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Brandenburgisches Ärzteblatt 11/2007 - Landesärztekammer ...

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380<br />

Kammerinformationen/Gesundheitspolitik<br />

Bundesverdienstorden für Dr. Wolfgang Güthoff<br />

Das Ehepaar Karin und Dr. Wolfgang Güthoff<br />

aus Kleinmachnow wurde mit dem Verdienstorden<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

für ihr soziales Engagement ausgezeichnet.<br />

Bundespräsident Horst Köhler überreichte<br />

den Beiden die Auszeichnung am 4. Oktober<br />

im Schloss Bellevue für ihr jahrelanges Engagement<br />

zur Bekämpfung von HIV und AIDS.<br />

Das Brandenburgische <strong>Ärzteblatt</strong> sprach mit<br />

Dr. Wolfgang Güthoff über die Auszeichnung<br />

und seine Projekte.<br />

Bundespräsident Horst Köhler (l.) und seine Frau<br />

Eva Luise (r.) überreichten Dr. Wolfgang Güthoff<br />

(2.v.r.) und Karin Güthoff (2.v.l.) den Verdienstorden<br />

der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Foto: Bundesregierung/Sandra Stein<br />

1. Dr. Güthoff, war die Auszeichnung mit<br />

dem Bundesverdienstkreuz für Sie und Ihre<br />

Frau überraschend?<br />

Ja, natürlich, diese Nachricht hat uns sehr<br />

überrascht, wir waren völlig ahnungslos. Als<br />

Ende August die Mitteilung vom Bundespräsidenten<br />

kam, waren wir ganz schön<br />

sprachlos. Wie wir jetzt erfahren haben, hat<br />

ein Freund und Kollege diese Auszeichnung<br />

für uns eingereicht. Er kennt uns schon lange<br />

und verfolgt von Beginn an unsere Aktivitäten<br />

mit großer Anteilnahme. Er weiß<br />

zum Beispiel, dass meine Frau fast die Hälfte<br />

des Jahres in Belize verbringt, und dass<br />

ich seit langer Zeit meinen Urlaub und meine<br />

verbleibende Freizeit an den Wochenenden<br />

für das Projekt aufbringe. Ob unser<br />

Einsatz dieser großen Ehrung würdig ist,<br />

vermag ich nicht einzuschätzen. Viele Menschen<br />

engagieren sich in ihrer Freizeit für<br />

einen guten Zweck. Vielleicht müssen sie<br />

noch viel mehr entbehren als wir, denn für<br />

uns ist diese Tätigkeit eine Bereicherung für<br />

unser Leben. Wir freuen uns natürlich sehr,<br />

dass unser Engagement im Kampf gegen<br />

die HIV-Epidemie mit dieser Auszeichnung<br />

gewürdigt wurde.<br />

2. Aus welchen Gründen begannen Sie, sich<br />

gezielt mit der Krankheit AIDS zu beschäftigen<br />

– und das bereits vor der Wende?<br />

<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> <strong>11</strong>/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />

Ich arbeite seit 30 Jahren in der Infektionsabteilung<br />

des Klinikums Ernst von Bergmann<br />

in Potsdam. Die DDR hatte ein gutes Infektionsschutzgesetz,<br />

in dem der Umgang mit<br />

Infektionskrankheiten geregelt war. Als Anfang<br />

der 80er Jahre HIV/AIDS bekannt<br />

wurde, hat man eine AIDS-Kommission<br />

gegründet, in der Infektiologen aus allen<br />

Bezirken vertreten waren. Für den Bezirk<br />

Potsdam waren das damals mein Kollege<br />

Dr. Wolf-Georg Schiller und ich. Es gab in<br />

der DDR zwar wenig HIV-Infizierte, wir haben<br />

in unserer Infektionsabteilung aber leider<br />

sehr viele AIDS-Fälle gesehen, da sich in<br />

unserem Land viele Menschen aus afrikanischen<br />

Ländern zur Berufsausbildung aufhielten.<br />

Leider konnten wir damals nur opportunistische<br />

Infektionen behandeln, eine<br />

wirksame Therapie steht uns ja erst seit<br />

1996 mit der sog. HAART (hoch aktiven<br />

antiretroviralen Therapie) zur Verfügung.<br />

Wir haben damals viele Menschen sterben<br />

sehen mit einem zusammengebrochenen<br />

Immunsystem und standen dieser Situation<br />

hilflos gegenüber. Dann endlich hatten wir<br />

wirksame Medikamente und konnten auch<br />

viele Patienten, die sich schon in einem<br />

fortgeschrittenen Stadium befanden, erfolgreich<br />

behandeln, so dass sie noch heute<br />

ohne große Beeinträchtigung ein normales<br />

Leben führen und ihren Beruf ausüben können.<br />

Heute betreue ich in unserer Infektionsambulanz<br />

etwa 75 HIV-infizierte Patienten<br />

aus dem Land Brandenburg.<br />

3. Wieso haben Sie sich gerade Mittelamerika<br />

zum Ziel für die AIDS-Bekämpfung<br />

ausgesucht?<br />

Wir haben nach der Wende Entwicklungsländer<br />

besucht – auch immer mit dem Gedanken<br />

im Hinterkopf, medizinische Hilfe leisten zu<br />

können. Nach nicht so guten Erfahrungen in<br />

Afrika, wo man uns gegenüber das AIDS-<br />

Problem damals noch negierte, haben wir ein<br />

kleines Land in Mittelamerika gefunden, welches<br />

die höchste HIV-Prävalenz von Lateinamerika<br />

und der Karibik hat. Dieses Land hat<br />

stabile politische Verhältnisse, und die Regierung<br />

hatte das AIDS-Problem bewusst wahrgenommen.<br />

Wir sind offen von den Ministerien<br />

und Ärzten aufgenommen worden, damit<br />

waren die bes-ten Voraussetzungen für das<br />

Gelingen eines langfristigen HIV-Bekämpfungsprojektes<br />

vorhanden.<br />

4. Wie genau kam es dann zur Gründung<br />

der Organisation „HIV-Projekt Belize e.V.“?<br />

Nach einem Besuch im Gesundheitsministerium<br />

im Jahr 2000 erhielten wir einen Brief mit<br />

der Bitte, dem Land beim Kampf gegen AIDS<br />

beizustehen. Ich habe damals ein HIV-Lang-<br />

zeit-Bekämpfungsprojekt erarbeitet und es zusammen<br />

mit der Belizeanischen Regierung bei<br />

der Weltbank zur Förderung eingereicht. Die<br />

Weltbank hat dem Land für dieses Projekt einen<br />

Kredit angeboten, aber Belize war damals<br />

wegen hoher Verschuldung leider nicht<br />

in der Lage, noch einen Kredit aufzunehmen.<br />

Da haben wir entschieden, es – so gut, wie es<br />

geht – mit eigenen Mitteln zu finanzieren. Wir<br />

haben sehr schnell Gleichgesinnte und Freunde<br />

gefunden, die uns bei der Gründung unserer<br />

gemeinnützigen Organisation „HIV-Projekt<br />

Belize e.V.“ unterstützt haben.<br />

Praktikant Florian Rummler bei einer Messung der<br />

CD4-Zellzahl. Foto: HIV-Projekt Belize e.V.<br />

5. Was konnte in Belize in den letzten Jahren<br />

bereits erreicht werden?<br />

Mit Hilfe von Mitgliedsbeiträgen, Spenden<br />

von Freunden und Kollegen sowie Honorare<br />

für Vorträge betreiben wir ein Beratungszentrum<br />

in einer Distrikthauptstadt (Dangriga)<br />

und arbeiten dort sehr eng mit einer einheimischen<br />

Partnerorganisation zusammen. Seit<br />

über zwei Jahren ist dieses Office ständig von<br />

Praktikanten aus Deutschland besetzt, die teilweise<br />

bis zu einem Jahr dort unentgeltlich<br />

arbeiten. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit und<br />

das spezielle Arbeitsgebiet meiner Frau war<br />

von Beginn an die Prävention mit dem Ziel der<br />

Verhinderung von Neuinfektionen durch<br />

Sexual- und HIV-Aufklärung und durch die<br />

freiwillige HIV-Beratung und Testung. Meine<br />

Frau hat in den Schulen Sexualaufklärung<br />

unterrichtet. Mein Part liegt hauptsächlich auf<br />

dem medizinischen Gebiet. Ich besuchte die<br />

staatlichen Krankenhäuser, hielt Vorträge<br />

über die HIV-Postexpositionsprophylaxe für<br />

das medizinische Personal und rüstete alle<br />

sieben staatlichen Krankenhäuser mit entsprechenden<br />

Medikamenten aus. Zu meinen Tätigkeiten<br />

gehört auch die allgemeine medizinische<br />

Versorgung in weit abgelegenen<br />

Dörfern zusammen mit einem Belizeanischen<br />

Kollegen. Mit Hilfe der Deutschen Botschaft<br />

konnten wir ein HIV-Präventionsprojekt mit<br />

dem Namen „Special Knowledge out of<br />

Special Boxes – Wissen aus Kisten“ starten,<br />

bei dem Flyer mit Aufklärung über HIV in

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