Menarini Kongress-News ÖGP 7.10.2016 (public)

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Wien, 7. Oktober 2016 Falscher Verdacht Dyspnoe und Husten, aber kein Infekt Bei der gestrigen Vortragsreihe „Pearls in infectious diseases“ trug Dr. Irina Fadejeva, Medizinische Universität Graz, Univ.-Klinik für Innere Medizin, Klinische Abteilung für Pulmologie einen interessanten Fall vor: Ein 23-jähriger Student wird im März 2016 vom Hausarzt wegen zunehmender Dyspnoe seit drei Tagen in die Notaufnahme überwiesen. Er leidet unter leichter Ruhedyspnoe mit erschwertem Durchatmen, trockenem Husten und „grippigem“ Gefühl. Wer hier an einen Atemwegsinfekt denkt, liegt falsch … Wenn Patienten nach Fernreisen mit gesundheitlichen Problemen kommen, wird meist eine Infektion dahinter vermutet - doch oft ist dies auch trügerisch. Die Anamnese ist unauffällig, der letzte Auslandsaufenthalt war im September 2015 in Nepal. Im Kindesalter hatte er eine spastische Bronchitis, es sind keine Allergien bekannt, er benötigt keine Dauermedikamente, er besitzt keine Haustiere. Die arterielle Blutgasanalyse bei Raumluft zeigt ein leicht erhöhtes pH, ein leicht vermindertes pCO2 sowie ein stark vermindertes BE. Im Labor findet sich eine Leukozytose, Neutrophilie, Monozytose, Lymphopenie sowie ein stark erhöhtes CRP (55,0). Elektrolyte und Nierenparameter sind unauffällig. In Thorax-Röntgen und Computertomographie sind diffuse milchige Aufhellungen in der Lunge zu sehen. Schnelltests auf Influenza, Legionellen und Pneumokokken, HIV-Test und IGRA sind negativ, die Blutkultur ergibt weder aerobes noch anaerobes Wachstum. Aufgrund des Verdachts auf Mykoplasmen-Pneumonie erhält der Patient Clarithromycin 500 mg zweitäglich für insgesamt sieben Tage. Es stellt sich jedoch keine Besserung ein, Husten und subjektive Dyspnoe bleiben bestehen. Das CRP sinkt jedoch deutlich (16,4 mg/l). In der Bronchoskopie (BSK) werden Blutspuren und akute Bronchitis festgestellt, sonst ist das Tracheobronchialsystem beidseits unauffällig. Es besteht Verdacht auf eine alveoläre Hämorrhagie. Bronchialspülung, molekularbiologische Tests sowie Nativblut-Untersuchungen liefern keinen Hinweis auf eine akute Infektion. In den Tagen nach der Bronchoskopie kommt es zu akutem Nierenversagen und Hämoptysen. Zytologie und Histologie der BSK zeigen eine chronische interstitielle und organisierende Pneumonie mit geringer Eosinophilie mit teilweise kontinuierlicher IgG-Ablagerung in den kapillaren Gefäßen ohne morphologisch erkennbare Vaskulitis. Das morphologische Bild spricht für eine Mitbeteiligung im Rahmen eines Goodpasture-Syndroms ohne Vaskulitis. Die spezielle Immunologie ergibt Basal membran- Antikörper +++positiv sowie massiv erhöhte glomeruläre Basalmembran-Antikörper (236,0 U/ml). Die Nierenbiopsie zeigt eine rapid-progressive Glomerulonephritis (RPGB) und das Bild eines schweren akuten Nierenversagens. Dieser Befund ist lichtmikroskopisch und immunhistochemisch mit einem Goodpasture-Syndrom vereinbar. Bei diesem handelt es sich um eine seltene Autoimmunkrankheit vom Typ II, bei welcher die Alveolen der Lunge und die Basalmembran der Niere angegriffen und zerstört werden. Die Thera pie erfolgt mittels Plasmapherese, Kortikoiden und Immunsuppressiva. Kongress NEWS 13
Kongress NEWS Problem Schlafapnoe Müdigkeit als Unfallursache Atemstillstände während des Schlafs gelten als Ursache für eine Reihe anderer Erkrankungen mit lebensbedrohlichen Folgen. Die Gefahr, dass durch Schlafstörungen Unfälle im Straßenverkehr ausgelöst werden können, wurde durch ein Gesetz in Österreich neu bewertet. Welche Folgen Schlafstörungen wie die Schlafapnoe auf die Verkehrssicherheit haben, wird beim ÖGP-Kongress in einer eigenen Sitzung erörtert. Berufsfahrer mit einem mittelschweren oder schweren obstruktiven Schlafapnoe- Syndrom erhalten die Lenkerberechtigung nur im Zuge von jährlichen, ärztlichen Kontrolluntersuchungen. Nicht-Berufsfahrer werden alle drei Jahre kontrolliert. Etwa jeder zehnte Österreicher leidet, oft ohne es zu wissen, an einer schlafbezogenen Atemstörung. Beim Schlafapnoe-Syndrom sind die Schnarchgeräusche besonders laut und unregelmäßig. Die immer wieder unterbrochene Sauerstoffversorgung führt zu ständigem Stress während der Schlafperioden. In Folge kommt es zu einer stark verminderten Schlafqualität sowie zu einer quälenden Tagesmüdigkeit. Rund zehn Prozent der Verkehrsunfälle mit Todesfolge werden durch Müdigkeit am Steuer verursacht. Gesetz weckt Aufmerksamkeit Neurophysiologische Untersuchungen zeigen, dass schon bei einer dreimaligen Schlafunterbrechung pro Nacht die Verkehrstüchtigkeit am nächsten Tag beeinträchtigt ist. Bei einer mittelschweren Schlafapnoe kommt es zu mehr als 15 Aussetzern pro Nacht, von einer schweren obstruktiven Schlafapnoe spricht man bei mehr als 30 Apnoen. Deshalb wurde in Österreich ein neues Gesetz eingefürt. Basierend auf einer EU-Direktive gibt es nun seit 1. August 2016 eine neue Verordnung des Verkehrsministeriums, die dazu führt, dass gefährdete Personen diagnostisch abgeklärt und einer geeigneten Behandlung zugeführt werden müssen. Wenn ein Verdacht auf ein mittelschweres oder schweres obstruktives Schlafapnoe-Syndrom besteht, wird eine Lenkerberechtigung nur nach Einholung einer fachärztlichen Stellungnahme erteilt bzw. belassen. Personen, die ein mittelschweres oder schweres obstruktives Schlafapnoe-Syndrom aufweisen, erhalten die Lenkerberechtigung nur unter der Auflage von ärztlichen Kontrolluntersuchungen. Einfache Diagnose und Therapie Im Zuge der HypnoLaus-Studie (Lancet 2016) erstellte das Team um Helena Marti-Soler eine Skala (NoSAS- Score), mit deren Hilfe der Verdacht auf das Vorliegen einer Schlafapnoe abzuschätzen ist. Wenn zwei bis drei dieser Risikofaktoren zutreffen, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Schlafapnoe vor: Mann 55+, Übergewicht, berichtetes Schnarchen und Halsumfang über 40 cm. In Österreich gibt es rund 114.000 Berufskraftfahrer. Auf viele von ihnen werden zumindest zwei der oben genannten Risikofaktoren zutreffen. Berufskraftfahrer sind meist Männer, die oft wegen Bewegungsmangel auch noch übergewichtig sind. Dank des NoSAS-Scores gibt es nun ein leicht zu handhabendes „Instrument“ zur ersten Risikoabschätzung. Jeder Berufsfahrer sollte mit diesem Screening-Tool anlog zur Augenuntersuchung untersucht werden. Liegen zwei bis drei Risikofaktoren vor, muss der Betroffene zur weiteren Abklärung an einen Facharzt für Pulmologie, HNO, Neurologie oder einen Internisten überwiesen werden. Ist eine Schlafapnoe diagnostiziert, kann sie gut behandelt werden. Das Mittel der Wahl ist die CPAP-Maske (Continuous Positive Airway Pressure), die jede Nacht vor dem Schlafengehen über Mund und Nase gezogen wird. Dadurch wird ein Überdruck erzeugt, der dafür sorgt, dass der Patient die ganze Nacht über ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die schlaflose Gesellschaft Saal Schubert 3 Freitag, 10:30 – 12:00 Uhr 14 40. Jahrestagung der ögp
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