Gemälde Alter Meister - Koller Auktionen
Gemälde Alter Meister - Koller Auktionen
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<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
Lot 3001 - 3128<br />
Auktion: Freitag, 1. April 2011, 15.00 Uhr<br />
Vorbesichtigung: 19. bis. 27. März 2011<br />
Bearbeitung:<br />
Karoline Weser, Cyril <strong>Koller</strong>, Christian Stutz, Carlo Knöll, Stéphanie Egli, Sandra Sykora<br />
English translation of our catalogue available on our homepage www.kollerauctions.com
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3001<br />
TOSKANISCH, UM 1410 - 1420<br />
Madonna mit Kind von zwei Engeln gekrönt.<br />
Tempera und Gold auf Holz. 55,6 x 29,7 cm.<br />
Vorliegendes Madonnenbild vereint bewährte<br />
Bildmotive der berühmten Florentiner Maler<br />
des ausgehenden 14. und frühen 15.<br />
Jahrhunderts. So ist das Motiv der die<br />
Muttergottes krönenden Engel, die so auf<br />
Marias Amt als barmherzige Himmelkönigin<br />
weisen, ein beliebtes Bildmotiv in den<br />
Marienbildern des Agnolo di Gaddi, um nur<br />
einen Künstler zu nennen, während die Kunst<br />
des unbekannten Malers sich allgemein, und,<br />
besonders bezüglich des Madonnentypus, auf<br />
die Vorgaben des damals berühmtesten<br />
Florentiners der Spätgotik, Lorenzo Monaco,<br />
bezieht. Im heutigen Zustand gestaltet sich eine<br />
direkte Zuweisung an einen bestimmten Maler<br />
als problematisch, doch gewisse Details lassen<br />
auf eine Autorschaft schliessen, die wohl im<br />
Gebiet zwischen Florenz (Pistoia, Lucca) und<br />
Pisa, also etwas abseits der grossen<br />
| 2<br />
Kunstzentren, anzusetzen ist. So zeigt denn das<br />
Bild gewisse Anflüge an die frühesten Werke<br />
(Privatbesitz, Thronende Madonna mit Kind<br />
und von Engeln angebetet; Bucciano,<br />
Collegiata, Madonna mit Kind) des als Scolaio<br />
di Giovanni identifizierten „Maestro di Borgo<br />
alla Collina“, die noch ganz im Zeichen des<br />
Lorenzo Monaco standen. Womöglich handelt<br />
es sich hier um eines der früheren Werke dieses<br />
Malers. Die hier angestellten Beobachtungen<br />
deuten darauf hin, dass die Tafel wohl im<br />
Verlaufe des 2. Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts<br />
entstanden ist.<br />
Wir danken Prof. Gaudenz Freuler für diesen<br />
Katalogeintrag.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)
3001<br />
| 3
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 4<br />
3002<br />
3002<br />
SPANIEN, 17. JAHRHUNDERT<br />
Kreuzigung.<br />
Tempera auf Holz.<br />
166 x 98 cm.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)
3003<br />
3003<br />
BURGUND/NORDFRANZÖSISCH, UM<br />
1480/90<br />
Engelssturz mit dem Heiligen Michael und zwei<br />
Engeln Luzifer und seine Teufel bekämpfend.<br />
Öl auf Holz. 117 x 74,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Fischer, Luzern, 1959.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Ludwig Meyer vom Archiv für Kunstgeschichte<br />
platziert diese Tafel in den Umkreis der Schule<br />
von Dijon, wobei der Bezug zur altniederländischen<br />
Malerei deutlich wird (Schreiben vom 18.<br />
10.2010).<br />
Die Szene betrifft den sogenannten Engelssturz.<br />
Der Heilige Michael (mit dem Scheibennimbus<br />
und erhobenem Schwert) und seine Engel<br />
bekämpfen Luzifer und seine Teufel. Diese stürzen<br />
zur Erde und müssen den Himmel für alle<br />
Ewigkeit verlassen. Der Text beruht auf der<br />
Offenbarung des Johannes (12, 7).<br />
Luzifer, der sich in vielerei Gestalt verbirgt, ist<br />
offenbar die mittlere Figur im liturgischen<br />
Gewand eines Engels - mit den Klauen eines<br />
Greifvogels als Hände. Meyer weist darauf hin,<br />
dass der Heilige Michael in der Kunst des<br />
Westens eine bedeutendere Rolle als in allen<br />
anderen Gebieten der spätmittelalterlichen<br />
Kunst spielte.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)<br />
| 5
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3004<br />
MEISTER DER VON GROOTESCHEN<br />
ANBETUNG (WERKSTATT)<br />
(tätig um 1510 Antwerpen)<br />
Anbetung der Heiligen Drei Könige.<br />
Öl auf Holz. 84,6 x 54,2 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Parke Bernet, New York, 5.11.1942,<br />
Los 49.<br />
- J.L. Stern, New York.<br />
- Auktion Parke Bernet, New York,<br />
3.-4.11.1950, Los 64 (bei beiden <strong>Auktionen</strong><br />
1942 und 1950 wurde im Katalog eine irrtümli<br />
che Provenienz angegeben, dass es sich hierbei<br />
um die Version in der Alten Pinakothek,<br />
München, handelt).<br />
- Kunsthandel Gebr. Douwes, Amsterdam 1964,<br />
erworben vom Onkel des folgenden Besitzers.<br />
- Durch Erbfolge, Privatbesitz.<br />
- Schweizer Privatsammlung.<br />
Ausstellungen:<br />
- Amsterdam Kunsthandel Gebr. Douwes,<br />
Tetoonstelling van schilderijen en tekeningne,<br />
28.4.-28.5.1964, Nr. 2.<br />
- Delft, Prinsenhof, XVIe oude kunst- en<br />
antiekbeurs der Vereniging van Handelaren in<br />
Oud Kunst in Nederland, 4.-24.6.1964 (bei<br />
| 6<br />
Kunsthandel Gebr. Douwes).<br />
Von dieser Komposition sind mehrere Varianten<br />
vom <strong>Meister</strong> der von Grooteschen Anbetung<br />
und seiner Werkstatt bekannt, wobei sie oft als<br />
zentrale Tafel eines Triptychon verwendet<br />
wurde. Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ähnelt<br />
dabei besonders der Version in der Alten<br />
Pinakothek, München (Inv. Nr. 1413 a, b, c),<br />
eine Tatsache, die zu Verwirrung in der<br />
Provenienz beider Tafeln in den <strong>Auktionen</strong> von<br />
1942 und 1950 führte (siehe Provenienz).<br />
Der <strong>Meister</strong> der von Grooteschen Anbetung<br />
war einer der wichtigsten Maler der sogenannten<br />
Antwerpener Manieristen, die in der ersten<br />
Hälfte des 16. Jahrhunderts tätig waren.<br />
Friedländer war der ertse, der 1915 diese Maler<br />
als Gruppe beschrieb, da ihre Werke früher<br />
fälschlich als Herri met de Bles oder seiner<br />
Werkstatt zugeschrieben waren. Das Oeuvre<br />
des <strong>Meister</strong>s der von Grooteschen Anbetung<br />
baut im Wesentlichen auf das Altarstück auf,<br />
das ursprünglich dem Freiherrn Von Groote in<br />
Kitzburg gehörte und die Anbetung der<br />
Heiligen der Könige darstellt. Die Seitenflügel<br />
zeigen die Boten vor David und die Königin<br />
von Saba. Wo sich diese Seitenflügel heute<br />
befinden ist unklar (siehe Ausstellungskatalog<br />
De Bisthoven, A. Janssens (Hg),: Anonieme<br />
Vlaamse Primitieven, Bruges 1969, S. 161).<br />
Weitere Beispiele dieses Altarstücks befinden<br />
sich in der John G. Johnson Sammlung in<br />
Philadelphia (Inv. Nr. 383) und in der<br />
Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe (Inv. Nr.<br />
145) (siehe Friedländer, M.J: Early<br />
Netherlandish Painting, Band XI, Leiden/<br />
Brüssel 1974, S. 70, Kat. Nr. 29a, b, c, Tafel 39).<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 38 460.- / 53 850.-)
3004<br />
| 7
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 8<br />
3005<br />
3005<br />
GRIMMER, JACOB und CLEVE, MARTEN VAN<br />
(um 1525 Antwerpen 1590) und (1527 Antwerpen 1577)<br />
Grosse Weinlese. Um 1580.<br />
Öl auf Holz. Unten mittig mit Signatur und Datierung:<br />
GRIEMER 158?.<br />
43 x 64,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Deutsche Privatsammlung.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Gutachten: Reine de Bertier, 9.2.2003.<br />
CHF 45 000.- / 55 000.-<br />
(€ 34 620.- / 42 310.-)
3006<br />
3006*<br />
CLEVE, JOOS VAN (NACHFOLGER)<br />
(um 1485 Antwerpen 1540)<br />
Heiliger Hieronymus.<br />
Öl auf Holz. 76 x 59 cm.<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> ist eines von mehreren<br />
Varianten, die nach dem Vorbild von Joos van<br />
Cleve entstanden sind. Über den Prototypen<br />
bleibt die Forschung unschlüssig, wobei es sich<br />
hierbei um die Version im Art Museum,<br />
Princeton University handeln könnte (Vgl.<br />
Hand, J: Joos van Cleve: the complete<br />
Paintings, 2004, Nr. 75. Abb. 94.). In jedem Fall<br />
wurde die Komposition von Dürers <strong>Gemälde</strong><br />
des Heiligen Hieronymus beeinflusst, welches<br />
sich im Museo National de Arte Antiga,<br />
Lissabon befindet (Inv. Nr. 828).<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
| 9
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3007<br />
GERTNER, PETER<br />
(Nürnberg um 1495/1500 - nach 1541)<br />
Portrait des Pfalzgrafen Philipp, Bischof von<br />
Freising.<br />
Öl auf Holz. 58,5 x 42 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Prof. Franz Streber (1806-1864) München und<br />
Tölz aus wittelsbachischem Besitz oder<br />
Säkularisationsgut, das 1852 in Schleissheim<br />
versteigert wurde.<br />
- Durch Erbfolge an seinen Sohn, Hofrat Dr.<br />
Ignaz Streber.<br />
- Auktion Fischer, Luzern , 28. 11.-2.12.1967,<br />
Los 2146, Abb. Tafel 45.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
Löchner, Kurt: Peter Gertner, Neuburger<br />
Kollektaneenblatt, Jahrbuch 141, Neuburg a. d.<br />
Donau 1993, S. 5-133, als Abb. 35 auf Seite 64<br />
ganzseitig publiziert.<br />
Gutachten: Ludwig Meyer, Archiv für<br />
Kunstgeschichte, 17.1.2011.<br />
Dieses Portrait eines Herren in kostbarer<br />
Kleidung ist ein Werk des fränkischen Malers<br />
Peter Gertner, wie bereits von Kurt Löchner<br />
publiziert (siehe Literatur) und von Ludwig<br />
Meyer bestätigt (Gutachten, 17.1.2011). Der<br />
Dargestellte lässt sich als Pfalzgraf Philipp identifizieren,<br />
der am 7. Mai 1480 geboren wurde<br />
und am 5. Januar 1541 verstarb. Sein Vater war<br />
der Kurfürst Philipp der Aufrichtige von der<br />
Pfalz (1448 - 1508), seine Mutter, Margarete<br />
von Bayern-Landshut (1456 -1501). Löchner<br />
hebt hervor, dass Gertner den Pfalzgrafen in<br />
charakteristischer Weise darstellt und zwar mit<br />
der Adlernase, dem wachen Blick, den verkniffenen<br />
schmalen Lippen und dem glattrasierten<br />
Kinn (ebd., S. 61). Er erscheint hier als adliger<br />
Herr und Fürst, ohne Hinweis auf ein geistliches<br />
Amt. Die mit Edelsteinen und Perlen besetzte<br />
Borte am Hals und das mit Edelsteinen besetzte<br />
Schmuckstück, das an einer Kette über der<br />
Brust hängt, lassen keinen Zweifel an seiner<br />
fürstlichen Herkunft. Der Pfalzgraf war in mehreren<br />
einflussreichen kirchlichen Ämtern, so<br />
1488 Domherr in Mainz, 1491 Domherr in<br />
Freising, Würzburg und Augsburg, 1497<br />
Administrator des Bistums Freising, 1499 dort<br />
als Bischof und 1517 auch Administrator von<br />
Naumburg.<br />
Gertner, der für seine Portraitmalerei bekannt<br />
ist, lernte wahrscheinlich bei dem Dürerschüler<br />
Wolf Traut in Nürnberg, wo er 1521 <strong>Meister</strong><br />
und Bürger der Stadt wurde. Neben dem<br />
Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach<br />
und dem Ansbacher Hof, zählten vor allem die<br />
Pfälzer Wittelsbacher, darunter der Pfalzgraf<br />
Ottheinrich in Neuenburg a. d. Donau zu seinen<br />
Auftraggebern für Portraitdarstellungen.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 10<br />
3007<br />
3008<br />
NÜRNBERGER MEISTER, UM 1535<br />
Portrait einer verheirateten Dame.<br />
Öl auf Holz. Oben mittig bezeichnet und<br />
datiert: 1535 AETATIS. SVA. Z4.<br />
52,2 x 38,9 cm.<br />
Dieses Portrait einer edlen Dame identifiziert<br />
Ludwig Meyer als ein Werk eines Malers aus<br />
Nürnberg um 1535, möglicherweise von der<br />
Hand Hans Plattner (1514 Nürnberg 1562). Es<br />
kann davon ausgegangen werden, dass dieses<br />
Portrait als Pendant für ein Ehepaar-Bildnis entstand,<br />
dem wohl ursprünglich ein gleich grosses<br />
Portrait des Ehegatten gegenüberstand. Die<br />
dargestellte Tracht lässt darauf schliessen, dass<br />
die Eheleute zum Patriziat Nürnbergs gehörten.<br />
Wir danken Ludwig Meyer, Archiv für<br />
Kunstgeschichte, für die Beurteilung dieses<br />
<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie (Schreiben<br />
vom 18. 10. 2010).<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)
3008<br />
| 11
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3009<br />
3009<br />
SÜDFRANKREICH, UM 1520<br />
Kreuztragung.<br />
Öl auf Holz. 42 x 129 cm.<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> war vermutlich als Predella Teil<br />
eines Altarstückes.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
| 12<br />
3010<br />
ZAGANELLI, FRANCESCO<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(Cotignola 1470 - 1531 Ravenna)<br />
Christus trägt das Kreuz.<br />
Öl auf Holz. 34 x 22 cm.<br />
Von dieser Komposition existiert eine weitere<br />
Version mit ähnlichen Massen (34 x 24 cm) in<br />
etwas schlechterem Zustand im Musée du Petit<br />
Palais in Avignon (siehe Zama, Raffaella: Gli<br />
Zaganelli Francesco e Bernardino pittori, Rimini<br />
1994, S. 154, Nr. 43).<br />
CHF 35 000.- / 50 000.-<br />
(€ 26 920.- / 38 460.-)
3010<br />
| 13
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 14<br />
3011<br />
3011<br />
FRANKREICH, 16. JAHRHUNDERT<br />
Portrait einer Dame in kostbarer Kleidung.<br />
Öl auf Holz.<br />
27,4 x 20,4 cm.<br />
CHF 18 000.- / 22 000.-<br />
(€ 14 000.- / 17 000.-)<br />
3012<br />
MEISTER AUS DEM UMKREIS VON<br />
FRANÇOIS CLOUET<br />
Bildnis einer Edeldame. Um 1560.<br />
Öl auf Holz.<br />
23,3 x 18,2 cm.<br />
CHF 100 000.- / 150 000.-<br />
(€ 76 000- / 114 000.-)
3012<br />
| 15
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 16<br />
3013<br />
3013<br />
CRANACH, LUCAS d. Ä. (NACHFOLGER<br />
19. JAHRHUNDERT)<br />
(Kronach 1472 - 1553 Weimar)<br />
Christus und die Ehebrecherin.<br />
Öl auf Holz. 69,7 x 88,7 cm.<br />
Diese Darstellung mit Christus und der<br />
Ehebrecherin geht auf das <strong>Gemälde</strong> von Lucas<br />
Cranach d. Ä. (entstanden um 1520, Öl auf<br />
Holz, 116 x 149 cm) zurück, das sich heute in<br />
der Fränkischen Galerie, Kronach befindet (Inv.<br />
Nr. 692, siehe Friedländer, Max J. / Rosenberg,<br />
Jakob: The Paintings of Lucas Cranach,<br />
London 1973, S. 95, Nr. 129, Abb. 129). Es<br />
kann davon ausgegangen werden, dass es sich<br />
bei dem vorliegenden Werk um eine Arbeit<br />
eines Nachfolgers, wohl des 19. Jahrhunderts,<br />
handelt, der abweichend vom Prototypen eigenständig<br />
einen goldenen Scheibennimbus sowie<br />
einen Goldbrokatvorhang, der bei spätgotischen<br />
Tafelbildner, aber nicht bei Cranach, üblich ist,<br />
im Stile des Historismus vereint. Dabei tritt die<br />
äusserst qualitätsvolle Ausführung dieser Arbeit<br />
besonders hervor.<br />
Wir danken Ludwig Meyer, Archiv für<br />
Kunstgeschichte, für seine Beurteilung des<br />
<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie (Schreiben<br />
vom 18.10.2010).<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 11 540.- / 19 230.-)<br />
3014<br />
ENGEBRECHTSZ., CORNELIS<br />
(1460 Leiden 1527)<br />
Zwei Flügel eines kleinen Triptychons mit der<br />
Heiligen Martha mit dem Drachen und einem<br />
Heiligen mit Bischofsstab.<br />
Öl auf Holz. Je 34,8 x 14,6 cm.<br />
Wir danken Ludwig Meyer vom Archiv für<br />
Kunstgeschichte für die Bestätigung der<br />
Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie<br />
(Schreiben vom 31.1.2011).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)
3014 3014<br />
| 17
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3015 3016<br />
3015*<br />
HOLLAND, FRÜHES 17. JAHRHUNDERT<br />
Bildnis einer holländischen Dame.<br />
Öl auf Leinwand. Unten bezeichnet:<br />
VIRGO HOLLANDIE BOREALIS.<br />
59,5 x 44,8 cm.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 620.- / 6 150.-)<br />
| 18<br />
3016*<br />
GOLTZIUS, HENDRIK VAN<br />
(NACHFOLGER DES 17.<br />
JAHRHUNDERTS)<br />
(Mühlbrecht 1558 - 1616 Haarlem)<br />
Allegorie des Sommers - Die<br />
Fruchtbarkeitsgöttin Ceres von Bauern verehrt:<br />
Honoratio Cereris.<br />
Öl auf Leinwand. Oben links bezeichnet:<br />
Honoratio Cereris. 124 x 108 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Christie’s, London, 22.2.1963, Los<br />
144 (als Hendrik van Goltzius).<br />
- Auktion Christie’s, South Kensington,<br />
5.12.1977, Los 86 (als Nachfolger Hendrik van<br />
Goltzius).<br />
- Auktion Christie’s, New York, 23.5.2000, Los<br />
311 (als zugeschrieben an Pieter de Witte, 1548<br />
- 1628).<br />
Wir danken Professor Röthlisberger für seine<br />
Beurteilung des <strong>Gemälde</strong>s anhand einer<br />
Fotografie und für seinen Hinweis, dass dieses<br />
<strong>Gemälde</strong> auf einem Stich von Jan Saenredam<br />
(1565 - 1607) nach einer Vorlage von Goltzius<br />
von 1596 basiert .<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3017<br />
MARIA DA CARPI, ANTONIO<br />
(1495 Italien um 1504)<br />
Maria mit Kind. 1497.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts datiert und unleserlich<br />
bezeichnet: 1497. 89 x 65 cm.<br />
Literatur:<br />
- Berenson, Bernard: Italian Pictures of the<br />
Renaissance. Venetian School, London 1957,<br />
Bd. 1, S. 9, Abb. 487.<br />
Diese hier angebotene Maria mit dem Kind von<br />
Antonio Maria da Carpi zählt zu den beiden einzigen<br />
gesicherten Arbeiten des venezianischen<br />
Malers, der Ende des 15. Jahrhunderts tätig war.<br />
Er war Schüler von Cima da Conegliano und<br />
seine 1495 datierte Mariendarstellung im<br />
Museum der Bildenden Künste, in Budapest<br />
(bez. „1495 Antonius maria de charpi pinxit“)<br />
zeigt noch starke Ähnlichkeit zum Darstellungstypus<br />
seines Lehrers. Diese hier gezeigte Arbeit<br />
von 1497 ist hingegen schon weitaus eigenständiger<br />
und zeigt die Unabhängikeit vom<br />
Lehrmeister.<br />
Weitere zugeschriebene Werke an Antonio<br />
Maria da Carpi finden sich in Bergamo, in der<br />
Accademia Carrara (Madonna mit Kind, siehe<br />
Rossi, F.: Cat. dei dipinti, Bergamo 1979, Nr.<br />
73); im Musée d’Art et d’ Histoire (siehe Natale,<br />
Mauro: Peintures italiennes du XIVe au XVIIIe<br />
siècle, Genf 1979, Bd. I), in Padua, im Museo<br />
Civico und in Ravenna, in der Galleria<br />
dell’Accademia (siehe Martini, A.: La Galleria<br />
dell’Accademia di Ravenna, Vicenza 1959, 17)<br />
sowie die Beweinung Christi, in Warschau im<br />
National Museum.<br />
CHF 80 000.- / 120 000.-<br />
(€ 61 540.- / 92 310.-)
3017<br />
| 19
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 20<br />
3018<br />
3018<br />
SÄCHSICHER MEISTER, UM 1560<br />
Die Auferweckung des Lazarus.<br />
Öl auf Holz. Auf dem Grabstein datiert: 1560.<br />
96,8 x 86,5 cm.<br />
Eine ähnliche Darstellung der Auferweckung<br />
des Lazarus (Johannes-Evangelium 11, 1-45) von<br />
Anton Heusler (um 1520 - 1533 letzte<br />
Erwähnung) findet sich in der Leipziger<br />
Nikolaikirche. Das Auftreten von zahlreichen<br />
Figuren in einer offenen Landschaft lässt noch<br />
an Lucas Cranach d. Ä. (1472 - 1553) erinnern,<br />
dessen Werke dem Künstler dieser hier angebotenen<br />
Arbeit vertraut gewesen sein mussten.<br />
Wir danken Ludwig Meyer, Archiv für<br />
Kunstgeschichte, für die Beurteilung dieses<br />
<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie (Schreiben<br />
vom 18.10.2010).<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)
3019<br />
3019*<br />
ANTWERPEN, UM 1525<br />
Anbetung der Heiligen Drei Könige.<br />
Öl auf Holz. 89 x 59 cm.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 21
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 22<br />
3020<br />
3021<br />
3020<br />
DECKER, CORNELIS GERRITSZ.<br />
(um 1620 Haarlem 1678)<br />
Küstenlandschaft mit Fischern in ihrem Boot<br />
am Strand.<br />
Öl auf Holz. Unten mittig signiert: C. Decker.<br />
39,5 x 61 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3021*<br />
MANCADAN, JACOBUS<br />
(Minnertsga 1602 - 1680 Leeuwarden)<br />
Flusslandschaft mit Figuren im Vordergrund.<br />
Öl auf Holz. Unten links monogrammiert: JM<br />
(ligiert).<br />
46,5 x 61,7 cm.<br />
CHF 22 000.- / 28 000.-<br />
(€ 16 920.- / 21 540.-)
3022<br />
3022<br />
HEEM, JAN DAVIDSZ. DE<br />
(NACHFOLGER DES 17/18.<br />
JAHRHUNDERTS)<br />
(Utrecht 1606 - 1683 Antwerpen)<br />
Stilleben mit Früchten und Austern auf einem<br />
Tisch.<br />
Öl auf Leinwand. 81 x 103 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung (Expertise von W. Vogelsang,<br />
1932/33, Nr. 2334/96, als J.Dz. de Heem).<br />
- Auktion Lempertz, Köln, 14.7. 1933, Lot<br />
297, Abb.<br />
- Bei W. Paech, Amsterdam, vor 1940.<br />
- Bei P. de Boer, Amsterdam, 1961, Stock Nr.<br />
636, als J. van Son.<br />
Die Komposition dieses <strong>Gemälde</strong>s geht auf einen<br />
Prototypen von Jan Davidsz. De Heem zurück<br />
(signiert, Öl auf Holz, 62 x 94 cm,<br />
Aufbewahrungsort unbekannt), von dem zwei<br />
weitere Kopien existieren: Öl auf Leinwand, 55 x<br />
82 cm, Privatsammlung, England, als von C. de<br />
Heem; Auktion Christie’s, London, 30.6. 1971,<br />
Lot 120, Abb., als von J. van Son; bei Leger<br />
Galleries, London, 1972, als von J. van Son. Und<br />
Öl auf Leinwand, 81 x 117,5 cm, Lübeck, St.<br />
Annen-Museum, Inv. Nr. 1924/50a, zugeschrieben<br />
an J. van Son (Kat. 1984, No. 49a, Abb.).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 23
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3023<br />
ROUSSEAUX, JACQUES DE<br />
(Tourcoing um 1600 - 1638 Leiden)<br />
Selbstbildnis in Phantasietracht. 1635.<br />
Öl auf Holz. Mittig links monogrammiert und<br />
datiert: JR (ligiert) 1635.<br />
57 x 44,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung, Liechtenstein.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
- Bernt, Walther: Die niederländischen Maler<br />
des 17. Jahrhunderts, München 1980, Bd. III,<br />
Nr. 1052 mit S/W Abb. 1980.<br />
- Sumowski, Werner: <strong>Gemälde</strong> der Rembrandt-<br />
Schüler, Landau 1983, Bd. IV., Nr. 1686, S.<br />
2507, Farbabb. S. 2522.<br />
Dieses exquisite und seltene Selbstbildnis in<br />
Phantasietracht von Jacques de Rousseaux<br />
befand sich lange in einer Liechtensteiner<br />
Privatsammlung und ist nach vielen Jahrzehnten<br />
nun erstmals wieder auf dem Kunstmarkt. Es<br />
gilt als Hauptwerk dieses Malers französischer<br />
Herkunft.<br />
Über das Leben des Künstlers ist wenig<br />
bekannt. Er wurde um 1600 im flandrischen<br />
Tourcoing geboren und kehrte 1627 von einer<br />
Italienreise zurück. Als selbständiger Maler<br />
muss er ab 1630 tätig gewesen sein, und bis 1636<br />
lassen sich datierte Werke nachweisen. Sein<br />
Sohn erhält am 5. März 1638 seinen Onkel zum<br />
Vormund, woraus auf 1638 als Todesjahr des<br />
Malers geschlossen wird. Der früh verstorbene<br />
Künstler hat nur wenige Werke hinterlassen,<br />
von denen sich viele im Museumsbesitz befinden,<br />
wie <strong>Alter</strong> Mann mit Bart (1630, Den Haag,<br />
Museum Bredius), Mann mit Barett und<br />
Halskette (1635, Rotterdam, Museum Boymans<br />
van Beuningen), Mann mit Barett und<br />
Halskette und Alte Frau mit perlenbesetzter<br />
Mütze (Leiden, Stedelijk Museum De<br />
Lakenhal) oder Bärtiger Kreis mit Barett<br />
(München, Bayrische<br />
Staatsgemäldesammlungen). Uneinig ist sich die<br />
Wissenschaft, ob, wie die ältere Forschung<br />
annimmt, Rousseaux ein Rembrandt-Schüler<br />
war oder er sich an den Werken des jüngeren<br />
Jan Lievens (1607 - 1674) orientierte, wie heute<br />
eher angenommen wird. Rembrandt und<br />
Lievens hatten beide bei dem angesehnen<br />
Historienmaler Pieter Lastman gelernt und<br />
arbeiteten später in einer gemeinsamen<br />
Werkstatt zusammen. Jacques de Rousseaux<br />
wird zum Umkreis Rembrandts gezählt. Die<br />
vermutete Verbindung zu Jan Lievens ist deshalb<br />
für das hier angebotene Selbstbildnis in<br />
| 24<br />
Phantasietracht von besonderer Bedeutung,<br />
weil wohl Lievens in den 1620er Jahren in<br />
Leiden die ersten Tronien als eigenständige<br />
Kunstwerke gemalt hat und sich einige solche<br />
Tronien in Rousseaux’ Werk finden. Auch<br />
Rembrandt muss diese Anregung aufgegriffen<br />
haben. Davon geht jedenfalls die neueste<br />
Forschung aus, die ihr Interesse auf das Tronie<br />
als Bildgattung mit ihren speziellen<br />
Charakteristika gerichtet hat. Der niederländische,<br />
aus der Rembrandt-Zeit stammende<br />
Begriff kann mit „Kopf“ oder „Gesicht“ übersetzt<br />
werden und bezeichnet ein Bildnis nach<br />
einem lebenden Modell, jedoch kein Portrait.<br />
Portraits wurden häufig zu Repräsentationszwecken<br />
in Auftrag gegeben und zeichneten<br />
den Dargestellten oft mit besonderen<br />
Attributen aus, die auf seinen Stand oder seine<br />
Profession verwiesen. Herrscher wurden auch in<br />
antikisierenden Kostümen abgebildet, die ihre<br />
Person nobilitieren sollten. Höchster Wert<br />
wurde dabei auf eine präzise, detaillierte<br />
Maltechnik gelegt, die den Portraitierten würdevoll,<br />
bestens ausgeleuchtet und mit eher zurückhaltender<br />
Mimik zeigte. Tronien dagegen stellen<br />
das Modell tendenziell ohne besondere<br />
Zeichen des Standes dar; die Bekleidung verliert<br />
sich im Ungewissen. Die Betonung liegt<br />
ausschliesslich auf dem Gesicht, das oft emotionsgeladen<br />
gezeigt und mit effektvollem Hell-<br />
Dunkelkontrast betont wird. Der Malduktus ist<br />
freier und ungezwungener als beim Portrait.<br />
Entwickelt haben sich die Tronien, so wird vermutet,<br />
aus Kopfstudien, die zur Vorbereitung<br />
grösserer Werke dienten. Die Bildnisse lösten<br />
sich aber bald von dieser Hilfsfunktion und wurden<br />
zum attraktiven Verkaufsobjekt, mit dem<br />
junge Maler ihr künstlerisches und malerisches<br />
Können demonstrierten. Wählten sie sich selbst<br />
als Modell, konnten sie ihre potentielle Kunden<br />
gleich noch mit dem eigenen Aussehen vertraut<br />
machen: Zielgruppe: eine kunstinteressierte<br />
Käuferschaft aus dem gebildeten Bürgertum,<br />
dem diese vergleichsweise unorthodoxen und<br />
experimentellen <strong>Gemälde</strong> als willkommene<br />
Ausweise eigener Kennerschaft dienten. Auch<br />
die Auftraggeber selbst, so lässt sich nachweisen,<br />
liessen sich ab den 1630er Jahren so darstellen.<br />
Und zeigten sich die Modelle auch noch im<br />
exotischen Phantasiekostüm, wurde das Tronie<br />
zum Gegenentwurf des höfischen<br />
Herrscherbildnisses. Das bürgerliche<br />
Kostümportrait entstand.<br />
Jacques de Rousseaux’ Selbstbildnis in<br />
Phantasietracht kann als herausragendes<br />
Beispiel dieses neuen, attraktiven Bildtypus gelten.<br />
Der Maler wählt dafür eine klassische<br />
Dreiviertelansicht seines Kopfes, die ihm<br />
ermöglicht, seine linke Gesichtshälfte hell zu<br />
erleuchten, die rechte dagegen in einen scharfen<br />
Schlagschatten zu setzen. Das fein schimmernde<br />
Inkarnat der Gesichtshaut und das<br />
Aufstrahlen der Perlenverzierung an seinem<br />
Barett sind Zeugnisse seiner hohen malerischen<br />
Fähigkeiten und beweisen ebenso wie der vorsichtig<br />
zurückhaltende, taxierende Blick des<br />
Dargestellten, also die psychologisierende<br />
(Eigen)Darstellung, dass sich Rousseaux auf der<br />
Höhe der damaligen Portraitkunst befand.<br />
Gleichzeitig nimmt sich der Maler in diesem<br />
Selbstbildnis in Phantasietracht alle Freiheiten<br />
des Tronie heraus, indem er das Halstuch und<br />
das Barett noch sorgfältiger ausarbeitet, jedoch<br />
die Schulter- und Brustpartie nur noch andeutet.<br />
Weder Beigaben wie Staffelei oder Palette<br />
zeichnen ihn als Maler aus, er muss sich nicht<br />
durch Bücher oder antike Statuetten als belesen<br />
erweisen oder durch das Portraitieren der<br />
Gottesmutter Maria legitimieren, wie dies Maler<br />
der vorhergehenden Generationen mit Hinweis<br />
auf den Schutzpatron der Maler getan hatten.<br />
Seine sorgfältig ondulierten Haare, der gepflegte<br />
Schnauzer und die wachen dunklen Augen<br />
sind dezente, doch klare und ausreichende<br />
Hinweise auf Bildung, Verstand und<br />
Standesbewusstsein.<br />
Weiterführende Literatur zum Tronie:<br />
- Gottwald, Franziska: Das Tronie. Muster -<br />
Studie - <strong>Meister</strong>werk. Die Genese einer<br />
Gattung der Malerei vom 15. Jahrhundert bis<br />
zu Rembrandt. Deutscher Kunstverlag,<br />
München/Berlin 2009.<br />
- Hirschfelder, Dagmar: Tronie und Porträt in<br />
der niederländischen Malerei des 17.<br />
Jahrhunderts. Mann, Berlin 2008.<br />
CHF 350 000.- / 500 000.-<br />
(€ 269 230.- / 384 620.-)
3023<br />
| 25
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3024*<br />
VELDE, ADRIAEN VAN DE<br />
(um 1636 Amsterdam um 1672)<br />
Hirten und Kühe am Fluss in einer<br />
Waldlandschaft.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links signiert und<br />
datiert: AV.V. f. 1650.<br />
68 x 56,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Wahrscheinlich Pieter van de Bogaerde<br />
Auktion, Amsterdam 16.3.1778, Los 79.<br />
- Privatbesitz.<br />
Literatur: Hofstede de Groot, Cornelius:<br />
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der<br />
Werke der hervorragendsten holländischen<br />
Maler des 17. Jahrhunderts, Paris & Esslingen<br />
1907-1928, Band 4, Nr. 254a.<br />
Adriaen van de Velde wird als einer der bedeutendsten<br />
Tiermaler des holländischen Goldenen<br />
Zeitalters betrachtet und war ebenfalls ein eifriger<br />
Zeichner. Dank der zahlreichen Studien<br />
nach der Natur, die der Maler Zeit seines<br />
Lebens fertigte, erscheinen die Tiere detailgetreu<br />
und lebensecht.<br />
Bart Cornelis, der den Künstler und sein Werk<br />
über mehrere Jahre untersuchte, datiert unser<br />
<strong>Gemälde</strong> in die 1660er Jahre, entgegen der<br />
| 26<br />
Datierung von 1650 unten links. Trotzdem<br />
scheinen die Signatur und das Datum aus der<br />
Zeit und authentisch zu sein. Möglicherweise<br />
signierte der Künstler sein Werk im Nachhinein.<br />
Adriaen van de Velde war Sohn des<br />
Marinemalers Willem van de Velde d. Ä. (1611 -<br />
1693), bei dem er auch studierte. Er schloss<br />
seine Lehre beim Landschaftsmaler Jan<br />
Wijnants (1630 - 1684) in Haarlem ab und lebte<br />
ab 1659 in Amsterdam bis zu seinem frühzeitigen<br />
Tode im Jahre 1672. Während seiner kurzen<br />
Karriere schuf der Künstler ein umfassendes<br />
Oeuvre von aussergewöhnlich hoher Qualität.<br />
Er war ebenfalls ein sehr talentierter und feinfühliger<br />
Zeichner sowie ein versierter Grafiker.<br />
Heute ist er für seine raffinierten italianisierenden<br />
Landschaften mit fein ausgeführten Figuren<br />
bekannt.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)
3024<br />
| 27
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3025<br />
RUISDAEL, JACOB VAN<br />
(Haarlem 1628 - 1682 Amsterdam)<br />
Berglandschaft mit Fluss. Um 1660.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts auf dem Stein<br />
signiert: Ruisdael.<br />
53 x 50,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Thomas White, Upton Hall, Norwich.<br />
- Mrs Elizabeth Faulkner, Manchester.<br />
- Albert Levy, dessen Auktion, 3.5.1884, Los<br />
59.<br />
- Stephenson Robert Clarke (1824 - 91).<br />
- durch Erbfolge an Robert Clarke (1862 -1948).<br />
- dessen Auktion, Christie’s, 11.12.1992, Los<br />
99.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Ausstellung:<br />
London, Royal Academy of Arts, Winter<br />
Exhibition 1952-53, Nr. 323.<br />
Literatur:<br />
- HdG 412 (nicht HdG 431a).<br />
- Slive, Seymour: Jacob van Ruisdael. A<br />
Complete Catalogue of His Paintings,<br />
Drawings and Etchings, New Haven/London<br />
2001, Nr. 204, S. 201 mit S/W Abbildung.<br />
Slive gibt zu bedenken, ob die Signatur eigen<br />
händig ist bzw. ob sie nachgezogen wurde.<br />
Wasserfälle, rauschende Gebirgsbäche und<br />
Flüsse zählten zu den beliebtesten Themen im<br />
Oeuvre Jacob van Ruisdaels (vgl. hierzu Slive,<br />
ebd., S. 153ff.). Obwohl diese naturgetreuen<br />
und lebhaften Landschaften ein direktes<br />
Studium der Natur voraussetzen würden, basieren<br />
sie nicht auf einer direkten Beobachtung,<br />
| 28<br />
sondern wurden von Vorlagen geprägt.<br />
Insbesondere die <strong>Gemälde</strong> des aus Alkmaar<br />
stammenden Allart van Everdingen (1621 -<br />
1675), der nordische Landschaftsdarstellungen<br />
in die Malerei der Niederlande des 17.<br />
Jahrhunderts einführte, waren einflussreich für<br />
Ruisdaels Malweise. Everdingen brachte nach<br />
einer Reise nach Norwegen 1645 mehrere skandinavische<br />
Ansichten nach Haarlem zurück, die<br />
er in seine <strong>Gemälde</strong> und graphischen Arbeiten<br />
aufnahm. Obwohl Ruisdael schon in frühen<br />
Jahren mit Everdingens nordischen<br />
Landschaften in seiner Heimatstadt konfrontiert<br />
worden sein dürfte, finden sich diese in seiner<br />
Malerei erst in den späten 1650er und frühen<br />
1660er Jahren wieder, als sich beide Künstler<br />
bereits in Amsterdam befanden.<br />
Seymond Slice datiert diese hier angebotene<br />
Landschaft in die 1660er Jahre und vergleicht<br />
die Komposition mit einem etwas ruhigeren und<br />
breiter angelegten Wasserfall aus den frühen<br />
1670er Jahren der Bayerischen<br />
Staatsgemäldesammlung, München, heute ausgestellt<br />
als Leihgabe in der Staatsgalerie<br />
Aschaffenburg, Nr. 874, Öl auf Leinwand, 66,5<br />
x 52,6 cm (Slive, ebd., Nr. 235, S. 214 mit S/W<br />
Abbildung).<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 38 460.- / 53 850.-)
3025<br />
| 29
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3026<br />
HEEM, JAN DAVIDSZ. DE<br />
(Utrecht 1606 - 1683 Antwerpen)<br />
Stilleben mit Fruchtschale, Brot, Austern und<br />
Zitrone auf einem Holztisch.<br />
Öl auf Holz. 48,4 x 63 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Dieses kürzlich in einer Privatsammlung entdeckte<br />
Stilleben identifiziert Fred G. Meijer<br />
nach Begutachtung des Originals als ein charakteristisches<br />
Werk von Jan Davidsz. de Heem.<br />
Die Komposition ist in einer zweiten eigenhändigen<br />
Version im Szépmüvészeti Muzeum in<br />
Budapest (Inv. Nr. 3538, Abb. 1) bekannt, wobei<br />
sich nur leichte Unterschiede vermerken lassen,<br />
so in der Ausführung der Stränge im Blattwerk,<br />
die individuell gestaltet sind, bei den Falten der<br />
Decke auf dem Tisch und bei dem monochromen,<br />
statt blau-weissen Dekor auf der<br />
| 30<br />
Porzellanschale. Die Budapester Version<br />
schliesst links am Rand mit der Tischkante ab,<br />
während bei unserem Stilleben durch Abstand<br />
zwischen Bild - und Tischkante mehr<br />
Räumlichkeit suggeriert wird und die<br />
Komposition ausgeglichener wirkt. Über der<br />
Tischkante ragt links bei beiden <strong>Gemälde</strong>n ein<br />
Weinblatt. Bei unserer Komposition ist noch die<br />
Holzkante transparent durch das Blatt zu erkennen,<br />
weshalb Meijer vermutet, dass der Künstler<br />
hier den ersten Entwurf umsetzt und die<br />
Budapester Version danach mit der endgültigen<br />
Komposition entstand. Vergleichbare Austern,<br />
Trauben und Blattwerk finden sich auch auf De<br />
Heems <strong>Gemälde</strong>n in der <strong>Gemälde</strong>galerie Alte<br />
<strong>Meister</strong>, Kassel (Inv. no. GK 438, Öl auf<br />
Abb. 1 Museum of Fine Arts, Budapest.<br />
Leinwand, 79,5 x 103,5 cm), welches Meijer auf<br />
1647 datiert, und auf dem etwas später entstandenen<br />
Stilleben von 1648 in der Sammlung<br />
Liechtenstein (Inv. Nr. 778, Öl auf Leinwand,<br />
83 x 118 cm, RKD Nr. 51167).<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, für die Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s im<br />
Original und für die Bestätigung der<br />
Eigenhändigkeit.<br />
CHF 120 000.- / 160 000.-<br />
(€ 92 310.- / 123 080.-)
3026<br />
| 31
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 32<br />
3027<br />
3027*<br />
DIEST, JERONYMUS VAN<br />
(1634 Den Haag 1675)<br />
Marinelandschaft mit Fischern im Vordergrund.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts auf dem Holzmast<br />
monogrammiert: VD (ligiert).<br />
45 x 63,5 cm.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)
3028<br />
3028*<br />
PEETERS, JAN<br />
(vor 1624 Antwerpen um 1677)<br />
Marine.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts auf Treibholz monogrammiert:<br />
I.P.<br />
25,7 x 37 cm.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Niederlande.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 33
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3029<br />
ASSTEYN, BARTHOLOMEUS<br />
ABRAHAMSZ.<br />
(1607 Dordrecht um 1667)<br />
Früchtestilleben in einer Porzellanschale auf<br />
einem Tisch und Insekten. 1641.<br />
Öl auf Holz. Unten links auf der Tischplatte<br />
signiert und datiert: B. Assteijn. 1641.<br />
59,5 x 84,3 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Richard Green, London 1994.<br />
- Auktion Christie’s, London, 29. 10. 1999, Los<br />
37.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Ein vergleichbarer Porzellanteller mit Früchten<br />
auf einer Tischplatte findet sich auf dem 1632<br />
datierten und mit B. Assteyn signierten<br />
Stilleben, welches sich 1937 bei Guy Stein in<br />
Paris befand (Öl auf Holz, 78 x 108,5 cm, siehe<br />
| 34<br />
3029 (Detail)<br />
RKD Nr. 17601 und Bol, Laurens J.:<br />
Bartholomeus Assteijn: Dordts schilder van<br />
blommen en fruyten, in: Oud-Holland, 1953,<br />
Nr. 3).<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />
nach Begutachtung des Originals.<br />
CHF 100 000.- / 140 000.-<br />
(€ 76 920.- / 107 690.-)
3029
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 36<br />
3030<br />
3030*<br />
COUWENBERGH, CHRISTIAN VAN<br />
(Delft 1604 - 1667 Köln)<br />
Portrait eines jungen Mannes vor gedecktem<br />
Tisch.<br />
Öl auf Leinwand. 82 x 67 cm.<br />
Provenienz:<br />
Auktion <strong>Koller</strong>, Zürich, 22.3.2002, Los 3039.<br />
CHF 35 000.- / 50 000.-<br />
(€ 26 920.- / 38 460.-)<br />
3031<br />
OOLEN, ADRIAEN VAN<br />
(1651 Amsterdam 1694)<br />
Landschaft mit Vogelvieh.<br />
Öl auf Leinwand. 74,3 x 87,2 cm.<br />
Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag, identifziert<br />
dieses <strong>Gemälde</strong> anhand einer Fotografie in<br />
einem Schreiben vom 7. August 1997 als ein<br />
charakteristisches Werk von Adriaen van<br />
Oolen. Er weist darauf hin, dass die<br />
Komposition noch in zwei weiteren signierten<br />
Versionen aufgegriffen wurde. Die eine befindet<br />
sich heute in den Bayerischen<br />
Staatsgemäldesammlungen München (Inv. Nr.<br />
1713), die andere wurde am 10.6.1983 bei<br />
Christie’s New York versteigert (Los 177). Der<br />
Einfluss Melchior d’Hondecoeters (Utrecht<br />
1636 - 1695 Amsterdam) wird bei diesen<br />
<strong>Gemälde</strong>n in der Wiedergabe der Vögel deutlich.<br />
CHF 12 000.- / 16 000.-<br />
(€ 9 230.- / 12 310.-)
3031<br />
| 37
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3032 (Detail)<br />
3032<br />
BROECK, ELIAS VAN DEN<br />
(1651 Amsterdam 1708)<br />
Blumenstilleben.<br />
Öl auf Leinwand. Oben links in der Nische signiert:<br />
Elias V. Den Broeck.<br />
62,5 x 53,2 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Richard Green, London bis Ende der 1970er<br />
Jahre.<br />
- dort erworben, Schweizer Privatbesitz.<br />
Gutachten: Walther Bernt, Februar 1979.<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />
nach Begutachtung des Originals.<br />
CHF 90 000.- / 130 000.-<br />
(€ 69 230.- / 100 000.-)<br />
| 38
3032<br />
| 39
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3033<br />
3033<br />
MOMMERS, HENDRIK<br />
(Haarlem 1623 - 1693 Amsterdam)<br />
Gegenstücke: Mediterrane Landschaft mit<br />
Bauernszenen.<br />
Öl auf Holz. Eines unten rechts signiert:<br />
Mommers.<br />
Je 44,5 x 55,5 cm.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 40
3033<br />
| 41
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3035<br />
3035*<br />
HEEM, JAN JANSZ. DE<br />
(Antwerpen 1650 - circa 1695 London)<br />
Stilleben mit Früchten und Austern auf einem<br />
Tisch.<br />
Öl auf Leinwand. 60 x 69,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung, Boston, erworben vom<br />
Grossvater des damaligen Besitzers vor 1935.<br />
- Kunsthandel Noortman, Maastricht.<br />
- Privatsammlung, Europa.<br />
Gutachten: Sam Segal, 14.7.2001.<br />
Sam Segal identifiziert dieses Stilleben als ein<br />
Werk des Utrechter Malers Jan Jansz. De Heem<br />
und vergleicht es mit anderen <strong>Gemälde</strong>n aus<br />
dem Oeuvre des Künstlers. So dasjenige im<br />
Kunsthaus in Zürich aus der Sammlung Koetser<br />
(Öl auf Leinwand, 41,5 x 56 cm), das im<br />
| 42<br />
Kunstmuseum in Sankt Gallen (Inv. Nr. A142,<br />
Öl auf Leinwand, 47 x 61 cm), das in der<br />
Nationalgalerie Warschau (Inv. Nr. 185967, Öl<br />
auf Holz, 47 x 67 cm), das in der Ausstellung<br />
«Jan Davidsz. De Heem und sein Kreis» gezeigte<br />
Stilleben (Ausstellung im Centraal Museum,<br />
Utrecht und Herzog Anton Ulrich Museum,<br />
Braunschweig, 1991, S. 146, Abb. 11) sowie das<br />
1990 bei Gallery Otto Naumann, New York (Öl<br />
auf Holz, 48,5 x 64 cm) erwähnte <strong>Gemälde</strong>.<br />
Die qualitätsvolle Atmosphäre des Stillebens<br />
beschreibt Segal wie folgt: «The fine atmosphere<br />
of the painting is due to elements of space,<br />
the harmonious distribution of the objects, the<br />
colour composition and the lively, fresh aspect<br />
by the water drops. Space is determined by a<br />
diagonal from lower left to upper right, leaving<br />
the main objects with a rectangular triangle<br />
which occupies only one third of the surface of<br />
the painting. Most colours are soft hues in between<br />
red, green, yellow and grey, or related<br />
hues like orange, purplish and brownish, with<br />
many transitions».<br />
CHF 80 000.- / 120 000.-<br />
(€ 61 540.- / 92 310.-)
3036<br />
3036*<br />
HEEM, CORNELIS DE<br />
(Leiden 1631 - 1695 Antwerpen)<br />
Früchtestilleben mit Pfirsichen, Trauben und<br />
Kirschen in einer Schale mit Insekten und<br />
Schmetterlingen vor einer Grotte.<br />
Öl auf Leinwand. 57 x 68 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Siberich, München.<br />
- Niederländische Privatsammlung.<br />
Fred Meijer vom RKD Den Haag vergleicht dieses<br />
<strong>Gemälde</strong> mit dem 1658 datierten Stilleben des<br />
Künstlers im Städel Museum, Frankfurt (Inv. Nr.<br />
721, Öl auf Kupfer, signiert und datiert, 69,8 x 87,1<br />
cm; siehe Neumeister, Mirjam: Holländische<br />
<strong>Gemälde</strong> im Städel Museum 1550-1800, Bd. 3,<br />
Künstler geboren nach 1630, S.147-152) und datiert<br />
es in den selben Zeitraum.<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag<br />
für die Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s im Original<br />
und für die Bestätigung der Eigenhändigkeit.<br />
CHF 80 000.- / 120 000.-<br />
(€ 61 540.- / 92 310.-)<br />
| 43
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3037<br />
BRUEGHEL, JAN d. J. (UMKREIS)<br />
(1601 Antwerpen 1678)<br />
Adam und Eva im Paradies mit den verbotenen<br />
Früchten.<br />
Öl auf Kupfer. 49 x 34 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />
- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />
Privatsammlung, Schweiz.<br />
| 44<br />
3037<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> greift die Komposition der<br />
Landschaft mit Paradiesstaffage im Museo del<br />
Prado, Madrid (Inv. Nr. 1410 Ertz, Klaus: Jan<br />
Breughel d. J.- die <strong>Gemälde</strong> mit kritischem<br />
Oeuvrekatalog, Freren 1984, S. 273, Nr. 88,<br />
Abb. 272) von Jan Brueghel d. J. auf, von der<br />
sich eine weitere eigenhändige Replik in der<br />
<strong>Gemälde</strong>galerie, Berlin-Dahlem, befindet (ebd.,<br />
S. 270, Nr. 87, Abb. 271) und eine etwas später<br />
datierte Variante 1983 in der Galerie<br />
Müllenmeister, Solingen zu finden war (ebd., S.<br />
273, Nr. 89). Ertz weist darauf hin, dass<br />
ursprünglich die Landschaft im Prado auf<br />
Vorlagen Jan Brueghel d. Ä. basiert und aufgrund<br />
der Nähe zum Vater noch vor der<br />
Italienreise um 1620 entstanden sein dürfte.<br />
CHF 15 000.- / 20 000.-<br />
(€ 11 540.- / 15 380.-)
3038<br />
3038<br />
BOUTTATS, JACOB (UMKREIS)<br />
(Antwerpen, Ende 17. Jahrhundert, tätig in Prag<br />
um 1696)<br />
Paradiesszene mit Adam und Eva.<br />
Öl auf Leinwand. 76,3 x 92,2 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Galerie Fischer, Luzern, bis 9.5.1985.<br />
- Privatsammlung, Schweiz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 45
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3039 (Detail)<br />
3039<br />
BRUEGHEL, JAN d. J.<br />
(1601 Antwerpen 1678)<br />
Ruhe auf der Flucht nach Ägypten.<br />
Öl auf Kupfer 23,5 x 30 cm.<br />
Provenienz:<br />
- The Earl of Londesborough.<br />
- dessen Auktion Christie’s, 7. 7. 1888, Los 39.<br />
- Richard Green Gallery, London, vor 1972.<br />
- Auktion Dorotheum, Wien, 21. 3. 1972, Los<br />
16.<br />
- Auktion Galerie Fischer, Luzern, 1983.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
- Apollo, April 1971.<br />
- Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. Ä. Die <strong>Gemälde</strong><br />
mit kritischem Oeuvrekatalog, Köln 1979, S.<br />
540, Anm. 908 und bei Kat. 10.<br />
- Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. J. - Flämische<br />
Maler im Umkreis der Grossen <strong>Meister</strong>, Bd. 1,<br />
Freren 1984, S. 319, Nr. 151.<br />
| 46<br />
Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 24.2.1984.<br />
Klaus Ertz geht davon aus, dass die Figuren<br />
wohl von der Hand Hendrik van Balen (um<br />
1575 Antwerpen 1632) stammen und schliesst<br />
die mögliche Zusammenarbeit von Jan d. Ä. mit<br />
Rottenhammer, wie im Versteigerungskatalog in<br />
Wien vorgeschlagen, aus. Als stilistischen<br />
Vergleich erwähnt Ertz die Ruhe auf der Flucht<br />
im Mauritshuis, Den Haag (Öl auf Kupfer, 21,5<br />
x 29 cm, Inv. 283, Ertz, 1984, Nr. 150, S. 317-<br />
318), die ebenfalls in Mitarbeit von Hendrik van<br />
Balen entstand.<br />
CHF 120 000.- / 180 000.-<br />
(€ 92 310.- / 138 460.-)
3039
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 48<br />
3040<br />
3040<br />
AVERCAMP, HENDRICK VAN<br />
(UMKREIS)<br />
(Amsterdam 1585 - 1634 Kampen)<br />
Winterlandschaft mit zugefrorenem Fluss, im<br />
Vordergrund Schlittschuhläufer und ein<br />
Heuträger.<br />
Öl auf Kupfer. Durchmesser 9 cm (rund).<br />
Provenienz:<br />
- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />
- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />
Privatsammlung, Schweiz.<br />
Dem Künstler unserer kleinen Kupfertafel müssen<br />
die Winterlandschaften Hendrick<br />
Avercamps vertraut gewesen sein, da einige der<br />
hier gezeigten Figuren und Motive auf<br />
Avercamps „Winterlandschaft mit<br />
Schlittschuhläufer“ im Amsterdamer<br />
Rijksmuseum zurückgreifen (Inv. Nr. SK-A-<br />
1718, um 1608, Öl auf Holz, 77,3 x 131,9 cm;<br />
siehe Roelofs, Pieter et al.: Hendrick Avercamp,<br />
Master of the Ice Scene, Amsterdam 2009, S.<br />
34, Abb. 15), so der Heuträger im Vordergrund<br />
und die Häuserfront mit der Brücke zur Linken,<br />
wo der heimkehrende Vater mit roter Mütze<br />
von seiner Frau und dem kleinen Kind erwartet<br />
wird.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
3041*<br />
MOMPER, JOSSE DE d. J.<br />
(1564 Antwerpen 1635)<br />
Weite Landschaft mit Wäscherin und rastende<br />
Figuren neben einem Wasserfall.<br />
Öl auf Leinwand. 95,5 x 140,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Robinson & Fisher, London 1925.<br />
- Gebrüder Douwes, Amsterdam 1926.<br />
- K. Benedict, Berlin 1928.<br />
- Peach Amsterdam.<br />
- Sammlung Dr. A. v. Dongen, Amsterdam.<br />
- Privatbesitz, Europa.<br />
Ausstellungen:<br />
- Dordrecht, Dordrecht Museum, Nederlandse<br />
Landschappen uit de 17e eeuw, 1963, Nr. 83.<br />
- Amsterdam, Museum Willet Holthuysen,<br />
Schilderijen, tekeniungen en beeldhouwwer<br />
ken 16e t/m 20e eeuw, uit de verzameling Dr.<br />
A.v.Dongen, 25.4 - 16.6.1968.<br />
- Historisches Museum Amsterdam, ‘t Kan ver<br />
keren: G.A. Bredero 1585 - 1618, 1968, Nr. 15.<br />
- ‘s-Hertogenbosch, Noord Brabants Museum,<br />
The Landscape from Bosch to Rubens:<br />
Southern Netherlandish Landscapes Art 1500<br />
- 1675, 17.3. - 10.6.2001, Nr. 60.<br />
Literatur:<br />
- Ausstellungskatalog Dordrechts Museum 1963,<br />
Kat. Nr. 83, Tafel 4.<br />
- Ausstellungskatalog Historisches Museum<br />
Amsterdam 1968, Nr. 15, Tafel 1.<br />
- Ertz, Klaus: Josse de Momper der Jüngere,<br />
Freren 1986, S. 523, Kat. Nr. 205 mit Abb.<br />
- Ausstellungskatalog Noord Brabanst Museum<br />
2001, Nr. 60, Tafel 154.<br />
CHF 80 000.- / 120 000.-<br />
(€ 61 540.- / 92 310.-)
3041
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3042<br />
3042*<br />
FRANCKEN, HIERONYMUS III.<br />
(1611 Antwerpen nach 1661)<br />
Jesus vor Hannas und die Verleugnung durch<br />
Petrus.<br />
Öl auf Kupfer. Unten rechts mit eingeritzer<br />
Signatur: Do Franck: in. Und mit roter<br />
Nummerierung: 58421. Verso mehrere<br />
Beschriftungen.<br />
55,5 x 72 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Landi, Silvano.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 7.2.2011.<br />
Diese Darstellung „Jesus vor Hannas und die<br />
Verleugnung durch Petrus“ identifiziert Dr.<br />
Urslua Härting nach Begutachtung des<br />
Originals als eine charakteristische Arbeit des<br />
Antwerpener Kleinfigurenmalers Hieronymus<br />
Francken III, Sohn von Frans Francken d. J.<br />
(1581 - 1642), in dessen Antwerpener Atelier<br />
Hieronymus mitarbeitete. Dabei hebt sie besonders<br />
die qualitätsvolle Ausführung der<br />
Darstellung sowie die eindrucksvolle Grösse<br />
und der gute Erhalt der Kupferplatte hervor.<br />
Härting vermerkt, dass seine Handschrift und<br />
| 50<br />
sein Stil aus untersetzten Figuren mit leicht vorwitzigen<br />
Nasen und ein lebhaftes, vielfarbiges<br />
Kolorit Beleg für seine Autorschaft sind. Die<br />
Komposition scheint dabei nach Härting eine<br />
Erfindung des Hieronymus zu sein und ist nicht<br />
aus dem Oeuvre Frans Franckens d. J. bekannt.<br />
Die Szenerie ist dabei erzählend und simultan<br />
zugleich gewählt und basiert auf folgenden<br />
Abschnitten der Passionsgeschichte des<br />
Johannes (18, 1-26): (1-3) Nach diesen Worten<br />
ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus, auf die<br />
andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein<br />
Garten, in den ging er mit seinen Jüngern hinein.<br />
Auch Judas, der Verräter, der ihn auslieferte,<br />
kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen<br />
Jüngern zusammengekommen war. Judas<br />
holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der<br />
Hohenpriester und der Pharisäer, und sie kamen<br />
dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. (12-<br />
13) Die Soldaten, ihre Befehlshaber und die<br />
Gerichtsdiener der Juden nahmen Jesus fest,<br />
fesselten ihn und führten ihn zuerst zu Hannas.<br />
(16- 18) Petrus aber blieb draussen am Tor stehen.<br />
Da kam der andere Jünger, der Bekannte<br />
des Hohenpriesters, heraus; er sprach mit der<br />
Pförtnerin und führte Petrus hinein. Da sagte<br />
die Pförtnerin zu Petrus: Bist du nicht auch<br />
einer von den Jüngern dieses Menschen? Er<br />
antwortete: Nein. Die Diener und die Knechte<br />
hatten sich ein Kohlfeuer angezündet und standen<br />
dabei, um sich zu wärmen; denn es war<br />
kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte<br />
sich.<br />
Vollständig hat Francken die Geschichte nach<br />
Johannes nicht übernommen, da der krähende<br />
Hahn, der letztendlich die Verleugnung Petrus<br />
bestätigt, nicht im Bild erwähnt wird.<br />
Möglicherweise entstand die hier angebotene<br />
Tafel als Teil einer Serie. Härting hebt hervor,<br />
dass die Gefolgsleute des Hohepriesters soldatisch<br />
gekleidet sind und ihre Uniformen der<br />
Gegenwart Franckens entstammen, während<br />
Petrus typisch für einen Apostel barfüssig und<br />
gemäss seiner Zeit antikisierend gekleidet ist.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)
3043<br />
3043<br />
FRANCKEN, FRANS d. J.<br />
(1581 Antwerpen 1642)<br />
Elegantes Liebespaar in Rosenlaube.<br />
Öl auf Holz. Verso Marken der Antwerpener<br />
Lukasgilde (Burg und zwei Hände) sowie des<br />
Panelenmachers Lambrecht Steens: LS (ligiert).<br />
Oben links Monogramm P.B.<br />
20,5 x 15 cm.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Schweiz.<br />
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 8. 2. 2011.<br />
Dr. Ursula Härting schreibt in ihrem Gutachten:<br />
Das mir im Original bekannte <strong>Gemälde</strong> eines<br />
Paares in einer Rosenlaube ist ein Werk des flämischen<br />
Kleinfigurenmalers Frans Francken II,<br />
der zur Rubenszeit im belgischen Antwerpen<br />
arbeitete. Das Bild entstand vermutlich kurz<br />
nach 1620. Die farbliche Ausgewogenheit aus<br />
Blau- und Rotakzenten, die noch etwas opaken<br />
Fältelungen und die Lieblichkeit der Gesichter<br />
erinnern an Franckens vermutlich gleichzeitig<br />
entstandenes, 1622 datiertes <strong>Gemälde</strong><br />
„Salomons Götzendienst“.<br />
Trotz des kleinen Formats hier legte Frans II<br />
großen Wert auf motivischen Reichtum und technische<br />
Raffinesse, so zeigen die unterschiedlichen<br />
Inkarnate große Abwechslung. Musikanten und<br />
Magd kennzeichnen entsprechend ihrem Stand<br />
gröbere, das Liebespaar und die Dienerin glatte<br />
Maltexturen in den Physiognomien, die Dame<br />
erhielt dazu eine vornehme Blässe. Die Kostüme<br />
zeigen den Modetrend des frühen 17.<br />
Jahrhunderts. Unter Franckens vielen eigenhändigen<br />
Werken, Repliken und Versionen aus seinem<br />
Atelier ist mir diese Komposition bislang nicht<br />
bekannt geworden.<br />
Im Durchblick durch die Rosenlaube sieht man<br />
eine aristokratische Hausanlage mit<br />
Treppenturm. Elegant und mit züchtig übereinander<br />
geschlagenen Beinen sitzt mittig im Bild<br />
ein junger Kavalier. Er umfasst galant und liebevoll<br />
die Dame an seiner Seite, die ein dünnwandiges,<br />
kostbares Glas mit Wein hält. Musiker<br />
spielen auf, der Wein wird gekühlt. Dienerin<br />
und Magd haben eine Tafel reich gedeckt;<br />
neben weiteren Köstlichkeiten mit einem gebratenen<br />
Vogel und einem Teller voller Austern,<br />
beides durchaus in Anspielung auf die<br />
Liebesbeziehung der beiden jungen Leute.<br />
Ob es sich bei der Darstellung um eine<br />
Allegorie der fünf Sinne handelt, bleibt offen.<br />
Vermutlich dachte der zeitgenössische<br />
Betrachter automatisch diese allegorische Ebene<br />
mit. Für die Freude an diesem genrehaften Bild<br />
ist diese sinnbildliche Ebene unnötig, damals<br />
wie heute.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 51
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3044<br />
3044<br />
MICHAU, THEOBALD<br />
(Tournai 1676 - 1765 Antwerpen)<br />
Gegenstücke: Weite Landschaft mit Bauersleut<br />
- Flusslandschaft mit Reisenden und Bauersleut.<br />
Öl auf Holz. 32,9 x 46,5 cm / 34 x 46,9 cm.<br />
Theobald Michau setzte die Tradition der flämischen<br />
Landschaftsmalerei von Jan Brueghel<br />
d. Ä. und David Teniers d. J. Ende des 17.<br />
Jahrhunderts fort und lernte bei Lucas<br />
Achtschellinck in Brüssel. 1698 wurde er in der<br />
Brüsseler Malergilde aufgenommen und 1710<br />
zum Mitglied der Gilde in Antwerpen ernannt.<br />
Seine Arbeiten erfreuten sich grösster<br />
Beliebtheit und zu seinen Auftraggebern zählten<br />
u. a. der Gouverneur der Niederlande, Charles<br />
de Lorraine. Die hier angebotenen Gegenstücke<br />
lassen sich mit folgenden signierten Werken<br />
Michaus vergleichen: Die Pendants (28,5 x 40,6<br />
cm), die bei Christie’s, New York, am 29.1.1998<br />
als Los 2 angeboten wurden, sowie die<br />
Gegenstücke auf Kupfer (36 x 50 cm) im<br />
Szépmüvészeti Museum, Budapest.<br />
CHF 70 000.- / 90 000.-<br />
(€ 53 000.- / 68 000.-)<br />
| 52
3044<br />
| 53
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3045<br />
3045<br />
FRANCKEN, FRANS d. J.<br />
(1581 Antwerpen 1642)<br />
Festliche Gesellschaft.<br />
Öl auf Kupfer. Unten rechts signiert: Den Jun<br />
Franc Franck Inventor. Verso die Marken von<br />
Pieter Staas, PGK und der Antwerpener Gilde.<br />
44,5 x 65,5 cm.<br />
CHF 30 000.- / 40 000.-<br />
(€ 23 080.- / 30 770.-)<br />
| 54<br />
3046*<br />
FRANCKEN, FRANS d. J.<br />
(1581 Antwerpen 1642)<br />
Anbetung der Heiligen Drei Könige. Um 1618.<br />
Öl auf Holz. Verso bezeichnet: Le Jeune fecit.<br />
44,5 x 32,2 cm.<br />
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 22.11.2010.<br />
Provenienz:<br />
- Kunsthandlung Julius Böhler bis 1976.<br />
- dort erworben, Privatbesitz, Deutschland.<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> mit der Anbetung der Heiligen<br />
Drei Könige identifiziert Dr. Ursula Härting,<br />
nach Begutachtung des Originals als ein eigenhändiges<br />
Werk des Antwerpener<br />
Kleinfigurenmalers Frans Francken II. und<br />
datiert es um 1618. Die Datierung setzt Härting<br />
anhand des stilistischen Vergleichs mit den<br />
Winterlandschaften Gysbrecht Leytens (1589-<br />
vor 1656) fest, dessen Einfluss in der Landschaft<br />
im Hintergrund deutlich wird. Die<br />
Zusammenarbeit der beiden Künstler ist ihr ab<br />
1618 bekannt (siehe Härting, U.: Die <strong>Meister</strong><br />
der Winterlandschaft - Der Maler<br />
GysbrechtLeytens, in: Die Kunst, H. 1, Januar<br />
1988, S. 20-27; Härting, Ursula: Frans Francken<br />
d. J. - Die <strong>Gemälde</strong>, Freren 1989, S. 147-148).<br />
Besonders hebt Härting die Komposition der<br />
Marienverehrung hervor, die zum einen durch<br />
Maria thronend und zum anderen durch die<br />
Drei Könige zu ihren Füssen in kniender<br />
Position bestimmt wird. Diese ist bislang im<br />
Oeuvre von Francken und seiner Werkstatt einzigartig.<br />
Die Figur des in Hermelin gekleideten<br />
Königs fand in ähnlicher Haltung verschiedentlich<br />
Verwendung, (siehe Härting, 1989, Kat. 101<br />
- 112). Härting weist darauf hin, dass Maria<br />
damals wie heute in Antwerpen besonders verehrt<br />
und ihr die Kathedrale geweiht wurde.<br />
Noch heute zieren Marienfiguren viele<br />
Antwerpener Häuser.<br />
CHF 22 000.- / 28 000.-<br />
(€ 16 920.- / 21 540.-)
3046<br />
| 55
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3047*<br />
SAVERY, ROELANT-JACOBSZ.<br />
(Courtrai 1576 - 1639 Utrecht)<br />
Paradieslandschaft mit Tieren und dem Heiligen<br />
Hubertus. 1627.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts signiert und datiert:<br />
ROELANDT / SAVERÿ.FE / 1627.<br />
38 x 54,6 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung, Paris.<br />
- Auktion Piasa, Paris, 24. 6. 1998, Los 5.<br />
- Europäische Sammlung.<br />
Während seines Aufenthalts von 1604-1613 am<br />
Hof Rudolphs II. in Prag wurde Roelant<br />
Saverys Faszination für Natur und wilde Tieren<br />
geweckt, nicht zuletzt durch die Vorliebe des<br />
Kaisers für Kuriositäten und seltene Kreaturen,<br />
die er in seiner sogenannten „Kunst- und<br />
Wunderkammer“ hegte. In den Jahren 1606 und<br />
1607 sandte Rudolph Savery nach Tirol, um<br />
dort neue Naturphänomene zu studieren und<br />
diese malerisch festzuhalten. So brachte er zahlreiche<br />
Skizzen und vollendete Zeichnungen<br />
zurück mit Darstellungen von Flüssen,<br />
Wasserfällen und Gebirgsansichten. Nach seiner<br />
| 56<br />
Rückkehr ermöglichte ihm der kaiserliche<br />
Tierpark weitere Inspirationen für sein genaues<br />
Studium der Tierwelt. Die zu dieser Zeit angefertigten<br />
Kreide-Zeichnungen der einzelnen<br />
Tiere bildeten die Grundlage für seine späteren<br />
Paradies-Landschaften, zu der auch dieses<br />
Werk zählt. Diese zeichnen sich durch höchst<br />
präzise Vollendung in der Pflanzen -und<br />
Tierdarstellung aus, die sich vor leuchtendem<br />
Hintergrund erstrecken.<br />
Savery kehrte 1613 nach Amsterdam zurück, wo<br />
er begann, wilde Fantasielandschaften mit biblischen<br />
und mythologischen Themen zu kombinieren.<br />
Diese Kombination setzte er bis 1627<br />
fort, als auch dieses Werk entstand, bei dem die<br />
Landschaft durch die Bekehrung des Heiligen<br />
Hubertus bereichert wird. Dargestellt ist im<br />
Hintergrund mittig links der kniende Hubertus<br />
vor dem weissen Hirsch, der nach der Legende<br />
in seinem Geweih das Kruzifix trägt und den<br />
Heiligen zur Bekehrung zum Christentum<br />
bewegt.<br />
Savery war 1619 mit seinem Neffen Hans<br />
Savery II. nach Utrecht gezogen, wo er nach<br />
1630 nur noch selten malte und 1639 verstarb.<br />
Nicht nur sein Neffe und einziger Schüler setzte<br />
seinen Malstil fort, auch Künstler wie Gillis<br />
Claesz. de Hoendecoeter liessen sich von<br />
Saverys Kompositionen und Motiven inspirieren,<br />
die in seinen Werken wiederzufinden sind.<br />
CHF 200 000.- / 300 000.-<br />
(€ 153 850.- / 230 770.-)
3047
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3048<br />
3048*<br />
NEER, AERT VAN DER<br />
(1603 Amsterdam 1677)<br />
Interieur einer Schmiede.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert:<br />
AV (ligiert) DN (ligiert).<br />
74 x 110 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Kunsthändler, Pieter de Boer, Amsterdam.<br />
- Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
Schulz, Wolfgang: Aert van der Neer,<br />
Doornspijk 2002, Kat. Nr. 1456, ohne Abb.<br />
Ein vergleichbares <strong>Gemälde</strong> in Privatbesitz und<br />
von bescheidenerem Masse (Öl auf Holz, 26 x<br />
42 cm) ist im Werkverzeichnis abgebildet (siehe<br />
Schulz, ebd. Kat. Nr. 1455, Abb. 73).<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
| 58
3049<br />
3049*<br />
NEER, AERT VAN DER<br />
(1603 Amsterdam 1677)<br />
Weite Flusslandschaft im Mondschein.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert:<br />
AV (ligiert) DN (ligiert).<br />
54 x 74 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Kunsthändler Wolfgang Jahns, Köln.<br />
- Privatsammlung, Deutschland.<br />
Literatur:<br />
Schulz, Wolfgang: Aert van der Neer,<br />
Doornspijk 2002, Kat. Nr. 548, S. 266.<br />
Gutachten: Dr. Wolfgang Schulz, 25.10.2010.<br />
Nach Begutachtung des Originals erwähnt Dr.<br />
Schulz in seinem Gutachten, dass diese<br />
Mondscheinlandschaft alle Elemente der hervorragenden<br />
Fähigkeiten des Künstler enthält,<br />
die Weite einer abendlichen holländischen<br />
Flusslandschaft in überzeugender Perspektive<br />
atmosphärisch und im reflektierenden Licht<br />
wiederzugeben. Eine chronologische Einstufung<br />
ist aufgrund fehlender datierter<br />
Mondscheinlandschaften nicht gesichert, allerdings<br />
darf nach Dr. Schulz davon ausgegangen<br />
werden, dass diese weite Flusslandschaft bei<br />
Mondschein in den fünfziger Jahren des 17.<br />
Jahrhunderts in Amsterdam entstanden ist.<br />
CHF 25 000.- / 40 000.-<br />
(€ 19 230.- / 30 770.-)<br />
| 59
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3050 3051<br />
3050*<br />
BAERS, JOHANNES<br />
(1618 - um 1641 Utrecht)<br />
Junger Hirte mit Taube. 1631.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert und<br />
datiert: JB. 1631.<br />
68 x 52 cm.<br />
Fred G. Meijer identifiziert dieses Los nach<br />
Begutachtung des Originals als ein eigenhändiges<br />
Werk des Utrechter Malers Johannes Baers<br />
und weist darauf hin, dass der Künstler bei<br />
unserem <strong>Gemälde</strong> ein identisches Monogramm<br />
wie auf dem Stilleben in einer niederländischen<br />
Privatsammlung (monogrammiert JB f. t., Öl auf<br />
Leinwand, 120 x 160 cm, RKD Nr. 6606) verwendet.<br />
In der Literatur ist Baers bislang ausschliesslich<br />
als Stillebenmaler bekannt, jedoch<br />
verweisen Inventare und frühe Versteigerungen<br />
auch auf Genreszenen des Künstlers. Somit<br />
kann diese Genredarstellung als eine wichtige<br />
Bereicherung für das Oeuvre von Johannes<br />
Baers verstanden werden.<br />
Johannes Baers war in Utrecht tätig, gemäss<br />
eines Inventars von 1638, in dem ein „von<br />
Johannes Baers aus Utrecht gemaltes“<br />
Küchenstilleben und eine bäuerliche<br />
Genreszene aufgelistet sind (siehe Meijer, Fred<br />
G. / Willigen, Adriaan van der: A Dictionary of<br />
Dutch and Flemish Still-life Painters Working<br />
| 60<br />
in Oils, 1525-1725, Leiden 2003, S. 30) . Er war<br />
1618 als Mitglied der Antwerpener Maler Gilde<br />
eingetragen. Einige mit „J. Baers“ signierte und<br />
teilweise um 1639 datierte Genreszenen tauchten<br />
auf dem Kunstmarkt auf (Hairs, M. L.: Les<br />
peintres flamands de fleurs au XVIIe siècle,<br />
Frussels 1965, Fussnote 510). Blumenstilleben<br />
von Baers sind erstmals in einer Amsterdamer<br />
Versteigerung vom 22. April 1749 erwähnt.<br />
Beispiele, die ab 1945 im Kunstmarkt erwähnt<br />
sind, zeigen den Einfluss Roelandt Saverys (um<br />
1576 - um 1639) und Balthasar van der Asts<br />
(1593 - um 1657), die beide in den 1620er Jahren<br />
in Utrecht tätig waren (siehe Meijer / Willigen,<br />
ebd.).<br />
Wir danken Fred G. Meijer für die<br />
Begutachtung dieses <strong>Gemälde</strong>s anhand des<br />
Originals und für die Bestätigung der<br />
Eigenhändigkeit.<br />
CHF 15 000.- / 20 000.-<br />
(€ 11 540.- / 15 380.-)
3052<br />
3051<br />
UTRECHT, 17. JAHRHUNDERT<br />
Mohr mit Silberpokal - möglicherweise König<br />
Kaspar.<br />
Öl auf Leinwand. 81 x 64,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />
- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />
Privatsammlung, Schweiz.<br />
Der Maler dieser Darstellung konnte leider bis<br />
heute nicht näher bestimmt werden. Fred G.<br />
Meijer vom RKD, Den Haag, schlägt eine mögliche<br />
Entstehung in Utrecht des 17.<br />
Jahrhunderts vor. Er vermerkt, dass der<br />
Silberpokal möglicherweise auf einem Entwurf<br />
von Adam van Vianen (1568/69 - 1627) basiert,<br />
der als Silberschmied in Utrecht tätig war.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
3052*<br />
POTTER, PIETER SYMONSZ.<br />
(Enkhuizen um 1597 - 1652 Amsterdam)<br />
Der Engel verkündet Manoah und seinem Weib<br />
die Geburt eines Sohnes (Simson), der als ein<br />
Gottgeweihter Israel von den Philistern befreien<br />
würde.<br />
Öl auf Holz. 36 x 45,6 cm.<br />
Die Autorschaft Pieter Symonsz. Potters wurde<br />
von Drs. Jan Kosten, RKD, Den Haag, vorgeschlagen.<br />
Dr. Schnackenburg vermutet eine Datierung um<br />
1630, während Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, von einer späteren Entstehung um 1635 -<br />
1640 ausgeht.<br />
Wir danken den Experten für ihre<br />
Begutachtung dieses <strong>Gemälde</strong>s.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 61
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3053*<br />
GOYEN, JAN VAN<br />
(Leiden 1596 - 1656 Den Haag)<br />
Flusslandschaft mit Fischerbooten.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert und<br />
datiert: VG 1655.<br />
31 x 50,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Thomas Patch, London (1725 - 1782) und<br />
durch Erbfolge.<br />
- Auktion Christie’s, London, 26.6.1959, Los<br />
149, verkauft an Alfred Brod.<br />
- Sammlung Alfred Brod, London, 1959.<br />
- Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, 1959/60.<br />
- Sammlung Dr. Herbert Girardet, Kettwig,<br />
1960.<br />
- Privatbesitz.<br />
Ausstellungen:<br />
- Delft, Prinsenhof, Art Fair, 1959.<br />
- Amsterdam, P. de Boer,<br />
Wintertentoonstelling, 1959/60, Nr. 3, Abb.<br />
- Amsterdam, P. de Boer, Catalogue of Old<br />
Pictures, 1960, Nr. 21, Abb.<br />
- Köln, Wallraf-Richartz-Museum / Rotterdam,<br />
Boymans-Van Beuningen, Sammlung Herbert<br />
Girardet: Holländische und Flämische <strong>Meister</strong>,<br />
1970 (Ausstellungskat. von H. Vey), Nr. 23,<br />
Abb.<br />
- Amsterdam, K. & V. Waterman, Jan van<br />
Goyen 1596 - 1656: Conquest of Space, 1981,<br />
S. 142, 143, Abb.<br />
Literatur:<br />
- Gerson, Horst: Meer und Fluss in der hollän<br />
dischen Malerei des 17. Jahrhunderts, Essen<br />
1968, Abb., Nr. 5.<br />
- Beck, Hans - Ulrich: Jan van Goyen 1596 -<br />
1656, 3 Bd., Amsterdam 1972/73 (3. Bd.,<br />
Doornspijk 1987), Bd. 1, unter Nr. 846/139, S.<br />
282, Bd. 2, Nr. 885, S. 398, 399, Abb., Bd. 3,<br />
Nr. 885, S. 246.<br />
- Müllenmeister, Kurt J.: Meer und Land im<br />
Licht des 17. Jahrhunderts, 3 Bd., Bremen<br />
1973, Bd. 1, S. 109, Abb.<br />
Jan van Goyen wählte bei dieser Hafenszene<br />
einen weiten Landschaftsausschnitt. Der düstere<br />
Wolkenhimmel in seiner bedrohlichen<br />
Gestalt bildet einen dramatischen Kontrast zur<br />
insgesamt ruhigen und friedlichen Szene. Eine<br />
Laterne auf einem Mast markiert den linken<br />
Vordergrund und hebt sich vom stimmungsvollen<br />
Hintergrund ab. Der optische Schwerpunkt<br />
liegt eindeutig auf dem Fischerboot, das am<br />
Ufer liegt. Daneben unterhält ein Mann ein<br />
Feuer und eine Rauchwolke steigt zum Himmel<br />
empor. Ein Ruderboot nähert sich von rechts,<br />
| 62<br />
während in der Ferne verschiedene Schiffe auf<br />
dem Wasser verteilt sind. Auf einem Landstrich<br />
am Horizont sind eine Windmühle und ein<br />
Gehöft erkennbar.<br />
Dieses charakteristische <strong>Gemälde</strong>, das Jan van<br />
Goyen kurz vor seinem Tod ausführte, zeugt<br />
von der grossen Virtuosität des Malers. Das<br />
<strong>Gemälde</strong> verkörpert die Fähigkeit des Künstlers,<br />
wunderbar stimmungsvolle Effekte zu kreiieren<br />
und verdeutlicht zudem seine Qualitäten als<br />
Erzähler. Van Goyen erfüllt diese<br />
Flusslandschaft mit einem Gefühl von zurückhaltender<br />
Dramatik, indem er arbeitende<br />
Figuren im Vordergrund unter dem düsteren<br />
Himmel, der das schlechte Wetter ankündigt,<br />
platzierte. Diese Fähigkeiten sind es, die van<br />
Goyen den Ruf eines der grössten<br />
Landschaftsmaler aller Zeiten einbrachten.<br />
Obwohl Szenerien, wie die unsere, traditionell<br />
als Hafenszenen beschrieben werden, ist in diesem<br />
Fall wohl eher eines der grossen holländischen<br />
Binnenseen dargestellt. Das <strong>Gemälde</strong><br />
geht teilweise auf eine der letzten Seiten des<br />
Dresdner Skizzenbuchs van Goyen von 1648<br />
zurück, wie Hans-Ulrich Beck bemerkt (siehe<br />
Beck, Hans-Ulrich: Jan van Goyen 1596 - 1656,<br />
Amsterdam 1972/73, Bd. 2, Nr. 885, S. 398,<br />
Skizze unter Bd. 1, Nr. 846/139, S. 282). Die<br />
früheren Zeichnungen dieses Buches dokumentieren<br />
die Stationen einer Reise in den Süden<br />
Brüssels und zurück nach Den Haag in die<br />
Heimat des Künstlers. Die für unser <strong>Gemälde</strong><br />
relevante Zeichnung dokumentiert vermutlich<br />
eines der Seen in der Nähe von Leiden oder an<br />
der Küste des Haarlemer Meers.<br />
Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> war in Besitz des<br />
englischen Malers, Grafikers und Händlers<br />
Thomas Patch, der hauptsächlich in Italien tätig<br />
war, zuerst in Rom und später in Florenz. In<br />
Italien malte Patch Ansichten von populären<br />
Sehenswürdigkeiten, die vom jungen englischen<br />
Adel auf dessen Grand Tour besichtigt wurden.<br />
Er malte ebenso Portraits und Karikaturen von<br />
englischen Besuchern in den italienischen<br />
Galerien. In den 1960er und 1970er Jahren war<br />
unser <strong>Gemälde</strong> in der berühmten Girardet<br />
Sammlung in Kettwig/Essen, in Deutschland.<br />
Dr. Herbert Girardet führte ein Verlagshaus als<br />
Familienunternehmen und war eines der gröss-<br />
ten Sammler von holländischen<br />
Altmeistergemälden. In 1970 wurde die<br />
Sammlung Girardet in einer beeindruckenden<br />
Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum in<br />
Köln gezeigt und reiste daraufhin nach<br />
Rotterdam ins Museum Boijmans Van<br />
Beuningen.<br />
Jan van Goyen war der Sohn eines Leidener<br />
Schuhmachers und hatte zahlreiche Lehrer.<br />
Gemäss Jan Orlers, der eine Chronik von<br />
Leiden in 1641 schrieb, war er bei den<br />
Glasmaler dieser Stadt, Coenraet van<br />
Schiperoort, Isaac van Swanenburgh, Hendrick<br />
Clock und Jan Arentsz de Man, in Ausbildung<br />
und danach in Hoorn bei Willem Gerritsz. Er<br />
verweilte ein Jahr in Frankreich um 1615/16 und<br />
schloss danach seine Ausbildung im Haarlemer<br />
Atelier des Esaias van de Velde (1587 - 1630) ab.<br />
Von allen Lehrern hatte Van de Velde bei weitem<br />
den grössten Einfluss auf Van Goyens frühe<br />
Landschaften. 1618 liess er sich in Leiden nieder<br />
und heiratete Anna Willemsdr van Raelst im<br />
gleichen Jahr. In 1632 zog er nach Den Haag,<br />
wo er die Bürgerschaft zwei Jahre später bekam.<br />
Der Künstler lebte dort an verschiedenen Orten<br />
der Stadt und hatte eine Weile lang die Maler<br />
Johannes Schoeff (1608 - 1666) und Paulus<br />
Potter (1625 - 1654) zur gleichen Zeit als<br />
Nachbarn. Van Goyen war ein produktiver<br />
Maler, von dem über 1200 <strong>Gemälde</strong> und etwa<br />
800 Zeichnungen bekannt sind. Trotz dieser<br />
grossen Arbeitsleistung war der Maler stets in<br />
finanzielle Schwierigkeiten und versuchte durch<br />
Kunsthandel, Begutachtungen von<br />
Kunstwerken und mit Liegenschaften seine<br />
Finanzen aufzurunden, jedoch ohne grossem<br />
Erfolg. Arnold Houbraken berichtet, dass Jan<br />
Steen (1626 - 1679), Nicolaes Berchem (1620 -<br />
1683) und Adriaen van der Cabel (1631 - 1705)<br />
zu seinen Schülern zählten. Doch auch weitere<br />
Künstler wurden sehr von seinem Werk geprägt,<br />
etwa Anthony van der Croos (1606 - 1662),<br />
Jacob Moscher (1615 - 1655) und Cornelis van<br />
der Schalcke (1611 - 1671).<br />
CHF 120 000.- / 150 000.-<br />
(€ 92 310.- / 115 380.-)
3053
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 64<br />
3054<br />
3054*<br />
CORNELISZ., BARENT<br />
(Tätig c. 1655)<br />
Küchenstilleben mit Gemüse.<br />
Öl auf Holz. Unten mittig mit Signatur: DOV.<br />
44 x 33 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Kunsthandlung E. Burg Berger, Berlin ca.<br />
1943, als Gerrit Dou (1613 - 1675).<br />
- Privatbesitz, Deutschland.<br />
Fred G. Meijer weisst dieses <strong>Gemälde</strong> dem<br />
Maler B. Cornelisz. (active c. 1655) zu und bringt<br />
es mit dem einzigen bislang bekannten Stilleben,<br />
das mit dem vollen Namen signiert und 1655<br />
datiert ist, in Verbindung (Öl auf Holz, 33,7 x<br />
27,9 cm, RKD Nr. 4313, Auktion Sotheby’s,<br />
1.12.2009, Los 51). Ein weiteres Beispiel des<br />
Malers mit Monogramm BC und der Datierung<br />
1655 wurde bei Sotheby’s, Amsterdam, am<br />
1.12.2009, als Los 51 angeboten.<br />
Wir danken Fred G. Meijer, RKD, Den Haag,<br />
für seine Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s im<br />
Original.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 620.- / 6 150.-)
3055<br />
3055*<br />
OSTADE, ISAAC VAN<br />
(1621 Haarlem 1649)<br />
Bauernfamilie in einer Scheune.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts mit Signatur und<br />
Datierung: J. v. Ostade 1638.<br />
45 x 57 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Grossbritannien.<br />
CHF 35 000.- / 45 000.-<br />
(€ 26 920.- / 34 620.-)<br />
| 65
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 66<br />
3056<br />
3056<br />
HEEM, JAN DAVIDSZ. DE<br />
(NACHFOLGER)<br />
(Utrecht 1606 - 1683 Antwerpen)<br />
Früchtestilleben mit Austern und weiteren<br />
Objekten.<br />
Öl auf Leinwand. Links auf der Tischkante mit<br />
Monogramm: A. B. F.<br />
79 x 64 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Hallsborough Gallery, 1962 als Andries<br />
Benedetti (siehe RKD Nr. 12033).<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
Greindl, Edith: Les peintres flamands de nature<br />
morte au XVIIe siecle, 1983, S. 337, Nr. 3, unter<br />
signierten Werken von Andreas Benedetti.<br />
Dieses Prunkstilleben mit Austern und Früchten<br />
war einst als ein Werk Andreas Benedetti (1615-<br />
18 wohl Parma - 1660) identifiziert worden, der<br />
in Antwerpen und 1638 im Atelier von Jan<br />
Davidsz. De Heem tätig war. Fred G. Meijer<br />
vom RKD, Den Haag, bestätigt diese<br />
Zuschreibung nach Begutachtung des Originals<br />
allerdings nicht und erkennt eher stilistische<br />
Reminiszenzen mit dem Oeuvre De Heems aus<br />
den frühen 1650er Jahren. Die Entstehung vermutet<br />
Meijer allerdings zu einem etwas späteren<br />
Zeitpunkt.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)
3057<br />
3057*<br />
HOFMANN, SAMUEL<br />
(Zürich 1591 - 1648 Frankfurt)<br />
Stilleben mit Früchten, Porzellanschalen,<br />
Steinzeugkrug und Trinkgläsern.<br />
Öl auf Leinwand. 85 x 62,8 cm.<br />
Dieses qualitätsvolle Stilleben ist ein charakteristisches<br />
Werk des Schweizer Malers Samuel<br />
Hofmann. Fred G. Meijer bezeichnet es nach<br />
Begutachtung des Originals als besonders interessant<br />
und datiert es in die späte Schaffensphase<br />
des Künstlers. Meijer weist darauf hin, dass die<br />
Trauben vergleichbar sind mit denen auf dem<br />
Stilleben um 1646, heute in einer Schweizer<br />
Privatsammlung (Öl auf Leinwand, 121,5 x 95,5<br />
cm, signiert: S. HOFMANN FECIT, siehe<br />
Literatur: Schlégel, Istavan : Samuel Hofmann,<br />
Züich 1980, Nr. 84, S. 142).<br />
Hervorzuheben ist die künstlerische Virtuosität,<br />
mit der Hofmann die Stofflichkeit der unterschiedlichen<br />
Stillebenobjekte wiedergibt und<br />
zwischen den unterschiedlichen Materialien,<br />
wie dem feinen Porzellan, dem robusten<br />
Steinzeug, dem filigranen Glas, der polierten<br />
Oberfläche des Zinntellers oder den einzelnen<br />
Früchten, unterscheidet. Diese werden mit<br />
bewusstem Lichteinfall plastisch in Szene<br />
gesetzt.<br />
CHF 35 000.- / 45 000.-<br />
(€ 26 920.- / 34 620.-)<br />
| 67
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3058<br />
3058*<br />
SPANIEN, 19. JAHRHUNDERT<br />
Preziosenwand.<br />
Öl auf Leinwand.<br />
38,5 x 48 cm.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 3 850.- / 5 380.-)<br />
| 68
3059<br />
3059*<br />
ELLIGER, OTTMAR d. Ä.<br />
(Gothenburg 1633 - 1679 Berlin)<br />
Trompe-l’oeil mit Rast auf der Flucht nach<br />
Ägypten. 1675.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links auf dem Bild signiert<br />
und datiert: Ottmar Elliger fecit 1675.<br />
77,3 x 58 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Erworben 1988 in den Newhouse Galleries,<br />
New York.<br />
- Sammlung Robert Noortman, Belgien.<br />
- Privatsammlung, Europa.<br />
CHF 20 000.- / 25 000.-<br />
(€ 15 380.- / 19 230.-)<br />
| 69
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 70<br />
3060<br />
3061
3062<br />
3060*<br />
UDEN, LUCAS VAN (ZUGESCHRIEBEN)<br />
(1595 Antwerpen 1672)<br />
Weite Berglandschaft mit Reisenden neben<br />
einem Feuer.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts unleserlich signiert.<br />
26,6 x 38,4 cm.<br />
Lucas van Uden war der Sohn des Malers Artus<br />
van Uden (1544 - 1628), bei dem er in die Lehre<br />
ging. 1627 wurde er Mitglied der Antwerpener<br />
Gilde und im Februar des selben Jahres heiratete<br />
er Anna van Woelput. Van Uden arbeitete<br />
wahrscheinlich in Rubens’ Atelier in den 1630er<br />
Jahren. Er scheint 1649 Antwerpen verlassen zu<br />
haben, allerdings bleibt es unbekannt, wo er<br />
sich genau dann niederliess. Später kehrte er<br />
nach Antwerpen zurück. Neben Jan Wildens<br />
(1586 - 1653) zählt Lucas van Uden zu den führende<br />
Landschaftsmalern im Umkreis Peter Paul<br />
Rubens. Seine kleinen Landschaften zeugen<br />
jedoch vermehrt vom Enfluss Jan Brueghel d. Ä<br />
(1568 - 1625). Van Uden war ebenfalls als<br />
Kupferstecher tätig und zahlreiche Zeichnungen<br />
sind von ihm überliefert.<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
3061*<br />
KAMPER, GODAERT<br />
(Düsseldorf 1613 - 1679 Leiden)<br />
Lanschaft mit Hirten und Vieh im Vordergrund.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts signiert: G. Kamper.<br />
44,2 x 64,5 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3062*<br />
SCHOEFF, JOHANNES PIETERSZ.<br />
Den Haag 1608 - 1666 Bergen-op-Zoom)<br />
Weite Landschaft mit Reisenden.<br />
Öl auf Leinwand. 52 x 74 cm.<br />
Schoeff gehört zu der Malergruppe, die wesentlich<br />
von Jan van Goyen (1596 - 1656) beeinflusst<br />
wurde. Der blätterlose Baum zur Rechten wird<br />
dabei in weiteren seiner Werke, darunter auch<br />
signierte, aufgegriffen.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 71
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3063<br />
3063*<br />
MIJTENS, JAN (UMKREIS)<br />
(1614 Den Haag 1670)<br />
Familienbildnis.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts mit Signatur: G.<br />
Netscher.<br />
84 x 108 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Sotheby’s, London, 23.2.1983, Los<br />
92a als von Caspar Netscher.<br />
- Privatbesitz, Deutschland.<br />
Literatur:<br />
Wieseman, Marjorie: Caspar Netscher and late<br />
seventeenth-century Dutch painting,<br />
Doornspijk 2002, Nr. C 456 (C = abgelehnte<br />
Werke), als möglicherweise von Herman<br />
Doncker.<br />
Wir danken Rudi Ekkart vom RKD, Den Haag,<br />
für die vorgeschlagene Zuschreibung anhand<br />
einer Fotografie.<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 23 080.- / 38 460.-)<br />
| 72<br />
3064*<br />
CUYP, JACOB GERRITSZ.<br />
(1594 Dordrecht 1651/2)<br />
Bildnis von drei Kindern in einer Landschaft.<br />
Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />
....cuyp. Fecit Ano. 1639.<br />
97 x 116,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung, Paris, vor 1946.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
- Chong, A.: Aelbert Cuyp and the meanings of<br />
landscape, Dissertation New York 1992 [Ann<br />
Arbor 1993], S. 429.<br />
- Chong, A.: Werkverzeichnis in<br />
Ausstellungskat. von S. Paarlberg (u.a.): Jacob<br />
Gerritsz. Cuyp (1594-1652), Dordrecht 2002,<br />
S. 176, Nr. 47, abgebildet S. 33, Nr. 31.<br />
Dieses Gruppenbildnis mit drei Kindern in einer<br />
Landschaft, einem Lamm und einem schwarzweissen<br />
Hundewelpen ist ein charakteristisches<br />
Werk des Dordrechter Malers Jacob Gerritzs.<br />
Cuyp, der sich nicht nur auf Portraitmalerei,<br />
sondern auch auf Stilleben, Genre- und<br />
Historiendarstellungen spezialisierte. Er zählte<br />
für eine geraume Zeit zu den Hauptportraitisten<br />
der wohlhabenden Gesellschaft Dordrechts und<br />
fokussierte sich besonders auch auf die<br />
Darstellung von Kindern. Heute ist er wohl als<br />
einer der bedeutendsten Maler von<br />
Kinderbildnissen in Holland des 17.<br />
Jahrhunderts bekannt.<br />
Bei dieser Darstellung ist ein pastoraler<br />
Bildcharakter zu erkennen, den Cuyp vorwiegend<br />
ab 1627 für seine <strong>Gemälde</strong> wählte und der<br />
den Einfluss des Utrechter Malers Abraham<br />
Bloemaerts, bei dem er gelernt haben soll, ebenso<br />
wie von Paulus Moreelse, verdeutlicht.<br />
Moreelse war der Pioneer dieses Genres mit seinem<br />
Portrait von zwei Mädchen in pastoralen<br />
Kostümen von 1622 (Centraal Museum,<br />
Utrecht, Inv. Nr. 10240, Leihgabe des Instituut<br />
Collectie Nederland), der sich in den folgenden<br />
Jahren grösster Beliebtheit erfreute.
3064<br />
Pastorale Themen in der Malerei liefen parallel<br />
mit der zeitgenössischen Literatur, die die<br />
Heiterkeit und Schlichtheit des ländlichen<br />
Lebens den Ängsten und der Dichte der Stadt<br />
gegenüberstellte. Dabei wurde der Blick auf die<br />
antike Literatur geworfen, insbesondere auf die<br />
Werke Vergils, darunter seine Hirtengedichte,<br />
wie Georgica, die 1597 von Karel van Mander<br />
ins Holländische übersetzt und in zahlreichen<br />
literarischen Werken des 17. Jahrhunderts aufgegriffen<br />
wurden.<br />
Der pastorale Charakter dieser Darstellung zeigt<br />
sich besonders in dem Hirtenstock und dem<br />
Lamm, so wie in der Kostümierung der Kinder,<br />
die viel farbenfroher und erhabener wirkt, wie<br />
dies von zeitgenössischer Tracht zu erwarten<br />
wäre. Die Blumen im Haar des Mädchens und<br />
auf dem Hut ihrer Schwester unterstreichen<br />
dies und die Landschaft vermittelt einen idyllischen<br />
Charakter im arkadischen Stil. Das<br />
Lamm ist unter anderem ein traditionelles<br />
Symbol für Unschuld und wurde in diesem<br />
Sinne häufig in holländischen Kinderportraits<br />
des 17. Jahrhunderts eingesetzt. Das gut-erzogene<br />
Hundewelpen wurde sicherlich nicht nur als<br />
Spielgefährte der Kinder dargestellt, sondern<br />
verstand sich als Metapher für gute<br />
Kindererziehung. Die vier Seifenblasen, die<br />
soeben sanft auf dem Boden aufgekommen<br />
sind, dürften auf die Vergänglichkeit des irdischen<br />
Lebens hinweisen. Eine ist dabei, sich<br />
aufzulösen und weist möglicherweise auf ein<br />
bereits verstorbenes Geschwisterkind hin.<br />
Stilistisch lässt sich diese hier angebotene<br />
Darstellung mit dem signierten und datierten<br />
<strong>Gemälde</strong> Zwei Kinder und ein Lamm von 1638<br />
im Wallraf-Richartz-Museum, Köln (78,5 x<br />
107,5, Inv. WRM 1003) vergleichen, das in ähnlicher<br />
Weise den Vanitascharakter aufgreift.<br />
Statt der Seifenblasen finden sich hier kostbare<br />
Gegenstände, wie eine Perlenkette, Ohrringe,<br />
Münzen und seltene Muscheln, die auf dem<br />
Boden verteilt sind. Diese verkörpern nicht nur<br />
die Vergänglichkeit weltlicher Reichtümer, sondern<br />
der kleine Junge scheint auch kurz davor<br />
zu sein, auf diese zu treten. Zur Bedeutung dieser<br />
Darstellungsthematik siehe auch A. Mac<br />
Niel Kettering, in: The Dutch Arcadia: Pastroal<br />
art and its audience in the golden age, 1983, S.<br />
74.<br />
CHF 40 000.- / 60 000.-<br />
(€ 30 770.- / 46 150.-)<br />
| 73
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 74<br />
3065<br />
3065<br />
MAES, NICOLAES<br />
(Dordrecht 1632 - 1693 Amsterdam)<br />
Bildnis eines Edelmannes.<br />
Öl auf Leinwand. 97,5 x 75,5 cm.<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />
nach Begutachtung des Originals und seinen<br />
Datierungsvorschlag in die 1670er Jahre.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)
3066<br />
3066*<br />
VICTORS, JAN (ZUGESCHRIEBEN)<br />
(Amsterdam 1620 - 1676 Ost-Indien)<br />
Familienportrait mit Putto vor einer<br />
Gartenlandschaft.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links schwer leserlich<br />
mit Signatur und Datierung: V?ictöor 1640.<br />
124 x 150 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Frankreich.<br />
Die Autorschaft dieses Familienportraits konnte<br />
bislang nicht eindeutig geklärt werden.<br />
Während bislang davon ausgegangen wurde,<br />
dass es sich hierbei um das wohl früheste<br />
bekannte Werk des Amsterdamer Malers Jan<br />
Victors handelt, erkennt Jan Kosten vom RKD,<br />
Den Haag, stilistische Parallelen mit dem<br />
Oeuvre Charles Emmanuel Biset (Mecheln 1633<br />
- 1691 Breda), dessen Umkreis er diese<br />
Portraitgruppe zuschreibt. Die Kostümierung<br />
der Dargestellten lässt nach ihm auf eine spätere<br />
Entstehung in den 1660er Jahren vermuten. Wir<br />
danken ihm für die Begutachtung dieses<br />
<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)<br />
| 75
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3067 3068<br />
3067*<br />
THYS, PIETER<br />
(1624 Antwerpen 1677)<br />
Portrait eines edlen Herren, wohl Frederik de<br />
Marselaer. Öl auf Holz. 54 x 41,7 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung Basel, 1925.<br />
- Privatsammlung.<br />
Dieses auf einer qualitätsvollen Eichenplatte<br />
gemalte Portrait eines edlen Herren wurde vermutlich<br />
nach einem verschollenen Prototypen<br />
von Anthony van Dyck (1599 - 1641) gemalt,<br />
das in Van Dycks Antwerpener Periode um<br />
1627-1632 datiert werden kann (gemäss Jan de<br />
Maere, Herausgeber von Maere, Jan de<br />
Wabbes, Marie: Illustrated Dictionary of the<br />
17th Century Flemish Painting, 3 Bände,<br />
Brüssel 1994). Mehrere Versionen dieses<br />
Portraits zeugen von der Existenz eines<br />
Prototypen, eine davon im Musée des Beaux-<br />
Arts in Troyes (Öl auf Leinwand, 43 x 36 cm,<br />
Inv. Nr. 864-1-7). Eine weitere befindet sich in<br />
der Sammlung Czernin in Wien (Öl auf<br />
Leinwand, Masse unbekannt, Inv. Nr. 183), eine<br />
dritte wurde in Berlin an einer Aukltion im<br />
März 1928 als von Anthony van Dyck verkauft<br />
| 76<br />
(Öl auf Leinwand, 56 x 47 cm) und eine befindet<br />
sich in der Hermitage in St. Petersburg (Öl<br />
auf Leinwand, 68 x 60 cm).<br />
Der Portraitierte ist nicht zweifellos identifiziert,<br />
jedoch besitzt die National Gallery in Dublin<br />
ein Portait von Frederik de Marselaer von Van<br />
Dyck, das starke Ähnlichkeit mit dem edlen<br />
Herren in unserem <strong>Gemälde</strong> aufweist (siehe<br />
Barnes, S.J. et al: Van Dyck, A Complete<br />
Catalogue of the Paintings, New Haven &<br />
London 2004, Nr. III.A18, S. 408, mit Abb.).<br />
Frederik de Marselaer (1584 - 1670), der in<br />
Antwerpen geboren wurde, studierte<br />
Rechtswissenschaft in Louvain, reiste nach<br />
Italien und liess sich schliesslich in Brüssel nieder,<br />
wo er zwischen 1614 und 1659 wiederholt<br />
als Magistrat, Schatzmeister und Bürgermeister<br />
tätig war und weitere wichtige Ämter inne hielt.<br />
1617 geadelt, wurde er zum Herr von Perk,<br />
Elewijt und weiterer Ländereien in 1626. Er<br />
veröffentlichte eine Publikation, „Legatus“, über<br />
die Rechten und Pflichten eines Diplomaten,<br />
das zwsichen 1618 und 1666 fünf mal herausgegeben<br />
wurde. Das Dubliner Portrait wurde von<br />
Adriaen Lommelin (1637 - 1673) und von<br />
Cornelis Galle (1576 - 1650) gestochen und<br />
somit verbreitet. Ein zweites Portrait von<br />
Marselaer, das ebenfalls Van Dyck zugeschrieben<br />
war, wurde am 7. Dezember 1994 bei<br />
Sotheby’s in London verkauft (Los 46).<br />
Pieter Thys der Ältere ging bei Artus<br />
Deurwerders 1635/36 in Ausbilung. Um 1639<br />
reiste er nach England und wurde Schüler von<br />
Anthony van Dyck (1599 - 1641). 1644 kehrte er<br />
nach Antwerpen zurück und trat als unabhängiger<br />
Maler in die dortige Guilde ein. 1648 heiratete<br />
Thys Constantina van der Beken, mit der<br />
er einen Sohn hatte, Pieter Pauwel, der später<br />
ebenfalls Künstler wurde. Thys war als Dekan<br />
der St. Lukas-Gilde 1660/61 tätig. Im Sommer<br />
1670 heiratete er Anny Brydegom. Pieter Thys<br />
schuf Kartons für Wandteppiche auf der Basis<br />
von Skizzen von Jan den Hoecke. Sein Malstil<br />
ist alleridngs stark von seinem Lehrer van Dyck<br />
geprägt. Er malte hauptsächlich Historienbilder<br />
und Portraits.<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 13 850.- / 21 540.-)
3069<br />
3068*<br />
CUYP, JACOB GERRITSZ.<br />
(1594 Dordrecht 1651/2)<br />
Portrait eines Herren. 1645.<br />
Öl auf Holz. Rechts mittig signiert und datiert:<br />
Aetatis 47. 1645.<br />
74,5 x 59 cm.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
3069*<br />
AMSTERDAM, UM 1660<br />
Portrait einer Dame, wie überliefert Komtesse<br />
De Rossemont.<br />
Öl auf Leinwand. Rechts mittig mit Signatur<br />
und Datierung: F. Bol f 1635.<br />
73 x 60 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung H. Wallich, Berlin, 1895.<br />
- Privatsammlung Hessen, Deutschland.<br />
Die Zuschreibng an einen Künstler aus<br />
Amsterdam wurde von Rudi Ekkart vorgeschlagen<br />
sowie die Datierung um 1660 anhand der<br />
Bekleidung der Portraitierten.<br />
Wir danken Rudi Ekkart vom RKD, Den Haag,<br />
für die Begutachtung anhand einer Fotografie.<br />
CHF 22 000.- / 28 000.-<br />
(€ 16 920.- / 21 540.-)<br />
| 77
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 78<br />
3070<br />
3070*<br />
THIELEN, JAN PHILIP VAN<br />
(vor 1618 Mechelen 1667)<br />
Maria und Kind in einer Girlande.<br />
Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />
I.P. Van Thielen. F. Ano 1649.<br />
74 x 52 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion, Dorotheum Wien, 23.3.1965, Los<br />
118.<br />
- Sammlung Hofrat-Goldschmift, Wien.<br />
- Walter A. Hofer, München 1970.<br />
- Auktion, Sotheby’s London, 19.-20.2.1986,<br />
Los 41.<br />
- Privatsammlung, Hilversum.<br />
Ausstellung:<br />
Museum Mauritshuis, Den Haag als Leihgabe.<br />
Wir danken Fred G. Meijer für die Bestätigung<br />
der Eigenhändigkeit nach Begutachtung des<br />
Originals.<br />
CHF 17 000.- / 25 000.-<br />
(€ 13 080.- / 19 230.-)
3071<br />
3071*<br />
JAN VAN KESSEL d. Ä. (WERKSTATT)<br />
(1626 Antwerpen 1679)<br />
Stilleben mit Blumenkorb, Früchten, Fischen,<br />
Wildvöglen und anderen kleinen lebenden<br />
Tieren.<br />
Öl auf Holz. 26,5 x 38,5 cm.<br />
Dieses Stilleben mit einem Blumenkorb,<br />
Früchten, Fischen, Wildvögeln und kleinen<br />
Tieren reiht Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag nach Begutachtung des Originals<br />
(Schreiben vom 10.3.2010) einer Gruppe von<br />
Arbeiten zu, die der Werkstatt Jan van Kessel<br />
d. Ä. zugeschrieben werden. Bislang lässt sich<br />
nicht eindeutig bestätigen, dass diese Künstler<br />
in direkter Verbindung mit van Kessel bzw.<br />
Antwerpen standen, allerdings spricht die stilistische<br />
Umsetzung sehr dafür. Während der<br />
grösste Teil dieser Stilleben auf Kupfer gemalt<br />
wurde, wählte der Maler unserer Darstellung<br />
eine Holzplatte mit rückseitigen<br />
Schwalbenschwanzverstärkungen. Diese technische<br />
Eigenschaft wurde ursprünglich in<br />
Südeuropa angewendet. Fred G. Meijer vermerkt,<br />
dass eine stilistisch unserem Stilleben<br />
sehr verwandte Komposition, die im RKD unter<br />
der Nr. 65841 aufgeführt ist, ebenfalls auf einer<br />
Holztafel, und zwar Walnussholz, gemalt wurde<br />
und sicherlich mit unserer Version in<br />
Verbindung zu bringen ist.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 79
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3073<br />
3073*<br />
RUBENS, PETER PAUL (KOPIE NACH<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS)<br />
(Siegen 1577 - 1640 Antwerpen)<br />
Die Grosszügigkeit des Scipio.<br />
Öl auf Holz. 34,5 x 50,3 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Lenglier, Paris, 24.4.1786, Los 52.<br />
- Auktion J.B.P. Le Brun, Paris, 11.4.1791, Los<br />
77 (verkauft an „Constantin* für 362 FR).<br />
- Dowdesweill London.<br />
- Auktion Christie’s, London, Henry J. Pfungst,<br />
15.6.1917, Los 152 (verso Etikette: „From the<br />
Lebrun Sale/In Paris, 1791/Brought to<br />
England“, verkauft an „Carwicker“).<br />
- Auktion Christie’s London, 13-14.11.1919, Los<br />
219 (verkauft an „Carroll“).<br />
- Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
McGrath, Elizabeth: Subjects from History,<br />
Corpus Rubenianium, Teil XIII, London 1997,<br />
Band 1, S. 265, Abb. 180 (als Kopie einer<br />
Skizze ehemals aus der Sammlung des Herzogs<br />
von Usel, Brüssel).<br />
Gemäss einer verso angebrachten Etikette wurde<br />
davon ausgegangen, dass es sich bei diesem<br />
<strong>Gemälde</strong> um eine Studie für das <strong>Gemälde</strong> mit<br />
gleichem Thema von Peter Paul Rubens handelt,<br />
welches nach John Smith (A Catalogue Raisonné<br />
Bd. II, S. 201- 202, Nr. 732) in der Sammlung<br />
Yates in London und davor in der Sammlung des<br />
Duc d’Orléans war. 1836 wurde dieses <strong>Gemälde</strong>,<br />
als es sich in der Sammlung Yates befand, in einen<br />
Brand zerstört (siehe Nachtragsband von John<br />
Smith, S. 314, Nr. 252).<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
| 80<br />
3074*<br />
FLÄMISCHE SCHULE, 17.<br />
JAHRHUNDERT<br />
Portrait eines Jünglings.<br />
Öl auf Papier auf Leinwand. 28,5 x 20,2 cm.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung England.<br />
Mehrere Autoren vertreten die Meinung, dass<br />
es sich bei dieser Ölskizze um eine Arbeit eines<br />
Flamen handelt der im Umkreis von Peter Paul<br />
Rubens anzusiedeln ist (darunter Dr. Albert<br />
Blankert, Prof. Egbert Haverkamp-Begemann,<br />
Prof. Joshua Bruyn und Dr. Rudiger Klessman).<br />
Als mögliche Künstler werden Cornelis de Vos<br />
(1584 - 1651), Gaspar de Crayer (1584 - 1669),<br />
Jan Cossiers (1600 - 1671) und Jacob van Oost<br />
(1601 - 1671) genannt. Zugleich wurde vorgeschlagen,<br />
dass diese Arbeit von der Hand eines<br />
holländischen Künstlers aus Haarlem um 1640<br />
stammen könnte. Pieter de Grebber (um 1600 -<br />
1652) und Jan de Bray (um 1627 - 1697) kämen<br />
dabei als Autoren in Frage.<br />
Ölskizzen wie diese wurden oft von Künstlern<br />
wie Rubens, Jordaens und Van Dyck als<br />
Vorarbeiten für grössere Auftragswerke angefertigt.<br />
Das hier angebotene Werk war vermutlich<br />
eine Studie nach der Natur eines Hirten aus<br />
einer Christi Geburt Szene. Recherchen haben<br />
gezeigt, dass eine rege Nachfrage nach solchen<br />
Ölskizzen im 17. Jahrhundert vorhanden war<br />
(siehe Filipczak, Zirka Zaremba: Picturing Art<br />
in Antwerp, Princeton 1987, S. 159-160). Sie<br />
galten als eigenständige Werke, unbeachtet<br />
davon, ob sie als Vorarbeiten für grössere<br />
Kompositionen eingesetzt wurden. In<br />
Antwerpener Inventaren sind sie als „crabbelinghen“<br />
(Notiz oder Gekritzel) bezeichnet, was<br />
darauf schliessen lässt, dass sie sehr verbreitet<br />
waren. Vor allem wurden sie oft auf Leinwand<br />
oder Holzplatte übertragen, um ihnen das<br />
Aussehen eines fertigen <strong>Gemälde</strong>s zu verleihen.<br />
Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde diese Art<br />
von Kunst zunehmend beliebt, zuerst in<br />
Antwerpen und später in weiteren Teilen<br />
Europas.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 3 850.- / 5 380.-)
3074<br />
| 81
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3075<br />
3075*<br />
PEETERS, BONAVENTURA<br />
(Antwerpen vor 1614 - 1654 Hoboken)<br />
Marinelandschaft mit Turm und Fischern.<br />
Öl auf Holz. Links auf Steinsteg monogrammiert:<br />
B.P.<br />
29,5 x 39,5 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
| 82
3076<br />
3076*<br />
PORCELLIS, JULIUS<br />
(Rotterdam um 1609 - um 1645 Leiden)<br />
Schiffe auf einer stürmischen See.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts am Holzmast monogrammiert:<br />
I.P.<br />
26,7 x 34,8 cm.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Deutschland.<br />
Diese bisher unbekannte und unveröffentlichte<br />
Marine ist eine bedeutende Ergänzung des kleinen,<br />
aber äusserst qualitätsvollen Oeuvres des<br />
Malers Julius Porcellis. Auf rauer See sehen wir<br />
im Vordergrund einen kleinen Zweimaster, der<br />
gegen dem Wellengang ankämpft. Das Schiff,<br />
das sich mit seinem dunklen Umriss vom hellleuchtenden,<br />
wolkengefüllten Himmel abhebt,<br />
erscheint machtlos in seiner Anstrengung,<br />
gegen die Wellen Stellung zu halten. Weiter in<br />
der Ferne sind weitere Schiffe zu sehen, unter<br />
anderem ein holländischer Dreimaster.<br />
Julius Porcellis war Sohn und wahrscheinlich<br />
auch Schüler des Marine-Malers Jan Porcellis<br />
(1584 - 1632). Er wurde vermutlich in<br />
Rotterdam geboren, wo sein Vater 1605 geheiratet<br />
hatte. 1622 zog die Familie nach Haarlem,<br />
wo der verwitwette Jan Porcellis ein zweites Mal<br />
heiratete. Zwei Jahre später lebten Jan und seine<br />
Familie in Amsterdam und er war um 1627 in<br />
Voorburg, nahe Den Haag tätig. Etwas später<br />
scheint die Familie in Zoeterwoude nahe Leiden<br />
gelebt zu haben. Julius zog um 1634 nach<br />
Rotterdam aber behielt gleichzeitig den<br />
Wohnsitz in Zoeterwoude, da er das Haus seines<br />
Vaters, der auf dem Immobilienmarkt<br />
erfolgreich tätig war, übernehmen konnte. Um<br />
1645 zog Julius ganz nach Leiden, wo er<br />
schliesslich verstarb.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
| 83
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 84<br />
3077<br />
3078<br />
3077<br />
APSHOVEN, THOMAS<br />
(vor 1622 Antwerpen 1664)<br />
Bauernfest auf dem Land.<br />
Öl auf Kupfer. 28,5 x 34 cm.<br />
CHF 18 000.- / 24 000.-<br />
(€ 13 850.- / 18 460.-)<br />
3078*<br />
TENIERS, DAVID d. J. (NACHFOLGER)<br />
(Antwerpen 1610 - 1690 Brüssel)<br />
Festlichkeiten in einem Dorf.<br />
Öl auf Holz. 26,9 x 37,8 cm.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 620.- / 6 150.-)
3079<br />
3079<br />
FRANCKEN, FRANS d. J. UND<br />
WERKSTATT<br />
(1581 Antwerpen 1642)<br />
Achill unter den Töchtern des Lykomedes.<br />
Öl auf Holz. 55 x 78,7 cm.<br />
Gutachten: Dr. Ursula Härting 1.2.2010<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> „Archill unter den Töchtern<br />
des Lykomedes“ identifiziert Dr. Ursula Härting<br />
nach Begutachtung des Originals als eine<br />
Zusammenarbeit von Frans Francken d. J. und<br />
einem Ateliermitarbeiter. „Die antike Episode<br />
erzählt von Achill, der verkleidet als junge Frau<br />
unter den Töchtern des Königs von Skyros,<br />
Lykomedes, erzogen und durch eine List entdeckt<br />
wird (siehe Ovid, Ilias: Metamorphosen,<br />
Hygin Fab., Gesta Romanorum). Odysseus war<br />
an den skyrischen Hof geeilt, um Achill für den<br />
troianischen Krieg zu gewinnen. Auch<br />
Odysseus verkleidete sich und bot den<br />
Königstöchtern als Kleiderhändler kostbare<br />
Stoffe, Raritäten und Schmuck an, darunter<br />
diverse Waffen. Achill griff seiner wahren Natur<br />
entsprechend sogleich nach den Waffen, während<br />
die wahren Frauen von den glänzenden<br />
Kostbarkeiten fasziniert waren. Man sieht<br />
Odysseus und seine Begleiter wie sie Achill<br />
packen, der sich, äußerlich ganz das schwache<br />
Geschlecht, mit Degen und Schild wehrt.<br />
Frans Francken II gehört zu den ersten flämischen<br />
Malern, die das Thema aufgegriffen<br />
haben, welches im Barock sehr beliebt wurde.<br />
(siehe Pigler, A: Barockthemen, Berlin 1956, II,<br />
263-266). Die Stilllebenelemente und vor allem<br />
die List und das erotisch anmutende<br />
Versteckspiel unter den Geschlechtern faszinierten<br />
den Betrachter.<br />
Vor allem bestechen die Stilllebenmotive,<br />
Raritäten, noble Musikinstrumente wie Laute,<br />
Bratsche, Geige und Schalmei, der große bronzene<br />
Leuchter, die Fülle verschiedener Schalen<br />
und Gefäße, die bunten Stoffe, die ebenso<br />
Importware waren wie die exotischen Muscheln<br />
und die chinesischen Vasen und Becher. Es<br />
waren Kostbarkeiten, die auch zu Franckens<br />
Lebzeiten an königlichen Höfen rar, kostbar<br />
und gesucht waren, wie es die gemalten<br />
Kunstkabinette seiner Zeit zeigen. Das Sujet<br />
der antiken Legenden ist in vielen Versionen im<br />
Atelier des so bedeutenden Antwerpener<br />
Kleinfigurenmalers Frans Francken gemalt worden<br />
(siehe Härting, Ursula: Frans Francken II -<br />
Die <strong>Gemälde</strong>, Freren, 1989, Kat. Nr. 304-307)<br />
Seine Handschrift und seinen lasierenden Stil<br />
erkennt man in Teilen der Architektur mit dem<br />
goldfarben bemalten Lederbehang, vor allem in<br />
einigen der grazilen Königstöchter im<br />
Mittelgrund, und im „finish“ auf vorderer<br />
Bildebene in diversen Muscheln und den drei<br />
Prunkvasen. Sein Atelier führte Frans II mit<br />
Hilfe seiner Brüder und Söhne; nur ein einziger<br />
Lehrling ist namentlich bekannt. Wer hier am<br />
Bild mitarbeitete, bleibt offen, jedoch gehörte<br />
solch eine Zusammenarbeit verschiedener<br />
Hände an einem <strong>Gemälde</strong> zu den üblichen<br />
Arbeitsprozessen in Franckens Atelier.“<br />
Als mögliche Werkstattbeteiligung kann Hans<br />
Jordaens III (1595 - 1643) in Betracht gezogen<br />
werden.<br />
CHF 60 000.- / 80 000.-<br />
(€ 46 150.- / 61 540.-)<br />
| 85
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 86<br />
3080<br />
3081
3082<br />
3080<br />
FRANCKEN, FRANS d. J. UND WOHL<br />
JAN WILDENS (WERKSTATT)<br />
(1581 Antwerpen 1642) und (1584 Antwerpen 1653)<br />
Flämische Landschaft mit der Auffindung des<br />
Moses Knaben.<br />
Öl auf Holz. Verso Brandmarke der<br />
Antwerpener Lukasgilde und die unscharfe<br />
Schlagmarke des Tafelmachers. 39 x 55 cm.<br />
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 7.2.2011.<br />
Ursula Härting schreib in ihrem Gutachten zu<br />
diesem <strong>Gemälde</strong> wie folgt:» Das mir im Original<br />
bekannte <strong>Gemälde</strong> „Die Auffindung des<br />
Mosesknaben“ entstand in Zusammenarbeit<br />
zweier Künstler aus zwei Antwerpener Ateliers.<br />
Die flüssige, sichere und sehr routinierte figürliche<br />
Staffage malte der Kleinfigurenmaler Frans<br />
Francken II (1581 - 1642). Der Autor der<br />
Landschaft mit Kastell ist durch die Erhaltung<br />
der Landschaftsmalerei schwierig zu bestimmen.<br />
Die linear erfasste Kastellarchitektur erinnert an<br />
die gleichartig konstruierten Ansichten von<br />
Kastellen des Jan Wildens, dessen Interesse an<br />
existenten Landmarken und Veduten sich auch<br />
in Zeichnungen offenbart. Die Bildanlage von<br />
Kastell und Landschaft hier wird von Wildens<br />
oder einem seiner Ateliermitarbeiter stammen.<br />
Das hier dargestellte Kastell am Fluss erinnert<br />
an Ansichten des ländlich gelegenen Kasteel<br />
Kraaienhof mit seinem hohen Burgturm. Wobei<br />
die hier im Bild dargestellte Loggia im Garten<br />
wiederum eine Allusion an Rubens’ Freisitz in<br />
seinem Antwerpener städtischen Garten darstellt.<br />
Die Ansiedelung der Szene ins ländliche<br />
Umland des belgischen Antwerpens amüsiert».<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
3081<br />
HEEREMANS, THOMAS<br />
(um 1649 - 1697)<br />
Winterlandschaft mit zugefrorenem See und<br />
Schlittschuhläufern vor einer Stadtmauer. 1689.<br />
Öl auf Leinwand. Signiert und datiert: TH<br />
(legiert) MAnS. 1689.<br />
41,2 x 63,7 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Singer, London.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
3082<br />
DELFTER MEISTER, UM 1640<br />
Früchtestilleben auf einem Tisch.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts signiert und datiert:<br />
K. Coiy. 1640.<br />
51,5 x 65 cm.<br />
CHF 15 000.- / 20 000.-<br />
(€ 11 540.- / 15 380.-)<br />
| 87
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3083 3084<br />
3083<br />
POELENBURGH, CORNELIS VAN<br />
(UMKREIS)<br />
(1586 Utrecht 1667)<br />
Verkündigung.<br />
Öl auf Holz. Rechts mittig am Rand mit<br />
Signatur: CPoelenburg.<br />
38,5 x 30 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />
- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />
Privatsammlung, Schweiz.<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
| 88<br />
3084<br />
ANTWERPENER SCHULE, 1630/40<br />
Grisaille mit Maria umringt von Engeln und<br />
Passionsattributen.<br />
Öl auf Holz. 56,5 x 36 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Beaux-Arts, 26.4 2005, Los 15.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)
3085<br />
3085*<br />
ELSHEIMER, ADAM (NACHFOLGER)<br />
(Frankfurt am Main vor 1578 - 1610 Rom)<br />
Maria und Kind mit Engeln in einer Landschaft.<br />
Öl auf Kupfer.<br />
19,4 x 24,6 cm.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung USA.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
| 89
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 90<br />
3086<br />
3087
3088<br />
3086*<br />
JUVENEL, PAUL d. Ä.<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(Nürnberg 1579 - 1643 Pressburg)<br />
Jesus bei Simeon im Tempel.<br />
Öl auf Holz. 33,7 x 62 cm.<br />
Provenienz:<br />
Auktion Leo Spik, Berlin, 21.6.1984, Los 374<br />
(als Frans Francken d. J. und datiert 1632).<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> zeigt eine Episode aus den<br />
Kindheitsjahren Christi (Lukas, 2). Maria und<br />
Josef brachten ihr Kind dem Herrn im Tempel<br />
von Jerusalem. Simeon, dem Gott versprochen<br />
hatte, dass er nicht sterben würde, bevor er den<br />
Messias gesehen hatte, war ebenfalls anwesend.<br />
Dieser nahm das Kind in die Arme und erkannte<br />
in ihm den Erlöser. Die alte Frau rechts im<br />
Bild, Prophetin Hanna, erkannte ebenso im<br />
Kind den Erlöser.<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
3087<br />
VLIET, HENRICK CORNELISZ. VAN<br />
(1611 Delft 1675)<br />
Alte Kirche in Delft, vom Nordflügel nach<br />
Osten.<br />
Öl auf Holz. 49 x 44 cm.<br />
Dieser Einblick in die Längsachse der Delfter<br />
„Oude Kerk“ lässt die Schiffe deutlich erkennen<br />
und ermöglicht es dem Maler, mit den unterschiedlichen<br />
Licht- und Schattenverhältnissen<br />
innerhalb der Kirche zu experimientieren.<br />
Dr. Walter Liedtke datiert diese Arbeit von<br />
Henrick Cornelisz. van Vliet in die 1660er Jahre<br />
und verweist auf eine weitere vergleichbare<br />
Darstellung der Delfter „Oude Kerk“, die in der<br />
Wiener Akademie der Künste zu finden ist (um<br />
1660-65, Öl auf Holz, 47 x 36,5 cm; siehe<br />
Liedtke, Walter: Architectural painting in Delft:<br />
Gerard Houckgeest, Hendrick van Vliet,<br />
Emanuel de Witte, Doornspijk: Davaco 1982,<br />
Abb. 58; sowie Trnek, Renate: Die holländischen<br />
<strong>Gemälde</strong> des 17. Jahrhunderts in der<br />
<strong>Gemälde</strong>galerie der Akademie der bildenden<br />
Künste in Wien, Wien: Böhlau 1992, Abb. 128,<br />
S. 397).<br />
Wir danken Dr. Walter Liedtke für die<br />
Bestätigung der Eigenhändigkeit anhand einer<br />
Fotografie.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3088*<br />
BRUEGHEL, JAN d. Ä. (NACHFOLGER<br />
UM 1635)<br />
(Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen)<br />
Flämischer Hafen mit der biblischen Szene<br />
„Christus trifft Petrus“. 1635.<br />
Öl auf Holz. Links auf der Frachtladung mit<br />
Monogramm und Datierung: A.V. f. 1635.<br />
26 x 62,8 cm.<br />
CHF 25 000.- / 30 000.-<br />
(€ 19 230.- / 23 080.-)<br />
| 91
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3089*<br />
VERWER, ABRAHAM DE<br />
(um 1600 Amsterdam um 1650)<br />
Blick auf die Grande Galerie des Musée du<br />
Louvre in Paris, von Westen aus gesehen mit<br />
der Seine, der Porte Neuve, der Tour du Bois<br />
und dem Pont Neuf. 1640.<br />
Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />
Verwer. 1640.<br />
54,8 x 89,6 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sehr wahrscheinlich von Prinz Frederik<br />
Hendrik beauftragt.<br />
- Sammlung Frankreich.<br />
- Sammlung Portugal.<br />
Abraham de Verwer war für den Statthalter<br />
Prinz Frederik Hendrik von Oranien-Nassau<br />
(1584 - 1647) und seinen Sekretär, der bekannte<br />
Dichter und Zeichner Constantijn Huygens<br />
(1596 - 1687) tätig. Beide waren leidenschaftliche<br />
Kunstsammler und - Kenner - so war es beispielsweise<br />
Huygens, der Rembrandt und Jan<br />
Lievens entdeckte (siehe Bredius, A.; Roever,<br />
N. de.: Het schildersregister van Jan Sysmus.<br />
Oud-Holland. Nieuwe Bijdragen voor de<br />
Geschiedenis der Nederlandsche Kunst,<br />
Letterkunde, Nijverheid. Amsterdam 1890, S.<br />
218).<br />
Unser <strong>Gemälde</strong> wurde sehr wahrscheinlich von<br />
Prinz Frederik Hendrik in Auftrag gegeben.<br />
Diese Vermutung bestätigt sich in einem Brief<br />
vom 5.1.1640 von De Verwer an Constantijn<br />
Huygens, in dem er ein <strong>Gemälde</strong> erwähnt, das<br />
für den „Prinzen von Orange“ gemalt werden<br />
sollte („..ende soo sijne Hoocheitmij geliefde in<br />
| 92<br />
sijnnen wyderen dienst te gebruken ... verscheyden<br />
fraije dingen voor mijn ed. Heer tot danckbaerheit<br />
te maeken.“ Persönliche<br />
Korrespondenz zwischen Abraham De Verwer<br />
und Constantijn Huygens, 5.1.1640).<br />
Auf Geheiss des Prinzen reiste Abraham de<br />
Verwer zwischen 1636 und 1641 mehrmals nach<br />
Frankreich, wo er den Louvre und weitere<br />
Ansichten der Stadt malte. Mehrere Verwer<br />
zugeschriebene Stadtansichten sind heute<br />
bekannt. Er gilt als erster Maler, der weite<br />
Pariser Stadtlandschaften schuf, wobei er teilweise<br />
gewaltige holländische Wolkengebilde mit<br />
Pariser Panoramen kombinierte. Wegen seines<br />
subtilen Farbenspiels und seiner beeindruckenden<br />
Himmelsformationen wurden seine Werke<br />
oft mit denen Johannes Vermeer oder François<br />
Verwilt verwechselt (siehe Reflets du Siecle<br />
d’Or, Tableaux Hollandais du XVIIe siècle,<br />
Ausst. Katalog, Fondation Custodia, Paris 1983,<br />
S. 152-53).<br />
In seiner Zeit war Abraham de Verwer ein<br />
geschätzter Maler, dessen Werke von Leuten<br />
aus den obersten Kreisen in Auftrag gegeben<br />
wurden. Von einem Kontoeintrag von 1639 ist<br />
überliefert, dass eine Zahlung für zwei <strong>Gemälde</strong><br />
vom Louvre in Paris an Verwer vollzogen wurde<br />
und zwei weitere Prinz Frederik Hendrik geliefert<br />
wurden: „Ter sake van twee stucken schilderij<br />
sijnde de Louvre van Parijs en twee verscheyden<br />
gesichten, bij hem aen S. Hoocheijt<br />
gelevert.“ (siehe Giltaij, Jeroen; Kelch, Jan: Lof<br />
der Zeevaart, de Hollandse zeeschilders van de<br />
17de eeuw, Ausst. Katalog, Museum Boymans<br />
van Beuningen, Rotterdam, 1996, S. 133). Er<br />
wurde ebenfalls mit Arbeiten für die<br />
Niederländische Ostindien-Kompanie beauftragt,<br />
für die er sehr gut entlöhnt wurde. Sein<br />
<strong>Gemälde</strong> der Schlacht bei Gibraltar brachte ihm<br />
beispielsweie 2,400 Gulden ein (siehe ebd., S.<br />
133, persönliche Korrespondenz zwischen<br />
Abraham De Verwer und Constantijn Huygens,<br />
Dezember 1641).<br />
Wir danken Professor Peter Fuhring, Stiftung<br />
Custodia, in Paris für seine Recherchen zu diesem<br />
<strong>Gemälde</strong>.<br />
CHF 160 000.- / 200 000.-<br />
(€ 123 080.- / 153 850.-)
3089
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3090 3091<br />
3090<br />
HANDMANN, EMANUEL JAKOB<br />
(Basel 1718 - 1781 Bern)<br />
Christus am Kreuz. 1741<br />
Öl auf Leinwand. Unten links datiert und signiert:<br />
E. Handmann. fecit 1741.<br />
127 x 79,5 cm.<br />
Ein vergleichbares <strong>Gemälde</strong> einer<br />
Kreuzigunsszene mit den Massen 89 x 53,5 cm<br />
ist im Werkverzeichnis unter der Nummer 548<br />
verzeichnet. (siehe Freivogel, Thomas: Emanuel<br />
Handmann, Bern 2000, Nr. 548, Abb. 74).<br />
Wir danken Dr. Thomas Freivogel für die<br />
Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s anhand einer<br />
Fotografie.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 620.- / 6 150.-)<br />
| 94<br />
3091<br />
DIETRICH, CHRISTIAN WILHELM<br />
ERNST genannt DIETRICY<br />
(Weimar 1712 - 1774 Dresden)<br />
Porträt einer jungen Frau. 1750.<br />
Öl auf Holz. Oben rechts signiert und datiert:<br />
Ditricy, f: 1750.<br />
34 x 28,4 cm.<br />
Prof. Dr. Helmut Bürsch-Supan bestätigt in<br />
einem Schreiben vom 23.12.2010 die<br />
Eigenhändigkeit dieses Portraits anhand einer<br />
Fotografie, wofür wir ihm danken.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 3 850.- / 5 380.-)
3092<br />
3092*<br />
HULSMAN, JOHANN (KOPIE DES 17.<br />
JAHRHUNDERTS)<br />
(Niederlande? vor 1615 - nach 1644 Köln?)<br />
Minerva als Beschützerin der Künste.<br />
Öl auf Leinwand. 125,7 x 160 cm.<br />
Die Komposition dieser Darstellung geht auf das<br />
<strong>Gemälde</strong> von Johann Hulsman im Wallraf-<br />
Richartz-Museum, Köln (Inv. Nr. 3278) zurück<br />
(Öl auf Leinwand, 107 x 142 cm; siehe<br />
Herrmann, Barbara: Johann Hulsman. Ein<br />
Kölner Maler des 17. Jahrhunderts, Peter Lang,<br />
Frankfurt am Main 1998, S. 124-127, Abb. 20).<br />
Links im Profil ist die Minerva dargestellt, die<br />
auf ein <strong>Gemälde</strong>, das die Entstehung der<br />
Milchstrasse repräsentiert, zeigt. Die sieben freien<br />
Künste - Musik, Geometrie, Arithmetik,<br />
Astronomie, Rhetorik, Grammatik und<br />
Dialektik - sind mit Ihren jeweiligen Attributen<br />
in der Bildmitte gruppiert. Dr. Barbara<br />
Herrmann weist darauf hin, dass es sich bei<br />
unserem <strong>Gemälde</strong> möglicherweise um die verschollene<br />
Kopie handeln könnte, die 1719 im<br />
ältesten Katalog der Galerie des Schloss<br />
Pommersfelden aufgeführt wird (siehe ebd., S.<br />
127).<br />
Prof. Frédéric Elsig schlägt eine Datierung in<br />
Köln um 1630 vor, wofür wir ihm danken.<br />
Ferner danken wir Dr. Barbara Herrmann für<br />
ihre Beurteilung des <strong>Gemälde</strong>s anhand einer<br />
Fotografie.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 95
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 96<br />
3093<br />
3094
3095<br />
3093*<br />
CASTELLI, GIOVANNI PAOLO<br />
(UMKREIS)<br />
(1659 Rom um 1730)<br />
Früchtestilleben in einer Landschaft.<br />
Öl auf Leinwand. 37 x 48,2 cm.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 080.- / 4 620.-)<br />
3094*<br />
BAREN, JOHANNES ANTHONIUS VAN<br />
DER (ZUGESCHRIEBEN)<br />
(Brüssel 1615 - 1686 Wien)<br />
Madonna mit Kind in einer Blumengirlande.<br />
Öl auf Leinwand. 85,2 x 68,4 cm.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
3095<br />
BRUEGHEL, JAN d. J. (WERKSTATT)<br />
(1601 Antwerpen 1678)<br />
Blumenstrauss in einer Porzellanvase.<br />
Öl auf Kupfer. Unten an der Tischkante mit<br />
Signatur: Signoer jan breughel.<br />
73 x 55,7 cm.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 97
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 98<br />
3096<br />
3096
3097<br />
3096<br />
FLÄMISCH, 18. JAHRHUNDERT<br />
Gegenstücke: Dörfliche Szenen in Ruinen- und<br />
Flusslandschaften.<br />
Öl auf Leinwand. 97 x 129 cm.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 11 540.- / 19 230.-)<br />
3097*<br />
FONTENAY, JEAN BAPTISTE BELIN DE<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(Caen 1653 - 1715 Paris)<br />
Blumenstilleben.<br />
Öl auf Leinwand. 101 x 84,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Mrs James McDonald, Portland,<br />
Oregon, 1968.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Gutachten: Prof. Sestieri, 19.4.2004.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
| 99
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 100<br />
3098<br />
3098*<br />
PROCACCINI, CAMILLO (WERKSTATT)<br />
(Bologna um 1555 - 1629 Mailand)<br />
Martyrium des Heiligen Bartholomäus.<br />
Öl auf Leinwand. 151 x 114 cm.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)
3099<br />
3099<br />
VENEDIG, 17. JAHRHUNDERT<br />
Liegende Nymphe von einem Satyr überrascht.<br />
Öl auf Leinwand. 94,7 x 207 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Schloss Chatsworth, England.<br />
- Auktion Christie’s, London, 1975.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 101
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 102<br />
3100<br />
3101
3102<br />
3100<br />
VERONESE, PAOLO (KOPIE NACH,<br />
FLÄMISCH 17. JAHRHUNDERT)<br />
(Verona 1528 -1588 Venedig)<br />
Anbetung der Heiligen Drei Könige.<br />
Öl auf Leinwand.<br />
97 x 137 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3101<br />
VENEDIG, UM 1540-50<br />
nach Albrecht Dürer (1471 Nürnberg 1528)<br />
Gefangennahme Christi.<br />
Öl auf Leinwand.<br />
128,5 x 95,5 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3102*<br />
PALMA, JACOPO d. J.<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(um 1544 Venedig 1628)<br />
Samson und Delilah.<br />
Öl auf Leinwand. 64 x 99 cm.<br />
Ausstellungen:<br />
- Kansas City, Nelsan Gallery, Dez. 1958 als<br />
Jacopo Tintoretto (1518-1594).<br />
- New York, Wildenstein, The Painter as<br />
Historian, 15.11.- 31.12.1962, Nr. 8 als Jacopo<br />
Tintoretto.<br />
- Paris, L’oeil Galerie des Arts, Tableaux Italiens<br />
XIV-XVII siècles, Juni-Juli 1973, Nr. 5.<br />
CHF 35 000.- / 45 000.-<br />
(€ 26 920.- / 34 620.-)<br />
| 103
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 104<br />
3103<br />
3103*<br />
FONTEBASSO, FRANCESCO SALVATORE<br />
(1707 Venedig 1769)<br />
Musizierende Engel und Putten in einem ovalen<br />
Ausschnitt.<br />
Öl auf Leinwand. 38,5 x 47 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Christie’s, London, 15.12.1978, Los 29.<br />
- Privatbesitz, Deutschland.<br />
Literatur:<br />
- Magrini, Marina: Francesco Fontebasso (1707<br />
-1769), Vincenza 1988, S. 146, Nr. 70, Abb. 144.<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> fungierte wohl als ein Modell für<br />
einen grösseren Auftrag, möglicherweise ein<br />
Deckenfresko. Es weist den schnellen und ernergischen<br />
Pinselstrich auf, der von den Vorarbeiten<br />
Fontebassos bedannt ist. (siehe Magrini, Marina:<br />
Francesco Fontebasso (1707 - 1769), Vincenza<br />
1988, S. 146, Nr. 70).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)
3104<br />
3104*<br />
CARLONE, CARLO INNOCENZO<br />
(Scaria 1686 - 1775/6 Como)<br />
Apotheose der heiligen Cäcilia mit<br />
Engelskonzert. Bozzetto für ein Gewöblefresko<br />
im Dom zu Asti.<br />
Öl auf Leinwand. 54,5 x 70,3 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Rheinische Privatsammlung.<br />
- Privatsammlung, Deutschland.<br />
Literatur:<br />
- Garas, Klara / Hansmann, Wilfried: Carlo<br />
Innocenzo Carlone (1686 - 1775), Ölskizzen,<br />
Ausstellungskat. Salzburger Barockmuseum,<br />
Salzburg 1986, Nr. 39, mit Abb.<br />
- Hansmann, Wilfried, in: Himmel, Ruhm und<br />
Herrlichkeit, italienische Künstler an rheini<br />
schen Höfen des Barock, hrsg. von Hans M.<br />
Schmidt, Ausstellungskat. Rheinisches<br />
Landesmuseum Bonn, Köln 1989, Nr. 43, S.<br />
280, Text S. 281.<br />
Ausstellungen:<br />
- Royal Academy of Arts (verso Etikette). -<br />
Salzburg, Carlo Innocenzo Carlone (1686 -<br />
1775), Ölskizzen, 25.6. - 7.9. 1986, Salzburger<br />
Barockmuseum.<br />
- Bonn, Himmel, Ruhm und Herrlichkeit, italie<br />
nische Künstler an rheinischen Höfen des<br />
Barock, Rheinisches Landesmuseum, 15.6 -<br />
6.8. 1989.<br />
Dieser Bozzetto war für ein Gewölbefresko im<br />
Dom zu Asti bestimmt und diente als Vorlage<br />
für die Ausführung vor Ort. Die im Halbkreis<br />
angeordneten Gruppen musizierender Engel<br />
kommen dem Fresko nahe (Barigozzi, Brini<br />
Amalia / Garas, Klara: Carlo Innocenzo<br />
Carlone, Mailand 1967, Abb. 88). Dabei weist<br />
Prof. Hansmann darauf hin, dass im Dom das<br />
Orgelpositiv nicht vom singenden Engel mit der<br />
Brandfackel überlagert wird, sondern frei sichtbar<br />
ist, woduch die Bildmitte an Stabilität<br />
gewinnt.<br />
Die Fresken im Dom von Asti waren der letzte<br />
grosse Auftrag im Oeuvre Carlones. Der Maler<br />
war damals schon 87 Jahren alt. Auch wenn er<br />
hier bestimmt mit vielen Assistenten gearbeitet<br />
hat, zeigen die Fresken noch immer die hohe<br />
Qualität von Carlones Kunst. Im Gegensatz zu<br />
Monza, wo Carlone vor allem mit der<br />
Ausführung von Medaillons in Tromp - l’oeil -<br />
Umrahmungen beauftragt war, standen ihm<br />
beim Auftrag von Asti die gesamten Wände<br />
und Decken zur Verfügung. Diese kamen seinem<br />
späten, leichten, schwungvollen und farbigen<br />
Malstil sehr entgegen.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 105
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3105*<br />
SÜDDEUTSCH/ ITALIEN UM 1740<br />
Kreuzabnahme Christi mit klagender Maria.<br />
Öl auf Kupfer. Verso Sammlungsbezeichnung:<br />
HB No18.<br />
22,6 x 17,5 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3106*<br />
BONECHI, MATTEO (ZUGESCHRIEBEN)<br />
(um 1669 Florenz 1756)<br />
Allegorie des Ruhms. Studie für ein<br />
Deckengewölbe.<br />
Öl auf Leinwand. 41,5 x 35 (oval).<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />
3107<br />
STERN, IGNAZ<br />
(Passau um 1679 - 1748 Rom)<br />
Madonna mit Kind und Apfel.<br />
Öl auf Leinwand. 74 x 61 cm.<br />
Professor Giancarlo Sestieri bestätigt die<br />
Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür<br />
wir ihm danken.<br />
CHF 8 000.- / 10 000.-<br />
(€ 6 150.- / 7 690.-)<br />
| 106<br />
3105<br />
3106
3107<br />
| 107
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 108<br />
3108<br />
3108*<br />
LOPEZ, GASPARO genannt GASPARO DEI<br />
FIORI<br />
(Neapel um 1677 - 1732 Florenz/Venedig)<br />
Gegenstücke: Zwei Blumenstilleben.<br />
Öl auf Leinwand. 59,5 x 43 cm / 59,3 x 43 cm.<br />
Provenienz:<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag bestätigt<br />
die Eigenhändigkeit nach Begutachtung des<br />
Originals, wofür wir ihm danken.<br />
Gasparo Lopez wurde in Neapel geboren und<br />
war ein anerkannter Blumenmaler, daher sein<br />
Übername Gasparo dei Fiori. Er ging bei Jean<br />
Baptiste Du Buisson (1658 - 1730) und Andrea<br />
Belvedere (1642 - 1732) in die Ausbildung und<br />
arbeitete in Rom, Venedig und Dresden. Später<br />
zog er nach Florenz, wo er zum Hofmaler des<br />
Grossherzogs ernannt wurde.<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 38 460.- / 53 850.-)
3108<br />
| 109
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3109*<br />
GREUZE, JEAN BAPTISTE (KOPIE DES<br />
18. JAHRHUNDERTS.)<br />
(Tournus 1725 - 1805 Paris)<br />
Gegenstücke: Zwei Kücheninterieure mit<br />
Mutter und ihren Kindern.<br />
Öl auf Papier auf Leinwand. Je 45,1 x 58,1 cm.<br />
Dieses Interieur mit einer Mutter und ihren<br />
Kindern geht auf eine Zeichnung von Jean<br />
Baptiste Greuze zurück, die von Beauvarlet graviert<br />
wurde. Im Katalogue raisonné de l’œuvre<br />
peint et dessiné de J.-B. Greuze von Martin<br />
(1908, S. 23-24) wird die Zeichnung unter der<br />
Nr. 325 wie folgt beschrieben: «La Maman ou le<br />
Goûter - Dans une chambre rustique, une jeune<br />
femme, assise sur une chaise de bois, tient de la<br />
main gauche une assiette sur ses genoux et de<br />
l’autre main donne à manger à deux petits garçons<br />
qui se disputent la bouillie. Ce dessin, sou<br />
le titre: La Bonne mère, passait, en 1778, à la<br />
vente Servat, 140 francs; en 1832, vente Lagny,<br />
70 francs. Ancienne collection Alfred<br />
Beurdely».<br />
Die hier angebotene Darstellung trägt verso das<br />
Siegelwappen Ferdinand II., König beider<br />
Sizilien, in dessen Besitz sich wohl einst dieses<br />
<strong>Gemälde</strong> befand. Das Gegenstück, das mit gleichen<br />
Massen sicherlich zeitgleich entstand,<br />
steht der Komposition stilistisch sehr nahe und<br />
wurde in der selben Technik angefertigt (Öl auf<br />
Papier, aufgezogen auf Leinwand). Reste des<br />
roten Siegelwachses lassen vermuten, dass sich<br />
ursprünglich auch das Wappen Ferdinand II.<br />
verso befand, und sprechen dafür, dass das<br />
<strong>Gemälde</strong> ebenfalls zum Bestand des Königs<br />
zählte.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
3110*<br />
BOUCHER, FRANCOIS<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(1703 Paris 1770)<br />
Allegorie der Malerei.<br />
Öl auf Holz. 26 x 34,8 cm.<br />
Diese Allegorie der Malerei greift den charakteristischen<br />
Stil François Bouchers auf, der sich<br />
grösster Beliebtheit erfreute. Eine fast identische<br />
kompositorische Skizze in Öl befindet sich<br />
im Musée des Beaux-Arts in Lille, wobei nur<br />
der Winkel der Staffelei und die Anordnung der<br />
Drapierung über den Figuren abweichen. Diese<br />
zwei Skizzen stammen sicherlich vom selben<br />
Künstler, wobei die Skizze in Lille ursprünglich<br />
Charles-Joseph Natoire (1700 - 1777) und jetzt<br />
Boucher zugeschrieben wurde. Sie basieren<br />
dabei augenscheinlich auf Bouchers zahlreichen<br />
Darstellungen von Putten als Personifikationen<br />
der Künste.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />
| 110<br />
3109<br />
3109
3110<br />
3111*<br />
PELLEGRINI, GIOVANNI ANTONIO<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(1675 Venedig 1741)<br />
Porträt eines Bärtigen (Studie).<br />
Öl auf Leinwand. 62 x 50 cm (oval).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
3111<br />
| 111
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3112<br />
OS, JAN VAN (NACHFOLGER)<br />
(Middelharnis 1744 - 1808 Den Haag)<br />
Blumen- und Früchtestilleben.<br />
Öl auf Holz. Verso alte Etikette: Os, Jean van,<br />
Nr. 76, Fruits, fleurs et nid d’oiseaux. Oeuvre<br />
d’un précieux fini.<br />
83,5 x 67 cm.<br />
Ausstellungen:<br />
National Exhibition of Works of Art, Leeds<br />
1868, Nr. 19.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
3113*<br />
HERMANS, LOUIS<br />
(1750 Maastricht 1835)<br />
Früchtestilleben mit Blumen.<br />
Öl auf Holz. 31,5 x 43 cm.<br />
Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag, bestätigt<br />
die Eigenhändigkeit dieses <strong>Gemälde</strong>s nach<br />
Begutachtung des Originals.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
3114*<br />
OS, GEORGIUS JACOB JOHANNES VAN<br />
(Den Haag 1782 - 1861 Paris)<br />
Stilleben mit Blüten und Früchten.<br />
Aquarell auf Papier. Unten links signiert G.J.J.<br />
Van Os.<br />
50 x 38,6 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Sotheby’s, London, 29.9.1976, Los<br />
107, mit Abb.<br />
- Privatbesitz, Deutschland.<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />
nach Begutachtung des Originals.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />
| 112<br />
3112<br />
3113
3114<br />
| 113
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3115<br />
3115*<br />
PATER, JEAN-BAPTISTE FRANÇOIS<br />
(ZUGESCHRIEBEN)<br />
(Valenciennes 1695 - 1736 Paris)<br />
Galante Szene im Park.<br />
Öl auf Leinwand. 27,2 x 30,8 cm.<br />
Wir danken Prof. Helmut Börsch-Supan für die<br />
Begutachtung des Originals.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 114<br />
3116*<br />
SEEKATZ, JOHANN CONRAD<br />
(Grünstadt 1719 - 1768 Darmstadt)<br />
Bauernkinder mit Gänsen und Küken.<br />
Öl auf Leinwand. 41,5 x 31,6 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Neumeister Auktion, München, 6.12.1995,<br />
Los 664.<br />
- Sammlung Horst Wilhelm, Grünstadt.<br />
- Privatsammlung, Deutschland.<br />
Ausstellung:<br />
Städtische Galerie in der Reithalle, Schloss<br />
Paderborn, „Dialog der Kreaturen: Tier und<br />
Mensch in der europäischen Malerei“, August<br />
1997 (verso Etikette).<br />
Dieses charakteristische <strong>Gemälde</strong> von Johann<br />
Conrad Seekatz mit Bauernkindern, Gänsen<br />
und Küken greift eine Darstellung auf, von der<br />
eine Variante bei <strong>Koller</strong> 2009 versteigert wurde<br />
(A150, lot 3076 für CHF 111’600). Diese Version<br />
weicht nur in kleinen Details von dem hier<br />
angebotenen <strong>Gemälde</strong> ab, wo der Knabe im<br />
mittleren Bildteil statt einem Stock in der<br />
Rechten, einen zweiten in der Linken hält und<br />
die strohbedeckte Hütte im Hintergrund durch<br />
einen Flöte spielenden Junge ersetzt wurden.<br />
Horst Wilhelm bezeichnet in einem Schreiben<br />
vom 17.7.2009 (Kopie vorhanden) unser<br />
<strong>Gemälde</strong> als die zweite eigenhändige Fassung<br />
des Malers und datiert sie in die späte<br />
Schaffensphase. Als stilistischen Vergleich<br />
nennt er das <strong>Gemälde</strong> „Bauernfamilie mit<br />
Ziegenbock“ (Emmerling, Ernst: Johann Conrad<br />
Seekatz. Ein Maler aus der Zeit des Jungen<br />
Goethe - Leben und Werk, Grünstadt 1991,<br />
Inv. Nr. 172, S. 98), welches in der Ausstellung<br />
von 1997 im Schloss Paderborn als Pendant<br />
unserem <strong>Gemälde</strong> gegenüber gestellt wurde.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 19 230.- / 26 920.-)
3116<br />
| 115
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3117<br />
3117<br />
LE DUCQ, JAN<br />
(1629 Den Haag 1676)<br />
Windhunde.<br />
Öl auf Leinwand. Links am Rand teilweise<br />
unleserlich signiert: Le Du...<br />
26,4 x 46 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion <strong>Koller</strong>, Zürich, 25.11.1981, Los 5217.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Expertise: Dr. Walther Bernt, Sept. 1977.<br />
Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />
Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />
nach Begutachtung des Originals.<br />
CHF 18 000.- / 25 000.-<br />
(€ 13 850.- / 19 230.-)<br />
3117A<br />
ROM, UM 1700<br />
Früchtestilleben.<br />
Öl auf Leinwand auf Holz.<br />
71,5 x 101 cm.<br />
CHF 7 000.- / 10 000.-<br />
(€ 5 380.- / 7 690.-)<br />
| 116<br />
3117A
3118<br />
3118*<br />
VOGELAER, KAREL VAN<br />
(Maastricht 1653 - 1695 Rom)<br />
Blumen und Früchtestilleben mit Terrakottavase<br />
in einer felsigen Landschaft.<br />
Öl auf Leinwand. 117 x 143 cm.<br />
Gutachten: Alain Latreille, 2.11.2005.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />
| 117
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 118<br />
3119<br />
3119<br />
3119<br />
WITTEL, GASPARD VAN genannt<br />
VANVITELLI (UMKREIS)<br />
(Amersfoort 1652 - 1736 Rom)<br />
Gegenstücke: Römische Stadtansichten. Blick<br />
auf die Isola Tiberina und Trastevere mit der<br />
Kirche San Pietro in Vincoli.<br />
Öl auf Leinwand. Je 41 x 54 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)
3120<br />
3120<br />
3120<br />
LINT, HENDRIK VAN<br />
(Antwerpen 1684 - 1763 Rom)<br />
Gegenstücke: Südliche Landschaften mit<br />
Tempelruinen, Figurenstaffagen und Tieren.<br />
Öl auf Leinwand auf Holz / Öl auf Holz. 18 x<br />
29,8 cm / 18 x 30 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Singer, London.<br />
- Europäische Privatsammlung.<br />
Gutachten: Walther Bernt, 2.12.1973.<br />
CHF 16 000.- / 24 000.-<br />
(€ 12 310.- / 18 460.-)<br />
| 119
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 120<br />
3121<br />
3121<br />
JOUANON<br />
(Frankreich, 18. Jahrhundert)<br />
Blumenbouquet in einem Glaspokal. 1775.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und<br />
datiert: Mlle Jouanon. 1775.<br />
46 x 37 cm (oval).<br />
Die Malerin Jouanon war Schülerin von Jean<br />
Siméon Chardin (1699 Paris 1779) und Gerard<br />
van Spaendonck (1746 Tilburg 1822). 1799 stellte<br />
sie im Salon von Paris aus. Nach ihrer Heirat<br />
nahm sie den Namen Peigne an und war von<br />
1790 - 1815 in Jony-en-Josas bei Versailles tätig.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 150.- / 9 230.-)
3122<br />
3122<br />
TOMFORT, MATHIAS<br />
(Österreich, 19. Jahrhundert)<br />
Blumenstilleben mit Vogelnest und Trauben.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: Math.<br />
Tomfort.<br />
60,5 x 48 cm.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 121
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
3123 3124<br />
3123<br />
WEITSCH, FRIEDRICH GEORG<br />
(Braunschweig 1758 - 1828 Berlin)<br />
Mutter und Kind. 1798.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links signiert und<br />
datiert: F. Weitsch. Gemalt 1798.<br />
73,3 x 60 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />
- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />
Privatsammlung, Schweiz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 122<br />
3124*<br />
CARRIERA, ROSALBA (UMKREIS)<br />
(1675 Venedig 1757)<br />
Portrait einer Dame.<br />
Pastell auf Papier auf Leinwand aufgezogen.<br />
51,6 x 39,3 cm.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 3 850.- / 5 380.-)<br />
3125<br />
GRAFF, ANTON<br />
(Winterthur 1736 - 1813 Dresden)<br />
Portrait der Elisabeth Sulzer aus Winterthur.<br />
Um 1765/66.<br />
Öl auf Leinwand. 100,5 x 82,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Dr. Störi, Alte Kunst, Zürich.<br />
- Hans Forrer-Müller, erworben 1923.<br />
- seit daher in Schweizer Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
Berckenhagen, Ekhart: Anton Graff - Leben<br />
und Werk, Berlin 1967, S. 348, Nr. 1329 (mit<br />
Abbildung).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)
3125<br />
| 123
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 124<br />
3126*<br />
DEUTSCHLAND UM 1600<br />
Bischof im Ornat mit prächtigem Messing<br />
beschlagenem Rahmen.<br />
Öl auf Kupfer. 18,5 x 16 (achteckig).<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 620.- / 6 150.-)
3127<br />
3127<br />
POUSSIN, NICOLAS (KOPIE NACH,<br />
WOHL DES 18. JAHRHUNDERTS)<br />
(Les Andelys 1594 - 1665 Rom)<br />
Moses zertritt Pharaos Krone.<br />
Öl auf Leinwand. 100,5 x 141,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Ritter, Basel.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
Blunt, Anthony: The Paintings of Nicolas<br />
Poussin. A Critical Catalogue, London 1966, S.<br />
15 , Nr. 16, aufgeführt unter Kopie Nr. 2.<br />
Diese Darstellung des Mosesknaben, der auf die<br />
Krone des Pharaos tritt, geht auf das <strong>Gemälde</strong><br />
von Poussin zurück, das zwischen 1642 und<br />
1647 im Auftrag vom Mäzen und Bankier Jean<br />
Pointel entstand und sich in der Abtei von<br />
Woburn im Besitz des Duke of Bedford befindet<br />
(siehe Blunt, Anthony: The Paintings of<br />
Nicolas Poussin, A Critical Catalogue, 1975, Nr.<br />
16, S. 15). Eine weitere eigenhändige Version<br />
von Poussin befindet sich im Louvre Paris (92 x<br />
128 cm, datiert 1643; siehe ebd. Nr. 15).<br />
Die den Antiquitates Judaicae (II, 9, 7) entnommene<br />
Geschichte zur Moseslegende erzählt, wie<br />
der Knaben nach dem er von der Prinzessin<br />
Thermutis aufgefunden, dem Pharao zur<br />
Adoption vorgestellt wurde. Dieser schliesst den<br />
Knaben in die Arme und setzt ihm scherzend<br />
die Krone, die ein Bildnis des ägyptischen<br />
Gottes Ammon zeigt, auf. Der Kleine lässt die<br />
Krone zu Boden fallen und tritt versehentlich<br />
mit dem Fuss darauf. Ein anwesender<br />
Schriftgelehrter erkennt darin die Erfüllung des<br />
Orakels, das den Untergang des ägyptischen<br />
Reiches prophezeit hat. Er verlangt die sofortige<br />
Tötung des Knaben, woran ihn die Prinzessin<br />
und der Pharao hindern.<br />
Die Thematik taucht in der abendländischen<br />
Malerei seit dem späten Mittelalter vereinzelt<br />
auf, so beispielsweise bei Benozzo Gozzoli<br />
(1420-1497) im Camposanto in Pisa.<br />
Wir danken Bruno Häuptli für seine wissenschaftlichen<br />
Anregungen zu diesem Los.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />
| 125
<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />
| 126<br />
3128<br />
3128<br />
KARMANN, PETER<br />
(Österreich, 1. Hälfte 19. Jahrhundert)<br />
Blumenstilleben mit Schmetterlingen. 1825.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert und<br />
datiert: PK 1825.<br />
76,8 x 56,7 cm.<br />
CHF 40 000.- / 60 000.-<br />
(€ 30 770.- / 46 150.-)