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Fischotter 1_2010

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Hat sich das Littering in Männedorf dank<br />

ihrer Abfallkunstaktion vermindert?<br />

Ich konnte bei meinen Sammlungen<br />

keine Verbesserung feststellen. Das<br />

dürfte aber auch damit zu tun haben,<br />

dass mein Einsatz über den Sommer<br />

stattfand. Da halten sich die Menschen<br />

viel mehr im Freien auf und essen folglich<br />

auch mehr im Freien.<br />

Wo würden Sie sonst noch ansetzen, um<br />

das Bewusstsein für die Abfallproblematik<br />

zu schärfen?<br />

Ganz klar in den Schulen. Ich würde<br />

gerne einmal ein paar grosse Säcke mit<br />

Abfällen, die ich auf der Strasse gesammelt<br />

habe, in einem Klassenzimmer ausleeren<br />

und dann einfach abwarten, was<br />

die Jugendlichen dazu sagen. Vielleicht<br />

käme eine fruchtbare Diskussion zustande.<br />

Bei kleinen Kindern – Kindergärtlern,<br />

Erst- und Zweitklässlern – wäre<br />

das nicht nötig. Mit Kindern dieses Alters<br />

hatte ich tolle Erlebnisse. Die waren fasziniert<br />

von meinem Sammelstock mit<br />

Greifzange: «He Sie, was ist das? Darf<br />

ich auch mal probieren?» Ich denke,<br />

wenn man ihnen einen solchen Stock<br />

geben würde, würden die jeden Tag Abfall<br />

von der Strasse auflesen. Man<br />

könnte sich ja mal überlegen, eine billigere<br />

Variante davon herzustellen und an<br />

sie abzugeben ... (lacht)<br />

Aus welchem Grund, denken Sie, gehen<br />

Jugendliche so nachlässig mit Abfall um?<br />

Um das zu beantworten, müsste ich sehr<br />

lange nachdenken. Es hat mit Anstand<br />

zu tun, mit Respekt und Verantwortung<br />

für den öffentlichen Raum und die Mitmenschen.<br />

Es ist auch eine Frage des<br />

Stils, des Lebensstils. Eigentlich fast eine<br />

50<br />

philosophische Frage, in der es um<br />

Schönheit und Kultur geht. Aber wo<br />

sind wir mit dieser Kultur angelangt?<br />

Bei einer 24-Stunden-Konsum gesell -<br />

schaft, die nicht viel mit guter Lebensart<br />

zu tun hat.<br />

Sie haben während Ihrer Zeit als Abfallkünstler<br />

auch einen Blogg geführt. Wie<br />

waren hier die Reaktionen?<br />

Ich habe keine Ahnung, wie viele Leute<br />

die rund 87 Beiträge gelesen haben, die<br />

ich in meinen Abfallblogg gesetzt habe.<br />

Reaktionen kamen nur wenige. Es gab<br />

eine Handvoll Leute, Fans meiner Bloggs<br />

und meiner Schreibe, die mich – mal kritisch,<br />

mal zustimmend – begleitet haben,<br />

darunter ein gebürtiger Männedörfler,<br />

der heute woanders lebt.<br />

Haben sich Ihre Erwartungen, die Sie<br />

mit der Aktion verbanden, erfüllt?<br />

Ehrlich gesagt, habe ich mir von meiner<br />

Rolle als Abfallkünstler nichts erhofft.<br />

Zuallerletzt wollte ich ein Vorbild sein. So<br />

banal es tönt: Ich machte es für mich<br />

selbst. Weil ich die Welt schöner finde,<br />

wenn kein Abfall herumliegt, weil ich<br />

mich wohler fühle, wenn meine Umgebung<br />

sauber ist. Die Wiesen sollen grün<br />

sein, nicht mit Eisteeverpackungen und<br />

Glacepapierli übersät, und die Strassen<br />

sollen nicht an einen Slum erinnern. Mir<br />

ist es einfach wichtig, dass Abfälle so<br />

entsorgt werden, wie es sich gehört. Abgesehen<br />

davon, hat mir die Aktion Spass<br />

gemacht. Ich würde es wieder machen,<br />

selbst wenn mit Steinen nach mir geworfen<br />

würde ...<br />

Wie geht es jetzt weiter?<br />

Ich würde meinen Einsatz als Abfall-

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