<br />
63 FLDK(N) zeigt, wie dieser<br />
Ansatz in der Praxis funktioniert.<br />
Hier schaltet der Bediener einhändig vom<br />
verbrauchten Filterelement auf das neue im<br />
zweiten Gehäuse um. Die Reinigungswirkung<br />
bleibt unterbrechungsfrei erhalten. Das drucklose<br />
Gehäuseteil öffnet er mit einem Schnellverschluss<br />
und wechselt das Filterelement. Die Baureihe ist<br />
auf einen Nenndruck von bis zu 63 bar ausgelegt<br />
und deckt in sechs Baugrößen Durchflüsse bis 450 l/min ab. Zudem nutzt der Hersteller<br />
die langjährige Erfahrung in der Modellierung von Sphäroguss-Werkstoffen. Dadurch<br />
erreicht er nicht nur eine Gewichtseinsparung von rund 30 Prozent, sondern verringert<br />
auch den Bauraum. Dieser ist vor allem bei Erweiterungen installierter Anlagen interessant.<br />
Wird die Hydraulik- oder Schmiermittelmenge erhöht, steigt der Bedarf an<br />
Filterfläche. Oft steht aber nicht genug Platz für ein größeres Filtergehäuse zur Verfügung.<br />
Die Baureihe 63 FLDK(N) ermöglicht eine kompakte Lösung, denn sie benötigt<br />
bei identischen Normfilterelementen nur den halben Platz oder bietet bei nahezu<br />
gleichem Bauraum deutlich mehr Filterfläche durch größere Nennweiten. Durch den<br />
Zykloneffekt verlängern sich die Wartungsintervalle erheblich und in vielen Fällen<br />
können kleinere, kostengünstigere Filter eingesetzt werden. Praxiserfahrungen zeigen,<br />
dass sich die Standzeiten der Filtermedien signifikant verlängern können. Zusätzlich<br />
reduziert der Zykloneffekt den Differenzdruck, das Delta p.<br />
www.boschrexroth.com<br />
Autor: Thomas Schäfer, Entwicklung Filter,<br />
Werk Ketsch, Bosch Rexroth AG<br />
68 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
DER ZYKLONEFFEKT<br />
Bislang trafen grobe Partikel im Förderstrom<br />
frontal auf das Gewebe in Filtergehäusen<br />
und verstopften die Fläche. Ein Prallschutz<br />
zwischen Einlass und Filtermedium sollte<br />
diese Beschädigung mindern.<br />
Beim Zykloneffekt ist der Einlasskanal so<br />
verändert, dass das Medium tagential in das<br />
Filtergehäuse einströmt. Es entsteht eine<br />
schraubenförmige Bewegung des Fluids, die<br />
grobe Partikel weg vom Filterelement nach<br />
außen an das -gehäuse trägt.<br />
Am Boden des Filtertopfes befindet sich<br />
eine Sicke, in welcher sich die groben<br />
Partikel sammeln. Durch Ablassen einer<br />
kleinen Ölmenge kann die Verschmutzung<br />
ausgespült werden.<br />
Mit dem patentierten Zykloneffekt erhöht<br />
Bosch Rexoth die Schmutzaufnahme<br />
nachhaltig, wie Multipasstests unter<br />
standardisierten Bedingungen nach ISO<br />
16889 belegen.<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 69
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
FAIL OPERATIONAL CONTROLS FOR<br />
AN INDEPENDENT METERING VALVE<br />
Michael Rannow<br />
As intelligent hydraulic systems with embedded sensors become<br />
more ubiquitous, the real or perceived reliability challenge<br />
associated with sensors must be addressed to encourage their<br />
adoption. In this paper, a fault-tolerant control strategy for an<br />
intelligent independent metering valve that allows continued<br />
operation if a sensor fails is described.<br />
70 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
1 INTRODUCTION<br />
As the demand for intelligent hydraulic systems increases, there is an<br />
increasing demand for hydraulic components with integrated sensing<br />
capability. The addition of sensors can enable improved performance<br />
and increased functionality, particularly when combined with<br />
intelligent controllers. However, the reputation of electronics and<br />
sensors as less reliable than purely mechanical devices can be a significant<br />
barrier to the adoption of intelligent machines. This can be particularly<br />
true if feedback from sensors is relied upon for baseline or<br />
safe operation, and a faulty sensor could render a machine inoperable.<br />
The development of fail-operational controllers, which offer<br />
some level of functionality in the presence of a sensor failure, can reduce<br />
the real and perceived risk of downtime due to a failed sensor.<br />
The Eaton CMA valve, is an example of an intelligent hydraulic<br />
valve that relies on sensor feedback for operation. It is a two-stage<br />
independent metering valve with a position sensor and a pressure<br />
sensor for each control spool. The closed-loop control of the<br />
spool position enables fast performance and zero hysteresis, but<br />
it also creates a reliance on the position sensor for operation.<br />
Pressure sensor feedback is used to enable features such as digital<br />
pressure compensation, load direction detection, back pressure<br />
control, and electronic load sense, among others. In typical operation,<br />
all four sensors are used to make the valve function. However,<br />
there is a redundancy that exists when the two spools are<br />
being used to control two sides of the same actuator. Since there<br />
is a relationship between valve position, pressure drop, and flow,<br />
and there is a known relationship between the flow in and the<br />
flow out of an actuator, only three of the four sensors are needed<br />
to have complete information about the state of the valve. Thus,<br />
while purely redundant sensors are often cost prohibitive, the redundancy<br />
provided by knowledge of an actuator area ratio can be<br />
utilized to develop fail operational controllers.<br />
Detecting and diagnosing a faulty sensor is a critical component<br />
of creating fault tolerant systems. There are many methods for detecting<br />
faults in a system, some of which, such as sensor out-ofrange<br />
detection, can immediately identify a faulty sensor. In other<br />
methods, such as poor demand tracking or a mismatch between<br />
the estimated flow in and out of an actuator, they can detect a fault<br />
somewhere in this system, but cannot determine the root cause<br />
without additional tests. For the purposes of this paper, it is assumed<br />
that a sensor fault has been detected and correctly identified.<br />
Once a fault has been identified, reconfigured control modes can<br />
allow the valve to operate with any one of the four sensors failed.<br />
In the next section, the structure and operation of the controller<br />
for a fault in any of the four sensors is described.<br />
2 FAIL OPERATIONAL MODES<br />
The basic principle of the fault tolerant control algorithms is described<br />
as cross-port pressure control, which essentially uses the faulty<br />
side of the valve to control the pressure on the non-faulty side of the<br />
valve. With a valve that has independent control of the meter-in and<br />
meter-out spools, there are numerous methods for controlling the<br />
two work ports. In most cases, an actuator is given a flow command,<br />
which is typically realized by controlling the flow across the spool<br />
that is holding the load.<br />
In a valve with digital pressure compensation, the measured<br />
pressure across the valve and the flow demand are used to determine<br />
the desired position of the metering spool:<br />
χ = f( ∆P, Q ) (1)<br />
des<br />
des<br />
The position of the main stage spool is controlled by the pilot stage<br />
spool and sensed by an LVDT. In this configuration, the pilot spool<br />
is a flow control spool, which means that there is a relationship bet-<br />
ween the input current and the velocity of the main stage spool. In<br />
order to stabilize the main stage at a fixed position, feedback from<br />
the LVDT is required. Thus, to accurately control the flow across a<br />
spool, feedback from both the LVDT and the pressure sensor are required.<br />
In a faulty condition, one of the sensors is not available, meaning<br />
that the spool on the faulty side cannot be used to control the flow.<br />
If that side of the spool is holding the load, the conventional controller<br />
structure must be changed so that the actuator speed can still<br />
be controlled by the operator. In the following sections, the structure<br />
of the controller for each of the four possible sensor faults is described.<br />
2.1 FAILED METER-OUT PRESSURE SENSOR<br />
The function of the meter-out valve varies, depending on whether<br />
the load is passive or overrunning. For a passive load, the meter-out<br />
valve is often commanded to be fully open or control some low back<br />
pressure to minimize the pressure needed to move the load. When<br />
the load is overrunning, the meter-out valve is typically used to control<br />
the flow out of the actuator, with the pressure in the service determined<br />
by the load.<br />
Unfortunately, the typical method for determining the direction<br />
of the load is to compare the pressure on both sides of the actuator,<br />
but with a faulty sensor, this determination is not possible. Thus the<br />
control algorithm must function for either a or overrunning load.<br />
While the flow across the faulty meter-out side cannot be controlled,<br />
the flow into the meter-in side can. Using the pressure state<br />
equation on the non-faulty side and the fact that the flow into and<br />
out of an actuator are proportional, the concept of cross-port pressure<br />
control can be explained:<br />
Ain<br />
P&<br />
β<br />
in<br />
= ( Qin − Qout<br />
) (2)<br />
V A<br />
out<br />
From this equation it is clear that if the pressure is held to be a constant<br />
(i. e. the derivative set to 0), then the output flow will be the<br />
same as the input flow, modified by the area ratio. Thus, if the meter-out<br />
valve can be manipulated to control the meter-in pressure to<br />
be a constant, and the flow in to the actuator is controlled to the<br />
desired output flow times the area ratio, then the flow out of the actuator<br />
will be controlled to the desired value.<br />
In order to control the meter-in pressure to a constant using the<br />
meter-out valve, the following equations can be used:<br />
χ<br />
= f ( P −P Q ) (3)<br />
out, des meter−out out tank, out,<br />
des<br />
P%<br />
= K ( P − P ) + K ∫( P − P ) dt+<br />
K<br />
out p indes , in i indes , in d<br />
dP (<br />
in,<br />
des<br />
− Pin<br />
)<br />
dt<br />
(4)<br />
Where (3) uses the typical flow control function shown in (1), but<br />
instead of using the measured pressure, an estimated outlet pressure<br />
is used. The estimated meter-out pressure is determined by some<br />
control function that is driven by an error term between the<br />
measured pressure on the meter-in side and some constant set<br />
point. An example of a PID controller is given in (4). The integrator<br />
in (4) will adapt to the error between the estimated outlet pressure<br />
and the true value, which is unknown. Thus, the controller “learns”<br />
the true value of the missing sensor input. The state of the integrator<br />
in (4) can be initialized in a number of ways, but the most conservative<br />
approach for a case of a variable load pressure is to assume that<br />
the load is at its maximum possible value to avoid dropping a heavy<br />
load, then adapt the estimate to achieve the desired flow rate. With<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 71
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
this approach, the beginning of the movement will typically be slower<br />
than desired, but the controller will adjust at a rate governed by<br />
the controller gains.<br />
This controller will work for both a passive and an overrunning<br />
load. For an overrunning load, the cross-port pressure control will<br />
work as described, the meter-out valve will start by assuming a heavy<br />
load and then adapt until the meter-in pressure is held to be a<br />
constant. With a passive load, the meter-in pressure will be determined<br />
by the load pressure, which will likely be higher than the<br />
desired pressure set point. In this condition, the meter-out valve<br />
will not be able to control the meter-in pressure down to the desired<br />
value, but it will try to do so anyway. The consequence of a meter-in<br />
pressure that is too high is that the meter-out valve will try to open<br />
more to lower the pressure. Thus, the meter-out valve will open until<br />
it is completely out of the way, which is typically the desired condition<br />
for a passive load.<br />
2.2 FAILED METER-IN PRESSURE SENSOR<br />
The fail-operational controller for a failed pressure sensor on the<br />
meter-in side is similar to the one for the failed meter-out pressure<br />
sensor, although the fact that the meter-in pressure sensor is used to<br />
send an electronic load sense demand to the pump adds a small<br />
change. The control structure is similar to the previous case, with<br />
the meter-out valve commanded to give the desired meter-in flow<br />
times a ratio of the actuator areas. The meter-in valve is then used to<br />
maintain a low constant pressure on the meter-out side.<br />
x = f ( P − PQ % ) (5)<br />
in, des meter−in supply in, indes ,<br />
P%<br />
= K ( P − P ) + K ( P − P ) dt+<br />
K<br />
in p out, des out i out,<br />
des out d<br />
dP (<br />
out,<br />
des<br />
− Pout<br />
)<br />
dt<br />
∫<br />
(6)<br />
As in (3) and (4), the desired spool position is determined using the<br />
normal flow control function for a meter-in spool, f meter-in<br />
,but an estimate<br />
of the missing pressure is used in place of the measured value.<br />
The pressure can be estimated using many different adaption functions,<br />
such as the PID example used here, which are driven by the<br />
error between the measured meter-out pressure and a constant set<br />
point. In some cases, a simple integrator could provide the required<br />
adaptation. The pressure estimate derived in (6) can also be sent as<br />
a load sense pressure demand to the pump, allowing the valve to<br />
maintain its electronic load sense functionality. Alternatively, the<br />
pump could be set to be continuously at max pressure to ensure<br />
that there is always be enough pressure to move the load, but this<br />
would waste a significant amount of energy.<br />
The initial value for the meter-in pressure can be set in a<br />
number of ways, but, if the estimate is being used to set the pump<br />
pressure, using an initial estimate of the maximum possible load<br />
pressure would prevent any back flow from a heavy load to the<br />
supply line.<br />
This control approach can work for both passive and overrunning<br />
loads. If the load is passive, the meter-in pressure estimate will adjust<br />
until the pressure on the meter-out side is at its desired value<br />
and the proper meter-in flow is achieved. For an overrunning load,<br />
which should be higher than the low, constant set point, the meterin<br />
valve will try (unsuccessfully) to lower the pressure by lowering<br />
the pump load sense demand and closing to the pump. In this case,<br />
if an anti-cavitation valve is available, it will open to supply the unloaded<br />
side of the actuator from the tank line. The controller can also<br />
detect when the estimate is driven to a low value, and either set a<br />
minimum value on the meter-in pressure estimate to hold the valve<br />
partially open, or command the valve to open to tank.<br />
2.3 FAILED METER-OUT POSITION SENSOR<br />
For a failed position sensor, the challenges of not being able to detect<br />
a passive/overrunning load and not knowing how to set the pump<br />
pressure are alleviated because the pressure sensors are still functioning.<br />
However, the fact that there is no steady-state relationship between<br />
the input current and the spool position presents a significant<br />
challenge. For the CMA valve, the current into the pilot stage is related<br />
to the flow out of the pilot stage. This gives a relationship between the<br />
input current and the mainstage velocity, meaning that the control input<br />
(current) is one integrator removed from the desired output (spool<br />
position). This forces the controller to be less aggressive and much<br />
more damped than the position controller on a non-faulty valve.<br />
The cross-port pressure control can again be used for a failed position<br />
controller, but rather than the error term being used to determine<br />
the desired position, the difference between the meter-out<br />
pressure and a desired set point is used to determine the current<br />
sent to the meter-in pilot spool:<br />
1<br />
out<br />
= ϕ −<br />
p[ indes ,<br />
−<br />
in) +<br />
i<br />
(<br />
indes ,<br />
−<br />
in)<br />
+<br />
d<br />
i K P P K P P dt K<br />
dP (<br />
in,<br />
des<br />
− Pin<br />
)<br />
dt<br />
+ K x + K g( P P )] + i<br />
(7)<br />
ff des damp in,<br />
out deadband<br />
In this example, the function φ is a mapping from the input current<br />
to the spool velocity which removes some of the nonlinearity in the<br />
system. For a CMA valve, a training routine is used to learn the relationship<br />
between the current and velocity to remove nonlinearity<br />
and part-to-part variation from the controller, but this could also be<br />
generated from a known model of the system. In addition to the PID<br />
terms, a feedforward term is added based on the desired spool velocity<br />
which improves the response when starting or adjusting a command.<br />
A damping function, g, based on the two pressures is also<br />
added to help damp out oscillations.<br />
As in the failed pressure case, the control tries to drive the meter-in<br />
pressure to a constant value. As seen in (2), if the pressure is<br />
a constant, then the flow in and flow out of the actuator are matched.<br />
Thus, if the meter-in flow is controlled and the meter-in<br />
pressure is constant, then the meter-in flow is also controlled to<br />
the correct value.<br />
Controlling the flow out of an actuator with an overrunning load<br />
without position feedback is the most challenging condition, since<br />
any error or instability in the spool movement can result in a falling<br />
load. For a passive load, the same controller can be used; the meterin<br />
pressure will likely be higher than the constant set point, which<br />
will drive the meter-out spool fully open and out of the way. This is<br />
the desired behavior in a passive condition. In this case, the integrator<br />
in (7) must be disabled to avoid integrator wind-up.<br />
2.4 FAILED METER-IN POSITION SENSOR<br />
In the case of a failed position sensor on the meter-in side, the controller<br />
structure can be a bit different. In many cases, the meter-in<br />
spool is not needed to control the speed of the load, so the spool can<br />
be fully opened to supply pressure (passive loads) or tank (overrunning<br />
loads). The speed of the actuator is then controlled by the<br />
meter-out spool. This makes the control of the spool simple, but it<br />
does create a challenge when setting the load sense demand.<br />
Typically, the load sense demand from a service is set to be some<br />
margin above the measured meter-in pressure. The pressure difference<br />
between supply and the actuator then occurs across the meter-in<br />
spool. However, if the meter-in spool is fully open, there will<br />
be only minimal pressure drop, meaning that the load sense demand<br />
will increase up to its maximum value as it tries to maintain<br />
∫<br />
72 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
01 Traces of a boom<br />
lowering with a failed<br />
meter-out pressure sensor<br />
02 Traces of a boom raising with<br />
a failed meter-in pressure sensor<br />
the desired pressure margin. However, as the supply pressure increases,<br />
the pressure on the meter-out side, which is controlling the<br />
flow out of the actuator, will increase. In a passive case, the back<br />
pressure is typically desired to be low, so a rise in the meter-out<br />
pressure can be used to reduce the load sense demand:<br />
A<br />
P = P + P − P −max( P − P 0) (8)<br />
in<br />
is, des in marg in out out out,lim it,<br />
Aout<br />
In (8), the load sense demand will increase until it is limited by the<br />
meter-out pressure increasing above the specified meter-out pressure<br />
limit. This equation is used for a passive load. For an overrunning<br />
load, the meter-in spool can be connected to tank, so the<br />
pump pressure setting is irrelevant.<br />
In an alternative method for the passive case, an error term can be<br />
generated that is used to control the meter-in spool to a partially<br />
open position. This is useful for shielding the service from high<br />
pump pressures that are requested by another service operating<br />
simultaneously. As in the failed meter-out position sensor case,<br />
this requires a controller that sets a desired current to the pilot<br />
stage. Using this approach the load sense demand can be set as<br />
normal.<br />
1<br />
in<br />
= ϕ − [<br />
p<br />
(<br />
out, des<br />
−<br />
out<br />
) +<br />
i<br />
(<br />
out,<br />
des<br />
−<br />
out<br />
) +<br />
d<br />
i K P P K P P dt K<br />
dP (<br />
out,<br />
des<br />
− Pout<br />
)<br />
+ K<br />
ff<br />
x&<br />
des] + ideadband<br />
(9)<br />
dt<br />
∫<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 73
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
Notice that the damping term is not as critical for this case since the<br />
meter-in case is less sensitive to dropping a heavy load. This control<br />
is only necessary for a passive load. For an overrunning load, the<br />
meter-in spool can be fully opened to tank and the actuator speed<br />
controlled with the meter-out valve, as in the conventional case.<br />
3 EXPERIMENTAL RESULTS<br />
The fail operational controller was implemented on the actuators of<br />
a backhoe loader. While the boom, arm, and bucket were all successfully<br />
tested, the boom provided the heaviest load, with the most<br />
potential to fall if there were any controller errors. Thus, the boom<br />
was used for demonstration. Note that the sensors did not actually<br />
fail, so their readings are included in the plots. Internally to the valve<br />
controller, the feedback from the faulty sensors was disconnected.<br />
3.1 TRACES OF A BOOM LOWERING WITH A<br />
FAILED METER-OUT PRESSURE SENSOR<br />
Figure 1 shows an example of a system working with a failed meterin<br />
pressure sensor. In this example, the load is overrunning, which<br />
03 Traces of a boom lowering with<br />
a failed meter-out position sensor<br />
04 Traces of a boom raising with<br />
a failed meter-in position sensor<br />
74 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />
means the meter-out valve is holding the load. The set point for the<br />
meter-in pressure was 15 bar, and, after an initial transient, the<br />
pressure settles to that value. In the initial transient, the pressure<br />
climbs higher than 15 bar, which means there is more flow coming<br />
in the meter-in side than is leaving the faulty meter-out side. This is<br />
due to the fact that, at the start of motion, the estimate of the load<br />
pressure is initialized to the maximum possible load pressure of 200<br />
bar instead of the actual value of around 70 bar. Thus, the meter-out<br />
valve does not open far enough. However, in response to the meterin<br />
pressure being higher than 15 bar, the controller in (4) adjusts the<br />
estimate to open the valve further. The duration of the initial transient<br />
can be manipulated by the design of the cross-port pressure<br />
controller (4). As the magnitude of the flow demand is increased,<br />
both spools open further in response, maintaining the meter-in<br />
pressure near its set point.<br />
3.2 TRACES OF A BOOM RAISING WITH A<br />
FAILED METER-IN PRESSURE SENSOR<br />
In Figure 2, the actuator is moved in the opposite direction, raising<br />
the boom using a faulty pressure sensor on the meter-in side. Note<br />
that the meter-in (MI) and meter-out (MO) pressure changed places<br />
from the previous case. In this figure, the meter-out pressure is controlled<br />
to be 15 bar, despite a varying flow demand. This test was run<br />
with an initial guess of the meter-in pressure of 50 bar, which was close<br />
to the actual value. As a result, the start of motion did not have a<br />
large transient. The estimated meter-in pressure is shown. Note that<br />
the pressure estimate is below the true value, which makes the pressure<br />
margin lower than the typical <strong>10</strong> bar. However, the controller in<br />
(6) will adjust itself to ensure that there is sufficient margin to achieve<br />
the desired flow, and thus maintain the meter-out pressure at 15 bar.<br />
The faulty spool (spool 2) is responsive to changes in the magnitude<br />
of the flow demand as it is increased and then decreased.<br />
3.3 TRACES OF A BOOM LOWERING WITH A<br />
FAILED METER-OUT POSITION SENSOR<br />
The case of a faulty position sensor on the meter-out side of the<br />
boom is shown in Figure 3. Lowering a heavy load without position<br />
feedback on the mainstage spool is the most challenging case for<br />
the fail operational controller. The faulty spool opens out of the<br />
deadband in about 120 ms, which is slower than the 30-50 ms that is<br />
typical on a spool with feedback, but is still barely perceptible to an<br />
operator. While the PID terms in (7) are active during this time, they<br />
are tuned to be fairly slow in order to maintain stability. The large<br />
movement needed to escape the deadband is significantly improved<br />
by the feedforward term. Initially, the meter-in pressure is higher<br />
than the commanded 15 bar, indicating that the meter-out valve<br />
is not open enough to allow as much flow out of the actuator as is<br />
being put in on the meter-in side. However, the spool quickly adapts,<br />
and the meter-in pressure converges to its set point. With step<br />
changes in the flow demand, the faulty spool opens and closes<br />
accordingly in order to maintain the proper cross-port pressure.<br />
3.4 TRACES OF A BOOM RAISING WITH A<br />
FAILED METER-IN POSITION SENSOR<br />
Finally, in Figure 4, an example of a failed meter-in position sensor is<br />
given. In this example, a controller like in (9) is used to maintain the<br />
meter-in spool in a partially open state by trying to maintain the meter-out<br />
pressure. Notice that the meter-in spool opens up a bit slower<br />
than the meter-out spool due to the delay in moving the spool out of<br />
the dead band using direct current control. Since the service speed is<br />
controlled by the meter-out valve, the controller in (9) does not need<br />
to be as responsive as the controller in (7). Thus, the feedforward term<br />
that helped the spool exit the dead band quickly in the failed meterout<br />
case was not tuned to be as aggressive. This could be adjusted if<br />
desired.<br />
4 CONCLUSION<br />
In this paper, a method for utilizing the inherent information redundancy<br />
in an independent metering valve with position and pressure<br />
sensors to create a fault tolerant system was described. While a working<br />
position and pressure sensor are needed to accurately control the<br />
flow across a spool that uses electronic pressure compensation, the<br />
controller can always be re-structured so that the flow is controlled on<br />
the spool with two working sensors, with the other spool attempting to<br />
regulate the pressure on the non-faulty side of the work port to a constant<br />
value. Maintaining a constant pressure ensures a balance between<br />
the flow in and out of the actuator. Experimental results demonstrate<br />
that this approach can be tailored to a failure in any one of the<br />
four sensors on the valve. This creates a valve that is tolerant to sensor<br />
faults, which improves the reliability and uptime for the system.<br />
www.eaton.com/hydraulics<br />
Author: Michael Rannow, EATON Corporation<br />
Nomenclature<br />
∆P<br />
P in,<br />
P out<br />
x in<br />
, x out,<br />
x des<br />
Q des<br />
f()<br />
β<br />
V<br />
A in,<br />
A out<br />
P<br />
K p,<br />
K i,<br />
K d,<br />
K ff<br />
i in,<br />
i out<br />
φ -1 ()<br />
g(P in,<br />
P out<br />
)<br />
i deadband<br />
P is,des<br />
P margin<br />
Pressure difference: Psupply – Pin or Pout – Ptank on<br />
in or out side<br />
Pressure, Pressure on input side, Pressure on output<br />
side<br />
Desired spool position, position on input side,<br />
position on output side<br />
Desired flow rate – note any variable with a _des is a<br />
desired value<br />
Function describing relationship between pres<br />
sure, flow, and position<br />
Bulk modulus of the fluid<br />
Volume of the fluid<br />
Actuator Area on the input side, actuator Area on<br />
the<br />
output side<br />
Estimated pressure on the inlet side, estimated<br />
pressure on outlet side<br />
Proportional, Integral, Defivative, and Feed forward<br />
controller gains<br />
Current sent to the pilot spool actuator in the input<br />
and<br />
output side<br />
Inverse of a function that relates the input current<br />
to the<br />
spool velocity<br />
Damping function that uses actuator pressures to<br />
smooth the control<br />
Current needed to move the pilot spool to the edge<br />
of its deadband<br />
Desired load sense pressure (desired supply pressure<br />
minus margin)<br />
Pressure margin between Pls and supply pressure<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 75
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
DICHTUNGEN<br />
STICK SLIP:<br />
BERÜHRENDE DICHTUNGEN IM WECHSEL<br />
VON HAFT- ZU GLEITREIBUNG<br />
Dr.-Ing. Mandy Wilke, Holger Jordan<br />
Neben der immer weiter steigenden Leistungsdichte und der gleichzeitig<br />
geforderten konstruktiven Gestaltung in Applikationen (z. B. Leichtbau)<br />
ist das Auftreten von Stick-Slip in Reibkontaktstellen mit Dichtungen vor<br />
Allem bei niedrigen Geschwindigkeiten ein für schwingungssensible<br />
Anwendungen kritisches Phänomen. Stick Slip oder Ruckgleiten kann in<br />
diesen Anwendungen zu störenden Vibrationen oder<br />
Geräuschbildungen führen.<br />
76 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
DICHTUNGEN<br />
1 EINLEITUNG<br />
Das Ruckgleiten (Stick Slip) beschreibt den Reibkraftunterschied<br />
bei einer Relativbewegung von zumindest zwei zueinander<br />
beweglichen Maschinenteilen. Wechselnde Bedingungen<br />
der Reibung im Kontaktspalt bedingen das Variieren zwischen<br />
Haftreibung und Gleitreibung, was dann zu einem diskontinuierlichen<br />
Gleiten führt. Ist dieser Betriebszustand erreicht und<br />
wird die relative Geschwindigkeit weiter erhöht, findet keine<br />
Veränderung zum Haftreibungsbereich mehr statt und man<br />
befindet sich im Bereich der Gleitreibung mit kontinuierlicher<br />
Bewegung, vgl. [1].<br />
Das Stick Slip Verhalten speziell in der Betrachtung mit Dichtelementen<br />
tritt also eher bei niedrigen Geschwindigkeiten auf<br />
beziehungsweise immer dann, wenn der Übergang von Haft- zu<br />
Gleitreibung stattfindet, siehe Bild 01.<br />
Die tribologischen Zustände im Dichtspalt sind beliebig<br />
komplex, so dass Randparameter wie Oberflächentexturen in<br />
Verbindung mit dem Druckfluid, dem Werkstoff der Dichtung<br />
und deren Geometrie unter dem variablen Einfluss von Druck<br />
und Temperatur alle in direkter Abhängigkeit untereinander<br />
die relevanten Parameter für die Reibung bestimmen.<br />
Beispielsweise beeinflusst die Temperatur einerseits die Ölviskosität<br />
andererseits aber auch den Modul des Dichtungs-<br />
werkstoffes, über die Laufzeit hingegen ändert sich die Gegenlauffläche<br />
zusätzlich an den Dichtkontaktstellen. All das hat<br />
direkten Einfluss auf das Reibverhalten der Dichtung.<br />
2 THEORETISCHE BETRACHTUNG<br />
DER DICHTSTELLE<br />
Überträgt man das Feder-Dämpfer-Prinzip auf elastomere Werkstoffe<br />
in der Anwendung mit dynamischen Hydraulikdichtungen,<br />
so bedeutet dies das Heranziehen der entsprechenden Werte aus<br />
der Elastomer Technologie wie Speichermodul E´ und Verlustmodul<br />
E´´ zu<br />
E* (iω,T) = E‘ (ω,T) + E‘‘ (iω,T) (1)<br />
wobei der Verlustwinkel δ den Phasenversatz zwischen Dehnung<br />
und Spannung bezeichnet und sich rechnerisch aus dem Quotienten<br />
von Verlustmodul und Speichermodul ergibt:<br />
E ''<br />
tanδ = (2)<br />
E '<br />
(2)<br />
Großes ∆F führt zu Stick Slip Neigung<br />
01 Exemplarische Reibkraftmessungen von Stangendichtungen mit Stick-Slip-Neigung im niedrigen Geschwindigkeitsbereich [1]<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 77
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
DICHTUNGEN<br />
02<br />
side 2<br />
pressure<br />
side 1<br />
working cylinder<br />
test seal<br />
acceleration sensor<br />
test seal<br />
03<br />
78 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
DICHTUNGEN<br />
Anhand dieser Kenngrößen für das Verhalten der gespeicherten<br />
Energie kann das Dämpfungsverhalten beschrieben werden, einerseits<br />
durch die gespeicherte Energie „elastisch“, die beispielsweise<br />
eine Rückstellung ermöglicht, und andererseits durch die<br />
absorbierte Energie, die durch innere Relativbewegung, also Reibung<br />
zwischen den Molekülketten, entsteht. Messbar sind solche<br />
Werte zum Beispiel mit der DMA (Dynamic-Mechanical-<br />
Analyse).<br />
3.1 UNTERSUCHUNGEN AN<br />
STANGENDICHTUNGEN<br />
Messtechnisch wird auf einem Stangendichtungsprüfstand eine<br />
3-Achsige Beschleunigungsmessung der bewegten Kolbenstange<br />
adaptiert. Bild 02 zeigt schematisch den Versuchsaufbau.<br />
Bei der Kolbenstangenbewegung mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
und auch Variationen der Druckbeaufschlagung<br />
der jeweiligen Stangendichtungen wird die Schwingfrequenz<br />
der Kolbenstange über die gemessenen Beschleunigungen<br />
errechnet. Um die Betriebszustände für klare und verwertbare<br />
Messwerte zu optimieren, wird für die Messungen<br />
eine bewusst unter dem Aspekt Stick-Slip kritische Gegenlauffläche<br />
verwendet, siehe Bild 03. Bedingt durch die spielbehaftete<br />
Lagerung einer Kolbenstange im Gehäuse sind auftretende<br />
Schwingungen in mehrachsiger Ausrichtung zu erwarten.<br />
Wie in den in Bild 04 gezeigten Diagrammen sichtbar, sind<br />
die gemessenen Beschleunigungen nach X-Y-Z ausgerichtet,<br />
04<br />
02 Versuchsaufbau zur Untersuchung<br />
an Stangendichtung<br />
03 Al2O3-Gegenlauffläche [1]<br />
04 Beschleunigungen in X, Y und<br />
Z-Richtung und Reibkraft links,<br />
Frequenzspektrum rechts [1]<br />
05 O-Ring vorgespannte Dichtung<br />
mit axialem Dämpferelement [1]<br />
05<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 79
DICHTUNGEN<br />
ungedämpft<br />
gedämpft<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
06 Beschleunigungen und Schwingungen mit und ohne Dämpferelement bei 0 bar und 0,02 m/s<br />
wobei Z die Bewegungsrichtung der Kolbenstange beschreibt.<br />
Wenn man von einer harmonischen Schwingung ausgeht müssen<br />
sich Resonanzfrequenzen mit einem Vielfachen wiederholen.<br />
Die Ergebnisse zeigen wie erwartet eine Antwort mit deutlichen<br />
Signalen in allen 3 aufgezeichneten Achsen. Ein 4ter<br />
Kanal zeichnet die gemessenen Reibkräfte zwischen Antriebszylinder<br />
und Prüfstange auf.<br />
Die Umrechnung der Beschleunigungen erfolgt mit Hilfe<br />
einer Fourier Transformation. Deutlich wird in den Ergebnissen<br />
die harmonische Schwingung. Einfluss hier haben bei sonst<br />
konstanten Versuchsbedingungen Design und Werkstoff der<br />
verwendeten Dichtung. Um bei den Messungen nicht zu viel<br />
Varianten in die Einflüsse zu bekommen, wird die Masse der<br />
Dichtung konstant gehalten. Prüfparameter hingegen werden<br />
mit einem definierten Ablauf abgeprüft. Bild 05 zeigt das Dichtelement.<br />
Durch das plastisch elastische Verhalten des Dämpferelements<br />
kann eine Tilgung der induzierten Schwingung<br />
erreicht werden, Bild 06.<br />
3.2 UNTERSUCHUNGEN AN<br />
KOLBENDICHTUNGEN<br />
Übertragen auf Anwendungen für Kolbendichtungen kann der<br />
gleiche Ansatz verwendet werden. Speziell Rauheitsprofile mit sehr<br />
80 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
DICHTUNGEN<br />
ohne Dämpfung<br />
mit Dämpfung<br />
07 Beispiel einer Rohroberfäche und einer Kolbendichtung mit Dämpferelement<br />
glatten Oberflächen, also geringe Rpk Werte können in Verbindung<br />
mit entsprechenden Druckfluiden ebenfalls für Ruckgleiten verantwortlich<br />
sein und zu schwingungsinduzierter Geräuschbildung<br />
führen, siehe Bild 07.<br />
4 FAZIT<br />
Durch eine entsprechende Auswahl und Anordnung von Werkstoffkombinationen<br />
kann das Gleitverhalten für im Kontakt<br />
befindliche Dichtungen sehr eindrucksvoll und nachhaltig derart<br />
beeinflusst werden, dass Stick–Slip im kausalen Zusammenhang<br />
mit Dichtelementen ausgeschlossen werden kann, wenn die Erregung<br />
durch die dynamischer Reibstelle erfolgt. Die Tilgung erfolgt dabei<br />
durch das plastisch elastische Verhalten von Dämpfer elementen.<br />
www.tss.trelleborg.com<br />
Autoren:<br />
Dr.-Ing. Mandy Wilke, Holger Jordan, Trelleborg Sealing Solutions<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] WILKE, M.; JORDAN, H.: Zum Verhalten von berührenden Dichtungen im<br />
Wechsel von Haft- zu Gleitreibung, angenommener Beitrag in: 19th International<br />
Sealing Conference (ISC), Stuttgart, <strong>2016</strong><br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 81
BOMBENSUCHE MIT BAGGER<br />
01<br />
Vor Helgolands Küste lagern bis heute Relikte aus dem<br />
Zweiten Weltkrieg: Bomben, Minen oder Granaten.<br />
Eggers Kampfmittelbergung wurde beauftragt, den<br />
Meeresgrund im Hafenbereich zu sondieren. Bevor<br />
damit begonnen werden kann, wird ein Waffentaucher<br />
über eine Strömungsglocke nach unten befördert.<br />
Die Glocke ist an einem Cat Longfrontbagger<br />
329EL angebracht und hat einen Durchmesser von<br />
2,50 m und eine Höhe von 4 m.<br />
KAMPFMITTEL WERDEN LEIDER<br />
ALLZU OFT UNTERSCHÄTZT<br />
Leif Nebel, Geschäftsführer der Eggers<br />
Kampfmittelbergung (2. v. l.)<br />
04<br />
02<br />
Das Anbaugerät ist eine Sonderkonstruktion des<br />
Unternehmens, die für den Hochseeeinsatz um eine<br />
autonome Not-Luftversorgung für den Taucher<br />
erweitert wurde. Sie beherbergt während eines Tauchvorgangs<br />
den Taucher. Er soll sich darin Abschnitt für<br />
Abschnitt vorarbeiten, den Meeresgrund abtasten<br />
und Kampfmittel rechtzeitig ausfindig machen.<br />
Die Baumaschine mit rund 30 t Einsatzgewicht wird von der<br />
Mole aus bewegt. Der Baggerfahrer steuert über ein Display in<br />
der Kabine die Strömungsglocke. Mithilfe von 3D-Steuerung<br />
wird Abschnitt für Abschnitt angezeigt, der abzuarbeiten ist.<br />
Gibt der Taucher in der Strömungsglocke einen Abschnitt auf<br />
großkalibrige Kampfmittel frei, muss er aus dem Wasser und<br />
eine Pumpe beginnt mit der Förderung der Sedimente.<br />
03<br />
www.zeppelin-cat.de<br />
82 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
IM NÄCHSTEN HEFT: 11-12/<strong>2016</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: <strong>10</strong>. 11. <strong>2016</strong><br />
ANZEIGENSCHLUSS: 25. <strong>10</strong>. <strong>2016</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 SPS IPC Drives<br />
Die SPS IPC Drives liefert ihren Fachbesuchern auch in diesem Jahr einen umfassenden<br />
Überblick über die einzelnen Komponenten sowie komplette Lösungen der Automatisierung.<br />
Über 1 600 Aussteller, inklusive aller Key Player der Branche, nehmen an der SPS IPC Drives in<br />
Nürnberg teil. Wir zeigen vorab, worauf Sie sich freuen können.<br />
Foto: Mesago<br />
02 19th ISC Internationale Dichtungstagung<br />
Am 12. und 13. Oktober <strong>2016</strong> traf sich in Stuttgart die Dichtungsbranche. Das Event wurde<br />
organisiert von VDMA und dem Institut für Maschinenelemente der Universität Stuttgart. Wir<br />
blicken auf die Veranstaltung zurück und fassen für Sie Trends und Highlights zusammen.<br />
Foto: VDMA<br />
03 Flexible Prüfstände<br />
Um Prüfstände möglichst effizient zu nutzen, müssen diese immer öfter für eine ganze<br />
Bandbreite an Produkten ausgelegt sein. HAINZL lieferte vor kurzem für einen Kunden vier<br />
effiziente Ölversorgungsanlagen für Prüfstände zum Testen von Industriegetrieben. Die große<br />
Herausforderung bei der Entwicklung der Ölversorgungsanlagen war eben genau die<br />
Flexibilität bei gleichbleibender Effizienz trotz der großen Bandbreite der Prüfgetriebe.<br />
Foto: HAINZL<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 83<br />
BOLZ.indd 1 22.09.<strong>2016</strong> 08:32:08