Hochschule - Fachhochschule Brandenburg
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Es kam zu Gesprächen mit Präsident<br />
und Vizepräsident. Doch dies änderte<br />
nichts an der Tatsache, dass die nötigen<br />
Prozesse nicht begonnen und umgesetzt<br />
wurden, ja nicht einmal in Angriff genommen<br />
wurden. Alle Kapazitäten seien derzeit<br />
mit den neuen Immatrikulationen beschäftigt,<br />
war die neue Erklärung für das Dilemma.<br />
Die seit mittlerweile fünf Monaten ausstehenden<br />
Vordiplome hätten jetzt erst einmal<br />
sekundäre Priorität. Für wirkliche Härtefälle<br />
könnten diese aber per Hand extra<br />
angefertigt werden.<br />
Dieser Zustand hielt auch noch an, als<br />
ich die Thematik in der Senatssitzung am<br />
27. August 2003 als studentische Senatorin<br />
endlich auf einem Hochschulgremium<br />
ansprach. Prof. Dr. Thomas Kern, seines<br />
Zeichens Vizepräsident der FH <strong>Brandenburg</strong><br />
und verantwortlich für den Bereich<br />
In den letzten Wochen drohte das Studentenwerk<br />
Potsdam wiederholt an, die<br />
studentischen Semesterbeiträge zu erhöhen;<br />
das Mensaessen wurde bereits deutlich<br />
teurer. Kaum ein Student weiß, was da<br />
eigentlich los ist im Studentenwerk. Grund<br />
genug für uns, der Sache auf den Grund zu<br />
gehen.<br />
Der Ursprung des ganzen Problems liegt<br />
in der Kürzung von Finanzmitteln, die das<br />
Ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />
und Kultur gegenüber den Studentenwerken<br />
des Landes <strong>Brandenburg</strong> durchgesetzt<br />
hat. So werden die Zuwendungen<br />
durch das Ministerium schrittweise von 3,1<br />
Millionen Euro auf die Hälfte gekürzt. Die<br />
erste Kürzungswelle von 470000 Euro<br />
bekommt das Studentenwerk Potsdam<br />
schon dieses Jahr zu spüren.<br />
Als Reaktion darauf präsentiert das Studentenwerk<br />
auf seiner Verwaltungsratssitzung<br />
im April 2003 einen Entwurf, wie sie<br />
FACHHOCHSCHULE BRANDENBURG<br />
Lehre sah sich in Erklärungsnot: „Wir müssen<br />
zugeben, wir haben es schlichtweg<br />
unterschätzt.“ Eine immerhin ehrliche,<br />
wenngleich auch wenig hilfreiche Erklärung<br />
der ganzen Angelegenheit. Verschärft<br />
wurde das Ganze dann durch die Ankündigung,<br />
dass die Vordiplome frühestens<br />
Mitte Oktober zur Verfügung stehen würden.<br />
Unnötig zu erwähnen, dass damit ein<br />
vormals genannter „wirklicher Endtermin“<br />
erneut auf über einen Monat nach hinten<br />
verschoben wurde. Auf ein konkretes<br />
Fixdatum wollte sich Prof. Kern gleich gar<br />
nicht festlegen, obwohl ich ihn im Anschreiben<br />
zur Stellungnahme darum gebeten<br />
hatte.<br />
Anzumerken ist, dass die momentane<br />
Erklärung lautet, durch die Neuimmatrikulationen<br />
seien alle Prüfungsamtkapazitäten<br />
in Anspruch genommen. Immatrikuliert wird<br />
Her mit der Knete ...<br />
Studentenwerk Potsdam bittet zur Kasse<br />
mehr Gelder von den Studierenden<br />
eintreiben könnten.<br />
Nach einigen Diskussionen<br />
während der Sitzung wird folgender<br />
Entwurf zur Abstimmung<br />
gegeben: die Semesterbeiträge werden<br />
auf 40 Euro erhöht, die Essenspreise<br />
in den Mensen steigen um durchschnittlich<br />
50 Cent und die Wohnheimmiete steigt um<br />
10 Euro monatlich. Einige studentische<br />
Vertreter im Verwaltungsrat lehnen diesen<br />
Plan aber ab - mit drei Nein-Stimmen kann<br />
die Erhöhung der Semesterbeiträge knapp<br />
verhindert werden. Auch ein zweiter Versuch,<br />
den Antrag durchzuboxen, scheiterte.<br />
Nun geht das Studentenwerk einen<br />
„besonderen Weg“, um das Haushaltsloch<br />
zu stopfen: Im Juni stellt das Studentenwerk<br />
die Abendverpflegung in Potsdam ein,<br />
verteuert das Essen in den Mensen um bis<br />
zu 33 Prozent, erhöht die Mieten um 10<br />
Euro, schließt den Kulturmittelfond mit<br />
sofortiger Wirkung und droht mit weiteren<br />
„Mehr Abwechslung beim Mensa-Essen können wir uns nicht leisten!“ Aktions-Infos der <strong>Brandenburg</strong>ischen<br />
Studierenden-Vertretung unter „www.brandstuve.org“. Foto: www.weniger-kostet-mehr.de<br />
AStA/StuPa<br />
jedoch nicht seit März 2003, der Zeit, als<br />
bereits alle Grundstudiumsnoten vorlagen<br />
und der Verwaltungsgang seinen regulären<br />
Lauf hätte nehmen sollen.<br />
Brisant und meines Erachtens nach ein<br />
großes Manko ist nicht nur der so sorglos<br />
scheinende Umgang der studentischen<br />
Angelegenheiten. Genauso bemängelt<br />
werden muss die Informationspolitik von<br />
Hochschulleitung und Prüfungsamt. Die<br />
vorhandenen und ausgegebenen Informationen<br />
waren widersprüchlich, unzuverlässig<br />
und manchmal sogar schlichtweg<br />
falsch - für eine <strong>Hochschule</strong>, in der unter<br />
anderem auch Informationsverarbeitung<br />
gelehrt wird, sogar mehr als nur ein<br />
Fauxpas! Nadine Bieneck<br />
Anmerkung d. Red.: Eine Stellungnahme der Hochschulleitung<br />
zu dieser Problematik erfolgt gesondert.<br />
Weniger kostet mehr<br />
Kürzungen im sozialen Bereich (Sozialberatung,<br />
Jobvermittlung, Kinderbetreuung).<br />
Ein „Dienstleister“ baut ab.<br />
Um bei solch drastischen Maßnahmen<br />
das Gesicht nicht zu verlieren, schiebt die<br />
Geschäftsführerin des Studentenwerkes<br />
Karin Bänsch die Verantwortung auf andere<br />
ab: Schuld an der ganzen Misere seien<br />
die kritischen Studenten, die den Entwurf<br />
im Verwaltungsrat abgelehnt hätten (Mensablatt,<br />
Juli 03). Doch es liegt auf der Hand,<br />
dass das Studentenwerk mit dieser Taktik<br />
nur die Kritik am drastischen Abbau eigener<br />
Leistungen abwenden will.<br />
Aber wieso greift das Studentenwerk die<br />
Studierenden auf diese Weise an? Wäre es<br />
nicht sinnvoller, wenn sich das Studentenwerk<br />
mit den Studierenden verbünden würde,<br />
um gemeinsam gegen die Mittelkürzungen<br />
des Wissenschaftsministeriums vorzugehen?<br />
Denn die verfehlte Bildungs- und<br />
Sozialpolitik ist das eigentliche Unglück:<br />
Mit den ständigen Kürzungen der Fördermittel<br />
für schulische und universitäre Bildung<br />
verspielt Deutschland zunehmend<br />
seine Chancen als Bildungsstandort. Es<br />
sollte im Interesse aller sein, auch Studierenden<br />
sozial schwacher Herkunft ein<br />
erfolgreiches Studium zu ermöglichen und<br />
die Qualität der Bildungseinrichtungen<br />
langfristig zu verbessern anstatt das Bildungs-<br />
und Sozialsystem immer weiter<br />
abzubauen.<br />
Björn Grosser, Jesko Nordlohne, StuPa der FHB<br />
INFOCUS 3/2003<br />
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