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Wirtschaftszeitung_05122016

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28 LEBEN &<br />

Monumental und meisterhaf<br />

Das Westfälische Landesmuseum würdigt das Lebenswerk von Henry Moore. 64 Leihgaben kommen aus London.<br />

Es ist so etwas wie eine Heimkehr.<br />

Der britische Bildhauer HenryMoore<br />

(1898-1986) knüpfte als schon betagter<br />

Mann in den 1970er Jahren eine<br />

enge Beziehung zu Münster und seinem<br />

Westfälischen Landesmuseum<br />

unter Prof. Paul Pieper. Besonders<br />

die monumentalen Skulpturen Heinrich<br />

Brabenders (1467-1537) mit<br />

dem Einzug Jesu in Jerusalem hatten<br />

es dem Briten damals angetan.<br />

Umsosinnfälliger ist es, dass<br />

der erste von sechs Sälen<br />

mit der Werkausstellung<br />

zum Lebenswerk Moores<br />

im zweiten Obergeschoss<br />

den Blicköffnet zur „Hammerspitze“ des<br />

Landesmuseums, wo eben jene Monumentalskulpturen<br />

Brabenders zu sehen<br />

sind. Monumental ist auch das, wasHenry<br />

Mooregeschaffen hat. Sowohl, wasdie<br />

Zahl und Vielfalt seiner Werke, als auch,<br />

was die schiere Größe seiner zwischen<br />

Abstraktion und Figuration schwebenden<br />

Skulpturen anbetrifft. Der Bogenschütze<br />

auf dem Museumsplatz an der<br />

Rothenburg, und das ist die erstespektakuläre<br />

Nachricht der Moore-Schau, wird<br />

voraussichtlich länger in Münster bleiben.<br />

Das LWL-Museum verhandelt noch<br />

mit der zurzeit im Umbau befindlichen<br />

Neuen Nationalgalerie in Berlin. Museumsdirektor<br />

Dr. Hermann Arnhold<br />

zeigt sich zuversichtlich, dass die Skulptur<br />

vielleicht „zwei, drei Jahre“ länger<br />

bleiben und den Vorplatz desLandesmuseums<br />

schmücken wird.<br />

Ein weiteres monumentales Teil, die<br />

Szenen aus dem Weltkrieg: Eine Museumsbesucherin schaut sich hier die Bilder „Woman<br />

Seated inthe Underground/Frau, in der U-Bahn sitzend“ und „Shelter Scene: Bunks and<br />

Sleepers/Bunkerszene: Etagenbetten und Schlafende“ (r.).<br />

Foto: Gunnar A. Pier<br />

Skulptur „Two Piece Reclining FigureNo.<br />

5“ aus den Jahren 1963/64, Leihgabe der<br />

Kunsthalle Recklinghausen, schmückt<br />

die Domplatzseite des Landesmuseums.<br />

„Man kann gar nicht anders, als Moore<br />

draußen und drinnen zu zeigen“, unterstreicht<br />

Hermann Arnhold. Was drinnen<br />

ist, ist vielleicht weniger voluminös, aber<br />

nicht weniger monumental und meisterhaft.<br />

Die von Dr. Tanja Pirsig-Marshall und<br />

ihrem Kollegen Dr. Chris Stephens von<br />

der Tate London kuratierte Schau besticht<br />

schon im ersten Saal durch Vielfalt,<br />

Übersichtlichkeit und kluge Beschriftung.<br />

Hier sind „Liegende“ zu sehen. Diese<br />

warenein beliebtes MotivMoores. KuratorStephens,<br />

der64Werkeaus London<br />

Richtung Münster schicken ließ, skizziert<br />

in feinem Englisch Moores zentrales Interesse<br />

für die „menschliche Figur“. Zugleich<br />

erläutert er den biografisch-historischen<br />

Hintergrund des Bildhauers, den<br />

zwei Weltkriege nachhaltig in seiner<br />

Wahrnehmung der Welt prägten. So sind<br />

auf den an den Wänden hängenden Grafiken<br />

und Kohlezeichnungen Bunkerszenen<br />

aus London und Knochen-Studienzu<br />

sehen, die den Schrecken von Krieg und<br />

Todaufgreifen.<br />

Das Balancieren zwischen Abstraktion<br />

und Figuration ist auch an den „Liegenden“<br />

im zweiten Raum zu entdecken.<br />

Raum drei geht dann sozusagen ins Detail<br />

und präsentiert „Masken, Köpfe und<br />

Helme“, die zuweilen an antikeKämpfer-<br />

Profile erinnern. Welche Wechselwirkungen<br />

die Künstler inder ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts aufeinander ausübten,<br />

ist bereits hier,dann aber vorallem in den<br />

drei weiteren Räumen mit „Figuren“ und<br />

„Abstraktionen“ zu sehen. Hier darf der<br />

Besucher Zeichnungen und Skulpturen<br />

von Hans Arp bis Alberto Giacometti mit<br />

Henry Moores Werken vergleichen, Parallelen<br />

und Unterschiede entdecken.<br />

Hans Arps „Die drei Grazien“ von 1961<br />

markieren hier so etwas wie die Reinform<br />

der Abstraktion, denn es handelt sich<br />

eigentlich nur um schlangenförmig in die<br />

Höhe strebende Metallstücke. Auch Arps<br />

„Mythischer Weinschlauch“ (1952) ist in<br />

seinem sanften Wechselspiel vonStumpf<br />

und Spitze Abstraktion in Reinform. Erinnert<br />

Henry Moores „Standing Woman“<br />

von 1924 noch von ferne an archaische<br />

Skulptur-Vorbilder der griechischen Antike,soist<br />

sein kleines Modell des „Bogenschützen“<br />

(1964), dessen großer Bruder<br />

draußen steht, dann auch derart reduziert,<br />

dass beim besten Willen weder Bogen<br />

noch Schütze erkennbar sind. Aber<br />

die Form ist ästhetisch, ausgewogen und<br />

deshalb schön. Johannes Loy<br />

Henry Moore. Impuls fü<br />

rEuropa. 11.<br />

November bis 19.März, Di bis So 10 bis<br />

18 Uhr, 2.Freitag im Monat bis 22 Uhr<br />

bei fr<br />

eiem Eintritt. Eintritt Sonderausstellung<br />

12/erm. 6Euro.<br />

|www.lwl.org/LWL/Kultur/<br />

120 EXPONATE AUF<br />

QUADRATMETERN<br />

Sieben Monate vor den Sk<br />

ehrt das Museum das Wer<br />

Henry Moores. 120 Expona<br />

Plastiken, Skulpturen und<br />

veranschaulichen auf rund<br />

metern die gegenseitigen<br />

vertretenen Künstler: Neb<br />

Moores zeigt die Ausstellu<br />

rem Arbeiten von Theo Ba<br />

meister, Joseph Beuys und<br />

Auch Kunstwerke von Kün<br />

inspirierten und mit denen<br />

tauschte, sind zu sehen: H<br />

Giacometti, Barbara Hepw<br />

rens und Pablo Picasso. In<br />

seit 1977 Moores große Br<br />

ße Wirbel“ am Aasee.<br />

Zur Ausstellung erscheint<br />

bebilderter Katalog imHir<br />

Pädagogen, Kitas und Sch<br />

sondere Führungen und Fo<br />

geboten.<br />

Die Ausstellung wird amh<br />

tag um 20 Uhr eröffnet. D<br />

teressierte eingeladen. De<br />

Ausstellung ist am Donne<br />

am langen Freitag frei. Ha<br />

rund eine Million Euro teu<br />

sind die LWL-Kulturstiftun<br />

tung der Länder, das Kultu<br />

NRW und die Rudolf-Augu<br />

tung. Die Stiftung „Kunst³“<br />

des Westfälischen Landesm<br />

Kunst und Kultur, ermögli<br />

der drei temporären Auße<br />

MITARBEITER GLÜCKLICH!<br />

KUNDEN GLÜCKLICH!<br />

CHEF GLÜCKLICH!<br />

Picassos freundli<br />

Kunstmuseum Pablo Picasso lässt Henri Matisse „Die Ha<br />

Regelmäßige Besucher des Picasso-<br />

Museums sind bei jeder neuen Ausstellung<br />

neugierig: Welchen Blickfang<br />

werden die Experten wohl für<br />

den großen Raum im ersten Stockwerk<br />

ausgewählt haben: ein spektakuläres<br />

Gemälde vielleicht oder, im<br />

Falle von Henri Matisse, die große<br />

blaue Tapisserie mit den stilisierten<br />

weißen Vögeln?<br />

Nein, es sind: Kostüme. Denn der 1869<br />

geborene französische Künstler schuf,<br />

wie schon sein spanischer Rivale Pablo<br />

Picasso, für die berühmten „Balletts Russes“<br />

in Paris eine Ausstattung: Er entwarf<br />

„Von den beiden Großen des 20.<br />

Jahrhunderts ist Matisse vielleicht<br />

der sympathischere gewesen.“<br />

Prof. Dr. Markus Müller<br />

MÜNSTER!<br />

FIRMEN-RABATTE<br />

Jetzt informieren unter: Tel.: 0251 690 4860<br />

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Gewänder und Bühnenbildmotive für<br />

das Strawinsky-Stück „Le chant du Rossignol“.<br />

Farbenprächtige orientalische<br />

Mäntel und Kopfb<br />

edeckungen füllen<br />

einen großen Teil des Museums-Raums,<br />

sie wurden nach den Vorbildern des Jahres<br />

1920 rekonstruiert und für die neue<br />

Schau aus Monte Carlo ausgeliehen. Ein<br />

ungewöhnlicher Blickfang imKunstmuseum,<br />

das ursprünglich Grafikmuseum<br />

hieß.<br />

Die Grafik des Henri Matisse ist ja auch<br />

Ausgangspunkt der Ausstellung –verfügt<br />

das Museum doch seit vergangenem Jahr<br />

über die Dauerleihgabe von121 Werken.<br />

Die wollte man jetzt aber nicht einfach<br />

chronologisch gereiht an die Wände hängen,<br />

erzählen Museumsdirektor Markus<br />

Farbenprächtige Kostüme entwarf Henri Matisse (kl.<br />

Müller und Kuratorin Ann-Katrin Hahn.<br />

Stattdessen haben sie aussagekräftige<br />

Leihgaben zu 70 ausgewählten Blättern<br />

der Sammlung hinzugesellt, um die Geschichte<br />

eines Künstlers zu erzählen.<br />

„Der einzige, den Picasso als Konkurrenten<br />

ern<br />

kus Mü<br />

von de<br />

hunde<br />

gewese<br />

Schau,

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