Fischotter 1_2010
Fischotter 1_2010
Fischotter 1_2010
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hat sich das Littering in Männedorf dank<br />
ihrer Abfallkunstaktion vermindert?<br />
Ich konnte bei meinen Sammlungen<br />
keine Verbesserung feststellen. Das<br />
dürfte aber auch damit zu tun haben,<br />
dass mein Einsatz über den Sommer<br />
stattfand. Da halten sich die Menschen<br />
viel mehr im Freien auf und essen folglich<br />
auch mehr im Freien.<br />
Wo würden Sie sonst noch ansetzen, um<br />
das Bewusstsein für die Abfallproblematik<br />
zu schärfen?<br />
Ganz klar in den Schulen. Ich würde<br />
gerne einmal ein paar grosse Säcke mit<br />
Abfällen, die ich auf der Strasse gesammelt<br />
habe, in einem Klassenzimmer ausleeren<br />
und dann einfach abwarten, was<br />
die Jugendlichen dazu sagen. Vielleicht<br />
käme eine fruchtbare Diskussion zustande.<br />
Bei kleinen Kindern – Kindergärtlern,<br />
Erst- und Zweitklässlern – wäre<br />
das nicht nötig. Mit Kindern dieses Alters<br />
hatte ich tolle Erlebnisse. Die waren fasziniert<br />
von meinem Sammelstock mit<br />
Greifzange: «He Sie, was ist das? Darf<br />
ich auch mal probieren?» Ich denke,<br />
wenn man ihnen einen solchen Stock<br />
geben würde, würden die jeden Tag Abfall<br />
von der Strasse auflesen. Man<br />
könnte sich ja mal überlegen, eine billigere<br />
Variante davon herzustellen und an<br />
sie abzugeben ... (lacht)<br />
Aus welchem Grund, denken Sie, gehen<br />
Jugendliche so nachlässig mit Abfall um?<br />
Um das zu beantworten, müsste ich sehr<br />
lange nachdenken. Es hat mit Anstand<br />
zu tun, mit Respekt und Verantwortung<br />
für den öffentlichen Raum und die Mitmenschen.<br />
Es ist auch eine Frage des<br />
Stils, des Lebensstils. Eigentlich fast eine<br />
50<br />
philosophische Frage, in der es um<br />
Schönheit und Kultur geht. Aber wo<br />
sind wir mit dieser Kultur angelangt?<br />
Bei einer 24-Stunden-Konsum gesell -<br />
schaft, die nicht viel mit guter Lebensart<br />
zu tun hat.<br />
Sie haben während Ihrer Zeit als Abfallkünstler<br />
auch einen Blogg geführt. Wie<br />
waren hier die Reaktionen?<br />
Ich habe keine Ahnung, wie viele Leute<br />
die rund 87 Beiträge gelesen haben, die<br />
ich in meinen Abfallblogg gesetzt habe.<br />
Reaktionen kamen nur wenige. Es gab<br />
eine Handvoll Leute, Fans meiner Bloggs<br />
und meiner Schreibe, die mich – mal kritisch,<br />
mal zustimmend – begleitet haben,<br />
darunter ein gebürtiger Männedörfler,<br />
der heute woanders lebt.<br />
Haben sich Ihre Erwartungen, die Sie<br />
mit der Aktion verbanden, erfüllt?<br />
Ehrlich gesagt, habe ich mir von meiner<br />
Rolle als Abfallkünstler nichts erhofft.<br />
Zuallerletzt wollte ich ein Vorbild sein. So<br />
banal es tönt: Ich machte es für mich<br />
selbst. Weil ich die Welt schöner finde,<br />
wenn kein Abfall herumliegt, weil ich<br />
mich wohler fühle, wenn meine Umgebung<br />
sauber ist. Die Wiesen sollen grün<br />
sein, nicht mit Eisteeverpackungen und<br />
Glacepapierli übersät, und die Strassen<br />
sollen nicht an einen Slum erinnern. Mir<br />
ist es einfach wichtig, dass Abfälle so<br />
entsorgt werden, wie es sich gehört. Abgesehen<br />
davon, hat mir die Aktion Spass<br />
gemacht. Ich würde es wieder machen,<br />
selbst wenn mit Steinen nach mir geworfen<br />
würde ...<br />
Wie geht es jetzt weiter?<br />
Ich würde meinen Einsatz als Abfall-