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Gemälde Alter Meister - Koller Auktionen

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<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

Lot 3001 - 3128<br />

Auktion: Freitag, 1. April 2011, 15.00 Uhr<br />

Vorbesichtigung: 19. bis. 27. März 2011<br />

Bearbeitung:<br />

Karoline Weser, Cyril <strong>Koller</strong>, Christian Stutz, Carlo Knöll, Stéphanie Egli, Sandra Sykora<br />

English translation of our catalogue available on our homepage www.kollerauctions.com


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3001<br />

TOSKANISCH, UM 1410 - 1420<br />

Madonna mit Kind von zwei Engeln gekrönt.<br />

Tempera und Gold auf Holz. 55,6 x 29,7 cm.<br />

Vorliegendes Madonnenbild vereint bewährte<br />

Bildmotive der berühmten Florentiner Maler<br />

des ausgehenden 14. und frühen 15.<br />

Jahrhunderts. So ist das Motiv der die<br />

Muttergottes krönenden Engel, die so auf<br />

Marias Amt als barmherzige Himmelkönigin<br />

weisen, ein beliebtes Bildmotiv in den<br />

Marienbildern des Agnolo di Gaddi, um nur<br />

einen Künstler zu nennen, während die Kunst<br />

des unbekannten Malers sich allgemein, und,<br />

besonders bezüglich des Madonnentypus, auf<br />

die Vorgaben des damals berühmtesten<br />

Florentiners der Spätgotik, Lorenzo Monaco,<br />

bezieht. Im heutigen Zustand gestaltet sich eine<br />

direkte Zuweisung an einen bestimmten Maler<br />

als problematisch, doch gewisse Details lassen<br />

auf eine Autorschaft schliessen, die wohl im<br />

Gebiet zwischen Florenz (Pistoia, Lucca) und<br />

Pisa, also etwas abseits der grossen<br />

| 2<br />

Kunstzentren, anzusetzen ist. So zeigt denn das<br />

Bild gewisse Anflüge an die frühesten Werke<br />

(Privatbesitz, Thronende Madonna mit Kind<br />

und von Engeln angebetet; Bucciano,<br />

Collegiata, Madonna mit Kind) des als Scolaio<br />

di Giovanni identifizierten „Maestro di Borgo<br />

alla Collina“, die noch ganz im Zeichen des<br />

Lorenzo Monaco standen. Womöglich handelt<br />

es sich hier um eines der früheren Werke dieses<br />

Malers. Die hier angestellten Beobachtungen<br />

deuten darauf hin, dass die Tafel wohl im<br />

Verlaufe des 2. Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts<br />

entstanden ist.<br />

Wir danken Prof. Gaudenz Freuler für diesen<br />

Katalogeintrag.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)


3001<br />

| 3


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 4<br />

3002<br />

3002<br />

SPANIEN, 17. JAHRHUNDERT<br />

Kreuzigung.<br />

Tempera auf Holz.<br />

166 x 98 cm.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)


3003<br />

3003<br />

BURGUND/NORDFRANZÖSISCH, UM<br />

1480/90<br />

Engelssturz mit dem Heiligen Michael und zwei<br />

Engeln Luzifer und seine Teufel bekämpfend.<br />

Öl auf Holz. 117 x 74,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Fischer, Luzern, 1959.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Ludwig Meyer vom Archiv für Kunstgeschichte<br />

platziert diese Tafel in den Umkreis der Schule<br />

von Dijon, wobei der Bezug zur altniederländischen<br />

Malerei deutlich wird (Schreiben vom 18.<br />

10.2010).<br />

Die Szene betrifft den sogenannten Engelssturz.<br />

Der Heilige Michael (mit dem Scheibennimbus<br />

und erhobenem Schwert) und seine Engel<br />

bekämpfen Luzifer und seine Teufel. Diese stürzen<br />

zur Erde und müssen den Himmel für alle<br />

Ewigkeit verlassen. Der Text beruht auf der<br />

Offenbarung des Johannes (12, 7).<br />

Luzifer, der sich in vielerei Gestalt verbirgt, ist<br />

offenbar die mittlere Figur im liturgischen<br />

Gewand eines Engels - mit den Klauen eines<br />

Greifvogels als Hände. Meyer weist darauf hin,<br />

dass der Heilige Michael in der Kunst des<br />

Westens eine bedeutendere Rolle als in allen<br />

anderen Gebieten der spätmittelalterlichen<br />

Kunst spielte.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)<br />

| 5


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3004<br />

MEISTER DER VON GROOTESCHEN<br />

ANBETUNG (WERKSTATT)<br />

(tätig um 1510 Antwerpen)<br />

Anbetung der Heiligen Drei Könige.<br />

Öl auf Holz. 84,6 x 54,2 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Parke Bernet, New York, 5.11.1942,<br />

Los 49.<br />

- J.L. Stern, New York.<br />

- Auktion Parke Bernet, New York,<br />

3.-4.11.1950, Los 64 (bei beiden <strong>Auktionen</strong><br />

1942 und 1950 wurde im Katalog eine irrtümli<br />

che Provenienz angegeben, dass es sich hierbei<br />

um die Version in der Alten Pinakothek,<br />

München, handelt).<br />

- Kunsthandel Gebr. Douwes, Amsterdam 1964,<br />

erworben vom Onkel des folgenden Besitzers.<br />

- Durch Erbfolge, Privatbesitz.<br />

- Schweizer Privatsammlung.<br />

Ausstellungen:<br />

- Amsterdam Kunsthandel Gebr. Douwes,<br />

Tetoonstelling van schilderijen en tekeningne,<br />

28.4.-28.5.1964, Nr. 2.<br />

- Delft, Prinsenhof, XVIe oude kunst- en<br />

antiekbeurs der Vereniging van Handelaren in<br />

Oud Kunst in Nederland, 4.-24.6.1964 (bei<br />

| 6<br />

Kunsthandel Gebr. Douwes).<br />

Von dieser Komposition sind mehrere Varianten<br />

vom <strong>Meister</strong> der von Grooteschen Anbetung<br />

und seiner Werkstatt bekannt, wobei sie oft als<br />

zentrale Tafel eines Triptychon verwendet<br />

wurde. Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ähnelt<br />

dabei besonders der Version in der Alten<br />

Pinakothek, München (Inv. Nr. 1413 a, b, c),<br />

eine Tatsache, die zu Verwirrung in der<br />

Provenienz beider Tafeln in den <strong>Auktionen</strong> von<br />

1942 und 1950 führte (siehe Provenienz).<br />

Der <strong>Meister</strong> der von Grooteschen Anbetung<br />

war einer der wichtigsten Maler der sogenannten<br />

Antwerpener Manieristen, die in der ersten<br />

Hälfte des 16. Jahrhunderts tätig waren.<br />

Friedländer war der ertse, der 1915 diese Maler<br />

als Gruppe beschrieb, da ihre Werke früher<br />

fälschlich als Herri met de Bles oder seiner<br />

Werkstatt zugeschrieben waren. Das Oeuvre<br />

des <strong>Meister</strong>s der von Grooteschen Anbetung<br />

baut im Wesentlichen auf das Altarstück auf,<br />

das ursprünglich dem Freiherrn Von Groote in<br />

Kitzburg gehörte und die Anbetung der<br />

Heiligen der Könige darstellt. Die Seitenflügel<br />

zeigen die Boten vor David und die Königin<br />

von Saba. Wo sich diese Seitenflügel heute<br />

befinden ist unklar (siehe Ausstellungskatalog<br />

De Bisthoven, A. Janssens (Hg),: Anonieme<br />

Vlaamse Primitieven, Bruges 1969, S. 161).<br />

Weitere Beispiele dieses Altarstücks befinden<br />

sich in der John G. Johnson Sammlung in<br />

Philadelphia (Inv. Nr. 383) und in der<br />

Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe (Inv. Nr.<br />

145) (siehe Friedländer, M.J: Early<br />

Netherlandish Painting, Band XI, Leiden/<br />

Brüssel 1974, S. 70, Kat. Nr. 29a, b, c, Tafel 39).<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 38 460.- / 53 850.-)


3004<br />

| 7


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 8<br />

3005<br />

3005<br />

GRIMMER, JACOB und CLEVE, MARTEN VAN<br />

(um 1525 Antwerpen 1590) und (1527 Antwerpen 1577)<br />

Grosse Weinlese. Um 1580.<br />

Öl auf Holz. Unten mittig mit Signatur und Datierung:<br />

GRIEMER 158?.<br />

43 x 64,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Deutsche Privatsammlung.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Gutachten: Reine de Bertier, 9.2.2003.<br />

CHF 45 000.- / 55 000.-<br />

(€ 34 620.- / 42 310.-)


3006<br />

3006*<br />

CLEVE, JOOS VAN (NACHFOLGER)<br />

(um 1485 Antwerpen 1540)<br />

Heiliger Hieronymus.<br />

Öl auf Holz. 76 x 59 cm.<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> ist eines von mehreren<br />

Varianten, die nach dem Vorbild von Joos van<br />

Cleve entstanden sind. Über den Prototypen<br />

bleibt die Forschung unschlüssig, wobei es sich<br />

hierbei um die Version im Art Museum,<br />

Princeton University handeln könnte (Vgl.<br />

Hand, J: Joos van Cleve: the complete<br />

Paintings, 2004, Nr. 75. Abb. 94.). In jedem Fall<br />

wurde die Komposition von Dürers <strong>Gemälde</strong><br />

des Heiligen Hieronymus beeinflusst, welches<br />

sich im Museo National de Arte Antiga,<br />

Lissabon befindet (Inv. Nr. 828).<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

| 9


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3007<br />

GERTNER, PETER<br />

(Nürnberg um 1495/1500 - nach 1541)<br />

Portrait des Pfalzgrafen Philipp, Bischof von<br />

Freising.<br />

Öl auf Holz. 58,5 x 42 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Prof. Franz Streber (1806-1864) München und<br />

Tölz aus wittelsbachischem Besitz oder<br />

Säkularisationsgut, das 1852 in Schleissheim<br />

versteigert wurde.<br />

- Durch Erbfolge an seinen Sohn, Hofrat Dr.<br />

Ignaz Streber.<br />

- Auktion Fischer, Luzern , 28. 11.-2.12.1967,<br />

Los 2146, Abb. Tafel 45.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

Löchner, Kurt: Peter Gertner, Neuburger<br />

Kollektaneenblatt, Jahrbuch 141, Neuburg a. d.<br />

Donau 1993, S. 5-133, als Abb. 35 auf Seite 64<br />

ganzseitig publiziert.<br />

Gutachten: Ludwig Meyer, Archiv für<br />

Kunstgeschichte, 17.1.2011.<br />

Dieses Portrait eines Herren in kostbarer<br />

Kleidung ist ein Werk des fränkischen Malers<br />

Peter Gertner, wie bereits von Kurt Löchner<br />

publiziert (siehe Literatur) und von Ludwig<br />

Meyer bestätigt (Gutachten, 17.1.2011). Der<br />

Dargestellte lässt sich als Pfalzgraf Philipp identifizieren,<br />

der am 7. Mai 1480 geboren wurde<br />

und am 5. Januar 1541 verstarb. Sein Vater war<br />

der Kurfürst Philipp der Aufrichtige von der<br />

Pfalz (1448 - 1508), seine Mutter, Margarete<br />

von Bayern-Landshut (1456 -1501). Löchner<br />

hebt hervor, dass Gertner den Pfalzgrafen in<br />

charakteristischer Weise darstellt und zwar mit<br />

der Adlernase, dem wachen Blick, den verkniffenen<br />

schmalen Lippen und dem glattrasierten<br />

Kinn (ebd., S. 61). Er erscheint hier als adliger<br />

Herr und Fürst, ohne Hinweis auf ein geistliches<br />

Amt. Die mit Edelsteinen und Perlen besetzte<br />

Borte am Hals und das mit Edelsteinen besetzte<br />

Schmuckstück, das an einer Kette über der<br />

Brust hängt, lassen keinen Zweifel an seiner<br />

fürstlichen Herkunft. Der Pfalzgraf war in mehreren<br />

einflussreichen kirchlichen Ämtern, so<br />

1488 Domherr in Mainz, 1491 Domherr in<br />

Freising, Würzburg und Augsburg, 1497<br />

Administrator des Bistums Freising, 1499 dort<br />

als Bischof und 1517 auch Administrator von<br />

Naumburg.<br />

Gertner, der für seine Portraitmalerei bekannt<br />

ist, lernte wahrscheinlich bei dem Dürerschüler<br />

Wolf Traut in Nürnberg, wo er 1521 <strong>Meister</strong><br />

und Bürger der Stadt wurde. Neben dem<br />

Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach<br />

und dem Ansbacher Hof, zählten vor allem die<br />

Pfälzer Wittelsbacher, darunter der Pfalzgraf<br />

Ottheinrich in Neuenburg a. d. Donau zu seinen<br />

Auftraggebern für Portraitdarstellungen.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 10<br />

3007<br />

3008<br />

NÜRNBERGER MEISTER, UM 1535<br />

Portrait einer verheirateten Dame.<br />

Öl auf Holz. Oben mittig bezeichnet und<br />

datiert: 1535 AETATIS. SVA. Z4.<br />

52,2 x 38,9 cm.<br />

Dieses Portrait einer edlen Dame identifiziert<br />

Ludwig Meyer als ein Werk eines Malers aus<br />

Nürnberg um 1535, möglicherweise von der<br />

Hand Hans Plattner (1514 Nürnberg 1562). Es<br />

kann davon ausgegangen werden, dass dieses<br />

Portrait als Pendant für ein Ehepaar-Bildnis entstand,<br />

dem wohl ursprünglich ein gleich grosses<br />

Portrait des Ehegatten gegenüberstand. Die<br />

dargestellte Tracht lässt darauf schliessen, dass<br />

die Eheleute zum Patriziat Nürnbergs gehörten.<br />

Wir danken Ludwig Meyer, Archiv für<br />

Kunstgeschichte, für die Beurteilung dieses<br />

<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie (Schreiben<br />

vom 18. 10. 2010).<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)


3008<br />

| 11


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3009<br />

3009<br />

SÜDFRANKREICH, UM 1520<br />

Kreuztragung.<br />

Öl auf Holz. 42 x 129 cm.<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> war vermutlich als Predella Teil<br />

eines Altarstückes.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

| 12<br />

3010<br />

ZAGANELLI, FRANCESCO<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(Cotignola 1470 - 1531 Ravenna)<br />

Christus trägt das Kreuz.<br />

Öl auf Holz. 34 x 22 cm.<br />

Von dieser Komposition existiert eine weitere<br />

Version mit ähnlichen Massen (34 x 24 cm) in<br />

etwas schlechterem Zustand im Musée du Petit<br />

Palais in Avignon (siehe Zama, Raffaella: Gli<br />

Zaganelli Francesco e Bernardino pittori, Rimini<br />

1994, S. 154, Nr. 43).<br />

CHF 35 000.- / 50 000.-<br />

(€ 26 920.- / 38 460.-)


3010<br />

| 13


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 14<br />

3011<br />

3011<br />

FRANKREICH, 16. JAHRHUNDERT<br />

Portrait einer Dame in kostbarer Kleidung.<br />

Öl auf Holz.<br />

27,4 x 20,4 cm.<br />

CHF 18 000.- / 22 000.-<br />

(€ 14 000.- / 17 000.-)<br />

3012<br />

MEISTER AUS DEM UMKREIS VON<br />

FRANÇOIS CLOUET<br />

Bildnis einer Edeldame. Um 1560.<br />

Öl auf Holz.<br />

23,3 x 18,2 cm.<br />

CHF 100 000.- / 150 000.-<br />

(€ 76 000- / 114 000.-)


3012<br />

| 15


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 16<br />

3013<br />

3013<br />

CRANACH, LUCAS d. Ä. (NACHFOLGER<br />

19. JAHRHUNDERT)<br />

(Kronach 1472 - 1553 Weimar)<br />

Christus und die Ehebrecherin.<br />

Öl auf Holz. 69,7 x 88,7 cm.<br />

Diese Darstellung mit Christus und der<br />

Ehebrecherin geht auf das <strong>Gemälde</strong> von Lucas<br />

Cranach d. Ä. (entstanden um 1520, Öl auf<br />

Holz, 116 x 149 cm) zurück, das sich heute in<br />

der Fränkischen Galerie, Kronach befindet (Inv.<br />

Nr. 692, siehe Friedländer, Max J. / Rosenberg,<br />

Jakob: The Paintings of Lucas Cranach,<br />

London 1973, S. 95, Nr. 129, Abb. 129). Es<br />

kann davon ausgegangen werden, dass es sich<br />

bei dem vorliegenden Werk um eine Arbeit<br />

eines Nachfolgers, wohl des 19. Jahrhunderts,<br />

handelt, der abweichend vom Prototypen eigenständig<br />

einen goldenen Scheibennimbus sowie<br />

einen Goldbrokatvorhang, der bei spätgotischen<br />

Tafelbildner, aber nicht bei Cranach, üblich ist,<br />

im Stile des Historismus vereint. Dabei tritt die<br />

äusserst qualitätsvolle Ausführung dieser Arbeit<br />

besonders hervor.<br />

Wir danken Ludwig Meyer, Archiv für<br />

Kunstgeschichte, für seine Beurteilung des<br />

<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie (Schreiben<br />

vom 18.10.2010).<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 11 540.- / 19 230.-)<br />

3014<br />

ENGEBRECHTSZ., CORNELIS<br />

(1460 Leiden 1527)<br />

Zwei Flügel eines kleinen Triptychons mit der<br />

Heiligen Martha mit dem Drachen und einem<br />

Heiligen mit Bischofsstab.<br />

Öl auf Holz. Je 34,8 x 14,6 cm.<br />

Wir danken Ludwig Meyer vom Archiv für<br />

Kunstgeschichte für die Bestätigung der<br />

Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie<br />

(Schreiben vom 31.1.2011).<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)


3014 3014<br />

| 17


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3015 3016<br />

3015*<br />

HOLLAND, FRÜHES 17. JAHRHUNDERT<br />

Bildnis einer holländischen Dame.<br />

Öl auf Leinwand. Unten bezeichnet:<br />

VIRGO HOLLANDIE BOREALIS.<br />

59,5 x 44,8 cm.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 620.- / 6 150.-)<br />

| 18<br />

3016*<br />

GOLTZIUS, HENDRIK VAN<br />

(NACHFOLGER DES 17.<br />

JAHRHUNDERTS)<br />

(Mühlbrecht 1558 - 1616 Haarlem)<br />

Allegorie des Sommers - Die<br />

Fruchtbarkeitsgöttin Ceres von Bauern verehrt:<br />

Honoratio Cereris.<br />

Öl auf Leinwand. Oben links bezeichnet:<br />

Honoratio Cereris. 124 x 108 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Christie’s, London, 22.2.1963, Los<br />

144 (als Hendrik van Goltzius).<br />

- Auktion Christie’s, South Kensington,<br />

5.12.1977, Los 86 (als Nachfolger Hendrik van<br />

Goltzius).<br />

- Auktion Christie’s, New York, 23.5.2000, Los<br />

311 (als zugeschrieben an Pieter de Witte, 1548<br />

- 1628).<br />

Wir danken Professor Röthlisberger für seine<br />

Beurteilung des <strong>Gemälde</strong>s anhand einer<br />

Fotografie und für seinen Hinweis, dass dieses<br />

<strong>Gemälde</strong> auf einem Stich von Jan Saenredam<br />

(1565 - 1607) nach einer Vorlage von Goltzius<br />

von 1596 basiert .<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3017<br />

MARIA DA CARPI, ANTONIO<br />

(1495 Italien um 1504)<br />

Maria mit Kind. 1497.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts datiert und unleserlich<br />

bezeichnet: 1497. 89 x 65 cm.<br />

Literatur:<br />

- Berenson, Bernard: Italian Pictures of the<br />

Renaissance. Venetian School, London 1957,<br />

Bd. 1, S. 9, Abb. 487.<br />

Diese hier angebotene Maria mit dem Kind von<br />

Antonio Maria da Carpi zählt zu den beiden einzigen<br />

gesicherten Arbeiten des venezianischen<br />

Malers, der Ende des 15. Jahrhunderts tätig war.<br />

Er war Schüler von Cima da Conegliano und<br />

seine 1495 datierte Mariendarstellung im<br />

Museum der Bildenden Künste, in Budapest<br />

(bez. „1495 Antonius maria de charpi pinxit“)<br />

zeigt noch starke Ähnlichkeit zum Darstellungstypus<br />

seines Lehrers. Diese hier gezeigte Arbeit<br />

von 1497 ist hingegen schon weitaus eigenständiger<br />

und zeigt die Unabhängikeit vom<br />

Lehrmeister.<br />

Weitere zugeschriebene Werke an Antonio<br />

Maria da Carpi finden sich in Bergamo, in der<br />

Accademia Carrara (Madonna mit Kind, siehe<br />

Rossi, F.: Cat. dei dipinti, Bergamo 1979, Nr.<br />

73); im Musée d’Art et d’ Histoire (siehe Natale,<br />

Mauro: Peintures italiennes du XIVe au XVIIIe<br />

siècle, Genf 1979, Bd. I), in Padua, im Museo<br />

Civico und in Ravenna, in der Galleria<br />

dell’Accademia (siehe Martini, A.: La Galleria<br />

dell’Accademia di Ravenna, Vicenza 1959, 17)<br />

sowie die Beweinung Christi, in Warschau im<br />

National Museum.<br />

CHF 80 000.- / 120 000.-<br />

(€ 61 540.- / 92 310.-)


3017<br />

| 19


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 20<br />

3018<br />

3018<br />

SÄCHSICHER MEISTER, UM 1560<br />

Die Auferweckung des Lazarus.<br />

Öl auf Holz. Auf dem Grabstein datiert: 1560.<br />

96,8 x 86,5 cm.<br />

Eine ähnliche Darstellung der Auferweckung<br />

des Lazarus (Johannes-Evangelium 11, 1-45) von<br />

Anton Heusler (um 1520 - 1533 letzte<br />

Erwähnung) findet sich in der Leipziger<br />

Nikolaikirche. Das Auftreten von zahlreichen<br />

Figuren in einer offenen Landschaft lässt noch<br />

an Lucas Cranach d. Ä. (1472 - 1553) erinnern,<br />

dessen Werke dem Künstler dieser hier angebotenen<br />

Arbeit vertraut gewesen sein mussten.<br />

Wir danken Ludwig Meyer, Archiv für<br />

Kunstgeschichte, für die Beurteilung dieses<br />

<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie (Schreiben<br />

vom 18.10.2010).<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)


3019<br />

3019*<br />

ANTWERPEN, UM 1525<br />

Anbetung der Heiligen Drei Könige.<br />

Öl auf Holz. 89 x 59 cm.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 21


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 22<br />

3020<br />

3021<br />

3020<br />

DECKER, CORNELIS GERRITSZ.<br />

(um 1620 Haarlem 1678)<br />

Küstenlandschaft mit Fischern in ihrem Boot<br />

am Strand.<br />

Öl auf Holz. Unten mittig signiert: C. Decker.<br />

39,5 x 61 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3021*<br />

MANCADAN, JACOBUS<br />

(Minnertsga 1602 - 1680 Leeuwarden)<br />

Flusslandschaft mit Figuren im Vordergrund.<br />

Öl auf Holz. Unten links monogrammiert: JM<br />

(ligiert).<br />

46,5 x 61,7 cm.<br />

CHF 22 000.- / 28 000.-<br />

(€ 16 920.- / 21 540.-)


3022<br />

3022<br />

HEEM, JAN DAVIDSZ. DE<br />

(NACHFOLGER DES 17/18.<br />

JAHRHUNDERTS)<br />

(Utrecht 1606 - 1683 Antwerpen)<br />

Stilleben mit Früchten und Austern auf einem<br />

Tisch.<br />

Öl auf Leinwand. 81 x 103 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung (Expertise von W. Vogelsang,<br />

1932/33, Nr. 2334/96, als J.Dz. de Heem).<br />

- Auktion Lempertz, Köln, 14.7. 1933, Lot<br />

297, Abb.<br />

- Bei W. Paech, Amsterdam, vor 1940.<br />

- Bei P. de Boer, Amsterdam, 1961, Stock Nr.<br />

636, als J. van Son.<br />

Die Komposition dieses <strong>Gemälde</strong>s geht auf einen<br />

Prototypen von Jan Davidsz. De Heem zurück<br />

(signiert, Öl auf Holz, 62 x 94 cm,<br />

Aufbewahrungsort unbekannt), von dem zwei<br />

weitere Kopien existieren: Öl auf Leinwand, 55 x<br />

82 cm, Privatsammlung, England, als von C. de<br />

Heem; Auktion Christie’s, London, 30.6. 1971,<br />

Lot 120, Abb., als von J. van Son; bei Leger<br />

Galleries, London, 1972, als von J. van Son. Und<br />

Öl auf Leinwand, 81 x 117,5 cm, Lübeck, St.<br />

Annen-Museum, Inv. Nr. 1924/50a, zugeschrieben<br />

an J. van Son (Kat. 1984, No. 49a, Abb.).<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 23


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3023<br />

ROUSSEAUX, JACQUES DE<br />

(Tourcoing um 1600 - 1638 Leiden)<br />

Selbstbildnis in Phantasietracht. 1635.<br />

Öl auf Holz. Mittig links monogrammiert und<br />

datiert: JR (ligiert) 1635.<br />

57 x 44,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Liechtenstein.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Literatur:<br />

- Bernt, Walther: Die niederländischen Maler<br />

des 17. Jahrhunderts, München 1980, Bd. III,<br />

Nr. 1052 mit S/W Abb. 1980.<br />

- Sumowski, Werner: <strong>Gemälde</strong> der Rembrandt-<br />

Schüler, Landau 1983, Bd. IV., Nr. 1686, S.<br />

2507, Farbabb. S. 2522.<br />

Dieses exquisite und seltene Selbstbildnis in<br />

Phantasietracht von Jacques de Rousseaux<br />

befand sich lange in einer Liechtensteiner<br />

Privatsammlung und ist nach vielen Jahrzehnten<br />

nun erstmals wieder auf dem Kunstmarkt. Es<br />

gilt als Hauptwerk dieses Malers französischer<br />

Herkunft.<br />

Über das Leben des Künstlers ist wenig<br />

bekannt. Er wurde um 1600 im flandrischen<br />

Tourcoing geboren und kehrte 1627 von einer<br />

Italienreise zurück. Als selbständiger Maler<br />

muss er ab 1630 tätig gewesen sein, und bis 1636<br />

lassen sich datierte Werke nachweisen. Sein<br />

Sohn erhält am 5. März 1638 seinen Onkel zum<br />

Vormund, woraus auf 1638 als Todesjahr des<br />

Malers geschlossen wird. Der früh verstorbene<br />

Künstler hat nur wenige Werke hinterlassen,<br />

von denen sich viele im Museumsbesitz befinden,<br />

wie <strong>Alter</strong> Mann mit Bart (1630, Den Haag,<br />

Museum Bredius), Mann mit Barett und<br />

Halskette (1635, Rotterdam, Museum Boymans<br />

van Beuningen), Mann mit Barett und<br />

Halskette und Alte Frau mit perlenbesetzter<br />

Mütze (Leiden, Stedelijk Museum De<br />

Lakenhal) oder Bärtiger Kreis mit Barett<br />

(München, Bayrische<br />

Staatsgemäldesammlungen). Uneinig ist sich die<br />

Wissenschaft, ob, wie die ältere Forschung<br />

annimmt, Rousseaux ein Rembrandt-Schüler<br />

war oder er sich an den Werken des jüngeren<br />

Jan Lievens (1607 - 1674) orientierte, wie heute<br />

eher angenommen wird. Rembrandt und<br />

Lievens hatten beide bei dem angesehnen<br />

Historienmaler Pieter Lastman gelernt und<br />

arbeiteten später in einer gemeinsamen<br />

Werkstatt zusammen. Jacques de Rousseaux<br />

wird zum Umkreis Rembrandts gezählt. Die<br />

vermutete Verbindung zu Jan Lievens ist deshalb<br />

für das hier angebotene Selbstbildnis in<br />

| 24<br />

Phantasietracht von besonderer Bedeutung,<br />

weil wohl Lievens in den 1620er Jahren in<br />

Leiden die ersten Tronien als eigenständige<br />

Kunstwerke gemalt hat und sich einige solche<br />

Tronien in Rousseaux’ Werk finden. Auch<br />

Rembrandt muss diese Anregung aufgegriffen<br />

haben. Davon geht jedenfalls die neueste<br />

Forschung aus, die ihr Interesse auf das Tronie<br />

als Bildgattung mit ihren speziellen<br />

Charakteristika gerichtet hat. Der niederländische,<br />

aus der Rembrandt-Zeit stammende<br />

Begriff kann mit „Kopf“ oder „Gesicht“ übersetzt<br />

werden und bezeichnet ein Bildnis nach<br />

einem lebenden Modell, jedoch kein Portrait.<br />

Portraits wurden häufig zu Repräsentationszwecken<br />

in Auftrag gegeben und zeichneten<br />

den Dargestellten oft mit besonderen<br />

Attributen aus, die auf seinen Stand oder seine<br />

Profession verwiesen. Herrscher wurden auch in<br />

antikisierenden Kostümen abgebildet, die ihre<br />

Person nobilitieren sollten. Höchster Wert<br />

wurde dabei auf eine präzise, detaillierte<br />

Maltechnik gelegt, die den Portraitierten würdevoll,<br />

bestens ausgeleuchtet und mit eher zurückhaltender<br />

Mimik zeigte. Tronien dagegen stellen<br />

das Modell tendenziell ohne besondere<br />

Zeichen des Standes dar; die Bekleidung verliert<br />

sich im Ungewissen. Die Betonung liegt<br />

ausschliesslich auf dem Gesicht, das oft emotionsgeladen<br />

gezeigt und mit effektvollem Hell-<br />

Dunkelkontrast betont wird. Der Malduktus ist<br />

freier und ungezwungener als beim Portrait.<br />

Entwickelt haben sich die Tronien, so wird vermutet,<br />

aus Kopfstudien, die zur Vorbereitung<br />

grösserer Werke dienten. Die Bildnisse lösten<br />

sich aber bald von dieser Hilfsfunktion und wurden<br />

zum attraktiven Verkaufsobjekt, mit dem<br />

junge Maler ihr künstlerisches und malerisches<br />

Können demonstrierten. Wählten sie sich selbst<br />

als Modell, konnten sie ihre potentielle Kunden<br />

gleich noch mit dem eigenen Aussehen vertraut<br />

machen: Zielgruppe: eine kunstinteressierte<br />

Käuferschaft aus dem gebildeten Bürgertum,<br />

dem diese vergleichsweise unorthodoxen und<br />

experimentellen <strong>Gemälde</strong> als willkommene<br />

Ausweise eigener Kennerschaft dienten. Auch<br />

die Auftraggeber selbst, so lässt sich nachweisen,<br />

liessen sich ab den 1630er Jahren so darstellen.<br />

Und zeigten sich die Modelle auch noch im<br />

exotischen Phantasiekostüm, wurde das Tronie<br />

zum Gegenentwurf des höfischen<br />

Herrscherbildnisses. Das bürgerliche<br />

Kostümportrait entstand.<br />

Jacques de Rousseaux’ Selbstbildnis in<br />

Phantasietracht kann als herausragendes<br />

Beispiel dieses neuen, attraktiven Bildtypus gelten.<br />

Der Maler wählt dafür eine klassische<br />

Dreiviertelansicht seines Kopfes, die ihm<br />

ermöglicht, seine linke Gesichtshälfte hell zu<br />

erleuchten, die rechte dagegen in einen scharfen<br />

Schlagschatten zu setzen. Das fein schimmernde<br />

Inkarnat der Gesichtshaut und das<br />

Aufstrahlen der Perlenverzierung an seinem<br />

Barett sind Zeugnisse seiner hohen malerischen<br />

Fähigkeiten und beweisen ebenso wie der vorsichtig<br />

zurückhaltende, taxierende Blick des<br />

Dargestellten, also die psychologisierende<br />

(Eigen)Darstellung, dass sich Rousseaux auf der<br />

Höhe der damaligen Portraitkunst befand.<br />

Gleichzeitig nimmt sich der Maler in diesem<br />

Selbstbildnis in Phantasietracht alle Freiheiten<br />

des Tronie heraus, indem er das Halstuch und<br />

das Barett noch sorgfältiger ausarbeitet, jedoch<br />

die Schulter- und Brustpartie nur noch andeutet.<br />

Weder Beigaben wie Staffelei oder Palette<br />

zeichnen ihn als Maler aus, er muss sich nicht<br />

durch Bücher oder antike Statuetten als belesen<br />

erweisen oder durch das Portraitieren der<br />

Gottesmutter Maria legitimieren, wie dies Maler<br />

der vorhergehenden Generationen mit Hinweis<br />

auf den Schutzpatron der Maler getan hatten.<br />

Seine sorgfältig ondulierten Haare, der gepflegte<br />

Schnauzer und die wachen dunklen Augen<br />

sind dezente, doch klare und ausreichende<br />

Hinweise auf Bildung, Verstand und<br />

Standesbewusstsein.<br />

Weiterführende Literatur zum Tronie:<br />

- Gottwald, Franziska: Das Tronie. Muster -<br />

Studie - <strong>Meister</strong>werk. Die Genese einer<br />

Gattung der Malerei vom 15. Jahrhundert bis<br />

zu Rembrandt. Deutscher Kunstverlag,<br />

München/Berlin 2009.<br />

- Hirschfelder, Dagmar: Tronie und Porträt in<br />

der niederländischen Malerei des 17.<br />

Jahrhunderts. Mann, Berlin 2008.<br />

CHF 350 000.- / 500 000.-<br />

(€ 269 230.- / 384 620.-)


3023<br />

| 25


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3024*<br />

VELDE, ADRIAEN VAN DE<br />

(um 1636 Amsterdam um 1672)<br />

Hirten und Kühe am Fluss in einer<br />

Waldlandschaft.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links signiert und<br />

datiert: AV.V. f. 1650.<br />

68 x 56,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Wahrscheinlich Pieter van de Bogaerde<br />

Auktion, Amsterdam 16.3.1778, Los 79.<br />

- Privatbesitz.<br />

Literatur: Hofstede de Groot, Cornelius:<br />

Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der<br />

Werke der hervorragendsten holländischen<br />

Maler des 17. Jahrhunderts, Paris & Esslingen<br />

1907-1928, Band 4, Nr. 254a.<br />

Adriaen van de Velde wird als einer der bedeutendsten<br />

Tiermaler des holländischen Goldenen<br />

Zeitalters betrachtet und war ebenfalls ein eifriger<br />

Zeichner. Dank der zahlreichen Studien<br />

nach der Natur, die der Maler Zeit seines<br />

Lebens fertigte, erscheinen die Tiere detailgetreu<br />

und lebensecht.<br />

Bart Cornelis, der den Künstler und sein Werk<br />

über mehrere Jahre untersuchte, datiert unser<br />

<strong>Gemälde</strong> in die 1660er Jahre, entgegen der<br />

| 26<br />

Datierung von 1650 unten links. Trotzdem<br />

scheinen die Signatur und das Datum aus der<br />

Zeit und authentisch zu sein. Möglicherweise<br />

signierte der Künstler sein Werk im Nachhinein.<br />

Adriaen van de Velde war Sohn des<br />

Marinemalers Willem van de Velde d. Ä. (1611 -<br />

1693), bei dem er auch studierte. Er schloss<br />

seine Lehre beim Landschaftsmaler Jan<br />

Wijnants (1630 - 1684) in Haarlem ab und lebte<br />

ab 1659 in Amsterdam bis zu seinem frühzeitigen<br />

Tode im Jahre 1672. Während seiner kurzen<br />

Karriere schuf der Künstler ein umfassendes<br />

Oeuvre von aussergewöhnlich hoher Qualität.<br />

Er war ebenfalls ein sehr talentierter und feinfühliger<br />

Zeichner sowie ein versierter Grafiker.<br />

Heute ist er für seine raffinierten italianisierenden<br />

Landschaften mit fein ausgeführten Figuren<br />

bekannt.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)


3024<br />

| 27


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3025<br />

RUISDAEL, JACOB VAN<br />

(Haarlem 1628 - 1682 Amsterdam)<br />

Berglandschaft mit Fluss. Um 1660.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts auf dem Stein<br />

signiert: Ruisdael.<br />

53 x 50,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Thomas White, Upton Hall, Norwich.<br />

- Mrs Elizabeth Faulkner, Manchester.<br />

- Albert Levy, dessen Auktion, 3.5.1884, Los<br />

59.<br />

- Stephenson Robert Clarke (1824 - 91).<br />

- durch Erbfolge an Robert Clarke (1862 -1948).<br />

- dessen Auktion, Christie’s, 11.12.1992, Los<br />

99.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Ausstellung:<br />

London, Royal Academy of Arts, Winter<br />

Exhibition 1952-53, Nr. 323.<br />

Literatur:<br />

- HdG 412 (nicht HdG 431a).<br />

- Slive, Seymour: Jacob van Ruisdael. A<br />

Complete Catalogue of His Paintings,<br />

Drawings and Etchings, New Haven/London<br />

2001, Nr. 204, S. 201 mit S/W Abbildung.<br />

Slive gibt zu bedenken, ob die Signatur eigen<br />

händig ist bzw. ob sie nachgezogen wurde.<br />

Wasserfälle, rauschende Gebirgsbäche und<br />

Flüsse zählten zu den beliebtesten Themen im<br />

Oeuvre Jacob van Ruisdaels (vgl. hierzu Slive,<br />

ebd., S. 153ff.). Obwohl diese naturgetreuen<br />

und lebhaften Landschaften ein direktes<br />

Studium der Natur voraussetzen würden, basieren<br />

sie nicht auf einer direkten Beobachtung,<br />

| 28<br />

sondern wurden von Vorlagen geprägt.<br />

Insbesondere die <strong>Gemälde</strong> des aus Alkmaar<br />

stammenden Allart van Everdingen (1621 -<br />

1675), der nordische Landschaftsdarstellungen<br />

in die Malerei der Niederlande des 17.<br />

Jahrhunderts einführte, waren einflussreich für<br />

Ruisdaels Malweise. Everdingen brachte nach<br />

einer Reise nach Norwegen 1645 mehrere skandinavische<br />

Ansichten nach Haarlem zurück, die<br />

er in seine <strong>Gemälde</strong> und graphischen Arbeiten<br />

aufnahm. Obwohl Ruisdael schon in frühen<br />

Jahren mit Everdingens nordischen<br />

Landschaften in seiner Heimatstadt konfrontiert<br />

worden sein dürfte, finden sich diese in seiner<br />

Malerei erst in den späten 1650er und frühen<br />

1660er Jahren wieder, als sich beide Künstler<br />

bereits in Amsterdam befanden.<br />

Seymond Slice datiert diese hier angebotene<br />

Landschaft in die 1660er Jahre und vergleicht<br />

die Komposition mit einem etwas ruhigeren und<br />

breiter angelegten Wasserfall aus den frühen<br />

1670er Jahren der Bayerischen<br />

Staatsgemäldesammlung, München, heute ausgestellt<br />

als Leihgabe in der Staatsgalerie<br />

Aschaffenburg, Nr. 874, Öl auf Leinwand, 66,5<br />

x 52,6 cm (Slive, ebd., Nr. 235, S. 214 mit S/W<br />

Abbildung).<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 38 460.- / 53 850.-)


3025<br />

| 29


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3026<br />

HEEM, JAN DAVIDSZ. DE<br />

(Utrecht 1606 - 1683 Antwerpen)<br />

Stilleben mit Fruchtschale, Brot, Austern und<br />

Zitrone auf einem Holztisch.<br />

Öl auf Holz. 48,4 x 63 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Dieses kürzlich in einer Privatsammlung entdeckte<br />

Stilleben identifiziert Fred G. Meijer<br />

nach Begutachtung des Originals als ein charakteristisches<br />

Werk von Jan Davidsz. de Heem.<br />

Die Komposition ist in einer zweiten eigenhändigen<br />

Version im Szépmüvészeti Muzeum in<br />

Budapest (Inv. Nr. 3538, Abb. 1) bekannt, wobei<br />

sich nur leichte Unterschiede vermerken lassen,<br />

so in der Ausführung der Stränge im Blattwerk,<br />

die individuell gestaltet sind, bei den Falten der<br />

Decke auf dem Tisch und bei dem monochromen,<br />

statt blau-weissen Dekor auf der<br />

| 30<br />

Porzellanschale. Die Budapester Version<br />

schliesst links am Rand mit der Tischkante ab,<br />

während bei unserem Stilleben durch Abstand<br />

zwischen Bild - und Tischkante mehr<br />

Räumlichkeit suggeriert wird und die<br />

Komposition ausgeglichener wirkt. Über der<br />

Tischkante ragt links bei beiden <strong>Gemälde</strong>n ein<br />

Weinblatt. Bei unserer Komposition ist noch die<br />

Holzkante transparent durch das Blatt zu erkennen,<br />

weshalb Meijer vermutet, dass der Künstler<br />

hier den ersten Entwurf umsetzt und die<br />

Budapester Version danach mit der endgültigen<br />

Komposition entstand. Vergleichbare Austern,<br />

Trauben und Blattwerk finden sich auch auf De<br />

Heems <strong>Gemälde</strong>n in der <strong>Gemälde</strong>galerie Alte<br />

<strong>Meister</strong>, Kassel (Inv. no. GK 438, Öl auf<br />

Abb. 1 Museum of Fine Arts, Budapest.<br />

Leinwand, 79,5 x 103,5 cm), welches Meijer auf<br />

1647 datiert, und auf dem etwas später entstandenen<br />

Stilleben von 1648 in der Sammlung<br />

Liechtenstein (Inv. Nr. 778, Öl auf Leinwand,<br />

83 x 118 cm, RKD Nr. 51167).<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, für die Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s im<br />

Original und für die Bestätigung der<br />

Eigenhändigkeit.<br />

CHF 120 000.- / 160 000.-<br />

(€ 92 310.- / 123 080.-)


3026<br />

| 31


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 32<br />

3027<br />

3027*<br />

DIEST, JERONYMUS VAN<br />

(1634 Den Haag 1675)<br />

Marinelandschaft mit Fischern im Vordergrund.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts auf dem Holzmast<br />

monogrammiert: VD (ligiert).<br />

45 x 63,5 cm.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)


3028<br />

3028*<br />

PEETERS, JAN<br />

(vor 1624 Antwerpen um 1677)<br />

Marine.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts auf Treibholz monogrammiert:<br />

I.P.<br />

25,7 x 37 cm.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Niederlande.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 33


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3029<br />

ASSTEYN, BARTHOLOMEUS<br />

ABRAHAMSZ.<br />

(1607 Dordrecht um 1667)<br />

Früchtestilleben in einer Porzellanschale auf<br />

einem Tisch und Insekten. 1641.<br />

Öl auf Holz. Unten links auf der Tischplatte<br />

signiert und datiert: B. Assteijn. 1641.<br />

59,5 x 84,3 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Richard Green, London 1994.<br />

- Auktion Christie’s, London, 29. 10. 1999, Los<br />

37.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Ein vergleichbarer Porzellanteller mit Früchten<br />

auf einer Tischplatte findet sich auf dem 1632<br />

datierten und mit B. Assteyn signierten<br />

Stilleben, welches sich 1937 bei Guy Stein in<br />

Paris befand (Öl auf Holz, 78 x 108,5 cm, siehe<br />

| 34<br />

3029 (Detail)<br />

RKD Nr. 17601 und Bol, Laurens J.:<br />

Bartholomeus Assteijn: Dordts schilder van<br />

blommen en fruyten, in: Oud-Holland, 1953,<br />

Nr. 3).<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />

nach Begutachtung des Originals.<br />

CHF 100 000.- / 140 000.-<br />

(€ 76 920.- / 107 690.-)


3029


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 36<br />

3030<br />

3030*<br />

COUWENBERGH, CHRISTIAN VAN<br />

(Delft 1604 - 1667 Köln)<br />

Portrait eines jungen Mannes vor gedecktem<br />

Tisch.<br />

Öl auf Leinwand. 82 x 67 cm.<br />

Provenienz:<br />

Auktion <strong>Koller</strong>, Zürich, 22.3.2002, Los 3039.<br />

CHF 35 000.- / 50 000.-<br />

(€ 26 920.- / 38 460.-)<br />

3031<br />

OOLEN, ADRIAEN VAN<br />

(1651 Amsterdam 1694)<br />

Landschaft mit Vogelvieh.<br />

Öl auf Leinwand. 74,3 x 87,2 cm.<br />

Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag, identifziert<br />

dieses <strong>Gemälde</strong> anhand einer Fotografie in<br />

einem Schreiben vom 7. August 1997 als ein<br />

charakteristisches Werk von Adriaen van<br />

Oolen. Er weist darauf hin, dass die<br />

Komposition noch in zwei weiteren signierten<br />

Versionen aufgegriffen wurde. Die eine befindet<br />

sich heute in den Bayerischen<br />

Staatsgemäldesammlungen München (Inv. Nr.<br />

1713), die andere wurde am 10.6.1983 bei<br />

Christie’s New York versteigert (Los 177). Der<br />

Einfluss Melchior d’Hondecoeters (Utrecht<br />

1636 - 1695 Amsterdam) wird bei diesen<br />

<strong>Gemälde</strong>n in der Wiedergabe der Vögel deutlich.<br />

CHF 12 000.- / 16 000.-<br />

(€ 9 230.- / 12 310.-)


3031<br />

| 37


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3032 (Detail)<br />

3032<br />

BROECK, ELIAS VAN DEN<br />

(1651 Amsterdam 1708)<br />

Blumenstilleben.<br />

Öl auf Leinwand. Oben links in der Nische signiert:<br />

Elias V. Den Broeck.<br />

62,5 x 53,2 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Richard Green, London bis Ende der 1970er<br />

Jahre.<br />

- dort erworben, Schweizer Privatbesitz.<br />

Gutachten: Walther Bernt, Februar 1979.<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />

nach Begutachtung des Originals.<br />

CHF 90 000.- / 130 000.-<br />

(€ 69 230.- / 100 000.-)<br />

| 38


3032<br />

| 39


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3033<br />

3033<br />

MOMMERS, HENDRIK<br />

(Haarlem 1623 - 1693 Amsterdam)<br />

Gegenstücke: Mediterrane Landschaft mit<br />

Bauernszenen.<br />

Öl auf Holz. Eines unten rechts signiert:<br />

Mommers.<br />

Je 44,5 x 55,5 cm.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 40


3033<br />

| 41


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3035<br />

3035*<br />

HEEM, JAN JANSZ. DE<br />

(Antwerpen 1650 - circa 1695 London)<br />

Stilleben mit Früchten und Austern auf einem<br />

Tisch.<br />

Öl auf Leinwand. 60 x 69,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Boston, erworben vom<br />

Grossvater des damaligen Besitzers vor 1935.<br />

- Kunsthandel Noortman, Maastricht.<br />

- Privatsammlung, Europa.<br />

Gutachten: Sam Segal, 14.7.2001.<br />

Sam Segal identifiziert dieses Stilleben als ein<br />

Werk des Utrechter Malers Jan Jansz. De Heem<br />

und vergleicht es mit anderen <strong>Gemälde</strong>n aus<br />

dem Oeuvre des Künstlers. So dasjenige im<br />

Kunsthaus in Zürich aus der Sammlung Koetser<br />

(Öl auf Leinwand, 41,5 x 56 cm), das im<br />

| 42<br />

Kunstmuseum in Sankt Gallen (Inv. Nr. A142,<br />

Öl auf Leinwand, 47 x 61 cm), das in der<br />

Nationalgalerie Warschau (Inv. Nr. 185967, Öl<br />

auf Holz, 47 x 67 cm), das in der Ausstellung<br />

«Jan Davidsz. De Heem und sein Kreis» gezeigte<br />

Stilleben (Ausstellung im Centraal Museum,<br />

Utrecht und Herzog Anton Ulrich Museum,<br />

Braunschweig, 1991, S. 146, Abb. 11) sowie das<br />

1990 bei Gallery Otto Naumann, New York (Öl<br />

auf Holz, 48,5 x 64 cm) erwähnte <strong>Gemälde</strong>.<br />

Die qualitätsvolle Atmosphäre des Stillebens<br />

beschreibt Segal wie folgt: «The fine atmosphere<br />

of the painting is due to elements of space,<br />

the harmonious distribution of the objects, the<br />

colour composition and the lively, fresh aspect<br />

by the water drops. Space is determined by a<br />

diagonal from lower left to upper right, leaving<br />

the main objects with a rectangular triangle<br />

which occupies only one third of the surface of<br />

the painting. Most colours are soft hues in between<br />

red, green, yellow and grey, or related<br />

hues like orange, purplish and brownish, with<br />

many transitions».<br />

CHF 80 000.- / 120 000.-<br />

(€ 61 540.- / 92 310.-)


3036<br />

3036*<br />

HEEM, CORNELIS DE<br />

(Leiden 1631 - 1695 Antwerpen)<br />

Früchtestilleben mit Pfirsichen, Trauben und<br />

Kirschen in einer Schale mit Insekten und<br />

Schmetterlingen vor einer Grotte.<br />

Öl auf Leinwand. 57 x 68 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Siberich, München.<br />

- Niederländische Privatsammlung.<br />

Fred Meijer vom RKD Den Haag vergleicht dieses<br />

<strong>Gemälde</strong> mit dem 1658 datierten Stilleben des<br />

Künstlers im Städel Museum, Frankfurt (Inv. Nr.<br />

721, Öl auf Kupfer, signiert und datiert, 69,8 x 87,1<br />

cm; siehe Neumeister, Mirjam: Holländische<br />

<strong>Gemälde</strong> im Städel Museum 1550-1800, Bd. 3,<br />

Künstler geboren nach 1630, S.147-152) und datiert<br />

es in den selben Zeitraum.<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag<br />

für die Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s im Original<br />

und für die Bestätigung der Eigenhändigkeit.<br />

CHF 80 000.- / 120 000.-<br />

(€ 61 540.- / 92 310.-)<br />

| 43


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3037<br />

BRUEGHEL, JAN d. J. (UMKREIS)<br />

(1601 Antwerpen 1678)<br />

Adam und Eva im Paradies mit den verbotenen<br />

Früchten.<br />

Öl auf Kupfer. 49 x 34 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />

- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />

Privatsammlung, Schweiz.<br />

| 44<br />

3037<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> greift die Komposition der<br />

Landschaft mit Paradiesstaffage im Museo del<br />

Prado, Madrid (Inv. Nr. 1410 Ertz, Klaus: Jan<br />

Breughel d. J.- die <strong>Gemälde</strong> mit kritischem<br />

Oeuvrekatalog, Freren 1984, S. 273, Nr. 88,<br />

Abb. 272) von Jan Brueghel d. J. auf, von der<br />

sich eine weitere eigenhändige Replik in der<br />

<strong>Gemälde</strong>galerie, Berlin-Dahlem, befindet (ebd.,<br />

S. 270, Nr. 87, Abb. 271) und eine etwas später<br />

datierte Variante 1983 in der Galerie<br />

Müllenmeister, Solingen zu finden war (ebd., S.<br />

273, Nr. 89). Ertz weist darauf hin, dass<br />

ursprünglich die Landschaft im Prado auf<br />

Vorlagen Jan Brueghel d. Ä. basiert und aufgrund<br />

der Nähe zum Vater noch vor der<br />

Italienreise um 1620 entstanden sein dürfte.<br />

CHF 15 000.- / 20 000.-<br />

(€ 11 540.- / 15 380.-)


3038<br />

3038<br />

BOUTTATS, JACOB (UMKREIS)<br />

(Antwerpen, Ende 17. Jahrhundert, tätig in Prag<br />

um 1696)<br />

Paradiesszene mit Adam und Eva.<br />

Öl auf Leinwand. 76,3 x 92,2 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie Fischer, Luzern, bis 9.5.1985.<br />

- Privatsammlung, Schweiz.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 45


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3039 (Detail)<br />

3039<br />

BRUEGHEL, JAN d. J.<br />

(1601 Antwerpen 1678)<br />

Ruhe auf der Flucht nach Ägypten.<br />

Öl auf Kupfer 23,5 x 30 cm.<br />

Provenienz:<br />

- The Earl of Londesborough.<br />

- dessen Auktion Christie’s, 7. 7. 1888, Los 39.<br />

- Richard Green Gallery, London, vor 1972.<br />

- Auktion Dorotheum, Wien, 21. 3. 1972, Los<br />

16.<br />

- Auktion Galerie Fischer, Luzern, 1983.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

- Apollo, April 1971.<br />

- Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. Ä. Die <strong>Gemälde</strong><br />

mit kritischem Oeuvrekatalog, Köln 1979, S.<br />

540, Anm. 908 und bei Kat. 10.<br />

- Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. J. - Flämische<br />

Maler im Umkreis der Grossen <strong>Meister</strong>, Bd. 1,<br />

Freren 1984, S. 319, Nr. 151.<br />

| 46<br />

Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 24.2.1984.<br />

Klaus Ertz geht davon aus, dass die Figuren<br />

wohl von der Hand Hendrik van Balen (um<br />

1575 Antwerpen 1632) stammen und schliesst<br />

die mögliche Zusammenarbeit von Jan d. Ä. mit<br />

Rottenhammer, wie im Versteigerungskatalog in<br />

Wien vorgeschlagen, aus. Als stilistischen<br />

Vergleich erwähnt Ertz die Ruhe auf der Flucht<br />

im Mauritshuis, Den Haag (Öl auf Kupfer, 21,5<br />

x 29 cm, Inv. 283, Ertz, 1984, Nr. 150, S. 317-<br />

318), die ebenfalls in Mitarbeit von Hendrik van<br />

Balen entstand.<br />

CHF 120 000.- / 180 000.-<br />

(€ 92 310.- / 138 460.-)


3039


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 48<br />

3040<br />

3040<br />

AVERCAMP, HENDRICK VAN<br />

(UMKREIS)<br />

(Amsterdam 1585 - 1634 Kampen)<br />

Winterlandschaft mit zugefrorenem Fluss, im<br />

Vordergrund Schlittschuhläufer und ein<br />

Heuträger.<br />

Öl auf Kupfer. Durchmesser 9 cm (rund).<br />

Provenienz:<br />

- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />

- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />

Privatsammlung, Schweiz.<br />

Dem Künstler unserer kleinen Kupfertafel müssen<br />

die Winterlandschaften Hendrick<br />

Avercamps vertraut gewesen sein, da einige der<br />

hier gezeigten Figuren und Motive auf<br />

Avercamps „Winterlandschaft mit<br />

Schlittschuhläufer“ im Amsterdamer<br />

Rijksmuseum zurückgreifen (Inv. Nr. SK-A-<br />

1718, um 1608, Öl auf Holz, 77,3 x 131,9 cm;<br />

siehe Roelofs, Pieter et al.: Hendrick Avercamp,<br />

Master of the Ice Scene, Amsterdam 2009, S.<br />

34, Abb. 15), so der Heuträger im Vordergrund<br />

und die Häuserfront mit der Brücke zur Linken,<br />

wo der heimkehrende Vater mit roter Mütze<br />

von seiner Frau und dem kleinen Kind erwartet<br />

wird.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

3041*<br />

MOMPER, JOSSE DE d. J.<br />

(1564 Antwerpen 1635)<br />

Weite Landschaft mit Wäscherin und rastende<br />

Figuren neben einem Wasserfall.<br />

Öl auf Leinwand. 95,5 x 140,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Robinson & Fisher, London 1925.<br />

- Gebrüder Douwes, Amsterdam 1926.<br />

- K. Benedict, Berlin 1928.<br />

- Peach Amsterdam.<br />

- Sammlung Dr. A. v. Dongen, Amsterdam.<br />

- Privatbesitz, Europa.<br />

Ausstellungen:<br />

- Dordrecht, Dordrecht Museum, Nederlandse<br />

Landschappen uit de 17e eeuw, 1963, Nr. 83.<br />

- Amsterdam, Museum Willet Holthuysen,<br />

Schilderijen, tekeniungen en beeldhouwwer<br />

ken 16e t/m 20e eeuw, uit de verzameling Dr.<br />

A.v.Dongen, 25.4 - 16.6.1968.<br />

- Historisches Museum Amsterdam, ‘t Kan ver<br />

keren: G.A. Bredero 1585 - 1618, 1968, Nr. 15.<br />

- ‘s-Hertogenbosch, Noord Brabants Museum,<br />

The Landscape from Bosch to Rubens:<br />

Southern Netherlandish Landscapes Art 1500<br />

- 1675, 17.3. - 10.6.2001, Nr. 60.<br />

Literatur:<br />

- Ausstellungskatalog Dordrechts Museum 1963,<br />

Kat. Nr. 83, Tafel 4.<br />

- Ausstellungskatalog Historisches Museum<br />

Amsterdam 1968, Nr. 15, Tafel 1.<br />

- Ertz, Klaus: Josse de Momper der Jüngere,<br />

Freren 1986, S. 523, Kat. Nr. 205 mit Abb.<br />

- Ausstellungskatalog Noord Brabanst Museum<br />

2001, Nr. 60, Tafel 154.<br />

CHF 80 000.- / 120 000.-<br />

(€ 61 540.- / 92 310.-)


3041


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3042<br />

3042*<br />

FRANCKEN, HIERONYMUS III.<br />

(1611 Antwerpen nach 1661)<br />

Jesus vor Hannas und die Verleugnung durch<br />

Petrus.<br />

Öl auf Kupfer. Unten rechts mit eingeritzer<br />

Signatur: Do Franck: in. Und mit roter<br />

Nummerierung: 58421. Verso mehrere<br />

Beschriftungen.<br />

55,5 x 72 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Landi, Silvano.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Gutachten: Dr. Ursula Härting, 7.2.2011.<br />

Diese Darstellung „Jesus vor Hannas und die<br />

Verleugnung durch Petrus“ identifiziert Dr.<br />

Urslua Härting nach Begutachtung des<br />

Originals als eine charakteristische Arbeit des<br />

Antwerpener Kleinfigurenmalers Hieronymus<br />

Francken III, Sohn von Frans Francken d. J.<br />

(1581 - 1642), in dessen Antwerpener Atelier<br />

Hieronymus mitarbeitete. Dabei hebt sie besonders<br />

die qualitätsvolle Ausführung der<br />

Darstellung sowie die eindrucksvolle Grösse<br />

und der gute Erhalt der Kupferplatte hervor.<br />

Härting vermerkt, dass seine Handschrift und<br />

| 50<br />

sein Stil aus untersetzten Figuren mit leicht vorwitzigen<br />

Nasen und ein lebhaftes, vielfarbiges<br />

Kolorit Beleg für seine Autorschaft sind. Die<br />

Komposition scheint dabei nach Härting eine<br />

Erfindung des Hieronymus zu sein und ist nicht<br />

aus dem Oeuvre Frans Franckens d. J. bekannt.<br />

Die Szenerie ist dabei erzählend und simultan<br />

zugleich gewählt und basiert auf folgenden<br />

Abschnitten der Passionsgeschichte des<br />

Johannes (18, 1-26): (1-3) Nach diesen Worten<br />

ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus, auf die<br />

andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein<br />

Garten, in den ging er mit seinen Jüngern hinein.<br />

Auch Judas, der Verräter, der ihn auslieferte,<br />

kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen<br />

Jüngern zusammengekommen war. Judas<br />

holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der<br />

Hohenpriester und der Pharisäer, und sie kamen<br />

dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. (12-<br />

13) Die Soldaten, ihre Befehlshaber und die<br />

Gerichtsdiener der Juden nahmen Jesus fest,<br />

fesselten ihn und führten ihn zuerst zu Hannas.<br />

(16- 18) Petrus aber blieb draussen am Tor stehen.<br />

Da kam der andere Jünger, der Bekannte<br />

des Hohenpriesters, heraus; er sprach mit der<br />

Pförtnerin und führte Petrus hinein. Da sagte<br />

die Pförtnerin zu Petrus: Bist du nicht auch<br />

einer von den Jüngern dieses Menschen? Er<br />

antwortete: Nein. Die Diener und die Knechte<br />

hatten sich ein Kohlfeuer angezündet und standen<br />

dabei, um sich zu wärmen; denn es war<br />

kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte<br />

sich.<br />

Vollständig hat Francken die Geschichte nach<br />

Johannes nicht übernommen, da der krähende<br />

Hahn, der letztendlich die Verleugnung Petrus<br />

bestätigt, nicht im Bild erwähnt wird.<br />

Möglicherweise entstand die hier angebotene<br />

Tafel als Teil einer Serie. Härting hebt hervor,<br />

dass die Gefolgsleute des Hohepriesters soldatisch<br />

gekleidet sind und ihre Uniformen der<br />

Gegenwart Franckens entstammen, während<br />

Petrus typisch für einen Apostel barfüssig und<br />

gemäss seiner Zeit antikisierend gekleidet ist.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)


3043<br />

3043<br />

FRANCKEN, FRANS d. J.<br />

(1581 Antwerpen 1642)<br />

Elegantes Liebespaar in Rosenlaube.<br />

Öl auf Holz. Verso Marken der Antwerpener<br />

Lukasgilde (Burg und zwei Hände) sowie des<br />

Panelenmachers Lambrecht Steens: LS (ligiert).<br />

Oben links Monogramm P.B.<br />

20,5 x 15 cm.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung Schweiz.<br />

Gutachten: Dr. Ursula Härting, 8. 2. 2011.<br />

Dr. Ursula Härting schreibt in ihrem Gutachten:<br />

Das mir im Original bekannte <strong>Gemälde</strong> eines<br />

Paares in einer Rosenlaube ist ein Werk des flämischen<br />

Kleinfigurenmalers Frans Francken II,<br />

der zur Rubenszeit im belgischen Antwerpen<br />

arbeitete. Das Bild entstand vermutlich kurz<br />

nach 1620. Die farbliche Ausgewogenheit aus<br />

Blau- und Rotakzenten, die noch etwas opaken<br />

Fältelungen und die Lieblichkeit der Gesichter<br />

erinnern an Franckens vermutlich gleichzeitig<br />

entstandenes, 1622 datiertes <strong>Gemälde</strong><br />

„Salomons Götzendienst“.<br />

Trotz des kleinen Formats hier legte Frans II<br />

großen Wert auf motivischen Reichtum und technische<br />

Raffinesse, so zeigen die unterschiedlichen<br />

Inkarnate große Abwechslung. Musikanten und<br />

Magd kennzeichnen entsprechend ihrem Stand<br />

gröbere, das Liebespaar und die Dienerin glatte<br />

Maltexturen in den Physiognomien, die Dame<br />

erhielt dazu eine vornehme Blässe. Die Kostüme<br />

zeigen den Modetrend des frühen 17.<br />

Jahrhunderts. Unter Franckens vielen eigenhändigen<br />

Werken, Repliken und Versionen aus seinem<br />

Atelier ist mir diese Komposition bislang nicht<br />

bekannt geworden.<br />

Im Durchblick durch die Rosenlaube sieht man<br />

eine aristokratische Hausanlage mit<br />

Treppenturm. Elegant und mit züchtig übereinander<br />

geschlagenen Beinen sitzt mittig im Bild<br />

ein junger Kavalier. Er umfasst galant und liebevoll<br />

die Dame an seiner Seite, die ein dünnwandiges,<br />

kostbares Glas mit Wein hält. Musiker<br />

spielen auf, der Wein wird gekühlt. Dienerin<br />

und Magd haben eine Tafel reich gedeckt;<br />

neben weiteren Köstlichkeiten mit einem gebratenen<br />

Vogel und einem Teller voller Austern,<br />

beides durchaus in Anspielung auf die<br />

Liebesbeziehung der beiden jungen Leute.<br />

Ob es sich bei der Darstellung um eine<br />

Allegorie der fünf Sinne handelt, bleibt offen.<br />

Vermutlich dachte der zeitgenössische<br />

Betrachter automatisch diese allegorische Ebene<br />

mit. Für die Freude an diesem genrehaften Bild<br />

ist diese sinnbildliche Ebene unnötig, damals<br />

wie heute.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 51


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3044<br />

3044<br />

MICHAU, THEOBALD<br />

(Tournai 1676 - 1765 Antwerpen)<br />

Gegenstücke: Weite Landschaft mit Bauersleut<br />

- Flusslandschaft mit Reisenden und Bauersleut.<br />

Öl auf Holz. 32,9 x 46,5 cm / 34 x 46,9 cm.<br />

Theobald Michau setzte die Tradition der flämischen<br />

Landschaftsmalerei von Jan Brueghel<br />

d. Ä. und David Teniers d. J. Ende des 17.<br />

Jahrhunderts fort und lernte bei Lucas<br />

Achtschellinck in Brüssel. 1698 wurde er in der<br />

Brüsseler Malergilde aufgenommen und 1710<br />

zum Mitglied der Gilde in Antwerpen ernannt.<br />

Seine Arbeiten erfreuten sich grösster<br />

Beliebtheit und zu seinen Auftraggebern zählten<br />

u. a. der Gouverneur der Niederlande, Charles<br />

de Lorraine. Die hier angebotenen Gegenstücke<br />

lassen sich mit folgenden signierten Werken<br />

Michaus vergleichen: Die Pendants (28,5 x 40,6<br />

cm), die bei Christie’s, New York, am 29.1.1998<br />

als Los 2 angeboten wurden, sowie die<br />

Gegenstücke auf Kupfer (36 x 50 cm) im<br />

Szépmüvészeti Museum, Budapest.<br />

CHF 70 000.- / 90 000.-<br />

(€ 53 000.- / 68 000.-)<br />

| 52


3044<br />

| 53


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3045<br />

3045<br />

FRANCKEN, FRANS d. J.<br />

(1581 Antwerpen 1642)<br />

Festliche Gesellschaft.<br />

Öl auf Kupfer. Unten rechts signiert: Den Jun<br />

Franc Franck Inventor. Verso die Marken von<br />

Pieter Staas, PGK und der Antwerpener Gilde.<br />

44,5 x 65,5 cm.<br />

CHF 30 000.- / 40 000.-<br />

(€ 23 080.- / 30 770.-)<br />

| 54<br />

3046*<br />

FRANCKEN, FRANS d. J.<br />

(1581 Antwerpen 1642)<br />

Anbetung der Heiligen Drei Könige. Um 1618.<br />

Öl auf Holz. Verso bezeichnet: Le Jeune fecit.<br />

44,5 x 32,2 cm.<br />

Gutachten: Dr. Ursula Härting, 22.11.2010.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthandlung Julius Böhler bis 1976.<br />

- dort erworben, Privatbesitz, Deutschland.<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> mit der Anbetung der Heiligen<br />

Drei Könige identifiziert Dr. Ursula Härting,<br />

nach Begutachtung des Originals als ein eigenhändiges<br />

Werk des Antwerpener<br />

Kleinfigurenmalers Frans Francken II. und<br />

datiert es um 1618. Die Datierung setzt Härting<br />

anhand des stilistischen Vergleichs mit den<br />

Winterlandschaften Gysbrecht Leytens (1589-<br />

vor 1656) fest, dessen Einfluss in der Landschaft<br />

im Hintergrund deutlich wird. Die<br />

Zusammenarbeit der beiden Künstler ist ihr ab<br />

1618 bekannt (siehe Härting, U.: Die <strong>Meister</strong><br />

der Winterlandschaft - Der Maler<br />

GysbrechtLeytens, in: Die Kunst, H. 1, Januar<br />

1988, S. 20-27; Härting, Ursula: Frans Francken<br />

d. J. - Die <strong>Gemälde</strong>, Freren 1989, S. 147-148).<br />

Besonders hebt Härting die Komposition der<br />

Marienverehrung hervor, die zum einen durch<br />

Maria thronend und zum anderen durch die<br />

Drei Könige zu ihren Füssen in kniender<br />

Position bestimmt wird. Diese ist bislang im<br />

Oeuvre von Francken und seiner Werkstatt einzigartig.<br />

Die Figur des in Hermelin gekleideten<br />

Königs fand in ähnlicher Haltung verschiedentlich<br />

Verwendung, (siehe Härting, 1989, Kat. 101<br />

- 112). Härting weist darauf hin, dass Maria<br />

damals wie heute in Antwerpen besonders verehrt<br />

und ihr die Kathedrale geweiht wurde.<br />

Noch heute zieren Marienfiguren viele<br />

Antwerpener Häuser.<br />

CHF 22 000.- / 28 000.-<br />

(€ 16 920.- / 21 540.-)


3046<br />

| 55


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3047*<br />

SAVERY, ROELANT-JACOBSZ.<br />

(Courtrai 1576 - 1639 Utrecht)<br />

Paradieslandschaft mit Tieren und dem Heiligen<br />

Hubertus. 1627.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts signiert und datiert:<br />

ROELANDT / SAVERÿ.FE / 1627.<br />

38 x 54,6 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Paris.<br />

- Auktion Piasa, Paris, 24. 6. 1998, Los 5.<br />

- Europäische Sammlung.<br />

Während seines Aufenthalts von 1604-1613 am<br />

Hof Rudolphs II. in Prag wurde Roelant<br />

Saverys Faszination für Natur und wilde Tieren<br />

geweckt, nicht zuletzt durch die Vorliebe des<br />

Kaisers für Kuriositäten und seltene Kreaturen,<br />

die er in seiner sogenannten „Kunst- und<br />

Wunderkammer“ hegte. In den Jahren 1606 und<br />

1607 sandte Rudolph Savery nach Tirol, um<br />

dort neue Naturphänomene zu studieren und<br />

diese malerisch festzuhalten. So brachte er zahlreiche<br />

Skizzen und vollendete Zeichnungen<br />

zurück mit Darstellungen von Flüssen,<br />

Wasserfällen und Gebirgsansichten. Nach seiner<br />

| 56<br />

Rückkehr ermöglichte ihm der kaiserliche<br />

Tierpark weitere Inspirationen für sein genaues<br />

Studium der Tierwelt. Die zu dieser Zeit angefertigten<br />

Kreide-Zeichnungen der einzelnen<br />

Tiere bildeten die Grundlage für seine späteren<br />

Paradies-Landschaften, zu der auch dieses<br />

Werk zählt. Diese zeichnen sich durch höchst<br />

präzise Vollendung in der Pflanzen -und<br />

Tierdarstellung aus, die sich vor leuchtendem<br />

Hintergrund erstrecken.<br />

Savery kehrte 1613 nach Amsterdam zurück, wo<br />

er begann, wilde Fantasielandschaften mit biblischen<br />

und mythologischen Themen zu kombinieren.<br />

Diese Kombination setzte er bis 1627<br />

fort, als auch dieses Werk entstand, bei dem die<br />

Landschaft durch die Bekehrung des Heiligen<br />

Hubertus bereichert wird. Dargestellt ist im<br />

Hintergrund mittig links der kniende Hubertus<br />

vor dem weissen Hirsch, der nach der Legende<br />

in seinem Geweih das Kruzifix trägt und den<br />

Heiligen zur Bekehrung zum Christentum<br />

bewegt.<br />

Savery war 1619 mit seinem Neffen Hans<br />

Savery II. nach Utrecht gezogen, wo er nach<br />

1630 nur noch selten malte und 1639 verstarb.<br />

Nicht nur sein Neffe und einziger Schüler setzte<br />

seinen Malstil fort, auch Künstler wie Gillis<br />

Claesz. de Hoendecoeter liessen sich von<br />

Saverys Kompositionen und Motiven inspirieren,<br />

die in seinen Werken wiederzufinden sind.<br />

CHF 200 000.- / 300 000.-<br />

(€ 153 850.- / 230 770.-)


3047


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3048<br />

3048*<br />

NEER, AERT VAN DER<br />

(1603 Amsterdam 1677)<br />

Interieur einer Schmiede.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert:<br />

AV (ligiert) DN (ligiert).<br />

74 x 110 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthändler, Pieter de Boer, Amsterdam.<br />

- Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

Schulz, Wolfgang: Aert van der Neer,<br />

Doornspijk 2002, Kat. Nr. 1456, ohne Abb.<br />

Ein vergleichbares <strong>Gemälde</strong> in Privatbesitz und<br />

von bescheidenerem Masse (Öl auf Holz, 26 x<br />

42 cm) ist im Werkverzeichnis abgebildet (siehe<br />

Schulz, ebd. Kat. Nr. 1455, Abb. 73).<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

| 58


3049<br />

3049*<br />

NEER, AERT VAN DER<br />

(1603 Amsterdam 1677)<br />

Weite Flusslandschaft im Mondschein.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert:<br />

AV (ligiert) DN (ligiert).<br />

54 x 74 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthändler Wolfgang Jahns, Köln.<br />

- Privatsammlung, Deutschland.<br />

Literatur:<br />

Schulz, Wolfgang: Aert van der Neer,<br />

Doornspijk 2002, Kat. Nr. 548, S. 266.<br />

Gutachten: Dr. Wolfgang Schulz, 25.10.2010.<br />

Nach Begutachtung des Originals erwähnt Dr.<br />

Schulz in seinem Gutachten, dass diese<br />

Mondscheinlandschaft alle Elemente der hervorragenden<br />

Fähigkeiten des Künstler enthält,<br />

die Weite einer abendlichen holländischen<br />

Flusslandschaft in überzeugender Perspektive<br />

atmosphärisch und im reflektierenden Licht<br />

wiederzugeben. Eine chronologische Einstufung<br />

ist aufgrund fehlender datierter<br />

Mondscheinlandschaften nicht gesichert, allerdings<br />

darf nach Dr. Schulz davon ausgegangen<br />

werden, dass diese weite Flusslandschaft bei<br />

Mondschein in den fünfziger Jahren des 17.<br />

Jahrhunderts in Amsterdam entstanden ist.<br />

CHF 25 000.- / 40 000.-<br />

(€ 19 230.- / 30 770.-)<br />

| 59


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3050 3051<br />

3050*<br />

BAERS, JOHANNES<br />

(1618 - um 1641 Utrecht)<br />

Junger Hirte mit Taube. 1631.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert und<br />

datiert: JB. 1631.<br />

68 x 52 cm.<br />

Fred G. Meijer identifiziert dieses Los nach<br />

Begutachtung des Originals als ein eigenhändiges<br />

Werk des Utrechter Malers Johannes Baers<br />

und weist darauf hin, dass der Künstler bei<br />

unserem <strong>Gemälde</strong> ein identisches Monogramm<br />

wie auf dem Stilleben in einer niederländischen<br />

Privatsammlung (monogrammiert JB f. t., Öl auf<br />

Leinwand, 120 x 160 cm, RKD Nr. 6606) verwendet.<br />

In der Literatur ist Baers bislang ausschliesslich<br />

als Stillebenmaler bekannt, jedoch<br />

verweisen Inventare und frühe Versteigerungen<br />

auch auf Genreszenen des Künstlers. Somit<br />

kann diese Genredarstellung als eine wichtige<br />

Bereicherung für das Oeuvre von Johannes<br />

Baers verstanden werden.<br />

Johannes Baers war in Utrecht tätig, gemäss<br />

eines Inventars von 1638, in dem ein „von<br />

Johannes Baers aus Utrecht gemaltes“<br />

Küchenstilleben und eine bäuerliche<br />

Genreszene aufgelistet sind (siehe Meijer, Fred<br />

G. / Willigen, Adriaan van der: A Dictionary of<br />

Dutch and Flemish Still-life Painters Working<br />

| 60<br />

in Oils, 1525-1725, Leiden 2003, S. 30) . Er war<br />

1618 als Mitglied der Antwerpener Maler Gilde<br />

eingetragen. Einige mit „J. Baers“ signierte und<br />

teilweise um 1639 datierte Genreszenen tauchten<br />

auf dem Kunstmarkt auf (Hairs, M. L.: Les<br />

peintres flamands de fleurs au XVIIe siècle,<br />

Frussels 1965, Fussnote 510). Blumenstilleben<br />

von Baers sind erstmals in einer Amsterdamer<br />

Versteigerung vom 22. April 1749 erwähnt.<br />

Beispiele, die ab 1945 im Kunstmarkt erwähnt<br />

sind, zeigen den Einfluss Roelandt Saverys (um<br />

1576 - um 1639) und Balthasar van der Asts<br />

(1593 - um 1657), die beide in den 1620er Jahren<br />

in Utrecht tätig waren (siehe Meijer / Willigen,<br />

ebd.).<br />

Wir danken Fred G. Meijer für die<br />

Begutachtung dieses <strong>Gemälde</strong>s anhand des<br />

Originals und für die Bestätigung der<br />

Eigenhändigkeit.<br />

CHF 15 000.- / 20 000.-<br />

(€ 11 540.- / 15 380.-)


3052<br />

3051<br />

UTRECHT, 17. JAHRHUNDERT<br />

Mohr mit Silberpokal - möglicherweise König<br />

Kaspar.<br />

Öl auf Leinwand. 81 x 64,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />

- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />

Privatsammlung, Schweiz.<br />

Der Maler dieser Darstellung konnte leider bis<br />

heute nicht näher bestimmt werden. Fred G.<br />

Meijer vom RKD, Den Haag, schlägt eine mögliche<br />

Entstehung in Utrecht des 17.<br />

Jahrhunderts vor. Er vermerkt, dass der<br />

Silberpokal möglicherweise auf einem Entwurf<br />

von Adam van Vianen (1568/69 - 1627) basiert,<br />

der als Silberschmied in Utrecht tätig war.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

3052*<br />

POTTER, PIETER SYMONSZ.<br />

(Enkhuizen um 1597 - 1652 Amsterdam)<br />

Der Engel verkündet Manoah und seinem Weib<br />

die Geburt eines Sohnes (Simson), der als ein<br />

Gottgeweihter Israel von den Philistern befreien<br />

würde.<br />

Öl auf Holz. 36 x 45,6 cm.<br />

Die Autorschaft Pieter Symonsz. Potters wurde<br />

von Drs. Jan Kosten, RKD, Den Haag, vorgeschlagen.<br />

Dr. Schnackenburg vermutet eine Datierung um<br />

1630, während Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, von einer späteren Entstehung um 1635 -<br />

1640 ausgeht.<br />

Wir danken den Experten für ihre<br />

Begutachtung dieses <strong>Gemälde</strong>s.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 61


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3053*<br />

GOYEN, JAN VAN<br />

(Leiden 1596 - 1656 Den Haag)<br />

Flusslandschaft mit Fischerbooten.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert und<br />

datiert: VG 1655.<br />

31 x 50,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Thomas Patch, London (1725 - 1782) und<br />

durch Erbfolge.<br />

- Auktion Christie’s, London, 26.6.1959, Los<br />

149, verkauft an Alfred Brod.<br />

- Sammlung Alfred Brod, London, 1959.<br />

- Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, 1959/60.<br />

- Sammlung Dr. Herbert Girardet, Kettwig,<br />

1960.<br />

- Privatbesitz.<br />

Ausstellungen:<br />

- Delft, Prinsenhof, Art Fair, 1959.<br />

- Amsterdam, P. de Boer,<br />

Wintertentoonstelling, 1959/60, Nr. 3, Abb.<br />

- Amsterdam, P. de Boer, Catalogue of Old<br />

Pictures, 1960, Nr. 21, Abb.<br />

- Köln, Wallraf-Richartz-Museum / Rotterdam,<br />

Boymans-Van Beuningen, Sammlung Herbert<br />

Girardet: Holländische und Flämische <strong>Meister</strong>,<br />

1970 (Ausstellungskat. von H. Vey), Nr. 23,<br />

Abb.<br />

- Amsterdam, K. & V. Waterman, Jan van<br />

Goyen 1596 - 1656: Conquest of Space, 1981,<br />

S. 142, 143, Abb.<br />

Literatur:<br />

- Gerson, Horst: Meer und Fluss in der hollän<br />

dischen Malerei des 17. Jahrhunderts, Essen<br />

1968, Abb., Nr. 5.<br />

- Beck, Hans - Ulrich: Jan van Goyen 1596 -<br />

1656, 3 Bd., Amsterdam 1972/73 (3. Bd.,<br />

Doornspijk 1987), Bd. 1, unter Nr. 846/139, S.<br />

282, Bd. 2, Nr. 885, S. 398, 399, Abb., Bd. 3,<br />

Nr. 885, S. 246.<br />

- Müllenmeister, Kurt J.: Meer und Land im<br />

Licht des 17. Jahrhunderts, 3 Bd., Bremen<br />

1973, Bd. 1, S. 109, Abb.<br />

Jan van Goyen wählte bei dieser Hafenszene<br />

einen weiten Landschaftsausschnitt. Der düstere<br />

Wolkenhimmel in seiner bedrohlichen<br />

Gestalt bildet einen dramatischen Kontrast zur<br />

insgesamt ruhigen und friedlichen Szene. Eine<br />

Laterne auf einem Mast markiert den linken<br />

Vordergrund und hebt sich vom stimmungsvollen<br />

Hintergrund ab. Der optische Schwerpunkt<br />

liegt eindeutig auf dem Fischerboot, das am<br />

Ufer liegt. Daneben unterhält ein Mann ein<br />

Feuer und eine Rauchwolke steigt zum Himmel<br />

empor. Ein Ruderboot nähert sich von rechts,<br />

| 62<br />

während in der Ferne verschiedene Schiffe auf<br />

dem Wasser verteilt sind. Auf einem Landstrich<br />

am Horizont sind eine Windmühle und ein<br />

Gehöft erkennbar.<br />

Dieses charakteristische <strong>Gemälde</strong>, das Jan van<br />

Goyen kurz vor seinem Tod ausführte, zeugt<br />

von der grossen Virtuosität des Malers. Das<br />

<strong>Gemälde</strong> verkörpert die Fähigkeit des Künstlers,<br />

wunderbar stimmungsvolle Effekte zu kreiieren<br />

und verdeutlicht zudem seine Qualitäten als<br />

Erzähler. Van Goyen erfüllt diese<br />

Flusslandschaft mit einem Gefühl von zurückhaltender<br />

Dramatik, indem er arbeitende<br />

Figuren im Vordergrund unter dem düsteren<br />

Himmel, der das schlechte Wetter ankündigt,<br />

platzierte. Diese Fähigkeiten sind es, die van<br />

Goyen den Ruf eines der grössten<br />

Landschaftsmaler aller Zeiten einbrachten.<br />

Obwohl Szenerien, wie die unsere, traditionell<br />

als Hafenszenen beschrieben werden, ist in diesem<br />

Fall wohl eher eines der grossen holländischen<br />

Binnenseen dargestellt. Das <strong>Gemälde</strong><br />

geht teilweise auf eine der letzten Seiten des<br />

Dresdner Skizzenbuchs van Goyen von 1648<br />

zurück, wie Hans-Ulrich Beck bemerkt (siehe<br />

Beck, Hans-Ulrich: Jan van Goyen 1596 - 1656,<br />

Amsterdam 1972/73, Bd. 2, Nr. 885, S. 398,<br />

Skizze unter Bd. 1, Nr. 846/139, S. 282). Die<br />

früheren Zeichnungen dieses Buches dokumentieren<br />

die Stationen einer Reise in den Süden<br />

Brüssels und zurück nach Den Haag in die<br />

Heimat des Künstlers. Die für unser <strong>Gemälde</strong><br />

relevante Zeichnung dokumentiert vermutlich<br />

eines der Seen in der Nähe von Leiden oder an<br />

der Küste des Haarlemer Meers.<br />

Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> war in Besitz des<br />

englischen Malers, Grafikers und Händlers<br />

Thomas Patch, der hauptsächlich in Italien tätig<br />

war, zuerst in Rom und später in Florenz. In<br />

Italien malte Patch Ansichten von populären<br />

Sehenswürdigkeiten, die vom jungen englischen<br />

Adel auf dessen Grand Tour besichtigt wurden.<br />

Er malte ebenso Portraits und Karikaturen von<br />

englischen Besuchern in den italienischen<br />

Galerien. In den 1960er und 1970er Jahren war<br />

unser <strong>Gemälde</strong> in der berühmten Girardet<br />

Sammlung in Kettwig/Essen, in Deutschland.<br />

Dr. Herbert Girardet führte ein Verlagshaus als<br />

Familienunternehmen und war eines der gröss-<br />

ten Sammler von holländischen<br />

Altmeistergemälden. In 1970 wurde die<br />

Sammlung Girardet in einer beeindruckenden<br />

Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum in<br />

Köln gezeigt und reiste daraufhin nach<br />

Rotterdam ins Museum Boijmans Van<br />

Beuningen.<br />

Jan van Goyen war der Sohn eines Leidener<br />

Schuhmachers und hatte zahlreiche Lehrer.<br />

Gemäss Jan Orlers, der eine Chronik von<br />

Leiden in 1641 schrieb, war er bei den<br />

Glasmaler dieser Stadt, Coenraet van<br />

Schiperoort, Isaac van Swanenburgh, Hendrick<br />

Clock und Jan Arentsz de Man, in Ausbildung<br />

und danach in Hoorn bei Willem Gerritsz. Er<br />

verweilte ein Jahr in Frankreich um 1615/16 und<br />

schloss danach seine Ausbildung im Haarlemer<br />

Atelier des Esaias van de Velde (1587 - 1630) ab.<br />

Von allen Lehrern hatte Van de Velde bei weitem<br />

den grössten Einfluss auf Van Goyens frühe<br />

Landschaften. 1618 liess er sich in Leiden nieder<br />

und heiratete Anna Willemsdr van Raelst im<br />

gleichen Jahr. In 1632 zog er nach Den Haag,<br />

wo er die Bürgerschaft zwei Jahre später bekam.<br />

Der Künstler lebte dort an verschiedenen Orten<br />

der Stadt und hatte eine Weile lang die Maler<br />

Johannes Schoeff (1608 - 1666) und Paulus<br />

Potter (1625 - 1654) zur gleichen Zeit als<br />

Nachbarn. Van Goyen war ein produktiver<br />

Maler, von dem über 1200 <strong>Gemälde</strong> und etwa<br />

800 Zeichnungen bekannt sind. Trotz dieser<br />

grossen Arbeitsleistung war der Maler stets in<br />

finanzielle Schwierigkeiten und versuchte durch<br />

Kunsthandel, Begutachtungen von<br />

Kunstwerken und mit Liegenschaften seine<br />

Finanzen aufzurunden, jedoch ohne grossem<br />

Erfolg. Arnold Houbraken berichtet, dass Jan<br />

Steen (1626 - 1679), Nicolaes Berchem (1620 -<br />

1683) und Adriaen van der Cabel (1631 - 1705)<br />

zu seinen Schülern zählten. Doch auch weitere<br />

Künstler wurden sehr von seinem Werk geprägt,<br />

etwa Anthony van der Croos (1606 - 1662),<br />

Jacob Moscher (1615 - 1655) und Cornelis van<br />

der Schalcke (1611 - 1671).<br />

CHF 120 000.- / 150 000.-<br />

(€ 92 310.- / 115 380.-)


3053


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 64<br />

3054<br />

3054*<br />

CORNELISZ., BARENT<br />

(Tätig c. 1655)<br />

Küchenstilleben mit Gemüse.<br />

Öl auf Holz. Unten mittig mit Signatur: DOV.<br />

44 x 33 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthandlung E. Burg Berger, Berlin ca.<br />

1943, als Gerrit Dou (1613 - 1675).<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

Fred G. Meijer weisst dieses <strong>Gemälde</strong> dem<br />

Maler B. Cornelisz. (active c. 1655) zu und bringt<br />

es mit dem einzigen bislang bekannten Stilleben,<br />

das mit dem vollen Namen signiert und 1655<br />

datiert ist, in Verbindung (Öl auf Holz, 33,7 x<br />

27,9 cm, RKD Nr. 4313, Auktion Sotheby’s,<br />

1.12.2009, Los 51). Ein weiteres Beispiel des<br />

Malers mit Monogramm BC und der Datierung<br />

1655 wurde bei Sotheby’s, Amsterdam, am<br />

1.12.2009, als Los 51 angeboten.<br />

Wir danken Fred G. Meijer, RKD, Den Haag,<br />

für seine Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s im<br />

Original.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 620.- / 6 150.-)


3055<br />

3055*<br />

OSTADE, ISAAC VAN<br />

(1621 Haarlem 1649)<br />

Bauernfamilie in einer Scheune.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts mit Signatur und<br />

Datierung: J. v. Ostade 1638.<br />

45 x 57 cm.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Grossbritannien.<br />

CHF 35 000.- / 45 000.-<br />

(€ 26 920.- / 34 620.-)<br />

| 65


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 66<br />

3056<br />

3056<br />

HEEM, JAN DAVIDSZ. DE<br />

(NACHFOLGER)<br />

(Utrecht 1606 - 1683 Antwerpen)<br />

Früchtestilleben mit Austern und weiteren<br />

Objekten.<br />

Öl auf Leinwand. Links auf der Tischkante mit<br />

Monogramm: A. B. F.<br />

79 x 64 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Hallsborough Gallery, 1962 als Andries<br />

Benedetti (siehe RKD Nr. 12033).<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

Greindl, Edith: Les peintres flamands de nature<br />

morte au XVIIe siecle, 1983, S. 337, Nr. 3, unter<br />

signierten Werken von Andreas Benedetti.<br />

Dieses Prunkstilleben mit Austern und Früchten<br />

war einst als ein Werk Andreas Benedetti (1615-<br />

18 wohl Parma - 1660) identifiziert worden, der<br />

in Antwerpen und 1638 im Atelier von Jan<br />

Davidsz. De Heem tätig war. Fred G. Meijer<br />

vom RKD, Den Haag, bestätigt diese<br />

Zuschreibung nach Begutachtung des Originals<br />

allerdings nicht und erkennt eher stilistische<br />

Reminiszenzen mit dem Oeuvre De Heems aus<br />

den frühen 1650er Jahren. Die Entstehung vermutet<br />

Meijer allerdings zu einem etwas späteren<br />

Zeitpunkt.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)


3057<br />

3057*<br />

HOFMANN, SAMUEL<br />

(Zürich 1591 - 1648 Frankfurt)<br />

Stilleben mit Früchten, Porzellanschalen,<br />

Steinzeugkrug und Trinkgläsern.<br />

Öl auf Leinwand. 85 x 62,8 cm.<br />

Dieses qualitätsvolle Stilleben ist ein charakteristisches<br />

Werk des Schweizer Malers Samuel<br />

Hofmann. Fred G. Meijer bezeichnet es nach<br />

Begutachtung des Originals als besonders interessant<br />

und datiert es in die späte Schaffensphase<br />

des Künstlers. Meijer weist darauf hin, dass die<br />

Trauben vergleichbar sind mit denen auf dem<br />

Stilleben um 1646, heute in einer Schweizer<br />

Privatsammlung (Öl auf Leinwand, 121,5 x 95,5<br />

cm, signiert: S. HOFMANN FECIT, siehe<br />

Literatur: Schlégel, Istavan : Samuel Hofmann,<br />

Züich 1980, Nr. 84, S. 142).<br />

Hervorzuheben ist die künstlerische Virtuosität,<br />

mit der Hofmann die Stofflichkeit der unterschiedlichen<br />

Stillebenobjekte wiedergibt und<br />

zwischen den unterschiedlichen Materialien,<br />

wie dem feinen Porzellan, dem robusten<br />

Steinzeug, dem filigranen Glas, der polierten<br />

Oberfläche des Zinntellers oder den einzelnen<br />

Früchten, unterscheidet. Diese werden mit<br />

bewusstem Lichteinfall plastisch in Szene<br />

gesetzt.<br />

CHF 35 000.- / 45 000.-<br />

(€ 26 920.- / 34 620.-)<br />

| 67


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3058<br />

3058*<br />

SPANIEN, 19. JAHRHUNDERT<br />

Preziosenwand.<br />

Öl auf Leinwand.<br />

38,5 x 48 cm.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 850.- / 5 380.-)<br />

| 68


3059<br />

3059*<br />

ELLIGER, OTTMAR d. Ä.<br />

(Gothenburg 1633 - 1679 Berlin)<br />

Trompe-l’oeil mit Rast auf der Flucht nach<br />

Ägypten. 1675.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links auf dem Bild signiert<br />

und datiert: Ottmar Elliger fecit 1675.<br />

77,3 x 58 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Erworben 1988 in den Newhouse Galleries,<br />

New York.<br />

- Sammlung Robert Noortman, Belgien.<br />

- Privatsammlung, Europa.<br />

CHF 20 000.- / 25 000.-<br />

(€ 15 380.- / 19 230.-)<br />

| 69


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 70<br />

3060<br />

3061


3062<br />

3060*<br />

UDEN, LUCAS VAN (ZUGESCHRIEBEN)<br />

(1595 Antwerpen 1672)<br />

Weite Berglandschaft mit Reisenden neben<br />

einem Feuer.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts unleserlich signiert.<br />

26,6 x 38,4 cm.<br />

Lucas van Uden war der Sohn des Malers Artus<br />

van Uden (1544 - 1628), bei dem er in die Lehre<br />

ging. 1627 wurde er Mitglied der Antwerpener<br />

Gilde und im Februar des selben Jahres heiratete<br />

er Anna van Woelput. Van Uden arbeitete<br />

wahrscheinlich in Rubens’ Atelier in den 1630er<br />

Jahren. Er scheint 1649 Antwerpen verlassen zu<br />

haben, allerdings bleibt es unbekannt, wo er<br />

sich genau dann niederliess. Später kehrte er<br />

nach Antwerpen zurück. Neben Jan Wildens<br />

(1586 - 1653) zählt Lucas van Uden zu den führende<br />

Landschaftsmalern im Umkreis Peter Paul<br />

Rubens. Seine kleinen Landschaften zeugen<br />

jedoch vermehrt vom Enfluss Jan Brueghel d. Ä<br />

(1568 - 1625). Van Uden war ebenfalls als<br />

Kupferstecher tätig und zahlreiche Zeichnungen<br />

sind von ihm überliefert.<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

3061*<br />

KAMPER, GODAERT<br />

(Düsseldorf 1613 - 1679 Leiden)<br />

Lanschaft mit Hirten und Vieh im Vordergrund.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts signiert: G. Kamper.<br />

44,2 x 64,5 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3062*<br />

SCHOEFF, JOHANNES PIETERSZ.<br />

Den Haag 1608 - 1666 Bergen-op-Zoom)<br />

Weite Landschaft mit Reisenden.<br />

Öl auf Leinwand. 52 x 74 cm.<br />

Schoeff gehört zu der Malergruppe, die wesentlich<br />

von Jan van Goyen (1596 - 1656) beeinflusst<br />

wurde. Der blätterlose Baum zur Rechten wird<br />

dabei in weiteren seiner Werke, darunter auch<br />

signierte, aufgegriffen.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 71


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3063<br />

3063*<br />

MIJTENS, JAN (UMKREIS)<br />

(1614 Den Haag 1670)<br />

Familienbildnis.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts mit Signatur: G.<br />

Netscher.<br />

84 x 108 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Sotheby’s, London, 23.2.1983, Los<br />

92a als von Caspar Netscher.<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

Literatur:<br />

Wieseman, Marjorie: Caspar Netscher and late<br />

seventeenth-century Dutch painting,<br />

Doornspijk 2002, Nr. C 456 (C = abgelehnte<br />

Werke), als möglicherweise von Herman<br />

Doncker.<br />

Wir danken Rudi Ekkart vom RKD, Den Haag,<br />

für die vorgeschlagene Zuschreibung anhand<br />

einer Fotografie.<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 23 080.- / 38 460.-)<br />

| 72<br />

3064*<br />

CUYP, JACOB GERRITSZ.<br />

(1594 Dordrecht 1651/2)<br />

Bildnis von drei Kindern in einer Landschaft.<br />

Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />

....cuyp. Fecit Ano. 1639.<br />

97 x 116,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung, Paris, vor 1946.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Literatur:<br />

- Chong, A.: Aelbert Cuyp and the meanings of<br />

landscape, Dissertation New York 1992 [Ann<br />

Arbor 1993], S. 429.<br />

- Chong, A.: Werkverzeichnis in<br />

Ausstellungskat. von S. Paarlberg (u.a.): Jacob<br />

Gerritsz. Cuyp (1594-1652), Dordrecht 2002,<br />

S. 176, Nr. 47, abgebildet S. 33, Nr. 31.<br />

Dieses Gruppenbildnis mit drei Kindern in einer<br />

Landschaft, einem Lamm und einem schwarzweissen<br />

Hundewelpen ist ein charakteristisches<br />

Werk des Dordrechter Malers Jacob Gerritzs.<br />

Cuyp, der sich nicht nur auf Portraitmalerei,<br />

sondern auch auf Stilleben, Genre- und<br />

Historiendarstellungen spezialisierte. Er zählte<br />

für eine geraume Zeit zu den Hauptportraitisten<br />

der wohlhabenden Gesellschaft Dordrechts und<br />

fokussierte sich besonders auch auf die<br />

Darstellung von Kindern. Heute ist er wohl als<br />

einer der bedeutendsten Maler von<br />

Kinderbildnissen in Holland des 17.<br />

Jahrhunderts bekannt.<br />

Bei dieser Darstellung ist ein pastoraler<br />

Bildcharakter zu erkennen, den Cuyp vorwiegend<br />

ab 1627 für seine <strong>Gemälde</strong> wählte und der<br />

den Einfluss des Utrechter Malers Abraham<br />

Bloemaerts, bei dem er gelernt haben soll, ebenso<br />

wie von Paulus Moreelse, verdeutlicht.<br />

Moreelse war der Pioneer dieses Genres mit seinem<br />

Portrait von zwei Mädchen in pastoralen<br />

Kostümen von 1622 (Centraal Museum,<br />

Utrecht, Inv. Nr. 10240, Leihgabe des Instituut<br />

Collectie Nederland), der sich in den folgenden<br />

Jahren grösster Beliebtheit erfreute.


3064<br />

Pastorale Themen in der Malerei liefen parallel<br />

mit der zeitgenössischen Literatur, die die<br />

Heiterkeit und Schlichtheit des ländlichen<br />

Lebens den Ängsten und der Dichte der Stadt<br />

gegenüberstellte. Dabei wurde der Blick auf die<br />

antike Literatur geworfen, insbesondere auf die<br />

Werke Vergils, darunter seine Hirtengedichte,<br />

wie Georgica, die 1597 von Karel van Mander<br />

ins Holländische übersetzt und in zahlreichen<br />

literarischen Werken des 17. Jahrhunderts aufgegriffen<br />

wurden.<br />

Der pastorale Charakter dieser Darstellung zeigt<br />

sich besonders in dem Hirtenstock und dem<br />

Lamm, so wie in der Kostümierung der Kinder,<br />

die viel farbenfroher und erhabener wirkt, wie<br />

dies von zeitgenössischer Tracht zu erwarten<br />

wäre. Die Blumen im Haar des Mädchens und<br />

auf dem Hut ihrer Schwester unterstreichen<br />

dies und die Landschaft vermittelt einen idyllischen<br />

Charakter im arkadischen Stil. Das<br />

Lamm ist unter anderem ein traditionelles<br />

Symbol für Unschuld und wurde in diesem<br />

Sinne häufig in holländischen Kinderportraits<br />

des 17. Jahrhunderts eingesetzt. Das gut-erzogene<br />

Hundewelpen wurde sicherlich nicht nur als<br />

Spielgefährte der Kinder dargestellt, sondern<br />

verstand sich als Metapher für gute<br />

Kindererziehung. Die vier Seifenblasen, die<br />

soeben sanft auf dem Boden aufgekommen<br />

sind, dürften auf die Vergänglichkeit des irdischen<br />

Lebens hinweisen. Eine ist dabei, sich<br />

aufzulösen und weist möglicherweise auf ein<br />

bereits verstorbenes Geschwisterkind hin.<br />

Stilistisch lässt sich diese hier angebotene<br />

Darstellung mit dem signierten und datierten<br />

<strong>Gemälde</strong> Zwei Kinder und ein Lamm von 1638<br />

im Wallraf-Richartz-Museum, Köln (78,5 x<br />

107,5, Inv. WRM 1003) vergleichen, das in ähnlicher<br />

Weise den Vanitascharakter aufgreift.<br />

Statt der Seifenblasen finden sich hier kostbare<br />

Gegenstände, wie eine Perlenkette, Ohrringe,<br />

Münzen und seltene Muscheln, die auf dem<br />

Boden verteilt sind. Diese verkörpern nicht nur<br />

die Vergänglichkeit weltlicher Reichtümer, sondern<br />

der kleine Junge scheint auch kurz davor<br />

zu sein, auf diese zu treten. Zur Bedeutung dieser<br />

Darstellungsthematik siehe auch A. Mac<br />

Niel Kettering, in: The Dutch Arcadia: Pastroal<br />

art and its audience in the golden age, 1983, S.<br />

74.<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 30 770.- / 46 150.-)<br />

| 73


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 74<br />

3065<br />

3065<br />

MAES, NICOLAES<br />

(Dordrecht 1632 - 1693 Amsterdam)<br />

Bildnis eines Edelmannes.<br />

Öl auf Leinwand. 97,5 x 75,5 cm.<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />

nach Begutachtung des Originals und seinen<br />

Datierungsvorschlag in die 1670er Jahre.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)


3066<br />

3066*<br />

VICTORS, JAN (ZUGESCHRIEBEN)<br />

(Amsterdam 1620 - 1676 Ost-Indien)<br />

Familienportrait mit Putto vor einer<br />

Gartenlandschaft.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links schwer leserlich<br />

mit Signatur und Datierung: V?ictöor 1640.<br />

124 x 150 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Frankreich.<br />

Die Autorschaft dieses Familienportraits konnte<br />

bislang nicht eindeutig geklärt werden.<br />

Während bislang davon ausgegangen wurde,<br />

dass es sich hierbei um das wohl früheste<br />

bekannte Werk des Amsterdamer Malers Jan<br />

Victors handelt, erkennt Jan Kosten vom RKD,<br />

Den Haag, stilistische Parallelen mit dem<br />

Oeuvre Charles Emmanuel Biset (Mecheln 1633<br />

- 1691 Breda), dessen Umkreis er diese<br />

Portraitgruppe zuschreibt. Die Kostümierung<br />

der Dargestellten lässt nach ihm auf eine spätere<br />

Entstehung in den 1660er Jahren vermuten. Wir<br />

danken ihm für die Begutachtung dieses<br />

<strong>Gemälde</strong>s anhand einer Fotografie.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)<br />

| 75


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3067 3068<br />

3067*<br />

THYS, PIETER<br />

(1624 Antwerpen 1677)<br />

Portrait eines edlen Herren, wohl Frederik de<br />

Marselaer. Öl auf Holz. 54 x 41,7 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung Basel, 1925.<br />

- Privatsammlung.<br />

Dieses auf einer qualitätsvollen Eichenplatte<br />

gemalte Portrait eines edlen Herren wurde vermutlich<br />

nach einem verschollenen Prototypen<br />

von Anthony van Dyck (1599 - 1641) gemalt,<br />

das in Van Dycks Antwerpener Periode um<br />

1627-1632 datiert werden kann (gemäss Jan de<br />

Maere, Herausgeber von Maere, Jan de<br />

Wabbes, Marie: Illustrated Dictionary of the<br />

17th Century Flemish Painting, 3 Bände,<br />

Brüssel 1994). Mehrere Versionen dieses<br />

Portraits zeugen von der Existenz eines<br />

Prototypen, eine davon im Musée des Beaux-<br />

Arts in Troyes (Öl auf Leinwand, 43 x 36 cm,<br />

Inv. Nr. 864-1-7). Eine weitere befindet sich in<br />

der Sammlung Czernin in Wien (Öl auf<br />

Leinwand, Masse unbekannt, Inv. Nr. 183), eine<br />

dritte wurde in Berlin an einer Aukltion im<br />

März 1928 als von Anthony van Dyck verkauft<br />

| 76<br />

(Öl auf Leinwand, 56 x 47 cm) und eine befindet<br />

sich in der Hermitage in St. Petersburg (Öl<br />

auf Leinwand, 68 x 60 cm).<br />

Der Portraitierte ist nicht zweifellos identifiziert,<br />

jedoch besitzt die National Gallery in Dublin<br />

ein Portait von Frederik de Marselaer von Van<br />

Dyck, das starke Ähnlichkeit mit dem edlen<br />

Herren in unserem <strong>Gemälde</strong> aufweist (siehe<br />

Barnes, S.J. et al: Van Dyck, A Complete<br />

Catalogue of the Paintings, New Haven &<br />

London 2004, Nr. III.A18, S. 408, mit Abb.).<br />

Frederik de Marselaer (1584 - 1670), der in<br />

Antwerpen geboren wurde, studierte<br />

Rechtswissenschaft in Louvain, reiste nach<br />

Italien und liess sich schliesslich in Brüssel nieder,<br />

wo er zwischen 1614 und 1659 wiederholt<br />

als Magistrat, Schatzmeister und Bürgermeister<br />

tätig war und weitere wichtige Ämter inne hielt.<br />

1617 geadelt, wurde er zum Herr von Perk,<br />

Elewijt und weiterer Ländereien in 1626. Er<br />

veröffentlichte eine Publikation, „Legatus“, über<br />

die Rechten und Pflichten eines Diplomaten,<br />

das zwsichen 1618 und 1666 fünf mal herausgegeben<br />

wurde. Das Dubliner Portrait wurde von<br />

Adriaen Lommelin (1637 - 1673) und von<br />

Cornelis Galle (1576 - 1650) gestochen und<br />

somit verbreitet. Ein zweites Portrait von<br />

Marselaer, das ebenfalls Van Dyck zugeschrieben<br />

war, wurde am 7. Dezember 1994 bei<br />

Sotheby’s in London verkauft (Los 46).<br />

Pieter Thys der Ältere ging bei Artus<br />

Deurwerders 1635/36 in Ausbilung. Um 1639<br />

reiste er nach England und wurde Schüler von<br />

Anthony van Dyck (1599 - 1641). 1644 kehrte er<br />

nach Antwerpen zurück und trat als unabhängiger<br />

Maler in die dortige Guilde ein. 1648 heiratete<br />

Thys Constantina van der Beken, mit der<br />

er einen Sohn hatte, Pieter Pauwel, der später<br />

ebenfalls Künstler wurde. Thys war als Dekan<br />

der St. Lukas-Gilde 1660/61 tätig. Im Sommer<br />

1670 heiratete er Anny Brydegom. Pieter Thys<br />

schuf Kartons für Wandteppiche auf der Basis<br />

von Skizzen von Jan den Hoecke. Sein Malstil<br />

ist alleridngs stark von seinem Lehrer van Dyck<br />

geprägt. Er malte hauptsächlich Historienbilder<br />

und Portraits.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 13 850.- / 21 540.-)


3069<br />

3068*<br />

CUYP, JACOB GERRITSZ.<br />

(1594 Dordrecht 1651/2)<br />

Portrait eines Herren. 1645.<br />

Öl auf Holz. Rechts mittig signiert und datiert:<br />

Aetatis 47. 1645.<br />

74,5 x 59 cm.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

3069*<br />

AMSTERDAM, UM 1660<br />

Portrait einer Dame, wie überliefert Komtesse<br />

De Rossemont.<br />

Öl auf Leinwand. Rechts mittig mit Signatur<br />

und Datierung: F. Bol f 1635.<br />

73 x 60 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung H. Wallich, Berlin, 1895.<br />

- Privatsammlung Hessen, Deutschland.<br />

Die Zuschreibng an einen Künstler aus<br />

Amsterdam wurde von Rudi Ekkart vorgeschlagen<br />

sowie die Datierung um 1660 anhand der<br />

Bekleidung der Portraitierten.<br />

Wir danken Rudi Ekkart vom RKD, Den Haag,<br />

für die Begutachtung anhand einer Fotografie.<br />

CHF 22 000.- / 28 000.-<br />

(€ 16 920.- / 21 540.-)<br />

| 77


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 78<br />

3070<br />

3070*<br />

THIELEN, JAN PHILIP VAN<br />

(vor 1618 Mechelen 1667)<br />

Maria und Kind in einer Girlande.<br />

Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />

I.P. Van Thielen. F. Ano 1649.<br />

74 x 52 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion, Dorotheum Wien, 23.3.1965, Los<br />

118.<br />

- Sammlung Hofrat-Goldschmift, Wien.<br />

- Walter A. Hofer, München 1970.<br />

- Auktion, Sotheby’s London, 19.-20.2.1986,<br />

Los 41.<br />

- Privatsammlung, Hilversum.<br />

Ausstellung:<br />

Museum Mauritshuis, Den Haag als Leihgabe.<br />

Wir danken Fred G. Meijer für die Bestätigung<br />

der Eigenhändigkeit nach Begutachtung des<br />

Originals.<br />

CHF 17 000.- / 25 000.-<br />

(€ 13 080.- / 19 230.-)


3071<br />

3071*<br />

JAN VAN KESSEL d. Ä. (WERKSTATT)<br />

(1626 Antwerpen 1679)<br />

Stilleben mit Blumenkorb, Früchten, Fischen,<br />

Wildvöglen und anderen kleinen lebenden<br />

Tieren.<br />

Öl auf Holz. 26,5 x 38,5 cm.<br />

Dieses Stilleben mit einem Blumenkorb,<br />

Früchten, Fischen, Wildvögeln und kleinen<br />

Tieren reiht Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag nach Begutachtung des Originals<br />

(Schreiben vom 10.3.2010) einer Gruppe von<br />

Arbeiten zu, die der Werkstatt Jan van Kessel<br />

d. Ä. zugeschrieben werden. Bislang lässt sich<br />

nicht eindeutig bestätigen, dass diese Künstler<br />

in direkter Verbindung mit van Kessel bzw.<br />

Antwerpen standen, allerdings spricht die stilistische<br />

Umsetzung sehr dafür. Während der<br />

grösste Teil dieser Stilleben auf Kupfer gemalt<br />

wurde, wählte der Maler unserer Darstellung<br />

eine Holzplatte mit rückseitigen<br />

Schwalbenschwanzverstärkungen. Diese technische<br />

Eigenschaft wurde ursprünglich in<br />

Südeuropa angewendet. Fred G. Meijer vermerkt,<br />

dass eine stilistisch unserem Stilleben<br />

sehr verwandte Komposition, die im RKD unter<br />

der Nr. 65841 aufgeführt ist, ebenfalls auf einer<br />

Holztafel, und zwar Walnussholz, gemalt wurde<br />

und sicherlich mit unserer Version in<br />

Verbindung zu bringen ist.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 79


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3073<br />

3073*<br />

RUBENS, PETER PAUL (KOPIE NACH<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS)<br />

(Siegen 1577 - 1640 Antwerpen)<br />

Die Grosszügigkeit des Scipio.<br />

Öl auf Holz. 34,5 x 50,3 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Lenglier, Paris, 24.4.1786, Los 52.<br />

- Auktion J.B.P. Le Brun, Paris, 11.4.1791, Los<br />

77 (verkauft an „Constantin* für 362 FR).<br />

- Dowdesweill London.<br />

- Auktion Christie’s, London, Henry J. Pfungst,<br />

15.6.1917, Los 152 (verso Etikette: „From the<br />

Lebrun Sale/In Paris, 1791/Brought to<br />

England“, verkauft an „Carwicker“).<br />

- Auktion Christie’s London, 13-14.11.1919, Los<br />

219 (verkauft an „Carroll“).<br />

- Privatsammlung.<br />

Literatur:<br />

McGrath, Elizabeth: Subjects from History,<br />

Corpus Rubenianium, Teil XIII, London 1997,<br />

Band 1, S. 265, Abb. 180 (als Kopie einer<br />

Skizze ehemals aus der Sammlung des Herzogs<br />

von Usel, Brüssel).<br />

Gemäss einer verso angebrachten Etikette wurde<br />

davon ausgegangen, dass es sich bei diesem<br />

<strong>Gemälde</strong> um eine Studie für das <strong>Gemälde</strong> mit<br />

gleichem Thema von Peter Paul Rubens handelt,<br />

welches nach John Smith (A Catalogue Raisonné<br />

Bd. II, S. 201- 202, Nr. 732) in der Sammlung<br />

Yates in London und davor in der Sammlung des<br />

Duc d’Orléans war. 1836 wurde dieses <strong>Gemälde</strong>,<br />

als es sich in der Sammlung Yates befand, in einen<br />

Brand zerstört (siehe Nachtragsband von John<br />

Smith, S. 314, Nr. 252).<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

| 80<br />

3074*<br />

FLÄMISCHE SCHULE, 17.<br />

JAHRHUNDERT<br />

Portrait eines Jünglings.<br />

Öl auf Papier auf Leinwand. 28,5 x 20,2 cm.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung England.<br />

Mehrere Autoren vertreten die Meinung, dass<br />

es sich bei dieser Ölskizze um eine Arbeit eines<br />

Flamen handelt der im Umkreis von Peter Paul<br />

Rubens anzusiedeln ist (darunter Dr. Albert<br />

Blankert, Prof. Egbert Haverkamp-Begemann,<br />

Prof. Joshua Bruyn und Dr. Rudiger Klessman).<br />

Als mögliche Künstler werden Cornelis de Vos<br />

(1584 - 1651), Gaspar de Crayer (1584 - 1669),<br />

Jan Cossiers (1600 - 1671) und Jacob van Oost<br />

(1601 - 1671) genannt. Zugleich wurde vorgeschlagen,<br />

dass diese Arbeit von der Hand eines<br />

holländischen Künstlers aus Haarlem um 1640<br />

stammen könnte. Pieter de Grebber (um 1600 -<br />

1652) und Jan de Bray (um 1627 - 1697) kämen<br />

dabei als Autoren in Frage.<br />

Ölskizzen wie diese wurden oft von Künstlern<br />

wie Rubens, Jordaens und Van Dyck als<br />

Vorarbeiten für grössere Auftragswerke angefertigt.<br />

Das hier angebotene Werk war vermutlich<br />

eine Studie nach der Natur eines Hirten aus<br />

einer Christi Geburt Szene. Recherchen haben<br />

gezeigt, dass eine rege Nachfrage nach solchen<br />

Ölskizzen im 17. Jahrhundert vorhanden war<br />

(siehe Filipczak, Zirka Zaremba: Picturing Art<br />

in Antwerp, Princeton 1987, S. 159-160). Sie<br />

galten als eigenständige Werke, unbeachtet<br />

davon, ob sie als Vorarbeiten für grössere<br />

Kompositionen eingesetzt wurden. In<br />

Antwerpener Inventaren sind sie als „crabbelinghen“<br />

(Notiz oder Gekritzel) bezeichnet, was<br />

darauf schliessen lässt, dass sie sehr verbreitet<br />

waren. Vor allem wurden sie oft auf Leinwand<br />

oder Holzplatte übertragen, um ihnen das<br />

Aussehen eines fertigen <strong>Gemälde</strong>s zu verleihen.<br />

Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde diese Art<br />

von Kunst zunehmend beliebt, zuerst in<br />

Antwerpen und später in weiteren Teilen<br />

Europas.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 850.- / 5 380.-)


3074<br />

| 81


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3075<br />

3075*<br />

PEETERS, BONAVENTURA<br />

(Antwerpen vor 1614 - 1654 Hoboken)<br />

Marinelandschaft mit Turm und Fischern.<br />

Öl auf Holz. Links auf Steinsteg monogrammiert:<br />

B.P.<br />

29,5 x 39,5 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

| 82


3076<br />

3076*<br />

PORCELLIS, JULIUS<br />

(Rotterdam um 1609 - um 1645 Leiden)<br />

Schiffe auf einer stürmischen See.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts am Holzmast monogrammiert:<br />

I.P.<br />

26,7 x 34,8 cm.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Deutschland.<br />

Diese bisher unbekannte und unveröffentlichte<br />

Marine ist eine bedeutende Ergänzung des kleinen,<br />

aber äusserst qualitätsvollen Oeuvres des<br />

Malers Julius Porcellis. Auf rauer See sehen wir<br />

im Vordergrund einen kleinen Zweimaster, der<br />

gegen dem Wellengang ankämpft. Das Schiff,<br />

das sich mit seinem dunklen Umriss vom hellleuchtenden,<br />

wolkengefüllten Himmel abhebt,<br />

erscheint machtlos in seiner Anstrengung,<br />

gegen die Wellen Stellung zu halten. Weiter in<br />

der Ferne sind weitere Schiffe zu sehen, unter<br />

anderem ein holländischer Dreimaster.<br />

Julius Porcellis war Sohn und wahrscheinlich<br />

auch Schüler des Marine-Malers Jan Porcellis<br />

(1584 - 1632). Er wurde vermutlich in<br />

Rotterdam geboren, wo sein Vater 1605 geheiratet<br />

hatte. 1622 zog die Familie nach Haarlem,<br />

wo der verwitwette Jan Porcellis ein zweites Mal<br />

heiratete. Zwei Jahre später lebten Jan und seine<br />

Familie in Amsterdam und er war um 1627 in<br />

Voorburg, nahe Den Haag tätig. Etwas später<br />

scheint die Familie in Zoeterwoude nahe Leiden<br />

gelebt zu haben. Julius zog um 1634 nach<br />

Rotterdam aber behielt gleichzeitig den<br />

Wohnsitz in Zoeterwoude, da er das Haus seines<br />

Vaters, der auf dem Immobilienmarkt<br />

erfolgreich tätig war, übernehmen konnte. Um<br />

1645 zog Julius ganz nach Leiden, wo er<br />

schliesslich verstarb.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

| 83


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 84<br />

3077<br />

3078<br />

3077<br />

APSHOVEN, THOMAS<br />

(vor 1622 Antwerpen 1664)<br />

Bauernfest auf dem Land.<br />

Öl auf Kupfer. 28,5 x 34 cm.<br />

CHF 18 000.- / 24 000.-<br />

(€ 13 850.- / 18 460.-)<br />

3078*<br />

TENIERS, DAVID d. J. (NACHFOLGER)<br />

(Antwerpen 1610 - 1690 Brüssel)<br />

Festlichkeiten in einem Dorf.<br />

Öl auf Holz. 26,9 x 37,8 cm.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 620.- / 6 150.-)


3079<br />

3079<br />

FRANCKEN, FRANS d. J. UND<br />

WERKSTATT<br />

(1581 Antwerpen 1642)<br />

Achill unter den Töchtern des Lykomedes.<br />

Öl auf Holz. 55 x 78,7 cm.<br />

Gutachten: Dr. Ursula Härting 1.2.2010<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> „Archill unter den Töchtern<br />

des Lykomedes“ identifiziert Dr. Ursula Härting<br />

nach Begutachtung des Originals als eine<br />

Zusammenarbeit von Frans Francken d. J. und<br />

einem Ateliermitarbeiter. „Die antike Episode<br />

erzählt von Achill, der verkleidet als junge Frau<br />

unter den Töchtern des Königs von Skyros,<br />

Lykomedes, erzogen und durch eine List entdeckt<br />

wird (siehe Ovid, Ilias: Metamorphosen,<br />

Hygin Fab., Gesta Romanorum). Odysseus war<br />

an den skyrischen Hof geeilt, um Achill für den<br />

troianischen Krieg zu gewinnen. Auch<br />

Odysseus verkleidete sich und bot den<br />

Königstöchtern als Kleiderhändler kostbare<br />

Stoffe, Raritäten und Schmuck an, darunter<br />

diverse Waffen. Achill griff seiner wahren Natur<br />

entsprechend sogleich nach den Waffen, während<br />

die wahren Frauen von den glänzenden<br />

Kostbarkeiten fasziniert waren. Man sieht<br />

Odysseus und seine Begleiter wie sie Achill<br />

packen, der sich, äußerlich ganz das schwache<br />

Geschlecht, mit Degen und Schild wehrt.<br />

Frans Francken II gehört zu den ersten flämischen<br />

Malern, die das Thema aufgegriffen<br />

haben, welches im Barock sehr beliebt wurde.<br />

(siehe Pigler, A: Barockthemen, Berlin 1956, II,<br />

263-266). Die Stilllebenelemente und vor allem<br />

die List und das erotisch anmutende<br />

Versteckspiel unter den Geschlechtern faszinierten<br />

den Betrachter.<br />

Vor allem bestechen die Stilllebenmotive,<br />

Raritäten, noble Musikinstrumente wie Laute,<br />

Bratsche, Geige und Schalmei, der große bronzene<br />

Leuchter, die Fülle verschiedener Schalen<br />

und Gefäße, die bunten Stoffe, die ebenso<br />

Importware waren wie die exotischen Muscheln<br />

und die chinesischen Vasen und Becher. Es<br />

waren Kostbarkeiten, die auch zu Franckens<br />

Lebzeiten an königlichen Höfen rar, kostbar<br />

und gesucht waren, wie es die gemalten<br />

Kunstkabinette seiner Zeit zeigen. Das Sujet<br />

der antiken Legenden ist in vielen Versionen im<br />

Atelier des so bedeutenden Antwerpener<br />

Kleinfigurenmalers Frans Francken gemalt worden<br />

(siehe Härting, Ursula: Frans Francken II -<br />

Die <strong>Gemälde</strong>, Freren, 1989, Kat. Nr. 304-307)<br />

Seine Handschrift und seinen lasierenden Stil<br />

erkennt man in Teilen der Architektur mit dem<br />

goldfarben bemalten Lederbehang, vor allem in<br />

einigen der grazilen Königstöchter im<br />

Mittelgrund, und im „finish“ auf vorderer<br />

Bildebene in diversen Muscheln und den drei<br />

Prunkvasen. Sein Atelier führte Frans II mit<br />

Hilfe seiner Brüder und Söhne; nur ein einziger<br />

Lehrling ist namentlich bekannt. Wer hier am<br />

Bild mitarbeitete, bleibt offen, jedoch gehörte<br />

solch eine Zusammenarbeit verschiedener<br />

Hände an einem <strong>Gemälde</strong> zu den üblichen<br />

Arbeitsprozessen in Franckens Atelier.“<br />

Als mögliche Werkstattbeteiligung kann Hans<br />

Jordaens III (1595 - 1643) in Betracht gezogen<br />

werden.<br />

CHF 60 000.- / 80 000.-<br />

(€ 46 150.- / 61 540.-)<br />

| 85


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 86<br />

3080<br />

3081


3082<br />

3080<br />

FRANCKEN, FRANS d. J. UND WOHL<br />

JAN WILDENS (WERKSTATT)<br />

(1581 Antwerpen 1642) und (1584 Antwerpen 1653)<br />

Flämische Landschaft mit der Auffindung des<br />

Moses Knaben.<br />

Öl auf Holz. Verso Brandmarke der<br />

Antwerpener Lukasgilde und die unscharfe<br />

Schlagmarke des Tafelmachers. 39 x 55 cm.<br />

Gutachten: Dr. Ursula Härting, 7.2.2011.<br />

Ursula Härting schreib in ihrem Gutachten zu<br />

diesem <strong>Gemälde</strong> wie folgt:» Das mir im Original<br />

bekannte <strong>Gemälde</strong> „Die Auffindung des<br />

Mosesknaben“ entstand in Zusammenarbeit<br />

zweier Künstler aus zwei Antwerpener Ateliers.<br />

Die flüssige, sichere und sehr routinierte figürliche<br />

Staffage malte der Kleinfigurenmaler Frans<br />

Francken II (1581 - 1642). Der Autor der<br />

Landschaft mit Kastell ist durch die Erhaltung<br />

der Landschaftsmalerei schwierig zu bestimmen.<br />

Die linear erfasste Kastellarchitektur erinnert an<br />

die gleichartig konstruierten Ansichten von<br />

Kastellen des Jan Wildens, dessen Interesse an<br />

existenten Landmarken und Veduten sich auch<br />

in Zeichnungen offenbart. Die Bildanlage von<br />

Kastell und Landschaft hier wird von Wildens<br />

oder einem seiner Ateliermitarbeiter stammen.<br />

Das hier dargestellte Kastell am Fluss erinnert<br />

an Ansichten des ländlich gelegenen Kasteel<br />

Kraaienhof mit seinem hohen Burgturm. Wobei<br />

die hier im Bild dargestellte Loggia im Garten<br />

wiederum eine Allusion an Rubens’ Freisitz in<br />

seinem Antwerpener städtischen Garten darstellt.<br />

Die Ansiedelung der Szene ins ländliche<br />

Umland des belgischen Antwerpens amüsiert».<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

3081<br />

HEEREMANS, THOMAS<br />

(um 1649 - 1697)<br />

Winterlandschaft mit zugefrorenem See und<br />

Schlittschuhläufern vor einer Stadtmauer. 1689.<br />

Öl auf Leinwand. Signiert und datiert: TH<br />

(legiert) MAnS. 1689.<br />

41,2 x 63,7 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Singer, London.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

3082<br />

DELFTER MEISTER, UM 1640<br />

Früchtestilleben auf einem Tisch.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts signiert und datiert:<br />

K. Coiy. 1640.<br />

51,5 x 65 cm.<br />

CHF 15 000.- / 20 000.-<br />

(€ 11 540.- / 15 380.-)<br />

| 87


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3083 3084<br />

3083<br />

POELENBURGH, CORNELIS VAN<br />

(UMKREIS)<br />

(1586 Utrecht 1667)<br />

Verkündigung.<br />

Öl auf Holz. Rechts mittig am Rand mit<br />

Signatur: CPoelenburg.<br />

38,5 x 30 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />

- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />

Privatsammlung, Schweiz.<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

| 88<br />

3084<br />

ANTWERPENER SCHULE, 1630/40<br />

Grisaille mit Maria umringt von Engeln und<br />

Passionsattributen.<br />

Öl auf Holz. 56,5 x 36 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Beaux-Arts, 26.4 2005, Los 15.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)


3085<br />

3085*<br />

ELSHEIMER, ADAM (NACHFOLGER)<br />

(Frankfurt am Main vor 1578 - 1610 Rom)<br />

Maria und Kind mit Engeln in einer Landschaft.<br />

Öl auf Kupfer.<br />

19,4 x 24,6 cm.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung USA.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

| 89


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 90<br />

3086<br />

3087


3088<br />

3086*<br />

JUVENEL, PAUL d. Ä.<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(Nürnberg 1579 - 1643 Pressburg)<br />

Jesus bei Simeon im Tempel.<br />

Öl auf Holz. 33,7 x 62 cm.<br />

Provenienz:<br />

Auktion Leo Spik, Berlin, 21.6.1984, Los 374<br />

(als Frans Francken d. J. und datiert 1632).<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> zeigt eine Episode aus den<br />

Kindheitsjahren Christi (Lukas, 2). Maria und<br />

Josef brachten ihr Kind dem Herrn im Tempel<br />

von Jerusalem. Simeon, dem Gott versprochen<br />

hatte, dass er nicht sterben würde, bevor er den<br />

Messias gesehen hatte, war ebenfalls anwesend.<br />

Dieser nahm das Kind in die Arme und erkannte<br />

in ihm den Erlöser. Die alte Frau rechts im<br />

Bild, Prophetin Hanna, erkannte ebenso im<br />

Kind den Erlöser.<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

3087<br />

VLIET, HENRICK CORNELISZ. VAN<br />

(1611 Delft 1675)<br />

Alte Kirche in Delft, vom Nordflügel nach<br />

Osten.<br />

Öl auf Holz. 49 x 44 cm.<br />

Dieser Einblick in die Längsachse der Delfter<br />

„Oude Kerk“ lässt die Schiffe deutlich erkennen<br />

und ermöglicht es dem Maler, mit den unterschiedlichen<br />

Licht- und Schattenverhältnissen<br />

innerhalb der Kirche zu experimientieren.<br />

Dr. Walter Liedtke datiert diese Arbeit von<br />

Henrick Cornelisz. van Vliet in die 1660er Jahre<br />

und verweist auf eine weitere vergleichbare<br />

Darstellung der Delfter „Oude Kerk“, die in der<br />

Wiener Akademie der Künste zu finden ist (um<br />

1660-65, Öl auf Holz, 47 x 36,5 cm; siehe<br />

Liedtke, Walter: Architectural painting in Delft:<br />

Gerard Houckgeest, Hendrick van Vliet,<br />

Emanuel de Witte, Doornspijk: Davaco 1982,<br />

Abb. 58; sowie Trnek, Renate: Die holländischen<br />

<strong>Gemälde</strong> des 17. Jahrhunderts in der<br />

<strong>Gemälde</strong>galerie der Akademie der bildenden<br />

Künste in Wien, Wien: Böhlau 1992, Abb. 128,<br />

S. 397).<br />

Wir danken Dr. Walter Liedtke für die<br />

Bestätigung der Eigenhändigkeit anhand einer<br />

Fotografie.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3088*<br />

BRUEGHEL, JAN d. Ä. (NACHFOLGER<br />

UM 1635)<br />

(Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen)<br />

Flämischer Hafen mit der biblischen Szene<br />

„Christus trifft Petrus“. 1635.<br />

Öl auf Holz. Links auf der Frachtladung mit<br />

Monogramm und Datierung: A.V. f. 1635.<br />

26 x 62,8 cm.<br />

CHF 25 000.- / 30 000.-<br />

(€ 19 230.- / 23 080.-)<br />

| 91


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3089*<br />

VERWER, ABRAHAM DE<br />

(um 1600 Amsterdam um 1650)<br />

Blick auf die Grande Galerie des Musée du<br />

Louvre in Paris, von Westen aus gesehen mit<br />

der Seine, der Porte Neuve, der Tour du Bois<br />

und dem Pont Neuf. 1640.<br />

Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />

Verwer. 1640.<br />

54,8 x 89,6 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sehr wahrscheinlich von Prinz Frederik<br />

Hendrik beauftragt.<br />

- Sammlung Frankreich.<br />

- Sammlung Portugal.<br />

Abraham de Verwer war für den Statthalter<br />

Prinz Frederik Hendrik von Oranien-Nassau<br />

(1584 - 1647) und seinen Sekretär, der bekannte<br />

Dichter und Zeichner Constantijn Huygens<br />

(1596 - 1687) tätig. Beide waren leidenschaftliche<br />

Kunstsammler und - Kenner - so war es beispielsweise<br />

Huygens, der Rembrandt und Jan<br />

Lievens entdeckte (siehe Bredius, A.; Roever,<br />

N. de.: Het schildersregister van Jan Sysmus.<br />

Oud-Holland. Nieuwe Bijdragen voor de<br />

Geschiedenis der Nederlandsche Kunst,<br />

Letterkunde, Nijverheid. Amsterdam 1890, S.<br />

218).<br />

Unser <strong>Gemälde</strong> wurde sehr wahrscheinlich von<br />

Prinz Frederik Hendrik in Auftrag gegeben.<br />

Diese Vermutung bestätigt sich in einem Brief<br />

vom 5.1.1640 von De Verwer an Constantijn<br />

Huygens, in dem er ein <strong>Gemälde</strong> erwähnt, das<br />

für den „Prinzen von Orange“ gemalt werden<br />

sollte („..ende soo sijne Hoocheitmij geliefde in<br />

| 92<br />

sijnnen wyderen dienst te gebruken ... verscheyden<br />

fraije dingen voor mijn ed. Heer tot danckbaerheit<br />

te maeken.“ Persönliche<br />

Korrespondenz zwischen Abraham De Verwer<br />

und Constantijn Huygens, 5.1.1640).<br />

Auf Geheiss des Prinzen reiste Abraham de<br />

Verwer zwischen 1636 und 1641 mehrmals nach<br />

Frankreich, wo er den Louvre und weitere<br />

Ansichten der Stadt malte. Mehrere Verwer<br />

zugeschriebene Stadtansichten sind heute<br />

bekannt. Er gilt als erster Maler, der weite<br />

Pariser Stadtlandschaften schuf, wobei er teilweise<br />

gewaltige holländische Wolkengebilde mit<br />

Pariser Panoramen kombinierte. Wegen seines<br />

subtilen Farbenspiels und seiner beeindruckenden<br />

Himmelsformationen wurden seine Werke<br />

oft mit denen Johannes Vermeer oder François<br />

Verwilt verwechselt (siehe Reflets du Siecle<br />

d’Or, Tableaux Hollandais du XVIIe siècle,<br />

Ausst. Katalog, Fondation Custodia, Paris 1983,<br />

S. 152-53).<br />

In seiner Zeit war Abraham de Verwer ein<br />

geschätzter Maler, dessen Werke von Leuten<br />

aus den obersten Kreisen in Auftrag gegeben<br />

wurden. Von einem Kontoeintrag von 1639 ist<br />

überliefert, dass eine Zahlung für zwei <strong>Gemälde</strong><br />

vom Louvre in Paris an Verwer vollzogen wurde<br />

und zwei weitere Prinz Frederik Hendrik geliefert<br />

wurden: „Ter sake van twee stucken schilderij<br />

sijnde de Louvre van Parijs en twee verscheyden<br />

gesichten, bij hem aen S. Hoocheijt<br />

gelevert.“ (siehe Giltaij, Jeroen; Kelch, Jan: Lof<br />

der Zeevaart, de Hollandse zeeschilders van de<br />

17de eeuw, Ausst. Katalog, Museum Boymans<br />

van Beuningen, Rotterdam, 1996, S. 133). Er<br />

wurde ebenfalls mit Arbeiten für die<br />

Niederländische Ostindien-Kompanie beauftragt,<br />

für die er sehr gut entlöhnt wurde. Sein<br />

<strong>Gemälde</strong> der Schlacht bei Gibraltar brachte ihm<br />

beispielsweie 2,400 Gulden ein (siehe ebd., S.<br />

133, persönliche Korrespondenz zwischen<br />

Abraham De Verwer und Constantijn Huygens,<br />

Dezember 1641).<br />

Wir danken Professor Peter Fuhring, Stiftung<br />

Custodia, in Paris für seine Recherchen zu diesem<br />

<strong>Gemälde</strong>.<br />

CHF 160 000.- / 200 000.-<br />

(€ 123 080.- / 153 850.-)


3089


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3090 3091<br />

3090<br />

HANDMANN, EMANUEL JAKOB<br />

(Basel 1718 - 1781 Bern)<br />

Christus am Kreuz. 1741<br />

Öl auf Leinwand. Unten links datiert und signiert:<br />

E. Handmann. fecit 1741.<br />

127 x 79,5 cm.<br />

Ein vergleichbares <strong>Gemälde</strong> einer<br />

Kreuzigunsszene mit den Massen 89 x 53,5 cm<br />

ist im Werkverzeichnis unter der Nummer 548<br />

verzeichnet. (siehe Freivogel, Thomas: Emanuel<br />

Handmann, Bern 2000, Nr. 548, Abb. 74).<br />

Wir danken Dr. Thomas Freivogel für die<br />

Begutachtung des <strong>Gemälde</strong>s anhand einer<br />

Fotografie.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 620.- / 6 150.-)<br />

| 94<br />

3091<br />

DIETRICH, CHRISTIAN WILHELM<br />

ERNST genannt DIETRICY<br />

(Weimar 1712 - 1774 Dresden)<br />

Porträt einer jungen Frau. 1750.<br />

Öl auf Holz. Oben rechts signiert und datiert:<br />

Ditricy, f: 1750.<br />

34 x 28,4 cm.<br />

Prof. Dr. Helmut Bürsch-Supan bestätigt in<br />

einem Schreiben vom 23.12.2010 die<br />

Eigenhändigkeit dieses Portraits anhand einer<br />

Fotografie, wofür wir ihm danken.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 850.- / 5 380.-)


3092<br />

3092*<br />

HULSMAN, JOHANN (KOPIE DES 17.<br />

JAHRHUNDERTS)<br />

(Niederlande? vor 1615 - nach 1644 Köln?)<br />

Minerva als Beschützerin der Künste.<br />

Öl auf Leinwand. 125,7 x 160 cm.<br />

Die Komposition dieser Darstellung geht auf das<br />

<strong>Gemälde</strong> von Johann Hulsman im Wallraf-<br />

Richartz-Museum, Köln (Inv. Nr. 3278) zurück<br />

(Öl auf Leinwand, 107 x 142 cm; siehe<br />

Herrmann, Barbara: Johann Hulsman. Ein<br />

Kölner Maler des 17. Jahrhunderts, Peter Lang,<br />

Frankfurt am Main 1998, S. 124-127, Abb. 20).<br />

Links im Profil ist die Minerva dargestellt, die<br />

auf ein <strong>Gemälde</strong>, das die Entstehung der<br />

Milchstrasse repräsentiert, zeigt. Die sieben freien<br />

Künste - Musik, Geometrie, Arithmetik,<br />

Astronomie, Rhetorik, Grammatik und<br />

Dialektik - sind mit Ihren jeweiligen Attributen<br />

in der Bildmitte gruppiert. Dr. Barbara<br />

Herrmann weist darauf hin, dass es sich bei<br />

unserem <strong>Gemälde</strong> möglicherweise um die verschollene<br />

Kopie handeln könnte, die 1719 im<br />

ältesten Katalog der Galerie des Schloss<br />

Pommersfelden aufgeführt wird (siehe ebd., S.<br />

127).<br />

Prof. Frédéric Elsig schlägt eine Datierung in<br />

Köln um 1630 vor, wofür wir ihm danken.<br />

Ferner danken wir Dr. Barbara Herrmann für<br />

ihre Beurteilung des <strong>Gemälde</strong>s anhand einer<br />

Fotografie.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 95


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 96<br />

3093<br />

3094


3095<br />

3093*<br />

CASTELLI, GIOVANNI PAOLO<br />

(UMKREIS)<br />

(1659 Rom um 1730)<br />

Früchtestilleben in einer Landschaft.<br />

Öl auf Leinwand. 37 x 48,2 cm.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 080.- / 4 620.-)<br />

3094*<br />

BAREN, JOHANNES ANTHONIUS VAN<br />

DER (ZUGESCHRIEBEN)<br />

(Brüssel 1615 - 1686 Wien)<br />

Madonna mit Kind in einer Blumengirlande.<br />

Öl auf Leinwand. 85,2 x 68,4 cm.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

3095<br />

BRUEGHEL, JAN d. J. (WERKSTATT)<br />

(1601 Antwerpen 1678)<br />

Blumenstrauss in einer Porzellanvase.<br />

Öl auf Kupfer. Unten an der Tischkante mit<br />

Signatur: Signoer jan breughel.<br />

73 x 55,7 cm.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 97


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 98<br />

3096<br />

3096


3097<br />

3096<br />

FLÄMISCH, 18. JAHRHUNDERT<br />

Gegenstücke: Dörfliche Szenen in Ruinen- und<br />

Flusslandschaften.<br />

Öl auf Leinwand. 97 x 129 cm.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 11 540.- / 19 230.-)<br />

3097*<br />

FONTENAY, JEAN BAPTISTE BELIN DE<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(Caen 1653 - 1715 Paris)<br />

Blumenstilleben.<br />

Öl auf Leinwand. 101 x 84,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Mrs James McDonald, Portland,<br />

Oregon, 1968.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Gutachten: Prof. Sestieri, 19.4.2004.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

| 99


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 100<br />

3098<br />

3098*<br />

PROCACCINI, CAMILLO (WERKSTATT)<br />

(Bologna um 1555 - 1629 Mailand)<br />

Martyrium des Heiligen Bartholomäus.<br />

Öl auf Leinwand. 151 x 114 cm.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)


3099<br />

3099<br />

VENEDIG, 17. JAHRHUNDERT<br />

Liegende Nymphe von einem Satyr überrascht.<br />

Öl auf Leinwand. 94,7 x 207 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Schloss Chatsworth, England.<br />

- Auktion Christie’s, London, 1975.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 101


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 102<br />

3100<br />

3101


3102<br />

3100<br />

VERONESE, PAOLO (KOPIE NACH,<br />

FLÄMISCH 17. JAHRHUNDERT)<br />

(Verona 1528 -1588 Venedig)<br />

Anbetung der Heiligen Drei Könige.<br />

Öl auf Leinwand.<br />

97 x 137 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3101<br />

VENEDIG, UM 1540-50<br />

nach Albrecht Dürer (1471 Nürnberg 1528)<br />

Gefangennahme Christi.<br />

Öl auf Leinwand.<br />

128,5 x 95,5 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3102*<br />

PALMA, JACOPO d. J.<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(um 1544 Venedig 1628)<br />

Samson und Delilah.<br />

Öl auf Leinwand. 64 x 99 cm.<br />

Ausstellungen:<br />

- Kansas City, Nelsan Gallery, Dez. 1958 als<br />

Jacopo Tintoretto (1518-1594).<br />

- New York, Wildenstein, The Painter as<br />

Historian, 15.11.- 31.12.1962, Nr. 8 als Jacopo<br />

Tintoretto.<br />

- Paris, L’oeil Galerie des Arts, Tableaux Italiens<br />

XIV-XVII siècles, Juni-Juli 1973, Nr. 5.<br />

CHF 35 000.- / 45 000.-<br />

(€ 26 920.- / 34 620.-)<br />

| 103


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 104<br />

3103<br />

3103*<br />

FONTEBASSO, FRANCESCO SALVATORE<br />

(1707 Venedig 1769)<br />

Musizierende Engel und Putten in einem ovalen<br />

Ausschnitt.<br />

Öl auf Leinwand. 38,5 x 47 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Christie’s, London, 15.12.1978, Los 29.<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

Literatur:<br />

- Magrini, Marina: Francesco Fontebasso (1707<br />

-1769), Vincenza 1988, S. 146, Nr. 70, Abb. 144.<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> fungierte wohl als ein Modell für<br />

einen grösseren Auftrag, möglicherweise ein<br />

Deckenfresko. Es weist den schnellen und ernergischen<br />

Pinselstrich auf, der von den Vorarbeiten<br />

Fontebassos bedannt ist. (siehe Magrini, Marina:<br />

Francesco Fontebasso (1707 - 1769), Vincenza<br />

1988, S. 146, Nr. 70).<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)


3104<br />

3104*<br />

CARLONE, CARLO INNOCENZO<br />

(Scaria 1686 - 1775/6 Como)<br />

Apotheose der heiligen Cäcilia mit<br />

Engelskonzert. Bozzetto für ein Gewöblefresko<br />

im Dom zu Asti.<br />

Öl auf Leinwand. 54,5 x 70,3 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Rheinische Privatsammlung.<br />

- Privatsammlung, Deutschland.<br />

Literatur:<br />

- Garas, Klara / Hansmann, Wilfried: Carlo<br />

Innocenzo Carlone (1686 - 1775), Ölskizzen,<br />

Ausstellungskat. Salzburger Barockmuseum,<br />

Salzburg 1986, Nr. 39, mit Abb.<br />

- Hansmann, Wilfried, in: Himmel, Ruhm und<br />

Herrlichkeit, italienische Künstler an rheini<br />

schen Höfen des Barock, hrsg. von Hans M.<br />

Schmidt, Ausstellungskat. Rheinisches<br />

Landesmuseum Bonn, Köln 1989, Nr. 43, S.<br />

280, Text S. 281.<br />

Ausstellungen:<br />

- Royal Academy of Arts (verso Etikette). -<br />

Salzburg, Carlo Innocenzo Carlone (1686 -<br />

1775), Ölskizzen, 25.6. - 7.9. 1986, Salzburger<br />

Barockmuseum.<br />

- Bonn, Himmel, Ruhm und Herrlichkeit, italie<br />

nische Künstler an rheinischen Höfen des<br />

Barock, Rheinisches Landesmuseum, 15.6 -<br />

6.8. 1989.<br />

Dieser Bozzetto war für ein Gewölbefresko im<br />

Dom zu Asti bestimmt und diente als Vorlage<br />

für die Ausführung vor Ort. Die im Halbkreis<br />

angeordneten Gruppen musizierender Engel<br />

kommen dem Fresko nahe (Barigozzi, Brini<br />

Amalia / Garas, Klara: Carlo Innocenzo<br />

Carlone, Mailand 1967, Abb. 88). Dabei weist<br />

Prof. Hansmann darauf hin, dass im Dom das<br />

Orgelpositiv nicht vom singenden Engel mit der<br />

Brandfackel überlagert wird, sondern frei sichtbar<br />

ist, woduch die Bildmitte an Stabilität<br />

gewinnt.<br />

Die Fresken im Dom von Asti waren der letzte<br />

grosse Auftrag im Oeuvre Carlones. Der Maler<br />

war damals schon 87 Jahren alt. Auch wenn er<br />

hier bestimmt mit vielen Assistenten gearbeitet<br />

hat, zeigen die Fresken noch immer die hohe<br />

Qualität von Carlones Kunst. Im Gegensatz zu<br />

Monza, wo Carlone vor allem mit der<br />

Ausführung von Medaillons in Tromp - l’oeil -<br />

Umrahmungen beauftragt war, standen ihm<br />

beim Auftrag von Asti die gesamten Wände<br />

und Decken zur Verfügung. Diese kamen seinem<br />

späten, leichten, schwungvollen und farbigen<br />

Malstil sehr entgegen.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 105


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3105*<br />

SÜDDEUTSCH/ ITALIEN UM 1740<br />

Kreuzabnahme Christi mit klagender Maria.<br />

Öl auf Kupfer. Verso Sammlungsbezeichnung:<br />

HB No18.<br />

22,6 x 17,5 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3106*<br />

BONECHI, MATTEO (ZUGESCHRIEBEN)<br />

(um 1669 Florenz 1756)<br />

Allegorie des Ruhms. Studie für ein<br />

Deckengewölbe.<br />

Öl auf Leinwand. 41,5 x 35 (oval).<br />

CHF 7 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 380.- / 6 920.-)<br />

3107<br />

STERN, IGNAZ<br />

(Passau um 1679 - 1748 Rom)<br />

Madonna mit Kind und Apfel.<br />

Öl auf Leinwand. 74 x 61 cm.<br />

Professor Giancarlo Sestieri bestätigt die<br />

Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür<br />

wir ihm danken.<br />

CHF 8 000.- / 10 000.-<br />

(€ 6 150.- / 7 690.-)<br />

| 106<br />

3105<br />

3106


3107<br />

| 107


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 108<br />

3108<br />

3108*<br />

LOPEZ, GASPARO genannt GASPARO DEI<br />

FIORI<br />

(Neapel um 1677 - 1732 Florenz/Venedig)<br />

Gegenstücke: Zwei Blumenstilleben.<br />

Öl auf Leinwand. 59,5 x 43 cm / 59,3 x 43 cm.<br />

Provenienz:<br />

Schweizer Privatsammlung.<br />

Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag bestätigt<br />

die Eigenhändigkeit nach Begutachtung des<br />

Originals, wofür wir ihm danken.<br />

Gasparo Lopez wurde in Neapel geboren und<br />

war ein anerkannter Blumenmaler, daher sein<br />

Übername Gasparo dei Fiori. Er ging bei Jean<br />

Baptiste Du Buisson (1658 - 1730) und Andrea<br />

Belvedere (1642 - 1732) in die Ausbildung und<br />

arbeitete in Rom, Venedig und Dresden. Später<br />

zog er nach Florenz, wo er zum Hofmaler des<br />

Grossherzogs ernannt wurde.<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 38 460.- / 53 850.-)


3108<br />

| 109


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3109*<br />

GREUZE, JEAN BAPTISTE (KOPIE DES<br />

18. JAHRHUNDERTS.)<br />

(Tournus 1725 - 1805 Paris)<br />

Gegenstücke: Zwei Kücheninterieure mit<br />

Mutter und ihren Kindern.<br />

Öl auf Papier auf Leinwand. Je 45,1 x 58,1 cm.<br />

Dieses Interieur mit einer Mutter und ihren<br />

Kindern geht auf eine Zeichnung von Jean<br />

Baptiste Greuze zurück, die von Beauvarlet graviert<br />

wurde. Im Katalogue raisonné de l’œuvre<br />

peint et dessiné de J.-B. Greuze von Martin<br />

(1908, S. 23-24) wird die Zeichnung unter der<br />

Nr. 325 wie folgt beschrieben: «La Maman ou le<br />

Goûter - Dans une chambre rustique, une jeune<br />

femme, assise sur une chaise de bois, tient de la<br />

main gauche une assiette sur ses genoux et de<br />

l’autre main donne à manger à deux petits garçons<br />

qui se disputent la bouillie. Ce dessin, sou<br />

le titre: La Bonne mère, passait, en 1778, à la<br />

vente Servat, 140 francs; en 1832, vente Lagny,<br />

70 francs. Ancienne collection Alfred<br />

Beurdely».<br />

Die hier angebotene Darstellung trägt verso das<br />

Siegelwappen Ferdinand II., König beider<br />

Sizilien, in dessen Besitz sich wohl einst dieses<br />

<strong>Gemälde</strong> befand. Das Gegenstück, das mit gleichen<br />

Massen sicherlich zeitgleich entstand,<br />

steht der Komposition stilistisch sehr nahe und<br />

wurde in der selben Technik angefertigt (Öl auf<br />

Papier, aufgezogen auf Leinwand). Reste des<br />

roten Siegelwachses lassen vermuten, dass sich<br />

ursprünglich auch das Wappen Ferdinand II.<br />

verso befand, und sprechen dafür, dass das<br />

<strong>Gemälde</strong> ebenfalls zum Bestand des Königs<br />

zählte.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

3110*<br />

BOUCHER, FRANCOIS<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(1703 Paris 1770)<br />

Allegorie der Malerei.<br />

Öl auf Holz. 26 x 34,8 cm.<br />

Diese Allegorie der Malerei greift den charakteristischen<br />

Stil François Bouchers auf, der sich<br />

grösster Beliebtheit erfreute. Eine fast identische<br />

kompositorische Skizze in Öl befindet sich<br />

im Musée des Beaux-Arts in Lille, wobei nur<br />

der Winkel der Staffelei und die Anordnung der<br />

Drapierung über den Figuren abweichen. Diese<br />

zwei Skizzen stammen sicherlich vom selben<br />

Künstler, wobei die Skizze in Lille ursprünglich<br />

Charles-Joseph Natoire (1700 - 1777) und jetzt<br />

Boucher zugeschrieben wurde. Sie basieren<br />

dabei augenscheinlich auf Bouchers zahlreichen<br />

Darstellungen von Putten als Personifikationen<br />

der Künste.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)<br />

| 110<br />

3109<br />

3109


3110<br />

3111*<br />

PELLEGRINI, GIOVANNI ANTONIO<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(1675 Venedig 1741)<br />

Porträt eines Bärtigen (Studie).<br />

Öl auf Leinwand. 62 x 50 cm (oval).<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

3111<br />

| 111


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3112<br />

OS, JAN VAN (NACHFOLGER)<br />

(Middelharnis 1744 - 1808 Den Haag)<br />

Blumen- und Früchtestilleben.<br />

Öl auf Holz. Verso alte Etikette: Os, Jean van,<br />

Nr. 76, Fruits, fleurs et nid d’oiseaux. Oeuvre<br />

d’un précieux fini.<br />

83,5 x 67 cm.<br />

Ausstellungen:<br />

National Exhibition of Works of Art, Leeds<br />

1868, Nr. 19.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

3113*<br />

HERMANS, LOUIS<br />

(1750 Maastricht 1835)<br />

Früchtestilleben mit Blumen.<br />

Öl auf Holz. 31,5 x 43 cm.<br />

Fred G. Meijer vom RKD, Den Haag, bestätigt<br />

die Eigenhändigkeit dieses <strong>Gemälde</strong>s nach<br />

Begutachtung des Originals.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

3114*<br />

OS, GEORGIUS JACOB JOHANNES VAN<br />

(Den Haag 1782 - 1861 Paris)<br />

Stilleben mit Blüten und Früchten.<br />

Aquarell auf Papier. Unten links signiert G.J.J.<br />

Van Os.<br />

50 x 38,6 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion Sotheby’s, London, 29.9.1976, Los<br />

107, mit Abb.<br />

- Privatbesitz, Deutschland.<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />

nach Begutachtung des Originals.<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 9 230.- / 13 850.-)<br />

| 112<br />

3112<br />

3113


3114<br />

| 113


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3115<br />

3115*<br />

PATER, JEAN-BAPTISTE FRANÇOIS<br />

(ZUGESCHRIEBEN)<br />

(Valenciennes 1695 - 1736 Paris)<br />

Galante Szene im Park.<br />

Öl auf Leinwand. 27,2 x 30,8 cm.<br />

Wir danken Prof. Helmut Börsch-Supan für die<br />

Begutachtung des Originals.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 114<br />

3116*<br />

SEEKATZ, JOHANN CONRAD<br />

(Grünstadt 1719 - 1768 Darmstadt)<br />

Bauernkinder mit Gänsen und Küken.<br />

Öl auf Leinwand. 41,5 x 31,6 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Neumeister Auktion, München, 6.12.1995,<br />

Los 664.<br />

- Sammlung Horst Wilhelm, Grünstadt.<br />

- Privatsammlung, Deutschland.<br />

Ausstellung:<br />

Städtische Galerie in der Reithalle, Schloss<br />

Paderborn, „Dialog der Kreaturen: Tier und<br />

Mensch in der europäischen Malerei“, August<br />

1997 (verso Etikette).<br />

Dieses charakteristische <strong>Gemälde</strong> von Johann<br />

Conrad Seekatz mit Bauernkindern, Gänsen<br />

und Küken greift eine Darstellung auf, von der<br />

eine Variante bei <strong>Koller</strong> 2009 versteigert wurde<br />

(A150, lot 3076 für CHF 111’600). Diese Version<br />

weicht nur in kleinen Details von dem hier<br />

angebotenen <strong>Gemälde</strong> ab, wo der Knabe im<br />

mittleren Bildteil statt einem Stock in der<br />

Rechten, einen zweiten in der Linken hält und<br />

die strohbedeckte Hütte im Hintergrund durch<br />

einen Flöte spielenden Junge ersetzt wurden.<br />

Horst Wilhelm bezeichnet in einem Schreiben<br />

vom 17.7.2009 (Kopie vorhanden) unser<br />

<strong>Gemälde</strong> als die zweite eigenhändige Fassung<br />

des Malers und datiert sie in die späte<br />

Schaffensphase. Als stilistischen Vergleich<br />

nennt er das <strong>Gemälde</strong> „Bauernfamilie mit<br />

Ziegenbock“ (Emmerling, Ernst: Johann Conrad<br />

Seekatz. Ein Maler aus der Zeit des Jungen<br />

Goethe - Leben und Werk, Grünstadt 1991,<br />

Inv. Nr. 172, S. 98), welches in der Ausstellung<br />

von 1997 im Schloss Paderborn als Pendant<br />

unserem <strong>Gemälde</strong> gegenüber gestellt wurde.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 19 230.- / 26 920.-)


3116<br />

| 115


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3117<br />

3117<br />

LE DUCQ, JAN<br />

(1629 Den Haag 1676)<br />

Windhunde.<br />

Öl auf Leinwand. Links am Rand teilweise<br />

unleserlich signiert: Le Du...<br />

26,4 x 46 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion <strong>Koller</strong>, Zürich, 25.11.1981, Los 5217.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Expertise: Dr. Walther Bernt, Sept. 1977.<br />

Wir danken Fred G. Meijer vom RKD, Den<br />

Haag, für die Bestätigung der Eigenhändigkeit<br />

nach Begutachtung des Originals.<br />

CHF 18 000.- / 25 000.-<br />

(€ 13 850.- / 19 230.-)<br />

3117A<br />

ROM, UM 1700<br />

Früchtestilleben.<br />

Öl auf Leinwand auf Holz.<br />

71,5 x 101 cm.<br />

CHF 7 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 380.- / 7 690.-)<br />

| 116<br />

3117A


3118<br />

3118*<br />

VOGELAER, KAREL VAN<br />

(Maastricht 1653 - 1695 Rom)<br />

Blumen und Früchtestilleben mit Terrakottavase<br />

in einer felsigen Landschaft.<br />

Öl auf Leinwand. 117 x 143 cm.<br />

Gutachten: Alain Latreille, 2.11.2005.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 15 380.- / 23 080.-)<br />

| 117


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 118<br />

3119<br />

3119<br />

3119<br />

WITTEL, GASPARD VAN genannt<br />

VANVITELLI (UMKREIS)<br />

(Amersfoort 1652 - 1736 Rom)<br />

Gegenstücke: Römische Stadtansichten. Blick<br />

auf die Isola Tiberina und Trastevere mit der<br />

Kirche San Pietro in Vincoli.<br />

Öl auf Leinwand. Je 41 x 54 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)


3120<br />

3120<br />

3120<br />

LINT, HENDRIK VAN<br />

(Antwerpen 1684 - 1763 Rom)<br />

Gegenstücke: Südliche Landschaften mit<br />

Tempelruinen, Figurenstaffagen und Tieren.<br />

Öl auf Leinwand auf Holz / Öl auf Holz. 18 x<br />

29,8 cm / 18 x 30 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Singer, London.<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

Gutachten: Walther Bernt, 2.12.1973.<br />

CHF 16 000.- / 24 000.-<br />

(€ 12 310.- / 18 460.-)<br />

| 119


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 120<br />

3121<br />

3121<br />

JOUANON<br />

(Frankreich, 18. Jahrhundert)<br />

Blumenbouquet in einem Glaspokal. 1775.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und<br />

datiert: Mlle Jouanon. 1775.<br />

46 x 37 cm (oval).<br />

Die Malerin Jouanon war Schülerin von Jean<br />

Siméon Chardin (1699 Paris 1779) und Gerard<br />

van Spaendonck (1746 Tilburg 1822). 1799 stellte<br />

sie im Salon von Paris aus. Nach ihrer Heirat<br />

nahm sie den Namen Peigne an und war von<br />

1790 - 1815 in Jony-en-Josas bei Versailles tätig.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 150.- / 9 230.-)


3122<br />

3122<br />

TOMFORT, MATHIAS<br />

(Österreich, 19. Jahrhundert)<br />

Blumenstilleben mit Vogelnest und Trauben.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: Math.<br />

Tomfort.<br />

60,5 x 48 cm.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 121


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

3123 3124<br />

3123<br />

WEITSCH, FRIEDRICH GEORG<br />

(Braunschweig 1758 - 1828 Berlin)<br />

Mutter und Kind. 1798.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links signiert und<br />

datiert: F. Weitsch. Gemalt 1798.<br />

73,3 x 60 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Bedeutende Privatsammlung, Deutschland.<br />

- durch Erbfolge an heutige Besitzer,<br />

Privatsammlung, Schweiz.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 122<br />

3124*<br />

CARRIERA, ROSALBA (UMKREIS)<br />

(1675 Venedig 1757)<br />

Portrait einer Dame.<br />

Pastell auf Papier auf Leinwand aufgezogen.<br />

51,6 x 39,3 cm.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 850.- / 5 380.-)<br />

3125<br />

GRAFF, ANTON<br />

(Winterthur 1736 - 1813 Dresden)<br />

Portrait der Elisabeth Sulzer aus Winterthur.<br />

Um 1765/66.<br />

Öl auf Leinwand. 100,5 x 82,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Dr. Störi, Alte Kunst, Zürich.<br />

- Hans Forrer-Müller, erworben 1923.<br />

- seit daher in Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

Berckenhagen, Ekhart: Anton Graff - Leben<br />

und Werk, Berlin 1967, S. 348, Nr. 1329 (mit<br />

Abbildung).<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)


3125<br />

| 123


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 124<br />

3126*<br />

DEUTSCHLAND UM 1600<br />

Bischof im Ornat mit prächtigem Messing<br />

beschlagenem Rahmen.<br />

Öl auf Kupfer. 18,5 x 16 (achteckig).<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 620.- / 6 150.-)


3127<br />

3127<br />

POUSSIN, NICOLAS (KOPIE NACH,<br />

WOHL DES 18. JAHRHUNDERTS)<br />

(Les Andelys 1594 - 1665 Rom)<br />

Moses zertritt Pharaos Krone.<br />

Öl auf Leinwand. 100,5 x 141,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Ritter, Basel.<br />

- Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur:<br />

Blunt, Anthony: The Paintings of Nicolas<br />

Poussin. A Critical Catalogue, London 1966, S.<br />

15 , Nr. 16, aufgeführt unter Kopie Nr. 2.<br />

Diese Darstellung des Mosesknaben, der auf die<br />

Krone des Pharaos tritt, geht auf das <strong>Gemälde</strong><br />

von Poussin zurück, das zwischen 1642 und<br />

1647 im Auftrag vom Mäzen und Bankier Jean<br />

Pointel entstand und sich in der Abtei von<br />

Woburn im Besitz des Duke of Bedford befindet<br />

(siehe Blunt, Anthony: The Paintings of<br />

Nicolas Poussin, A Critical Catalogue, 1975, Nr.<br />

16, S. 15). Eine weitere eigenhändige Version<br />

von Poussin befindet sich im Louvre Paris (92 x<br />

128 cm, datiert 1643; siehe ebd. Nr. 15).<br />

Die den Antiquitates Judaicae (II, 9, 7) entnommene<br />

Geschichte zur Moseslegende erzählt, wie<br />

der Knaben nach dem er von der Prinzessin<br />

Thermutis aufgefunden, dem Pharao zur<br />

Adoption vorgestellt wurde. Dieser schliesst den<br />

Knaben in die Arme und setzt ihm scherzend<br />

die Krone, die ein Bildnis des ägyptischen<br />

Gottes Ammon zeigt, auf. Der Kleine lässt die<br />

Krone zu Boden fallen und tritt versehentlich<br />

mit dem Fuss darauf. Ein anwesender<br />

Schriftgelehrter erkennt darin die Erfüllung des<br />

Orakels, das den Untergang des ägyptischen<br />

Reiches prophezeit hat. Er verlangt die sofortige<br />

Tötung des Knaben, woran ihn die Prinzessin<br />

und der Pharao hindern.<br />

Die Thematik taucht in der abendländischen<br />

Malerei seit dem späten Mittelalter vereinzelt<br />

auf, so beispielsweise bei Benozzo Gozzoli<br />

(1420-1497) im Camposanto in Pisa.<br />

Wir danken Bruno Häuptli für seine wissenschaftlichen<br />

Anregungen zu diesem Los.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 7 690.- / 11 540.-)<br />

| 125


<strong>Gemälde</strong> <strong>Alter</strong> <strong>Meister</strong><br />

| 126<br />

3128<br />

3128<br />

KARMANN, PETER<br />

(Österreich, 1. Hälfte 19. Jahrhundert)<br />

Blumenstilleben mit Schmetterlingen. 1825.<br />

Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert und<br />

datiert: PK 1825.<br />

76,8 x 56,7 cm.<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 30 770.- / 46 150.-)

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